Fool In The Rain von Ayne ================================================================================ Kapitel 5: Truth ---------------- Hoi, ihr Lieben! Boah, eure Kommentare sind echt der Hammer, ich hätte nie im Leben gedacht, dass das so viele werden... Ihr habt sogar die Anzahl von DAC überrundet... *sprachlos is* Natürlich freue ich mich unheimlich darüber *durchs Haus hüpf*, aber net, dass das jetzt so rüber kommt, als ob ich nur auf Kommis auswär... Ich schreibe selbstverständlich auch weiter, wenn ich nicht so viel Feedback bekomme und würde mich davon nicht entmutigen lassen. Schließlich geht es hier um die Story, nicht wahr?^^ Na ja, nun zu diesem Chap: Nummer Fünf zählt net so unbedingt zu meinen Favs, vor allem, weil diesmal eher die Sache mit Alan im Vordergrund steht. Also, alle Alan-Fans werden sicher bis zur Mitter der Fic auf ihre Kosten kommen. Warum nur bis zur Mitte? Lest selbst:^^ Contact Five: //Truth \\ "Du bist verliebt, ich seh's dir an." "Bin ich nicht!" "Doch, über beide Ohren." "Bin ich nicht!!" "Ich kenn dich lang genug, schließlich bin ich deine Mutter. So was spür ich einfach! Du bist verliebt, keine Widerrede." "BIN ICH NICHT!!!" Ray schrie aus vollem Halse, als sie ihrer Mutter die Tür direkt vor der Nase zuschlug. Krawumm! Zu war die Tür. Endlich allein. Ray schmiss sich genervt auf ihr Bett und vergrub ihren Kopf unter dem Kopfkissen. Die Stimme ihrer Mutter drang nur noch so laut an ihr Ohr wie die verzweifelten Schreie eines sterbenden Flohs, trotzdem nervte es sie weiterhin. Was bildete ihre Mutter sich nur ein? Sie war kaum Zuhause, wusste aber ganz genau, wie ihre Tochter fühlte, oder wie?! Was ging sie ihr Liebesleben an, insofern sie überhaupt eins besaß? "Ray, nun hör mir doch mal zu. Du brauchst ja nicht immer so sauer sein, ich meine es doch nicht so. Außerdem muss ich noch was Wichtiges mit dir besprechen." Toll, was Wichtiges besprechen. Worauf lief das nun wieder hinaus? "Lass mich in Ruhe.", grummelte sie in ihr Kopfkissen hinein und schaltete sie Ohren auf Durchzug. Sollte die Mutter doch reden, bis ihr Mund fusselig wurde. "Es ist wirklich wichtig. Es geht um dich und deinen Vater." Ray durchfuhr ein regelrechter Stromschlag. Blitzschnell richtete sie sich auf und blickte ihre Mutter verwirrt an. "Mein Vater?!", fragte sie entsetzt. Sie war sich nicht sicher, ob sie das, was ihre Mutter ihr zu erzählen hatte, unbedingt hören wollte. Denn eigentlich hatte sie keinen Vater, zumindest aus ihrer Sicht nicht. Biologisch gesehen, klar, da hatte jeder irgendwie einen Vater, aber Ray war aus einer schnellen Affäre heraus entstanden und sie hatte eigentlich nie wirklich erfahren, wer ihr Vater war. Sie hatte zwar ein paar Fotos gesehen, aber wirklich viel erzählt hatte ihr ihre Mutter auch nicht. Na ja, allzu viel zu erzählen gab es da wahrscheinlich auch nicht. "Ja, Schatz. Alec ist seid ein paar Tagen wieder in der Stadt. Ich dachte, du würdest ihn vielleicht gerne mal kennen lernen.", sagte ihre Mutter sanft und lächelte sie unsicher an. Rays Gesichtsausdruck erstarrte. Nein, das konnte doch nun wirklich nicht ihr Ernst sein. Wie kam sie auf die blöde Idee, dass sie ihren Erzeuger sehen wollte? Er war in ihrem Leben nie ein Begriff gewesen, also wieso sollte sie sich auf einmal für ihn interessieren?! "Nein.", meinte Ray kühl, nachdem sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte. "Wirklich nicht? Das ist eine einmalige Chance, also lass sie dir nicht entgehen!" Es sah fast so aus, als wollte sie ihre Mutter dazu drängen, den Kerl zu treffen. Ray wurde stutzig. "Läuft da wieder was?", fragte sie düster. Ihre Mutter druckste ein bisschen herum. Also lief da wieder was. "Du bist echt das Letzte!" Mit diesen Worten schnappte sie sich ihre Jacke und stürmte aus der Wohnung. Die Welt ist scheiße. Das hatte sie schon immer gewusst, aber jetzt kam es noch einmal deutlich zum Ausdruck. Ja, überdeutlich. Ray schlenderte durch die Stadt. Und schon wieder stellte sich die Frage, die sie wohl ihr ganzes Leben lang begleiten würde: Wo sollte sie hin?! Sie seufzte. Hatte sie überhaupt je ein richtiges Zuhause besessen? Nein, das Haus, was sich zur Zeit ihr "Zuhause" nannte, war doch sowieso immer verlassen. Alleine in einem Zuhause, das man nicht mochte, war doch auch irgendwie Fliegendreck. Missmutig kramte sie ein bisschen Geld aus ihrem Portmonee und kaufte sich für ein paar Euro einen Hamburger. Genussvoll biss sie hinein und bemühte sich, dabei nicht die Papierverpackung mit zu essen. Das war immer ein heikles Unterfangen, die waren ja auch so scheiße verpackt, dass sich das als fast unmöglich erwies. In ihrem Kampf mit den Hamburger bemerkte sie nicht, wie sich ein Mann neben sie auf die Bank setzte und sie unentwegt anstarrte. Er schaute ihr sichtlich belustigt zu, verkniff sich aber ein lautes Auflachen, da er sie nicht auf sich aufmerksam machen wollte. "So eine verdammte...!", murmelte sie und war schon im Begriff, den Hamburger gänzlich mit Papier zu Essen, als der alte Mann ihr dann schließlich das Ding aus der Hand nahm und entpellte. Ray starrte ihn überrascht an. "Will? Was machst du denn hier?", fragte sie mit einem freudigen Unterton in der Stimme. Das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte, hatte sie ihn verflucht, dieses Mal freute sie sich aber. Etwas beschämt lächelnd nahm sie den Burger wieder in Empfang. "Das gleiche könnte ich dich auch fragen.", meinte er und lächelte auch. "Wir treffen uns aber auch immer an den unmöglichsten Stellen!" Da hatte er wohl Recht. Erst im Vergnügungspark und dann hier in der Fußgängerzone auf einer Bank. Ray biss endlich befreit von ihrem Hamburger ab und schaute ihn interessiert an. "Was führt dich hierher?" Will druckste ein bisschen herum, zuckte dann aber mit den Schultern. "Ich war bloß einkaufen.", sagte er gleichgültig und deutete dabei mit der freien Hand auf einen prallvollen Beutel mit Lebensmitteln. "Und selbst?" Ray überlegte einen Moment, ob sie Will das mit ihrem Erzeuger erzählen sollte, entschied sich dann aber doch dagegen. Was ging ihn das an? Außerdem wollte sie ihn nicht mit ihren Problemen belasten. "Och, ich hab bloß ein bisschen Zoff mit meiner Mutter gehabt.", blieb sie schließlich soweit wie möglich an der Wahrheit. Will lächelte verständnisvoll. "Ist nicht einfach, wenn man allein mit seiner Mutter lebt, nicht wahr?", meinte er und schaute sie besorgt an. Woher wusste er das denn? "Woher...?", begann Ray, wurde aber sofort wieder von Will unterbrochen. "Ich bin zwar alt, aber nicht dumm.", grummelte er. Das klärte die Frage zwar immer noch nicht, aber Will schien sich nicht weiter dazu äußern zu wollen. Na gut, dann eben nicht. "Ja, es ist nicht einfach. Sogar ziemlich schwer, wenn du es genau wissen willst." Sofort kam in Ray wieder die Wut hoch. Sie wollte ihren Vater nicht kennen lernen, niemals! "Worüber habt ihr euch denn gestritten, es scheint ja ziemlich heftig gewesen zu sein.", urteilte Will nach ihrem Gesichtsausdruck. Ja, das war es in der Tat. Schließlich entschied sich Ray doch dafür, ihm alles zu erzählen. "Meine Mutter ist der Meinung, dass ich meinen Vater kennen lernen sollte. Sie hatte bloß eine kurze Affäre mit ihm, woraus ich dann entstanden bin. Er hatte sich danach nie wirklich um mich gekümmert, auf Deutsch gesagt, ich war ihm wohl scheißegal. Demnach habe ich auch keine Lust, ihn kennen zu lernen. Mir reicht es vollkommen zu wissen, dass es da jemanden gibt, der dazu verholfen hat, dass es mich gibt. Mehr aber auch nicht.", beendete Ray mit einem tiefen Seufzer und lehnte sich zurück. Will hustete und überlegte einen Moment, was er darauf antworten sollte. "Das kommt mir bekannt vor. Isaac geht es da auch nicht viel besser. Familienprobleme sind nicht einfach, dass weiß ich. Interessiert es dich nicht ein bisschen, wie dein Vater aussieht und wie er ist?" "Vielleicht ein bisschen. Aber die Verachtung übersteigt die Neugier.", meinte Ray kühl, knüllte das Papier zusammen und schmiss es in den vollkommen überfüllten Mülleimer neben sich. Mit einem Rascheln fiel es zu Boden. "Ja, das kann ich verstehen." Wills Ausdruck wurde auch ein wenig härter. Mit der einen Hand klaubte er seine Taschen zusammen und richtete sich schwerfällig auf. Wollte er etwa schon gehen? "Tut mir Leid für dich Ray, aber ich muss jetzt gehen. Isaac wartet sicher schon auf mich und ich will ihn schließlich nicht verhungern lassen. Der Kerl ist so ein schlechter Koch, dass es mir beim Anblick seiner Gerichte immer kalt den Rücken runterläuft!" Dabei lachte Will laut auf und verschwand mit einem Abschiedsgruß in der Menge der Passanten. Seine Worte hatten Rays Herz einen Stich versetzt. Isaac... vielleicht hatte es sie doch mehr erwischt, als sie zu diesem Zeitpunkt noch glaubte. Frohen Mutes ging sie zu Alans Apartment. Das zweite Mal diese Woche, im Übrigen. Die Sorge mit ihrem Vater hatte sie verdrängt. Sie wollte ihn nicht sehen und damit basta. Weder ihre Mutter, noch Will, noch sonst wer konnten an dieser Tatsache etwas ändern! Was sie nun von Alan wollte? Eine Entschuldigung, nicht mehr und nicht weniger. Er hatte sich aus ihrer Sicht ziemlich daneben benommen und wenn er genug Anstand besaß, würde er es sicher jetzt bereuen. Vielleicht konnte sie ja wieder Freunde werden? Mit lautem Gepolter stieg sie die Treppen hinauf. Mit dem Zeigefinger drückte sie fest auf seinen Klingelknopf und wartete, dass seine Tür aufging. Es ertönte lautes Gepolter und er rief ein paar mal: "Moment, ich komme gleich!" und dann, nach endlosen fünf Minuten machte er die Tür auf. Es verschlug Ray fast die Sprache. Sie hatte ihn noch nie in Bademantel gesehen. "Oh, hi Ray! Tut mir leid, ich war grad am Duschen, du verstehst?" Ray verstand nicht, sie wollte seine Worte auch gar nicht verstehen. Aber irgendwie kam ihr die Situation bekannt vor. Diese oder eine ähnliche schien sie schon mal erlebt zu haben. Plock! Plötzlich fiel es ihr wieder ein: Ihre erste Begegnung mit Isaac! Oh nein, die Erinnerung verdrängte sie lieber schnell wieder. Die Sache war ihr immer noch unangenehm, selbst der Gedanke daran ließ sie innerlich erschaudern. "Jo!", murmelte sie teilnahmslos und blieb vor der Tür stehen. Alan war schon gut gebaut. Innerlich ließ sein Anblick ihr wieder das Herz höher schlagen, wie was das noch? Alte Liebe verjährt nicht? Ja, das stimmte. Nach dem misslungenen Kuss hatte sie sich eigentlich vorgenommen, ihn zu vergessen, aber das ging halt nicht so einfach, wie sie sich das vorgestellt hatte. "Willst du nicht reinkommen?", fragte er freundlich und ging einen Schritt zur Seite. Ray nickte und ging in sein Apartment. Es war aufgeräumt, wie immer. Als sie immer noch keinen wirklichen Laut von sich gab, fragte Alan, warum sie gekommen sei. Doch darauf konnte sie genauso wenig antworten. "Hey, Alan! Ich bin gekommen, damit du dich bei mir entschuldigen kannst!", hätte sie ja wohl schlecht sagen können, wie hätte das denn ausgesehen?! Aber Alan schien sie auch schon ohne Worte zu verstehen. Er holte tief Luft und sagte dann: "Ray, es tut mir wirklich Leid wegen Gestern. Ich meine, das mit dem Kuss. Ich wollte dich nicht verletzen." Hast du auch nicht. Es war aber einfach nur widerlich. Wieder verkniff sie sich die Antwort, die ihr eigentlich auf der Zunge lag. "Ist schon okay. Ich meine, du hast dich ja entschuldigt." Das hatte sie eigentlich nicht so sagen wollen. Ja, eigentlich hätte Alan auf Knien vor ihr rumrutschen sollen. Aber nun war es mal wieder zu spät. Alan nickte. War die Sache damit jetzt etwa gegessen? "Trotzdem: Ich hätte es nicht machen sollen. Ich habe wirklich keine Rücksicht auf dich genommen." Ray lächelte müde. "Das hättest du dir vorher überlegen sollen." Alan schaute bedrückt drein. "Stimmt." Sie setzten sich beide aufs Sofa. Es herrschte gedrückte Stimmung. Ray war ihm eigentlich nicht böse, dass er sie geküsst hatte. Sie war ihm böse, dass er sie hinterher ohne jeglichen Grund rausgeschmissen hatte. Genau das sagte sie ihm. Alan schaute erstaunt drein. "Du bist nicht böse wegen dem Kuss?", fragte er überrascht. Ein Hoffnungsschimmer glitt über sein Gesicht. "Nein." Ray lächelte. Alan sah mal wieder so süß aus, dass sie ins Schwanken geriet. Was war eigentlich so verkehrt daran, ihm noch eine zweite Chance zu geben? Mist, sie musste auf andere Gedanken kommen. "Was ist eigentlich mit deiner Freundin? Bist du über sie hinweg?", fragte sie scheinheilig. Alan zuckte mit den Achseln. "Sie ist eine Zicke, dass ist mir jetzt klar geworden. Sie ist für mich gestrichen. So jemand hat es nicht verdient, von mir geliebt zu werden." Ray war sich immer noch nicht sicher, ob sie Alan nun vorbehaltlos trauen konnte. "Warum hast du mich geküsst, obwohl du eigentlich noch deiner Freundin nachgetrauert hast?" Alan überlegte einen Moment. "Ich weiß es nicht. Aber als ich dich da so liegen gesehen hab, ist mir einiges klar geworden. Die, die meine Liebe verdient hat, bist du Ray. Du hast dich immer so lieb um mich gekümmert und ich Trottel hab es einfach nicht bemerkt! Ich wünschte, ich könnte alles rückgängig machen, aber das geht wohl jetzt nicht mehr." Er schaute betrübt zur Seite. Was hatte er da gerade gesagt? Ray hatte seine Liebe verdient? Sie traute ihren Ohren nicht. Das hatte sie sich doch so lange gewünscht zu hören! Die Röte stieg ihr ins Gesicht. "Aber... Alan...", stotterte sie. Wenn sie jetzt gewusst hätte, was sie sagen sollte, hätte sie dafür ihr ganzes Sparschwein geschlachtet. "Es hat mich getroffen wie ein Schlag! Als würde mit dieser Kuh auch die Blindheit von mir abfallen, die mich die ganze Zeit befallen hatte..." Seine Worte waren rührend. Wie war das noch mit der zweiten Chance? Nicht umsonst war sie so lange in ihn verliebt gewesen. Das war ihr Alan, so wie sie sich ihn immer vorgestellt hatte! Sie konnte gar nicht anders. Wie ein Magnet rutschte sie noch ein kleines Stückchen näher an ihn heran, schlang ihre Arme um seinen Hals und flüsterte: "Hier hast du eine zweite Chance." Wenn er jetzt der Alan war, für den sie ihn immer gehalten hatte, würde er sie jetzt so küssen, dass es sie schier vom Hocker haute. Wie Isaac, schoss es ihr durch den Kopf. Aber den Gedanken verdrängte sie lieber schnell. Und Alan küsste sie auch. Nicht mehr ganz so eklig wie das erste Mal, aber immerhin so, dass ihr das Blut in den Kopf schoss. Egal, ob Alan nun gut küssen konnte oder nicht, das würde sie ihm zur Not schon noch beibringen. Mit einem Seufzer ließen sie sich auf das Sofa zurücksinken. Die ganze Welt um sie herum schien sich zu drehen, als Alan anfing, ihren Hals mit Küssen zu bedecken. Sie löste seinen Bademantel soweit, das sein Oberkörper frei war und drückte sich fest an ihn. Ja, das war ihr Alan. Und niemandem sonst würde er je gehören. Isaac schaute sich prüfend um. Beleuchtung war okay, Lautsprecher und Nebelmaschinen funktionierten und das Mikrophon stand an der richtigen Stelle. Was konnte jetzt noch schief gehen? Nicht mehr viel, dachte er und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Außer natürlich er würde wieder... schnell verdrängte er den Gedanken. An so etwas durfte er gar nicht denken. Hier war Optimismus gefragt! "Hey, Isaac! Bei dir da drüben alles klar?", ertönte die Stimme seines Kumpels von unten. Isaac schwang sich von der Bühne herunter und lehnte sich lässig an ein Gerüst. "Jo.", meinte er und überflog alles noch einmal mit Blicken. "Wen hast du denn eingeladen?", fragte sein Kumpel mit unverhohlener Neugier. Isaac lächelte schief. "Ich wüsste nicht, was dich das anginge.", meinte er und ging langsam in Richtung Ausgang. "Na hör mal! Ich bin doch dein Kumpel! Ist es die Kleine, die seit Tagen bei euch ein und aus geht? Die, die Will so ans Herz gewachsen ist?" Sein Kumpel konnte es nicht lassen. Isaac schnaubte. "Und wenn?" "Herzlichen Glückwunsch!" Ray zog Alan in eine noch tiefere Umarmung, als plötzlich seine Wohnungstür aufging. Sie schreckten hoch und saßen blitzartig schnurgerade auf dem Sofa. "Äh... hi, Dad.", meinte Alan mit kratziger Stimme. Seine Wangen waren leicht gerötet und sein Haar verstrubbelt. Ray blickte den Mann, der gerade zur Tür hereingekommen war, erstaunt an. Das war also Alans Vater! Aha, sehr interessant. Was wollte er hier? "Guten Tag.", begrüßte er die beiden Ertappten freundlich. Als er Ray genauer unter die Lupe nahm, erstarrte etwas in seinem Blick. Ray wusste diese Veränderung nicht zu deuten und deshalb beließ sie es bei einem seltsamen Blick zurück. Alan sprang auf und lief zu seinem Vater, der gerade damit beschäftigt war, seine Jacke aufzuhängen. Vollkommen überrumpelt zerrte er diesen mit in die Küche, sodass Ray mal wieder nichts mitbekam. "Warte kurz, Ray. Ich muss ganz schnell mal was mit ihm besprechen, ich bin gleich wieder da.", meinte Alan entschuldigend und schlug schnell die Tür hinter sich zu. Der hatte es aber plötzlich eilig. Was konnte das nur Wichtiges sein? Leises Gemurmel drang an ihr Ohr. Irgendwie fühlte sie sich unwohl. Sie war sich ganz sicher, dass sie diesen Mann schon mal irgendwo gesehen hatte. Doch so sehr sie ihre grauen Zellen auch anstrengte, zu einem wirklichen Ergebnis kam sie nicht. Schließlich huschte sie zu der Jacke des Vaters. Wenn sie wissen wollte, wer er war, musste sie es wohl selbst herausfinden. Mit spitzen Fingern wühlte sie nach einem Portmonee, wo dann ja auch sicherlich ein Personalausweis oder so was in der Art drin sein musste. Verzweifelt durchsuchte sie die letzte Tasche, als sie endlich ein hartes Portmonee hervorkramte. Gespannt suchte sie seinen Ausweis und als sie ihn endlich in den Händen hielt, konnte sie es vor Erwartung kaum aushalten. Wo hatte sie diesen Mann schon einmal gesehen?! Gespannt las sie den Namen: "Alec G. Lice." Ray stockte der Atem. Sie musste sich an der Garderobe festhalten, damit sie nicht umfiel, denn ihre Beine waren auf einmal so weich, dass sie Mühe hatte zu stehen. Das Portmonee glitt ihr aus den Händen und fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Alec G. Lice. Alec G. Lice. Alec G. Lice... Dieser Name schwirrte in ihrem Kopf herum wie ein Schwarm Bienen auf der Suche nach neuen Blüten. Ihr Herz schnürte sich zusammen. Alan, du Arschloch! Alec G. Lice war ihr Vater. Und demnach war Alan ihr Halbbruder. Es blitzte, als Ray die Straße zu ihrem Haus hinunterlief. Ein dunkles Grollen über ihr verhieß nichts Gutes, ein Gewitter stand vor der Tür. Sie beschleunigte ihr Tempo noch einmal und stürmte durch die Haustür, gerade noch rechtzeitig. Denn kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, kamen auch schon die ersten Regentropfen mit Lichtgeschwindigkeit vom Himmel geprasselt, gerade so, als ob sie darauf gewartet hätten, dass Ray in ihrem Haus verschwand. Erleichtert, dass sie trocken zu Hause angekommen war, schlich sie in ihr Zimmer und schloss die Tür ab. Sie wollte jetzt niemanden sehen. Verzweifelt schmiss sie sich auf ihr Bett und wartete darauf, dass ihr die Tränen kamen. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, die begehrten kleinen Tröpfen blieben hinter ihren Augen und wollten einfach nicht zum Vorschein treten. Dabei hätte Weinen sie jetzt auf eine grausame Art und Weise entlastet. Doch anscheinend wurde ihr nicht mal das gegönnt. Das Gesicht im Kopfkissen vergraben, dachte sie nach. Ob wohl ihre Mutter davon wusste, dass ihre Tochter einen Halbbruder hatte? Wahrscheinlich nicht, so kurzfristig, wie sie mit Alec Kontakt gehabt hatte. War auch besser so, es war schlimm genug, dass Ray es wusste. Deprimiert hielt sie sich die Hand vor Augen, um das Unwetter, dass draußen tobte, nicht sehen zu müssen. Da draußen ging das gleiche vor, wie in ihrem Inneren. Verwüstung, Durcheinander, Wut. Toll, Ray, das hast du mal wieder super hinbekommen., redete sie sich selbst ein. Sie hatte nicht nur ein Verhältnis mit ihrem besten Freund angefangen, nein, dieser Freund war auch noch ihr Halbbruder. Gar nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn sie beide... mein Gott, das wäre ja total die Inzucht geworden! Aber warum hatte Alan sich trotzdem an sie rangemacht, obwohl er es gewusst hatte? Oder hatte er sich gerade deswegen die ganze Zeit zurückgehalten und das mit seiner Freundin abgezogen, weil er sich seinen Gefühlen zu ihr nicht hingeben konnte?! Ray brummte der Schädel. Das war zu viel für sie, zu viel auf einmal. Die Regentropfen, die gegen ihre Fensterscheibe prasselten, waren ziemlich laut, aber sie beruhigten sie irgendwie. Plötzlich musste sie an Isaac und Will denken. Hätte es an diesem schicksalhaften Tag nicht geregnet, wäre sie ihnen wahrscheinlich nie begegnet. Was für ein Zufall. Dieses nasskalte Wetter hielt sich schon seit Tagen am Himmel, es war eine Seltenheit, dass mal die Sonne hinauskam. Isaac, was er wohl gerade machte? War er wohl wieder am Singen? Plötzlich fiel ihr ein, dass sie ja noch eine mehr oder weniger Verabredung mit ihm hatte. Er hatte sie ja auf ein Konzert eingeladen, komisch, sie hatte gar nicht gewusst, dass in den nächsten Tagen hier irgendwo eine Band spielte. Er hatte ja nicht mal gesagt, wann er sich mit ihr Treffen wollte. Tja, half alle nichts, sie musste wohl oder übel auf ihn warten, bis er kam und sie abholte. Vielleicht rief er ja auch noch mal an. Einem plötzlichen Impuls folgend ging sie auf ihren Computer zu, schaltete ihn ein und warf das Kapellaprogramm ein. Ray nahm ihr Mikrophon zur Hand, drückte auf Aufnahme und schmetterte: "Now I will stand in the rain on the corner I watch the people go shuffling downtown Another ten minutes no longer And then I'm turning around 'round And the clock on the wall's moving slower Oh, my heart it sinks to the ground And the storm that I thought would blow over Clouds the light of the love that I found." Ray erstarrte. Sie hatte es tatsächlich gesungen. Erstaunt wiederholte sie: "Clouds the light of the love that I found... the light of the love that I found..." Sie sang einfach weiter, ohne aufzuhören. Die Regentropfen prasselten nun so laut gegen ihre Fensterscheibe, dass nur sie allein ihre Worte verstand. "The Love that I found." Ray lächelte. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Wieso konnte sie diese Textstelle auf einmal wieder singen? Was war plötzlich los mit ihr? Die Liebe, die sie fand? Ohne länger drüber nachzudenken, kam ihr sofort Isaac in den Sinn. Tränen schossen ihr in die Augen. Plötzlich konnte sie wieder weinen. =================================================================== Jo, datt war Contact Five. Ich bin mir sicher, dass das nächste Kapitel ganz bestimmt besser wird, wenn auch etwas tragischer...^^ *die Spannung steiger* Ich weiß net, wie lange diese Fic noch laufen wird... Nach meinen jetzigen Berechnungen wird sie vielleicht höchstens Neun Kapitel umfassen T~T Na ja, kommt halt ganz drauf an, was mir noch so einfällt. Ich will es aber auch nicht unnötig in die Länge ziehen, wenn ihr versteht, was ich meine^^ Na ja, ich hoffte trotzdem weiter auf eure Unterstützung! Bis zum nächsten Chap, eure en-chan *knuddel* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)