Prolog
Süchtig
Prolog
~o00o~
Lippen so rot wie Blut
Haar so schwarz wie Ebenholz
Und Haut so weiß wie Schnee;
Ich hätte nie gedacht das es so einen Menschen wirklich gibt.
(Zitat, Draco Malfoy)
~o00o~
Zitternd stehst du nun hier, vor den brennenden Trümmern deines jungen Lebens und willst nicht begreifen, dass alles was war, auf einmal vergangen sein soll.
Du willst nicht die lodernden Flammen sehen, die in einer grausamen Art von Schönheit dein Heim zerstören. Ein Heim, das über Jahrhunderte bestand und nun Stein für Stein in Asche verwandelt wird. Auch vor den Bergen lebloser Körper verschließt du deine Augen, tief im Herzen wissend, dass sie nur für dich direkt neben dem Eingangstor des stolzen Schlosses positioniert wurden. Ein Willkommensgeschenk der ganz besonderen Art.
Ganz bestimmt willst du auch nicht die segnende Hitze spüren, die sich langsam aber unaufhaltsam einen Weg unter deine Haut bahnt. Du ahnst, dass das Prickeln nichts ist im Vergleich zu den Qualen, die deine Freunde erleiden müssen. Es ist nicht das erste Mal, dass du dir wünschst, nie geboren zu sein.
Und auch nicht das letzte Mal.
Das Schlimmste aber sind die verzweifelten Schreie um Hilfe. Von allen Dingen auf dieser Welt, sind diese Schreie das, was du nie hören wolltest und nie mehr hören willst. Jeder einzelne dieser gepeinigten Laute schmerzt in deinen Ohren und durchdringt dein Herz wie eine scharfer Messerstich.
Und weil du all dieses Leid nicht sehen, spüren und hören willst, lehnst du dich an ihn und möchtest nur vergessen. Obwohl du weißt wer er ist, hoffst du in seinen Armen dieser Welt entfliehen zu können. Dieser Welt voll von Schmerz und Leid, voll von Chaos und Feuer. Du hoffst bei dem Feind Frieden zu finden.
"Ist es nicht wunderschön?"
Ein kalter Schauer läuft deinen Rücken hinab, fast so, als wenn du den Fast- Kopflosen- Nick berührt hättest. Nur viel kälter. Unweigerlich fragst du dich, ob Geister auch brennen können und willst die Antwort eigentlich gar nicht wissen.
"Natürlich hat es eine lange Vorbereitungszeit benötigt, länger als der Lord es eigentlich erlaubt hatte. Aber du weißt ja: mein Sonderstatus erlaubt mir so ziemlich alles." Das Lachen was auf diese Worten folgt, dringt durch jede einzelne Zelle deines Körpers und dein reiner Instinkt rät dir zur Flucht.
Du bleibst.
Weißt du doch nicht, wohin.
"Oh ja was durfte ich mir nicht alles anhören?! Ich sei unfähig einen Angriff zu planen! Ich würde in der Geschwindigkeit eines Schlammblut arbeiten! Das ganze Konzept sei Wahnsinn! Ich wäre nicht würdig, sein Erbe zu sein!" Mit jedem Wort wird seine Stimme kälter und deine Angst größer, obwohl du weißt, dass er dir niemals etwas tun würde. Das lodernde Hogwarts, das ihr von einem Hügel aus beobachtet, beweist es. Eher würde er seinen Lord verraten als dich zu verletzten oder gar zu verlieren.
Einer schwacher Trost, der eine beängstigende Vorahnung mit sich birgt.
"Verrückt haben sie mich genannt! Einen Wahnsinnigen, der nicht wüsste, wo die Grenzen des Realen liegen! Kannst du dir das vorstellen, Engel?! Sie haben sich über meine Gefühle lächerlich gemacht! Der liebeskranke Irre das war mein Spitzname!"
Mit einer ungeahnten Sanftheit schlingen sich zwei starke Arme um deinen Bauch und du lehnst dich dankend an ihn. Der Gedanke, dass er diese Geste falsch aufnehmen könnte, schiebst du in die hintersten Regionen deines Bewusstseins. Zu gut tut die kosende Wärme, die langsam das segnende Feuer verdrängt, das die ganze Zeit in dir lodert.
"Doch nun mache ich mich über sie lächerlich. Wenn sie winselnd um Gnade vor mir im Staub auf den Boden kriechen und sie schon zucken wenn ich nur den Zauberstab greife, dann weiß ich, dass all der Hohn und Spott ein geringer Preis war für das war, was ich nun besitze. Alles was ich mir je erträumt habe, liegt nun in meinen Händen. Alles. Alles außer eines..."
Widerstandslos lässt du dich noch enger in seine Umarmung ziehen, während dein Körper die Nähe begrüßt. Auch wenn alles vergehen mag, er wird bei dir sein. Ein unbrechbarer Schwur: auf Immer und Ewig.
Wie ein Blitz trifft es dich, als er seine Lippen zu deinem Nacken führt und diesen unendlich zärtlich liebkost. Und wieder überlässt du deinem Körper die Führung, der dich seufzend die Augen schließen lässt und wie von Zauberhand weich und anschmiegsam wird.
"Du genießt das, nicht wahr, mein dunkler Engel? Du genießt es, mit mir zu spielen, mich anzulocken und dann wieder fortzustoßen. Sämtliche Macht über mich zu haben."
Leise gewisperte Worte die dich erzittern lassen, da sie von einer neckenden Zunge begleitet werden, die langsam die Konturen deines Ohrs nachfährt. Fast verdrängte seine heisere Stimme, die gequälten Rufe deiner Kameraden.
Fast.
"Oh ja, du genießt es. Labst dich an meiner verzweifelten Sehnsucht zu dir und legst mir unbrechbare Ketten an. Doch soll ich dir ein Geheimnis verraten, mein wunderschöner gefallener Engel? Es ist mir egal! Denn solange deine smaragdgrünen Augen nur auf mir liegen, ist es mir egal, ob ich mich mit dieser Liebe selbst versklave. Dann genieße ich sogar deine harschen Worte und den unerbittlichen Widerstand, den du mir entgegen bringst. Dann ist es mir gleich, wie andere mich nennen oder ob sie mich für verrückt halten. Und weißt du auch wieso?"
Du kannst seine Erregtheit förmlich spüren. Spiegelt sie sich doch nur allzu gut in seiner mehr als rauen Stimme wieder und in einer dunklen Aura, die sich wie ein Schatten über euch legt und euch bindend aneinander fesselt. Blinzelnd öffnest du die Augen, als er dir mit den Fingern sanft über deine Wange streichelt und dann über die Lippen kost. Automatisch öffnest du den Mund und begrüßt den ersten Eindringling mit deiner Zunge, während ein weiterer Turm des Schlosses in Flammen aufgeht. Gemischt mit den goldenen Strahlen der untergehenden Sonne ist es ein atemberaubender Anblick.
Ein rot-goldenes, alles verschlingendes Schauspiel.
"All das macht mir nichts aus, weil ich dich..."
Du schließt die Augen und hörst nur seine Stimme, spürst nur seinen Atem, riechst nur seinen Duft. Er scheint dich nun vollkommen zu umgeben, dich auszufüllen mit seinen ganzen Wesen, seinem ganzen Sein.
Nun bist du bereit.
Bereit zu vergessen.
Dein Verstand schreit dir zu, überhäuft dich mit Schuldgefühlen, beschimpft dich ein Verräter, einen Lügner und Mörder. Du hörst nicht zu.
Schon so lange nicht mehr.
Du hast aufgegeben, hast deinem Herzen nachgegeben, was freudig anfängt auf und ab zu hüpfen und deinen Magen Saltos schlagen lässt. Und langsam begreifst du, dass er recht hatte; es ist soviel leicht sich fallen und auffangen zu lassen, als gegen ihn zu kämpfen.
Du vergisst die Schreie, sie existierten nie.
Du vergisst das Prickeln, du hast es nie gespürt.
Du vergisst die Flammen, sie haben dich nie berührt.
Du vergisst R..
Ein lautes Keuchen reist dich aus deinen Gedanken, lässt dich aufschrecken. Es ist so, als wenn du aus einem langen Alptraum erwachst, nur ist die Welt nicht so neblig, sondern viel, viel schärfer. Und so scharf wie sie ist, so sehr tut sie auch weh.
Du siehst wieder die Flammen.
Spürst wieder das Prickeln.
Hörst wieder die Schreie.
Du spürst, wie er sich versteift, hart wird, seine kalte Maske aufsetzt. Du verdrängst, dass er es wirklich sagen wollte, genauso wie die immer noch bestehende Nähe zu ihm. Der Rekrut, der ihn versehentlich unterbrochen hat schaut ängstlich zu euch auf, weiß er doch, was es heißt ihn zu stören.
Keine Sekunde denkst du daran, dich von ihm zu lösen und betrachtest stattdessen lieber den jungen Deatheater, der vor dir kniet. Die Augen, immer noch ängstlich weit geöffnet, schimmern in einem warmen braun, während der Junge einen ziemlich kaputten und zerlumpten Eindruck macht. Du schätzt den Kleinen auf Dreizehn, vielleicht auch Vierzehn.
Kindersoldat.
"Oberkommandant Malfoy, eine Nachricht von Kommandantin Parkinson; Schutzraum im nordöstlichen Kerkerflügel gefunden, warten auf Befehl!"
Du fühlst förmlich wie Malfoys Ärger verfliegt, er... fröhlich wird. Die Unterbrechung ist vergessen, jetzt zählt nur noch der Sieg. Die totale Vernichtung des Feinds in Form von wehrlosen Schülern.
Du hörst, wie Malfoy etwas zu dem Jungen sagt, nimmst es aber nicht war. Du kannst nur an deine Freunde denken. An deine Freunde, die sich in Sicherheit wiegen. An deine Freunde, die glauben, nur einen Albtraum zu träumen. An deine Freunde, die in einer tödlichen Falle sitzen.
Das leise Rascheln von Grass macht dir deutlich dass der Rekrut gegangen ist und du nun wieder alleine mit ihm bist.
Das alles verloren ist.
Du willst dir nicht ausmalen, was mit den Kindern in den Schutzräumen passiert, erahnst es aber. Es sind Deatheater. Junge, hungrige Deatheater. Es wird ein gnadenloses Gemetzel geben und Blut.
Sehr viel Blut.
"Warum?"
Es ist das erste was du sagst, seit dem Angriff heute früh. Seit dem er dich aus den Schlaf gerissen und entführt hat, dich in der kalten, nassen Höhle fesselte und danach, Stunden später, mit dir hier her gelaufen war.
Es war das erste Wort was du seit Wochen wieder an ihn richtest und während du es sagst ist dein Blick unverwandt auf Hogwarts gerichtet.
Noch einmal wird der Griff um dich fester, beinah verzweifelt.
"Weil ich dich liebe."
Du nickst leicht und in deinen Augen spiegelt sich das brennende Schloss. Deine Inneres ist leer und kalt. Die Worte wundern dich nicht, passen sie doch in das kranke Hirn eines Draco Malfoys. Des Draco Malfoy, der dir, Harry Potter, alles genommen hat.
Alles genommen und in Asche verwandelt hat.
Du löst dich aus seiner Umarmung, drehst deinem frühren Leben den Rücken zu und schaust deinem ganz persönlichen Albtraum ins Gesicht.
Ein engelsgleicher Dämon.
"Ich hasse dich."
