Vertrau mir! von Yamica (Eine Geschichte von Elben und Menschen) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Ende der Qualen ------------------------------ Titel: Vertrau mir! Untertitel: Ein Ende der Qualen Teil: 01/10 Autor1: Yamica Email: yamica@craig-parker.de Fanfiction: Herr der Ringe Rating: PG-16 Inhalt: Nach der Schlacht um Helms Klamm findet Éomer einen völlig verstörten Elben in einem verruchten Wirtshaus. Warnungen: [Drama] [romance] [slash] Pairing: Éomer/Haldir Archiv: ja Disclaimer: Herr der Ringe und alle Charaktere daraus gehören J.R.R.Tolkien. Einige Orginalcharas, wie Geschwister oder ehemalige Geliebte sind frei von uns erfunden. * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * Gerade aus seinem Zimmer getreten, prallte Éomer, Eomunds Sohn, fast mit einem anderen Mann zusammen. Dieser jedoch hatte nur ein selbstgefälliges Grinsen auf den Lippen und beachtete den Rohirim kaum. Éomer zuckte leicht mit den Schultern - was wollte man erwarten, wenn man sich dazu herunterliess in einer solchen Kaschemme zu übernachten? Nach dem Krieg war in dieser Gegend leider erst wenig wieder aufgebaut und die Leute verroht. Er wollte gerade nach seinen Männern rufen, die sich aufbruchbereit machen sollten, als ein leises Wimmern an sein Ohr drang. Seltsamerweise kam das Geräusch aus dem Zimmer, aus dem der Mann getreten war, der vorhin mit seiner Schulter Bekanntschaft gemacht hatte. Von Neugierde gepackt, stieß Éomer die ohnehin halb offene Tür ganz auf. Erschrocken zuckte der Elb zusammen und richtete sich leicht auf. Als er den kräftigen Mann in seiner Rüstung in der Tür sah, flüchtete er aus dem Bett und kauerte sich in einer Ecke zusammen. Auch wenn er wusste, dass dies nicht helfen würde, versuchte er es trotzdem. Vielleicht wollte der Mensch ja niemanden, der sich wehrte. Sofort hob Éomer beschwichtigend die Hände, auch wenn ihn der Anblick des geschundenen Wesens schmerzte. "Ganz ruhig...ich werde Euch nichts tun..." Doch dies hatte nur zur Folge, dass der Elb sich noch weiter in die Ecke drängte und die Knie schützend vor den Körper zog. Éomers Stirn zog sich in Furchen. Wut tat sich in seinem Herzen breit, ob so viel sinnloser Gewalt, die einem so zarten Geschöpf angetan worden war. "Habt keine Angst...ich werde Euch nichts tun...", versprach der blonde Mann mit ruhiger Stimme und ein Entschluss setzte sich in ihm fest. "Aber ich kann Euch nicht hier lassen...sonst werdet Ihr zu Grunde gerichtet." Er war vor das Bett getreten und hatte das Laken zur Hand genommen, um es dem Elben behutsam über die Schulter zu legen. Aus großen Augen sah der Elb ihn an. Er hatte schon viele Behandlungen und Verhaltensweisen kennen gelernt. Aber was dieser Mensch tat, das hatte er noch nie erfahren. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte und so tat er gar nichts. Schließlich wickelte ihn Éomer gänzlich in das Leinentuch ein. "Habt Ihr Kleidung hier?", wollte er wissen und liess dem Elben wieder etwas mehr Platz. Ein leichtes Kopfschütteln war die einzige Antwort, die er bekam. "Wartet hier!" Éomer verließ das Zimmer und rief einem seiner Männer etwas zu. Wenig später kam dieser mit einem einfachen, aber sauberen Stoffhemd und einer weichen Hose zurück. "Mein Herr Éomer, wozu..." Er verstummte, als er hinter den Anderen geblickt hatte. Er senkte nur leicht den Kopf und verschwand wieder, nachdem Éomer die Sachen an sich genommen hatte. Mit langsamen Schritten trat dieser wieder auf den verschrecken Elben zu. "Hier...die Sachen mögen vielleicht etwas weit sein...." Hektisch schüttelte der Elb den Kopf. "Ich darf keine Kleidung tragen. Das geziemt sich nicht für einen Elben." Éomer zog die Augenbrauen zusammen. "Wer sagt so etwas?" "Mein... mein Besitzer." "Euer...ihr gehört doch niemandem...nur Euch selber! Zieht es an, bitte! So kann ich euch nicht mitnehmen, es ist kalt draußen. Selbst ein Elb kann da krank werden." "Mitnehmen?" Panik stieg in dem Elb hoch. Hier wusste er wenigstens was ihn erwartete, auch wenn es ihm nicht gefiel. Aber wer konnte sagen, was alles passierte, wenn er dem Krieger folgte. Vielleicht würde er ihn noch mehr misshandeln, als er es eh schon täglich ertragen musste. Éomer nickte. "Das hier ist bestimmt kein Leben für einen Elben. Ich mag nicht viele von euch gesehen haben, doch jene die ich traf waren anders..." Er hielt seinem Gegenüber auffordernd das Hemd hin. Der Elb sackte in sich zusammen. "Sie sind alle so wie ich. Wir sind dazu geschaffen, den Menschen zu dienen und ihnen zu gehorchen. Egal, was sie von uns verlangen." "Nein...Ihr...." Éomer schnaubte. "Das sind Lügen die man Euch erzählt hat...und nun kommt..." Mit sanfter Gewalt zog er den sich sträubenden Elben an und zog ihn vom Bett. "Ich werde dafür sorgen, dass ihr Euch wieder an euer richtiges Leben erinnert und dass ihr zurückkehrt zu Euresgleichen." Resigniert folgte der Elb ihm. Er musste alles tun, was die Menschen von ihm verlangten. Dann konnte er ihm auch folgen. Mit einem grimmigen Blick ging Éomer voran, einen Arm um die schmalen Schultern des Elben gelegt. Aus einem Augenwinkel konnte er den Wirt auf sich zueilen sehen, doch er ignorierte ihn. "Hey, ihr könnte den Kleinen nicht einfach mitnehmen. Er gehört mir", rief der Wirt schon von weitem. Éomer fuhr zu ihm herum. "Sklaverei ist in Rohan verboten und das wisst ihr...." Erschrocken trat der Wirt einen Schritt zurück. "Ich werde ihn auf Ihre Rechnung setzen." "Seit froh wenn ich eure Gaststube nicht schließen lasse!" Murrend machte der Wirt den Weg frei. Nur ein Narr würde sich mit dem König von Rohan anlegen. Draußen wartete bereits Éomers Reiterschar und ein reiterloses Pferd kam auf ihn und den Elben zu getrabt. Erst schnaubte es dem Menschen freudig ins Gesicht, dann schnupperte es ganz sanft an des Elben Gesicht. Éomers Lippen zierten ein kurzes Lächeln. Ja, die Pferde Rohans wussten ob der Elben Bescheid und dass sie ihre Freunde waren. Ängstlich schaute der Elb die Menschen an. Mit ihnen allen sollte er ständig zusammen sein? Dann war er doch lieber im Wirtshaus. Unauffällig trat er einen Schritt zurück. Vielleicht würde es ihm ja gelingen wieder ins Wirtshaus zu flüchten. Doch in diesem Moment hob ihn Éomer auch schon hoch aufs Pferd und schwang sich anschließend selbst hinter hin. "Zurück nach Edoras!", rief er seinen Männern zu und sofort fiel die Gruppe in einen langsamen Galopp, den die Pferde ohne Mühe bis zur Hauptstadt Rohans durchzuhalten vermochten. Die ganze Zeit über hielt Éomer den Elben sicher, aber sanft fest. Steif saß der Elb vor ihm und versuchte die Panik zu unterdrücken. Das Reiten verursachte ihm Schmerzen und auch der Arm des Menschen war ihm unangenehm. Er wollte nicht bei den Menschen sein. Einen plötzlichen Impuls folgend warf er sich vom Pferd direkt zwischen die Hufe der anderen Pferde. Keins der Pferde traf ihn, erschrocken sprangen sie zur Seite, oder über ihn hinweg. Noch ehe der Trupp gänzlich zum Stillstand gekommen war, war Éomer von seinem Reittier gesprungen und neben dem Elben in die Hocke gegangen. Als seine Reiter näher kommen wollten, winkte er ab. "Bleibt zurück...!" Dann wandte er sich wieder dem Elben zu und musterte ihn besorgt. "Was hat man Euch nur angetan, dass aus einem so stolzen Wesen so etwas Angstvolles wurde?" Er zog eine Decke aus dem Gepäck seines Pferdes und legte sie über des Elben Schultern. Ängstlich kauerte sich der Elb zusammen, als ein weiterer Schatten auf ihn fiel. "Herr, wisst ihr, wer das ist?" Éomer schüttelte den Kopf. "Er hat Angst vor Menschen...ihr solltet bereits weiter reiten..." "Eigentlich könnte es nicht sein. Aber er sieht aus, wie der Elb, der mir das Leben gerettet hat. Der Elbenhauptmann, der bei Helms Klamm gefallen ist." Langsam wendete er sein Pferd. "Wenn er es wirklich ist, hat er sich sehr verändert. Der arrogante Elb von damals, hätte sich niemals irgendetwas von Menschen antun lassen." Mit einer leichten Bewegung brachte er sein Pferd in einen leichten Galopp und folgte seinen Kameraden. Um ihren König brauchten sie keine Sorgen zu machen. Éomer war in voller Rüstung, nicht weit von Edoras entfernt, außerdem hatte er einen Elb bei sich. Was sollte ihm da schon passieren? Die Worte gingen Éomer immer noch durch den Kopf, doch hatte er nun weitaus andere Sorgen. Er musste versuchen den Elben, der vor ihm kauerte, irgendwie zu beruhigen. Ängstlich wich der Elb zurück, sobald der Mensch ihm zu Nahe kam. Er wollte nicht wieder auf das Pferd. "Ganz ruhig....ich tu euch nichts....ich werde euch auch zu nichts zwingen....." Er versuchte beruhigend zu lächeln. Langsam und vorsichtig stand der Elb auf und trat von Éomer zurück. Dieser tat nichts, um ihn davon ab zu halten. Im Gegenteil...er entfernte sich von ihm, um Feuerholz zu sammeln, jedoch nicht ohne ein wachsames Auge auf ihn zu haben. Der Elb schaute sich um. Vielleicht sollte er einfach gehen. Nur wohin? Es sollte noch andere wie ihn geben. Würde er sie finden? Würden sie ihn aufnehmen? Oder würde er nur ein weiteres Mal missbraucht werden? Sollte er bleiben? Der Mensch hatte ihm bisher noch nichts getan. Was nicht hieß, dass er es nicht noch tun würde. Éomer entfachte derweilen ein Feuer, konzentrierte sich darauf und liess sein Pferd auf den Elben acht geben. Wie ein Hündchen folgte es ihm und blubberte freundlich hinter ihm her. Sanft streichelte der Elb den Hals des Pferdes. Irgendwie hatte er plötzlich das Gefühl, dem Menschen vertrauen zu können. Außerdem hatte er Hunger und so ging er zurück zum Feuer. Im ersten Moment schien ihn Éomer nicht bemerkt zu haben, doch dann blickte er hoch und hielt dem Elben etwas zu Essen hin. Zögernd nahm der Elb das Essen entgegen und schaute Éomer abwartend an. Entweder jetzt oder nach dem Essen würde er dafür zahlen müssen. Doch tat Éomer nichts dergleichen. Er erhob sich und begann sein Pferd abzusatteln. "Wir werden heute Nacht kaum noch weiter reiten", meinte er erklärend und nahm dem Tier auch das Zaumzeug ab. Obwohl es nun die Möglichkeit zur Fluch gehabt hätte, blieb es ruhig stehen und begann wieder zu grasen. "Ich habe kein Geld", murmelte der Elb schließlich leise und ließ sich vorsichtig neben dem Feuer nieder. Sein Hunger war zu groß, als dass er die Mahlzeit hätte ausschlagen können und so begann er zu essen. Viel und reichlich. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal satt gewesen war. Éomer hob eine Augenbraue. "Nun, wenn es Euch tröstet, ich auch nicht...", gab er sogar wahrheitsgemäß an, denn er selber trug in der Tat kein Geld bei sich und seine Männer hatte er weggeschickt. "Aber hier draußen werden wir auch kaum welches brauchen." "Womit soll ich denn dann das Essen bezahlen?" erkundigte sich der Elb, bevor er sich noch einen Nachschlag nahm. "Bezahlen...?" Der Elb nickte mit vollem Mund. "Nicht nötig...ich habe Euch schließlich sozusagen 'entführt'." Éomer grinste etwas schief und zog noch ein paar Früchte aus einer Satteltasche, die er dem Elben reichte. Dankbar stürzte sich der Elb darauf. Selbst nachdem er alles Essbare in sich hineingestopft hatte, hatte er noch immer das Gefühl, nicht satt zu sein. "Diese Menschen müssen Euch wahrlich vernachlässigt haben", meinte Éomer mit etwas belegter Stimme. "Hier, das ist alles was ich euch noch anbieten kann", meinte er und reichte dem Elben den Trinkschlauch mit dem Met. Der Elb setzte den Schlauch an und lehrte ihn in einem Zug. Plötzlich hatte er das Gefühl nichts mehr richtig um sich herum mitzubekommen. Kraftlos fiel er zur Seite und glitt sofort in einen Heilschlaf, den sein Körper so dringend nötig hatte. "Ui...das war wohl doch etwas zuviel...", grinste Éomer schief und zog den Elben wieder hoch und lies ihn an sich lehnen, die Decke fester um ihn ziehend, damit er nicht zu fest auskühlte. Nachdenklich blickte er auf den schmächtigen Körper hinab, der angeblich einem Elbenhauptmann gehören sollte. "Dir geht es wohl wirklich nicht gut, Kleiner", seufzte er. "Sonst würdest du kaum mit geschlossenen Augen schlafen." Als der Elb die Augen wieder öffnete, ging gerade die Sonne unter. Verschlafen richtete er sich auf und blickte sich nach dem Menschen um. Er musste lange geschlafen haben. Warum war er nicht geweckt worden? Musste er keine Dienste verrichten? Im ersten Moment realisierte er den Menschen nicht, doch dann konnte er spüren, dass jemand hinter ihm saß, der ruhig und gleichmäßig atmete, dass er an jemanden gelehnt war, der offensichtlich schlief oder zumindest vor sich hindöste. Vorsichtig befreite der Elb sich und stand auf. Er hatte Hunger. Aber vom Essen war nichts mehr da. Selbst den Trinkschlauch hatte er geleert. Aufmerksam blickte er sich um und ging dann los. Irgendwie hatte er das Gefühl, wenn er nur lang genug in diese Richtung ging, würde er auf Wasser stoßen. Bald darauf stieß ihn etwas sanft in den Rücken. Éomers Hengst war ihm gefolgt und blieb nun treu an seiner Seite. Kurz streichelte der Elb ihn und ging dann weiter. Er brauchte nicht mehr lange, bis er einen Fluss gefunden hatte. Schnell trank er selbst etwas und füllte dann den Schlauch. Nach einigem Suchen hatte er sogar einige Beeren und Früchte gefunden, die essbar aussahen. Er nahm so viel er tragen konnte und ging zurück zum Lagerfeuer. Als er ankam, schlief der Mensch immer noch. Bevor er es sich anders überlegen konnte, legte er die Nahrung ab und löste vorsichtig das Messer vom Gürtel des Menschen und rannte damit zum Fluss. Er musste sich beeilen, bevor der Mensch aufwachte und ihn aufhielt. Ohne zu zögern beugte er sich über das Wasser und griff nach einer Haarsträhne. Er packte das Messer fester und setzte es an seine Haarsträhne an. Wenn die Menschen so begeistert von seinem Haar waren, dann würde er es eben abschneiden. Vielleicht würden sie ihn ja dann in Ruhe lassen. Doch ehe er zum ersten Schnitt ansetzen konnte, wurde er in die Seite gestoßen, so dass das Messer auf das Ufer fiel. Empört blickte ihn der Schimmel an und brummelte etwas. Schnell griff der Elb wieder nach dem Messer und kletterte auf einen Baum. Er würde sich seine Haare abschneiden. Ein Pferd würde ihn nicht daran hindern können. Doch das Schnauben hatte den Menschen alarmiert und fragend blickte Éomer nun nach oben. "Herr Elb?! Darf ich fragen was Ihr dort oben mit meinem Dolch zu finden erhofft? Eichhörnchen werden sich kaum von Euch erlegen lassen! Kommt doch bitte runter, ja?" "Nein!" antwortete der Elb entschlossen und griff wieder nach einer Haarsträhne. "Lasst doch diesen Unfug, bitte! Wollt ihr denn auffallen in Edoras?" Zögernd ließ der Elb die Klinge sinken. "Ich fall doch eher mit meinen langen Haaren auf. Alle Menschen wollen mich wegen meinen Haaren. Wenn ich sie nicht mehr habe, wollen sie mich auch nicht mehr." Éomer schüttelte den Kopf. "Mag sein dass das euch der Wirt gesagt hat und dass dies auf seine Gäste zutraf, in der Hauptstadt jedoch fallt ihr mit langen Haaren bestimmt nicht auf. Bitte...." Er streckte dem Elben auffordernd eine Hand entgegen. "Ich will nie wieder von einem Menschen angefasst werden", murmelte der Elb. "Ich werde euch nicht anfassen", versprach Éomer und trat einen Schritt zurück. Ungeschickt kletterte der Elb von dem Baum und stellte sich vor Éomer. "Ich habe was zu Essen gefunden", meinte er und zeigte auf die Früchte neben dem Feuer. "Habt ihr denn schon genug gegessen? Wenn ja, würde ich meinen wir packen es ein und brechen auf." Schnell nahm sich der Elb ein paar der Früchte und trat dann einen Schritt zur Seite. Wenn der Mensch darauf bestand, würde er ihm folgen. Aber er würde nicht auf das Pferd steigen. Das tat weh. Éomer nahm das zur Kenntnis und und führte sein Pferd schliesslich am zügel hinter sich her. So würden sie wohl den ganzen Tag benötigen, um nach Edoras zu gelangen. Langsam trottete der Elb hinter Éomer her, bis er schließlich genug Mut aufbrachte, um neben ihn zu treten. "Was hast du nun mit mir vor?" "Mit Euch vor?" Éomer musterte den Elben. "Erst einmal denk ich, sollte ich dafür sorgen, dass Ihr wieder Glanz in eure Augen und etwas mehr Gewicht auf eure Rippen bekommt." "Und dann?" Éomer zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung...zusehen dass ihr Euch erinnert, was ihr einst wart?" "Wo soll ich leben? Wovon soll ich leben?" "Wohnen werdet ihr vorerst im Palast.....und glaubt mir, wir vermögen es einen Elben satt zu bekommen, selbst wenn er so ausgehungert ist wie ihr." "Ich soll einfach so bei euch leben? Ohne zu zahlen und ohne zu arbeiten? Warum?" "Weil ich es so entschieden hab...ich konnte Euch nicht dort lassen, also hab ich nun die Verantwortung für euch..." Schweigend folgte der Elb ihn. "Danke", murmelte er schließlich leise. Éomer blickte leicht über die Schulter, dann wieder nach vorne. Lautlos pustete er die Luft aus seinen Lungen. Auf was hatte er sich da nur eingelassen? Der Plan den er verfolgte war wahrlich fast so tollkühn, wie die Kriegspläne, die sie noch vor Monaten gemeinsam mit dem König von Gondor geschmiedet hatten. Wie konnte er sich nur einbilden, dass ausgerechnet er, ein einfacher Mensch, in der Lage war einem Elben ohne Gedächtnis zurück ins Leben zu helfen? Wieder sah er zurück zu dem Elben. Er seufzte leise. Dieses Geschöpf hatte wenig gemeinsam mit dem, was er unter einem Elben kannte. Nun gut, er kannte nicht viele, doch dieser hier, war das pure Gegenteil des Elbenprinzen aus Düsterwald, mit dem er gemeinsam gegen Mordors Streitmächte gezogen war. Und doch....in Sachen Schönheit waren sie sich ebenbürtig, auch wenn man diesen hier erst wieder etwas aufpäppeln musste. Während des Gehens drehte sich Éomer um, ging etwas rückwärts, um den Elben ansehen zu können. "Wollt ihr den ganzen Weg nach Edoras laufen? Es ist noch ziemlich weit..." Stoisch nickte der Elb und hob dabei noch nicht einmal den Blick von seinen Füßen. Nachdenklich spielte er noch immer mit seinen Haarsträhnen und tastete immer wieder unauffällig nach dem Dolch in seiner Hose, den er Éomer noch nicht wieder zurückgegeben hatte. Bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit würde er sich seine Haare abschneiden. Er wollte nicht mehr schön sein. Nie wieder! Der Mensch vor ihm seufzte und verlangsamte seinen Schritt, bis er neben dem Elben her ging. "Sagt, wenn ihr eine Pause braucht." "Ich bin nicht müde", meinte der Elb abweisend. Éomer wiederholte seine Frage alle paar Stunden, ohne von der Seite des Elben zu weichen. Und immer wieder verneinte der Elb, bis sie schließlich in der Nähe eines kleinen Waldes waren. Sofort blieb er stehen und schaute Éomer fragend an. "Was habt ihr? Wir müssen weiter, wollen wir noch vor Sonnenuntergang Edoras erreichen." "Eine kleine Pause?" Éomer nickte und sah sich nach einem passenden Rastplatz um. Schließlich wählte er eine kleine Baumgruppe, etwas abseits des Waldes. Langsam folgte der Elb ihn und verschwand dann zwischen den Bäumen. Schnell versteckte er sich. Einen Moment wartete er ab, bevor er nach dem Messer griff und sich die erste Haarsträhne abschnitt, so dass sie nur noch knapp über seine Schultern fiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)