Devil's Blood von Anshie ================================================================================ Kapitel 9: Attack ----------------- Wuaaaah, gomen nasai, dass es so lange gedauert hat! T.T Ich will mich jetzt gar nicht noch länger rausreden: Die üblichen Probleme, die man halt so hat... lange Rede kurzer Sinn: Viel Spaß mit Kapitel 9!!! ˜*˜*˜*˜*˜*˜ Es war Mittagspause. Jemand klopfte an die Tür zum Klassenzimmer der 2 B. "Ähm, hallo?", sagte das Mädchen mit dem rabenschwarzem Haar, das im Türrahmen stand. "Ich suche jemanden. Ist Teruko Miroi hier?" Der Junge mit den platinblonden Haaren und den wasserblauen Augen drehte sich zur Tür um. "Ja, was gibt's denn?", fragte er. "Ich muss mit dir sprechen. Kannst du mal mitkommen?" Wortlos stand Teruko auf. "Ist das seine Neue?", flüsterte ein Mädchen ein paar anderen aus der Klasse zu. "Die Glückliche!" Leises Kichern ging durchs Klassenzimmer. Auch wenn Teruko eigentlich einen ziemlich miesen Charakter hatte. In seiner Klasse und auch bei den Lehrern genoss er höchstes Ansehen. ˜*˜*˜*˜*˜*˜ "Wer bist du eigentlich?", fragte Teruko, als er dem Mädchen, welches niemand geringeres war, als Garasu eine Weile schweigend gefolgt war. "Akari Usami", antwortete Garasu. "Sorry, noch nie gehört", meinte Teruko offensichtlich ziemlich gelangweilt. Garasu verließ das Schulgebäude und führte Teruko hinter die Sporthalle. "Hey, was soll ich hier? Was willst du eigentlich?" "Sag mal", begann Garasu mit dieser zarten Mädchenstimme und drehte sich zu seinem Gegenüber um. "Du kennst doch Hiro Masanaru, oder?" "Hmm? Ja, leider", entgegnete Teruko. "Wieso?" "Und Toya Sakasa und Yue Garasu?", fragte der WAHRE Garasu weiter. "Und du kannst keinen von ihnen besonders gut leiden, hab ich recht?" "Bei Masanaru und Sakasa stimmt das, den dritten kenn ich kaum. Aber ich halt auch nicht viel von solchen Satanisten", meinte Teruko. Ein hinterlistiges Lächeln machte sich auf dem sonst so hübschen Mädchengesicht breit. "Sehr schön", sagte Garasu. "Ich wollte mich nur vergewissern, ob meine Informationen über dich stimmen." "Hä?", fragte Teruko verwirrt. "Du bist genau der Richtige für meine Zwecke." "Was... meinst du?" Der Körper des Mädchens verwandelte sich langsam vor Teruko's Augen in Garasu's wahre Gestalt. "Wa... was soll da...das?", stotterte Teruko und wich erschrocken zurück. "W...wie ha...hast du das... gemacht?" Garasu grinste nur. Er zog einen Kreis mit dem Kreuzstab in die Luft, dann holte er damit aus und stieß ihn Teruko in die Brust. Es war zu schnell geschehen. Er hatte keine Chance gehabt, auszuweichen. Die Augen weit aufgerissen stand er da, regelrecht aufgespießt. Blut quoll aus seinem Mundwinkel hervor. Garasu grinste nach wie vor. Er zog seine Waffe zurück und fing den stark blutenden Jungen auf. "Zu erst", hauchte er. "...wirst du Toya Sakasa für mich töten." ˜*˜*˜*˜*˜*˜ Es war später Nachmittag. Die Schulglocke hatte gerate geläutet. "Hab ihr schon gehört?", flüsterte ein Mädchen ein paar anderen zu, während sie an Mariko vorbei, aus dem Schulhaus gingen. "Miroi soll seit der Mittagspause verschwunden sein." "Ja, er ist doch mit diesem Mädchen weggegangen und nicht wieder gekommen." "Angeblich hat man bei ihm zu Hause angerufen, aber da ist er auch nicht." "Und was ist mit dem Mädchen?" "Sie hat gesagt, sie hätten sich kurz unterhalten und dann wäre Miroi gegangen. Sie ist ja nach der Pause wieder in ihrer Klasse gewesen. So ein Mauerblümchen verdächtigt eh niemand." "Kennst du die etwa?" "Nur ein bisschen. Sie heißt Usami. Akari Usami." Mariko hatte sich immer wieder nach den tuschelnden Mädchen umgedreht. Als sie diesen Namen hörte, drehte sie sich erneut erschrocken um, woraufhin sie mit jemandem zusammenstieß. "Ouh, Entschuldigung", sagte sie und drehte sich wieder um. "Yu...Yue", stotterte sie knallrot. "Hallo, Mariko", begrüßte Yue sie mit diesem Dauergrinsen, dass er immer im Gesicht hatte. "Ha...hallo! Wa...wartest du a...auf Toya?" "Ja, er kommt heute nach der Schule mit zu mir." "A...ach so." "Sag mal, hast du auch gerade gehört, was die geredet haben?", fragte er mit gesenkter Stimme. "Ja, irgendwas über Akari U..." "Psst", unterbrach Yue sie, denn in diesem Moment kamen die Mädchen an ihnen vorbei. Sie drehten sich kichernd um und gingen dann weiter. Kaum einen Meter von ihnen entfernt, lästerten sie auch schon los: "Habt ihr gehört? Die hat ihn beim Vornamen genannt! Hat sie was mit ihm?" Mariko wurde rot. Gaben diese Gänse sich nicht einmal Mühe, leise zu sprechen, wenn sie schon lästern mussten. "E... es ist doch okay, wenn ich dich Yue nenne, oder?", fragte Mariko vorsichtig. "Ich meine,... Garasu hat dir deinen irdischen Nachnamen gegeben. Den kriegst du nicht mehr los. Auch wenn du jetzt nicht mehr unter seiner Kontrolle stehst. Aber so nennen möchte ich dich nicht." "Klar, versteh ich", meinte Yue lächelnd. "Ich nenn dich auch Mariko, ja?" Mariko wurde puterrot. "J...ja", stotterte sie verlegen und blickte zu Boden. ˜*˜*˜*˜*˜*˜ "Yue!", rief plötzlich jemand. Yue blickte auf. Als Mariko sich zum Eingang umdrehte, sah sie Toya und Hiro auf sich zukommen. "Hallo!", keuchte Toya. "Tut mir leid, dass du warten musstest. Hiro hat mal wieder Ärger mit dem Lehrer gehabt und ich hab noch auf ihn gewartet." Hiro stand mit nicht gerade glücklichem Gesichtsausdruck neben ihm. Eine Entschuldigung seinerseits hielt er anscheinend nicht für angebracht. "Tut mir ja sehr leid", ärgerte er sich in Gedanken. "Ich weiß, ich bin dir mal wieder nur ein Klotz am Bein. Meinetwegen musste dein ach so toller Bruder 'n paar Minuten warten. Aber wenn du dich mal mit MIR triffst und 'ne halbe Stunde zu spät kommst, so dass ich mir Sorgen machen muss, dann ist dir das immer völlig egal." Natürlich waren all diese Beschimpfungen und negativen Gedanken übertrieben. Schließlich war Hiro derjenige, der immer zuspät kam. Außerdem entschuldigte sich Toya doch am laufenden Band für alles und jede Kleinigkeit. Aber Hiro brauchte einfach irgend etwas, was er ihm vorwerfen konnte, auch wenn er es nicht aussprach. "Also, gehen wir?", fragte Toya. "Wir haben ein Stück lang alle den selben Weg." Also gingen die vier zusammen los. Mariko und Hiro gingen schweigend hinter Toya und Yue her. Keiner von beiden hatte Toya je so gesehen. Er erzählte Yue beinahe zu detailliert seinen gesamten Tagesablauf von der ersten Schulstunde an, redete pausenlos wie ein Wasserfall und lächelte schon beinahe das gleiche unbeschwerte Lächeln, dass Yue immer aufgesetzt hatte. Besonders Mariko kam sich ziemlich unbeholfen vor. "Also", murmelte sie leise, so dass nur Hiro sie hören konnte. "So kenn ich Toya gar nicht. Er sieht richtig glücklich aus." "Hmm", brummelte Hiro. "In letzter Zeit hab ich ihn überhaupt selten lächeln gesehen, geschweige dennoch lachen..." Wieder gab Hiro nur ein "Hmm" als Antwort. "Wie macht Yue das nur?", dachte er. "Er bemüht sich gar nicht und trotzdem gelingt es ihm, Toya ohne weiteres so glücklich zu machen. Toya grinst ja schon von einem Ohr zum anderen, wenn er Yue nur sieht. Wieso bring ICH ihn immer nur zum weinen? Dabei will ich ihn doch glücklich machen. Wieso gelingt es MIR nicht, ihn zum lachen zu bringen? Ist diese Bindung durch das Blut etwa stärker als unsere jahrelange Freundschaft?" ˜*˜*˜*˜*˜*˜ "Sugenami!", rief plötzlich jemand. Mariko drehte sich um. Ein Junge kam auf die Truppe zu gerannt. "Ein Glück, dass ich dich noch gefunden habe", keuchte der Junge außer Atem. "Du sollst noch mal zurück. Es gibt 'ne kurzfristige Klassensprecherversammlung." "Ouh, danke, dass du mir Bescheid gesagt hast", antwortete Mariko. Der Junge nickte nur, was wohl so viel heißen sollte, wie "War doch selbstverständlich" und rannte dann wieder zurück in Richtung Schule. "Also, ihr hab's gehört, ich... uah!" Mariko blickte Toya entgeistert an, als sie sah, dass er sich bei Yue ein gehackt hatte. "Sag mal, Toya", murmelte sie. "Findest du nicht, dass du es... ähm, jetzt etwas übertreibst? Wenn man euch so siehst, könnte man euch glatt für... schwul... halten." "Lass mich doch!", erwiederte Toya stur und krallte sich an Yue. "Er ist mein Bruder! Da wird das doch wohl noch erlaubt sein?!" "Andererseits willst du nicht, dass jemand weiß, dass ihr Brüder seit! Und außerdem: Selbst wenn, ihr seid schon ein bisschen alt, für so eine Geschwisterliebe!", bohrte Mariko weiter. "Ich hab ihn seit Jahrhunderten nicht gesehen!", rechtfertigte Toya sich. "Das kannst du nicht ewig als Ausrede nehmen!" "Gib's auf, Mariko", seufzte Yue. "Ich hab's auch schon probiert." "Ist dir das unangenehm?", fragte Toya vorsichtig und blickte erwartungsvoll zu Yue auf, der, trotz des geringen Altersunterschiedes, um einiges größer war, als er. Yue lachte. "Ähm, nicht doch. So hab ich das nicht gemeint." "Ouh mein Gott, der führt sich ja auf wie ein kleines Kind!", dachte Hiro mehr als genervt. "Und andererseits soll ich ihn nicht als Mädchen abstempeln?" "Also zur Not kann ich immer noch sagen, er wär meine Freundin", meinte Yue lachend. "Siehst eh aus wie 'n Mädchen." Prompt ließ Toya seinen Bruder los. "Pah, fängst du jetzt auch noch an?!", sagte er und spielte den Beleidigten. Yue nahm ihn in die Schwitzkasten und tätschelte ihm über den Kopf. "Na was meinst du, sollen wir dir ein paar hübsche Kleidchen kaufen?" "Lass das!", schrie Toya und versuchte sich aus Yue's Griff zu befreien, was für jemanden von seiner Größe und Statur, jemandem wie Yue gegenüber natürlich nahezu unmöglich war. "Du bist gemeint! Yue! Lass mich looohoooos!" Mariko musste lachen. "Ihr seid schon ein witziges Gespann", kicherte sie. Yue ließ Toya los, welcher daraufhin versuchte, seine Haare, die in alle Richtungen von seinem Kopf abstanden, wieder zu richten. "Also, ich muss jetzt gehen", fuhr Mariko fort. "Wir sehen uns. Macht's gut." "Ciao!", riefen Toya und Yue wie aus einem Munde. Hiro sagte keinen Ton. Er blickte nur genervt in der Gegend herum. ˜*˜*˜*˜*˜*˜ "Also, gehen wir." "Yep!", sagte Toya lächelnd und hackte sich wieder bei seinem Bruder ein, welcher daraufhin nur die Augen verdrehte. Hiro fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen. Schweigend ging er neben Toya her. Er war richtig erleichtert, als Toya und Yue kurz darauf eine andere Richtung gehen mussten. "Also, bis demnächst", war alles, was Toya für Hiro übrig hatte. Es kam Hiro ein bisschen schäbig vor. Er hatte keine Augen für ihn, wenn Yue dabei war. Natürlich musste er da eifersüchtig werden. War doch ganz klar. Wieso wunderte das Toya noch? "Wenn er nicht mit zu Yue wäre, würden wir dieses Stück noch zusammen laufen", dachte Hiro, während er weiter ging. Es war ein komisches Gefühl, diesen Weg alleine zu gehen. Es passierte zu selten, dass Toya auf dem nach Hause Weg nicht bei ihm war. "Vielleicht ist Toya doch schwul", dachte Hiro. "Und in seinen Bruder verknallt. So kommt es mir langsam vor. Der benimmt sich in Yue's Gegenwart wie ein Mädchen, seinem Freund gegenüber." Es dauerte nicht lange, bis Hiro sich selber sagte, dass das gerade ein absurder Gedanke war. Und auch wenn er sich daran erinnerte, dass es damals, zu ihrer Zeit als Dämonen, auch schon so gewesen war, kam ihm trotzdem so vor als wäre Toya's Bruderkomplex seit damals noch viel schlimmer geworden. ˜*˜*˜*˜*˜*˜ In der Zwischenzeit war Mariko wieder in der Schule. Sie ging die Treppen nach oben, zu dem Klassenzimmer, wo die Besprechung stattfinden sollte. Als plötzlich Teruko an ihr vorbei ging. "Miroi, musst du nicht auch zur Besprechung?", fragte sie. Teruko ging wortlos an ihr vorbei. Sein Blick sah ausdruckslos, beinahe trübe aus. "Hey!", rief Mariko ihm nach. "Es ist ja nicht so, dass ich ihn leiden könnte", dachte sie. "Du bist doch Klassensprecher von der B, oder?" Teruko ging einfach weiter. Plötzlich geschah etwas, was Mariko nicht für möglich hielt. Vor ihren Augen begann Teruko's Gestalt langsam zu verblassen. Sein Körper flackerte auf, wie das Bild auf einem kaputten Fernsehbildschirm. Mariko riss die Augen auf. Kurz bevor Teruko um die Ecke bog, verschwand seine Gestalt vollkommen. "Miroiii!", schrie Mariko und rannte los, doch in diesem Moment kamen zwei Mädchen um die Ecke gebogen und blickten sie mit kritischen Blicken an. "Is was?", fragte eines von ihnen. "Äh, nein", log Mariko. "Nichts." ˜*˜*˜*˜*˜*˜ Die ganze Besprechung über konnte Mariko an nichts anderes denken. Sie bekam überhaupt nicht mit, wovon der Lehrer sprach. Alle Klassensprecher der anderen Klassen waren anwesend. Nur Teruko fehlte. Hatte sie sich etwa nur eingebildet, ihn gesehen zu haben? Unmöglich! ˜*˜*˜*˜*˜*˜ Mariko war selten so erleichtert gewesen, wie heute, als der Lehrer die Versammlung nach einer Ewigkeit, wie es ihr vorkam, zu beenden. Sie rannte aus dem Klassenzimmer. Doch als ihr dort ein Lehrer entgegenkam, bemühte sie sich, ihren Schritt zu verlangsamen. Es wurde nicht gern gesehen, wenn Schüler auf dem Gang rannten. "Hey, da ist Sugenami", flüsterte eines der Mädchen, die sie vorhin gesehen hatten. Sie standen mit ein paar anderen ihrer Klasse an einem der Fenster im Gang. "Ach, da fällt mir was ein! Wir haben sie doch vorhin noch mit Garasu gesehen, stimmt's Aki?" "Ja", stimmte ein anderes Mädchen dem ersten zu. Mariko ging betont langsamer, um ihr Gerede noch möglichst lange hören zu können. "Sie hat ihn beim Vornamen genannt. Ob sie was mit ihm hat?" Ein drittes Mädchen begann laut zu lachen. "Wundern würd's mich nicht. Die Streberin hatte doch mit jedem Typ, der einigermaßen beliebt ist, schon was." "Stimmt, das beste Beispiel sind Sakasa und Masanaru!" Das Kichern wurde lauter. Mariko begann vor Wut zu zittern. "Die klebt an ihnen, wie ein Hündchen. Ich kann solche Weiber nicht leiden, die sich den Jungs so an den Hals werfen." "Wahrscheinlich geht sie nebenbei auch noch auf den Strich!" Wieder lachten die Mädchen. Mariko bog schnell um die Ecke und blieb dort stehen um zu lauschen. "Wisst ihr was? Ich könnt mir gut vorstellen, dass sie mit so manchem Lehrer auch schon im Bett war. Warum sollte sie sonst immer so gute Noten haben?" Mariko liefen Tränen über die Wangen. "Echt, also dieses Miststück. Wenn's so leicht ist, gute Noten zu bekommen, dann mach ich das auch!" "Kleine Schlampe! Die hält sich sicher für die Schönste." "Wir sollten ihr echt mal zeigen, dass sie das nicht ist, was?" Die Mädchen begannen erneut zu lachen. Weinend rannte Mariko davon. Sie stürmte aus dem Schulhaus und rannte hinter die Sporthalle, wo sie sich neben dem großen Baum ins Gras fallen ließ. Sie vergrub den Kopf zwischen den Armen. Hier hinten war es immer still. Nur das leise Wehen des Windes war zu hören. Es war kalt. Die Tage wurden immer kälter. "Das stimmt nicht", wimmerte Mariko. "Ich bin nicht so wie sie sagen! Ich hatte weder was mit Toya noch mit Masa! Und mit Yue schon gar nicht! Ich hatte überhaupt noch nie..." Das Knacken eines Astes war zu hören. Erschrocken fuhr Mariko hoch. "Mir gefällt dieser Ort hier hinten", sagte jemand mit zuckersüßer Stimme. Mariko blickte ihr Gegenüber schweigend und zugleich angsterfüllt an. "Was ist?", sagte Akari. Die langen, seidigen Haare des Mädchens wehten im Wind. "Hast du Angst?" ˜*˜*˜*˜*˜*˜ Das Aufeinanderprallen zweier Klingen war zu hören. Toya wurde zurück geschleudert und landete etwas unsanft an der Wand unter dem Fenster. "Au", fiepte er. Yue ließ seufzend das Schwert mit dem golden verziertem Griff sinken. "Puh, also so wirst du dich sicher nicht lange gegen Garasu behaupten können", sagte er. Obwohl es heute nicht das erste mal war, dass er am Boden lag und ihm neben ein paar kleinen Kratzern auch noch jeder Muskel im Körper schmerzte, stand er ohne die geringsten Einwände auf. Das Training war hart. Viel härter, als er es erwartet hatte. Und diese mickrige Wohnung war sicher nicht der geeignete Ort zum trainieren. "Na hör mal, das ist meine erste Stunde!", schnaufte Toya. "Klar, dass du besser bist, als ich! Außerdem ist hier kein Platz für so was!" "Also schön", erwiderte Yue. "Ich hab 'ne Idee. Komm mit." Er ließ das Schwert in seinen Händen verschwinden. Toya seines ebenfalls. Yue zog seinen schwarzen Ledermantel an, mit dem er, wie Toya fand, noch viel dämonischer aussah, als er es sowieso schon tat. "Wo gehen wir hin?", fragte Toya, während er seine Jacke und seine Schuhe anzog. "Wirst du schon sehen." Yue schloss hinter Toya die Wohnungstür ab und drückte auf den Knopf für den Fahrstuhl, der sich am Ende des Ganges befand. Wortlos stieg Toya nach ihm in den Fahrstuhl. Nachdem Yue einen weiteren Knopf auf der Anzeige im Fahrstuhl gedrückt hatte, setzte sich dieser in Bewegung und kurz darauf ging die Tür auch schon wieder auf. Yue trat nach draußen. Sie befanden sich in einem kleinen Vorraum mit kahlen Gipswänden. Yue öffnete eine Tür und ging hinaus. Nun standen sie auf dem riesigen Flachdach des Hochhauses. Kalter Wind blies Toya um die Ohren. Er bekam eine Gänsehaut. "Na, zufrieden?", fragte Yue. "Jetzt kannst du nicht mehr sagen, der Platzmangel wäre Schuld für dein Misslingen." Er richtete die Hand nach vorn. Das Schwert, dessen Klinge wesentlich breiter war, als die von Toya's, erschien. "Also, zeig mir was du kannst!" ˜*˜*˜*˜*˜*˜ "Hallo, hier ist Masanaru. Ist Mariko da?", fragte Hiro in den Telefonhörer. Es war schon spät. Sicher war Mariko längst von der Besprechung zurück. Hiro rief sie fast jeden Abend um die selbe Zeit an um sie nach den Hausaufgaben zu fragen. "Was, sie ist noch immer nicht da?", fragte Hiro. "Ich hab schon in der Schule angerufen", sagte Mariko's Mutter mit besorgter Stimme. "Aber da hat man mir nur gesagt, nach der Versammlung wären alle Schüler nach Hause gegangen. Ich mach mir langsam wirklich Sorgen. Auf ihrem Handy hört sie auch nicht." Hiro sah ebenfalls besorgt aus. "Hmm... ich werd mal schauen, ob ich sie irgendwie ausfindig machen kann. Aufwiederhören!" Hiro legte den Hörer auf. "Verdammt", murmelte er. "Hoffentlich ist ihr nichts passiert." Er schnappte sich seine Jacke und rief: "Mama, ich geh noch mal weg. Bis dann!" Noch ehe seine Mutter Einspruch erheben konnte, schlug die Tür hinter ihm ins Schloss. "Menno!", jammerte Hiro's kleine Schwester. "Warum darf DER so spät noch weg und ICH nie?" ˜*˜*˜*˜*˜*˜ Mariko kniete im Gras und hielt sich mit den Händen den schmerzenden Kopf. Sie spürte ihren eigenen Herzschlag. In jeder Ader ihres Körpers schien er zu pulsieren. "Nein", fiepte sie. "Aufhören! Nicht!" Garasu, stand in Gestalt von Akari vor Mariko und blickte schweigend auf sie herab. Vor Mariko's geschlossenen Augen sah sie ein Bild vor sich. Teruko! Er griff Yue und Toya an. Er war nicht er selbst. Seine Augen blickten trübe ins Leere, während er mit der Pistole in seiner Hand auf Toya zielte. "NEIN!", schrie Mariko. "Bitte, nicht! Nein!" Sie hörte einen Knall. Panisch riss sie die Augen auf. "Hast du es gesehen? Woher besitzt ein einfaches Mädchen wie du, diese Gabe?", fragte Garasu mit dieser dunklen, und doch klaren Stimme. "Was du gesehen hast, war eine mögliche Zukunft. Du hast gesehen, was passiert, wenn du deinen Freunden nicht zu Hilfe kommst. Und ich werde dafür sorgen, dass du keine Gelegenheit dazu haben wirst." Mariko zitterte am ganzen Körper. Das Pulsieren dröhnte in ihrem Kopf. Es hatte immer weh getan, wenn sie eine solche Vision gehabt hatte. Doch diesmal war es stärker als je zuvor. Garasu packte sie grob am Hals und zog sie auf die Beine. Mariko blieb die Luft weg. Sie war viel schwächer als Garasu. Es war unmöglich, sich aus seinem Griff zu befreien. "Ich weiß, dass du dahinter steckst. Wieso zeigst du dich nicht endlich?", hauchte Garasu. "Aoki!" ˜*˜*˜*˜*˜*˜ "Schon besser", sagte Yue zufrieden, nachdem Toya seinen Schlag zum vierten mal pariert hatte. "Deine Verteidigung ist nicht schlecht. Aber wie steht's mit deinem Angriff?" Wieder holte er mit dem Schwert aus. Toya hielt das seine schützend vor sich. Er drückte die Klinge von Yue's Schwert von sich weg, drehte sich zur Seite und holte aus. "Kling!" Im letzten Moment hatte Yue abwehren können. "Puh, nicht übel", gab er neidlos zu. "Ich bin stolz auf dich, Brüderchen." "Danke", schnaufte Toya und wischte sich über die Stirn. Trotz des kalten Windes hier oben, schwitze er vom Training ganz schön. "Toya!", schrie Yue plötzlich und schubste seinen Bruder zu Boden. Gerade in diesem Moment war ein Schuss zu hören. Toya richtete sich auf und blickte nach oben. Eine Gestalt sprang vom schmalen Geländer. Als sie ein paar Meter vor Toya und Yue auf dem Dach des Hochhauses stand, erkannte Toya ihn. "Miroi?", fragte er verwirrt. "Kennst du den etwa?", fragte Yue. Toya erinnerte sich daran, was auch er heute in der Schule gehört hatte. "Miroi ist verschwunden, seit Akari mit ihm weggegangen ist." Die Gerüchte hatten sich rasend schnell verbreitet. Und für all das gab es nur eine logische Erklärung. "Yue, er muss unter Garasu's Kontrolle stehen", sagte er. "Das ist einer von unserer Schule." "Hmm, kein Dämon?", antwortete Yue. "Schade, dann dürfen wir ihn ja gar nicht killen." Wie konnte er selbst jetzt noch lächeln? "Also, dann kannst du ja gleich mal zeigen, was du gelernt hast", rief er Toya zu. "Aber ich kann ihn doch nicht mit dem Schwert angreifen! Er ist ein Mensch!" Plötzlich gab es einen erneuten Knall. Toya sprang zur Seite. "Knapp daneben ist auch vorbei!", rief er Teruko zu. "Dämonen haben bessere Augen, als Menschen. Mit einer Pistole kannst du uns sicher nicht viel anhaben", meinte Yue siegessicher. Daraufhin ließ Teruko die Pistole zu Boden fallen. Er sagte keinen Ton. Er sah aus wie hypnotisiert. Er richtete die Hand nach vorn und hielt gleich darauf den Kreuzstab in der Hand. "Sag ich doch!", schrie Toya. "Garasu's Waffe!" "Hör zu, Toya. Du musst ihn verwunden. So wie Hiro mich neulich!" "Waaas?", schrie Toya und wich Teruko's Angriff aus. Dieser schlug wie wild mit dem Stab um sich. So dass Toya sich ständig nach links und rechts weg ducken musste. "Mach schon!", drängte Yue ihn. Zögernd hob Toya sein Schwert an. Er holte damit aus und schlug seinem Gegenüber die Waffe aus den Händen. Teruko duckte sich, als Toya mit dem Schwert nach ihm schlug und zog Toya das Bein weg, so dass dieser zu Boden knallte. So hatte er genügend Zeit, um seine Waffe aufzuheben. Er schlug um sich, doch Toya's Reaktion war schneller. Noch am Boden kauernd holte er aus und traf Teruko am Bein. Teruko sank in die Knie. Kein Aufschrei war zu hören. Er verzog nicht einmal die Miene, obwohl Blut aus der Wunde an seinem Bein tropfte. "Miroi?", fragte Toya. Es sah so aus, als hätte Teruko sich geschlagen gegeben. Er kauerte am Boden und hielt sich das verwundete Bein. Mit der anderen Hand umklammerte er noch immer den Kreuzstab. "Miroi, alles okay?", fragte Toya. "Bist du wieder du selbst?" Plötzlich fuhr der Angesprochene herum, stieß Toya zu Boden und stürzte sich auf ihn. "Aaah, verdammt! Yueeee!", schrie dieser. Die Spitze des Kreuzstabes war seiner Kehle bedrohlich nahe und er schaffte es nicht, Teruko von sich zu stoßen. Doch plötzlich änderte sich dessen Gesichtsausdruck. Er riss die Augen auf, ließ den Stab fallen und versuchte die Hände, die ihm den Hals zudrückten, abzuschütteln. Erst jetzt erblickte Toya, Yue, der hinter Teruko stand. Dann ließ Teruko die Hände sinken. Sein Kopf fiel nach vorn. Yue ließ ihn los, worauf der leblose Körper zu Boden fiel. Toya blickte in die eiskalten Augen seines Bruders. Diesen Blick kannte er gar nicht. Seine Augen waren schwarz. Fast so schwarz, wie seine Haare. Es war das erste mal, dass Toya das auffiel. Das war nicht der Blick, den er sonst von seinem Bruder kannte. Es waren die Augen eines Mörders. Und wohin war dieses beruhigende Lächeln verschwunden? "Alles klar?", sagte er kühl und reichte Toya die Hand. "J...ja", wisperte Toya und ließ sich von Yue auf die Beine ziehen. "Dachtest du, ich lass zu, dass er dich tötet?", sagte Yue und streichelte Toya liebevoll über die Wange. "Ich wollte nur sehen, wie du dich gegen einen richtigen Gegner schlägst." "Nicht besonders gut, was?", meinte Toya und lächelte trübe. "Doch, du warst gut. Nur eins musst du noch lernen:..." Yue blickte zu dem bewusstlosen Teruko herab. "Habe niemals Mitleid mit deinem Feind. Hättest du dich nicht um ihn gesorgt, hätte er dich nicht so hintergehen können." "Ja, du hast recht", seufzte Toya. "Wenn du gegen Garasu bestehen willst, musst du noch viel besser werden. Tut mir leid, wenn ich vorhin ein bisschen hart mit dir umgesprungen bin, aber das muss sein. Sonst wirst du niemals stärker. Ich tue das alles nur, um dich zu schützen, klar?" "Weiß ich doch", versicherte Toya ihm. "Du bist alles, was mir geblieben ist", flüsterte Yue mit traurigem Blick. "Ich würde es nicht ertragen, dich auch noch zu verlieren." Wieder streichelte er sanft Toya's Wange. "Yu... Yue...", wisperte dieser verunsichert. Und trotz dieser Unsicherheit legte er seine Hand auf die seines Bruders und schloss die Augen. "Ich will dich auch nicht verlieren", sagte er. "Nicht jetzt, wo ich dich endlich wieder habe." "Toya", flüsterte Yue. "Mein... geliebter... Bruder." Er bückte sich und küsste sanft Toya's Lippen. Toya hielt die Luft an. Er dachte nicht einmal daran, Yue wegzustoßen. Wieso wusste er selbst nicht, aber für ein paar Sekunden war er wie hypnotisiert. Leise flüsterte er: "Mein Bruder..." ˜*˜*˜*˜*˜*˜ Ein lauter Knall war zu hören. Toya fuhr herum. Vor der Tür, die eben zugeschlagen wurde, stand Hiro. Er sah wütend aus. Sehr wütend. "Ma... Masa!", stotterte Toya. "E...es, ähm,... also... denk jetzt bloß nichts Falsches!" Hiro's Hände zitterten. Alles in ihm fühlte sich an, als würde es beben. Als würde das Blut in seinen Adern kochen. "Mariko", keuchte er nur. "Sie ist in Gefahr." "WAS?" ˜*˜*˜*˜*˜*˜ Mariko lag schwer atmend am Boden. Sie blutete aus mehreren Wunden. Hatte etliche blaue Flecken und Blutergüsse. "Möchtest du wissen, wegen wem du das alles auf dich nehmen musst?", fragte Garasu spöttisch. "Nur weil sie sich nicht zeigt." "Es... ist mir... egal", stöhnte Mariko. "Egal, wer mir diese Kräfte... gegeben hat. Ich... bin froh,... dass ich sie habe. Damit... ich... Toya und Hiro... und Yue... beschützen kann!" Wütend trat Garasu mit dem Fuß nach der am Boden liegenden. "Dummes Mädchen! Was hast du denn davon, sie zu schützen? Du gehörst nicht zu ihnen. Du bist ein Mensch, keine Dämon!" "Na und?", keuchte Mariko. "Für mich... sind alle... Menschen gleich. Dämon oder nicht, was macht das schon... für einen Unterschied?" Wieder musste Garasu lächeln. "Genau die gleichen Worte habe ich vor vielen tausend Jahren schon einmal gehört", sagte er. "Kurz bevor ich dich getötet habe, Aoki. Du wolltest immer den Frieden schaffen, zwischen Menschen und Dämonen und was hast du nun davon? Nun ergreift deine Seele Besitz von einem unschuldigen Mädchen und zieht sie in die ganze Sache hinein. Wie schäbig du bist! Zeig dich endlich!" "Wovon redet er?", dachte Mariko. "Besitz ergreifen? Spricht er von der Person, die mir diese Visionen schickt? Wer ist diese, oder dieser Aoki?" ˜*˜*˜*˜*˜*˜ "Mariko!", rief plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Mariko konnte nicht sehen, wer da war, doch sie erkannte die Stimme sofort. "Toya!", keuchte sie erleichtert. "Du Bastard! Vergreifst du dich jetzt sogar schon an wehrlosen Mädchen?", schrie Yue wütend und wollte auf Garasu losgehen, doch Toya hielt ihn zurück. "Er hat Mariko weh getan", sagte er mit kühner Stimme. "Dafür wird er mir büßen!" "To...ya", sagte Yue. Toya richtete die Hand nach vorn. Das Schwert leuchtete auf. "Na, was ist, Garasu?", sagte er fordern. "ICH bin es doch, den du willst! Also, was ist? Hier bin ich!" "Du forderst mich heraus?", schmunzelte Garasu. "Nein, Toya, tu's nicht!", rief Hiro, der sich in der Zwischenzeit um Mariko kümmerte, Toya zu. Dieser stellte sich in Kampfposition. Garasu nahm die Hände nach vorn, worauf hin plötzlich Teruko erschien. "Ich hatte gehofft er würde dich für mich auslöschen", seufzte er mit einem Blick auf den bewusstlosen Jungen. "Sein Hass auf euch drei war eine gute Voraussetzung. Aber er ist eben auch nur ein Mensch." Er nahm den Kreuzstab an sich und ließ Teruko zu Boden fallen. "Also schön. Du hast dir so eben dein eigenes Grab geschaufelt." Er rannte mit dem Kreuzstab, bereit zum Schlag, auf Toya zu und schrie: "Stirb!" Toya werte den Schlag ab. Er musste schon nach diesem ersten Angriff feststellen, welche Kraft hinter Garasu's Angriff steckte. Etliche Schläge folgten und Toya war so damit beschäftigt sie zu parieren, dass gar nicht an einen Gegenangriff zu denken war. ˜*˜*˜*˜*˜*˜ "Hiro", sagte Yue. "Bring den Jungen hier weg." Er blickte zu dem bewusstlosen Teruko herunter. "Wenn er aufwacht und das hier sieht, sind wir verloren." "Aber...", begann Hiro und blickte besorgt zu Toya, der sich noch immer gegen Garasu behauptete. "Er will sich persönlich für Mariko rächen", meinte Yue. "Er wäre dir sicher nur sauer, wenn du ihm dazwischen funken würdest." Yue lächelte. "Aber, wenn er..." "Keine Sorge, ich pass schon auf!" Zögernd stand Hiro auf und hievte sich den bewusstlosen Teruko über die Schultern. "Wenn Toya auch noch was passiert", sagte er zu Yue. ...bist du dran!" Yue lächelte nur. "Klar, weiß ich doch", versicherte er. ˜*˜*˜*˜*˜*˜ Noch immer versuchte Toya, Garasu von sich abzuwimmeln. "Denkst du, du könntest so gewinnen?", fuhr dieser ihn an. "Durch ständiges Parieren? Wie willst du mich besiegen?" "Du... hast Mariko verletzt!", keuchte Toya. "Dafür wirst du büßen!" Garasu lachte spöttisch. ˜*˜*˜*˜*˜*˜ In diesem Moment rührte Mariko sich. Sie schlug die Augen auf. "Yue", wisperte sie. Doch ihre Stimme klang anders. Yue erkannte sie sofort. "Du...?", sagte er erschrocken. Mariko lächelte. "Ja, ich bin es. Hör zu, Yue. Sag Mariko, es tut mir leid. Meinetwegen musste sie so Vieles über sich ergehen lassen. Aber meine Kräfte schwinden. Ich kann die Kontrolle über ihren Körper nicht mehr oft ergreifen und sie auch nicht lange halten. Ich muss meine Kräfte sparen, um ihr im Notfall diese Visionen schicken zu können." "Deine Kräfte schwinden?", wiederholte Yue. "Was soll das hei... Su..." "Yue, ich weiß nicht, ob ich noch einmal die Gelegenheit dazu habe, es dir zu sagen." Mariko lächelte, doch dieses Lächeln gehörte nicht ihr. Sie streichelte liebevoll über Yue's Wange. "Ich liebe dich!" "Sumi!", schrie Yue. Doch in diesem Moment kniff Mariko die Augen zusammen. Sie rieb sich mit der Hand den Kopf und versuchte sich aufzurichten. "Toya?", wisperte sie, als sie Toya gegen Garasu kämpfen sah. Sie drehte sich um und erblickte Yue. "Yue? Was ist passiert?" Yue schwieg. "Keine Sorge, Mariko", seufzte er. Seine Augen sahen traurig aus. Beinahe glasig, als würde er gleich weinen müssen. "Es wird alles gut..." ˜*˜*˜*˜*˜*˜ Toya knallte gegen einen Baum. Er duckte sich rasch, als er den Kreuzstab auf sich zukommen sah. Und griff nach dem am Boden liegendem Schwert. Die Spitze von Garasu's Waffe blieb im Holz stecken. Garasu zog so stark er konnte, doch es rührte sich nichts. Plötzlich spürte er einen Stoß in den Magen. Er blickte an sich herunter. Toya hatte ihm das Schwert hinein gerammt. Er zog die Klinge zurück, drängte sich am Baum vorbei und richtete sich auf. ˜*˜*˜*˜*˜*˜ In diesem Moment kam Hiro wieder zurück. Er blieb wie angewurzelt stehen, als er das Szenario erblickte. "Du... kleine... Ratte", stöhnte Garasu und sank zu Boden. Er hielt sich gerade noch am Baumstamm fest. "Ich sagte doch", begann Toya. Auch er war ganz schön außer Atem. "Dafür wirst du büßen..." "Es... ist...", keuchte Garasu. "...noch nicht... vorbei!" Plötzlich löste sein Körper sich in Luft auf und auch der Kreuzstab, der noch immer im Baum steckte, verschwand spurlos. "Er zieht sich zurück", sagte Yue überrascht. Toya lächelte erleichtert. Plötzlich wurde ihm schwindlig und er verlor das Gleichgewicht. Hiro war gerade noch rechtzeitig zu ihm gerannt und fing ihn auf. "Masa", stöhnte Toya und legte den Kopf erschöpft an Hiro's Brust. "Bitte... sei nicht sauer, ja?" Hiro blickte fragend auf ihn herab. Er wusste wirklich nicht, was Toya meinte. "Weil ich... Yue... geküsst habe", flüsterte Toya. Dann schloss er die Augen. ˜*˜*˜*˜*˜*˜ "Wo hast du den Jungen hingebracht?", fragte Yue, Hiro, als sie auf dem Weg nach Hause waren. Es war ein seltsames Bild für die Passanten. Yue trug Mariko und Hiro, Toya auf den Schultern. "Hab ihn bei sich zu Hause vor die Tür gelegt und geklingelt. Wenn niemand zu Hause ist, muss er halt die ganze Nacht draußen liegen bleiben." "Du hast nicht viel für den Typ übrig, was?", meinte Yue lachend. "Ich HASSE ihn!", entgegnete Hiro. "Woher weißt du dann, wo er wohnt." "Toya und ich haben das Haus letztes Jahr zu Halloween mit Eiern beworfen", erzählte Hiro. Wieder musste Yue lachen. "Na ja, es ist ja bald wieder Halloween", bemerkte er. "Du, kannst du mir 'nen Gefallen tun? Bringst du Toya bitte nach Hause? Ich würd das ja selber machen, aber seine Eltern kennen mich nicht. Wenn ich ihn in dem Zustand abliefere, denken sie am Ende noch was Falsches. Du kannst dir sicher 'ne bessere Ausrede einfallen lassen. Außerdem muss ich noch mit Mariko reden." "Klar, kein Problem", antwortete Hiro. Yue's Erklärungen, warum ER Toya nicht nach Hause brachte, interessierten Hiro kein bisschen, und so fragte er sich auch gar nicht, worüber Yue mit Mariko reden wollte. "Danke", sagte Yue. "Ich denke, ich hab ihn dir in letzter Zeit oft genug abspenstig gemacht, was?" "Ähm, wi...Wieso?!", stotterte Hiro. Anstatt zu antworten, murmelte Yue nur grinsend: "Tut mir leid. Ich wollte ihn dir nicht wegnehmen." "Äh, also... Yue, ich, äh...", stotterte Hiro bei dem Versuch, sich herauszureden. "Also, bis demnächst. Ciao!" Und damit bog er in eine andere Straße ein. "Yue!", rief Hiro ihm nach. "Und pass gut auf Toya auf!", rief Yue winkend zurück. "Komisch", dachte Hiro. "Das hört sich ja beinahe so an, als wüsste er, dass ich in Toya ver... Ach was, is ja auch egal." ˜*˜*˜*˜*˜*˜ In diesem Moment öffnete Mariko die Augen. "Yue", sagte sie mit schwacher Stimme. "Wo bin ich? Was ist passiert?" "Toya hat Garasu vorerst geschlagen", erklärte Yue Mariko. "Sag mal, du weißt nicht, wer dir diese Visionen schickt, oder?", fragte er dann. "Irgend jemand namens Aoki", antwortete Mariko. "Das hat Garasu erwähnt. Aber ich weiß nicht, wer das sein soll." "Ich soll dir sagen, es tut ihr leid", meinte Yue, ohne zu erklären, um wen es sich eigentlich handelte. Dann ließ er Mariko von den Schultern. Sie standen vor ihrer Haustür. Mariko blickte ihn fragend an. "Sie muss ihre Kräfte schonen, damit sie uns durch diese Visionen vor Garasu schützen kann. Deshalb konnte sie vorhin nicht kommen, um dir zu helfen." "Stimmt", murmelte Mariko nachdenklich. "Garasu sagte ständig, sie solle sich zeigen." "Es tut ihr leid, dass du ihretwegen leiden musstest." "Ach was", seufzte Mariko. "Ist schon okay. Es ist nicht schlimm, dass ich auch mal was einstecken musste. Es ist mir egal, wer mir diese Visionen schickt. Ich will es gar nicht wissen, aber ich bin dankbar, dass ich sie habe. Ihr seid Dämonen und ich bin nur ein schwächliches Mädchen. Aber ich will nicht nur ein Klotz am Bein sein. Deshalb bin ich froh, dass ich euch trotzdem irgendwie helfen kann." "Danke, Mariko", sagte Yue leise. "Du bist... wirklich tapfer." ˜*˜*˜*˜*˜*˜ Langsam kam Toya zu sich. Er blickte sich um und stellte fest, dass er in seinem Zimmer war. "Ich hab deinen Eltern gesagt, du warst bei mir und bis am Ende eingepennt", hörte er eine Stimme. Er drehte sich um und sah Hiro neben dem Bett stehen. "Sie haben's sofort geglaubt", fuhr dieser fort. "Haben gesagt, du schläfst in letzter Zeit so wenig, dass es kein Wunder sei, dass du einfach umgekippt bist." Toya gab nur ein tiefes Seufzen von sich. Er hob die Arme nach oben uns streckte sich. "Ich fühl mich einfach umwerfend!", sagte er lächelnd. Hiro blickte ihn fragend an. "Mir tut zwar alles weh, und ich hab das Gefühl, als würde mir gleich der Schädel platzen und als würden mir ein paar Elefanten auf dem Rücken herum trampeln, aber ich fühl mich klasse." "Das ist unlogisch", bemerkte Hiro. "Ich weiß", meinte Toya lachend und setzte sich im Bett auf. "Aber ich habe Garasu geschlagen. Einen besseren Beweis dafür, dass ich nicht schwächlich bin, kann es doch gar nicht geben, oder?" "Soweit ich weiß, hast du ihn nur durch einen glücklichen Zufall geschlagen. Sein Kreuzstab ist im Baum stecken geblieben. Wäre das nicht passiert, hättest du ihn sicher nicht..." "Halt die Klappe!", schrie Toya. "Jetzt lass mich doch mal in meinem Glauben! Ich hab mir solche Mühe gegeben, stärker zu werden, damit ich auf mich selbst aufpassen kann." "Ist es so schlimm, von mir beschützt werden zu müssen?", wollte Hiro wissen. "Nein!", sagte Toya schnell. "Natürlich nicht. Aber ich kann es nun mal nicht leiden, wenn man mich als wehrloses, schwaches Mädchen abstempelt." "Du bist kein Mädchen", seufzte Hiro. "Aber das Image wirst du sicher nicht mehr los." "Kann sein", maulte Toya. Hiro setzte sich hinter ihn aufs Bett und legte die Hände auf seinen Rücken. "Wa...was soll das? Masa!", stotterte Toya verlegen. "Du hast doch gesagt, dir tut der Rücken weh", meinte Hiro. "Also verpass ich dir jetzt 'ne Massage." "A...aber ich...", murmelte Toya knallrot. "Kein aber", schnitt Hiro ihm das Wort ab. "Hin und wieder brauchen das auch Jungs." Toya schwieg. Er war knallrot. Aber es fühlte sich wirklich gut an. Nicht nur, weil es Hiro war, der ihn massierte. Schließlich war es nicht gelogen gewesen, dass ihm alles weh tat. Garasu hatte ihm auch ganz schön zugesetzt. Plötzlich legte Hiro die Hände um ihn und knöpfte ihm das Hemd auf. Toya zuckte erschrocken zusammen. "Was hat er jetzt wieder vor?", dachte er, wagte es jedoch nicht, etwas zu sagen. Langsam zog Hiro ihm das Hemd aus. "Ohne geht's besser", meinte er nur. Toya war wirklich froh, dass er hinter ihm saß und sein Gesicht nicht sehen konnte. Sein Herz schlug wahnsinnig schnell. "Wie schön warm seine Hände sind", dachte er. "Wusste gar nicht, dass Masa so zärtlich sein kann. Warte mal, zärtlich? Seit wann sind Massagen zärtlich?" Erschrocken stellte er erst jetzt fest, dass Hiro ihn schon lange nicht mehr massierte, sondern sanft seinen Rücken streichelte. "Das wollte ich schon immer mal machen", dachte Hiro. "Was für weiche Haut er hat. Ich kann nicht anders. Ich muss ihn einfach anfassen." Langsam streichelte er Toya's Seite. Er legte den Kopf auf seine Schulter, fuhr mit den Händen auf seinen Armen nach unten. Dann legte er die Arme um ihn und streichelte seinen nackten Bauch. "Masa", flüsterte Toya. Er wand den Blick ab. "Ich kann ihn nicht ansehen", dachte er. "Was mach ich nur?" "Es ist zu spät", sagte Hiro sich in Gedanken. "Diesmal kann ich mich nicht mehr zurück halten." Er küsste sanft Toya's Hals. Dessen Hände zitterten vor Erregung. "Oh Gott, ich darf nicht...", dachte er. "Er ist ein Mann. Das ist krank, Toya! Tu's nicht!" Er spürte Hiro's Hand auf seiner Wange. Hiro drückte seinen Kopf leicht in seine Richtung. Dann küsste er seine Lippen. "Masa", flüsterte Toya und wich zurück. "E... es tut mir leid, dass ich Yue... geküsst habe." "Er hat DICH geküsst, nicht du IHN", korrigierte Hiro ihn. "Ja schon, aber ich hab mich auch nicht gewehrt. Es... war nicht so gemeint. Er ist ja mein Bruder und außerdem ein Mann." Schlagartig ließ Hiro ihn los. "Und was bin ich?", fragte er. Toya schwieg. "Wieso wehrst du dich JETZT nicht, hä?" Wieder wusste Toya nicht, was er darauf sagen sollte. "Lassen wir's fürs Erste lieber dabei, sonst fall ich noch über dich her", meinte Hiro seufzend, tätschelte Toya über den Kopf und stand vom Bett auf. "Masa", wisperte Toya mit gesenktem Blick. "Hey", unterbrach Hiro ihn. "Du hast dich wirklich gut geschlagen heute. Gegen Garasu, meine ich. Trotzdem..." Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. "Werd nicht zu stark, ja? Sonst hab ich, als dein Bodyguard bald keinen Job mehr. Ich muss jetzt gehen. Sehen wir uns Sonntag?" "Ja", versicherte Toya ihm. "Na dann, erhol dich mal schön." "Mach ich." "Mach's gut. Bye!" "Bye!" Und damit schloss Hiro hinter sich die Tür. Toya saß mucksmäuschenstill auf seinem Bett und dachte nach. "Was denkt der Typ sich eigentlich dabei?", fragte er sich. Noch immer schlug sein Herz schneller. "Er macht es mir wirklich nicht leicht. Dabei versuche ich so sehr, dagegen anzukämpfen. Ich darf mich nicht klein kriegen lassen. Schließlich sind wir beide Männer! Das würde nie gut gehen..." tbc Ich mag dieses Kapitel! ^^ (Eigenlob stinkt!) Besonders stolz bin ich auf die Endszene zwischen Hiro und Toya. Herr je... es geht langsam voran. *seufz* Aber ich mag das Kapitel auch im allgemeinen, weil es etwas von Mariko's Geheimnis freigibt und fast jeder der DB gelesen hat mich immer zwischendrin gefragt hat "Was ist denn jetzt mit Mariko und Sumi?" Tja, wie gesagt: Es geht voran... Noch eine Info: Es gibt etwas, dass ich nicht leiden kann. Und zwar, an die 1000 Hits und kaum Kommis. Da weiß man nie woran man ist. Also eine Bitte: BITTE kommentiert! Muss ja nicht gleich ein Aufsatz werden. ^^ Ein paar Worte genügen schon. Danke! Bis zum nächsten Kapi! Anshie! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)