Devil's Blood von Anshie ================================================================================ Kapitel 24: Sleepless --------------------- Eine Weile später saßen Hiro, Mariko, Subaru und Riku und Hiros Zimmer. Niemand sagte etwas. Mariko saß neben dem schlafenden Toya und ließ ihn wie eine besorgte Mutter keine Sekunde aus den Augen. Subaru und Riku saßen am Bettende und Hiro - falsch herum - am Schreibtisch. Sie hatten lange darüber geredet, was sie jetzt tun sollten. Immerhin war Yue noch immer spurlos verschwunden. Aber das Toya wieder bei ihnen war, änderte die Situation trotzdem. Vielleicht wusste er in der Zwischenzeit mehr als sie? Mariko rieb sich die Augen. „Mann, vom ständigen Toya-beim-Schlafen-zuschauen, werde ich schon selber müde“, sagte sie beinahe flüsternd. „Du kannst ja heim gehen“, meinte Hiro. „Ich ruf euch an, wenn er wach ist.“ „Ja ja, du willst ihn nur wieder für dich alleine haben!“, meckerte Mariko. „Aber das kannst du vergessen, ja? Er braucht jetzt seine Ruhe und keine deiner perversen Sexspielchen!“ „Ha ha!“, maulte Hiro. „Für wie sexsüchtig hälst du mich eigentlich?“ „Nicht sexsüchtig“, korrigierte Mariko ihn. „Ich halte dich für Toya-süchtig.“ Riku und Subaru mussten lachen. „Toya-süchtig?“, wiederholte Riku. Ob das ansteckend ist? Subaru scheinst du ja auch schon infiziert zu haben.“ „Mich auch!“, wandte Mariko ein und hob die Hand. „Hmm“, Riku blickte nachdenklich auf den schlafenden Toya. „Ja, ich kann dich verstehen. Er sieht wirklich süß aus!“ „Könntet ihr das gefälligst lassen?“, brummelte Hiro. „Ha! Er ist eifersüchtig!“, kicherte Riku. In diesem Moment kam Toya zu sich. Als er die Stimmen seiner Freunde hörte, öffnete er die Augen und setzte sich auf. „Da habt ihrs!“, sagte Hiro. „Jetzt habt ihr ihn aufgeweckt!“ Toya rieb sich gerade die Augen, als Mariko ihm plötzlich um den Hals fiel. „Toya!“, schluchzte sie. „Hey, Mariko! Schön dich zu sehen“, murmelte Toya noch etwas benommen. „Blödmann! Wie oft muss ich dir noch sagen, du sollst mir nicht immer solche Sorgen machen?“ „Tut mir leid.“ „Hey, Hiro!“, sagte Subaru an diesen gewandt. „Wenn die ihn umarmen darf, dann darf ich aber auch!“ Toya lächelte, dann ließ er Mariko los und legte die Arme um Subaru. „Dich hab ich auch vermisst“, sagte er. Subaru wurde rot. „O...okay, das reicht“, stammelte er und drückte Toya von sich. „Hiro erwürgt mich sonst noch!“ „Keine Sorge“, grummelte Hiro von seinem Platz am Schreibtisch aus. „Ich behalte euch im Auge.“ Plötzlich stach Toya, Riku ins Auge. Sie saß am Bettrand und blickte ihn mit großen Augen an. „Und wer bist du?“, fragte Toya. „Waaaahnsinn“, staunte Riku und rückte näher zu Toya heran. „Was für schöne Augen! Ihr seid von Nahem ja noch viel hübscher, Prinz Toya-sama!“ Toya blickte sie fragend an. Schließlich hatte er sie vorher noch nie gesehen. Sollte er dieses Mädchen kennen? „Ich will auch knuddeln!“, wimmerte Riku und ehe er sich versah, fiel sie ihm auch schon um den Hals. Toya saß völlig perplex da. Riku nahm seine Hand und schüttelte sie aufgeregt. „Es ist mir eine Ehre! Soooo eine Ehre, euch kennenzulernen, Prinz Toya-sama! Das letzte Mal als ich euch gesehen hab, wart Ihr ein paar tausend Jahre jünger und saht auch viel dämonischer aus. Das war auf so ‘ner Feier. Da hab ich euch auf dem Balkon vom Palast gesehen. Oh, Entschuldigung, wie unhöflich von mir! Ich heiße Riku! Ich bin eine Magierin so wie der da!“ Sie deutete fuchtelnd auf Hiro. „Ich bin seine Cousine! Wenn Ihr ihn heiratet, sind wir verwandt!“ Genauso plötzlich, wie sie danach gepackt hatte, ließ sie Toyas Hand nun wieder los, klatschte sie auf ihre eigene Wange, drehte den Kopf weg und wisperte: „Mein Gott! Das ist ja der Waaaahnsinn! Das werden mir meine Freundinnen niemals glauben!“ „Hei...heirat...?“, stotterte Toya. „Wie... wa... wo...?“ „Ähm, also Riku hat mir geholfen in euere Welt zu kommen“, erklärte Subaru. „Und jetzt ist sie mir gefolgt.“ „Krieg ich ein Autogramm? Krieg ich? Krieg ich?“, jauchzte Riku. „Sie ist ein Fan von dir!“, flüsterte Subaru, Toya zu. „Riku, könntest du das bitte lassen?“, maulte Hiro genervt. „Du kannst ihn ruhig duzen, er ist auch nur ein Mensch... äh, Dämon... und lass das -sama weg!“ „Wuuaaaah! Ich soll DU sagen???“, fiepte Riku und hielt sich beide Hände auf die geröteten Wangen. „Ja, gut dann sag ich du! Okay, alles klar?!“ Sie wandte sich wieder Toya zu und schüttelte seine Hand. „Darf ich du sagen? Wirklich? Echt? Du! Darf ich? Darf ich?“ „Ähm, ja,... klar“, stotterte Toya. „Waaaaaahnsinn!!!“ Es dauerte ein paar Minuten, bis Riku sich wieder gefasst hatte. Und nun saß sie mit großen Augen dicht neben Toya auf dem Bett und gab sich ihrem Fantum hin, der darin bestand, Toya fasziniert anzustarren. Diesem war das allerdings mehr als unangenehm. „Also“, begann Hiro. Er hielt es für die schwerste Aufgabe, Toya zu erklären, dass Yue nach dem Angriff von Garasu verschwunden war. „Toya, als du mich neulich nach Yue gefragt hast“, meldete sich Mariko zu Wort. „Da hab ich gelogen. Ich... wusste sehr wohl, wo er war.“ „Was?“, sagte Toya überrascht. „Es tut mir leid.“ „Er ist mit mir zurück in die Dämonenwelt. Er hielt es für besser, dir nichts davon zu sagen“, erklärte Subaru. „Aber dann hat Garasu den Palast angegriffen. Yue hat mich durch ein Raum-Zeit-Tor hier her zurück geschickt, um euch zu warnen, aber als ich hier ankam, warst du schon verschwunden.“ „Das heißt, Yue...“, begann Toya, doch Hiro unterbrach ihn. „Er ist seit diesem Angriff spurlos verschwunden. Wir haben versucht Kontakt mit ihm aufzunehmen, aber er ist wie vom Erdboden verschluckt.“ „Ich... weiß doch, wo er ist!“, erwiderte Toya. „WAS?“, schrien alle Anwesenden wie aus einem Munde. „Garasu hat ihn in seiner Gewalt. Ich hab ihn gesehen. Im Keller des Labors!“ „Das heißt er ist noch dort?“, fragte Mariko. Toya schüttelte den Kopf. „Nein, Ichiro hat gesagt, Garasu wäre mit ihm zurück in den Königspalast gegangen. Er hat Yue ziemlich übel zugerichtet, aber er lebt noch!“ „Ichiro?“, fragte Hiro. „Ja, so heißt dieser Pimpf, der mich überhaupt erst in dieses Labor geschleppt hat. Er ist ein Magier, spezialisiert auf Zeitzauber“, erklärte Toya. „Er war es, der Garasu aus der Raum-Zeit-Schleife zurückgeholt hat.“ „Das erklärt natürlich Einiges“, meinte Hiro. Und Subaru fügte hinzu: „Für einen Zeitzauberer ist das natürlich kein Problem.“ „Ich wusste gar nicht, dass es so etwas noch gibt!“, mischte Riku sich ein. „Ist auch eine ziemlich seltene Fähigkeit. Zeitreisen sind für jeden Magier eine große Herausforderung. Aber wenn dieser Pimpf darauf spezialisiert ist, ist es für ihn ein Kinderspiel.“ „Deshalb muss Garasu ihn für sich arbeiten lassen!“, meinte Toya. „So kam er wahrscheinlich damals schon von 1400 in unsere Zeit, auch ohne das Artamilya.“ Subaru seufzte. „Na da hält er sich aber ein schönes Schoßhündchen.“ „Also ist Yue bei Garasu im Palast“, murmelte Mariko und blickte besorgt ins Leere. „Keine Sorge“, sagte Toya. „Ich bin sicher, Yue lebt und wir werden ihn da raus holen!“ „Woher willst du wissen, dass Garasu ihn nicht schon längst getötet hat?“, schluchzte Mariko. „Ganz einfach. Weil er mich auch nicht getötet hat“, antwortete Toya. „Ich denke mittlerweile, er will uns gar nicht töten. Viel lieber würde er Yue und mich als seine Gefangenen im Keller des Palastes einsperren. Dieses perverse Schwein... findet es doch viel amüsanter uns zu quälen, als uns einfach zu töten.“ Auch wenn Toya es nicht aussprach, wusste Hiro genau, dass er auf die Vergewaltigung anspielte. Er sah es in seinen Augen. „Dieser Sadist“, fiepte Mariko. „Also, ich würde sagen, uns bleibt nichts anderes übrig, als diesem Mistkerl mal die Leviten zu lesen, was meint ihr?“, meinte Hiro bestimmend und stand auf. „Wir gehen in die Unterwelt und treten ihm mal gewaltig in den Arsch!“ „Seit wann denn so arrangiert, Hiro?“, fragte Subaru ihn. „Ähm, na ja...“ „Ich weiß schon“, unterbrach Mariko ihn. „Jetzt wo Toya wieder da ist, bist du zu allem bereit, hab ich Recht?“ Hiro musste lachen. „Jaah, also auf in den Kampf!“ „Immer mit der Ruhe“, unterbrach Subaru ihn. „Schon mal auf die Uhr geschaut? Was wollen wir eueren Eltern erzählen, wenn wir jetzt einfach verschwinden? Außerdem musst du davon ausgehen, dass wir so bald nicht wieder kommen werden und Toya sollte sich noch etwas ausruhen.“ „Hmm, auch wieder wahr“, stimmte Mariko ihm zu. Doch Hiro hatte schon eine Idee. „Ich weiß! Toyas Eltern sind nicht da! Am besten wir gehen Morgen nach der Schule zu ihm und sagen unseren Eltern, wie übernachten bei ihm.“ „Meine Eltern müssten schon längst zurück sein“, sagte Toya. „Ach ja, das weißt du ja noch gar nicht“, erinnerte Mariko sich. „Wir waren in deinem Haus und haben dich gesucht. Deine Eltern haben auf den Anrufbeantworter gesprochen und gesagt, dass sie länger bleiben. Sie kommen erst am Wochenende heim.“ „Das trifft sich doch ganz gut. So kriegen weder sie, noch Marikos oder meine Eltern was mit“, meinte Hiro. „Also warten wir bis Morgen“, endete Subaru. „Ist wohl besser. Ruh dich noch etwas aus, Toya!“ „Mach ich.“ „Wir machen uns wohl jetzt besser auf den Weg“, sagte Mariko und stand vom Bett auf. „Also bis Morgen in der Schule.“ Sie umarmte Toya abermals und flüsterte: „Ich bin froh, dass du wieder da bist.“ „Los komm, Riku!“, sagte Subaru. Schweren Herzens stand auch Riku auf. „Bis dann!“, sagte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Bye bye!“ Subaru, Mariko und Riku trampelten die Treppe herunter. „Tschüss, Frau Masanaru!“, rief Mariko in die Küche. Als diese sich umdrehte, waren die drei schon zur Tür hinaus. „Sag mal, wer war denn jetzt alles da?“ „Mariko und ein Junge und ein Mädchen, die ich nicht kenne“, meinte Kari, die ihrer Mutter beim Abwasch half. „Toya ist noch oben.“ „Toya?“, wiederholte Hiros Mutter. „Ich dachte, der wäre krank?“ „Ich sollte auch langsam gehen“, meinte Toya derweil zu Hiro und stand ebenfalls auf. „Auf keinen Fall!“, antwortete Hiro und hielt ihm am Arm fest. „Du bleibst gefälligst hier! Denkst du wirklich, ich lasse dich gehen, nach allem was passiert ist?!“ „Aber Ichiro und Garasu sind doch längst wieder in der Dämonenwelt. Was soll schon passieren?“, bohrte Toya weiter. „Dank diesem Pimpf sind die schneller wieder hier, als du denkst“, erwiderte Hiro und fügte leise hinzu: „Und wieso nennst du den überhaupt beim Vornamen?“ „Ganz einfach, weil ich mir den Nachnamen nicht gemerkt hab“, seufzte Toya und ließ sich wieder auf dem Bett nieder. „Bist du eifersüchtig?“ „Pah, was heißt schon Eifersucht? Das letzte mal, als ich diesen kleinen Scheißer gesehen hab, hat er sich als neuer Macker ausgegeben und Garasu hat sich mit dir vergnügt, während ich hier herum gesessen und Däumchen gedreht hab.“ „Du tust ja gerade so, als hätte mir das gefallen“, sagte Toya leise. „Es... war ein Alptraum!“ „Toya“, sagte Hiro, und griff nach Toyas Handgelenk. Doch dieser zog es rasch zurück. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er Verbände um beide Gelenke trug. „Ich hab sie dir verbunden“, sagte Hiro. „...als du geschlafen hast.“ Toya schwieg. „Wie hast du dich gewehrt, dass du dich so verletzt hast?“ „Was sollte ich sonst tun? Es einfach über mich ergehen lassen? Ich hätte mir am liebsten die Hände abgehackt, um von dort wegzukommen.“ „Ouh und das du dann wohl an Blutverlust gestorben wärst, daran hast du wohl nicht gedacht, Idiot?“ „Glaub mir, sterben wäre besser gewesen, als dort zu bleiben“, seufzte Toya. Hiro sagte nichts. Er legte wortlos die Arme um ihn und küsste ihn. „Tut mir leid“, flüsterte er. „Was?“, fragte Toya. „Dass ich dir nicht eher geholfen hab. Ich wusste nicht, wie ich dich da raus holen sollte.“ „Denkst du echt, ich mach dir Vorwürfe, dass es gedauert hat?“, meinte Toya lachend. „Ich bin froh, dass du mich überhaupt da raus geholt hast. Nachdem, was ich zu dir gesagt hab, hätte ich es dir nicht übel genommen, wenn du dich nicht mehr um mich geschert hättest.“ „Du bist wirklich ein Idiot“, meinte Hiro kopfschüttelnd und drückte Toya aufs Bett. „Ich hab es dir schon mal gesagt.“ Er legte sich über ihn und küsste seinen Hals. „Auch wenn du mich hassen würdest,... ich würde dich überall finden. Ganz egal, was...“ Weiter kam Hiro nicht, denn Toya legte die Arme um ihn, zog ihn zu sich heran, und küsste ihn. „To...ya“, flüsterte Hiro. „Hiroooooooooooooo!!!“, ertönte plötzlich ein Schrei. Hiro fuhr hoch. Die Tür wurde aufgerissen. Kari blickte ihren Bruder wortlos an. Dieser war immer noch über Toya gebeugt. „Lass ihn los und kommt essen!“, sagte Kari nur. „Ich hab Mama gesagt, dass Toya mit isst, ja?“ Und damit machte sie kehrt und ging den Flur entlang davon. „Mo... Moment, Kari!“, rief Hiro ihr nach, stolperte vom Bett und rannte aus dem Zimmer. An der Treppe bekam er seine Schwester zu fassen. „Äh, ähm, also Toya und ich, äh...“ „Was gehen mich eure Perversionen an?“, unterbrach Kari ihn. „Ist mir doch egal, was ihr treibt.“ „Äh, Kari...“, stotterte Hiro. Er war völlig überrascht vom Verhalten seiner Schwester. Sonst rannte sie doch immer sofort zu seinen Eltern und plapperte alles aus. Gerade hatte sie Hiro und Toya zusammen im Bett erwischt und das schien sie gar nicht zu stören? „Bist du’s wirklich?“, fragte Hiro und stupste ihr mit dem Finger gegen die Stirn. „Auaaa, lass das!“, quietschte Kari. „Mamaaaaa!!! Hiro ärgert miiiich!!!“ „Okay, du bist es!“ „Hört auf euch zu streiten!“, rief Hiros Mutter aus der Küche. Und sein Vater fügte hinzu: „Kommt endlich essen!“ „Dass mit Toya ist nicht zu übersehen“, sagte Kari leise. „Dachtest du, ich merk das nicht? So blöd bin ich nun auch wieder nicht. Ich bin ja kein Baby mehr. Aber mir ist das egal.“ „Nicht zu übersehen?“, wiederholte Hiro. „Klar, du benimmst dich ja schon ganz anders, wenn man nur über ihn spricht“, versicherte Kari ihm. „Und jetzt kommt endlich essen.“ Damit tapste sie die Treppe herunter. „Kari“, sagte Hiro. „Ich halte dicht“, rief seine Schwester ihm grinsend zu. „Was krieg ich dafür? Kaufst du mir was zum Naschen?“ „War ja klar, dass du nicht umsonst so nett bist!“, fuhr Hiro sie an. Kari lachte nur und verschwand dann in der Küche. Hiro ging seufzend zurück in sein Zimmer. „Oh Mann“, dachte er. „Sie wird wirklich langsam erwachsen.“ „Toya, soll ich dir was hochbringen? Oder gibst du dich ausnahmsweise mit ‘ner zu großen Hose zu frieden und kommst mit runter?“ „Das zweite“, antwortete Toya und stand vom Bett auf. „Toya bleibt noch ein bisschen länger“, sagte Hiro zu seinen Eltern. „Er muss etliche Hefteinträge nachholen.“ „Was hattest du denn?“, fragte Hiros Mutter Toya, und reichte ihm eine Schale Reis. „Äh, ähm“, stotterte Toya, doch Hiro unterbrach ihn. „Grippe“, sagte er rasch. „Oh und geht es dir jetzt besser?“ „Ja, danke“, antwortete Toya. „Aber morgen solltest du noch mal zu Hause bleiben von der Schule“, meldete sich Hiros Vater zu Wort. „Auf den letzten Tag in der Woche kommt es nun auch nicht mehr an, was? Kuriere dich lieber richtig aus! Soll ich dich später heimfahren? So spät nachts brauchst du ja nicht mehr heim laufen.“ „Ich mach das schon, Papa!“, mischte Hiro sich ein, noch bevor Toya antworten konnte. „Hmm“, brummelte sein Vater. „Na schön.“ Er war beinahe enttäuscht. Schließlich spielte er genauso gern wie seine Frau die Elternrolle für Toya. Doch seit Hiro seinen Motorradführerschein hatte, nahm er seinen Eltern die Freude am Chauffeur spielen auch noch größtenteils ab. Nicht immer, denn meist hatte er sowieso kein Geld für Benzin. Das war auch der Grund gewesen, warum er bei seiner tollkühnen Rettungsaktion mit dem Fahrrad fahren musste. Es war einer dieser Tage gewesen, wo er es hasste, ständig pleite zu sein! „Fährst du mich nun heim, oder hast du deine Eltern mal wieder angelogen?“, fragte Toya, kurz nachdem Hiro später die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte. „Gelogen natürlich“, sagte Hiro, als wäre es nicht selbstverständlich. „Ich kann ihnen ja wohl kaum sagen, dass du so krank bist, dass du nicht in die Schule kannst, aber so gesund, um bei mir zu übernachten.“ „Auch wieder wahr“, stimmte Toya ihm zu. „Aber ich kann doch Morgen in die Schule!“ „Nichts da! Du bleibst schön hier und ruhst dich aus!“ „Und wenn ich nicht will?“ „Was interessiert mich das? Du hörst gefälligst auf mich!“ Als Hiro, Toyas wütenden Blick bemerkte, fügte er kleinlaut hinzu: „Ausnahmsweise!“ Toya seufzte. „Ausnahmsweise“, wiederholte er und gab sich damit geschlagen. „Sehr gnädig, eure Hoheit“, scherzte Hiro und ging zum Schreibtisch. „Und jetzt leg dich schlafen. Ich muss noch Hausaufgaben machen. Wenn dich die Schreibtischlampe stört, geh ich ins Wohnzimmer.“ Toya konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Seit wann machst du denn freiwillig Hausaufgaben?“, fragte er und setzte sich aufs Bett. „Seit ich wegen dem Nachsitzen nicht mit dir weg konnte“, antwortete Hiro. „Das Licht stört mich nicht“, wechselte Toya das Thema und zog sich die viel zu groß geratene Hose aus, die nur mit Hilfe eines Gürtels einigermaßen an ihm gehalten hatte. „Glaub mir, ich fühl mich immer noch so müde, dass ich sogar neben ‘nem intakten Presslufthammer schlafen könnte.“ „Sag mal“, begann Hiro. „Machst du das mit Absicht?“ „Was?“, wollte Toya wissen. „Na, dich vor mir ausziehen. Willst du mich provozieren, oder bist du wirklich so naiv?“ Toya wurde rot. „Ha, ha!“, maulte er. „Das musst du grade sagen. Ich wette du hast mir mit Absicht zu große Klamotten gegeben!“ „Gar nicht wahr! Was kann ich dafür, wenn du ‘ne halbe Portion bist“, verteidigte Hiro sich. „Na ja, fürs Bett scheint dir ‘ne halbe Portion ja zu reichen!“, erwiderte Toya und drehte sich beleidigt weg. „Außerdem ist dein XXL Hemd so lang dass man auch ohne Hose nichts sieht und Shorts hab ich auch an, also beschwere dich n...“ Toya erschrak, als Hiro plötzlich von hinten die Arme um ihn legte. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er vom Schreibtisch aufgestanden war. „Du bist wirklich zu süß für diese Welt“, flüsterte Hiro und schmiegte sich an ihn. „Ein Glück, dass du dir nicht vorstellen kannst, was ich mir mit dir schon alles vorgestellt hab.“ Toya wurde knallrot. „Wa... was soll da... das denn heißen?“, stotterte er. „Verschone mich bloß mit deinen perversen Gedanken!“ „Du hast recht“, seufzte Hiro. „Über so etwas redet man nicht.“ Leise flüsterte er Toya ins Ohr: „Wir sollten es einfach tun!“ Toya stieß mit dem Ellbogen nach hinten und traf Hiro im Magen. „Auaaa!“, wimmerte dieser. „Selber Schuld“, brummelte Toya. „Perverser!“ „Was ist daran pervers, wenn ich mit dir schlafen will?“, protestierte Hiro. „Dass du es den ganzen Tag von früh bis spät willst!“, konterte Toya und drehte sich erst jetzt zu ihm um, so dass sie sich gegenüber saßen.“ „Übertreibe es nicht!“, maulte Hiro beleidigt. „Du lässt dich aber auch wunderbar provozieren“, meinte Toya lachend. Er beugte sich zu Hiro herüber und fuhr ihm mit der Zunge über die Lippen. „Was soll das nun wieder?“, fragte Hiro, der sich allmählich ziemlich verarscht vorkam. Doch Toya antwortete nicht. Er griff nach Hiros Hand, legte sie auf seinen nackten Oberschenkel und ließ sie darauf nach oben streicheln. „Verdammt! Und wie er das mit Absicht macht!“, dachte Hiro mit pochendem Herzen. „Er provoziert mich doch nur!“ Toya ließ seine Hand erst los, als sie sich gefährlich weit oben an der Innenseite seines Schenkels befand. „Was ist?“, flüsterte er. „Das ist es doch, was du wolltest.“ Hiro rutschte noch näher zu ihm heran und küsste sanft seine Lippen, während er die Hand unter Toyas Hemd zum Bund seiner Shorts gleiten ließ. Doch in diesem Moment legte Toya seine eigene Hand auf Hiros und hielt ihn zurück. „Stop!“, sagte er. „Bis hier her und keinen Schritt weiter!“ Er ließ Hiro los und kroch unter die Bettdecke. „Also dann! Mach mal schön deine Hausaufgaben!“ Hiro kochte gerade zu. War es vor Erregung oder vor Wut über Toyas Verhalten? „Du willst mich ärgern, was?“, sagte er gereizt und stand vom Bett auf. „Kann sein“, nuschelte es unter der Decke hervor, die Toya sich bis über die Ohren hoch gezogen hatte. „Du geniest es doch nur, mit anzusehen, wie ich dir mit jeder Sekunde mehr und mehr verfalle.“ Toya kicherte. „Kann schon sein“, sagte er erneut. „Und soll ich dir was sagen?“, fuhr Hiro fort. „Du machst deine Sache gut! Du tust immer eins auf lieber Junge, aber in Wahrheit kannst du einen ganz schön verführen.“ „Verführen?“, wiederholte Toya und drehte sich auf die andere Seite. Er sah, dass Hiro wieder falsch herum auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch saß. „Na klar, was sonst? Obwohl du mittendrin aufgehört hast, war das gerade der erste Schritt, mich zu verführen.“ Toya musste lachen. „Ich, dich verführen?“, sagte er. „Okay, dann verspreche ich dir, irgendwann bring ich es zu Ende, ja?“ „Was?“, fragte Hiro. „Ich werde dich verführen!“ Hiro wurde rot. Toya drehte sich wieder um. „Aber erst mal lass ich dich noch ‘ne Weile zappeln. Das find ich nämlich um ehrlich zu sein, auch ganz amüsant!“ „Wusst ich’s doch! Du tust nur immer so brav!“, meinte Hiro. „Das hab ich dir doch schon längst gesagt, oder? Ich bin nicht so brav, wie du denkst.“ „Nein, du bist genau so ein Sadist, wie Garasu!“, maulte Hiro. „Dir macht es Spaß, mich leiden zu sehen.“ „Also, wenn du das mit den Leiden vergleichen willst, die Garasu mir zugefügt hat...“, antwortete Toya gereizt. „Außerdem hab ich dich schon mal ran gelassen, also beschwer dich nicht!“ „Denkst du etwa, ein Mal Sex reicht mir ein Leben lang aus?“ Wieder wurde Toya rot. „Ende der Diskussion“, sagte er knapp. „Mach endlich deine Hausaufgaben!“ Hiro verdrehte genervt die Augen, drehte sich dann jedoch trotzdem auf dem Stuhl um, und wandte sich seinen Büchern zu. „Ich will ihn doch nicht ärgern“, dachte Toya, bevor er einschlief. „Ich bin nur nicht sicher, ob ich überhaupt mehr will. Zumindest im Moment. Und nach dieser Sache mit Garasu...“ Er verfluchte seine Gedanken, dass sie ihn nun wieder an diesen Namen erinnert hatten. Es brachte all die Erinnerungen zurück, die er versucht hatte, zu verdrängen. Solange Hiro bei ihm war, war alles gut. Er musste nicht daran denken. Aber als er jetzt so im Bett lag... Plötzlich ging das Licht immer Zimmer bis auf die Lampe am Schreibtisch aus. Toya öffnete die Augen. „Mir reicht das kleine Licht“, sagte Hiro, der zum Lichtschalter neben der Tür gegangen war, leise. „So kannst du sicher besser schlafen.“ Toya sah Hiro im Schatten der Lampe näher kommen. Er beugte sich zu ihm herunter und gab ihm einen Kuss. „Träum was Schönes!“, flüsterte er und ging zurück zum Schreibtisch. „Masa“, dachte Toya. „Was würde ich nur ohne dich machen?“ Irgendwann um 1400. Toya erkannte sich selbst, als kleines Kind. Er wusste sofort, dass es eine Erinnerung an seine Zeit als Dämon sein musste. Das erkannte er an den langen, seidenen Gewändern, die er trug. Als Mensch wäre er damals vielleicht zehn gewesen. Er saß hinter einem Rosenbusch und lugte zwischen den Ästen hindurch. Neben ihm saß Hiro. Auch er schien etwas zu beobachten. Yue und Sumi waren zusammen im Schlossgarten. „Du“, flüsterte Toya, ohne den Blick von den beiden abzuwenden. „Wieso machen die das dauernd?“ „Was denn?“, flüsterte Hiro zurück. Wieso flüsterten sie überhaupt? Yue und Sumi waren viel zu weit weg, um sie hören zu können. „Küssen“, antworte Toya. „Mein Bruder und Sumi küssen sich ständig! Da schau! Schon wieder!“ „Was weiß ich denn?“, sagte Hiro. „Hast du schon mal jemanden geküsst?“, wollte Toya wissen. „Ich mein, außer deine Mama oder deinen Papa, oder so.“ „Nö“, sagte Hiro knapp und wandte den Blick von Yue und Sumi ab. „Du?“ Toya schüttelte den Kopf. „Nur Yue,... auf die Backe. Aber das zählt wohl nicht.“ „Nee, tut’s nicht“, stimmte Hiro ihm zu. Einen Moment lang herrschte Stille zwischen den beiden, dann sagte Toya: „Hey! Wollen WIR uns mal küssen?“ Hiro blickte ihn beinahe empört an. „Das geht doch nicht!“, sagte er. „Wieso soll das nicht gehen?“ „Na, weil das nur zwischen Männern und Frauen geht!“ „Quatsch, das geht auch so! Jetzt stell dich nicht so an!“ Hiro blickte verlegen an Toya vorbei. War es nur ein kindisches Spiel, oder hatte er Toya damals schon geliebt? „Los komm her!“ Toya rückte ihm auf die Pelle. Kurz bevor ihre Lippen sich berührten, hielt er inne. „Man macht dabei doch die Augen zu, oder?“, fragte er etwas unsicher. „I... ich glaub schon“, stotterte Hiro. „Also, mach sie zu!“ Toya kniff die Augen zusammen. Dann berührten sich ihre Lippen. Ein paar Sekunden saßen sie so da. Dann ließ Toya von Hiro ab. Er war knallrot im Gesicht. „Wow“, staunte er. „Da...das gefällt mir!“ Hiro blickte ihn, mit ebenfalls tomatenrotem Gesicht, an. Toyas Gesicht war dem seinen noch immer gefährlich nahe. „Ich...“, hauchte Toya. „...will... noch mal!“ Langsam führte er den Mund erneut zu Hiros Lippen. Hiro konnte es sich nicht verkneifen, die Zunge ins Spiel zu bringen. Als sie Toyas Lippen berührten, wich dieser zurück. „Iiiih, was soll das denn?“, fragte er. „Na ja“, begann Hiro. „Dein Bruder und Sumi tun das auch immer.“ „Ach wirklich? Hmm...“ Toya leckte mehr oder weniger probeweise mit der Zunge über Hiros Lippen. Es sah wirklich etwas unbeholfen aus. „So etwa?“ „Ja, ich schätze schon“, flüsterte Hiro und schloss die Augen. Toya konnte spüren, wie sein Herz schneller schlug. Eine weitere Berührung. Es fühlte sich gut an. Allmählich verstand er, warum sein Bruder und Sumi sich ständig küssten. Zögernd legte Hiro die Hand auf Toyas Wange. Ging das zu weit? Nein! Toya legte die Hände auf Hiros Schultern. Es war ein gefährliches Spiel, das sie das spielten. Würde man sie erwischen, müsste Hiro sicher sofort den Palast verlassen. Er würde Toya nie wieder sehen. Nie wieder. Mit diesem Gedanken drückte er Toya von sich weg. Dieser blickte ihn fragend mit seinen großen, rotbraunen Augen an. „Prinz Toya-sama!“, rief plötzlich eine grelle Stimme. Erschrocken fuhren sowohl Toya, als auch Hiro zusammen. Toya sprang auf die Beine. Als er über den Busch lugte, sah er eine der Hofangestellten auf sich zukommen. „Da steckt ihr!“, sagte die Frau aufgeregt. „Wieso müsst ihr eigentlich ständig Verstecken spielen?“ Sie seufzte. „Los kommt ins Schloss. Das Essen ist angerichtet. Euere Eltern erwarten euch schon.“ „J...ja, ist gut!“, antwortete Toya und wartete, bis die Angestellte sich wieder zum gehen umdrehte. Dann blickte er nach unten zu Hiro, der noch immer hinter dem Rosenbusch versteckt, saß. „Komm, gehen wir essen! Ich hab tierischen Hunger!“ Und damit ging er davon. Langsam folgte Hiro ihm. Das Vogelzwitschern weckte Toya auf. Die Jalousien waren schon hochgezogen worden und das fahle Licht der Morgensonne strahlte ins Zimmer. Toya drehte sich auf die andere Seite. Wie spät war es? Er sah auf den Wecker. „Zehn Uhr?“ Ihm fiel ein Zettel auf, der auf dem Nachttisch lag. Müde rieb er sich die Augen, griff nach dem Zettel und setzte sich auf. „Du hast so süß geschlafen, dass ich dich nicht wecken wollte. Meine Eltern wissen nicht, dass du noch da bist, also warte bitte, bis sie auf der Arbeit sind, bevor du aus dem Zimmer gehst. Bediene dich ruhig am Kühlschrank. Duschen kannst du natürlich auch. Hiro.“ Seufzend legte er den Zettel weg. „Ich muss wirklich fest geschlafen haben, wenn ich nicht mal gemerkt hab, wie er aufgestanden ist.“ Während er aufstand, erinnerte er sich an seinen Traum von letzte Nacht. Wie lange war es her? Über ein halbes Jahr und noch immer waren nicht alle seine Erinnerungen zurückgekehrt. Viele solche Szenen aus dem Alltag lagen noch im Dunkeln. Dabei waren es gerade diese alltäglichen Situationen, die ihm so unendlich wichtig erschienen. Das war damals sein erster Kuss gewesen. Bei dem Gedanken daran, musste Toya lachen. Eigentlich war es nur ein Spiel gewesen. Damals hatte er es nicht ernst genommen. Hiro zu küssen, einfach so. Was war schon dabei? Ob Mann oder Frau, was kümmerte ihn das? Woher sollte ein kleines Kind, dass seit seiner Geburt, abgeschieden von der restlichen Bevölkerung, mit dem engsten Familienkreis, in einem Palast aufgewachsen war, so etwas wissen? Hiro war sein einziger Freund gewesen. Im Palast gab es sonst niemandem in seinem Alter. Und überhaupt. Die einzigen Kinder, mit denen er sonst zu tun hatte, waren Söhne und Töchter, anderer, reicher Familien. Die meisten waren arrogante, verzogene Kinder gewesen, die nichts als den Luxus kannten, in dem sie aufgewachsen waren. Hiro war einfach anders. Während er so darüber nachdachte, kam es ihm plötzlich komisch vor. „Seit wann vermisse ich ihn denn, wenn er nur ein paar Stunden weg ist?“, dachte er. „Ich werde echt von Tag zu Tag schlimmer!“ „Wie geht es Toya?“, fragte Mariko, in der Mittagspause. „Schon besser“, antwortete Hiro. „Er hat noch tief und fest geschlafen, als ich heute Morgen weg bin.“ „Sag bloß? Du hast nicht verschlafen und dann wütend herum geschrien und deine Mutter dafür verantwortlich gemacht, dass sie dich nicht geweckt hat?“ Hiro blickte sie mürrisch an. „Ha ha!“, maulte er. „Siehst du mal, wie gut es ist, dass ich Toya hab. Am Ende schafft er es noch, dass ich vernünftig werde.“ „Brrr“, sagte Mariko kopfschüttelnd und tat, als würde ihr ein Schauer über den Rücken laufen. „Oder... verantwortungsbewusst!“ „Wuaaa! Jetzt übertreib’s mal nicht! Das schafft keiner!“ Sie musste lachen. „Hi, ihr zwei! Was ist so komisch?“, wollte Subaru wissen und setzte sich zu ihnen. „Nichts“, meinte Mariko lachend. „Heute Nachmittag geht’s los“, wechselte Subaru das Thema. Mariko murmelte nur: „Hmm.“ Sie machte damit mehr als deutlich, dass sie nicht daran erinnert werden wollte. „Bist du sicher, dass du mitkommen willst?“, fragte Hiro sie. „Na klar!“, antwortete Mariko entschlossen. „Auch wenn ich nicht viel ausrichten kann. Du weißt doch selbst wie das ist. Du kannst es auch nicht lassen, Toya ständig zu retten.“ Hiro musste grinsen. „Und was hat das damit zu tun?“, fragte er. Mariko wurde rot. „Sag bloß“, meldete Subaru sich zu Wort und stupste sie mit dem Ellbogen an. „Hast du dich etwa in Yue...“ „Halt die Klappe!“, unterbrach Mariko ihn. „Ich gehe nur mit, weil äh... Falls ich wieder eine Vision hab! Vielleicht kann ich euch trotzdem helfen! Wir haben ja neulich gesehen, dass ich immer noch diese Kräfte hab. Es steckt immer noch ein Teil von Sumi in mir!“ „Ja klar, und deshalb erhoffst du dir Chancen bei Yue“, meinte Hiro lachend. „Sei endlich still, oder ich erzähl Toya was von deinen perversen Vorstellungen!“ „WAAAAS?“, schrie Hiro. „Wage es! Und außerdem hast du keine Ahnung von meinen...“ Er verstummte, als er merkte, dass sich einige ihrer Mitschüler nach ihnen umgedreht hatten. Offenbar hatten sie Marikos Worte gehört. Seufzend brach er den Satz ab. „Geht dich ja auch gar nichts an“, brummelte er beleidigt. Mariko und Subaru mussten lachen. An diesem Tag wurde viel gelacht. Es war ein aufgesetztes Lachen. Eigentlich taten sie es nur, um ihre Aufregung zu unterdrücken. Niemand wollte daran erinnert werden, was ihnen bevorstand. Niemand. Toya stand in der Küche am Herd. Aus lauter Langeweile hatte er beschlossen, für Hiro zu kochen. „Wie kann der Typ sich nur jeden Mittag von Fertigpackungen ernähren?“, fragte er sich. In diesem Moment hörte er, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Er lugte vorsichtig hinaus auf den Flur. Schließlich konnte es auch sein, dass Hiros Schwester Kari früher nach Hause kam. Mist, daran hatte er gar nicht gedacht. Sie wusste doch gar nicht, dass er noch hier war. Was würde sie sagen, wenn sie ihn plötzlich in der Küche am Herd erblicken würde? Glücklicherweise war es Hiro, der zur Tür herein kam. „Mann, riecht das lecker!“, sagte er. „Was hast du gemacht...“ Weiter kam er nicht, denn Toya kam schon auf ihn zu gerannt, fiel ihm um den Hals und küsste ihn innig. „Wow“, sagte Hiro leise. „Also an so eine Begrüßung könnt ich mich glatt gewöhnen. Willst du nicht hier einziehen?“ Toya blickte ihn lächelnd an. „Irgendwann werden wir zusammen in ein schönes, kleines Haus ziehen. Dann kannst du jeden Tag für mich kochen, ja?“ „Na klar, ich spiele für dich die Hausfrau“, lachte Toya und verdrehte die Augen. „Wieso nicht? Du kochst doch so gerne.“ Er legte sanft die Arme um Toyas Hüften. „Und dann werden wir heiraten, ja?“ Toya begann zu lachen. „Na sicher!“, sagte er. „Du Traumtänzer! Wir sind hier in Japan, klar?!“ „Willst du mich etwa versetzen?“, flüsterte Hiro. „Was hat das damit zu tun?“ „Idiot! Das war gerade ein Antrag, okay?“ „Ein Antrag?“ Hiro seufzte. „Also schön“, sagte er und ließ Toya los. „Ich geb’s zu, das war auch nicht gerade romantisch. Ich komm heim, du begrüßt mich mit dem Kochlöffel in der Hand...“ Toya blickte auf den Löffel in seiner Hand. Ihm war erst jetzt aufgefallen, dass er ihn noch hatte. Hastig versteckte er die Hand hinter dem Rücken. „In so einem Moment macht man niemandem einen Antrag. Aber keine Sorge, irgendwann werde ich das wiederholen und zwar richtig.“ Er gab Toya einen Kuss auf den Mund. Dann flüsterte er. „Und dann schenke ich dir einen Ring.“ Toya wurde rot. „Traumtänzer“, seufzte er. „Los, komm, das Essen wird sonst kalt.“ Und damit ging er zurück in die Küche. „Nenn mich ruhig Traumtänzer“, sagte Hiro leise. So leise, dass Toya ihn nicht hören konnte. „Aber irgendwann, werde ich dich glücklich machen.“ In Gedanken fügte er hinzu: „Wir werden zusammen glücklich sein. Und nichts wird mich je wieder von dir trennen...“ Es war am frühen Abend. In der Zwischenzeit waren Hiro und Toya zu diesem nach Hause gegangen. Er hatte seine Eltern angerufen und sie gefragt, wann sie nach Hause kommen würden. Sonntagabend. Bis dahin hatten sie Zeit. Denn Toya konnte unmöglich schon wieder eine Ausrede erfinden, wo er sich herumtrieb. Allmählich würden ihm seine Eltern nicht mehr glauben. „Sie sind spät dran“, nuschelte Toya. Er hatte den Finger an den Mund gelegt, und lief aufgeregt im Zimmer hin und her. „Hey“, begann Hiro, der auf dem Sofa saß. „Hast du nicht selbst gesagt, du bist sicher, dass Yue lebt?“ Toya antwortete nicht. „Wieso bist du dann so nervös?“ Er blieb stehen. „Entschuldige mal, Mister Ich-bin-so-cool-ich-hab-vor-nichts-Angst!“, zischte er. „Aber ich freue mich nicht besonders auf das Wiedersehen mit Garasu.“ Hiro packte ihn am Handgelenk und zog ihn zu sich. Toya verlor das Gleichgewicht und fiel aufs Sofa. „Letztes mal hast du ihn nicht so sehr gefürchtet“, sagte Hiro und beugte sich über Toya. „Und damals war es dein erster Kampf.“ Toya blickte besorgt an Hiro vorbei. „Er ist stärker“, wisperte er leise. „Viel stärker.“ Hiro wusste nicht was er sagen sollte. „Es ist wegen dieser Vergewaltigung, hab ich Recht?“ Er spürte, dass Toya zusammenzuckte. „Du hast seit gestern, seit du es mir gesagt hast, kein Wort mehr darüber verloren. Denkst du, ich merke nicht, wie du dich damit herum quälst?“ Toya spürte, wie ihm heiß wurde. Seine Augen fühlten sich so feucht an. „Du musst nicht ständig versuchen, stark zu sein“, sagte Hiro leise. „Wenn dir zum Heulen zu Mute ist, dann heul doch! Und wenn du reden willst,...“ Toya schluchzte. Er wollte sich mit der Hand übers Gesicht wischen, als Hiro seine Hand zurück hielt. Er bückte sich und leckte eine Träne von Toyas Wange. „Ich bin immer für dich da!“ „Masa“, flüsterte Toya. „Du brauchst keine Angst zu haben! Ich werde nicht zulassen, dass dieser Dreckskerl dich auch nur noch einmal anfasst. Er wird dir nie wieder wehtun. Das lasse ich nicht zu!“ Er legte den Kopf auf Toyas Brust. „Ich bringe jeden um, der es wagt, dir weh zu tun. Das verspreche ich dir!“ Toya sagte nichts. Er wollte etwas sagen. Er wollte „Danke“, sagen. Doch es ging nicht. Geräuschlos liefen die Tränen über sein Gesicht. Er hatte die Arme um Hiro geschlungen, der über ihm lag. „Danke, Masa“, sagte er in Gedanken. „Danke...“ Es klingelte. Hiro stand auf. „Wurde aber auch Zeit“, sagte Toya und ging zur Tür. „Tut mir soooo leid!“, entschuldigte Mariko sich. „Es ist meine Schuld, dass wir so spät sind.“ „Deine Schuld?“, wiederholte Hiro und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Ich hätte auf Subaru oder Riku getippt, aber sicher nicht auf dich.“ „Sie konnte sich nicht entscheiden, was für Waffen sie mitnehmen sollte“, erklärte Subaru. „Waffen?“, fragte Toya. Mariko, Riku und Subaru betraten die Wohnung. Nachdem sie die Tür geschlossen hatten, holte Mariko etwas aus der großen Plastiktüte, die sie bei sich hatte. Eine Holzkiste. Sie öffnete sie. Ein Dolch kam zum Vorschein. „Mariko!“, rief Toya erschrocken. „W... Wie kommst du...? Wie seid ihr da dran gekommen?“ Subaru grinste. „Mit den richtigen Adressen und gefälschten Ausweisen, die für Riku ein Kinderspiel waren, lässt sich so Einiges arrangieren“, meinte er. „Ich wollte nicht völlig wehrlos da runter gehen“, fügte Mariko hinzu. „Eine Pistole wäre mir ja lieber gewesen, aber Subaru hat gesagt, das würde nichts bringen.“ „Hätte es auch nicht“, stimmte Hiro zu. „Schaut! Schaut! Ich hab auch was!“, meldete Riku sich zu Wort. Sie hüpfte auf der Stelle herum und hielt zwei Wurfsterne in den Händen. Toya und Hiro rissen die Augen auf. „WAS?“, schrien sie wie aus einem Munde. „Die Dinger sind doch verboten!“ Riku grinste stolz. Wie ein kleines Kind, das mit seinem neusten Spielzeug angab. „Die hab ich von zu Hause mitgebracht“, erklärte sie. „Die sind toll! Ich hab sie verzaubert. Schaut mal!“ Zack! Toya blieb fast das Herz stehen, als einer der Wurfsterne haarscharf an ihm vorbei sauste und in der Wand hinter ihm stecken blieb. „Bist du verrückt?“, schrie Hiro seine Cousine an. „Wenn du ihn getroffen hättest!“ Plötzlich zischte etwas an Hiro vorbei. Als er sich umdrehte, sah er, wie der Wurfstern wieder in Rikus Hand landete. „Cool, was?“, sagte diese. „Keine Sorge, ich kann mit den Dingern umgehen. Denkst du, ich hätte Toya-sama wirklich in Gefahr gebracht? Das würde ich niiiiiiiiemals tun! Niiiiiiiiiiiemals!“ Hiro verdrehte die Augen. „Seht ihr? Sehr praktisch. Sie fliegen immer zu mir zurück. Egal, wo sie stecken bleiben. Egal, ob in Garasus Bauch, oder in seinem Arm, oder im Auge, oder dazwischen, oder...“ „Bitte“, unterbrach Mariko sie. „Lass diese Aufzählungen, ja?“ Riku zuckte mit den Schultern. „Seit ihr endlich so weit?“, meldete Subaru sich zu Wort. „Wir haben schon viel zu viel Zeit vertrödelt.“ „Ja“, stimmte Toya ihm zu. „Also, gehen wir.“ Subaru wandt sich Hiro zu. „Hiro“, sagte er. Dieser nickte nur. „Wo öffnen wir das Tor?“, fragte er und blickte sich um. „Am besten oben im Flur“, meinte Toya und ging die Treppen nach oben. „An der Treppe ist am meisten Platz und da sind keine Fenster, also kann man es von draußen nicht sehen.“ Die anderen folgten ihm die Treppe nach oben. Das Katana erschien in Hiros Händen. Toya fiel der rote Splitter daran auf. „Was ist das?“, fragte er. „Ähm, das ist...“, zögerte Hiro. „Ein Splitter des Artamilya“, vervollständigte Mariko den Satz. „Damit sollten wir mit Yue in Kontakt stehen. Aber wir konnten keine Verbindung zu ihm herstellen.“ Toya antwortete nicht. Es ärgerte ihn, dass er so etwas, seiner Meinung nach, Wichtiges, erst jetzt erfuhr. Hiro hob das Schwert nach oben und rief: „Tor zur Galerie der Zeit, öffne dich!“ Das Schwert wurde in den Boden gerammt. Das grelle Licht erschien, wie gewohnt. „Mariko“, sagte Hiro und blickte dabei starr auf das Licht. „Es gibt kein Zurück.“ „Das weiß ich längst“, sagte Mariko entschlossen und fügte hinzu: „Gehen wir!“ „Bei drei!“, sagte Riku. Sie wirkte als Einzige gar nicht, als hätte sie Angst. „Eins...“, begann sie. Hiro zog das Schwert aus dem Boden und ließ es verschwinden. „Zwei...“ Plötzlich spürte er etwas an seiner Hand. Als er sich umdrehte, sah er Toyas ängstlichen Blick, wie er in das Licht starrte. Seine zitternde Hand suchte die, Hiros. Wortlos drückte Hiro sie fest in seine. „Drei!“ Das Leuchten breitete sich aus, als die Fünf gleichzeitig durch das Tor sprangen. Es wirkte wie ein riesiges Maul. Weit aufgerissen. Als würde es sie verschlingen. Und dann wurde es hinter ihnen dunkel. ~tbc~ Nachwort: Ich lade die Kapis momentan hoch, ohne sie vorher noch mal genau durchzulesen. Sie sind so alt, dass mir beim Durchlesen nur viel zu viele Fehler auffallen und wenn ich die alle korrigieren will, sitz ich ewig und ich möchte endlich mal fertig werden mit der Story. >< Sagt, merkt man den Unterschied sehr? Wenn die Qualität darunter leidet, werd ich mir doch mehr Zeit nehmen. û_u Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)