Gedanken von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 9: Lebensrettendes Talent --------------------------------- So, nun mal ein bißchen was Positives. Weil die ganzen Taschentücher mir zu teuer werden. *g* Nessi-chan ***************************** Lebensrettendes Talent (Kapitel 9) Die folgenden Tage waren an Severus wie ein Film vorbeigegangen. Doch nicht nur ihm ging es so. Auch Lydia verbrachte nun viel Zeit mit ihm im Labor und genau wie ihn schien das Brauen auch sie zu entspannen. Max sprach nicht über das Geschehen und man könnte meinen, sie sei so klein, dass der Schock einfach zu groß sei und die Erinnerung ,gelöscht' habe. Doch oft genug hatten Severus und Lydia seitdem mitbekommen, dass sich ihre kleine Schwester nachts im Bett herumwarf und leise das Wort "Mama" murmelte. Eines Tages arbeiteten die Zwillinge mal wieder im Keller, als Albus das Labor betrat. Er lächelte, wie fast immer, aufmunternd und fragte: "Woran arbeitet ihr denn? Etwas Wichtiges nehme ich an, sooft wie ihr hier unten seid." "Naja," Severus verkorkte die gerade gefüllten Phiolen und wandte sich Albus zu, "eigentlich nur einfache Schmerz- und Schlaftränke, nichts Großartiges." Albus sah sich suchend auf dem Labortisch um. "Wo habt ihr denn eure Rezepte?" "Hier." Lydia tippte sich an den Kopf. Auf Albus' irritierten Blick erklärte Severus: "Unser Vater hat uns ein paar einfache Tränke gelehrt. Die haben wir sooft gebraut, dass wir sie auswendig können." Albus schien erst sprachlos vor Bewunderung, doch dann grinste er etwas verschmitzt und erklärte: "Dann hatte ich ja doch eine richtige Ahnung, als ich dachte, dass ihr das hier gebrauchen könntet." Nun zog er ein altes, dickes Buch heraus und reichte es über den Tisch. Severus nahm es entgegen, Lydia sah ihrem Bruder über die Schulter. Beide wurden plötzlich von Euphorie ergriffen und sahen erst sich und dann Albus begeistert an. Sie fanden für ihre Freude gar keine Worte. Severus konnte nur immer wieder die Worte lesen, die mit goldenen, wenn auch etwas verblassten, Lettern auf dem Umschlag standen. Lehr- und Zaubertränke für Fortgeschrittene Abschnitt medizinische Wissenschaft Sowie kurzer Auszug aus dem Werk ,Hochpotente Zaubertränke' Dieses Buch und besonders das erwähnte Werk ,Hochpotente Zaubertränke' galten als beste und lehrreichste Bücher im Bereich der Zaubertränke. Eigentlich war dies Stoff für 14/15-jährige Hexen und Zauberer. "Albus, das..." Severus fand in seiner Begeisterung noch immer nicht die richtigen Worte. "Nun, ich dachte, es gefällt euch und wollte es euch schenken." "Gefallen? Es ist irre!" Lydia hätte in ihrer Freude beinahe die Phiolen fallen lassen. "Dir ist doch klar, wie wertvoll dieses Buch ist, oder?" "Sicher." Albus nickte. "Aber weder Gwen noch ich konnten und werden uns wahrscheinlich nie so für Zaubertränke begeistern können wie ihr. Ich bin sicher dieses Buch wird euch helfen eure Fähigkeiten zu verbessern und zu erweitern." Die Zwillinge waren um den Tisch herumgekommen, hatten das Buch auf den Tisch gelegt und umarmten Albus. "Danke!" Die beiden traten wieder von ihm zurück und wollten gerade damit beginnen über ihrer neuen Errungenschaft zu brüten, als Albus hinzufügte: "Es gibt gleich Abendessen. Und ihr wisst ja, wie ungern Gwen Zu-spät-kommen beim Essen sieht." Die Zwillinge sahen sich grinsend an. Gwen war eine sehr liebenswerte Person, aber in dieser Beziehung war nicht mit ihr zu reden, da kannte sie kein Pardon. Aus diesem Grund löschten sie das Feuer unter dem Kessel, froren den Trank ein und machten sich sofort auf den Weg zum Essen. Max und Gwen waren natürlich bereits da. Max war so fröhlich wie immer, man sah ihr die Qualen einiger Nächte gar nicht an. Ihre älteren Geschwister sahen sich an und Lydia fasste an den violetten Stein an ihrer Halskette. Nur Severus wusste, dass es kein Edelstein, sondern ein verstecktes Gefäß war. Sie hatten etwas von dem Traumlos-Trank hinein gefüllt, um ihn Max später zu geben. Doch nun genossen sie erst einmal die gelöste Stimmung beim Essen. Die Kinder genossen es, nicht unter überwachenden Augen zu sitzen und bekamen das Grinsen nicht aus dem Gesicht, wenn Gwen ihren Bruder wie üblich tadelte und seine Manieren anzweifelte. Nachdem nun wirklich alle satt waren, begann Gwen sofort wieder aufzuräumen. Obwohl es Albus' Gehalt sicher zuließ, verließ sich Gwen nur auf ihre eigene Arbeit und würde sich durch Haushaltshilfen nur gestört fühlen, jedenfalls behauptete sie das. Severus und Lydia wollten sich gerade wieder ins Labor zurückziehen, als Gwen plötzlich das Tablett mit dem Geschirr fallen ließ und schwankte. Albus bekam sie gerade noch zu fassen, bevor sie hart fiel. "Gwen, Schwesterchen, was ist mit dir?" Besorgt sah Albus sie an. "So ein Ziehen...", röchelte Gwen, "in der Brust... am Herzen..." "Schnell, Albus," rief Lydia, "bring Gwen in ihr Schlafzimmer! Sev, komm mit, schnell!" Daraufhin stürzten die Zwillinge aus dem Raum, die Treppe hinunter und ins Labor hinein. "Lydia, was ist?", fragte Severus. Er war bis jetzt nicht dazu gekommen diese Frage zu stellen. "Ich vermute, Gwen steht vor einem Herzinfarkt.", diagnostizierte Lydia. "Wir müssen uns beeilen. Der Trank muss in dem Buch stehen." Sie deutete auf ihr neues Buch. "Okay." Severus wusste, dass seine Schwester einen Sinn für sowas hatte. Außerdem hatte Kath Lydia auch viel über Krankheitssymptome beigebracht. "Ich mache jetzt den Kessel sauber und du suchst den Trank raus." Sofort machte sich Severus an die Arbeit. Es durften keine Rückstände im Kessel bleiben. Hier ging es um Leben und Tod. "Ich hab ihn!", rief Lydia. "Aber, oh nein!" "Was ist?" Severus wandte sich um. "Der untere Teil der Seite fehlt!" Verzweifelt sah Lydia ihn an. Severus warf schnell einen Blick auf die Seite. "Macht nichts.", beschloss er. "Wir machen erst mal das, was wir haben." Lydia nickte. Sie wusste zwar nicht genau, was ihr Bruder vorhatte, aber sie vertraute ihm. Schnell hatten die beiden den Trank soweit fertig. Severus hatte noch etwas über dem Rezept gebrütet. "Was nun?", fragte Lydia. "Nun brauchen wir noch ein paar Tropfen Kamillenöl, Bezoarextrakt und getrocknete Kaliis liguartis Blätter.", erklärte Severus entschlossen und stand auf. Ohne weiter zu fragen half Lydia ihrem Bruder den Trank fertig zu stellen. Schnell füllten sie genügend davon ab und liefen hoch zu Gwens Zimmer. Albus saß an ihrem Bett. Gwen lag dort mit gequältem Gesicht und atmete schwer. "Da sind wir wieder.", meldete sich Lydia. Albus machte den beiden Platz. Severus hielt den Trank in der Hand, während Lydia ein Glas Wasser holte. "Ganz ruhig, Gwen.", versuchte Severus sie zu beruhigen. "Wenn du das hier genommen hast, wird es dir gleich besser gehen. Hörst du?" "Ja.", brachte Gwen wieder röchelnd hervor. "Ich vertraue euch Kinder." "Ich auch." Albus nickte und half Gwen sich aufzusetzen. Severus flößte ihr den Trank ein und trat dann zur Seite um Lydia Platz zu machen. Nachdem Gwen einen Schluck Wasser genommen hatte, legte Albus sie vorsichtig ab und Gwen schlief sofort ein. Es fiel sofort auf, dass sie nun schon wieder sehr ruhig und gleichmäßig atmete. Da anscheinend alles in Ordnung war, verließen Albus und die Zwillinge den Raum. "Ich bin beeindruckt.", bemerkte Albus, als er die Tür geschlossen hatte. "Woher wusstet ihr das?" "Nun," erklärte Lydia, "unsere Haushälterin hat mir viel über Krankheitssymptome gesagt und ich habe erkannt, dass Gwen kurz vor einem Herzinfarkt steht. Dann sind wir nach unten gelaufen und haben den passenden Trank aus dem alten Buch herausgesucht. Obwohl..." Nun sah sie zweifelnd zu ihrem Bruder. "Obwohl?", fragte Albus nach. "Obwohl der untere Teil der Seite abgerissen war.", beendete Lydia ihren Satz. Albus schien nun völlig irritiert. "Zu unserem Glück," fuhr nun Severus fort, "fehlten uns nur noch ein Schmerz linderndes Mittel, eine Zutat gegen körperinnere Gifte und die Blätter, die in Zusammenwirken mit Wasser für Betäubung sorgen, damit das Blut nun wieder ruhig zirkulieren kann." Albus war nun wahrscheinlich noch verwirrter als vorher. Er konnte vermutlich nicht glauben, dass diese gerade gehörten Ausführungen von zwei 7-jährigen Kindern kamen, die seiner Schwester mit ihrem Verstand und ihrer Intelligenz gerade das Leben gerettet hatten. "Ich hatte ja gleich das Gefühl.", bemerkte Albus. "Das Gefühl, dass ihr beide etwas ganz besonderes seid. Ihr seid nicht nur überdurchschnittlich intelligent, sondern auf diesem Gebiet auch sehr talentiert. Und ihr habt Gwen gerade das Leben gerettet. Ich danke euch, ihr beiden." "Danke, Albus," antwortete Severus, "aber wir haben doch nur das getan, was jeder getan hätte, das was in unserer Macht stand." Daraufhin drehten die beiden sich um und gingen den Gang zu ihrem Zimmer entlang. Nur noch entfernt hörten sie Albus etwas murmeln wie: "Nein, ihr habt mehr getan, ihr habt weitaus mehr getan." --------------------------------------------- Severus war die Herleitung von Trankzutaten auf diesem Wege immer logisch erschienen und er hatte dieser Fähigkeit keine besondere Beachtung geschenkt. ,Vielleicht hat mir ja genau dies die Geduld mit den Schülern geraubt.', dachte Severus und musste gezwungenermaßen lächeln. Für ihn war dieser Vorfall nur ein weiteres Beispiel dafür, was für eine wichtige Rolle die Tränke in seinem Leben spielten. Er hatte darüber nie ernsthaft nachgedacht, genau wie beim Brauen des Trankes für Gwen. Sie hatte sich schnell wieder erholt und war bald wieder auf den Beinen gewesen. Die Konsequenz aus diesem Vorfall war, dass sich Gwen etwas zurücknahm und alles etwas langsamer anging. Albus sorgte seitdem dafür, dass das Labor immer gut ausgestattet war und sah, wenn er da war, den Zwillingen beim Experimentieren zu. Severus konnte sich sehr gut daran erinnern, dass er Albus schon damals sehr vermisste, wenn er nach Hogwarts fuhr und sie mit Gwen allein blieben. Oft hatte Severus Albus gebeten ihn mitzunehmen. ,Vielleicht hätte ich mir die Welt damals ein bißchen besser angucken sollen.', dachte Severus selbstkritisch, als ihm bewusst wurde, dass er eigentlich außerhalb des Labors und der Schlossgänge die Umgebung, in der er gelebt hatte, kaum kannte. ,Aber wer konnte ahnen, dass ich den Rest meines Lebens zum Schutz in Hogwarts verbringen würde?' Doch diesen Gedanken verwarf er schnell wieder, denn Hogwarts war sein zu Hause, das war eine definitive Feststellung. Und er spürte noch heute wie sein Herz höher schlug, wenn er an seine Einschulung in Hogwarts dachte, den Tag, an dem Albus ihm und Lydia ihre Briefe persönlich gegeben hatte und auf seine übliche Frage nicht mit ,nein' antwortete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)