Hajimemashite, Dir en grey! von Saki-san (MTV Japan 24h Live Reportage über die Dirus) ================================================================================ Genki?! ------- Langsam laufen einige stille Tränen über Toshiyas Wangen und tropfen lautlos auf die dunkelblauen Ärmel des T-Shirts. Dort, wo sie bereitwillig vom dünnen Baumwollstoff aufgenommen worden sind, haben sich schwarze kleine Flecken abgezeichnet, die unmissverständlich zu verstehen geben, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Die Augen hat der Bassist der Dirus fest geschlossen, die Lippen ein wenig geöffnet, als hinge ein unausgesprochener Satz im Raum... oder immer noch sein stummer Vorwurf. Unvermittelt klopft es an die Tür, einmal, zweimal, Doppeltakt, nicht wirklich zaghaft, rhythmisch um genau zu sein. Und dann dringt auch schon Shinyas Stimme in das verwüstete Zimmer, um anzukündigen, dass er zwar zu spät aber nun da sei. Als Shinya dann nochmals klopft, erhebt sich Toshiya von seinem Stuhl und schlurft mehr als dass er geht auf die Tür zu, um sie gerade soweit zu öffnen, dass der schmale Drummer durch den Spalt schlüpfen kann. Den Kopf hält Toshiya gesenkt, als wolle er Shinyas Blicken ausweichen, und dreht sich auch sogleich um, als er seinen Freund im Zimmer weiß. Dann tappt er ohne auf die Scherben zu achten zu seinem Bett, auf das er sich einfach fallen lässt und sich die Decke über den Kopf zieht. Der blonde junge Mann hingegen bleibt mit geschocktem Gesichtsausdruck im kleinen Flur stehen und starrt auf die glitzernden Glassplitter, die sich über den Boden verteilt haben und schimmernd die herumliegenden Klamottenhaufen reflektieren. Skeptisch beißt sich der Chibi auf die Unterlippe und geht in die Hocke, um zwei große Scherben vom Boden zu klauben und mit ihnen in der Hand zu dem kleinen Tischchen zu gehen. Schnell sind die Glasstücke in den Mülleimer neben dem Tischchen geworfen und ein Stuhl neben das Bett gezogen, auf dem sich Shinya nieder lässt. Mit den langen, geraden Fingern fährt er sich nachdenklich durch die Haare und lässt die Hände dann in seinen Schoß sinken: "Toto... was ist denn los?" Doch Toshiya drückt sich nur noch weiter unter die Decke und schweigt... und Shinya schweigt auch... und wartet. Als das Schweigen einige Minuten lang anhält, wird von MTV in einer nahtlosen Überblendung in die Eingangshalle des Hotels geschaltet, wo sich Kaoru, Die und Kyo mehr oder weniger freundlich grinsend gemeinsam von ihren Fans fotografieren lassen. Doch nachdem der Warumono auch dem letzten Fan seinen Namen auf ein Blatt Papier gekritzelt hat, atmet er einmal tief durch und dreht sich mit einem leichten Nicken zu seinen Bandkollegen um, um sich mit dem Aufzug nach oben zu begeben. Als der Aufzug sich hinter ihm schließt, wuschelt sich Kyo mehrfach durch die Haare und wischt sich mit den Fingern durch die Augen, woraufhin er blinzelt, einen Moment die Augen zusammenkneift und irgendetwas grummelt. Oben angekommen stapft er direkt in sein Zimmer, wirft die Tür geräuschvoll ins Schloss und setzt sich im Schneidersitz mitten im Zimmerflur auf den Fußboden - direkt vor seinen Rucksack. Doch auch unten in der Lobby tut sich etwas neues, denn Miyaka ist zu Kaoru getreten und fasst ihm behutsam an den Unterarm, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: "Kaoru-sama? Ich werde schon einmal die Vorbereitung für nachher treffen, wenn ihr mich nicht mehr braucht... oder ist noch etwas zu erledigen?" Kaoru bedeutet Die, der neben ihm steht, doch einen Moment zu warten und geht mit Miyaka einige Schritte zur Seite, um von den Fans ungestört zu sein. Dann fährt er sich mit der Hand über das Kinn, bevor er leise ansetzt: "Das Equipment und so ist schon alles fertig gepackt, oder? Wenn es geht, hätte ich trotzdem gerne eine Akustikgitarre im Bus, ob Dies oder meine ist mir egal... und die Zettel, die ich gestern vor dem Konzert beschrieben habe, denn die haben sich wohl bei deiner Aufräumrunde in irgend eine Mappe geflüchtet, deren Aufenthaltsort du besser kennst als ich!" Sofort läuft das unscheinbare Persönchen tiefrot an: "Kaoru-sama, ich wusste doch nicht, dass du die Zettel so dringend brauchst, sie sind in einem der großen Bühnenkoffer. Ich lauf schnell und hol sie dir!" Schon will Miyaka sich auf den Weg machen, da nimmt Kaoru sie an der Schulter und schüttelt leicht lächelnd den Kopf: "Schon gut, fall mir nicht vor Stress um, ja? Nachher auf dem Heimweg ist früh genug!" Erleichtert seufzend nickt die Bandassistentin, verneigt sich leicht und huscht davon, um sich ihren Aufgaben zu widmen, während Kaoru zurück zu Die geht. "Wir möchten uns an dieser Stelle einmal ganz ganz herzlich bei euch für den immerwährenden Zuspruch zu Hajimemashite, Dir en grey! bedanken", flötet da Sumiko in ihr Mikrofon, so dass die versammelte Fernsehgemeinde nun die Ansprache des Moderatorenduos hören kann, während sie sieht, wie sich Die und Kaoru von ihren Fans in der Lobby des Hotels verabschieden und selbst nach oben fahren. "Wir haben massig Zuschriften von euch bekommen, wie begeistert ihr von unserem Sendekonzept seid und wir versprechen euch, dass MTV Japan noch lange am Ball bleiben wird. Wir können euch auch jetzt schon verraten, dass ihr in wenigen Stunden live hinter die Kulissen von Genki Nagasaki schauen dürft, mitbekommen werdet, wie die Jungs von Diru für ihren Fernsehauftritt zurechtgemacht werden und was Backstage alles passiert. Durch die vielen Fragen, die ihr geschickt habt, wird es bestimmt ein supertolles Interview!" Mit ausgesprochen aufgedreht wirkendem Tonfall fügt Hokichi dann hinzu: "Damit die Stimmung gleich vor dem Fernsehstudio auch so richtig gut ist, würden wir einige von den in Nagasaki wohnenden Dir en grey Fans bitten, sich doch zum Studio von Genki Nagasaki zu begeben. Dort könnt ihr die Dirus zwar nur kurz aber dafür hautnah erleben! Die Adresse und Anfahrtsbeschreibung findet ihr auf unserer Internetseite, aber bitte denkt daran: die Dirus wissen nicht, dass sie beobachtet werden, also verhaltet euch ganz normal!" Schwungvoll lässt Die die Zimmertür hinter sich ins Schloss fallen und streckt sich erst mal ausgiebig. Er zieht die Schuhe aus und stellt sie vor seinen Schrank, bevor er mit Anlauf durchstartet und auf sein Bett hopst. Alle viere von sich gestreckt atmet die Grinsekatze der Band tief durch und zieht dann das heute heißgeliebte Handy aus der Tasche und tippt auf dem Display herum. Lächelnd hält er sich das Handy ans Ohr und wartet... und wartet... und wartet, bevor er mit einem angenervten Grummeln wieder auflegt: "Scheiße, das gibts doch nicht, geh doch mal ran, verdammt!" Lustlos wird der technische Kommunikationsknochen auf die Kissen geworfen und der schwarzhaarige Gitarrist setzt sich auf, um den Fernseher wieder einzuschalten. Als dann die neusten Musikvideos Japans über den Bildschirm flimmern und Die die Lautstärke ein wenig hochgedreht hat, steht er auf und beginnt unspektakulärer Weise seinen Koffer zu packen. MTV Japan blendet nun wieder zurück in Toshiyas Zimmer, wo der dunkelhaarige Bassist sich soeben auf den Rücken dreht, die Decke von seinem angespannten Gesicht zieht und vom Bett aus seine Zimmerdecke begutachtet. Shinya sitzt mit in einander gelegten Händen daneben auf dem Stuhl, hat den Kopf leicht zur Seite geneigt und mustert seinen Freund mit warmen dunkelbraunen Augen. "Shinya, du bist doch ehrlich zu mir, oder?", fragt der Bassist dann unvermittelt ohne die Augen von der Decke zu nehmen. Der Drummer nickt nur bestätigend und haucht ein leises, aber deutlich zu hörendes "Hai". "Bin ich eine Schlampe?" Wie in Zeitlupe wandern Shinyas schmale Augenbrauen in die Höhe, so dass seine braunen Augen kreisrund werden und dem Drummer beinahe aus dem Kopf zu fallen drohen. "Wie bitte?", fragt er einige Momente des Schweigens später nach, als habe er sich bei Toshiyas Frage verhört. "Bin ich eine Schlampe?" Shinya lässt die Schultern hängen und will soeben zu einer Antwort ansetzen, als Toshiya einfach weiterspricht: "Bin ich eine Schlampe, weil ich gerne körperbetonte Kleidung trage? Bin in eine Schlampe, weil ich auf der Bühne schnell mal mein Oberteil auszieh? Bin ich eine Schlampe, weil ich früher mal gerne Fanservice gemacht hab oder mich als Nutte mit Strapsen und Zigarette auf der Toilette hab fotografieren lassen? Liegt es an den Röckchen und Blusen, am Makeup, an meinem Blick oder doch einfach nur an meinen Bauchmuskeln? Bin ich eine Schlampe, dass ich mich so behandeln lassen muss?" Wort um Wort wird Toshiyas Stimme lauter und schärfer, bis er Shinya beinahe anschreit, obwohl gerade der ja als "Mädchen" der Band gilt. Trotzdem drückt dieser jetzt die Schultern durch und lässt Toshiya erst mal all das über ihn ausschütten, was schon so einige Zeit in ihm gebrodelt haben muss. Als Toshiya dann ziemlich verheult die Nase hochzieht, greift Shinya nach der Kleenexdose, welche sich auf Toshiyas Nachttisch befindet. Da Japaner nun aber eine deutliche Abneigung gegen sich die Nase putzende Menschen verspüren und die Macher von Hajimemashite, Dir en grey! es wohl nicht verantworten wollen, dass sich die halbe Nation auf der Stelle übergibt, blendet die Regie schnell in ein anderes Zimmer. Auch Kaoru hat schon wieder sein Zimmer erreicht und hat die Nase in zwei Briefe gesteckt, die ihm wohl während des Frühstücks vom Roomservice hingelegt worden sein müssen. Dann wird der Laptop wieder angeschaltet und schon sitzt Kaoru vor seinem Maschinchen, um die neusten Emails abzurufen. Nur Augenblicke später, während denen er aufmerksam die neuen Nachrichten auf dem Bildschirm unter die Lupe genommen hat, klingelt das Handy des Bandleaders. "Moshimoshi? ... Oh, hi Hiro. Wie gehts dir? ... mhmmm..." Kaoru lehnt sich mit dem Stuhl zurück und wippt ein wenig hin und her, während er den Schilderungen der Person am anderen Ende der Leitung lauscht. "Hai, sicher, aber momentan bin ich noch in Nagasaki. ...ja, gestern, war ganz lustig... stimmt ja auch, heute Abend bin ich aber wieder in Tokyo." Kaoru nickt leicht, als könne sein Gegenüber ihn sehen, stellt dann aber bei der Bewegung fest, dass dem nicht so ist und zieht skeptisch die Augenbrauen zusammen. "Natürlich, ich weiß was du von mir erwartest: schicker Nadelstreifenanzug mit Weste, damit ich deinen Eltern nicht peinlich bin... versprochen und ich werde mir die Haare in den verbleibenden Acht Stunden nicht noch spontan violett färben, versprochen!", lacht Kaoru in den Hörer: "Hol mich einfach um halb Acht ab, daijobu? ...gut, und wehe du bist nicht genau so schick wie ich!" Schmunzelnd legt Kaoru wieder auf, lässt den Stuhl wieder vernünftig auf alle vier Beine zum Stehen kommen und beginnt etwas auf seiner Tastatur einzutippen. Sobald Entwarnung in Sachen Taschentuchalarm gegeben werden kann, wird natürlich sofort wieder in Toshiyas Zimmer geschaltet: "Ich weiß selbst, dass ich mittlerweile kein Engel mehr bin. Früher, ja da hab ich in Interviews doch nie den Mund aufgekriegt und hab nie irgendwem in die Augen gesehen", meint Toshiya mit verzweifelt klingender Stimme, deren heiserer Unterton bescheinigt, dass er die ganze Zeit weitergesprochen haben muss. Während die Macher von Hajimemashite, Dir en grey! kurz zu Kaoru ins Zimmer geschaltet haben, hat sich seine Stimmung wieder ein wenig beruhigt, ist Wut in verzweifelte Feststellung umgeschlagen: "Und hat man dann irgendwann endlich mal Selbstbewusstsein, weil man merkt, dass man gute Arbeit macht - Ich meine, wir haben doch Erfolg - dann passiert so was! Dann lässt sie mich ohne ein Wort einfach sitzen! ...Aber eine Schlampe bin ich nicht!" Toshiya fährt sich mit den Fingern durch die von der Decke immer noch verwuschelten Haare: "...Jeder von uns hat doch schon mal eins von den süßen Mädchen mit aufs Zimmer genommen, weil man sich nach ein bisschen Wärme sehnt. Ich bin doch auch nur ein Mensch!", schniefend setzt er sich auf und sieht Shinya mit dunklen, geröteten Augen an: "Aber wir kriegen doch nicht mal eine Chance uns zu verlieben, oder?... Das ist so ungerecht, wir haben doch auch Gefühle... nur weil wir ein Paar Cd's rausgebracht haben und einen eigenen Fanclub haben, sind wir doch keine Roboter geworden." Shinya seufzt tonlos und krabbelt zu Toshiya auf die Matratze, um ihn vorsichtig in die Arme zu nehmen. "Shinya-kun, bin ich eine Schlampe?" "Ach Toto...", Shinya schüttelt entschieden den Kopf, "Nein du bist keine Schlampe, so ein Schwachsinn!" Einen Moment hält Shinya inne, um sich seine Worte zurecht zu legen. "Natürlich bist du kein Engel, du spielst halt gerne mit deinen Reizen... aber du hast Yumi doch wirklich gern gehabt, oder?", fragt der Drummer leise nach, so dass Toshiya nur die Schultern hebt und kraftlos wieder fallen lässt. "Und du hast sie auch nicht mal eben im Vorbeigehen zum Vergnügen flachgelegt... Ich weiß, dass du so was nicht machst", behutsam streicht er über Toshiyas Rücken, der zögerlich nickt. "Wenn du wirklich eine Schlampe wärst, würdest du dich munter durch die Weltgeschichte vögeln und dir nicht solche Gedanken über dein Verhalten machen. Wir kennen dich jetzt seit über sieben Jahren und sind deine Freunde und wir wissen alle, dass du keine Schlampe bist! ...Du wolltest mit Yumi eine schöne Zeit verbringen und sie nicht einfach nur ausnutzen, oder?" Wieder nickt Toshiya und wischt sich mit einer Hand über die Augen. "Du konntest doch nicht wissen, dass sie so eine Tussi ist. Und wenn sie dein Stageimage mit dir verwechselt und dich für SO eine Art von... naja...Typen hält, dann ist sie einfach nur eine dumme Tussi!" Toshiya will schon protestieren, aber Shinya wirft ihm einen Einzelkinder-wenn-du-mich-nicht-ausreden-lässt-fang-ich-an-richtig-fieß-zu-zicken-Blick zu und spricht mit ruhiger Stimme weiter: "Sie hat dich umgarnt und dann einfach sitzen lassen. Sie ist doch diejenige, die mit deinen Gefühlen gespielt und dich ausgenutzt hat. Du hast daran keine Schuld, Toshiya-kun. Wenn hier jemand eine Schlampe ist, dann sie!" Durch die harten Worte des Drummers berührt, hebt Toshiya den Kopf und sieht seinen Freund schweigend an. Dieser setzt sich wieder gerade hin und lächelt leicht, bevor er einige Augenblicke später nachschiebt: "Und beschwer dich nie wieder über deine Bauchmuskeln!" Toshiya verzieht das Gesicht und bringt beinahe so etwas wie ein schmollendes Kleinbubenlächeln zustande: "Du bist ja nur neidisch!" "Bin ich auch", meint Shinya trocken und lächelt leicht, "verlier nicht aus den Augen, wer hier wen ausgenutzt hat, hai?" Toshiya nickt nochmals, schnieft noch einmal demonstrativ und lässt dann seinen Kopf gegen Shinyas Schulter sinken. Kyo hat sich mit einer schon ziemlich abgewetzt aussehenden Kladde auf sein Bett verzogen, wo er nun der Länge nach liegt. Seine Füße hat er unter sein Kopfkissen gesteckt, denn er hat seine Latschen kurzerhand am Kopfende geparkt. Auf die Unterarme hat er sich aufgestützt und betrachtet den weißen Bogen vor sich, auf dem sich spaltenweise schwarze Schriftzeichen befinden, die er wohl soeben auf das Papier gebannt hat. Der Bleistift in seiner Hand ist am Ende schon angekaut und hat nur noch den Bruchteil seiner ursprünglichen Länge, doch scheint er ein wichtiges Utensil zu sein, denn schließlich schreibt der Prophet von Dir en grey damit gerade einen Songtext. Als seien die Worte schon komplett ausgeformt in seinem Kopf zusammengestellt, schreibt Kyo zügig noch zwei weitere Zeilen auf das Papier und schließt dann für einen Moment die Augen. Flugs wird die Kladde zugeklappt, der Stift mit einem ausgeleierten Gummiband, dass Kyo zweimal um das Büchlein schlingt, eingeklemmt und dann fliegt das Notizbuch direkt in den geöffneten Rucksack, der mittlerweile neben dem Fußende des Bettes steht. Sodann knautscht der kleine Sänger die Bettdecke, auf der er ja liegt, unter seinem Kopf zu einem gemütlichen Haufen weißer Stofffalten zusammen und kuschelt sein Gesicht in den Baumwollbezug. Drei, zwei, eins... und schon ist der Warumono eingeschlafen, wie sein gleichmäßiger Atem und seine plötzlich vollkommen entspannte Mine verraten. "Das ging aber schnell", lässt Sumiko ihre Stimme den Zuschauern von Hajimemashite, Dir en grey! wieder einmal bewusst werden, dass sie sich eigentlich nur als Zuschauer einer Fernsehsendung vor ihren TV-Geräten befinden. "Was ja nach der Nacht, wie Kyo sie laut Kinzos Schilderungen gehabt hat, wohl auch kein Wunder ist", ergänzt Hokichi, der ein bisschen oberlehrerhaft klingt. "So schnell einzuschlafen ist trotzdem eine Kunst... und ich bin schon sehr gespannt, was für einen tollen Song Kyo gerade wieder geschrieben hat." "Das, Sumiko-san, sind wir wahrscheinlich alle. Und trotzdem gönnen wir Kyo seinen wohlverdienten Schlaf und schalten wieder zu Die." Der steht gerade schon fertig gestylt mit einer Zigarette am Fenster und linst auf den Fernseher, auf dem noch munter Musikvideos vor sich hindudeln. Genüsslich bläst er den Rauch seiner Salem light in die Luft, als er plötzlich stockt und leicht hustet. Mit drei schnellen Schritten ist er bei der Fernbedienung angekommen und schon ist Miyavis "Pop is dead" wirklich tot... oder zumindest weggezappt. Freudig grinsend zieht Die nochmals an der Zigarette und drückt sie dann im Aschenbecher aus, bevor er zurück zu seinem Bett geht, auf dem der aufgeklappte Koffer liegt. Er kratzt sich nachdenklich am Hinterkopf und betrachtet den Inhalt des Koffers, der augenscheinlich noch nicht wirklich voll ist. "Okay Die, was hast du vergessen?", meint er zu sich selbst und beginnt dann, durch sein Zimmer zu wandern und in alle Ecken zu blicken. Sogar vor das Bett kniet er sich und guckt einmal drunter... da sein Gesichtsausdruck aber nicht total angewidert ist, stehen die Chancen ganz gut, dass es darunter zumindest keine gebrauchten Windeln gefunden hat... Dann steht Die wieder auf und schlendert ins Badezimmer, um dort nochmals nach dem Rechten zu sehen. Doch als er auch da nichts Vergessenes findet, setzt er sich auf den Rand der Badewanne. Ganz langsam hebt er dann jedoch den leicht seitlich gehaltenen Kopf und wie ein Sonnenaufgang breitet sich ein spitzbubenhaftes Lächeln auf seinen Zügen aus. Gemütlich steht der Gitarrist auf, geht auf die Badezimmertür zu und nimmt sich den dort hängenden superflauschigen Hotelbademantel vom Haken: "Weißt du, dass ich schon immer so einen wie dich haben wollte und du perfekt dazu geeignet bist, das Loch in meinem Koffer auszufüllen?" Die lacht vergnügt, als er den Bademantel zu seinem Koffer trägt und ihn hineinstopft. Dann schließt er den Koffer, rastet die Schnallen ein und verstellt mit einer raschen Handbewegung die beiden Nummernschlösser. Schmunzelnd zieht er dann eine neue Zigarette aus der Schachtel und schlendert mit beschwingtem Schritt aus seinem Zimmer. Zaghaft klopft es an Toshiyas Zimmertür und man kann Miyakas Stimme vom Flur aus vernehmen: "Toshiya-san, bist du da?" Vorsichtig nimmt Shinya seine Hand vom Toshiyas Schulter und wischt ihm mit einer zaghaften Bewegung des rechten Daumens eine Träne von der Wange, bevor er sich erhebt und durch Klamotten und Scherben auf die Zimmertür zugeht und sie einen Spalt breit öffnet: "Miyaka-san, Toshiya ist gerade im Bad, was gibt es denn?" Man kann in der jetzigen Kameraeinstellung von hinten genau sehen, wie Shinya den Kopf nach draußen durch den Türspalt steckt und sich mit der Bandassistentin draußen auf dem Flur unterhält. Dabei zeigt er zur Freude der japanischen Zuschauer seine schlanke Rückenansicht gerade so in die Kamera, dass die halbe Nation sein Hosenlabel lesen kann und vermutlich am folgenden Tag die Jeansgeschäfte plündern wird. "Der Van steht schon zur Abfahrt bereit, Inoue-san wartet unten in der Lobby und wir könnten jetzt schon losfahren, damit ihr in der Maske mehr Zeit habt", meint die junge Frau freundlich aber bestimmt, so dass Shinya leicht nickt: "Ist gut, wir sind gleich fertig!" Sorgfältig schließt der junge Drummer die Tür wieder und dreht sich zu Toshiya um, der mit nicht wirklich glücklichem Gesichtsausdruck in Shinyas Richtung schaut. "Wir müssen los... soll ich dir beim Packen helfen?" Toshiya schüttelt auf die Frage seines Bandkollegen hin nur den Kopf und erhebt sich von der Bettkante: "Du musst selbst noch packen... ist okay, ich bin ja kein kleines Kind mehr. Wir treffen uns dann unten, hai?" Shinya nickt zustimmend und verlässt - nicht ohne noch einmal einen Blick auf die zerstörte Glasfront des Kleiderschrankes gerichtet zu haben - den Raum. Die nächste Kameraeinstellung zeigt, dass Die mittlerweile wieder in Kaorus Zimmer angekommen ist und erneut das Bett für sich in Anspruch nimmt, auf dem er mit lässig von sich gestreckten Beinen und nach hinten aufgestützten Armen sitzt. Kaoru klappt gerade den Laptop zusammen und stöpselt die verschiedenen Kabel aus, um alles in die dazugehörige Tasche zu verfrachten: "Eigentlich ist es schade, dass die Tour schon wieder um ist. Gestern Abend hat wirklich Spaß gemacht!" Die nickt zustimmend, grinst dann aber wieder: "Also ich freue mich auf zu Hause... aber du hattest ja eh noch nie so etwas wie ein Privatleben!" Umgehend richtet sich Kaoru gerade auf und schaut Die beleidigt an, bevor er ihm galant den Stinkefinger zeigt. Das verursacht bei Die wieder ein vergnügtes Lachen, das fröhlich durch den Raum klingt. Leise merkt der Bandleader von Dir en grey an, dass er nicht immer nur arbeiten würde und sehr wohl ein Privatleben besäße, doch klingt das nicht wirklich überzeugend... wahrscheinlich weil Kaoru gerade munter damit beschäftigt ist, all seine Kleidung in seinen eigenen Koffer zu räumen und seine restlichen Habseligkeiten systematisch geordnet in eine Tasche zu verstauen, die doch große Ähnlichkeit mit einem businessmäßigen Aktenkoffer hat. "Und außerdem gehe ich heute Abend aus!" "Ach jaaa? Mit wem denn?" In diesem Moment klopft es an Kaorus Tür und Miyaka kündigt an, dass soweit alles bereit sei. "Kaoru und ich sind schon fertig, sag lieber mal Kyo Bescheid!", ruft Die grinsend einfach quer durch den Raum und das mit einer Lautstärke, die die Bandassistentin draußen auf dem Flur sicherlich gehört haben muss. Kaoru zumindest steckt sich einen Zeigefinger ins Ohr, bewegt ihn kurz hin und her und lässt ein leises "Itaii" hören. "Du hast aber auch immer ein glückliches Timing!", meint Die dann zu seinem Mitgitarristen, als er an ihm vorbei zur Zimmertür geht, während dieser noch schnell seinen Koffer schließt. "Ich bin eben gut!"... und schon grinst Kaoru auch. Als es an seiner Tür klopft, zuckt Kyo zusammen, reißt die großen braunen Augen auf und sieht sich hastig um. Dann atmet er tief durch, als würde er soeben aus dem Traumland kommend nun erkennen, wo er sich befindet. "Kyo-kun, bist du fertig? Das Fernsehstudio ruft!", erklingt Miyakas Stimme, so dass Kyo nur das Gesicht zu einer angenervten Grimasse verzieht und er ein deutlich vernehmbares "Ja, is ja gut!" knurrt. Missmutig sieht er durch sein leicht chaotisches Zimmer und hebt dann mit einem verschmitzten Grinsen die linke Augenbraue. Er rappelt sich auf, rutscht vom Bett und stapft während er seine Kleidung zurechtrückt auf die Zimmertür zu, um sie schwungvoll aufzureißen und dann mit zuckersüßer Stimme zu verkünden: "Miyaka-chan, ich bin eingeschlafen, hilfst du mir bitte beim Packen?" Mit einem Blick, der Eisberge zum schmelzen bringen würde, sieht er der Bandassistentin in die Augen, die sofort puterrot anläuft, hastig nickt und schon in Kyos Zimmer hereinhuscht. Leicht schmunzelnd fährt Kyo mit seiner Zunge über seine beiden Lippenpiercings und folgt dem Mädchen, um Stück für Stück die Klamotten in den Koffer zu schichten, die Miyaka sogleich strebsam aus dem Zimmer zusammenträgt. Nachdem zwei Zigaretten aufgeraucht und die Nerven des Mädchens aufgebraucht sind - Kyo hat seine sehr eigenen Vorstellungen von Kofferpacken - ist auch der Warumono bereit zum Abmarsch und haucht Miyaka ein mit einem freundlichen "Arigato" verziertes Küsschen auf die Wange. Der Sänger verlässt dann ohne ein Wort zu verlieren sein Zimmer, während das Mädchen verschämt auf den Fußboden blickt und röter wird, als Dies Haare es jemals sein können. Unten in der Lobby haben sich Kaoru und Die zu einem Mann mit schwarzem Anzug und silberner Kravatte gesetzt, der es sich in einem der Loungesessel gemütlich gemacht hat. Er hält eine Aktentasche auf den Knien und nickt mehrfach, bevor er freundlich lächelnd an seinen Ärmel greift und den dort befindlichen Manschettenknopf zurechtrückt. "Wir werden dann morgen also nur die Marschrichtung festlegen und Konzeptbesprechungen machen?", fragt Kaoru leise nach, damit es nicht die halbe Lobby mithört. Der gut gekleidete Mann nickt lächelnd und holt seinen Timer aus der Aktentasche: "Ja, die Besprechungen sollten wir gegen zehn Uhr beginnen... ihr wollt sicherlich einmal ausschlafen, nicht wahr?" Die verdreht nur die Augen, als ob zehn Uhr morgens für ihn - wie für jeden anderen Musiker - wirklich ausschlafen bedeuten könne, beginnt aber sofort zu lächeln, als der Blick des Mannes auf ihn fällt. "Dann wäre das ja soweit geklärt. Um alles weitere werde ich mich kümmern." In diesem Moment treten drei recht durchtrainiert aussehende Männer - ebenfalls in schwarzen Anzügen - an die kleine Sitzgruppe heran. Sofort richten sich die Blicke der sitzenden auf diese und der Mann mit der Aktentasche erhebt sich auch sogleich. "Guten Morgen, sind sie Inoue Atsushi? Wir kommen von der Firma Keibikaisha-Sekyuriti und wurden als Personenschützer engagiert," meint der älteste der drei Männer in einem sehr gutturalen Japanisch und verneigt sich leicht. Diese Bewegung nimmt der Angesprochene sofort auf und nickt freundlich lächelnd: "Hai, mein Name ist Inoue und ich bin Manager der Band Dir en grey. Ich bin sehr erfreut sie kennen zu lernen." Damit dreht er sich zu Die und Kaoru um, die ihrerseits recht interessiert zu den Männern blicken und beide begrüßend nicken, als sie die Blicke jener drei Bodyguards auf sich gerichtet sehen. "Dies sind der Bandleader Kaoru und der zweite Gittarist Die..." beginnt Inoue die nun folgende Vorstellung der Männer untereinander, die mit den typischen japanischen Höflichkeitsfloskeln gespickt ist und doch etwas länger dauert. So ist es auch kaum verwunderlich dass Kyo, der sich mittlerweile auch in der Lobby eingefunden hat, direkt mit in den Vorstellungsreigen eingebunden wird. Das lässt er allerdings mit unerhört freundlichem Lächeln über sich ergehen und setzt sich dann neben Die auf in einen Sessel, wo er sich zurücklehnt und unverkennbar die vorbeigehenden Leute (nicht gerade unauffällig) beobachtet. Als sich dann auf seinem Gesicht, was durch den Rauch von Dies frisch angezündeter Zigarette hinter einem bläulichen Dunstschleier gefilmt wird, ein breites Lächeln ausbreitet, schwenkt MTV Japan die Kameraeinstellung in Kyos Blickrichtung. Dort kommen Shinya und Toshiya beide abreisefertig zurechtgemacht mit Rucksack über der Schulter anmarschiert, so dass die Band wieder vollzählig versammelt ist. Nachdem Inoue auch noch Shinya und Toshyia - wieder mit Lächeln, Verbeugung und den gleichen abgedroschenen Phrasen - vorgestellt hat und diese - auch mit Lächeln, Verbeugung und den selben abgedroschenen Phrasen - die Bodyguards sowie ihren Manager begrüßt haben, deutet Inoue auf die gläserne Ausgangstür: "Wir sollten uns dann auf den Weg ins Fernsehstudio machen. Jetzt nehmen wir die Vans, nach dem Interview holt uns dann der Tourbus ab. Wenn ich bitten darf?" Schweigend erheben sich alle und verlassen ohne Umwege die Lobby, denn um das Auschecken hat sich wohl Miyaka soeben an der Rezeption gekümmert. Jedenfalls spurtet sie den Jungs eilig hinterher, nimmt Toshiya und Shinya die Rucksäcke ab und hastet damit zum Kofferraum des ersten der beiden schwarzen Vans. Vor dem Hotel haben sich unter anderem die Fans versammelt, die heute Morgen schon in der Lobby auf Kyo, Kaoru und Die gewartet hatten, und winken was das Zeug hält. Allerdings marschiert Die recht zügig und ohne lange zu grüßen an ihnen vorbei. Als Toshiya aus der Tür tritt, senkt er den Kopf und dreht ihn von den Fans weg, während auch er sich beeilt in den Wagen zu kommen. Shinya hinter ihm hält es ähnlich wie Die und nur Kaoru winkt kurz zu den Jungs und Mädchen hinüber, woraufhin er ein wahres Blitzlichtgewitter der japanischen Pocketkamerafraktion erntet. Kyo schlurft hingegen ganz gemächlich neben Inoue her, schaut unterwegs mal in den Himmel, ob sich die Regenwolken dauerhaft verzogen haben, und steigt dann richtig gemütlich als letzter in den Bandwagen ein. Vorne auf dem Beifahrersitz hat sich diesmal einer der Bodyguards hingesetzt und als dieser über Funk mit seinen Kollegen das "go" für die Fahrt gibt, setzt sich der Wagen auch sofort in Bewegung. Die Fahrt ins Fernsehstudio an sich verläuft recht unspektakulär. Toshiya und Kyo sitzen wieder auf der Rückbank und schauen beide auf ihren Seiten stumm aus dem Fenster, was Shinya eine Reihe vor ihnen ebenso tut. Nur Kaoru und Die unterhalten sich leise über die Musik, die Kaorus MP3 Player den beiden Gitarristen über jeweils einen Stöpsel ins Ohr befördert. Da es sich dabei allerdings um reinstes Gitarristenkauderwelsch handelt, entscheidet sich MTV Japan dazu, einmal zurück zu den beiden Moderatoren von Hajimemashite, Dir en grey! ins Studio zu schalten und die Autofahrt nur in einem kleinen eingeblendeten Fenster weiter zu übertragen: "Und da sind sie: Dir en grey auf dem Weg zum Interview bei Genki Nagasaki!", stellt Hokichi grinsend fest, während Sumiko neben ihm auf dem Sofa herumrutscht und an ihrem Diru-Bandshirt zupft. "Der Mann mit der grauen Kravatte ist übrigens Inoue Atsushi von der Firma sun-krad, der die Jungs schon seit Jahren als Manager begleitet." Sumiko sieht ihren Kollegen mit großen Kulleraugen an: "Oh, dann hat sich Kaoru ja heute Morgen genau mit diesem Inoue gestritten!" "Richtig, Sumiko-san, aber offensichtlich haben sich die beiden auch wieder vertragen, wie man das als professioneller Musiker und Manager eben tut! Wie ihr alle sehen könnt, sind die Bandmitglieder jetzt jedenfalls alle recht entspannt und scheinen locker auf dass Interview zuzugehen. Die Band sitzt ja ganz ruhig im Auto und wartet ab, was da auf sie zukommen wird. Von Nervosität keine Spur!" "Ich mache mir nur Sorgen um Toshiya", gibt Sumiko zu und deutet auf ihren Monitor, "er sieht immer noch sehr mitgenommen aus!" Hokichi nickt zustimmend und erhebt sich von dem lila Moderatorensofa: "Das stimmt, und genau deshalb hoffen wir, dass die Jungs gleich richtig aufgemuntert werden. In diesen Minuten fahren sie beim Studio von Genki Nagasaki vor und ich glaube, dass sie ein schönes, großes Empfangskomitee erwartet... aber seht selbst!" Und wirklich sieht man nun einen riesigen Fanauflauf, der sich hinter Absperrungen vor einem großen Gebäude schart und mit Plakaten und typischer Visu-Aufmachung doch ein recht auffälliges Begrüßungskommando darstellen. Die Bild und Tonqualität der Übertragung ist hervorragend, denn hier kommen schlichtweg Fernsehkameras zum Einsatz, die die Macher von Hajimemashite, Dir en grey! hier nicht einmal zu tarnen brauchten. So ist deutlich zu erkennen, wie die beiden schwarzen Vans gerade die Auffahrt zum Studio hochfahren und vor dem Eingang zum Stehen kommen. Nun schaltet die Kamera zurück in den Wagen der Dirus, in dessen Inneren man deutlich den Jubel der Fans draußen hören kann. Kaoru ist gerade dabei, sich halb den Hals zu verrenken, als er versucht an Die vorbei aus dem getönten Fenster zu schauen, doch drückt sich dieser ebenfalls die Nase an der Scheibe platt und lässt dem Leader-sama kaum eine Möglichkeit nach draußen zu blicken. Shinya fährt sich mit den Fingern durch die Haare und überprüft nochmals den Sitz seiner Kleidung, während Kyo schlichtweg verkündet: "Sind die alle auf Speed? Wow, ich geh da jetzt raus und schau mir die persönlich an!" Und so steht er auch schon auf und huscht zur Schiebetür des Vans, die einer der Bodyguards, der zusammen mit Inoue und Miyaka im anderen Van hergekommen ist, soeben öffnet. Mit einem raschen Sprung steht er auf dem Asphalt und sieht mit frechem Blick in die jubelnde Menge. Die setzt sich seine Sonnebrille auf und steigt ebenfalls aus, so dass nun auch Shinya eigentlich freie Bahn zum aussteigen hätte. Der macht jedoch bevor er den Wagen verlässt einen kurzen Stop bei Kaoru und flüstert ihm etwas ins Ohr, woraufhin er kurz in Toshiyas Richtung nickt. Kaoru seinerseits nickt bestätigend und schiebt den Chibi aus dem Van, bevor er sich umdreht und Toshiya die Hand auf die Schulter legt, der mit ernstem Gesichtsausdruck aus dem Fenster sieht. "Hey Toshiya-kun, lass uns da raus gehen und denen zeigen, dass wir die beste Band der Welt sind, okay? Die zählen auf uns!" Toshiya sieht Kaoru an und lächelt zaghaft, bevor er leicht nickt und aufsteht: "So viele Leute können sich nicht irren, oder?" Kaoru nickt grinsend, schiebt Toshiya seine eigene Sonnenbrille auf die Nase, damit man dessen gerötete Augen nicht sieht, und bugsiert ihn dann zur Tür. Draußen auf dem Vorplatz des Fernsehstudios sind Die, Shinya und Kyo mittlerweile dabei einige Autogramme zu schreiben, Hände zu schütteln und sich mit ihren Fans vor der Absperrung vom sendereigenen Securitypersonal fotografieren zu lassen. Das allerdings scheint Inoue in ziemliche Aufregung zu versetzen, so dass er wie von der Tarantel gestochen hin und herrennt, Miyaka durch die Gegend scheucht und irgendwie versucht, die drei Bodyguards, die ja eigentlich nur für den Weg ins Studio und während der Aufzeichnung eingeplant worden sind, irgendwie so zu koordinieren, dass all seine Jungs sicher vor ihren ach so brutalen Fans sind. Als nun Kaoru und Toshiya auch noch auf die Absperrungen zuhalten, um sich ihren Bandkollegen anzuschließen, rauft sich Inoue nur noch die Haare und schüttelt den Kopf... so hatte er das offensichtlich nicht geplant. Die strahlt jedenfalls über beide Ohren, als ihm zwei Mädchen einen Teddybären mit feuerroten Haaren und Flauschgittarre in die Arme drücken und Kyo guckt besonders böse ein Grüppchen von Fans an, die sich außerordentlich kyotisch gekleidet haben und dafür ein Exklusivfoto vom Altmeister des Deathglares bekommen. Als von hinten links plötzlich ein Chor mit "Toshiya wir lieben dich" Rufen aufwallt, bleibt der Bassist der Dirus plötzlich stehen und schaut in genau diese Richtung. Begeistert recken einige Fans Plakate in die Höhe, auf denen zu lesen steht, wie toll sie Toshiya finden und dass sie immer zu ihm halten werden, so dass der Mann aus Nagano nur schwer schluckt und dann mit einem überwältigten Lächeln in Richtung seiner "Fankurve" winkt. Das wiederum veranlasst Kaoru, Shinya einen Blick zuzuwerfen, der auch zu lächeln beginnt und vom Bandleader daraufhin einen hochgehaltenen Daumen zu sehen bekommt. Als die Jungs sich nach einigen Minuten immer noch nicht von ihren Fans losreißen können - Kaoru hat Die mit einem Blick gen Toshiya sogar noch etwas zurückgehalten, als dieser reingehen wollte - erhebt Inoue seine Stimme, um seine Schäfchen zu sammeln und endlich in das Gebäude zu scheuchen. Diese gehorchen dann auch widerwillig, denn zumindest Toshiya sieht sich beim Reingehen immer wieder nach hinten um und wirkt total aufgedreht. So werden Dir en grey und ihr Management von einer jungen Praktikantin des Fernsehsenders in Empfang genommen und durch die langen, weiß gestrichenen Gänge geführt, die zur Garderobe der Jungs führen. Die Garderobe ist ein großer heller Raum mit Blumen auf dem Tisch, Spiegeln an den Wänden und zwei großen Sofas, die recht einladend und gemütlich wirken. An einer Wand ist ein Tischchen aufgebaut, auf dem etwas zu Essen angerichtet ist und auch Getränke stehen schon bereit. Sobald die Dirus den Raum betreten haben, eilt Miyaka an diesen Tisch und beginnt, die Jungs mit eben jenen Getränken zu versorgen, damit diese sich erst einmal gemütlich hinsetzen können, während Inoue sich kurz verabschiedet, um organisatorische Dinge zu klären. "Also die haben definitiv was eingeworfen", stellt Kyo überzeugt fest und klaut sich ein Sesambällchen vom Cateringtisch, "so euphorisch sind die doch sonst nur auf Lives!" Kaoru nickt zustimmend und lässt sich neben Shinya auf die Couch sinken. "Also ich fand das war eine sehr schöne Überraschung", wirft Toshiya ein und gibt Kaoru seine Sonnenbrille zurück, bevor er sich leicht lächelnd zu Die setzt. Sein Gesichtsausdruck ist schon viel entspannter und ein vorsichtiges Lächeln hat sich wieder eingeschlichen, was neben Dies breitem Grinsen zwar sehr klein wirkt, trotzdem aber nicht übersehen werden kann. Kyo hat sich vor das Essen gestellt und begutachtet gerade kritisch die weitere Speisenauswahl, als es an der Tür klopft und einen Augenblick später Inoue mit einem Stapel Papiere in die Garderobe kommt: "Ich habe euch eben von den beiden Moderatoren schon einmal die Fragen für das Interview besorgt, damit ihr euch vorbereiten könnt. Das übliche eben..." Der Manager lächelt leicht und reicht den Stapel an Miyaka weiter, die sofort anfängt, die Zettel an die einzelnen Bandmitglieder zu verteilen. "Ich werde mir noch mal kurz das Studio ansehen und schicke euch einen der Stylisten vorbei, damit ihr in die Maske kommt... ähm..", jetzt packt Inoue seine Aktentasche auf den Tisch und holt eine Mappe mit Stiften heraus, die er in die Mitte des Tisches stellt, "geht die Fragen bitte schon mal alleine durch und schreibt auf, wenn euch etwas nicht passt, daijobu?" Damit nickt er lächelnd in die Runde und ist auch schon wieder aus dem Zimmer verschwunden. Kyo stopft sich zwei Reishäppchen in den Mund und stapft dann auch zum Sofa, um sich mit seinem Stapel Papiere zu den anderen zu setzen. Kaoru blättert derweil schon durch die Bögen und überfliegt die verschiedenen Fragen, während Toshiya darauf wartet, dass Shinya sich einen ihm genehmen Stift aus dem Täschchen nimmt. Die zündet sich die Zettel auf dem Oberschenkel balancierend derweil eine Zigarette an und schreitet dann erst zur Tat. Schweigend überfliegen alle Dirus nun die Interviewfragen, während Miyaka sich in der Ecke ans Fenster gestellt hat, um nicht zu stören. Plötzlich guckt Kaoru auf, starrt auf sein Papier und unterstreicht eine Frage, bevor er den Bogen nach links zu Shinya weitergibt. Dieser streicht mit seinem Stift die Frage schnellstens durch und stubst dann Kyo an, um ihm den Zettel vor die Nase zu halten. Das allerdings bekommen nun auch Die und Toshiya mit, die beide die Hälse recken, um zu sehen, welche Frage da gerade gestrichen worden ist. Als Shinya seinen Bogen schnell wieder zurück ziehen will, hält Die ihn am Ärmel fest und nimmt ihm das Papier aus der Hand: "Woah, Toshiya, die wollten glatt fragen, ob du als Ladykiller der Band wirklich jede Nacht ein anderes Mädchen mit ins Bett nimmst!" Fast schon amüsiert über so eine unverschämte Frage grinst Die Toshiya an, der ihn mit starrem Blick ansieht und ziemlich blass um die Nase wird. Sofort reißt Shinya Die den Zettel wieder aus der Hand und faucht ihn an: "Die, du bist ein richtiger Idiot!" "Was denn, die Frage ist echt lächerlich!", versucht der rothaarige Gitarrist sich zu verteidigen und hebt abwehrend die Hände. In diesem Moment stolpert ein aschfahler Bassist an den andern vorbei zur Tür und meint nur mit ausdrucksloser Stimme: "Entschuldigt mich kurz..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)