Hinter dem Horizont von Duath (Neuer Anfang in einer fremden Welt) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Wir kennen uns nie ganz, und über Nacht sind wir andre geworden, schlechter oder besser. (Fontane) Kapitel 3 "Hobbingen? Was soll das sein?", fragte ich den vollkommen aufgelösten Matt. "Hobbingen ist eine Stadt in MITTELERDE! Ein Dorf im Auenland. Die Heimat der Hobbits! DAS DARF EIGENTLICH GAR NICHT EXISTIEREN!", schrie er völlig apathisch. Ich schaute ihn verständnislos an und schüttelte den Kopf. "Dreh mal nicht ab. Wird schon eine einfache Erklärung dafür geben.", versuchte ich ihn zu beruhigen, aber ich gab mir nicht sonderlich viel Mühe dabei. Ich genoss den Anblick seines Leidens. "Jetzt lass uns einfach mal da hingehen und fragen, wo wir hier sind.", sagte ich dann spontan und schlenderte einen kleinen Trampelpfad in Richtung Hobbingen hinab. Während ich langsam den Pfad hinabstieg, setzte ich mir meine Mütze wieder auf den Kopf und versteckte meine langen Haare. "Iara, du weißt gar nicht, wo wir hier sind.", versuchte Matt immer noch mich davon zu überzeugen, dass wir in einer FILMWELT gelandet waren. "MATT, reg' dich ab. Du bist ja völlig mit den Nerven am Ende.", brachte ich ihn zur Vernunft und lief weiter. Ich schaute mich um. Die Häuser waren etwas zu klein und hatten runde Türen, jedes Haus hatte einen schönen Garten mit Blumen und selbstangebautem Obst und Gemüse. Hier und da spielten Kinder und Erwachsene unterhielten sich oder schauten mich und meinen Begleiter fragend an. Auch ich schaute sie fragend an. Sie waren recht klein geraten und hatten keine Schuhe an ihren stark behaarten Füßen. "Verdammt, Iara! Das sind Hobbits.", flüsterte Matt mir zu und ich rammte ihm meinen Ellenbogen in den Bauch. Sofort schwieg er und hielt sich den schmerzenden Magen. "Hör endlich auf, so einen Mist zu erzählen.", zischte ich ihm zu und lief weiter. "Ich erzähle keinen Mist. Ich sage nur die Wahrheit, aber wenn wir wirklich in Hobbingen sind, können wir versuchen, Frodo zu finden.", brummte Matt und ich schaute ihn mehr als nur fragend an. "Wen bitte?", wollte ich wissen. "Frodo, der Ringträger.", meinte mein Tanzpartner ernst. Ich musste schmunzeln und aus dem Schmunzeln wurde ein Lachanfall. "Ist klar....", lachte ich und zog, mal wieder, sämtliche Blicke auf mich. "Hör' auf zu lachen und folge mir.", schmollte Matt und zerrte mich mal wieder mit. Er rannte so schnell, dass ich kaum hinter her kam und das Unglück nahm seinen Lauf. Matt rannte viel zu schnell um die Kurve und im nächsten Moment lagen wir beide auf dem Boden. Um es mal anzumerken: in einer ziemlich unschönen Stellung. Matt lag nämlich auf mir und ich bekam kaum noch Luft. "Geh von mir runter.", keuchte ich und versuchte ihn von mir herunterzustoßen, doch irgendwie war er wie versteinert. Er blickte gebannt geradeaus und ich versuchte an ihm vorbei zu sehen. Ich erkannte nur einen Zipfel eines weißen Gewandes, mehr erkannte ich wegem dem Klotz auf mir nicht. "Ihr solltet wirklich aufpassen, wohin Ihr geht. Und geht doch bitte dem Wunsch Eures Begleiters nach.", meinte der Träger des weißen Gewandes mit ruhiger Stimme. Ich verengte die Augen zu Schlitzen, denn der amüsierte Unterton in der Stimme war nicht zu überhören gewesen. "Du hast es gehört!", fuhr ich Matt an und stieß ihn mit voller Wucht von mir herunter. Mühsam stand ich auf. Der Sturz hatte meinen schmerzenden Knochen nicht gerade gut getan. Ich zog meine Mütze zurecht und steckte einige vorwitzige Strähnen zurück. Während ich mir den Staub von den Kleidern klopfte, schaute ich mir den Gewandträger genauer an. Es war ein alter Mann mit weißem Bart und ebenso weißem Haar. In der Hand hielt er einen langen Stab und sein Blick ruhte freundlich auf mir. "Ihr seid Gandalf...", machte sich Matt auf einmal bemerkbar und sprang auf. Er stellte sich vor den alten Mann und musterte ihn ehrfürchtig. Der wiederum nickte etwas erstaunt. "Der bin ich. Aber sagt mir, wer seid Ihr?", fragte Gandalf. Ich klopfte Matt unsanft auf die Schulter. "Wer um Gottes Willen ist das?", fragte ich barsch. Matt hielt mir die Hand vor den Mund, was ich mit einem wütenden Blick quittierte und flüsterte mir zu: "Das ist Gandalf, der Weiße. Ein mächtiger Zauberer. Einer, der Gefährten, die Frodo auf dem Weg nach Mordor begleiten sollten." Ich biss Matt in die Hand, da ich keine Luft mehr bekam. Er schrie auf und riss die Hand weg. "Spinnst du, du verrücktes Weib?", zischte er mich an und hielt sich die Hand. "Wenn ich keine Luft mehr bekomme, du Idiot!", giftete ich ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich unterbreche Euer Gespräch nur ungern, aber würdet Ihr bitte so freundlich sein und mir sagen, wer Ihr seid?", meldete sich Gandalf zu Wort und musterte uns eindringlich. Matt drehte sich um und schaute den Zauberer entschuldigend an. "Verzeiht, mein Name ist Matt und das hier ist...", begann Matt, aber ich unterbrach ihn. "Ich heiße Ian.", stellte ich mich, falsch, vor. Matt sah mich nur verständnislos an und Gandalf musste schmunzeln. "Nun, Matt und Ian,..." , setzte Gandalf an und sprach meinen "Namen" ziemlich seltsam aus, "...was führt einen Menschen und einen Elb nach Hobbingen?" "Ein Elb? Was ist das nun wieder?", fragte ich dazwischen. Matt winkte ab. "Erkläre ich dir später." Und zu Gandalf gewandt, meinte er: "Was meint Ihr mit Elb? Wir sind beide Menschen." Gandalf lächelte wissend und schüttelte den Kopf. "Dies glaube ich kaum. Schaut Euren Begleiter doch einmal genauer an.", schlug er Matt vor und dieser riss sofort meinen Kopf nach links und begutachtete meine Ohren. Ich stieß ihn sofort von mir und rieb meinen Nacken. "Spinnst du? Das tut vielleicht weh.", fauchte ich ihn an, doch er reagierte gar nicht und schaute nur auf meine Ohren. "Du hast Elbenohren.", presste er dann zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich fasste mir automatisch an die Ohren und tatsächlich: sie liefen oben spitz zusammen. "Und was heißt das jetzt?", fragte ich ziemlich unbeeindruckt, innerlich tobte es in mir. So wie es aussah hatte Matt wohl doch recht mit seinem Mittelerde-Gerede. Hobbingen, Hobbits, Gandalf, Elbenohren: dies alles ergab für mich überhaupt keinen Sinn. "Das heißt, dass Ihr ein Elb seid. Ihr habt ein besseres Gehör als Menschen und könnt besser und weiter sehen, als sie.", erklärte mir Gandalf und musterte mich. "Aber Ihr seht sehr untypisch aus für einen Elb. Woher stammt Ihr?", wollte er wissen. "Nicht aus dieser Welt.", war meine unüberlegte Antwort, aber zum Glück fragte Gandalf nicht weiter nach. "Ihr seht erschöpft aus. Ich war gerade auf dem Weg zu einem alten Freund. Begleitet mich doch.", bat der Zauberer uns, wandte sich ab und lief voraus. "Ich traue dem nicht, Matt.", zischte ich meinem unfreiwilligen Begleiter zu. "Stell dich nicht so an, komm schon.", forderte er mich auf und folgte Gandalf, ohne mich. Ich blieb einfach dort stehen, wo ich stand und machte nicht die geringste Anstalt mich zu rühren. Das war doch die größte Verarschung seit es die Versteckte Kamera gab. Die könnten solangsam wirklich einmal aus dem Busch springen. "Jetzt komm endlich!", rief Matt mir zu, winkte und verschwand hinter der nächsten Kurve. Seufzend setzte ich mich in Bewegung und rannte Matt und dem seltsamen Zauberer hinterher. Die Sache wuchs mir so langsam über den Kopf und so etwas hasste ich, sehr sogar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)