Fool In The Rain von Ayne ================================================================================ Kapitel 10: The Last Try ------------------------ *vollkommen fertig vor der Tastatur rumhäng *gleich ausm Stuhl rutsch *mit dem Kopf gegen die Wand lehn Ich... kann... nicht... mehr... ich ... will... nicht... mehr... und... gleich... muss... ich... auch... nicht...mehr...!!! ***MEINE NERVEN!!!!*** Egal, jetzt geht's weiter... endlich der letzte Teil. Ich mag diesen Teil trotz des Endes nicht wirklich. Aber vielleicht kommt mir das nur wegen des Dämmerungszustandes, in dem ich mich befinden, so vor. -.- Egal. Lest. Ob logisch oder unlogisch. Ich will es jetzt hinter mir haben. Zum Schluß noch ein Abschiedskommentar. Klatsch. Bumm. Bäng. Und das wars dann. Achtung: DISCLAIMER!!!! Alle, die mit großen Gefühlsausbrüchen nicht leben können, bitte schnell wegklicken! Wer damit klar kommt, bitte weiterlesen.^^ "Come On, Ladies And Gentleman! Put your hands up in the air! Yeah, now it is the right time for: FOOL IN THE RAIN X!!!" Contact Ten: // The Last Try (Sunrise) \\ Mit einem starren Gesicht stolzierte Ray durch den sterilen Gang. Zum wievielten Mal war sie diese Woche hier? Eigentlich hätte sie schon fast erwarten müssen, dass die Schwestern sie freudig begrüßten und womöglich noch auf einen Kaffee einluden, sooft, wie sie ihnen bereits über den Weg gelaufen war. Doch Ray war sich ziemlich sicher, dass es ihr vorerst letzter Besuch hier war, wenn sie sich nicht innerhalb der nächsten Wochen so verstümmeln würde, dass sie um einen Krankenhausbesuch nicht herum kam. Ja, hier in diesem riesigen Gebäude war sie heute definitiv das letzte Mal. Schon seltsam, dass gerade hier alles enden sollte. Aber was sollte es? Sie war ihm diesen Besuch schuldig, schließlich war es irgendwie schon ihre Schuld gewesen, dass er den Unfall gebaut hatte. Gut, er hätte nicht unbedingt wie ein total Bekloppter diese Verfolgungsjagd starten müssen, daran war er nun selbst Schuld, aber immerhin hatte er es für sie getan. Weil er sie liebte. Oder aus Größenwahn, das sei mal dahingestellt. Schließlich kam sie vor seinem Zimmer an und riss die Tür ohne zu klopfen auf. Alan hatte jetzt weder zu schlafen, noch Fernsehen zu gucken, noch irgendetwas anderes zu machen. Er musste ihr jetzt zuhören. Hastig betrat sie den weißen Raum und stellte fest, dass es sich um ein Zweibettzimmer handelte. Na ja, um so besser, wenn ein anderer dabei war, waren die Chancen, dass er über sie herfiel wie ein Wolf über seine Beute ein bisschen geringer. Sie holte einmal tief Luft, bevor sie vor sein Bett trat und ihm direkt in die Augen blickte. Diese starrten ihr entsetzt aus einem sonst fast ausdruckslosen Gesicht entgegen. Seine Lippen formten ein stimmloses "... Ray?" und er legte die Autozeitschrift beiseite. "... Was machst du hier?", fragte er schließlich und konnte seinen Blick nicht von ihr wenden. Ray schnaubte. "Ist es mir nicht erlaubt, ein Krankenhaus zu besuchen, oder was?", giftete sie und starrte ihn aus Schlitzaugen an. Was machst du hier? Was war das denn für eine überaus bescheuerte Frage. Was machte man schon in einem Krankenhaus, wenn man nicht selbst verletzt war? Schwimmen gehen? Ein Konzert geben? An Ausgrabungen teilnehmen? "Doch, natürlich ist es dir erlaubt.", bestätigte Alan blitzschnell und setzte noch ein: "Ich habe mich nur gewundert, was dich gerade in mein Zimmer führt.", hintendran. Sie ließ ihren Blick abschätzig über seinen Körper fahren und ignorierte seine Antwort. Er schien nicht besonders schwer verletzt zu sein, war ihr Gewissen etwas beruhigte. Schließlich wollte sie auch nicht, dass er wegen ihr vor die Hunde ging. Na ja, aber das hatte sich ja jetzt sowieso erledigt. "Alan.", murmelte sie und straffte ihre Schultern. Sie würde es ihm jetzt sagen und dann war die Angelegenheit gegessen. Dann würde sie ihn nie wieder sehen und endlich vergessen. Ja, das war der einfachste Weg, es hier und jetzt zu beenden. Er blickte sie aus seinen braunen Augen erwartend an. "Ich möchte jetzt etwas loswerden und ich hoffe inständig, dass wir uns danach nicht mehr sehen. Nimm es meinetwegen als Abschied, oder so." Sie sah, wie er bei diesen Worten zusammenzuckte und lächelte ein wenig in sich hinein. Ja, das war sicherlich nicht schön für ihn, schon wieder von ihr zurückgewiesen zu werden. Ray wusste jetzt, wie sich das anfühlte. Hatte sie ja schließlich erst letzte Nacht am eigenen Leib erfahren müssen. Und auch wenn es grausam klang, es war auf eine gewisse Weise entlastend zu sehen, dass es nicht nur ihr so ging. "Ja?", flüsterte Alan gespannt und legte seinen Kopf ein bisschen schief. Dabei rutschte der Verband, der wie ein Stirnband um seine Birne gebunden worden war ein Stückchen nach unten und bedeckte sein eines Auge. Genervt schob er ihn wieder ein Stückchen nach oben und wartete auf ihre Rede. Ray räusperte sich leicht. Sie wusste nicht, was er erwartete. Wahrscheinlich machte er sich innerlich auf eine Standpauke gefasst, ja, das wäre Rays Stil gewesen, jetzt richtig drauflos zu schnauzen und mal so richtig auf die Kacke zu hauen. Aber vom Rumschreien hatte sie genug und auch glaubte sie, nicht mehr die alte Ray zu sein. Ja, sie hatte sich verändert. Wenn auch nicht äußerlich, so auf jeden Fall innerlich. "Alan... es tut mir Leid." Sie senkte leicht den Kopf und starrte auf die weiße Bettdecke, unter der er lag. "Was...?!", keuchte er und richtete sich noch ein Stückchen weiter auf. Sie wollte sich bei ihm entschuldigen? Damit hätte er in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet. Mit allem, nur nicht mit einer so demütigen Entschuldigung. "Ja, du hörst richtig. Es tut mir unendlich Leid." Noch einmal holte sie tief Luft, hob dann wieder ihren Kopf und blickte ihm entschlossen in die Augen. "Es tut mir Leid, dass so etwas aus dir werden musste. Es tut mir Leid, dass du als mein Halbbruder zu so einem widerlichen Ekel mutieren musstest!!! Es tut mir auch Leid, dass ich dir nicht gesagt habe, wie schlecht du küsst. Ja, du glaubst gar nicht, wie Leid es mir tut, dass ich dir je Hoffnungen gemacht habe...", beendete sie und fuhr sich mit der Hand zum Kinn hinauf. Langsam drehte sie sich wieder in Richtung Tür und ging ein paar Schritte auf sie zu, sodass es aussah, als wolle sie gehen. Doch bevor sie sie öffnete, drehte Ray sich noch mal zu Alan um und fügte hinzu: "Ach ja, bevor ich es vergesse: ... Danke. Danke dafür, dass du mir die Augen geöffnet hast. Danke, dass du mir gezeigt hast, was für eine Art von Beziehung ich niemals will und danke, dass ich jetzt gelernt habe, mich zu wehren. Auf Wiedersehen." Mit diesen Worten verließ sie das Krankenzimmer und ließ einen vollkommen verdutzen Alan zurück. Ja, auf nimmer Wiedersehen. Mit ausgreifenden Schritten rannte sie die Straße zu ihrem Haus hoch. Sie wusste auch nicht so genau, warum sie so rannte, aber irgendwo hatte sie mal gehört, dass Laufen den Kopf befreite. Das war anscheinend Tatsache. Schon nach ein paar Metern fühlte sie sich ungemein erleichtert und verdrängte all die schmerzenden Gedanken an Gott und die Welt. Der Wind rauschte an ihr vorbei und blies ihr die Haare aus dem Gesicht. Warum konnte sie nicht ein Vogel sein und einfach ihren Problemen davonfliegen? Warum zum Teufel war sie bloß ein dämlicher Mensch, der so fest in die Gesellschaft integriert war, dass er nicht vom Fleck kam? Warum konnte sie nicht einfach alles hinter sich lassen? Als sie an Alans verdutztes Gesicht dachte, umspielte ein Lächeln ihre Lippen. Ja, sie war fies gewesen. Genau wie er. Eigentlich war es ja nicht ihre Art, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, aber... Was hätte sie denn sonst tun sollen, um es ihm richtig zu zeigen? Eine Standpredigt hätte ihn wohl durchaus weniger berührt als das, was sie ihm eben gerade an den Kopf geworfen hatte. Als sie sich ihrem Haus näherte, sah sie eine Gestalt eilig aus einem Taxi springen. Auf die Entfernung konnte sie nur schemenhaft erkennen, wer sich dort eilig ihrem Haus näherte und wie ein Geisteskranke auf die Klingel hämmerte. Hö? Sie schaute noch einmal genauer hin. Ja, das gelbe Auto hatte eindeutig vor ihrem Haus gehalten. Kam Mutters neuer Verehrer etwa neuerdings per Taxe? Verwundert schüttelte sie den Kopf. Schließlich beschleunigte sie neugierig ihre Schritte noch ein wenig und bekam fast einen Kollaps, als sie erkannte, wer dort Füße scharrend auf sie wartete.. "Will...?", keuchte sie und blieb abrupt stehen. Was wollte der denn hier? Er hatte ihr zwar direkt nichts getan, aber er gehörte mittlerweile ihrer Blacklist an. Der Blacklist, auf der die Leute standen, die sie momentan am allerwenigsten sehen wollte. Und da er Isaacs Opi war, gehörte er wohl oder übel da drauf. Sie bekam bei allem, was sie im geringsten an Isaac erinnerte, Tränenausbrüche. Sie wusste nicht, worin das einmal ausarten würde, wahrscheinlich würde sie auch noch anfangen zu heulen, wenn sie duschen ging, Musik hörte oder ein Motorrad über die Straße fahren sah, das im Entferntesten Ähnlichkeit mit seiner Maschine hatte. Ja, wahrscheinlich hätte sie sogar ein Dreirad an ihn erinnert. Will kam blitzartig auf sie zu und rannte sie fast über den Haufen. Dabei krächzte er immer wieder "Gott sei Dank, da bist du ja. Gott sei Dank, wir sind gerettet.", vor sich hin, sodass Ray sich ein wenig überrumpelt fühlte. Was war denn in den gefahren? Immer wieder blickte er in den Himmel, als wollte er Gott dafür danken, dass er dafür gesorgt hatte, dass sie gerade in diesem Moment vor ihrer Haustür erschienen war. Will keuchte erleichtert und packte sie an den Schultern. "Gottchen, was ist denn los? Ist irgendetwas passiert...?", fragte sie ihn und begann sich tatsächlich, ein paar Sorgen zu machen. Aber auch nur ein paar. Schließlich war Will ein alter Mann und es bestand immerhin Gefahr, dass er nur vor sich hin spann. Aus welchem erdenklichen Grund konnte er jetzt hier erschienen sein? Wollte er etwas Wichtiges? Und vor allem: Hatte das nicht auch noch bis später Zeit? Sie hatte jetzt wirklich keine Lust, sich um die Probleme eines alten Mannes zu kümmern, der ihres Erachtens ziemlich verwirrt wirkte. Wer wusste schon, vielleicht hatte ihn gerade ein Floh in den Hintern gepiekst und er war deshalb aufgebracht. Doch das schien nicht der Fall zu sein. Nein, es war ihm Ernst, dass sah sie jetzt in seinen Augen, denn diese musterten sie scharf und ließen nichts gutes verheißen. "Und ob etwas passiert ist!!!", krächzte er vor lauter Aufregung und schüttelte Ray ein bisschen. Nein, bitte nicht noch mehr schlechte Neuigkeiten. Die letzten hatten ihr vollkommen gereicht. Ray schob Will ein Stückchen von sich und schlurfte zur Haustür um den Schlüssel aus dem Gewühl ihrer Tasche zu suchen. "Also gut.", murmelte sie, als sie den Schlüssel endlich gefunden hatte. "Was ist los?" Ehrlich gesagt wollte sie es gar nicht wissen, es war reine Höflichkeit, dass sie nachfragte. Will räusperte sich kurz und setzte dann ein ernstes Gesicht auf. "Er will einfach so wegfliegen, wir haben nicht viel Zeit! Du bist die Einzige, die ihn noch aufhalten kann, Ray, wir müssen uns beeilen und zum Flughafen!!!", sprudelte es plötzlich aus ihm hervor. Ray fühlte sich ein wenig überrumpelt und hob entsetzt eine Augenbraue. Sie war sich jetzt nicht mehr so sicher, dass Will noch bei klarem Verstande war. Was zum Teufel brabbelte er denn da? Flughafen? Pardon? Will bemerkte wohl auch, dass er sich sehr unvorteilhaft ausgedrückt hatte und holte noch einmal tief Luft. Also musste er ganz von Vorne beginnen, da Ray ja anscheinend von nichts eine Ahnung hatte... Er blickte sie direkt an. "Du weißt nichts von Isaacs Eltern?" "Nein." "Du weißt rein gar nichts von Lukas?!" "Nicht direkt." "Oh Gott, worüber redet man denn als Jugendlicher eigentlich noch? Du weißt dann sicher auch nichts von Isaacs Abreiseplänen?" "WAS?!" Will resignierte. Da gab es aber noch einigen Nachholbedarf. Ungeduldig verlagerte er sein Gewicht von einer Seite zur anderen und erklärte nervös: "Ray, hör mir jetzt zu. Wir müssen uns beeilen. Du kriegst die ganze Geschichte jetzt in Kurzfassung zu hören, wenn wir mehr Zeit haben, erzähle ich sie dir gerne bis ins kleinste Detail. Aber nicht jetzt. Also, pass auf: Das mit Isaacs Eltern ist so eine Sache. Seine Mutter ist extra in die Vereinigten Staaten gezogen, wo sie seinen Vater in einem Urlaub kennen gelernt hatte. Als sie dann schwanger wurde, ist sein Vater abgehauen, der alte Feigling. Hat sich einfach gedrückt, Verantwortung zu übernehmen. Isaac lebte allein mit seiner Mutter und als Lukas zur Welt kam, waren sie fast eine glückliche Familie. Lukas Vater war nur eine kurze Affäre und deshalb auch nicht weiter von Bedeutung. Vor ein paar Jahren dann ist sie an Krebs erkrankt und schließlich gestorben. Also waren die beiden Kinder praktisch elternlos. Lukas wurde an seine Tante weitergegeben, allerdings erklärte sich diese lediglich bereit, nur ein Kind aufzunehmen. Also kam Isaac zu mir und Lukas lebte in Amerika bei seiner Tante und seinem Onkel. Die Lösung war vorrübergehend gedacht und die beiden sahen es als Notlösung an, bis sich etwas anderes gefunden hatte. Nun wollen die beiden sich scheiden lassen und es ist kein Platz mehr für Lukas. Isaac hatte so was geahnt, es läuft schon lange nicht mehr gut zwischen seiner Tante und seinem Onkel. Er hat sich ziemliche Sorgen gemacht und nun ist er auf dem Weg in die Vereinigten Staaten, um alles selbst in die Hand zu nehmen. Er kann zwar mit Lukas nicht alleine leben, will sich aber darum kümmern, dass er einige anständige Pflegefamilie bekommt. Und du weißt ja, wie das bei den Vermittlungen so läuft. Er will seinem Bruder damit helfen, dass er einige Zeit in den USA bleibt und dort ein wenig auf ihn aufpasst!!!" Ray war zu geschockt um zu reagieren. Nach dieser nicht unbedingt ausführlichen, aber doch rührenden Biographie fühlte sie sich nicht imstande, irgendetwas dazu zu sagen. Was hätte sie auch? Das rückte die ganze Sache doch in ein vollkommen anderes Licht. Und dabei hatte sie immer gedacht, dass sie es schlecht hatte. Dass es einem von der familiären Situation her kaum schlechter gehen konnte. Will erklärte weiter. Schließlich war immer noch nicht klar, warum er Isaac unbedingt aufhalten wollte. Klar, es war nicht unbedingt schön für ihn, ganz alleine in die USA zu reisen, aber wenn er es unbedingt wollte... er war schließlich alt genug, um das selbst zu entscheiden. "Ich habe soeben einen Telefonanruf bekommen. Gestern Abend hatte ich dann schließlich die Idee. Ich war mir die ganze Zeit über nicht sicher, ob alles klappen könnte. Deshalb habe ich Isaac nichts davon erzählt. Aber ein befreundetes Ehepaar wäre schon bereit, Lukas bei sich aufzunehmen. Es wird alles in Ordnung gehen, sagen die vom Jugendamt. Die beiden haben perfekte Vorraussetzungen für eine Adoption und denken schon länger darüber nach. Als ich heute den Anruf vom Jugendamt erhielt, war ich ziemlich überrascht, schließlich war es eine sehr kurzfristige Entscheidung und ich hatte keine Ahnung, dass alles so problemlos ablaufen würde. Gerade als er durch die Tür war, hatte ich den Anruf erhalten. Wir müssen sofort zum Flughafen, Ray! Verstehst du nicht? WIR MÜSSEN IHN AUFHALTEN!!!" Ray schwirrte der Kopf. Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass er nicht mehr lange bleiben würde. Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass er irgendwann zurück musste. Und er hatte die ganze Zeit gewusst, dass genau aus diesem Grund eine Beziehung unmöglich war... "Seit wann weiß er das mit seiner Tante und der Scheidung denn genau?", fragte sie unsicher und blickte Will flehend in die Augen. Nein, sag nicht, dass es an diesem Abend gewesen war... "Seit... hm, lass mich überlegen. Ich glaube, er hatte es kurz vor seinem Konzert erfahren. Eigentlich wollte er direkt danach abreisen, aber dann kam ja das mit seinem Herz dazwischen. Tja, und nun gibt es nichts, was ihn mehr hier hält." Ray keuchte. Dieser elende Betrüger! Aha, gut zu wissen. Er wollte also schon längst weg sein, was? Das hatte er sich so gedacht, einfach ein hübsches Abschiedskonzert zu veranstalten, noch schnell die hoffnungslose Liebe zu gestehen, man sollte es ja schließlich mal gesagt haben, wenn sonst schon nichts draus wurde. Und dann einfach so auf und davon! Und deswegen auch der Abstand! Deswegen hatte er sie also zurückgewiesen! Weil er wusste, dass eh nichts draus werden würde, dass er wegmusste. Dass sie sich nie wieder sehen würden... "KYAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHH!!!!!" Ein Gorillaschrei erschütterte die Siedlung. Plötzlich war alles so klar. So ungemein unverklärt. Klar wie Kloßbrühe. Schließlich packte sie eine unbändige Wut. Sie wusste doch, dass er sie liebte! Sie hatte es doch die ganze Zeit gewusst! Dieser Junge... dieser Junge war doch einfach zu durchschaubar gewesen. Na ja, anscheinend so durchschaubar, dass sie ihn vor lauter Durchschaubarkeit nicht durchschaut hatte. Genug mit diesem Unfug. "Will?", bellte sie, obwohl dieser direkt neben ihr stand. "Wir fahren zum Flughafen! SOFORT!" Mit diesen Worten packte sie ihn am Kragen und schleifte ihn hinter sich her, bis sie die Straße erreicht hatten. "Wieso auf einmal so aggressiv...?", fragte er und blickte Ray regelrecht verängstigt an. "Ich habe da noch ein Hühnchen mit deinem lieben Enkel zu rupfen!!!" schrie sie und riss die gelbe Autotür auf. Danach brüllte sie den ebenso erschrockenen Taxifahrer an, dass er sie gefälligst im Eiltempo zum Flughafen bringen solle, aber dalli. Ja, ihre Rache würde fürchterlich ausfallen, die Strafe folgte auf den Fuß. Großer Gott, was dachte sich dieser Junge nur dabei, so vollkommen verschlossen zu sein, seine Sorgen in sich hineinzufressen und die ganze Zeit einen auf "always-look-at-the-bride-side-of-life"-Optimismus zu machen? Wenn er glaubte, dass Ray ihn ungeschoren davonkommen ließ, hatte er sich aber geschnitten! Sein Platz war hier, und nirgendwo anders! Schon gar nicht so weit weg. USA? Dass sie nicht lachte. Vor ein paar Minuten hatte sie noch bittere Tränen um ihn vergossen. Jetzt wo sie die Tatsachen klar vor Augen hatte und die Dinge verstand, war ihr gar nicht mehr zum Heulen zumute. Es bestand ja doch noch eine winzige Chance. Eine klitzekleine Chance auf eine längere Zeit voller frecher Konversationen und atemberaubenden Hotelnächten. Und die würde sich Ray sicherlich nicht entgehen lassen, da konnte Herr Isaac Ravin sich sicher sein. Es vergingen kaum zwanzig Minuten, da stürmten die beiden ungleichen Verbündeten auch schon den Flughafen. Die riesige Halle war so prall gefüllt mit koffersuchenden und wartenden Menschen, dass sie Probleme hatten, überhaupt einen Fuß vor den anderen zu setzten. "Verdammt!", schrie Ray immer noch auf Hundertachtzig. "Warum wollen gerade jetzt so viele Menschen ihren verdammten Arsch in eine Maschine schwingen, wo doch später auch noch genug Zeit dazu ist!? So voll wie das hier ist, finden wir ihn doch nie!" Einige Menschen, die sich durch ihre Vorwürfe angesprochen fühlten, drehten sich verärgert um und murmelten ein paar komische Bemerkungen. Ray und Will wurden feindselig angestarrt. Klar, jedem hier ging das Gedränge auf die Nerven. Aber für die meisten Menschen hier ging es doch bloß um einen blöden Flug und nicht um eine so wichtige Angelegenheit wie diese!!! Will drängte sich verzweifelt zwischen einem Meer aus Menschen und den dazugehörigen Koffern durch und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie endlich zum Schalter vorgedrungen wären. Er wusste zwar noch nicht so genau, was sie beim Schalter wollten, aber immerhin war das doch schon mal ein Ziel. Vielleicht begegneten sie Isaac ja bereits auf dem Weg dahin, obwohl Will die Chance, dass sie ihn überhaupt sahen, als sehr gering einschätzte. Panisch blickte auch Ray auf die Anzeigetafel der Flüge. Isaacs Flug war schon ein paar mal aufgerufen worden und sie hatten lediglich fünfzehn Minuten bis zum Start. Er musste doch schon bestimmt an der Kontrolle sein, wenn nicht schon im Flugzeug drin sitzen!!! "Will, was sollen wir nur tun? Wir haben keine Chance, so finden wir ihn doch nie!", rief sie und blickte noch mal um sich herum. Isaac? Isaac, wo bist du nur? Verdammt, wenn man den Kerl einmal brauchte, war er wieder nicht da. Aber so war das ja immer schon gewesen. Wenn man etwas suchte, dann fand man es nicht. Will zuckte mit den Schultern und begann, die Nerven der Menschenmassen noch ein wenig zu strapazieren. Wie ein Verrückter brüllte er: "ISAAC???!!! Isaac, wo bist du? Komm her, mein Junge!!! ISAAC???!!!" Eine dicke Frau mit dem Umfang von Disneys Dumbo stupste Will unfreundlich an und schnauzte: "Suchen sie ihren Hund doch wann anders. In dem Gedrängel werden sie ihn sowieso nicht finden." Will starrte sie irritiert an und Ray konnte sich trotz der heiklen Situation ein Lachen nicht verkneifen. Isaac und ein Hund? Urkomisch. Will grunzte nur und kämpfte sich weiter vor. In einer Minute kamen sie maximal zehn Schritte voran. Nein, so konnte das doch gar nichts werden. Sie mussten zum Empfangsschalter! Sie mussten dorthin, das war ihre einzige Hoffnung!!! Nun griff sie zu ihrer letzten Methode. Blitzschnell fuhr sie ihre Ellenbogen aus, stieß einen Kriegsschrei aus und stürzte sich ins Getümmel. Dabei rannte sie alles um, was ihren Weg kreuzte, und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Und endlich hatte sie den Schalter erreicht. Sie sprang über den Tresen und landete zielsicher neben der vollkommen verdutzten Schalterdame. Mit einem scharfen Blick überflog sie den Schreibtisch und fand schließlich das Objekt ihrer Begierde. Denn sie hatte noch ein weiteres Ass im Ärmel. Mit einer direkten Forderung sagte sie sicher: "Geben sie mir das Durchsagegerät." Die Frau hinter dem Tresen fackelte nicht lange, sondern war von Rays Vorstellung dermaßen überzeugt, dass sie tatsächlich quer über den Schreibtisch griff, das Ding einer Mitarbeiterin aus der Hand nahm und an Ray weiterreichte. Diese setzte sich das Headset auf und atmete einmal tief durch. Mit einer ordinären Durchsage war es nicht getan, das wusste sie. Denn eine ordinäre Durchsage erregte kaum Aufsehen. Die überhörte man schnell mal. Also musste Ray sich was besonderes einfallen lassen. Ihre Finger zitterten, als sie das mikroskopisch kleine Mikrophon dicht vor ihre Lippen presste und ihre Idee in die Tat umsetzte. Langsam und ganz leise begann sie mit ihrer schönsten Stimme ganz zart zu singen: "Tell me lies Slap me on the face Just... improvise... Do something really clever That'll make me hate your name forever." ~(Lüg mich an Schlag mich ins Gesicht ...Improvisier einfach Mach irgendwas ganz cleveres Was mich deinen Namen für immer hassen lässt)~ Nachdem sie die ersten paar Passagen gesungen hatte, wurden die Leute langsam auf sie aufmerksam. Gut, die die in unmittelbarer Entfernung gestanden hatten, waren ja sowieso schon ganz Ohr, weil sie ihren Tresen-Hüpfer mitbekommen hatten. Sie holte noch einmal tief Luft und sang noch ein bisschen Lauter, um den ganzen Flughafen auf sich aufmerksam zu machen: "You might swear, You'd never touch a lady Well, let me say, you're not too far from Maybe Every day you find new ways to hurt me..." ~(Du hast vielleicht geschworen, Dass du niemals eine Lady berühren wirst Nun, lass mich sagen, Dass du der Versuchung ganz nahe bist Jeden Tag findest du neue Wege, mich zu verletzten...)~ Schließlich kam sie zum Refrain. Vollkommen in ihr Stück vertieft, bemerkte sie nicht, wie sie die Menschenmassen lahm gelegt hatte. Von den vorderen Reihen wurde sie hemmungslos angeglotzt und von den hinteren wurde sie als "Die singende Durchsage" gesucht. Wo war der Ursprung dieser zuckersüßen Stimme? "But I can't help it if I'm just a fool Always having my heart set on you Till the time you start changing the rules I'll keep chasing the soles of your shoes Ha-ah-ha-ah, fool!" ~(Doch ich kann mir nicht helfen, dass ich so ein Narr bin Ich habe immer mein Herz auf dich gesetzt, Bis zu dem Zeitpunkt, an dem du anfängst, die Regeln zu ändern Werde ich den Sohlen deiner Schuhe nachjagen! Ha-ah-ha-ah, Trottel!)~ Sie wusste auch nicht genau, warum ihr gerade dieses Lied spontan eingefallen war. Es war einfach reine Intuition und sie fand, es passte ganz gut. Auch wenn es nur ein "Ich-will-auf-mich-aufmerksam-machen"-Manöver war. Ja, es passte eigentlich wie Arsch auf Eimer. "God resigned, from hearing my old story Every night I'm paying hell for glory I'm embrassed but I am much more sorry All this pain begins to feel like pleasure With my tears you could make a sea a desert Salt my wounds and I'll keep saying thank you" ~(Gott hat aufgegeben, sich ständig die selbe Geschichte anzuhören, Jede Nacht bezahle ich Hölle für die Herrlichkeit Ich bin verlegen, aber noch mehr tut es mir Leid Dieser ganze Schmerz fängt an, sich wie Vergnügen anzufühlen Mit meinen Tränen kannst du aus einer Wüste ein Meer machen Streue Salz in meine Wunden und ich werde mich noch dafür bedanken)~ "But I can't help it if I'm just a fool Always having my heart set on you Till the time you start changing the rules I'll keep chasing the soles of your shoes Ha-ah-ha-ah, fool!..." ~(Doch ich kann mir nicht helfen, dass ich so ein Narr bin Ich habe immer mein Herz auf dich gesetzt, Bis zu dem Zeitpunkt, an dem du anfängst, die Regeln zu ändern Werde ich den Sohlen deiner Schuhe nachjagen! Ha-ah-ha-ah, Trottel!...)~ Nun hatte sie wahrlich auf sich aufmerksam gemacht. Die Leute waren zu perplex, um etwas zu sagen, sondern warteten darauf, dass etwas folgte. Ja, eine Erklärung oder ein weiteres Lied. Irgendetwas halt. Und dieses Irgendetwas sollten sie bekommen. Ray räusperte sich leicht und bestieg dann den Tresen, um besser ihren Blick über die Menschenmasse schweifen lassen zu können. "Guten Tag.", murmelte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. "Sie fragen sich jetzt sicher alle, was dieser ganze Singsang hier soll. Nun, ich werde es ihnen verraten: Um Ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen." Sie blickte in die staunenden Augen. "Das scheint mir ja gelungen zu sein. Aber im Grunde geht es mir nicht nur darum, Ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, sondern die einer ganz bestimmten Person, die sich vermutlich hier in dieser Halle oder schon ein paar Räume weiter aufhält." Ihr Herz machte ein paar Aussetzer. Was tat sie eigentlich hier? Konnte sie für so was bestraft werden? "Isaac, hörst du mich? Ja, ich weiß, dass du mich wahrscheinlich weder hören noch sehen willst. Oder sagen wir besser: darfst. Das, was du mir angetan hast, du gemeiner Kerl, war nicht ohne!!! Aber wenn du denkst, dass ich dich deswegen einfach so aufgebe, hast du dich geschnitten, Kleiner! ICH WEIß ALLES!!!!!! Es war ganz schön mies von dir, mich einfach so zurückzuweisen, mit dem Wissen, dass du mir vermutlich das Herz brichst. Es war auch ganz schön mies von dir, dass du mir nichts über dich erzählt hast. Aber das Mieseste ist, wenn es dieses Wort überhaupt gibt, dass du jetzt einfach wegfliegen willst, ohne dich zu verabschieden!!! Aber dein Plan wäre aufgegangen. Wenn nicht damals die Probleme mit deinem Herzen dazwischen gekommen wären, wäre es okay gewesen. Dann hätte ich es vielleicht noch verkraftet. Dann hätte ich mir noch einreden können, dass aus uns sowieso nichts geworden wäre! Zu dieser Zeit hattest du ja auch noch nicht so intensiv angefangen, mir den Kopf zu verdrehen. DA HÄTTE ICH DICH NOCH VERGESSEN KÖNNEN!!! Aber ich kann dich verstehen. Ja klar, wer hatte nicht Lust auf einen herzzerreißenden Abschied von dem Menschen, den man vermutlich am meisten liebte? Immer doch, tausend Packungen Tempo waren ja schließlich auch fast umsonst. Schließlich sind wir jung und haben das Geld, um uns einen Psychiater leisten zu können. Eigentlich hatte auch ich von Herzschmerz gestrichen die Schnauze voll. Glaube mir, ich habe dich durchschaut. Ich weiß, dass du wegen deinem Bruder nach Amerika willst. Ich weiß auch, dass er dir sehr wichtig ist und dass du ihm helfen willst. Aber ich weiß mehr als du. Denn im Gegensatz zu dir vertraue ich auf deinen Großvater, der sich darum gekümmert hat, dass Lukas hier nach Deutschland kommt. Ja, du hörst richtig. Lukas wird von Bekannten adoptiert. Demnach kannst du hier bleiben, du Trottel! Hörst du mich? BLEIB HIER!!! Bleib hier bei mir und gesteh dir endlich ein, dass du mehr für mich empfindest, als du willst. Du brauchst den Abschied nicht mehr so schwer zu machen, es wird keinen Abschied mehr geben, sieh es ein! Du hattest nie wirklich viel von dir erzählt, das war schon klar. Nein, je länger ich darüber nachdenke, desto mehr wundere ich mich, warum ich nie wirklich darauf geachtet hab. Ich hatte bisher immer Will für deine Familie gehalten. Ja, ich hatte ganz vergessen, dass du bei Will nur zu Besuch bist. Ein Besuch, von dem ich gedacht hatte, dass er für immer ist. Ich hatte ja nicht mal mehr gewusst, dass deine Eltern in den USA lebten!!! Was wusste ich überhaupt über dich, außer dass du Isaac heißt, 17 Jahre alt bist und unverschämt gut aussiehst?" Sie sah, wie ihre Hände vor Wut begannen, zu zittern. Da hinten im Saal war Bewegung eingetreten. Sag ihm, was du über ihn denkst! Jetzt, hier, ist die Zeit dafür, das verpatzte Liebesgeständnis nachzuholen. Sie führte ihren Monolog hemmungslos fort: "Ach, scheiße. Das ist ja wohl so was von zum Kotzen! Du weißt doch ganz genau, dass ich dich brauche. Dabei kennst du mich sonst eher schlecht. Denn ich hätte gerne rechtzeitig von dir die Wahrheit erfahren. Ich wäre gerne in deinen Augen versunken und danach wahrscheinlich im endlosen Regen ertrunken. Wäre gerne wie eine verlorene Seele durch die Nacht gestreift, auf der Suche nach einer gemeinsamen Zukunft, mit der bitteren Gewissheit, dass ich diese nicht finden werde! Ich hätte gerne den trostlosen Regen auf meiner Haut gespürt, der schon fast Bestandteil meines Lebens ist. Genau wie du. Du willst wissen warum? Da gibt es eine ganz einfache und plausible Erklärung, mein Lieber: Weil du mir... ...den Atem raubst." Stille. Absolutes Schweigen. Ein Staubkörnchen hätte nicht leiser sein können. Ausnahmslos jeder in diesem Raum schien den Atem angehalten zu haben. Das lauteste Geräusch in dieser riesigen Halle war das schnelle Schlagen von Rays Herz. Und dann ein Schrei. "RAY!!!" Die Angesprochene schreckte auf. Von ihrem Tresen aus konnte sie in nicht allzu weiter Entfernung einen blonden Haarschopf erkennen, einen unverkennbar stechenden Blick und eine unverwechselbare Gestalt. Mit den Armen fegte er die regungslosen Menschen beiseite, die sich davon schieben ließen wie Legosteine. Rays Augen weiteten sich. Sie war so in ihre kleine Rede vertieft gewesen, dass sie ganz vergessen hatte, dass er sich ja hier im Raum befand. Oh Gott, was hatte sie da eben eigentlich alles von sich gegeben? Das... war doch wohl ein waschechtes, TÜV-geprüftes Liebesgeständnis!!! Als sie ihn dann wirklich kaum zehn Meter weit vor sich stehen sah, war sie sich gar nicht mehr so sicher, ob sie das Richtige gesagt hatte. Es war ihr nicht nur grenzenlos peinlich, nein, sie hätte am liebsten alles wieder zurückgenommen. Warum zum Teufel machte sie seine Anwesenheit so schüchtern? So verwirrt, so unsicher, so verloren. Schließlich hatte er sich durch die Massen soweit vorgekämpft, dass er direkt vor ihrer kleinen "Bühne" stand. Mit der Hand stützte er sich auf das weiße Holz der Tischplatte und zog sich zu ihr hinauf. Tja, und nun stand er direkt vor ihr. Rays Herz hatte aufgehört zu schlagen. Ihr Gehirn blockierte einfach. Die Aufnahmekapazität war erschöpft. BEEP, Speicher voll. Bitte legen Sie eine andere Diskette ein. Eigentlich hätte Ray jetzt ziemlich sauer auf ihn sein müssen, wie er da stand und die Haare in die Augen fallen ließ, damit sie seinen Blick nicht erkennen konnte. Er hatte ihr nichts gesagt. Er hatte ihr nichts gesagt. Absolut gar nichts. Dieser Gedanke schwirrte verworren in ihrem Kopf umher, als wäre er ein nicht endendes Echo. Das hatte er sich so gedacht. Einfach abzuhauen ohne ein Wort zu sagen! Einfach davonzufliegen! Tränen schossen ihr in die Augen, aber sie unterdrückte sie. Nein, sie wollte jetzt nicht weinen! Schließlich blickte er ihr fest in die Augen. Anstatt eine herzzerreißende Entschuldigung zu murmeln, um Vergebung zu bitten, sie dann in eine endlose Umarmung zu schließen und nie mehr loszulassen, benetzte er kurz seine Lippen und kam ihrem Gesicht ganz nah. "Weißt du, warum mein Herz damals einfach aufgehört hat zu schlagen?", flüsterte er, doch fast alle in der Halle verstanden es. Eine blonde Strähne fiel ihm ins Gesicht und seine tiefblauen Augen glänzten. Ray hauten schon allein diese Worte fast von den Socken. Hätte er das zu ihr gesagt, bevor sie gesungen hätte, dann hätte sie wahrscheinlich keinen Ton mehr rausgebracht. Trotzdem zwang sie ihren Körper dazu, leicht den Kopf zu schütteln. Isaac grinste frech. Die Hand schob er ihr unters Kinn "Weil es nicht mit der Vorstellung leben konnte, ohne dich zu sein." Stimmt ja, genau an dem Abend hatte er es erfahren. Und genau an dem Abend hatte er die Gewissheit, dass er nicht mehr lange bleiben konnte. Jetzt musste sie doch heulen. Eine einzelne Träne lief ihr die Wange hinunter, dann eine zweite und schließlich auch eine dritte. Sie wollte keine Entschuldigung mehr. Was sie an diesem Tag hatte hören wollen, waren genau diese Worte. Nichts anderes. Und plötzlich spürte sie seine Lippen auf ihren. Es war eine ganz sanfte Berührung, so zart, dass sie es im ersten Moment kaum spürte. Es war dieser "Gänsehaut-Touch", den sie schon von ihm kannte. Es war dieses romantische Flair, dass auf mehr hoffen ließ. Ray zog ihn in eine endlose Umarmung, schlang ihre Arme um seinen Hals und ließ ihr Herz gegen seines schlagen. BABUMM, BABUMM, BABUMM. War das der Herzschlag oder das plötzliche Klatschen der Leute um sie herum? Ray blinzelte kurz und sah, dass die Menschenmasse doch tatsächlich angefangen hatte, die Hände ineinander zu schlagen und zu grölen. Das ermutigte Ray und sie legte ihren Kopf leicht zur Seite, um zu einem leidenschaftlichen Kuss überzugehen. Seine Nähe war ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Ein Schwall warmer Gefühle durchzog ihren Körper und elektrisierte sie schier. Wo sollte das nur enden? Will blickte leicht zu ihnen auf. Er hätte sich jetzt keine ellenlange Diskussion mehr antun können. Er wusste, dass alles gut werden würde. Isaac brauchte keine langen Reden, um seine Gefühle ausdrücken zu können. Ray hätte sich selbst ohrfeigen können, dass sie diese Botschaft nicht schon beim ersten Mal verstanden hatte. Denn dieser Kuss sagte mehr als tausend Worte. Kein Gefängnis, keine Anzeige, kein Gemecker. Gott sei Dank, Ray hatte schon gedacht, dass sie für diese Frechheit bestraft werden würde, da sie ja den Flugverkehr behindert hatte. Aber dem war wohl nicht so. Ihr Show war perfekt gewesen und als Belohnung gab es sogar Applaus. Will und Isaac hatten sich schließlich auf der Autofahrt vom Flughafen bis zu diesem Haus ausgesprochen. Es schien alles geklärt, was Lukas und die Adoption betraf. Isaac konnte sich erleichtert zurücklehnen. Es gab kaum noch etwas, was ihn jetzt belasten würde. Sie lächelte und blickte zu Will, der krampfhaft versuchte, die Haustür aufzuschließen. Isaac riss ihm den Schlüssel aus der Hand und machte es selbst. Dann sperrte er die Tür auf, postierte sich daneben und machte eine einladende Geste. "Meine Damen...", floskelte er und grinste verschmitzt in sich hinein. Das er einen zornigen Blick von Will ernten würde, war ihm von vornherein klar gewesen. Aber Provokation gehörte doch zu seinen Hobbies, da konnte er sich diesen Satz doch wohl kaum verkneifen. Ray fühlte sich wie Zuhause. Nein, mehr noch. Sie fühlte sich wohl. Dieses alte Haus, in dem alles begonnen hatte, hatte sie lieber gewonnen, als ihr bewusst gewesen war. Will machte sich auf den Weg in die Küche. "Ich verzieh mich dann mal... ach, wollt ihr irgendetwas essen?", fragte er und schielte die beiden unauffällig von der Seite an. Isaac schüttelte den Kopf und blickte Ray aber an, als ob er sie gleich anknabbern würde. Ja klar, er hatte keinen Hunger. Zumindest nicht auf Lebensmittel. Doch Ray hielt Will an der Schulter zurück und lächelte ihm entgegen. "Will...? Machst du uns einen Tee?" Nun lächelte er auch und verschwand mit einem stillen Nicken in der Küche. Isaac nutzte die Gunst der Stunde und nahm Rays Hand. Langsam führte er sie den Flur entlang und sperrte die Tür zu seinem Zimmer auf. Als Ray daran dachte, wie sie ihm damals beim Klavierspielen gelauscht hatte, wurde sie rot. Ja, da stand es ja! Das Klavier. Komisch, von innen sah alles ganz anders aus. Verwundert blickte sie sich um und entdeckte viele kleine Möbelstücke, die sie von außen gar nicht erkannt hatte. Isaac hatte ein tolles Zimmer. Einfach nur gemütlich. So gemütlich, dass Ray den Drang verspürte, sich auf sein Bett setzten zu müssen. Es war ganz flauschig und seeeehr einladend.^^ Als sie sah, dass Isaac unschlüssig im Zimmer stand, klopfte sie auf den freien Platz neben sich und bedeutete damit, dass er sich setzten sollte. Einen Moment lang gab keiner von beiden einen Ton von sich, doch dann wollten sie beide gleichzeitig drauflosreden. Parallel stockten sie wieder und lachten vor sich hin. Warum plötzlich so schüchtern? Gerade, als Ray noch einmal anfangen wollte zu reden, tat Isaac das, was er vermutlich am besten konnte: Er zog sie zu sich hin und küsste sie noch einmal leidenschaftlich. Mit einer Hand griff er nach hinten, hielt sich an der Bettkante fest und zog Ray und sich ein Stückchen weiter aufs Bett. Langsam ließen sie sich in die kuschelige Bettwäsche fallen und schienen für einen Moment die Zeit um sich herum zu vergessen. Dann löste sich Ray urplötzlich von ihm und richtete ihren Kopf ein Stückchen auf. "Isaac?", murmelte sie und blickte ihn direkt an. Er starrte sie fragend an und legte seinen Kopf ein Stückchen schief. "Könntest du mir einen Gefallen tun?" Er nickte. "Kannst du da weitermachen, wo wir letztens aufgehört haben?" Er lächelte anzüglich und rutschte noch ein Stückchen näher. Sein Blick spiegelte ein unverkennbaren Ausdruck von Vorfreude auf das, was noch kam. Langsam strich er ihr über die Arme, bis sie eine Gänsehaut bekam. Ray spürte seine Hand im Nacken, wie sie langsam mit ihren Haaren spielte und in ihr ein Glücksgefühl auslöste, wie sie es schon lange nicht mehr verspürt hatte. Er schlug sie so in seinen Bann, dass sie nicht einmal mehr Will bemerkten, wie er den Tee hereinbrachte und sich leise wieder herausschlich. In Isaacs Augen blitzte es und er machte sich diesmal an ihrem Oberteil zu schaffen. Piieep, Zielobjekt erfasst. T-Shirt ausgezogen. Gegenüber verrückt gemacht. Als ihr sein warmer Atem entgegenschlug, er ihren Hals und ihr Dekollete mit süßen Küssen bedeckte und sich schließlich in tiefer gelegene Zonen vorwagte, hielt er noch mal inne und fragte mit dem gewohnten belustigten Unterton in der Stimme: "Und, mache ich dich nervös?" Ray kicherte und gab zu: "Ja, das tust du." Gespielt verlegen blickte er zur Seite und murmelte ein: "Ich schlimmer Junge..." Nun musste Ray noch mehr lachen und zog ihm bestimmt sein T-Shirt über das Gesicht. Isaac keuchte und befreite sich von dem Stück Stoff. Angriffslustig stürmte er auf sie zu und entledigte sie binnen weniger Sekunden sämtlicher Klamotten. Bei seiner Aktion bemerkte er gar nicht, wie ein kleiner, goldener Sonnenstrahl sich seinen Weg durch die Fensterscheibe bahnte. Er beleuchtete das Zimmer und gab ihm einen wohligen, freundlichen Touch. Die Sonne brach gänzlich durch die dicken Regenwolken und warf ihre Strahlen Richtung Erde. Ray dachte schon, vergessen zu haben, wie es aussah, wenn die Sonne schien. Gemeinsam betrachteten sie den Himmel und lächelten zufrieden in sich hinein. "Isaac?", murmelte sie fassungslos und konnte ihren Blick nicht von der Fensterscheibe nehmen. Zur Antwort biss ihr dieser verspielt in die Lippe, legte seine Arme um sie und kuschelte sich verschmust in ihre Halsbeuge. "Hm?", murmelte er und wartete darauf, dass sie etwas sagte. Kurze Pause. Kurzer Kuss. Und dann ein langer Blick in die Augen. "I'm no fool...." "...I'm just in love...!" Contact Ten/ END Fool In The Rain/ END =================================================================== ********************OWARI************************** *den Vorhang selbst zuschieb* Ende. Aus. Finito. Ich weiß, es hätte etwas spektakulärer, spannender, ergreifender oder was auch immer sein können. Ich weiß nicht so recht, ob ich zufrieden sein soll oder ob ich heulen soll. -_- Ach, ich tu einfach beides... *flenn* ACH MANNOOOOOO!!!! *seuftz* Eigentlich wollte ich ja kein so kitschiges Ende schreiben, aber dann hab ich mich doch hinreißen lassen....-.- Es gibt soviel, was ich jetzt noch gern nachträglich ändern möchte, aber... na, ja... ich hab ehrlich gesagt überhaupt keine Lust mehr dazu. Nachdem man elf Wochen und 2 Tage mit dieser Fic beschäftigt war, langt es doch langsam. Ich hoffe, ihr könnt euch mit dem Ende anfreunden und nehmt es mir nicht allzu übel. Hier wie versprochen mein Abschlusskommi. Ein bisschen konstruktiver als das Zeugs da oben...^^: So, an erster Stelle: GANZ HERZLICHEN DANK AN ALLE MEINER LESER!!!^^ Ich bin euch allen furchtbar dankbar, dass ihr euch diese Fanfiction bis zu Ende durchgelesen habt! Thank you! *niederknie* Ich hoffe, es hat euch allen ein bisschen Spaß gemacht und ihr verbannt diese Geschichte nicht sofort wieder aus eurem Kopf. ^_^ Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich euch bewundere. Ich glaube, ich selbst hätte es nicht ertragen, diese chaotische Geschichte zu lesen...^^ Dann sollte ich mich natürlich auch bei allen fleißigen Kommi-Schreibern bedanken, die sich noch mal EXTRA für mich die Mühe gemacht haben, mir ein Feedback zu geben. Egal, ob es Kritik oder Lob enthielt, ich war für alles dankbar. Ist mir jetzt wirklich furchtbar egal, ob es euch schon auf die Nerven geht, aber ich muss doch noch einmal alle Auflisten (sollten noch neue hinzukommen, werde ich sie selbstverständlich mit auf die Liste setzten...^^). Also, vielen Dank an: mel2, Viscida, sivery, safira, Gummibaerchen88, Flummi, sunnygirl07069, Salvador, uriuri, baby_alien, schpinnchen, Tearless, capricous, honigkuchen, VampirHunter, dark-blue-cat, LittleDestiny, Escalina, Tasumi, timmy, woelfchen... Ich widme diese FF allen Lesern, denen sie gefallen hat. Auf speziellen Wunsch möchte ich mich auch bei Death-T bedanken, der Ray zwar anfänglich für einen Jungen hielt (was man ihm weiß Gott nicht verübeln kann..^^) und dachte, es wäre ein Shonen-Ai, aber... na ja. Versprochen ist versprochen, also hier ist sie, deine Widmung. *einen Zettel überreich, auf dem "Widmung" steht* Sodele~ ~ ~ *fg Schreib mir doch auch mal nen Kommi!^^ So, nachdem ich eure Nerven jetzt lange genug in Anspruch genommen habe, möchte ich abschließen mit ein paar letzten Wörtchen. Erstens will ich mich noch schnell revanchieren und zweitens möchte ich noch um etwas bitten. Also: 1. Revanchierung: (to LittleDestiny) Also, ich hoffe, du weißt das zu schätzen, meine Liebe^^ Hiermit möchte ich offiziell verkünden, dass unser aller Freundin Suse (LittleDestiny) mich zwar nicht zu FIR inspiriert hat, aber dennoch durch das Schreiben ihrer eigenen FF's ihre Arbeit getan hat.^^ Ja, du liest richtig, Suse. DU bist daran Schuld, dass ich mich dazu entschlossen habe, eine weitere Eigene Serie zu schreiben und schließlich hier zu veröffentlich. DEINE Geschichten haben mich dazu gebracht, mich selbst an den PC zu setzen und die Finger in die Tasten zu hauen. Nicht etwa mit dem Gedanken: "Das kann ich besser!", sondern mit dem Gedanken: "Sowas möchte ich auch auf die Beine stellen!" Ich glaube, du weißt bereits, dass ich einen Großteil deiner FF's gelesen habe und dass sie mir allesamt sehr gut gefallen haben. Ich bin ein FAN von dir, auch das müsstest du mittlerweile wissen. Auch wenn es bei dir manchmal durcheinander zugeht und man beim Lesen selbst nicht weiß, wo einem der Kopf steht...^^ So, um jetzt abschließend zu sagen: LEST SIE EUCH ALLE DURCH! (Das war ein Befehl von der großartigen Autorin dieser Geschichte!) Ihr könnt ja bitte mit "Novice" anfangen (mein heimlicher Favourit... *immer noch Dai-verrückt ist* Ich weiß auch nicht, wo das noch enden soll...-.-)... So, das dazu^^ Ich hoffe, ich bin damit deinen Anforderungen gerecht geworden.^^ Und das war die volle Wahrheit. 2. Bitte: So, und jetzt noch die Bitte... Ich fass mich auch ganz kurz: LEST MEINE NEUE FF! (Oh nein, schon wieder so ein herablassender Befehl...-.-) Also gut, probieren wir es halt anders: Bitte werft einen Blick in meine neue FF "Cause I Am A Punk"! Lest mal vorbei, wir hörn voneinander, ganz sicher! 21.August 2004 22:00 Uhr. entrance Ach ja, und nochwas: Entschuldigung für das Kuddelmuddel.^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)