Ein neuer Tag von abgemeldet (Tag und Nacht, Staffel 2) ================================================================================ Kapitel 5: Willkommen in Kairo ------------------------------ Tea fühlte sich in Kairos Innenstadt verloren. Die Stadt war laut, heiß und hektisch. Vor allem war sie nicht so, wie sie sich Ägypten immer vorgestellt hatte. Das war vielleicht auch durch Yamis Worte bewirkt worden, die sie hatte glauben gemacht, in Ägypten fände sich die morgenländische Mystik an jeder Straßenecke wieder. Es war schon Abend und Tea wusste nicht einmal, wo sie übernachten sollte. Was war das nur eine Schnapsidee gewesen, die sie hierher gefühlt hatte? Ägypten war groß, verdammt groß sogar und Yami war irgendwo in diesem riesigen Land. Selbst wenn er direkt in Kairo wäre, würde sie ihn niemals finden können. Sie seufzte. Nicht einmal nach einer Unterkunft konnte sie sich auf Japanisch erkundigen. Auf Englisch konnte sie es aber mal versuchen. Also ging sie durch die verkehrsverpesteten Straßen und suchte nach etwas, das wie ein Hotel aussah, doch als sie bei den größeren und kleineren Hotels und Pensionen nachfragte, bekam sie überall eine Absage. 'Sorry, Mam. We are completely reseved for this week. Try another hotel.' Und das tat sie und zwar immer wieder. Als die Sonne unterging und es auf den Straßen zunehmend leerer wurde, dachte sie daran, zurück zum Flughafen zu gehen und einen Rückflug zu buchen. Dann könnte sie zumindest in einem der Plastikstühle in der Wartehalle schlafen. Tea ärgerte sich darüber, wie naiv sie doch gewesen war, überhaupt hierher zu kommen. All das hatte sie nur viel Geld gekostet, das sie nicht aufbringen konnte, sonst nichts. Tea versank in ihrer Frustration und merkte gar nicht, dass sie die einzige Passantin auf der Straße war. Als ihr das bewusst wurde, beschlich sie die Angst. Sie hatte sich den Weg zum Flughafenshuttle doch gemerkt, aber wo war sie dann gerade? Welche Straße war sie falsch gegangen? Ging denn alles schief? Warum konnte ihr das Schicksal nicht einmal unter die Arme greifen? Wütend und ängstlich ging sie den Weg zurück, den sie meinte, gekommen zu sein. Doch als sie um eine Ecke ging, war ihr Weg plötzlich versperrt. Sie prallte zurück, verlor ihr Gleichgewicht und landete auf ihrem Hintern. Vor ihr stand ein Mann, der wie zufällig gerade ebenfalls um die Ecke gebogen war, doch ein Blick in sein Gesicht sagte Tea, das dies kein Zufall gewesen sein konnte. "Welch netter Zufall", sagte der Mann mit einer tiefen Stimme. "Malik", entfuhr es Tea. "Tea, was treibt dich mitten in der Nacht in die dunklen Straßen Kairos? Du musst doch wissen, dass es hier sehr gefährlich sein kann. Sei froh, dass du mich getroffen hast", meinte Malik freundlich. Tea wusste nicht, ob sie sich über die Begegnung freuen sollte oder nicht. Einerseits war sie sich nicht sicher, ob seine böse Seite nicht doch noch irgendwo in ihm lebte, andererseits war sie ohne ihn im Moment ziemlich verloren. "Ich suche Yami", sagte sie mit fester Stimme, wärend sie wieder aufstand, ,"Ich bin mit ihm hergekommen, aber wir haben uns im Gedränge aus den Augen verloren." Malik lachte. "Was für eine Farce. Du brauchst mich doch nicht zu belügen. Der Pharao ist seit Stunden schon nicht mehr hier und dich hatte er nicht erwähnt." "Du weißt wo er ist?" "Natürlich." "Bring mich zu ihm, bitte", sagte Tea mit einem flehenden Ton, der ihr eigentlich zuwider war, aber den sie nicht unterdrücken konnte. "So gern ich das tun würde, aber der Pharao wird mich dafür auspeitschen lassen", meinte Malik. Er schien die Situation belustigend zu finden und Tea war sich immer noch nicht sicher, ob ihr Treffen zufällig gewesen war. "Du kannst mich doch hier nicht so einfach stehen lassen! Dann sag mir doch zumindest, wo ich Yami finden kann, ich werde niemandem erzählen, dass ich dich getroffen habe." Tea erschrak, als Malik loslachte. Hatte sie etwas Witziges gesagt? "Du hast keine Ahnung, nicht wahr? Aber das macht nichts", lachte er. Tea war ein einziges Fragezeichen. "Weißt du was? Hier ist es wirklich zu gefährlich für dich. Ich nehme dich mit in meinen Palast, wo du übernachten kannst, bis du einen Rückflug bekommst." "Deinen PALAST? Ist das dein Ernst? Hast du wirklich einen-" Tea Augen wurden immer größer und sie wurde das Gefühl nicht los, verarscht zu werden. "Ja, aber bitte wunder dich nicht, wenn ich dich mit zu mir nehme. Es mag dort etwas ... archaisch wirken." "Archaisch? Denkst du etwa, ich würde mich für die Einrichtung deines, äh, Palastes interessieren?" Tea wusste langsam nicht mehr, ob sie lachen oder weinen sollte. Was sollte das alles? "Weißt du was? Ich parke dort drüben", er zeigte in eine unbestimmte Richtung, "Ich fahre dich nach Dair as-Suryani* und währenddessen erkläre ich dir alles. In Ordnung?" Tea nickte nur zögerlich. Ihr war bei der ganzen Sache immer noch nicht ganz wohl. Als sie in Maliks Auto saßen, sagte Tea: "Also wir fahren jetzt nach Dar..., ähm, wie hieß das noch mal?" "Dair as-Suryani. Das ist zwischen Al Qahira und Al-Iskandrya." "Bitte? Ich spreche immer noch japanisch, falls du dich erinnern kannst. Im Arabischunterricht habe ich immer geschlafen." "Du hattest Arabischunterricht?", fragte Malik erstaunt. Tea seufzte. "Vergiss es. Ich hab nur versucht, witzig zu sein." "Oh." "Also was ist jetzt dieses Al-dal-syl-Zeugs?", fragte Tea ungeduldig. "Tut mir leid, ich hab mich schon an die arabischen Namen gewöhnt. Dair as-Suryani liegt zwischen Kairo und Alexandria. Es ist noch ein ganz schönes Stück zu fahren, deshalb kannst du dich ruhig etwas ausruhen", meinte Malik. Tea war verdammt müde und sie hätte sein Angebot nur zu gerne angenommen, doch zuerst wollte sie noch etwas wissen. "Nachher. Du wolltest mir doch erst etwas erklären." "Ja, aber ich denke, ich werde es dir lieber zeigen, wenn wir da sind. Nur so viel: Wir - also der Pharao, ich meine Schwester und so - wir leben in einer Welt in der das alte Ägypten weiter lebt. Sterbliche können diesen Ort eigentlich nicht betreten, doch ich werde dich ja dort hin bringen." Tea schaute Malik mit großen Augen an, sagte aber nichts. Früher, als Yami noch dagewesen war und sich mit den dunklen Mächten duelliert hatte, da hätte sie Maliks Worten sofort geglaubt, doch als das Battle City Turnier vorbei gewesen war, waren ihr die alten Mächte langsam wie ein Märchen vorgekommen, an das sie vergessen hatte, zu glauben. Deshalb war sie überrascht, wie leicht sie sich wieder in diese Dinge hinein denken konnte. Sicher war sie immer noch skeptisch, doch eigentlich hatte sie Malik die Geschichte schon längst abgenommen. Vielleicht war sie aber auch nur zu müde, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen und sie merkte gar nicht, wie sie langsam einschlief. *Anmerkung: Alle Namen von Orten, Königen, Pharaonen, Göttern o.Ä. entspringen nicht meiner kranken Fantasie, sondern existieren wirklich. [Kapitel 6: Die Schönheit Ägyptens] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)