Gedanken von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 34: Die Bürgschaft -------------------------- So, ihr habt wieder mal lange genug gewartet (bin lieb, gell *g*) und deshalb gibt es jetzt das nächste Kapitel und das letzte, was ohne direkte Beeinflussung durch die Bücher stattfindet. Viel Spaß! Nessi-chan *aufkommiswart* P.S.: Am Schluss sind einige Sprünge drin (Vergangenheit-Gegenwart), verhäddert euch nicht! ****************************** Die Bürgschaft (Kapitel 34) Es war ein ziemlich kühler Nachmittag und das bekam besonders Severus zu spüren. Mittlerweile hatte er den Zaubertränkeunterricht vollständig übernommen und sich Wohnung und Büro im Kerker von Hogwarts eingerichtet. Hier unten war es ja generell kühler als im restlichen Schloss, aber normalerweise störte ihn das nicht, meistens bemerkte er es kaum. Doch heute zog er sich schon ab und zu mal zusammen und ließ ein größeres Feuer als sonst im Kamin brennen. Aber irgendwie bekämpfte dies alles die Kälte nicht. Gerade als Severus sich Gedanken darüber machte, ob es vielleicht gar keine gewöhnliche Wetterkälte war, vernahm er hastige Schritte auf der Treppe. Die Schritte näherten sich, es mussten mindestens 6 Personen sein. Da klopfte es auch schon an seinem Büro. "Herein.", verkündete er kühl. Der Aufforderung folgend öffnete sich die Tür und mit einem kurzen Blick und einem Anflug von Genugtuung stellte er fest, dass ihn sein feines Gehör nicht getäuscht hatte. In seinem Büro standen nun Dumbledore, McGonagall, Mr Barty Crouch, zuständig für magische Strafverfolgung, der Auror Alastor ,Mad-Eye' Moody und zwei seiner Kollegen, unschwer an ihrer Uniform zu erkennen. Severus hatte sie nur aus dem Augenwinkel gemustert und hob erst den Kopf, als die Tür hinter den unerwarteten Gästen ins Schloss fiel. "Was erlauben Sie sich einfach hier so reinzumarschieren?", empörte sich McGonagall. "So eine bodenlose Frechheit! Und den Grund wollen Sie uns auch nicht nennen!" "Minerva, bitte!", versuchte Dumbledore sie zu beschwichtigen, denn er sowie auch Severus konnten sich ja denken, worum es ging. "Beruhigen Sie sich, meine Teure.", erwiderte Crouch in einem ungewöhnlich ruhigen Tonfall. Dann wandte er sich an Severus. "Professor Severus Snape, ich muss Sie bitten uns unverzüglich ins Ministerium zu begleiten. Gegen Sie besteht der Tatverdacht des Bundes mit Sie-wissen-schon-wem und somit des Hochverrats." Severus sah schon wie McGonagall zum Protest ansetzen wollte, doch Dumbledore kam ihr zuvor. "Das hätten Sie mir auch einfach mitteilen können, dann wären wir zu einem vereinbarten Zeitpunkt im Ministerium erschienen und Sie hätten hier nicht mit solch einem Aufgebot erscheinen müssen." "Um so etwas...", erklärte Crouch verächtlich, wobei sein Blick auf Severus ruhte, "...kümmere ich mich lieber persönlich." Als Crouch daraufhin ein Handzeichen gab, Moody zweifelnd stehen blieb, während die anderen beiden Auroren auf Severus zu traten, stand dieser auf. ,Abführen werdet ihr mich nicht.' Das stand fest. Severus hatte sich innerlich ja schon auf so etwas vorbereitet, aber er hatte beschlossen sich nicht in Gewahrsam durch die Schule führen zu lassen. "Nun, dann, Mr Crouch, wenn Sie es so eilig haben, sollten wir keine Zeit verlieren." Er trat um seinen Schreibtisch herum und blieb Crouch gegenüber stehen. McGonagall stand mit einer Mischung aus Erstaunen und Entsetzen der Mund offen, Dumbledore warf ihm einen warnenden Blick zu, doch er wusste so gut wie Severus, dass ihre Chancen umso höher waren, umso weniger Schwierigkeiten es gab. Crouch war zwar offensichtlich überrascht von dieser Kooperation, doch er fing sich relativ schnell wieder, wies auf die Tür und sagte erneut in einem verachtenden Tonfall: "Also gut, dann nach Ihnen." "Ich werde Sie begleiten." Dumbledores entschlossene Stimme ließ die Anwesenden herumfahren. "Aber, Albus,...", wollte Moody einwenden, doch Dumbledore ließ keinen Widerspruch zu. "Ich bin schließlich verantwortlich für alles, was in Hogwarts geschieht und somit auch für diese Sache hier. Deshalb werde ich Sie begleiten, um diese Sache möglichst schnell zu klären." Crouch nickte widerspenstig und marschierte dann aus dem Raum. Hinter ihm folgten die beiden Auroren, dann Severus und zum Schluss Dumbledore, Moody und McGonagall. Severus ließ es sich nicht anmerken, doch er war sehr erleichtert, dass Dumbledore sich durchgesetzt hatte und ihn begleiten würde. Zwar standen die Chancen für Severus nicht wirklich zum besten, aber mit Dumbledore, der ihm den Rücken stärkte, fühlte sich Severus einigermaßen sicher. Die Schule war an diesem Nachmittag leer gefegt gewesen, somit hatte keiner die seltsame Gruppe kommen oder gehen sehen. Severus war das ganz recht. Das letzte, was er jetzt wollte, war diese Demütigung vor seinen Schülern. Im Ministerium wurde Severus immer schlechter zumute, auch wenn er dies mit gekonnter Kälte überspielte. Er hatte dieses Gebäude zwar erst einmal, als Kind, von innen gesehen, aber er hegte dennoch eine tiefe Abneigung gegen das gesamte Ministerium und wünschte sich sehr weit weg von hier. Dumbledore und McGonagall folgten ihm auf dem Fuß, bis ihnen zwei Auroren plötzlich den Weg versperrten. "Mr Crouch möchte mit dem Beschuldigten allein reden.", erklärte einer von beiden. "Sie müssen hier warten." Wie auf ein Kommando trafen sich die Blicke von Dumbledore und Severus und der jüngere Zauberer nickte, wenn auch kaum merklich. Er signalisierte dem Direktor, dass er es schon schaffen werde, auch wenn er selbst noch nicht genau wusste wie. ,Albus ist in der Nähe, was kann mir schon passieren.', sagte er sich und sein Trotz fügte hinzu: ,Ich habe gegen den dunklen Lord bestanden, dann schaffe ich diesen Herrn vom Ministerium auch.' Festen Schrittes trat er in den vorgesehenen Raum. Im Gegensatz zu den hell erleuchteten Gängen im Ministerium erschlug einen hier förmlich die Dunkelheit. Doch da Severus Dunkelheit gewöhnt war, ging er, ohne sich irritieren zu lassen, weiter. Er nahm auf dem vorgesehenen Stuhl Platz und sah sich seine Gegenüber im Schein der Kerzen an. Anwesend waren neben Crouch noch zwei weitere Ministeriumsbeamte, die das Zeichen für magische Strafverfolgung trugen, eine Protokollantin und vier Auroren, zwei im Raum, zwei an der Tür. "Professor Snape," begann nun Crouch, "Ihnen wurden die Ihnen zur Last gelegten Verbrechen dargelegt, welche den Pakt mit Sie-wissen-schon-wem, Hochverrat und Mord beinhalten. Was sagen Sie dazu?" Severus ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Was er jetzt sagte, musste gut überlegt sein, denn hier ging es um mehr als um sein Leben. Höchstwahrscheinlich ging es um seine Seele. "Es gibt dazu nichts zu sagen.", antwortete er schließlich. "Wie meinen Sie das?" Irritiert sah Crouchs rechter Nebenmann ihn an. "Damit meine ich," erklärte Severus in gezwungen ruhigem Tonfall, "dass ich alles, was es dazu zu sagen gibt, bereits Professor Dumbledore berichtet habe. Wenn Sie etwas wissen wollen, fragen Sie ihn." "Spielen Sie hier nicht den Unschuldigen!", fauchte Crouch. "Vor kurzem haben wir einige Todesser aufgegriffen: Mulciber, Karkaroff, Travers, um nur einige zu nennen. Aber letzterer hat Sie eindeutig als hochrangiges Mitglied dieser verdammten Verräter benannt. Nun reden Sie schon!" ,Igor Karkaroff hat es also erwischt.', dachte Severus betrübt. ,Er kommt auch vom Regen in die Traufe.' Severus hatte sich mit dem Bulgaren eigentlich immer gut verstanden. Karkaroff war eigentlich ein ganz erträglicher Zeitgenosse, doch er hatte einen großen Schwachpunkt: Er passte seine Meinung an. Frei nach dem Motto: Es ist besser die rechte Hand des Teufels als sein Feind zu sein. So war er an die Todesser geraten und so würde er vermutlich auch diese wiederum verraten, wenn ihm das Ministerium nur genug dafür verspräche. Crouch, der während seines Wutanfalls aufgesprungen war, stand noch immer drohend vor Severus. Der junge Zauberer ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und antwortete sachlich: "Beruhigen Sie sich, Mr Crouch. Ich habe meines Wissens nach mit keinem Wort von Unschuld gesprochen. Ich sagte lediglich, dass Professor Dumbledore alles weiß, was ich weiß und Sie ebenso gut ihn fragen können. Außerdem..." Severus blickte nun zu der Protokollantin hinüber. "...sofern dies hier protokolliert wird, fasse ich es als eine Art Prozess auf, in dem mir wohl ein Advokat zur Verfügung stehen sollte, oder?" Crouchs Hände waren extrem verkrampft und er kämpfte deutlich gegen die Wut, die Severus' Ruhe in ihm aufbrachte. Doch die Kollegin links von ihm griff beschwichtigend ein. "Mr Crouch, Professor Dumbledore ist doch vor Ort, nicht wahr? Wenn er wirklich alles weiß, was dieser Mann weiß, dann können wir wirklich ebenso gut ihn befragen. Höchstwahrscheinlich spart uns das Zeit bei solcher Sturheit." Ein kurzer Seitenblick galt Severus, dann lag ihre ganze Aufmerksamkeit wieder bei Crouch. "Ja, gut, gut, wenn er alles weiß,...", murmelte Crouch und Severus genoss seinen ersten Triumph. Er war der einzige, der wusste, dass Dumbledore nicht alles wusste. Sicher wusste er alles über die Pläne und Strategien der Todesser, aber er wusste kaum Namen, die kannte wirklich nur Severus. Auf Crouchs Wink ließen die Auroren Dumbledore eintreten. Der Direktor sah Severus kurz an, dann setzte er sich auf den gerade gebrachten Stuhl neben seinen Schützling. "Professor Dumbledore," wandte sich Crouch nun wieder förmlich an den Direktor, "der Beschuldigte verweigert hier die Aussage mit der Begründung, Sie wüssten alles, was er weiß. Deshalb fragen wir nun Sie: Was gibt es zu der Beschuldigung zu sagen?" "Dazu muss ich zuerst sagen, dass Severus mein vollstes Vertrauen genießt.", begann Dumbledore. "Ja, er hat einen Fehler gemacht und sich Voldemort angeschlossen." Bei dem Namen des dunklen Lords zuckten alle Anwesenden merklich zusammen. Dumbledore ließ sich davon jedoch nicht ablenken und fuhr fort. "Er war jung und er hat seinen Fehler noch vor dem Fall Voldemorts eingesehen. Severus hat seine Position ausgenutzt und als Spion für unsere Seite gearbeitet. Alle Informationen, die ich dem Ministerium habe zukommen lassen, stammten von ihm und Sie wollen wohl nicht bestreiten, dass diese viele unschuldige Leben gerettet haben. Weiterhin möchte ich betonen, dass diese Aufgabe, die Severus freiwillig auf sich nahm, eine kontinuierliche Gefährdung seines eigenen Lebens war, denn wir wissen ja wohl alle, wie Voldemort mit Verrätern seiner Reihen umgeht." Ein bedauerndes Nicken ging vom Rest der Gemeinschaft aus. "Kennen Sie Namen?", fragte Crouch. Genau diese Frage hatte Severus gefürchtet, doch Dumbledore reagierte souverän. "Geben Sie mir eine Liste der bereits Gefassten und ich werde sehen, ob ich jemanden hinzufügen kann." Crouch reichte Dumbledore die Liste. Der Direktor ging sie gründlich durch und schüttelte am Ende nur den Kopf. "Es tut mir leid. Alle Namen, die mir bekannt waren, befinden sich schon auf der Liste." Severus, der die Liste hatte mitlesen können, wusste, dass Dumbledore gerade gelogen hatte. Lucius Malfoy befand sich nicht auf der Liste der Verhafteten und von seiner Mitgliedschaft wusste Dumbledore. Doch die Ankläger schienen ihm zu glauben. Wer käme auch ernsthaft auf die Idee, dass der hochgeschätzte Direktor von Hogwarts lügen würde? "Nun gut," bemerkte Crouch, "trotzdem muss der Beschuldigte unter Arrest gestellt werden. Er hat gestanden, es ohne Einwirkung vom Imperius-Fluch getan zu haben." ,Arrest? Askaban?' Severus wurde innerlich von heller Panik erfasst. In Askaban waren die Dementoren, das würde er nicht aushalten. Dumbledore wusste das und lenkte ein. "Mr Crouch! In einem haben Sie Recht: Severus war über mich geständig. Aber ich denke, wenn wir berücksichtigen, dass er freiwillig auf unsere Seite zurückgekehrt ist und unter Gefahr für sein eigenes Leben als Spion tätig war, sollte es mit einer Aufsicht über ihn und seinen Lebensstil sein Bewenden haben." "Aufsicht?", fragte Crouchs rechter Mann. "Wie stellen Sie sich das vor, Herr Direktor?" "Nun, Severus ist bei mir in Hogwarts als Lehrer angestellt. Ich habe ihn täglich unter Beobachtung. Ich werde mich für ihn verbürgen." "Das ist eine noble Geste, Dumbledore.", bemerkte Crouch. "Aber was werden die Eltern der Schüler dazu sagen?" "Zum Ersten sehe ich keine Veranlassung es ihnen mitzuteilen," gestand Dumbledore, "und zum Zweiten könnten viele dieser Eltern ihre Kinder ohne Severus Hilfe gar nicht mehr nach Hogwarts schicken, da sie wahrscheinlich schon Voldemort zum Opfer gefallen wären." Seine beiden Kollegen drängten Crouch zu einer Unterredung. Es dauerte eine Weile bis Crouch sich Ihnen wieder zuwandte und mit leicht säuerlichem Gesichtsausdruck verkündete: "Das Verfahren gegen Professor Severus Snape wird nach Bürgschaft durch Professor Albus Dumbledore eingestellt. Es wird keine öffentliche Mitteilung darüber geben. Sie können den Saal verlassen." Crouchs Miene entnahm Severus, dass es keineswegs seine Meinung war, aber er sich seinen Kollegen fügen musste. Doch das kümmerte Severus im Moment nicht, er war frei und keiner würde von dieser Verhandlung erfahren. Vor dem Saal nahmen sie Prof. McGonagall wieder auf und begaben sich zurück nach Hogwarts. ----------------------------------- Er hatte sein Glück damals noch gar nicht fassen können. Erst später wurde ihm bewusst, was Albus damals wirklich für ihn getan hatte. Er selbst hatte damals nicht mal in der wahnwitzigsten Idee daran gedacht frei zu kommen. ,Unter Albus' Aufsicht.', korrigierte er sich ironisch. ,Was soviel heißt wie frei.' Der Direktor wusste schon immer zu provozieren. Das zeigte auch die direkt darauf folgende Situation. ------------------------------------ In der Eingangshalle bat Dumbledore Severus schließlich noch mit in sein Büro zu kommen. Severus hatte sich so etwas schon gedacht und folgte ohne Widerspruch. Im Büro angekommen ließ Severus dem Direktor gar keine Zeit, sondern klärte direkt seinen Standpunkt auf. "Es tut mir leid, dass ich dich so in diese Sache hineingezogen habe, Albus, aber ich wusste mir wirklich nicht anders zu helfen. Und ich danke dir für das große Opfer, das du für mich bereit warst zu bringen." Entgegen einem ernsten Nicken, das Severus erwartet hatte, lächelte Dumbledore ihn an. "Du musst dich für nichts entschuldigen, Severus. Seit ich dich damals gebeten habe als Spion tätig zu sein, stecke ich genauso in der Sache drin wie du. Und deine Reaktion war wirklich ein guter Schachzug, Respekt!" Er wies dem immer noch stehenden Lehrer den Platz ihm gegenüber zu. "Eigentlich wollte ich etwas ganz anderes mit dir besprechen. Wie du weißt, hat Professor Kesselbrand vorübergehend die Leitung des Hauses Slytherin übernommen, aber ich merke, dass er damit überlastet ist. Deshalb wollte ich dich fragen, ob du daran interessiert wärst dein altes Haus zu leiten. Vorausgesetzt du traust dir diese Belastung zu." Severus sah den Direktor ernst an. "Albus, ich habe viele Slytherins gesehen, die unter den Einfluss des Lords gerieten und daran körperlich oder seelisch verkrüppelten. Wenn ich etwas tun kann, um die nachfolgenden Generationen davor zu bewahren, dann tue ich es gewissenhaft und gerne." Dumbledore lachte kurz auf und bemerkte dann: "Ich habe noch nie jemanden getroffen, der ein ,Ja' so kompliziert ausdrücken konnte. Die feierliche Einweisung wird in einer Woche stattfinden." Severus nickte und begab sich wieder zurück in sein Büro. ---------------------------------- Tja, mit diesem Vorsatz war er damals Hauslehrer von Slytherin geworden. ,Habe ich ihn wirklich erfüllt?' Er konnte sich heute kaum an die Jahrgänge bis 1991 erinnern, nur dass er schon von Anbeginn seiner Lehrzeit von den Schülern gefürchtet worden war. ,Vielleicht habe ich damals schon unbewusst daran gearbeitet, aber richtig begonnen hat das alles 1991.' In dem Jahr, das schon mit Turbulenzen anfing. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)