Gothica von Schattenwald ================================================================================ Kapitel 3: ----------- In der Gerichtsverhandlung kam heraus, dass die Gothica für all das verantwortlich war. Aber es kam auch heraus, dass Ben Drogen besaß und ein Alkoholiker war. Die Jugendlichen der Gothica wurden zu Freiheitsstrafen verurteilt. Mike jedoch musste länger im Jugendgefängnis bleiben, weil er Ben bewusstlos geschlagen hatte. Einige blieben auch auf freiem Fuß, so auch Spike. Es war ein Wunder, dass er nicht im Gefängnis saß. Ben musste etwas länger sitzen. Die restliche Gothica versammelte sich auch weiterhin in den Pausen. Nur hatten sie ein anderes Gesprächsthema: Ben und ihre Freunde, die im Jugendknast waren. In der Schule hielten alle viel mehr Abstand als sonst. Die Gruppe wurde nun noch mehr als vorher beschimpft. Aber auch nur hinter ihrem Rücken. Nur wurde es so auffällig gemacht, dass sie es mitbekamen. Wo auch immer sie waren, sie mussten sich alles gefallen lassen. Zu Hause lief es nicht besser: Spike bekam Arrest und sein Taschengeld für das nächste halbe Jahr konnte er auch vergessen. Aber das war nichts im Vergleich zu der Straße, Mike nicht sehen zu können. Immer wieder schrieb er Briefe, die Mike nie lesen konnte: 'Hallo, Mike! Ich hoffe, dir geht es gut. Was machst du eigentlich die ganze Zeit? Ohne dich bin ich ein Nichts. Bitte vergib mir...aber ich bin so traurig...hoffentlich entlassen sie dich eher. Und bitte richte kein Unheil an! Komm bitte so schnell wie möglich zurück zu mir! Ich brauche dich! Dein Spike.' Doch an dem Tag, an dem Mike entlassen werden sollte, kam er nicht. Später erfuhr Spike, dass Mike im Gefängnis eine Prügelei angezettelt hatte. Er wurde ständig als Satanist beschimpft und es ging ihm wohl zu sehr gegen den Strich. Er musste weitere zwei Monate auf Mike verzichten. Diese Zeit war für Spike die Hölle. Er fing an durchzudrehen. Er nahm Geld von seinen Eltern und kaufte sich davon Alkohol. Und auch körperlich ging es mit ihm abwärts: Immer kam er mit neuen blauen Flecken nach Hause oder hatte Schnitte am Arm und im Handgelenkbereich. Seine Eltern hatten es nie mitbekommen. Schließlich wurde Mike entlassen. Er machte sich gleich auf die Suche nach Spike, weil ihm schon gesagt wurde, dass er sehr labil wurde in der letzten Zeit. Und er fand Spike. Er lag in der Gasse, in der sie sich das erste Mal küssten. Ben war ja nicht mehr hier. "Hey, Spike! Wach auf!" Mike rüttelte an ihm. Spike öffnete wieder die Augen. Sie waren blutrot und seine Augenringe reichten fast bis zum Mund. Aus dem Blassen Gesicht erkannte Mike ein Lächeln: "Mike! Endlich! Du bist wieder bei mir!" - "Was hast du getan?" - "Nichts..." - "Spike, das glaub' ich dir nicht! Was hast du getan?" Doch auf diese Frage bekam Mike keine Antwort mehr. Spike wurde ohnmächtig und sackte zusammen. Mike sah neben ihn: Spritzbesteck! Er untersuchte hektisch seinen Arm: Es war noch frisch. Völlig aus der Fassung rief Mike den Notarzt an. Sie nahmen die beiden mit in die Klinik und behandelten Spike. Derweil stand Mike nur stumm an der Scheibe des OP-Saals und fing an zu weinen. Als Spike entlassen wurde, traf es Mike wie ein Blitzschlag: Spike hatte oft Drogen und Alkohol genommen und hatte sich geritzt. Hatte er wirklich vor, sich umzubringen? Er brauchte Bettruhe. Mike kam ihn oft besuchen: "Warum?" Das war seine einzige Frage. Und Spike drehte immer wieder den Kopf auf die andere Seite: "Wegen dir." Und einige Male weinte sich Mike in den Schlaf. Einmal auch an Spikes Bett. Es war nun über ein halbes Jahr her, seitdem Spike aus dem Krankenhaus kam. Er trank nicht mehr und nahm auch keine Drogen mehr. Auch ritzte er sich nicht mehr, aber er war ein seelisches Wrack. Mike ging oft mit ihm spazieren: "Hey, weißt du nicht mehr, was in dieser Gasse war? Was wir zwei dort erlebt haben?" Nur den Friedhof mieden sie. Langsam blühte Spike auch wieder auf, nur die Wunden, die diese paar Wochen hinterließen, blieben für immer. Zumindest die Narben. Eines Nachts gingen die beiden umher. Spike fragte, ob sie nicht am Friedhof vorbeigehen wollten. Er hatte vor, mit seiner Vergangenheit und mit Ben endgültig abzurechnen. Und so gingen sie auch auf den Friedhof. Sie blieben ruhig stehen. Und Mike ließ seinem Freund sehr viel Zeit. Stumm stand er da und schaute sie Stelle an, an der Mike zusammengeschlagen wurde. Schließlich holte er tief Luft, zog den Schleim hoch und spuckte verächtlich auf die Erde. "Sag mal...", fragte Spike auf dem Heimweg, "...willst du es Ben nicht mehr heimzahlen?" - "Nein.", entgegnete Mike. "Er hat bekommen, was er verdient." - "Können wir noch mal zur Gasse gehen?" - "Warum?" - "Die Nacht war schön..." - "Aber es wird langsam Kalt! Der Herbst zieht ein! Ich weiß was besseres. Komm einfach mit!" Spike bemerkte, dass sie zu Mikes Haus gingen. "Mach' dir keine Sorgen! Meine Eltern sind nicht da und meine Schwester arbeitet mit ihrer Freundin an einem Projekt. Und da sowieso Ferien sind, wird sie bei ihr übernachten. Und meine Eltern sind im Urlaub." - "Ohne dich?" - "Klar, machen die öfter!" - "Könnte ich mir nicht vorstellen! Na ja, du bists wohl gewohnt, was?" - "Mmh..." - "Also meine Eltern sind da ganz anders! Die nehmen mich immer und überall mit und im Urlaub müssen wir alle zusammen fahren. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, ohne meine Eltern..." - "Ich weiß, was du mir sagen willst." Mike hatte Zeige- und Mittelfinger auf Spikes Mund gelegt. Spike verstand und kam ihm näher. Mike nahm Spike in den Arm: "Dusch' dich erst mal! Du siehst zerzaust aus!" Als Spike aus dem Badezimmer kam, nur mit einem Mantel bekleidet, ging Mike auch gleich unter die Dusche. Mike machte derweil den Fernseher an. Als Mike wieder heraus kam, schaltete er wortlos das Gerät ab. "Und der Film...?", fragte Spike. Doch er wurde nur wortlos geküsst. Er fiel nach hinten und spürte Mikes Hand unter seinem Bademantel und wie dieser geöffnet wurde. Spike schaltete das Licht auf dem Nachttisch aus und legte sich mit Mike unter die Decke. Er konnte kam etwas sehen. Er spürte nur Mikes Lippen...erst nur auf seinem Mund. Dann ging er weiter herunter. Seine Brust, sein Bauch... "Danke, Mike...du bist süß..." Und nachdem die beiden sich lange Zeit weiterstreichelten und -küssten, schliefen sie bald ein, nach einem für beide unvorstellbar schönem Höhepunkt. Und als es am nächsten Morgen hell wurde, zogen sie sich an, frühstückten und gingen hinaus. Sie trafen sich mit der Gothica. Von ihnen erfuhren sie, dass es wieder neue Probleme gab: Ben sollte vorzeitig entlassen werden. Er war vom Alkohol losgekommen. Was würde nun mit der Gruppe passieren? Am Abend saßen Mike und Spike auf einem Hügel abseits der Stadt. Spike klammerte sich an seinen Freund: "Ich hab' Angst." - "Wovor denn?" Mike strich ihm durchs Haar. "Davor, dass Ben uns wieder schikaniert. Und am Ende bist du wieder weg!" - "Keine Angst! Ich pass' auf mich auf. Auch wegen dir. ich könnte es mir nie verzeihen, wenn es wieder so endet." - "Aber was tun wir jetzt?" - "Überlass' das ruhig mir!" Sie gingen wieder zu Mike. Seine Familie war immer noch außer Haus. Diese Nacht verlief nicht ganz so wild wie die letzte. Spike musste ständig an Ben denken. Kaum war aller Ärger vorbei, sollte wieder neuer beginnen. Mike erklärte ihm, dass sie warten sollten und einfach nicht zu ihm gehen sollten. Und wenn er zu ihnen kommen würde, würden sie einfach woanders hin gehen, bis Ben weg wäre. Spike lag die ganze Nacht stumm in Mikes Armen. Sie küssten sich noch oft, aber das war auch kein Mittel gegen die immer größer werdende Müdigkeit, die die beiden nun verschlang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)