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Amazing Sorcerers

und die unlösbaren Rätsel
von

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Die geheimnisvolle Turmuhr

Suria und Georgie stellten sich auf die Schwelle der Schule, mit Anne und den anderen Erstklässlern; diese stellte erfreut fest: „Ah, seht mal, unser Bus ist jetzt da!“
 

Diese Freude teilten die anderen nicht; skeptisch blickten sie auf das Gefährt, das sie zu ihrer neuen Schule bringen sollte.

Es war ein Kleinbus, der so aussah, als wäre er entweder in einen schweren Unfall geraten oder als stammte er vom letzten Jahrhundert. Der blaue Lack blätterte überall ab, stattdessen prangte an allen Seiten Graffiti, untermalt von Schmutz, Rost und Motoröl. Aus dem Auspuff kam jedesmal dichter, schwarzer Rauch, begleitet von einem Geräusch, wie eine Gewehrkugel.

Ratternd und schnaufend hielt der ramponierte, führerlose Bus vor den Taiyo-Schülern und wartete darauf, dass diese einstiegen, auch wenn es momentan die wohl unvernünftigste Sache der Welt erschien.
 

Anne war entweder an solche Art Busse gewohnt, oder sie tat so, als störe sie das nicht, jedenfalls kontrollierte sie in aller Ruhe, ob auch alle da waren und sagte: „Fein, wenn ihr bitte einsteigen würdet? Dieser Bus wird uns alle zu unserer Schule fahren und euch fortan immer auf eurem Weg begleiten!“
 

„Ach, so! Das ist ein Bus! Und ich dachte schon, es wäre ein Überlebender vom Autofriedhof!“, spottete ein rothaariges Mädchen – Suria erkannte in ihr Marie Sladen, die vorhin in ihrer „Prinzessinnentracht“ zur Auswahl geschritten war.
 

Nicht wenige antworteten darauf mit einem Kichern, Anne aber blieb ernst: „Ich weiß, dass das Ding nicht ganz so schick aussieht, aber wir Taiyos denken, dass Freundschaft und Mut wichtiger ist, als Reichtum!“
 

„Die Meinung kann ich aber nicht teilen!“, flüsterte Marie Sladen schnippisch. Aber Anne hörte sie auch so nicht; denn auf ihre Aussage hin antwortete jemand im Hintergrund: „Klar, Rauting, so was würde ich auch sagen, wenn Taiyo die einzige Schule von Warlock High ist, die nichts auf die Reihe kriegt!“
 

Die Taiyoner Erstklässler wandten sich in Richtung der Stimme und sahen ein Mädchen in der rotgelben Schuluniform der Justice – Schule, dicht gefolgt von deren Erstklässlern, auf die Schwelle treten. Bei ihrem Anblick fühlte Suria, wie ein schwerer Stein ihr in den Magen fiel, das Gefühl, das man immer empfand, wenn man jemanden Unerwünschten wiedersah.

Es war das blonde Mädchen aus dem Schiff, das mit ihrer Freundin Suria und ihren Falken beleidigt hatte.
 

Anne runzelte die Stirn: „Wobei ich mir nichts auf eure Leistungen einbilden würde, wenn ich du wäre, Jibbens! Wissen und Ehrgeiz sind gut, bringen einen aber nicht weiter, wenn es hart auf hart kommt!“
 


 

Doch diese Jibbens tat, als hörte sie Anne nicht; sie vergewisserte sich, dass die Blicke aller Versammelten auf ihr ruhten und vollführte eine Handbewegung mit ihrem Zauberstab.
 

Daraufhin kam der Justice-Bus um die Ecke gebraust. Bei seinem Anblick holten die meisten Erstklässler tief und laut Luft, wobei es sich bei den Justice-Erstklässlern eher mit Freude und bei den Taiyos mit Wut mischte. Denn der Bus war eher eine altmodische Dampflok auf Rädern, mit Sesseln, anstelle von Sitzen. Suria glaubte sogar an einigen Ecken kleine Tische zu sehen, auf denen Kaffee und Kuchen bereit stand.
 

"Immer noch der Meinung, dass Wissen und Ehrgeiz einem nicht viel bringen?", fragte Jibbens überheblich und winkte die Justice-Erstklässler herein. Als sie weg gefahren waren, knurrte Anne

wütend: "Diese elenden und überheblichen Monster! Die spielen sich immer auf, nur weil die ein paar Mal die Schule des Jahres geworden sind! Ich bin trotzdem so froh, dass ich nicht zu denen gehöre!"
 

Dann winkte sie die neuen Taiyos nach und nach in ihren ramponierten Bus, wobei einige von denen nicht umhin konnten, Anne fragende Blicke zuzuwerfen, ob das denn ihr Ernst wäre oder wieso sie nicht auch so einen Bus bekommen könnten, wie die von Justice.
 

Georgie aber, kaum hatte sie auf einen quietschenden und wackligen Sitz neben Suria Platz genommen, teilte Annes Meinung: "Die von Justice kommen mir allesamt so anmaßend vor!"

Suria gab ihr auf einer Seite Recht - sie hatte diese Jibbens und ihre Freundin aus der Schiffskajüte nicht vergessen ... aber andererseits ... sie hatte auch nicht vergessen, dass Clef auch ein Justice war.
 

Die restliche Fahrt schwieg Anne und auch Suria und Georgie waren eher damit beschäftigt, aus dem Fenster zu schauen und sich alles genau anzusehen. Nur einige Taiyo-Erstklässler, darunter Alison Healy, quatschen miteinander und trieben Späße. Heulend und quietschend und knallend und scheppernd fuhr der Bus einen hübschen steinernen Weg entlang, vorbei an fremd aussehenden Büschen und Pflanzen, bis es - mit dem lautesten Knall bisher - vor einem kleinen Haus stehen blieb. Suria sah sogar aus dem Fenster, wie es an den Seiten rauchte.
 

An dieser Stelle sprach Anne wieder; sie erhob sich von ihrem Platz und sagte: "Liebe Erstklässler, wir sind da! Das ist das Haus der Taiyo-Schule. Dort befinden sich euer Aufenthaltsraum und eure Schlafsäle! Steigt jetzt bitte alle aus und wartet vor der Tür auf mich. Wir werden dann gemeinsam eintreten und ich werde euch anhand meiner Liste in eure Schlafräume verteilen!"
 

Beim Anblick des Taiyo-Hauses wurden die Gesichter der Erstklässler noch länger; es sah eher aus, wie ein vergrößerter Hühnerstall, der nur noch mit Mühe und Not stehen konnte. Wie würden dann die Schlafräume und der Aufenthaltsraum darin aussehen? Dort sollten sie also wohnen? Anne merkte die Entrüstung der Erstklässler nicht; sie winkte der Schar, dass sie ihr folgen.
 

Es ging über einen kleinen und recht holprigen kleinen Fußweg auf den Eingang zu, vorbei an einer grauen Betonstatue. Suria, die sich überall umschaute und versuchte, alles gleichzeitig wahrzunehmen, hatte sich die Statue nur vage angeschaut und festgestellt, dass sie einen Mann in

Militärskleidung und mit einer flachen Mütze, der kniete und entschlossen in die Leere starrte, darstellte ... bis ...
 

"AHHHHHHHHHHHHHH!"
 

Cara Brighton, die ein paar Meter vor Suria und direkt hinter Anne herging und gerade die Statue passierte, schrie wie am Spieß, als die Statue zum Leben erwachte und sich aufrichtete. Das Geschrei steckte alle anderen Erstklässler in der Umgebung an; offenbar war die Stimmungslage sehr gespannt, dass sich jeder so leicht erschrecken ließ. Aber andererseits ... Suria hatte vergessen, dass unter den neuen Schülerinnen und Schülern auch einige Muggel dabei waren, die nicht daran gewohnt waren, dass sich eine Betonstatue auf einmal aufrichtete, in die Runde schaute und sagte: "So, so ... so viele neue Gesichter ... ihr müsst die diesjährigen Neulinge sein!

Freut mich, dass ihr für meine Schule ausgewählt worden seid!"
 

Anne, die sich als einzige nicht erschrocken hatte, drehte sich um und klatschte sich auf den Kopf: "Ich bin manchmal echt vergesslich! Liebe Erstklässler, das ist die Statue von Virtus Taiyo, den Gründer unserer Schule!"
 

Was soll das heißen - 'Statue'?", fragte Virtus Taiyo erbost, "ich bin der einzig Wahre, der Wirkliche, der Wahrhafte ... ach, was soll's ... wollen wir mal wissen, ob ihr auch zu Recht für meine Schule gewählt worden seid ..." Entschlossen schaute er sich in der eingeschüchterten Menge um und sagte: "Stellt euch vor, ihr und euer bester Freund bzw. eure beste Freundin seid an einer einsamen Insel gestrandet. Essen gibt es dort nicht und ihr selbst habt nur genug Essen für eine einzige Person bei euch. Was macht ihr?"
 

Anne seufzte: "Jedes Mal, wenn jemand in das Taiyo-Haus eintreten möchte, bekommt er von Virtus Taiyo eine Frage gestellt und erst dann, wenn man diese zu seiner Zufriedenheit beantworten kann, wird er einen auch hereinlassen. Das sind meist Fragen, die die Loyalität und die Selbstlosigkeit einer Person testen, und die generell nur von einem echten Taiyo beantwortet werden kann ... und zu dieser Frage hier würde ich sagen..." -
 

"Nein, Miss Rauting", unterbrach sie Virtus Taiyo, "ich weiß schon, dass Sie sie richtig beantworten können und ich möchte gerne meine neuen Schützlinge testen. Bitte lassen Sie mich hören, wie sie diese Frage beantworten!"
 

Und mit diesen Worten schaute er nochmal lächelnd in die Runde ... zuerst traute sich keiner, etwas zu sagen und dann kamen doch schüchterne und unsichere Antworten ...
 

"Ich würde die Essensration auf uns beide verteilen, oder?" -
 

"Und ich würde die Insel durchkämmen, ob es nicht doch noch was Eßbares gibt - oder ist das falsch?"
 

"Ich finde, in dem Fall muss man sich zuerst darum kümmern, ob man gerettet wird!"
 

"SO EIN UNSINN!"
 

Alle Köpfe, ob nun aus Fleisch und Blut oder aus Beton, drehten sich in die Richtung dieser energischen, ja fast schon wütenden Stimme, die aus der Mitte der Schülerschar entsprungen war ...
 

Es war Alison Healy. Sie machte ein ärgerliches Gesicht und hatte die Arme verschränkt. "Und das soll eure Vorstellung von Freundschaft sein?", fragte sie in die Runde. "Ich würde, ohne jeden Zweifel und ohne jede Überlegung die ganze Essensration an meine Freundin abgeben und mich erst dann um mich kümmern. Dann könnten wir beide nach Schiffen usw. Ausschau halten. Wenn wir gerettet werden, ist das toll und wenn nicht ... so muss meine Freundin wenigstens für diese Zeit keinen Hunger erleiden! Und wenn ich Hunger habe ... ach, wen kümmert es? Zur Not esse ich halt mich selbst! Es gibt nichts Wichtigeres als Freundschaft! Das hat höchste Priorität!"
 

Anne grinste und Virtus Taiyo strahlte nach dieser Antwort hellgrau: "So spricht ein waschechter Taiyo! Ich denke, ihr könnt alle eintreten!"
 

Und nach diesen Worten öffnete sich die Eingangstür zum Taiyo-Haus und Anne winkte den Erstklässlern zu; nach und nach gingen sie in das Haus. Alison Healy stolzierte zwischen ihnen wie eine Löwin und als sie an Anne vorbeiging, murmelte diese: "Nicht schlecht! Du hast Taiyo echt beeindruckt!"
 

Wer hätte das von der gedacht, fragte sich Suria. Sie war ein paar Schritte gegangen und hatte plötzlich festgestellt, dass Georgie, die die ganze Zeit neben ihr gestanden hatte, ihr nicht gefolgt war. Überrascht drehte sie sich um und sah Georgie immer noch dort stehen, wo sie vorher war, mit weit offenen Augen und einem noch weiter offenen Mund ...
 

"Georgie?"
 

Das Mädchen drehte sich langsam zu Suria um und sagte: "Wahnsinn! Die Statue kann ja ... sprechen!"
 

"Komm jetzt!" Suria ging zu Georgie zurück und zog sie mit sich zum Eingang.
 

In der Eingangshalle war es wenigstens warm und gemütlich, aber das war vielleicht auch alles, was man dazu sagen konnte. Die Wände waren weder verputzt noch gestrichen; die Erstklässler starrten auf blanke und aneinander gereihte Ziegel. Außerdem hang dort nichts, bis auf ein paar billig aussehende Bilder und Kunstwerke. Das einzige, was sich sonst noch in diesem Raum finden ließ, waren ein paar ziemlich alt aussehende Schränke. Anne erklärte, dass die Schüler ihre Jacken und Schuhe in die Schränke legen konnten und dass es für jede Klasse einen Schrank gab. Die neuen Schüler verstanden den Wink und legten ihre Sachen im Schrank ab; nach einem großen Tumult und Durcheinander waren die Sachen letzten Endes verstaut. Dann führte Anne sie in den angrenzenden Raum, den sie als den Gemeinschaftsraum der Taiyo-Schule auswies. Auch hier waren die spärlich aussehenden Ziegelwände und sehr ramponiert aussehende Sofas und Sessel, aus denen sogar teilweise die Polsterung heraustrat. Ein paar Tische, die alle einen Defekt hatten, wie ein fehlendes Bein oder einen Riesenkratzer an der Oberfläche, standen auch herum.
 

"Ist das schön, wieder hier zu sein!", seufzte Anne glücklich. Die Erstklässler konnten die Meinung offenbar nicht wirklich teilen, dass es schön war, hier zu sein, weil ihre Gesichter immer länger und länger wurden. Suria sah, dass Healys Gesicht immer zorniger wurde, vermutete aber, dass sie sich nur deshalb zurückhielt, ihre Meinung zu sagen, weil Anne sie vorhin so gelobt hatte.
 

"Wie auch immer - wenn ihr mir jetzt alle kurz zuhören würdet?" fuhr Anne fort. Die Bitte war eigentlich unnötig, weil ohnehin keiner hier sprach, da die Schüler noch ein wenig perplex von der Vorstellung, hier fortan zu wohnen, schienen. "Ihr könnt euch gerne hier noch ein bißchen im Gemeinschaftsraum aufhalten; ich empfehle euch aber, gleich ins Bett zu gehen, weil ihr morgen früh aufstehen müsst. Wir treffen uns nämlich alle morgen um 9 Uhr hier im Gemeinschaftsraum, weil ich euch gerne in der Schule rumführen und euch alles zeigen möchte - und wer zu spät kommt oder sein Frühstück versäumt usw. tut mir leid, weil wir darauf keine Rücksicht nehmen können. Der Rundgang wird ungefähr bis Mittags dauern und dann werdet ihr euren Lehrern vorgestellt werden. Morgen ist also für euch noch kein Unterricht.
 

Dann werde ich euch alle jetzt in eure Schlafsäle einteilen. Hinter mir seht ihr die Treppen, die nach oben zu den Schlafzimmern führen. Die rechte Treppe ist für die Jungen- und die linke für die Mädchenschlafzimmer. In jedem Schlafraum sind 5 Schüler untergebracht. Ich lese jetzt die

Raumbelegungen und die Raumnummern vor."
 

Sie förderte ein weißes Blatt Papier zutage, räusperte sich und begann vorzulesen. Nach und nach leerte sich die Menge der Erstklässler, als jeder, dessen Name genannt wurde, sich zu seinen Schlafräumen begab. Aber inzwischen waren auch die anderen Taiyo-Schüler nach und nach eingetrudelt, so dass es keineswegs leerer und ruhiger wurde. Im Gegenteil: jeder dieser Schüler versuchte nun, so schnell wie möglich nach oben und in ihre Schlafsääle zu kommen und erschwerte dadurch den Erstklässlern, die ihren Schlafräume zu finden.
 

"Saal 1-12-A: Suria Blackthough, Georgie Buckman, Alison Healy, Enumi Sanders und Melissa Sporran!" rief Anne plötzlich.
 

Suria grinste und schubste Georgie an: "Hey, wir sind im selben Schlafsaal!"
 

Georgie jedoch schien es nicht gehört zu haben. Ziemlich mürrisch schaute sie zu Alison Healy rüber und knurrte: "Ja, toll, jetzt muss ich das ganze Schuljahr über mit dieser Person in einem Raum schlafen! Vielleicht sogar noch meine ganze Schulzeit über - wer weiß? Und ich bete gerade dafür, dass es nicht passiert ... aber irgendwer da oben mag mich nicht!"
 

Alison Healy wurde auch immer zorniger, ja noch mehr, als sie es vorher gewesen war. Suria aber vermutete, dass es bei ihr wiederum daran lag, dass sie nicht mit Melissa Sporran in einem Zimmer schlafen wollte – der giftigen Blicke, die sie ihr zuwarf, nach zu urteilen. Aber da man leider nichts gegen die Einteilung machen konnte, begaben sich die Mädchen Richtung Treppen (Suria zwinkerte Anne zu, als sie an ihr vorbeiging) und suchten dann ihr Zimmer. Es war zwar wesentlich besser eingerichtet, als die Räume unten (die Wände waren verputzt und in den Farben blau und violett gestrichen und an den Wänden hangen sogar einige Bilder, sowie ein Riesenbanner der Taiyo-Schule) und doch vermittelte es den Flair einer Jugendherberge mit den 5 Betten, die im Zimmer standen und billig aussehende Bezüge trugen, mit den 5 großen und alt aussehenden Schränken und Nachttischen an jedem Bett und mit den 2 großen Tischen, die ihrem Aussehen nach zu urteilen aus dem Mittelalter stammen mussten. Mitten im Zimmer standen ihre Koffer und Clefs Käfig.
 

Alison Healy, die vor Georgie und Suria ins Zimmer kam, knurrte ganz laut: "Das darf nicht wahr sein! Wie sieht es denn hier aus? Wie sieht die SCHULE aus?"
 

Georgie rollte die Augen gen Decke, aber Suria tat, als nähme sie davon keine Notiz. Das Zimmer war tausendmal besser, als die Schlafkammer im Waisenhaus. Und außerdem hatte sie zunächst einmal Clef im Sinn. Sie rannte zu seinem Käfig.
 

Melissa Sporran und Enumi Sanders waren wohl schon ein paar Minuten länger drin gewesen, weil sie sich schon ihre Betten ausgesucht und mittlerweile angefangen hatten, ihre Koffer auszupacken. Als Alison Healy ihren Unmut kund getan hatte, hatten die beiden Mädchen sie offenbar nicht gehört, denn Enumi Sanders stand von ihrem Bett auf und ging strahlend auf die drei Mädchen zu.
 

"Hi ich bin" - sie schüttelte Surias Hand - "Enumi Sanders" - sie schüttete Georgies Hand - "und hoffe, dass wir uns gut vertragen" - sie hielt Alison ihre Hand hin - "weil wir ja nun hier zusammen leben werden-"
 

"Zunächst einmal möchte ich dich darum bitten, deine Sachen von meinem Bett zu schaffen!", forderte Alison Healy und verschränkte ihre Arme, zur Ablehnung von Enumis Gruß.
 

Enumis Lächeln gefror und sie liess langsam ihre Hand sinken. "Wie bitte? Ich verstehe nicht -"
 

"Du hast schon verstanden! Das da neben dem Fenster ist MEIN Bett!", unterbrach sie Alison erneut.
 

"Ach so? Du hast das Bett also vorher gebucht! Hättest mir ja Bescheid sagen können!", Enumis Mundwinkel zuckten. Und auch Georgie konnte bei dieser Bemerkung ein Kichern nicht unterdrücken.
 

Alisons Augen funkelten wie ein Schwefelregen und sie schimpfte: "So, so, du bist hier also die, die sich für ganz witzig hält, wa'? Aber ich sage dir eins: ICH bestimme, wann hier Spaß gemacht wird! Und jetzt pack deine Sachen da weg oder ich entferne sie eigenhändig!"
 

Nun wurde auch Enumi wütend, sie zischte: "Dann versuch es doch!"
 

Daraufhin stöberte Alison Healy in ihrem Koffer herum und förderte einen bunten Stift zutage. Suria kam der Stift sehr bekannt vor und sie kam nicht eher drauf, was es war, bis Alison den Stift mit ihrem Zauberstab berührte und es zu funkeln und zu knistern begann. Und ehe Enumi was anderes machen konnte, als ihre Augen vor Überraschung aufzureißen, warf Alison den Filibuster-Kracher auf das Bett, das Enumi eingenommen hatte und das Alison für sich beanspruchte.
 

Georgie, Enumi und Melissa schrien wie auf Kommando auf und Alison fing an zu lachen. Dann rannte Suria auf Enumis Bett zu, mit dem Bestreben, den Knaller auszumachen, ehe er hochflog, aber Enumi hatte sich den Kracher schon geschnappt und schmiss ihn in einem Anfall von Panik in die Luft, wo er dann letzten Endes mit einem lauten Knall und Funken sprühend hochging.
 

Alison brüllte vor Lachen, aber Enumi, nun hochrot vor Zorn, baute sich vor ihr auf und fragte: "Was fällt dir eigentlich ein? Sag mal, hast du sie noch alle? Das ist MEIN Bett, weil ICH hier ZUERST da war und auch das Bett ZUERST ausgesucht habe! Und nun such dir ein anderes Bett oder verpiss dich!"
 

"Ach so, du willst mir drohen, ja? Nur zu, jetzt wird's spaßig!", antwortete Alison mit einem gemeinen Grinsen.
 

Doch nun war Georgie da: "Sag mal, merkst du denn nichts? Oder fehlt dir da oben echt etwas, um zu verstehen, wann es zu viel wird? Hier gehört nicht alles dir! Und vor allem: WAS FÄLLT DIR EIN, BÖLLER AUF LEUTE ZU SCHMEISSEN?"
 

"Ach, die Buckdings mal wieder!", Alison sah Georgie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Der Moralprediger dieses Schlafraumes, wa‘? Oder hat dich Einstein dazu angestiftet?"
 

"DU!" Georgie ballte die Fäuste.
 

"Bitte, bitte, hört auf, euch zu streiten! Meinetwegen kann ja die Rothaarige mein Bett haben, das steht ja auch am Fenster!", piepste Melissa Sporran.
 

Doch sie wurde auch nicht vor Alison verschont: "Und nun spricht die Besserwisserin, die um jeden Preis auffallen will, damit man ihr strohblondes Köpfchen zur Belohnung streicheln kann!"
 

"Halt bloß den Mund!" Enumi war nun schon so weit, dass sie ihre Hände zu Fäusten geballt hatte - und damit Gott sei Dank (wenn auch nur vorerst) nur in die Luft schlug.
 

Suria sah auf die Szene: Enumi, Georgie und Alison umstanden sich wie drei Wrestlerinnen im Ring, während der Filibuster-Kracher zwischen ihnen immer noch laut zischende und brennende Funken in die Luft schoss und Melissa ihr Bestes tat, um trotz der Funken die drei auseinander zu halten. Clef kreischte in seinem Käfig. Und das war der Moment, wo sie auch wütend wurde. Ohne weiter nachzudenken, packte sie ihren Zauberstab und ließ einen heißen Strahl daraus feuern, der die vier Mädchen dazu brachte, mit einem Riesenschwung in alle Himmelsrichtungen nach hinten zu fallen.
 

"Ich fasse es nicht! Wir sind gerade mal 5 Minuten hier im Zimmer und schon zoffen wir uns! Und jetzt seid alle ruhig, sonst hol ich Anne und glaubt mir, sie wird den Streit schnell schlichten können. Ich würde vorschlagen, wir gehen gemeinsam nach unten und fragen, wo das Badezimmer ist, damit wir diesen Saustall beseitigen können."
 

Daraufhin drehte sich Alison auf den Absatz um und stürmte wutentbrannt aus dem Zimmer. Enumi und Georgie folgten ihr nicht, aber sie taten auch sonst nichts, außer sich auf ihre Betten zu setzen und vor Ärger zu schnauben.
 

Nur Melissa sagte: "Ich komme mit!"
 

Kaum waren sie aus dem Zimmer getreten, piepste Melissa los: "Wie hast du das gemacht? Wie hast du sie voneinander getrennt? Das war ein Zauberspruch, richtig? Du kommst aus einer Zaubererfamilie, oder? Wer hat dir das beigebracht? Ich habe leider bis auf die Theorie noch nichts erfahren, ich bin nämlich ein Muggel! Aber fandest du den Streit nicht auch krass? Und diese Alison - was ist bloß mit der los?"
 

Suria antwortete auf keine dieser Fragen, aber nicht, weil sie ein Problem mit Melissa hatte - sie war einfach zu wütend. Und außerdem kam ihr auch schon Anne entgegen. "Was ist denn bei euch los?"
 

Bevor sie einer vorwarnen konnte, ging sie auch schon in den Schlafsaal und stieß einen entsetzten Schrei aus: "Was ist denn hier passiert? Was habt ihr gemacht?"
 

Mit hochrotem Gesicht und einer gerunzelten Stirn schaute sie Melissa, Suria, Georgie und Enumi nacheinander an. Suria fiel auf, dass sie Anne zum ersten Mal wütend erlebte. Georgie und Enumi waren immer noch sehr zornig und hielten den Mund. Und Melissa blickte beschämt zu Boden.
 

Nur Suria sah Anne fest in die Augen: "Hier ist ein Böller explodiert. Es tut uns sehr leid. Das war ein Unfall."
 

"Und wer ist für diesen 'Unfall' verantwortlich?", polterte Anne los.
 

"Wenn, dann wir alle!", antwortete Suria ruhig.
 

Bei diesen Worten blickten Enumi, Georgie und Melissa auf, die erstere machte sogar Anstalten, was zu sagen. Anne holte ein paar Mal tief Luft und sagte dann etwas ruhiger: "Na ja ... ich will mal nicht so sein ... weil heute euer erster Tag ist, lass ich es euch noch einmal durchgehen!"
 

Mit einer Bewegung ihres Zauberstabs entfernte sie den verbrannten Fleck, den der Filibuster-Kracher hinterlassen hatte - und der Teppich sah genauso aus, wie vorher. "Aber dass das nicht nochmal passiert! So, und jetzt gute Nacht! Bis morgen!"
 

Als sie hinausging, sagte Enumi: "Wieso hast du ihr nicht die Wahrheit gesagt? Nicht wir alle sind dafür verantwortlich, sondern allein dieser Feuerteufel da. Fast hätten wir alle Ärger gekriegt wegen der!"
 

Suria zuckte die Achseln: "So ist das nunmal in einer Gruppe, egal in welcher - wenn einer was macht, sind alle dafür verantwortlich. Und auch wenn Alison Healy sich wirklich nicht gut benommen hat, ich bin die Letzte, die petzt. Ich bin mir sicher, sie ist, weil ihr alle nun sauer seid auf sie, ohnehin genug bestraft!"
 

Enumi zog die Augenbrauen hoch, doch dann lächelte sie: "Du hast sicher recht. Na ja ... ich gehe jetzt schlafen, ich bin sogar zum Waschen zu müde."
 

Suria musste sich selber eingestehen, dass es ihr genauso ging. Und offenbar war sie nicht die Einzige, weil auch die anderen Mädchen zu Bett gingen. Nach einer Weile kam Alison wieder zurück und weil alle schon im Bett lagen, sagte sie nichts, sondern legte sich auch hin.
 

Suria schlief diese Nacht sehr schlecht. Das lag aber nicht daran, dass ihr Bett zu ungemütlich war, sondern eher daran, dass sie zunächst einmal vom Schlafen abgehalten wurde. Alison Healy lachte im Schlaf, Enumi atmete sehr laut und Georgie murmelte: "Nein, ich gehe jetzt nicht mehr raus, es ist Vollmond!" Und als sie dann endlich eingeschlafen war, träumte sie davon, wie Clef sie auf das Lichterschiff hievte, sie dann im Auswahlraum von den Masken angeschimpft wurde, weil sie die Tochter von bösen Zauberern war und sofort wieder von der Schule musste und wie sie dann den Schulhof entlanglief und an der Turmuhr, dessen Zeiger sich drehten, wie ein Ventilator, vorbeilief, bis sich schließlich das Uhrenwerk öffnete und daraus ein Geist entstieg mit totem Gesicht und eingefallenen Augen ...
 

Am nächsten Morgen erhoben sich die Mädchen schweigend und zogen sich auch an, ohne miteinander zu sprechen. Dann gingen sie sich am kleinen Waschbecken unten waschen und dann in fuhren dann, einer kleinen Taiyo-Gruppe folgend, in zwei Gruppen mit einem der ramponierten Busse zum Hauptgebäude frühstücken - die eine Gruppe bestand aus Enumi, Melissa, Georgie und Suria und die andere aus Alison allein. Als sie an ihrem Tisch Platz nahm, stellte sie fest, dass offenbar nicht alle Schüler der Schule anwesend waren, nicht so wie beim gestrigen Abendessen - konnten sich die Schüler etwa aussuchen, wann sie zum Essen gingen? Doch beim Anblick des reichlich gedeckten Früstückstisches verdrängte sie diesen Gedanken. Sämtliche Cornflakes und Cerealien, Baked Beans, die verschiedensten Wurst-, Marmelade- und Käsesorten, Butter, Quark, gebratene und gekochte Würstchen, gekochte Eier, Spiegel- und Rührei waren hier ebenso zu finden, wie sämtliche Brot- und Brötchensorten, Toast, Milch, Tee und Kakao. Suria füllte sich drei Teller mit allem und begann, gierig zu essen. Georgie dagegen machte sich nur eine Cornflakesschüssel und aß nicht wirklich davon - ihre Augen waren auf einen Punkt im Speisesaal fixiert und jedesmal, wenn sie den Löffel zum Mund führte, schüttete sie den Inhalt nicht in ihren Mund, sondern auf ihren Umhang. Suria folgte ihren Blick und sah Santos Aveiro am Pacific-Tisch sitzen. Er unterhielt sich gerade eifrig mit Anne, die offenbar gerade vorbeigegangen war. Neben Santos saß schon wieder das blonde Mädchen und versuchte offenbar, Anne mit ihren Blicken zu töten. Überhaupt waren die Pacifics allesamt sehr hübsch - Santos, das blonde Mädchen, Dorian Fox, der in der Nähe saß, ein dunkelhaariger Junge, der andauernd versuchte, das blonde Mädchen in ein Gespräch zu verwickeln. Die Gorins fielen durch ein anderes Merkmal auf: fast jeder von ihnen hatte mindestens ein Sportequipment dabei. Am Tischrand sass diese rätselhafte Natalia Susana, die Surias Blick mit einem, der den Blicken des blonden Pacific-Mädchens nicht ungleich war, erwiderte. Suria schaute schnell weg und ihre Augen fielen auf den Justice-Tisch. Auch dort hatte fast jeder Schüler etwas mit, nur war es ein Schulbuch, in dem die Schüler beim Essen lasen. Clef allerdings war offenbar nicht anwesend. Und dann waren da noch die Gedos, die allesamt sehr ungemütlich und düster aussahen. Suria sah, wie Edgar Millstone, der Junge mit der Besenfrisur, seinen Teller voll mit Würstchen belud und dann anfing, wie ein Tier zu essen.
 

Ein plötzliches Quietschen von Georgie liess Suria fast ein Meter hochfahren. Sie drehte sich um und sah, dass Georgie vor lauter Schreck wohl auch den Rest ihrer Cornflakes auf ihren Umhang geschüttet hatte. Und Suria begriff auch den Grund. Dutzend und Aberdutzend Eulen flogen in den Speisesaal, und suchten nach ihren Besitzern, damit sie diesen Briefe oder Päckchen zustellen konnten. Einige davon, so sah Suria, suchten vergeblich, weil deren Besitzer noch nicht da oder schon weg waren. Eine braune Schleiereule hatte offenbar Georgie am Kopf gestreift und sie deswegen erschreckt; es war die Eule von Alison Healy, die das Tier von einem riesigen Paket befreite. Georgie knurrte in Alisons Richtung. Suria dagegen beschäftigte sich emsig damit, Clef zu füttern - er hatte ihr nichts gebracht, aber das war auch nicht weiter verwunderlich, weil ihr sowieso niemand schreiben würde.
 

Nach dem Frühstück fuhren Georgie und Suria mit ihrem Bus zurück zur Taiyo-Schule und versammelten sich im Gemeinschaftsraum. Dort waren schon einigeder Erstklässler, darunter auch Jack Bannister, der gestern so seekrank gewesen war. Er sah heute viel besser aus und grinste und winkte Suria zu. Diese erwiderte den Gruß, ohne auf Georgies Pfiffe zu achten. Nach und nach kamen auch die anderen Erstklässler und als schließlich kurz vor neun alle anwesend waren, kam auch Anne in den Gemeinschaftsraum. Sie rief alle durch und sagte: "So, alle da? Dann folgt mir bitte!"
 

Anne führte sie in die Eingangshalle an ein riesiges schwarzes Brett, der neben der Tür hang. Sie erklärte, dass hier alle wichtigen Informationen und Nachrichten drauf gepinnt wurden so dass es sehr empfehlenswert war, jeden Tag einen Blick darauf zu werfen. Suria erkannte dort eine riesige Liste, die sich als die Schulregeln herausstellte, einige "gesucht-und-gefunden"-Notizen und einige Mitteilungen zu den Nachmittagskursen, die sie sich später vornahm durchzulesen. Denn Anne führte die Erstklässler nun aus dem Haus hinaus zu den Bussen. Suria sah, dass einige der älteren Schülerinnen und Schüler auch schon eins der ramponierten Busse nahmen, um zum Unterricht zu fahren. Anne aber fuhr gemeinsam mit den kleinsten Schülern zunächst einmal den Lichterweg entlang, um die anderen Schulen zu zeigen. Suria stellte fest, dass der Taiyo-Schulkomplex wie ein Dreieck angeordnet worden ist. An der Spitze stand das Haupthaus, in dem sie heute gefrühstückt und gestern zu Abend gegessen hatten, in der Mitte standen nebeneinander die Taiyo- und die Justice-Schulen und am Ende jeweils links von rechts Gorin, Pacific und Gedo. Neben jeder Schule stand eine andere graue Statue, bei den Gorins war es ein überheblich schauender Muskelprotz mit Leinenhose und freiem Oberkörper mit dem Namen Milo Gorin; bei den Pacifics eine Schönheit mit langem Haar und einem Rucksack auf den Schultern namens Venera Pacific; bei den Gedos ein gefährlich aussehender Mann mit Goldketten, breiter Hose und verschränkten Armen, der Briggs Gedo hieß, und bei den Justices eine Frau namens Sophia Justice, mit Brille und langem Kittel, die sich in ein Buch vertieft hatte. Anne erklärte, dass die Statuen alle für die Gründer der jeweiligen Schulen standen, die auch - so wie bei Taiyo - als Pförtner fungierten. In der Mitte des Schuldreiecks, so stellte Suria fest, standen die 5 Schulstatuen alle zusammen unter einem Schriftzug "Warlock High". Direkt neben der ominösen Kirchturmuhr.
 

Suria stellte aber auch fest, dass die anderen vier Schulen allesamt schmucker und besser aussahen, als die Taiyo-Schule. Und dass auch die Busse, die die Schüler zum Unterricht brachten, in einem besseren Zustand waren. Im besonderen Maße traf es auf die Justice-Schule zu. Als der ramponierte Bus mit den kleinen Taiyos an der Justice-Schule vorbeifuhr, gab es - außer Anne natürlich - keinen, der nicht laut seinen Atem anhielt. Die Justice-Schule war eine riesige Villa mit Säulen am Eingang und sogar einem Springbrunnen. Nun wurden auch Stimmen von vielen Erstklässlern laut, die es bereuten, dass sie nicht in Justice waren. Anne runzelte daraufhin die Stirn.
 

"Wie kommt es eigentlich, dass die Schulen ... ähm ... so unterschiedlich aussehen?", fragte Melissa laut. Suria war ihr dankbar, dass sie sich sehr diplomatisch ausgedrückt und nicht gesagt hatte, dass die anderen Schulen viel besser aussahen, als Taiyo.
 

Anne lächelte und sagte: "Jede Schule wird von einem bestimmten Sponsor gefördert, der für seine Schule eigens ein Konto bei Gringotts hat. Für jede Leistung, die ein Schüler erbringt, sei es nun eine tolle Schulleistung oder ein Sieg in der Mannschaft oder ein Preis in anderen Wettbewerben - dafür legt der Sponsorer dieser Schule Geld auf das Konto. Wenn ein Schüler dagegen negativ auffällt, wird je nach Verstoß wieder Geld vom Konto abgebucht. Am Ende eines jeden Schuljahres zahlt der Sponsor das angesammelte Geld an die Schule. Die Schule, die am Ende des Jahres den besten Beitrag bekommt, bekommt noch zusätzlich 100 Galleonen ausgezahlt und gewinnt noch den Pokal für die Schule des Jahres." Sie fügte bitte hinzu: "Und weil die Justices allesamt solche Streber und Lehrerlieblinge sind, gewinnen die natürlich jedes Jahr. Natürlich glänzen die Gorins hauptsächlich in den Sportmannschaften der Schule und die Pacifics gewinnen jedes Jahr die künstlerischen Wettbewerbe, so dass auch dies gefördert wird. Und die Gedos ... nun ja, die glänzen eher dadurch, dass die mehr Fördergelder verlieren, als gewinnen, aber bei ihnen gibt es immer wieder Glanzschüler, die das durch ihre ausgezeichneten Leistungen ausgleichen. Und Robin Rockman, der Leiter der Gedo-Schule, fördert sie selber mit, weil er der Meinung ist, dass genau diese rebellischen Seiten gefördert werden müssen, denn schließlich zeichnet genau das die Gedos aus. Komischer Kauz!" Sie schmunzelte.
 

"Und was ist mit den Taiyos, dass die so leben wie Kirchenmäuse? Haben die bisher immer nur Geld verloren, oder was?" Na, toll. Diese Alison Healy musste natürlich immer mit der Tür ins Haus fallen. Nein, vielmehr die Tür aufstoßen, wie ein Nashorn. Suria tat Melissa leid, die sich so viel Mühe gegeben hatte, diplomatisch zu sein.
 

Anne schloß kurz die Augen und sagte mit gezwungener fester Stimme: "Nein, die haben nur bisher nicht allzu viel Geld gewonnen. Unsere Schule hat eine Menge guter Schüler, aber bisher keinen, der sich irgendwie ausgezeichnet hat. Wer weiß, vielleicht wird das von nun an anders!" Herausfordernd schaute sie in die Runde, so als ob sie alle Neuen dazu aufrief, diesen Umstand zu ändern. Bei Melissa hatte es anscheinend sehr gewirkt, weil sie sich sehr entschlossen in ihrem Sitz aufrichtete. Alison dagegen gähnte nur gelangweilt.
 

"Wie ist das denn mit den Sportkursen? Wann und wo kann man sich denn da anmelden?", fragte Georgie und Anne antwortete: "Die Kurse hängen jedes Jahr am Schwarzen Brett aus - ihr könnt euch gerne dort eintragen, wenn ihr Interesse habt. Und das gilt natürlich auch für die Kurse außerhalb des Sports. Wobei - bei den Sportkursen gibt es eine Besonderheit, die es zu beachten gilt: einige der Kurse finden interscolar statt, das heißt, dort werden für die Mannschaften ausschließlich die Schüler einer Schule gesucht, die dann gegen die Mannschaften der anderen Schüler von Warlock High antreten. Das sind z. B. die Baseball-, Leichtathletik-, Schwimm- und Tennismannschaften. Natürlich hat dort bisher immer nur eine Mannschaft von Gorin gewonnen. Aber es gibt auch Mannschaften, wo alle Warlock-Schüler gemixt vertreten sind und gegen andere Zauberschulen antreten. Dazu gehören unsere Mannschaften für Fußball und Quidditch!"
 

"Gesundheit!", sagte Georgie. Suria musste lachen - Georgie wusste als jemand, der von einer Nichtzaubererfamilie kam, natürlich nicht, was Quidditch war. Suria begann, ihr das Spiel eifrig zu erklären.
 

"Wow, seht euch das mal da draußen an!", warf die rothaarige Celie ein und die Schüler schauten alle aus dem Fenster. Der Bus fuhr gerade an einem riesigen Strand vorbei, der an ein sauberes, blaugrünes Meer angrenzte, über das die Sonne schon ihre Strahlen warf.
 

"Der Strand steht eigens der Warlock-Schule zur Verfügung!", erklärte Anne unter den bewunderten Ausrufen der Erstklässler. "Wichtig ist, dass dabei die Regel beachtet werden muss, dass Schüler diesen nur in einer Gruppe von zwei oder mehr Personen besuchen dürfen."
 

Daraufhin zeigte Anne ihnen die Sportplätze, die alle riesig und sehr gepflegt waren - und natürlich jetzt, da überall Unterricht stattfand, leer und verlassen. Dann fuhren sie mit dem Bus alle zusammen zum Hauptgebäude. Hier dauerte der Aufenthalt ziemlich lang, weil Anne ihnen erst mal die Essenszeiten nannte (Frühstück von acht bis neun Uhr, Mittagessen von 12 bis 13 Uhr und Abendessen von 18 bis 19 Uhr) und erklärte, dass man sich in dieser Zeit aussuchen konnte, wann man zum Essen ging - wenn man es konnte. Dann führte sie sie durch die verwinkeltsten Ecken und Gänge, um ihnen die Klassenräume zu zeigen.
 

"Na hoffentlich verirren wir uns hier nie!", spottete der dunkelhaarige Alex Cooper. Jack hinter ihm war wieder blass und musste würgen – das ständige Hin- und Herfahren mit dem Bus war ihm offenbar nicht gut bekommen.
 

Anne hatte aber offenbar den Spott nicht bemerkt. "Ich habe mich in meinen ersten Wochen hier andauernd verlaufen. Aber das ist auch gut so, weil ich nur so herausgefunden habe, wo sich was befindet." Sie wies auf eine weitere Treppe nach oben und sagte: "Diese Treppe führt nach oben zu den Lehrerbüros und -schlafzimmern. Ihr dürft diese Treppe allerdings nur dann betreten, wenn ihr die Erlaubnis habt, mit einem Lehrer zu sprechen. Versucht gar nicht erst, sonst da draufzusteigen, sonst wird die Treppe hin- und her schwanken, so lange, bis sie euch abschüttet. Glaubt mir, diese Landung macht ihr nur einmal mit und dann nicht mehr. Ich spreche aus Erfahrung!" Dabei hielt sie sich unbewusst ihren Hintern. Jack war bei den Worten "hin- und her schwanken" grün angelaufen.
 

"Wenn ihr also den Lehrern etwas mitteilen wollt - in der Eingangshalle hängt für jeden Lehrer ein Postfach, wo ihr die Nachrichten einwerfen könnt. Dort kann man übrigens jederzeit den aktuellen Kontostand der einzelnen Schulen einsehen ... wie auch immer: über den Lehrergang befindet sich der Gang der Direktorin, bestehend aus dem Büro und einem Schlafsaal. Eine Treppe führt dorthin allerdings nicht rauf, sie erscheint nur dann, wenn man das richtige Passwort kennt und es an der richtigen Stelle auszusprechen weiß."
 

Melissa Sporran machte den Mund auf, wohl um zu fragen, wie das Passwort hieß oder wo man dies aussprechen musste, als sie von einem melodischen Klingeln unterbrochen wurde - die Pausenklingel! Hunderte von Schülerinnen und Schülern in den verschiedenen Uniformen drängten sich an Anne und der Erstklässlergruppe vorbei, einige grüßten Anne und einige hielten sogar an für ein kleines Pläuschen. Am Ende der Schülerschar ging ein kleines Mädchen in Taiyo-Uniform und einer Menge Bücher und Mappen in beiden Händen. Als sie Anne sah, lächelte sie breit und begrüßte sie. Suria fand, dass das Mädchen sehr freundlich wirkte, obwohl es nicht so hübsch und gepflegt aussah. Ihre lilafarbene Bluse ragte teilweise aus ihrem blauen Rock und aus ihrem kastanienfarbenen Pferdeschwanz lösten sich mittlerweile sehr viele Haarsträhnen und hingen ihr wüst im Gesicht. Aber ihre Augen waren ungewöhnlich und wunderschön - leuchtend meeresgrün.
 

Dann drehte sich das Mädchen um und schaute in die Erstklässlergruppe. "So, so, das sind also die neuen Taiyos! Willkommen!"
 

Einige murmelten ein "Danke", andere wiederum schauten das Mädchen mit hochgezogenen Augenbrauen an - vielleicht lehnten sie ihre ungepflegte Gestalt ab.
 

Anne wies auf das Mädchen und sagte: "Leute, das ist Jeannie Bakersfield. Sie ist in der dritten Klasse und auch Trainerin der Taiyo-Baseballmannschaft!"
 

"Ich hoffe, dass sich viele für die Mannschaft anmelden werden!", sagte Jeannie. Anne wiederum fragte: "Wie kommt es, dass du zur Trainerin ernannt worden bist? Nicht, dass ich nicht an dich glaube, aber ... das waren bisher immer nur unsere Sechst- und Siebtklässler ... hat Luke was dazu gesagt?"
 

Jeannies Blick wurde daraufhin finster und funkelnd: "Bitte, Anne, nenne diesen Namen nie wieder in meiner Gegenwart, es sei denn, du willst dich wirklich mit mir verscherzen! Wie auch immer - schönen Tag und viel Spaß noch!"
 

Sie zog an Anne vorbei und diese musste grinsen: "Luke ist mit mir Vertrauensschüler der Taiyos und managt gleichzeitig das Baseballteam. Aber ich frage mich wirklich, was er vorhat!"
 

Danach ging es runter in den Speisesaal um ein reichhaltiges Mittagessen einzunehmen und daraufhin wurden die Taiyos alle in ein Klassenraum gebracht, wo sich die Lehrer ihnen vorstellten. Die Erstklässler erfuhren, dass sie neben den magischen Fächern, wie Zauberkunst, Astronomie usw. auch die Fächer haben würden, die auch den Muggeln unterrichtet wurden, wie Mathematik, Sprachen, Naturwissenschaften usw. Denn, so hieß es, die Schulleiterin maß einem gemeinsamen Leben zwischen Muggeln und Zauberern sehr viel Bedeutung bei. Da war ihr auch sehr wichtig, dass den Zauberern auch die Muggelwelt vermittelt wurde und sie auch dort bestehen konnten. Suria schaute sich die Lehrer alle an. Da war z. B. Graig Robinson, der Sportlehrer der Schule, der auch gleichzeitig Verwandlung unterrichtete, der Leiter der Sportkurse und auch natürlich des Hauses Gorin. Er war groß, kräftig gebaut und schaute unter seinem schwarzen Haarschopf mindestens genauso entschlossen drein, wie Milo Gorin, der Statuenmann vor der Gorin-Schule. Neben ihm stand Angela Flower, die Leiterin der Pacific-Schule und der künstlerischen Kurse, sowie die Lehrerin für Englisch und Zaubertränke. Sie wirkte sehr jung und war auch sehr hübsch mit ihrer guten Figur, ihren blonden, schulterlangen Locken und blauen Augen und dem sehr fröhlichen Lächeln. Suria sah, wie einige der Jungen sie neugierig anschauten. In der Ecke saß der bereits erwähnte Robin Rockman, Leiter der Gedo-Schule, der auch gleichzeitig Astronomie und Gesellschaftswissenschaften unterrichtete. Suria hatte ihn zuerst für einen älteren Schüler oder Referendar gehalten, weil sie es sich sonst nicht erklären konnte, wie sich ein Lehrer so geben konnte. Denn Robin Rockman gehörte für sie eher auf eine Rockbühne und nicht vor den Lehrerpult. Er trug eine dicke Lederjacke, eine breite Hose, spitze Stiefel und eine Gitarre auf dem Rücken. Er hatte seine langen roten Haare außerdem zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, sein Bein lässig über das andere gelegt und schaute die neuen Taiyos cool an. Suria stellte fest, dass Robin Rockmans Individualität bei ihr und den anderen aber nicht negativ rüberkam, ganz im Gegenteil: es war toll, einen Lehrer zu haben, der "anders" war. Adam Collins, der Lehrer für Kräuterkunde und Naturwissenschaften und gleichzeitig der Leiter der Justice-Schule konnte nicht gegensätzlicher sein. Er war etwas älter und wirkte sehr autoritär und ernst mit seinem Anzug und seiner Brille. Der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste hieß Lykaon Maha, ein Mann, der durch seine grauen Haare etwas ältlich wirkte, sein Gesicht aber - trotz der 4 Narben, die ihm von der Stirn bis hin zum Kinn gingen und aussahen, als hätte sie ihm ein wildes Tier beigebracht - wirkte sehr jung, besonders seine strahlend blauen Augen, die sehr freundlich blickten. Und dann war da natürlich noch die Leiterin der Taiyo-Schule, Jessica Goldman, die auch Zauberkunst und Mathematik unterrichtete. Suria merkte sofort, dass mit dieser Lehrerin kein Spaß zu erlauben war. Obwohl sie die Leiterin für Taiyo war, so sah sie eher aus, wie die lebende Ausgabe der Justice-Gründerin Sophia – sie trug eine Brille, einen langen, schwarzen Pferdeschwanz und ein weißes Kittel über ihr Kleid. Streng und würdevoll funkelte sie aus ihren Brillengläsern, als sie die Erstklässler willkommen hieß und sie über die Schulregeln kurz aufklärte:
 

"Wie Sie sicher schon gehört haben, wird für jeden Verstoß gegen die Schulregeln oder für jede Unterrichtsstörung aller Art Geld von ihrem Schulkonto abgebucht. Je nachdem wie schwer der Verstoß ist, kann auch der Betrag verschieden ausfallen. Den Lehrern ist es außerdem gestattet, Sie noch zusätzlich mit Strafarbeiten zu bestrafen, wie z. B. mit Küchen- oder Putzdienst!"
 

"Ja, aber wieso Küchen- und Putzdienst? Machen das normalerweise nicht die Hauselfen einer Schule, wie ich das gelesen habe?" Das war natürlich, wie immer, Melissa. Und sie sank in ihrem Stuhl regelrecht zusammen vor dem Blick, den ihr Jessica Goldman zuwarf.
 

"Was sind Hauselfen?", flüsterte Georgie Suria zu, diese aber traute sich nicht zu antworten, weil auch sie den Blick der Lehrerin gesehen hatte und ihren Zorn nicht auf sich ziehen wollte.
 

Jessica Goldman erklärte: "Hier auf der Schule gibt es keine Hauselfen, weil die Schulleiterin Miss Withermore streng gegen ihren Einsatz ist. Es gibt genug Unruhestifter auf der Schule, die diese Arbeit machen können. Leider, muss ich sagen."
 

Dann verteilte sie die Stundenpläne und erklärte, dass jedes Fach gemeinsam mit den Schülern einer anderen Schule stattfinden würde, da die Klassen sonst zu voll wären. Und sie ermahnte, nicht gleich am ersten Tag zu spät zu kommen. Suria schaute auf den Stundenplan und stellte fest, dass sie gleich morgen früh um 09:00 Uhr eine Doppelstunde Zauberkunst hatten, zusammen mit den Gedos. Sie nahm sich vor, Jessica Goldman nicht schon gleich am ersten Tag zu verärgern. Dann hatten sie jeweils eine Stunde Mathematik und Englisch und nach der Mittagspause wieder jeweils eine Stunde Gesellschafts- und Naturwissenschaften und daraufhin eine Doppelstunde Zaubertränke. Der Tag versprach sehr interessant und abwechslungsreich zu werden ...
 

Danach hatten die Erstklässler für den Rest des Tages frei. Sie schwärmten aus; einige, um sich schon für den nächsten Tag vorzubereiten, einige andere wiederum, um sich in den Gemeinschaftsraum zurückzuziehen und andere, darunter Suria und Georgie, um noch das Gelände selbstständig zu erkunden.
 

Sie besuchten den angrenzenden Strand und ließen sich die Meeresbrise durch die Haare wehen (zum Baden war es zu kalt); sie schauten sich nochmal alle Schulen an (Georgie fragte sich sehr laut, warum ausgerechnet ihre Schule so grässlich aussah) und sie besichtigten erneut das Haupthaus, wo sie die geheimnisvoll aussehenden leeren Klassenzimmer und die verworrenen Gänge betrachteten. Sie besichtigten das Krankenzimmer im Erdgeschoss, wo sich zwei Krankenschwestern tummelten und sie suchten auch die Eulerei auf, die ganz oben und mit Hilfe einer fliegenden Treppe zugängig war. Dort waren alle Arten von Eulen, die gerade allesamt auf ihren Stangen schlafend dasaßen. Sie fanden sogar den riesigen Saal der Wäscherei, wo insgesamt 10 Frauen mit Hilfe ihrer Zauberstäbe und von Warlock-Schülern (vermutlich, weil diese ihre Strafarbeiten absitzen mussten) die gesamte Wäsche der Warlock-Schule wuschen, trockneten und bügelten. Überall flogen Seifen, Schrubber, Waschbretter und Bügeleisen herum und Georgie konnte sich an diesem Anblick nicht satt sehen. Dann wollten sie in die neben liegende Küche, aber dort war der Einlass offenbar verboten.
 

"Stellt euch nur sehr dumm an hier und ihr bekommt die Küche früh genug zu sehen!", sagte der Küchenjunge, der sie fortscheuchte.
 

Danach hatten die beiden Mädchen keine Lust mehr auf eine weitere Tour und beschlossen, zu ihrer Schule zurückzukehren und sich für den nächsten Schultag, ihren ersten, fertigzumachen. Gott sei Dank stand neben dem Haupthaus noch einer der ramponierten Busse der sie knallend und rauchend beförderte. Ungefähr auf der Mitte des Weges schaute Suria aus dem Fenster und ihr kam etwas sehr seltsam vor ... dort war nämlich die Turmuhr, die halb 10 anzeigte und daneben standen Enumi Sanders und Melissa Sporran - beide schauten sie zum Uhrwerk hoch.
 

"Hatte nicht die Schulleiterin gestern noch gesagt, wir sollten uns davon fernhalten?", fragte Georgie, die Surias Blick gefolgt war. Diese aber hatte etwas anderes im Sinn - wenn selbst die Schulleiterin von der Uhr warnte, war diese offenbar sehr gefährlich. Und sie witterte auch so Gefahr. Und das hieß: schnell handeln!
 

"Stop, stop, STOP!", rief sie in ihrer Verzweiflung dem Bus zu, weil sie sonst nicht wusste, wie sie diesen zum Anhalten bewegen konnte – und glücklicherweise gehorchte ihr der fahrerlose Bus und blieb stehen. Suria stieg aus und rannte so schnell sie konnte auf die beiden Mädchen zu. Georgie folgte ihr mit den Worten: "Was ist los? Was hat dich denn gebissen?"
 

Aus der Nähe sah die Turmuhr irgendwie noch schöner aus mit ihren silber glänzenden Steinen und dem golden eingefassten Uhrwerk mit den Diamantzeigern. Und so bedrohlich. Suria fiel sogar etwas auf, was ihr vorher nicht eingefallen war - unten am Turm prangte ein senkrechter Riss, so groß und so hoch, dass ein einzelner Mensch da reinpassen konnte. Dahinter - nichts als Schwärze.
 

"Du weißt doch, dass wir nicht in die Nähe kommen dürfen", hörte sie Enumi sagen.
 

"Wieso? Was ist denn schon dabei, außer, dass die Uhr immer falsch läuft", konterte Melissa, "und ansehen darf ich sie mir doch mal!"-
 

"Du willst sie dir aber nicht nur ansehen!"-
 

"Und warum ist das so schlimm? Niemand macht hier was, die Lehrer nicht, die Vertrauensschüler nicht - da ist es doch nicht falsch, wenn wenigstens jemand mal damit anfängt, herauszufinden, was nun wirklich mit der Uhr ist!"
 

"Und dieser 'jemand' bist wohl du, oder?", spottete Enumi, "und du hast natürlich keine Ahnung, was da für Flüche auf dich warten können! Mir ist es ernst, Melissa, lass uns wieder gehen - sonst schleppe ich dich mit Gewalt hier weg!"
 

In diesem Moment waren auch Suria und Georgie endlich bei den Mädchen angekommen. Georgie sagte nichts; sie war damit beschäftigt, ihren Atem wieder zu regulieren. Suria dagegen hatte vergessen, dass sie außer Atem war, wütend brüllte sie Enumi und Melissa an: "Weg da! Seid ihr denn des Wahnsinns?"
 

"Ich will ja weg, aber Melissa ist so störrisch, wie ein Esel!", widersprach Enumi beleidigt. Melissa nutzte ihre Ablenkung, um so leise und unbemerkt, wie sie nur konnte, in den großen, schwarzen Riss der Kirchturmuhr zu verschwinden.
 

Das Echo darauf war ein entsetzter Aufschrei von Enumi und Suria. Und Georgie brüllte: "Ist sie denn verrückt geworden?"
 

"Los, wir müssen ihr helfen!", schrie Enumi, leichenblass, und trotzdem unfähig, sich zu rühren.
 

"Diese dumme ...", zischte Suria und ging selbst auf den Riss zu, um Melissa rauszuziehen.
 

"SURIA!", schrie Georgie ihr entsetzt nach.
 

In diesem Moment zerriss ein markerschütterter Schrei aus dem Inneren der Uhr die Anspannung, der durch die gesamte Uhr zu dröhnen und die Steine beben zu lassen schien. Und im nächsten Moment fiel Melissa rückwärts aus dem Riss auf den Boden - und begann, unkontrolliert zu zittern, als hätte sie einen epileptischen Anfall. Ihre Augen drehten sich in ihren Höhlen, wie die Rollen im Einarmigen Banditen. Dazu ließ sie immer wieder entsetzte Schreie ertönen.
 

"MELISSA!", brüllte Enumi weinerlich und Georgie stand daneben, weiß, wie Papier und unfähig, überhaupt was zu sagen oder zu machen.
 

Nur Suria schien ihre Kontrolle behalten zu haben - sie rief den anderen Mädchen zu, sie sollten bei Melissa bleiben und lief, so schnell sie konnte, zum Haupthaus zurück und ins Krankenzimmer. Sie weihte die Krankenschwestern in das Geschehene ein und eine davon lief sofort mit Suria zur Uhr zurück (die andere war da geblieben, für den Fall, dass jemand kam). Als die beiden bei Enumi, die nun wirklich angefangen hatte, zu weinen, und Georgie, die einer Ohnmacht nah war und Melissa, die offenbar noch stärker zitterte, als vorher, angekommen waren, stieß die Krankenschwester Enumi beiseite, beugte sich über Melissa, zog ihren Zauberstab, und begann, komplizierte Sprüche murmelnd, den Zauberstab über ihr zu schwenken. Die Mädchen sahen, wie einige silberfarbene, gasförmige Fäden aus Melissa und in ihren Zauberstab gezogen wurden. Als alle Fäden weg waren, lag Melissa plötzlich ganz still und ohnmächtig da. Die Krankenschwester zauberte nun eine Trage wie aus dem Nichts, ließ Melissa ganz vorsichtig drauf schweben und hob mit ihrem Zauberstab die Trage in die Höhe, um sie zum Krankenzimmer zu befördern. Enumi lief ihr wortlos hinterher, Suria und Georgie folgten ihr. Suria schaute sich noch einmal um und warf einen Blick auf die Turmuhr. Die Zeiger zeigten viertel nach fünf - dieses Mal die richtige Zeit - und das goldene Uhrenwerk und die silbernen Turmsteine erwiderten den roten Glanz der untergehenden Sonne so täuschend rein und unschuldig.
 

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Nach all der Ewigkeit nun endlich eine Fortsetzung. Es war nicht so, dass ich zu faul gewesen war (NEIN, NEEEINN ;)), sondern weil meine Ausbildung sehr zeit- und nervenaufreibend ist. Daher ein ganz dickes Sorry. Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel (ich muss sagen, mir gefällt er nicht, weil ich einige Stellen gerne besser gemacht hätte und bereue, dass ich trotz vielem Kämpfen es nicht konnte … wobei – bei der Stelle, wo Enumi, Alison und Georgie zwischen dem Feuerwerkskörper streiten, musste ich doch ein wenig lachen^^).

Ein ganz dickes Dankeschön an meine treuen und lieben Leser Estelle, Phoebe-Maus, Kunoichi-X, Pitri-chan, sowie natürlich an alle eventuellen stillen Mitleser, die ich nicht kenne. Kritik an Rechtschreibung, Grammatik, Inhalt usw. ist jederzeit und gerne gewünscht, denn nur so kann ich besser werden^^.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-08-02T15:20:31+00:00 02.08.2009 17:20
Dann wollen wir mal *g*.

Ich freue mich, dass du Zeit finden konntest, um die Geschichte weiterzuschreiben. Warst du dabei sehr im Stress oder konntest du über alles in Ruhe nachdenken?

Trotz der langen Zeit habe ich mich sofort wieder in die Geschichte hineindenken können. Suria, Georgie und selbst Alison gefallen mir hier und vor allem die Streitszene im Schlafzimmer hast du passend umgesetzt ^^. Anne kam mir manchmal ein bisschen abwesend vor, aber sie kann ja auch nicht auf alles eingehen, was ihr gesagt wird (oder hinter ihrem Rücken).

In diesem Kapitel bist du auch auf die verschiedenen Häuser eingegangen. Ich finde die Taiyo-Statue irgendwie lustig und es passt, dass sich bisher noch kein Taiyo-Schüler besonders hat hervortun können. Leider haben sie es mit ihrem Bus und ihrer Schule nicht so gut getroffen, dafür haben sie zum Glück keinen Prunk und haben es auch nicht nötig, anzugeben oder sich herauszuputzen. Das hast du alles gut umschrieben. Schön ist es, dass du Suria, Georgie und Alison in einen Schlafsaal hast kommen lassen ^^.

Der Stundenplan mit den Zauber- und Nicht-Zauber-Fächern ist interessant, da bin ich gespannt auf den Schulalltag und auch, wer sich in Sportkurse einschreiben wird (oder auch nicht ^^;). Die Taiyo-Leiterin scheint auch nicht so doll zu sein, hoffentlich ist sie im Unterricht nicht so streng wie ein gewisser HP-Zaubertrank-Lehrer X_X.
Gut ist es auf jeden Fall, dass es keine Hauselfen gibt. Ich mochte deren Knechtschaft bei Harry Potter schon nicht.

Die Geschehnisse an/in der Turmuhr sind sehr mysteriös. Hat jemand die Turmuhr verhext oder war das nur ein einmaliges Ereignis? Hoffentlich kann das irgendwie aufgelöst werden.

Deine Grammatik ist in Ordnung so ^^. Ein paar Male hast du dich verschrieben, aber es sind nur ganz wenige Fehler und die fallen überhaupt nicht ins Gewicht ^^.

Das Kapitel ist auf jeden Fall ein guter Einstieg in die Schule und ich finde es gut, dass du daraus für die Erstklässler eine Führung gemacht hast, so dass sie schon einige Orte kennen lernen konnten. Nun bin ich gespannt darauf, wie es weitergeht und wie der erste Schultag werden wird ^^.


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