Ein neuer Tag von abgemeldet (Tag und Nacht, Staffel 2) ================================================================================ Kapitel 1: Grausame Hoffnung ---------------------------- Kreon, König von Theben: Io, unsinnigen Sinnes Tödlich starre Verschuldung! Seht den Ermordeten und Den Mörder von gleichem Blut! [Sophokles, Antigone] ~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~ Tea starrte den Ventilator an. Monoton dreht er sich und wälzte die heiße Luft im Zimmer um. Was hätte sie nur für eine Klimaanlage getan. Doch Tea war nicht verwöhnt. Mit ihrem geringen Gehalt als Sozialarbeiterin hatte sie sich Luxus nie leisten können. Nicht die Hitze war Schuld daran, dass sie nicht schlafen konnte, es waren ihre Gedanken, die in ihrem Kopf Achterbahn fuhren. Yugi... Seit Yami sie zu dieser Weltreise eingeladen hatte, hatte sie nicht mehr gut einschlafen können, doch je länger sie unterwegs waren, desto schwieriger fiel es ihr. Und dann war da noch die Sache mit dem alten Verkäufer. Tea war sich sicher, dass sie in dieser Nacht kein Auge würde zubringen können. Zum vierten Mal machte sie sich auf den Weg zum Klo. Um Yami nicht zu wecken, machte sie sich nicht einmal Licht an. Als sie sich die Hände wusch, kniff sie ihre Augen zu, denn sie wollte sich nicht im Spiegel sehen. Nicht, dass sie schlecht aussah, aber sie fürchtete sich einfach. Es war absurd, aber ihr nächtliches Spiegelbild bereitete ihr Angst. Sie konnte von sich dann nur schemenhaft erkennen und wenn es nicht sie selbst wäre, die sich da entgegen blicken würde, dann würde sie es nicht einmal erkennen können. Nachdem sie blind ihre Hände gewaschen hatte, schlich sie zurück in ihr Bett und zog die Decke, trotz der Hitze bis weit unter ihr Kinn. "Tea, was ist los?", fragte Yami. "Oh, du bist wach?" Sie schaute zu seinem Bett hinüber. Immer wenn sie in ein Hotelzimmer kamen, in dem die Betten zu einem Doppelbett zusammen geschoben waren, änderten sie dies schnell und brachten die Betten in einen angemessenen Abstand. Auch in diesem Zimmer war dies der Fall gewesen. "Ja, ich kann nicht schlafen wenn ich weiß, dass dich etwas bedrückt." Tea war von seinen Worten überrascht. Er kümmerte sich zwar immer aufopferungsvoll um sie, doch sie hatte nicht gewusst, dass er sie so leicht durchschauen konnte. Wie sollte sie am besten sagen, worüber sie nachdachte? "Wo ist Yugi?", fragte sie dann einfach. Von Yamis Richtung war jedoch nur Stille zu hören. Mit der Frage hatte sie also auch seinen wunden Punkt getroffen. 'Warum?', fragte sie sich. Nach ein paar endlosen Minuten der Stille bereute Tea ihre Worte. Sie hätte es zumindest etwas feinfühliger angehen können. "Yugi ist fort", sagte Yami schließlich monoton. "Ach wirklich? Als ob mir das nicht selbst klar wäre. Ich will wissen, WO er ist, Yami." Tea wandte ihren Kopf zu ihm um und sah sein Profil, dass sich durch den silbrigen Schein des Mondes, der durch das Fenster drang, leicht abzeichnete. 'Warum kannst du es mir nicht sagen?', fragte sich Tea. Nachdem sie nach langer Zeit keine Antwort von Yami bekommen hatte, drehte sie sich um und schloss die Augen, obwohl sie nun noch viel weniger würde einschlafen können. Als sie am nächsten Morgen erwachte, fühlte Tea sich wie gerädert. Sie war erst eingeschlafen, als die Sonne am Horizont schon wieder aufgegangen war. Yami war schon wach und kam gerade aus dem Bad. Um seine Hüften hatte er ein Handtuch gewickelt. "Ah, guten Morgen. Du bist also doch noch aufgewacht", sagte Yami. Der Anblick seines nackten Oberkörpers machte Tea verlegen. Sie rieb sich die Augen, um das Bild auszublenden. Doch sobald sie ihre Augen schloss, erinnerte sie sich an ein anderes Bild. Yugi und sie gemeinsam in seinem Bett. Gähnend drehte sich Tea auf die andere Seite und murmelte ein leises "Guten Morgen". Doch in Wirklichkeit wollte sie die Röte verbergen, die in ihre Wangen gestiegen war. 'Yugi, verdammt.' Als sie meinte, wieder eine normale Gesichtsfarbe zu haben, stand sie langsam auf und trottete in das kleine Hotelbadezimmer. Als sie in den Spiegel sah, stöhnte sie auf. Jeden Morgen, wenn sie sich ansah, dachte sie, es sei unmöglich noch müder auszusehen und jeden Morgen war sie von neuem überrascht, dass auch dies möglich zu sein schien. "Was ist los?", fragte Yami besorgt, da er ihr Stöhnen vernommen hatte. "Kopfweh", sagte Tea einfach nur. Sie ging zurück zu ihrem Koffer und fummelte sich eine Aspirintablette heraus. "Kann ich was für dich tun?", fragte Yami. "Ich will noch mal auf den Markt", sagte Tea plötzlich. [Kapitel 2: Ägyptens Ruf] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)