Je kälter der Winter,... von abgemeldet (...desto näher der Frühling.) ================================================================================ Kapitel 20: Sinnlos ------------------- 20. Sinnlos Was sollte an dieser Situation schon anders sein? Provokation folgte auf Provokation und wenn es von ihr beabsichtigt war, erreichte Kerry damit nichts, nur wenn sie gar nicht vorhatte Seto zu reizen, klinkte er aus. Wieso sollte es also diesmal anders sein? Es gab für die Rothaarige keinen Grund, also nahm sie an es würde wieder keine Reaktion kommen, doch wundersamer Weise kam diese ausgerechnet diesmal doch. Ob es daran lag, dass sie hier allein und nicht an der Öffentlichkeit waren, dass ihnen niemand zusah und niemand mitbekommen konnte, wie sich Seto Kaiba einen Schnitzer in seinem Verhalten erlaubte, Kerry wusste es selbst nicht. Jedoch trat der hochgewachsene junge Mann langsam auf sie zu, wobei sein Blick eiskalt und ohne jegliches Gefühl darin war. Die junge Frau ihm gegenüber, die damit nun fast überhaupt nicht gerechnet hatte, wich überrascht einen Schritt zurück, überlegte es sich dann aber noch anders und blieb gleich darauf wieder stehen um mit fragend hochgezogener Augenbraue abzuwarten. Doch die eigentliche Reaktion kam eher und heftiger, als sie es erwartet und gewünscht hatte. Ähnlich der vorschnellenden Bewegung einer Schlange, packte Kaiba die Rothaarige bei beiden Schultern und drückte sie kräftig nach unten. Vor Überraschung knickten Kerrys Beine ein und gaben dann weiter nach, so dass sie auf den Knien landete und kaum noch Kontrolle über ihre Beine hatte. Weitaus wichtiger für sie im Moment war jedoch, dass sie komplett unter Wasser gedrückt wurde und bei dem reflexartigen Versuch einzuatmen statt des erfrischenden Sauerstoffes nur H2O schmeckte. Selbstbeherrschung hin oder her, hauptsächlich mit Verzweiflung als Antrieb schlug sie wahllos nach Seto, der sich jedoch auf eine Armeslänge Abstand hielt. Kurz ließ der Druck auf ihren Schultern nach und sofort riss die Irin den Kopf hoch um hustend und wasserspuckend an die Oberfläche zu gelangen. Jedoch konnte sie gerade vielleicht einen halben Atemzug nehmen, bevor über ihrem Kopf erneut das Wasser zusammenschlug, natürlich auch nicht ohne Nachhilfe einer bestimmten Person. Panik breitete sich langsam in Kerrys Magengrube aus und auch wenn ihr Kopf und Verstand ihr sagten, dass er sie wohl kaum umbringen würde, sagte ihr menschlicher Überlebensinstinkt, dass dies momentan ziemlich egal war, sie hatte sich gefälligst gegen solche tätlichen Übergriffe zu wehren. Wieder schlug sie um sich und traf diesmal auch die glatte Haut in Setos Bauchgegend, allerdings reagierte dieser überhaupt nicht darauf. Aufgeben war für die Rothaarige jedoch ein Fremdwort und so griff sie nach den Armen Kaibas, die jetzt auf Schulter und Kopf platziert waren, um seinen Griff zu lösen. Eine eher sinnlose Angelegenheit, wenn man es mit einem weitaus stärkeren Gegner zutun hatte. Gerade als Kerry dachte ihr Lungen müssten jeden Moment platzen, ließ der Druck wieder nach und ihr Kopf war frei. Sofort glitt sie nach oben und paddelte weg von dem jungen Mann, der mit abscheulich herabwürdigendem Blick auf die völlig erschöpfte Gestalt vor ihm blickte, die sich gerade prustend ans Ufer zog. Ohne sie oder den inneren Konflikt, den diese Handlung eben bei ihm ausgelöst hatte zu beachten, fischte er nach und nach seine Kleidung aus dem Wasser und bekam seine Boxershorts zu fassen, die er sich noch im Wasser stehend überstreifte, obwohl Kerry ohnehin damit beschäftigt war das Atmen wieder zu erlernen. Noch bevor sie sich richtig erholt hatte, rappelte sie sich unsicher auf, ignorierte, dass ihre Beine anfangs zitterten und drehte sie zu dem nun ebenfalls aus dem Wasser steigenden Seto Kaiba herum. Jeder Anflug von guter Laune und Fröhlichkeit, von Sanftmut und Geduld auf ihrem Gesicht und in ihrem momentanen Gemüt waren verschwunden und schon bereute sie erneut, gestern Abend einen schwachen Moment gehabt zu haben. Hierbei waren sich wohl beide jeweils einig, sie durften auf keinen Fall noch einmal vor dem anderen Schwäche zeigen, sondern sich gegenseitig in Sturheit und in den kleinen Provokationsspielchen übertrumpfen, wobei keinem von beidem aufzufallen schien, wie kindisch oder besser unreif das Ganze war. "Du hast sie wohl auch nicht mehr alle?!", schleuderte Kerry dem Triumphator entgegen und musste sich zusammenreißen nicht hysterisch oder noch immer panisch zu klingen, was ihr zwar ganz gut gelang, aber dafür klang ihre Stimme kurzzeitig brüchig, was sie selbst mit einem Aufeinanderpressen der Lippen quittierte, Seto jedoch nur ein spöttisches Lächeln entlockte, das allerdings auch sofort wieder verblasste. Als hätte sie nichts gesagt, sammelte Kaiba auch die restlichen seiner Kleider ein und zog sich die enge Hose geduldig an, während er die aufgebrachte Kerry gepflegt ignorierte. Sein Pullover gehörte, wie er feststellen musste, zu den Sachen, die Letztgenannte vorhin den Fischen zum Spielen gegeben hatte, so dass er das nun eher einem nassen Lappen ähnelnden Stück Stoff kurz auswrang und sich dann zusammen mit seinen anderen Kleidungsstücken unter den Arm klemmte und sich in Richtung Hütte in Bewegung setzte. Wütend trat ihm nun aber die, im Gegensatz zu ihm besonders jetzt, recht zierlich wirkende Kerry entgegen und versperrte ihm mit zornig blitzenden Augen den Weg. Unbeeindruckt blickte er über sie hinweg und trat einen Schritt zur Seite um an ihr vorbeizugehen, doch so leicht machte es ihm die Rothaarige nicht. Auch sie machte einen Ausfallschritt zur Seite um dann wieder direkt vor ihm zu stehen. "Ich hab dich was gefragt. Sag mir wenn ich mich irre, aber das war nicht gerade lustig.", stellte sie eisern fest und blickte gezwungenermaßen zu ihm auf, was sie wiederum wenig beeindruckte, war sie es meist gewohnt und ihre Haltung ließ ebenfalls nicht gerade darauf schließen, dass sie sich erniedrigt oder unterlegen fühlte. Nichts desto trotz ignorierte sie der Angesprochene und schob sie mit seinem Ellbogen schlicht zur Seite. Leicht verdutzt und zugleich aufs Äußerste gereizt, reagierte Kerry blitzschnell. "Es reicht!", zischte sie eher leise und entsprechend ihrer Aussage fiel ihre Reaktion aus. Ohne lange über den Sinn ihrer Aktion nachzudenken, holte die Rothaarige Schwung und warf sich seitlich mit voller Wucht gegen den schlanken Körper des jungen Mannes. Ob er es einfach nicht erwartet hatte oder sich für unantastbar hielt, jedenfalls verlor Seto Kaiba unelegant das Gleichgewicht und ließ vor Überraschung seine Kleidungsstücke fallen. Von den Beinen gerissen taumelte er rückwärts und stolperte über einen am Boden liegenden Findling und fiel nach hinten um. Jedoch nicht ins niedrige, aber wenigstens etwas weiche Gras, nein, stattdessen landete er rücklings mit einem großen ,Platsch' erneut in dem kleinen Fließgewässer direkt hinter ihm. Die Rothaarige war versucht hinterher zu springen und sich entsprechend der vorigen Handlung zu rächen, überlegte es sich aber anders und baute sich am Ufer auf um nun diejenige zu sein, die spöttisch lächelte, als der braunhaarige junge Mann mit einer enormen Geschwindigkeit an die Oberfläche kam. Sofort stand er wieder auf seinen langen Beinen und wischte sich mit einer unkontrollierten Bewegung die Haare aus dem Gesicht, bevor er die Beherrschung und Kontrolle über sich wiedererlangte. Unweigerlich trat Kerry nun wieder in sein Blickfeld und was er sah gefiel ihm offensichtlich gar nicht. Seine blauen Augen funkelten gefährlich, als er sein Gegenüber erneut fixierte und darum rang seine Beherrschung wieder zu erlangen. Doch wenn es ihm diesmal schon wieder misslungen wäre, wäre er nicht mehr er selbst gewesen. Mit finsterem Blick, aber ohne ein weiteres Wort an diese Kröte zu verlieren, wandte er sich ab und arbeitete sich zu seinen Kleidern am Ufer hinüber. "Du hast dir spätestens heute einen Feind gemacht, Kleine.", zischte er schließlich doch noch, jedoch ohne sie dabei noch direkt anzusehen. Kerry hatte genug. Bevor Seto seine Kleidung erreichen konnte, war sie auch schon wieder ins Wasser geglitten, fröstelte nur kurz und stellte sich ihm in den Weg. Der sprichwörtliche tödliche Blick Kaibas fand ihre Augen und sofort hielt die Irin inne. Nun fanden sich die Streithähne mit kalt glitzernden Augen gegenüber, wie es bei ihrer ersten Begegnung gleichermaßen gewesen war. Hin und hergerissen zwischen Wut und Erstaunen, dass Seto auch einmal so emotional reagieren konnte, hatte Kerry auf einmal einen Kloß im Hals und musste schwer schlucken um den Eindruck zu haben weiteratmen zu können. Stille kehrte nun ein. Keiner der beiden rührte sich oder wollte etwas sagen, doch dem anderen zuerst den Rücken zukehren und ,weglaufen' wäre noch schlimmer gewesen. In diesem Moment dachten dies wohl beide und ein Sturkopf traf auf den anderen, bis es natürlich Kerry war, die sich als erste nicht mehr beherrschen konnte und ihrem ganzen angestauten Ärger Luft machte. Diesmal jedoch auf verbale Art und Weise. Ohne noch einmal tief einzuatmen, sondern einfach frei heraus, wie es ihr gerade über die Zunge kam, sprudelten die Worte aus ihrem Mund hervor und kamen direkt aus ihrem Herzen: "Verdammt! Was ist mir dir los Seto Kaiba? Ich... ich raff es einfach nicht." Wütend schlug sie mit der geballten Faust auf die Wasseroberfläche und verursachte so nur, dass sie selbst noch nasser wurde. Doch dies bemerkte sie nicht einmal und fuhr fort: "Zuerst bist du so unterkühlt, dass du selbst dem Südpol Konkurrenz machen könntest und baust eine unüberwindbare Mauer um dich auf und dann, dann tickst du auf einmal völlig aus und lässt all deine bescheuerten Emotionen, die du sonst so gut unterdrückst und schön im hintersten Kämmerchen deiner Seele anstaust an anderen aus, nur um dann wieder in dein eisgekühltes Schneckenhaus zurückzukehren als wäre nichts gewesen!" Ihr Tonfall war messerscharf und deutliches Missfallen, beinahe eine Anklage war daraus zu vernehmen. Verständnislos deutete Kerry eine Geste an und erhoffte sich eine Reaktion, die wieder ausblieb. "Mal abgesehen davon, dass du anderen schadest, ist das doch nicht gesund. Wie wäre es, wenn du mal ein anständiges Mittelmaß findest, bevor du dich selbst noch zerstörst." Gegen Ende des Satzes wurde sie nicht leiser oder weniger standhaft, aber in ihren Blick mischte sich für einen Sekundenbruchteil etwas wie Sorge. "Wenn das nicht schon passiert ist.", fügte sie leise zu sich selber hinzu, als sie Setos meeresblauen, aber völlig leeren Blick bemerkte. Wenn die Augen wirklich die Fenster zur Seele darstellten, schien Seto Kaibas Seele gleich einer unendlich tiefen Schlucht ohne Grund, die sich trostlos, finster und gähnend leer, ohne Ende ausbreitete. Erschüttert von diesem Anblick musste die Rothaarige erneut schlucken und einen Moment bebten ihre Lippen vor wiederstreitenden Gefühlen. Hatte sie soeben den letzten Rest von Hoffnung, falls diese je bestanden hatte, vernichtet? War dies das Ende jeder Möglichkeit zu Seto vorzudringen? Es war offensichtlich. Ein kalter Schauer, der sicher nicht von der kühlen Luft kam, jagte der Irin über den Rücken, als sie rückwärts auf das Ufer zustolperte und sich erst im Laufen umdrehte. Ihre Beine wollten sie nicht mehr tragen und als sie auf das rettende Grün krabbelte und sich wieder hochhievte, fügte sie einer spontanen Eingebung folgend hinzu: "Und Mokuba mit dir reißt." Dann war es mit ihren ach so stahlharten Nerven zu Ende und ohne zurückzublicken stürmte sie hastig und ständig wieder stolpernd den Hügel hinauf um im trüben Dämmerlicht der Hütte Zuflucht zu suchen. Erst als die Quelle seines Ärgernisses außer Sichtweite war, konnte sich Seto Kaiba dazu durchringen seine momentane Starre abzuschütteln und sich wieder zu bewegen. Was war nur los mit ihm? Oder noch besser: Was war los mit dieser schrägen Spinnerin? Soweit er sich erinnern konnte, hatte er sich schon seit dem zwölften Lebensjahr nicht mehr zu einer solch emotionalen Handlung wie eben hinreißen lassen. Aber es war ihm einfach unmöglich erschienen sie mit ihren Frechheiten ungeschoren davonkommen zu lassen, doch er hatte beinahe die Kontrolle verloren. Ein Knurren war aus seiner Kehle zu vernehmen, als er innerlich zugeben musste, dass sie Recht gehabt hatte. Es war wirklich nicht witzig gewesen. Nicht unbedingt in der Weise, dass es gefährlich für den kleinen rothaarigen Freak gewesen wäre, doch er hatte seine bisher starr vertretenen Leitsätze und Lebensweisen missachtet und ihr so beinahe einen Einblick in seine wirkliche Gefühlswelt gewährt. Viel zu fest ballte Seto die linke Hand zusammen, während er sich ans Ufer vorarbeitete und bemerkte nicht, wie die Knöchel begannen weiß hervorzutreten. Er war hochgradig wütend und zum ersten Mal seit langem war er auch wütend auf sich selbst und nicht nur auf jemand anderen. Sonst schaffte er es mit links seine Maske von Arroganz und Kälte, die schon regelrecht zum Teil von ihm selbst geworden war, aufrechtzuerhalten, warum aber begann diese Fassade sofort zu bröckeln, wenn er in die Gegenwart Kerrys kam? Das durfte nicht so bleiben und nicht so weitergehen. Langsam sammelte der hochgewachsene junge Mann seine Kleidung ein und wollte einen Schritt bergan machen, doch da wurde ihm auch schon wieder bewusst, dass er ihr so nur wieder in die Arme laufen würde und eine weitere Konfrontation wollte er um jeden Preis vermeiden. Er brauchte eindeutig Abstand von dieser Psychopathin, die ihn zu eben einem solchen mutieren ließ, indem sie nur in seiner Nähe war. Während er zögerte und der kalte Wind des Morgens über die blanke Haut seines Oberkörpers strich und ihn frösteln ließ, kamen ihm ihre Worte wieder in den Sinn. Ein Mittelmaß? Sich selbst zerstören? Pah, sie hatte doch keine Ahnung, niemand hatte auch nur den blassesten Schimmer wie er sich wirklich fühlte, was tatsächlich in ihm vorging und so sollte es auch bleiben. Was sollte schon dieses heuchlerische Interesse an seiner Person, wohlmöglich an seiner psychischen Gesundheit. Anstatt weiter über die Dinge, die ihm nicht grundlos an den Kopf geworfen worden waren, nachzudenken, schob er die gesamten Geschehnisse des Morgens beiseite, straffte seine Schultern und setzte wieder den üblichen eiskalten Blick voller Arroganz auf. Keine außerordentliche Veränderung zu der verärgerten Maske, die zuvor die Züge seines Gesichtes beherrscht hatten. Was geschah nur mit ihm? Ganz gleich, es durfte nicht passieren und er, Seto Kaiba würde es sicher zu verhindern wissen. Bei jedem Schritt und jeder kleinen Bewegung verzog sich der Stoff, der an ihrer Haut klebte wie es nur durch Wasser möglich war, und verursachte so nicht gerade das enorme Wohlgefühl. Auch das Laufen neben Seto war das Letzte was sie sich momentan gewünscht hätte und noch hinzu kam das unheimlich stimmungsfördernde Schweigen, welches allerdings von beiden Seiten ausging und mehr oder weniger willkommen war. Jedenfalls war es besser, als eine erneute, äußerst sinnbringende Konversation, wie die noch einige Zeit zuvor. Seitdem war wohl ungefähr eine Stunde vergangen, vielleicht auch mehr, womöglich weniger, wer konnte das ohne Uhr schon so genau sagen. Kaiba war, wieder völlig kalt und kontrolliert in die Hütte gekommen, hatte ohne Widerspruch zuzulassen gesagt: "Ich gehe.", und war auch schon wieder weg. Kerry hatte nun die Wahl zwischen alleine im Nirgendwo herumsitzen oder hinter Seto hertrotten. Es war eine schwerere Entscheidung als man vielleicht denken mochte, denn die Betonung lag bei der letzten Auswahlmöglichkeit auf ,Seto'. Letztlich hatte doch die Vernunft über die Sturheit gesiegt und sie hatte sich, noch immer pitschnass, in Bewegung gesetzt um wortlos hinter ihm her zu eilen. Immerhin konnte sie froh sein, dass er sein Weggehen überhaupt angekündigt hatte, aber eigentlich war sie es trotzdem nicht. Stumm liefen die beiden nun schon eine ganze Zeitlang nebeneinander her und nachdem sie den gestern verlassenen Pfad wieder betreten hatten, ergab sich Kerry ihrem momentanen Schicksal, denn wie verschlossen Kaiba auch immer war, er würde sie nach Hause führen können, was sie von sich selbst mit ihrem hervorragend ausgeprägtem Orientierungssinn wohl in zwanzig Jahren nicht hätte erwarten können. Eine besonders heftige Windbö riss Kerry aus ihren trüben Gedanken und veranlasste sie, sich einen Arm schützend vor das Gesicht zu halten. Es war beinahe unnatürlich wie plötzlich der Wind aufgefrischt hatte und noch etwas konnte von der Rothaarigen vernommen werden, was hier eigentlich nicht hingehörte. Als sie das gleichmäßige Geräusch, welches an Lautstärke stetig zunahm, zugeordnet hatte, legte sie ruckartig den Kopf in den Nacken und suchte den fahlen Himmel ab. Seto hingegen hatte sofort bemerkt, dass das nun zu einem regelrechten Lärm angeschwollene Geräusch von den Rotoren eines Hubschraubers stammte und das Fluggefährt am Horizont ausgemacht. Ohne, dass der Geschäftsmann sich hätte durch Winken bemerkbar machen müssen, drehte der Hubschrauber, als er direkt über ihnen war, bei und begann den Sinkflug. Kerry machte ein paar Schritte aus dem Weg und musste sich anstrengen nicht mit den Zähnen zu klappern, da die kalte Luft der sich drehenden Flugblätter mit den nassen Kleidungsstücken auf ihrer Haut nicht wirklich verträglich oder angenehm waren. Als das kleine Fluggerät gelandet war, setzte sich Seto auch schon wieder in Bewegung und überwand die kurze Strecke bis zu ihrer Rettung in kürzester Zeit und stieg, ohne sich noch einmal umzudrehen ein. Kerry blieb keine Zeit lange zu überlegen, dieser Idiot hätte sie sicher hier gelassen, wenn sie auch nur einige Sekunden später gekommen wäre, denn als sie sich gerade durch die Seitentür schob hob der Hubschrauber auch schon wieder ab und um ein Haar wäre sie wieder hinausgefallen. Glücklicherweise konnte sie ihr Gleichgewicht gerade noch so halten, setzte sich auf den nächstbesten Sitz und schnallte sich dann einen schwarzen Gurt um, was jedoch erheblich länger dauerte als gedacht, da das Gurtwirrwarr nicht so ganz einfach zu entschlüsseln war. Der Rothaarigen war das Emblem der Kaiba Corporation auf der Seite des Hubschraubers nicht entgangen und nun fragte sie sich säuerlich, warum Seto nicht schon den Tag zuvor einen Rettungshubschrauber oder Ähnliches hatte kommen lassen. Aus diesem, für alle die keine Gedanken lesen konnten, unersichtlichen Grund, funkelte sie den braunhaarigen jungen Mann ihr gegenüber nun kalt an, was dieser jedoch entweder nicht bemerkte oder professionell zu ignorieren schien. Außerdem drehte er sich, kurz nachdem der Pilot wieder gestartet war, seinen Kopf herum um eben diesem eine Frage zu stellen, wobei er ziemlich laut sprechen musste, da die Türen an der Seite das Geräusch der Rotoren nicht vollständig dämpfen konnte. Dennoch war es Kerry möglich Frage und Antwort zu hören, was ihr selbst die Fragerei ersparte. "Das wurde auch langsam Zeit. Wie haben Sie uns gefunden?", spielte sich Seto gleich wieder als der undankbare Chef auf. Zu seinem Glück erwiderte der Pilot ohne Umschweife und ohne auch nur den Blick von seinen Anzeigen und dem Himmel vor ihm zu wenden: "Nachdem sie gestern spurlos verschwunden waren, haben wir Boden- und Luftsuchtrupps in die Stadt und die nähere Umgebung geschickt. Es war Zufall, dass ich sie gefunden habe." Nicht einmal ein Nicken gönnte Kaiba ihrem Retter und wandte sich stumm wieder ab, somit aber zu seinem Leidwesen auch wieder Kerry zu, die sich im Stillen darüber ärgerte, dass sie den jungen Mann vor ihr schon wieder verurteilt hatte ohne genau Bescheid zu wissen und wieder stellten sich ihre Vermutungen als falsch heraus. Das kam davon, wenn man mit Seto Kaiba längere Zeit verbringen musste, man wurde misstrauisch und bildete sich zu schnell eine Meinung von Personen oder Situationen die man gar nicht genau bewerten konnte. "Ja, hervorragend Kerry, hack' nur noch ein wenig auf dir selbst herum, hast du nötig.", warf sie sich in Gedanken selbst vor und verschränkte dann ebenfalls eisern schweigend die Arme und drehte ihrem Kopf dem neben ihr liegenden Fenster zu. Auf jeglichen Kontakt und sei es auch nur ,Augenkontakt' konnte sie vorerst verzichten. Ihrem Gegenüber schien es ähnlich zu gehen, denn auch dieser drehte seinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung und starrte düster aus dem Fenster, vor dem sich nun nur noch einige kahle Baumwipfel von scheinbar toten Bäumen erstreckten. Ansonsten war der Ausblick genauso wie die Stimmung, grau in grau mit dem einen oder anderen traurigen, blauen Farbkleckser und chaotisch zerrissenen Wolkenfetzen dazwischen. ----------------- Ich dachte mir, nachdem ich jetzt zwei Wochen wegfahre, lade ich vorher schnell noch ein Kapitel hoch, nachdem es ja jetzt auch ziemlich lang gedauert hat, obwohl das Kapitel schon länger fertig herumlag. Liegt wohl ganz einfach daran, dass es mir mittlerweile überhaupt nicht mehr gefällt, aber da muss ich eben zu stehen ;) Im Übrigen wollte ich noch sagen, dass ich in Zukunft die Kommentare per ENS beantworten werde, da sie doch langsam ziemlich viel Platz in Anspruch nahmen und ich will nicht, dass die Hälfte des Textes, den ich hier hinschreibe Kommentare sind, daher bekommt ihr jetzt immer schöne ENS ;) Tschauserle Mürri/Dolefulness Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)