Hinter dem Horizont von Duath (Neuer Anfang in einer fremden Welt) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Unsere Wünsche sind die Vorboten der Fähigkeiten, die in uns liegen. (Goethe) Kapitel 2 Ich schlief wie immer schlecht. Ein wenig war ich erleichtert, dass heute Samstag war. Keine Schule und keiner würde mich auf mein blaues Auge und meine blauen Flecken ansprechen. Mühsam quälte ich mich aus dem Bett und schaute auf den Wecker, der mir frech 9 Uhr anzeigte. Ich schleppte mich ins Bad und wusch mich rasch. Ich wollte in die Buchhandlung und dann noch in die Tanzschule. Ich brauchte Ablenkung, dringend. Ich zog mir rasch meine Kleidung von gestern an und zwang mich, ein Stück Brot zu essen. Ich wollte gerade die Wohnung verlassen, als mir etwas einfiel. Schnell lief ich zurück in mein Zimmer und holte eine Schachtel unter dem Bett hervor. Ich öffnete sie und zog eine silberne Kette mit einem hellblauen, ovalen Stein am Ende hervor. Es war das Erbstück meiner Großmutter. Sie meinte, er würde Wünsche erfüllen. Ich glaubte nicht daran, aber ich liebte diese Kette und zog sie trotzdem selten an. Jetzt war einer dieser seltenen Momente und ich legte die Kette an. Vorsichtig strich ich mit einem Finger über den Stein und murmelte: "Ich wünschte, ich wäre weit weg von hier." Es war ein absurder Wunsch, aber im Moment gab er mir Halt. Ich riss mich zusammen und verließ nun endgültig die Wohnung. Eine Stunde später stand ich mit leeren Händen vor der Buchhandlung und verfluchte die Welt. Kein einziges interessantes Buch war dabei gewesen und in den nächsten drei Wochen würde auch nichts Neues mehr reinkommen, meinte die Verkäuferin. Die Lust aufs Tanzen war schlagartig verflogen und ich lief geradewegs in den Park zu meiner Lieblingseiche. Ich wollte, wie immer, alleine sein mit meiner Musik. Ich hatte mir zum Glück Ersatzbatterien eingesteckt, um genau zu sein ein 10ner Pack. Manchmal übertrieb ich es wirklich.... Die Eiche lag etwas abseits und geschützt vor Blicken der Leute, was auch gut so war. Ich wurde schon auf dem Hinweg so schräg angeschaut. Naja, wenn man sich die Mütze auch bis zur Nasenspitze runterzog und noch dazu die Haare darunter versteckte, sah dies sicherlich schon seltsam aus. Ich schaffte es tatsächlich zu meinem Baum ohne gegen eine Laterne oder sonstiges zu laufen. Ich ließ mich seufzend am mächtigen Stamm nieder und zog die Mütze vom Kopf, drehte die Musik auf, gerade lief "Nemo" von Nightwish und ich sang leise mit. Oh how I wish to dream again Once and for all And all for once Nemo my name forever more "Wenn du singst, dann singe wenigstens richtig.", rief jemand. Ich riss die Augen auf und vor mir stand Matt, mein geliebter Tanzpartner. Ich funkelte ihn wütend an. Musste das denn sein?? "Was machst du hier?", fauchte ich. Matt grinste nur. Nicht schon wieder dieses dämliche Grinsen.... "Ich gehe spazieren oder ist das verboten? Hast dich wohl wieder geschlägert, was?", meinte er und blickte auf mein blaues Auge. "Was willst du?", fauchte ich erneut. "Ich bin rein zufällig hier vorbeigekommen. Ich war gerade in der Videothek und hab mir "Herr der Ringe" ausgeliehen. Und wenn ich schon mal hier bin. Kommst du heute tanzen, sonst tanzt nämlich Luzy für dich." Ich verdrehte genervt die Augen und stand mühsam auf. Jeder einzelne Knochen schmerzte. "So ein Mist schaust du an?", murmelte ich und fügte nach einer kleinen Pause hinzu: "Soll sie doch mit dir tanzen. Ist mir eigentlich relativ egal." Du wünscht, du wärst sehr weit weg. "Was? Woher weißt du das?", fuhr ich den verdatterten Matt an. "Was weiß ich?", fragte er zurück. Ich winkte ab und wollte an ihm vorbei gehen, als er mich am Handgelenk packte und mich somit zurückhielt. Ich versuchte mich loszureißen, doch er hatte mich fest im Griff. "Lass mich SOFORT los...", zischte ich ihm zu, doch er grinste nur. "Weißt du, ich fand dich ja schon immer süß. So eine richtige Herausforderung, aber so langsam ist der Spaß vorbei.", meinte er und er meinte das durchaus ernst. Sein Blick durchbohrte mich und ich bekam Panik. Was hatte der Kerl vor? Nun ja, eigentlich konnte ich es mir ja denken... "Lass mich los.", forderte ich ihn erneut auf und meine Stimme klang wirklich bedrohlich. Wünschst du immer noch, weit weg zu sein? Ja, antwortete ich mir selbst oder der Stimme, je nachdem. "Iara, ich nehme mir jetzt das, was ich schon immer wollte und du kannst nichts dagegen tun." Seine Stimme klang merkwürdig verzerrt und weit weg. Ich hatte das Gefühl, dass sein Griff sich lockerte. Meine Umgebung verschwamm und selbst Matt, der sicherlich nicht einmal zwanzig Zentimeter von mir entfernt war, schien nur noch ein seltsamer Schlieren von Farbe zu sein. Aus den Farben wurde tiefes schwarz: ich musste wohl ohnmächtig geworden sein. Mühsam öffnete ich die Augen und blinzelte kräftig. Meine Sicht klärte sich und über mir war blauer Himmel. Ich blieb regungslos liegen und tastete vorsichtig mit der einen Hand nach rechts. Ich spürte etwas weiches. Ich drehte meinen Blick und erkannte meinen Rucksack. Dann wandte ich den Blick nach links und erschrak mich zutiefst. Neben mir lag Matt und auch er schien ohnmächtig zu sein. Ich hob langsam den Kopf nach oben und schaute nach vorne. Was ich sah, ließ mir den Atem stocken. Grün, grün und nochmals grün. Grüne Hügel, grüne Wiesen, grüne Bäume: alles war grün! Eines war sicher: im Park befand ich mich nicht mehr, aber wo war ich dann??? Neben mir regte sich Matt unter leisem Stöhnen. Ich sprang auf und wich mit geballten Fäusten von ihm. Ich wollte ihm keine Chance geben und im Notfall schlug ich eben zu. Langsam rappelte sich der Schwarzhaarige auf und blickte sich um. Als sein Blick auf mich und meine Fäuste fiel, lächelte er etwas schief. Als er dann endgültig stand und sich den Kopf rieb, fragte er mich: "Was ist passiert? Und wo zum Teufel sind wir?" "Bin ich Gott? Ich hab keine Ahnung, wo wir sind und was passiert ist. Ich weiß nur noch, dass alles auf einmal schwarz wurde.", klärte ich ihn auf. Ich war stinksauer, auf ihn und unsere jetzige Situation. "Ja, genau! Es wurde alles schwarz und dann bin ich aufgewacht. Aber eins ist sicher: der Park ist das nicht." Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen und klatschte Beifall. "Bist aber ein ganz Schneller.", spottete ich. "Halt doch die Klappe!!", schrie er mich an. Ich warf ihm einen bedrohlichen Blick zu und er schwieg auf der Stelle. "Naja, vielleicht sollten wir einfach los gehen und die nächste Stadt suchen. Vielleicht kommt uns auch jemand entgegen und nimmt uns mit.", schlug ich vor, schulterte meinen Rucksack und stampfte einfach an Matt vorbei. "Jetzt warte doch wenigstens auf mich.", rief er mir hinterher und holte mich ein. "Ich habe Hunger...", quengelte Matt nach einem endlosen Marsch. Ich verdrehte die Augen und seufzte. Er benahm sich wirklich wie ein kleines Kind. "Friss Gras oder halt die Klappe.", murmelte ich liebenswürdig wie immer. "Du bist so eine Zicke!" "Danke." Ein wirklich gelungener Schlagabtausch, oder? Plötzlich packte er mein Handgelenk und deutete nach rechts. "Schau mal, da steigt Rauch auf. Lass uns dort hingehen.", rief er und zerrte mich auch schon in die Richtung. "Du tust mir weh. LASS MICH LOS!!", rief ich, doch Matt hörte mich nicht. Er rannte einfach stur weiter über den Hügel und blieb letztlich vor einem Schild stehen. Schlagartig ließ er meine Hand los und ich schlug ihm erstmal auf den Arm. "Du bist so ein Trottel!", schrie ich ihn an und holte erneut zu einem Schlag aus, als er vom Schild wegtrat und darauf zeigte. "LIES!", schrie er mich an und ich tat wie geheißen. Was machte er denn wieder für einen Aufstand? Es war nur ein Schild, auf dem mit großen Buchstaben HOBBINGEN stand. Bitte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)