Mein! von Morathi ================================================================================ Kapitel 29: ------------ Hallo liebe Leser ^^ Danke für das lange Warten. Ich schäme mich, so lange nichts mehr getan zu haben, ehrlich. Tut mir wirklich leid. Hoffe es gefällt euch, das 29. Kapitel! Much fun! Kapitel 29: "Du hast mit Florian geschlafen?" Glühende Augen und zusammengepresste Zähne nimmt Julian wahr, als er nach einem weiteren Zug an der Zigarette wieder seinen Gegenüber anblickt. "Ja.", als wäre es das natürlichste auf der Welt. Phillip kann es nicht glauben. Sein Lehrer, seine ehemalige Liebe, hatte bereits mit Männern Kontakt, ehe er Referendar geworden war? Auf sexueller Ebene also? Nein! Leicht zieht er die Schultern hoch, presst seine Kiefer noch weiter aufeinander, als zuvor. Wieso aber kann er es nicht glauben? Ist es Eifersucht? Das scheint sich sein Gegenüber auch zu fragen, denn er sieht den Jüngeren forschend an: "Du hast doch inzwischen einen Freund, was willst du eigentlich?" Was will er eigentlich? Ja, das ist eine gute Frage. Phil stellt sich Denys vor, wie er bei ihm ist, ihn anlächelt, wie er ihn beim Sex sieht, ihn beim Schlafen beobachtet. Eindeutig, sein Puls erhöht sich. Er liebt Denys, wieso zweifelt er daran? Warum aber drängt sich dann die Vorstellung von Florian dazwischen, wie er mit einem anderen Mann, einem Unbekannten, schläft? Natürlich, er hat ihn schon im Bobby's mit anderen Kerlen flirten sehen und dann war da noch die Sache mit Richard. Das ließ ihn zwar die Nase rümpfen, sein Herz schmerzen, aber diese unfähigen Wesen aus seinem Dorf kannte er schließlich selbst zu genüge und wusste, dass jemand wie Florian sich mit denen über kurz oder lang nicht zufrieden geben würde. Julian aber ist ein Fremder für ihn, den nur der Blonde selber kennt. Gut kennt, wie es scheint. Kennt und mag, ansonsten wären sie keine Freunde. "Oder bist du etwa wirklich eifersüchtig?" Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Ein einfacher Satz, in dem nicht einmal Spott als Unterton schwingt, sondern lediglich Verwunderung. Julian kann verstehen, warum der andere Florian immer noch mag. Aber was ist mit Denys? Der ist doch auch in Ordnung und passt viel besser zu der Ratte. Wieso schließt er nicht endlich mit dieser aussichtslosen Liebe ab? Widmet sich allein seinem Freund? Und Florian? Warum gibt der dem Blonden nicht endlich eindeutige Zeichen? Oder liebt dieser etwa den Kleineren? Denn dessen Zuneigung muss er bemerkt haben. Muss! Julian atmet tief ein. Seine Hand zerbröselt die längst verloschene Zigarette in ihre kleinsten Teile. "Lass ihn in Ruhe. Du hast in seinem Leben nichts mehr zu sagen. Kleinkinder sind für ihn nichts, merk dir das." Phillip vernimmt diese Worte wie durch eine Wand. Schwerfällig, eher durchdringend. Im Gegensatz aber zu den Erwartungen seines Gegenübers, ziehen sich seine Mundwinkel nach oben und ein heiseres Lachen bricht aus ihm heraus. Seine Augen blitzen fürchterlich, als sie sich in die blauen ihm gegenüber brennen. "Du gehörst nicht in sein Leben, bist nur eine Nebenfigur. Ich dagegen kenne ihn seit langem. Florian ist nicht der Typ für einen nüchternen One-Night-Stand. Nein, ganz sicher nicht. Mich hat er geliebt. Vielleicht liebt er mich immer noch, das weiß ich nicht. Was es aber auch ist. Er gehört mir. Wird immer mir gehören. Ob als Geliebter oder als Freund. Versuch es nur bei ihm. Aber denk daran, er gehört mir." Während er spricht, wird sein Ton immer klarer, immer bestimmter und sicherer. Ruhig ist sein ganzes Wesen nun. Ruhig und klar, aber undurchdringbar. In Julian wächst die Wut, sprüht es vor Zorn. "Du hast einen Geliebten und willst Florian trotzdem für dich haben? Du bist ein egoistisches Arschloch, hat dir das mal jemand gesagt?" "Viele.", grinst die Ratte. "Dann nimm es lieber mal ernst." "Und wenn es mir egal ist?" Der Ältere unter ihnen spuckt auf den Boden, wirft die malträtierte Zigarette hinterher und zerreibt sie völlig mit den Schuhen: "Halt dich von ihm fern. Ich sage es dir nur einmal. Ich lasse nicht zu, dass du ihm das Herz brichst." Mit einem letzten Todesblick zurück verschwindet er im Inneren des Hauses. Das würde ein Nachspiel haben. Mit einem Seufzer lässt Phillip sich zurück gegen die Lehne des Stuhles sinken. Das war die Wahrheit, die er diesem eingebildeten Kerl erzählt hat. Nichts als die Wahrheit. Ein grimmiger Ausdruck schleicht sich auf seine Miene. Dem Kerl soll er seinen Florian überlassen? Nein! Nie und nimmer! - Verdammt! Wenn ich mir die beiden vorstelle ... was machen die Bilder aus dem Krankenhaus in meinem Kopf? Die Erinnerungen an ihn? Das erste und einzige Mal, dass er mich küsste, über mir war. Das einzigste Mal, dass ich mir seiner Liebe sicher war. Was er Minuten später wieder zerstört hat. Aber wieso sehe ich dieses Bild vor mir? Wieso? ich will es nicht sehen! – "Phil? Wieso knurrst du?" Ein roter Schopf mit dazugehörigem Gesicht beugt sich fragend über den Angesprochenen. Erstaunt sieht eben dieser auf, mitten in die verwirrten Augen seines Freundes. "Ich knurre?" "Ja. Das habe ich noch nie gehört bei dir ... klingt beängstigend." Mit einem Ruck zieht Phillip Denys zu sich herunter, drückt ihm einen verzweifelten Kuss auf die Lippen, um ihn dann völlig auf seinen Schoß zu holen. Überrascht von dieser Aktion, reagiert dieser erst einmal gar nicht. Kann sich nicht rühren, denn allein der Griff, der ihn festhält ist zum Steinebrechen. – Was ist los? Was ist passiert? Wehe Florian hat ihn mal wieder verletzt. – Zu weiteren Überlegungen kommt er erst gar nicht, denn sein Freund braucht Zuneigung, Aufmerksamkeit und weiß definitiv wie man sie bekommt. Er legt eine Leidenschaft in den Kuss, die an einen ganz bestimmten Moment in ihrer Beziehung erinnert. Der erste Kuss. Der Kuss im Schnee ist es. Damals suchten sie die Liebe und fanden sie in einem Gleichgesinnten. Damals waren sie verletzt und stolz. Damals verliebten sie sich. Und genau deshalb würde keiner von beiden diesen Augenblick zerbrechen, ihren Kuss unterbrechen können. Sie versinken, versinken im anderen, in ihrer eigenen Welt. Eine Welt voller roter Flammen, den Flammen, die sie antreiben. Sie versinken in dieser Welt, in sich selber. Fragende Blicke treffen das Paar beim Abendessen. Die Augen verklärt, die Haare zerzaust und die Lippen gerötet. Natürlich kann sich jeder vorstellen und denken, was passiert ist. Aber in dieser Heftigkeit und mit solch langanhaltender Wirkung? Lediglich Julian grinst in sich hinein. – Die Ratte ist verzweifelt. Sie ist wirklich verzweifelt. Das heißt ja, dass ich tatsächlich Chancen habe, die ich nutzen kann und werde. Wart nur ab, du wirst dich wundern. – Sein scharfer Blick richtet sich auf Florian, wieder einmal, der das Paar nur kopfschüttelnd betrachtet und weiterisst. Er lächelt vor sich hin, leicht und undeutbar, unbemerkt von allen, außer dem Beobachter. "Hey Flo. Mal wieder Lust auf eine Partie Playstation?", ergreift er auch gleich die Chance, die sich ihm hier so offen bietet. Zwei, vor Freude strahlende, blaue Augen sehen ihn an: "Natürlich, immer doch!" Florians Lächeln wird immer breiter, ähnlich dem seines Sitznachbars: "Wir haben ja viel Zeit." "Und wie wir die haben." - Ob ich als einziger gemerkt habe, dass das zweideutig war? Noch offensichtlicher kann er es wohl nicht machen. – Phillip ist angenervt und das richtig. Zorn leckt in ihm hoch, versucht an die Luft zu kommen. Hat er dem Kerl nicht kurz zuvor eine eindeutige Warnung gegeben? Hat er ihm nicht laut und deutlich gesagt, dass Florian ihm gehört? Anscheinend nicht. Denn Julian nutzt die Gelegenheit, sich an sein Eigentum heranzumachen. Sein Eigentum. Kein Freund, sein Eigentum. Oder auf welche Weise will er seinen Lehrer denn eigentlich? - Moment mal ... teilen sich die beiden nicht sogar ein Zimmer während der nächsten Wochen? Das kann doch nicht wahr sein! – Er will sich nicht vorstellen, was in der Nachbarwohnung geschieht, oder geschehen könnte. Die Bilder kommen aber von alleine, ob er es will, oder nicht. Kommen und treiben ihn an den Rand der Schmerzgrenze. – Ich will nicht mehr daran denken! Nicht mehr während dieser Nacht, während diesem Tag. Und auch nicht mehr, solange Denys noch hier ist. Dann kann ich mich ihm widmen ... auch wenn es dann vielleicht zu spät ist. Aber wenn ich mich die nächste Woche mit Florian beschäftige, ihn vor diesem Perversen beschütze, dann ist die letzte Zeit mit Denys dahin. Außerdem, was mache ich, wenn er irgendwann jemanden findet, den er liebt? Wenn er sich wieder verliebt, nur diesmal nicht in mich? Kann und will ich jeden vertreiben? Zerstör ich ihn damit nicht eher? Aber er ist mein. Und selbst wenn er sich irgendwann wieder verliebt, nicht jetzt und nicht in Julian. Die bringe ich selbst nächste Woche noch auseinander! – In dieser Nacht treibt die Verzweiflung und die Sehnsucht Phil an. Seinem Herzen folgend, seinen Verstand ignorierend, seinen Instinkten gehorchend, fällt er über Denys her. Der mondsüchtige Hund, den es nach dem Objekt seiner Begierde verlangt, sitzt auf der Erde, mit der er sich begnügen muss. Es ist, als sei es die letzte Nacht. In der Wohnung neben ihnen kniet ein junger Mann mit schwarzen, zerzausten Haaren und glitzernden Augen neben dem Bett, in dem Florian liegt. Mit verträumtem Blick streicht er dem Schlafenden sanft ein paar kleine Strähnen aus dem Gesicht. Sie erfüllten das Versprechen, spielten bis spät in die Nacht, nahmen sich die Zeit, wurden wieder wie kleine Kinder. Mit dem Unterschied, dass sie zu Bett gingen, als sie beinahe auf dem Boden eingeschlafen wären. Julian hat sich zurückgehalten, wollte Florian zu nichts drängen, ihn nicht verschrecken. Aber diese Nähe lässt immer noch Sehnsüchte in ihm aufsteigen. "Bitte wende deinen Blick. Sieh ihm nicht mehr hinterher. Wieso siehst du mich nicht so an? Hast du alles vergessen? Bitte." Ein trauriges Lächeln umspielt seine Mundwinkel, er streichelt noch ein weiteres Mal über die sanfte, sich ihm darbietende Wange, ehe er sich erhebt und sich in sein eigenes Bett schleppt. Das gleichmäßige Atmen ist hinter ihm zu hören, verfolgt ihn bis in seine Träume. Der Frühstückstisch wird von übermüdeten dominiert. Phillip sieht ein einziges Mal zu Florian, kann jedoch nichts ungewöhnliches entdecken. – Na vielleicht wartet er, oder sein Opfer wehrt sich. – Auf alle Fälle, egal, wie es aussehen mag, wie es ist, will er es ignorieren. Noch. "Wir beide werden heute allein losgehen. Ihr braucht uns sicher nicht." Keine Frage, ob das okay wäre, nichts. Eine Feststellung und ein fester Blick. Phillip duldet keine Widerrede, wird auch keine erhalten. Alle nicken, nur sein Lehrer sieht ihn etwas fragend ob dieser harschen Worte an. Dann fällt ihm ein, dass die beiden so oder so vorhatten ihren Abschied zu feiern. - Gut, dann sollen sie das machen. Nächste Woche ist Denys weg, dann kann Phil mit mir kommen. – Er wagt einen Seitenblick auf Julian, der mit einem Achselzucken weitergegessen hat. - Dafür kann ich jetzt dahinterkommen, was mit ihm los ist. Er ist anhänglich, aber genauso aggressiv. Aber weshalb? – Natürlich weiß er noch von der einen Nacht, die er mit dem anderen verbracht hat. Sie ist ihm nicht einmal in schlechter Erinnerung, obwohl er damals doch von seiner einseitigen Sexualität überzeugt war. Und zudem leicht angetrunken. Natürlich weiß er noch von der Nacht, die er mit dem anderen verbracht hat. Sie ist ihm nicht einmal in schlechter Erinnerung, bzw. war es nie, obwohl er damals noch von seiner einseitigen Sexualität überzeugt war. Und zudem leicht angetrunken. Julian dagegen hat nie mit seiner Bisexualität hinter dem Berg gehalten. Er würde alles nehmen, sagte er damals. Florian hat gelacht, als er das hörte und den Kopf geschüttelt. Als er aber an diesem Abend, an dem wider aus seinem Heimatdorf zurückgekehrt war, frustriert von seiner Familie und seinen ehemaligen Freunden, frustriert über die wiederholte Abwesendheit Phils, da ist er froh gewesen, dass Julian sich seiner angenommen hat. Ihm etwas Halt geschenkt hat, wenn auch nur für eine Nacht. Sie zu wiederholen, sie wiederzubeleben, war keine Option. Sie waren Freunde und sind es geblieben. Als wäre nie etwas passiert. Fast ... Und jetzt ist Julian so anders. Zog ihn zu sich und stieß ihn weg. – Was ist nur passiert? Hoffentlich sagt er es mir. – "Du, sag mal, was ist gestern passiert?" Große, grau-braune Augen blicken Phillip an. Etwas misstrauisch und forschend. Misstrauisch? Welchen Grund sollte Denys dafür haben? - Vielleicht war gestern ein Teil Verzweiflung wegen Florian, vielleicht war es sogar ein großer Teil, aber nicht nur. Nein. Nein! – "Hm?" Er sieht stur geradeaus, keine weitere Reaktion zeigend. "Na, was los ist. Ich dachte letzte Nacht ja, dass das Bett zusammenbricht." "Hattest du keinen Spaß?", Phils Hand löst sich aus Denys', die er während ihrem Spaziergang die ganze Zeit festgehalten hat. Sofort misst er die Wärme ein kleines bisschen, denn der Schatten in dem Wald, in dem sie momentan sind, ist unerwartet kühl. Die Augen seines Freundes weiten sich überrascht und dieser nimmt seine Hand sofort wieder in die eigene. "Doch. Es war atemberaubend, wortwörtlich, und etwas einmaliges. Nicht, dass nicht jeder Moment mit dir etwas einmaliges ist, aber die letzte Nacht hatte so eine Intensität, die ich noch nie gespürt habe. Ich kenne dich. Bei dir geschieht nichts ohne Grund. Also, was ist?" "Du willst einen Grund?" Mit entschlossener Miene sieht die Ratte das erste Mal seit diesem Gespräch zu Denys. Dieser wundert sich noch, da wird er schon gegen einen Baumstamm in dem, wie ausgestorbenen Wald gedrückt. "Du willst einen Grund?" Denys nickt. Auf brutale Art und Weise drücken sich die Lippen Phils gegen seine, drückt sich dessen Körper gegen ihn. Ehe der Überfallene jedoch irgendwie darauf reagieren kann, ist der Kuss vorbei. Die Nähe bleibt. Grüne Augen blitzen furchterregend. "Du willst einen Grund dafür, dass ich dich liebe? Dass ich dich noch mehr liebe, als je zuvor und fast wahnsinnig werde bei dem Gedanken, dich bald eine Ewigkeit nicht mehr zu sehen, nicht mehr zu spüren, dir nah zu sein? Ist das der Grund, den du erfahren willst? Dass du mich wahnsinnig machst?" Sprachlos starrt der Rotschopf in das glühende Grün seines Geliebten, in die von ihm so geliebten Augen. Und tatsächlich. Er erblickt eine Sehnsucht in ihnen, Verzweiflung und Schmerz. – Diesen Ausdruck habe ich bei ihm noch nie gesehen. Bitte sieh mich nicht so an. Das ertrage ich nicht. – Zitternd drückt Denys Phil an sich, kaum kann er den Kloß im Hals herunterschlucken, leise ihm zuflüsternd: "Ich liebe dich wie niemand anderes und habe Angst um dich, um unsere Liebe. Wie gestern will ich wieder bei dir liegen. Für immer, bis zum Ende." "Dummkopf.", Phillip drückt sich an seinen Liebsten, glücklich lächelnd, senkt für einen Augenblick seine Lider, ehe er sein Gesicht vor das seines Gegenübers schiebt, "Denk nicht an das Ende, verdammt. Ich will dich hier und jetzt. Ich will, dass du in dieser Zeit bei mir bist, nicht irgendwann anders. Denn ich liebe dich jetzt. Das ist sicher." "Nur der Augenblick zählt, oder wie?" Phillip nickt. "Oh man,", Denys grinst, "hört sich das poetisch an." Jetzt lachen sie beide. Die Ratte streckt ihm die Zunge heraus: "Hast du noch nie bemerkt, dass du einen Poeten vor dir hast?" "Ich wusste, dass du ein Prinz bist, aber ein Poet? Nein." Der nächste Kuss ist sanft wie eine Feder und ihre Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen. - Wir haben nur für den Moment die Sicherheit. Was später kommt ist ungewiss. Bitte komm schnell wieder. Lass meine Gefühle nicht schwanken. - 'Du weißt, wie man es macht. Nur du hast mein Feuer entfacht. Lass es mich fühlen, dass auch ich es kann, bei dir. Gib mir meine Leidenschaft und entzünde mich. Zeig mir, was es heißt, in Flammen zu stehen und dabei glücklich zu sein. Vom Winde verweht und doch sich treiben lassen. Ich schaue dich an und warte. Ich möchte nicht drängen, es aber haben. Denke nicht, dass ich ohne dich nicht leben könnte. Ich kann und werde. Doch glücklich, dass bin ich, wenn ich ein Wort, ein Lächeln von dir erhasche. Ich kann ohne dich leben. Doch freuen würde es mich, wenn du bei mir bist. Vielleicht nicht für immer, doch jetzt, jetzt wenn ich dich brauche, mit dir reden, dich fühlen und unser Feuer spüren will.' Feuer das brennt. Genau das bereitet der Clique in diesem Moment Kopfzerbrechen. Aber nicht das innere, sondern das der Sonne. Mag es ihm Wald noch so kühl sein, in der prallen Sonne zerfließt jedes Wesen, jedes Denken. Kurze Besuche bei Freunden, diversen Läden und ihrer ehemaligen Uni, waren ihr bisheriger Tagesablauf. Inzwischen sitzen sie alle müde und schweigend vor ihrem Lieblingscafe, die eisgekühlten Getränke genießend. Ein Ausstellungsbesuch steht noch aus, der eine absolute Überraschung wird. Kathi hat hier ihre eigenen Bilder, Fotos genauer gesagt, veröffentlicht. Oliver wirbelt seine Freundin durch die Luft: "Deshalb hast du uns Kunstmuffel also hier reingeschleppt." Als Antwort bekommt er ihre freche Zunge zu sehen: "Du bist hier der einzige Kunstmuffel." Jeder von ihnen entdeckt sich selber wieder auf einem der Fotos. Selbst Florian findet ein altes Foto, was sie noch im Nachhinein umgestaltet haben muss. Das meiste ist Schwarz-Weiß, scheint eher zufällig und rückt einzelne Aspekte der dargestellten Menschen in den Mittelpunkt. Wie bei Jens, der liebevoll sein Auto putzt und scheinbar sogar damit redet. Als die Gruppe aus dem Ausstellungshaus tritt, steht die Sonne kurz vor dem Untergang. Julian schiebt seine Brille zurecht und hackt sich bei Florian unter: "Na? Lust den Sonnenuntergang mal wieder vom Ufer aus zu sehen?" Der Angesprochene grinst: "Und dann durchzumachen? Immer doch!" Vor Freude springt der Kleine im Dreieck. Na ja, im Geiste zumindest. So kann er mit dem Grinsen gar nicht mehr aufhören. Weiterhin bleibt er nah bei dem anderen. "Tut mir leid, ich kann nicht mit." "Und wieso nicht?" Fragend sieht er Jens an. Dieser zuckt mit den Schultern. "Hab nem Kumpel versprochen ihm bei seinem Auto zu helfen. Morgen früh bin ich wieder da, um euch aus den Federn zu holen." Das sadistische Grinsen auf den Zügen des Punks lässt vermuten, dass ihn sein VW-Bus dabei tatkräftig unterstützen wird. "Und wir gehen feiern. Für uns alleine." Oliver küsst seine Freundin auf die Wange. "Na toll, die Truppe sprengt es auseinander." Florian lässt den Kopf hängen. "Na und?", ein Achselzucken seitens Julians bläst allen aufstrebenden Trübsal weg, "Dann machen wir eben alleine die Stadt unsicher." Und so ist es beschlossene Sache. Jens, Oliver und Kathi verschwinden, während die zwei Übriggebliebenen sich gemächlich zu einem ihrer Lieblingsplätze aufmachen. Am Ufer des Stadtflusses haben sie bis vor einem Jahr am Wochenende abends immer den Sonnenuntergang beobachtet , die letzten Zigaretten geraucht und sich dann in das Nachtleben gestürzt. Noch ist die Sonne nicht ganz unter gegangen, als sie ankommen. So lassen sie sich erst einmal auf dem noch warmen Gras nieder. Es herrscht keine Hektik für sie, weder Raum noch Zeit. Florian schließt genießend die Augen, die letzten Sonnenstrahlen auf seinem Körper spürend: "Schön ... und viel zu selten." Julian kann nur nicken und seinen Blick weiterhin auf dem anderen ruhen lassen, der entspannt aussieht. So entspannt, als wäre er von einem langen Marathon endlich angekommen. "Bist du glücklich?" "Was?" Blaue Augen sehen ihn fragend an. "Ob du glücklich bist." "Definiere 'glücklich'", ist die Antwort. Aber nicht, was er hören wollte. "Also nicht.", Julian lässt einen tiefen Seufzer vernehmen, was Flo zum Grinsen bringt: "So habe ich das nicht gemeint." Ein Moment der Stille folgt, ein Moment des Nachdenkens, "Ich bin glücklich und zufrieden. Ich wüsste jedenfalls nicht, was ich momentan ändern sollte, oder will." - Na das hört sich aber nicht sehr überzeugend an. – - Was soll ich den anderes sagen? Ich bin wirklich zufrieden, besonders seit ich hier bin. Ich will keine Änderung. Nein. Ich benötige Ruhe vor Veränderungen. Es soll so bleiben. – "Du bist also mit deinem Singledasein zufrieden?" Florian schlägt prompt die Augen auf, sieht Julian schmollend an: "Hey! Halt du mir keine Vorträge über dieses Gebiet. Schließlich bist du der Meister im Singledasein, auch wenn das nicht aus Mangel an Angeboten ist.", verwirrt über seinen eigenen Ausbruch blinzelt Florian kurz in die Sonne, ehe er fortfährt, "Allerdings muss ich dir ein bisschen recht geben. Zu meiner Schande. Eine Beziehung würde mir vielleicht gut tun. Aber es muss eine ernsthafte sein, nichts flatterhaftes." "Mal wieder eine Freundin, wäre schön, was? Die letzte ist doch schon lange her, oder nicht?" "Lange her? So würde ich einen Monat als Single nicht unbedingt bezeichnen." - Wie man diese Beziehung jedoch definiert, ist eine ganz andere Sache. – Dass er Julian mit dieser Aussage verwirrt hat, nimmt Florian nicht wahr. Stattdessen fragt er sich, wie so oft, warum er überhaupt etwas mit Richard angefangen hat. Natürlich kennt er die Antwort. Es geschah aus Sehnsucht, aus Trotz gegenüber Phillip . Aber dass diese Aktion dumm war, muss er genauso zugeben. "Wie? Du hattest eine Freundin in letzter Zeit?" Die letzten, funkelnden Strahlen streicheln sanft über ihr Gesicht, einem Abschiedswinken gleich, ehe die Sonne völlig hinter den Bäumen verschwindet, einen orange-roten Himmel hinterlassend. Magisch wirft dieses Licht Schatten und erhellt trotzdem wie ein Zauber diese Welt, entführt alles irdische. Es scheint grotesk, dass Florian inmitten diesem Szenario anfängt zu lachen. "Eine Frau? Nein. Sicher nicht." Sein Gegenüber ist sichtlich noch verwirrter, als schon kurz zuvor: "Aber du sagtest doch ..." "Ich weiß, was ich gesagt habe.", fährt er ihm dazwischen, "Und ich meine es auch so. Es war keine Liebe zu einer Frau. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass gerade du weißt, was ich meine." Das Blau seiner Augen lässt sowohl Ernst, als auch Schalk erkennen. Es ist, als würde ein Wirbelwind, ein Orkan, durch Julian fegen, ihn mit sich reißen, sein Herz mit sich ziehen. Er weiß definitiv, was gemeint ist. Es ist ihm so klar, dass er es nicht glauben kann. Die Nackenhaare stellen sich ihm auf und Hitze wallt in seinem Körper auf. Was ist die Deutung dessen, was der andere ihm gerade gesagt hat? Wie viele Deutungen gibt es von diesen Worten? Worte, die so ruhig und warm gesprochen worden sind, dass sie seinen Verstand auszuschalten vermögen. Worte, die seine Welt infrage stellen, ihn infrage stellen. Als hätte er etwas erwartet und nicht bekommen, wendet sich Florian enttäuscht wieder ab: "Ich hätte es euch vielleicht erzählen sollen, aber ich wollte es eben persönlich machen. Nicht über das Telefon, bei dem eine Seite immer die Flucht ergreifen kann, wenn sie will. Aber es hat sich ja eh erledigt. Jedenfalls das mit meinem Freund.", er kann Julians fassungslosen Blick auf sich spüren, "Ja, ich hatte einige Monate lange einen festen Freund und stehe selbst danach immer noch mehr auf Männer, als auf Frauen. Hast du Probleme damit?" Eigentlich weiß er, dass gerade sein Gegenüber keine Probleme damit haben sollte, hatte dieser schließlich selber ab und an Affären mit Männern. Trotzdem sieht ihn der andere mit großen, ungläubigen Augen an. Was Julian stört, ist nicht, dass Florian schwul ist, sondern die Vorstellung von Florian mit einem anderen Mann. Nicht ihm, nicht einmal der Ratte, wie er aus dem Gesagten entnehmen kann. Es bricht aus ihm heraus. Die eine Frage, die keinen Bezug zu der Frage, die ihm gestellt worden war, steht: "Wieso seid ihr nicht mehr zusammen?" - Gut, besser als eine Beschimpfung ist das schon. Aber wieso interessiert es ihn? Paare trennen sich doch aus unterschiedlichen Gründen. Meistens aus Liebesmangel. Und wieso ist es für ihn überhaupt relevant? Na ja, wir werden sehen. – "Wir hatten eine recht schöne Zeit. Aber im Prinzip hat er mich benutzt und ich ihn. Als ich seine Gründe erfahren habe, habe ich ihm die Nase blutig geschlagen und Schluss gemacht.", kurz schimmert Schadenfreude in Flos Miene auf, lässt Julian zurückzucken, "Vielleicht war ich tatsächlich ein kleines bisschen in ihn verliebt. Na ja, bestimmt. Aber er war nur ein Arschloch, mehr nicht." Ein Achselzucken ist es Florian wert. - Wenn ich ehrlich bin, bereu ich es fast nicht. Ein bisschen vielleicht. Ich verstehe nur meine Aktion selber nicht wirklich, finde sie eben dumm. Außerdem, das Ganze ist vorbei. Was soll es also noch? - Für seinen Freund jedoch öffnen sich Abgründe. Abgründe, in die er sich stürzen will, Abgründe, die er meiden will. Und was will Flo? Der sieht ihn wieder mit einem undefinierbaren Blick an. Sieht ihn einfach an, ohne erdenklich Absicht, ohne bestimmte Gedanken. - Und wieso macht mich der Gedanke so fertig? Wieso kann ich es nicht hinnehmen? Mich freuen und es nutzen? Ich habe Angst. Angst vor der Dunkelheit, die sich vor mir auftut. Oder ist es was anderes? Gegen die Vergangenheit kann ich nichts mehr tun, das ist vorbei. Und die Zukunft steinig, steil. Was denkt Florian? Wie fühlt er überhaupt? – "Warst du denn einmal wirklich in einen Mann verliebt? Warst nicht nur aus Spaß mit ihm zusammen?" Wieder so etwas, das ihm einfach herausgerutscht ist, obwohl er weiß, dass ihn die Antwort verletzten könnte. In doppelter Hinsicht. - Aus Eifersucht, oder aus Hoffnungslosigkeit. – Florians Blick wendet sich nach innen, als beobachte er seine eigenen Gedanken und Gefühle, müsste sie erst befragen. Kurz verharrt er so, ehe er wieder kalr scheint. "Ja.", und auf die stumme Frage des anderen antwortend, "Du kennst ihn." "Phillip.", ist die eindeutige und klare Feststellung. Er nickt: "Die Ratte." Sekundenlang starrt Julian verkrampft geradeaus, zitternd, sich kaum beherrschen könnend. Er wusste, dass keine der möglichen Antworten ihm zu Genüge hätte sein können. Und trotzdem verspürt er eine Leere in sich. Eine Leere, die er mit aller Kraft ausfüllen möchte. Das dumpfe Aufkommen auf dem Rasen ist das einzige Geräusch, das die Stille um sie herum durchbricht. Verwirrt nimmt Florian den schwarzen Haarschopf wahr, der ihn an der Nase kitzelt, den Geruch nach Seife und Gras, den der andere verströmt. Sein Herz kann er nicht mehr von dem fremden unterscheiden, das in dem Körper, nahe an seinen gepresst, schlägt. Er liegt auf dem Rücken, spürt das warme Gras an seinem Rücken, die Hitze des anderen. Er versteht es nicht. Versteht nicht, was hier passiert. Wieso es passiert, wie es passieren kann, überhaupt konnte. Ergeben fällt sein Kopf auf den Boden, seine Augen starren in das Nichts des Himmels, sich allem stellend. Auf das Türschellen kommt keine Antwort. Frustriert lässt sich Phillip auf den Eingangsstufen nieder und grummelt vor sich hin. Sie hätten doch einen Schlüssel mitnehmen sollen. Aber wer konnte schon ahnen, dass wirklich niemand da sein würde? Selbst der VW-Bus steht nicht in der Einfahrt. "Vermutlich sind sie in der Stadt.", schätzt Denys zielsicher. Ein weiteres Grummeln folgt, doch diesmal deutet es Hunger an. - Na toll. Nicht nur, dass wir ausgeschlossen sind, mein Magen rebelliert auch noch. Geld haben wir fast keines dabei. Aber was soll man machen? – Er steht auf, reckt sich, nimmt sich mal wieder die Hand seines Freundes und zieht ihn mit sich. "Dann eben los. Gehen wir essen." Denys schüttelt lachend den Kopf und lässt sich mitziehen. Die Straßen in diesem Stadtteil, sind nur schwach beleuchtet und von derselben Stille durchdrungen, die auch das Paar empfindet. Sie sprechen nicht, sie spüren nur. Bis sie sich irgendwann dem Zentrum nähern. Das Licht wird greller, die Stille verschwindet. Erst nur langsam, dann kommen mit einem Schlag all die typischen Geräusche einer Großstadt. Sie stehen mitten drin. Um sie herum rennen die Menschen. Dabei scheinen die meisten nicht in Eile zu sein. Sie lachen und scherzen, schweigen manchmal auch und lauschen, beobachten. Wie Phillip und Denys. Schlussendlich finden sie etwas, dass ihnen für diese Abend, diese Nacht, zusagt. Ein kleines Restaurant, mehr einer Kneipe ähnelnd weckt ihre Aufmerksamkeit. Ein Bereich zum Essen, eine Theke und im Eck eine kleine Tanzfläche, umgeben von Sesseln. Hier klingt es nur dumpf von draußen herein, das Licht ist gedämpft und trotzdem herrscht eine entspannte, ausgelassene Stimmung. Das Essen ist einfach, aber gut, der Preis auszuhalten. Während dem Kauen blickt sich Phillip unentwegt um. Hier gefällt es ihm gut. Sehr gut sogar. - Ich mag das 'Bobby's' ja schon, wenn man mal von vielen der Insassen absieht, aber hier ist es göttlich. - "Was hast du denn?", Denys' Stimme reißt ihn zurück in das Hier und Jetzt, "Bist du nervös, oder was gibt es?" Er grinst seinen Freund an: "Alles okay. Ich finde es hier nur ziemlich gemütlich." "Das genaue Gegenteil von dir momentan." "Danke, Idiot." "Immer wieder gerne, Ratte." Auf eine Antwort verzichtend, schweigt Phil plötzlich. Die Idee, die ihm gerade gekommen ist, ist neu und erstaunlich. Aber sie fühlt sich gut und richtig an. Er weiß jetzt, was er will. Was er für seine Zukunft will. Jedenfalls für die nächste Zeit. "Denys!" "Ja?" Phils Augen glitzern geheimnisvoll und voll kindlicher Begeisterung. Wieder einmal ist der Rothaarige fasziniert von der Vielfalt der Mienen, die sein Freund hat. Manchmal scheint er alles zu wissen, dann ist er wieder wie ein Kind. Wenn er wütend ist, blitzen seine Augen vor Leidenschaft, zu Normalsterblichen ist seine Mimik abweisend, kalt und undurchdringbar wie dichter Nebel. Wenn er von der Lust überrollt wird, wird seine Iris dunkler und scheint wie Feuer zu lodern. Schalk, Hohn, Kälte, Lust und Weisheit. Egal, wie seine Stimmung ist, immer ist Stolz dabei. Stolz, der nicht niedergetrampelt werden kann. Egal, was passiert. "Denys!" "Ähm ... ja?" – Toll gemacht. Ich lass mich aber auch immer wieder einfangen von ihm. – "Ich weiß, was ich machen will nach der Schule." "Was?" Ein fassungsloser Ausruf folgt. - Wie kommt er denn jetzt da drauf? – "Hey. Tu nicht so ungläubig.", Phil wirft seinem Freund einen schmollenden Blick zu, fängt sich jedoch schnell wieder und erläutert seinen Plan, "Ich werde Gastronom. Es gibt so wenige, wirklich gute Bars. Vor allem welche, die für alle offen sind und mal etwas Alternative bieten. Und außerdem mag ich die Idee, die Ausstattung, die Musik und die Getränke selber bestimmen zu können. Das ist doch genial!" Wäre jetzt eine Fliege vorbeigekommen und hätte einen warmen Platz gesucht, sie wäre mit Sicherheit in Denys' offen stehenden Mund geflogen. Er kann es nicht glauben. Sein Phil und ein Gastronom? Wie passt das denn zusammen? Allerdings sagen ihm da dessen glitzernde Augen was ganz anderes. TBC! Eine Information, bevor ihr eure Kritik abfeuert: Das Kapitel ist noch nicht Beta gelesen. Wird es aber noch, ich wollte es euch nur nicht so lange vorenthalten. Sobald es verbessert ist, wird die verbesserte Version hier eingefügt ^^ So, dann mal los *zwinker* Cu, Morathi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)