Und du liebst mich doch von Amunet ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- „Harry, du solltest Dumbledore sofort von deinem Traum erzählen“, zischelte Hermine in gedämpften Tonfall, damit außer Ron und Harry keiner der anderen im Gemeinschaftssaal etwas von dem Gespräch mitbekam. „Warum?“ „Warum? Wie kannst du das noch fragen? Du-weißt-schon-wer will Malfoy ermorden lassen!“ „Das wäre kein Verlust“, murmelte Ron dazwischen, worauf ihn Hermine mit einem bitter bösen Blick bedachte. „Ich weiß nicht recht. Vielleicht hat der Traum ja nichts zu bedeuten.“ „Harry!“ Hermine klang sehr vorwurfsvoll. „Ich dachte, du hättest aus den Geschehnissen vom vorigen Jahr gelernt!“ Die schmerzliche Erinnerung an den Verlust seines Paten flammte unwillkürlich auf, doch genauso schnell verbannte Harry sie wieder ins Unterbewusstsein. Er wusste, dass Hermine ihn nicht an Sirius Tod erinnern wollte, sondern daran, dass es gelegentlich besser war, über seinen Schatten zu springen und sich Rat bei Erwachsenen zu holen. „Du hast doch gesagt, dass deine Narbe weh getan hat, also warum gehst du nicht?“ „Weshalb sollte Voldemort Malfoy ermorden lassen? Wir wissen, dass Malfoy, dieses Aas, ein kleiner Möchtegern-Todesser ist. Also weshalb?“ „Und außerdem“, meinte Ron, „wissen wir ja gar nicht, in wessen Körper Harry gesteckt hat. Was ist, wenn Du-weißt-schon-wer noch einmal versucht, Harry mit Träumen zu verwirren?“ „Oh bitte! Denkt ihr wirklich, der dunkle Lord wäre so dumm? Selbst ihm müsste klar sein, dass wir nicht zweimal auf den gleichen Trick reinfallen.“ „Ich überlege es mir, in Ordnung?“ Hermine sagte darauf nichts mehr. Mit einem Kloß im Hals durfte Harry zusehen, wie sie ihre Tasche schulterte, „Es gibt Frühstück“ murmelte und in Richtung Ausgang marschierte. Am liebsten hätte Harry ihr gesagt, weshalb er sich so uneinsichtig und kindisch verhielt, doch sein Stolz stand ihm nach wie vor im Weg. „Nun mach schon, Alter“, sage Ron und auch Harry stand auf, nahm seine Tasche und folgte seinen Freunden in die große Halle. oooOOOooo Hatte Harry gedacht, ein gutes Frühstück könnte ihn von den Gedanken an Malfoy ablenken, so hatte er sich geirrt. Das Erste, was ihm auffiel, als er die Halle betrat, waren ein paar unterkühlt wirkende grau-blaue Augen. Draco, der im gleichen Augenblick wie Harry die Halle durch einen der Seiteneingänge betreten hatte, blickte ihn an. Harrys Herz machte einen unliebsamen Hopser. Der Streit, den er mit dem Slytherin gehabt hatte, war noch keine 24 Stunden her und er war nicht unbedingt daran interessiert, zu erfahren, ob Malfoy seine Drohung wirklich umsetzen würde. Doch im Moment sah es noch nicht danach aus. In der Halle war nirgends die Spur von bestimmten magischen Fotos zu sehen und die Köpfe seiner Mitschüler waren auch nicht starr auf ihn gerichtet. Im Gegenteil, sie waren alle in mehr oder minder lauten Gesprächen vertieft und keiner von ihnen achtete besonders auf den schwarzhaarigen Strubbelkopf. Gemeinsam mit Ron ließ er sich am Gryffindortisch nieder, wo Hermine bereits ihr erstes Marmeladenbrot aß. Dracos alleiniger Anblick hatte ausgereicht, damit in Harry die unterschiedlichsten Emotionen miteinander kämpften. Auf der einen Seite empfand er nur Hass für Draco, der ein so schleimiger Bastard war und ihn auf äußerst erniedrigende Art erpressen konnte. Und auf der anderen Seite war da ein merkwürdiges Kribbeln, das Harry dumpf an das Kribbeln erinnerte, welches er früher einmal für Cho Chang empfunden hatte. Zu allem Elend musste er jetzt auch noch sehen, wie Draco sich genüsslich etwas Kürbissaft von den Lippen leckte und diese feucht und einladend schimmerten. Einen Sekundenbruchteil lang überlegte er, wie Dracos Lippen wohl schmecken würden und ob sie genauso weich waren, wie sie aussahen, doch dann schüttelte er seinen Kopf. Er wollte nicht so was denken, nicht am frühen Morgen und eigentlich nie wieder. Wie konnte er solche Gedanken gegenüber seinem Feind haben, der ihn gezwungen hatte, ihn Oral zu verwöhnen? Wieso hatte er jetzt schon Angst, dass er diese Treffen vermissen würde? Harry war extrem verwirrt und frustriert. Der einzige Lichtblick war, dass er zumindest heute keinen Unterricht mit dem Slytherin hatte. In den ersten Stunden hatte er Geschichte der Zauberei bei Professor Binns und im Anschluss daran folgte eine Doppelstunde Verwandlung und danach würde es nur noch eine Doppelstunde bei Lupin geben, auf die Harry sich nicht recht freuen konnte. Er kannte den Professor mittlerweile viel zu gut, um zu wissen, dass dieser ihn garantiert wieder nach seinem Gemütszustand fragen würde. Missgelaunt stocherte Harry in seinem Frühstück herum, doch selbst der Anblick von Rühreiern mit Speck und leckeren Tunfischsandwichs konnte ihn nicht aufheitern. oooOOOooo „Heute“, Professor McGonagall machte eine bedeutungsschwere Pause, bevor sie weiter sprach, „werden wir mit der Transformation von Menschen beginnen. Wie einige von euch bereits wissen, gehört diese Form der Verwandlung mit zu den schwierigsten und ich bin mir ziemlich sicher, dass einige von euch am Ende des Schuljahres diese Hürde noch nicht gepackt haben.“ Ihr strenger Blick fiel bei diesen Worten auf Neville, der sich bereits in der letzten Reihe versteckt hatte. „Außerdem“, abermals machte sie eine Pause, „werdet ihr den Rest des Schuljahres immer in Zweiergruppen zusammen arbeiten. Bitte denkt daran, dass die Paare bis Ende des Jahres in dieser Form bestehen bleiben.“ Harry und Ron wechselten kurz einen Blick miteinander und schon war ihnen klar, dass sie ein Paar bilden wollten. Zwar wäre Hermine die bessere Wahl gewesen (aufgrund ihrer exzellenten Noten), doch allein der Umstand, dass Hermine immer mindestens eine Nasenlänge Vorsprung hatte, war für die beiden Grund genug, nicht an Hermine als Partnerin zu denken. „Bitte setzt euch jetzt in eure Gruppen zusammen, sofern das noch nicht geschehen ist.“ Sofort konnte man Stühle rücken hören. Einige Schüler tauschten noch schnell ihre Plätze, doch die meisten saßen schon in ihren bevorzugten Formationen zusammen, zum Beispiel Dean mit Seamus und Parvati mit Lavender. Für Hermine blieb, sehr zu ihrem Leidwesen, wie Harry ihr ansehen konnte, nur Neville als Partner übrig. So gerne sie den schlaksigen Jungen auch hatte, so wusste Harry doch, dass Hermine befürchtete, Neville würde sie in ihrem Lerndrang behindern. Der Geräuschpegel im Klassenzimmer war enorm angeschwollen und Harry konnte Sätze wie „Was denkt ihr, in was wir uns als erstes verwandeln?“ oder „Ob das gefährlich ist? Ich meine, was können da für Unfälle passieren?“ aus dem Stimmgewirr heraus hören und auch Ron, der schon ganz zappelig neben ihm auf seinem Stuhl saß und an seiner Unterlippe kaute, sah so aus, als wollte er etwas sagen. Professor McGonagall fuhr mit dem Unterricht fort. „Nun, es gibt zwei Arten der Transformation. Zum einen gibt es die Transformation in Gegenstände und zum anderen die Transformation in Lebewesen. Bevor wir jedoch mit dem Unterricht in den Bereich Animagie einsteigen werden, behandeln wir die Transformation in Gegenstände, da sie für Anfänger wesentlich einfacher zu handhaben ist.“ Ein enttäuschtes Raunen ging durch die Reihen. Die Verwandlung in einen Animagus war für viele Schüler ein Wunschtraum und besonders für Harry wäre dies die Erfüllung eines Wunschtraumes. Seit er in seinem 3. Schuljahr erfahren hatte, dass sein Vater und sein Pate Animagi gewesen waren, wünschte er sich sehnsüchtig, in ihre Fußstapfen zu treten. „Zuerst werden Sie lernen, den Partner zu verwandeln und erst, wenn diese Lektion von beiden Parteien beherrscht wird, wird Verwandlung im Selbstversuch unterrichtet. Und bitte, denken Sie immer daran, dass Ihr Partner anwesend sein muss und den Gegenfluch beherrschen sollte. Es ist nämlich ziemlich schwer, bei geglückten Verwandlungen einen Zauberer von einem Gegenstand zu unterscheiden. Es soll Zauberer geben, die man seitdem nie wieder gesehen hat.“ Harry schluckte. Diese Form der Magie war ganz schön schwer. Er schaffte es zur Zeit ja noch nicht einmal, sein Meerschweinchen in ein Teeservice zu verwandeln, ohne dass einige der Tassen Fell hatten und bei jeder Berührung quiekten. Und Rons Versuche, eine Taube in ein Kopfkissen zu verwandeln, waren auch nicht besser, denn wenn immer er versuchte, das Kopfkissen zu testen, flog es ihm um die Ohren. Oh ja, Harry schwante Übles für die nächsten Wochen. „Bitte schlagt eure Bücher auf Seite 79 auf und lest das Kapitel Transformation. Sobald wir die Theorie ausführlich behandelt haben, werden wir in einer der kommenden Stunden zum praktischen Teil übergehen.“ Seufzend tat Harry das, was Professor McGonagall gesagt hatte und blätterte in seinem Buch. Mit großen Augen stellte er dann fest, dass das besagte Kapitel über 30 Seiten lang war. „Na toll“, grummelte er und fing an zu lesen. oooOOOooo Es war bereits später Abend, als Harry und Ron aus der Bibliothek kamen. Unter ihren Armen trugen sie einige ausgeliehene Bücher und ihren halbfertigen Aufsatz über Moke (einer silbrig grünen Echse, die in ganz Britannien und Irland vorkommt), den sie für Professor Lupin machen sollten. Harry hatte im übrigen Recht behalten. Lupin hatte ihn nach dem Unterricht tatsächlich nochmals bei Seite gezogen und nach seinem Wohlbefinden gefragt. Wie üblich hatte Harry versucht, den Professor abzuwimmeln, doch dieses Mal hatte der Werwolf nicht nachgegeben. Für Samstagnachmittag war er jetzt zu einer Tasse Tee eingeladen und dieses Mal gab es kein Entkommen für ihn. Vielleicht, so dachte Harry sich, war es der richtige Weg. Ja, vielleicht, würde er Lupin tatsächlich erzählen, was ihn so bedrückte. Er konnte sich das Entsetzen des älteren Mannes schon richtig vorstellen, wenn er sagte: „Ich habe Sex mit Malfoy.“ Harry fand die Vorstellung allerdings keinesfalls belustigend. Dass er Malfoy beim Abendessen gesehen hatte, bedrückte seine Laune nur noch mehr. Der Slytherin hatte Harry komplett ignoriert, auch als er die Blicke des Schwarzhaarigen längst auf sich gespürt haben musste. Draco hatte neben Pansy Parkinson, die sich viel zu nah an ihn heran geschmiegt hatte, und Gregory Goyle gesessen, mit dem er ein ziemlich anregendes Gespräch geführt hatte. Harry konnte nicht leugnen, dass er neugierig gewesen war, was Draco da besprochen hatte, immerhin könnte es ja um ihn gegangen sein. Auch wenn er sich jetzt noch einen Narren schalt. Er war wie auf einer tickenden Zeitbombe gesessen und hatte darauf gewartet, dass sich die komplette Schulhalle nach ihm umdrehen und ihn als Perversen entlarven würde, doch nichts war geschehen. Wie schon beim Frühstück hatte eine geradezu beängstigende Stille geherrscht, sah man von den alltäglichen Klatschgesprächen ab. Bisher hatte Draco seine Drohung nicht wahr gemacht. Noch konnte Harry sich sicher im Schloss bewegen. Nur wie lange noch? Als er gesehen hatte, wie Draco ungeniert gelacht hatte, hatte Harry überlegt, wieso der blonde Junge nur so friedlich sein konnte, wenn doch irgendwo ein Mörder herumlief, der ihn auf dem Kicker hatte. Dann jedoch war ihm eingefallen, dass Draco ja gar nichts davon wusste. Niemand wusste davon. Weder Professor Dumbledore, noch Professor Snape. Keiner, der Draco im Notfall beschützen könnte, wusste über Harrys Traum Bescheid. Wenn er Dumbledore dieses Wissen weiterhin vorenthalten würde, war er Mitschuld, sollte der Attentäter seinen Auftrag ausführen. Harry hätte dann noch ein Menschenleben auf dem Gewissen. Erst war es Cedric, dann Sirius gewesen und wenn er nicht seinen Starrsinn überwand, würde es auch noch Draco sein. Natürlich war er auf Draco alles andere als gut zu sprechen, doch wollte er die Verantwortung für seinen Tod tatsächlich tragen? Nachdem der Schulleiter an diesem Tag nicht zum Abendessen erschienen war, verschob Harry seinen plötzlichen Entschluss, doch mit dem Professor zu reden, stattdessen war er mit Ron zum Lernen in die Bibliothek gegangen und hatte seinen Traum, die Narbe und Malfoy vergessen. Doch jetzt, als die Tür der Bibliothek hinter Ron und ihm zu schwang und er Angesicht zu Angesicht Malfoy gegenüberstand, der ihn mit seinen wunderschönen und emotionslosen Augen anstarrte, brachen die Erinnerungen wieder über ihn herein. Harry konnte nicht verhindern, dass er errötete. Dracos Augen hielten ihn gefangen und das kühle Silber in ihnen erweckte das drängende Bedürfnis, sie niemals zu verlieren. „Aus dem Weg, Potter, oder bist du am Boden fest geflucht?“ Zu verdutzt ließ Harry es zu, dass Draco ihn aus dem Weg stieß und eskortiert von seinem persönlichen Geleitschutz, bestehend aus Crabbe und Goyle, den Raum betrat, den Harry gerade verlassen hatte. „Ron, halt das mal!“ Schon hatte der Gryffindor zu seinen Sachen auch noch die von Harry in den Armen. „Ich komm später nach. Falls mich jemand sucht, ich bin bei Dumbledore. Bis später.“ Eilig rannte er den Korridor entlang und ließ seinen besten Freund verwundert stehen, dem die Pergamentrollen und Bücher zu Boden fielen. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)