Hinter dem Horizont von Duath (Neuer Anfang in einer fremden Welt) ================================================================================ Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- Unsere äußeren Schicksale interessieren die Menschen, die inneren nur den Freund. (von Kleist) Kapitel 16 Ich hatte mich völlig umsonst verrückt gemacht. Die Elben waren einfach nur gastfreundlich. Sie haben mir Früchte und Wasser gebracht. Das beste Wasser, das ich jemals getrunken hatte. Hin und wieder versuchten wir uns mit Händen und Füßen zu unterhalten, weil sie es irgendwie gespürt hatten, dass ich sie sowieso nicht verstehen würde. Unter Gelächter versuchten wir dann herauszufinden, was gerade gesagt oder gefragt wurde. Es war wirklich sehr amüsant, obwohl ich mir wünschte, ihre Sprache zu sprechen. Ich fand diese nämlich wunderschön. Und als ob die Elben das gewusst hätten, sangen sie mir einige Lieder in ihrer Sprache vor und sie hatten wunderschöne Stimmen. Wenn ich nur annähernd so singen könnte. Ich war zwar der Meinung, dass mein Gesang nicht unbedingt schlecht war, aber weltbewegend war er auch nicht. Als sie mich dann aufforderten etwas zu singen, hob ich abwehrend die Hände und machte ihnen in Zeichensprache klar, dass ich keine schöne Stimme hatte. "Es kommt nicht auf die Stimme an, nur auf das, was man mit ihr ausdrücken will.", sagte plötzlich eine Stimme neben mir und ich wandte mich überrascht um. Neben mir stand eine wunderschöne Elbe mit langem, goldenem Haar und strahlend blauen Augen. Sie war zwar wie die anderen in einem grünen Kleid gekleidet, aber an ihr sah es so anders aus. Sie war hochgewachsen und gertenschlank. Um ihren schlanken Hals trug sie eine silberne Kette und ihre Hände waren die schönsten, die ich jemals gesehen hatte. Schlanke Hände mit feingliedrigen Fingern, die aussahen, als würden sie jeden Moment zerbrechen. Ihre Haut war zwar bleich, aber sie sah nicht kränklich aus. Und ihre Stimme war tief wie ein See, aber doch glockenklar. "Ihr..sprecht meine Sprache?", fragte ich sie verwundert. Ich dachte, dass mich keiner hier verstehen würde. "Ja, ich verstehe Euch. Singt uns doch etwas vor, ich würde Eure Stimme liebend gerne hören." Ich seufzte leise, ich konnte dieser Elbe nichts abschlagen. "Nun gut, aber ich singe Euch ein Lied, dessen Sprache Ihr nicht kennen werdet. Ich verstehe sie zwar auch nicht, aber ich liebe dieses Lied." Ich erinnerte mich ganz schnell an den Text von 'Kuolema Tekee Taiteilijan' von Nightwish. Ich hatte zwar keine Ahnung, was dieser Text bedeutete, da ich kein Finnisch konnte, aber ich liebte dieses Lied wirklich und es war einfach nachzusingen. Ich stand auf und schon lief es mir wieder eiskalt den Rücken runter. Alle Elben, und es schienen mehr zu sein, als vorher, standen um mich herum und schauten mich erwartungsvoll an. Ich hatte noch nie vor Publikum gesungen, nur immer zu Hause, wenn ich alleine war oder im Park, aber auch nur leise. Ach, da musst du jetzt durch, Iara. Sie werden sowieso kein Wort verstehen und sie kennen das Lied ja auch nicht, also können sie dich gar nicht kritisieren. "Fangt doch an. Ich bin gespannt auf Euer Lied.", forderte mich die Elbe auf und ich räusperte mich. Kerran vain haaveeni nähdä sain En pienuutta alla tähtien tuntenut Kerran sain kehtooni kalterit Vankina sieltä kirjettä kirjoitan Luojani, luoksesi anna minun tulla siksi miksi lapseni minua luulee Sinussa maailman kauneus Josta kuolema teki minusta taiteilijan Luojani, luoksesi anna minun tulla siksi miksi lapseni minua luulee Oman taivaan tänne loin Anna minun päästä pois Ich gab mir wirklich Mühe, aber ich hatte das Gefühl, dass ich es total versaut hatte. Aber nachdem ich geendet hatte und in die Gesichter der Elben sah, erkannte ich Erstaunen und Entzücken. "Ihr habt eine wundervolle Stimme, einer Elbe würdig. Aber sagt mir, was ist das für eine Sprache. Ich hörte sie niemals in meinem Leben zuvor.", lobte mich die wunderschöne Elbe und ich wurde leicht rot. "Diese Sprache nennt man Finnisch. Und ich danke Euch für das Lob." Sie und alle anderen Elben schauten mich fragend an. Ach ja, sie konnten ja nicht wissen, dass ich nicht von 'hier' war. "Finnisch? Ich habe noch nie von einer solchen Sprache gehört. Wo wird diese gesprochen?", fragte sie mich gleich und ich überlegte mir schnell eine Ausrede. "Sie wird in Finnland gesprochen. Das ist ein kleines Dorf am Rande des Auenlandes. Ich wuchs dort auf, erlernte aber nie die alte Sprache, nur dieses Lied hat man mir beigebracht.", log ich dann ohne rot zu werden. "Ein Dorf das Finnland heiß? Das kenne ich nicht. Aber es ist eine wirklich schöne Sprache. Ich würde zu gerne wissen, wie dieses Lied übersetzt wird." Ich lächelte verlegen und beteuerte ihr, dass ich mich schlau machen würde und sie dann so schnell wie möglich aufsuche. Mit einem Nicken gab mir die Elbe zu verstehen, dass sie damit einverstanden war. Danach sprach sie mit den anderen Elben und kurz darauf waren alle verschwunden, bis auf sie. "Sagt mir Euren Namen? Ich habe Euch in Düsterwald noch nie zuvor gesehen. Warum habt Ihr euer Volk nie besucht?", wandte sie sich dann wieder an mich und sah mich mit stechenden blauen Augen an. Ich zuckte unweigerlich zusammen. Dieser Blick hatte nichts mehr mit der Freundlichkeit zuvor zu tun. Was war hier los? Hatte ich vielleicht doch eine gerechtfertigte Paranoia? "Das ist leicht zu erklären. Ich konnte niemals weg. Ich wusste nicht, dass es noch andere wie mich gab. Ich wuchs sozusagen hinter Schloß und Riegel auf. Und bevor ich hierher kam, war ich in Bruchtal." "Ihr wohnt im Palast? Seid Ihr Prinz Legolas versprochen?", fragte sie weiter. Hatte sie nicht bemerkt, dass ich meinen Namen nicht genannt hatte? Oder kannte sie diesen schon? Ich hatte so ein komisches Gefühl in der Magengegend. Dieser Elbe konnte man nicht trauen. "Nein. Ich würde diesen arroganten Macho niemals heiraten, vorher springe ich von einer Klippe.", antwortete ich ihr dann entrüstet und ein Lächeln huschte auf ihre Lippen. "Dies lässt sich sicherlich einrichten.", murmelte sie und wandte sich ab. Ich schaute sie entgeistert an. Was hatte die gerade gesagt? Die verarscht mich doch nach Strich und Faden. Ich muss aufpassen, das kann genauso gut diese Zicke sein oder ihre Schwester. "Nun, ich danke Euch für die Gastfreundschaft, aber ich werde jetzt wieder gehen. Man erwartet mich sicher schon.", meinte ich dann hastig und wandte mich zum Gehen. "Du wirst nirgendwo hingehen.", rief mir die Elbe nach und gerade noch rechtzeitig blieb ich stehen. Ich starrte nach unten. Vor mir lag ein steiler Abhang und unten floß ein reißender Fluß. Wenn ich da jetzt rein gefallen wäre, den Sturz hätte ich wohl kaum überlebt. Ich drehte mich rasch um und da stand Togeldûreth und lächelte mich hinterlistig an. Aus den nahen Büschen trat ihre Schwester hervor und auch ihr Blick zeigte Schadenfreude. "Ich hätte nicht gedacht, dass du dich so leicht täuschen lässt. Aber ich wusste es von Anfang an: du bist nichts weiter als eine aufdringliche Elbe, die mir und dem Thron im Weg steht." Ich schaute sie entgeistert an und mir lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinab. Diese Elbe war einfach nur geistesgestört! "Hör mal zu, du Zicke. Ich hab nicht vor, dir deinen tollen Prinzen wegzunehmen. Der kann mich nämlich Kreuzweise. Du kannst ihn ruhig haben.", meinte ich dann gelassen und erntete dafür zwei feindliche Blicke. "Ich werde ihn auch bekommen und meine Schwester bekommt den Menschen. Auch wenn ich nicht verstehe, warum sie ihn liebt." Jetzt musste ich mich wirklich beherrschen, nicht laut zu lachen. Also, wenn ich paranoid bin, dann brauchen diese beiden Damen wirklich einen Psychiater, aber ganz dringend. "Du stehst also auf Matt? Dann lass dir gesagt sein, dass er jeder Frau hinterher steigt.", wandte ich mich an Gwiwileth und ehe ich mich versah, wurde mir der Boden unter den Füßen weggerissen und ich hing mitten in der Luft und das auch noch weit weg von der Klippe. Wie machten die das nur? Anscheinend haben sie doch irgendwelche magischen Kräfte. Grimmig schaute ich zu den beiden Elben, die nebeneinander mit jeweils einer erhobenen Hand, die auf mich zeigte, auf der Klippe standen und mir zulächelten. "Du wirst niemandem mehr im Weg stehen.", rief Togeldûreth mir entgegen und keinen Augenblick später sah ich meine Waffen, die in ihre freie Hand schwebten und somit war ich schutzlos ausgeliefert. Nein, noch nicht. Noch hatte ich ja meine Kräfte, aber ich war bei weitem nicht wütend genug auf die Beiden und wehtun wollte ich ihnen auch nicht, obwohl sie es eigentlich verdient hätten. Togeldûreths POV Da hing sie nun, ohne Waffen, völlig hilflos. Wir bräuchten nur eine einfache Handbewegung tun und sie würde auf Nimmerwiedersehen in die reißenden Fluten des Flusses unter ihr fallen. Dann würde sie keinem mehr auf die Nerven gehen und ich könnte schon bald den Thron besteigen und herrschen. Legolas und Düsterwald würden mein sein und ich würde dafür sorgen, dass sich niemand in unser Glück einmischt. Gwiwileth würde ihren Menschen bekommen, wahrscheinlich ihre Unsterblichkeit für ihn aufgeben, aber auch das sollte mir gleichgültig sein. Sie war mir eigentlich auch nur immer im Weg. Die jüngere Schwester eben, die tut, was man ihr sagt, ohne wenn und aber. "Die Aussicht hier oben ist ja wirklich grandios.", hörte ich dann auf einmal Iara sagen und verwirrt schaute ich zu ihr und ich traute meinen Augen nicht. Da stand sie, auf der Klippe und schaute hinunter. Wie war sie von da oben runter gekommen? Wie konnte sie unseren Zauber brechen? Und dann fiel mein Blick auf ihren Rücken, dort waren ihr Schwert und ihr Bogen samt Pfeilen. Ich schaute auf meine leere Hand und war kurz vor einem Wutausbruch. "Wie hast du das gemacht? Wie hast du das nur gemacht?", schrie ich sie an und erhielt nur einen kühlen Blick. "Weißt du, ich lasse mich nicht so leicht umbringen. Und wenn du Legolas haben willst, dann nimm ihn dir. Ich will ihn nicht. Genauso wie Matt, nimm ihn dir, Gwiwileth und du wirst sehen, was du davon hast.", meinte sie trocken, zog ihren Bogen und legte gleich zwei Pfeile ein. Und tatsächlich zielte sie auf uns, aber sie konnte nicht mit zwei Pfeilen gleichzeitig schießen. Das konnten nur die besten Bogenschützen von Mittelerde und selbst ihnen fiel es nicht immer leicht. "Am besten ihr geht jetzt und lasst mich in Ruhe oder ich lasse wohl ausversehen noch los." Sie hob den Bogen noch etwas an, drehte ihn waagerecht und spannte die Sehne. "Wir vergessen den kleinen Vorfall einfach. Ich will euch nicht verletzten, dafür sind mir die Pfeile zu schade.", sprach sie weiter und ich spürte Gwiwileths Fingernägel, die sich in meinen Arm bohrten. "Schwester, lass uns gehen. Sie meint das ernst. Wir werden eine andere Möglichkeit finden, sie loszuwerden.", sprach sie leise auf mich ein und ich nickte. "Ja, ihr werdet eine andere Möglichkeit finden, mich loszuwerden. Aber jetzt verschwindet, sonst werde ich euch los." "Freue dich nicht zu früh, du törichte Göre.", schrie ich ihr entgegen, aber nur ein kaltes Lächeln huschte über ihre Lippen. Mit meiner Schwester im Schlepptau verschwand ich zwischen den Büschen. Iaras POV Sie verschwanden zwischen den Büschen und waren Sekunden später wie vom Erdboden verschwunden. Und auch die Klippe und der Fluß waren verschwunden und ich stand wieder im Wald, alleine. Ich ließ den Bogen sinken und verstaute die Pfeile wieder im Köcher. Zum Glück waren sie Leine gezogen und ich musste mich nicht lächerlich machen. Ich hätte niemals getroffen, schon gar nicht mit zwei Pfeilen. Und was war überhaupt über mich gekommen? Wie kam ich nur auf die schwachsinnige Idee auf die Beiden schießen zu wollen? Und wie war ich wieder auf die Klippe gekommen? Zu meiner eigenen Überraschung stand ich dort plötzlich wieder. Ich konnte mich nur noch an ein kurzes Kribbeln im Bauch erinnern und dann stand ich wieder auf beiden Beinen auf dem Boden und starrte hinunter zum Fluß. Vielleicht hatte ich die besondere Fähigkeit des Rubin entdeckt ohne es zu wissen? Es war ja auch schon so gewesen, als ich im Palasthof unter dem halben Berg stand und jede Sekunde mit meinem Tod rechnete. Vielleicht versetzte mich der Stein dort hin, wo ich gerne hinwollte, weg von Gefahren. Wie praktisch, dann könnte ich mich ja jederzeit weg telepotieren, wenn mich meine Großmutter nervt. Aber ich verstand immer noch nicht, wie die Beiden auf die absurde Idee kamen, dass ich in Legolas oder Matt verliebt wäre. Davon gingen die doch echt aus und deswegen wollten sie mich loswerden. Ich sollte wohl dem werten Prinz mal erzählen, wie seine Verlobte in spe so drauf war. Ach, er glaubte mir ja sowieso nicht. Seufzend schaute ich mich um. Wo war ich hier eigentlich? Es waren keine Elbenhäuser zu sehen. Ich stand also mitten in einem mir unbekannten dunklen Wald herum und kam wohl nicht mehr nach Hause. Ich schaute nach links und nach rechts, aber nichts kam mir bekannt vor und ich konnte auch keinen Pfad oder ähnliches erkennen. Ich seufzte erneut und lief dann einfach auf gut Glück nach rechts, mitten in den Wald. Ich lief und lief und der Wald schien immer dichter zu werden. Und solangsam gab ich auch jede Hoffnung auf, hier wieder heraus zu finden. Verdammt, war das unheimlich hier. Ich will hier weg!! Bei jedem Geräusch zuckte ich nun zusammen und schaute mich panisch um. Hier und da raschelte es in den Bäumen und dann raschelte es wieder in den Büschen. Aus der Ferne hörte ich ein Kratzen und ein Scharren, als ob jemand etwas ausgräbt oder ansägt. Ab und zu schrie ein Vogel und als ein Eichhörnchen oder etwas ähnliches über mir auf den nächsten Baum sprang, rannte ich voller Panik los und stolperte vor mich hin. Die Geräusche schienen mich zu verfolgen und sie schienen immer näher zu kommen. Die Blätter raschelten, die Äste knarrten. Die Bäume schienen sich zu unterhalten, mich auszulachen, zu verspotten. Ich rannte und stolperte weiter, immer weiter. Ich versuchte, die Geräusche zu ignorieren, sie zu überhören, aber es klappte nicht. Sie wurden immer lauter und bedrohlicher und der Wald wurde dichter, nur ab und zu erhaschte ich einen Blick auf den Himmel, der in einem leichten rot und orange getaucht war. War ich schon so lange hier? Ich schlug mich durch die niedrig hängenden Äste und wurde plötzlich nach hinten gerissen. Ein ängstliches Wimmern kam über meine Lippen und versuchte mich zu befreien, aber je mehr ich mich bewegte, desto fester wurde der Griff. Es schien als würden mich Tausend Arme festhalten und mich erdrücken. Ich versuchte ruhig zu bleiben, aber ich geriet immer mehr in Panik, ich hatte solche Angst vor diesem Wald. Und außerdem erinnerte mich der feste Griff an meinen Vater. Ich wünschte, die Bäume würden mich laufen lassen. Bitte, lasst mich doch in Ruhe. Ich kniff die Augen zusammen und vereinzelte Tränen liefen mir über die Wangen. Nein, ich will nicht weinen. Ich will nur hier weg, weg von diesem grausamen, unheimlichen Ort. Ich wünschte mir immer und immer wieder aus dem Wald draußen zu sein, aber irgendwann gab ich die Hoffnung auf. Wenn man den Stein einmal brauchte, dann tat er keinen Gefallen. "Iara, wo kommt Ihr denn jetzt her? Macht die Augen auf. Es ist alles in Ordnung.", sprach plötzlich eine Stimme und ich öffnete langsam die Augen. Ich stand wieder dort, wo ich losgegangen bin. Verwirrt schaute ich mich um. Wie lange stand ich schon hier? Hatte mein Stein meinen Wunsch doch erhört? "Alles in Ordnung bei Euch? Ihr seht so verängstigt aus.", erklang die Stimme erneut und ich drehte mich erschrocken um. Ich hatte mich noch nie so gefreut, jemanden zu sehen, auch wenn es nur Legolas war, der mich aus diesen wahnsinnig schönen blauen Augen fragend und besorgt anblickte. Legolas' POV Als Togeldûreth und ihre Schwester im Schloss ankamen, schienen sie nicht sonderlich gut gelaunt zu sein. Sie kam Aragorn und mir gleich entgegen und blieb wütend vor uns stehen und ihr Blick war undefinierbar, irgendwas zwischen Wut und Verzweiflung. "Sorgt endlich dafür, dass diese kleine Göre verschwindet. Sie hat im Palast nichts zu suchen.", zischte sie sofort und ich schaute sie etwas verwirrt an. Meinte sie Iara? Wieso sollte sie verschwinden? Diese Elbe hatte sie wirklich nicht mehr alle... "Iara bleibt wo sie ist, im Palast. Sie ist Gast bei uns, genau wie Ihr. Findet Euch damit ab oder kehrt nach Hause zurück.", antwortete ich ihr dann kühl und fing gleich einen weiteren Blick ein. "Dann solltet Ihr sie vielleicht suchen gehen, bevor sie noch jemanden verletzt. Uns zu bedrohen....." Mehr sagte sie nicht. Sie hatte ihre Schwester am Arm gepackt und war an uns vorbei gerauscht. Verwirrt blickte ich zu Aragorn, der genauso ratlos war wie ich. "Was meint sie damit?", fragte ich ihn nach kurzem Schweigen und der Waldläufer zuckte mit den Schultern. "Dass wir Iara vielleicht wirklich suchen sollten. Sie kennt sich hier nicht aus und wer weiß, was Togeldûreth mit ihr angestellt hat. Ich traue deiner Verlobten nicht über den Weg." Ich schaute ihn wütend an und verschränkte die Arme. "Ich will sie ja gar nicht als Verlobte. Ich hoffe, dass ich sie so schnell wie möglich wieder los werde." "Schon gut. Du reitest in den Wald, du kennst dich besser aus. Am Ende verlaufe ich mich auch noch und ich reite zu den anderen Elben und frage sie, ob sie Iara vielleicht gesehen haben.", meinte Aragorn amüsiert und heftig auf ihn einredend folgte ich ihm zu den Ställen. Wir trennten uns an der Weggablung zur Siedlung und in den unbewohnten Wald. Ich ritt öfter dorthin, weil ich die Ruhe und den Frieden dort so liebte. Aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Iara dort war. Und wenn? Wie war sie da nur hingekommen? War es vielleicht meine Schuld gewesen? Immerhin ist sie wegen meiner Worte davongelaufen. Ich ließ Iavas im Schritt gehen und lauschte dem Rascheln der Blätter. Vielleicht konnten sie mir sagen, wo ich diese Nervensäge finden würde. Ich war überraschte, als sie plötzlich ein paar Meter vor mir auftauchte. Sie hatte die Augen geschlossen, zitterte am ganzen Körper und ihre Arme waren verkratzt. Sofort sprang ich von Iavas ab und lief zu ihr. Ich fragte sie, ob alles in Ordnung sei, aber ich erhielt keine Antwort. Ich fragte erneut und als sie ihr Gesicht zu mir wandte, erschrak ich mich doch etwas. Sie schien geweint zu haben. Hatte der Wald sie etwa so erschreckt? Ich wartete immer noch auf eine Antwort, aber sie schaute mich einfach nur an und im nächsten Moment hatte sie die Arme um meinen Bauch geschlungen, drückte sich an mich und vergrub das Gesicht an meiner Brust. Überrascht und verwirrt schaute ich auf das verängstigte Mädchen hinab und wusste nicht, was ich tun sollte. Wenn sie realisieren würde, was sie hier tat, dann würde ich nicht lebend aus dem Wald herauskommen. Aber sie schien eine solche Angst zu haben, dass sie das gar nicht weiter störte. Zögerlich legte ich dann doch die Arme um sie und strich ihr beruhigend über den Rücken. "Was ist denn passiert?", fragte ich leise und fragte mich selbst, was ich hier eigentlich tat. Doch schon die bloße Erinnerung schien sie noch mehr zu ängstigen, denn sie fing wieder an zu zittern und ihre Schultern bebten verdächtig. Sie weinte doch nicht etwa? Doch die Frage erübrigte sich gleich, denn ein gedämpfter Schluchzer erklang und ich reagierte einfach: ich nahm sie fester in die Arme, legte meinen Kopf sachte auf ihren und sprach beruhigen in meiner Sprache auf sie ein. Und es schien tatsächlich zu helfen, sie zitterte nicht mehr und das Weinen wurde leiser. "Ich will nach Hause. Bring mich nach Hause, bitte.", ertönte es dann leise und ich lächelte, nahm sie auf die Arme und trug sie zu Iavas. Die ganze Situation stimmte mich nachdenklich. Gerade hatte sie mir ihr wahres Gesicht gezeigt, auch wenn sie mich später dafür hassen würde. Sie tat nur immer so stark und unnahbar, dabei war sie einfach nur einsam und verängstigt. Aber das wollte sie ja nicht glauben und schon gar nicht zugeben. Vorsichtig setzte ich sie auf Iavas und sprang dann leichtfüßig hinter ihr auf, nahm die Zügel mit der rechten Hand auf und legte den anderen Arm um ihre Hüfte, schon allein deswegen um sicherzugehen, dass sie nicht vom Pferd fiel. Die ganze Zeit über hatte sie kein einziges Mal aufgeschaut, hielt das Gesicht nun an meiner Schulter versteckt. Ich ließ Iavas' Zügel lang und er trottete gemächlich Richtung Palast. Das sanfte Schaukeln des Pferdes ließ sie wohl schläfrig werden, denn mit einem leisen "Danke.", schlief sie ein. Mit nachdenklichem Blick blickte ich auf die schlafende Elbe und lächelte leicht beim Anblick ihres friedlichen Gesichtsausdrucks. Jetzt sah sie aus wie ein Engel, wunderschön und zum greifen nah. Oder doch so weit entfernt? Empfand ich mehr als Freundschaft für sie? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)