Tabularasa von Daedun (Dein Wunsch ist mir Befehl) ================================================================================ Kapitel 1: Dreamcatcher ----------------------- Der Regen klatschte unter stetigem Trommeln, vom Himmel auf das Dach des schwarzen Lieferwagens, der mit quietschenden Reifen durch die Nacht fuhr . In der Ferne, war das leise Grollen des heran nahenden Donners zu hören. Seras saß, mit gesenktem Kopf, zwischen den breiten Schultern, der in grün gekleideten Männer ihrer Einheit. Der Lieferwagen rollte schon seit einer Stunde dem heutigen Ziel entgegen. In der Paddingten Street war ein Angriff von Ghoulen gemeldet worden, die es wohl auf die Besucher einer Undergrounddisco abgesehen hatten. Peter, der links von ihr saß, begann die Funktionen seines Sturmgewehres zu prüfen. "Wir sind gleich da!" dröhnte die Stimme von Kommandeur Fargason aus dem Lautsprecher. " Alles bereit machen1" Seras strafte die Schultern und umfaste den Griff ihrer Waffe. Was würde die heutige Schlacht wohl bringen? dachte sie. Wie viele werden uns erwarten ? Dann spürte sie ein kribbeln auf ihrer Haut. Er war schon da! Ihr Meister würde sich den Spaß also nicht entgehen lassen. Sie hatte ihn seit Tagen nicht gesehen und schon befürchtet, er währe fort. Plötzlich sprang die Tür auf. " Na dann mal los!" rief sie und stürmte mit den anderen aus dem Wagen. Während dessen saß Lady Integra an ihrem Schreibtisch und versuchte sich mehr oder weniger auf die Zahlen zu konzentrieren, die vor ihr auf dem Bildschirm erschienen. Sie hatte sich von Walter noch einen Tee bringen lassen, bevor sich der Diener mit einer Entschuldigung zurück gezogen hatte. Sie rieb sich über die Augen. Schlafen wäre jetzt auch ganz in ihrem Sinne gewesen, aber an den war in Anbetracht der Ereignisse nicht zu denken. Diese Kreaturen hatten es gewagt ihr Heiligtum, ihr Haus anzugreifen. Sie waren zwar gescheitert, was bei zwei scharf schießenden, natürlicher Vampire und einem genauso gefährlichen Diener nicht weiter verwunderlich war. Trotzdem! Es war, als hätte man sie man einer glühenden Klinge geschnitten, deren Wunde immer noch schmerzte. Diese Schmach konnte sie nicht auf sich sitzen lassen. Das verlangte nach Vergeltung. Sie seufzte und schaltete den Computer aus. Keine Chance auch nur einen klaren Gedanken zu stande zu bringen. Sie griff in die Schublade und holte ihre Zigarillos hervor. Als der herbe Rauch wenig später in ihre Lungen drang, spürte sie so etwas wie Entspannung in sich aufkommen. Sie schloss die Augen. Doch in selben Moment zuckte sie zusammen. Sie riss die Augen auf. Alukard? Sie sah sich um aber der schwarzhaarige Vampir war nicht zu sehen. Noch immer hatte der Himmel alle Schleusen geöffnet. Unaufhörlich stürzten die Flutbäche auf die Erde, die bereiz resignieret hatte und langsam in riesigen Pfützen versang. Die Engel weinen, schoss es ihm durch den Kopf und er lachte leise vor sich hin. Die Regentropfen prallte an der großen, breiten Krempe seines Hutes ab und suchten ihren Weg zur Erde über die Falten seines Mantels. Er blickte zum Himmel hinauf. Heute Nacht würden sie um noch viel mehr Seelen weinen können. Dann wandte er sich um. Interga drückte verärgert über sich selbst die Reste ihres Zigarillos im Aschenbecher aus. Warum nur, dachte sie, warum geht mir das nicht mehr aus dem Kopf. Sie fuhr sich durch die Haare und stand auf. Sie ging zu dem Portrait ihres Vaters hinüber. Mustere sein Gesicht, die blauen Augen, die sie eindeutig von ihm geerbt hatte. Hast auch du mal darüber nach gedacht? Sie schüttelte mit einem halbherzigen Lächeln den Kopf. Bestimmt nicht. Warum auch, du warst stark genug Vater. Mit einer sanften Bewegung strich sie über den Rahmen. Seras blickte vorsichtig um die Ecke. " Kein Zielobjekt zu sehen Kommender," flüstere sie in ihr Head Phone, "dringe nun weiter vor!" Sie verlagerte das Gewicht ihrer MP5A5 ein Stück weiter nach rechts und lief dann geduckt weiter. Am Ende des Gangs, sah ihr die eingeschlagene Tür, die in das Untergehschoß des Gebäude führte, wie ein weit geöffnetes Maul entgegen. Sie hatten alle zusammen schon die gesamte obere Etage durchsucht, aber weit und breit hatten sie keine Ghouls ausmachen können. " Wo steckt ihr Freaks?" presste sie zwischen den Zähnen hervor, als sie plötzlich Schritte hinter sich hörte. Sie drehte sie blitzschnell um. Als sie erkannte, wer ihr da entgegen grinste, atmet sie erleichtert aus." Meister ich dachte schon ihr kommt nicht mehr." " Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich mir diesen Abenteuerspielplatz entgehen lasse." Die Gläser seiner verspiegelten Brille blitzen, als er leise vor sich hin lachte. " Wo sind denn unsere Freunde des schnellen Vergnügens ? Sonst können sie es doch kaum erwarten massakriert zu werden." Er schritt an Seras vorbei auf die Tür zu. " Vielleicht ist es eine Falle?" warf die kleine Vampirin ein, der die Stille nicht ganz geheuer war. " Fragt sich nur für wen?" Ohne das geringste Geräusch zu verursachen stieg er die Treppen hinunter. Vielleicht sollte ich wirklich nur mal wieder schlafen, dachte Integra und löschte das Licht in ihrem Büro. Sie lief leise den Gang hinunter, der zu ihrem Schlafzimmer führte. Walter hatte nur ein paar Lampen brenne lassen und diese warfen nun ein schummriges Licht auf den Boden vor ihr. Wen man es mal genau betrachtete, konnte man das Anwesen langsam als Geisterschloss vermieten. Sie schmunzelte. Wie viele Untote würden sich hier wohl noch ansammeln? Sie hatte das Ende des Ganges erreicht, öffnete die Tür und schlüpfte in den Raum. Seras war nach kurzem zögern ihrem Meister gefolgt. Die alten, ausgetretenen Stufen sahen zwar nicht besonders einladend aus, aber es nützte nichts. Suchend sah sie umher. Ihre Augen schenkten ihr, trotz totaler Finsternis, eine glasklare Sicht. Überall lag Müll und Dreck. Abgebrochene Flaschen und alte Zeitungen versperrten ihr den Weg. Ob hier unten wirklich was zu holen war? Doch dann hörte sie Musik. Wo kam die den her? Neugierig folgte sie den Klängen. Plötzlich waren die Stufen zu Ende. Ein langer Gang tat sich vor ihr auf, aus dessen Tiefen die Musik zu ihr hinüber wehte. Was sollte das? Sie hob ihr Gewehr und lief vorsichtig nach vorn. Integra sah auf die Uhr. Genau Mitternacht. Sie setzte sich aufs Bett. Langsam begann sie ihre Handschuhe aus zu ziehen. Als sie sich den Linken schon fast abgestreift hatte, blieb ihr Blick, an ihrem Handrücken hängen. Das Symbol tauchte vor ihrem Inneren auf. Das rote Pentagramm, das Symbol der Macht. Wie viel Macht? Dann hörte sie wieder seine Stimme. "Hast du dir schon jemals gewünscht mir dein Blut opfern zu dürfen?" Sie sah gedankenverloren vor sich hin "Wie so fragst du? Hast du verlernt meine Gedanken zu lesen?"" Das nicht, aber ich will es von dir selbst hören. Hör auf damit, schaltete sie sich selbst, hör auf daran zu denken. Ihr Blick wanderte zur Tür. Ob sie es ich schon einmal gewünscht hatte? Sie verzog das Gesicht. Er wusste es und er quälte sie damit. Er wusste, dass sie sich dafür selbst hasste. Die Musik wurde immer lauter. Seras spürte wie ihre Muskeln vor Anspannung anfingen zu zittern. Sie konnten nicht mehr weit weg sein. Dann tauchte vor ihr erneut eine Tür auf, hinter der wilde Lichtblitze zuckten. " Na also da seid ihr ja!" Doch auf einmal krachte es über ihr und mit einem Mal war es im Gang taghell. Seras schloss für Sekunden mit schmerzverzehrtem Gesicht die Augen. Was zum ...? Sie wurde von Füssen gerissen. Sie schlug die Augen auf. Über ihr schimmerte die zerklüftete Fratze eines Wesens, das vor grauer Vorzeit einmal ein Mensch gewesen sein musste. Sie riss instinktiv die Waffe hoch. " Fahr zur Hölle!" mit einem lauten Zischen flog dem Ghoul der Schädel weg und er zerfiel in seine Einzelteile. Seras rappelte sich auf. Sie war umstellt von angefaulten Kreaturen, die sich nun daran machten, sie in Stücke zu zerreißen. " Meister!" schon hatte der erste sie erreicht, wieder ließ sie einen Schuss los, der wie der erste seine Wirkung nicht verfehlte. Mit einem gurgelnden Geräusch sackte der Zombie in sich zusammen. Sie wollte erneut schießen, als sie jemand von hinten am Hals packte. Es waren einfach zu viele. Doch jetzt erklangen andere Schüsse. Etwas silbernes flog an ihr vorbei und sie spürte wie, die Hände von ihr abließen. Sie sah nach vorn. Am Ende des Ganges stand ihr Meister, die Kanone wie ein Fremdkörper von sich weg gestreckt lachte er ihr entgegen. " Was ist denn Fräulein Polizistin? Ich dachte, ich lasse dir zu erst den Spaß." Drei Ghouls stürzten sich auf ihn . Doch er machte sich nicht mal die Mühe, sie mit seiner Waffe zu erledigen. Er benutzte lediglich einen seiner Arme um sie in Stücke zu zerteilen. Seras war einen Moment erneut fasziniert, von den Fähigkeiten ihres Herrn, dann riss sie sich von dem Anblick los und wandte sich ihren Aufgaben zu. Intergra nahm die Brille ab und sah in den Spiegel, der die gesamte Wand ihres Kleiderschrankes einnahm. Ihre Augen sahen ihr mit einem merkwürdigen Glanz entgegen. Wenn er meinte sie quälen zu dürfen, warum sollte er nicht auch leiden? Vorsichtig und leicht zitternd, griff sie zu dem goldenen Kreuz an ihrem Halstuch. Mit einem leisen Pling landete es auf dem Boden. Sie blickte kurz zu ihm hinunter und dann sich selbst fest in die Augen. Er war gerade dabei, zwei der unwürdigen Kreaturen auf den Weg zur Ewigkeit zu schicken, als das Bild wie ein Blitz vor seine Augen trat. Für einen Moment blieb er verblüfft stehen. Was zur Höhle? Er blinzelte, doch das Bild war verschwunden. Wütend drehte er sich um, als jemand nach seinem Stiefel langte. " Hör auf mir die Füße zu küssen, es wird dir nichts helfen." Mit einem saftigen Tritt, verwandelte sich der Kopf einer vergammelten Frau, in einen herumwirbelnden Fußball. "Kick it like Beckham" schoss es Seras durch den Kopf. Es kamen mittlerweile immer mehr Ghoule aus der Tür hervor und sie bekam langsam Probleme mit dem Nachladen. Sie öffnete die Knöpfe ihres Jacke. Langsam kam das weiße Hemd darunter zum Vorschein. Integra merkte, wie ihr Herz langsam anfing schneller zu schlagen. Die Frau im Spiegel jedoch schien die Ruhe selbst zu sein, als der Stoff hinter ihr zu Boden glitt. Alukard keuchte. Er sah sie ganz deutlich vor sich, aber was tat sie da? Er musste sich zusammen reißen nicht einfach regungslos stehen zu bleiben. Er lud durch und beförderte gleich zwei Gegner auf einmal durch die Wand. Als Integra ihre Hose öffnete zögerte sie einen Moment lang, dann ließ sie sie einfach fallen. Ein Stöhnen drang aus seiner Kehle. Seine Eckzähne wuchsen und mit einem lauten knurren verwandelte er sich. Seras erschauderte als ihr Meister in Gestalt des dreiköpfigen Hundes anfing zu wüten. Integra betrachtete sich. Sie trug nur noch ihre Unterwäsche. Sie beobachtete ihren Oberkörper, wie er sich beim Ein- und Ausatmen hob und senkte. Nach dem er kaum noch einen Stein auf dem anderen gelassen hatte, setzte Alukard mit einem eigentümlichen Lächeln seinen Hut auf. "Den Rest solltest du alleine schaffen Fräulein Polizistin." Er wollte sich gerade verabschieden als ein silbernes Schwert seinen Oberkörper durch bohrte. Er runzelte verärgert die Stirn. " Oh man doch nicht jetzt Judaspriester!" . Integra griff in die Schublade ihres Nachtischs. Der lange, silberne Brieföffners ihres Vaters glitzerte im Licht der Lampe, als sie ihn herausholte. Wieder zögerte sie, doch dann setzte sich vor den Spiegel. "Sie an wen wir da haben, die Töle der Hellsings zusammen mit seiner kleinen Missgeburt" Andersong trat aus dem Schatten heraus. Seras merkte wie ihr bei dem Anblick des Priesters das Herz in die Hose rutschte. " Sag mal weißt du eigentlich nie wann Schluss ist?" fragte Alukard und zog sich mit einem leisen schmatzenden Geräusch das Schwert aus der Brust. " Tut mir leid, wenn ich ungelegen komme, aber ich dachte, ich schau mal rein wo ich gerade hier bin und jage nebenbei noch zwei Monster zum Teufel." "Du kommst mehr als ungelegen" knurrte Alukard und griff in die Innenseite seines Mantels. Doch schon flogen die Bannblätter und Andersong setzte zum Angriff über. Langsam fuhr die Spitze des Messers über die weiße Haut ihres Dekolletes, um dann zu ihrem Hals hinauf zu wandern. "Arrrrrrgh!!!" Er hatte sich nur eine Sekunde ablenken lassen. Verärgert über seinen Patzer, zog Alukard sich das Messer aus der Hand. Seine 454 Casull flog polternd über den Boden. Sie begann nun ihren gesamten Körper mit der Klinge zu erkunden. Ihr Kopf viel nach hinten als sie den Öffner zu ihrem Bauchnabel zog. " Irgendwie bist du heute nicht so recht bei der Sache, was Blutsauger?" Alukard versetzte dem Priester zur Antwort einen Schlag mit der Handkante. " Dich erledige ich auch noch wenn mir beide Arme fehlen!" Seras war langsam zu der Waffe hinüber geglitten. Sie streckte die Hand aus doch... " Nichts da Herzchen, helfen ist nicht erlaubt!" Mit einem Aufschrei sprang Seras zurück, kurz bevor die silberne Klinge sich vor ihr in den Boden bohrte. "Seras verschwinde da, na los!" Alukard verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Dann holte er aus. Integra schloss die Augen. Sie fühlte sich wie berauscht. Sie streckte ein wenig den Oberkörper, dann stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Die linke Hand führte die scharfe Schneide zu ihrem rechten Arm. Er schloss verzückt die Augen. Wie unter Trance schlug er auf den Mann unter sich ein. Er fühlte sich stärker als je zu vor und doch hatte er das Gefühl, jeden Moment zu zerreißen. Es tat nicht mal weh als die Klinge sich durch das Fleisch schnitt. Es dauerte einige Sekunden, bis sich das Blut glitzernd an die Oberfläche bahnte und langsam den Arm hinunter glitt. "Soll das eine Folter sein?" flüsterte er, dann lachte er leise. " Ihr habt Talent Herrin, wirklich Talent." Mit einem dumpfen Plumps sackte Anderson die Wand hinunter. Sein Puryfying Schwert steckte ihm dabei, wie ein Henkel in der Stirn. Alukard hob seinen Hut auf. " So ich hoffe du und deine Tortenheber haben erst einmal genug." Er sah sich nach seiner Waffe um. Seras reichte sie ihm. "Danke" lächelte er. Dann sah er noch einmal zum Regenerator hinüber. "Bis dem nächst du Blaseengel." Integra beobachtete wie der glitzernde Tropfen an ihrer Fingerspitze zitterte, bevor er viel, doch den Boden erreichte er nicht. Eine rosafarbene Zunge schnellte nach vorn und mit einem zufriedenen Grummeln schloss Alukard die Augen. Er saß ihr auf allen Vieren gegenüber. Integra keuchte vor Überraschung. Zu erst wollte sie schreien, er solle verschwinden doch ihre Stimme und ihr Körper schienen ihr nicht mehr zu gehorchen. Er öffnete die Augen und die roten Pupillen schimmerten im Licht des Mondes, der durch das Fenster viel. Er lachte leise " Nun Herrin ist es das was ihr euch wünscht?" Sie versuchte zu antworten doch sie konnte nicht." Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln." Ihr lebt um zu kämpfen, warum solltet ihr zur Abwechslung nicht mal sterben um zu leben?" Sie verzog das Gesicht und holte mit dem Brieföffner aus. Doch er war schneller. Mit einer raschen Bewegung packte er ihr Handgelenk und zwang sie ihre Waffe fallen zu lassen. Dann begann er sanft den eingetrockneten Blutfaden von ihrem Arm aufzulecken. Sie stöhnte, als er immer höher hinaufwanderte " Hör auf damit" Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch ihr Diener gehorchte nicht." Du willst nicht das es aufhört Integra." Er hatte nun den Schnitt erreicht und küsste die Stelle die darauf hin wie durch Zauberei verschwand. Ihr Herz raste, ihr Blut dröhnte in ihren Ohren, wie ein Fluss der sich in eine reißende Strömung verwandelt hatte. " Willst du sterben Integra ? Sie biss die Zähne auf einander und zischte " Ich werde mich niemals unterwerfen." Sein Lachen hallte in ihrem Kopf. " Du wirst immer meine Herrin sein." Dann zog er sie zu sich heran. Sie riss die Augen auf als er sich mit sanfter Gewalt zwischen ihre Beine zwang. Er hielt sie nun auf seinem Schoß und immer noch umspielte das typische arrogante Lächeln sein Gesicht. Noch einmal versuchte Integra sich zu befreien. " Warum wehrst du dich? Vertraust du mir nicht?" In seinen Augen spiegelte sich der gleiche Ausdruck, wie damals als sie ihn mit den Freaks verglichen hatte. Sie hielt inne, immer noch raste ihr Puls. Plötzlich blinzelte sie Verzeih ich weiß das du vollkommen anders bist. Langsam entspannte sie sich und ihr Oberkörper wanderte dabei Stück für Stück nach hinten. Sie schloss die Augen. " Du wirst es nicht bereuen!" hörte sie ihn sagen, dann ließ sie sich entgültig fallen. Er strich mit der Hand über die matt schimmernde Haut ihres Bauchs, hinauf zu ihren Brüsten. Er verhaarte kurz und genoss die Wirkung die er erzielte. Er spürte erneut seine Eckzähne wachsen, doch er zwang den Durst still zu sein. Er wollte diesen Moment nicht dem Monster in ihm schenken, sondern sich selbst. Integra fühlte wie sich unter seinen Berührungen eine Gänsehaut bekam. Sie unterdrückte den Laut der sich in ihrer Kehle regte. Noch immer weigerte sich ihr Verstand zu akzeptieren, was ihr Körper schon lange wusste. Er beugte sich nach vorn und hob sie gleichzeitig mit einem Arm nach oben. Sein Kopf verschwand im Stoff ihres Korsetts . Jetzt konnte sie es nicht mehr länger unterdrücken, mit einem erstickten Aufschrei vergrub sie ihre Hände in seinen Haaren. Sie riss sein Gesicht nach oben und sein Lächeln erschien ihr wie eine Herausforderung. "Was befiehlst du mir Herrin?" Sie drückte ihre Stirn gegen seine. "Zeig mir wie man stirbt!" keuchte sie und er lachte leise. Als Integra am nächsten Morgen die Augen aufschlug, glaubte sie im ersten Moment, dass alles nur ein Traum gewesen war. Doch ein Blick auf den Boden vor dem Spiegel reichte, um sie vom Gegenteil zu überzeugen. Der kleine, dunkel rote Fleck auf dem schneeweißen Teppich schien sie regelrecht an zugrinsen. Sie schlug mit einer wütenden Bewegung die Decke zur Seite und stand auf. Unter der heißen Dusche versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen. Das warme Wasser rauschte ihre Haare hinunter. Mit tiefen Atemzügen versuchte sie zu Ruhe zu kommen. Vor ihren geschlossenen Augen, tauchten erneut die Bilder der letzten Nacht auf. Sein Gesicht, die roten Augen die förmlich zu glühen schienen, seine Hände wie sie... Sie fluchte leise und mit einem verstohlenen Blick betrachtete sie die Innenfläche ihres rechten Arms, doch kein noch so kleiner Riss verriet was sie letzte Nacht getan hatte. Das Frühstück stand, wie jeden Morgen auf ihrem Schreibtisch. Walter hatte heute so gar eine kleine weiße Rose auf den Teller gelegt. Sie lächelte, ihr Diener wusste was sie mochte. Doch dann verzog sich ihre Stirn. Ja genau, all ihre Diener kannten ihre Bedürfnisse vor allen Dingen einer, glaubte sie ganz genau zu kennen. Integra schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, dann griff sie zur frisch gebügelten Times. Die ersten Seiten waren genauso wie immer, voll mit politischem Geschwätz und Selbstbeweihräucherung. Sie blätterte mit spöttischer Mine weiter. Plötzlich stutzte sie. Sie blätterte zurück. Tatsächlich das war doch "Walter!!!" Ihr Diener erschien augenblicklich. Mit hochgezogenen Augenbrauen kam er durch die Tür. " Ja Lady Integra?" Ihr doch etwas lauter Ton, so früh am Morgen, erschien ihm ungewöhnlich. Integra deutete, mit vor Zorn verzehrtem Gesicht, auf die Zeitung. " Warum ist dieser katholische Schweinehund schon wieder hier?" rief sie und Walter wusste sofort, wen seine Herrin meinte. Er räusperte sich. " Nun Pater Andersong ist so weit ich weiß, im Namen einer Bischofskonferenz in Canterbury hier." Integra knirschte mit den Zähnen. " Genau und das soll ich glauben?" Sie stand ruckartig auf und rauschte an dem leicht verdutzen Walter vorbei. " Darf ich fragen wo sie jetzt hin wollen Lady Integra ?" "Ich fahre spazieren" knurrte sie und ließ sich ihren Mantel bringen." "Warten sie wann und wohi...?" doch da brauste der weiße Crycler schon durch den aufwirbelnden Kies davon. Walter runzelte die Stirn. Dann ging er zurück ins Haus. Integra griff wütend nach ihren Zigarillos. Was bildete sich dieser verdammte Scheißkerl eigentlich ein. Im Rahmen einer Versammlung? Sie wusste genau warum er hier war. Alles was er wollte war ihre Autorität untergraben, sie provozieren. Bravo; das hatte er geschafft. Aber da war noch eine andere Sache; die sie zu ihrem eigenen erstaunen beunruhigte. Als sie sein Bild bemerkte; schoss ihr zu nächst nur ein Gedanke durch ihren Kopf. Seras!!! Anderson würde bestimmt alles daran setzten das Mädchen zu jagen. Sie drückte den rauchenden Stummel aus. Er hatte es schon mal versucht. Damals war Alukard zur Stelle gewesen und hatte den Priester daran gehindert, sie hinzu richten, aber auch er konnte nicht über all sein. Sie wies den Fahrer an sie zur Kathedrale von Canterbury zu fahren. Es wurde einfach Zeit, etwas gegen diesen Mistkerl zu unternehmen. Als sie nach zwei Stunden das schwarze Gebäude betrat und noch einmal fast eine Stunde im Audienzzimmer gewartet hatte, sagte man ihr, dass zu allem Bedauern Pater Andersong erst spät am Abend zurückkehren werde. " Warum, wo ist er denn hin ?" fragte sie mit zusammen gekniffenen Augen. Der Sekretär hüstelte verlegen. "Nun Pater Andersong wollte, so sagte er jeden falls noch eine persönliche Angelegenheit regeln." "Und hat er ihnen auch gesagt was für eine Art von persönlicher Sache das ist?" hackte sie noch einmal nach. Doch der dickbäuchige Mann rümpfte die Nase. " Ich glaube nicht das ich verpflichtet bin ihnen darüber Auskunft zu geben, Lady Integra. Außerdem.." " Jetzt hören sie mir mal gut zu!" herrschte sie ihn an " Wenn sie mir nicht auf der Stelle sagen wo er sich befindet , schwöre ich ihnen, dass sie Konsequenzen davon tragen werden, von denen sie sich nicht mehr erholen werden also ?" Er klappte mit erschrockenem Gesicht den Mund zu, dann stammelte er " Also ich weiß nur das er nach Clotham wollte , aber warum.." " Clothem?" unterbrach Integra ihn erneut. Sie überlegte fieberhaft, was er da suchen könnte, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel " Oh mein Gott sie wohnte in Clothem ." Sie drehte sich um und ließ den völlig verdutzen Sekretär einfach stehen. " Nach Clothem und geben sie Gas" Als die Reifen quietschend über den Asphalt jagten, griff Integra in die Versteckte Schublade unter der Armlehne. Sie lud das Magazin ihrer Walther. Als sie die Sicherung einrasten ließ beugte sie sich nach vorn. " James rufen sie Walter an und fragen sie ihn ob Seras zu Hause ist, los machen sie schnell!" Dann blickte sie mit nervösen Augen nach draußen. Plötzlich erklang Walters Stimme durch die Lautsprecher des Wagens. Sie zuckte zusammen " Lady Integra Das ehrenwerte Fräulein ist nicht zu gegen, sie wollte so weit ich weiß, heute noch einmal in ihrer alten Wohnung, nun, wie soll ich sagen "nächtigen " und noch ein paar Sachen holen. Ich schätze sie wird bei Nachteinbruch zurück sein. Hallo Lady Integra ? Doch sie konnte ihn nicht mehr antworten, denn sie hatten so eben ihr Ziel erreicht und Integra war, wie ein geölter Blitz aus dem Wagen geschossen. So zurück blieb James, der Walter ratlos erzählte, wohin Lady Integra gerade mit einer geladenen Waffe verschwundne war. Sie rannte zur Haustür des Wohnblocks und suchte fieberhaft nach dem Namen auf der Türklingel. Endlich Arthur und Seras Viktoria. Sie wollte schon Sturm klingeln ,als ihr einfiel, über was für einen Schlaf Vampire verfügten, doch dann bemerkte sie das die Tür offen war. Beim näheren hinsehen wurde deutlich, dass jemand nachgeholfen hatte. Rechts und links vom Rahmen blitze zersplittertes Holz hervor. Sie entsicherte die Waffe und öffnete die Tür. Im Treppenhaus rührte sich nichts. Unheimliche Stille empfing sie. Sie entschied sich gegen den Lichtschalter, um ihr kommen nicht vorzeitig anzukündigen und schlich die Treppen hinauf. Das einzige was sie während des Aufstiegs hörte war ihr eigener Atem, den sie mühsam zu beherrschen versuchte. Sie war jetzt auf der richtigen Etage angelangt. Es gab in diesem Stockwerk nur zwei Türen, eine davon war offen. Sie biss die Zähne auf einander. "Himmel mach das ich nicht zu spät bin." Sie blickte vorsichtig um die Ecke, doch noch immer regte sich nichts. Sie ging hinein. Der Raum sah aus, als wenn er nie verlassen worden währe. Keine Spur eines Kampfes. In der Mitte stand ein Tisch mit vier Stühlen, in der Ecke leuchtete eine alte Stehlampe und aus dem hinteren Teil des Raumes der durch einen Vorhang vom Wohnraum abgetrennt war hörte sie ein Radio spielen. Als Integra nach links blicke entdeckte sie eine weitere Tür. Das musste das Schlafzimmer sein. Sie schob sich ohne ein Geräusch zur Tür und schlüpfte hinein. Es war stockfinster. Mit einer Hand suchte sie die Wand nach einem Lichtschalter ab. Darauf gefasst gleich einen leblosen Haufen Asche vor zu finden. Doch als nach wenigen Sekunden das Licht anging, atmete sie erleichtert aus. Seras lag eingerollt wie eine Katze auf dem Bett. Die Augen fest geschlossen und völlig unverletzt. Integra lehnte sich an die Wand. Sie spürte, wie ihr der Schweiß den Rücken hinunter lief. Er war also nicht hier gewesen oder hatte sie schlicht weg nicht gefunden. Vielleicht erschien ihm der Gedanke, ein Nosferatu könne in einem ganz gewöhnlichem Bett schlafen zu absurd. Sie grinste, wenn du wüsstest mein lieber Alexander. Dann ging sie zum Bett hinüber. Sie rüttelt das Mädchen sacht an der Schulter. "Hey Seras hörst du mich?" Keine Reaktion. Sie schüttelte heftiger. Jetzt fingen die Augen an zu flackern. Die Vampirin runzelte verwirrt die Stirn als sie erkannte wer sie geweckt hatte. " Lady Integra was machen sie denn hier?" Integra winkte ab. " Das erzähle ich dir später, hör zu wir müssen von hier verschwinden, hast du alles was du brauchst?" Seras, die immer noch leicht benommen war, nickte geistesabwesend." Wie spät haben wir es?" fragte sie und Integra sah auf die Uhr. " Kurz vor sechs, noch eine Viertelstunde bis Sonnenuntergang" Si e stieß mit dem Fuß gegen etwas hartes und sprang zurück. Vor dem Bett stand eine schwarze Reisetasche. Seras grinste verlegen. "Ich wollte doch ein paar persönliche Dinge mit nehmen." Sie drehte sich auf den Bauch und griff dann in die Schublade neben ihrem Bett. Sie holte eine kleine Schachtel heraus. " Das sind Briefe von meinem Vat"er, erklärte sie " Immer wenn er wegen eines Einsatzes für ein paar Tage fort musste, hat er mir geschrieben." Integra spürte ein alt bekanntes Gefühl in sich aufsteigen. " Du hast ihn sehr gern gehabt mh?" Seras sah auf. " Ja" ihre roten Augen schimmerten. " Er war alles was ich hatte, bis er eines Tages..." Sie brach ab. Dann steckte sie das Kästchen in die Tasche. " Wir können wenn sie wollen." Die beiden Frauen standen auf. Als sie ins Wohnzimmer traten blieb Integra noch einmal stehen. " Du hast das Radio vergessen." Selas sah sie irritiert an. " Aber ich habe gar kein Radio." Für einen Bruchteil einer Sekunde war es still, dann krachte es und aus der Mitte des Vorhangs schoss etwas Silbernes auf sie zu. Inetegra versuchte sich noch weg zu drehen, doch sie war nur ein kleines bisschen zu langsam. Sie spürte eine eisige Kälte ihre Schulter hinaufziehen, dann entwickelte sich diese Kälte zur schneidenden Hitze. Sie donnerte polternd gegen die Wand und sackte dann stöhnend auf die Seite. Als sie nach der schmerzenden Stelle griff, packte sie ins Nasse und dann umklammerten ihre Finger den Griff einer Pupherinklinge. " Lady Integra !" Seras sah ihr vom Flur aus entgegen, in den Integra sie beim herumdrehen geschubst hatte. Das Mädchen zitterte, als sie sah, wie das Blut ihrer Lady die Tapete hinunter lief und sich eine immer größere werdende, dunkle Lache auf dem Boden ausbreitete. " Sie an, sie an, welche Ehre die Lady selbst an diesem primitiven Ort an zu treffen." Andersong riss die Überreste des Vorhanges bei Seite und kam aus der Küche. Mit federnden Schritten kam er auf Integra zu, die versuchte sich das Schwert aus der Schulter zu ziehen. " Oh bitte, lassen sie mich das doch machen." Er wollte sich zu ihr runter beugen als Seras, wie eine Wildkatze, auf ihn zu flog. "Du verdammter Scheißkerl!" Andersong warf es durch Seras Sprungkraft zurück in die Mitte des Raumes. Sie hatte sich in seine Kehle verbissen und als er nun versuchte sie mit rudernden Armen abzuschütteln, spritze sein Blut, wie eine Fontäne durchs Zimmer. Dann packte er sie am Hinterkopf und mit einem gewaltigen Ruck, riss er ihre Fangzähne aus seinem Hals. Seras wurde in Richtung Stehlampe geschleudert und Andersong blieb schwankend stehen. " Ihr dämonischen Sirenen, ihr Huren des Teufels!". Er griff zu seinem zweiten Schwert, seine Augen starrten mit verklärtem Blick durch den Raum. " Ich werde die Erde von euch befreien und eure Seelen reinigen!" Integra zog verzweifelt an dem Griff, doch eine Woge von Schmerz ließ sie fast Ohnmächtig werden. Sie kniff ein paar mal die Augen zusammen doch das Bild vor ihren Augen verschwamm. Dann spürte sie etwas Hartes unter ihrem Bauch. Die Waffe! Sie keuchte, das war ihre einzigste Chance. Sie musste warten, bis er nah genug an ihr dran war und dann. Doch es sah so aus, als wenn er sich zu erst auf Seras stürzten wollte. Er wankte mit erhobenen Schwert auf sie zu. " Andersong!" Ihre Stimme war nicht mehr als ein Krächzen. " Wisst ihr wie das ist, wenn man vom Teufel höchstpersönlich bestiegen wird?" Das Schwert verhaarte in der Luft. Integra rang nach Atem. Sie wusste wie sie ihn kriegen konnte. "Ich sage euch, selbst die Engel im Himmel würden es mit dem Fürsten der Finsternis treiben, wenn sie wüssten was ihnen entgeht." Sie schloss für einen Moment die Augen doch an hand der leichten Erschütterung des Bodens spürte sie wie er näher kam. " Du hast deinen Körper an ihn verkauft?" Seine Stimme war jetzt über ihr " Du hast dich von ihm ......" " Entschuldigung ist das hier eine geschlossene Veranstaltung oder darf man da noch mit machen?" "Meister!" Seras Stimme hallte durch den Raum und Integra spürte, wie es schwarz um sie wurde. Adersong sah hoch, um im nächsten Moment in den Lauf der 454 zu blicken. " Wie kannst du es wagen meine Herrin an zu rühren?" Die Stimme Alukards war so kalt, das Selas eine Gänsehaut bekam. Doch Anderson grinste. " Deine Herrin ? Ich glaube, ich weiß wie sie dich bei Laune hält Bastard." Er griff in seinen Mantel. " Du weißt überhaupt nichts du Kretin!" Die Wucht der Kugel ließ den Kopf des Priesters nach hinten fallen. Er stolperte zurück. Alukard folgte ihm, immer noch die Waffe auf ihn gerichtet. Andersong fing an dröhnend zu lachen " Sie lässt es sich von ihrem Diener besorgen und füttert ihn dabei mit ihrem Blut!" Seras saß immer noch unter der Stehlampe und sah fasziniert zwischen den beiden Männern hin und her. Dann viel ihr Blick auf Integra und ganz langsam kroch sie zu ihr hinüber. Sie konnte das Herz der Lady schlagen hören. Es wurde immer leiser. Sie versuchte ihre Hand auf die blutende Wunde zu drücken. " Bitte Lady Integra haltet durch!" flüsterte sie " Er wird ihn fertig machen und dann:..." Sie sah erneut zu ihrem Meister hinüber. Immer noch hielt er die Waffe starr auf Anderson gerichtet, dessen dröhnendes Lachen zu einem albernen Glucksen geworden war." " Ihr solltet besser schweigen Hochwürden und ein letztes Gebet sprechen, bevor ich euch zu eurem Brötchengeber schicke." Anderson riss sein Schwert hoch, doch anstatt zu schießen, griff Alukard plötzlich nach vorn. Seine Hand versank, wie in einen Haufen warmer Butter, in der Brust des Priesters. Dem blieb das Lachen im Halse stecken, als er registrierte, was da vor sich ging. Alukard grinste ihm ins Gesicht. " Dieses mal will ich sicher gehen, dass ihr uns nicht mehr belästigt." Er spannte die Muskeln an und Anderson entfuhr ein gurgelndes Röcheln, gefolgt von einem Schwall von Blut. Alukard lachte und mit einer kraftvollen Bewegung stieß er Anderson von sich weg. Der Priester taumelte erneut, doch dieses mal, brach er donnernd zu Boden. Seras blickte auf die Faust ihres Meisters, die eben noch in Andersong gesteckt hatte. Was sie jetzt umklammert hielt, schien wild zu zucken, bis es auf einmal regungslos und schlaf herunter hing. Er hatte ihm das Herz rausgerissen. Jetzt warf er das tote Stück Fleisch achtlos auf den Boden und drehte sich zu ihr um. Er ging auf die Knie und hob Integra so sanft wie möglich hoch. Sie stöhnte leise. " Wird sie es schaffen?" fragte Seras mit zitternder Stimme. Ihr Meister antwortet nicht gleich. " Was sie jetzt vor allen Dingen braucht ist ein Krankenwagen." Dann verschwand er mit ihr. Zu erst war da nichts außer Dunkelheit. Tiefe und stille Dunkelheit, die sie einhüllte wie eine schützende Decke. Nur ab und zu, tauchten Blitze auf, die kurz Licht und Lärm brachten aber sie waren schnell wieder verschwunden. Integra wollte nur eins, für immer hier bleiben. Hier war es friedlich, hier tat ihr niemand weh. Seras stand mit gefalteten Händen vor der Plexiglasscheibe und flüsterte leise vor sich hin. "Glaubst du, das Gott Wesen wie uns, einen Gefallen tut?" Sie schreckte hoch. Alukard stand neben ihr und starrte wie sie, durch die Scheibe auf seine Herrin hinab. Seras senkte betrübt die Stirn. "Das ist alles mein Schuld. Er wollte mich und ich habe versagt, wenn ihr nicht gewesen wäret dann.." "Wenn du nicht so selbstlos gehandelt hättest, währe meine Herrin jetzt tot!" unterbrach er sie. Seras blickte ihn überrascht an. " Wie meint ihr das?" Alukard wandte nicht den Blick ab als er weiter sprach. "Du hast dich ohne zu zögern unbewaffnet auf ihn gestürzt Seras, obwohl du wusstest, dass du ihm unterlegen bist." Jetzt sah er sie an " Du hast nicht versagt, im Gegenteil. Niemals zu vor hast du so eindrucksvoll bewiesen, zu wem du gehörst." Sie lächelte zögernd. Das war eindeutig ein Kompliment gewesen. Sie sah wieder zu Integra hinüber, die immer noch schlief. "Aber eins verstehe ich nicht Meister, warum war Lady Integra überhaupt in meiner Wohnung?" Jetzt grinste er, "Nun ,ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke sie wollte ihre Familie schützen." Seras blieb der Mund offen stehen. " Ihre was..?" Doch eine Bewegung vor der Scheibe lenkte sie ab. Integra schlug langsam die Augen auf. Als sie kurz darauf erkannte, wo sie war und wer da vor der Scheibe stand, stahl sich ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht. Kapitel 2: Judas Sünde ---------------------- Prolog: Vielen Dank für die lieben Komentare. Es freut mich, wenn ich euch mit in meine Welt nehmen kann. Ich hoffe ihr bleibt mir weiterhin treu, denn die Ewigkeit hat noch nicht begonnen. Es war bereits weit nach Mitternacht, als Pater Brown mit hektischen Schritten durch die hohen Hallen der Empfangsräume der Kathedrale von Canterbury eilte. Er rang keuchend nach Atem, als er am Ende eines schmalen Ganges nach der silbernen Klinke der doppelgeflügelten Tür griff. Ein kurzer Moment des Sammelns, dann fühlte er sich in der Lage einzutreten. Drinnen empfing ihn ein zutiefst missgelaunter Maxwell, der mit finsterer Mine aus dem Fenster sah. " Und ?" bellte er, ohne sich nach seinem Adjutanten umzudrehen. Pater Browns Knie zitterten ein wenig als er sich jetzt unter leisem Räuspern weiter in den Raum schob. "Also," begann er mit leichtem Zögern, " Unsere Spezialisten tun was sie können und es sieht so aus, als wenn Paladin Andersong es schaffen wird." Er war nun bis zum Schreibtisch seines Vorgesetzten vorgedrungen. Maxwell hatte sich immer noch nicht vom Fenster abgewannt und somit blieb Brown nichts anderes übrig, als weiterhin mit seinem Rücken zu kommunizieren. "Er hat ihm, ich meine diese Bestie hat, dieser Dämon hat ihm das Herz her..." "Ich weiß!!!" Plötzlich wirbelte der langhaarige Mann herum und Brown zuckte erschrocken zusammen. Doch Maxwell schenkte ihm keine Beachtung. Wie ein Tiger im Käfig, begann er nun hin und her durch den Raum zu wandern. Sein Blick ging dabei ins Leere, wobei sie fest auf dem Boden geheftet wahren. " Das muss aufhören Thomas !" presste er zwischen den Zähnen hervor, "Wir können uns nicht weiter, wie dumme Schuljungen von diesem Weib an der Nase herumführen lassen." Brown zog es vor, nicht zu antworten, sondern nur stumm zu nicken, doch Maxwell schien gar nicht an seinen Bekundungen interessiert zu sein. Er war wieder am Fenster angekommen und starrte erneut mit verschränkten Armen hinaus. " Wir allein sind das Wort Gottes Thomas." Der plötzliche Stimmungswechsel verwirrte Brown ein wenig, doch er merkte das es jetzt Zeit war zu antworten." Gewiss Sir. Allein das Wort der heiligen katholischen Kirche..." "Eben!" unterbrach ihn Maxwell schroff und Brown klappte erneut gehorsam den Mund zu. " Nicht dieses kleine Drecksluder hatte hier das sagen, sondern wir! Wir alleine haben es in der Hand, wie man mit diesen gottlosen Kreaturen umzugehen hat. Außer," sein Lippen verzogen sich auf einmal zu einem merkwürdigen Grinsen, " Außer die Lady möchte wirklich allein für alles, was geschehen wird verantwortlich sein." Als er nun anfing aus vollem Halse zu lachen, überfiel Brown erneut ein Zittern und er verließ nach dem ihn Maxwell einige Anweisungen aufgetragen hatte, eiligst dessen Büro. Kapitel 3: Humanity ------------------- Mit langsamen Schritten ging er auf die steinerne Tür zu, die wie ein schwarzer Schatten vor ihm aufragte. Die zwei Laternen, die rechts und links angebracht waren, spendeten nur wenig Licht, aber das störte ihn nicht. Selbst wenn es stockfinster gewesen wäre, hätte er ohne Probleme den kleinen silbernen Klopfer gefunden, der in der Ecke verborgen angebracht war. Mit einem leisen Knirschen drehte er ihn herum. Es dauerte ein paar Sekunden, dann setzte sich der Mechanismus in Bewegung. Mit einem dumpfen Dröhnen öffnete sich der Eingang und er schlüpfte hinein. Drinnen empfing ihn der warme Schein von Hunderten von Kerzen, die auf und zwischen den mannshohen Bücherregalen standen, die wiederum die gesamten Wandflächen einnahmen. Er zögerte einen Moment und wandte suchend den Kopf hin und her. Dann plötzlich stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Er setzte den Hut ab als er nach vorne ging. In der Mitte des Raums, hinter einem Stapel von Büchern fast versteckt, saß die kleine Gestalt eines Kindes. Ein Mädchen, höchstens 9 oder 10 Jahre, starrte mit gläsernem Blick unverwandt in ein dickes, vergilbtes Buch, das auf ihren schmalen Knien ruhte. Sie schien ihren Besucher gar nicht bemerkt zu haben, doch plötzlich sah sie auf. Als sich ihre Blicke trafen lächelte sie. " Was für ein höchstseltener Besuch." Ihre Stimme klang rau, als ob sie schon lange nicht mehr benutzt worden wäre. Alukard nahm nun auch seine verspiegelte Brille von der Nase und ging direkt auf sie zu. Vor ihrem Sessel angekommen, verbeugte er sich leicht. " Ich weiß ich bin untröstlich meine Liebe, aber im Moment bin ich wie solle ich sagen ein wenig unpässlich?" Sie lachte leise und schlug das Buch zu. Eine kleine Staubwolke ließ kurz die Kerze neben ihr erzittern. Das Mädchen legte den Einband neben sich auf einen kleinen Tisch. Dann sah sie ihn erwartungsvoll an. " Nun Alukard was führt dich zu mir? Bist du das Gespräch mit Menschen leid? Zieht es dich wieder unter deines Gleichen?" Der rotäugige Vampir lachte leise. Er antwortet ihr nicht gleich, sondern ging zuerst auf eines der Regale zu. Leicht, fast zärtlich fuhr er mit seiner rechten Hand über ein Paar der Buchrücken. " Nein das hat mich nicht zu dir geführt." Ein leises Knistern durchfuhr die Stille, als das Mädchen sich mit seinem schneeweißen Kleid im Stuhl aufsetzte. Alukard drehte sich immer noch nicht herum als er weitersprach. " Mit der Ewigkeit ist das so eine Sache nicht war?" Seine dunkle Stimme hallte leise von Wänden wieder. " Sie kann recht ermüden sein, auf die Dauer." Das Mädchen verzog leicht das Gesicht, als wenn seine Worte sie verletzt hätten. " Niemand weiß das so gut wie ich ." sagte sie schroff. Dann verschwand der Ausdruck wieder aus ihrem Gesicht. " Aber diese Erkenntnis von dir zu hören, überrascht mich ein wenig. Wie kommt es das dich dein ewiges Leben auf einmal betrübt?" Der schwarzhaarige Vampir wandte sich ihr wieder zu. Deine Augen schienen immer Feuer der Kerzen zu glühen. Bevor er weiter reden konnte, sprach sie. " Es ist nicht die Ewigkeit, es ist die Einsamkeit nicht war?" Er schwieg. Ihr Blick ruhte jetzt auf den Bücherregalen, die sich rechts von ihr bis zur Decke erstreckten. " Ein Jahrhundert kann lang sein, wenn man niemanden hat mit dem man es teilen kann. Trotz reichhaltiger Gesellschaft ist man doch fortwährend allein." Sie stand auf und stellte sich vor ihn. " Auch du mein lieber Alukard bis vor diesem, doch eher menschlichen Gefühl, nicht sicher." Er lachte wieder. " Wohl war, dabei tue ich alles um mich zu amüsieren, doch alles ist auf Dauer langweilig." Sie drehte sich um und lief zu einer kleinen Kommode hinüber, die sich zwischen zwei Regalen verbarg. Leises Gläserklirren ertönte, dann kam sieh zu ihm zurück und drückte ihm ein kleines, zartes Likörgefäß in die Hand. Er nippte kurz, ein breites Grinsen erhellte sein Gesicht. "Sehr edel Lady Helena. Ich möchte nicht wissen woher ihr es bekommt." Auch sie grinste und ihre kleinen weißen Eckzähne blitzen für einen Moment, wie blankes Porzellan zwischen ihren Lippen hervor. Als er erneut zum Trinken ansetzte, erstarb ihr Lächeln plötzlich. " Ist es so edel wie der Tropfen deiner Herrin?" Kurz sah es so aus, als wenn er sich verschlucken würde. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte er sie jetzt. " Wie soll ich das verstehen?" Ihre Augen bekamen einen merkwürdigen Ausdruck. Fast schien ihr Blick mitleidig. " Oh glaubst du wirklich ich wüsste nicht um dein wirklichen Konflikt?" Sie wandte sich von ihm ab. " Sage mir Alukard, wann ist es in dir erwacht? Kam es plötzlich? Schon in der ersten Nacht eurer Begegnung? Oder ist dieses Gefühl langsam in dir gewachsen? Schritt für Schritt, Jahr für Jahr?" Er runzelte verärgert die Stirn, sagte aber nichts. Helena setzte sich wieder in ihren Sessel. " Du wolltest dich so weit von der Menschlichkeit entfernen und doch steckst du voll von ihr. Dein ganzes Tun und Handel. Es hat nur ein Ziel. Sie." Helens legte den Kopfschief und beobachtete ihn. " Sie ist schön, mutig und vor allem stolz. Eigenschaften die du sehr schätzt und bewunderst. Aber bei ihr ist es so gar mehr als das." Alukard sagte noch immer kein Wort, er schien wie erstarrt zu sein. Sein Blick verlor sich in den Flammen. " Du begehrst sie. Es wiederstrebt dir, sie dem Tod zu überlassen, doch du kennst ihrer Doktrin, ihre Überzeugung." "Das ist nicht ihre Überzeugung." Schnitt er ihr auf einmal das Wort ab. Es lang wie ein Peitschenknall. Sein Kopf schnellte zu ihr hinüber. Er bleckte mit den Zähnen als er weiter sprach. " Ihre Gedanken sagen etwas anderes als die Worte die sie spricht. In ihrem Innersten hat sie schon lange eine andere Entscheidung gefällt." Helena lächelte mild. " Ich weiß das sie dir eines Tages folgen wird. Aber wirst du dann auch bereit sein sie zu führen?" Alukard sah sie mit ernster Mine an. " Ich habe ihr geschworen sie zu beschützen." Kapitel 4: Torn --------------- Prolog: Ich freue mich riesig über eure zahlreichen Kommentare. Schön, dass ich euch begeistern kann. Die Familie dankt ( grins). Ihr wollt mehr? Nun, euer Wunsch ist mir Befehl. Walter versuchte den Verband ein wenig an der Schulter zu lockern. Integra entfuhr ein zischender Laut des Schmerzes und Walter ließ abrupt von seiner Handlung ab. "Entschuldigung Lady Integra das war unvorsichtig von mir. Ich.." "Kein Problem Walter." Unterbrach sie ihn und versuchte dabei ein müdes Lächeln. Sie lehnte sich langsam in ihrem Stuhl zurück, während ihr Diener, das Teegedeck abräumte. Dabei macht er ein so zerknirschtes Gesicht, das Integra fast lachen musste. "Walter?" Er sah auf " Ich habe einen Angriff mit einer 60 cm großen Klinge überlebt, folglich bin ich nicht aus Glas, du verstehst?" Walters Lippen verzogen sich leicht, als er ihren Wink verstand. Ohne ein Wort verschwand er durch die Tür. Vorsichtig fuhr sich Integra über den Verband, der sich vom Ellenbogen über die gesamte Schulter erstreckte. Mit diesem verfluchten Ding war sie ungefähr so beweglich wie ein Elefant. Sie seufzte resigniert und sah an die Decke. Seit einer Woche war sie wieder zu Hause. Die Ärzte im St. Manner Hospital wahren zwar einstimmig der Meinung sie soll noch ein paar Tage unter ihrer Aufsicht verbringen, aber für solche Sperenzien hatte sie keine Zeit. Mit der Hand des gesunden Arms betätigte sie nun den Computer. Ein leises Summen erfüllte den Raum. Zahlen und Graphiken tauchten vor ihrem Gesicht auf, doch Integra nahm sie gar nicht war. Stattdessen spielten sich in ihren Kopf immer wieder die selben Szenen ab. Die Musik aus dem Radio, das merkwürdig pfeifende Geräusch und dann der Schmerz. Aber der war es nicht, der sie quälte. Es war die Erinnerung an die Hilflosigkeit. An diese nicht zu überwindende Schwäche. Ihr Blick glitt hinunter zu den weißen Verbänden, dessen verräterischen Enden unter dem Saum ihrer Jacke hervorblitzen. Sie verzog verärgert das Gesicht. Sie hatte ihn erkannt, ihren allergrößten Feind, ihren stärksten Gegner. Wie sollte der Wille, der Geist vollkommen werden, wenn der eigenen Körper es niemals sein würde? Hast du jemals daran gedacht dein edles Blut mit dem meinem zu vermischen um zu noch größerer Stärke zu gelangen? Sie ballte wütend die Faust. Oh nein, hör auf damit, hör auf. Sie schaute kurz zum Bild ihres Vaters, doch sie hielt dem ausdruckslosen Blick nicht stand. Plötzlich fühlte sie wie etwas warmes ihre Wangen hinunter glitt. Tränen! Erst eine, dann wurden es immer mehr. Lautlos vielen sie vor ihr auf die blanke Schreibtischplatte. Nach und nach verschmolzen sie ineinander zu einem klaren See, in dem Integra ihr eigenes Antlitz erblickte. "Schluss damit!" Doch ihre Stimme brach. Schluchzer schüttelten sie. Konnte es denn wirklich so falsch sein? Kapitel 5: Betrayal ------------------- Walter war gerade dabei das Büro aufzuräumen, als ihn das Geräusch von quietschenden Reifen aufhorchen ließ. Autotüren wurden kraftvoll zugeschlagen. Kurze Zeit später läutet die Hausglocke. Er ging neugierig zur Tür und begegnete Seras, die gerade auf dem Weg zu ihrem Zimmer war. "Wer ist das Walter? Erwartet Lady Integra jemanden?" Doch der Diener antwortet ihr nicht sofort. Mit starren Augen blickte er zu Tür. " Ich denke, junges Fräulein, es ist besser, wenn man sie hier nicht sieht." sagte er plötzlich und Seras ging verdutzt hinter der steinernen Balustrade in Deckung. Was war denn los? Doch Zeit zum Fragen stellen blieb ihr nicht mehr. Walter hatte nun die Tür geöffnet. Seras spitze die Ohren, als eine helle Männerstimme anfing zu sprechen. " Äh, nun guten Tag mein Name ist Brown, Pater Brown und das ist....." "Schon gut Thomas!" unterbrach ihn auf einmal eine ölige Stimme. "Ich denke Mr. Ddollneazz weiß mit wem er es zu tun hat." Vorsichtig versuchte Seras einen Blick über das Geländer zu werfen. Im Flur standen, vor und neben Walter, zwei breitschultrige Gorillas in Polizeiuniformen. Sie flankierten zwei kleine Männer in dunklen Mänteln. Einer von ihnen trug eine Nickelbrille, der andere war blond und trug sein langes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Der blonde Mann lächelte Walter dünn an. "Wo ist die Lady des Hauses?" Walter sah aus, als wenn er einen Stock verschluckt hätte. Seine Gesichtszüge waren zu Eis erstarrt. "Bedaure, Lady Integra kann sie aus gesundheitlichen Gründen nicht empfangen, sie.." Der blonde Mann riss auf einmal die linke Hand aus seiner Manteltasche und hielt Walter einen Umschlag unter die Nase. "Ich fürchte, darauf könne wir leider keine Rücksicht nehmen mein Guter." Walter war bei der unerwarteten Attacke einen Schritt zurück getreten. Er griff mit gerunzelter Stirn nach dem Umschlag. Er wollte schon etwas entgegnen, doch.... "Walter?" Alle Köpfe wandten sich zur Treppe, auf der Lady Integra wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Seras blickte mit großen Augen zu ihrer Lady hinüber, die jetzt langsam die Stufen hinunter kam. Die Runzeln auf Walters Stirn hatten jetzt Zornesfalten Platz gemacht. "Meine Herren, ich fürchte das geht zu weit. Wenn ich sie jetzt höfflichst bitten dürfte zu gehen und uns....." "Schon gut." Integra war bei der kleinen Gruppe angekommen. Ihr Gesichtsausdruck ähnelte der einer Sphinx, als sie nun dem blonden Mann direkt in die Augen blickte. " Was willst du hier Maxwell?" fragte sie barsch, doch das änderte nichts an dem selbstgefällige Ausdruck auf dem Gesicht des Angesprochenen, im Gegenteil, fast schien es, als ob sein arrogantes Grinsen noch breiter wurde. Er musterte prüfend ihren Arm. "Wie ich sehe geht es dir schon besser. Wirklich ein bedauerlicher, kleiner Unfall die Sache mit Pater Andersong." "Unfall?" Seras glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Wütend blitze sie zu ihm hinüber. Was bildete sich, der Kerl da ein und woher wusste er von dem Regenerator? In Integras Augen spiegelte sich Verachtung. "Was willst du hier?" wiederholte sie und ihre Stimme klang jetzt wie das Zischen einer Schlange. Maxwell deutete auf seine Begleitung. "Ich erfülle nur meine Pflicht, meine Liebe." Er nahm ohne ein Wort Walter den Brief aus der Hand und gab ihn Integra. "Um uns das Lesen zu ersparen, sagen ich es dir lieber gleich. In diesem Schreiben wird dir bis auf weiteres der Vorsitz des protestantischen Ritterordens entzogen." Walter schnappte hörbar nach Luft, doch Integra verzog keine Mine. " Bis auf weiteres? Was soll das heißen?" Der hagere Mann legte den Kopf schief und zog übertrieben die Achseln. " Nun, das heißt so lange das Urteil nicht vollstreckt ist.""Was für ein Urteil?" platzte Walter dazwischen. Er vergaß vor lauter Fassungslosigkeit völlig seine Stellung. Maxwell sah ihn an, als wenn er mit einem kleinen Kind reden würde. " Gegen Lady Integra Wingates Hellsing wird Anklage erhoben. Ihr wird der Tot von 150 Männern vorgeworfen, die unter ihrem Befehl grausam und völlig sinnlos zu Tode kamen. Sie erinnern sich an den Überfall auf dieses Anwesen?" Er sah zu Integra hinüber, die den Brief geöffnet in den Händen hielt. " Ihre Majestät persönlich kam mit uns darüber ein, dass so eine Tragödie sich nicht wieder holen darf. Schon gar nicht unter ihrer Krone." Walter entglitten die Gesichtszüge, als Maxwell nun einen der Polizisten anwies die Lady bis auf weiteres in Gewahrsam zu nehmen. Seras kauerte zusammengesunken in ihrem Versteck. Das konnte doch alles nicht war sein. Integra sagte kein Wort als sie mit den Männern nach draußen verschwand. Kapitel 6: Tage des Donners --------------------------- Prolog: Ich weiß, ich weiß die Szene ist geklaut, aber sie gehört zu meinen Favoriten und ich wollte ihr einen Platz gönnen.Außerdem gewährt sie hier einen Blick in Integras Kopf. Vertraut mir Die Schritte vor der Zellentür entfernten sich so rasch wieder wie sie aufgetaucht waren. Der Wärter hatte nur einen flüchten Blick in das Innere der kleinen, schmucklosen Zelle geworfen und fest gestellt, das, das Abendessen, welches auf dem hölzernen Tisch in der Mitte des Raumes stand unberührt war. Wie schon seit dem ersten Abend nach ihrer Inhaftierung hatte die Gefangene keine Mahlzeit angerührt. Auch das Frühstück und die Mittagsspeisen ließ sie unangetastet zurück gehen. Der Mann, konnte nur mit dem Kopf schütteln. Seit drei Tagen, hatte die Frau weder gegessen, noch getrunken. Nur nach diesen Zigarillos hatte sie verlangt, scheinbar genügend ihr diese kleinen Dinger zum überleben. Er war sich aber dennoch sicher, das sie diesen Zustand nicht mehr länger ohne Folgen durch stehen würde. Sie saß auf der dünnen Matratze und starrte, wie in Trance, vor sich her. Kein Wort kam über ihre Lippen, wenn jemand eintrat um die Sachen entweder hin oder weg zu räumen. Sie schien nicht einmal Notiz davon zu nehmen. Was wohl mit ihr geschehen sollte, dachte der er als er zurück zum Haupteingang marschierte. Lady Integra drückte den Rest ihres Zigarillos an der grün verschimmelten Wand hinter ihrem Bett aus. Zurück blieb ein schwarzer Fleck der noch einen Bruchteil einer Sekunde zu glühen schien, um dann entgültig dunkel zu werden. Nichts ist für ewig, schoss es ihr bei dem Anblick auf einmal durch den Kopf, doch dann musste sie fast lachen. Wie obskur sich diese Aussage anhörte, wenn man es doch wie sie viel besser wusste. Schließlich setzte die Organisation Hellsing alles daran diesen Sinnspruch war werden zu lassen. Nichts sollte ewig dauern, vor allem nicht ein gottloses Leben. Dafür hatte ihre Familie Jahrhunderte lang gekämpft. Hatte allen Widersachern getrotzt, sich jedem noch so überlegenen Feind in den Weg gestellt um den verdammten Seelen doch noch zu ihrem Frieden zu verhelfen und was war der Dank ? Sie zog mit einem tiefen Atemzug die Luft ein und richtete sich auf. Dafür das sie ihre Männer geopfert hatte und fast noch sich selbst? Dieses Gefängnis, aus dem man sie wahrscheinlich erst wieder raus lassen würde, wenn sie keine Gefahr mehr darstellte. Sie griff erneut zu den Zigarillos und zündete sich eine an. Ja eine Gefahr war sie für sie alle geworden. Für den Heiligen Ritterorden, für das vereinigte Königreich, für den Vatikan. Sie die in ihrer Stärke und in ihrem Stolz diesen alten, vor Arroganz stinkenden Tölpeln, in ihren Roben, aus denen es vor Falschheit und Feigheit nur so stank so überlegen war. Sie biss vor Wut die Zähne zusammen. Sie waren es gewesen, die veranlasst hatten, sie hier einzusperren. Eine Frau, die klüger und fähiger war, ein Heer zu führen konnten sie nicht dulden. Das passte nicht in ihr Konzept, das nicht darauf ausgerichtet war, den Willen Gottes aus zu führen, sondern im Grunde nur daraus bestand, sich selbst zu bereichern, in dem man mit Taten prahlte, die Mann jedoch nicht selbst vollbracht hatte. Diese Wahrheit hatte sich ihr schon lange offenbart, doch erst jetzt in dieser Situation in der sie sich befand, brach sie mit aller Schonungslosigkeit über sie herein. "Wir sind einem Trugschluss auferlegen Vater." Flüsterte sie leise. Sie sah ihren Vater vor sich, wie er sie damals Tag aus Tag ein belehrte, ihr die Doktrinen einimpfte, die sie jahrelang befolgt hatte. Er hatte an die Werte ihres Hauses geglaubt bis zu seinem Tode. Wenn er nur gewusst hätte, was in den Köpfen deren vorging, die vorgaben, genau so zu denken wie er. Plötzlich blinzelte sie. Alukard?! Noch, bevor er durch die gegenüberliegende Wand trat, spürte sie seine Anwesenheit, so deutlich als säße er direkt neben ihr. Er trat in das schummrige Licht der kargen Deckenlampe und sein roter Mantel wehte sacht um seine hoch gewachsene Gestalt. "Integra meine Herrin!" Mit seinem für ihn so typischen arroganten Grinsen, das seine brachvollen Eckzähne vollends entblößte blieb er neben dem Tisch stehen und verharrte. Er sah zu dem unangerührten Essen. " Glaubt ihr das ein Hungerstreik sie vielleicht Beeidrucken könnte?" fragte er belustigt, doch Integra verzog keine Mine und schwieg. Er sah sie mit schief gelegtem Kopf an, dann plötzlich griff er zu dem vollen Weinglas, das neben dem Teller stand und mit einem leisen Knirschen zersprang es in seiner Hand. Die rote Flüssigkeit tropfte den weißen Handschuh hinunter und klatschte auf dem grauen Boden . Leises Lachen erfüllte den Raum " Dein Befehl Integra, deine Entscheidung!" Kapitel 7: Occasus ------------------ "Und diese Beweise sind wirklich hieb- und stichfest?" Kardinal Lepard sah misstrauisch auf den Stapel von Aktenordnern, der fast seinen gesamten Schreibtisch einnahm. Maxwell hob beschwichtigend die Hand. In seinem Gesicht spiegelte sich die reinste Zufriedenheit. "Oh seien sie versichert eure Exelens," Er griff nach dem erstbesten Ordner und ließ die Blätter durch die Finger gleiten. "Hiermit können wir die alleinige Verantwortung der Organisation Hellsing an dem Blutbad, das sich in ihrem Hause ereignet hat, felsenfest untermauern." Lepard lächelte dünn als er sich hinter seinem Schreibtisch erhob. " Ich hoffe, das sich damit das dunkle Kapitel endlich erledigt hat." Maxwell grinste von einem Ohr zum andere. " Oh ja. Wenn das Urteil verkündet worden ist, wird Lady Integra den Rest ihres Lebens in einer Zelle sitzen, zu der ich alleine noch einen Schlüssel besitze. Glauben sie mir. Die Hellsingära wird hiermit für immer zu Ende gehen." Zwei Tage später.......................... Integra sah zu der Fensterfront, die rechts von ihr die gesamte Länge des Raumes einnahm. Ihr Blick glitt durch Scheiben hinaus zum Horizont hinter dem langsam die Sonne unterging. Die Stimmen um sie herum nahm sie nicht war. Auch die Gestalten schienen für sie nicht zu existieren. Wie erstarrt saß sie auf ihrem Stuhl. Die Hände mit den Fesseln auf dem Schoß zusammen gefaltet, wie zum Gebet. Die langen blonden Haare umrahmten ihr Gesicht, wie einen heiligen Schein. Pater Andersong saß in der vorletzten Reihe, verborgen hinter einem dicken, aufgeschwemmten Mann mit Hornbrille, der wie ein Wahlross vor sich hinschnaufte. Völlerei! Schoss es ihm durch den Kopf. Einer der sieben Todsünden. Doch das Sündenregister dieses Menschen interessierte ihn nicht. Sein Blick klebte seit Stunden an ihr. Sie die nicht einmal davor zurückscheute sich die Dienste einer Bestie zu nutze zu machen. Er sah sie vor sich, zusammengekauert, besudelt von ihrem eigenen Blut. Unreine Kreatur!!!!!!!!!!! Geschändet von ihrem eigenen Sklaven. Wie sie ihm ohne Reue, ihre Sünde entgegengeschleudert hatte. Er schüttelte leise Lachend den Kopf. Die Lady aus Eis. Unerschütterlich in ihrem Stolz, selbst jetzt, in dieser Situation, in der sie sich befand, schien sie unnahbar. Ein gemeines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Sie hatte alles für ihre Organisation gegeben und war doch am Ende gescheitert. Was mochte jetzt wohl in ihr vorgehen fragte er sich. Verzweiflung, Wut, Trauer oder sogar Hass? Hass gegen die Menschen, die sie verraten hatten. Gegen ihre Majestät, gegen die heilige Kirche? Nichts in ihrem Gesicht verriet ihm ihre Gefühle. Jetzt bewegte sie sich, als der Richter sie aufforderte sich zu erheben und ihre Handlungsweise zu erklären. Zunächst sagte sie nichts, dann plötzlich. " Alles was ich und meine Männer getan haben, geschah im Namen der Familie Hellsing, die einst schwor, gegen alles gottlose zu kämpfen und das britische Königreich vor allem zu schützen, selbst wenn es unser Leben kosten würde." Sie machte eine Pause und ein lautes Stimmengewirr setzte ein, das der Richter mit strengen Klopfen seines Hammers unterband. " Lady Integra geben sie zu das durch ihre Handlungsweise 150 unschuldige Männer den Tod gefunden haben? Integra antwortete nicht sofort. Ihr Blick war wieder nach draußen gewandert und ihre Augen suchten den letzten Sonnenstrahl, der gerade dabei war im dunkel der Wolken zu verschwinden. " Ich bekenne mich schuldig mein Bestes getan zu haben. Das gleiche gilt für die Männer die unter meiner Führung den Tod fanden. Der Herr sei ihrer Seele gnädig. Amen." Darauf hin setzte sie sich wieder. Wieder wurde es laut und wieder schlug der Holzhammer dröhnend nieder. "Die Verkündung des Urteils wird in einer Woche erfolgen. Bis dahin ist es der Lady gestattet auf ihr Anwesen zurück zukehren. Sie wird allerdings unter Arrest gestellt. Damit ist die Sitzung geschlossen." Andersong erhob sich langsam. Noch immer ruhte sein Blick auf der Lady, die nun erhobenen Hauptes an ihm vorbei ging. Kapitel 8: Carpe Noctem ----------------------- Wenn ich dich rufe hält dich nichts mehr zurück, getrieben von Sehnsucht und hungrig nach Glück.... (Tanz der Vampire) Er hatte sich lässig in den alten, braunen Lehnstuhl geschwungen und saß nun mit überkreuzten Beinen und aufgestützten Armen da und.... wartete. Sie war seit drei Stunden zurück. Walter hatte sie nach hause gefahren, nach dem sie die Presse abgehängt hatten. Er grinste vor sich hin. Der gute Walter wusste wie man gekonnt einen Wagen durch die Strassen von London lenkte ohne gesehen zu werden. Jetzt saß sie seit zwei Stunden an ihrem Schreibtisch in der Dunkelheit und starrte vor sich hin. Der Zigarillo in ihrer Hand war schon nach wenigen Minuten unbemerkt verraucht. Sie schien wie in Trance zu sein. Der Welt entrückt. " Wann wirst du es wagen?" Er lachte leise. " Wann wirst du es dir endlich eingestehen Integra?" Die Schatten der Bäume vor dem Fenster zeichneten bizarre Formen auf den Schreibtisch. Wie lange Finger schienen sie nach ihr zu greifen. Sie zog frösteln die Arme zurück und runzelte die Stirn. Das sollte also das Ende ihrer Organisation sein? So einfach war das also. Wütend ballte sie die Fäuste. Die Familie Hellsing hatte alles gegeben, sich selbst dafür aufgegeben und nun sollte das alles nichts mehr wert sein? Wofür das alles? Sie sprang auf und schleuderte alles vor ihr vom Tisch, was sie greifen konnte. Die Tastatur des Computers polterte dumpf auf den Teppich, Blätter flogen wie aufgescheuchte Vögel durch den Raum und der gläserne Aschenbecher zersplitterte kreischend an der Wand. Ahhhhhhhhh !!!!!!!!Der Schmerz in ihrer Schulter ließ sie aufheulen. Sie schmeckte etwas saures in ihrem Mund. Fast hätte sich übergeben müßen. Langsam ging sie neben dem Schreibtisch in die Knie. Keuchend schloss sie die Augen, bis der Schwindel der sie befallen hatte vorüber war. Dann blinzelte sie. Schluss mit alle dem!!!!!!!! Sie kam mühsam auf die Beine und wankte zur Tür. Schluss mit all der Schwäche!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Er schloss die Augen. Endlich!!!!!! Er spürte Erregung in sich aufkommen. An der Treppe zögerte sie ein letztes mal. Sie horchte. Doch nichts rührte sich. Niemand war da. Niemand hielt sie auf. Sie schloss für einen Moment die Augen, leckte sich über die Lippen und ging dann weiter nach unten, in die Dunkelheit hinein. Langsam kamen die Schritte näher. Er lauschte dem hallenden Klang. Er spürte ihre Anwesenheit mit jedem Schritt wurde sie deutlicher. Integra fühlte wie sie eine Gänsehaut bekam. Sie konnte ihn regelrecht fühlen. Wie ein Schlafwandel durchschritt sie die Schwärze. Fast schien es, als wenn er sie an unsichtbaren Fäden zu sich heranzog. Dann sah sie die offene Tür vor sich. Die alten Bannsiegel leuchteten wie Warnsignale, doch es gab kein zurück mehr. Sie durchschritt den Rahmen. Dann plötzlich saß er vor ihr. Breit grinsend sah er sie an. Sie schluckte. Hier hatte es angefangen, hier sollte es auch enden. Sie fühlte plötzlich so etwas wie Furcht in sich aufkeimen, denn plötzlich wurde ihr klar, das sie die vollständige Kontrolle aus den Händen gegeben hatte, als sie ihm hier hinunter gefolgt war. Doch ihr Stolz war stärker als alles andere. Kurz vor ihm blieb sie stehen. " Nun Herrin?" seine tiefe Stimme hallte von den Wänden wieder. " Wie lautet deine Entscheidung?" Sie antwortete nicht. Ihre Augen flackerten, doch ihre Stimme war fest wie immer. " Was glaubst du? Für was habe ich mich entschieden?" Er lachte. " Wenn es nach eurem Verstand geht, so lautet die Antwort nein. Doch wenn es nach euch selbst geht...?" Mit einer geschmeidigen Bewegung stand er auf. Er umrundete sie, wie eine schmeichelnde Katze. Integra versuchte ihn dabei nicht aus den Augen zu lassen. "Welche Entscheidung wäre dir denn lieber?" Plötzlich war er dicht an ihrem Ohr. " Die Wahre Integra ! Sag mir was du willst!" Sie fing an zu zittern. " Es geht nicht um mich, es ." " Um was dann?" Seine Stimme dröhnte in ihrem Kopf. " Du hast längst erkannt, das du so nicht gewinnen kannst." Sie kniff die Augen zusammen. Tränen liefen ihr übers Gesicht. " Ich habe alles versucht, alles gegeben." . Leises Lachen war die Antwort. " Oh ja, für einen Menschen wahren deine Leistungen außergewöhnlich, doch der Makel der Sterblichkeit ist unüberwindbar. Deine menschliche Hülle macht dich unvollkommen!!!! Auf einmal spürte sie seinen Körper in ihrem Rücken. Sein Mantel schien sie einzuhüllen. Dann glitt ihr Kopf wie von selbst nach hinten an seine Brust. Er begann ihr Halstuch zu lösen. " Ich will das diese Schwäche aufhört" flüsterte sie. " Das wird sie. Es wird Zeit für dich, die alten Grenzen zu überschreiten und etwas neues zu beginnen." Noch einmal kamen die Zweifel " Mein Vater, meine Familie!" Seine Hände strichen ihr Haar nach hinten, liebkosten ihren freien Hals. " Ist sie das tatsächlich noch?. Deine Familie?" Ihre Brille fiel zu Boden und zerbrach. Seine kalten Lippen küssten ihre Narbe. Willst du sterben Integra und damit endlich anfangen zu leben? Ein Stöhnen stahl sich über ihre Lippen. Wie oft hatte sie sich gefragt, wie es sein musste. Wie fühlte es sich an, wenn seine Zähne ihr Fleisch durchbrachen? Wenn ihr Blut seinen Durst stillte? Wenn dieses schwache Leben endlich aufhörte? Dann kam der Schmerz. Doch er war nicht hart und brutal, sondern sanft. Wie eine Welle trug er sie fort. Integra fühlte wie ihre Beine nachgaben, doch er fing sie auf. Sie spürte wie er ihr das Leben nahm, Stück für Stück. Doch das war nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen Anfangs. Kapitel 9: Offspring -------------------- Wenn die Sterblichkeit kurz vor der Auslöschung steht, wenn das Fleisch langsam stirbt, kann ich dir den endgültigen Frieden schenken oder dir für immer die Gnade des Himmels verwehren. Etwas Feuchtes berührte ihre Lippen. Ihre Zunge schien wie von selbst da nach zu lecken. Es war kalt und schmeckte nach Metall. Blut ! Sein Blut. Da war er, der Punkt an dem es kein Zurück mehr gab. Er hielt mit sanfter Gewalt ihren Kopf während sie ihre Entscheidung traf. Weit entfernt, in der beruhigenden Dunkelheit des schwindenden Geistes treibst du dahin. Hinüber ins immerwährende Licht doch........... Es verlischt vor deinen Augen und du wirst hinüber gespült, ins Schwarze Nichts. Du versuchst zu schreien, doch so gleich wird dein Mund mit flüssigem Feuer ausgegossen. Es durchdringt jede Faser deines Körpers und bringt Dich zurück, zurück zu mir! Kapitel 10: Fames ----------------- Prolog: Ich hoffe ich habe niemanden mit diesem Schritt verschreckt. Doch das Reich der Träume ist groß und auch ich bin nur ein Sklave meiner Phantasie. P.S. Ihr wisst gar nicht wie viel Freude ihr mir mit euren Kommentaren macht. Vielen lieben Dank. Dies sind die Gesetze der Dschungel, So alt und so klar wie das Licht; Der Wolf, der sie hält, wird gedeihen, Und sterben der Wolf, der sie bricht. Rudyard Kipling "Walter, Walter!" Seras stolperte durch die Tür zu Integras Büro, wo Walter gerade dabei war, die stummen Zeugen von Integras Wutausbruch fortzuräumen. Der Diener des Hauses sah erstaunt über ihr lautes Hineinpoltern auf. Sie wirkte wie ein Kind, das gerade eine unglaubliche Überraschung bekommen hatte und sie jedem nun rasch zeigen wollte. Dieser Vergleich versetzte ihm einen schmerzhaften Stich, weil er wusste, was sich in Wirklichkeit hinter diesem niedlichen Strubbelkopf verbarg. Er verdrängte diesen Gedanken rasch und räusperte sich. " Nun Fräulein Victoria, was gibt es den so Dringendes, dass sie so gar vergessen anzuklopfen?" Unter anderen Umständen wäre Seras wegen ihres Fauxpas geknickt gewesen, doch in Anbetracht dieser Tatsachen, hatte sie Walters Tadel gar nicht gehört. " Lady Integra, sie ist nicht hier !" Walter hob in gespielten erstaunen die Brauen. " Nun das ist mir trotz meines fortgeschrittenen Alters auch schon aufgefallen." sagte er tonlos und Seras war für einen Moment verwirrt. " Nein, sie verstehen nicht. Ich meine sie ist nicht mehr hier, im Haus. Ich habe alles abgesucht, das ganze Anwesen. Sie ist verschwunden!" Jetzt war es Walter der sie verwirrt anstarrte. "Was soll das heißen? Weg, das ist doch nicht möglich, wie kann denn?" Er brach ab. Seras merkte wie sie anfing zu zittern. Auf einmal beschlich sie ein fürchterlicher Verdacht, "Sie glauben doch nicht das man sie? Nein das können die doch nicht machen, das sind doch Leute der Kirche oder?" Walter ließ das Tablett, das er in den Händen hielt, mit einem lauten poltern auf den Schreibtisch fallen. " Kommen sie Fräulein Victoria. Wir müssen zur Polizei, vielleicht können wir noch..." Nicht nötig!" Alukard marschiert durch die Wand und Seras verspürte ein eigenartiges Kribbeln bei dem unerwarteten Auftauchen ihres Meisters. Sie hatte sich schon nach ihrem Treffen heute am frühen Abend gefragt was er vor hatte, als er sie fragte, ob das heute nicht ein herrlicher Mond sei. " Alukard, was soll das heißen? Wissen sie was darüber?" Seras hatte Walter noch nie so verstört und aufgeregt gesehen. Der sonst eher zurückhalte Butler war ein wenig außer Fassung, als er auf den Vampir zustürzte. " Wissen sie wo Lady Integra sich auf hält, geht es ihr gut?" Alukard grinste breit und das Licht spiegelte sich in seiner Sonnenbrille. " Wenn sie sich nicht großartig bewegt hat, müsste sie immer noch in ihrem Bett liegen." Seras blieb Sprachlosigkeit vor der Mund offen stehen. Walter schien es ebenfalls die Sprache verschlagen zu haben. Auch er starrte fassungslos zu Alukard hinüber. Dann sammelte er sich. " Ich werde sofort nach ihr sehen." Er wollte schon eiligst durch die Tür verschwinden, als Alukards Stimme in innehalten ließ. " Es wird sich in nächster Zeit einiges ändern." Seras sah nun entgültig aus wie wandelndes Fragezeichen. "Was soll das denn bedeuten?" Walter hatte sich inzwischen auf den Weg zu Lady Integras Schlafzimmer gemacht. Sie schaute ihren Meister fragend an, der zum Schreibtisch gegangen war und nun eine der Scherben des zerstörten Aschenbechers ins Licht hielt.. " Ich befürchte Walter muss ab heute seinen Einkaufzettel umstellen." Langsam fand sie den Weg in die Wirklichkeit zurück. Erst erschien es ihr, als hätte sie gar nicht geschlafen, bis sie merkte, das ihre Augen geschlossen waren. Alles um sie herum schien auf einmal so klar und intensiv zu sein, als wenn jemand mit einem Lappen über alles hinweg gegangen wäre und eine dicke Staubschicht weggewischt hätte. Sie konnte jedes noch so kleine Geräusch war nehmen. Selbst die Mäuse, die drei Stockwerke weiter unter durch das Gras schlichen, drangen so deutlich an ihr Ohr, als würde sie mit dem Kopf direkt neben ihnen liegen und dann erst diese Gerüche! Sie verzog angewidert das Gesicht. Sie schwor sich als erstes gleich Morgen mit dem Rauchen auf zu hören. Wie hatte Alukard das nur immer mit ihr ausgehalten, wenn sie ihm mit dem Glimmstängel im Mund gegenüber getreten war. Das war ja abartig. Ein lautes Donnern unterbrach ihre Gedanken. Es hörte sich in ihren Ohren an als wäre ein neuer Trupp von Ghoulen dabei, das Haus abzureißen. Doch dann wurde ihr klar, dass Walter an ihre Tür klopfte. " Daran muss ich mich erst noch gewöhnen" murmelte sie und bat ihn herein. Walter öffnete die Tür und war überrascht in völlige Finsternis zu treten. Sonst pflegte seine Lady doch bei angeschaltem Tischlicht zu ruhen. " Entschuldigen sie Lady Integra." Räusperte er sich verlegen " Ich wollte nur nach sehen, ob sie etwas benötigen." Er verbeugte sich kurz. Integra atmete durch. " Nein danke Walter, es ist alles in Ordnung." Antwortete sie und war überrascht wie zufrieden es klang. Es lag wohl daran das es genau so war. " Pardon my Lady" wieder räusperte sich Walter und sie merkte, nein spürte das ihn irgendetwas beunruhigte. Sie sah zu ihm hinüber, im ersten Moment konnte sie nur seinen Schattenriss wahrnehmen, doch je länger sie hinsah, um so deutlicher wurde er. Sie kniff fasziniert die Augen zusammen. Wenn sie gewusst hätte wie unglaublich diese Sinneseindrücke waren. "Nun Alukard sprach von Veränderungen, die dieses Haus erfahren soll." Er versuche seine Herrin in der Dunkelheit besser ausmachen, doch er sah nichts als das Ende ihres Bettes. Er wartete auf ihre Reaktion, doch es blieb zu nächst still. Dann plötzlich erklang erneut Integras Stimme " Lass uns morgen darüber reden Walter." Der Diener nickte. " Ja my Lady" er wollte schon die Tür schließen als ihm noch etwas einfiel. " Soll ich für Morgen einen Untersuchungstermin ansetzten lassen? Ich denke in Anbetracht der Geschehnisse, sollte sich noch mal jemand um ihren Gesundheitszustand bemühen." Integra unterdrückte ein Lachen. "Ich denke das wird nicht nötig sein Walter. Vielen Dank." Er schloss geräuschlos die Tür. Sie schloss wieder die Augen. Walter ihre Beweggründe zu erklären, konnte Morgen verdammt schwierig werden überlegte sie. Schließlich vertrat er noch am stärksten die Hellsing Order und sie war sich nicht sicher, ob er ihr Handeln akzeptieren konnte. Aber hatte er das nicht immer getan? Reichte seine Loyalität auch so weit? Du machst dir Sorgen um die Meinung deines Dieners ? Sie zuckte zusammen, biss sich aber für diese Geste der Schwäche gleich auf die Lippen. "Ich dachte das Einschleichen in meine Gedanken wäre ab heute erledigt ?" fauchte sie in die Dunkelheit. Stille war die Antwort. Sie horchte in sich hinein ob er immer noch in ihrem Kopf war, doch nichts geschah. Sie drehte sich auf die Seite. Wie würde es nun weiter gehen? Sie dachte über ihre Zukunft nach und über die Entscheidung die sie getroffen hatte. Am nächsten Abend ging Seras mit knurrenden Magen die Stufen des Kerkers hinauf. Ganz gegen Walters Gewohnheit hatte keine Mahlzeit auf sie gewartet. Sie öffnete die Tür zum Flur. Jetzt wo sie sich an die eintönige Speise gewöhnt hatte, bekam sie keine mehr. "Hoffentlich hat Lady Integra nicht vor mich zum Vegetarier zu machen" murmelte sie vor sich hin. Sie sollte unverzüglich in das Esszimmer der Lady kommen hatte ihr Meister befohlen und da stand sie nun. Der Anblick den das Zimmer bot war dennoch merkwürdig. Der riesige Esszimmertisch, der sonst immer nur für eine Person gedeckt war, erstrahlte unter dem Glanz dreier riesiger Kerzenleuchter, die auf einem weißen Tischtuch platziert waren. Daneben waren vier Gedecke auf getragen worden. Es sah aus, als wenn Walter Suppe servieren wollten, nur für wen? Zögernd betrat sie den Raum. Sie schien die erste zu sein. Dann plötzlich erschien Walter mit einem fahrbaren Rolltisch hinter ihr in der Tür. " Ah Fräulein Victoria, helfen sie mir doch bitte mal mit den Gläsern!" Er drückte ihr vier Weingläser in die Hand und trug selbst zwei Töpfe zum Tisch, die er in die Mitte stellte. Nach dem Seras die Gläser ordentlich hin gestellt hatte, besah er sich zufrieden das Werk. " Sehr schön" lobte er. " Das sieht doch schon ganz gut aus." Seras fragte sich immer noch, wen Lady Integra zum Essen geladen hatte. Niemand wusste doch das sie wieder hier war? Sie sah Walter fragend an, aber er lächelte nur. " Setzten sie sich kleines Fräulein, Lady Integra und Meister Alukard werden bestimmt gleich hier sein." Seras setzte ich zögernd auf einen Stuhl. Sollte das etwa heißen, sie war zum Essen eingeladen?" Sie schüttelte über diese absurde Bemerkung so gleich den Kopf. Nein das konnte gar nicht sein. Niemals würde sich Lady Integra mit einem Wesen wie sie oder Alukard an einen Tisch setzten und ihnen dann auch noch bei Essen zu schauen. Fast hätte sie gelacht, da fror wohl eher die Hölle zu. Wie aufs Stichwort erschien nun ihr Meister. Seras stutzte. Er trug weder Hut noch Mantel. Sie musterte ihn verstollen. Ohne diese typischen Bekleidungsstücke kam er ihr völlig fremd vor. Auch machte er heute einen leicht erregten Eindruck. Das er von einem Ohr zum anderen grinste, war sie ja schon gewohnt, aber seine Augen glänzten als ob er auf etwas hinfiebern würde. Kam etwa eine neue Schlacht auf sie zu? Doch nun erschien die Lady des Hauses. Seras nahm sie zunächst nur im Augenwinkel war, aber bevor sie sich zu ihr umdrehen konnte, spürte sie bereits, dass etwas nicht stimmte. Irgendwas war anders und als Integra sich nun zwischen ihr und Alukard an die Tafel setzte, viel ihr erneut die Kinnlade runter. "Das kann doch gar nicht war sein!" entfuhr es ihr und schon hätte sie sich am liebsten die Zunge abgebissen. Der Blick der sie jetzt von Seiten Integras traf, kannte sie ja schon zu genüge, aber dieses mal traf er sie nicht aus eiskalten blauen Augen, sondern aus stechend roten und die Brille, das Markenzeichen Integras, war verschwunden." Hat man dir nicht bei gebracht das man bei Tisch nicht spricht?" fuhr sie sie an. Schweigen senkte sich über den Raum. Nur als Walter die Teller füllte, wurde die Stille durch leises Plätschern unterbrochen. Während Seras an fing, in ihrer vermeidlichen Suppe zu rühren, war sie der felsenfesten Überzeugung verrückt geworden zu sein. Oder es war ein Traum. Ja genau das musste es sein und wenn sie gleich aufwachte war das alles gar nicht war. Sie würde in ihrem Sarg liegen und Lady Integra war immer noch die alte Lady Integra und nicht ein.... " Machen wir das jetzt öfter?" erklang auf einmal Alukards Stimme und Seras verschluckte sich fast. " Man könnte meinen wir währen eine richtige Familie." Er lachte und sah Walter hinüber " Nur der gute Walter stört ein wenig das Bild mit seiner Hühnersuppe." Walter blickte kurz auf und lächelte entschuldigend. " Verzeihung, aber ich fürchte, mein Geschmack unterscheidet sich deutlich von ihrem." Alukard lachte dröhnend. Nur Integra verzog keine Miene. Sie aß stumm mit durch gedrücktem Rücken. Seras schaute ihr fasziniert zu wie sie den Löffel mit der dunkelroten Flüssigkeit immer wieder zum Mund führte. Als sie fertig war griff sie nach der Servierte zu ihrer linken und tupfte sich den Mund ab. Ab heute gibt es für Walter eindeutig mehr Kochwäsche schoss es Seras durch den Kopf. "Was den, es gibt gar keinen Nachtisch?" Alukard zog mit gespielter Enttäuschung die Mundwinkel nach unten. Integra hob warnend die Augenbraue. Als Walter abgeräumt hatte, setzte sie sich an ihren Schreibtisch. " Ich möchte das du zu Kommandant Fargason gehst." sagte sie zu Seras und die nickte. " Sag ihm das ich ihn morgen Abend sprechen will." Dann schaltete sie den Computer ein. Seras deutete ihr schweigen als Zeichen das sie gehen konnte und verschwand. Integra versuchte sich auf den Bildschirm zu konzentrieren und das breite Grinsen einfach zu übersehen, das sich vor ihr auftat. " Und wie gefällt dir dein neues Dasein?" Alukard trat neben sie und sie spürte, wie etwas in ihrem Inneren vibrierte. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. "Es ist gewöhnungsbedürftig." sagte sie knapp und wollte ihn schon fortschicken als er ihren Stuhl ruckartig zu sich herum drehte. " Was soll das?" fuhr sie an und versuchte ihn wegzustoßen, doch er hielt die Armlehnen ihres Stuhls fest umklammert. Sein Gesicht war so nah an ihrem das sie seinen kühlen Atmen auf ihrer Haut spüren konnte. Sie merkte wie das prickeln in ihrem Magen immer stärker wurde. Er blickte sie mit rotglühenden Augen an. " Es wird Zeit das du lernst." sagte er sanft. "Was soll ich schon von dir lernen?" zischte sie. Er lachte. " Wenn du wüsstest wie viel ich dich lehren kann." "Hau ab!" schrie sie doch er tat etwas ganz anderes. Mit einer schnellen Bewegung zog er sie hoch und plötzlich begann sich der Raum zu drehen. "Was tust du da?" Integra spürte ihre Beine nicht mehr, eine Welle schien sie davon zu tragen. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde dann war es vorbei und sie hatte wieder festen Boden unter den Füssen. Wo zur Höhle war sie? Lichtblitze zucken und eine ohrenbetäubende Musik dröhnte auf sie ein. Integra blinzelte verwirrt, als sie erkannte, dass sie mitten auf einer Tanzfläche stand. Um sie herum tanzten Männer und Frauen zu den dunkel donnernden Bässen. Ihre Gesichter wahren bei dem sich ständig wechselnden Licht kaum zu erkennen. Ab und zu tauchten sie aus der Dunkelheit auf, wie Geister so bleich. Integra drängte sich zögern durch sie hindurch. Sie steuerte die Bar an, die sich hinter der Tanzfläche an der Wand befand. Beim gehen sah sie ungläubig an sich hinunter. Der grüne Hosenanzug war verschwunden. Anstelle der steifen Hose, war ein schwarzer enganliegender Rock erschienen. Auch ihre Bluse und ihre Krawatte gab es nicht mehr. Ein weinrotes Korsett schmiegte sich an ihren Busen und gewährte ungewohnte Einblicke. Integra biss wütend die Zähne zusammen. Sie wirbelte herum. Alukard !!Was sollte das? Wo war der Vampir? Warum hatte er sie hier her gebracht? Jemand stieß an ihre Schulter. Sie blickte zur Seite. " Sorry Puppe war keine Absicht!" Ein dürrer Kerl mit blauen Harren grinste sie unverschämt an. Sie runzelte irritiert die Stirn. Wie war das Puppe? Doch als sie ihm ins Gesicht blickte, verschwand das Grinsen. "Borr coole Kontaktlinsen, wo kriegt man die denn her? Integra antwortete nicht. Sie drehte sich einfach um und wanderte suchend durch die Menge. War hier irgendwo ein großer Mann mit Hut oder Mantel auszumachen? Sie verharrte kurz am Rande der Tanzfläche und für einen Moment blieb ihr Blick an einem Pärchen hängen, das sich engumschlungen festhielt. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie tat ihr dieser Anblick weh. Sie spürte auf einmal eine merkwürdige Kälte in ihrem Magen. War das etwa Neid? Aber worauf war sie neidisch? Sie sah sich um.. Auf diese Menschen? Darauf das sie so ungezwungen tanzten, lachten, ausgelassen wahren ? Integra atmete tief ein. Vielleicht. Dann schüttelte sie den Kopf. Warum war es auf einmal so leicht ehrlich zu sich selbst zu sein? Musste man erst seine Menschlichkeit verlieren um sich selbst erkennen zu können? Sie schloss für eine Sekunde die Augen. All die Last, all die Pflicht, ihr nie zu erreichender Anspruch an sich selbst. Sie hatte sich so sehr bemüht stark zu sein, dem Namen Hellsing mit Würde und Stolz zu vertreten. Doch die Erkenntnis nie die eigenen Schwächen vollkommen zu überwinden hatten sie müde gemacht und doch hatte sie weiter gekämpft. Aufgeben kam nicht in Frage. Sie öffnete wieder die Augen. Aber was hatte sie für einen Preis gezahlt? Sie sah die langen Reihen der Gräber vor sich, die ausdruckslosen Mienen der Witwen und Kinder der Männer die unter ihrer Führung den Tod gefunden hatten. Sie wahren nicht umsonst gestorben, doch nur sie kannte die wahre Bedeutung ihres Opferns. Aber sie hatte in den Augen der Kirche und in den Augen ihrer Majestät versagt. Doch das hatte jetzt keine Bedeutung mehr. Sie kannte ihr Ziel, ihrer Aufgabe war die selbe geblieben nur der Weg war ein anderer geworden. Integra lächelte zaghaft. Sie sah erneut auf die tanzende Menge. Ab heute gab es keine Schwäche mehr. Sie ging nach vorne, ließ sich in die Menge treiben.. Eine neue Ära brach an. Sie begann sich der Musik hinzugeben. Ein vollkommen unbekanntes Gefühl durchströmte sie. Sie schloss die Augen. Der Rhythmus begann durch ihren Körper zu wandern. Jeder Schlag hallte dumpf in ihren Ohren. Die Melodie rauschte laut an ihr vorbei. Sie genoss dieses aufregende Gefühl. Es lullte sie ein, berauschte sie. Es schien immer lauter zu werden. Es klang als würden Hunderte von Herzen schlagen... Sie riss entsetzt die Augen auf. Oh Gott! Hastig sah sie sich um. Die Körper um sie herum tanzten immer noch, doch schien alles auf einmal wie in Zeitlupe abzulaufen. Integra keuchte vor Schreck. Der Hals einer jungen Frau tauchte vor ihr auf. Sie schluckte. Es schien, als wenn ein unsichtbarer Pinsel über die schweißnasse Haut gezogen würde. Die blauen Linien formten sich vor ihr zu einem feinen Netz. Der feine Schlag der Aorta trat hervor, taktgleich mit dem dumpfen Schlag in ihren Ohren. Nur mit Mühe konnte sie die Augen abwenden. Ihr Mund schien staubtrocken zu sein. Doch im nächsten Moment überkam sie ein neues Gefühl. Gier!!!!!. Sie taumelte zurück zum Rand der Menge. Aber auch hier empfing sie das Dröhnen. Sie kniff die Lippen zusammen. Ihre Eckzähne wuchsen. Wie kleine Dolche schoben sie sich zwischen ihre Zunge. Was geschieht mit mir? Die Bestie braucht Nahrung! Sie riss den Kopf nach oben und blickte auf die Galerie, die schräg über ihr angebracht war. Da stand er, zwischen den anderen Gästen wirkte er fast unwirklich, mit seiner hohen Gestalt und dem roten Mantel. Integra versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Noch einmal schloss sie die Augen. Als er wieder zu ihm hoch blicken wollte war er verschwunden. Panisch blickte sie nach rechts und links. Alukard? Sie wollte sich umdrehen, doch jemand hielt sie plötzlich fest." Der Hunger wird nun für immer dein Begleiter sein." Seine Lippen berührten sanft ihr Ohr. Das Dröhnen wurde leiser. Langsam ließ sie sich gegen ihn fallen. Der Stoff seines Anzugs schmiegte sich an ihre Schulter und Integra fühlte wie sie ruhiger wurde. Er hielt sie derweilen einfach nur fest. "Wie hält man das aus?" Er lachte leise. "Nun es gehört nur ein wenig Übung dazu, aber dennoch musst du dem Monster ab und an gestatten seine Gier zu stillen." Integra erschauderte. Doch noch immer blieb sie an ihm gelehnt. "Ich kann keinen Unschuldigen töten nur um mein gottloses Leben zu erneuern." Wieder lachte er. Dann schob er sie sanft auf die Tanzfläche zurück. In der Mitte drehte er sie um du begann mit ihr zu tanzen. Wieder erklang der Chor der Herzen. Wieder überkam Integra das Gefühl die Kontrolle zu verlieren. Hilf mir ! Du musst es zulassen sonst verwandelt sich deine Stärke in Schwäche. Er drehte sie um sich selbst. Dann zog er sie erneut an sich, umklammerte ihre Hüfte. Integra entfuhr ein leises Stöhnen als sie ihn so nah an sich spürte. Sie griff nach seiner Schulter, faste in seine Haare. Er hob sie ein Stück nach oben, so das sie ihre Beine um ihn schlingen und ihre Stirn an seine pressen konnte. Ihr Rock rutschte dabei ein Stück nach vorn, so das er sich sanft einen Weg zu ihr bahnen konnte. Als sie seine Hand spürte warf sie kurz den Kopf nach hinten. Laut keuchend sah sie zu ihrem Diener hinunter. Seine roten Augen glitzerten und seine Lippen formten das typische arrogante Grinsen. Vertraue mir! Als sie ihn auf ihrer Haut spürte schloss sie erneut die Augen. Schauer überliefen ihren Rücken. Das dröhnen wurde immer lauter. "Gib dich hin Integra ab heute gelten die alten Regeln nicht mehr, ab heute fängt die Ewigkeit an. Unsere Ewigkeit!" Ihr Körper schien zu explodieren. Mit einem erstickten Schrei warf sie sich nach vorn, umklammerte seinen Nacken, während er anfing sanft mit der Hand durch ihre langen, blonden Haare zugleiten. Lösche deinen Durst Herrin! Füttere die Bestie in dir! Ihre Lippen suchten die Haut an seinem Hals. Wie eine Ertrinkende, die nach Luft schnappt, riss sie den Mund auf und ihre Eckzähne schnellten hervor, bereit sich endlich das zu holen, wonach sie sich sehnten. Sie bohrten sich wie Schrauben durch das Fleisch. Etwas in ihr bäumte sich auf als das Blut in ihren Rachen strömte. Es war köstlich! Nie zuvor hatte sie so etwas großartiges genossen. Die Quelle war wie ein warmer Strahl von Energie, der in sie hineinglitt, in jede Faser ihres Körpers drängte und ihn mit Leben füllte. Plötzlich wurde sie nach hinten gerissen. Empört über die Unterbrechung knurrte sie wie ein Tier. Doch dann wischte ihr jemand sanft über das Kinn. " Das ist genug." Integra fuhr sich erschüttert über ihr haltloses Handeln über die Augen. "Ich bin ein Monster!" flüsterte sie. "Nur wenn du es willst." Alukard sah sie sanft an. Dann setzte er sie ab und wieder begannen sie zu tanzen. Um sie herum schien niemand etwas bemerkt zu haben. Keiner starrte sie an oder wich vor ihnen zurück. Integra atmete tief durch. " Was ist, wenn ich das Monster nicht beherrschen kann?" "Ich werde dir helfen, es zu lernen. Außerdem, wer sagt denn, dass du es immer beherrschen willst? Der Hunger ist nicht nur allein Begierde, er ist auch Leidenschaft." wieder grinste er. "Glaube mir bald wirst du die Vorzüge deines Daseins genießen." Kapitel 11: Destringere ----------------------- Seras feuert gerade mit ihre neuen P90SXauf einen der zahleichen Pappkameraden, als sie Schritte hinter sich hörte. Sie drehte sich um. Walter stand in einiger Entfernung neben der Tür zum Schießübungsraum und lächelte ihr zu. Sie hob grüßend den Arm und legte de Waffe bei Seite. "Wie gefällt ihnen die Waffe Fräulein Viktoria?" fragte er und kam auf sie zu. Seras lachte. " Sie liegt wirklich gut in der Hand und ist auch viel leichter zu tragen als das andre Monstrum. Walter konnte sich ebenfalls ein Lachen nicht verkneifen. " Tja das ist ein unumgängliches Problem Schlagkraft braucht eben Größe." Dann erinnerte er sich wieder daran warum er hier war. "Ich bräuchte ein wenig Hilfe beim Beladen des Helikopters" Seras nickte. " Ich komme" Als sie gemeinsam durch den Park zum Haus gingen konnte Seras die Frage die ihr schon seit Gestern auf der Seele brannten nicht länger zurückhalten. " Was haben sie gedacht, als sie sie zum ersten mal wieder gesehen haben?" Zunächst schien Walter gar nicht zu reagieren, doch plötzlich antwortete er. " Nun zu aller erst habe ich ihn zur Höhle gewünscht." Sagte er tonlos und Seras sah ihn erschrocken an. Doch es zeigte sich keinerlei Regung in seinem Gesicht. "Dann habe ich mich darauf besonnen, das meine Loyalität es nicht gestattet, das Handeln meiner Lady zu be- oder gar zu verurteilen." Sie waren jetzt am Haus angekommen. " Sie bleiben doch bei uns nicht war, Walter?" Seras spürte Angst vor der Antwort ihrer Frage. Doch der Diener lächelte erneut. " So lange Lady Integra nach meinen Diensten verlangt, werde ich das Haus der Hellsings nicht verlassen.." Seras merkte wie ihr ein Stein vom Herzen viel. Dann machte sie sich an die Arbeit. " Kommandant Fargason?" Integra stand mit verschränkten Armen vor dem Fenster dessen Sicht in den Park führte und starrte hinaus. Der Angesprochene räusperte sich . " Nun Lady Integra. Sie wissen, dass ich diesem Hause seit jeher verpflichtet bin und das egal welcher Situation wir uns befinden ich ihnen treu ergeben bin." Integra nickte stumm. " Sie waren immer ein treuer Kamerad Fargason. Mein Vater hat damals eine weise Entscheidung gefällt, als er sie in seine Dienste nahm" Peter Fargason lächelte zögernd. " Danke Lady Integra" sagte er leise. Noch immer machte sie keine Anstalten sich umzudrehen. Das Licht der Schreibtischlappe spiegelte sich leicht vor ihr im Glas, doch warf es ihr Abbild nur als dunklen Schatten zurück. " Ich möchte sie und ihre Männer hiermit aus ihren Aufgaben entlassen." Der Satz schlug ein wie ein Blitz. Fargason starrte sie erschrocken an. Er musste sich verhört haben. " Aber Lady Integra, wieso?" "Sie haben ihre Aufgabe erfüllt Kommandant. Ich möchte das sie und ihre Leute ungesehen das Anwesen verlassen. Walter wird den Transport per Hubschrauber übernehmen." Immer noch stand der ehemalige Führer der Hellsing Armee mit entsetztem Gesichtsausdruck vor dem Schreibtisch. Dann klärte sich sein Blick und er nahm Haltung an. Noch einmal schlug er salutierend die Hacken zusammen. "Wie sie befehlen Lady Integra." Dann verschwand er durch die Tür. Integra lauschte seinen leiser werden Schritten. Langsam wandte sie den Blick ab und drehte sich um. Das war nicht leicht gewesen. Peter Fargason gehörte schon so lange zu ihrem Leben. Sie kannte ihn, wie Walter, seit sie ein Kind war. Er stellte ein Relikt dieses Hauses da. Wie alles andere was sich in ihm befand. Doch es wurde Zeit sich bereit zu machen und dazu gehörte auch sich zu lösen. Auch wenn Fargason ihr Handeln jetzt nicht verstand, so war es doch besser, er wusste nichts von ihrem neuen Weg. Vielleicht hätte er an ihr gezweifelt, sowie Walter gezweifelt haben musste, als sie ihn mit ihrer neuen Gestalt konfrontiert hatte. Sie hatte so etwas wie Schmerz in seinen Augen gelesen, als er erkannte was sie nun war, doch es war kein Wort der Abscheu über seine Lippen gekommen. Keine Frage nach dem warum. Er hatte sich so gut wie möglich nichts anmerken lassen und hatte ihre Instruktionen bezüglich neuer Vorhänge und Essgewohnheiten kommentarlos entgegen genommen. Der gute alter Walter, wie Alukard zu sagen pflegte, ein Diener seines Hauses durch und durch. Sie stand auf und ging zu dem Gemälde ihres Vaters. Wie währe seine Reaktion wohl ausgefallen? Sie biss sich auf die Unterlippe. Wohl weniger zurückhaltend, da war sie sich sicher. Er hätte es nie zu gelassen das sie als Verdammte umherwandelte, er hätte sie wahrscheinlich auf der Stelle erlöst. Ohne zu erkennen was für einen Sinn ihr Handeln hatte. "Vertrau mir Vater" murmelte sie .Dann wandte sie sich ab und ging in Richtung der Kerker Kapitel 12: History ------------------- Prolog: Sorry ihr lieben, aber leider wurde Kapitel 11 vor 10 freigeschaltet, ich hoffe ihr verzeiht. Als sie durch den dunklen Gang ging, füllte sie sich trotz ihrer übermenschlichen Fähigkeiten als währe sie erneut ein Kind von dreizehn Jahren. In diesen Mauern hatte es begonnen. Sie fühlte wie die alten Emotionen hoch kamen. Die Angst vor ihren Verfolgern, die Angst vor dem was hinter der Tür war. Sie stand jetzt vor dem Eingang mit dem aufgemalten Bannsiegel. Die rote Farbe leuchtete in der Dunkelheit und sie hatte erneut dieses prickelnde Gefühl im Magen. Es schien sich auszubreiten, begann ihre Kehle hinauf zu wandern. Sie schluckte. Was wollte sie überhaupt hier? "Du spielst mit mir, du verdammter Mistkerl." Entfuhr es ihr, dann öffnete sie die Tür. Alles sah immer noch genau so aus wie vor zwei Nächten. Selbst das verräterische Blut klebte, vertrocknet zwar, immer noch in den Ritzen der Steine. Sie schauderte. Wie hatte alles damals begonnen? Hier war sie einst hineingefallen, angeschossen von ihrem eigenen Onkel. Sie hatte da drüben an der Wand gelehnt und ihn mit tiefster Verachtung angesehen. Bereit zu sterben. Dann hatte sich ihr Onkel über den Leichnam lustig gemacht der in der Ecke gelegen hatte, sich gefragt was an solch einer Mumie den furchterregend sein sollte, dass ihr Vater ihn jahrelang hier versteckt hielt. Er hatte gelacht, bis der angebliche Tote ihn und seine Männer in Stücke gerissen hatte. Er war plötzlich aufgesprungen und hatte sie alle der Reihe nach vernichtet, sich in ihrem Blut gesuhlt. Sie konnte sich dabei vor Schreck nicht rühren, konnte nur zusehen, wie er ihnen den Schädel weg riss und dabei aus vollem Hals lachte. Dann war er zu ihr gekommen. Hatte ihr angeboten ihr die Ewigkeit zu schenken, wenn sie bereit währe ihn Meister zu nennen. Fast wäre sie vor Angst gestorben. Doch ihr Stolz war stärker gewesen. " Niemals wird sich eine Hellsing unterwerfen niemals." Er hatte gelacht und sich vor ihr auf die Knie begeben " Oh die Tochter des Chefs, das ist was anderes, verzeiht mir meine Unaufrichtigkeit, ich bin euer ergebenster Diener." Dann hatte ihr Onkel noch einmal versucht auf sie zu schießen. Doch die Kugel wurde von seinem Arm abgefangen und er hatte sie dazu gebracht ihren Onkel mit seiner eigenen Pistole ins Jenseits zu befördern. " Ich bin von nun an euer Begleiter Lady Hellsing, was immer ihr wünscht, ich befolge euren Befehl." Warum? Sie sah sich den Raum genauer an. Er roch nach Moder und Tod, überall lag Dreck und Spinnengewebe hing meterlang von der Decke. Wie war er hier her gekommen? Warum stand er im Dienst ihrer Familie? Der Raum war fast leer, nur eine verrottete Kiste aus der eine braune Masse hervorquoll stand in der Ecke. Sie ging näher ran und am Geruch erkannte sie, dass es verschimmelte Erde war. Sie blinzelte. Nur noch undeutlich war die schwarze längst verwitterte Schrift auf einem der Holzlatten zu lesen "Great Northern Railway" sie stutzte, warum stand hier so etwas rum? Ihre Augen wanderten durch die Schwärze des Raumes. War dieser Raum auch das sogenannte Labor? Aber wo waren all die Gerätschaften hin? Oder brauchte es vielleicht gar keine? Sie ließ die alte Erde durch die Hände gleiten. Leise rieselte sich auf den steinernen Boden. Warum hatte ihr Vater ihn hier unten eingesperrt? Hatte er sich wo möglich vor dem Ergebnis seiner Arbeit, vor der Macht des Mannes gefürchtet, der nun schon zehn Jahren durch diese Gänge lief? " Er hatte nicht so viel Vertrauen zu mir wie du" Sie fuhr herum, von ihren Gedanken war sie so abgelenkt gewesen, das sie seine Anwesenheit nicht bemerkt hatte. Alukards Umriss stand in der Tür. Er trat nun in den Raum und sah sich um. "Ich hatte mir damals mein Gästezimmer auch schöner vorgestellt, aber leider." Er drehte sich zu ihr um " Ließ er es bei der Einrichtung bis auf die Kisten und ein paar Mäusen bewenden." Integra richtete sich auf. " Was hast du während dieser Zeit gemacht. Er lachte. " Nun da ich nicht trinken konnte, musste ich wohl oder übel eine etwas energiesparende Gestalt annehmen." Sie presste die Lippen auf einander. Jetzt wo sie der gleiche Hunger quälte erschien ihr diese Vorstellung mehr als unangenehm. " Warum konnte er dich überhaupt zwingen ihm zu dienen?" Endlich schien der Moment gekommen die Wahrheit zu erfahren. Er sagte zu nächst nichts dann aber sah er sie an. " Liebe Lady Integra Wingates Hellsing ihr solltet wissen das man kein Tier der Welt zähmen kann ohne, dass das Tier sich nicht auch selbst anbietet gezähmt zu werden." Sie runzelte die Stirn. " Du hast dich freiwillig unterworfen. Was ist mit deinem Stolz, mit deiner ach so gepriesenen Ehre?" Er lachte dröhnend. " Aber das ist es doch, ein gegebenes Wort gilt, egal wie lang die Vereinbarung dauert." Er nahm den Hut ab. " Einst waren dein Vater und ich Feinde, doch dann erschien mir der Gedanke auf der anderen Seite zu stehen amüsant." Er grinste und seine Eckzähne kamen zum Vorschein. " Wenn man wie ich so viele Jahre schon auf Gottes schöner Erde weilt, kann einem irgendwann nichts mehr wirklich unterhalten. Warum nicht einmal etwas neues probieren und sich mal zur Abwechslung Befehle erteilen lassen?" Ihre Augen funkelten vor Wut. " Du hast das nur gemacht um dich zu amüsieren?" fauchte sie und jetzt waren es ihre Zähne die aufblitzen. " Soll das etwa heißen, dieses Bannsiegel ist nichts weiter als ein Farsi.?" Er zog nun die Augenbrauen zusammen. " Ich sagte doch ein gegebenes Wort ist ein gegebenes Wort. Nur dein Vater bestand zum Schutz, falls ich es mir doch noch mal anders überlegen sollte, auf diesen schwarzen Zauber, der mich Kontrollieren sollte." "Und hat er das?" Er sah sie nun mit gerunzelter Stirn an " Hätte ich sonst hier unten auf dich gewartet?" Sie verstummte. Die Glut die eben noch in ihren Augen loderte verlosch. Wann endet die Vereinbarung? fragten ihre Gedanken. Es dauerte einen Moment bis er ihr antwortete. "Sie endete an jenem Tag, als du mir erlaubt hast dein Blut trinken zu dürfen" Kapitel 13: Take leave ---------------------- Ein Tag später........ Seras blickte sich traurig um, die Unterkünfte ihrer ehemaligen Kameraden waren verwaist. Leere Schränke gähnten ihr entgegen, als sie einen letzten, prüfenden Blick in alle Zimmer warf. "Alles klar" sagte sie leise und schloss ab. Im Flur des Haupthauses stapelten sich drei einsame Kisten. Sie wirkten in der Größe des Raums leicht verloren, fast wie Fremdkörper. Seras setzte sich müde auf die Oberste und ließ die Beine baumeln. Ihre Habseeligkeiten hatten mühelos in eine Kartonage gepasst, aber das Lady Integra und Walter auch nur eine benötigten war noch erschreckend. Was sollte denn aus den anderen Sachen hier im Hause werden? Die ganzen Möbel und Bilder standen bzw. hingen immer noch unverändert an ihrem Platz. Seras wurde durch Walter aus ihrer Grübelei gerissen. Der Diener des Hauses hatte seinen blauen Wollmantel über seinen rechten Arm geschwungen, als er nun mit ernster Mine auf sie zukam. " Sind sie soweit ehrenwertes Fräulein?" Das Licht der untergehenden Sonne fiel durch ein Fenster und spiegelte sich im Glas seines Monokels. Seras nickte und rutschte von der Kiste. Ohne Mühe stemmte sie gleich zwei auf einmal in die Höhe und folgte Walter, der mit der Dritten vorweg in Richtung Landeplatz marschierte. " Äh Walter ?" Seras sah zurück zum Haus. " Kommt Lady Integra denn nicht mit?" Der Diener lief immer noch stramm vorweg als er ihr antwortete. "Die Lady wird sicherlich in kürze mit Meister Alukard nachkommen." Dann verfiel er in Schweigen bis sie Hubschrauber erreicht hatten. Das mannshohe Abbild ihres Vaters stand zwischen zwei Stühlen an der Wand gelehnt. Integra wischte mit gerunzelter Mine eine leichte Staubschicht weg, die sich in der linken, oberen Ecke versteckt hatte. Dann trat sie ein paar Schritte zurück. Ein leises Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie daran denken musste, wie verärgert ihr Vater damals über den Künstler war, dass er so lange still sitzen musste, damit der Maler das Kreuz an seinem Halstuch richtig zur Geltung bringen konnte. Sie faste geistiggegenwärtig nach ihrem. Langsam löste sich der kleine, silberne Schmuck. Vorsichtig hängte sie ihn an die Ecke des Rahmens. Sachte baumelte es noch ein paar Sekunden hin und her, bis es in der Bewegung verstarb. "Vergib mir" flüsterte sie leise. Jetzt griff sie in die rechte Tasche ihres Jacketts und nach wenigen Sekunden, mit einem leisen Zischen, erschien die kleine, rötliche Flamme ihres Feuerzeugs. Er stand an der steinernen Treppe vor dem Haus, als sie wenig später aus der Tür trat. Mit einer sanften Bewegung zog sie die Tür ins Schloss und strich noch einmal über den schwarzen Türklopfer. " Nun?" fragte er dumpf "Bereit für die Freiheit?" Doch sie antwortet ihm nicht. Stumm gingen sie nebeneinander her, bis sie das schmiedeeiserne Tor erreichten. Plötzlich ertönte ein lautes Krachen und beide drehten sich reflexartig um. Die Fenster im obersten Stock fielen unter lautem Klirren auf die Einfahrt und aus den freien Höhlen, drang nun schwarzer Rauch, gefolgt von züngelnden Flammen. Wie gebannt beobachteten beide eine weile die Szenerie. " Feuer ist eine seltsame Materie, sagte er auf einmal. " Nichts ist so unaufhaltsam in seiner Zerstörung und doch hinterlässt es, wenn es fort ist, den fruchtbarsten Boden." Wieder senkte sich Stille zwischen sie. Nur das immer lauter werdende Tosen des Feuers war zu hören, das sich jetzt immer schneller seinen Weg durch das Haus bahnte. Kapitel 14: Damnum ------------------ "Haben sie irgendwas oder irgendjemanden da drin gefunden?" Der angesprochene Feuerwehrmann blieb verdutzt stehen. Mühsam nahm er die schwere Atemmaske vom Gesicht. Maxwell knirschte ungeduldig mit den Zähnen. Der Mann wischte sich erst noch über die schweißnasse Stirn, bevor er antwortet. "Bedaure Sir, das Feuer hat nahe zu Alles vernichtet." Er sah über die Schulter zu der immer noch rauchenden Ruine, die vor wenigen Stunden noch ein prachtvolles Anwesen gewesen war. "Das wird noch Tage dauern, bis wir genaues wissen." Da der Mann keine Anstalten machte weitere Fragen zu stellen, ging der Feuerwehrmann nun hinüber zu seinen Kameraden. Maxwell blieb mit zornverzehrtem Gesicht zurück. Dieses verdammte Miststück war ihm doch glatt zuvorgekommen." Er spuckte aus. Lieber brannte sie sich und ihr eigenes Haus nieder als, dass sie sich einsperren ließ. Doch jetzt glättete sich seine Stirn. Aber was regte ihn das so auf? Sie hatte ihm ja eigentlich die Arbeit abgenommen. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. Hiermit war es offiziell. Hellsing lag in Schutt und Asche. Walter sah sich neugierig um. Er war sich sicher so viel Bücher hatte er noch nie gesehen. " Und sie sind sicher junges Fräulein, das wir hier richtig sind?" fragte er. Seras grinste " Keine Sorge Walter, ich bin mir todsicher ups!" sie schlug die Hand vor dem Mund, da Walter sie jetzt mich hochgezogenen Augenbrauen anstarrte. "Entschuldigung. War nicht so gemeint. Ich wollte nur.." "Gäste!!" Seras und Walter drehten sich um. Erneut viel Walter der Monokel aus dem Augenwinkel, als er das kleine Mädchen erblickte, das nun freundlich lächelnd auf sie zu kam." Guten Abend Lady Helena, das ist Walter Ddollneazz, der Diener von Lady Integra." Stellte Seras die beiden vor. Walter verbeugte sich leicht. "Ah, ein wirklicher, englischer Gentleman. Es freut mich sie hier für ein paar Tage in meinem bescheidenen Reich begrüßen zu können." Sie deutete mit dem Arm auf die Regale um sie herum. Walter bedankte sich höflich. " Verzeihen sie meine Aufdringlichkeit, aber haben sie die alle gelesen?" Er trat näher an eines der gefüllten Borde heran und studierte die Rücken der Bücher." Helena kicherte leise. " Ja und nein. Wissen sie es kommen immer so viele dazu. Ich glaube ich habe ein wenig den Überblick verloren." Walter stutzte plötzlich. " Das kann doch nicht." Er wandte sich um. "Darf ich my Lady?" Sie nickte und er zog ein dickes, grünes Werk hervor " Ist das wirklich eine Originalausgabe des großen Meisters Sir Walter Scott?" "Gewiss, so wie die übrigen fünf daneben auch, aber bitte setzten sie sich doch. Dann liest es sich bequemer." Seras grinste von einem Ohr zum anderen, als sie die beiden um die Ecke verschwinden sah. Da hatten sich ja zwei gefunden. Kapitel 15: ------------ I'd be waiting- waiting for a lifetime I'm sure I'd be waiting- waiting for a lifetime and more................. Xavier Naidoo Die Männer die alle in schwarzen Anzügen erschienen waren und sich nun in kleinen Gruppen leise unterhielten, waren alle aus dem selben Grund hier. Sie alle waren Mitglieder des heiligen Ordens. Ein jeder in seinem Land. Bereit für den Glauben und seiner Erhaltung einzutreten. Alexander stand ein wenig abseits von ihnen an ein Bücherregal gelenkt. In der Hand hielt er ein Glas Wein von dem er von Zeit zu Zeit einen Schluck nahm. Sünde! Durch fuhr es ihn, von der er sich auf seine eigene Art und weise reinigen würde. Er betrachtete die Männer die um ihn herum aufgeregt über das Ende von Lady Integra Wingates Hellsing diskutierten. Er biss die Zähne aufeinander. Narren! Glaubten sie denn wirklich das wäre so einfach. Oh nein, das Monster lauerte immer noch da draußen. Aber sie hatten ihm mal wieder nicht geglaubt. Oder sie wollten es sich einfach nicht eingestehen, das dieses Schoßhünchen der Hellsingfamilie mächtiger und gefährlicher sein konnte, als ihnen lieb war. Doch eines Tages würde es ihm gelingen diesen Dämon zur Strecke zur bringen. Dann würde er seinen Kopf als Trophäe zu Hause an die Wand nageln. Bei diesem Gedanken überlief ihn ein eisiger Schauer der Erregung. Plötzlich erklang eine Glocke. Zwei Schiebetüren wurden geöffnet und herein kam Pater Brown. Er räusperte sich um sich Gehör zu verschaffen. Es wurde still. " Nun ich freue mich das sie so zahlreich erschienen sind Gentlemen." Sagte er in mit seiner typischen Leiherstimme." Der erste Vorsitzende wünscht sie nun zu Tisch um die weiteren Themen dieses Treffens zu besprechen" unter leisem Gemurmel drängten sich alle in den nächsten Raum und ein jeder suchte sich seinen Platz an der runden Tafel. Maxwell saß schon an seinem Platz. Er sah aus wie eine sattgefressene Katze fand Alexander, der sich nun ebenfalls auf seinem Stuhl setzte. " Nun Herrschaften," begann der Geistliche nach kurzen Zögern. " Ich freue mich das sie meiner Einladung so schnell folgen konnten." Er lächelte breit in die Runde. " Ich war der Auffassung das aufgrund der vorangegangenen Ereignisse, schnelles Handeln von Nöten ist und hoffe das sie der gleichen Ansicht sind." Alle Augen starrten ihn an. " Nun da uns die Hellsingfamilie nicht mehr zur Verfügung steht, denke ich sollten wir über eine neue Verteidigungsorganisation nach denken " "Ist es denn nun wirklich gewiss, das die Lady und ihr Gefolge, das Feuer nicht überlebt haben?" Er tönte nun ein Zwischenruf und Maxwell runzelte über die unerwartete Unterbrechung die Stirn. " Ich denke das Thema können wir getrost bei Seite legen." " Was macht sie da so sicher?" Maxwell erkannte Alexanders Stimme. "Nun Pater ich denke das die Lady endlich erkannt hat, an welcher Position sie steht und das nicht mal ihr verschrobener Diener daran etwas ändern kann." Er grinste erneut. " Im übrigen glaube ich haben wir diesen Kerl ohne hin alle überschätzt, einschließlich die Lady selbst." Wieder setzte leises Gemurmel ein. " So nun bitte ich wieder um Ruhe damit wir...." "Verzeihung!" Die Stimme klirrte wie Glas. Alles erstarrte und blickte zur Tür. Lady Integra stand im Rahmen. Einen Mantel um die Schultern und im Gesicht eine dunkel getönte Sonnenbrille. "Ich fürchte meine Einladung zu dieser Versammlung ging auf dem Weg zu mir verloren." Sie trat nun an den Tisch und streifte ihren Mantel ab. Die Brille ließ sie auf. Keiner sagte dabei ein Wort. Alexander fand als erstes ihre Sprache wieder. " Sie an Tod geglaubte leben länger, was liebe Lady Integra?" Doch sie beachtete ihn nicht. " Nun über was wollen wir heute debattieren? Wer meine Erbe antritt?" Maxwell, der eben noch über ihr unerwartetes Erscheinen kalkweiß geworden war, lief jetzt vor Wut ziegelrot an. " Was erlaubst du dir eigentlich?. Wie kommst du hier überhaupt rein ?" "Die Tür war offen!" Eine behandschuhte Hand tauchte nun neben Integras Kopf auf und in den Fingern hielt sie eine silberne Waffe, die genau auf den Kopf des verdutzen Maxwells zielte. " Bei so einer wichtigen Veranstaltung wollten wir nicht fehlen." Du kleiner Bastard!" zischte Alexander und Alukard wandte den Kopf. " Du hast jetzt Pause Schweinepriester, sonst verpasse ich deinem Arbeitgeber nen hübschen Abzug in seine Birne." Alexander knirschte hörbar mit den Zähnen, blieb aber sitzen. " Was willst du Integra, dein Leben ist nichts mehr wert." Keuchte Maxwell und dicke Schweißperlen traten auf seine Stirn. Nicht aus zu denken, was mit seinem Gesicht passieren würde, wenn dieser Wahnsinnige abdrückte. Der Mann in dem roten Mantel und der verspiegelten Sonnenbrille stand mit einem breiten Grinsen hinter Integra, die noch immer schwieg. Dann plötzlich: " Sie haben mich und meine Organisation verkauft Gentlemen". Ihre Stimme war dabei völlig emotionslos. "All die Jahre die meine Familie und ich ihnen treu ergeben waren. Doch nun, haben sie mich und meine Männer fallengelassen wie dreckiges Ungeziefer." Maxwell versuchte sich zu erklären " Nun, Integra hör zu..." " "Sag mal hörst du meiner Herrin überhaupt zu?" Ein leises Klicken verriet, das Alukard durch geladen hatte. Maxwell klappte schlagartig den Mund zu. Integra fuhr unbeirrt fort. " Spar dir deine lächerlichen Erklärungen, es wird dir und den Anderen so wie so nichts nützen." Sie setzte die Ellenbogen auf und legte die Fingerspitzen an einander. " Weißt du Maxwell was uns beiden voneinander unterscheidet?" Maxwell antwortete nicht, er war einfach zu abgelenkt von der Waffe, die immer noch ungerührt auf seine Stirn zielte. " Du bist zwar an der Macht interessiert, aber die Angst vor denen, die sie dir nehmen könnten machen dich verwundbar. Ich hingegen habe sämtliche Furcht hinter mir gelassen." Sie fing leise an zu lachen. " Und weißt du was das beste daran ist. Ich habe mich noch nie so großartig gefühlt." Langsam zeichnete sich in allen Gesichtern Panik ab. " Wollen sie uns alle umbringen?" erklang es neben ihr. Alexander langte, während des einsätzenden Gemurmels, zu seinem Mantel in dem er seine Bannblätter und eines seiner Messer versteckt hatte, als er plötzlich was kaltes an seinem Hinterkopf spürte. " Das würde ich an ihrer Stelle lieber sein lassen." Der Lauf der riesigen Uran Kanone klebte an seinen Haaren. Alukard lachte " Du hättest sie einfach beim ersten mal erledigen sollen Pfaffe." Seras konzentrierte sich darauf den Priester nicht aus dem Lauf zulassen. Dabei hätte sie selbst mit einem Streifschuss dafür gesorgt, das er die Hälfte seines Körpers einbüßte und sein Gegenüber gleich mit. " Keine Angst, mir liegt nichts daran sie und diese Witzfigur auszuradieren." Sie deutete zu Maxwell hinüber." Ich verfüge nun über etwas, dass sie mir auf sichere Art und Weise vom Halse schaffen wird." Alexander beugte sich nach vorn, der Lauf rückte dabei nicht einen Millimeter von ihm ab. "Und was wäre das bitte?" Sie nahm die Brille ab und sah ihm direkt ins Gesicht " Zeit !" Kapitel 16: Interval -------------------- "Sie hätten sein Gesicht sehen sollen Walter, ich dachte schon er kippt gleich vom Stuhl." Seras fing erneut an zu lachen. " und dieser Maxwell erst. Ich glaub den hat auf der Stelle der Schlag getroffen, so weiß wie der geworden ist." Sie griff nach dem Zipfel den Walter ihr wortlos hinhielt und gemeinsam bezogen sie ihr neues Bett. Zwar fuhr die Decke immer noch herunter, wenn sie sich hinein legte, aber zu mindest wohnte sie nicht mehr im Keller, sondern in einem geräumigen Zimmer mit Ausblick auf die Küste. "Schön, auch wenn ich sie nur im Dunkeln sehe" dachte sie und zog die Vorhänge zu. Walter räumte während dessen weiter den Schrank ein. " Wünschen das Fräulein lieber weiße oder blaue Hosen zum schlafen." Blau in weiß fühle ich mich irgendwie unwohl" lächelte sie verlegen. Seit sie hier waren, hatte sie zum ersten mal das Gefühl zu Hause zu sein. Das klang vielleicht merkwürdig aber irgendwie schien sich die Atmosphäre um sie alle herum verändert zu haben. Nach dem Alexander nach Integras Offenbarung, sie als Hure des Teufels beschimpft hatte, erhielt er von Alukard dafür die Quittung. " Ich habe schon mal gesagt, keiner beleidigt meine Herrin und du schon gar nicht Kutenhannes" sprachs und jagte ihm eine Kugel zwischen die Augen. Bevor der Regenerator sich erholen konnte war Integra auf gestanden und zu Maxwell hinüber gegangen. Der blonde Priester hatte sie mit weitaufgerissenen Augen angestarrt und dabei gezittert, als wenn er plötzlich Schüttelfrost bekommen hätte. "Nein, nein!" hatte er wie ein Irrer gestammelt, doch Integra hatte ihn wortlos am Kragen gepackt und ihn dicht vor ihr Gesicht gezogen. "Keine Sorge Maxwell," mit einer raschen Bewegung war sie ihm über die Wange geglitten. Er verzog das Gesicht und schlug ihre Hand weg. Ein dünner Strahl Blut floss ihm das Kinn hinunter. Integra begann zu lächeln und sah auf ihre Finger hinab, dann leckte sie einem nach dem anderen genüsslich ab. " Ab heute, mein Lieber, werde ich bis an dein erbärmliches Ende in deinem Kopf sein." Sie wandte sich von ihm ab. " Von Zeit zu Zeit werde ich dich wissen lassen, das es mich immer noch gibt." Maxwell saß da, wie zur Salzsäule erstarrt. Das Blut auf seinem Anzug interessierte ihn nicht mehr. " Wenn eure Zeit zu ende geht, wird unsere wieder beginnen." Erklärte Integra ungerührt weiter."Ich kann nur für dich und alle anderen hoffen, das ihr es bis dahin nicht darauf anlegen werdet, einen von uns wieder zu sehen." Sagte sie in die Runde dann verschwanden sie. Seras hatte wärend ihrer Reise abwechselnd zwischen ihrem Meister und seiner Herrin hin und her gesehen. Beide schienen von einer inneren Zufriedenheit erfüllt zu sein. Zum ersten mal erschien ihr Integra gelöst, als wäre eine tonnenschwere Last von ihren Schultern gefallen. Jetzt aßen sie jeden Abend gemeinsam. Walter fiel dabei zwar immer noch aus der Reihe aber es störte ihn nicht. Mit britischer Gelassenheit nahm er es hin, dass Alukard darüber philosophierte wie man die Suppe noch verbessern könne. " Wie wäre es mit Klößen? Blutklößchensuppe oder vielleicht reicht schon eine andere Blutgruppe um das ganze aufzufrischen." Seras entschuldigte sich bei Walter, sie wollte noch rasch den Rest ihrer Sachen holen. Auf der Treppe begegnete sie Integra, die mit einem Stapelbücher auf dem Weg zu ihrem Zimmer war. "Kann ich ihnen helfen My Lady" Nicht nötig" antworte diese knapp, "Ich bin nur dabei den ganzen Krempel zu verstauen." Seras sah ihr nach und zuckte dann mit den Achseln. Oben angekommen, ließ Integra die Bücher mit einem leisen Plumps auf dem Boden fallen. Wie praktisch, wenn man über Kräfte wie diese verfügte. Da sparte man viel Zeit. Sie begann das Bücherregal einzuräumen. Wie viele Schinken sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten. Plötzlich spürte sie ein kribbeln. Sie drehte sich rum. " Was hast du da?" Alukard hielt etwas hinter seinem Rücken verborgen. " Ich dachte zur Feier unseres Einzugs sollten ich dir was schenken." Er holte die Hände nach vorne. Sie runzelte die Stirn. " Was soll ich damit?" fragte sie und trat auf ihn zu. Es war die Casull 454, die er ihr hin hielt. Alukard grinste. "Du wolltest doch schon immer wissen wie man damit schießt." Sie lächelte. Dann nahm sie ihm die Waffe aus der Hand und zielte damit aus dem Fenster. "Zeigst du mir wie man damit umgeht?" Er trat hinter sie und legte seine Hand über ihre. Sein Kopf schmiegte sich an ihre Wange. "Wenn du mich lässt, zeig ich dir noch viel mehr." Ende Part 1 Keine Sorge, das ist nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen Anfangs.................. Part 2 ist schon in Arbeit und das erste Kapitel ist schon da. Kapitel 17: Return ------------------ Prolog: Ich wollte eigentlich eine neue Fanfict. da raus machen, aber das Programm läst mich nicht. Darum schreibe ich einfach weiter. Zur Einleitung: Die Familie hat die Zeit genutzt um sich ein wenig in der Welt umzusehen. Doch nun wird es Zeit, dort weiter zu machen, wo man aufgehört hat. Ich hoffe, diese Geschichte wird euch genauso gefallen, wie die erste. Ich bitte um viele, viele Kommentare und viel Spaß beim Lesen. Tabularasa Part 2 Untertitel: The Beasthunters 50 Jahre später.............................. Nach dem der Donner verklungen war, erhellte nach wenigen Minuten ein weißer Blitz das kleine Zimmer und beleuchtete kurz das gewaltige Himmelbett, das in der Mitte des Raumes stand. Das Licht der Wandleuchten flackerten gespenstisch, bis die Überspannung vorüber war und der schummrige Glanz zurück kam, den die kleinen Lampen verströmten. Aus einer Ecke ertönte leise Klaviermusik, die von einem alten Plattenspieler herrührte, der wie ein Fremdkörper auf einer viktorianischen Kommmode stand. Plötzlich gab die Nadel ein ärgerliches Kreischen von sich und die Musik verstummte. Doch die Stille dauerte nicht lange. "Thomas!" Die Stimme war nicht mehr als ein dünnes Krächzen, auf das ein lauter, dumpfer Hustanfall folgte. Ein leises Klingeln war zu hören. Auf einmal schwang die Tür auf und hereinkam ein kleiner, gebeugter Mann, der sich mühsam auf einem Stock gestützt zum Bett schleppte. Sein runzeliges, von zahlreichen Falten durchzogenes Gesicht, drückte tiefe Besorgnis aus. " Ihr habt nach mir verlangt eure Eminenz?" fragte er ächzend und blieb kurz vor den weißen Lacken stehen. "Die Musik, Thomas!" meldete sich die dünne Stimme wieder. Der alte, glatzköpfige Alte wandte den Kopf in Richtung der Kommode. "Oh, ja natürlich." Er humpelte langsam zum Plattenspieler hinüber und drehte mit zitternden Händen, die Platte um. Kurz darauf erklang erneut die Klaviermusik. "Kann ich sonst noch etwas für sie tun?" fragte er, doch er bekam keine Antwort. "Ich werde nachher noch mal nach ihnen sehen und ihnen ihre Medikamente bringen." Nach dem er die Tür erreicht hatte, zog er sie hinter sich mit einem leisen Seufzen zu. Zurück blieb die Musik und mit ihr das Husten, das erneut eingesetzt hatte. " Verdammt noch mal!" zischte es, als der Anfall vorüber war. "Aber, aber ziemt sich den so ein Verhalten für den rechten Arm Gottes?" Wieder erstarb die Musik. Doch nicht das Ende der Platte war dafür verantwortlich, sondern die bleiche Hand, die den Hebel zur Seite geschupst hatte. Für einen Moment war nur das ferne Grollen des Gewitters zu hören, das bereits weiter gezogen war, dann mischte sich ein anderes Geräusch mit hinein. Der bellende Husten, war einem grunzenden Schnaufen gewichen. " Freust du dich mich zu sehen Maxwell?" Integra nahm die schwarz schimmernde LP vom Teller und besah sich den Titel. " Mmm Vivaldi, immer noch dein Lieblingskomponist, was?" Sie legte die Scheibe auf die Kommode und ging langsam zum Bett hinüber. " Was willst du?" keifte es ihr entgehen. Integra hob mit gespielter Überraschung die Augenbrauen. " Warum bist du so unfreundlich? Ich besuche doch nur einen alten Freund, aber anscheinend legst du nicht mehr viel wert auf Gesellschaft." Sie hatte das Kopfende des Bettes erreicht und blickte mit gerunzelter Stirn auf das dürre Häuflein Mensch, das sie aus weitaufgerissenen, trüben Augen wütend anstarrte. Die gelbschimmernde Haut spannte sich wie brüchiges Papier über die vorstehenden Knochen und das schädelgleiche Gesicht wurde von dünnen, grauen Haaren, wie ein fleckiger Teppich umrahmt. "Du siehst schlecht aus Maxwell. Das Alter hat es nicht gut mit dir gemeint." Er antwortete ihr nicht. Sein zahnloser Gaumen, zitterte, als er versuchte die Lippen aufeinander zu pressen und ein langer Speichelfaden lief aus einem der Mundwinkel über das Kissen. Integra beugte sich langsam zu ihm hinunter. Ihre rotschimmernden Augen funkelten wie die Flammen zweier Kerzen. " Du hast Alles bekommen wonach du dich gesehnt hast." Sie sah kurz nach oben und betrachtete das goldene Wappen, das an der Wand angebracht war. Die drei weltlichen Symbole leuchteten ihr entgegen. Die Kerze, das Schwert und das Kreuz. Vereint im Siegel des Papstes. Dann galt ihre Aufmerksamkeit wieder ihm. " Du bist die Spitze der katholischen Kirche, doch was nützt dir deine heißgeliebte Macht, wenn sie dir in den Händen der Zeit zerrinnt?" Sie lächelte. "Der Tod greift nach dir Maxwell und er hat dich schon fast erreicht." Immer noch war hartnäckiges Schweigen seine Antwort. Aber das interessierte Integra nicht. Sie genoss den Anblick seiner Schwäche. "Erinnerst du dich Maxwell? Wenn deine Zeit um ist, beginnt meine und bald wird es so weit sein." Sie richtete sich wieder auf und drehte sich um. Mit leisen Schritten ging sie zur Kommode zurück. " Ich wünsche dir eine gute Reise Max und grüß mir die den Himmel. Wenn du ihn je zu Gesicht bekommst." Dann war sie fort und wieder spielte Vivaldi, zusammen mit den zehrissenden Schluchzern eines sterbenden Körpers. Kapitel 18: ------------ Kapitel 1 : Lunas Liberi Die Nacht hatte vor wenigen Stunden begonnen. Wie eine silberne Scheibe stand der Mond am Himmel und bestrahlte die unruhigen Strassen, die sich unter ihm wie bunte Schlangen hin und her wanden. Jim Panson schniefte und wischte sich dann mit dem schmierigen Zipfel seines Ärmels übers Gesicht. Seine müden, entzündeten Augen durchsuchten prüfend die überfüllten Mülleimer des Hydparks, nach etwas was man entweder Essen oder zu Geld machen konnte. Bis jetzt war seine Ausbeute eher mager gewesen. Lediglich ein halbaufgegessenes Sandwich und drei weggeworfene Pfandflaschen hatte er gefunden. Er spuckte abfällig in den metallenen Eimer. Die Leute warfen einfach nichts vernünftiges mehr weg. Er wollte sich schon dem nächsten Behälter zuwenden, als er ein Rascheln neben sich wahr nahm. Er sah sich alarmiert um. Das schummrige Licht der Straßenlaterne reichte nur bis zum Ansatz des Rasens. Dahinter war nichts als Schwärze. Er zog beunruhigt die Nase hoch. Hoffentlich nicht schon wieder irgendwelche betrunkenen Rowdys. Seit einiger Zeit war es unter den Halbstarken ein beliebtes Hobby, Obdachlose als Punchingball zu benutzen. Er machte sich klein und wollte in Richtung Hauptstrasse verschwinden, als er ein Geräusch wahrnahm, das ihn die Haare zu Berge stiegen ließ. Es klang wie das schnaufen einer herannahenden Dampfwalze. Jim merkte wie ihm der kalte Schweiß auf die Stirn trat. Wieder sah er in die Dunkelheit, wieder war da nur der finstere Schatten der Nacht, doch dann. Jim riss ungläubig die Augen auf. Was war das? Plötzlich funkelten zwei gelbschimmernde Lichter aus der Finsternis zu ihm hinüber, dabei wurde der unheimliche Lärm immer lauter. Er wollte davonlaufen, doch seine Beine gehorchten ihm nicht mehr. Angsterfüllt sah er, wie die gelben Lichter näher und näher kamen und sich ein gewaltiger Schatten aus der Dunkelheit löste. Dann hatte er den Lichtkreis der Laterne erreicht. Jims Magen begann zu rebellieren, sein Mund schien wie ausgetrocknet und alles was er wollte war schreien. Vor ihm stand auf riesigen beharrten Klauen, etwas das ihn dunkel an eine Figur aus dem Horrorkabinett aus seiner Kindheit erinnerte, doch die lächerlichen Gummifiguren, wahren nicht annähernd so grauenvoll gewesen wie das, was ihn jetzt mit glitzernden Augen anknurrte. In der spitzen Schnauze entblößten die hochgezogenen Lefzen, zwei Reihen von messerscharfen Reißzähnen, von denen der Speichel in langen Fäden auf den Boden tropfte. Der gesamte Körper schien nur aus Muskeln zu bestehen, die sich unter den dichten Haaren hervorwölbten. Plötzlich durchfuhr Jim ein eisiger Schauer und als wenn dieser Adrenalinstoss das Startzeichen gewesen war, viel die Lähmung, die ihn beim Anblick dieses Monsters ergriffen hatte, von ihm ab. Er rannte los. Die Tüte mit den gesammelten Lebensmitteln fiel scheppernd zu Boden und der Inhalt verteilte sich in wilden Durcheinander auf dem Sandweg. Doch das interessierte ihn nicht, er wollte nur ein Weg, weg von diesem Ding, dessen heißen Atem er im Nacken spürte. Jim hatte bereits die erste Gabelung in Richtung Strasse erreicht, als der Schlag ihn von den Füssen riss. Wie eine Puppe wurde er auf den Rasen geschleudert. Es krachte, als seine Rippen, wie dürre Äste brachen. Ein ziehender Schmerz nahm presste ihm die Luft aus den Lungen und er schmeckte Blut auf seinen Lippen. Er wollte sich aufrichten, doch das Wesen holte bereits zum zweiten Schlag aus und mit einem leisen Gurgeln riss es ihm den Kopf von den Schultern. Seras hatte kaum die Augen aufgeschlagen, als sie auch schon das vertraute Kribbeln im Magen spürte. "Meister?" Sie setze sich abrupt auf. "Es wird Zeit ! Er tönte seine Stimme in ihrem Kopf. "Wofür?" Sie blinzelte verwirrt. "Für die Rückkehr!" 4 Wochen später.......................... Mit krachenden Motoren fuhren die vier LKW durch die schmalen Straßen von Hampstead. Als sie nach wenigen Minuten den Rand des Heath erreicht hatten, quietschten die Bremsen laut auf und der Tross kam ächzend zum Stehen. Aus der Fahrerkabine des ersten Vehikels stieg ein kugelrunder Mann mit Latzhose und Käppi. Mit mürrischem Gesicht holte er aus der Brusttasche eine Visitenkarte hervor. Ein kurzer Blick auf das Anwesen und er nickte. "Wir sind richtig, ihr könnt ausladen!" schrie er zu den anderen Wagen hinüber und unter lautem Türeschlagen begannen die Männer mit ihrer Arbeit. Später am Abend........ In der unteren Etage des Londoner Coliseums herrschte trotz der späten Stunde reges Treiben. In den Hallen des alten Theaters hatte sich eine Gesellschaft eingefunden, die trotz ihrer äußerlichen Individualität, doch eines gemeinsam hatten. "Halten sie das wirklich für eine gute Idee?" fragte jetzt ein grauhaarige Mann. Die Damen und Herren, die mit ihm an der kreisrunden Tafel saßen, nickten zustimmend. Einige begannen aufgeregt mit einander zu tuscheln, während ein schlanker, hochgewachsener Bursche seinen Stuhl zurück stieß und aufstand. Langsam begann er hinter den anderen entlang zuwandern. Seine feingeschnittenen Gesichtzüge drückten tiefe Nachdenklichkeit aus, als er sich langsam durch den schwarzen Kinnbart strich. Mit einer geschmeidigen Bewegung wandte er sich plötzlich direkt zu dem Grauhaarigem um. "Ich denke das die Lage keine andere Möglichkeit zu läst, außerdem," er sah nach und nach in die übrigen Gesichter, in einigen waren immer noch Zweifel zu erkennen. " Aber sie haben jahrhundertelang versucht uns auszurotten!" ertönte plötzlich ein Zwischenruf. Wieder setzte lautes Gemurmel ein. Der junge Mann hob beschwichtigend die Hände. "Ich weiß ich weiß. Doch sollten wir bedenken, das sich ein paar grundlegende Dinge im Laufe der Zeit geändert haben." Ein breites Lächeln huschte über sein Gesicht. " Der Feind hat die Seiten gewechselt und ich glaube das wir uns das zur nutze machen sollten." Für einen Moment war es still, dann meldete sich eine leise Stimme. "Ich finde das man dem Vorschlag von Kalham nur zustimmen kann. Diese ungewöhnliche Situation erfordert ungewöhnliche Maßnahmen." Der junge Mann nickte dankend zu dem kleinen Mädchen hinüber, das ihn mit zufriedenen Augen anblickte. "Danke Helena." Dann wandte er sich wieder zu dem älteren Herren um, der nun angefangen hatte, das Glas das vor ihm stand in seinen Händen zu drehen. Dabei rotierte der kleine rote Tropfen, der noch in ihm klebte, wie ein Kreisel. "Gut;" sagte er plötzlich und sah auf. " Sie werden sich mit ihnen in Verbindung setzten." Kapitel 19: Lunas Liberi ------------------------ "Und wie gefällt dir deine Stadt." Integra lächelte und wandte sich dann zu ihm um. Alukard stand mit einem breiten Grinsen hinter ihr an der offenen Terrassentür. Integra saß in einem bequemen Korbstuhl und genoss den kühlen Wind der von Osten hinüber wehte. Die Aussicht die sich ihr von ihrem Platz aus bot, war selbst in der Dunkelheit bezaubernd. Der langgezogene Garten, der sich hinter der alten Villa erstreckte wurde von einem Dutzend Eichen umschlossen, die das Anwesen vor neugierigen Blicken schützten. In der Mitte des Rasens lagen einzelne Beete, in dem unzählige wilde Rosen um die Wette blühten. Alukard kam setzte sich neben ihr in den freien Stuhl und griff nach dem Glas das vor ihr stand. Nachdem er einen Schluck genommen hatte, schüttelte er sich." Brrrr ! Ich hatte schon vergessen wie gräulich es kalt schmeckt." Integra runzelte die Stirn." So schlimm ist es auch wieder nicht. Außerdem kannst du es jederzeit warm machen." Dann schien ihr etwas einzufallen. "Wo ist Seras?" Sie hatte das Mädchen seit ihrem Einzug vor drei Nächten kaum zu Gesicht gekriegt. "Sie wollte heute Abend mal wieder Londons Nachtleben genießen, so weit ich weiß." Seras lief summend über den Piccadilly Circus. Sie schloss genießerisch die Augen. Es war herrlich, wieder hier zu sein. Sie sah in die bunten Schaufenster. Das ständige Brausen der vorbeifahrenden Busse und Taxis, die sich quälend durch die ständig überfüllten Strassen schoben, klang wie Musik in ihren Ohren. War es wirklich schon 50 Jahre her, das sie hier zum letzten Mal lang spaziert war? Damals waren sie alle zusammen fortgegangen. Lady Integra, ihr Meister, sie und Walter. Die Erinnerung an den Diener des Hauses Hellsing verdrängte für einen Moment die Fröhlichkeit und an ihre Stelle trat ein bitterer Kloß in ihren Hals. Walter. Er hatte sie in Paris verlassen. Mit dreiundneunzig Jahren war er friedlich eingeschlafen, aber vorher hatte er sich, wie es sich für einen Gentleman gehört, von seiner Lady verabschiedet. Integra war in den letzten Stunden nicht von seiner Seite gewichen. Zusammen ließen sie die gemeinsame Zeit noch einmal Revue passieren. Seras hatte ihr Lachen gehört. Durch das Holz der Schlafzimmertür war es wie fremde Musik durch die Zimmer geschwebt. Es war das erste Mal, daß sie Integra lachen hörte. Danach hatte ihre Lady veranlasst ihn einäschern zu lassen. "Das war sein letzter Wunsch," hatte sie leise gesagt. Danach dauerte es eine Woche bis sie wieder am Leben um sie herum teilnahm. Alukard blieb während dieser Zeit fern von ihr. "Sie nimmt noch einmal Abschied," hatte er erklärt, als sie ihn fragte, ob man der Lady nicht helfen könne. Seras sah verstohlen zum Himmel hinauf. Ob er wohl dort gut aufgehoben war? Plötzlich scherte hinter ihr ein schwarzer Pettycruser aus der kriechenden Schlange. Der Wagen hielt neben ihr und die Hintertür sprang auf. Seras blickte verdutzt zur Seite, als ein attraktiver Bursche mit schwarzen, schulterlangen Haaren und einem Kinnbart ausstieg und auf sie zusteuerte. Erst dachte sie, es handle sich um eine Verwechslung, als er ihr nun mit einem breiten Lächeln den Weg versperrte, doch ein Blick in seine unnatürlich schimmernden Augen reichten um diesen Verdacht fallen zu lassen. Die Farbe der Iris erinnerte an flüssiges Gold, in das man einzelne schwarze Perlen gesetzt hatte. "Entschuldigung Fräulein Viktoria, wenn ich sie hier so überfalle, aber würden sie mir die Ehre erweisen und mich ein kurzes Stück begleiten?" Seras runzelte irritiert die Stirn. "Wer war der Mann und woher zum Teufel kannte er ihren Namen? "Äh Entschuldigung, kenne ich sie irgendwoher?" Der Fremde lächelte immer noch als er sich jetzt leicht verbeugte. "Oh Verzeihung, sie haben recht, das war unhöflich von mir. Mein Name ist Kalaham Duerme. Ein Freund, kein Feind." Das Zwinkern das er hinter die letzte Bemerkung setzte, ließ das Misstrauen in Seras erst recht aufflammen. Wieso solle sie Feinde haben? Der Fremde deutete jetzt mit einer einladenden Handbewegung zu dem immer noch wartenden Auto. " Ich bitte sie aufrichtig meinem Wunsch zu erfüllen. Ich versichere ihnen, daß sie mir voll und ganz Vertrauen können, doch es eilt. Die Sache, um die es geht ist von außerordentlicher Dringlichkeit." Seras zögerte noch immer, doch dann. "Lady Helena erwartet uns bereits." Während dessen im Gerichtsmedizinischen Institut von London Als der Assistent das weiße Lacken mit einer raschen Bewegung zurückschlug, überkam Charly Peterson das dringende Bedürfnis sich zu übergeben. Er hatte als Ermittler von Scottland Yard in vier Jahren schon viel gesehen, aber das übertraf sogar seine finstersten Phantasien. Er schluckte und drehte kurz den Kopf zur Seite. Bis das Tuch wieder das Verdeckte, was gestern noch ein Mensch gewesen war. "Sieht schlimm aus nicht wahr," nickte Kevin Tindra der leicht übergewichtige Pathologe mit dem kahlen Schädel grinste verstohlen zu ihm hinüber, als er die Bahre zurück ins Kühlfach gleiten ließ und das Schloss an der Klappe zuschnappte. "Nicht viel schlimmer als die anderen drei ,"erwiderte der Polizist und wandte sich ab. Gemeinsam liefen sie zu Tindras Büro, wo sich Charly erst mal einen Kaffee einschenkte. Nachdem er mit dem ersten Schluck seinen aufgewühlten Magen beruhigt hatte, konnte er seine Aufmerksamkeit wieder Tindras Erläuterungen widmen. Der setzte sich hinter seinen Schreibtisch und sah ihn über den Rand seiner halbmondförmigen Brille mit ernster Mine an. " Ich sage ihnen Peterson, so eine Schweinerei habe ich in meiner ganzen medizinischen Karriere noch nicht gesehen." Er schlug die Akte, die vor ihm lag, auf und begann in den einzelnen Blättern zu wühlen. "Wir haben in den letzten vier Monaten immer das gleiche Bild vorgefunden," sagte Charly und nippte weiter an seinem Kaffee. "Drei Männer mittleren Alters und eine Frau. Alle wurden nachts alleine vom Täter überrascht und auf bestialische Art und Weise getötet." "Getötet?!" Tindra lachte bitter auf. "Abgeschlachtet trifft es wohl besser. Schauen sie hier," er drehte die Unterlagen herum, so das Charly einen unliebsamen Blick auf ein gestochenscharfes Photo des Polizeiphotographen werfen konnte. " Ich glaube auch nicht, daß wir es bei diesen Fällen nur allein mit einem Täter zu tun haben," erklärte Charly schnell, bevor der Doc auf die Idee kam ihm noch weitere tolle Bilder zu zeigen. Wieder lachte Tindra. "Oh nein ganz sicher nicht, aber wissen sie was mich am meisten wundert ist, auf welche Art und Weise diese Opfer zugerichtet wurden. Charly sah überrascht auf. " Na ich vermute mal, ein Beil oder eine Machete ist für so was verantwortlich, oder?" Der Pathologe runzelte nachdenklich die Stirn. Dann fuhr er sich mit den Fingern langsam übers Kinn. " Wissen sie Peterson, ich will sie ja nicht beunruhigen aber, diese Wunden wurden meiner Meinung nach, wie soll ich es sagen," Charly sah ihn erwartungsvoll an. Dann gab sich Tindra einen Ruck. " Das sind keine Schnittwunden, dass waren Zähne, große Zähne...." Der Wagen fuhr in überraschend zügigen Tempo durch die Shafterbury Ave. Seras wusste immer noch nicht, was sie von ihrer neuen Bekanntschaft halten sollte. Das einzige was sie über den fremden Mann wusste war, dass sie offensichtlich einen gemeinsamen Bekannten hatten, Lady Helena. Er machte während der Fahrt keine Anstalten das Gespräch wieder aufzunehmen und Seras hielt es für klüger abzuwarten. Als sie nach einer halben Stunde vor der verborgenen Bibliothek standen, wurde sie doch ein wenig nervös. Vielleicht war er ja doch kein Freund? Vielleicht benutze er sie nur um .... Doch als er nach dem geheimen Öffner langte und sie nach einigen Minuten vor der kleinen Lady standen, wusste sie, das er die Wahrheit gesagt hatte. Lady Helena begrüßte sie mit einem merkwürdigen Lächeln. "Schön das du wieder hier bist Seras Viktoria." Sie nahm Seras Hände in ihre und dieses spürte eine wohlige Wärme in sich aufsteigen. "Danke Lady Helena, aber warum sollte ich hier her kommen? Fragend wandte sie den Kopf zu ihrem unheimlichen Begleiter. Helena begrüßte auch ihn. " Schön das es so schnell geklappt hat Kalham. Ich bin mir sicher, das er bereit sein wird uns zu helfen." Der junge Mann lachte leise. " Nun ich hoffe er sieht das genauso." Seras sah ratlos von einem zu anderen. Worum ging es hier eigentlich? Helena schien ihre Gedanken zu lesen. Sie lächelte wieder zu ihr hinüber. "Nun Seras es gehen seit einiger Zeit schreckliche Dinge vor sich." Ihre Augen schimmerten dunkel im Licht der Kerzen. " Noch schweigt die Presse der Sterblichen, doch es wird nicht lange dauern, bis es offensichtlich wird." "Was denn für Dinge?" "Morde!" fuhr der Vampir dazwischen. Seine goldenen Augen funkelten wie Sterne. " Seit vier Monaten sterben Menschen hier einen grauenhaften Tod." Er begann unruhig hin und her zu wandern, während er weiter sprach. " Sie werden bei lebendigem Leibe zerfleischt." Seras klappte der Mund auf. "Etwa von Vampiren?" " Nein, nein, zu solch unwürdigen Taten würde sich unsere Rasse niemals hinreißen lassen. Diese Wesen, die dafür verantwortlich sind, haben keinen Stolz. Das sind ..... "Wölflinge!" Seras zuckte erschrocken zusammen und auch der Mann verstummte auf der Stelle. Alukard trat aus dem Schatten der Tür, durch die er ohne sie vorher zu öffnen getreten war. Mit versteinerter Mine und verspiegelter Brille stellte er sich nun vor ihm auf. " Was soll das hier und warum benutzt du sie dafür?" er deutete auf Seras, die immer noch leicht verunsichert zwischen den beiden hin und her sah. "Wie sollte ich sonst mit dir Kommunizieren?" fragte er anstatt auf die Frage zu antworten. Alukard verzog verärgert das Gesicht. "Warum hast du mich nicht selbst aufgesucht?" Der Vampir schüttelte resigniert den Kopf. "Du weißt selbst, das du mich nicht hättest ausreden lassen. Viel wahrscheinlicher währe gewesen," er blickte auf Alukards Mantel," dass ich unser Zusammentreffen gar nicht überlebt hätte." "Was macht dich denn so sicher das du es jetzt überlebst?" kam es schneidend zurück. Seras bekam große Augen. Auch ein Taubstummer hätte schnell rausgefunden, dass ihr Meister diesen Herrn nicht sonderlich mochte, aber plötzlich meldete sich die ruhige Stimme Helenas zu Wort. " Ich denke es ist besser in Anbetracht unserer Situation alte Unstimmigkeiten beiseite zu lassen." Sie stellte sich zwischen die beiden und sah zu Alukard auf, der immer noch mit zusammengezogener Stirn dastand. Dann wandte er sich ab. "Also?" fragte er und Helena und Kalham wechselten einen erleichterten Blick. " Nun wie gesagt, diese Tiere fangen an aufmüpfig zu werden." Erklärte Kalham weiter und ließ dabei Alukards Rücken nicht aus den Augen. "Sie bleiben nicht länger im Verborgenen und das gefährdet immer mehr die Maskerade." "Warum kümmern sich nicht die anderen um das Problem?" Alukard hatte seine Brille abgenommen und seine roten Augen glühten. Ein unverkennbares Zeichen dafür, dass sein Gemütszustand äußerst angespannt war, wie Seras wusste. Der schwarzhaarige Vampir lachte auf. "Oh, wir haben bereits versucht das Problem in den Griff zu bekommen, aber leider wahren diese Aasfresser nicht sehr kooperativ." Er schnitt eine Grimasse. " Zehn von unseren Leuten hat es schon erwischt. Wenn sie sich nicht gerade ein paar hübsche Krallen wachsen lassen, können die Jungs ganz schön scharf schießen." Alukard zog die Augenbrauen hoch. "Hier lasst euch von ein paar Laternenpinklern fertig machen? Und das wo doch ein Hauptmann das Heer führt." Seras merkte an der Reaktion des Mannes, dass Alukard wohl einen Nerven getroffen hatte. Denn er ballte wütend die Fäuste. " Hey also," doch Helena fuhr wieder dazwischen. " Es ist offensichtlich, dass eine Organisation gefordert ist, die weitaus größeren Fähigkeiten besitzt." Sie lächelte. " Nun, da dein Kommandant, wie soll ich mich ausdrücken, einen anderen Weg eingeschlagen hat, seid ihr die Einzigen die uns in diesem Kampf voranbringen könnten." Zum ersten mal grinste Alukard. "Ich werde die Sache überdenken." Dann verschwanden er und Seras. " Meinst du wirklich das er uns unterstützt?" fragte Kalham. " Manche Wunden verheilen nicht." War Helenas Antwort. " Doch ein Jäger bleibt ein Jäger:" Kapitel 20: Infestus -------------------- "Werwölfe also?" fragte Integra und verschränkte die Arme vor der Brust. Nachdem Alukard mit Seras zurück gekehrt war, hatte er sie über das Treffen bei Helena informiert. Jetzt saßen sie zusammen im Büro vor dem Kamin. Seras nippte an ihrem Glas, danach räusperte sie sich. " Meister?" Alukard sah mit versteinerter Mine ins prasselnde Feuer. Er schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein, als plötzlich den Kopf hob. "Mmm?" Seras verzog nachdenklich die Stirn. "Ich verstehe nicht ganz, warum diese Wölflinge wie ihr sie nennt, zu unseren Feinden gehören? Ich meine sind sie uns denn nicht sehr ähnlich?" Alukard lachte auf. " Du solltest dich nicht mit diesen räudigen Pelzhaufen auf eine Stufe stellen." Er stand auf und marschierte zum Fenster. Im Licht des Mondes funkelten Tausende von Regentropfen auf dem Glas. "Aber wieso, ich mein...." " Diese Kreaturen sind wirklich abartig." Ertönte nun Integras Stimme und Seras hielt überrascht inne. "Haben denn die Hellsings auch gegen Werwölfe gekämpft?" fragte sie jetzt mit großen Augen und Integra lächelte. " Das ließ sich nicht vermeiden, zumal unschuldiges Fleisch ganz oben auf ihrer Speisekarte steht." Sie sah zu Alukard hinüber, der immer noch wortlos aus dem Fenster starrte. " Und dein Informant ist sich sicher, das er die Richtigen in Verdacht hat?" Der Vampir drehte sich zu ihr um. " Wenn sich schon der Ältesten Rat mit dieser Angelegenheit beschäftigt, scheint ein anderer Täter nicht in Betracht zu kommen." Integra runzelte die Stirn. " Was oder wer genau ist dieser Rat eigentlich?" Das typische Grinsen erschien auf seinem Gesicht. " Das wirst du noch früh genug erfahren. Bis dahin schlage ich vor, sollten das Fräulein Polizistin und ich anfangen uns ein wenig einzustimmen." Seras sah alarmiert zu ihm auf. Diese Anrede hatte er schon lange nicht mehr benutzt. Eigentlich hatte er damit aufgehört seit sie nicht mehr Jagt auf Ghoule machten. Das konnte demnach nur eins bedeuten. Sie musste an den Koffer mit den Waffen denken, der seit drei Tagen im Keller weilte "Aber Meister das ist schon eine Ewigkeit her seit ich..." "Manche Dinge verlernt man nie" unterbrach er sie und lachte. Ein Tag später Charly saß seit den frühen Morgenstunden in seinem verrauchten Büro und ließ seinen Blick immer und immer wieder über die vier Akten gleiten, auf der Suche nach Gemeinsamkeiten. Doch das einzige was die Opfer miteinander verband, war ihr grauenvolles Ende. Wütend schmiss er die Akte, die er in den Händen hielt auf den Schreibtisch. Er griff in die Brusttasche seiner Uniform und zündete, sich erneut eine Zigarette an. Mit einem Seufzen lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und blies den Rauch an die Zimmerdecke. Er ging im Geiste noch mal alle Namen durch. Das erste Opfer hieß Sally Mae Brown, eine zierliche Frau von 34 Jahren, die es im Holland Park erwischt hatte. Sie war auf dem Weg nach hause gewesen, nach dem sie ihre Schicht in einem Schnellimbiss an der Manchester Road hinter sich gebracht hatte. Eine Identifizierung war nur deshalb möglich gewesen, weil, was -immer -es -auch -war ihr gnädigerweise die rechte Hand gelassen hatte und ihre Fingerabdrücke, wegen eines Ladendiebstahls vor 15 Jahren noch im Computer steckten. Das zweite Opfer hatte wenigstens noch ein Gesicht. Paul Harris war ein polizeilichgesuchter Drogendealer. Ein kleiner Fisch, dessen Kundschaft ihn aus der Themse gefischt hatte. Als die Polizei eintraf, waren natürlich alle Augenzeugen wie vom Erdboden verschluckt. Nummer drei war bis heute namenlos geblieben. Vermutlich ein illegaler Einwanderer, dessen Herkunft wohl auch im Dunklen bleiben würde. Ihn hatte man auf der Müllkippe gefunden. Zu erst glaubte der Angestellte, es wären tierische Knochen, aber die Reste von Schuhen, die man in aus dem Fleischhaufen gesammelt hatte, sagten was anderes. Blieb zum Schluss noch das jüngste Opfer Charly Gable. Ein Obdachloser, dessen Kopf erst ein Tag später in einem Gebüsch gefunden wurde. Gott sei Dank waren noch keine Kinder im Hydepark unterwegs gewesen. Die Zigarette gab ein leisen Zischen von sich, als er sie im Aschenbecher versenkte. Er setzte sich auf. Einmal im Monat schlug dieser Wahnsinnige zu. Er stand auf und nahm den Kalender von der Wand. Einmal im Monat, immer nachts. Er fuhr mit dem Finger die Zahlenreihe hinunter, plötzlich stockte er. Hinter den Ziffern, die das Todesdatum preisgaben, war ein kleiner runder Punkt gezeichnet. Charly runzelte die Stirn. Vollmond!!! Er ließ den Kalender auf den Tisch fallen und griff nach seiner Jacke. Mit wehenden Haaren verließ er das Büro. Am Abend Kawum!!!!!!!!!!!!!!!!!! Mit einem ohrenbetäubenden Knall flog der Pappkamerad auseinander. Die Papierschnitzel folgen wie Schmetterlinge durch die Luft, als sich der Rauch langsam verzog. " Nicht schlecht." Kommentierte Integra und Seras grinste. " Dieses Ding ist zwar total unhandlich aber die Wirkung ist einfach unschlagbar." Sie legte die Urankanone vorsichtig neben sich. Zärtlich strich sie über das schimmernde Metall. Diese Waffe hatte etwas besonderes, vor allem erinnerte sie an Walter. Dann dröhnten erneut Schüsse und silberne Kugeln bohrten sich pfeifend nebeneinander das nächste Ziel. Alukard wechselte summend das Magazin. " Ich hatte schon fast vergessen wie viel Spaß das macht." Mit einem flinken Biss entsicherte er die Waffe und legte erneut an. Integra schüttelte leicht den Kopf. Als das Phantommännchen sich, bei jedem Treffern, wie ein Kreisel um sich selber drehte. Dann fühlte sie ein Kribbeln im Nacken. Verwundert drehte sie sich um. Zwischen den Bäumen tauchte eine schmale Gestalt auf, die rasch näher kam. Seras rappelte sich auf und auch Alukard ließ die Jackal sinken. Eine blonde Frau in einem blauen Umhang gehüllt blieb kurz vor ihnen stehen. Ihr Antlitz wurde von großen, grünen Augen dominiert, die wie Smarackte leuchteten und dünne, rote Lippen vollendeten das schöne Gesicht. Nur der bittere Ausdruck passte nicht so recht. Integra war sich sicher, dass ihr blanker Hass entgegenschlug. Doch warum? Sie hatte diese Frau noch nie gesehen. Doch Alukard wusste, mit wem er es zu tun hatte. " Was willst du hier Bumbanschie?" Es klang nicht sehr freundlich. Die blonde Schönheit drehte sich zu ihm um. Immer noch war ich Gesichtsdruck verhärmt als sie anfing zu sprechen. " Senectus schickt mich. Ihr sollt heute noch zu ihm kommen. Er besteht darauf, deine," sie sah wieder zu Integra hinüber," Gefährtin kennen zu lernen." Alukard sagte zu nächst nichts, dann bleckte er die Zähne. "Sag ihm wir kommen. Doch wann bestimmen wir." Die Frau zog die Augenbrauen hoch, erwiderte jedoch nichts. Wortlos verschwand sie in der Dunkelheit. Kapitel 21: Salaturare ---------------------- Am nächsten Morgen Integra hatte sich über das merkwürdige Verhalten, das Alukard gegenüber dem unerwarteten Besuch gezeigt hatte, sehr gewundert, doch sie musste nicht lang warten, bis sie auf ihre Fragen eine Antwort bekam. Als sie gerade dabei war, im Büro den nervigen Papierkram in angriff zu nehmen durchfuhr sie erneut ein merkwürdiger Schauer. Sie sah auf und damit gradewegs in zwei scharlachrote Augen. Erschrocken fuhr sie hoch, doch der fremde Mann, hob mit einem freundlichen Lächeln die Hände. Er war ca. einen halben Kopf größer als sie. Seine silbergrauen Haare und sein gestutzter Vollbart schimmerten wie das seidige Fell einer Katze, als er nun langsam um den Schreibtisch zu ihr hinüber glitt. Integra starrte ihn immer noch fassungslos an, als er nun ihre Hände nahm und genießerisch die Augen schloss. "Ja es ist war." sagte er nach ein paar Sekunden und sah sie wieder direkt an. " Er hat eine hervorragende Wahl getroffen." Dann ließ er ihre Hände los und Integra erwachte ähnlich au ihrer Trance. "Wer sind sie?" keuchte sie und wich einen Schritt zurück. Aber immer noch umspielte ein breites Lächeln seine Lippen. "Mein Name ist Senectus. Verzeihen sie mein aufdringliches Verhalten Lady Integra Wingartes Hellsing, doch da sie meiner Einladung nicht gefolgt sind, hielt ich es für notwendig sie selbst aufzusuchen." Er sah sich um. "Wie ich hörte, wollen sie sich wieder eine Weile in London niederlassen?" Integra nickte langsam. Sie war weiterhin auf der Hut. Ihr Gegenüber schien ihre Vorsicht spüren zu können. "Keine Sorge my Lady. Meine Absichten sind friedlicher Natur." Er ging hinüber zu der Sitzgruppe vor dem Kamin und nahm Platz. "Wie sieh sehen bin ich völlig unbewaffnet." Integra blieb weiterhin am Schreibtisch stehen. "Warum wollten sie mich kennen lernen?" Es war an der Zeit Fragen zu stellen. Senectus Lächeln hatte auf einmal an Breite verloren. "Ich muss ihnen nichts über ihre Vergangenheit erzählen Lady Integra. Ich denke sie sind sich bewusst, welche Reaktionen ihr Werden unter den Unsterblichen ausgelöst hat." Er schüttelte leicht den Kopf. " Ich gestehe, das ich damit nicht gerechnet habe. Dieser Schritt kann ihnen nicht leichtgefallen sein." Integra blickte auf die Schreibtischplatte vor sich. Wie recht dieser Fremde hatte. Die Zweifel ließen sich auch nach 50 Jahren nicht einfach wegwischen. Wieder schien er ihre Gedanken zu lesen. " Die Menschlichkeit stirbt nicht mit dem Bekehren," er sah zu ihr hinüber, "manchmal stirbt sie nie. Doch sie haben einen Begleiter, der zu seinem Wort steht und darüber hinaus....." "Woher kennen sie Alukard?" Er lachte "Nun, sie werde nicht viele von uns treffen, die seinen Namen nicht kennen. Aber auch bei ihm scheiden sich die Geister." Er stand auf und kam zu ihr hinüber. " Seine Fähigkeiten übertreffen, dank ihres Vaters, die normalen Talente unserer Art überalle Maße. Aber er hat dafür einen hohen Preis bezahlen müssen. Die Freiheit ist unser höchstes Gut, auch wenn das Mädchen in ihrem Haus, das noch nicht erkannt hat." Noch einmal griff er nach ihren Händen und wieder spürte Integra wie beim ersten mal Wärme in sich aufsteigen. " Ich spreche jetzt für mich verehrte Lady. Ich bin froh sie in unseren Reihen begrüßen zu können. Sie gehören zu denen, die den Ruf unserer Art verbessern können." Dann ertönte auf einmal Seras Stimme. "Lady Integra? Sind sie hier?" Der Vampir drehte sich um. " Es wird Zeit für mich zu gehen, aber wir werden uns bestimmt bald wieder sehen." Dann war er verschwunden. Zur gleichen Zeit im Zoologischen Garten von London "Ich möchte einfach nur das sie sich das hier mal ansehen:" Charly hielt dem schnauzbärtigen Männlein vor sich einen Umschlag unter die Nase, den dieser mit verärgerter Mine zur Seite stieß. "Hören sie junger Mann, ich weiß nicht was sie über meine Arbeit denken, aber ich kann ihnen versichern, dass ich für blöde Spinnereien keine Zeit habe." Er wollte sich schon umdrehen, doch Charly ließ nicht locker. "Werfen sie wenigsten einen Blick drauf. Ich bitte sie. Außerdem bin ich mir sehr wohl bewusst, wie verrückt sich das anhört." Der Bärtige hielt zögernd inne. Immer noch misstrauisch musterte er den Polizisten vor sich. Charly war nach seinem stürmischen Aufbruch, schnurstracks zum Zoologischen Garten gefahren. An der Kasse hatte man auf sein Nachfragen hin versichert, das es sehr wohl einen Experten für Wölfe gäbe und das er , den weltweit führenden Spezialisten hierfür, morgen Nachmittag treffen könnte. Professor Alexander Zdziarstek, war extra aus Polen angereist, um an Oxford Universität einen zweiwöchigen Vortrag über die Spezies Lupus zu halten. In seiner freien Zeit jedoch würde man ihn immer hier bei den Sibirischen Grauwölfen finden. Dort war Charly, dann auch auf ihn gestoßen. Der Professor nahm nun zögernd den Umschlag entgegen. Als er mit kritischem Blick die Fotos durch sah, überkamen Charly leise Selbstzweifel. Natürlich hörte es sich total bescheuert an, wenn jemand behauptet, ein gewöhnlicher Wolf hätte vier ausgewachsene Menschen massakriert und dann auch noch bei Vollmond. Nervös wartete er auf eine Reaktion. Zdziarstek ließ ihn aber zunächst zappeln. Es dauerte ein paar Minuten, bis der Professor mit ernster Mine aufsah." Kommen sie morgen nach Oxford. Ich habe bis vier Uhr Vorlesungen, danach kann ich sie empfangen." Damit drehte er sich um und zurück blieb ein etwas ratloser Charly, der langsam den Umschlag einsteckte und hinüber zu den Wölfen blickte. Kapitel 22: Obsession --------------------- Sometimes I doubt and than I fear, But in this time you come and show me Why I 'm here............. Integra saß im Bademantel am Schreibtisch. Eigentlich wollte sie nur rasch den Computer anschließen. Jetzt hockte sie schon seit einer Stunde vor dem blöden Ding. Irgendwas war verkehrt, sie bekam ihn einfach nicht wieder aus. Sie fluchte. Walter hätte diesen verdammten Kasten in zwei Sekunden zum Schweigen gebracht. Sie schlug resigniert die Hände vors Gesicht. Unsterblich aber immer noch nicht vollkommen. Plötzlich .... " Aber, aber woher kennst du denn solche schlimmen Wörter" Sie zuckte zusammen um danach noch mieser drein zu schauen. " Hör auf mich so zu erschrecken. Hilf mir lieber dieses Ding aus zu kriegen." Er lachte und zuckte dann mit den Schultern. " Bedaure, aber diese Kreaturen sind auch mir über, ich kann ihn höchstens vor deinen Augen explodieren lassen." Sie schmunzelte. " Auch ne Lösung" Er kam um den Schreibtisch herum und sah auf den Bildschirm, aufeinmall streckte er die Hand aus und setzte zwei Finger auf zwei Tasten. Der Computer gab einen summenden Laut von sich und die Bildfläche wurde schwarz. Integra sah erstaunt zu ihm hoch. "Wie hast du das gemacht ?" Er lächelte verschmitzt " Nun ich habe unseren Walter öfter mal dabei beobachtet." Sie lachte, dann viel ihr wieder ein, was ihr heute Mittag im Büro passiert war. Sie stand auf und zog den Stoff ihres Mantels enger, dann räusperte sie sich. " Ich hatte heute Besuch." Er machte ein erstauntes Gesicht. "Tatsächlich?" Integra verschränkte die Arme vor der Brust. "Sein Name war Senectus." Alukard schien augenblicklich zu erstarren. Integra wollte schon weiter reden, doch dann " Wie kann er es wagen, hier einfach so aufzutauchen!!" Alukard sah aus, als wenn er gleich explodieren würde. Integra runzelte die Stirn. " Er wollte einfach nur mit mir reden." "Und worüber, wenn man fragen darf?" Integra sah zu Boden " Über meine Vergangenheit und meine Bekehrung." Darauf sagte er zunächst nichts, doch dann, kam er langsam auf sie zu. "Was hat er gesagt?" Seine Stimme war nun wieder ruhig und Integra merkte, wie etwas in ihrem Inneren anfing aufzubrechen. "Das er das nie erwartet hätte und das du," ihre Stimme fing an zu zittern, "eine gute Wahl getroffen hast." Sie sah immer noch nicht auf, auch nicht als er jetzt ganz dicht an sie heran trat. Ihr Kopf berührte fast seine Brust. "Vielleicht bist du ja jetzt unter den Gefallenen ein großer Held, weil du den Feind endlich besiegt hast, der dich so lange gebunden hat." Er packte sie an den Schultern. " Hör auf damit. Das ist völliger Blödsinn" Seine Hände umfassten ihr Gesicht und zogen es nach oben. Tränen liefen ihr aus den Augen. So klar und rein, wie schimmerndes Glas. Langsam wischte er eine mit dem Finger bei Seite. " Du weißt genau, das es allein deine Entscheidung war und warum du das getan hast." Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln, als er sich langsam zu ihr hinunter beugte. Sie schloss die Augen, sanft berührte er ihre Lippen. Integra fühlte, wie sich ihre Muskeln bei seiner zärtlichen Berührung langsam entspannten. Dann hörte sie seine Stimme in ihren Ohren. " Ich habe dir doch gesagt, du wirst immer meine Herrin sein." Plötzlich hob er sie hoch und ging zum Schreibtisch hinüber. Vorsichtig setzte er sie auf der glatten Schreibfläche ab. Noch immer verhüllte der Bademantel ihren Körper, doch er konnte sich nicht länger beherrschen. Fast feierlich strich Alukard, die beiden Falten auseinander und offenbarte was ihn schon lange betörte. Mit leichten Schaudern nahm er war, wie die Erregung von ihm Besitz ergriff. Die Schönheit ihrer Weiblichkeit ließ ihn auch nach 50 Jahren immer noch schwindelig werden. Seine Fangzähne glitten über ihren Körper und Integra warf leise stöhnend den Kopf zurück. Die weiße Haut an ihrem Hals spannte sich. Alukard entfuhr ein Knurren und er schob einen Arm hinter ihren Rücken um sie abzustützen. Dann hörte sie sein das Lachen. " Du weißt du allein beherrscht die Bestie, du allein stillst ihren Durst" Sein Kopf glitt an ihr hinauf, zum Ursprung der purpurnen Flüsse. Sie schauderte kurz als sie seine Zähne auf ihrer Haut spürte. Dann biss er zu. Sie spürte den warmen Strahl ihren Hals hinabrinnen, fühlte wie seine Zunge gierig danach leckte. Integra genoss den Rausch, als er dabei über ihre Brüste fuhr und sich dann immer weiter den Weg nach unten bahnte. Das Tier in ihr schrie nach Befreiung und sie konnte es nicht länger halten. Sie warf sich nach vorn und riss ihn dabei mit sich auf den Boden. Dabei küssten sie sich erneut. Wie Ertrinkende klammerten sie sich aneinander. Bald schon lag der Boden um sie herum voll mit Kleidern und dann schlang der Vampir seine Arme um ihre Hüften. Integra öffnete kurz die Augen und sah ihn an. Vor ihr lag nicht das seelenlose Monster, vor dem sie ihr Vater gewarnt hatte, sondern der Mann, der ihr gab was sie sich wünschte. Vorsichtig schob sie sich nach vorn. Ein kurzer Druck. Sie gab einen heißeren Laut von sich und schloss die Augen. Dann waren sie eins. Alukard warf sich keuchend über sie. Er liebte diesen Augenblick. Sie waren miteinander verschmolzen und er wusste in diesen Momenten, sie würden sich nicht wieder trennen. Ihre Beine hielten ihn fest, als sein Körper anfing zu zittern und er merkte, dass er sich nicht länger halten konnte. Ihr gemeinsamer Schrei hallte von den Wänden wieder. Sie umarmten sich immer noch, als sie merkten, wie die Entspannung sich in ihnen ausbreitet. Integra öffnete die Augen. Ihr ehemaliger Diener lächelte wie ein zufriedenes Kind. Sie streckte die Hand aus und betastete seinen Mund, berührte seine Fangzähne. Er schnappte spielerisch nach ihren Fingern. " Ist es dein Wunsch das ich lebe?" flüsterte sie plötzlich. Ein leichter Kuss auf ihre Stirn war seine Antwort. Kapitel 23: Accipere -------------------- Prolog: Schön das es euch gefallen hat. Ich war mir nicht sicher, ob es so rüberkommt, wie ich es wollte, aber eure Kommentare sind die beste Bestähtigung. Ich verspreche, es geht weiter. Am nächsten Tag wartet Charly in den großräumigen Fluren der Oxford Universität auf Professor Zdziarstek. Er war immer noch nicht ganz von seinem Vorhaben überzeugt, wobei die Reaktion des Mannes anders ausgefallen war, als er erwartet hatte. Warum sollte er hier her kommen? Was wollte der Professor ihm hier erzählen? Ein leiser Gong ertönte und es dauerte nicht lange bis die Treppen und Gänge voll mit Studenten waren, die sich laut murmelnd zum Mittagessen trollten. Nach wenigen Minuten erschien auch der schnauzbärtige Pole und gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu seinem Büro. Genauso hatte sich Charly sich die Einrichtung vorgestellt. Zwischen einem alten Tisch und zwei Stühlen stapelten sich Dutzende von Büchern und Papieren. Man konnte kaum einen Fuß vor den andern setzten. Als er den Tisch erreicht hatte, ließ er sich langsam auf einen Stuhl nieder. Zdziarstek marschierte hinter seinen Schreibtisch und öffnete wortlos eine Schublade. Er griff hinein. Als er den Inhalt herausholte und Charly auf den Tisch warf, machte der große Augen. Es waren Zeichnungen und Briefe, sowie einige Fotos. Sein erster Blick blieb bei einem Bild hängen auf dem ein Wolf auf zwei Beinen lief. Vor ihm war eine kleinere Person gezeichnet, die ihre Hände zum Himmel streckte. Das grob gezeichnete Gesicht drückte Furcht und Entsetzten aus. Er blickte zu Zdziarstek hinüber, der ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck ansah. "Was ist das?" fragte er. Der Pole wartete bis Charly sich alle Bilder angesehen hatte, bevor er ihm antwortete. "Wonach sieht es denn für sie aus?" Der Polizist runzelte nachdenklich die Stirn. " Darf ich ehrlich sein? Wie etwas das es nicht gibt, wie ein ..." " Werwolf?" unterbrach ihn der Professor ohne mit der Wimper zu zucken. Charly nickte zögernd. Zdziarstek fing jetzt zu lächeln. Doch seine Augen blieben dabei völlig ernst. " Nun, Mr. Peterson es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die es, wenn es nach der Wissenschaft geht, nicht geben darf und trotzdem," Er blickte aus dem Fenster, das sich hinter dem Schreibtisch befand, " sind sie real." Ca. 3 Wochen später, fuhr ein schwarzer Chrysler in den Südteil von London. Hinter dem Steuer hockte eine blonde Lady, die verbissen auf das Auto vor ihr starrte. " Wo hat dieser Idiot bloß seinen Führerschein gemacht." knurrte Integra und drückte zum dritten mal auf die Hupe. "Er hat jedenfalls einen." bemerkte Alukard trocken und Seras kicherte hinter vorgehaltener Hand. Wortlos überholte Integra die Schlafmütze an der nächsten Kreuzung. Irgendwann hatte Walter angefangen ihr Fahrstunden zu geben. " Es wird einmal der Tag kommen, da werde ich dazu nicht mehr in der Lage sein." War sein Argument gewesen, als er die völlig überrumpelte Integra hinter das Steuer geschupst hatte. Als die Beiden, nach vier Stunden wieder zurückkamen und den anderen zwei von Integras ersten Fahrkünsten erzählten, musste sich Walter zweimal die Augen wischen vor lachen. " Lady Integra hat mit Verlaub den wohl schlimmsten Gasfuß von ganz Großbritannien." Mit einem leisen Brummen erstarb der Motor. "Wir sind da." Alukard öffnete die Tür und stieg aus. Seras und Integra taten es ihm gleich und gemeinsam liefen sie zu der hellerleuchteten Vordertür des riesigen Anwesens, das sich vor ihnen auftat. Von der Bauweise erinnerte es an das Charter House. Verspielte Rundbögen säumten die altviktorianischen Fenster und über dem Eingang prangte ein steinernes Wappen. Seras wollte schon nach einer Türglocke suchen, als die Tür, wie von selbst aufschwang. Integra und Seras blickten sich vorsichtig um, aber Alukard marschierte ohne zu zögern ins Haus. Drinnen spendeten brennende Schalen ein warmes Licht, als die Drei einen schmalen Flur entlang gingen. "Wer wohnt hier eigentlich?" flüsterte Seras, aber Alukard antwortete nicht. Sie hatten das Ende des Gangs erreicht und standen nun erneut vor einer verschlossenen Tür. Aber auch dieses mal blieb ihnen der Weg nicht lange versperrt. Nur öffnete sich der Eingang nicht von allein. Ein stämmiger, rot haariger Mann mit Borstenschnitt und einem gewaltigen Unterkiefer, hielt die Klinke in seiner tellergroßen Faust. Obwohl er seitlich am Rahmen stand, wirkte die Geste trotzdem nicht sehr einladend. Doch Alukard schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Mit wehendem Mantel lief er an ihm vorbei, direkt auf die Sitzgruppe zu. In einem der Sessel saß der Mann, der vor wenigen Tagen noch in Integras Büro gewesen war. Trotz Alukards stürmischen Eintretens lächelte er freundlich zu ihnen hinüber. " Schönen guten Abend, wunderbar das sie endlich alle da sind." Doch der schwarzhaarige Vampir sagte nichts, sondern riss den Mann am Kragen aus dem Polster. " Wage es nicht noch einmal ohne Einladung mein Haus zu betreten." Zischte er ihn an. Die menschliche Bulldoge wollte sich schon auf die Beiden stürzen, doch Senectus bedeutete ihn mit einem Wink seines Armes stehen zu bleiben. "Schon gut, schon gut! Er hat ja recht." Er wand sich aus Alukards Griff und richtete seine Krawatte. "Ich habe die Regeln des Anstandes verletzt, als ich einfach so in deine Residenz eingedrungen bin. Aber ich war einfach zu neugierig." Er blickte zu Seras und Integra hinüber, die immer noch stumm an der Tür standen. Alukard knirschte mit den Zähnen, erwiderte aber nichts. Senectus verneigte sich nun vor Integra. "Entschuldigen sie mein aufdringliches Verhalten Lady Hellsing. Es stand mir nicht zu sie zu belästigen." Integra nickte. Dann wies Senectus auf die freien Sitzmöglichkeiten. " Lassen mich meinen Fehler wieder gut machen und nehmen sie meine Gastfreundschaft an. Es gibt viel zu bereden." Langsam nahmen die Drei Platz. Wobei Alukard darauf verzichtet seinen Mantel auszuziehen. Der grobschlächtige Bursche verließ den Raum, um nach wenigen Minuten mit einem Tablett zurückzukehren, auf dem er vier schmale Gläser balancierte. Mit einer geschmeidigen Bewegung stellte er sie auf den Tisch vor ihnen hin. Der dunkel rote Inhalt zitterte dabei leicht hin und her. "Kosten sie!" ermunternd prostete Senectus Seras zu, die unsicher zu ihrem Meister blickte. Doch auch Alukard hatte das Glas erhoben und nahm nun einen Schluck. Integra tat es ihm gleich. Senectus beobachtete mit glänzenden Augen, wie sie dabei mit einer Hand ihre Haare zur Seite strich. Alukard richtet sich kerzengerade auf. " Also ! Was wollt ihr genau von uns?" raunte er über den Tisch. Senectus holte tief Luft. " Kalham hat dir und der jungen Dame ja schon von unserem Problem erzählt." Er stellte sein Glas ab. " Dieser Abschaum ist dabei wahllos Sterbliche abzuschlachten, ohne dabei auf die Konsequenzen zu achten." Das Dauerlächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. " Früher haben sie sich an die Regeln gehalten, doch anscheinend wollen sie sich nicht länger zügeln." " Hält sich denn unsere Art immer an die Regeln?" warf Integra ein. Senectus fing wieder an zu schmunzeln. " Ihr habt Recht. Auch wir sind nicht vollkommen, meine Liebe. Doch Dank ihrer Familie sind die Rebellen in ihrer Ausbreitung stark eingeschränkt worden." Integra Züge verhärteten sich, aber noch immer blickte sie fest in die Augen ihres Gegenübers. " Wie kommt es, das es euch nicht gelingt diese Rebellen in ihre Schranken zu weisen?" fragte sie nun und über Alukards Gesicht huschte zum ersten mal ein Grinsen. Senectus runzelte die Stirn und räusperte sich. " Glaubt nicht, dass wir es nicht versucht haben, aber diese Biester sind gerissen. Außerdem flink und bissig. Keine Ahnung warum sie auf einmal so viel Wiederstand an den Tag legen." "Und weil euch langsam die Argumente ausgehen sollen wir nun ran." Seras sprach aus was offensichtlich war. Senectus warf darauf hin Alukard einen fragenden Blick zu. "Wie lautete eure Entscheidung. Können wir mit eurer Unterstützung rechnen?" Alukard wiederum sah zu Integra hinüber. "Was meinst du?" Sie blickte zunächst in das leere Glas, dann stellte sie es mit einem Ruck ab. " Gut, aber die Regeln wie die Operationen verlaufen, bestimmen wir." Kapitel 24: Hunting Night ------------------------- It was many years ago that I became what I am I was trapped in this life like an innocent lamb Now I can never show my face at noon And you will only see me walking by the light of the moon. The brim of my hat hides the eye of a beast. I have the face of a sinner, but the hands of a priest. Sting, moon over Bourbon Street Seras zog den Gürtel noch ein Stückchen enger. Dann betrachtete sie sich prüfend im Spiegel. Ein merkwürdiges Gefühl sich wieder in der alten Uniform zu sehen. Langsam fuhr sie über die Stelle an der einmal das Wappen der Hellsingorganisation gesessen hatte. Jetzt war dort ein heller Fleck. Auf einmal erklang Integras Stimme hinter ihr. " Hast du alles?" Sie wandte sich um. Die Lady stand mit verschränkten Armen in der Tür. Die schwarze Hose und der, ebenso gefärbte enge Rollkragenpullover, brachten ihre weiße Haut und die rot schimmernden Augen noch deutlicher zur Geltung. Seras nickte. Sie wollte gerade an Integra vorbei gehen, als diese sie am Arm festhielt. Überrascht über die Geste blieb sie stehen. " Passt auf euch auf, hörst du?" Eine halbe Stunde später trat Seras zusammen mit Integra vor eine Gruppe von Männern, die alle samt mit Sturmwaffen in den Händen auf einem Parkplatz an der Post Officeway im Stadtteil von Nine Elms bereit standen. Seras erkannte unter ihnen den spitzbärtigen Vampir wieder, der jetzt grüßend auf sie zu kam. Die Anderen rührten sich nicht. " Guten Abend Lady Integra. Meine Männer sind bereit ihren Befehlen zu folgen." Integra nickte und stellte sich dann mit starrer Mine vor die dunklen Gestalten. "Also, Gentlemen," begann sie und sah dabei jedem einzelnen in die Augen. " Sie kennen das Ziel unserer heutigen Operation. Jeder von ihnen weiß was er zu tun hat und worauf er vor allen Dingen zielen sollte. Das Einzige was ich ihnen noch erkläre ist die Taktik." Sie deutete auf Seras. "Wir bilden vier Gruppen. Seras bildete mit der ersten die Vorhut. Der Rest folgt mit Abstand und verteilt sich innerhalb des Gebäudes. Weitere Anweisungen werden folgen. Noch irgendwelche Fragen?" "Ja" meldete sich eine Stimme aus der Menge. "Warum müssen wir uns von einer Hellsing Befehle erteilen lassen?" Integra suchte sich das Gesicht, das zu der Stimme gehörte. Dann verzogen sich ihre Lippen zu einem gemeinen Grinsen. " Weil der Name Hellsing für Erfolg steht. Das sollten sie wissen." Damit drehte sie sich zu Kalham um. "Sind sie bereit?" Er nickte. " Ja, aber fehlt nicht noch einer?" Er blickte in die Dunkelheit. Doch wieder huschte ein Lächeln über Integras Gesicht. " Er bestimmt selbst, wann es Zeit ist das Schlachtfeld zu betreten." Als Seras mit ihrer Crew auf das vor ihr liegende Gebäude zusteuerte, überkam sie die alte Nervosität. Was würde sie zu kommen, wie viele waren es wohl? Vorsichtig verschafften sie sich Zugang über eine Hebebühne. Einer der schwarzgekleideten Männer riss dabei wortlos die schweren Rollläden nach oben, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Drinnen erwartete sie ein merkwürdiger Geruch. Seras schnüffelte und verzog das Gesicht. Es stank nach Tod und vor allem nach Blut??? Sie durchquerten den ersten Raum, in dem sich leere Kartonagen bis zur Decke stapelten. Eine massive Stahltür versperrte ihnen erneut den Weg. "Wo sind wir hier eigentlich? Entfuhr es ihr, als der nächste mit einem leisen Knirschen die Tür aus den Angeln hob. Der rothaarige Borstenschnitt neben ihr grinste von einem Ohr zum anderen. " Riechst du das nicht Schätzchen?" Dann schlüpften sie nach und nach durch den Rahmen. Seras riss vor Überraschung die Augen auf. Vor ihr Tat sich eine Halle auf, durch die mannshohe, elektrische Fließbänder führten. Im Licht der grellen Neonröhren funkelten silbrig, dicke Fleischhacken, an denen schneeweiße Körper an ihnen vorbei zogen. Ein Schlachthaus! Sie befanden sich in einem Schlachthaus. Kein Wunder das sie dieser Geruch so irritiert hatte. An den Wänden und auf dem nassen Boden klebte zentimeterdick der rote Saft und Seras spürte wie langsam das Tier in ihr erwachte. Schnell entsicherte sie ihre Waffe und versuchte sich dabei auf etwas anderes zu konzentrieren. Der bullige Kerl neben ihr fuhr mit dem Finger durch eine besonders dicke Lache und leckte ihn dann schmatzend ab. "Kein Vergleich, aber besser als nichts." Dann riss er sein Gewehr hoch und deutete zu den milchigen Plastikvorhängen hinüber, hinter dem das laute Kreischen von Maschinen zu hören war. "Bereit für eine Runde "Gassi gehen" Kleine? Besser du schießt auf alles was sich da drin Bewegt. Gib ihnen nicht die Chance die Krallen auszufahren." Damit wandte er sich um und der Rest folgte ihm. Je näher sie dem Lärm kamen um so kribbeliger wurde Seras. Der erste wollte schon nach dem Vorhang greifen, als plötzlich etwas von der anderen Seite auf sie zugeschossen kam. Die schweren Plastiklamellen bogen sich ächzend auseinander und der leblose Körper eines Schweins ruckelte auf sie zu. Seras blieb keine Zeit den Schreck zu verdauen, denn nun rannten die Männer um sie herum, ohne ein Wort zu sagen an ihr vorbei. Kaum war der erste durch den Eingang verschwunden, als auch schon die ersten Schüsse ertönten. Dazwischen erklang lautes Schmerzensgeschrei. Seras beeilte sich nun ihnen zu folgen. Als sie in den nächsten Raum kam, war der Kampf bereits im vollen Gange. Die Vampire hatten die Männer, die an den Schlachtbändern standen, mitten bei der Arbeit überrumpelt. Einige lagen bereits tot neben den Fleischbergen, andere jedoch rissen die Tierhälften wie Schutzschilde vor sich. Das Peitschen von Querschlägern mischte sich mit dem Lärm der immer noch laufenden Sägen und Motoren. Seras blickte sich um. Hier war aber doch weit und breit kein Werwolf, oder ähnliches auszumachen? Doch dann fiel ihr Blick auf einen stämmigen Schwarzen, dessen Körper auf einmal merkwürdige Formen annahm. Überrascht zuckte sie zurück! Die Haut in seinem Gesicht schien anzuschwellen, wie ein Ballon, und dabei schoben sich seine Wangenknochen und sein Kinn nach vorne, als ob sie aus ihm herauswachsen wollten. Dann zeriss sein weißer Arbeitskittel und zum Vorschein kamen dicke schwarze Fellbüschel. Als er sich kurz darauf zu ihr umwandte, war schon alles menschliche von ihm abgefallen. Vor ihr stand ein Monstrum, das nun mit gebleckten Zähnen und rasiermesserscharfen Krallen auf sie zugesprungen kam. Seras riss die Waffe hoch und die Wucht der Kugeln schleuderte die Bestie im Sprung zurück. Laut aufjaulen rappelte sie sich hoch, um erneut anzugreifen. Seras war von diesem Tier vollkommen fasziniert. Aber ein donnernder Knall direkt neben ihrem Ohr riss sie aus ihrer Starre. Der schwarze Lauf der Jackal tauchte neben ihrem Kopf auf und der schwarze Wolf brach fiepend zusammen. "Lass dich nicht von ihren Äußeren beeindrucken, Fräulein Polizistin. Das ist nur lästiges Ungeziefer." Alukard lud durch und zielte auf einen weiteren Pelzträger, der dabei war einen ihrer Männer mit den Krallen zu bearbeiten. Seras packte ihre Waffe fester unter den Arm und suchte ebenfalls nach einem Ziel. Doch die Anzahl ihrer Gegner schien nicht mehr recht hoch zu sein. Nach wenigen Minuten war alles vorbei und als sich der Pulverrauch verzogen hatte, wurde Seras erneut Zeuge eines makaberen Schauspiels. Zwei Vampire zogen einen Mann an den Armen unter den Resten eines Rindertorsos hervor, um ihn dann in der Mitte des Raumes fallen zu lassen. Stöhnend wand sich der Mann in seinem Blut, das ihm aus einer faustgroßen Wunde kurz unterhalb des Rippenbogens lief. Der Borstenschnitt kniete sich neben ihn hin und ohne Vorwarnung stieß er seine Faust in das dampfende Loch. Seras kniff angewidert die Augen zusammen, als der Mann laut Schreiend zu strampeln an fing. Doch die anderen um sie herum zeigten keinerlei Regung. "Also," knurrte der Vampir und lockerte kurz seinen Griff, " rede, wo ist der Rest von eurem Gesockse?" Doch der Angesprochene antwortete nicht. " Wie du willst." Wieder packte er zu und wieder schrie der Mann gellend auf. " Ich glaube nicht, dass wir etwas aus ihm herausbekommen," erklang nun Alukards dunkle Stimme hinter ihnen und der Vampir funkelte ihn böse an. " Und was wäre dann deine Idee?" Alukard grinste. " Ich will mich ja nicht, in die Angelegenheiten eures Kommandanten einmischen, aber ich würde sagen es wäre klüger, sie beim nächsten Mal zu verfolgen." " Und warum hast du das nicht schon heute gemacht?" Kalham und Integra kamen nun zusammen mit den restlichen Mannschaften durch den Plastikvorhang. Der bärtige Vampir sah nicht sehr gut gelaunt aus. " Hätte ich ja gerne, nur war ich zu sehr damit beschäftigt, deine Leute davor zu bewahren filetiert zu werden." Wieder hatte Seras das Gefühl das gleich die Luft brennen würde. Schnell ging sie zu der Lady hinüber, die sich neben dem Rotschopf nieder gelassen hatte und den Kopf des Mannes in beide Hände nahm. Leise röchelnd und mit halb geschlossenen Lidern sah er sie an. Seras bemerkte, dass ihre Blicke starr wahren, als ob sie einander nicht ansahen, sondern geradewegs gegenseitig in den anderen hinein blickten. Es vergingen einige Sekunden, bis der Mann sich plötzlich ruckartig aufrichtete "Scelus!!" keuchte er mit weit aufgerissenen Augen, dann brach er leise in sich zusammen. Integra ließ seinen Kopf vorsichtig auf den Boden gleiten. Dann stand sie auf. Alle beobachteten sie, als sie sich nun wieder Alukard und Kalham zuwandte. "Ich muss mit dem ältesten Rat sprechen," sagte sie knapp und die beiden Vampire wechselten einen ungläubigen Blick. Kapitel 25: Vengeance --------------------- "Schon wieder so eine Scheiße!" wütend knallte der Chef der Mordkommission von Scottlandyard, die druckfrische Ausgabe der Times auf den Tisch. Einige der Mitarbeiter, die sich auf dem engen Platz vor seinem Schreibtisch aneinander reihten, zuckten erschrocken zusammen. Das Gesicht des Chiefs, nahm langsam die Farbe einer überreifen Tomate an, als er mit dem Finger, wie ein Wilder, über die Zeilen fuhr und halb spuckend den Aufmacher vorlas. " Ein grauenhafter Mord erschüttert London. Gestern Nacht wurde eine bestialisch verstümmelte Leiche im Jubilee Gardens gefunden. Dem Opfer fehlen, laut Polizeiangaben, sowohl Arme und Beine. Zeugen für die Tat, sind bis jetzt nicht aufzufinden. Des weiteren, wird vermutet, dass es sich hierbei nicht um einen Einzelfall handelt." Er sah mit funkelnden Augen die Männer und Frauen vor sich an. " Wer ist dafür verantwortlich? Wer hat die Informationen ohne mein Wissen an diese Schreibfuzies weiter gegeben?!" Doch keiner meldete sich. Alle waren sichtlich bemüht, die Muster auf dem verschlissenen Teppich zu zählen. "Na schön," knurrte der Chief und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. " Ich hoffe ihr wisst was demjenigen blüht, wenn ich ihn erwische." Er deutete mit der Hand zu der zerknüllten Zeitung. " Wenn ich noch eine einzige Zeile lesen muss krachst, verstanden?" Jetzt nickten alle Köpfe synchron. " O.k. an die Arbeit, ich will jetzt endlich mal Ergebnisse sehen. Abmarsch und keiner setzt wieder einen Fuß über diese Schwelle, bis er etwas brauchbares vorzuweisen hat." Nach diesen Worten drängelten sich sämtliche Mitarbeiter durch die schmale Tür und schon nach wenigen Sekunden, war das kleine Zimmer, bis auf zwei Personen leer. "Und was kann ich noch für sie tun Sergeant Peterson?" Charly räusperte sich. "Nun, ich wollte fragen Sir, ob ich für ein paar Tage allein reschehrschieren kann." Sein Vorgesetzter musterte ihn mit einem prüfenden Blick. "Was soll das heißen?" " Na ja es könnte sein, dass ich eine Spur habe, aber ich möchte nicht, dass jemand die Sache öffentlich macht und damit jemanden warnt, sie verstehen?" Er sah über die Schulter zur Tür. " Ich meine, wo wir doch schon wissen, dass wir eine undichte Stelle haben." Der Chief schien einen Moment nachzudenken. Dann plötzlich. " Na gut, Peterson, aber nur wenn sie mir versprechen, bei konkreten Anhaltspunkten Bescheid zu geben." Charly nickte eifrig. "Selbstverständlich Sir" dann stand er rasch auf. "Wenn sie mich jetzt endschuldigen würden?" Der Chief nickte und Charly verschwand eiligst durch die Tür. "Warum steht hier eigentlich nichts über unseren kleinen Besuch im Schlachthaus gestern Nacht?" Seras faltete sorgsam die Zeitung zusammen und reichte sie ihrem Meister hinüber. Alukard lächelte. "Nun du solltest wissen, dass unauffälliges Arbeiten eine Pflicht darstellt." Sein Blick fiel auf die erste Seite. " Aber anscheinend gilt das nicht für jeden." Seras runzelte die Stirn. " Eins finde ich sowieso merkwürdig. Warum waren in dem Schlachthof so viel von ihnen?" Ihr Meister lachte leise. " Tja zum Vergleich, könntest du unsere Art wahrscheinlich am ehesten in einer Blutbank finden." Seras überlegte einen Moment. " Soll das etwa heißen, die arbeiten da, weil sie so an Fleisch kommen?" Wieder grinste ihr Meister. "Jeder Dämon verlangt nach seinem Recht." Mit einem leisen Quietschen öffnete sich die Wohnzimmertür und Integra kam herein. Sie war in einem blauen Wollmantel gehüllt und eine große Kapuze verdeckte, zusammen mit der Sonnenbrille die sie trug, fast ihr komplettes Gesicht. Alukard legte mit skeptischem Blick den Kopf schief. "Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?" Integra lächelte matt. "Ich denke das bin ich ihnen schuldig. Außerdem bin ich da, bevor es richtig hell wird." Dann wandte sie sich um. " Ich werde in zwei Stunden zurück sein. Dann bleibt noch genügend Zeit den ältesten Rat gebührend zu empfangen" Nach dem er das O.K. seines Chiefs bekommen hatte, war Charly erneut nach Oxford gefahren, um sich mit Professor Zdziarstek zu treffen. Zum zweiten mal nahm der Polizist auf dem Stuhl zwischen den Büchern Platz. Dieses Mal allerdings erwartete ihn schon eine große, dampfende Tasse Kaffee und der Professor setzte sich ihm auf dem zweiten Stuhl gegenüber. Vorsichtig legte er drei Bücher auf den Tisch. Charly erkannte beim trinken, das es sich um alte Werke handelte. Denn sie waren alle drei in altem, rissigen Leder eingebunden. Zdziarstek wartete, bis Charly seinen Becher wieder abgesetzt hatte, bevor er anfing zu sprechen. " Nun Mr. Peterson, da sie und ich uns anscheinend einig darüber sind, dass wir es bei den Vorfällen in dieser Stadt nicht mit gewöhnlichen Morden zu tun haben, will ich ihnen die Möglichkeit geben, zu verstehen, wonach sie suchen." Er schlug den obersten Buchdeckel auf. " Der Wolf hat den Menschen von jeher fasziniert. Obwohl er ihn schon immer als Jagdrivalen, Kindsmörder und hinterlistigen Angreifer gefürchtet hat." Er reichte den ersten Band zu Charly hinüber. " Meistens konnte der Homo sapiens den Lupus besiegen, doch oft genug war die vermeintliche Bestie der bessere Jäger." Charly blätterte. Wieder waren da Zeichnungen, in denen Menschen von riesigen Wölfen gefressen wurden. Aber auch andere Bilder mischten sich zwischen die Seiten. Romulus und Remus, wie sie von ihrer Ziehmutter gesäugt wurden, ein Rudel Wölfe, das sich in lasziver Pose um eine nackte Frau wand. Charly zog die Augenbrauen hoch, als er auf eine Abbildung stieß, die eindeutig die Kopulation zwischen Mensch und Tier darstellte. Der Professor beobachtete ihn schmunzelnd. " Was wünscht sich der Krieger mehr, als die Stärke seiner Gegner?" "Aber ist das nicht allein pure Phantasie?" warf Charly ein. Noch immer war sein Blick an der lustvollen Abbildung gefesselt. Zdziarstek verzog das Gesicht. " Sind die Wunden, die sie mir gezeigt haben das auch?" Charly biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. " Aber wie ist das möglich?" " Es gibt viele Theorien, eine unwahrscheinlicher als die andere und doch steckt in jeder Legende ein Funken Wahrheit." Er griff nach dem nächsten Buch. "Außerdem haben allen Geschichten eins gemein. Der Hunger, die Gier, die es zu stillen gilt und vor der es kein Entrinnen gibt." Den letzten Satz hatte er etwas leiser gesagt, so das Charly gezwungen war seine Lektüre beiseite zu legen und den Professor seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. " Und diese Wesen sollen sich hier in London aufhalten? Aber warum sind sie hier und wo kommen sie her?" Der Professor lachte. "Mein guter Freund. Nur weil man Dinge nie bemerkt hat, sind sie doch schon seit jeher vorhanden. Oder glauben sie das die Töne und Klänge, erst angefangen haben zu existieren, als sie sie wahrnehmen konnten?" Zdziarstek stand auf und ging zum Fenster hinüber. Die Hände in den Taschen vergraben, sah er hinaus. "Nur eins ist beunruhigend." Charly sah zu ihm hinüber. " Es sieht ganz danach aus, als ob die Monster nicht länger im verborgenen bleiben wollen." Zur gleichen Zeit auf dem Highgate Friedhof in den unterirdischen Ruhehallen der Urnengräber ....... Mit einer sanften Bewegung wischte Integra über den blank geschliffenen Marmor. Dann zog sie eine lange Papiertüte unter dem Mantel hervor, aus der sie langsam eine einzelne, langstielige Rose auswickelte. Sie lächelte, als sie die Blume mit einer geschmeidigen Bewegung in die schmale Vase steckte, die neben dem Fach angebracht war. Sie betrachtete das schwarzweiße Foto, das sich in einem silbernen, kleinen Rahmen auf Augenhöhe vor ihr befand. Die zwei Männer auf dem Bild, flankierten eine hübsche junge Frau mit blonden Haaren und alle drei lachten ausgelassen in die Kamera. Walter hatte ihr dieses Bild einst gezeigt und gesagt, dass dies das einzigste Foto von ihm und ihrer Familie sei. " Ihr Vater war ansonsten nicht vor eine Kamera zu bekommen," hatte er lachend erzählt, "da konnte ihre Frau Mutter damals tun was sie wollte." Sie trat einen Schritt zurück, weil sie merkte, wie sich wieder dieses Gefühl einstellte. Es war wie ein eisiger Kristall, der in ihrem Magen zu wachsen schien, bis er ihren ganzen Körper ausfüllte. Ihre Hand wollte nach dem Bild greifen, doch ihre Finger berührten nur das Glas hinter dem es sich verbarg. Sie zuckte innerlich zusammen. Diese kleine Scheibe war nicht wirklich das, was sie von ihnen trennte. Dann durchfuhr es sie wie ein Schlag, sie wirbelte herum. Am Ende des Korridors stand sie. Die Frau mit dem blauen Umhang und den funkelnden, grünen Augen. Ihr plötzliches Erscheinen hatte etwas unwirkliches, geisterhaftes. Integra blinzelte. Was wollte die Frau von ihr und woher wusste sie, dass sie hier war? Jetzt kam sie langsam auf sie zu. Ihre Schritte hallten laut von den steinernen Wänden wieder. Als sie näher kam, erkannte Integra ihn wieder. Diesen untrüglichen, hasserfüllten Blick. Sie merkte wie sich alles in ihr verspannte. Plötzlich blieb die blonde Vampirin stehen. Integra wurde die Stille langsam unheimlich. Sie räusperte sich "Bumbanschie, richtig?" Über das Gesicht der jungen Frau huschte ein gemeines Grinsen. "Lady Integra Wingates Hellsing," ihre Augen schienen Funken zu sprühen. Integra runzelte die Stirn. "Warum hassen sie mich? Was habe ich ihnen getan?" Das Grinsen war verschwunden. Plötzlich dämmerte es Integra. Sie drehte sich um und sah auf das Grab. " Es geht gar nicht um mich. Es geht um meine Familie." Ihr Blick glitt zurück. Noch immer hatte sich ihr Gegenüber nicht bewegt. Dann aber brach es aus ihr heraus. " Ausgelöscht hat er sie. Wie Tiere abgeschlachtet!!" Integra wich einen Schritt zurück, dabei viel ihr Blick auf den Gang hinter Bumbanschie. Ein eisiger Schreck durchfuhr sie. Wie eine Welle breitete es sich aus, krabbelte die Wände entlang und ließ den Raum langsam golden schimmern. Das Licht!!! Sie hatte nicht damit gerechnet, dass es bis hierher reichen würde, aber sie hatte auch die Zeit vergessen. Bumbanschie allerdings bemerkte die Gefahr nicht, der Hass lenkte sie ab. Sie warf den Saum ihres Umhangs zur Seite und das nächste was Integra sah war der Lauf einer Waffe. Integra versuchte ruhig zu bleiben. "Wen hat mein Vater ausgelöscht?" Bumbanschie ließ die Sicherung zurückschnappen. " Meine Familie!!" schrie sie, die Waffe in ihrer Hand fing an zu zittern. " Er hat sie alle vernichtet. Hat ihnen den Kopf abgeschlagen, ihre Körper zu Asche werden lassen." Sie fing an zu lachen. Doch es war alles andere als fröhlich. " Ich konnte nichts dagegen tun, als ich kam war schon alles zu spät. Doch ich habe ihnen geschworen, sie zu rächen." Integra warf einen kurzen Blick über Bumbanschies Schulter. Die todbringenden Strahlen glitten mit jeder Sekunde näher zu ihnen hinüber. Sie hob langsam die Hände. " Ich verstehe, aber..." "Nichts aber!!" Bumbanschie machte jetzt einen Schritt auf sie zu. " Ich wollte ihm das Liebste nehmen, was er hattte. Ich wollte dich vor seinen Augen töten, aber ich war auch dort zu spät und dann ist mir Alukard zuvorgekommen. Aber glaube mir, ich hätte dich nicht bekehrt, ich hätte dich zerstört, so wie ich dich jetzt zerstöre...." Sie drückte ab. Integra duckte sich und warf sich dabei blitzartig nach vorn. Die silberne Kugel zischte an ihr vorbei und krachte in die Marmorplatte, die knirschend auseinander platzte. Ein gellender Schrei erfüllte die Katakomben. Integra hatte bei ihrem Satz Bumanschie nach hinten gestoßen und die war mitten in die gleißenden Fluten gefallen. Mit Schaudern beobachtete Integra, wie die Haut der Vampirin anfing aufzuplatzen und der Geruch von verbranntem Fleisch erfüllte den Raum. Dampfende Rauchschwaden begannen den Körper einzuhüllen. Dazwischen ertönte ein furchtbares Wimmern, das immer lauter wurde. Integra wollte sich aufrappeln, als sie auf einmal einen Schatten hinter sich wahrnahm. Sie versuchte sich umzudrehen, doch in diesem Moment spürte sie einen heftigen Schlag und dann war alles schwarz. Kapitel 26: Conventus --------------------- " Was hast du getan!!!" Alucards Hand schnellte nach vorn und Bumbanschies Kopf flog zur Seite. Er griff in die Innenseite seines Mantels. " Wo ist sie? Rede, sonst gebe ich dir den entgültigen Rest!" Bumbanschie schrie auf, als er sie an den Resten ihrer Haare hochriss und die Mündung der Jackal auf ihre verbrannte Stirn drückte. "Ich weiß nicht wo sie ist!" schluchzte sie und versuchte schützend ihre Arme vors Gesicht zu bekommen, doch Alucard ließ ihre keine Chance. " Dafür wirst du bezahlen, das schwöre ich dir." Er wollte schon abdrücken, als Kalhams Stimme durch die Halle dröhnte. " Alukard !" Der Vampir rannte zu den beiden hinüber, dicht gefolgt von zwei weiteren Männern. Einer von ihnen war der rothaarige Borstenschnitt. Doch Alucard schien ihn nicht zu hören. Noch immer zielte er auf das heulende Häuflein vor sich, das sich wie ein verletztes Tier zusammengekauert hatte. Kalham verlangsamte seine Schritte. " Was ist passiert?" " Dieses kleine Miststück hat Integra aufgelauert und wollte sie auslöschen." Er sah nun zu den Dreien hinüber. "Aber das ging wohl offensichtlich schief." Mit einer schnellen Bewegung schlug er Bumbanschies Arm weg. Kalham keuchte entsetzt auf. Was vor wenigen Stunden noch ein wunderschönes Antlitz gewesen war, hatte sich nun in eine grauenhafte Fratze verwandelt. Das verkohlte Fleisch hing in bizarren Fetzen an ihrem Kinn hinunter und an einigen Stellen blitzte der blanke Kieferknochen hervor. Wo sich die Haut nicht abgelöst hatte, zeigten sich nässende, rote Blasen. Auch der Rest ihres Körpers zeigte ein ähnliches Bild. Alucard verzog keine Mine. " Sie hat bekommen, was sie verdient." Er wollte erneut auf sie anlegen, als Seras aus einer anderen Ecke der Katakomben aufschrie. "Meister!!" Sie kam hastig um die Ecke gerannt, dabei streckte sie die rechte Faust aus. "Hier, das habe ich da drüben bei einer anderen Familiengruft gefunden. Sie öffnete die Hand und das Glas einer zerbrochenen Sonnenbrille kam zum Vorschein. Das leise Plätschern von Wasser holte sie aus ihrer Dunkelheit zurück. Stöhnend hob sie den Kopf und blinzelte. Erst war da nur ein undeutlicher Schatten, doch nach wenigen Sekunden klärte sich das Bild. " Guten Abend Lady Integra." Sie lag auf einer roten Liegecouch und vor ihr stand ein kleiner, älterer Mann, dessen zierliche Gestalt in einem schwarzen Anzug steckte. Sein schütteres Haar, hing in wilden Strähnen auf seine Schultern herab und auf dem hageren Kinn zeigten sich dunkle Bartstoppeln. Tiefe Ringe lagen unter wachen blauen Augen, die sie freundlich anblitzten. Integra versuchte sich aufzusetzen und der fremde Greis half ihr dabei. Sie presste noch einmal kurz die Augen zusammen. "Warum kennt eigentlich jeder auf den ich treffe meinen Namen?" Ihr Helfer lachte. " Ich glaube dafür haben sie in dieser Stadt schon selbst gesorgt." Alarmiert riss sie die Augen auf, doch seine Stimme blieb ruhig, als er weiter sprach. "Keine Sorge. Ich habe nicht das selbe Ziel, wie die junge Frau heute auf dem Friedhof." Er ging zu einem grünen Ledersessel hinüber und setzte sich langsam hin. "Entschuldigen sie bitte, aber die letzten Tage waren doch sehr anstrengend für mich." Plötzlich ging die Tür auf und ein Mädchen kam ins Zimmer. Integra schätzte, dass sie das gleiche, menschliche Alter hatte wie Seras. Ihr mausgraues Haar war zu einem hüftlangen Zopf geflochten, der wie eine aufgeregte Schlange hin und her wippte. Sie schien Integra zunächst nicht zu bemerken, denn sie lief mit einem strahlenden Gesicht schnurstracks auf denn Sessel zu. " Großvater, Großvater sie sind da, Gordon und Jeremia sind gerade eingetroffen. Bald sind wir vollzählig und dann..." Der alte Herr tätschelte behutsam ihre Hände, die sie ihm entgegen gestreckt hatte. Dann erst fiel ihr Blick auf Integra. Die Fröhlichkeit war mit einem Schlag verschwunden. Blankes Entsetzten spiegelte sich jetzt auf ihrem Gesicht wieder und ihre Hände krallten sich in die Armlehne des Sessels. "Wie kommt dieser Blutegel hierher!" schrie sie. Doch ihr Großvater griff erneut nach ihren Händen. "Keine Sorge. Sie ist auf meinen Wunsch hier." Integra spürte, dass trotz dieser beruhigenden Geste, die Panik nicht ganz von dem Mädchen abglitt. Sie stellte sich nun seitlich neben den Sessel und ihr Blick blieb mit wacher Vorsicht auf sie gerichtet. "Ich glaube es wird Zeit uns einander vorzustellen. Mein Name ist Breton Salonika und das hier," er deutete neben sich, " ist meine Enkelin Allicia." Integra nickte und versuchte zu lächeln, was ihr mehr oder weniger gut gelang. Sie war viel mehr daran interessiert, wo sie war, wie sie hierher gekommen war und vor allem, was sie hier sollte. Die Stimme des Alten durchbrach ihre Gedanken. " Nun Allicia, das ist Lady Integra Wingates Hellsing." Dieses Mal machte sich der Ausdruck von Ungläubigkeit auf dem jungen Gesicht breit. " Hellsing? Aber ich dachte diese Familie existiert nicht mehr?" " Auf gewisse Art und Weise stimmt das auch," warf Integra ein. Allicia runzelte die Stirn. " Aber haben die Hellsings nicht immer gegen "Die" gekämpft, zu denen sie nun offensichtlich selbst gehören?" Integra schürzte die Lippen. " Wohl wahr, aber manchmal ändert sich die Sicht auf bestimmte Dinge." Jetzt war es der alte Mann, der lächelte. " Wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf, bewundere ich sie für ihre Entschlossenheit. Sie sind eine bemerkenswerte Frau Lady Hellsing," sagte er leise und Integra merkte, wie ihr ein leichter Schauer über den Rücken lief. " Danke, mir hat schon jemand dazu gratuliert." Sie begann den Raum, in dem sie sich befanden, zu mustern. Die hohe Decke mit dem weißen Stuck, ließ vermuten, dass das Haus oder was immer es auch war, ziemlich alt und groß sein musste. Dazu passten auch, die mit Samt tapezierten Wände und das antiquare Mobiliar. Glattpolierte, dunkelbraune Tische und Schränke auf schmal geschnitzten Beinen, paarten sich geschmackvoll mit den dunkel grünen Vorhängen, die zugezogen, das Licht des Tages hinter sich verbargen. Auf einem kleinen Tisch neben ihr rauschte ein zierlicher Tischbrunnen vor sich hin. " Dürfte ich vielleicht erfahren, warum ich hier bin?" Sie sah wieder zu den Beiden hinüber, die immer noch einträchtig zusammen saßen. Allicia hatte sich mittlerweile auf die Armlehne niedergelassen und ihre übereinander geschlagenen Beine schaukelten leicht auf und ab. Breton räusperte sich. " Ich denke, dass sie die Einzige sind, die ein weiteres, sinnloses Blutvergießen verhindern kann." Seras hatte begonnen, den Tisch im Esszimmer zu dekorieren. Irgendwie musste sie sich ablenken. Vorsichtig stellte sie die feinen Gläser auf das schneeweiße Tischtuch. Nachdem sie keine weiteren Hinweise bezüglich Lady Integras Verschwinden auf dem Friedhof gefunden hatten, waren sie alle zusammen zurück gekehrt. Ihr Meister wollte zwar noch sein Werk bezüglich Bumanschie vollenden, doch Kalham konnte ihn davon überzeugen, dass sie mit ihrem Schicksal auf diese Weise wohl mehr gestraft war. " Sie wird für immer die Spuren ihres Verrats tragen," hatte er gesagt und die immer noch zusammengekauerte Frau mitleidig angesehen. " Vielleicht wird sie es eines Tages selbst beenden." Dann hatten sie sie verlassen. Seras schüttelte sich leicht, bei der Erinnerung an den völlig entstellten Körper. Sie hatte wieder eine Regel mehr kennen lernen dürfen. Wenn du die ungeschrieben Gesetzte der Verdammten brichst und dazu gehörte niemals einen deiner Art aus eigenen, niederträchtigen Beweggründen zu töten, hast du alle Rechte verwirkt und die Ewigkeit, wird ab sofort, dein einzigster Begleiter, vorausgesetzt du wirst nicht augenblicklich ausgelöscht. Sie betrachtete das funkelnde Kristallglas in ihrer Hand. Aber das interessierte sie nicht so sehr, wie der ungeklärte Verbleib ihrer Lady. Wo war sie? Als einer der Männer laut den Verdacht äußerte, dass es Bumbanschie vielleicht doch vorher gelungen war sie zu treffen, hatte ihr Meister mit einer beunruhigenden, leisen Stimme und glänzenden Augen nur eins geantwortet. " Schwachsinn!!" Danach war er in Schweigen verfallen und seit sie hier waren, hatte sie ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Mit dem letzten stühlerücken war alles fertig. Seras sah auf die leise tickende Standuhr. Bals würde die Delegation hier sein. Vielleicht konnten sie ihnen weiterhelfen. Sie wollte sich gerade in ihr Zimmer begeben, als das Telefon im Flur klingelte. Verwundert lief sie hinüber. Wer konnte denn um diese Uhrzeit was von ihnen wollen? " Hallo Seras Viktoria im Hause Hellsing, was kann ich für sie tun?" " Seras, ich bin es Integra." "Lady Integra!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!" Seras umklammerte den Hörer, als wenn er ihr aus der Hand springen wollte. "Wo sind sie? Sind sie verletzt? Ist alles in Ordnung?" Die Stimme der Vampirin überschlug sich fast. Integra hingegen schien die Ruhe Selbst zu sein. " Mir geht es gut. Hör zu es ist sehr wichtig, dass du genau das tust, was ich dir sage, o.k.?" Seras nickte, um dann rasch ein "Ja, ja, natürlich" hinter her zuschieben. " Also, ich werde in ca. einer Stunde zu Hause sein und es ist wichtig, dass keiner der Anwesenden eine Waffe bei sich trägt, hast du mich verstanden? Keiner!" Wieder nickte Seras. "Alles klar, aber warum?" Doch dann war die Verbindung plötzlich unterbrochen. Ratlos starrte Seras in die tutende Muschel. Was war das denn gewesen?" Sie hängte auf und sah sich um. Anscheinend hatte niemand etwas von diesem mysteriösen Anruf mitbekommen. Sie atmete durch. Eins war Gott sei dank schon mal klar. Lady Integra ging es gut, aber was sollte diese merkwürdige Anweisung? Langsam ging sie den Flur hinunter. Wenn sie richtig gerechnet hatte, blieb ihr genau eine halbe Stunde um die drei Männer und ihren Meister zu entwaffnen. Sie verzog angestrengt die Stirn, tja bei den Dreien schien das ja noch recht einfach zu sein, aber ihren Meister dazu zu bewegen, ihr seine Jackal anzuvertrauen, sah sie ehrlich gesagt schwarz. Da wäre es wohl einfacher gewesen Pater Andersong zum gemeinsamen Teetrinken zu überreden. Sie hatte jetzt die Tür zum Wohnzimmer erreicht, hinter der die anderen Vampire auf die Ankunft, des ältesten Rats warteten. Lass dir was einfallen Seras Viktoria, forderte eine Stimme in ihrem Kopf. Dann öffnete sie die Tür. Kalham und seine Männer sahen kurz auf, als sie eintrat, doch der rotblonde und sein braunhaariger Kollege wandten sich rasch wieder ihrem Schachspiel zu, welches zwischen ihnen aufgebaut war. Kalham jedoch erhob sich aus seinem Sessel. " Ist alles soweit vorbereitet?" fragte und Seras beeilte sich zu nicken. "Gut, wo ist dein Meister?" "Keine Ahnung, ich habe ihn seit wir hier sind, nicht mehr gesehen." Kalham nickte nachdenklich, sagte aber darauf nichts. Seras Blick glitt hinüber zu den Sturmgewehren, die neben den Stühlen aufgereiht waren. Waren das alle oder trugen die Vampire noch weitere Waffen an ihrem Körper? " Äh, eine Frage," Kalham erwachte aus seiner Grübelei, " Ja bitte?" " Wer sind diese Ältesten eigentlich?" Der Vampir lächelte. " Nun, wie du schon gemerkt hast, ist auch unter uns Unsterblichen, eine gewisse Führung notwendig, um die Einhaltung gewisser Regeln zu kontrollieren." Er begann im Raum auf und ab zu gehen. " Darum ist überall dort, wo unsere Art existiert, ein solcher Rat, bestehend aus den fähigsten und klügsten Männern und Frauen vertreten. Meistens sind es, wie der Name schon sagt, erfahrende Vampire, die bereits etliche Jahrhunderte in unseren Reihen stehen." Seras zog die Augenbrauen hoch. " Und was bestimmt dieser Rat so? Kalham war vor dem Fenster stehen geblieben und sah hinaus. " Sie sorgen dafür, dass die Maskerade nicht gefährdet wird und das unter uns Unsterblichen Frieden herrscht. Außerdem," er drehte sich zu ihr um " sind sie es im allgemeinen, die das Urteil über Denjenigen fällen, der diese Regeln bricht." Seras senkte den Blick. Wie dieses Urteil aussehen konnte, wusste sie ja schon. Das leise Bimmeln der Türglocke ließ alle hochfahren. " Sie sind da!" komentierte der Borstenschnitt. Er und sein Schachpartner standen nun ebenfalls auf und beide wollten nach den Waffen greifen. " Machen sie sich keine Mühe, die bringe ich ihnen gleich hinter her " mit einem schnellen Satz hatte sich Seras vor die Gewehre geschoben. Die Vampire wechselten einen argwöhnischen Blick, doch Kalham winkte sie zu sich heran und die Drei verließen den Raum. "Puuh." Sie packte die Waffen rasch unter das Sofa. Hoffentlich waren sie damit vollkommen verteidigungslos. Als Seras nach ein paar Minuten ins Esszimmer kam, waren bereits alle Stühle, bis auf einen besetzt. Seras blickte der Reihe nach in die verschiedenen Gesichter. Drei der Ältesten kannte sie bereits, Senectus, Lady Helena und Kalham, doch die restlichen sechs Damen und Herren waren ihr völlig fremd. Sie stellte sich leise neben die Tür. Aus den Augenwinkeln sah sie das es nur noch fünfzehn Minuten waren, bis Lady Integra erscheinen würde, doch wo war ihr Meister und wie kam sie an seine Waffe? In diesem Moment sprang die Tür auf und Alukard kam herein. Ohne Hut und Mantel, dafür mit perfekt gebundener Schleife und sauberen Anzug betrat er den Raum. Mit versteinerter Mine nickte er zu den übrigen Vampiren am Tisch hinüber. Er wollte sich gerade auf den letzten Stuhl setzten, als Helenas leises Räuspern ihn innehalten ließ. Verwundert sah er zu ihr hinüber. Die kleine Lady lächelte ihn zärtlich an. " Ich denke, dass in diesem Kreis, keine Gefahr zu befürchten ist." Alucard schmunzelte auf einmal und griff in die Innenseite seines Jacketts. " Hier, pass gut auf sie auf." Ungläubig langte Seras zu der Jackal, die ihr Meister ihr entgegen hielt. " Also," meldete sich eine zarte Frauenstimme. Sie gehörte zu einer Lady mit kinnlangen, honigblonden Haaren, die wie ein lockiger Vorhang ihr rundes Gesicht umrahmten. Seras schätzte sie nach ihrem Äußeren auf knappe vierzig Jahre. Ihr kirschroter Schmollmund stach wie eine Brosche aus ihrem blassen Gesicht hervor. Die metallgrauen Augen starrten mit fragendem Blick zu ihrem Meister hinüber. "warum sollten wir kommen?" Alucard legte beide Hände auf den Tisch. " Eigentlich wollte die Lady des Hauses selbst mit ihnen sprechen, doch ein nicht voraussehbares Ereignis machte dieses Unterfangen zu Nichte." Senectus wirkte irritiert. "Was soll das heißen?" Alucard sprach weiter ohne ihn anzusehen. " Eine von deinen Gespielinnen hat in ihrer Blutrache leider die wichtigsten Benimmregeln vergessen." Die Vampire untereinander sahen sich verdutzt an. Senectus hingegen wirkte wie erstarrt. " Was ist geschehen?" "Bumbanschie wollte Integra heute nachmittag eine Kugel verpassen, doch leider hat die Gute, dabei das Tageslicht aus den Augen verloren" Alucards Lippen verzogen sich zu einem bittersüßen Lächeln. " Ich würde ihr empfehlen ab heute nicht mehr zu oft das schützende Haus zu verlassen." Kalham hatte schon den Mund geöffnet um etwas zu erklären, als erneut die Türglocke schellte. Für einen Moment war es still, dann nickte Alukard zu Seras hinüber. Sie verstand die Geste und verschwand in Richtung Hausflur. Dort an gekommen spähte sie vorsichtig durch den Spion. Ihr Herz machte einen aufgeregten Hüpfer. Lady Integra stand augenscheinlich unversehrt auf den Eingangsstufen. Rechts von ihr erkannte Seras einen kleinen, älteren Herren mit langen grauen Haaren und links einen im Gegensatz dazu breitschultrigen, hochgewachsenen Mann mit einer modernen Kurzhaarfrisur und fliehendem Kinn. Verwundert über die fremde Begleitung öffnete Seras die Tür. "Lady Integra zum Glück ist ihnen nichts passiert, kann ich..." "Schon gut Seras," unterbrach Integra ihren Redeschwall. Die Lady betrat das Haus und die Männer folgten ihr. " Sie sind im Esszimmer." Erklärte Seras rasch. " Hast du meine Anweisung befolgt?" fragte Integra und Seras nickte stumm. "Wirklich alle?" mischte sich nun der jüngere Mann misstrauisch ein. Seras Nicken wurde heftiger. Integra streifte ihren Mantel ab und reichte ihn Seras. Dann sah sie zu dem älteren Herrn hinunter. " Wollen wir? Ich glaube es ist besser keine Zeit zu verlieren." Der Greis lächelte und verbeugte sich leicht. "Nach ihnen Lady Hellsing. Es ist wohl besser, man sieht zu erst, dass sie unversehrt sind." Wortlos drehte sich Integra um und griff zur Türklinke. Kapitel 27: Amateur Fight ------------------------- Als Integra den Raum betrat, war es für einen Moment vollkommen still. Senectus fand als erster seine Sprache wieder. "Lady Integra! Gott sei Dank sind sie unverletzt. Aber was ist," doch als sein Blick auf die Männer viel, die hinter der Lady ins Zimmer kamen, blieb ihm buchstäblich das letzte Wort im Halse stecken. "Was zur Höhle hat Das zu bedeuten?" keifte der Borstenschnitt und wurde sich, bei dem Versuch seine Waffe zu greifen, bewusst, dass Seras ihn reingelegt hatte. Er wollte schon ohne Gewehr auf die Beiden los gehen, als Integras Stimme ihn inne halten ließ. " Vielleicht wäre es in unser Aller Interesse, wenn sie sich erst einmal anhören, was diese beiden Männer hier her geführt hat." "Das ist doch wohl offensichtlich!" rief jetzt Kalham und auch er sah mit seinen funkelnden Augen und gebleckten Zähnen mehr als nur angriffslustig aus. Der einzige der sich scheinbar nicht aus der Ruhe bringen ließ war Alucard. Er saß noch immer völlig regungslos auf seinem Platz und beobachte mit einem amüsierten Lächeln die Szenerie vor sich. Integra wandte sich nun direkt zum Tisch um. Sie verbeugte sich leicht, bevor sie sprach. "Es ist mir eine Ehre sie in unserem Hause begrüßen zu dürfen. Was meine Beweggründe zu diesem Treffen angeht, sollte ich vielleicht Mr. Salonica das Wort überlassen." Damit stellte sie sich neben Seras an die Tür. Wieder sagte keiner ein Wort, bis der kleine Mann räuspernd vorgetreten war. " Danke Lady Integra. Nun, ich denke, dass ich mich zu erst einmal bei ihnen entschuldigen muss," bei diesem Satz blieben seine Augen für einen Moment an Alucard hängen, der immer noch ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte. "Es war nicht meine Absicht, diese junge Frau zu entführen," er deutete auf Integra, "doch war es mein dringender Wunsch nach den Ereignissen, in der Schlachthalle," seine Augen zogen sich für einen Moment zusammen, " und den vorangegangenen Morden, Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Tja und da bot sich mir heute Nachmittag eine glänzende Gelegenheit." "Was gibt es da zu reden? Ihr kleinen Missgeburten verwechselt offenbar die Stadt mit einem Hundespielplatz." Wieder wollte der Bullgesichtige nach vorne stürmen, doch die breitschultrige Begleitung versperrte ihm den Weg. " Ich an deiner Stelle wäre sehr vorsichtig!" knurrte er und Kalham beendete die Verfahrende Situation in dem er seinen Lakaien zurückrief. "Boris warte auf meine Anweisung." Der ältere Herr seufzte. " Ich befürchte, dass wir es ihnen nicht so leicht machen können. Auch wenn sie es mir nicht glauben, aber ich versichere ihnen, die Mondkinder dieser Stadt haben nichts mit diesen Anschlägen zu tun." Vier Wochen später............ Mit geübtem Griff ließ Charly das Magazin seiner Walter PPK einrasten. Dann begann er mit seinen Schießübungen. Das laute Knallen des Schwarzpulvers störte ihn nicht, im Gegenteil. Nirgendwo sonst konnte er sich so entspannen, wie auf dem Schießstand. Als die letzte Kugel den Lauf verlassen hatte, senkte er die Arme und musterte, das durchlöcherte Phantom, das lautlos zu ihm hinüber glitt. Sechs Volltreffer, bei sieben Schuss. Gar nicht schlecht. Er griff erneut zu der bereitgelegten Munition. Dabei wanderten seine Gedanken wieder zum Professor und seiner haarsträubenden These zurück. Charly schüttelte den Kopf und legte an. Auch wenn er wollte, das konnte er einfach keinem Verkaufen. Fast musste er grinsen, als er sich das Gesicht seines Chefs vorstellte, wenn er ihm diese Täterbeschreibung gab. Der Chief würde ihn wahrscheinlich sofort einweisen lassen oder ihm Urlaub verschreiben. Dieses mal sogar sieben Volltreffer. Langsam begann er die Waffe zu reinigen. Es musste einfach eine andere Erklärung für all das geben. Die Waffe verschwand in der Halterung und Charly zog sich seine Jacke an. Da draußen rannte wahrscheinlich ein wildgewordener Irrer rum, der zu viele Horrorfilme gesehen hatte. Er verließ das Polizeigebäude und betrat die Straße. Die Rushhour hatte eingesetzt, er überlegte kurz. Wenn er die U-Bahnstation nahm, die am Ende der Straße lag, konnte es bei den Menschenmengen, die sich dort die Treppe runter zwängten, ewig dauern, bis er einen Zug nach hause erwischte. Die bessere Alternative war ein kurzer Sprint durch den kleinen Park zu machen und erst in der nächsten Station sein Glück zu versuchen. Charly marschierte los, nach wenigen Metern hatte er den Eingang zur grünen Landschaft erreicht. Als er den knirschenden Kies unter den Schuhen spürte, fiel ihm wieder Jim Panson ein. Verstollen sah er sich um. Ein kurzer Griff an die rechte Seite versicherte ihm, dass seine Waffe da saß, wo sie hin gehörte. Er beschleunigte seine Schritte. Ausgerechnet heute fiel ihm auf, wie unzureichend die Beleuchtung war, mit der London seine öffentlichen Anlagen ausgestattet hatte. Um ihn herum war es stockfinster und wie es schien, war er zu dem völlig alleine unterwegs. Kein Wunder bei den Pressemeldungen der letzten Zeit. Er hatte jetzt die Hälfte des Weges hinter sich gelassen, als es neben ihm knackte. Verschreckt sprang er zur Seite und zog seine Waffe. Doch kein Wesen der Höhle hatte es auf ihn abgesehen. Mit zwei hüpfenden Schlenkern flitzte ein aufgescheuchtes Eichhörnchen durch das Licht der neben ihm stehenden Laterne und verschwand dann rascheln im nächsten Gebüsch. Charly versuchte seinen Atmen wieder in den Griff zu bekommen. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Langsam ließ er sich madig machen, und das wieder rum machte ihn wütend. Hastig sah er sich um, aber immer noch war keine andere Menschenseele zu sehen. Das letzte Stück bis zur U-Bahn legte er im Laufmarsch zurück um die restliche Spannung abzubauen. Als er schnaufend die Treppen in den Untergrund erreichte, fühlte er sich schon bedeutend besser. Seine Schritte halten dumpf durch den halbrunden Schacht und mit einem zufriedenen Grinsen stellte er fest, das er auch hier alleine war, jetzt aber erfreute ihn dieser Umstand. Leise vor sich hin pfeifend setzte er sich auf einen der verchromten Metallbänke und zog seine Zigarettenpackung aus der Tasche. Das war es, was ihm noch zur entgültigen Entspannung fehlte. Suchend wühlte er in den Jackentaschen nach dem Feuerzeug. Doch in keiner wurde er fündig. Verflucht hatte er es etwa im Büro vergessen? Stöhnend sah er sich um und bemerkte verdutzt, dass er doch nicht völlig alleine war. Wie aus dem Nichts standen da plötzlich drei Männer auf der Warteplattform. Alle drei trugen dunkel grüne Militärparker, die zusammen mit den weiten Kapuzen, den größten Teil ihrer Gesichter verbargen. Dennoch konnte Charly erkennen, dass es sich um junge Kerle handelte. Nach den Resten ihrer doch eher verloderten Kleidung nach zu urteilen, schienen sie aus der eher alternativen Szene zu kommen. Auf dem Rücken des einen prangte ein aufgenähtes Bild, von dem aus Charly ein, mit Nägeln gespicktes und zerschnittenes Gesicht entgegen lachte, das sich in einer Zwangsjacke gehüllt, in einer angedeuteten Gummizelle wälzte. Er schmunzelte, na ja Kleidung war halt Geschmackssache und außerdem war er in dem Alter auch nicht anders rumgelaufen. Er stand auf, er hatte bemerkt, dass die Drei rauchten und wie es schien blieb nur diese eine Möglichkeit um an Feuer zu kommen. " Entschuldigung!" Keiner der Jungs zeigte eine Reaktion. Charly ging dennoch näher auf sie zu. " Hat einer der Herrschaften vielleicht Feuer für mich?" Er stand jetzt direkt hinter dem lachenden Gesicht. Noch immer hatte sich keiner der Drei bewegt, doch einer wandte nun leicht den Kopf. " Feuer? Ich glaube nicht, das du noch welches brauchst." Charly wollte schon etwas erwidern, als sich die erste Gestalt im Parka umdrehte. Augenblicklich viel dem Polizisten die Kinnlade runter. Die Jungs grinsten ihm entgegen, aber das waren keine menschlichen Gesichter. Die Pupillen waren kreisrund und voll. Die Iris schimmerte in einem leuchtenden gelbgrün, das ihm merkwürdig vertraut vor kam. Das waren die Augen eines Tieres, das waren die Augen eines Wolfs!! Er stolperte rückwärts und verlor dabei fast den Halt, als er nach seiner Waffe langte. "Hey Leute, ihr solltet auf hören das Zeug, was immer es auch ist, zu rauchen, das sieht verdammt ungesund aus." Der Bursche, der links von ihm stand, lachte dröhnend und riss sich dabei die Kapuze vom Kopf. Dabei offenbarte er den Rest seines Kopfes, der sich im nächsten Augenblick verformte, als wäre er aus Knetmasse. Die anderen taten es ihm gleich und Charly merkte wie ihm sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. Unter lautem Kreischen und Knurren verwandelten sich vor ihm die schmächtige Knaben in drei schwarzbehaarte Bestien. Er zog seine Waffe und schoss auf den ersten Wolf, der auf ihn zu gestürmt kam. Die Kugel traf genau zwischen die Augen. Mit einem ohrenbetäubenden Jaulen warf der sich herum, doch nach einem kurzen Schütteln kam er wieder auf die Beine. Das träume ich alles nur oder ich bin völlig ausgeflippt schoss es Charly durch den Kopf, als er erneut versuchte einen der Kreaturen niederzustrecken. Doch sie waren schneller. Mit einem Satz riss ihn der zweite von den Füssen und Charly spürte wie sich etwas scharfes durch das Leder seiner Jacke schnitt. Dann begann die rechte Seite seiner Brust zu brennen. Er wollte sich zur Seite drehen, doch das Gewicht des Monsters drückte ihm die Luft ab. Ein gurgelndes Knurren neben seinem Ohr verhieß nichts gutes, als von einem Moment auf den anderen der Druck von seinem Brustkorb genommen wurde. Er riss verdutzt die Augen auf und sah, wie der Werwolf unter lautem Fiepen an die Tunneldecke geschleudert wurde. Mühsam rappelte er sich hoch. Doch der Schmerz in seinem Oberkörper ließ ihn nach Luft schnappen und er ging erneut in die Knie. Um ihn herum allerdings ging es jetzt richtig los. Der Grund für den unfreiwilligen Höhenflug des Wolfs war eine Gestalt gewesen, die in einem roten Mantel gehüllt im Eingangsbereich der Wartehalle stand. Charly blinzelte zu dem Mann hinüber, der mit einem eben so roten Schlapphut auf dem Kopf und einer Sonnenbrille im Gesicht nun breit grinsend zu ihnen hinüber geschlendert kam. In seiner rechten Hand rauchte der Lauf einer Waffe, die mit ihrer Größe Charly trotzt seiner merkwürdigen Lage beeindruckte. Der Fremde allerdings schien sich nicht über die Werwölfe zu wundern. Im Gegenteil jetzt fing er auch noch an zu lachen. " Sieh an. Drei kleine hässliche streunende Köter, die anscheinend kein zu Hause haben." Die zwei verbliebenen Bestien fingen an zu knurren und einer fletschte drohend die Zähne. " Na machst du wohl Sitz!" Ein Schuss krachte durch die Halle und der getroffene Wolf zog sich krümmend zusammen. Wieder fing der Mann an zu lachen, als er sich dem letzten Biest zu wandte. "Ich mache dir ein Angebot, Flohzirkus," sagte und trat auf ihn zu. Der Wolf grummelte leise, rührte sich aber nicht. "Wenn du mir sagst, was dieses öffentliche Imponiergehabe soll, lass ich dich laufen, ansonsten," klackend wurde die nächste Kugel aus dem Magazin in den Lauf geschoben, als er den Bügel nach hinten gezogen. " benutze ich deinen löchrigen Pelz als Bettvorleger." Kurz sah es so aus, als wenn das Untier überlegen würde, dann aber schnellte es nach vorn. Es gab ein hässliches Knirschen und Charly schluckte bei dem Anblick des hinabfallenden Arms. Der schwarzhaarige Mann runzelte mit gespielter Entrüstung die Stirn. " Sag mal, weißt du denn nicht, das man die Hand, die einen füttert, nicht beißen soll?" Kopfschüttelnd beugte er sich nach unten und sammelte seine verlorene Gliedmaße wieder ein. Dann hielt er sie an seine leere Schulter. Ohne das leiseste Geräusch war der Arm augenblicklich wieder in seiner alten Position. Das war der Moment, wo Charly sich sicher war, dass das alles nicht wahr sein konnte. Kein Mensch war zu so etwas fähig, kein Mensch. Dem Wolf schien es aber ähnlich zu gehen, denn auch in seinen Zügen, schien sich Verwirrung wiederzuspiegeln, als er sich nach seinem Angriff langsam zurück zog. " Nun, da du nicht mit mir kooperieren willst, muss ich leider andere Seiten aufziehen." Die Stimme war ruhig und sanft, als wenn der rote Mantel ein ungezogenes Kind tadeln würde und nicht ein blutrünstiges Monster. Charly spürte wie er anfing zu zittern. Langsam kam der Schmerz zurück und er war immer noch gewaltig. Er versuchte das Gewicht auf die andere Seite zu verlagern. Dabei ließ er die zwei Kreaturen nicht aus den Augen. Die Beiden beäugten sich immer noch, doch langsam schien der Mann ungeduldig zu werden. " Tut mir ja wirklich leid, aber ich habe nicht die ganze Nacht Zeit zum Spielen." Aber anscheinend erging es dem Wolf genauso. Er begann unruhig zu werden, trippelte auf einmal auf und ab und dann urplötzlich fing er an zu zucken. Das Zucken steigerte sich in schüttelnde Krämpfe und dann flogen Schaumflocken von denn klappernden Lefzen. Zum ersten mal schien der Fremde verblüfft. Der Wolf vor ihm wand sich laut schreiend, wie ein Aal, bevor er ganz plötzlich still war. Charly stöhnte leise, als sich die Kreatur nicht mehr rührte. Er merkte, wie in ihm die Übelkeit hoch kam. Dann viel ein Schatten auf sein Gesicht. "Hat er sie gebissen?" Der rote Saum des Mantels berührte fast seine Wange, als er den Kopf schüttelte. "Tun sie mir einen Gefallen und holen sie Hilfe." Presste er zwischen den Zähnen hervor." "Ich fürchte das kann ich nicht." Lautete die Antwort. Kapitel 28: Into the Past ------------------------- "Warum hast du ihn hier her gebracht?" Integra blickte mit verschränkten Armen auf den unerwarteten Gast, der schlafend mit einem bandagierten Brustkorb auf dem Sofa lag. Seras packte rasch die Reste des Verbandskastens vom Tisch und verschwand dann leise durch die Tür. "Bei dem was er gesehen hat, können wir ihn nicht einfach so laufen lassen." Alucard nahm seinen Hut ab und stellte sich hinter sie. " Die andere Alternative wäre gewesen, ihn ..." "Schon gut!" unterbrach Integra ihn und trat einen Schritt auf das Sofa zu. Ihre roten Augen flackerten, als sie sich leicht über ihn beugte. " Hatte er irgendwelche Papiere bei sich?" "Ja" "Wie lautet sein Name?" "Charly Peterson, er arbeitet bei der Polizei." "Auch das noch." Sie richtet sich wieder auf. " und was machen wir jetzt mit ihm?" Alucard zuckte mit den Achseln. " Ich schlage vor, wenn er sich erholt hat, bringen wir ihn zu Salonica, das ist am unauffälligsten." Mit einem dumpfen Pochen in der Brust, wachte Charly aus seinem bizarren Alptraum auf. Wölfe, Hunderte von Wölfen waren hinter ihm her. Er konnte ihr Knurren hören, als er keuchend durch einen dunklen, dichten Wald vor ihnen davon rannte. Aber so schnell er auch lief, sie kamen immer näher, bis er über eine Wurzel strauchelte und hinfiel. Er rechnete damit gleich zerfetzt zu werden, als ihm plötzlich jemand sanft auf die Schulter faste. Er drehte sich um und, anstatt des Wolfes, sah er den fremden Mann vor sich. Wieder trug er Hut und Mantel. Wieder lachte er dröhnend. Charly schloss für einen Moment die Augen. Alles nur ein Traum, das war alles nur ein Traum gewesen, aber wie kam er dann zu diesem Verband und wieso lag er dann in einem völlig fremden Bett? Vorsichtig drehte er den Kopf und sah sich um. Das Zimmer in dem er lag, war zwar geräumig aber dafür eher spärlich eingerichtet. Außer dem Bett, gab es noch eine Kommode, einen kleinen Nachttisch und einen massiven ca. 2 m hohen Wandschrank, auf dessen Türen Spiegel angebracht waren. Langsam setzte er sich auf, immer darauf bedacht den lädierten Rippen nicht zu viel Gewicht zu zumuten. Auf einmal öffnete sich die Tür. Herein kam ein junges Mädchen, das ihn sanft anlächelte. "Oh, gut sie sind wach, einen Moment, ich gebe gleich meinem Großvater Bescheid" dann war sie auch schon wieder verschwunden und ließ Charly mit seiner Verwirrung allein. Integra und Seras beugten sich gerade zusammen über den Stadtplan von London, den sie auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatten, als Kalham eintrat. Keiner von den beiden sah auf. Integra kaute angestrengt auf ihrer Unterlippe und tippte dabei mit einem Stift auf einzelne Punkte, die sie dann großflächig umrandete. "Ist schon irgendein System zu erkennen?" Kalham blieb vor dem Tisch stehen und blickte von der anderen Seite aus auf die Strassen der Stadt. "Mhmm," machte Integra und zeichnete dabei einen neuen Kreis. " bis jetzt nicht so wirklich, außer das sie sich mit den Angriffen auf die Innenstadt beschränkt haben." Jetzt erst sah sie auf. "Gibt es schon etwas neues von der Untersuchung?" Kalham schüttelte den Kopf. "Unser Spezialist musste erst aus Glasgow anreisen, aber er macht sich so schnell wie möglich an die Arbeit." Integra nickte und wollte mit ihrer Arbeit fortfahren, doch der ziegenbärtige Vampir weiter sprach. "Woher wussten sie, dass die Wolfsmenschen sich für unschuldig halten?" Erneut blickte Integra hoch. Sie schien leicht verärgert. " Der Mann in der Schlachthalle hat es mir gesagt." Kalham zog die Brauen hoch. " Sie haben seine Gedanken gelesen und ihm geglaubt?" "Warum sollte ich ihm nicht glauben? Nur weil er ein Werwolf ist? Außerdem waren seine Worte mehr als deutlich und seine Gedanken rein. Da war keine Spur von Unwahrheit oder Lüge." Doch der Vampir blieb misstrauisch. " Verstehen sie mich nicht falsch, aber sie sind noch recht jung und ihre Fähigkeiten sind für sie recht neu, vielleicht..." " Glauben sie mir, ich kenne meine Fähigkeiten sehr gut!" unterbrach sie ihn schroff. "Und nun entschuldigen sie bitte, wir haben noch viel zu tun." Damit war das Gespräch fürs erste beendet. "Ich hoffe sie haben sich ein wenig erholen können?" dankend nahm Charly das Glas Wasser, was ihm der Mann entgegen hielt an. Gierig trank er es in wenigen Schlucken leer. Der Greis lächelte und nahm es ihm wieder ab. Charly räusperte sich vorsichtig. " Was ist überhaupt passiert und wenn die Frage erlaubt ist, wo bin ich eigentlich?" " Sie sind in Sicherheit und was die erste Frage angeht, dass ist nicht so einfach." Die stahlblauen Augen wurden nachdenklich. " Ehrlich gesagt weiß niemand so genau, was gerade um uns herum passiert, das einzigste was wir wissen ist, das mit Freuden gemordet wird." Sein Blick richtete sich auf Charlys Brustkorb. "Wie geht es ihren Rippen Mr. Peterson? Ich hoffe die Schmerzen, werden langsam erträglich?" Der alte Herr stand auf und ging zur Tür. "Wenn sie sich gut genug fühlen, um aufzustehen, sagen sie meiner Enkelin Bescheid, ja?" Charly nickte, dann war er wieder allein. Nach dem sie alle Tatorte eingezeichnet hatten, spürte Integra wie er langsam stärker wurde. Erst hatte sie versucht ihn zu verdrängen, doch er ließ sich nicht lange im Zaum halten. Sie sah verstohlen zum Schrank hinüber, hinter dessen hölzernen Türen das verborgen lag, wonach sich das Tier in ihr sehnte. "Wie wäre es mit einer kleinen Pause?" Seras blickte hoch. " Ich glaube wir sollten eine weile das tun, was man bei Tag eigentlich machen sollte." Integra warf den Stift auf den Schreibtisch und ging zum Sofa hinüber. Das Mädchen nickte dankbar. Auch sie spürte die Erschöpfung und fühlte das es Zeit war sich auszuruhen. Als Integra alleine war, ging sie langsam zum Schrank hinüber. Ihre Hand zögerte den Griff zu berühren, als wenn sie einen bösen Geist beim Öffnen aus seiner Gefangenschaft entlassen würde. Dann gab sie sich einen Ruck. Die Bestie braucht Nahrung! Das Licht des kleinen Kühlschranks sprang augenblicklich an, als mit einem leisen saugenden Plob die Tür aufsprang. Die roten Plastikbeutel in seinem Inneren schimmerten ihr einladend entgegen. Sie griff nach dem obersten Beutel, der in ihrer Hand sanft hin und her schwappte. Ihre Augen waren bei diesem Anblick wie hypnotisiert. Schaudernd akzeptierte sie wie so oft, wie der Verstand dem Trieb platz machen musste. Die Zähne wuchsen und drängten darauf ihren Dienst zu erfüllen. Sie riss rasch die obere Lasche ab und schüttete den dickflüssigen Saft in ihren Mund. Trotz der Kühle, die er in ihrer Kehle verströmte spürte sie eine wohlige Wärme den Körper hinaufsteigen. Genussvoll schloss sie die Augen. Man konnte sich diesem Gefühl nicht entziehen, es war einfach zu gut. Sie merkte wie ihr ein Tropfen aus dem Mundwinkel lief, doch bevor sie reagieren konnte, huschte eine feuchte Zunge über die Stelle hinweg. " Du solltest nichts davon verschwenden." Sanft umfasste er von hinten ihre Talje und Integra warf den Kopf zurück. Ihr Kopf lag an seiner Brust. Wie damals, als er sie zu sich in seine Welt holte. Immer noch waren ihre Augen geschlossen. Der Rausch nahm langsam ab. "Ein herrlicher Moment nicht war? Immer und immer wieder, bis in alle Ewigkeit." Seine Stimme war wie das beruhigende Schurren einer Katze. Die Müdigkeit drängte nun nach vor und vertrieb die Sättigung. Integra versank immer mehr in das süße Dunkel des Nichts " Was wäre gewesen, wenn sie mich zerstört hätte?" Ihre Gedanken flammten noch einmal auf. " Sie hätte damit uns beide zerstört." Dann hatte der Schlaf gewonnen. Seras Stimme ließ sie nach ein paar Stunden hochfahren. " Lady Integra? Ich soll ihnen ausrichten, dass wir unverzüglich zu Senectus kommen sollen. Der Wagen steht schon vor der Tür." Leicht benommen registrierte sie, dass sie auf dem Sofa lag. " Ich komme." Nuschelte sie und stand auf. " Wo ist...?" " Er sitzt schon im Wagen." Damit brachen sie auf. Im Haus des Vampirs wartete bereits die gesamte Delegation und die beiden Männer die Integra begleitet hatten. Doch eine neue Persönlichkeit hatte sich dazu gestellt. Der von Kalham beschriebene Experte, war ein rundlicher Mann mit Spitzmausgesicht, der als Dr. Mollin vorgestellt wurde. Er ließ auch nicht lange mit den Untersuchungsergebnissen auf sich warten. "Ein höchst interessanter Fall. Wirklich außergewöhnlich." Seine kleinen gelben Augen huschten zwischen den einzelnen Ratsmitgliedern hin und her. " ich habe zwar schon öfter einen Wolfsmenschen seziert aber," Breton, der neben Seras und Integra stand zog hörbar die Luft ein. Doch niemand reagierte darauf. Auch der Doktor fuhr unbeirrt fort. " so eine ungewöhnliche Anatomie habe ich noch nie gesehen." Er legte einen Stapel von Fotos auf den Tisch und bedeutete den Vampiren sich die Bilder anzusehen. Auch die Werwölfe bekamen einige Abzüge in die Hand gedrückt. Bretons Gefährte zog staunend die Augenbrauen hoch. " Das ist wirklich erstaunlich." Seras, Alucard und Integra blickten gemeinsam auf einen Abzug, bei dem man ausführlich das Innenleben, des Wolfes betrachten konnte. "Wie sieh erkennen können, sind alle inneren Organe in Form und Größe immer noch die eines gewöhnlichen Menschen. Das wiederum aber ist bei gewöhnlichen Werwölfen anders, wie die zwei Herren sicherlich bestätigen können. Breton nickte. " Soll das heißen das diese drei gar nicht wie soll ich sagen echt sind?" fragte Helena erstaunt. Mollin grinste. " Nicht nur das, es erklärt auch warum dieser hier, auf einmal tot umgefallen ist." Er griff in die Brusttasche seines Anzugs und holte einen Kugelschreiber heraus. "Hier," er suchte ein bestimmtes Foto heraus, auf dem das Gehirn abgebildet war. " es ist einfach so, das dadurch nach einer gewissen Zeit, die Körperfunktionen einfach nicht mehr aufrecht erhalten werden können." " Der Körper ist zu groß!" sagte Seras und Mollin nickte. " Aber wie kann denn das sein, ich meine, wie kann es denn nicht fertige Werwölfe geben?" rief jetzt die Frau mit dem blonden Locken dazwischen. " Diese Frage gilt es noch zu lösen, aber vielleicht kann uns ja dieses kleine Fundstück weiter helfen." Dieses mal langte der Doktor in die Hosentasche und als er seinen Schatz präsentierte wurden die Augen von drei anwesenden Vampiren riesengroß. "Das gibt es doch nicht." Entfuhr es Integra und alle Augen richteten sich auf sie. Sie trat einen Schritt vor und streckte die Hand aus. "Darf ich mal sehen?" fragte sie und Mollin hielt ihr wortlos die kleine durchsichtige Kapsel entgegen. In wässrigem Formalin tanzte ein knopfgroßes Gebilde, das aussah als, wenn es mit langen dünnen Tentakel schwimmen würde. " Wissen sie was das ist?" fragte Breton und Seras stöhnte leise. " Das ist der Grund, warum meine Organisation vor die Hunde gegangen ist." Antwortet Integra. Kapitel 29: Societas -------------------- Langsam setzte er sich auf und schlug die Bettdecke zur Seite. Ein scharfes Ziehen sagte ihm, dass es zum aufstehen, vielleicht doch noch etwas zu früh war, aber die Neugierde war einfach zu groß. Vorsichtig machte Charly ein paar zögernde Schritte in Richtung Tür. Dabei bemerkt er den schwarzen Bademantel, der an einem Bügel aufgehängt an der Schranktür platziert war. Er streifte sich den samtartigen Stoff über. Es wurde einfach Zeit herauszufinden, was hier eigentlich vor sich ging. Als er auf den Flur trat, empfing ihn zu nächst nur Stille. Das Haus schien friedlich zu schlafen und keine Menschenseele war zu sehen. Charly wandte sich nach links, in der Hoffnung, so am ehesten auf ein Wohnzimmer oder eine Küche zu treffen. Plötzlich hörte er Stimmen, hinter einer der Türen neben sich und er blieb mit gespitzten Ohren stehen. Den tiefen Sopran des alten Mannes erkannte er recht schnell wieder, aber die feine Frauenstimme war neu. Auf einmal kam er sich blöd vor, wie ein Spion an der Tür zu horchen. Mit einem kräftigen Klopfen verschaffte er sich Gehör. Die Stimmen erstarben, dann ertönte ein freundliches "Herein!" Charly folgte der Aufforderung und befand sich im nächsten Moment in der Gesellschaft des alten Mannes und einer jungen, blonden Frau, die ihn forschend an sah. "Ah, Mr. Peterson, wie ich sehe, macht ihre Genesung Fortschritte." Charly nickte und ertappe sich dabei, dass er immer noch unverwandt die Frau vor sich anstarrte. Er räusperte sich kurz und zwang sich seine Aufmerksamkeit abzuwenden. "Ich habe zwar immer noch das Gefühl jemand würde mir einen Sperr zwischen die Rippen bohren, aber langsam geht es." Der Mann lachte und deutete dann auf seine Begleitung. " Verzeihen sie, wenn ich erst jetzt dazu komme mich vorzustellen. Ich bin Breton Salonica und das ist Lady Integra Wingates Hellsing." Die Frau nickte stumm und Charly tat es ihr gleich. Breton, der die ganze Zeit über hinter einem riesigen Schreibtisch gesessen hatte, stand nun auf und kam zu ihnen hinüber. Charly fiel auf, dass dieser Mann trotz seines offensichtlichen Alters über eine erstaunliche Gewandtheit verfügte. " Nun Lady Integra, was unsere weitere Planung angeht, so möchte ich ihnen gerne jemanden aus unseren Reihen zur Verfügung stellen, der in seiner Art wohl am wenigsten für Zwietracht sorgen wird. Meine Enkelin hatte mich gebeten, sie an den weiteren Unternehmungen teilhaben zu lassen." Integra zog die Augenbrauen hoch. " Das zu entscheiden liegt nicht allein bei mir, aber ich denke, wenn sie über die nötige Ausbildung verfügt, sollte das kein Problem darstellen." Breton nickte. "Gut. Ich werde sie dann morgen zu ihnen schicken, wenn sie erlauben." Integra wandte sich zur Tür. " Soll ich sie nach Hause begleiten lassen?" "Nicht nötig." War die knappe Antwort, dann war sie verschwunden. Charly sah auf die Tür, die sich leise hinter ihr geschlossen hatte. "Eine interessante Persönlichkeit nicht war?" hörte er Salonicas leicht amüsierte Stimme. "Wer ist sie?" " Lady Integra war einst das Oberhaupt einer Organisation, die es sich im Namen des Königshauses und der heiligen Kirsche zur Aufgabe gemacht hatte, die Welt vor kriminellen und teuflischen Machenschaften zu schützen." Bekam er zur Antwort. " Doch wie so oft, wird Ehrgeiz mit Neid belohnt und macht Verbündete zu Feinden." Der alte Mann setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. " Man wollte sich ihrer entledigen. Sie hätten damals aufgeben können, doch sie hat weiter für ihre Überzeugung gekämpft und ist dabei noch einen Schritt weiter gegangen." Er sah gedankenverloren zur Tür. " Sie hat alles geopfert und am Ende sogar sich selbst." Charly war nach dem Gespräch mit Breton in sein Zimmer zurück gekehrt und hatte sich erschöpft wieder hingelegt. Er sollte sich ausruhen, da Breton ihn gebeten hatte ihn heute abend zu begleiten, wohin, hatte er allerdings nicht erfahren. Mit geschlossenen Augen dachte er nach. Immer noch hatte er keine Antwort auf die Frage erhalten, was für Wesen ihn angegriffen hatten und wer sein merkwürdiger Retter gewesen war. Aber in einem war er sich sicher. Zdziarsteks Vorstellungen gehörten wohl doch nicht ins Reich der Phantasie. Er hatte es schließlich selbst gesehen, wie sich drei Jugendliche vor seinen Augen in reißende Wölfe verwandelt hatten. Er drehte sich auf die Seite. Was war wohl mit den Leichen passiert und was hatte der alte Mann und diese Frau damit zu tun? Wie hatte Breton es noch ausgedrückt, ihre Organisation hatte einst gegen teuflische Machenschaften gekämpft? Aber wie konnte man gegen solche Kreaturen kämpfen? Er merkte wie die Erschöpfung ihn einholte und der dumpfe Schmerz in seiner Brust ließ ihn dämmrig werden. Der letzte Gedanke galt der Frage, was mit ihm geschehen würde. Seras saß seit ein paar Stunden im Keller des Hauses und reinigte laut pfeifend zu den Klängen von Lory Yates Walters Halkonnen. Unter dem Waffenfett, fing das silberne Metall an, wie eine Weihnachtskugel zu glänzen. Zufrieden besah sie sich nach wenigen Minuten ihr Werk. Sie wollte schon nach den Handfeuerwaffen greifen, als sich das altvertraute Kribbeln einstellte. Sie legte die Kanone zur Seite und ging die Treppe. Was konnte ihr Meister jetzt von ihr wollen?" Sie marschierte direkt ins Arbeitszimmer und traf dort auf Integra. Verwundert sah sie sich um, aber Alucard war nicht zu sehen, dafür stand ein, für sie völlig fremdes Mädchen vor dem Schreibtisch. Integra deutete auf die Sessel und die beiden setzten sich, dabei versuchten sie sich gegenseitig aus den Augenwinkeln zu beobachten. " Wenn ich dann vorstellen dürfte," sagte Integra, " Seras Viktoria das ist Allicia Salonica, die Enkelin von Breton, ihr zwei werdet bei den zukünftigen Operationen zusammen arbeiten." Seras sah überrascht auf.. Sollte das etwa heißen, sie würden weiterhin mit den Wolfsmenschen kooperieren? Sie musterte Allicia neugierig von der Seite. Wie ein blutrünstiges Monster sah dieses eher zierliche Persönchen ja nicht gerade aus. Aber Integra unterbrach abrupt ihre Überlegungen. " Das beste wird sein, wenn ihr erst einmal gemeinsam trainiert, dann könnt ihr euch besser auf einander einstellen." Die beiden Mädchen standen auf. " Was für eine Waffe soll ich ihr denn geben, vielleicht die.." "Nicht nötig." Allicia deutete auf einen schwarzen Koffer, der neben der Tür stand und den Seras beim hereinkommen übersehen hatte. "Ich habe meine eigenen Waffen mitgebracht." Wenig später standen sie am Schießstand. Als Allicia den Deckel des Koffers öffnete, lugte Seras ihr über die Schulter. "Wow was ist das denn?" Allicia grinste und holte eine Cut down M1 Ritle hervor, an deren Lauf der Bogen einer Armbrust befestigt war. " Das hier ist sehr praktisch um sich ungebetene Gäste vom Hals zu schaffen. Sie zog aus einem eingenähten Fach einen matt schimmernden Pfeil hervor, dessen Spitzte im Licht funkelte. Dann richtete sie sich auf und zielte auf eines der Phantome. Ein Surren gefolgt von einem dumpfen Bumm und aus dem imaginären Herz des Männchens stach das schmale Ende des Holzstift hervor. Seras staunte. "Nicht schlecht, aber wieso bekommt ihr ungebeten Besuch?" Allicia sah sie mit einem merkwürdigen Blick an. " Weil blutsaugende Schmarotzer es gelegentlich witzig finden jagt auf uns zu machen." Alucard stand am Fenster und beobachtet mit zusammen gezogener Stirn seine Schülerin. " Ich weiß nicht ob es so klug ist, Seras mit diesem Mädchen zusammen zu führen." Sagte er plötzlich und Integra, die mit raschen Fingern die Tasterstur, des Computers bearbeitete, hielt für einen Moment inne. "Ehrlich gesagt, war ich der gleichen Meinung." Er drehte sich überrascht um. " und wer hat dann dem Vorschlag der Wölflinge zugestimmt?" " Der ältesten Rat." Sein Blick glitt doch einmal aus dem Fenster. " Wie sieht eigentlich die weitere Vorgehensweise aus?" wechselte er plötzlich das Thema. Integra lehnte sich im Stuhl zurück. "Kalham und Breton wollen heute noch vorbei kommen und sich mit uns beraten." Alucard lachte auf. " Hat der Hauptmann etwa eine neue Taktik ausgetüftelt?" sein Ton triefte vor Sarkasmus. " Warum hasst du ihn eigentlich so?" Diese Frage wollte sie ihm schon lange stellen. "Das ist nicht so schnell erzählt." Sie drehte sich mit dem Stuhl zu ihm herum und verschränkte die Arme vor der Brust. "Nun, ich weiß nicht wie es mit dir steht, aber ich habe Zeit." Er lachte und beugte sich zu ihr hinunter. Dabei vielen seine Haare vor ihr Gesicht. " Manche Dinge sind zu einschneidend um sie zu vergessen und der Hass kann in mancher verzweifelten Stunde dein einzigster Beistand sein." Integra runzelte die Stirn. "Du sprichst wie so oft in Rätseln." Wieder lachte er leise, doch es mischte sich etwas hinein, was Integra zu nächst nicht deuten konnte. Sie sah gerade Wegs in seine glänzenden Augen, die bis in den hintersten Winkel ihrer Gedanken dringen konnten. Doch selbst bildeten sie oft genug eine unüberwindbare Mauer, dessen geheime Öffnung nur zeitweise für sie offen lag. So auch dies mal. Die Türglocke beendete ihre Unterredung und beide wendeten sich zur Tür. Kurz darauf erschienen Kalham und seine zwei Begleiter und Integra faltete noch einmal den Stadtplan von London auseinander. "So wie man sieht, haben Seras und ich versucht System in die Sache zu bekommen." Sagte sie und trat einen Schritt zurück. Die drei Männer beugten sich über das Papier. "Und?" fragte Boris mit kraus gezogener Stirn, "was kann man erkennen?" "Ganz einfach," mischte Alucard sich dazwischen und tippte mit der Spitze der Jackal auf die gekennzeichneten Punkte. " Diese Mutanten suchen sich immer Stellen für ihr nächtliches Treiben aus, wo man in der Regel um diese Uhrzeit wenig Menschen antrifft. In der Regel sind das Parks." Wieder schellte es an der Tür. "Ich gehe schon." Integra huschte aus dem Raum. Kurz drauf standen Breton und Charly neben den anderen am Schreibtisch. Alucard grinste, " Die Polizei, dein Freund und Helfer, nun sie können uns doch bestimmt ein paar Fragen beantworten." Charly versuchte zurück zu grinsen, was ihm nicht so recht gelingen wollte. Trotz der Tatsache, dass er diesem Mann sein Leben zu verdanken hatte, rieselte ihm bei seinem Anblick ein eisiger Schauer über den Rücken. Ihm kam wieder das Bild des herabfallenden Arms vor Augen und er schluckte. Schnell richtete er seinen Blick auf die Karte. "Tja zufällig ist das genau der Fall den ich bearbeite." Er sah zu Breton hinüber. " Insgesamt haben wir es mit fünf Opfern zu tun, wenn man mich nicht mit rechnet." Fügte er hinzu und Kalham lachte auf. " Können sie uns genaueres zu den Verletzungen sagen?" fragte Integra und Charly wandte sich ihr zu. " Laut dem Bericht des Pathologen haben sie alles eines gemeinsam. Man hat sie auseinander genommen wie ein altes Sofakissen. Einem wurde der Kopf abgerissen, den anderen fehlen zum Teil Gliedmaße oder Organe." Er schüttelte den Kopf, " Jetzt, wo ich weiß, wie die Täter aussahen, macht das alles wirklich Sinn, oder auch nicht. Ich meine das waren doch keine echten Wölfe oder Menschen, oder?" Kurzes Schweigen trat ein, dann ertönte Bretons Stimme. "Wie ich ihnen schon sagte Mr. Peterson. Weiß noch niemand so genau mit was wir es hier zu tun haben. Aber seien sie versichert, dass alle hier Anwesenden das gleiche Maß an Interesse haben, diese Mordfälle aufzuklären und die Verantwortlichen zu stellen." Charly runzelte überrascht die Stirn. "Heißt das, die drei Bestien, waren nicht allein? Es laufen noch mehr von denen da draußen rum?" Jetzt war es Alucard der lachte. "Na, das hoffen wir doch mal, schließlich soll der Spaß noch ein bisschen dauern." Nach einer Stunde hatten sich alle auf eine gemeinsame Strategie geeinigt. "Also, ich fasse noch einmal zusammen." Räusperte sich Integra. " Bei der nächsten Vollmondnacht in drei Wochen, werden wir an jeden erdenklichen Park in London Wachtruppen platzieren. Jede Einheit besteht aus einer Gruppe von Kalhams Männern und ihren Breton." Sie deutete auf Alucard und sich selbst. "Wir schließen uns jeweils einer Gruppe an und bleiben somit in Verbindung, einverstanden?" Einstimmiges Nicken war die Antwort. Dann brachen die Gäste auf. "Und bevor ich es vergesse." Erklang noch einmal die Stimme von Integra. " Bei diesem Unternehmen gibt es nur einen Feind. Da sind wir uns hoffentlich alle einig." Charly war der Einzigste, der diese Anspielung nicht verstanden hatte, als er mit Breton das Haus verließ. Kapitel 30: Malignus manium --------------------------- Integra hatte sich, nach dem sie alleine waren, wieder hinter den Schreibtisch gesetzt und das Foto des Chips aus der Schublade geholt. Nachdenklich betrachtete sie die Aufnahme. Fast schien es ihr, als wenn das kleine metallene Kunstwerk sie höhnisch angrinste. Mit Hilfe der Zeit konnte man Kriege überdauern, doch manche Feinde ließen sich nicht abschütteln. Sie warf das Foto wütend auf die Holzplatte. Damals, kurz nach ihrem Rückzug aus der menschlichen Welt, waren die Fabriken, die den Vampirchip hergestellt hatten zerstört worden, doch der Erfinder wurde nie gefunden. Sie schüttelte mit einem halbherzigen Lachen den Kopf. Hatte sie wirklich geglaubt das es damit vorbei war? Ein einmal gedachter Gedanke blieb in der Welt und verschwand niemals. Scheinbar galt das auch für diesen. Aber was war der Sinn hinter alle dem? Warum entwickelte man so einen Chip und verwandelte damit Menschen in willenlose, blutsaugende Monster bzw. warum widmete man sich nun den Wölfen? Integra seufzte, als sie plötzlich Musik hörte. Leise drangen die samtigen Töne eines Klaviers durch die hohen Räume. Sie stand auf und lief durch den Flur. Dem Klang wie eine Träumende folgend. Die Musik füllte die Leere um sie herum. Dann hatte sie das Zimmer erreicht, in dem der Ursprung der Melodie lag. Geräuschlos öffnete sie die Tür. Drinnen empfing sie sanfter Kerzenschein und ein schwarzhaariger Vampir, der schwungvoll über die Tasten des riesigen Flügels strich, der in der Mitte des Raumes stand. Sie schlich langsam an ihn heran und setzte sich neben ihn auf den schmalen Stuhl. Alucard jedoch spielte unentwegt weiter. Integra genoss sein Spiel, es war wie eine sanfte Umarmung, ein beruhigendes Streicheln. Als sie ihn zum ersten mal gehört hatte, war sie doch überrascht gewesen. "Warum hast du mir nie erzählt, das du so etwas beherrscht?" hatte sie ihn gefragt. "Du hast nie danach verlangt." Kam es zurück. Die letzten Töne waren verklungen und ihr Echo vibrierte leise nach. Integra schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. Mit einer Hand fuhr sie langsam über die Tasten und einzelne Töne flammten auf. " Die Geister der Vergangenheit sind all gegenwärtig." Sagte er plötzlich und Integra unterbrach ihre Handlung. " Aber was soll das alles?" Er lachte und begann erneut zu spielen. " Warum ist der Krieg das Lieblingsspiel der Menschen, warum gilt ihr höchstes Streben der Vernichtung ihrer eigenen Art?" Integra beobachte seine Hände, wie sie auf magische Art und Weise der Luft zum singen brachten, während sie über seine Worte nachdachte. "Vielleicht steckt es in uns drin? Vielleicht ist das Monster das wir offensichtlich sehen, gar nicht die größte Gefahr, vielleicht sind wir es selbst?" Sie lächelte und griff nach seiner Hand. Wieder wurde es still. "Warum trägst du sie noch?" Sie strich über das rote Pentagramm auf seinen Handschuhen. " Alte Gewohnheiten lassen sich schlecht ablegen." Grinste er. Vorsichtig zog sie an den Fingerspitzen und langsam glitt der Stoff von ihnen ab. Sie besah sich seine freien Hände. Seine Finger waren lang und schmal. Zärtlich ließ sie die einzelnen Glieder durch ihre eigenen Hände fahren. Diese Hände waren so sanft und doch konnten sie einem ohne zögern das Leben nehmen. " Außerdem, operiere ich immer noch im Namen der Familie Hellsing." Jetzt lacht Integra "Du bist und bleibst ein Einzelgänger deiner Art, nicht war?" Sie hob seine Finger zu ihren Lippen und küsste sie. " Meine Treue gilt alleine dir. Dich zu beschützen ist und bleibt meine Aufgabe." Jetzt fuhren seine Finger in weichen Bewegungen über ihre Wange hinunter zu ihrem Kinn. "Aber eines Tages wirst du mich verlassen, du wirst genug von mir haben, vielleicht auch genug von dir selbst." Integra legte den Kopf schief, so das seine Hand ihn wie eine Wiege festhielt. " Vielleicht, vielleicht gehst aber auch du?" Dieses mal lacht er nicht sondern beugte sich nach vorn. " Glaube mir, es gibt in meinem unsterblichen Leben nichts mehr, wonach ich mich noch verzehren sollte. Außer nach dem was ich schon habe." Sie berührte seine Lippen. "Dann solltest du es genießen, so lange du kannst." Das Licht der Kerzen um sie herum zitterte, als sie sich wenig später zwischen den weißen Lacken ihres Bettes liebten. Ihre Körper warfen verzehrte Schatten an die Wand und anstatt des Klaviers, waren es ihre Stimmen, die die Luft mit Musik durchströmten. Die Sonne schickte bereits einen ersten Strahl durch den untersten Rand der Vorhänge, als sie sich friedlich und satt zusammen einrollten. Integra spürte, wie er ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr strich bevor sie einschlief. Alucard betrachtete sie eine weile. Sie schien wie eine Blume, zart und schön, mit ihrer weißen, glatten Haut und den seidenen Haaren. Er grinste und legte den Arm um ihre Schulter. Doch wie lautete eine alte Wahrheit? In den schönsten Blumen lauert oft das tödlichste Gift. "Du schläfst in einem ganz normalen Bett?" Allicia ging staunend durch Seras Zimmer und blieb dann vor dem dunkelbraunen Ungetüm an der Wand stehen. Seras lachte. " Na ja ganz so normal ist es eigentlich nicht." Sie drückte auf den verborgenen Schalter unter dem Bettpfosten. Kurz darauf senkte sich die Decke mit einem leisen Surren nach unten. Allicia war sprachlos. " War am Anfang ein bisschen gewöhnungsbedürftig." Gab Seras zu und suchte dann weiter nach dem Schlüssel für die Waffenkammer. Sie hatte ihn gestern Morgen noch in der Tasche gehabt, aber nun war er nicht mehr aufzufinden." Ich dachte immer Vampire müssen in einem Sarg aus dem Holz ihrer Heimat schlafen." Seras gab die Suche auf und wandte sich ihr zu. " Ehrlich gesagt, dachte ich das früher auch mal. Aber dann hat mich Walter eines besseren belehrt." "Wer ist denn Walter?" Wieder fühlte Seras diesen schmerzhaften Stich in ihrer Brust. " Er war Lady Integras Butler und hat mit ihrem Vater zusammen die Organisation gegründet. Er ist letztes Jahr gestorben." Allicia hob überrascht die Augenbrauen. "Soll das heißen, er war kein Blutsauger?" Seras runzelte leicht verärgert die Stirn. "Nein, ganz bestimmt nicht. Außerdem warum gebrauchst du immer diesen Ausdruck?" Das Mädchen grinste schief. " Aber genau das bist du doch, oder nicht?" Seras Augen wurden schmal. " und was bist du dann? Ein wandelnder Vorlegeteppich?" Allicias Grinsen war verschwunden. Für einen Moment sagte keiner von beiden mehr ein Wort, dann unterbrach die innere Stimme ihres Meisters die Stille. " Wo bleibst du Fräulein Polizistin?" Seras nickte geistiggegenwärtig." Ich komme schon." Sie lief zur Tür. Allicia folgte ihr. "Was ist?" "Mein Meister hat uns gerufen." "Dein was? Meister?" Seras drehte sich auf der Treppe noch einmal um. " Wir haben unseren eigenen Draht zu einander." Auf dem Gesicht des Mädchens war immer noch Erstaunen sichtbar. " Aber wie kommt es, dass du ihm untergeben bist. Seid ihr denn nicht frei?" Seras lächelte matt. " Doch wenn du und dein Erschaffer es wollen, kannst du dich von ihm lösen und eigene Wege gehen aber ich," Sie standen nun im Flur, " bin noch nicht so weit." Über die Terrasse erreichten sie anschließend den Schießstand. Alucard stand bereits mit zwei geladenen Sturmgewehren und wartete auf sie. Kapitel 31: Search ------------------ Charly zog sich langsam dem Pullover über den Kopf. Die Schmerzen waren immer noch nicht ganz verschwunden, doch es wurde Zeit endlich nach Hause zu gehen. Zwar hatte er seinem Gastgeber, nichts von seinen weiteren Plänen erzählt, doch es galt ein paar wildgewordene Irre einzufangen und das war die Aufgabe der Polizei und nicht die Freizeitbeschäftigung von ein paar Aristokraten. Er verließ das Zimmer und wollte sich in Richtung Haustür begeben. Dabei versuchte, er so leise wie möglich zu sein, vielleicht war es besser, wenn niemand etwas von seinem Aufbruch mitbekam. Er durchquerte gerade den kleinen Salon und hatte die Tür zum Flur schon fast erreicht, als ihn eine kühle Stimme herumfahren ließ. " Wo wollen sie hin Mr. Peterson?" Die blonde Lady saß in einem der dunkel grünen Ohrensessel. Er blinzelte überrascht, irgendwie sah es aus, als wenn sie mit diesem Stuhl verschmolzen war. Doch dieser Eindruck legte sich, als sie auf stand und zu ihm hinüber kam. Charly überlief ein merkwürdiges Kribbeln. Ihre Bewegungen waren so geschmeidig, dass man meine konnte, eine Katze würde sich vorwärtsbewegen. Kurz vor ihm blieb sie stehen. "Sie wollen uns doch nicht etwa verlassen ohne sich zu verabschieden?" Warum nur hatte er beim Klang ihrer Stimme, das Gefühle, sich nicht mehr bewegen zu können? Er schluckte, ihre Augen schienen ihn auf magische Art und Weise festzuhalten. Diese Augen ! Dunkel und geheimnisvoll und doch war er sich sicher, niemals etwas schöneres gesehen zu haben. Er versuchte sich zu räuspern. "Ich dachte, ich belästige sie nicht länger und gehe statt dessen lieber wieder meiner Arbeit nach und..." " Das ist eine gute Idee Mr. Peterson," unterbrach sie ihn " ich kann doch davon ausgehen, dass sie uns über jeden weiteren Fortschritt ihrer Ermittlungen informieren, oder?" Sein Kopf nickte auf und ab, als wenn ein unsichtbarer Marionettenspieler an verborgenen Fäden ziehen würde. " Natürlich," hörte er sich selbst sagen." Sie lächelte " Gut, ich werde mich bald bei ihnen melden, bis dahin sollten sie all die hässlichen Silberteller an ihrer Wohnzimmerwand entfernen. Auf Wiedersehen Mr. Peterson." Als sie durch die andere Tür, die zum Wohnzimmer des Hauses führte verschwunden war, viel die Lähmung die ihn befallen hatte, wie eine aufgeplatzte Schale von ihm ab. Charly schüttelte sich leicht. Noch immer starrte er auf die mittlerweile zugefallene Tür. Was war nur mit ihm los? Wieso hatte er das gerade gesagt? Er schlich langsam durch den Flur zur Haustür. Als er wenig später mit einem Taxi nach Hause fuhr, fragte er sich plötzlich, woher sie wusste, wie sein Wohnzimmer eingerichtet war? Leises Klopfen kündigte ihn an. Helena sah kurz von ihrem Buch auf, als er lautlos durch die Tür kam. " Und was machen die Untersuchungen? Gibt es schon Fortschritte zu vermelden?" Kalham schüttelte den Kopf. "Bis jetzt wissen wir nur, dass wir es mit billigen Imitationen zu tun haben. Aber Lady Hellsing wollte sich weiter um unsere "Außenquelle" kümmern." Helens grinste. "Ich bin mir sicher, dass sie das geschickt meistern wird." Kalham kräuselte leicht die Lippen. " Sie ist sicher bemüht, aber dennoch ist sie was ihr neues Dasein betrifft, noch recht jung, vielleicht ist sie..." " Du tust gut daran sie nicht zu unterschätzen, mein Lieber." Unterbrach sie ihn. Der Vampir verzog die Stirn, " Hoffentlich überschätz du sie nicht." Helena lächelte immer noch. " Oh, bestimmt nicht. Ich hatte viel Zeit, sie und ihr Tun und Handeln zu beobachten. Damals, als ihr Bestreben noch darin bestand, die Mitglieder unserer Gemeinde zu dezimieren. Glaube mir, Perfektionismus und die Eigenschaft der völligen Hingabe zu einer Sache, sind es die ihren Erfolg ausgemacht haben." "Und ein Mann dessen Drang nach Zerstörung größer ist, als sein eigener Stolz." Warf Kalham ein. " Wie ich schon sagte. Ein Jäger, bleibt ein Jäger und in meinen Augen, wahr nicht die Zerstörung der Antrieb seines Handels, vielmehr war es wohl die Suche nach Vollkommenheit." Kalham hob überrascht die Augenbrauen. " Was nützt einem die größte Gabe, wenn die Versklavung der Preis dafür ist." Helena schüttelte den Kopf. " Ich entnehme deinen Worten, dass du nicht begreifst, was dir versuche zu sagen." Sie stand auf und deutete auf die Regale um sich herum. " Sie dir alle diese Werke an. Es sind Hunderte, vielleicht so gar Tausende. Jedes von ihnen ist wunderbar, doch ist nur ein einziges unter ihnen, das in meinen Augen unübertrefflich ist. Mit einem Schritt war sie an das linke Bord an ihrer Seite herangetreten. Mit einer raschen Bewegung zog sie ein Buch zwischen den anderen hervor. Fast zärtlich strich sie über den schwarzen Samtumschlag. "Ich habe es schon so oft gelesen, dass ich es nicht mehr zählen kann. Aber ich musste lange warten, bis es den Weg zu mir fand." Sie sah ihn an. " Wir wissen zu meist nicht wonach wir uns verzehren. Erst wenn es uns begegnet, wissen wir was wir gesucht haben. Bis dahin gehen wir viele verschlungene Pfade. Manche sind steinig und nur für uns alleine betretbar. Aber sie führen uns zum Ziel, auch wenn wir am Anfang unserer Reise nicht wissen, wie es aussieht." Kapitel 32: Dolus ----------------- Allicia nahm die zerfetzten Reste der Kartonage entgegen, die Seras ihr von oben hinunter reichte. Sie hatten nach einer Stunde ihren selbstaufgestellten Parcours beendet. Seras war mit ihrer Leistung mehr als zufrieden. Sie hatte kein Ziel verfehlt und die Treffer waren immer sauber und zielgenau gewesen. Aber das Gleiche galt auch für ihre neue Partnerin. Ihr Blick blieb für einen kurzen Moment, auf dem Rücken des Wolfsmädchens hängen, als diese den Papierstapel hochstemmte. " Und was jetzt?" fragte sie, als sie alles wieder in der Waffenkammer verstaut hatten. "Hast du vielleicht Lust auf eine kleine Runde durch die Stadt?" fragte Allicia plötzlich und Seras sah sie verdutzt an. Sie überlegte kurz, aber dann hatte sie sich entschieden. Warum nicht? Endlich mal in gleichaltriger Gesellschaft auszugehen, war doch sehr verlockend. "Einverstanden? Wo sollen wir uns treffen?" " Ich schlage Big Ben vor, der ist nicht zu verfehlen, um sieben o.k?." Lachte Allicia, dann trennten sich ihre Wege. Zur gleichen Zeit vor der Westminster Abbey Der Regen brachte das Weiß der Steine zum leuchten und fast schien es, als ob das heilige Haus von innen heraus strahlte. Das goldene Ziffernblatt funkelte, wie ein blinzelndes Auge, das müde über die Straßen und Plätze mit alle seinen Bewohnern hinweg sah. Die beiden riesigen Türme des Hauptflügels reckten sich wie flehende Arme gen Himmel, bereit nun endlich den lang erträumten Segen zu empfangen. Auf den Stufen vor ihnen, huschten vereinzelte Seelen umher, deren Sinn noch nicht nach Erlösung war. Hastig suchten sie den Weg heraus aus dem Regen, der für sie wie eine tödliche Bedrohung schien. Wovor fürchteten sich die Menschen? War es die Angst davor, dass das kühle Nass ihre Maske davon spülte, wenn sie es auf ihre Haut kommen ließen? Das es sie verraten würde? Das jeder nach dem er enttarnt war gezwungen war, sich selber ins nackte Gesicht zu sehen? War es die Angst vor der Erkenntnis trotzt allem Bemühen, doch nichts anderes als ein Stück Vergänglichkeit zu sein? Er wusste es nicht. Langsam trat er aus dem Schatten der Mauern hervor und ging in Richtung der großen, schweren Eingangstür, dessen schwarzes Holz, ihm wie ein finsteres Loch entgegenstarrte. Ein kleines Messingschild mahnte zur Stille und verwies auf die regulären Öffnungszeiten. Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen, als seine Finger den Türgriff umschlossen und die Angeln ihm, ohne viel Wiederstand nach wenigen Sekunden, Einlass gewehrten. Der Regen auf seinem Mantel verwandelte sich auf dem steinernen Boden in schimmernde Perlen, als er mit ruhigen Schritten zwischen den Bänken die hohe Halle durchquerte. Das Echo seiner Stiefel, war alles was er hörte. Er war allein. Nur er und die brennenden Gebetskerzen, die langsam in den Resten ihres flüssigen Wachses zu ertrinken drohten, füllten den Raum. Er hatte den Altar erreicht und verharrte einen Moment vor den Zeichen des christlichen Glaubens, bevor er sich auf einen der Holzbänke in der ersten Reihe setzte. Er griff nach seinem Hut und setzte ihn dann in einer lässigen Handbewegung auf den Platz neben sich ab. Er lehnte sich zurück und atmete tief ein. Mit spöttischer Mine blickte er auf den gekreuzigten Sohn Gottes vor sich. Dann durchschnitt ein leises Poltern die Ruhe und aus einer der Seitenkapellen trat ein kleiner Mann. Es war unschwer zu erkenne, dass es sich um einen Priester handelte. Der schwarze Talar ließ seine stämmige Gestalt im Halbdunkel fast völlig verschwinden und nur das Gesicht leuchtete geisterhaft zwischen den Säulen hervor. Doch Alucard nahm keine Notiz von ihm, immer noch war sein Blick auf die Holzfigur vor sich gerichtet. Jetzt kam der kleine Paffe mit gerunzelter Mine auf ihn zu. "Was machen sie hier? Wie kommen sie hier herein, wir haben längst geschlossen?" Immer noch sah in der schwarzhaarige Vampir nicht an, als er ihm antwortete. " Ich dachte die Tür Gottes steht einer verlorenen Seele jeder Zeit offen?" Der Priester blieb vor ihm stehen, noch immer schaute er grimmig drein, doch in seinen Augen mischte sich nun leichtes Misstrauen. " Das ist richtig, aber trotzdem gelten bestimmte Regeln, ich möchte sie deshalb bitten zu gehen." Doch Alucard rührte sich nicht, statt dessen lachte er leise. " Wenn er an meiner Stelle hier säße, würdet ihr ihn dann auch des Hauses verweisen?" Der Pfarrer schnappte erbost nach Luft. " Wie kommen sie denn auf so eine Frage? Ich," "Antworte Mensch!" Plötzlich zielte die Jackal auf die linke Seite der Robe und der Mann machte erschrocken einen Satz nach hinten. Dabei viel er rücklings über die marmorierten Stufen des Altars. Alucard war aufgestanden und stand nun breitbeinig über ihm. Wieder hing sein Blick an dem hölzernen Abbild. " Wir sind uns sehr ähnlich. Beide haben wir für unsere Überzeugung gekämpft, beide sind wir am Ende betrogen worden und doch konnten wir nicht genug hassen um uns völlig abzuwenden." Das leise Gestammel unter ihm lenkte seinen Augen nach unten. Der Pfarrer hatte seine Hände wie ein schützendes Dach über dem Kopf zusammen geschlagen. "Was wollen sie von mir?" schluchzte er. " Ich will das ihr endlich erkennt, wer der wahre Judas ist und das sich an eurer Lage nichts ändern wird, wenn ihr nicht bereit seid eure Gier nach Macht endlich abzulegen." Mit einem gewaltigen Ruck riss er den Mann an einem Arm nach oben. Laut schreiend und wie ein gehetztes Kaninchen zappelte dieser hilflos in der Luft. " Und da ihr zu denen gehört, die das am allerwenigsten wollen, ist es besser die Erde von euch zu reinigen." Eine rasche Bewegung reicht um den Kopf des Priesters zur Seite zu reißen und mit gebleckten Zähen schlug er zu. Das Kreischen schraubte sich für einen Moment zu einer ohrenbetäubenden Höhe, bis es zu einem gurgelnden Schnaufen zusammen viel. Unter der schwarzen Mähne sprudelten die roten Fluten hervor und sprangen wie fliehende Ameisen über den Boden davon. Der zuckende Körper baumelte wie eine Marionette in den Armen Alucards, als dieser mit einem knurren den Kopf hob. Dann ließ er den Leichnam achtlos zu Boden fallen. Mit einem dumpfen Knall schlugen die sterblichen Überreste auf und wieder suchte Alucards Blick nach der Figur, die stumm die Szene von oben herab betrachtete. Noch immer klebte Blut in seinem Gesicht, die roten Augen glühten vor Extarse, als er sich langsam abwandte und mit leisen Schritten, die Kirche verließ. Kapitel 33: Monster Show ------------------------ The Monsters are waiting, they will HUNTING you, They smell you alive and hear the pounding in your chest Seras sah prüfend auf ihre Armbanduhr. Sie war wie verabredet um sieben am vereinbarten Treffpunkt angekommen. Doch Allicia ließ auf sich warten. Suchend sah Seras nach links und rechts, ob sich zwischen den fremden Gesichtern nicht doch der graue Pferdeschwanz verbarg. Plötzlich tippte ihr jemand von hinten auf die Schulter und sie fuhr erschrocken herum. " Ich bin es nur, sorry wegen der Verspätung aber ich musste erst noch was erledigen." Seras winkte ab. "Macht nichts." Ihr Blick glitt ungläubig über die Kleidung der Wölfin. Scheinbar stand Allicia auf schwarzes Leder, denn davon hatte sie reichlich angelegt. Sowohl die enganliegende Hose, wie auch das schwarze Top waren in dem Stoff gehalten und der ebenso schwarze Mantel machte da keine Ausnahme. Seras hingegen hatte sich für ein dunkelrotes Oberteil entschieden, aber auch ihr kurzer Rock war schwarz, ebenso wie ihre Stiefel. " Alles klar, lass uns losgehen, sonst verpassen wir das Beste." Allicia machte Anstalten zu gehen. " Einen Moment, wo führst du mich eigentlich hin?" "Keine Sorge," grinste die Wölfin, " ich werfe dich nicht meinen Leuten zum Fraß vor, vertrau mir, er wird dir gefallen." Dann lief sie in Richtung U-Bahnstation davon. Seras beeilte sich, ihr zu folgen. Als sie wenig später in einem der ruckenden, lauten Waggons saßen, fühlte Seras sich, wie ein Fremdkörper zwischen all den warmen, schwitzenden Körpern. Obwohl sie versuchte nicht hin zu hören, konnte sie es doch nicht ignorieren. Dieses dumpfe Dröhnen um sie herum, das Rauschen des lebendigen Flusses, der sie lockte und sich bemühte, sie zu verführen. Verstollen blickte sie zu Allicia hinüber, die mit nachdenklicher Mine vor sich hin starrte. Was fühlte sie in diesem Moment? Erging es diesen Kreaturen genauso oder waren sie von dem Tier in ihrem inneren getrennt, bis der Mond aufging? Plötzlich sah das Mädchen auf. "Wir sind da, hier müssen wir raus." Nach dem sie mit der Rolltreppe das stickige Tunnelsystem verlassen hatten, holte Seras auf der offenen Strasse erst einmal tief Luft. "Alles o.k. mit dir?" fragte Allicia " Ist schon gut, ich bin nur schon so lange nicht mehr mit dem Ding gefahren, dass ist alles:" versicherte Seras schnell. Sie sah sich um. "Wo sind wir?" Sie war sich sicher, diesen Teil von London noch nie zuvor betreten zu haben. Um sie herum waren kaum Menschen und die Fenster der Häuser und Geschäfte, welche die Straße säumten, waren zum größten Teil vernagelt. Außerdem gab es kaum Straßenlaternen. " Das ist der hintere Teil von Chamden Town." antwortete ihre Begleitung. Dann marschierte sie nach links. "Es ist nicht mehr weit, gleich hier um die Ecke." Sie passierten eine kleine Kreuzung und dann blieb Allicia vor einem Kanalschacht in einer Seitenstraße stehen. Seras wusste langsam nicht mehr was sie davon halten sollte. Doch Allicia ging jetzt in die Knie und klopfte drei mal auf den steinernen Deckel. Leise dröhnte das Echo in den dunklen Rohren nach, aber dann erklang auf einmal eine verzehrte Stimme und Seras machte verdutzt einen Schritt nach hinten "Passwort?" " Victus" antworte Allicia und nach ein paar Sekunden glitt der Deckel mit einem scharrenden Geräusch zur Seite. Die leere Öffnung blickte ihnen nun entgegen und Seras schluckte, worauf hatte sie sich da eingelassen? Doch Allicia war bereits dabei in dem Gullyloch zu verschwinden. "Komm, es ist wirklich ganz harmlos glaub mir." Dann war sie weg. Zögern trat die Vampirin näher. Irgendwie erinnerte sie dieser Eingang an ein gefräßiges Maul, dass hungrig seinen Rachen aufgerissen hatte. Aber aus seinem inneren, ertönte nun die gedämpfte Stimme der Wölfin. "Na wo bleibst du denn?" Seras runzelte die Stirn und machte einen festen Schritt nach vorn. Komm schon Seras Viktoria, sei nicht so ängstlich rief sie zu sich selbst. Sie durfte einfach nicht zeigen, dass sie die Situation nicht einschätzen konnte. Mit einem beherzten Sprung glitt sie nach unten und fand sich danach in einem halb hohen Gang wieder, der von spärlichen Glühbirnen gesäumt wurde. Erst war es still um sie herum, doch dann erklang auf einmal das dunkle Brummen eines Basses aus der Dunkelheit vor ihnen. "Schnell, wir müssen uns beeilen, sie haben schon angefangen!" Allicia lief in die Dunkelheit und Seras versuchte mit ihr Schritt zu halten. Sie kamen an eine leichte Biegung und als sie deren Scheitelpunkt passiert hatten, hielt Seras vor Schreck die Luft an. Sie standen am hinteren Rand einer Tribüne, die sich einmal halbkreisförmig an der gesamten Wand endlangstreckte. Unter ihr hörte sie das laute Gejohle einer Menschenmenge und auch um sie herum drängten sich duzende von Männer und Frauen. Doch da sie alle wie verrückt herumsprangen konnte sie zu nächst nicht erkennen, wem oder was ihre Euphorie galt. Es war nur offensichtlich, dass sich das Objekt der Begierde schräg unter ihr in dem gleißenden Licht dreier Flutscheinwerfer befinden musste. Sie versuchte ein Stückchen weiter nach vorn zu kommen und dadurch vielleicht einen Blick erhaschen zu können. Als sich der Typ vor ihr in seinen abgewetzten Jeans kurz zur Seite drehte bot sich ihr die Möglichkeit. Eine Band gab hüpfend und schreiend ihre Musik zum besten, die just in diesem Moment wieder einsetzte. Seras musterte die Mitglieder. Alle hatten sich, ihrer Kleidung nach zu urteilen, dem Punk verschrieben, aber auch der Sound ließ diesen Schluss zu. Jeder von den vieren hatte eine andere Farbe für seine teilsabrasierten Haare gewählt. Seras begann im Takt der Musik mitzuwippen. Das klang gar nicht schlecht. Plötzlich stand Allicia neben ihr. "Die sind gut was?" grinsend hielt sie Seras einen Becher mit Bier hin. Sie wollte schon ablehnen, überlegte sich dann aber, dass das unhöflich war und nickte dankbar. Zögernd nahm sie einen kleinen Schluck. Ein merkwürdiges Gefühl nach all den Jahren einen anderen Geschmack im Mund zu haben. Dann galt ihre Aufmerksamkeit wieder der Band. "Wie heißen sie?" Allicia sah ebenfalls zu den gitarrespielenden Jungs hinüber. " Lycons Hell Aber das Beste kommt erst noch." Schrie sie in Seras Ohr, als der Drummer zu einem Solo ansetzte. Plötzlich warf der Liedsänger sein Instrument zur Seite und sein Bassist tat es ihm gleich. Wie zwei wütende Kämpfer standen sie sich gegenüber und schrieen sich ,wie es schien lauthals an. Der Grünhaarige packte den Blauhaarigen am Kragen und zeriss ihm dabei das Shirt. Seras machte große Augen. Was sollte das denn? Doch sie musste nicht lange auf eine Antwort warten. Die Menge um sie herum begann wieder zu kreischen, als sich die beiden Kontrahenten unter lautem Heulen verwandelten. Dabei ließen sie aber nicht von einander ab, sondern verkeilten sich regelrecht in einander. Entsetzt wich Seras zurück. " Das ist ihre Spezialität." Hörte sie Allicia schreien. Seras drehte sich zu ihr um und erstarrte. Allicias Augen glühten ihr wie funkelnde Laternen entgegen. Alles Menschliche war aus ihnen verschwunden. Sie schien wie aufgepuscht, wie alle um sie herum. Wieder blickte Seras zur Bühne hinüber, auf der die beiden Wölfe mittlerweile getrennt waren, doch noch immer versuchten sie sich gegenseitig mit ihren riesigen Pranken zu zerreißen. Dann plötzlich sprangen zwei grobschlächtige Männer zu ihnen auf die Bühne, die mit brennenden Fackeln die beiden auseinander trieben. Von der immer noch schreienden Menge ertönte donnernder Applaus. " Cool oder?" Die wieder hellgrünen Augen strahlten Seras aufgeregt entgegen. Doch die Vampirin war sich nicht sicher, was sie sagen sollte. Noch immer war sie von dem Anblick benommen. Kapitel 34: ------------ Prolog: Schön zu hören, dass ich gesundheitsgefährdent bin (lach). Vielen, dank für so viel Lob. Ich werde mich weiterhin bemühen, eure Nerven zu kitzeln. LG Daedun Die silbernen Streifen der Morgensonne zeigten sich am Himmel, als Seras versuchte leise die Vordertür hinter sich zu schließen. Allicia und Sie hatten, nach dem die Show beendet war, noch ein paar Biere getrunken und ein wenig getanzt, obwohl sie sich doch ein wenig unwohl zwischen all diesen Wesen gefühlt hatte. Doch die aufgekratzte Stimmung und der Alkohol hatten die Menge blind werden lassen und somit war Seras nicht einen Moment in die Verlegenheit gekommen die Flucht zu ergreifen. Zum Schluss waren sie wieder mit der U-Bahn zurück gefahren und am King's Cross hatten sich ihre Wege getrennt. "Wir sehen uns dann." Waren die letzten Worte von Allicia gewesen, bevor Seras sich umgedreht und den Heimweg angetreten hatte Auf Zehenspitzen schlich sie durch den Flur. Mit größter Wahrscheinlichkeit hatten sich ihr Meister und Lady Integra schon zurück gezogen, aber trotzdem wollte sie nicht das Risiko eingehen entdeckt zu werden und dann unschöne Fragen zu beantworten. Dafür war sie einfach noch zu verwirrt. Die Ereignisse schwirrten in ihrem Kopf herum und ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Als sie an der Wohnzimmertür vorbei kam, viel ihr der Kühlschrank ein und die Tatsache, dass ihre Mahlzeit am frühen Abend doch ein bisschen kläglich ausgefallen war. Vielleicht brachte sie eine kleine Stärkung auf andere Gedanken. Sie lauschte und als kein Geräusch zu hören war, öffnete sie sachte die Tür. Leicht geduckt huschte sie durch den Raum, als die altvertraute Stimme sie zusammen fahren ließ. "Hat dir der Ausflug in die Höhle der Wölfe gefallen Fräulein Polizistin?" Sie fuhr herum. Alucard saß ohne Hut und Mantel in einem der Sessel. Die Beine locker übereinander geschlagen und die Hände im Schoss gefaltet, schien er nur auf sie gewartet zu haben. Seras schluckte. Doch ihr Meister blieb ruhig sitzen. "Ich , ich habe...ich wollte...;" " Schweig!" fuhr er sie an und Seras klappte gehorsam den Mund zu. " Ich war von Anfang an dagegen, dich mit dieser Wolfsbrut zusammen arbeiten zu lassen. Du bist einfach noch zu unreif um zu erkennen, wer Freund und wer Feind ist." Sagte er jetzt in einem gefährlich leisen, aber ruhigen Ton. " Aber ich hoffe, du hast selbst erkannt, mit wem oder besser mit was du es zu tun hast." Seras hielt den Kopf gesenkt und schwieg. " Diese Kreaturen sind ihrem animalischen Trieb so verfallen, dass sie sich so gar gegenseitig zerfleischen." Jetzt hob sie verdutzt den Kopf, woher wusste ihr Meister denn von diesem gräulichen Kampf heute Nacht? Alucard stand jetzt auf und kam langsam auf sie zu. Seine Augen funkelten ihr wie kleine Flammen entgegen. " Aber Meister, sie sind uns doch wirklich ähnlich, oder?" warf Seras ein. Er lachte leise und schritt dann an ihr vorbei zum kleinen Schränkchen. " Ich sagte dir schon einmal, dass du dich nicht mit ihnen vergleichen sollst." Er öffnete den Kühlschrank und holte einen Beutel heraus. Seras spürte beim Anblick der Mahlzeit ihre Zähne wachsen. Doch ihr Meister machte keine Anstalten ihr den Beutel zu geben. Mit gierigen Augen sah sie zu, wie er sich auf die Kante des Schreibtisches setzte und den Beutel langsam von einer Hand in die andere gleiten ließ. Seras fühlte sie wie ein hypnotisiertes Kaninchen. " Sag mir Seras, was hast du gefühlt, als du in dieser U-Bahn gesessen hast?" Sie blinzelte über die unerwartete Frage, doch dann verstand sie, was er meinte. " Den Hunger, diesen nicht zu stillenden Hunger." Flüsterte sie leise und ihre Augen begleiteten die Bewegung der dunkelroten Flüssigkeit. " Und hast du ihm nach gegeben? Hast du ihm jemals wirklich nach gegeben? Und ihn an wehrlosen Menschen gestillt? Dich ihm einfach hingegeben?" Sie sah erschrocken auf. " Nein, niemals, das würde ich niemals tun." Jetzt verzogen sich seine Lippen zu einem breiten Grinsen. "Siehst du das ist es was dich von ihnen unterscheidet. Du besitzt so etwas wie Würde und Selbstbeherrschung." Er besah sich das bedruckte Etikett. " Eigenschaften, die sie nicht kennen. Außerdem wird ihre Kraft von einem Planeten kontrolliert, sie bestimmen sich nicht selbst. Das Einzigste was uns mit ihnen verbindet, ist der Schatten der Nacht, sonst nichts." Er blickte auf. "Ich hoffe du hast mich verstanden?" Seras nickte, wieder lächelte ihr Meister. "Gut," mit einem schnellen Biss riss er die Tüte auf und hielt sie Seras entgegen. Sie griff zitternd nach vorn und begann gierig den Inhalt zu verzehren. Alucard beobachtete sie dabei, ohne mit der Wimper zu zucken. Als der Beutel leer war, rieb sich Seras rasch über die verschmierten Mundwinkel. " Das ist doch viel besser als rohes Fleisch oder?" fragte er lachend, dann rutschte er mit einer geschmeidigen Bewegung vom Tisch. "Sei in Zukunft ein bisschen zurückhaltender." Dann verschwand er aus dem Raum und Seras folgte nach dem sie den Beutel entsorgt hatte, dem Weg in ihr Zimmer. Kapitel 35: Visitor ------------------- "Mein Gott wo waren sie denn?!" Die Stimme des Chiefs bellte ihm in einer ohrenbetäubenden Lautstärke entgegen. Charly riss sich erst mal den Hörer vom Ohr und wartete ein paar Minuten, bis sich sein Vorgesetzter beruhigt hatte. " Ein kleiner Unfall, sonst nichts. Was?, Ja, ja eine leichte Rippenprellung. Wie bitte? Ja sie haben ja recht, ich hätte mich gleich melden sollen, aber ich habe im Spital nicht daran gedacht. Wie? Mhmm klar, beim nächsten mal steige ich nicht auf den Stuhl zum Fensterputzen. Ich komme dann heute abend wieder zum Dienst. Gut bis dann." Mit einem tiefen Seufzer legte er auf. Das hatte er ja gerade noch einmal abbiegen können. Langsam strich er sich über die immer noch blaue Brustseite. Jetzt fragte er sich, warum er eigentlich diese Ausrede erfunden hatte, aber irgend etwas in seinem Inneren sagt ihm, dass es gut war lieber niemanden von seinen wirklichen Erlebnissen zu erzählen. Er stand auf und ging in die Küche. Dort angekommen führte ihn sein nächster Schritt zum Kühlschrank. Ein eiskaltes Bier und eine Ladung Eis, waren jetzt genau das Richtige. Mit einem leisen Zischen öffnete er die Flasche, als er plötzlich einen scharfen Schmerz spürte. Er hatte sich am scharfen Rand des Kronkorkens den Zeigefinger angesäbelt. Fluchend steckte den blutenden Finger in den Mund. Den verklebten Korken, warf er achtlos in die Spüle. Das war einfach nicht sein Tag heute. Als er sich wenig später mit einem Pflaster versorgt hatte griff er erneut zur Flasche und trank einen Schluck. Herrlich wie das kühle Nass ihn erfrischte. Zusammen mit dem Kühlbeutel setzte er sich wieder auf das Sofa. Ein Blick zur Uhr verriet ihm, dass es noch drei Stunden bis zum Dienstbeginn waren, er schloss die Augen. Also, noch genug Zeit, um sich aus zu ruhen. Vor seinen geschlossenen Lidern tauschten erneut die verzehrten Bilder der Nacht auf, der U-Bahnhof, die Wölfe, der rote Mann. Doch als er ein zweites mal hinsah, war es die blonde Lady die ihn anstarrte. Ihre Augen schienen auf einmal so unwirklich. Er wusste nicht was es war, doch plötzlich spürte er die brennende Sehnsucht, bei ihr zu sein. Er versuchte aufzustehen, doch er konnte nicht, seine Beine schienen wie gelähmt zu sein und er fiel der Länge nach hin. Verzweifelt ruderte er mit den Armen, robbte nach vorn, doch sie schien sich immer weiter von ihm zu entfernen. Er wollte schreien, doch ein dröhnendes Lachen erfüllte seine Ohren. Mit einem heftigen Ruck fuhr Charly hoch. Er blinzelte verwirrt, als er erkannte, dass er immer noch auf seinem Sofa saß. Mit fahrigen Bewegungen strich er sich über die Augen. Er wollte schon zur Uhr schauen, als das Läuten der Türglocke ihn zusammen fahren ließ. Mühsam stolperte er zur Tür. Draußen stand ein Streifenpolizist in Uniform. " Chief Grissom schickt mich Sir, ich soll sie abholen." Charly runzelte die Stirn. Normalerweise hätte er gegen diese Art von Kontrolle Einwände gehabt, doch jetzt war sie ihm gerade recht. "Ich komme, einen Moment." Schnell griff er zu seiner Jacke und Dienstpistole, dann zog er die Haustür hinter sich zu. In einem eleganten Bogen fuhr der schwarze Wagen auf die mit Kies gesäumte Auffahrt. " Viel Spaß ihr zwei." Seras hüpfte mit einem Kopfnicken aus dem Wagen, doch Alucard blieb noch einen Moment sitzen. Seine verspiegelten Brillengläser funkelten im Licht der Innenbeleuchtung. " Du kommst alleine zu recht?" fragte er kühl, doch Integra merkte welch wirklicher Ton hinter ihm steckte. "Keine Sorge ich werde das schon hin kriegen." Ein leises Lächeln huschte über ihr Gesicht. " Wenn nicht kann ich mich ja immer noch melden. Also, los raus mit dir und richte Helena schöne Grüße aus." Alucard nickte und stieg ebenfalls aus. Er sah den davonbrausenden Rücklichtern stumm nach. "Meister, was ist wollt ihr nicht mitkommen?" Seras stand bereits an der Vordertür, des alten Firmenhauses. Plötzlich verzogen sich die Lippen des Vampirs zu einem eigenartigen Lächeln, dann drehte er sich um und kam zu ihr hinüber. Charly stöhnte leise, als er den riesigen Haufen von Akten auf seinem Schreibtisch erblickte, das konnte sich doch unmöglich innerhalb einer Woche angesammelt haben. Er ging um das breite Möbelstück herum und griff wahllos ein paar Blätter. Dolly, der gute Geist der Abteilung guckte mit einem verschmitzen Lächeln um die Ecke. "Sie hatten mich doch gebeten, alles zu besorgen , was ich über ungeklärte Mordfälle in den letzten 4 Jahre, die sich überwiegend nachts abgespielt hatten finden konnte. Charly hob skeptisch eine Augenbraue und warf die Blätter zurück auf die anderen. " Tja, ich fürchte ich habe noch einen Auftrag für sie. Können sie mir vielleicht auch noch Unterlagen über eine Organisation Namens Hellsing beschaffen? Holen sie alles ran was sie finden können." Dolly nickte zögernd, dann war sie verschwunden. Er wollte schon nach seinen Zigaretten suchen, als ihm eine Idee kam. Schnell griff er zum Telefon. Es dauerte nur zwei Freizeichen, bis sich die Stimme von Zdziarstek meldete. Charly war für einen Moment erstaunt. " Ich dachte sie wären nur für zwei Wochen hier Professor?" meldete er sich und Zdziarstek lachte. "Ah, Mr. Peterson. Ich habe lange nichts mehr von ihnen gehört? Heulen die Wölfe immer noch?" Charly spürte eine Gänsehaut seinen Nacken entlang wandern. " So zu sagen. Ich habe noch ein paar Fragen an sie. Bleiben sie noch länger in England?" " Ein paar geschäftliche Dinge halten mich hier noch eine Weile fest. Was kann ich denn noch für sie tun?" "Das möchte ich doch lieber persönlich klären, wann haben sie Zeit?" Für einen Moment war es still in der Leitung. " Kommen sie am besten Donnerstag abend nach Oxford." Dann war das Gespräch beendet. Die Reifen gaben ein hohes Quietschen von sich, als Integra unter beherztem Bremsen den Wagen zum Stehen brachte. Sie glitt aus dem Wagen und sah zu der unbeleuchteten Haustür, die wenige Meter vor ihr den Eingang zu einem vierstöckigen Mietshaus markierte. Nach dem er drei Stunden lang versucht hatte, aus den Wust von Akten schlau zu werden, lehnte er sich mit leicht schmerzverzehrten Gesicht zurück. Die Rippen pochten wie ein Schlagzeug in seiner Brust und machten ihm das Atmen schwer. Vorsichtig schob er sich aus seinem Stuhl. Vielleicht war es doch klüger wieder nach Hause zu gehen. Er meldete sich bei Dolly ab und fuhr zurück zu seiner Wohnung. Im Auto fiel ihm noch etwas ein, schnell griff in die Innenseite seiner Jacke und fummelte ein Stück Papier samt Stift hervor. Unter leichten Schlenkern kritzelte er eine Nummer auf den Zettel, dann steckte er beides wieder ein. Als er wenig später die Haustür aufschloss, überkam ihn eine Welle der Müdigkeit. Er hängte seine Jacke an die Garderobe und ging ins Wohnzimmer. Die Leuchtreklame des gegenüber liegenden Hotels warf gespenstische Lichtfetzen über die Möbel und Charly griff schnell zum Lichtschalter. Sein Blick glitt durchs Zimmer. Irgendwas in seinem Kopf meldete ein Warnsignal, doch alles schien wie immer. Er stöhnte. Das war nicht der Charly von früher. Langsam hatte er das Gefühl an Paraneuia zu leiden. Vielleicht sollte er einfach nur Duschen und danach ins Bett gehen. Er knipste das Licht aus und ging hinüber zum Badezimmer. Als sein Blick auf die weiße Wanne fiel, kam ihm eine noch bessere Idee. Baden! Schnell huschte er zurück in die Küche. Das war es was er jetzt brauchte, eine Wanne voll Schaum und dazu ein Gurkensandwich nach Petersonart. Er öffnete die Kühlschranktür und angelte nach den Zutaten. Mit der Gurke im Mund, der Butter und dem Toast in beiden Händen wollte er mit einem Schups seines Ellenbogens die Tür wieder schließen, als sie ihm von alleine entgegen kam. " Guten Appetite Mr. Peterson" Charly fiel vor Schreck die Gurke aus dem Mund und die Butter klatschte mit einem lauten Plumps auf den Boden. Integra verzog dabei keine Mine. Ihre Hand ruhte auf dem geschlossenen Schrank und Charly schnappte hörbar nach Luft. " Wie zur Hölle kommen sie hier rein!" stieß er schließlich hervor. Dabei hielt er das Toastbrot wie ein Kissen umklammert. Integras Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. " Na ja ich schätze auf die gleiche Art wie sie, durch die Tür?" Charly keuchte immer noch, doch nun haute er das Brot donnernd auf die Küchenzeile. " Verdammt noch mal die Tür war zu!" Integra hob überrascht die Augenbrauen. "Wirklich? Sie sah über seine Schulter in Richtung Flur. "Nun, dann muss ich wohl durchs Fenster geflogen sein." Charly verzog verärgert die Stirn. Machte sich diese Frau etwa über ihn lustig? Sie ging nun an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Zögernd folgte er ihr. Integra schaltete das Licht ein und blieb dann, in der Mitte des Raums stehen. " Was wollen sie überhaupt hier?" Langsam drehte sie sich zu ihm um. " Sie wollten mir doch sofort Bescheid geben, wenn sie neue Informationen haben Mr. Peterson. Charly spürte schon wieder eine Gänsehaut auf seiner Haut wachsen. Der Klang ihrer Stimme wurde auf einmal so merkwürdig. Wie vor ein paar Tagen, als sie sich in dem Haus von Mr. Salonica von einander verabschiedet hatten. Irgendwie fühlte er sich komisch und er schluckte ein paar mal, bevor er ihr antwortete. " Ich war heute zum ersten mal wieder im Dienst, ich habe keine neuen Informationen, ich...." "Wirklich nicht?" Sie kam direkt auf ihn zu. Charly blinzelte, konnte es sein, das sie nicht einmal mit den Wimpern zuckte, während sie mit ihm sprach? Wieder ertappte er sich dabei, dass er nicht von ihren Augen ablassen konnte. Was war nur so besonders an ihnen?. Er kam nicht darauf, obwohl es ihm so vorkam, als ob er an nichts anderes mehr denken konnte. Sie lächelte wieder und plötzlich hielt sie einen Zettel in der Hand und Charly hatte das Gefühl, jemand hätte einen Eisbeutel über ihn ausgeschüttet. Es war der Zettel aus seiner Jackentasche, den er gerade vor einer halben Stunde geschrieben hatte. " Wer verbirgt sich hinter dieser Nummer Mr. Peterson?" Wieder musste er schlucken, bevor er ihr antwortete. " Ein alter Freund bei der Militärpolizei, er und ich sind zusammen zur Schule gegangen, ich dachte das er vielleicht ein paar Kontakte hat, die ich gebrauchen kann." Die Worte sprudelten wie von selbst aus ihm heraus."Sehr schlau von ihnen Charly." Sie steckte den Zettel in die Brusttasche seines Hemdes und er ließ es widerstandslos geschehen. Sie drehte sich langsam und ging in Richtung Flur. " Ich möchte das sie mich sofort anrufen, wenn sie mit ihm gesprochen haben und das Gleiche gilt für den Professor." "Natürlich" Ihm schauderte es vor seiner eigenen Stimme, die sich anhörte wie eine verrostete Gartentür. Sie war nun im Dunkel des Raumes verschwunden. " Bis dann Charly, dann hörte er nur doch die Tür klappen. Wie betäubt sah er ihr nach, dann ging er stumm zurück ins Badezimmer. Leise vor sich hin singend fuhr Integra zurück nach Hampstead. Sie fühlte sich großartig. Irgendwie satt und zufrieden. Als sie an einer Straßenlaterne vorbei kam, funkelte für einen kurzen Augenblick, das Metall des Kronkorkens auf, der auf ihrem Armaturenbrett, wie ein Spielball hin und her schleuderte. Sie griff nach ihm und grinste. Dann warf sie ihn aus dem geöffneten Seitenfenster. Wie ein blinkender Funke hüpft er über den Asphalt und verschwand dann in den schwarzen Schatten eines Gullys. Immer noch grinsend fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Dann lachte sie. Wenn es trocken war, schmeckte es entsetzlich, aber selbst in diesem Zustand erfüllte es noch seinen Zweck. Kapitel 36: Cruciare -------------------- Am Donnerstag stand Charly um kurz vor vier wieder vor den Toren der Universität. Die Sonne kitzelte ihn mit ihren warmen Strahlen im Gesicht. Eigentlich mochte er die wohlige Wärme, doch heute schien sie ihm unangenehm. Er schlug den Kragen seines Mantels hoch und ging durch die schweren Türen der Eingangshalle, hinauf zum Büro des Professors. Er fühlte sich wie gerädert. Seit die Lady bei ihm aufgetaucht war, hatten sich seine Alpträume noch verschlimmert. Als sie sich von ihm verabschiedet hatte, war er doch nicht baden gegangen, sondern schnurstracks ins Bett marschiert. Doch der Schlaf brachte ihm keine Erholung sondern immer mehr bizarre, verwirrende Bilder, die ihn immer wieder hochschrecken ließen. Da waren Männer in Kampfanzügen, deren Gesichter aussahen, wie zerrissene Masken, laute Schmerzensschreie, die von steinernen Mauern hallten und dazwischen ein Mann in einer Nadelstreifenhose mit Weste, aus dessen Fingern silberne Fäden schossen. Schweißnass hatte er sich hin und her gewälzt, doch die Figuren verschwanden nicht. Immer neuere Wesen tauchten auf. Da stand plötzlich ein Bett, in dem ein bärtiger Mann keuchend nach Atem rang, dann auf einmal saß er geduckt in einer Art Röhre, die in einem Kellergewölbe endete. Er spürte Angst und Verzweiflung, merkte, dass ihn jemand verfolgte. Als er nicht mehr weiter konnte tauchte vor ihm eine Art Bündel auf, dass beim näher kommen zuckte und sich hin und her warf. Er wollte danach greifen, doch plötzlich zeriss es vor seinen Augen und wie ein Insekt aus einem Kokon, entfuhr ihm ein Schatten, der den Raum um ihn herum einnahm und dann ertönte wieder das gellende Lachen. Er hatte die Bürotür erreicht und atmete noch einmal tief durch, dann klopfte er an. Der Professor empfing ihm mit einem mitleidigen Blick. "Sie sehen aber sehr erschöpft aus Mr. Peterson, wenn ich das so sagen darf?" Charly hob abwehrend die Hände. " Ich hatte in letzter Zeit eine menge Stress, das legt sich schon wieder." Seine Augen suchten einen freien Stuhl, auf den er sich nieder lassen konnte. Zdziarstek lächelte jetzt. "Wie wäre es mit einem kräftigen Kaffee?" Zum ersten mal an diesem Tag hellte sich Charlys Mine auf. Zur gleichen Zeit in einem anderen Teil von London " Ich halte es immer noch für eine dumme Idee, sich mit den Blutsaugern zu verbünden!" Der Mann mit dem kantigen Kinn stellte nach diesen Worten mit einem leichten Klappern, die Teetasse zurück auf den Unterteller. Allicia tat es ihm gleich, sagte jedoch nichts. Breton lächelte verschmitzt und sah ihn dann an. " Ich weiß Gordon, dass dein Hass gegenüber diesen Wesen grenzenlos ist und in mancher Hinsicht, ist er auch durchaus berechtigt, doch solltest du bedenken, dass es sich hierbei um eine wirklich ernste Sache handelt, deren Ausmaß immer noch nicht ganz klar ist." Er sah zu Allicia hinüber die ihn immer noch stumm beobachtete. " Es geschehen merkwürdige Dinge, deren Ursprung tief in der Vergangenheit liegt und ich befürchte, dass die Antworten auf all unsere Fragen noch erschreckender sein werden als wir es uns zur Zeit vorstellen können." Kurz nach Sonnenuntergang Integra lief unter leisen Summen hinüber ins Badezimmer. Das leise Gluckern des Badewassers erfüllte den kleinen gekachelten Raum und ein süßer Duft von Pfirsichen schwängerte die Luft. Integra setzte sich auf den Rand der Wanne und beobachte stumm, wie der kräftige Wasserstrahl zwischen die weißen Schaumkronen sprudelte. Sie fühlte sich immer noch leicht aufgekratzt. Diese Gabe war unglaublich aufregend. Zwar kannte sie dieses Gefühl bereits von Maxwell, doch dieses mal war anders. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie kam es ihr intensiver vor. Vielleicht, weil sie sich in diesem Fall stärker darauf konzentrierte. Integra schraubte die Wasserhähne zu und zog sich langsam ihr Schlafoberteil über den Kopf. Dann ließ sie sich mit einem leisen Seufzer in die das warme Meer gleiten. Sie konnte es nicht leugnen. Sie genoss diese Macht, die sie jetzt über ihn hatte. Ohne das er es selbst ahnte, war sie nun in seinem Kopf und kontrollierte seine Gedanken ein Stück weit. Sie lächelte mit geschlossenen Augen. Die Eindrücke eines anderen Menschen zu erleben, konnte sehr interessant sein und in Charlys Fall auch sehr aufschlussreich. Sie schmiegte sich an die metallene Rückwand, als sie auf einmal ein leises Zischen in ihren Ohren hörte. " Die Spinne spielt mit ihrer Beute, bevor sie sie frisst." Integra wollte die Augen aufreißen doch obwohl sie es versuchte, blieb die dunkle Schwärze um sie herum bestehen. Was sollte das? Sie wolle hoch fahren, doch zwei kräftige Arme hielte sie fest. Das gepeitschte Wasser schlug klatschend auf den Badezimmerboden. "Lassen sie mich los!" wollte sie schreien, aber ihre Lippen bewegten sich nicht. Wer war hier, wer hielt sie fest und warum? " Bemühen sie sich nicht nach ihrem Prinzen zu rufen, er wird sie nicht hören." Auf einmal erkannte Integra die Stimme. Kalham ! Wie zur Hölle kam er hier rein und was sollte das? Sie hatte aufgehört sich zu wehren und lauschte nun keuchend dem leisen Flüstern in ihrem Ohr. " Ich kenne ihre Fragen Lady Integra und weiß nach welchen Antworten sie suchen. Wenn sie dazu bereit sind, steht ihnen der Weg dorthin offen." Sie runzelte verwirrt die Stirn. Was meinte dieser Mistkerl damit, was wollte er von ihr? Doch auf einmal wurde ihr Kinn nach oben gerissen und eine brutale Hand zwang sie den Mund zu öffnen. Wieder versuchte sie sich zu wehren, doch im nächsten Moment drang es schon in sie ein. Heiß wie Feuer suchte es sich seinen Weg und sie konnte nicht dagegen tun. Kapitel 37: Iudicium -------------------- Das Wasser schlug über ihr zusammen und sie versank taumelnd in der Tiefe. Alles um sie herum verschwamm zu einer undefinierbaren Masse aus Licht und Schatten, bis auf einmal ein greller Lichtblitz das Chaos durchbrach und die Dunkelheit davon spülte. Vor ihrem Auge erschien ein weites Feld, das bis zum blutroten Horizont reichte und von schwarzen Tannen gesäumt wurde. Sie kniff verwirrt die Lider zusammen, wo war sie? Doch auf einmal ertönte das helle Schmettern von Trompeten und über den südlichen Hügelkamm zu ihrer linken Seite zogen die Umrisse von Fahnen auf, die knatternd im Wind flatterten. Schon bald folgten den Fahnen Menschen in schillernden Rüstungen und blitzenden Waffen. Zu Pferd und zu Fuß stapften sie im Gleichmarsch nach vorn, wie ein nicht endendenwollender Teppich, der wie eine tödliche Bedrohung über das Land zu rollen schien. Integra starrte wie gebannt auf das Bild das sich ihr bot, denn nun erschien auf der gegenüberliegenden Seite eine weitere Armee, dessen Anzahl an Männern nicht geringer war. Knapp zweihundert Meter trennten die ersten Reihen noch von einander, als die Krieger plötzlich erstarrten. Fast schien es, als wenn jemand die Zeit eingefroren hätte, doch dann durchbrach ein schwarzes Ross die Menge und der Mann auf seinem Rücken ließ Integra einen Schritt zurück treten. Seine dunkel rote Rüstung funkelte im Licht der untergehenden Sonne, wie ein Rubin, als er den schäumenden Hengst herum warf und mit hochgestrecktem Schwert seine Männer anfeuerte. Wie ein Dämon aus der Höhle sah er aus, denn der Helm, der sein Gesicht komplett verhüllte war das Abbild eines Wolfs, aus dessen Augenhöhlen schwarzen Pupillen wie blitzende Perlen herausstachen. Er schrie ihnen etwas in einer Sprache entgegen, die sie nicht verstand und die Männer antworteten ihm dröhnend aus Hunderten von Kehlen. Dann trieb der rote Teufel seine Sporen in den Leib des Pferdes und preschte nach vorn, dicht gefolgt von seiner euphorischen Menge. Die andere Seite rannte ihnen entgegen und Integra wurde nun Zeuge einer erbitterten Schlacht. Schon bald war die Luft erfüllt vom Schreien der Opfer, dem Geruch von Blut und dem lauten Jubel der siegreichen Schwertkämpfer. Plötzlich sah sie ihn wieder. Der rote Feldherr stand nur wenige Meter von ihr entfernt und war gerade dabei einen Kontrahenten mit einer Lanze zu durchbohren, dabei riss er ihnen nach oben, so dass das Opfer laut Gurgeln und sich unter qualvollen Schmerzen winden langsam den Holzstab nach unten rutschte. Sie biss entsetzt die Zähne zusammen, doch sie konnte den Blick nicht abwenden. Als der Mann genug hatte, warf er den aufgespießten Leib achtlos bei Seite. Dann griff er zu seinem Helm. Mit einer raschen Bewegung riss er ihn sich vom Kopf und Integra erkannte ihn. Trotz der wilden Mähne und dem völlig fremden Bart wusste sie wer vor ihr stand, denn das kehlige Lachen war unverkennbar. Jetzt war es aber nicht die schwarze Waffe mit der er sonst seine Opfer zur Strecke brachte, sondern das blutverschmierte Schwert, dass er in die Luft streckte. " Der Sieg ist mein und die Feinde unseres Herrn werden unter meinen Händen zu Staub zerfallen!!!" Dann wurde es erneut schwarz um sie herum und die Welt vor ihren Augen verlosch. Aber die Dunkelheit werte nicht lange, schon bald lichtete sich der Schleier und Integra fand sich in einer hohen Halle wieder, an deren Endseite ein Halbkreis aus schwarzen Stühlen aufgereiht war. Vor den schweren Möbeln stand ein gewaltiger Tisch mit riesigen Beinen und um sie herum waren nebeneinander verteilt Wachen mit funkelnden Helmen und leuchtenden Umhängen. Auf den beschriebenen Stühlen saßen in schwarzen Gewändern gehüllt zehn ältere Herren, die stumm und mit versteinerter Mine auf die Eingangstür starrten, die in diesem Moment geöffnete wurde. Vier Wachen führten an schweren Ketten in ihrer Mitte eine Gestalt, dessen Kopf unter einem schwarzen Sack versteckt war. Der Hals steckte in einem schmiedeeisernen Ring an den die Führketten eingehackt waren. Die Hände waren ihm auf den Rücken gebunden worden, nur die Füße waren zum gehen frei gelassen. Doch das Gehen fiel dem Blinden schwer und bis er vor dem Tisch angekommen war, rissen die Wärter ihn oft brutal nach oben, wenn er zu fallen drohte. Integra ahnte wer sich unter der Kapuze verbarg und schon entblößte einer der Wärter das Gesicht. Entsetzt schlug Integra die Hand vor den Mund. Es schien, als wenn ein glühender Hacken über die Haut gezogen worden war. Die Lippen hingen in blutigen Fetzen, doch trotz allem loderte in den schwarzen Augen immer noch ein Feuer, als er sich jetzt bemühte aufrecht vor seine Richter zu treten, denn nichts anderes konnten diese Männer vor ihm am Tisch sein. Der Mann in der Mitte erhob sich jetzt und griff nach einem Pergament, das vor im auf dem Tisch lag. " Prinz Dracul Herrscher über das Fürstentum Arefu, Träger des Drachenordens und somit Mitglied des Heiligen Ordens, ihr habt euch hier und heute, vor uns und vor Gott für eure Sünden zu verantworten." Der Angesprochene regte sich nicht und somit fuhr der Richter in seiner Verlesung fort. " Als Träger des Drachentitels ist es eure Bestimmung und Pflicht unter Einsatz all eurer Kraft und Fähigkeiten, die Erde des Allmächtigenherrschers zu bewahren und sie vor den Ungläubigen zu reinigen." Immer noch schwieg der Angeklagte, nur das leise Rasseln seines Atmens war zu hören. Nun setzte sich der erste Mann und ein zweiter stand auf. " Der Grund warum ihr heute vor uns steht, sollte euch hinlänglich bekannt sein. Schließlich ward ihr es selbst, der sich des Verrats schuldig gemacht hat." Der rotbärtige Mann durchbohrte den zerschundenen Körper vor sich mit seinem Blick. " Aber trotz aller Beweise, wollt ihr nicht zu eurer Tat stehen und obwohl die Qual der Folter der Zunge alle Wahrheiten entlockt, beharrt ihr immer noch auf eure Unschuld." Er griff nun ebenfalls zu einem Stück Papier, dessen Inhalt er vorlas. " Ihr habt es vorgezogen euch mit dem Feind zu verbünden, anstatt ihn zu bekämpfen. Anstatt die Ketzer ihrem Schicksal zu überlassen, habt ihr sie befreit und sie davon kommen lassen. Oder ward ihr es nicht der in Brasov den heiligen Auftrag hatte, die Stadt von den Heiden zu befreien und all jene den reinigen Flammen des Feuers zu überlassen? Doch statt dessen habt ihr die Scheiterhaufen gelöscht und habt die verlorenen Seelen fliehen lassen." Er schlug nun mit der Faut auf den Tisch. "Antwortet endlich Dracul und gesteht eure Tat." " Ich habe nichts zu gestehen." Erklang nun die kratzige Stimme und Integra schloss für einen Moment gequält die Augen zusammen. " Ihr habt Recht, die Folter entlockt einem die Wahrheit, doch meine wollt ihr anscheinend nicht hören. Ich bin nicht einen Moment vom meinem Weg den Gott mir vorgegeben hat abgewichen, ich habe in dieser Nacht nicht meinen Vater verarten. Ich bin kein Sünder!!" ein fürchterliches Husten unterbrach sein Reden, doch anscheinend hatten die Herren bereits genug. " Da ihr immer noch uneinsichtig seid, ist es wohl besser eure gepeinigte Seele so schnell wie möglich zu erlösen. Vielleicht könnt ihr von eurem Schöpfer noch Gnade erwarten, von uns jedenfalls nicht mehr." Er wollte schon weiter reden, als erneut die heißere Stimme ertönte. " Das ist also der Dank für meine Taten, die ich auch in eurem Namen vollbracht habe? Plötzlich fing er an zu lachen, es klang wie das Kreischen eines sterbenden Vogels. " Das ist also das Geschenk das mir unser heiliger Vater macht. Zum Dank lässt er es also zu, dass ihr mich verdammt und zur Hölle schickt." Entsetzt sprangen die Männer auf und die Wachen rissen wütend an den Ketten, so das er taumelte und zu Boden fiel, aber immer noch dröhnte sein Lachen von den Wänden. " Gott, wenn das alles ist was du mir zu bieten hast, verfluche ich dich und deine Ewigkeit!!!" Jetzt bekreuzigten sich alle und der rotbärtige Mann wies die Wachen unter heftigen Armfuchteln an, ihr Opfer nach draußen zu schaffen. " Dracul, dein Name soll für immer von dieser Welt verschwinden und dein Körper der richtenden Klinge übergeben werden, möge der Teufel selbst sich mit deiner Seele vergnügen, auf Erden jedoch gibt es für dich keinen Platz mehr!!!!" Als sie sah, wie sie ihn unter heftigen Tritten nach draußen stießen, wollte sie ihnen nach setzten, doch wieder fiel der Vorhang und alles verschwand. Der Strudel der nun einsetzte wurde immer heftiger, bis auf einmal eine Stimme in ihre Ohren drang, die immer lauter ihren Namen rief, dann plötzlich tauchte vor ihren Augen, ein schimmernder Kreis auf, der immer größer wurde. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie ihn durchbrach. Sie schnappte keuchend nach Luft und ihre Hände griffen reflexartig über die Ränder der Badewanne, als sie mit dem Oberkörper aus dem Wasser fuhr. Panisch wirbelte sie herum, doch sie war allein und dann wurde erneut ihr Name gerufen. " Lady Integra alles in Ordnung?" Seras besorgte Stimme dröhnte durch die geschlossene Tür. Es dauerte noch einen Moment bis Integra sich in der Lage sah zu antworten. " Ja, ja, Seras keine Sorge, alles in Ordnung;" sie schlug beide Hände vors Gesicht. " alles in Ordnung!" Kapitel 38: Vincire ------------------- Oxford am selben Abend Als sein Blick auf die kleine Uhr auf dem Schreibtisch fiel, erschrak er. Die Zeit war wie im Flug vergangen. Charly angelte nach seiner Jacke und stand auf. " Vielen Dank Professor, dass sie mir zugehört haben." Er reichte dem kleinen Mann mit einem verschmitzen Lächeln die Hand. "Ehrlich gesagt, bin ich richtig froh, dass ich das alles mal los geworden bin, auch wenn ich jetzt befürchten muss, dass sie mich für vollkommen verrückt halten." Zdziarstek streckte ebenfalls seine Hand aus. " Keine Sorge, ich denke nicht das sie verrückt sind, wie ich schon einmal sagte, er gibt Dinge die es nicht geben darf und trotzdem..." Charly war bereits an der Tür, als ihn die nächsten Worte des Professors noch einmal stocken ließen. " Meiden sie Nächte in denen der kleine Bruder der Erde voll am Himmel steht, aber seien sie sich auch dem gewiss, dass jede Ära einmal ein Ende hat." " Was ist los mit dir?" Integra schreckte aus ihren Gedanken auf. Als sie hoch sah, blickte sie ihn die leicht besorgten Augen Alucards. Sie versuchte zu lächeln. " Oh, nichts. Ich habe nur versucht ein Bisschen mit unserem Informanten Kontakt auf zu nehmen." Er hob amüsiert die Augenbrauen. "Und? Was sagt unser Herr Polizist? Macht er sich auf die Wolfsjagd?" Er lachte "Oder kämpft er immer noch mit seinen Alpträumen?" Er setzte sich seinen Hut auf und marschierte zur Tür. " Ich für meinen Teil gehe mich ein wenig mit Seras draußen amüsieren, bis später." Dann war er verschwunden. Integra sah noch eine weile nachdenklich auf die geschlossene Tür. Charly lief, gutgelaunt wie schon lange nicht mehr, durch die laut wuselnde Abteilung zu seinem Büro. Ihm ging es nach dem Gespräch mit Zdziarstek richtig gut. Der Mann glaubte ihm vielleicht auf die ein oder andere weise und damit war er der einzigste, dem er sich in dieser Sache anvertrauen konnte. Er schmiss sich in seinem Bürostuhl und angelte nach dem Aschenbecher. Das Klingeln des Telefons, ließ seinen ausgesteckten Arm kurzfristig in eine andere Richtung umschwenken. " Ja Kommissar Peterson?" "He Charly altes Haus, kämpfst um immer noch um Susan Green und mit der Akne?" Charly brach in schallendes Gelächter aus. " Mann Tom du alter Rumtreiber, wie geht es dir?" Er wechselte den Hörer in die andere Hand und lehnte sich dann entspannt zurück. " Du weißt doch schlechten Menschen geht es immer gut. Ich habe ja ewig nichts von dir gehört und da bist du doch heute Abend tatsächlich auf meinem Anrufbeantworter." Wieder lachte Charly. " Na ja, ich dachte, ich melde mich mal wieder." Jetzt war es der Mann an der anderen Seite der Leitung, der laut lachte. " Genau und du glaubst wohl auch wir vom Militär machen uns die Hose mit der Kneifzange zu was? Ich weiß doch genau das du was ganz bestimmtes von mir willst richtig?" Charlys Mine wurde auf einmal schlagartig wieder ernst. " Ich sehe schon Tom, dir kann ich immer noch nichts vormachen. Ich will tatsächlich was von dir." Er wühlte kurz in einer der Schubladen nach einem Stift. " Um was geht es, ich hoffe ich muss dir keine geheimen Staatsangelegenheiten preisgeben." " Mhmm, so genau kann ich das gar nicht sagen. Hast du zufällig schon etwas über die Mordserie gelesen, mit der wir uns seid einigen Wochen zu beschäftigen haben?" "Die Sache mit den verstümmelten Leichen? So am Rande, war ja mal kurz ein Aufreißer in der Zeitung. Aber ich weiß jetzt nicht, wie ich dir da helfen kann." Charly räusperte sich und senkte die Stimme. " Nun, mich würde interessieren ob das MI-5 schon irgendein Interesse gezeigt hat." Für ein paar Sekunden war es still in der Leitung. " Ich glaube Charly wir sollten mal wieder zusammen einen drauf machen, wie in alten Zeiten, was meinst du? Nächstes Wochenende?" Charly schaltete sofort. " Schöne Idee Tom, ich melde mich dann am Freitag und grüß Sally von mir." Mit einem zufriedenen Lächeln legt er auf. Integra zog den Schal um den Hals enger und streifte die schwarzen Handschuhe über, vielleicht war frische Luft einfach das beste um endlich die verwirrenden Bilder im Kopf los zu werden. Sie trat nach dem sie die Haustür hinter sich geschlossen hatte auf die feuchten Steine der Auffahrt. Regen hatte eingesetzt und wie feine Nadeln fielen die Tropfen auf sie herab. Doch es störte sie nicht. Mit der Kapuze ihres blauen Wollmantels über den Kopf lief sie in Richtung Park. Ein wirkliches Ziel hatte sie für ihren Sparziergang nicht, nur einfach laufen, dass war es was sie wollte. Das leise, klatschende Geräusch ihrer Schritte drang in ihre Ohren und erinnerte sie für einen kurzen Moment an das hässliche Rasseln der Ketten, mit denen sie ihn zwischen sich hin und her gezehrt hatten. Sie schüttelte sich leicht. Auch wenn sie Kalham für seine Tat verachtete musste sie sich denn noch eingestehen, dass ihr endlich Antworten gegeben wurden, auf die sie schon lange gewartet hatte. Das war also sein Schicksal gewesen. Plötzlich wurde ihr die Gemeinsamkeit bewusst. Für seine Überzeugung und Pflicht war er bereit gewesen zu kämpfen und wenn nötig zu sterben und zum Dank hatte man ihn dafür verraten und verkauft. Warum kam ihr das nur so verdammt bekannt vor? Sie bog in die Spaniards Roud ein, während des Gehens hielt sie den Blick gesenkt, um sich weiterhin vor dem Regen zu schützen. Seras krabbelte mit der P 90 SX durch das nasse Unterholz. Während sie versuchte nicht mit der Waffe in den Sträuchern hängen zu bleiben, fragte sie sich warum ihr Meister unbedingt bei diesem Wetter raus in den Wald musste. Sie schüttelte sich missmutig den Regen aus den Haaren. Sie war schon fassungslos gewesen, als er ihr heute am frühen Abend seine Trainingsstrategie erklärt hatte. "Man sollte auf jede erdenkliche Situation vorbereitet sein.". Seras sah sich suchen um. Für sie hatte das nach einer besonderen Mission geklungen, doch seit nu mehr zwei Stunden war ihr nichts auffälliges vor das Bleirohr gekommen, außer zwei Hasen und einem Reh. Sie wollte sich schon weiter durch die Büsche schlagen, als auf einmal ein feines Heulen zu hören war. Seras erstarrte. Es dauerte nicht lange, da war es wieder da und wenn sie sich nicht irrte, kam es aus der Richtung vor ihr. Wölfe? Seit wann gab es denn in London Wölfe, außer sie waren menschengroß und ziemlich blutdürstig. Sie blickte zum Himmel, doch die schweren Regenwolken verdeckten die Sicht auf den Mond, aber Seras war sich sicher, dass er noch nicht ganz voll war. Dann handelte es sich vielleicht um natürliche Werwölfe? Schließlich hatte sie selbst gesehen, dass sie nicht, wie die Ammenmärchen einem erzählten von der Fülle des Mondes abhängig waren. Doch ein plötzlicher Schrei riss sie aus ihren Gedanken und ließ ihren Griff um die Waffe fester werden. Was war da drüben los? So schnell sie konnte und so lautlos wie möglich rannte sie nach vorne. Dabei musste sie immer wieder acht geben, nicht über einer der vielen Baumwurzeln zu stolpern. Vielleicht was das ja auch nur ein Test und ihr Meister würde gleich lachend vor ihr stehen, doch als sie kurz darauf am Rande einer Lichtung ankam, verwarf sie diese Idee rasch wieder. Das war nicht ihr Meister, der da in der Mitte eines freien Feldes stand, sondern drei schwarze gepanzerte Transportfahrzeuge, wie sie sie von früher, aus der Zeit der Hellsingorganisation kannte. Staunend sah sie zu der Reihe von Gestalten hinüber, die in ebenso schwarzen Kampfanzügen und mit Maschinenpistolen bewaffnet vor einem der Transporter mit Laderampe Spalier standen. Die Mündungen ihrer Waffen waren auf die metallene Eingangsklappe gerichtet, hinter der das Heulen dumpf zu hören war. Seras überlegte fieberhaft was das hier alles sollte, als plötzlich das leise Lachen ihres Meisters in ihre Ohren drang. " Na Fräulein Polizistin weißt du schon worum es geht?" Sie warf den Kopf herum, doch er stand nicht hinter ihr, sondern tauchte unmittelbar zwischen den Kämpfern auf. Die zwei Pistolen in beiden Händen jeweils nach rechts und links ausgestreckt, stand er auf der Laderappe. Die schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht, doch schon risse er laut lachend den Kopf nach hinten und die ersten beiden Gestalten sackten, nach zwei lauten Schüssen, getroffen in sich zusammen. Die übrigen erholten sich rasch von ihrer Überraschung und eröffneten das Feuer. Mit funkelnden Augen beobachtete Seras wie ihr Meister den Kugeln blitzartig auswich und sich dann auf den erst besten in seiner Nähe stürzte. Sie wusste, dass er gnadenlos zu Ghoulen war, doch seine ebenso erbarmungslose Haltung zu gewöhnlichen Menschen erschreckte sie zutiefst. Wie ein tollwütiges Tier wirbelte er sie durch die Luft und das Blut schoss wie flüssiges Pech über die Ebene. Verzweifelt versuchten der Rest ihm Einhalt zu gebieten, doch nichts schien ihn aufhalten zu können. Doch dann geschah etwas, woran sich Seras bis zum Ende ihres Daseins erinnern sollte. Plötzlich war die Luft von einem lauten Surren erfüllt und dann war es ihr Meister der aufschrie. Integra wollte gerade den Weg nach hause einschlagen, als der Schmerz ihr die Luft aus den Lungen presste. Sie stolperte überrascht nach vorn und konnte gerade noch verhindern, dass sie hinfiel. Seras hielt sich mit schmerzverzehrtem Gesicht die Rippen. Was war das denn gewesen? Sie blickte wieder auf die Lichtung und riss entsetzt die Augen auf. Da wo eben noch ihr Meister gestanden hatte, war nun ein Gespinst aus silbernen Drähten, die den Körper des Vampirs vollkommen umhüllten. Wie ein leuchtender Tannenzapfen strahlte er zu ihr hinüber, doch Seras spürte wie der Schmerz in ihrer Brust immer schlimmer wurde. Was war los, warum fühlte sie sich auf einmal so schwach? Sie versuchte die Waffe hoch zu reißen, doch statt dessen fiel sie langsam auf die Knie und das letzte was sie sah, war wie die Rampe des zweiten Transporters langsam nach unten fuhr und die Türen sich mit einem leisen Zischen öffneten. Kapitel 39: Lostsoul -------------------- Integra keuchte. Der Schmerz war unbeschreiblich. Sie saß auf Knien im Kies und stützte sich mit verzehrtem Gesicht auf den Händen ab. Was geschah da gerade mit ihr, wieso hatte sie das Gefühl von tausend Schwertern durchbohrt zu werden? Plötzlich schlug das Bild in ihren Kopf ein, wie ein greller Blitz erschien es für Sekunden vor ihren Augen. Integra warf den Kopf zurück und schrie wie ein getroffenes Tier. Seras spürte wie jemand an ihrer Schulter rüttelte, benommen öffnete sie langsam die Augen. Allicias sorgenvolles Gesicht erschien vor ihr und unter heftigem Zwinkern versuchte Seras das Mädchen vor sich gerade zu bekommen. " Seras, kannst du mich hören?" Sie half der immer noch verwirrten und schwachen Vampirin auf die Beine. Mühsam schüttelte Seras den Kopf, dann fiel ihr alles wieder ein. "Meister?" Sie blickte suchend in die Richtung, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte, oder vielmehr das, was sie für ihn gehalten hatte. Allicia machte ein ratloses Gesicht. Aber plötzlich hörten sie das Geräusch von sich schnell nährenden Schritten, dann erschien Integra zwischen den Bäumen. In ihrem Gesicht spiegelte sich blankes Entsetzten und der Ausdruck von purer Verzweiflung. " Wo ist er?" sie packte Seras bei den Schultern und schüttelte sie wie eine nasse Katze. " Was ist passiert, was haben sie mit ihm gemacht, warum hast du ihm nicht geholfen?" Allicia griff beherzt nach Integras Arm. " Hören sie auf, sie konnte ihm nicht helfen, etwas hat sie ohnmächtig werden lassen." Integra wandte sich der Wölfin zu. Blanker Hass sprühte aus ihren Augen. "Was hast du eigentlich hier zu suchen, war das etwa eine Falle die ihr uns gestellte habt?" Sie machte drohend einen Schritt auf das Mädchen zu, doch Allicia riss mit einer raschen Bewegung die M1 Ritle hoch. " Das waren wir nicht und was mich betrifft, bin ich auf eigene Faust hier. Ich..." Sie blickte kurz zu Seras hinüber, " hielt es für klüger, meine Leute über alle Aktivitäten auf dem laufenden zu halten." Seras kniff wütend die Lippen zusammen. Eine kleine Schnüfflerin, also, na bravo. Integra sah nun auf die Lichtung. " Was ist hier gerade passiert?" ihre Stimme war jetzt ganz leise und ruhig. Langsam stellte sich Seras neben sie. "Ich weiß es nicht, zu erst sah es so aus, als wenn wir auf einen Haufen von diesen Mutanten gestoßen wären, Alucard hat sich um sie gekümmert und es schien, als wenn wir die Lage vollkommen unter Kontrolle hätten, doch dann kamen plötzlich diese Drähte auf ihn zu geflogen und dann hatte ich das Gefühl jemand saugt alle Kraft aus mir heraus. Es ging unglaublich schnell, ich konnte mich nicht mehr bewegen und dann wurde es auch schon schwarz um mich herum." Sie sah mit ängstlichen Augen zu Integra hinüber. Doch ihre Lady blieb zu nächst stumm. Dafür meldete sich Allicia wieder zu Wort. " Sie haben ihn in den anderen Transporter gezogen. Wer immer diese Typen waren, sie haben ihre Aktion genauestens geplant und nicht davor zurück geschreckt dafür ein paar ihrer eigenen Leute zu opfern." Sie griff in die Tasche ihrer Jacke. " Das hier haben sie allerdings bei ihrem raschen Rückzug verloren." Integra streckte, immer noch wortlos, die Hand nach dem Stück Stoff aus, das Allicia ihr zwischen den Fingern entgegen hielt. Seras versuchte zu erkennen, woher es stammte, dann erkannte sie es als ein Teil einer Uniform, ein Abzeichen. Zwei rote, geflügelte Drachen, die sich züngelnd gegenüber standen und in ihrer Mitte ein goldenes Schwert bewachten. Zwei Nächte später..... Das freitagliche Abendprogramm dudelte halblaut aus dem Fernseher zu ihm herüber, während er dabei war, sich die letzten Reste des Rasierschaums aus dem Gesicht zu wischen. Zufrieden betrachtete Charly sein Werk im Spiegel. Er sah, nach dem er die letzten zwei Nächte endlich mal geschlafen hatte, richtig erholt aus. Leise summend legte er noch ein paar Tropfen Rasierwasser auf, bevor er das Badezimmer verließ. Er freute sich richtig auf den Abend mit Tom. Vielleicht fanden sie ja eine Kneipe, wo man ein bisschen Billard spielen konnte. Auf der Straße entschied er sich gegen sein Auto und für die U- Bahn, schließlich wollte er heute nicht komplett nüchtern bleiben. Mit gemütlichen Schritten machte er sich auf den Weg. Zur gleichen Zeit "Ich habe die letzten zwei Tage versucht heraus zufinden, woher dieses Zeichen stammt und was es bedeuten soll, aber bis jetzt ohne Erfolg." Kalham reichte das Abzeichen an die honigblonde Frau neben sich weiter, die es mit kritischem Blick betrachtete. Der ältesten Rat hatte sich erneut eingefunden, nach dem Integra Helena von Alucards Verschwinden erzählt hatte. Sie konnte immer noch nicht glauben was geschehen war und das Gefühl der Ungewissheit quälte sie, wie ein Stachel, der sich langsam aber beständig durch ihr Fleisch bohrte. Wie hatten sie es geschafft, ihn zu lähmen? Ihn dem sich doch nichts in den Weg stellen konnte, außer..." "Vielleicht ist es kein klassisches Zeichen?" erklang Helenas zarte Stimme und alle Blicke richteten sich auf sie. " Wie meinen sie das?" fragte Senectus mit gerunzelter Stirn. " Nun, mir scheint, dass wir es hier nicht mit einer, wie soll ich sagen, offiziellen Organisation zu tun haben." Fuhr die kleine Lady fort. " Vielmehr sieht es so aus, als wenn jemand eine eigene Armee besitzt, wie sonst ist es zu erklären, dass nichts darüber bekannt ist?" Senectus sah nun zu Integra hinüber. " Kommen ihnen diese Drachen nicht doch in diesem Zusammenhang bekannt vor? Schließlich kennen sie sich doch am besten von uns allen mit privat Armeen aus?" Integra erkannte die Ironie, die in diesem Satz steckte. Mit gerecktem Kinn erwiderte sie seinen Blick. "Ich bedaure zutiefst, aber zu meiner Zeit gab es in England meines Wissens nur die Hellsing Verbindung und den heiligen Protestantischen Ritterorden." "Vielleicht ist das so eine Art Nachfolge Verbindung?" warf nun die blonde Frau ein. Kalham schüttelte heftig den Kopf. " Den so genannte heiligen Ritterorden hat die Queen kurz vor ihrer Abdankung damals aufgelöst und so weit bekannt ist, haben sich alle Mitglieder bis zu ihrem Tode ruhig und zurückgezogen verhalten, ohne eine Nachfolge zu bestimmen." "Also führen uns unsere Überlegungen in eine Saggasse." Seufzte Senectus. Während die anderen Teilnehmer anfingen leise mit einander zu tuscheln, stand Integra auf und lief langsam zum Fenster hinüber. Der Himmel war frei von allen Wolken und das matte Licht der Sterne strich sanft durch den Garten, der in der Dunkelheit friedlich zu schlafen schien. Doch Integra konnte den Anblick nicht genießen, "Wo bist du?" Die Frage hallten durch ihren Kopf und sie wünschte sich nichts sehnlicher als endlich eine Antwort zu erhalten. Seit der Nacht seines Verschwindens hatte sie versucht ihn zu erreichen, doch es schien, als wenn sie gegen eine Wand laufen würde. Wer immer ihn festhielt, hatte es so gar geschafft, das Band zwischen ihnen zu kappen. " Ich schlage vor, auch in diesem Fall auf die Mithilfe der Wölflinge zu setzten." Kalham hob überrascht die Augenbrauen, als er wieder zu Helena hinüber sah. " Warum ? Wie können uns diese Hunde dabei unterstützen?" Helena lächelte gequält, " Nun schließlich haben wir immer noch einen gemeinsamen Feind und je mehr Möglichkeiten wir haben, desto sicherer ist der Erfolg. Ich befürchte zu dem läuft uns auch noch die Zeit davon." Charly hob prostend sein Bier. "Auf die guten alten Zeiten Tom." Klirrend knallten die Gläser aneinander. " Echt ne ganze weile her, was?" Charlys Jugendfreund zwinkerte ihm schelmisch zu, als sie das Bier wieder abgestellt hatten. Tom und Charly waren zusammen aufgewachsen und somit auch gemeinsam zur Schule gegangen. Tom war wie Charly mit braunen, widerspenstigen Haaren gesegnet, aber im Gegensatz zu ihm, trug Tom einen extremen Kurzhaarschnitt. Der allerdings unterstrich nur noch mehr sein ohne hin attraktives Gesicht. Für dieses Zahnpastalächeln, das er ihm jetzt wieder präsentierte, hatte Charly ihn so manches mal beneidet. " Und jetzt raus mit der Sprache, warum interessierst du dich plötzlich so brennend für die Aktivitäten des MI-5 ?" Charly warf kurz einen Blick über die Schulter, bevor er sich dann zu Tom hinüber beugte. " Ich habe dir doch von den Mordfällen erzählt?" Tom nickte " Also, ich bin da durch Zufall auf eine Sache gestoßen, die gelinde gesagt ziemlich merkwürdig ist." Plötzlich ertönte ein leises Pipen aus der Innentasche von Toms Mantel. Charly sah erstaunt auf, als sein Freund mit leicht angespannter Mine in den Mantel griff und auf einen kleinen Melder starte. "Endschuldige mich kurz, ja, ich muss nur mal rasch telefonieren." Tom stand auf und verschwand in Richtung Ausgang. Charly nickte und griff dann noch einmal zu seinem Bier, mit der anderen Hand langte er nach der Zigarettenpackung, aber zu seiner Enttäuschung war sie leer. Er suchte in seinem Geldbeutel nach geeigneten Pfundstücken und linste nach der Tür, aber anscheinend dauerte Toms Gespräch noch etwas länger. Rasch stand er auf um auf der Toilette eine neue Packung zu ziehen. In dem kleinen Vorraum war es so eng, dass nur ein Stuhl, ein Fenster und der Zigarettenautomat Platz hatten. Der Rauch aus der Kneipe hatte sich durch das ständige Türenschlagen langsam als eine dichte Nebelwand hier niedergelassen und Charly griff hustend nach dem Fenstergriff. Ein bisschen frische Luft konnte wohl nicht schaden. Er wollte sich gerade von den geöffneten Scheiben abwenden, als er Toms Stimme erkannte. Scheinbar war sein alter Kumpel für ein ungestörtes Telefonat hinter die Bar gelaufen, denn seine Worte waren deutlich zu verstehen. " Was soll das heißen, ihr kriegt ihn nicht aus dem Transporter raus? Ich dachte die Aktion wäre nach Plan verlaufen? Gut, gut, dann versiegelt die Tür und wartet auf unseren Spezialisten, der wirt sich schon mit so etwas auskennen. Eins noch, wie viele unserer Leute hat der Mistkerl erwischt. Zehn? Himmelherrgott das darf doch nicht war sein. O.k ich melde mich wieder und lasst dieses Monster bis dahin keine Sekunde aus den Augen, verstanden?" Dann war das Gespräch beendet. Charly, der mit gespitzten Ohren hinter dem Fenster stehen geblieben war, beeilte sich jetzt rasch vor Tom an seinem Platz zu sein. Kurze Ziet später kam Tom mit einem verschmitzen Lächeln wieder rein. "Sorry aber ich habe momentan in meiner Abteilung Bereitschaft und deshalb." "Kein Problem;" winkte Charly ab. " Also, was war jetzt so merkwürdig an den Mordfällen?" nahm Tom wieder das Thema auf, doch Charly fühlte auf einmal ein merkwürdiges Kribbeln auf der Haut. Er wischte sich kurz mit der rechten Hand über den anderen Arm, doch das Gefühl blieb. Feine Nadeln schienen ihn zu pieksen und er schluckte. "Hey Charly alles in Ordnung?" Dann war es wieder so weit. Er erkannte fast nicht mehr seine Stimme. " Kein Problem Tom, ich hatte einfach nur zu viel Stress in letzter Zeit. Das wird schon wieder, lassen wir jetzt die Arbeit, reden wir lieber von den guten alten Tagen." Er stand auf und schob sich zur Theke um zwei neue Biere zu besorgen. Er hatte gehofft, dass mit der Bewegung diese Spannung, die ihn befallen hatte verschwand, doch genau das Gegenteil war der Fall. Sein Kopf fing an zu pochen und er griff sich an die Schläfe. Auf einmal sah er sie wieder, er kniff irritiert die Augen zusammen. Er war sich sicher, eben noch die Lady vor sich gehabt zu haben. Dann war das Bild wieder verschwunden. Die Stimme des Barmannes ließ ihn erschrocken zusammen fahren. " Noch mal das gleiche?" Charly reichte ihm zitternd die leeren Gläser. " Nur eins, ich fürchte, ich habe genug." Kapitel 40: Domare ------------------ " Dracul, dein Name soll für immer von dieser Welt verschwinden und dein Körper der richtenden Klinge übergeben werden, möge der Teufel selbst sich mit deiner Seele vergnügen, auf Erden jedoch gibt es für dich keinen Platz mehr!!!!" " Hilf mir !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Der Hall ihrer eigenen Stimme holte sie zurück in die Wirklichkeit. Integra fuhr schweißgebadet in die Höhe. Zittern rang sie nach Atem. In der Stille des Zimmers schien ihre Lungen unmenschliche Laute von sich zu geben. Mit einem Schlag riss sie die Bettdecke zur Seite und stürzte zur Tür. Der Flur empfing sie mit völliger Dunkelheit, doch Integra kannte ihren Weg. Nur wenige Sekunden vergingen, bis sie den dunklen, kleinen Schrank im Büro erreicht hatte. Mit einem kehligen Laut biss sie in den ersten dunkel roten Beutel, den sie greifen konnte, dass ihr dabei die Hälfte des Inhalts aus den Mundwinkeln lief war ihr egal. Die purpurne Flüssigkeit färbte ihr schneeweißes Oberteil fast schwarz, als es sich wie eine Schlange über den Stoff wand, doch immer noch war Integra nicht bereit es zu registrieren. Das anfängliche, wilde Schnaufen nach Luft, war einem unterdrücktem Schluchzen gewichen, welches immer heftiger wurde und ihre blutverschmierte Brust hin und her schüttelte. Dabei liefen ihre Tränen, wie glitzernde Sterne über die verschmierten Wangen, um sich mit den roten Resten zu einem schmierigen Film zu verbinden. Langsam öffneten sich ihre Hände um den leeren Beutel fallen zu lassen, der daraufhin sanft zu Boden segelte. Integra kauerte sich zusammen, ihre Arme umschlagen ihre Knie, als wenn sie sich vor etwas schützen wollte, immer noch wurde ihr Körper von heftigen Krämpfen gebeutelt. Sie kniff mit verzehrter Stirn die Augen zusammen. " Wo bist du? Sag mir endlich, wo du bist? Bitte!! Doch wieder hallten die Worte ungehört in ihrem Kopf. Sie ballte die Fäuste, und schlug wütend neben sich auf den Fußboden ein. Einige Stunden später auf dem Anwesen Breton Salonica Seras saß mit verschränkten Armen zwischen den Männern von Kalham und wartete auf die restlichen Wolfsmenschen, die Breton ihnen zur Unterstützung zu gesagt hatte. Sie sah auf die Spitze ihre Stiefel. Seit Tagen versuchte sie sich mit Schießübungen abzulenken, doch immer wieder huschten ihre Gedanken in den Wald, zu der Lichtung, wo ihr Meister verschwunden war. Heftige Selbstvorwürfe ließen sie am Tag kaum zur Ruhe kommen. Sie seufzte leise. Hätte sie vielleicht früher eingegriffen, wäre das alles möglicherweise gar nicht passiert und er würde jetzt mit ihnen nach den Mutanten suchen, doch statt dessen, war er es nun, den es zu finden galt, bevor die, die es fertig gebracht hatten ihn zu bannen, ihn auch vielleicht würden vernichten können. Aber war das überhaupt möglich? Konnte man Alucard, ihren Herrn und Meister überhaupt vernichten? Das Öffnen der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Allicia kam herein und mit ihr ein gutes Dutzend bewaffneter Männer, die sich nun zu ihnen gesellten. Seras zog die Augenbrauen zusammen. Sie war immer noch sauer, auf die Wölfin und gab ihrem Meister im stillen Recht, dass man diesen Kreaturen wirklich nicht trauen konnte. "Wir machen es wie abgesprochen," ergriff nun Kalham das Wort. " Wir teilen uns auf und überwachen in Gruppen die genannten Parks, vielleicht haben wir heute Nacht Glück und erwischen ein paar von diesen Imitaten. Wenn wir sie lebend kriegen verraten sie uns vielleicht mit wem wir es hier zu tun haben." " Keine Sorge, die kriegen wir schon zum sprechen." knurrte Boris neben ihm und ließ mit einem heftigen Knirschen das Magazin seiner Steyr Mpi81 einrasten. " Einverstanden, wir nehmen unsere Fahrzeuge für den Transport." Nickte Gordon und die Gruppe machte sich auf den Weg zur Auffahrt. Zur gleichen Zeit in einem anderen Stadtteil Charly sah verschlafen auf die Digitalanzeige seines Weckers. 21 Uhr? Ungläubig richtete er sich auf. Er konnte doch unmöglich den ganzen Tag verpennt haben. Mit einem schalen Geschmack im Mund wankte er ins Bad. Dort angekommen stellte er sich erst mal unter den warmen Strahl der Dusche. Beim Einseifen der Haare ließ er sich den gestrigen Abend noch einmal durch den leicht brummenden Kopf gehen. Er und Tom hatten es fertig gebracht bis zum Morgengrauen auszuhaaren und natürlich hatte Charly keine sehr lange Bierpause eingelegt. Sie waren einfach nicht müde geworden, sich die alten Geschichten immer und immer wieder zu erzählen. Er drehte das Wasser ab und griff nach dem Handtuch, neben der Duschkabine. Tom war immer noch der lustige Kerl, mit dem man zusammen Pferde stehlen konnte. Mittlerweile war er aber im Gegensatz zu Charly sesshaft geworden und seine kleine Familie bestehend aus Frau und zwei Kindern, ging laut seiner eigenen Aussage über alles. " Ich sage dir Charly, nichts ist schöner, als nach Hause zu kommen und zu wissen, dass man schon sehnsüchtig erwartet wird." Hatte Tom gelacht. Mittlerweile hatte sich Charly trocken gerubbelt und in seine gemütliche Wochenendhose geschlüpft. Sich gähnend streckend und reckend ging er hinüber in die Küche. Mit suchendem Blick lugte er in den geöffneten Kühlschrank. Tja, auf ihn wartete höchstens mal die Post und dabei handelte sich meist auch nur um unliebsame Rechnungen. Mit angesäuerter Mine ließ er die Tür der Frostmaschine wieder zufallen. Irgendwie stand seinem Magen noch nicht so wirklich der Sinn nach fester Nahrung. Einige Kilometer entfernt....... "Alles klar Leute, es ist jetzt von äußerster Wichtigkeit das ihr genau tut was ich euch sage, verstanden?" Die schwarz vermummten Köpfe, die sich ihm zu gewandt hatten nickten synchron. " O.k. laut den Anweisungen muss gleich nach dem Öffnen der Tür der Beschuss erfolgen und jedes Geschoss muss sitzen." Der ebenfalls völlig in schwarz gekleidete Kommandant der Truppe, hob sein Schnellfeuergewähr. "und denkt dran, hütet euch davor ihm zu nahe zu kommen. Wenn er auch nur einen von euch erwischt war es das." Wieder erfolgte ein Nicken, dann hörte man das Geräusch von einrastenden Magazinen. Gleichzeitig erklang ein dumpfes Klopfen aus dem Inneren eines, von vier Flutlichtern angestrahlten Transporters. Die Männer hatten gerade ihre Positionen bezogen, als das Schlurfen von langsamen Schritten den Kopf des Kommandanten noch einmal herum fahren ließen. " Danke für ihre Bemühungen, aber ich denke dass wird nicht nötig sein." Erklang eine dünne Stimme. "Manchmal sind Worte stärker als das Schwert." Integra horchte angestrengt auf das leise Rauschen in ihrem Kopfhörer. Sie hatte sich bereit erklärt, die Truppen von einer Zentrale aus einem der Transporter zu lenken. Seit einer Stunde hatten alle ihre Posten eingenommen, doch bis jetzt war es Still geblieben. Bis auf die üblichen Bewohner der Grünanlage war niemand verdächtig aufgefallen. Sie rieb sich über die Augen. Wesen der Hölle seid gebannt im Angesicht des Herrn, Fluch der Dunkelheit und ihrer Macht, Dämonen der Unterwelt gehorcht dem Willen des Allmächtigen und werft euch vor ihm in den Staub. Dann fuhr ein greller Blitz über den Himmel hinweg und für einen Moment erhellte sich die Nacht, als wenn das Licht der Sonne sich zeigen würde. Integra blinzelte überrascht, denn ein Blitz ohne Donner hatte sie noch nie erlebt. Sie warf einen raschen Blick nach draußen, aber die Nacht war bereits zurück gekehrt. Charly zappte sich gelangweilt durch die Programme als ihn auf einmal die Aufnahme einer Wetterkarte zusammen fahren ließ. Schlagartig fiel es ihm wieder ein. Heute Nacht war ja Vollmond und das hieß, dass heute Nacht diese merkwürdige Operation durchgezogen werden sollte. Er überlegte nicht lange sondern sprang auf und zog sich um. Dabei überlegte er kurz ob es nicht vielleicht ratsam war, seinen Leuten Bescheid zu geben, doch dann entschied er sich dagegen. Das jetzt alles dem Chief zu erklären, dauerte einfach zulange. Er griff nach seiner Dienstwaffe und Jacke und lief zu seinem Wagen. Wo wollten sie sich noch überall hinstellen? Er grübelte kurz, auf alle Fälle in den Hydpark. Er schmiss den Motor an und gab Gas. Kapitel 41: Novitas ------------------- Seras Augen durchsuchten den Schatten der Bäume, aber trotz ihrer klaren Sicht war keiner der Mutanten auszumachen. Sie schob den Griff ihrer Halkonnen zur Seite um das Gewicht der Waffe ein Stück weit nach hinten verlagern zu können. Neben ihr saß Boris. Der rothaarige Vampir knirschte seit sie hier waren unablässig mit den Zähnen und Seras hatte langsam das Gefühl von dem Geräusch wahnsinnig zu werden. Er hatte den Wagen ein stückweit vom Südeingang des Parks stehen lassen und machte sich für di letzten Hundert Meter zu Fuß auf den Weg. Dabei versuchte er möglichst unauffällig die Umgebung zu beobachten, doch so weit er sehen konnte, schien sich nichts und niemand ungewöhnliches hier aufzuhalten. Charly wollte schon rechts in den Eingangsbereich abbiegen, als ihn jemand von Hinten auf die Schultre tippte. " Heute ist keine gute Gelegenheit für nächtliche Spaziergänge Mr. Peterson." Er zuckte zusammen, als er ihre Stimme erkannte. Blitzartig fuhr er herum. Die blonde Lady stand mit todernstem Gesicht vor ihm und wieder hatte er das Gefühl, als wenn, ihn jemand die Kontrolle über sich selbst entzog. Er versuchte den Mund auf zu bekommen. "Ich dachte ich könnte...." "Helfen?" unterbrach sie ihn, " Das ist sehr anständig von ihnen Charly, aber ich glaube das wir ganz gut alleine zu recht kommen, oder führt sie vielleicht doch noch etwas anderes hier her?" Er wollte ihr schon antworten, als plötzlich ein Mann hinter ihr auftauchte. "Lady Integra, kommen sie schnell, Kalhams Truppe scheint was entdeckt zu haben." Sie wandte sich um. "Kommen sie Mr. Peterson, leisten sie uns, wenn sie schon mal da sind Gesellschaft." Kurz darauf, saß er zwischen der Lady und dem fremden Mann in einem Transportfahrzeug, in dessen Innenraum eine komplette Funkzentrale untergebracht war. Verstollen musterte er die Apparate um sich herum, diese Leute waren besser ausgestattet als die britische Polizei. Plötzlich ertönte ein Funksspruch aus einem der Lautsprecher. "Zentrale, hier Kalham, können sie mich hören?" Integra richtete das Mikro ihres Kopfhörers vor ihrem Mund. "Laut und deutlich, was gibt es?" Für einen Moment erklang nur ein Rauschen, dann meldete sich erneut die Stimme. " Wir haben hier ein paar interessante Knochenfunde. Scheinen schon eine Weile hier zu liegen." Charly runzelte die Stirn. Sollte das etwa heißen, der Polizei fehlten Opfer auf ihrer Liste und im Park lagen noch irgendwo Überreste offen herum? Wieder erklang ein Funkspruch. " Sie haben wohl versucht Spuren zu beseitigen, doch einige kleine Reste haben sie vergessen. Gordon und seine Leute haben sie aufgespürt." " Gut nehmen sie alles mit was sie finden können. Sind sonst keine lebenden Mutanten aktiv?" " So weit wir das sagen können ist hier alles erstaunlich ruhig, haben die anderen sich schon hören lassen?" Integra nickte " Ja aber auch bei ihnen herrscht die vollkommende Ruhe. Scheinbar machen diese Freaks eine kleine Schaffenspause." Das Zischen der Leitung klang wie ein halbherziges Lachen. "Ich melde mich wieder, wenn es etwas neues geben sollte, over ." " Alles klar, over." Integra nahm die Kopfhörer ab und sah Charly mit einem schiefen Lächeln an. "Wie sie sehen könne, ist hier heute abend wohl nicht viel zu holen." Der Polizist versuchte zurück zu lächeln. "Trösten sie sich, wir sind auch noch keinen Schritt weiter." "Was ist mit ihrem Mann beim Militär?" Charly schüttelte den Kopf, "Er meinte, dass das MI-5 laut seinem Wissen, noch keine Reaktionen auf den Fall gezeigt hat." "Also tappen wir nach wie vor im Dunklen." Meldete sich jetzt der Mann und Integra nickte abermals. "Ich fahre mit Mr. Peterson zu Salonica zurück um die Knochenfunde zu analysieren." Sagt sie und Charly sah überrascht auf. Sie stand auf und hüpfte aus dem Wagen, Charly folgte ihr. Als sie wenig später in dem schwarzen Chrysler saßen, hatte Charly bei jeder scharfen Kurve das Bedürfnis sich festzuhalten. "Darf ich sie mal was fragen? Wo haben sie eigentlich ihren Führerschein gemacht?" Integra lachte auf. " Komisch, alle bemängeln meinen Fahrstil." Das laute Quietschen der Reifen unterbrach für kurze Zeit ihr Gespräch. Charly atmete durch. " Ist ihr Freund heut Abend auch mit von der Partie?" Das Lächeln aus Integras Gesicht verschwand. "Nein, leider nicht." Daraufhin herrschte Schweigen, bis sie die Auffahrt des Hauses erreicht hatten. Breton empfing sie in seinem Büro. Der alte Mann wirkte müde, als er Charly etwas zu trinken anbot, was dieser dankend ablehnte. Integra hingegen wirkte nun leicht aufgekratzt. "Sind die Knochen schon eingetroffen?" Breton schüttelte den Kopf. "Ich denke dass sie jeden Augenblick hier sein werden." Er schenkte ihr ein sanftes Lächeln. "Keine Sorge Lady Integra, ich bin mir sicher, dass sich alles noch zum guten wenden wird." Charly verstand nicht ganz den Sinn dieser Worte, aber scheinbar war das auch nicht nötig. Integra schien zu wissen, wovon Breton sprach, denn sie lächelte dankbar zurück. "Haben ihre Männer denn etwas über dieses Zeichen rausfinden können?" wechselte sie auf einmal das Thema. " Leider muss ich sie auch in dieser Hinsicht enttäuschen." Breton ging zu seinem Schreibtisch hinüber und holte das Stück Stoff aus einer der Schubladen. "Auch unter meines Gleichen, ist niemanden der Sinn dieses Symbols vertraut." Er legte es auf den Tisch und Charly hob überrascht die Augenbrauen. "Das kenne ich," rief er und Integra und Breton sahen sich irritiert an. " Wie meinen sie das? Woher?" Integra sprang auf und wedelte mit dem Abzeichen aufgeregt vor Charly Augen herum. "Los sagen sie schon, woher kennen sie das und was soll es bedeuten?" Jetzt war es Charly der von Integras plötzlicher Heftigkeit irritiert war. " Na ja, mein Freund Tom hatte diese Drachen auf seinen Manschettenknöpfen, als wir gestern Abend zusammen aus waren." Wieder warfen sich Breton und Integra merkwürdige Blicke zu. " Ihr Freund vom Militär hat dieses Zeichen getragen?" Integras Stimme wurde plötzlich eine Oktave höher und Charly spürte wieder das feine prickeln im Nacken. " Ja, aber ich habe keine Ahnung was es bedeuten soll. Vielleicht ist es eine Art Schmuck." "Das glaube ich weniger Mr. Peterson, aber mich würde interessieren in welchem Bereich ihr Freund beim Militär tätig ist." Bretons Augen schienen ihn auf einmal lauernd anzusehen. Irgendwie gefiel Charly die Situation nicht in der er sich befand, doch wieder war es die Stimme von Integra die ihn ablenkte. " Das Militär also, aber das erklärt noch nicht, wie sie es geschafft haben ihn zu bannen und wo er ist." Charly verstand wieder nur Bahnhof. " Mr. Peterson hat ihr Freund gestern irgendetwas von seiner Arbeit erzählt?" Charly blickte zu der Lady empor, die immer noch mit dem Stück Stoff in der Hand vor ihm stand. Ihre Augen schienen ihnen festzuhalten und dann war da dieses Bedürfnis alles zu erzählen. Er konnte es gar nicht beeinflussen, die Worte suchten sich wieder ganz von allein ihren Weg aus seinem Mund, als ob sie aus seinem Kopf fliehen wollten. Er erzählte ihnen von dem merkwürdigen Telefonat und dass Tom laut seinen eigenen Erzählungen in der Abteilung für innere Sicherheit eingesetzt war. Nach dem er geendet hatte, breitete sich eine unglaubliche Müdigkeit in ihm aus und ohne das er es wollte fielen ihm die Augen zu. Kapitel 42: ------------ "Das Militär?" Integra nickte und Seras schüttelte ungläubig den Kopf. Sie und Kalham hatten die Knochen gebracht und waren dann auf Integra und Breton gestoßen, die mit dem schlafenden Charly im Büro saßen. " Aber was soll das ganze? Ich meine was hat denn die Regierung für ein Interesse an Vampiren und Werwölfe und vor allem woher haben sie all diese Informationen und Möglichkeiten für solche Projekte?" Kalham wanderte aufgeregt im Zimmer um her. "Die Frage die mich persönlich viel mehr im Moment interessiert, ist wo sich das Zentrum dieses Forschungs- und Entwicklungszentrums befindet, denn so etwas muss es dafür doch irgendwo geben?" Integra fuhr sich durch die Haare und sah dabei auf Charly. "Ich befürchte die einzige Möglichkeit, dass rauszufinden liegt bei unserem Freund hier." Breton fuhr sich nachdenklich übers Kinn. "Sie meinen er könnte uns durch seine Kontaktperson zu ihnen führen? Eine gute Idee, aber dafür sollten sie ihn entsprechend vorbereiten." Integra lachte leise. "Ich denke das wird das kleinste Problem sein." Als Charly wieder zu sich kam, lag er zusammen gesunkene auf seiner Wohnzimmercouch. Vor ihm flimmerte immer noch der Fernseher. Schlaftrunken rieb er sich die Augen. Wieso lag er denn hier und nicht in seinem Bett? Und hatte er nicht eben noch mit der Lady gesprochen? Gähnend griff er nach der Fernbedienung. Meine Güte jetzt fing er schon wieder an wilde Sachen zu träumen. Müde schlich er ins Bad. Die letzten Tage waren es so schön ruhig gewesen. Er putzte sich die Zähne und schlüpfte unter die Bettdecke. Mit geschlossenen Augen dachte er noch einen Moment nach. Morgen hatte er Frühdienst, da konnte er sich in Ruhe seinem Fall widmen und anfangen ein bisschen herumzutelefonieren. Die lähmende Schwäche war wie eine eiserne Fessel, die ihn zwang sich ruhig zu verhalten. Es war ein Gefühl, als wenn man zu Eis erstarrte und egal wie sehr er sich auch dagegen wehrte, es war unmöglich sich dem zu entziehen. "Wollen sie sich nicht ein wenig ausruhen?" vorwurfsvoll blickte Breton zu Integra hinüber, die mit angespannter Mine vor dem Computer saß und aussah, als wenn sie dort festgewachsen war. " Machen sie sich um mich keine Sorgen, ich komme schon zurecht." antwortete sie knapp ohne aufzublicken, dann war sie wieder in ihre Arbeit versunken. Er beobachtete sie noch einen Moment lang, dann nickte er resigniert und ließ sie mit sich und dem Computer allein. Bald war nur noch das leise Summen des Apparates zu hören, das nur von den hektischen Tippgeräuschen unterbrochen wurde. Integra kaute auf ihrer Unterlippe. Sie hatte sich, so weit sie konnte, in den Hauptcomputer des britischen Militärs eingeloggt und suchte nun fieberhaft nach einem Anhaltspunkt. Wieder wurde ihr bei dieser Sache schmerzlich bewusst, wie sehr Walter zwischen ihnen fehlte. Für ihren Diener wären diese dämlichen Passwörter kein Problem gewesen, der gute alte Walter hatte ja schon fast in diesem Kasten gewohnt. Erneut flammte die roten Worte " no entry" auf dem Bildschirm auf. "Mist!" Ihre Augenbrauen verengten sich zu einer tiefen Falte, doch auch das beeindruckte die leuchtenden Buchstaben nicht. Sie ließ sich mit grimmiger Mine zurückfallen. Welche Möglichkeit gab es noch? Nachdenklich starrte sie auf die immer noch erscheinende Warnung, als plötzlich etwas merkwürdiges geschah. Integra fuhr verdutzt zusammen, als sie sah, wie die Buchstaben anfingen zu tanzen und im nächsten Augenblick schmolzen sie wie flüssiges Wachs zusammen. Sie fuhr hoch und der Stuhl auf dem sie gesessen hatte, kippte polternd um. Augen, das waren seine Augen, die sie jetzt aus dem inneren dieses Kastens anstarrten. Sie streckte die Hände aus und faste an das warme Glas. " Alucard" ihre Stimme war nur ein Flüstern. Die Augen jedoch rührten sich nicht, sie blickten nur stumm zur ihr hinüber und es schien fast so, als wenn sie zufallen wollten. Immer enger wurden die Lider. " Nein, geh nicht weg, bleib bei mir! Wo bist du? Gib mir ein Zeichen, irgendetwas!" Plötzlich lösten sie sich auf und wieder bildeten sich Buchstaben, doch dieses mal war die Botschaft eine andere. Das Imperium führt Krieg, dann wurde die Mattscheibe schwarz. Einige Stunden später... Als Charly erwachte, war der erste Gedanke, den er hatte, sofort mit Tom telefonieren zu müssen. Etwas in ihm drängte darauf sich erneut mit ihm zu treffen. Fast automatisch wählte er die Nummer, doch anstatt Tom war es eine fipsige Jungenstimme die sich meldete. "Hier spricht Georg Fannder?" Charly fielen Toms Kinder ein. "Ja, hallo hier ist Charly Peterson, ist dein Dad auch da?" Erst kam keine Antwort und Charly fürchtete schon das der Junge aufgelegt hatte, doch dann. "Mein Dad ist momentan nicht da, er ist auf der Arbeit." "Oh, wann kommt er denn zurück?" "Weiß ich nicht genau." Charly trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Telefontisch. " Weiß deine Mum denn wann er nach Hause kommt?" "Mum ist auch nicht da, sie kauft gerade ein." " Na schön, dann richte ihr einen schönen Gruß aus und ich melde mich dann später noch einmal." Nach dem er missmutig aufgelegt hatte, machte er sich auf den Weg in sein Büro. Dolly empfing ihn mit den Worten, "Wenn sie nicht bald Platz auf ihrem Tisch schaffen, weiß ich nicht mehr wohin mit den neuen Akten." Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln. "Ich werde mich bemühen." Dann zog er die Tür hinter sich zu und machte sich daran seine Papiere zu ordnen. Am Abend "Das Imperium führt Krieg" murmele Kalham und rieb sich zum x- ten mal über seinen Kinnbart. "Er hätte sich ja auch ein bisschen präziser ausdrücken können." Integra fuhr verärgert zu ihm herum. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass er uns ein Rätsel aufgeben wollte, sondern das ihm für mehr einfach die Kraft gefehlt hat." Sie blickte zu Helena hinüber die stumm in ihrem Sessel saß. Sie hatte sie alle zu sich in die Bibliothek bestellt, doch zu den neuesten Ereignissen, hatte sie noch nichts gesagt. "Was sollen wir denn jetzt machen?" Seras gefiel die bedrückende Stille nicht, die sich ausgebreitet hatte und wie ein schwerer Stein im Raum lag. " Leider scheint Lady Integras Erlebnis meine Vermutung zu bestätigen," die kleine Lady faltete betrübt die Hände in ihrem Schoß. " Die Zeit arbeitet gegen ihn und uns. Wir müssen uns beeilen, sonst..." " Sonst was?" fuhr Integra dazwischen und wieder breitete sich das Gefühl von Panik in ihr aus. Doch Helena schwieg, dafür meldete sich Kalham wieder. "Ich schlage vor, die Männer auf einen Kampf vorzubereiten, denn der wird uns, egal wie die Situation sich noch entwickeln wird, unweigerlich bevorstehen." Er sah zu Seras hinüber. "Ich nehme an, dass du deinen Meister würdig vertreten willst, also schlage ich vor du schließt dich mir an." Seras sah kurz zu Integra hinüber, doch ihre Lady schien in tiefen Gedanken versunken. "Alles klar." Sie stand auf und beide ließen Helena und Integra mit sich allein. Integra spürte wie sich die Hilflosigkeit wie ein tödliches Gift in ihr ausbreitete. Es lähmte ihren Körper, so wie sie ihn gelähmt hatten. Immer noch erfüllte Schweigen den Raum, doch dann sprach Helena " Du leidest mit ihm, als wenn sie dich selbst foltern würden." Integra riss abrupt den Kopf nach oben und fassungslos sah sie zu Helena hinüber. Warum konnte die kleine Lady ohne sie zu berühren in ihre Gedanken sehen? Aber Helena lächelte nur. " Er musste viele Jahre der Verdammnis durchschreiten um das zu finden, wonach sein Herz sich immer gesehnt hatte. Genauso wie du." Immer noch lächelnd stand sie jetzt auf und kam auf Integra zu. " Die Augen ertrunken in einem Ozean ungeweinter Tränen, die Seele verbrannt von Millionen ungeträumter Träume, das Herz zersprungen im Feuer nicht geliebter Liebe, der Hölle entgegen allein, doch plötzlich befreit von dem was einem so lange verwehrt." Sie griff nach Integras Gesicht und streichelte es sanft. " Der ungekrönte König, hat endlich seine Königin gefunden." Sie legte den Kopf schief. " Wie war das Gefühl der Erkenntnis, wenn man auf einmal weiß, dass das was man fürchtet, das ist was man liebt?" Integra antwortet ihr nicht, nur eine Träne glitt ihre Wange hinunter. Helena strich sie, wie einst er behutsam zur Seite. " Euer Schicksal war von vorneherein bestimmt, genauso wie seins Lady Integra Wingates Hellsing. Doch seid euch dem Gewiss, das es das richtige für euch ist." Jetzt erst konnte Integra sprechen. " Ich bereue meinen Schritt nicht, das einzige was ich fürchte, ist das er..." "Das man ihn euch ihn nimmt? Wie alles was ihr je geliebt habt euch immer genommen wurde?" Integra nickte schwach. Jetzt lachte Helena leise. " Ich denke das es Zeit ist euch auch noch den Rest der Geschichte sehen zu lassen." Integra blinzelte irritiert, was meinte die Lady damit? Auf einmal fletschte Helena ihre kleinen Fangzähne und mit einem raschen Biss zeriss sie die Haut an ihrem Handgelenk. Wie ein warmer Fluss krabbelt das Blut an ihrem Unterarm entlang um sich seinen Weg letztlich nach unten auf den Boden zu suchen. Wortlos streckte sie den Arm aus und Integra verstand. Sie faste nach der zierlichen Hand und schloss die Augen. Ihre Zunge folgte dem verlockendem Duft und ihre Zähne gierten nach dem zarten Fleisch. Dann schmeckte sie es und im nächsten Moment war da wieder die heiße Flut, die sie mit sich fortriss. Kapitel 43: Partus ------------------ ".... es begann in einer Nacht, von der ich nicht wusste, dass sie für immer mein Leben verändern sollte..." Alucard Um sie herum war es dunkel und kalt. Es dauerte eine weile bis sie erkannte, wo sie sich befand. Die feuchten groben Steine um sie herum schimmerten trübe in dem matten Licht einer Fackel, die in einigen Metern Entfernung an der Wand befestigt war. Integra hob den Kopf. Sie stand in einem niedrigen Gang, an dessen Seiten kantige Türen, mit schmiedeeisernen Verschlägen wie Soldaten salutierten. Integra lauschte, zu erst dachte sie, dass der Wind um sie herum heulte, doch dann musste sie mit schaudern feststellen, dass dieses Geräusch aus menschlichen Lungen drang. Es waren Laute unfassbarer Qualen, die sich ihren Weg durch die Ritzen der Holztüren, zu ihr nach draußen bahnten. Sie warf einen Blick über die Schulter, als sie hernahende Schritte wahrnahm, die in ihre Richtung liefen. Plötzlich tauchten zwei Männer in gepanzerten Uniformen auf, die achtlos an ihr vorbei zogen und sich dann vor der Tür vor ihr aufstellten. Kurz darauf erschienen drei weitere Männer, die in schwarzen Roben gehüllt waren und Integra erkannte unter ihnen den rotbärtigen Mann wieder, der vor wenigen Nächten noch sein Leben verflucht hatte. Einer der Soldaten zog nun ein eisernes Schlüsselbund hervor und unter lauten Rasseln, öffnete er den düsteren Verschlag, der sich hinter dem Schloss verbarg. Integra schlüpfte eilig hinter den Männern in den Raum und erstarrte. Vor ihr lag in seinem eigenen Blut und Dreck, zusammen gerollt wie ein ruhendes Tier, der Mann, der einst mit stolz gestreckter Klinge, die Feinde seines Landes und seines Glaubens niedergestreckt hatte. Zu nächst schien es, als wenn er bereits tot wäre, doch der rotbärtige Mann nickte mit verachtender Mine zu einem der Wachen hinüber. Der Gepanzerte trat vor und stieß mit der Spitze seines schweren Stiefels, der zusammen gekauerten Gestalt, brutal in die Rippen. Ein Leises Stöhnen hallte von den Wänden wieder und Integra biss schmerzhaft die Zähne zusammen. " Nun Prinz Dracul," begann der Bärtige mit spöttischem Ton.," ihr wisst was euch beim Morgengrauen erwartet. Euer Verrat hat euch euren Platz an der Seite des Allmächtigen gekostet. Es wird Zeit eure Seele dem Teufel zu überlassen." Das blutende Bündel rührte sich nicht. Ungerührt fuhr der Mann fort. " Da ihr euch von Gott entsagt habt, bleibt euch nur die ewige Verdammnis der Hölle." Immer noch gab der Verurteilte keine Antwort. " Morgenfrüh wird der Henker mit Hilfe des gesegneten Stahls das vollenden, was ihr in meinen Augen schon lange verdient habt." Er beugte sich zu ihm hinunter. Integra musste sich anstrengen, um zu hören, was er jetzt sagte:" Ihr seid ein Monster Graf, eine Bestie, die jedes Morden genossen hat. Eure Blutgier ist grenzenlos und unstillbar. Es wird Zeit euch Einhalt zu gebieten, damit ihr das Maß der Hingabe zur Verteidigung von Gottes Lehre nicht noch weiter überschreitet." Er richtete sich wieder auf und wandte sich zum gehen. Auf einmal fing der geschundene Leib an zu zucken und zu nächst klang es wie ein Schluchzen, doch als es immer lauter wurde, war es ein irrsinniges Lachen, das aus den Tiefen seines Körpers zu kommen schien. Die drei Männer erstarrten in der Bewegung und einer von ihnen bekreuzigte sich rasch, bevor sie die Zelle entgültig verließen. Zurück blieb Integra und der immer noch lachende Graf, dessen Heiterkeit durch einen bitteren Hustenanfall unterbrochen wurde. Integra ging langsam auf ihn zu, sie wollte sich schon zu ihm hinunter knien, als ein leises Flüstern sie inne halten ließ. Sie drehte sich zur der geschlossenen Tür, vor der nun eine kleine Gestalt erschienen war. " Eure Richter sind fort, kleiner Prinz." Erklang eine zarte Stimme, die Integra sofort erkannte. Helena kam mit einem dünnen Lächeln zu ihnen hinüber. Sie blieb vor ihm stehen und ihre schimmernden Augen ruhten, sanft auf dem geschlagenen Kämpfer vor ihr. " Die Feinde feiern bereits ihren Sieg." Plötzlich hob er den Kopf. Mit entzündeten Augen blickte er zu ihr hinauf. Noch immer war der Glanz in seinen Augen ungebrochen. Helenas Lächeln wurde breiter. "Und wie lautet eure Entscheidung? Ich biete dir ewige Stärke für deine Taten, sie bieten dir Verachtung und Scham. " Ist das der Lohn dafür, dass ich seine Kirche verteidigt habe?" seine Stimme war nicht mehr als ein leises Wispern. Sie streckte die Hand aus und strich ihm behutsam über die aufgerissene Wange. " Nein, das ist die Rache dafür, dass man euch und euren Namen verraten hat. Jetzt war er es der unter aller Anstrengung lächelte. " Wenn das mein Schicksal sein soll, so werde ich mich ihm nicht verschließen." Helenas Hände griffen in die verklebte Mähne und zogen seinen Kopf mit sanfter Gewalt zu sich heran. " Ihr werdet die Möglichkeit bekommen endlich der sein zu dürfen, der ihr wirklich seid kleiner Prinz und eines Tages werdet ihr endgültig das bekommen was ihr verdient." Er schloss die Augen, als sie sich nun über ihn beugte und ein leises Stöhnen erfüllte den Raum, als er neu geboren wurde. Kapitel 44: Partus 2 -------------------- Integra schlug die Augen auf. Sie kniete immer noch vor der kleinen Lady, die mittlerweile, die Wunde an ihrem Handgelenk geheilt hatte. Rasch wischte sich Integra über ihr Kinn, " Ihr habt nun selbst gesehen, wie er einst ein Bewohner dunklen Seite wurde. Auch ihn hat man verraten, auch er wollte die Schwäche, die seine Menschlichkeit ihm brachte, nicht länger ertragen und hat sich von ihr gelöst. Doch," sie wandte sich ab und ging zurück zu ihrem Lehnstuhl, " so sehr er auch die Menschen verachtet, er konnte sich nie ganz von ihnen entfernen." Integra hatte sich wieder erhoben. " Tatsächlich? Ich habe nicht das Gefühl das ihm Menschen fiel bedeuten." Helena lachte. "Oh, wirklich? Ihr solltet es aber besser wissen. Gewiss für die meisten hat er wirklich nicht einmal ein müdes Lächeln übrig und Gnade erfahren die allerwenigsten von ihm. Aber dennoch habt ihr es damals geschafft ihn in seinen tiefsten Grundfesten zu erschüttern. Glaubt mir, keinem Menschen vor euch ist das je gelungen. Bis auf.." Sie stockte kurz. "Wer?" Helena überlegte kurz. Dann aber sprach sie weiter. " Als euer Vater und Alucard damals ihre Vereinbarung trafen, erfolgte die Forderung nach einem Bannsiegel zur Kontrolle des Vampirs nicht allein von der Seite eures Vaters, vielmehr war es eure Mutter die darauf bestand." Sie legte den Kopf schief. " Sie war eine kluge Frau und dazu noch mit einer gewissen Intuition gesegnet. Scheinbar ahnte sie bereits welches Schicksal euch ereilen würde." Integra schwieg benommen. Was hatte ihre Mutter damit zu tun? Wieder schien Helena ihre Gedanken zu lesen. "Nur eine Mutter verfügt wohl über solch einen Instinkt. Sie wusste, dass sie und euer Vater es nicht schaffen würden euch zu beschützen. Das sollte er tun, doch wer schützte euch vor ihm? In all den Jahren sind sich Alucard und eure Mutter nie begegnet und doch waren sie sich der Stärke des anderen immer bewusst. Er bewunderte sie für ihren Mut und Stolz mit der sie euer unschuldiges Leben gegen ihn verteidigte und respektierte sie dafür. Aber als ihr das Licht der Welt erblicktet, war er euch bereits verfallen. In der Zeit seiner Gefangenschaft in dem Verließ eures Hauses, mag er körperlich gebannt gewesen sein, doch trotz alle dem war er seit der ersten Stunde eures Daseins um euch. Er hat euren Schlaf bewacht, euren Schmerz mit euch geteilt, ohne dass ihr auch nur eine Ahnung von ihm hattet, bis zu dem Tag, an dem ihr ihn befreit habt." "Soll das heißen, dass er nur auf eine Chance gewartet hatte um mich zu kriegen? War ich etwa nicht mehr als eine Figur für ihn, einem bizarren Spiel das er gegen meine Eltern geführt hat?" rief Integra aufgebracht dazwischen. Helena schüttelte beherzt den Kopf. "Oh nein. Lady Hellsing, versteht meine Erzählung nicht falsch. Es war und ist kein Spiel. Es mag zutreffen, das der Vampir dazu neigt, mit einer fesselnden Vehemenz, die der Leidenschaft der Liebe sehr ähnlich ist, von bestimmten Personen fasziniert zu sein und in der Regel lässt er nicht eher von seinem Vorhaben ab, bis er seine Leidenschaft befriedigt und das letzte bisschen Leben aus dem Opfer herausgesaugt hat, das er begehrt. Doch bei euch war es anders. Ihr ward seine Herrin, er konnte euch also nahe sein ohne Angst zu haben euch zu verlieren und dabei einfach warten und hoffen, dass ihr einmal ähnlich empfinden würdet." Ihre goldenen Augen blitzen auf. "Ihr wisst doch das jeder Mensch die Entscheidung selber treffen muss und das egal wie viel Macht wir auch besitzen wir niemals ein Werdenwollen erzwingen oder beeinflussen können. Ihr allein habt damals dieses Leben gewählt und warum?" " Weil ich ohne ihn nicht vollkommen bin." Antwortet Integra. Wieder lächelt Helena " Keiner der Männer um euch herum war je in der Lage das für euch zu tun, wonach ihr in eurem Inneren verlangt habt. Nur er befriedigte euch- aber er vernichtete euch dabei. Doch letzten Endes war es kein Verlust den ihr erfahren habt nicht war?" Jetzt breitete sich ein zufriedener Ausdruck auf Integras Gesicht aus und Helena lehnte sich entspannt in ihrem Sessel zurück. " Darf ich euch eine Frage Stellen Helena?" das Mädchen nickte. " Warum können sich die beiden eigentlich nicht leiden?" Helena verstand sofort von wem sie sprach. " Nun, eigentlich sollte man glauben, dass zwei Brüder sich verstehen sollten..." "Brüder?" Integra machte große Augen. Helena lachte. " Nein, die beiden sind nicht auf menschliche Art mit einander verwandt, es ist nur so das auch Kalham aus meinem Blut entsprungen ist und somit eine Beziehung zwischen den beiden besteht." Ihre Fröhlichkeit verringerte sich. "Doch sie sind so verschieden, dass sie niemals einer Meinung sein werden und wenn Alucard erfährt, was Kalham euch mit seinem Blut hat sehen lassen, können wird davon ausgehen, dass es noch großen Ärger geben wird." Integra seufzte " Wenn er es noch erfährt." Am nächsten Tag Enttäuscht ließ Charly den Hörer wieder auf die Gabel sinken. Er hatte es gestern versucht und heute gleich nach dem er rein gekommen war, aber Tom war einfach nicht zu kriegen. Wenigsten hatte er ein paar Sätze mit Sally reden können, die ihm sagte, dass Tom momentan viel zu tun hatte und deshalb schwer zu erreichen war, toll das hatte er auch schon bemerkt. Es klopfte und herein kam Dolly. "Also, das ist jetzt wirklich alles was ich über die Organisation auftreiben konnte." Charly sah mit skeptischem Blick auf den schmalen Ordner, den Dolly ihm auf den Schreibtisch gepackt hatte. Nach viel sah das nicht gerade aus. Er schlug die erste Seite auf und begann zu lesen. Nach ca. einer halben Stunde war er fertig. Nachdenklich rieb er sich übers Kinn. Eine private Armee also, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte damals, im Namen ihrer Majestät tätig zu sein. Zu erst unter der Leitung von Abraham Hellsing, anscheinend der Vater der Lady und dann hatte sie selbst die Führung übernommen. Er verzog die Mundwinkel, das konnte nicht einfach gewesen sein. Plötzlich bemerkte er, dass ein kleiner Umschlag auf dem Rücken der letzten Seite angebracht war. Er öffnete ihn und förderte drei Fotos zu Tage. Auf dem ersten Foto war ein Mann mit Vollbart abgebildet, der vor einer riesigen Villa stand. Auf dem zweiten sah man, dass Haus allein und auf dem dritten. Charly stutzte und nahm das Bild dichter vor Augen. Auf dem Foto war ein zweiter Mann zu sehen, der Charly auf merkwürdige Art und weise bekannt vor kam. Er war groß, trug Hemd und Weste und das braune Haar war sorgsam nach hinten frisiert, dazu stach ein Monokel aus seinem Gesicht hervor, der ihm etwas altmodisches verlieh. Charly grübelte immer noch, als das Telefon anfing zu klingeln. "Ja, bitte?!" " Guten Tag Mr. Peterson ich hoffe ich störe sie nicht?" Charly hob verwundert die Augenbrauen. "Nein, keines Wegs Professor, was verschafft mir die Ehre ihres Anrufs?" Er konnte den alten Mann am anderen Ende leise Lachen hören. "Nun, ehrlich gesagt ist es die Neugierde. Es würde mich interessieren, ob sich schon neue Fakten ergeben haben." Charly schüttelte den Kopf " Bedaure, Professor, eigentlich darf ich dazu ja nichts sagen, aber selbst wenn, könnte ich ihnen mit nichts neuem dienen." Wieder lachte der Professor. " Na ja, aber darf ich mir denn noch erlauben, sie heute Abend zum Essen einzuladen? Ich bin heute in London und da sie und ich ein gewisses Hobby zusammen pflegen, wäre es mir eine Freude sie wiederzusehen." Jetzt war es Charly der lachte. " Selbstverständlich gern, wo sollen wir uns den treffen?" " Ich schlage Leicester Square vor, von da aus können wir uns ja etwas gemütliches suchen." "Alles klar, um wie viel Uhr?" Eine kurze Pause entstand " Passt es ihnen gegen 20 Uhr, oder müssen sie länger arbeiten?" Wieder lachte Charly "Nein, das passt perfekt, bis heute Abend." Dann hängte er auf. Kapitel 45: Vertere ------------------- Seras rührte lustlos in ihrer Abendmahlzeit. Das unaufhaltsame Ticken der Standuhr begleitete das leise Plätschern der Flüssigkeit, die sie immer wieder vom Löffel in den Teller tröpfeln ließ. Sie war mit ihren Gedanken weit weg, als Integras Stimme aus ihrer Trance riss. Erschrocken guckte sie zu der Lady hinüber, die sie mit leicht gereizten Blick anstarrte. " Seras, tu mir einen Gefallen und hör auf damit, sonst werde ich wahnsinnig." Schnell steckte sich Seras den Löffel in den Mund und Integra schloss dankbar die Augen. Sie selbst hatte auch noch nichts von ihrem Teller angerührt. " Wie sieht das weitere Vorgehen von Kalham und seinen Leuten aus?" fragte sie plötzlich und Seras verschluckte sich fast. Mühsam versuchte sie zu sprechen. " Wir machen heute noch ein paar Übungen und dann will sich Gordon sich um die Ausrüstung kümmern." Integra öffnete wieder die Augen. "Wie lange glaubst du wird es dauern bis sie alles zusammen gebracht haben?" Seras überlegte kurz. "Ich schätze zwei drei Tage werden sie schon brauchen." Integra stöhnte. " Vielleicht sind sie ja auch schneller, wer weiß, vielleicht machen wir uns ja auch ganz unnötige Sorgen und Meister Alucard wird jeden Moment hier rein spazieren und sich über uns lustig machen." Integra lachte bitte auf. " Du ahnst nicht wie sehr ich mir genau das wünsche, aber machen wir uns nichts vor. Du und ich wissen genau, dass irgendetwas total aus der Reihe läuft." Seras ließ entgültig den Löffel in den halbvollen Teller sinken. Ihr großen roten Augen flackerten wie im Fieber. "Spürt ihr auch dieses merkwürdige Gefühl von..." "Schwäche?!" Integra haute mit der flachen Hand auf den Tisch. "Oh, ja und es wird von Tag zu Tag schlimmer." Er versuchte so gut es ging den Schmerz zu ignorieren, der ihm nach so vielen Stunden langsam wie ein alter Freund vorkam und weiterhin unerbittlich anhielt. Vorsichtig versuchte er seine Position zu verändern, doch seine Glieder gehorchten ihm nicht mehr. Mit einem leisen Stöhnen gab er auf. Charly blickte suchend durch die dichte Menschenmenge, die wie immer die engen Straßen füllte. Er war seit fünf Minuten am vereinbarten Treffpunkt angekommen, doch von Zdziarstek fehlte bis jetzt jede Spur, aber dann sah er ihn. Der kleine, schmale Mann mit dem buschigem Schnäuzer winkte ihm lächelnd zu, als er jetzt über die Straße lief. " Guten Abend, schön sie zu sehen Mr. Peterson, sie machen einen gesünderen Eindruck, als beim letzten mal, als wir uns trafen." Charly lächelte verlegen zurück. "Danke, ich fühle mich auch bedeutend besser." Der Professor deutete mit einem Kopfnicken zu einem der schwarzen Taxis hinüber, die wartend am Straßenrand standen. "Ich kenne ein gemütliches, kleines Restaurant in das ich sie gerne entführen möchte. Wollen wir?" Charly nickte und beide stiegen in das erste, das sie erreichen konnten. Während der Fahrt, fragte Charly sein Gegenüber nach dem Grund seines heutigen Besuchs. " Oh, wie ich ihnen schon vor ein paar Tagen sagte, halten mich ja noch geschäftliche Dinge hier in ihrem schönen Land." Damit schwiegen sie, bis das Taxi nach einer Viertelstunde das Ziel ihrer Reise erreicht hatte. Als Charly aus dem Wagen stieg, staunte er nicht schlecht. Sie standen vor einem kleinen Gasthaus, das ein Stück außerhalb in Richtung Newington lag. Charly hatte es noch nie gesehen. Sie gingen die beleuchtete Auffahrt hinauf und betraten den prächtig eingerichteten Vorflur. Die Ausstattung mutete ein wenig patriotisch an, denn überall waren Gemälde von berühmten Feldherren oder von Schlachten, die das vereinigte Königreich im Laufe ihres Bestehens bestritten hatte. " Der Inhaber scheint stolz auf sein Land zu sein." bemerkte Charly trocken und der Professor lachte wieder. " Ich habe mir sagen lassen, das am hier sehr gut speisen kann, den Tipp habe ich mir von einem ehemaligen General geben lassen." Sie setzten sich und bestellten eine Flasche französischen Wein. Beim Anblick der Speisekarte musste Charly kurz Schlucken, fast war es ihm peinlich sich bei den Preisen von Zdziarstek einladen zu lassen. Doch der Professor verzog beim lesen keine Mine und nach wenigen Minuten hatten sie sich entschieden. Nach dem der Ober ihre Bestellung aufgenommen hatte, räusperte sich der kleine Mann und musterte Charly über den Rand seiner goldenen Nickelbrille, die er zum Lesen der Karte aufgesetzt hatte. "Auch wenn ich Gefahr laufen sollte, sie zu nerven, aber meine Neugierde ist unerbittlich. Ihre Erlebnisse sind zu interessant. Ich weiß sie haben mir eigentlich schon alles erzählt, aber dennoch sind mir beim Grübeln über die Sache noch ein paar Fragen gekommen." Charly nippte an seinem Wein. Er war köstlich. Auch er räusperte sich bevor er anfing zu reden. " Nur zu, sie sind der einzig der über das alles Beschied weiß." Ungläubig blickte ihn der Professor an. " Na, ja," lachte Charly auf. " Meinem Vorgesetzten kann ich doch mit all dem nicht kommen. Was soll ich dem erzählen? Ich habe leibhaftige Monster gesehen, die irgendjemand mit Hilfe von Computerchips entwickelt hat und ein paar edle Herrschaften spielen dazu Polizei und bewachen in bewaffneten Horden die Parks von London?" Er lachte immer noch als er wieder zu seinem Weinglas griff. Doch der Professor lachte nicht. " Nun, ich für meinen Teil finde es sehr bedauerlich." Jetzt war es Charly der überraschte drein schaute. "Was finden sie bedauerlich?" Die Stimme des Professors bekam auf einmal einen merkwürdigen Klang. " Das man sie mit in diese Sache gezogen hat." Charly verstand nicht was er meinte, außerdem hatte er das Gefühl, dass sich das Profil des Mannes vor ihm langsam auflöste. Die Stimme schien auf einmal von sehr weit weg zu kommen und er versuchte zu blinzeln. Zdziarstek saß immer noch ungerührt auf seinem Stuhl, als der Kopf des Polizisten langsam auf die Tischplatte fiel. Zwei Männer in schwarzen Anzügen nährten sich den beiden. " Sie hätten meinen Rat befolgen sollen und die Nächte des Mondes meiden sollen, mein lieber Mr. Peterson." Sagte der Professor und trank sein Glas leer. Zur gleichen Zeit Behutsam strich er über das blank schimmernde Holz, das im Schein der vielen Kerzen wie ein geschliffener Edelstein leuchtete. Auf den ersten Blick hätte man fast davon ausgehen können, es mit einem Schmuckstück zu tun zu haben. Wären da nicht sie silbernen Messingriffe an den Seiten und das silberne Kreuz auf dem Deckel gewesen. Der Mann erhob sich aus seiner hockenden Position, in der er vor dem Sarg gesessen hatte. Jetzt trat er ein paar Schritte zurück und betrachtete ihn von allen Seiten. Das dunkle Ungetüm lag auf einem steinernen Sockel, in dem hineingeschlagen, Engel in theatralischen Verengungen ihre Leiber wanden. Der grauhaarige Mann griff nach einem der Kerzenständer und mit einem leisen Knirschen begann der Sarg mit dem Podest im Boden zu versinken. Zufrieden Lächeln wandte sich der Mann zum gehen. " Bald wirst du deinen Frieden finden und deine Flügel zurück bekommen, gefallener Engel." Mit langsamen Schritten verließ er die einsame Kapelle, als sich die schwere Marmorplatte über den verborgenen Spalt geschlossen hatte. Einige Stunden später wachte Charly mit dröhnenden Kopfschmerzen wieder auf. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch etwas versperrte ihm die Sicht. Nach wenigen Minuten musste er feststellen, das sowohl seine Hände, als auch seine Beine zusammengebunden waren und er somit wie ein Paket verschnürt, auf einem feuchten, kalten Boden lag. Verzweifelt unternahm er die Anstrengung sich zu befreien, doch nach ein paar Minuten kam er zum dem Schluss, das es sinnlos war und keuchend und klatschnass vom eigenen Schweiß hörte er auf sich hin und her zu winden. Das Blut rauschte in seinen Ohren, als er fieberhaft darüber nach dachte, was das alles zu bedeuten hatte. Integra wollte eigentlich an der Kreuzung den Weg nach rechts einschlagen, um zu Bretons Haus zu gelangen, doch dann entschied sie sich auf einmal für links. Seras sah sie fragend an, doch Integra fuhr mit nachdenklichem Blick die Straße hinunter. Als wenig später den Wagen am Gehsteig parkte, konnte Seras ihre Neugierde nicht mehr länger zügeln. " Was wollen wir hier?" " Einen guten, alten Freund nach Neuigkeiten fragen." Antwortete sie knapp und ging zum Eingang des Mietshauses. Seras beeilte sich ihr zur folgen. Integra drückte einer der Klingeln, doch nichts rührte sich. Doch das hielt die Lady nicht ab, sie öffnete mit einem raschen Ruck die Eingangstür und verschaffte sich somit Zutritt. Immer noch schweigend liefen sie hintereinander die Treppen hinauf. Im dritten Stockwerk blieb Integra stehen. Wieder klingelte sie, bevor sie nach dem ungehörten Versuch sich erneut ihre Kräfte einsetzte. Die Tür gab ein Ächzen von sich als das Schloss nachgab. " Mr. Peterson?" Integra und Seras betraten die dunkle Wohnung, die sie still empfing. "Scheint niemand da zu sein" flüsterte Seras und sah sich suchend in den Räumen um. Integra Blick fiel auf den blinkenden Anrufbeantworter. Kapitel 46: ------------ "Hier sehen sie mal!" Seras kam aus dem Wohnzimmer, in einer Hand einen dünnen Ordner. "Was ist das?" Seras schlug die erste Seite auf. " Sieht aus wie eine Beschreibung der Hellsingorganisation." Integra riss ihr den Stapel Papier aus der Hand. Mit hektischen Bewegungen blätterte sie herum. "Woher zur Höhle hat er das?" Plötzlich viel der Umschlag heraus und beide Frauen bückten sich danach. Seras war schneller. Sie machte große Augen, als sie erkannte, wer und was auf den Fotos abgebildet war. Integra verzog die Stirn. " Woher stammen diese Bilder, wer hat..." Das laute Schrillen des Telefons ließ sie herumfahren. Für einen Moment rührten sie sich nicht und der Ton verstarb nach zweimaliger Wiederholung, als der Anrufbeantworter ansprang. " Hallo hier ist Charly Peterson, wie sie hören können, bin ich mal wieder nicht zu Hause, aber das soll sie nicht daran hindern, mich mit ihren Sorgen zu belästigen. Sie wissen ja bestimmt wie es geht, einfach auf den Piepton warten und dann das Übliche." Es folgte ein leises Knacken, dann war eine andere Stimme zu hören. "Hey Charly, ich bin es Tom. Entschuldige bitte, dass ich jetzt erst Zeit finde dich anzurufen, aber es gab so viel bei uns zu tun. Na, ja ich hoffe ich habe dich nicht zu lange warten lassen. Ruf mich doch einfach wieder an, die Nummer hast du ja, bis dann." Ein kurzes Pfeifen ertönte, dann war es wieder still. Integra spurtete zum Telefon und ihre Hoffnungen erfüllen sich. Auf der Digitalanzeige leuchtete tatsächlich die Nummer des letzten Anrufers auf und sie griff nach einem Zettel und Stift. "War das sein Freund vom Militär?" fragte Seras und Integra nickte. "Mal sehen ob wir nicht selbst ein bisschen mit ihm reden können." Sie wandte sich zum gehen. " Vielleicht sollte ich ihn mal anrufen." Plötzlich stutzte sie. Von draußen erklang auf einmal das Geräusch von schnellem Fußgetrappel. Ein kurzer Blick zu Seras genügte und die verstand. Die beiden zogen sich an die Wand zurück und blickten wartend zur Tür. Zu erst passierte gar nichts, doch dann hörte man wie sich jemand an dem Schloss zu schaffen machte. Der Türknauf drehte sich und hereinkamen vier Männer in schwarzen Anzügen. Alle vier trugen trotz der späten Stunde dunkle Sonnenbrillen und in ihrem linken Ohr steckte der silberne Knopf eines Headphons. Einer nach dem anderen durchstreifte jetzt die Wohnung, wobei sie sowohl Seras, wie auch Integra dabei fast auf die Füße traten. Einer von ihnen stand für kurze Zeit so dicht bei Integra, das sie seinen Atmen riechen konnte. Angewidert drehte sie den Kopf zur Seite, nichts war schlimmer als der Geruch von kaltem Zigarettenqualm. " Hier ist nichts auffälliges zu finden Sir." sagte er auf einmal und griff sich dabei an sein Ohr. "Wie, ja verstehe, wir nehmen einfach alle Papiere mit. die wir finden können, ende." Er sah hoch und winkte einem der Männer mit ihm ins Schlafzimmer zu gehen. Es dauerte noch ein paar Minuten, dann waren sie alle wieder im Flur versammelt. "O.k. das war es, verschwinden wir." Er wollte schon zur Tür raus, als er den Anrufbeantworter bemerkte. Mit einem Ruck riss er das Kabel aus der Wand und schmiss das Gerät einem seiner Kameraden zu. " Ich denke nicht, das Charly es noch schaffen wird mich zurück zu rufen." Murmelte er und Integras Kopf schnellte herum. Der in schwarz gekleidete Mann war überrascht von der unerwarteten Wucht, die ihn an die Wand donnerte. Die übrigen drei sprangen entsetzt zurück, als die blonde Frau wie aus dem nichts vor ihnen auftauchte und nach dem leblosen Körper griff, der blutend vor ihnen auf dem Boden lag. Doch viel Zeit zum Reagieren blieb ihnen nicht. Seras nutzte ihre Stellung und einer nach dem andere fiel sang und klanglos um. Integras Finger glitten durch die hellrote Flüssigkeit, als wenn sie Furchen hinein ziehen wollten, mit zitternder Hand führte sie die schimmernden Tropfen zum Mund. Charly hörte auf einmal das leise Gemurmel von Stimmen, die immer näher kamen. Er hielt den Atmen an und mit einem mal wurde er unsanft auf die Füße gezerrt. Jemand befreite seine Beine von den schneidenden Fesseln. Seine tauben Glieder wankten zunächst leicht taumeln hin und her, bis er grob nach vorne geschubst wurde. Immer noch waren seine Augen verdeckt, so dass er sich blind auf die Führung durch zwei kräftig zupackende Hände links und rechts von sich verlassen musste. So lief er eine Weile und nur seine und die Schritte seiner Begleiter hallten an sein Ohr. Was zur Hölle geht hier bloß vor? Dachte er jetzt schon zum x-mal, aber seine Gedanken wurden je unterbrochen, als seine Führer plötzlich anhielten und ihn dabei fast fallen ließen. "Legt ihn auf die Liege da!" Charly keuchte, das war eindeutig sie Stimme von Zdziarstek. Er wurde nach hinten gedrängt und spürte auf einmal wie ihm etwas hartes gegen die Kniekehlen stieß, dann viel er um und seine Arme, wie auch Beide wurden festgeschnallt. Er versuchte sich zu wehren, doch es war zwecklos. " Bemühen sie sich nicht Mr. Peterson," Hände griffen nach seiner Augenbinde und das Gesicht des Professors tauchte vor ihm auf. Der kleine Mann lächelte, als wenn er ihn beruhigen wollte, aber Charly Herz schlug ihm bis zum Hals. "Was soll das, wo bin ich?" stieß er hervor, aber Zdziarstek antwortete nicht auf seine Frage. " Nun, Mr. Peterson. Ich denke es ist besser, ich verrate ihnen noch nicht alles, bevor nicht das Ergebnis feststeht." Er wandte sich um und Charly versuchte ihm mit den Augen zu folgen. Es schepperte kurz, dann war da wieder das sanfte Lächeln vor seinem Gesicht. "Vielleicht haben sie Glück Mr. Peterson und ihr Profil entspricht genau unseren Erwartungen." Entsetzt packte ihn als er sah was Zdziarstek in der Hand hielt. Den Kolben einer Spritze in der einen und eine riesige Injektionsnadel in der anderen Hand wies der Professor nun einen der Männer, die hinter der Liege standen an, Charly die Hose auszuziehen. "Es langt, wenn sie die Hüfte freilegen." Charly unternahm wieder den Versuch sich zu wehren, doch der Mann tat ungerührt seine Arbeit. " Himmel, was haben sie vor? Sind sie wahnsinnig, Mann?!" Zdziarstek legte kurz den Kolben bei Seite und griff dafür nach zwei Tupfern, mit denen er nun Charlys Haut desinfizierte. " Ich werde es vorher ein wenig betäuben. Keine Sorge es wird nicht weh tun." "Nein!!" Der Mann neben ihm presste ihm jetzt die Hand auf den Mund und Charly spürte wie es plötzlich kalt wurde, dann folgte ein kurzer Ruck, gefolgt von einem leichten Ziehen, dann ließ der Mann von ihm ab und trat wieder hinter die Liege. Charly schnaufte wie ein Tier, alles an ihm war nass und sein Herz drohte in seiner Brust zu zerspringen. " Was machen sie mit mir, verdammt noch mal." Er hörte sich an wie ein alter Dampfkessel. " Ich gebe ihnen die Chance ein Teil eines großartigen Ereignisses zu sein, das die Welt verändern wird." Hörte er wieder die vertraute Stimme. Er drehte den Kopf und beobachtete wie der kleine Schnauzbart neben ihm eifrig hin und her wuselte. Die Spritze in seiner Hand war nun bis zum Anschlag mit einer rotbraunen Flüssigkeit gefüllt, die der Wissenschaftler in mehrere, verschiedene Glasröhrchen füllte. " Glauben sie an Gott Mr. Peterson?" Charly antwortete nicht, doch das schien Zdziarstek nicht zu stören, er drehte sich kurz zu ihm um. " Ich auch nicht, denn ich glaube, dass so eine Welt viel zu großartig ist, als das ein einziges Geschöpf sie geschaffen haben kann." Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu. " Die Natur hat so viele fantastische Wesen hervorgebracht, finden sie nicht auch?" Charly stöhnte leise, das kalte Gefühl an seinem Unterleib ließ langsam nach und an seine Stell trat ein beißender Schmerz. " Zu dumm, dass keine wirklich vollkommen ist." Er trat wieder an die Liege heran. "Aber das werden wir bald ändern." Kapitel 47: Impetus ------------------- Zur gleichen Zeit in Salonicas Haus "Sie sind sich ihrer Sache vollkommen sicher?" Integra wurde langsam ungeduldig, "Ich weiß wo von ich rede, ich habe es schließlich selbst gesehen, er befindet sich im Imperial War Museum, in irgendwelchen unterirdischen Räumen!" fauchte sie und Senectus hob beschwichtigend die Hände. "Schon gut, schon gut, aber die Frage ist nun was war jetzt unternehmen wollen." Seras sprang vom Sofa auf. "Was für eine Frage, wir müssen sofort zu diesem Museum , bevor..." " Und wie meinst du kommen wir da rein? Glaubst du die lassen uns so einfach durch den Vordereingang marschieren?" fuhr Kalham sie an und Seras verzog zornig das Gesicht. "Aber wir können doch nicht einfach nur hier hocken und Däumchen drehen, jetzt wo wir wissen wo er ist." Sie sah zu Integra hinüber, dessen Gesichtsausdruck die gleichen Gedanken wiederzuspiegeln schien. " Entweder sie unterstützen uns, oder wir zwei gehen da alleine rein." Breton räusperte sich. " Ich werde es auf keinen Fall zu lassen, dass sie sich zu einem Himmelfahrtskommando aufmachen Lady Integra. Auf die Hilfe meiner Männer können sie sich verlassen." Er wandte sich an Senectus. "Aber die Einwände sind berechtigt, schließlich wissen diese Menschen mit wem sie es zu tun haben und werden über entsprechende Waffen verfügen, dennoch halte ich ein schnelles Eingreifen für unabdingbar, außerdem wollen wir doch alle wissen, was sich hinter diesem Chip wirklich verbirgt." Alles schwieg, bis sich Kalham wieder die Stimme erhob. " Was wir also brauchen ist ein Plan, richtig? Nun, mein Vorschlag wäre, uns den Überraschungsmoment zur nutze zu machen, denn schließlich wissen sie noch nicht, dass wir ihre Spur aufgenommen haben." "Gut, aber heute Nacht haben wir nicht mehr viel Zeit dort hinzukommen ohne Gefahr zu laufen uns dem Tageslicht aussetzten zu müssen." Warf Senectus ein. Plötzlich keimte in Seras eine Idee. "Und wenn wir eine Lösung für beide Probleme hätten?" Alle sahen sie an. Sie lächelte verschmitzt. " Vielleicht gibt es einen Weg wie wir zunächst unbemerkt in die Anlage gelangen können ohne einen der Eingänge zu benutzen." "Und wie soll das gehen?" fragte Kalham skeptisch. " Durch die Kanalisation!" rief auf einmal Allicia dazwischen und Seras nickte ihr grinsend zu. "Genau" Wieder wurde es still. " Ich weiß nicht ob das funktioniert." Sagte Kalham knapp. " Sagen sie ihren Männer Bescheid Breton," Integra marschierte zur Tür "die Operation startet in einer Stunde." Langsam wurde Charlys Herzschlag wieder ruhiger. Immer noch pochte das unangenehme Gefühl in seinem Unterleib, aber auch das ließ langsam nach. Der Professor hatte alle Röhrchen in eine Zentrifuge gestellt, die nun laut brummend anfing zu rotieren. " Bringen sie mir bitte die vorbereiteten Lösungen aus dem Kühlfach A , ja?" Der angesprochene Mann verschwand und Charly versuchte aus den Augenwinkeln zu sehen in welche Richtung er ging um sich ein wenig zu orientieren. Nach der Höhe der Decke und den angebrachten Neonröhren zu urteilen, befand er sich in einem ziemlich flachen Raum, der die Form eines Schlauchs hatte. Bis an die Decke waren die Wände, die er sehen konnte, gefliest und sauber. Neben ihm standen drei weitere, fahrbare Liegen, die jedoch alle leer waren und blankgeputzt im Licht der Röhren funkelten. " Wofür wird das alles hier gebraucht?" Zdziarstek nahm dem zurückkehrten Mann eine kleine, bauchige Flasche ab, in der eine grüne Flüssigkeit hin und her schwappte. " In diesen Räumen wird Geschichte geschrieben Mr. Peterson." Er stellte jetzt die Zentrifuge aus und nahm eines der Röhrchen in die Hand. Auf dem Boden des kleinen Glasgefäßes hatte sich ein Belag gebildet und darauf schwamm ein milchig, brauner Überstand, den er mit einer Spritze aufzog, dann überführte er ihn in die bauchige Flasche. Mit angespannter Mine ließ er zum Schluss die Flasche in seiner Hand kreisen. "In wenigen Minuten haben wir Gewissheit." Charly beobachte mit vor Anspannung zitternden Muskeln die schwenkenden Bewegungen, als sich auf einmal das grün in ein tiefes Blau verfärbte. Der Professor strahlte wie ein Kind, das gerade eine tolle Entdeckung gemacht hatte. " Meinen Glückwunsch Mr. Peterson auch sie sind klassifiziert und haben das Glück an unserem Durchbruch teilzunehmen." " Sagen sie mir endlich worum es hier geht, verdammt noch mal!" Zdziarstek lachte leise. "Sie haben schon Teile meines Forschungsprojekts bewundern dürfen, wobei ich zugeben, muss das sie zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz ausgereift waren. Ich wusste dort noch nicht auf welches Genom es wirklich ankommt." Er hielt ihm die Flasche direkt vor die Nase. " Ihre Stammzellen besitzen genügend Potential um die notwendigen Mitosen durchzuführen, wir müssen sie nur ein wenig dazu animieren." Charly keuchte "Die Wolfmenschen? Sie sind für die Verwandlungen verantwortlichen? Aber so etwas geht doch gar nicht, man kann Menschen doch nicht nachträglich genetisch manipulieren." Zdziarstek beugte sich tief zu Charly hinunter. " Oh, Mr. Peterson es gibt viel mehr Möglichkeiten als sie denken. Sagt ihnen die biogenetische Grundregel etwas? Jedes Individuum besitzt zu einem bestimmten Zeitpunkt seiner embryonalen Entwicklung die gleichen Anlagen, erst ab einem gewissen Schritt, entscheidet sich was wir werden. Doch die Gene für alles andere bleiben uns erhalten. Sie schlafen nur und alles was wir tun müssen, ist sie zu wecken." Er entfernte sich wieder und Charly überlief eine Gänsehaut. " Aber was bezwecken sie mit all dem, wozu soll das gut sein, Menschen in Tiere zu verwandeln?" Der Professor lachte wieder " Ich besitze nicht die nötige Kompetenz um ihn diese Frage zu beantworten, aber keine Sorge, wenn die nötigen Schritte vollzogen sind, interessiert sie das auch nicht mehr." Er nickte wieder einem der Wachen zu. " Bereiten sie den Operationssaal vor, Mr. Peterson wird heute noch implantiert werden." Wieder sah er zu Charly hinunter. " Glauben sie mir, es wird ihnen gefallen, ich schenke ihnen ein völlig neues Dasein." Zur gleichen Zeit Integra befestigte die Halterung der Pistolentasche an ihrem Bein und ließ anschließen die Schnallen ihrer Schusssicheren Weste einrasten. Sie drehte sich zu Seras um, die mit der Halkonnen auf dem Rücken, nach dem Munitionskasten griff. " Kann es losgehen?" Seras nickte " Roger, alles klar, der Rest wartet draußen." Sie verließen gemeinsam das Haus und stiegen in einen der brummenden Transporter. Kalham hob grüßend die Hand. Integra räusperte sich " Wir haben beschlossen Gruppen von jeweils fünf Mann zu bilden, insgesamt kommen wir damit auf 20 Gruppen. Drei von uns, zwei von den anderen bilden eine Truppe. An der Lambeth North steigen wir ein und arbeiten uns dann bis unter das Gebäude vor, alles weitere erfolgt dann vor Ort. Noch irgendwelche Fragen?" Keiner sagte ein Wort. "Na dann los!" Die Fahrzeuge setzten sich in Bewegung. Die Männer hatten die Liege, nach den Anweisungen des Professors gepackt und ihn darauf hin in einen anderen Raum geschoben, der ebenfalls gefliest war, aber dabei noch über allerlei andere Gerätschaften verfügte als der erste. In einer Ecke erkannte Charly ein fahrbares Narkosegerät und einen sogenannten C- Bogen für Röntgenaufnahmen. Einer der Männer begann nun sein Hemd zu öffnen und seine Brust mit Kontakten eines EKG- Gerätes zu bepflastern. Charly merkte, wie ihm die Panik langsam den Verstand nahm. Das konnte doch alles nicht war sein? Das musste ein Alptraum sein und er hoffte das ihn jeden Moment der Wecker retten würde, doch stattdessen, fuhren die Männer um ihn herum weiter damit fort ihn zu entkleiden und der zweite platzierte eine Braunüle in seinen linken Handrücken. Als alle Wagen die U-Bahnstation erreicht hatten, begannen Kalham und Integra die Gruppen aufzuteilen. Seras und Allicia fügten sich zusammen und gemeinsam mit fünf weiteren Männern ließen sie sich einer nach dem anderen durch einen geöffneten Kanalschacht in die Tiefe gleiten. Seras schulterte ihre Waffe und blickte vor sich in das scheinbare endlose Röhrensystem. Die grobe Richtung kannte sie, nur wie sollten sie am Ziel ihren Meister finden. Such! Fräulein Polizistin und denke dran der Weg ist das Ziel! Sie schreckte zusammen und riss verwundert die Augen auf. Meister? Doch da war wieder nichts als Stille. Seras biss die Zähne auf einander. " O.k. los geht's, mir nach!" und die Truppen setzten sich in Bewegung. Einer der Männer verließ kurz den Raum und kam dann mit einem Infusionsständer wieder, an dem mehrere, gefüllte Beutel befestigt waren. Hinter ihm erschien der Professor, der sein dunkelbraunes Jackett, jetzt gegen einen grünen O.P.Kittel getauscht hatte. " Haben sie sich mittlerweile ein wenig beruhigt?" Er blickte auf das piepende EKG das rechtes von der Liege stand. Charly war nun bis auf seine Unterwäsche entkleidet und blickte den Professor aus weit aufgerissenen Augen an. Er hätte dem Mann vor sich zu gerne etwas entgegen geschrieen, doch die Männer hatten seinen Mund mit einem Stück Pflaster versiegelt, nach dem er angefangen hatte, sie wie ein Irrer zu beschimpfen. Zdziarstek tätschelte sanft seinen Arm, " Ich verspreche ihnen Charly bei ihnen gebe ich mir ganz besonders viel mühe." Er öffnete seine bis dahin geschlossene rechte Faust. Zwischen den Fingern schimmerte ein kleines silbernes Metallstück. " Dieses kleine Wunderwerk, wird sie in der Kette der Evolution an die Spitze stellen." Seine Lippen verzogen sich ein wenig nach unten, " Auch wenn sie jetzt meinen einen hohen Preis dafür zu zahlen, garantiere ich ihnen, dass sie mir schon bald dafür dankbar sein werden. Gewiss sie werden, nicht mehr ganz Herr über sich selbst sein, dafür aber können sie ihre neu entdeckten Triebe voll ausleben." Er legte Charly den Chip auf die Stirn. " Für diesen Eingriff, muss ich nicht mal ihre Schädeldecke öffnen, ein kleiner Schnitt an der Schläfe reicht aus, um den Chip an seinen Bestimmungsort zu bringen." Er drehte sich um. " Wenn sie in wenigen Stunden aufwachen Mr. Peterson, werden sie ein völlig neues Wesen sein." Damit verschwand er aus der Tür und Charly spürte wie ihm langsam die Tränen über die Wangen liefen. " Wir sind da!" Allicia hob den Kopf und nickte. " Sehr gut laut Karte, müssten wir uns direkt unter dem Hauptgebäude befinden." Vor ihnen wand sich eine schmale Leiter nach oben in die Dunkelheit. Integra machte einen Schritt nach vorn " Gut ich und Kalham gehen zu erst, wenn die Luft rein ist kommt der Rest nach und dann durchkämmen die einzelnen Gruppen das Gebäude. Wir versuchen es zu erst unauffällig, wenn wir entdeckt werden," sie entsicherte ihre Waffe, " sollten wir zusehen, dass wir die Oberhand behalten." Damit stieg sie langsam die Leiter hinauf. Am Ende erwartete sie ein steinerner Deckel. Sie lauschte, doch anscheinend war nichts über ihr, was ihr Kommen bemerken würde. Integra spannte die Muskeln und mit einem knirschenden Geräusch schob sie die Platte zur Seite. Wieder lauschte sie, doch noch immer war es um sie herum ruhig und sie steckte vorsichtig den Kopf aus der Öffnung. Sie sah sich um, anscheinend waren sie in einem Lageraum rausgekommen, denn die gesamte Fläche war vollgestellt mit Kisten und Kartonagen. Sie hüpfte hinaus und Kalham, der direkt hinter ihr gewesen war, tat es ihr gleich. " Was ist das hier?" "Anscheinend so etwas wie ihr Vorratslager." Integra schnüffelte. Es roch eindeutig nach Wurst und Käse. Immer mehr Männer drängten nun durch das Loch und sahen sich im Raum um. "Wozu braucht ein Museum so viele Nahrungsmittel?" fragte Seras und trat an eine der Kisten heran." "Keine Ahnung, aber hier steht noch mehr rum." Allicia zeigte auf eine Gruppe von Matratzen, die an der hinteren Wand lehnten. " Das sieht doch aus, als wenn hier Menschen wohnen würden, oder?" Integra ging jetzt auf eine Tür zu, die neben den Matratzen war. " Ich schlage vor, wir sehen uns weiter um." Sie griff nach dem Türknauf und riss mit einem Ruck das Schloss aus der Tür. Kalham hob tadelnd eine Augenbraue. " Entschuldigung Lady Hellsing, aber hätte das nicht ein bisschen unauffälliger gehen können?" Doch Integra antwortete ihm nicht sondern verschwand durch die Tür. Der größere der beiden Männer setzte ihm jetzt eine O.P. Haube auf den Kopf und säuberte dann sein Gesicht. Der andere schob den Infusionsständer näher an die Liege und befestigte das Ende des Schlauches an der Braunüle. Noch einmal versuchte er sich zu wehren, doch ein schneller Griff reichte und mit halbgeschlossenen Lidern, sah Charly wie die klare Flüssigkeit der ersten Flasche langsam durch den Schlauch glitt. Kapitel 48: Slayers ------------------- Lautlos huschten die Truppe durch den dunklen Gang, der hinter der Tür lag. Integras Augen durchsuchten die Schwärze, doch noch immer schienen sie allein zu sein. Dann plötzlich gabelte sich der Gang und ein Treppenaufgang wurde auf der linken Seite sichtbar. " Ab hier trennen wir uns. Seras, du und die eine Hälfte läuft weiter gerade aus und ich und Kalham gehen mit der anderen hier lang verstanden? Melde dich so bald es Probleme gibt." Seras nickte und Integra marschierte die Treppe hinauf. Auf einmal heulte eine Sirene und alle erstarrten in der Bewegung. Charly spürte, wie seine Hand kalt wurde, als plötzlich ein heulen durch den Raum schallte. Die beiden Männer sahen sich kurz an und verließen dann fluchtartig den Raum. Charly blinzelte das war seine Chance Er wartete noch einen Moment, dann versuchte er die Liege hin und her zu kippen. Dabei merkte er wie ihm langsam schwindelig wurde, doch Charly biss die Zähne zusammen. Verzweifelt schmiss er sich abwechselnd, so weit es die Fesseln zu ließen auf die Seite. Das metallene Gestell fing an zu klapperund und zu zittern. Seine Arme wurden schwer, doch noch einmal riss er seinen Körper herum, dann auf einmal gab die Liege nach und er fiel polternd um. Der Schlauch mit dem Narkosemittel riss sich schmerzhaft aus seiner Hand, doch das war ihm egal. Mühsam zog er an den Fesseln, die immer noch seine Arme fixierten. Als er den Kopf herumwandte, entdeckte er die Schere, mit der einer seiner Peiniger, das Pflaster für seinen Knebel zurecht geschnitten hatte. Charly robbte schwerfällig mit der umgekippten Liege zu ihr heran. Dabei hatte er das Gefühl Blei in den Knochen zu haben. Nach ein paar Minuten hatte er es geschafft und die kühle der Schere in seinen Fingern weckte neue Energie in ihm. Krampfhaft versuchte er mit der geöffneten scharfen Seite die Lederriemen zu durchschneiden und tatsächlich, es funktionierte! Schnaufend zog er den ersten Arm nach vorne und befreite rasch noch den anderen. Er sackte erschöpft nach vorn, in seinem Kopf drehte sich alles und in den Ohren schienen Watte zu stecken. Dumpf nahm er das immer noch andauernde Schrillen einer Alarmsirene war. " Alles klar, das mit dem unauffälligen Verhalten wird jetzt nichts mehr, also gehen wir zu Plan B über." Integra zog ihre Waffe aus der Halterung und sah die anderen an. " Wir trennen uns trotzdem und ab sofort gilt, das auf alles geschossen wird, was nicht zu uns gehört, verstanden?" Ein einstimmiges Nicken folgte, dann marschierten sie los. Nach dem er seine Beine befreit hatte, versuchte er wieder in seine Hosen zu steigen. Seine Bewegungen waren immer noch fahrig und unkoordiniert, als wenn er völlig betrunken wäre. Charly atmete für ein paar Sekunden tief ein und aus. Die Wirkung des Narkosemittels war trotz der geringen Menge verdammt gut und er fluchte leise vor sich hin. Schwankend kam er auf die Füße. Sein Blick fiel auf die Schere, die immer noch am Boden lag. Er hob sie auf, dass war zwar keine sehr effektive Waffe, aber immer hin besser als nichts. Torkeln schlenderte er zur Tür. Er musste die Zeit nutzen um hier raus zu kommen, wenn er nicht letzten Endes als Versuchskaninchen herhalten wollte. Die Vorstellung wieder auf einer der Liegen geschnallt zu werden, setzte bei ihm einen gehörigen Schwall Adrenalin frei und er stolperte zur Tür hinaus. Seras und Allicia waren nur einige Hundert Meter weit gekommen, da tauchten auch schon die ersten in schwarz uniformierten Männer vor ihnen auf. Ohne ein Wort eröffneten sie das Feuer und Seras sprang beim ersten Knall blitzartig zur Seite. Neben ihr schlug ein Geschoss in die Wand ein und ein feiner, silberner Staub rieselte aus dem Einschussloch auf den Boden. Sie schluckte. Diese Kerle wussten tatsächlich wie sie sich wehren konnten. Doch sie überlegte nicht lange, sondern machte ihre Kanone einsatzbereit. " Aus der Bahn!" Sie hielt die Mündung direkt in die vor ihr stehende Gruppe und mit einem lauten Donnern verließ die erste Ladung das Stahlrohr um sich wie ein glühender Blitz zu entladen. Integra und Kalham rannten unterdessen die Treppe hinauf, sie hatten gerade das erste Stockwerk erreicht, als ihnen zwei Männer mit Maschinengewehren entgegen kamen. Integra zögerte nur einen winzigen Moment, dann betätigte sie den Abzug. Die beiden stolperten getroffen nach vorn, der erste wurde von dem hinter stehenden geschubst und gegen das Geländer geschleudert, wie ein schwerer Mehlsack verlor er den Halt und fiel zischen den Stufen in die Tiefe. Der zweite schien noch einen Schritt auf sie zu zumachen, ein dünner roter Faden, quoll zwischen seinen Augen hervor, als er vor ihnen zusammenbrach. "Volltreffer!" kommentierte Kalham und Integra bog wortlos in den Durchgang ein , aus dem die zwei erschienen waren. Ein schmaler Flur tat sich zu beiden Seiten auf und Integra warf rasch den Kopf hin und her, doch es war niemand auszumachen. " Los weiter!" Sie gingen nach rechts und nach wenigen Minuten erreichten sie eine Balustrade, die in ihrer Gesamtheit eine Halbrunde Eingangshalle einfasste. Von der Balustrade führten zwei sich gegenüberliegende Marmorstufen nach unten. Überall standen Vitrinen und Rüstungen herum, anscheinend hatten sie die Ausstellungsräume erreicht. Kalham wies mit Handzeichen ihre übrigen Begleiter an, sich langsam zu verteilen. Integra sah sich um, sie konnte sich nur schemenhaft an das Museum erinnern, es war so lange her, dass sie und ihr Vater es zusammen besucht hatten. Er hatte ihr die vielen Stücke eines nach dem anderen gezeigt und ihr dabei mit seiner ruhigen Stimme erklärt, woher er stammt und welche Bedeutung es hatte. Sie spürte wieder dieses komische Gefühl von Traurigkeit in sich aufkeimen, als es plötzlich um sie herum hell wurde. Reflexartig warf sie sich hinter eine der Rüstungen, als die Wesen auch schon durch eine der vielen Seitentüren hereinbrachen. Ein ohrenbetäubendes Schreien erfüllte die Halle und dann entbrannte der Kampf. Die Schar Wölfe die sich nun auf sie stürzten schien endlos, ein schwarzschimmernder Leib nach dem anderen dränge sich durch die schmale Tür und das Holz des Rahmens brach bereits knirschend auseinander. Integra streckte den Arm aus und wartete bis der erste mit einem gewaltigen Sprung auf sie zuhechtete. Mit funkelnden Augen drückte sie ab und der Kopf des Monsters zerplatzte wie ein Kürbis. Beißender Rauch stieg aus den Überesten empor und der zuckende Körper fiel polternd um. Hastig lud sie erneut durch und rannte nach vorn. Kalham schlug sich gleich mit zwei von diesen Kreaturen herum, als sie ihm zu Hilfe kam. Die anderen Werwölfe hatten sich entschieden, ihre menschliche Hülle abzustreifen und sich mit Krallen und Zähnen blutig zu verteidigen. Dabei hatten sie gegenüber den Mutanten einen entscheidenden Vorteil. Erst im unmittelbaren Vergleich fiel Integra auf, dass die natürlichen Exemplare fast zwei Köpfe größer waren, aber trotzdem hatten sie mit der Übermacht ihre liebe Mühe. " Los wir müssen hier weg, bevor uns die Munition ausgeht!" Schrie ihr Kalham ins Ohr und beide sprangen über die Brüstung in die Haupthalle. " Wohin?" Integra legte erneut auf einen der Tiere an. " Am besten erst mal wieder in den Keller, mal sehen ob uns die anderen den Weg freigemacht haben." Die anderen Vampire folgten ihnen. Integra wollte schon mit den anderen durch eine zweite Tür nach unten laufen als.... Das ist der falsche Weg, dort wirst du nicht finden was du suchst! Blitzartig fuhr sie herum und hielt sich zittern an der Wand fest. Während dessen..... Langsam gewann er die Kontrolle über seinen Körper zurück. Die Watte in seinen Ohren gab nach und auch das Bild vor seinen Augen blieb endlich gerade. Charly schüttelte sich. Er war nach dem er aus der Tür raus war, einen engen Korridor entlanggelaufen, jetzt luckte er vorsichtig um eine Ecke. An der gegenüberliegenden Wand war ein Eingang zu einem Treppenhaus. Sein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer. Schnell hastete zu ihm hinüber. Er wollte schon die Stufen hinunter laufen, als ihn ein unerwarteter Schlag von hinten traf. Er stolperte nach vorn und fiel unsanft auf die Knie. "Wo wollen sie denn hin Mr. Peterson?" Charly hatte das Gefühl, als wenn sich ein Eisblock in seinem Magen ausbreitete. Die Truppe um Allicia und Seras kämpfte sich bereits durch den zweiten Raum. Aus dem ersten drang schwarzer Rauch und die Luft stank nach verbranntem Fleisch und Blut. Allicias Leute hatten sich bis auf einige wenige verwandelt und zerrissen alles und jeden den sie zwischen ihre Pranken bekamen. Seras war dazu übergegangen sich mit der P90SX zu verteidigen und konnte manchmal nur haarscharf den silbernen Patronen ihrer Gegner ausweichen, sie war gerade dabei ein neues Magazin einzulegen, als sie es ganz deutlich hörte. Zuerst klang es wie ein leises Scheppern, doch dann erkannte sie es deutlich. Sein Lachen. Es hallte von den Wänden. Als wenn er selbst zwischen ihnen stehen würde. "Hey, was ist los?" Allicia packte die erstarrte Seras an der Schulter. " Hörst du ihn denn nicht?" Allicia runzelte verwirrt die Stirn. " Wen soll ich hören, hier ist es doch sau laut!" Sie schwenkte kurz herum und versetzte dem Mann hinter ihr eine Ladung in die Brust. Seras blinzelte, dann sprang sie plötzlich auf. "Wir müssen in diese Richtung!" Ohne auf die Schüsse um sie herum zu achten rannte sie nach vorn um dann hinter der nächsten Biegung zu verschwinden. Kapitel 49: Congredi -------------------- Charly drehte sich langsam um. Über ihm stand, immer noch in seinem grünen O.P. Kittel gehüllt, Professor Zdziarstek. Dieses mal umklammerten seine Finger nicht den Stempel einer Spritze, sondern den Griff eines Revolvers. Sein Gesichtsausdruck wirkte verärgert. " Sie haben doch nicht allen Ernstes die Absicht mein Angebot abzulehnen?" Als Charly versuchte aufzustehen, machte der Professor einen raschen Schritt nach vorn und drückte ihm den Lauf der Waffe auf die Stirn. Der Polizist verhaart in seiner Bewegung. " Tzzz, Charly ich hätte nie gedacht, dass sie so dumm sind und die Größe meiner Arbeit nicht erkennen, verstehen sie denn nicht was das für sie bedeutet, was ich ihnen ermögliche?" Charly schmerzten die Knie auf denen er saß und er biss sich wütend auf die Unterlippe. " Sie sind doch völlig verrückt, sie und die anderen gehören allesamt in die Klapse!" Für einen kurzen Moment schwieg der kleine Mann, dann fing er auf einmal an zu kichern. Charly fluchte innerlich, aber der kalte Stahl klebte immer noch auf seiner Haut. " Sie törichter Einfallspinsel, sie haben doch keine Ahnung worum es hier geht, ihr kleiner Geist begreift nicht und wird auch nie begreifen was für phantastische Dinge um uns herum existieren und welche Macht sie über uns haben!" Seine ausgestreckte Hand fing an zu zittern und Charly spürte wie ihm der Angstschweiß den Rücken hinunterglitt. Jetzt steigerte sich das alberne Kichern in ein hysterisches Lachen. " Aber wir können sie bezwingen und sie beherrschen, wir können ein Teil von ihnen werden." Er beugte sich nach vorn. " Aber nur wenige von uns besitzen die nötige Veranlagung und sie Charly gehören zu den Auserwählten. Darum haben sie keine Wahl Charly und deshalb werden sie jetzt auch ganz brav sein und wieder mit mir zurück gehen, damit wir endlich anfangen können." Plötzlich stürzte sich Charly nach vorn, der Professor machte überrascht einen Schritt nach hinten und riss er die Waffe nach oben. Charly griff nach seinem Sprunggelenk und bevor der Professor reagieren konnte wurde er von den Füssen gerissen, sein Oberkörper fiel nach hinten und für den Bruchteil einer Sekunde machte sich Entsetzten auf seinem Gesicht breit, als er erkannte das hinter ihm die Stufen in die Tiefe führten. Es dauerte einige Sekunden bis der Körper aufschlug und das Geräusch von brechenden Knochen hallte kurz von den Wänden wieder. Charly zögerte, dann raffte er sich auf und ging langsam, die Schere nun wie ein Messer an sich gepresst, die Stufen hinunter. An der untersten, fand er den Professor, dessen Gliedmaße wie bei einer verdrehten Puppe abstanden. Die kleinen blauen Augen blickten leer an ihm vorbei. Charly entfuhr ein Seufzer der Erleichterung, als er über ihn hinweg stieg, auch wenn es Mord war, er hatte keine andere Wahl gehabt. Er blickte nach rechts und links. Zwei Türen standen ihm zur Auswahl, die eine führte weiter ins Gebäude, die andere war eine Sicherheitstür und ermöglichte ihm vielleicht die Flucht nach draußen. Seine Entscheidung fiel, als er die Schüsse und das Kampfgebrüll hörte, rasch entriegelte er das Schloss und schlüpfte nach draußen. Integra wartete doch er war wieder verschwunden. Sie atmete tief ein und aus, wo zur Hölle steckte er bloß und warum zum Teufel machte er keine genaueren Angaben. Sie wollte sich schon wieder dem Kellereingang zu wenden, als ein lautes Knurren sie erneut herumfahren ließ. Es schien, als wenn es aus der Dunkelheit um sie herum kam. Von allen Seiten! Sie riss ihre Waffe hoch. Plötzlich sprang ihr ein schwarzer Schatten entgegen und Integra feuerte ihm eine Kugel entgegen. Doch hinter dem getroffenen Mutanten erschien augenblicklich ein neuer und sie musste erschrocken feststellen, dass sie eingekesselt war. Der einzige Weg der ihr noch blieb war der Weg nach links und ohne lange zu überlegen rannte sie los. Ihre Schritte halten hell durch den steinernen Flur und mischten sich mit den dunklen Schnaufen und Hecheln das sie verfolgte und immer näher kam. "Warte Seras wo willst du hin?" Allicia versuchte verzweifelt mit der Vampirin schritt zu halten, doch Seras schien wie vom Teufel gehetzt. " Wir sollen hier lang und zwar schnell." Die beiden Frauen erhielten bei ihrem imaginären Marathon bald Gesellschaft. Vor und hinter ihnen ertönten Schüsse und Allicia konnte mit einem beherzen Sprung auf Seras Rücken gerade noch verhindern, dass diese getroffen wurde. Schnaufend purzelten die beiden übereinander. " Bist du bekloppt, hier wie eine lebende Zielscheibe rumzuirren?" Beide griffen zu ihren Waffen und feuerten. "Du verstehst nicht, ich kann ihn hören, er will das wir hier lang laufen und wir sollen uns beeilen. Außerdem sollen wir das Alte von Neuem trennen." Allicia sah aus wie ein fleischgewordenes Fragezeichen. "Ähhh?" Seras zuckte mit den Achseln, "Das habe ich allerdings auch nicht verstanden, aber das geht mir mit vielem so. Los komm jetzt!" Damit rannten sie wieder los. Integra versuchte bei ihrer Flucht einen Blick nach hinten zu werfen, da der Gang durch den sie lief ständig die Richtung wechselte, ließ sie es nach dem ersten Versuch bleiben, doch plötzlich war es still hinter ihr. Nach einigen Metern wurde sie langsamer und horchte. Tatsächlich die Biester schienen auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. Keuchend sah sie den Gang hinunter. "Keine Sorge, Integra sie werden dir nichts tun." Die unerwartete Stimme ließ sie zusammen fahren, dann fuhr sie mit der ausgestreckten Waffe herum. Am Ende des Ganges war auf einmal ein Mann erschienen. Sein schwarzer Umriss zeichnete sich in einer geöffneten Tür ab vor der er stand. Integra blinzelte. Trotz der Entfernung konnte sie sein Gesicht erkennen und ihre Augen weiteten sich. Das konnte unmöglich sein. In Seras Ohren dröhnten die Schüsse des hinter ihnen ablaufenden Kampfes, als sie erneut stutzte. Allicia uns sie waren den Gang zu Ende gelaufen und beide standen nun vor einer Wand. "Das ist eine Sackgasse, hier geht es nicht weiter!" Allicia wandte er nervös um, aber keiner schien sie mehr zu verfolgen. Seras keuchte und runzelte verwirrt die Stirn. Ihre Hände fuhren suchend über die blank geschliffenen Steine. Sie sah sich um, aber nirgendwo war eine Tür. Doch das Gefühl in ihrem Inneren drängte weiter, aber wohin? "Wohin! Sag mir Meister wohin?" flüsterte sie, aber anstatt einer Antwort, begannen die Fugen mit einem mal zu knirschen und zu bröckeln und wie aus dem Nichts erschien vor ihr ein geheimer Eingang. Mit fragendem Blick sahen sich die beiden an, als sich vor ihnen ein enger Schacht auftat. Charly huschte halb geduckt über den Rasen. Die Tür hatte in das Gelände hinter dem Museum geführt und er hatte versucht nach vorne zu kommen, doch schnell musste er feststellen, dass er auch hier draußen nicht alleine war. Bewaffnete Männer und graue Pelzhaufen jagten sich gegenseitig durch die Dunkelheit und er hatte Mühe nicht zwischen die Fronten zu geraten. Schnaufend hielt er sich die schmerzende Hüfte. Er war kurz hinter einem dicken Haselnussbusch in Deckung gegangen um sich auszuruhen. Dabei lauschte er angestrengt in die Nacht. Er musste sich schnell was überlegen, wenn er nicht als Kanonenfutter oder als Hundekuchen enden wollte. Dann entdeckte er vor sich die Umrisse eines kleinen Hauses. Noch einmal prüfte er, ob die Luft rein war, dann spurtete er los. Als er das Gebäude erreicht hatte, erkannte was es wirklich war. Das goldene Kreuz über dem Eingang schimmerte im Licht des Mondes. Eine Kapelle! Charly warf einen Blick über die Schulter. Eigentlich der beste Platz um sie vor den Kreaturen der Hölle zu verstecken. Er drückte die Klinke des Eingangstores. Für einen Moment fürchtete er, sie wäre abgeschlossen, doch dann öffnete sich die Tür und er schickte dankbar ein Stoßgebet zum Himmel. Kapitel 50: Exoriri ------------------- "Wie kann das sein? Das ist unmöglich?" Integra stand immer noch völlig bewegungslos im Gang, als der grauhaarige Mann mit einem breiten Lächeln auf sie zu kam. Seine hochgewachsene Gestalt steckte in einem ebenso grauen, maßgeschneiderten Anzug und in seiner linken Hand rauchte ein halbverbrannter Zigarillo, die andere steckte lässig in der Hosentasche. Kurz vor ihr blieb er stehen. Er schüttelte lachend den Kopf. " Mein Gott, es ist unglaublich was aus dem kleinen Mädchen geworden ist, dass ich einst gesehen habe." Er legte den Kopf schief und lächelte. "Es ist wirklich schon sehr, sehr lange her." Integra gewann langsam ihre Fassung wieder. " Wer sind sie?" Der Fremde hob überrascht die Augenbrauen. " Sag mir bitte nicht das du mich nicht mehr erkennst, schließlich habe ich doch sehr lange Zeit bei euch im Hause verbracht, auch wenn du damals noch recht jung warst. Aber bitte, ich finde das ist nicht der richtige Ort um sich zu unterhalten und die Waffe, nun," er breitete beide Arme aus. " wie du siehst ist sie nicht nötig, außerdem solltest du mir auch ohne völlig überlegen sein." Er wandte sich um und Schritt zurück zur der Tür aus der er gekommen war. Dabei warf er einen Blick über die Schulter. " hier draußen wirst du die Antworten die du suchst nicht finden." "Wo führt uns dieser Gang bloß hin!" Seit sie durch den engen Schacht auf allen vieren unterwegs waren, fragte sich Seras das auch. Es war stockdunkel um sie herum und nur das Geräusch ihrer Bewegungen begleitet sie. Allicia hinter ihr fluchte leise. " Und wenn das eine Falle ist?" "Dann hätte uns mein Meister hier nicht hin geführt." Antworte sie knapp und krabbelte weiter, dann auf einmal wurde der Platz um sie herum größer und der Schacht war zu Ende. Seras rappelte sich auf und blickte sich staunend um. Sie waren in einer Art Gruft angekommen, denn um sie herum lagen, in einzelnen Fächern aufgebart und zum Teil völlig verrottet die Überreste von Särgen und menschlichen Gebeinen. Allicia hinter ihr trat mit gerunzelter Mine an einer der Fächer heran. "Sieht nach heiligen Gräbern aus:" Sie deutete auf einen skelettirrten Leichnam, der in den Stoffresten eines einst prachtvoll bestickten Totenhemdes gekleidet war und in seinen gefalteten Fingern ein silbernes Kreuz festhielt. Seras nickte. Den ganzen Raum zierten Bilder, auf denen Engel und Männer mit einem Heiligenschein abgebildete waren. Seras erkannte einige Kerzenhalter an der Wand, in denen noch einige Wachsreste steckten. "Hey Seras sieh dir das an!" Sie wandte den Kopf und folgte Allicias ausgestreckter Hand. In der Mitte des Raumes stand ebenfalls ein steinerner Sarkophag, doch etwas an ihm war anders als bei den anderen. Langsam umrundeten die beiden Mädchen den schwarzen Stein. "Irgendwie sieht der hier verdammt neu aus." Kommentierte Allicia und dann blickten sie sich auf einmal wortlos an. Integra kämpfte kurz mit sich dann senkte sie die Waffe und folgte dem Mann. Er erwartete sie in einer Art Büro. Es sah fast nach einer gemütlichen Unerhaltung unter Freunden aus. Auf dem Tisch standen zwei Gläser und im Kamin prasselte ein helles Feuer. Integra blickte zu ihm hinüber. Der Mann hatte sich zu einem der Schränke bewegt und nach wenigen Minuten erklang zarte Klaviermusik. Er drehte sich ihr wieder zu. " Ich weiß ja nicht ob ich damit auch deinen Geschmack treffe, aber Abraham war regelrecht verliebt in diese Musik." " Wer sind sie und was soll das alles hier?" Wieder lachte er. " Genau wie der Vater, immer ungeduldig und immer bestrebt schnelle Antworten zu erhalten. Gut," Er ging hinüber zu seinem Schreibtisch und setzte sich in den riesigen schwarzen Drehstuhl. "wer ich bin, das solltest du wissen." Integra lachte. " Sie können unmöglich der sein für den sie sich ausgeben, das ist nicht machbar, es sei denn." "Nein deinen Weg der Unsterblichkeit habe ich nicht gewählt." Unterbrach er sie. "Meine glückliche Fügung kommt nicht aus der Hölle sondern aus der anderen Richtung." Er faltete die Hände wie zum Gebet. Seine grauen Augen ruhten stumm auf ihrem Gesicht. Integra schüttelte ungläubig den Kopf. " Michael Johansson der siebte Ritter." Der Mann strahlte erfreut. "Sie an, so gar mein Name ist dir noch bekannt, ja ich weiß es ist vielleicht ein wenig unfassbar, aber nun es hat alles seinen Sinn." " Was machen sie hier und warum haben sie diese Kreaturen geschaffen und diesen Chip! Sie sind doch wohl für all das verantwortlich, sie und .." Er hob abwehrend die Hände. "Alles zur seiner Zeit Integra. Soviel sei dir gewiss. Ja ich habe all das was du gesehen hast geschaffen aber du begreifst noch nicht was hinter all meinem Tun steht." Integra erwiderte starr seinen Blick. " Sie waren wie mein Vater ein Mitglied des heiligen Ritterordens, warum haben sie sich damals gegen ihn und uns gestellt, als sie die Freaks heraufbeschworen haben?" Er stand nun wieder auf und ging zu einem kunstvollen alten Klobus hinüber, der neben dem Kamin stand. Er gab ihm mit einer raschen Handbewegung einen, kleinen Schubs und die Länder der Erde drehten sich vor Integras Augen. " Gott hat sich viel Mühe mit seiner Schöpfung gegeben Integra und sie ist ihm wirklich prächtig gelungen, nicht war?" Auch er starrte auf die wirbelnden Striche. " Und doch gibt es Wesen die diese Pracht in Frage stellen und sie zerstören wollen." Langsam wurden die Drehungen kraftloser, bis sie nach einem kurzen Augenblick völlig erstarrten. " Diese Wesen sind es, die wir in seinem Namen auslöschen müssen, das war seit je her unsere Bestimmung und unsere Aufgabe. Dein Vater und ich waren die Einzigen damals, zu unserer Zeit, die sich dieser Pflicht voll und ganz bewusst waren." Er lachte kurz auf. " Die anderen glaubten, dass ein paar fromme Gebete schon reichen würden, doch Abraham und ich waren uns unserer Gegner voll und ganz bewusst." Er drehte sich jetzt ganz zu ihr um. " Wir wussten, dass man Feuer nur mit Feuer bekämpfen konnte und das wir einen Weg finden mussten um uns das Böse zu nutzte zu machen." Sein Blick bohrte sich in ihren " Und das Ergebnis unserer Bemühungen hast du selbst kennen lernen dürfen. Dein Vater hat es tatsächlich fertig gebracht den Teufel zu zähmen." Charly ließ sich vorsichtig hinter einer der Bänke nieder. Sein Blut rauschte in seinen Ohren, als er für einen Moment die Augen schloss und sich an das kühle Holz lehnte. Seinem Kopf begannen die Gedanken herumzuwirbeln. In was war er da bloß hineingeraten und was viel wichtiger war, wie kam er aus der ganzen Scheiße wieder raus? Seras und Allicia stemmten auf drei gemeinsam die Marmorplatte bei Seite und mit einem lauten Donnern zerbrach der Deckel auf dem marmorierten Boden. Eine Staubwolke wirbelte auf und Seras hielt sich für einen Moment schützend die Hand vor die Augen, bevor sie sich am Rand des Sockels hochstemmte und in das Innere des Sarges blickte. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und ihr Unterkiefer klappte nach unten. " Meister!!!!" Das Quietschen der Tür ließ ihn hochfahren. Sein Pulsschlag beschleunigte sich schlagartig wieder, als das Getrappel schwerer Stiefel die Stille der heiligen Halle verdrängte. " Wir sollen doch hier nicht rein Mann!" ertönte auf einmal eine rasselnde Stimme und Charly hielt für ein paar Sekunden die Luft an. " Ich will nur nachladen oder willst du das uns die Viecher in Stücke zerlegen." Schnauzte eine zweite und dann hörte man das Klacken von Metall. " Beeil dich, bevor uns diese Biester noch wittern." mischte sich nun eine dritte Stimme dazwischen "Ja, ja." Charly drehte sich auf die Seite, dabei vergaß er allerdings die Schere in seiner Gesäßtasche. Mit einem hohen Klirren fiel sie auf die steinernen Fließen. Integras Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. "Dieser Teufel hat unserer Familie und unserer Organisation treu gedient und uns in unserem Kampf mit aller Kraft unterstützt." Der Grauhaarige nickte. " Das ganz ohne Zweifel, aber trotzdem und keiner weiß das besser als du, ist unser Experiment fehlgeschlagen. Wir haben ein Monster geschaffen, das in seiner Art einzigartig ist und das, wenn es entfesselt ist keinen Gegner zu fürchten braucht." Er wandte sich von ihr ab und ging zum Fenster. "Ich wollte es mir zunächst auch nicht eingestehen und dein Vater hat bis zuletzt die Wahrheit verleugnet, doch es ist wie es ist. Wir haben den Dämon geschaffen, den wir eigentlich immer suchten und vernichten wollten. Verstehst du? Er ist es, der einzig der uns alle zerstören kann." Seras starrte immer noch benommen auf das braun-schwarze Bündel das vor ihr lag und aus dem, wie aus einem Satelliten zahlreiche, silberne Spieße ragten. Da wo das Gesicht sitzen musste war nur eine kleine, vertrocknete Kugel zuerkennen, um die herum verwitterte, schwarze Haarbüschel lagen. " Was haben sie mit ihm gemacht." Allicia war zu Seras nach oben geklettert und musterte nun ebenfalls die kleine Mumie. Immer noch schien Seras wie hypnotisiert zu sein. " Sie haben ihn verdursten lassen, sie haben ihm alle Energie entzogen und dann haben sie ihn.." Sie deutet zitternd auf die silbernen Spitzen. "Ich kann das nicht anfassen, aber die müssen raus sonst können wir ihn nicht mit nehmen." Allicia nickte und so schnell sie konnte zog sie einen nach dem anderen aus dem leblosen Körper. "Was war das? Scheiße hier ist jemand drin!" Charly hechtete unter die nächste Bank und versuchte dabei den Weg zu ahnen, den seine Verfolger wählen würden um ihn einzukreisen. Plötzlich krachten Schüsse und das Holz direkt neben seinem Ohr zersplitterte in feine Stacheln. Ein brennender Schmerz breitete sich in seiner Wange aus und etwas warmes begann seinen Hals hinab zu laufen. Doch Charly blieb keine Zeit um seine Verwundung zu untersuchen. Als er sich auf die Füße stemmte und in Richtung Eingang rennen wollte, sprang ihn auf einmal ein schwarzvermummter Mann an. Er wurde zur Seite geschleudert und krachte mit dem Rücken gegen einen eisernen Kerzenständer, der daraufhin nach hinten rutschte. Charly sah für einen Augenblick nur Sterne. Er hatte das Gefühl in der Mitte auseinander zu brechen und stöhnend stützte er sich auf einen Arm ab. Seine Gegner hoben stumm ihre Waffen, doch bevor sie richtig anlegen konnten ließ sie ein schabendes Geräusch herumfahren. "Und was hatten sie vor? Wollten sie etwa noch gefährlicheres schaffen, das ihn vernichten kann?" schrie Integra und ihre roten Augen glühten wie Kohlen. Der alte Mann schüttelte mit einem resignierten Lächeln den Kopf. " Ja, ich habe es damals mit den Freakchips versucht, doch ich musst schnell einsehen, dass es vergebliche Liebesmüh war. Diese Macht ist unbezwingbar und genau darum muss man nicht versuchen sie zu zerstören, sondern sie zu teilen." Integra wirkte verblüfft. "Teilen, wie meinen sie das, wie wollen sie, ich meine sie können ihn doch nicht in Stücke hacken?" " Es geht nicht um seinen Körper es geht um seine Kraft." Er ging zum Kamin hinüber und holte mit dem Schürhacken ein kleines Stück Kohle aus dem Feuer, dann kniete er sich hin und begann ein Pentagramm auf den Boden zu malen. Integra sah stumm zu bis er fertig war. " Soll das, das Symbol auf den Handschuhen sein?" Der Ritter sah zu ihr hoch. " Der Drudenfuß war der Anfang und er wird auch das Ende sein." Er deutet in die fünf Ecken. "Dein Vater holte die Kraft aus allen fünf Toren, welche die Verbindung zur sechsten Dimension darstellen. Sie sind der Schlüssel seiner Macht. Je mehr geöffnete werden, um so mehr Kraft erhält er." " Die Bannsigel!" entfuhr es Integra. Der Mann erhob sich wieder. "So ist es, die Siegel sollten, dadurch das sie nur von einem Menschen, in diesem Falle einem Mitglied deiner Familie, aufgehoben werden konnten, eine unüberwindbare Sicherheit darstellen, die die Unschuldigen vor ihm schützen sollten. Aber da das Monster keinen menschlichen Herren mehr hat, der ihn kontrolliert, ist die Zeit gekommen, es entgültig zu vernichten, bevor es sich seiner Macht bewusst wird." Seras und Allicia guckten sich verdutzt an, als sich auf einmal der Sockel mit samt dem Sarg in die Luft erhob. Über ihnen öffnete sich eine Platte und im nächsten Moment fanden sie sich in der Mitte eines Altares wieder. Allicia entdeckte zu erst die drei Männer, die sie wie Geister anstarrten. Sie zog ein Messer aus ihrem Gürtel und mit einem surrenden Geräusch bohrte sich die Schneide in die Brust des ersten, der darauf gurgeln zusammen brach. Der zweite war nach dem Angriff zur Seite gesprungen und eröffnete nun auf die beiden das Feuer. Seras sprang nach vorn und griff nach der Waffe des Getöteten, dabei bemerkte sie nicht das Charly sich beim Aufrichten am Kerzenständer abstützte, der darauf hin wieder nach vorne glitt. Der steinerne Sarg begann wieder nach unten zu verschwinden. " Allicia halt ihn auf!" Doch die Werwölfin kämpfte verbissen mit dem dritten Mann, der versuchte sie mit der Waffe zu erwürgen. Seras wollte darauf hin selbst zu ihm laufen, doch der Schuss ihres Gegners in ihren Oberarm ließ sie aufjaulen und zu Boden gehen. Während dessen nahm Charly benommen das Getümmel um ihn herum war. Immer noch war sein Blick getrübt als er nach vorne lief und an der Stufe zum Altar, in dessen Richtung er getaumelt war kam er ins Stolpern. Er verlor das Gleichgewicht und fiel nach vorn, direkt in das Loch, das sich darauf hin wieder über ihm schloss. " Aber wenn sie meinen das Böse gehört zerstört, warum haben sie dann diese Mutanten geschafften, die hier durch die Gänge rennen?" Wieder lächelte ihr Gegenüber. " Nun, ich bin immer noch davon überzeugt, dass das Böse nur durch das Böse zerstört werden kann. Deshalb will ich etwas schaffen, das stark ist aber immer noch kontrollierbar und genau das ist mir mit diesen Wesen gelungen. Zu Anfang waren auch sie nicht ganz perfekt, doch diese Probleme konnten wir lösen. Das einzige was meiner Armee noch fehlt ist der letzte Schritt, ein Stück dieser unbezwingbaren Macht." Integra verzog das Gesicht. " Sie wollen sie auf ihre eigenen Männer verteilen, das ist doch Augenwäscherei, außerdem wie wollen sie das anstellen?" " Ich habe bereits begonnen, doch es dauert bis er so weit geschwächt ist, das ich sie ihm entreißen kann, aber genau so wie du habe ich ja alle Zeit der Welt." Integra riss wieder die Waffe nach oben. " Das glaube ich nicht." Sie drückte ab, doch die silbernen Kugeln schienen sich aufzulösen, bevor sie den Körper den sie durchbohren sollten erreicht hatten. Fassungslos schoss Integra ein zweites mal, aber auch dieses mal verfehlte sie ihr Ziel. Der Mann hob abwehrend die Hände. "Bemüh dich nicht, wie ich schon sagte, ist mir eine höhere Macht zugetan und deshalb werden all deine Anstrengungen vergebens sein." Er marschierte zu seinem Schreibtisch hinüber und als er sich wieder umdrehte funkelte im Schein des Feuers ein silbernes Schwert in seiner Hand. Integra machte entsetzt einen Schritt zurück, sie wollte zur Tür hinaus, doch als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick auf die Bannschrift die mit einem Dolch ins Holz gespickt war. " Wie ich schon mal sagte, manchmal ist das Wort mächtiger als das Schwert." Erklang es hinter ihr. " Aber letzten Endens ist die reinigende Schneide der Klinge das einzigste, was eine verdammte Seele erlösen kann." Seras spürte wie die silberne Kugel das Fleisch ihres Armes versenkte. Mit schmerzverzehrtem Gesicht riss sie die Waffe hoch und verpasste dem Schützen eine Kugel in den Unterleib. Dann wandte sie sich zu Allicia um und keuchte. Vor ihr verwandelte sich die junge Frau in ein knurrendes Tier, das mit gebleckten Zähnen ihren Gegner zerriss. Charly hustete. Er war auf etwas weichem gelandet, was seinen Sturz abgefedert hatte. Er schlug die Augen auf und erschrak. Wie von er Tarantel gestochen sprang er auf und spuckte aus. Eine Leiche! Er war auf eine verdammte Leiche gefallen. Dann sah er sich um. Wo zur Hölle war er überhaupt? Er krabbelte aus dem Sarg, als plötzlich. Er hielt inne und lauschte. Was war das denn für ein Geräusch? Seine Nackenhaare richteten sich auf. Das klang fast so, als wenn jemand schmatzte. Johansson kam nun langsam auf Integra zu. " Es tut mir wirklich leid Integra, aber dein Vater hätte genauso gehandelt." Integras Mine wurde starr. " Vielleicht, aber.." Sie blinzelte auf einmal " aber in einem war er ihnen weit voraus." Seras durchzuckte ein merkwürdiges Kribbeln und plötzlich war es wieder da das irre Lachen, doch dieses mal war es so laut, dass der Boden unter ihr anfing zu zittern. Die Bänke und Kerzenständer schwankten, als wenn ein Erdbeben stattfinden würde und mit einem gewaltigen Knall durch brach ein roter Blitz den Altar, der daraufhin in tausend wirbelnde Stücke zerplatzte. Der Ritter drehe sich überrascht zum Fenster. " Er hat ihn niemals unterschätzt." Kapitel 51: Götterdämmerung --------------------------- I lost myself, I lost my soul in the strange room of darkness But what I have found in this change was higher and stronger as anything else in this cold world. Die Nacht erstrahlte für einen Augenblick, als wäre es helllichter Tag, dann wurde es wieder rabenschwarz um sie herum. Die verbliebenen Kämpfer und Wölfe, die immer noch über das Gelände hetzten, blickten verdutzt in den Himmel, an dem sich ein gewaltiges, rotleuchtendes Pentagramm abzeichnete. Der grauhaarige Mann wirbelte herum. Auf Integras Gesicht hatte sich ein Lächeln breit gemacht. " Der Teufel hat seine Hölle verlassen." Seras öffnete vorsichtig ein Auge. Vor ihr lagen, zwischen Schutt und Staub, die Reste des schwarzen Sarkophages und aus dem nun wieder frei gewordenen Loch schossen Hunderte von Fledermäusen, die laut schreiend durch die Halle flogen. Allicia, hatte ihre menschliche Gestalt wieder und hielt sich schützend die Arme über den Kopf. Die kleinen schwarzen Körper formierten sich und bildeten einen Schwarm, der in der Mitte der Kapelle inne hielt. Langsam verschmolz er zu einer einzigen Gestalt, die mit ausgestreckten Armen und rot glühenden Augen auf die geschlossene Eingangstür starrte. " Meister?" Seras kam der Anblick so unwirklich vor, dass sie es zuerst nicht glauben konnte, doch das Lachen das ihr jetzt wieder entgegen kam, war Beweis genug. " Ist das nicht eine wunderschöne Nacht Seras?" "Ich an ihrer Stelle würde schon mal anfangen mit beten." Integra beobachtete mit amüsierter Mine ihr gegenüber, doch der Ritter antworte nicht. Er hetzte zu einem der Regale hinüber und zog eines der Bücher heraus. Noch immer hielt er das Schwert in der Hand, so dass Integra es nicht wagte sich ihm zu nähren. "Was haben sie jetzt vor? Glauben sie wirklich, dass sie ihn jetzt noch aufhalten können?" "Abwarten!" erwiderte er und schlug das Buch auf. " Ich konnte ihn schon einmal Bannen, warum nicht auch dieses mal." Eine Gruppe von Vögeln verließ kreischend die umstehenden Bäume, als die Tür der Kapelle aus ihren Angeln schoss und die zersplitterten Holzplanken, wie Streichhölzer über den Rasen rutschten. Bewaffnete Männer kamen angerannt, doch sie hatten die Mauern noch nicht ganz erreicht, da wurde der erste auch schon in die Luft geschleudert und sein abgerissener Kopf segelte mit weitaufgerissenen Augen vor die Füße seiner Kameraden, die darauf hin ihre Waffen hochrissen. Doch das störte den Vampir nicht, die Überreste des Mannes schienen in seinen Armen regelrecht zermalmt zu werden, als er das ausströmende Blut in sich aufsaugte, dann ging er erneut zum Angriff über. Integra erkannte hebräische Schriftzeichen und ein gezeichnetes Pentagramm. "So haben sie es also gemacht, erst das gesegnete Silber und dazu diese Beschwörungsformeln." Er riss mit wütendem Gesicht den Kopf hoch. "Das sind nicht einfach nur Beschwörungsformeln, das sind die Worte des allmächtigen Gottes "Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter, hier sollen sich legen deine stolzen Wellen." Seine Finger huschten über das vergilbte Papier, dabei bekamen seine grünen Augen einen merkwürdigen Glanz und Integra spürte ein merkwürdiges Gefühl in sich aufkeimen Seras und Allicia waren ihm nach draußen gefolgt und konnten nun mit ansehen, wie er sich einem nach dem anderen holte. Keiner hatte eine Chance zu entkommen, egal in welche Richtung sie liefen, egal wie oft sie auf ihn schossen, er war schneller und schon bald ähnelte das Szenario an ein brutales Schlachtfest, bei dem sich ein ausgehungertes Monster gierig und erbarmungslos bediente. Köpfe, Glieder, Innereien prasselten auf die Umherstehenden nieder wie Regentropfen und der Geruch nach Blut und Angst war so intensiv, dass man ihn fast greifen konnte. Dazwischen mischten sie die grauenhaften Schreie, die in ihrer Gesamtheit an einen heulenden Sturm erinnerten. Aber plötzlich hielt er inne. Das Blut lief ihm wie ein Sturzbach aus dem offenen Mund, der sich zu einem breiten Grinsen verzog. " Seid ihr bereit Ritter der Tafelrunde, bereit für die letzte Schlacht?" "Was ist das für ein Buch?" " Das hier Integra sind die gesammelten Schriften derer, die ihr Leben dem Kampf gegen die Feinde Gottes verschrieben haben. So lange es unseren heiligen Bund schon gibt, so lange gibt es auch diese Aufzeichnungen. Sie repräsentieren für was wir stehen und sie sind es die uns mit der Kraft erfüllen, die uns zu unserem tun antreibt." Wieder begann er zu lesen. " Wesen der Höhle seid gebannt im Angesicht des Herrn, Fluch der Dunkelheit und ihrer Macht, Dämonen der Unterwelt, Gehorcht dem Willen des Allmächtigen und werft euch vor ihm in den Staub." Alucard warf lachend den Kopf in den Nacken. "Oh, ja denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit, Amen !" Dann ertönte eine Rauschen und wieder flatterten die Fledermäuse durch die Nacht. Laut schreiend drangen sie durch die zerbrochenen Fenster in das Museum ein. Integra zuckte zusammen, als unter ihren Füssen der Boden zitterte. Es donnerte und das Geräusch von Explosionen drang zu ihnen hinauf. Sie hob eine Augenbraue. "Ich befürchte sie müssen sich beeilen, wenn sie ihn noch stoppen wollen." Der grauhaarige Mann sah wieder auf. Der Ausdruck in seinen Augen hatte sich verändert. " Nichts kann die Allmacht ins wanken bringen, und der Teufel in seiner Macht, ist auch nur ein Produkt Gottes." Plötzlich begann er fremdländische Wörter vor sich her zu murmeln und in Integras Körper vollzog sich eine merkwürdige Handlung. Es fühlte sich an, als wenn etwas kaltes ihre Beine und Arme hinaufwanderte und sie musste mit Entsetzten feststellen, das sie sich nicht mehr Bewegen konnte. " Was tun sie da? Was geschieht hier?" Er kam nun langsam auf sie zu immer noch sprudelten die Worte wie ein Lied von seinen Lippen. Integra kämpfte, doch egal wie sehr sie es auch versuchte, ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Der Mann hatte sie fast erreicht, dabei führte er das Schwert über seinen Kopf , bereit es im nächsten Moment nieder gehen zu lassen. " Der Sünde Sold ist der Tod, die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben. Auch wenn ich ihn hier und heute nicht vernichten kann, so kann ich doch seine Brut zerstören." Er stand nun direkt vor ihr. " Mögest du Frieden finden und deine Seele emporsteigen aus dem Feuer der Verdammnis!" Integra schloss die Augen, doch dann war es nicht das Schwert das auf sie hinab sauste, sondern es war ein Schuss der ihre Ohren fast taub werden ließ. Sie öffnete verdutzt die Augen. Da wo noch eben die versiegelte Tür gewesen war, klaffte nun ein riesiges Loch. Staub wirbelte durch die Luft und der Geruch von Schießpulver stieg ihr in die Nase. " Wage es nicht,sie anzurühren!" dunkel rollte die Stimme Alucards durch den Raum und Integra überlief ein eisiger Schauer. Der grauhaarige Mann stand wie vom Donner gerührt, das silberne Schwert hing nun kraftlos in seiner Hand. Aus der schwärze des Flurs kamen nun laute Schritte. " Du kannst mich nicht besiegen." Murmelte Johansson auf einmal und holte noch einmal zum Schlag aus, doch wieder krachte es, nur dieses mal war es keine Explosion. Integra wurde an die Wand geschleudert, als sich drei riesige Hundeköpfe in den Raum schoben und sich auf ihren Angreifer stürzten. Ein lauter Schrei hallte von den Wänden, als sie ihn einhüllten. Integra beobachtete gebannt das Knäuel vor ihr, das einen verbissenen Kampf führte. Um sie herum zitterten die Wände und für einen Moment sah es so aus, als wenn die Bestien ihr Opfer jeden Moment zerreißen würden, doch dann, ertönte wieder der merkwürdige Singsang, mit dem der Ritter kurz zuvor ihren Körper gelähmt hatte und dann erstrahlte aus der Mitte des Knäuels ein heller Blitz, der Integra für einen Moment blendete. Als sie wenig später wieder die Augen aufschlug, war sie allein. Sie richtete sich auf. Sie sah zu der Stelle hinüber, wo noch eben der Kampf statt gefunden hatte. Sie waren verschwunden und mit ihnen fast die gesamte Außenmauer. Integra keuchte, dann hörte sie hinter sich Stimmen. " Lady Integra? Sind sie da drin?" Seras schneeweißes Gesicht tauchte aus der Dunkelheit des Flures auf und hinter ihr erschien Allicia.. Seras hatte sie jetzt entdeckt und half ihr auf die Beine. "Sind sie verletzt?" Allicia blickte sich um. "Was machen sie hier?" Integra sah in die sternenklare Nacht hinaus. Die Überreste der Vorhänge flatterten aufgeregt im Wind und einzelne, lose Steine fielen poltern in sich zusammen. " Wo ist ...." Wieder ertönte eine Explosion und alle drei drehten sich um. " Alucard?!" Seras nickte "Ich schätze der Meister lässt es jetzt da unten noch einmal ordentlich krachen." Gemeinsam verließen sie das Gebäude durch das entstandene Loch. Als sie an der Kapelle vorbei kamen, stutzte Integra. " Er war hier drin, in einem unterirdischen Sarg." Erklärte Seras, doch etwas anderes hatte Integras Aufmerksamkeit erregt. Sie lief in die Halle und dann auf das Loch zu, das wie ein offener Schlund zu ihr hinauf blickte. Sie horchte. Es war leise, fast nicht zu hören, doch es war da. Sie kniete sich hin und hüpfte hinein. Seras und Allicia blieben verwundert am Rand stehen. Integras Augen durchsuchten den verwüsteten Raum und dann fand sie ihn. " Seras, Allicia helft mir mal. Die beiden griffen nach dem leblosen Körper, den Integra ihnen hinaufreichte. Seras erkannte ihn zuerst. "Der Polizist? Wie kommt der denn hier her?" Sie legte ihn vorsichtig auf den Boden. " Keine Ahnung, aber er scheint ganz schön was abbekommen zu haben." Integra fuhr mit der Hand über das blutverschmierte Gesicht. " Bringt ihnen zu einem der Wagen, jemand muss sich rasch um seine Verletzungen kümmern." Im Park trennten sich ihre Wege. Allicia und Seras trugen den ohnmächtigen Charly zwischen sich zu den wartenden Einsatzfahrzeugen, während Integra noch einmal zum Museum zurückkehrte. Das dunkle Gebäude lag still und stumm vor ihr. Der Kampf war vorüber, nur der aufsteigende Qualm aus dem hinteren Teil der Anlage trübte das friedliche Bild, das aus zerstörten Fenstern, verstreuten Leichen und eingestürzten Mauern bestand. Mit verschränkten Armen betrachte sie das Schlachtfeld. Der Wind ließ ihre verklebten Haare tanzen und der Monde spiegelte sich schimmernd in ihren dunklen Pupillen, die sich weiteten, als sie ihn kommen sah. Wie ein roter Schatten tauchte er aus dem Eingang auf. Die schweren Stiefel dunkelgefärbt von all dem Blut kam er auf sie zu. Die schwarzen Haare fielen ihm wirr in das bleiche Gesicht, in dem ein breites Lächeln saß. Kurz vor ihr blieb er stehen. " Auftrag ausgeführt Lady Integra, alle Zielobjekte erfolgreich eliminiert." Sie antworte ihm nicht gleich. Ihre Augen ruhten in seinen, die denen immer noch das Feuer der Jagd brodelte. Dann lächele sie. " Was anderes habe auch nicht erwartet." Dann streckte sie die Hand aus und ihr Handrücken berührte zärtlich seine Wange. Eine Träne glitzerte in ihrem Auge und suchte sich zitternd ihren Weg über ihre Haut. Er griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. " Ich hatte so eine Angst dich zu verlieren." Er führte ihre Hand zu seinem Mund und küsste sie " Einst dachte ich, das der Hass in der dunkelsten Stunde der beste Begleiter ist, aber ich habe mich geirrt, die Sehnsucht ist doch eine bessere Gesellschaft." Kapitel 52: Convivium --------------------- Seras sah mit schimmernden Augen in die Nacht hinaus. Zwischen ihr und Allicia kam Charly unter leisem Stöhnen langsam wieder zur Besinnung. " Kannst du mir mal die Mullbinden rüberreichen?" Seras zuckte kurz zusammen, dann griff sie nach den weißen Verbänden neben sich. Meister!! Ihre Lippen formten stumm seinen Namen. War das nicht eine herrliche Nacht Fräulein Polizistin? Sie lächelte leise, dann machte sie sich wieder daran die Verwundeten zu versorgen. Als die Einsatzfahrzeuge wenig später unter dem schwachen Licht der Dämmerung in Richtung Innenstadt rollten, schlug Charly zum ersten mal die Augen auf. Der helle Strahl einer Deckenlampe blendete ihn und er drehte den Kopf zur Seite. Dabei streifte sein Blick eine junge Frau mit kurzen, hellblonden Haaren in einer hellblauen Uniform, die dösend neben ihm saß. Er erkannte sie wieder, sie und das andere Mädchen waren, wie aus dem Nichts, in dieser Kapelle aufgetaucht. Die Kapelle! Er stöhnte leise, als er versuchte sich zu erinnern. Die Soldaten, die Schüsse, dann sein Sturz ins Bodenlose und der Leichnam, der plötzlich wieder lebendig wurde. Plötzlich stoppten die Räder und die hintere Einstiegstür wurde aufgerissen. " Beeilt euch, es ist schon verdammt hell!" rief eine Stimme und die blonde Frau neben ihm schreckte auf. Als sie sah, dass er wach war, lächelte sie. "Keine Sorge Sir, sie sind in Sicherheit, bleiben sie ganz ruhig." Sie und das andere Mädchen aus der Kapelle griffen nach der Trage auf der er lag und zusammen hoben sie ihn aus dem Wagen. Mit einer raschen Handbewegung riss er die Vorhänge nach vorn, dann wandte er sich mit einem zufriedenen Lächeln um. " Schön wieder zu Hause zu sein." Integra lächelte zurück. "Hattest du niemals die Befürchtung es nicht wieder zu sehen?" Langsam ging er zu ihr hinüber, in den roten Pupillen funkelte so etwas wie Heiterkeit. " Ich kenne doch deinen Ergeiz und deinen unerschütterlichen Willen, der erst befriedigt ist, wenn er bekommen hat wonach ihm verlangt." Ihre Augen wurden schmal. " So, meinst du? Und das allein reicht um nicht in der Stille der Lähmung verrückt zu werden?" Das Lächeln wurde breiter. " Das und die Aussicht auf das was mich bei meiner Rückkehr erwartet." Seine Hände umschlangen ihre Taille. Wie in Zeitlupe beugte er sich zu ihrem Gesicht hinunter. Sein Kinn streifte ihre Haare, als sein Kopf an ihrem entlang glitt. Integra schloss die Augen, als seine Wange an ihrer vorbei nach unten fuhr. Vorsichtig schob er mit einer Hand den Kragen ihres Rollis nach unten. Ihr Kopf fiel zur Seite und die weiße Haut spannte sich. Für einen Moment genoss er den Anblick, dann konnte er nicht mehr länger wieder stehen. Die kräftigen Fänge schnellten hervor und mit einem wohligen Knurren biss er zu. Integra gab ein leises Seufzen von sich, als er ihren Rücken umfasste und an sich presste. Nach wenigen Minuten hob er mit verzücktem Lächeln den Kopf, " Weder der süßeste Wein, noch das zarteste Fleisch könnten einem je diesen Genuss verschaffen." Bretons Augen überflogen die Liste, die er in den Händen hielt. " "24 Tote auf unserer Seite, dazu kommen ein paar unbedeutende Verletzungen, die in ein paar Tagen vorüber sein werden." Er sah auf. "Und diesen ganzen Ärger haben wir wirklich einem einzigen Menschen zu verdanken?" Integra runzelte die Stirn, als sie zögernd nickte. " So ist es, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob es wirklich ein Mensch war." Der alte Mann sah überrascht auf. "Was meinen sie damit?" Integra räusperte sich und verschränkte die Arme vor der Brust. " Nun, so wie es aussieht ist auch er auf eine unerklärliche Art und Weise unsterblich und unverwundbar gewesen. Dieser Mann, sein Name war Michael Johannson war, wie mein Vater ein Mitglied des Protestantischen Ritterordens und seit ich ihn das letzte mal als kleines Kind gesehen habe, hat er sich nicht ein bisschen verändert." Sie lief langsam im Zimmer auf und ab. "Er erzählte mir, dass er und mein Vater damals zusammen gearbeitet haben und das sie gemeinsam Alucard wie soll ich sagen geschaffen haben? Aber anscheinend hat er seine Meinung bald darauf geändert." " Er war ein Narr!" Integra und Breton sahen sich überrascht um, als der schwarzhaarige Vampir von einer Sekunde auf die andere aus der Wand geglitten kam. " auch ein typisch menschliches Laster, der Hang zum Eigennutz. Es ging ihm gar nicht um die Sicherheit der Unschuldigen, er fürchtete nur um seinen Platz am Tisch des Allmächtigen." Die weißen Eckzähne knirschten geräuschvoll übereinander. " Er glaubte tatsächlich, das ein paar alberne Beschwörungsformeln, aufgeschrieben von noch viel größeren Narren als er, ausreichen um den vermeintlichen Willen des Herrn zu vollziehen." Jetzt lachte er schallend. " Irgendwie erinnert mich dieses Verhalten an jemanden." Integra wandte sich wieder dem Wolfmenschen zu. " Trotzdem verstehe ich nicht wie er es geschafft hat die Zeit zu überdauern." Breton zuckte mit den Achseln. " Dieses Frage wird wohl ungeklärt bleiben. Ich hoffe nur, dass mit dieser Schlacht ein für allemal Schluss ist und wir wieder in Ruhe und im Verborgenden leben können." Wieder lachte der Vampir " Nur weil man eine Ratte gefangen hat, ist man noch lange nicht die ganze Plage los." Allicia schloss leise die Tür hinter sich. Seras hob fragend die Brauen. "Er schläft, ich habe ihm ein paar Tabletten gegeben, bis auf einen verstauchten Fuß und ein paar Prellungen hat er die Sache ganz gut überstanden denke ich." Gemeinsam liefen sie den Flur entlang. " Was geschieht jetzt mit ihm, wird die Lady erneut seine Erinnerung manipulieren?" Seras zuckte mit den Schultern "Ich denke das müssen mein Meister und Lady Integra entscheiden. Aber was mich angeht, ich brauche ganz dringend eine Mütze voll Schlaf." Sie gähnte herzhaft, " Wir sehen uns." damit bog sie in den Gang zu ihrem Zimmer ein. Allicia sah ihr schweigend nach. Integra konnte es wieder leise schlagen hören, es klang wie eine verführerische Musik in ihren Ohren. Sie drehte sich auf die Seite und versuchte es zu ignorieren, doch es war unmöglich. Das immer wiederkehrende Dröhnen war unermüdlich. Sie schlug die Augen auf. Neben ihr schlief Alucard mit der unschuldigen Mine eines Kindes. Sie beobachtet sein Gesicht, in dem selbst im Schlaf noch der Anflug eines Lächelns saß. Langsam richtete sich Integra auf. Das Trommeln wurde lauter und geräuschlos lief sie kurz darauf durch die Gänge des Hauses. Je näher sie kam um so intensiver wurde es, an der dunklen Tür blieb sie noch einmal stehen, doch ihre Zweifel hatten keine Chance gegen die Versuchung. Leise öffnete sie die Tür. Vor ihr im Zimmer, stand das schmale Bett, in dem der Ursprung des Donnerns lag. Sie konnte sehen, wie sich sein Brustkorb unter der Decke hob und senkte. Integra biss sich auf die Unterlippe und schloss die Augen, es war so berauschend dem Schlag des Lebens zu lauschen. Das Pochen seines Herzens wehte zur ihr hinüber und wieder spürte sie wie das Monster in ihr erwachte. Sie konnte regelrecht fühlen wie es langsam die Herrschaft über sie gewann. Noch einmal versuchte sie dagegen anzukämpfen, aber der Hunger hatte bereits seine Beute gewittert und drängte darauf gestillt zu werden. "Ich darf keinen unschuldigen Menschen töten, ich darf nicht zu einem seelenlosen Monster werden." Versuchte sie sich zu zügeln, doch. Warum nicht den endgültigen Schritt wagen? Was hält dich noch zurück? Sie riss die Augen auf, aber sie war allein, nur sie und der Herzschlag waren im Raum. Ihre Beine gingen wie von selbst zum Bett hinüber, jetzt stand sie bereits vor ihm, der nicht ahnte in welcher Gefahr er schwebte. Integra rotglühenden Augen blickten gebannt auf die schimmernde Haut unter dem sich der rote Fluss verbarg zu dem das Tier in ihr wollte. Ihr Tod ist unser ewiges Leben Integra! Ihr Oberkörper beugte sich zu ihm hinunter und der Duft des Blutes schlug ihr entgegen, als ob es direkt aus ihm herausströmte. Ihr entfuhr ein leiser, zischender Laut, als ihre Eckzähne wuchsen. Plötzlich schlug der Polizist die Augen auf. Im ersten Moment wusste er nicht wo er war, doch als er die Lady über sich sah, kam die Erinnerung zurück. Er blinzelte verwirrt. Sie schien so unwirklich, so dass er zunächst glaubte zu träumen. Ihre langen, blonden Haare fielen ihr ins Gesicht, das durch die helle Haut zu strahlen schien. Ihre Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. Er versuchte sich aufzurichten, doch seine Glieder waren einfach zu schwer. " Was machen sie denn hier?" seine Stimme war kaum zu hören. " Ich fürchte, ich bin dabei ein weiteres Stück meiner Vergangenheit zu verlieren." Sie setzte sich zu ihm auf die Bettkante. Charly überlief eine Gänsehaut, als ihr Arm seinen streifte. Es fühlte sich an, als wenn ein Eisblock ihn berührte. Ihre großen Augen schienen ihn zu bannen und wieder versuchte er zu erkennen, was so anders an ihnen war. " Wissen sie Charly es gab eine Zeit, da hätte ich eher meinem Leben selbst ein Ende gesetzt, als das ich diesen Weg gegangen wäre, doch irgendwann wird einem klar, dass man seinem Schicksal nicht entkommen kann und das es nichts bringt, wenn man versucht es zu verhindern." Sie beugte sich langsam zu ihm hinunter. Charly zuckte leicht zusammen, als ihre Hände anfingen über seine Brust zu gleiten. Ihre Stimme rauschte in seinen Ohren. " Es mag einem im ersten Moment tragisch erscheinen, doch dann erkennt man auf einmal, dass sich hinter jeder Veränderung ein neuer Weg verbirgt, den es zu entdecken gilt." Charly verstand kein Wort von dem was sie sagte, doch es war ihm auch egal. Er fühlte sich auf einmal so leicht und gleichzeitig so müde. Noch einmal hob sie den Kopf um ihn anzusehen. Seine Pupillen weiteten sich, als er endlich erkannte, was so anders an ihren Augen war. Sie waren rot, dunkelrot! Aber diese unglaubliche Erkenntnis schien ihm im nächsten Augenblick gar nicht mehr so aufregend. Ihre Lächeln wurde breiter und als sie sich nun wieder zu ihm hinunter beugte, waren ihm auch die raubtierartigen Zähne einerlei, die sich nun mit einem raschen Schlag ihren Weg in seinen Hals bahnten. Die Wucht seiner Lebendigkeit raubte ihr fast den Verstand. Hätte sie geahnt, wie unvergleichbar dieses Blut im Gegensatz zu den kalten Beuteln in ihrem Schrank war, dann hätte sie schon viel frührer den Kampf aufgegeben. Es strömte von den Wellen seines Herzens getrieben in sie hinein und die Bilder die es in sich trug schossen wie grelle Blitze in ihren Kopf. Plötzlich wurden die Wellen schwächer und Integra hielt für einen Moment inne, dann riss sie den Kopf hoch. Der Körper unter ihr stöhnte leise und auch Integra keuchte mit zusammengekniffenen Augen. Das Monster in ihr schrie wütend nach mehr, doch sie sprang von der Bettkante und wartete zitternd auf allen vieren, bis es endlich still war. Sein Lachen hallte leise in ihrem Kopf. Respekt, ich verneige mich vor deiner Selbstbeherrschung, diesen Kampf hast du gewonnen. Integra kam zitternd af die Beine, ein dünner Blutfaden auf ihrem Hemd war alles was übrig geblieben war, als sie noch einmal zum Bett hinüber sah. Charlys Kopf war zur Seite geneigt und die kleinen blutunterlaufenden Löcher an seinem Hals blinkten ihr aus dem Schatten, wie zwei Augen entgegen. Sie ging noch einmal zurück und flink wie eine Katze fuhr sie mit der Zunge über die Wunden, dann ging sie zurück in ihr Zimmer, in dem bereits ein breit grinsender Vampir auf sie wartete. Integra schloss die Tür hinter sich und blieb mit dem Rücken an das Holz gelehnt stehen. " Du bist wirklich unglaublich." Er legte den Kopf schief . " Nicht viele von uns können sich mit so einem starken Willen rühmen, meistens hört die Gier erst mit dem letzten Herzschlag auf." Sie kam nun langsam auf ihn zu " Du weißt selbst, dass ich gerade dabei war auch meinen letzten Vorsatz zu brechen." Er grinste immer noch als sie direkt vor ihm stand. " Das mag sein, aber du hast es gerade selbst gesagt, seinem Schicksal kann man nicht entkommen und das man neue Wege gehen muss." Seine Hände griffen nach ihrer Hüfte und sanft zog er sie zu sich heran. Sein Kopf ruhte an ihrem Unterleib, als sie anfing durch seine schwarze Mähne zu streichen. "" Ich habe mich entgültig verloren." Flüsterte sie leise. Plötzlich sah er zu ihr auf "Nein, im Gegenteil du hast dich entgültig gefunden." Er ließ sich nach hinten fallen und zog sie mit sich. Er hielt sanft ihren Kopf, als seine Lippen zärtlich ihre berührten und seine Zunge leckten das restliche Blut, während sie gleichzeitig Intergras zum Spielen aufforderte. Die Verführung begann und schon bald wand sie Integras Körper unter seinen Berührungen wie der einer Schlange. " Der Engel mag seine Flügel verloren haben, doch dafür hat ihm der Teufel ein freies Leben geschenkt." Kapitel 53: Lostdreams ---------------------- Einige Tage später, saß Charly mit gespannter Mine im Büro seines Chefs. Scottländyard hatte auf Grund der Ereignisse im Imperial War Museum eine Sonderkommission eingerichtet, die nun dabei war Licht in die Sache zu bringen, doch bis jetzt fehlte von den verantwortlichen Tätern jede Spur. " Wenn sie wüssten" schoss es im durch den Kopf, aber er schwieg und betrachtete viel lieber die Sonne vor dem Fenster, die ihr gleißendes Licht durch die staubige Scheibe schickte. " Wir haben immer noch keine Ahnung über die Beweggründe dieses Überfalls," hörte er die schnarrende Stimme des verantwortlichen Kommandeurs. " bis jetzt sieht es so aus, als wenn irgend ein spezieller Sicherheitsdienst in die Sache verwickelt gewesen ist, aber genaueres können wir nicht sagen, da der derzeitige Leiter des Museums verschwunden ist." Der Chief blickte auf. " Wie hieß der Kerl noch mal?" Der Mann blätterte in seinen Unterlagen. " Johansson Sir, er war seit fünf Jahren an dem Museum beschäftigt und hat im letzten Jahr die Leitung übernommen." "Was ist mit den gefundenen Leichen?" Alle trugen diese Uniformen, die sie auf den Bildern vor ihnen sehen. Bis auf eine," rasch zog er ein Bild aus seinen Unterlagen. " Im Treppenhaus haben wir den toten Körper von Professor Dr. Zdziarstek gefunden, der Mann war für einen wissenschaftlichen Vortrag in Oxford im Land, ursprünglich kommt er aus Polen." "Was hatte der da zu suchen?" Der Kommandeur zuckte ratlos mit den Achseln. "Keine Ahnung, die Untersuchungen laufen noch." Charly sah immer noch gedankenverloren in den hellen Tag hinaus. Er musste sich zeitweise beherrschen nicht los zu lachen. Wenn diese Narren vor ihm wüssten wie weit sie von der Wahrheit entfernt waren, aber auch wenn er sie ihnen erzählen würde, sie würden sie doch nicht begreifen können. " Tja, da bleibt uns nichts anderes übrig als weiterhin die Augen auf zu halten und auf neue Ergebnisse zu warten," mit einer resignierenden Geste hob er die Hände und schob seinen Stuhl nach hinten. Charly und die anderen Mitarbeiter standen auf. Unter Leisem Gemurmel verließen alle den Raum. In seinem Büro zündete sich Charly erst einmal eine Zigarette an. Als der kräftige Rauch durch seine Lungen drang, musste er kurz Husten. Irgendwie schmeckten diese Dinger auch nicht mehr so gut wie früher. Er schloss die Augen. Wenn er sich ganz stark konzentrierte konnte er sie wieder vor sich sehen, wie sie vor seinem Bett stand, in berührte, plötzlich ging die Tür auf und Charly zuckte zusammen. "Entschuldigen sie Mr. Peterson, ich wollte sie nicht erschrecken." Er lächelte gequält, "Schon gut Dolly was gibt es denn?" Die Sekretärin kam mit einem schüchternen Lächeln ins Zimmer. "Ich sollte doch mal für sie alles über diese Organisation rausfinden nicht war?" Er nickte zögernd "Und, haben sie noch etwas neues?" Sie überreichte ihm einen verschlossenen Umschlag. " Ich habe noch einmal im Stadtarchiv nachgefragt und die schickten mir gestern das hier zu, vielleicht können sie ja damit was anfangen." Als Dolly die Tür hinter sich geschlossen hatte, öffnete er das braune Kuvert und herausflog flog ein Blattpapier, auf dem ein Häusergrundriss abgedruckt war. Hinzu kamen aufgelistet die üblichen Bauinformationen und der Eigentümer des Anwesens. Als Charly den Namen lass schluckte er, dann suchten seine Augen nach dem Datum. Er zwinkerte, das konnte nicht sein. Da stand schwarz auf weiß, das Sir Lady Integra Wingates Hellsing als letztes als Eigentümerin eingetragen war, aber wenn dem so war, musste sie heute mindestens 80 Jahre alt sein. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, dass musste ein Irrtum sein, er wollte schon zum Hörer greifen, als ihn auf einmal eine leise Stimme in seinem Kopf zurück hielt. " Neugierige Menschen sterben früh Charly und ist die Erinnerung an einen schönen Traum nicht manchmal mehr wert als die unangenehme Realität?" Das dunkle Lachen hallte noch in seinen Ohren, als er mit leerem Blick erneut aus dem Fenster starrte. Ende Keine Sorge, keine Sorge neues Lesefutter ist in Arbeit und ihr findet es unter "Interitus" Ich hoffe ihr bleibt mir und meiner Feder treu und die neue Story gefällt euch auch. Danke das ihr mich so prima unterstützt habt. Ohne euch gäbe es diese Geschichte nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)