Und du liebst mich doch von Amunet ================================================================================ Kapitel 24: Kapitel 24 ---------------------- Die Spannung im Raum war greifbar und steigerte sich mit jeder Sekunde, die verging. Harry starrte Snape noch immer voll Entsetzen an, als Draco sich rührte. „Und wie soll es weitergehen?“, keuchte er. „Muss ich jetzt mit jedem Test, den du machst, um mein Leben fürchten, Severus?“ Erst jetzt besah sich Harry Draco genauer. Seine Haut wirkte fast transparent, so blass war er. Eine Hand lag noch, wie um den Schmerz zu lindern, auf seiner Brust und krallte sich in den Stoff seines Hemdes. Draco atmete schwerfällig und es war ganz offensichtlich, dass er litt. Augenblicklich bekam Harry ein schlechtes Gewissen, denn es war seine Schuld, dass Draco beinahe gestorben wäre. „Wagen Sie es nicht, Potter!“, fauchte Snape ihn plötzlich an. „Sie werden nicht die Verantwortung für mein Handeln übernehmen. Seien Sie gefälligst nicht so arrogant. Oder wollen Sie wirklich so überheblich wie Ihr Vater sein?“ Harry verschlug es die Sprache, doch Snape hatte recht. Er war nicht schuld an dem, was Draco passiert war. Schließlich hatte nicht er den Zauber gesprochen und ebenso wenig den Schutz über sich gelegt. Er war, was diese Sache betraf, ebenso ein Opfer wie der Slytherin. „Das beantwortet meine Frage nicht, Severus. Wie soll es jetzt weitergehen?“ „Ich denke, für die nächsten Tests werde ich auf dich verzichten und deinen Vater um Anwesenheit bitten. Seine Wunden sind inzwischen verheilt und auch wenn Madam Pomfrey ihn gerne noch eine Weile verhätscheln würde, so ist er doch wieder bei Kräften. Dein Vater mag wahrscheinlich nur der Vermittler zwischen deiner und Potters Verbindung sein, aber das könnte von Vorteil sein. Deinen Vater dürften Potters Schutzzauber nicht so stark treffen, wie dich.“ „Und was ist mit Draco? Was, wenn Sie recht haben? Ist er dann nicht noch immer in Gefahr, egal, welche Untersuchungen Sie vornehmen?“ „Mag sein, dass dies so ist, Mr. Potter, aber ich sehe keine Möglichkeit, den Bann anderweitig von Ihnen und Lucius zu nehmen, als mit meinen Forschungen weiterzumachen.“ „Ich verstehe“, sagte Harry. Ausnahmsweise war er tatsächlich einmal der Meinung von Snape. Dieser Fluch, Zauber oder was auch immer ihn und die Malfoys verband, musste gebrochen werden. Da war Harry sich sicher. Selbst wenn der Preis hoch war. „Ich denke, für heute haben wir genug Aufregung gehabt und würde daher vorschlagen, dass wir morgen Abend weitermachen. Draco, du solltest vorsorglich auch kommen. Ich möchte erst sehen, ob die weiteren Versuche Auswirkungen auf dich haben, bevor du den Treffen fernbleiben kannst.“ „Ja.“ Harry stand auf. Er war froh, dass er den Kellern entfliehen konnte. Das alles hatte ihn doch ziemlich aufgewühlt. Kaum bemerkte er, dass Draco ihm folgte, als dieser ihn kurz vor der Treppe zur Großen Halle aufhielt. „Warte, Harry.“ „Was möchtest du?“ „Ich… Wir werden jetzt ja wohl eine Weile Zeit miteinander verbringen müssen, ob wir wollen oder nicht. Meinst du nicht, dass es da angenehmer wäre, wenn wir uns aussprechen?“ Unwillkürlich rollte Harry mit den Augen. „Glaubst du, das bringt was? Gibt es irgendwas, das du mir sagen kannst, das dich nicht wegen eurem Eid tötet oder das meine Meinung ändert? Oder willst du mir sagen, dass es nicht dein Auftrag war, mich zu verführen? Ich weiß nicht mehr, was ich dir noch glauben kann und möchte.“ „Du bist so ein Idiot, Harry. Warum muss für dich immer alles in Worte gefasst werden? Warum reicht es dir nicht, was du fühlst? Was ich fühle? Ich habe gesagt, dass ich niemanden außer dir möchte. Vergiss, was in meiner Vergangenheit war. Ich bin nicht perfekt und das habe ich dir auch niemals vorgegaukelt. Warum kannst du mich dann nicht mit meinen Fehlern nehmen?“ Was sollte Harry dazu sagen? Die Saat des Misstrauens in ihm war zurzeit so groß. Etwas in ihm wollte Draco noch immer vertrauen und hätte nichts sehnlicher getan, als sich an den Slytherin zu schmiegen. Wie gerne würde er sich für seine Eifersucht entschuldigen und Draco küssen, denn er ahnte, wenn sie sich nur berühren würden, wäre der ganze Streit vergessen. Harry war aber nicht entfallen, dass er eine Mission hatte. Er wollte Voldemort stürzen. Wollte den Verräter in Hogwarts enttarnen, den er wahrscheinlich in Draco oder Blaise finden würde, und er brauchte seinen Verstand dafür. Nur hatte Dracos Nähe die Angewohnheit, seinen Verstand auszuschalten. Und dann waren da noch die Informationen, die Zabini für ihn hatte. Bis zu dem geheimen Treffen waren es nur noch wenige Stunden. „Weißt du was, Harry“, sagte Draco, der nicht länger auf eine Antwort warten wollte, „Vielleicht liegt es ja gar nicht an mir, sondern an dir! Wenn du weißt, was du willst, kannst du dich ja bei mir melden. Oder waren deine Gefühle nur gespielt?“ Intensiv sah Draco ihn an und dann drehte er sich abrupt um und verschwand. Zurück blieb Harry, der auf die leere Stelle vor sich blickte und sagte: „Nein, sie sind nicht gespielt. Ich glaube, ich liebe dich.“ oooOOOooo Harry konnte nicht sagen, wie er die Zeit bis zu seinem Treffen mit Zabini überbrückt hatte. Vage erinnerte er sich daran, irgendwann lustlos sein Abendessen in sich gestopft zu haben und dass er mit Ron Zauberschach gespielt hatte. Doch wie er sich aus dem Gemeinschaftsraum und in die Schuleulerei geschlichen hatte war ihm ein Rätsel. Nun warte er schon eine geraume Zeit auf den Slytherin und war drauf und dran, Dracos Geheimnis Geheimnis sein zu lassen und in seinen Schlafsaal zurückzukehren, wo ein kuscheliges Bett auf ihn wartete. „Wartest du schon lange?“ Harry erschrak, als Zabini so plötzlich hinter ihm auftauchte. „Was denkst du denn?“ Zabini sagte nichts, doch setzte er sein übliches gehässiges Grinsen auf. „Wollen wir gleich zum Punkt kommen, oder möchtest du noch über den Verlauf der Zeit diskutieren? Mir ist es einerlei.“ „Erzähl – Was läuft zwischen dir und Draco?“ Harry wollte die Wahrheit hören und war gespannt. „Nun, davon abgesehen, dass Draco und ich Klassenkameraden sind, sind unsere Eltern seit jeher so etwas Ähnliches wie befreundet.“ „Sag mir was, was ich nicht schon längst weiß.“ „Potter, entspann dich. Ohne Einleitung wirst du die Geschichte nicht verstehen.“ Genervt bemühte sich Harry, Blaise weder mit deinem Blicken zu erdolchen, noch mit den Augen zu rollen. Stattdessen atmete er ein paar Mal tief ein und aus und wartete, dass der Slytherin weitersprach. „Also, Draco und ich sind seit frühster Kindheit Spielkameraden und haben uns mehr oder minder gut verstanden. Angeheizt von unseren Eltern haben wir stets so etwas wie Rivalität zwischen uns gespürt. Wer hat die beste Kleidung? Wer die teuersten Spielsachen? Wer konnte als erstes mit dem Besen fliegen? Wer war besser im Zaubern? Bis wir 11 waren, war das alles, worin wir uns gemessen haben. Aber dann… dann rückte der Tag unserer Einschulung in Hogwarts immer näher und unsere Eltern trafen sich immer häufiger mit Parkinsons Eltern. Ständig schlich Pansy um einen von uns herum und wenn es nicht Pansy war, dann war es irgendein anderes Mädchen aus einer alten Reinblutfamilie. Kannst du dir vorstellen, was das für uns bedeutet hat, Potter?“ „Keine Ahnung? Wollten eure Eltern, dass ihr neue Freunde findet?“ „Wie naiv von dir. Sie haben uns auf einen frühkindlichen Heiratsmarkt geworfen. Wenn Reinblüter heiraten, geht es nicht um Liebe, sondern darum, welche Verbindung die profitabelste ist.“ „Soll das heißen, eure Eltern wollten euch meistbietend verschachern?“ „Nun, in gewisser Hinsicht wahrscheinlich schon.“ „Aber was hat das mit Draco und dir zu tun?“ „Ein Schwur hindert mich dran, dir darauf zu antworten, Potter. Wenn du aber nicht ganz so dämlich bist, wie ich denke, wirst du es selbst herausfinden können.“ „Dann sag mir wenigstens, ob…“, und Harrys Wangen erröteten zart, „ob Draco und du noch miteinander schläft.“ Blaise stand einfach da und musterte Harry, bis dieser ganz unruhig wurde. „Warum willst du das wissen, Harry? Vertraust du Draco so wenig?“ „Nicht du auch noch“, murmelte Harry leise. „Hast du Draco das auch schon gefragt?“ „Ja.“ „Und? Hat er dir geantwortet?“ „Nein.“ „Dann sollte ich es auch nicht. Zwar mögen Draco und ich in vielerlei Hinsicht Konkurrenten sein, doch genauso sind wir Freunde. Vielleicht sollte ich aus Respekt zu unserer Freundschaft diese Antwort wie einen Schatz bewahren, meinst du nicht auch, Harry?“ „Was? Nein!“, stammelte Harry überrumpelt. „Du hast gesagt, du wirst mir die Wahrheit sagen, was zwischen dir und Draco ist.“ „Nun, das habe ich doch. Draco und ich sind rivalisierende Freunde.“ „Du weißt, dass das nicht so vereinbart war.“ „Wirklich? Dann muss ich wohl etwas missverstanden haben.“ „Willst du dich jetzt wirklich vor der Antwort drücken? Das kann nicht dein Ernst sein. Wegen ein paar Kindergeschichten bin ich bestimmt nicht so spät in die Eulerei gekommen.“ „Ich glaube, ich habe keine Lust mehr, Potter. Irgendwie bin ich jetzt schrecklich müde. Vielleicht reden wir ein anderes Mal über dieses Thema weiter, aber im Moment ist es mir zu mühsam.“ Zabini nahm eine theatralische Gestik ein und verabschiedete sich wie eine Diva, während Harry zurückblieb und sich fragte, was gerade schief gelaufen war. Irgendwie war er in der Sache zwischen Draco und Blaise noch kein Stück weitergekommen. Wut kroch in Harry empor und sein ganzer Frust auf die Slytherins in seinem Leben entlud sich, als er mit der Hand gegen die Wand schlug, was ihm tierische Schmerzen einbrachte. Noch immer zornig, weil sein Treffen mit Zabini nicht den gewünschten Verlauf genommen hatte, machte er sich auf den Rückweg in den Gryffindorturm. Zweimal wäre er vor lauter Wut beinahe in die Arme von Filch und Mrs. Norris gelaufen, doch Harry hatte Glück. Nach einem viertelstündigen Umweg kam Harry noch übellauniger in seinem Schlafsaal an, als er zuvor gegangen war. In seinen Kopf schwirrten Gesprächsfetzen von den Unterhaltungen mit Draco und Blaise umher und manchmal verirrte sich noch der ein oder andere Satz, den Snape heute gesagt hatte, in dieses Wirrwarr hinein. Erst, als er vor seinem Bett stand, das so verlockend aussah, bemerkte er die tiefe Müdigkeit seiner Glieder. Erschöpft ließ er sich drauf nieder und verzichtete sogar darauf, sich einen Schlafanzug anziehen. Er brachte es gerade noch so fertig, die Schuhe ausziehen und sich unter die Decke zu legen. Die Wut jedoch ließ ihn erst sehr viel später einschlafen. Und dann träumte Harry… „Severus, ich kann nicht länger hier bleiben. Seine Lordschaft wird das Leben Narcissas für das meine opfern.“ „Wenn du jetzt gehst, wirst du sterben! Denkst du, Narcissa möchte dich tot sehen? Sie wusste, in welche Gefahr sie sich begab, als sie nicht geflohen ist.“ „Sie ist meine Frau! Ich kann sie nicht für meine Fehler büßen lassen!“ „Ach, wirklich?“, Snapes Stimme triefte vor Hohn. „Und wie, denkst du, soll dein neuerliches, unbedachtes Verhalten ihr Schutz bieten? Der Dunkle Lord vergibt nicht. Der Dunkle Lord vergisst nicht. Glaubst du, dass er Narcissa und Draco am Leben lässt, wenn du zu Staub geworden bist? Er wird alles ausrotten, was an deinen Namen erinnert, so wie er es bisher mit allen Verrätern zu tun pflegte. Du wärst der Anfang und Narcissa das Ende. Die Malfoys wären vergangen.“ „Und was, denkst du, soll ich tun? Soll ich mich noch länger in Dumbledores Schutz verkriechen, während da draußen ein neuer Magier seine Lordschaft beeinflusst? Ihn womöglich noch gefährlicher werden lässt, als es seiner Natur entspricht?“ „Dumbledore wird wissen, wie wir am nützlichsten helfen können.“ „Dumbledore ist nicht hier! Wie oft hat er in den vergangen Wochen das Schulgelände verlassen? Er treibt sich ständig auf irgendwelchen geheimen Missionen herum, von denen er niemandem etwas erzählt. Nicht einmal dir, Severus, wo du doch sein bester Mann bist. Der Narr, der durch sein eigenes Geheimnis einem Herrn verpflichtet ist. Du bist kaum besser, als es die anderen Todesser sind. Der Unterschied besteht lediglich darin, wem ihr dient.“ Snapes Miene verzog sich zu einer zornigen Maske. Verachtung und Ekel lugte unter der Wut hervor und dann packte er Lucius' Arm, schob grob den Ärmel hoch und blickte auf das Dunkle Mal. „Sieh hin, Lucius, mein Freund, sieh hin! Du hast deinen Dienstherrn ebenso verraten, wie ich vor so vielen Jahren. Unsere Gründe mögen zwar verschiedene gewesen sein, aber du hast ebenso wie ich jemanden beschützen wollen. Was gibt dir also das Recht, über mich zu urteilen? Ich weiß, wem meine Treue gilt. Immer gelten wird, gleich, ob ich dem Dunklen Lord oder Dumbledore diene. Es hat sich ergeben, dass der Schutz, den ich gewähren muss, auf Dumbledores Seite steht und deshalb werde ich ihm mit meinem Leben zur Seite stehen. Bis zu meinem letzten Atemzug. Ich werde das stumme Versprechen, das ich gab, niemals entehren. Also zweifle nicht. Wage es nicht, an Dumbledore zu zweifeln, denn das würde bedeuten, dass ich mein Leben vergeude.“ „Severus, es…“, doch Lucius kam nicht dazu, weiterzusprechen, eine Tür knarzte laut. „Wer ist da?“, rief er in den Korridor. „Ich bin es, Vater“, sagte Draco und trat hinter einer Tür hervor. „Ihr zwei wolltet mich sprechen?“ Es dauerte ein paar Sekunden, bis sowohl Lucius als auch Snape sich gefasst hatten. Harry konnte deutlich spüren, wie aufgewühlt die ehemaligen Slytherins waren. Sie hatten nicht von Draco bei diesem vertraulichen Gespräch belauscht werden wollen. „Es geht um deinen Schwur mit Blaise. Wir werden die Magie des Schwurs brechen.“ „Das ist lächerlich, niemand kann einen Unbrechbaren Schwur aufheben. Blaise und ich haben unsere Zauberstäbe gehoben und die Worte gesprochen. Wir werden für immer verbunden sein.“ „Du hast Recht, Draco“, sagte Severus, auf den sich mit einem Mal die Aufmerksamkeit verlagerte, „und doch glaube ich, dass Potters Verbindungszauber stärker ist.“ „Was?“, wollte Draco irritiert wissen. „Wie?“ „Bei dem Test heute Abend wärst du beinahe gestorben, weil die Magie, die Potter umgibt, sich potenziert hat und auf dich zurückgeprallt ist. Es scheint, als würde diese Magie stärker, je mächtiger der Zauber ist, der auf sie fällt. Deshalb denke ich, dass ich diese Kraft nutzen könnte, um dich von diesem unsäglich lästigen Schwur zu befreien.“ „Warum ist es euch so wichtig? Es hat euch all die Jahre nicht interessiert, was Blaise und ich in unserer kindlichen Dummheit getan haben. Warum jetzt?“ „Weil jetzt davon dein Leben abhängt!“, wurde Lucius laut. „Gleich, ob der Dunkle Lord besiegt wird oder nicht, Blaise Zabini ist dein Feind. Seine Lordschaft hat euch beide den gleichen Auftrag erteilt, nur bist du gescheitert und wir haben den Dunklen Lord verraten. Was, wenn Blaise den Schlüssel zerbricht, dann bist du tot!“ „Hätte Blaise das gewollt, wäre es längst so gekommen. Ich…“ Draco war fassungslos. „Ich kann einfach nicht glauben, dass ihr das tun wollt.“ „Draco, als dein Pate sage ich nur – vertraue uns.“ Draco blickte von einem Mann zum anderen. „Hier geht es nicht ums Vertrauen. Die Frage ist nur, wer von euch mich tötet. Blaise, falls er mich hintergehen sollte, oder ihr zwei, in dem Versuch, mir zu helfen.“ Harry wachte dämmrig auf. Seine Narbe schmerzte und er rieb im Halbschlaf daran. Da waren Bilder in seinem Kopf und Wortfetzen, sie waren irgendwie wichtig und trotzdem konnte er sie nicht fassen. Er wollte sich erinnern, aber die Macht des Schlafes war stärker. Harry fiel zurück in die Kissen und schlief weiter, nicht ahnend, dass er in dieser Nacht von weiteren Geheimnissen und Intrigen träumte, welche aus den tiefsten Wirrungen seines Unterbewussten stammten. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)