Gedanken von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 10: Hogwarts -------------------- Ab hier geht's jetzt mit der Schule los, also den meisten vielleicht 'n bißchen vertrauter. Viel Spaß! Und schön Kommi schreiben! *g* eure Nessi-chan ************************** Hogwarts (Kapitel 10) Es war 10.45 Uhr, als die Zwillinge und Gwen an Gleis 9¾ ankamen. "Nun, Kinder," sagte Gwen, "ich wünsche euch eine gute Fahrt und viel Erfolg in der Schule. Aber da habe ich bei euch eigentlich keine Bedenken." Sie zwinkerte ihren beiden Schützlingen zu. "Danke, Gwen." Abwechselnd drückten die Zwillinge ihre ,Ziehmutter' und kümmerten sich dann um ihr Gepäck. Kurz bevor sie endgültig im Zug verschwanden, wandte sich Lydia noch einmal zu Gwen um und sagte: "Grüß bitte Max noch mal ganz lieb von uns, ja? Hat ja heute Morgen kaum was mitgekriegt." "Mach ich." Gwen nickte. "Noch mal viel Spaß, ihr beiden!" Die beiden winkten Gwen noch kurz zu und suchten sich dann ein leeres Abteil. Eine Zeit lang rührte sich draußen auf dem Bahnsteig kaum etwas. Severus warf einen Blick auf seine Uhr. "Ich verstehe das nicht." Er schüttelte den Kopf. "Wie kann man nur immer auf den letzten Drücker kommen?" Lydia zuckte mit den Schultern. Dann sah sie von ihrem Buch auf an ihrem Bruder vorbei aus dem Fenster. Draußen tummelten sich nun viele Schüler und noch mehr Eltern, die herumwuselten, Koffer in den Zug hievten und sich hier und da mit Küsschen verabschiedeten. "Sowas albernes!" Severus, der nun auch aus dem Fenster sah, zog missbilligend die Augenbraue hoch. Doch auch wenn es sich beide nicht eingestehen wollten, sie waren ein bißchen neidisch und auch ein bißchen traurig. Doch schnell vertrieben sie diese Gedanken aus ihren Köpfen. Beide wandten sich nun wieder den Büchern zu, die sie an diesem Morgen in der Winkelgasse gekauft hatten. Kurz vor Abfahrt des Zuges stürmte eine Masse von Schülern den Gang zu den freien Abteilen hinunter. Erst als der Zug bereits angefahren war, öffnete jemand die Tür und steckte den Kopf hinein. "Entschuldigung, ist hier noch frei?", fragte ein Junge mit strubbeligem, dunkelbraunem bis schwarzem Haar. Mit einem Kopfnicken und einem etwas genervten Gesichtsausdruck bedeutete Severus ihm, dass er sich setzen könne. Hinter dem Jungen traten noch drei weitere und zwei Mädchen ein. Lydia und Severus rückten etwas näher ans Fenster, wobei Lydia meinte: "Könnte ein bißchen eng werden, oder?" Doch ihr Zischen war im ganzen Gerücke untergegangen. Ohne von ihren Mitfahrern weiter Notiz zu nehmen, widmeten sich die Zwillinge wieder ihren Büchern. Dies hatte auch den gewünschten Effekt: Sie wurden in Ruhe gelassen. Ab und zu schnappten sie noch ein paar Gesprächsfetzen wie "Gryffindor", "hoffentlich bleiben wir zusammen" und "Quidditch" auf. Nach einer guten Stunde schlug das eine Mädchen vor: "Komm, Lily, wir gehen mal nach den anderen sehen." Dann verschwanden sie beide. Die vier Jungs quatschten weiter, doch die Zwillinge nahmen sie nur zweitrangig war. Schließlich bremste der Zug und fuhr langsam in die Endstation ein. Severus und Lydia packten ihre Bücher weg und schafften ihr Gepäck nach draußen. Die anderen waren schon vorher verschwunden. Draußen wurden sie von einem riesigen Typen in Empfang genommen, der bestimmt über 2m groß war. Er war bullig, sehr behaart und nicht gerade das, was man auf den ersten Blick vertrauenerweckend nennen würde. Doch er war anscheinend ganz in Ordnung, stellte sich unter dem Namen ,Hagrid' vor und nahm alle Neuankömmlinge mit. In Booten wurden sie über einen See zum Schloss gebracht. Und das war einfach atemberaubend! Es ragte gegen den Halbmond und wirkte geheimnisvoll. Doch vielleicht freuten sich die Zwillinge auch nur Albus zu sehen. Nachdem sie ausgestiegen waren, brachte Hagrid sie in die Eingangshalle und trug ihnen auf hier zu warten. Warten, das brachte jetzt doch irgendwie Nervosität zum Vorschein. Es sprang wahrscheinlich von den anderen über, denn eigentlich wussten die Zwillinge ja alles über Hogwarts, aber viele Leute hatten die an sich scheuen Zwillinge schon immer nervös gemacht. Nun war es also soweit. Die Zwillinge sahen sich zweifelnd an. Albus hatte ihnen zwar gesagt, dass alles besser werden würde, aber woher sollte er das wissen? "Glaubst du daran?", fragte sie. "Nun, wir werden sehen." Ihr Bruder legte ihr die Hand auf die Schulter. "Kann es denn schlimmer werden?" Mit einem leichten Lächeln schüttelte sie den Kopf. Ihre Aufmerksamkeit wurde nun wieder auf die etwa 40-jährige Lehrerin, Professor Minerva McGonagall, gelenkt, die wieder vor die Erstklässler getreten war. "Bitte folgen Sie mir nun.", forderte sie den Trupp auf, öffnete das große Portal und führte sie in die Große Halle. Die Zwillinge hatten den Blick selbstbewusst nach vorne gerichtet und nur die Tatsache, dass sie sich bei der Hand hielten, zeigte, wie einsam und unwohl sie sich fühlten. Da sie aber sehr eng beieinander gingen und ihre Ärmel ihre Hände auch fast komplett verdeckten, fiel dies niemandem auf. Vor dem Lehrertisch drehte sich Prof. McGonagall zu den Erstklässlern um und gab deren Blick auf einen dreibeinigen Stuhl mit einem alten Hut drauf frei. Albus hatte ihnen davon erzählt. Der Hut würde sie einem Haus zuweisen. Severus musterte die anderen Schüler aus dem Augenwinkel. Eigentlich war ihm egal, wohin er kam. Hauptsache, er blieb mit Lydia zusammen und wurde relativ in Ruhe gelassen. Inzwischen hatte der Hut sein angestimmtes Begrüßungslied beendet und Prof. McGonagall begann mit der Verlesung der Namen: "Kary, Emma." - "Hufflepuff!" "Black, Sirius." - "Gryffindor!" "Malfoy, Lucius." - "Slytherin!" "Thornton, Victoria." - "Ravenclaw!" "Potter, James." - "Gryffindor!" "Snape, Severus." Er atmete tief durch, ließ die Hand seiner Schwester los und ging Richtung Stuhl. Der vorherige Junge, James Potter, blieb kurz bei ihm stehen und flüsterte: "Keine Panik, ist halb so schlimm." Er zwinkerte kurz und ging an seinen Platz. In Severus staute sich Wut auf. Was glaubte dieser komische Typ wer er war? Panik, wovor sollte Severus noch Panik haben? Prof. McGonagall setzte ihm den Hut auf. Plötzlich hörte Severus eine piepsige Stimme in seinem Kopf: "Ich sehe ein trauriges Herz, ein sehr trauriges Herz, aber auch große Begabung. Das Beste wäre da wohl..." Dann ertönte wieder die tiefe Stimme des Hutes: "Slytherin!" Severus stand auf und setzte sich an das vordere Ende des rechten Tisches. Dass die Begrüßung, wie bei den Slytherins üblich, nicht über ein flüchtiges "Hallo." hinausging, war ihm ganz recht. Schnell wurde seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne gelenkt, als Prof. McGonagall ausrief: "Snape, Lydia!" Unruhiges Gemurmel begann sich in der Halle auszubreiten. Viele Schüler sahen sich irritiert an und deuteten flüsternd auf Lydia. Diese ließ sich davon aber ebenso wenig beeinflussen wie ihr Bruder, trat vor und ließ sich den Hut aufsetzen. Nach einer kurzen Zeit der Stille rief der Hut aus: "Slytherin!" Lydia atmete erleichtert aus und ging zielstrebig auf den Platz neben ihrem Bruder zu. Von da an bekamen sie von der Zeremonie kaum noch etwas mit. "Gott sei Dank!", flüsterte Lydia. "Ich dachte schon, wir würden getrennt werden." "Mach dir keine Sorgen. Uns trennt keiner." Er wollte sich gerade wieder der Feier zuwenden, als ihm eine Frage durch den Kopf schoss: "Sag mal, was hast du gehört, als ich da vorne gesessen habe?" Irritiert sah Lydia ihren Bruder an. "Nichts," antwortete sie, "naja, außer ,Slytherin'. Wieso?" Doch Severus kam nicht zum Antworten. "Du hast auch so eine piepsige Stimme gehört, oder?" Severus nickte nur. Die flüsternde Unterhaltung der Zwillinge wurde nun dadurch unterbrochen, dass Dumbledore das Essen eröffnete. Ruhig und zurückgezogen wie sonst immer widmeten sich die Zwillinge ihrem Essen, als plötzlich... Es ist alles euer Schicksal!!! Aufgeschreckt sahen die beiden erst sich gegenseitig an und sich dann vorsichtig um. Ihre Mitschüler verhielten sich jedoch völlig normal. Beunruhigt sahen sich die beiden wieder an, als sie plötzlich angesprochen wurden. "Ihr seid doch die beiden Namensgleichen, oder?" Ein Junge mit wasserstoffblonden Haaren, der ihnen gegenüber saß, sah sie an. Die beiden nickten, nachdem sie ihre Fassung wiedergefunden hatten. "Verwandt oder schon verlobt?", grinste der Junge. "Zwillinge.", antwortete Severus knapp. "Na, Gott sei Dank, hebt ihr euch ja von dem Abschaum ab." Mit verächtlicher Miene deutete ihr Kamerad zu dem Tisch, an den sich dieser Potter gesetzt hatte. "Lucius Malfoy.", stellte er sich schließlich vor. "Severus Snape." Damit nahm Severus die ihm angebotene Hand entgegen. "Lydia Snape.", schloss sich Lydia letztendlich an, auch wenn die Ansichten dieses Lucius' ihr suspekt waren. Beide mussten sich darüber jedoch keine Gedanken machen, da Lucius nun von der Seite angesprochen wurde. Nachdem das Abendessen offiziell beendet war, machten sich Severus und Lydia direkt auf zu den Schlafsälen mit der fadenscheinigen Entschuldigung, es ginge ihnen nicht gut. Die beiden hatten während der ganzen Mahlzeit gut zugehört und so das Schlafsaal-Passwort vom Slytherin-Vertrauensschüler mitbekommen. Allein, da alle anderen Schüler in der Halle geblieben waren, traten sie in den recht edel eingerichteten Gemeinschaftsraum. Sobald Severus die Zwischentür leise hinter sich geschlossen hatte, fuhr Lydia zu ihm herum. "Du hast dieses Geflüster doch auch gehört, oder?" Severus nickte erst nur, fuhr dann aber seiner aufgebrachten Zwillingsschwester über den Mund. "Lydia, wir haben in letzter Zeit wenig geschlafen und jetzt diese völlig neue Umgebung, das zieht vielleicht doch nicht so einfach an uns vorbei." "Du denkst also, wir drehen beide langsam durch!" "Nein, Schwesterchen, ich denke nur, dass wir nicht glauben sollten, dass wir alles ganz leicht wegstecken. Wir sollten das Ganze langsam angehen." "Wahrscheinlich hast du Recht.", seufzte Lydia. "Es ist wohl besser, wir gehen jetzt schlafen. Wie sagte Mama immer: ,Ein neuer Tag, ein neuer Anfang.' Also dann, gute Nacht!" "Gute Nacht, Lydia!" Die Zwillinge machten sich jeweils die Treppen links und rechts hinab auf den Weg in ihre Schlafsäle. Severus war sofort eingeschlafen. Plötzlich befand er sich zu Hause, im Schloss seiner Eltern. Er stand wie festgewachsen auf der Treppe und starrte in die Halle hinunter. Er sah seine Mutter, umzingelt von vermummten Gestalten. Alle hatten ihre Zauberstäbe auf sie gerichtet. Gerade als Severus schreien wollte, öffnete sich der Kreis und eine durch ihre schwarze Kutte fast komplett verdeckte Gestalt trat in den Kreis auf Lillith zu. "Du hast deine Familie verraten.", flüsterte die Gestalt in einem zischenden Tonfall. "Was sollen wir denken, was du von deinem eigenen Blut hältst?" Als Antwort spuckte Lillith dieser Gestalt, anscheinend ein Mann, mitten ins Gesicht. "Das halte ich von euch!", fauchte sie, als sich der Mann angeekelt wegdrehte. "Dann verrecke!" Mit der Hand gab er seinen Anhängern ein Zeichen, auf das ein einheitliches "Crucio!" folgte. Unter schrillem, markerschütterndem Schreien brach Lillith zusammen, zuckte noch kurz und blieb dann leblos am Boden liegen. Dann wich die Menge auseinander und gab Severus den Blick auf seine Mutter frei. Sie lag mit einer großen Wunde im Bauch leblos in ihrem eigenen Blut. Starr vor Schreck und mit vor Angst geweiteten Augen sah er auf sie nieder. "Mama.", flüsterte er kaum hörbar. Doch als hätten ihn alle gehört, drehten sie sich um und sahen zu ihm auf. "So, so, wir haben Besuch bekommen.", zischte der Anführer. "Aber wie war es anders zu erwarten..." Er gab seinen Anhängern ein Zeichen und diese traten dann auf den Jungen zu. Severus überkam ein kalter Schauer, diese Leute waren zu allem fähig. Er drehte auf dem Absatz um und rannte, so schnell er konnte, zur Hintertür raus in Richtung Wald. Vor lauter Panik rannte er weiter, er wusste nicht wohin, er sah sich nicht um. Plötzlich geriet er ins Stolpern, stürzte und war einen Moment später von den vermummten Gestalten umzingelt. Jetzt hielten sie die Zauberstäbe auf ihn gerichtet. In panischer Angst sah Severus zum Himmel hinauf. Am dunklen Nachthimmel zeichnete sich gegen den Mond die riesige Silhouette des Anführers ab, der die gruseligen Worte von vorhin sprach: "Das ist dein Schicksal!" Schweißgebadet schreckte Severus aus dem Schlaf hoch. Hektisch sah er sich im Zimmer um. Er musste einige Stunden geschlafen haben, denn seine Kameraden lagen alle tiefschlafend in ihren Betten. Langsam beruhigte sich seine Atmung wieder. Doch die Angst saß ihm immer noch im Nacken, einschlafen konnte er auf keinen Fall wieder. Severus kletterte aus dem Bett, zog sich eine Jeans und einen schwarzen Pulli über und verließ den Schlafsaal. In Gedanken versunken ging er durch die Gänge. Sollte er zu Albus gehen? Er würde ihm gerne alles erzählen; andererseits musste er sein Leben endlich in die Hand nehmen. Der Weg, den er völlig unbewusst gegangen war, führte ihn auf die Beobachtungsplattform des alten Astronomieturmes. Er ging zum Geländer, stützte die Ellenbogen auf und genoss die kühle Nachtluft. Als er Schritte hinter sich hörte, richtete er sich auf. Er brauchte sich nicht umdrehen, er wusste, wer gekommen war. "Du konntest auch nicht schlafen?" Lydias Stimme klang eher nach einer Feststellung als nach einer Frage. Severus nickte. Lydia trat neben ihn und sah ebenfalls in die Nacht hinaus. "Was geschieht hier und warum geschieht es?" "Ich weiß es nicht.", seufzte Severus. "Aber das ist auch egal, wir haben immer noch uns." Die Zwillinge schlossen sich in die Arme. Sie würden sich gegenseitig beschützen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)