Ein neuer Tag von abgemeldet (Tag und Nacht, Staffel 2) ================================================================================ Kapitel 4: Schicksalsengel -------------------------- Tea schlenderte über den Marktplatz, auf dem der übliche Betrieb herrschte. Sie schaute sich einige Stände an und genoss den schönen Frühlingstag. Plötzlich vernahm sie ihren Namen. "Tea!" Sie drehte sich um und suchte die Geräuschquelle. Ein junger Mann kam direkt auf sie zu gerannt. "YUGI!" Die Welt um sie herum schien zu verschwinden. Sie sah nur ihn und sonst nichts mehr. Der Markt mit seinen Ständen, selbst der schöne Frühlingstag waren vergessen. Sie schien zu fliegen, als ihre Beine sie zu ihrem Yugi trugen. Er sah so gut aus und er lachte ausgelassen und frei. "Oh Yugi. Endlich." Sie fielen sich in die Arme und ihre Freundentränen vermischten sich auf ihren Wangen. Das Glücksgefühl, das sie durchströmte, war überwältigend. Er war so wunderbar, in Yugis Armen zu liegen. "Tea, Tea, ich hätte dich doch niemals alleine lassen können. Wie hättest du so etwas nur glauben können?", flüsterte Yugi in ihr Ohr. Tea lachte und weinte gleichzeitig. Endlich, endlich... Doch auf einmal war es dunkel. Sie hatte ihre Augen aufgeschlagen und starrte in die Dunkelheit. Ihre Wangen waren nass, doch Yugi war nicht bei ihr. Sie lag in ihrem Bett im Hotelzimmer und über ihr summte nur der Ventilator. 'NEIN!' Sie hatte Yugi schon wieder verloren. Wie oft sollte sie das denn noch durchmachen müssen? Sie begann, hemmungslos zu weinen. Um weniger Geräusche zu machen, presste sie sich ihr Kissen fest vors Gesicht, doch ihr Schluchzen war in der Nacht immer noch sehr laut. 'Komm zurück! Lass mich hier nicht allein, ich schaffe das nicht ohne dich.' Ihre Tränen schienen nicht versiegen zu wollen. Sie fühlte sich so unbeschreiblich unglücklich, dass sie es niemals in Worten würde ausdrücken können. Sie war so in ihren Schmerz vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie Yami aufstand und zu ihr ans Bett kam. Er legte ihr einen Arm um die Schulter, doch Tea schien es kaum zu registrieren. Warum konnte sie nicht für immer träumen? Yami blieb bei ihr, bis sie sich in den Schlaf geweint hatte. Schmerzlich ist es, dir im Traum zu begegnen: wenn ich erwache, taste ich um mich, aber meine Hand findet nichts.* ~*~~*~~*~~*~~*~~*~ Yami schaute auf seine Uhr. In einer Stunde würde sein Flugzeug zurück nach Ägypten gehen. Dann blickte er seine Begleiterin an, welche nur nickte. Tea wusste, dass Yami sie nun verlassen würde. Ihr eigener Flug, den Yami für sie gebucht hatte, würde erst in drei Stunden fliegen. "Es ist wohl Zeit, sich zu verabschieden", meinte sie. "Ja. Aber ich werde wiederkommen, Tea, das verspreche ich dir." "Danke, Yami. Ich wollte mich für all das bedanken. Dafür, dass du für mich dagewesen bist und mich mit auf diese Reise genommen hast", sagte Tea, obwohl sie zu wissen meinte, dass Yami, warum auch immer, ein schlechtes Gewissen hatte und sich verpflichtet gefühlt hatte, diese Reise mit ihr zu machen. Hätte er genau das nicht getan gehabt, so hätte sie nie vermutet, dass mit Yugi etwas zugestoßen sein konnte. "Nein, Tea. Mir tut es leid, dass ich nun gehen muss." "Ja, schon gut. Ich danke dir, dass du mir das über Ägypten erzählt hast und das ist mir mindestens ebenso viel wert, wie diese Reise." "Wirklich?" Yami war überrascht. Er überlegte sich, ob dies etwas mit Tea früherem Ich, Teana, zu tun hatte. Tea lächelte. "Nun geh schon, du wirst gebraucht." Yami zögerte, als ob er überlegen würde, ob er Tea umarmen, oder einfach gehen sollte. Da von Teas Seite kein Entgegenkommen kam, sagte er einfach: "Machs gut Tea. Ich komme wieder." "Bis zum nächsten Mal, Yami. Pass auf dich auf." Dann drehte sich Yami um und ging davon. Tea blieb noch eine Weile stehen und wartete, ob Yami sich noch einmal umdrehen würde. Als die schließlich geschah, winkte sie ihm noch einmal, dann drehte auch sie sich um und ging davon. Sie kaufte sich im Buchladen etwas Lesestoff und setzte sich damit in ein Café. Sie wartete, bis drei Stunden um waren. Aber sie langweilte sich nicht. Sie beobachtete die anderen Menschen um sich herum und dachte daran, was sie erwarten würde. Auf ihr Buch konnte sie sich nicht so recht konzentrieren. Hatte sie die richtige Entscheidung getroffen? Schließlich gingen auch diese drei Stunden herum und Tea begab sich zu ihrem Flugzeug. Sie war noch immer früh dran. Flug 404 nach Kairo. Sie war aufgeregt, da sie noch nie alleine ins Ausland gereist war. Sie konnte die Sprache nicht und hatte nicht einmal ein Hotel gebucht. Alles, was sie getan hatte, war, ihren Heimflug nach Japan umzubuchen. Was sollte sie machen, wenn sie Yami in Ägypten nicht würde finden können? Wie konnte sie nur davon ausgehen, ihn überhaupt zu finden? Sie kam sich albern und sehr dumm vor. Was versprach sie sich nur davon? Tea hatte einen Fensterplatz. Zumindest das. Sie liebte es, vom Flugzeug aus nach draußen zu schauen. Am liebsten hatte sie es, wenn sie knapp über haufenartigen Cumuluswolken dahinsegelte. Sie dachte dann immer an Geschichten über den Himmel, die ihre Mutter ihr früher erzählt hatte. Genau so hatte sie sich dann immer den Himmel vorgestellt. Eine Geschichte hatte ihr immer besonders gut gefallen. Vor langen Zeiten lebte ein reicher Herrscher. Er hatte einen Sohn, der sehr verwöhnt war. Er interessierte sich nur für weltliche Güter, für Geld und Luxus. Eines Tages kam jedoch sein Vater zu ihm und sagte: "Mein Junge, es wird Zeit, dass du dich verheiratest. Meine Zeit wird knapp und ich möchte, dass eine Frau an deiner Seite steht, die deine Selbstsucht durch ihre Milde lindern kann." Noch am selben Abend betete der verzweifelte Vater zu den Göttern, dass sie seinen Sohn niemals mit seinem Egoismus regieren lassen und ihm eine Frau schicken mögen. Der Sohn jedoch wollte nicht heiraten, denn er liebte nur seinen Besitz. Eines Tages jedoch, als er auf dem Markt spazieren ging, sah er eine junge Frau, die er sehr schön fand. Es war eine einfache Bürgerin, doch als er sie erblickte, musste er sie haben, obwohl auch sie für ihn nur ein Objekt war. Als er sie bat, mit ihm zu kommen, sagte sie: "Ich werde mit ihnen kommen, mein Herr und ich werde alles tun, was sie von mir verlangen. Aber nur, wenn ich ihnen etwas zeigen darf. Neugierig wie der junge Mann war, willigte er ein. Er nahm das Mädchen mit zu sich nach Hause und nahm sie sich als Dienerin. Einige Jahre vergingen, bis die junge Frau eines Tages zu ihm kam und sagte: "Ihr habt mir vor langer Zeit ein Versprechen gegeben, Herr. Ich möchte euch nun zeigen, was wirklicher Reichtum bedeutet." In seiner Verblendung ahnte der junge Herr nichts und hoffte nur auf eine Bereicherung seines Wohlstandes. Plötzlich nahm sie ihn an die Hand und flog mit ihm hoch in die Lüfte, bis sie im Himmel angekommen waren. Dort sagte sie zu ihm: "Ich bin der Engel des Schicksals. Hier ist es schöner als auf der Erde. Entscheide dich nun, ob du hierbleiben, oder ob du zurückgehen möchtest." Da der junge Mann hier im Himmel keine Luxusgüter entdecken konnte, wollte er zurück auf die Erde. Bevor der Engel ihn zurück schickte, sagte sie: "Wie du möchtest. Allerdings wirst du dort verstehen, was das Wertvollste auf der Erde ist. Du wirst es jedoch nie bekommen können." Sobald er wieder auf der Erde war, fühte er einen schrecklichen Schmerz in seinem Herzen. Nachdem er einige Ärzte konsultiert hatte, kam sein Vater zu ihm und meinte: "Der Schmerz den du fühlst, nennt sich Liebe. Welche Frau liebst du denn? Heirate sie, bevor ich sterben werde." Doch dem jungen Mann wurde plötzlich klar, dass er den Schicksalsengel geliebt hatte und dass er sie niemals wiedersehen würde. Dies brach im das Herz und alle weltlichen Dinge wurden im egal. Als sein Vater starb, wurde er zum Herrscher ernannt und er war ein großer und gütiger Herrscher. Doch er heiratete nie und sein Herz war bis zu seinem Tode gebrochen. Als Tea die blütenweißen Wolken am Himmel sah, stellte sie sich vor, wie der Engel der Schicksals den jungen Herrscher hier her brachte und fragte sich, ob der Engel den jungen Mann nicht auch geliebt hatte. Mit diesem Gedanken schlief sie ein. *Otomo no Yakamochi [Kapitel 5: Willkommen in Kairo] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)