James needs Lily von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 20: Nie wieder Hogwarts ------------------------------- Lily hielt ihren Kelch fest umklammert und starrte mit leerem Blick nach vorne zum Lehrertisch, wo Dumbledore stand. Schwarze Banner verdüsterten die Halle, wo sonst immer die farbenprächtigen Banner der Häuser hingen. Es war der letzte Abend in der Schule. Die Prüfungen waren vorbei, die Schulzeit war vorbei, und wie es ihr vorkam, auch die Zeit, wo sie noch sicher gewesen war. Die Worte des Schulleiters drangen kaum an ihr Ohr. Er sprach von Catherine, von Voldemort und den Opfern, die durch ihn entstanden, aber Lily sah nur, wie Catherine fiel, das wilde Entsetzen in James Augen als er sie zurückhielt, und der schreckliche sirrende grüne Blitz. Diese Szene hatte sie die ganze Zeit über verfolgt. Die erste Nacht nach Catherines Tod war schrecklich gewesen... Sie hatte sich stundenlang hin und hergewälzt und war erst in den frühen Morgenstunden in einen unruhigen Schlaf gefallen. An den bleichen Gesichtern ihrer Freundinnen konnte sie erkennen, dass es ihnen nicht besser ergangen war; Sie sahen aus wie Gespenster. Die zweite Nacht begann wie die erste, und Lily hatte es nicht mehr ausgehalten, war aufgestanden und, das Kissen fest an sich gepresst, hinüber zum Jungenschlafsaal gelaufen. Unter der schweren Bettdecke hatte James sie im Arm gehalten und sie hatten sich gegenseitig getröstet. Seitdem hatte sie keine Nacht mehr in ihrem eigenen Schlafsaal verbracht. Sie sah Catherine immer noch vor sich, den Schrei, den Blitz, aber jetzt war James da um sie zu halten. Sie schauderte, und dann kehrte ihr Bewusstsein in die Halle zurück. "...Catherine Carnot war ein aufrichtiges und mutiges Mädchen. Auch wenn sie nicht ursprünglich von Hogwarts kam, gehörte sie bald unserer Gemeinschaft an. Sie hat viel für unsere Schule getan, und ich kann nur hoffen, dass ihr die Schule genauso viel zurückgegeben hat. Wenn ihr an sie denkt, dann denkt nicht nur an die hervorragende Quidditchspielerin, die sie war, und auch nicht an die gute Freundin, sondern denkt auch, dass sie bis zum letzten Augenblick ihres Lebens sich für andere eingesetzt hat und in diesem Fall auch Leben gerettet hat. Und wenn ihr euch in einer ähnlichen Situation befindet, dann denkt zwar an ihr Schicksal, aber auch das es nicht immer so kommen muss, und das sie aus der Überzeugung heraus gehandelt hat, das Richtige zu tun. Vergesst sie nicht. Erinnert euch an dieses Mädchen, das sein Leben für das von anderen gab. Erinnert euch an Catherine Carnot." Während sie spürte, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen, leerte sie ihren Kelch. Und ihr Blick fand automatisch den leeren Platz mitten unter ihnen, Catherines Platz, den keiner wagte auszufüllen. ~*~*~*~ "Wo sind Lily und James?" "Im Schulsprecherabteil. Du kannst ja klopfen, wenn es wichtig ist." "Lieber nicht." December starrte weiter aus dem Fenster. Sie stand im Gang, dort wo keiner langging, und Sirius stand neben ihr, die Hände tief in den Taschen vergraben. Sie hatte den Kopf an das Fenster gelegt und verfolgte mit den Augen, wie die Regentropfen die Scheibe hinunter liefen. "Das passt ja", sagte sie leise. "Regen und Sturmwolken. Kein glorreicher Abschied von Hogwarts im strahlenden Sonnenschein." "Wieso sollte er auch glorreich sein", bemerkte Sirius düster. "Ich finde Regen passend. Abschied vom einzigen richtigen Zuhause das ich je hatte sollte nicht schön sein." December sah ihn an. "Ich denke du hast eine Wohnung?" Er lächelte säuerlich. "Schon. Aber kennst du den Unterschied zwischen einem Haus und einem Zuhause?" Sie seufzte und sah wieder hinaus. "Kannst du mir noch was geben? Bevor ich nach Amerika fahre?" Er griff in die Tasche, sah noch nicht einmal nach ob irgendjemand sie sehen könnte, und holte ein Kräutersäckchen hervor. "Das ist das letzte, was ich dir gebe, Cem. Du hast das Zeug in den letzten Wochen zu oft benutzt. Ein Wunder, dass du durch die Prüfung gekommen bist." "Du hast es auch benutzt!" fauchte sie. "Und warum sollte ich es nicht nehmen? Es tut doch keinem weh, oder?" "Dir tut es weh. Und im Gegensatz zu dir weiß ich auch, wann ich aufhören muss. December, es hilft nichts wenn du dein Leben in berauschenden Vampirgefühlen erstickst." "Ach halt's Maul und tu nicht so vernünftig. Ich weiß genau, dass du es nicht bist. Es hilft mir halt!" Sie schnappte ihm das Kräutersäckchen aus der Hand und stopfte es in ihre Tasche. Sirius starrte sie aus tiefen Augenhöhlen an. "Ich weiß nicht, warum du so tust", brachte er schließlich gepresst hervor. "Du hast in den letzten Wochen alles daran gesetzt, dein Hirn mit Kräutern zu vernebeln und ,zu vergessen'. Du warst noch nicht einmal dabei! Du hast es nicht gesehen!" Er wurde lauter. "Du hast sie nicht fallen sehen, du hast sie nicht zurück- zurück nach Hogwarts getragen, ihren leblosen Körper im Arm gehabt! Du hast doch gar nichts getan!" "Das ist es ja gerade!" schrie sie zurück. "Ich habe nichts getan! Ich habe mich verpisst, feige davon gemacht, zugesehen dass ich mich selber in Sicherheit bringen konnte ohne mich um die anderen zu kümmern! Weißt du, was das für ein Gefühl ist? Ihr wart alle da, ihr habt ihn alle gesehen, sogar gegen ihn dagestanden, geholfen, etwas unternommen! Sogar Peter! Er hat die Lehrer informiert, er hat die Schüler aus dem Gang gelassen, und Remus hat sie alle reingeschleust, in diesem kaputten Wirtshaus einen nach dem anderen herein gewunken, und ist selber erst als allerletzter gegangen. Ich komme mir schlecht neben euch vor, wie der letzte Dreck, noch weniger! Ein feiges Nichts! Ihr- ihr habt gezeigt, was ihr seit." Ihre Stimme wurde dünn und immer leiser. "Ihr seid Gryffindors. Echte, mutige Gryffindors. Und ich gehöre nicht zu euch. Ich war feige und bin weg gelaufen. Ich bin nicht mutig." Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und starrte an Sirius vorbei an die Wand. Er suchte nach etwas, was er ihr sagen konnte, um ihre Worte abzumildern, aber zum ersten Mal fiel ihm nichts ein. ~*~*~*~ Irgendwann kamen sie nach einer ihen ewig erscheinenden Zugreise an. Als sie in Kings Cross auf dem Bahnhof standen, kurz vor der Schranke in die richtige Welt, hielten sie inne. Es kam ihnen komisch vor, fast falsch, unwirklich. Die letzten Wochen in der Schule waren vorbei geflogen, selbst der Tag, an dem sie als Erstklässler zum ersten Mal hier gestanden hatte, schien gerade erst gestern gewesen zu sein. "Es ist jetzt also vorbei", sagte James leise, als könne er es nicht richtig fassen. "Die Schule ist vorbei. Nie wieder Hogwarts." Lily, die neben ihm stand, schluckte. "Nie wieder Essen in der großen Halle", fügte sie hinzu. "Nie wieder die Posteulen." "Nie wieder Ausflüge in den verbotenen Wald", sagte Remus. "Nie wieder Butterbier vor dem Kaminfeuer im Gemeinschaftsraum" fiel Peter ein. "Nie wieder Sticheleien zwischen den Häusern und der Kampf um den Hauspokal" sagte Frank wehmütig. "Nie wieder Nächtelange Gespräche und Quidditchspiele", erinnerte sich Alice. December nickte. "Nie wieder langweiliger oder ausnahmsweise auch aufregender Unterricht und ein immer nervender Peeves" "Nie wieder Strafarbeiten und Streiche. Und nie wieder Punktabzug von Professor McGonagall", trauerte Sirius und rief damit das erste Gelächter seit Wochen hervor. Sie traten zusammen und legten ihre Hände aufeinander. Eine kurze, feierliche Stille trat ein, und nur der Regen war zu hören, der auf das Dach über ihren Köpfen trommelte und die Welt wusch damit sie wieder neu schien. "Nie wieder Hogwarts", wiederholte James. "Aber Freunde für immer." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)