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Je kälter der Winter,...

...desto näher der Frühling.
von

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Doppelter Abschied

11. Doppelter Abschied
 

Kerry reizte ihr Verwirrungsspiel vollends aus und wartete genau den Augenblick ab, als Kaiba gerade zu einem, wohl nicht ganz freundlichen Kommentar ansetzen wollte. Schnell schaltete sie sich ein und flüsterte sanft: "Seto, ich weiß es ist schwer für dich, aber..." Sie unterbrach sich selbst einen Moment und senkte die Augenlider ein Stück, bevor sie wieder mit schmachtenden Augen zu ihm aufblickte und gerade dann wieder einsetzte, als Seto sich einschalten wollte. "Ich kann einfach nicht weiterleben, ohne..." Wieder hielt sie inne und schien kurz davor in Tränen auszubrechen oder ihm ihr Herz auszuschütten. "...meine Tyrant Dragon Karte.", vervollständigte sie spöttisch säuselnd.
 

Bei Setos Reaktion wäre sie beinahe in einen Lachkrampf ausgebrochen, denn sein Blick, der deutlich zeigte, dass er gerade aus allen Wolken gefallen war, war einfach göttlich amüsant. Bevor sie jedoch loslachen konnte, schob er sie abweisend zurück, was sie willig über sich geschehen ließ und dann ihre Arme in die Hüften stemmte. "Also? Her damit!", forderte sie noch einmal, diesmal eindeutig. Seto blickte sie scharf an und wenn er die Fähigkeit gehabt hätte mit Blicken töten zu können, wäre Kerry wohl im selben Moment mausetot umgefallen. Quälend langsam griff er zu seiner hinteren Hosentasche und zog die genannte Karte hervor und hielt sie hier mit grimmigem Gesichtsausdruck hin. Kerry setzte ein ironisches Lächeln auf und gab ein deutliches "Danke.", zurück, dass jedoch eindeutig nicht im Geringsten dankbar gemeint war.
 

Schnell griff sie nach der Karte, rechnete jedoch nicht damit, dass Kaiba sie fest in den Händen behalten würde und riss hart daran. Seto gab die Karte nicht wie gedacht frei und so kam es wie es kommen musste. Darauf bauend, dass ihr Gegenüber ihr die Karte bereitwillig aushändigen würde packte Kerry die Karte und riss ruckartig daran, so dass sie in zwei Teile auseinandergerissen wurde. Es kam der Rothaarigen wie in Zeitlupe vor, als das typische Geräusch von reißendem Papier erklang und die Karte scheinbar unendlich langsam in zwei Hälften getrennt wurde. Noch während sie sah, dass ihre Karte gerade zweigeteilt wurde, ließ sie diese sofort los, ebenso tat es jedoch auch Seto Kaiba, so dass Tyrant Dragon in der Mitte halb auseinandergerissen zu Boden segelte.
 

Kerrys entgeisterter Blick folgte dem Stück festen Papier fassungslos. Erst als die Karte mit dem Bild nach oben den Boden berührte und der in der Mitte durchtrennte Feuerdrache vor ihr lag schien sie allmählich zu reagieren. Ihr Blick wurde glasig und sie machte einen kurzen Schritt nach vorn um nicht zusammen zu sinken. Scheinbar eine halbe Ewigkeit verharrten ihre verschleierten grünen Augen auf dem bedruckten Stück Papier, bevor sie ganz langsam den Blick hob. Kaiba hatte seine meerblauen Augen ebenfalls auf die Karte geheftet, als sie ihn jedoch fixierte, richtete auch er seine Aufmerksamkeit ihrem Gesicht zu. Keinerlei Reue oder Schuldgefühle waren auf seinem Gesicht zu sehen, nichts. Nur kalte Unbeteiligtheit. Das war zuviel. Nicht nur, dass dieser Vollidiot gerade, bewusst oder nicht, das Herzstück ihres Decks, ihre Lieblingskarte und einen Teil ihrer Seele vernichtet hatte, nein es schien ihn nicht im Geringsten zu kümmern.
 

Regungslos verharrte Kerry in ihrer unsicheren Haltung, noch immer Seto Kaiba anstarrend und unfähig sich zu bewegen. Ganz allmählich bewegte sie den Kopf von einer Seite auf die andere und presste hervor: "Du... Weißt du was du gerade getan hast?" Ihre Stimme war gedrückt und ein scharfer, beinahe drohender Unterton klang aus ihr heraus. Kaiba zuckte ungerührt mit den Schultern, bückte sich und hob die Karte auf, die gerade noch so in einem Stück, jedoch unwiderruflich entstellt war. Ohne mit der Wimper zu zucken griff er nach ihrer linken Hand, drückte ihr die kaputte Karte hinein und schob sie auf die Tür zu. Kerry, noch immer unbeweglich wehrte sich nicht, sondern verrenkte sich den Hals, während sie versuchte den jungen Mann anzublicken, da sie anscheinend nichts von alledem fassen, geschweige denn begreifen konnte.
 

Schließlich fand sich Kerry O'Hara vor einer geschlossenen Zimmertür Seto Kaibas wieder und starrte diese regungslos an. Irgendwann wandte sich die Rothaarige dann ab und ging mit angestrengt gemessenen Schritten in ihr vorübergehendes Quartier hinüber. Dort angekommen, konnte sie ihr Temperament nicht mehr im Zaum halten und schlug die Tür lautstark hinter sich zu. Den Türknauf noch in der Hand sank sie zu Boden sog scharf die Luft ein und verbarg ihr Gesicht zwischen ihren Händen. Es vergingen nur ein paar Minuten, bevor die Rothaarige urplötzlich wieder aufsprang und mit wütend blitzenden Augen auf und ab marschierte, die zerrissene Karte noch immer in der Hand. "Ich werde diesen Kerl umbringen, am besten hole ich mir seine weißen Drachen und zerfetze sie in tausend kleine Stückchen, dann wird er sehen wie das ist, dieser egoistische, selbstsüchtige, arrogante...", fluchte Kerry mit gedämpfter Stimme. Es schien so gar kein Schimpfwort schlimm genug für Seto zu sein. So sehr sie jedoch nach außen ihre Wut zurückhielt, in ihrem Inneren brodelte es gefährlich und nur ein paar Grad mehr und sie würde überkochen. "Und natürlich kann ihn kein Gericht der Welt dafür anklagen, schließlich bin ich wieder die Blöde, die hysterisch an der Karte herumgezerrt hat.", begann sie eine vor Spott triefende Rede, während sie sich ausmalte, was man ihr bei irgendwelchen Vorwürfen entgegnen würde.
 

Irgendwann war es dann soweit. Kerry erreichte gerade die großen Fenster, und baute sich davor auf, mit in die Hüften gestemmten Händen. Kurz blickte sie zur Seite und nahm einen metallenes Tischchen war, auf dem eine Blumenvase mit einem bunten Gemisch an Blumen darinnen stand. Mit einer schnellen Bewegung griff sie nach dem blauen Gefäß und schmetterte es mit einem wütenden Aufschrei gegen die nächstbeste Wand. Mit einem lauten Klirren prallte das Keramikgefäß gegen die Spiegeltüren des Kleiderschranks und zerbarst sofort in Hunderte von Splittern. Das Wasser aus der Vase wurde ebenfalls gegen die Spiegel gespritzt und lief dann langsam daran herunter, während die Scherben und verstümmelte Blumen vor dem Schrank zum Liegen kamen. Ein paar Mal atmete die Rothaarige noch schwer ein und aus, bevor sie sich wieder beruhigte. Schon bereute sie ihre Tat wieder, war sie doch in einem fremden Haus und sicher hatte irgendwer diesen Krawall mitbekommen, wenn nicht sogar Mr. Kaiba höchstpersönlich. Aber momentan war ihr das ohnehin völlig egal.
 

Grob sammelte sie die größeren Scherben und die Blumen auf und beförderte sie unsanft in einen Abfalleimer, bevor sie die Schranktüren vorsichtig öffnete und einen möglichst weiten Abstand vom ,gefährdeten Bereich' machte. Nach kurzem Abschätzen, welche Kleidungsstücke ihr wohl passen würden, riss sie einen lässigen Jeansrock und ein weites Shirt mit Querstreifen heraus und zog sich eilig um. Wenn Kaiba die Klamotten wiederhaben wollte, sollte er sie sich doch holen. Schnell schlüpfte sie in ihre Schuhe und stopfte ihre Karte in die Handtasche, bevor sie erneut die Tür aufriss und mit weiten Schritten den Gang entlang zur Treppe stiefelte. Das Personal, welches anscheinend hier lebte war offensichtlich schon wach und gerade als sie wutschnaubend die Treppe heruntergerauscht kam und dabei über eine Treppenstufe stolperte, kam ein Mann in Livree in den Eingangsaal, gefolgt von Mokuba.
 

Allerdings hatte Kerry gerade keine Zeit die beiden zu entdecken, denn das Stolpern über ihre eigene Füße verursachte, dass sie unfreiwillig ein paar Stufen auf einmal nahm, dann nach vorne wegknickte und unsanft mit den Knien auf einer Stufe landete, die Hände ein paar Stufen weiter unten. Mit hochrotem Kopf rappelte sich Kerry wieder auf und hievte ihre Tasche zurück über ihre Schulter um ihren Weg mit energischen Schritten und unaufhaltsam fortzusetzen. Sie wollte hier nur schleunigst weg und diesen Idioten zusammen mit dem Lebensabschnitt, den er ihr gründlich versaut hatte, möglichst schnell vergessen. Mokuba war inzwischen mit einem fröhlich amüsierten Lächeln auf die Treppe zugeeilt und wollte anscheinend etwas loswerden. "Wo wollen wir denn so schnell hin?", hallte plötzlich eine höhnische Stimme von oben herab und Kerry brauchte sich nicht umzudrehen um sich Seto Kaibas stupides Grinsen und seinen herabwürdigenden Blick passend zum Tonfall vorzustellen.
 

Gegen ihre eigene Vernunft drehte sie sich mit einem Ruck herum und zischte: "Tut mir leid, ich halte nichts davon in einem Nest zu bleiben, wo es von Schlangen nur so wimmelt." Sofort ruckte ihr Kopf wieder herum und sie überwand die letzten Treppenstufen ohne sich ein weiteres mal stolpernd zu blamieren. Mit einem überlegenen Lächeln, dass einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte, schlenderte Seto nun ebenfalls zur Treppe hinüber und stieg langsam die flachen Stufen herab. "Nur zu, ich habe von einem Feigling wie dir auch nichts anderes erwartet.", gab er kalt zurück und sofort stellten sich Kerrys Nackenhaare auf. Was für ein Spiel sollte das nun werden? Jedenfalls wäre sie wirklich ziemlich blöd, wenn sie wieder darauf reinfallen und darauf eingehen würde. Einmal auf ihren Verstand hörend ignorierte sie den jungen Geschäftsmann und marschierte weiter auf die Tür zu. "Kerry, warte!", klang es plötzlich vom unteren Treppenabsatz her. Diese Stimme war nun wieder das komplette Gegenteil des vorigen Kommentars und brachte die Irin unweigerlich dazu seufzend stehen zu bleiben. Allerdings gab sie ihr Vorhaben zu Verschwinden noch nicht auf, sondern drehte sich langsam zu dem heraneilenden Mokuba herum und empfing in mit einem: "Nein, ich werde nicht warten, ich weiß, wann ich unerwünscht bin." Unerwünscht war eigentlich ja noch viel zu milde ausgedrückt. Wenn sie die Möglichkeit bekommen würde, würde sie Seto Kaiba gerne einen netten Abdruck ihrer Hand auf seiner Wange zurücklassen, als kleines Souvenir.
 

"Du bist nicht unerwünscht, ich will, dass du bleibst. Außerdem ist deine Arbeitszeit noch nicht um.", versuchte der junge Teenager die Stimmung etwas aufzuheitern, verfehlte jedoch damit sein Ziel, denn sofort erinnerte sich Kerry daran, dass sie ja doch noch etwas hier zu erledigen hatte: Zu kündigen. Gerade wollte sie Luft holen und sich dem größeren der Kaiba Brüder zuzuwenden, als dieser den unteren Treppenabsatz ebenfalls erreichte und mit undurchsichtiger Miene einwarf: "Es sei denn, du willst kündigen." Gleichzeitig wanderten die Blicke Mokubas und Kerrys zu dem braunhaarigen jungen Mann, der ungerührt da stand und sie abwechselnd musterte. Was sollte das nun wieder? Entweder er meinte wirklich was er sagte und würde es gerne sehen, wenn sie ging, oder er bluffte nur und wollte nur, dass sie sich wieder beugte. Was auch immer sie nun tun würde, sie würde doch die Dumme sein und Mokuba eventuell ebenfalls. Kündigte sie, dann würde sie Mokuba verletzen und falls Kaiba es darauf anlegte sie herauszuekeln, hätte er so auch sein Ziel erreicht. Blieb sie jedoch, so wäre sie weiterhin seine dumme kleine Angestellte, die zu tun hatte was er ihr sagte. Kerry wog die beiden Entscheidungen gegeneinander ab und handelte sich ob ihrer Zögerung nur ein spöttisches: "Wolltest du nicht gehen?", seitens des Hausbesitzers ein. "Wollte ich und werde ich.", gab sie fest zurück und wandte sich wieder der Haustür zu um diese dann schwungvoll aufzureißen. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass selbst ein Flügel so wuchtig sein würde und so hätte sie beinahe beim Öffnen das Gleichgewicht verloren.
 

Ein letztes Mal drehte sie sich herum, griff in ihre Tasche und warf ihre beinahe zweigeteilte Karte durch den Raum. "Du schuldest mir einen Tyrant Dragon.", stellte sie kühl fest und bevor der Geschäftsmann etwas erwidern konnte sagte sie noch schnell an Mokuba gewandt: "Wir sehen uns morgen.", und eilte dann mit wehendem Rock die Steinstufen hinunter. Kurze Zeit später war zu hören, wie der Motor ihres Motorrades ansprang und der Feuerstuhl die Einfahrt entlang auf die Straße raste.
 

Zurück ließ die Rothaarige einen völlig verwirrten Mokuba, dessen Blick von der Tür zu der Karte und zu seinem Bruder wanderte, der starr die am Boden liegende Spielkarte fixierte. Dieses dreiste Mädchen hatte doch tatsächlich eine eindeutige und unwiderrufliche Forderung an ihn, Seto Kaiba, gestellt. Entweder war sie nicht mehr ganz richtig im Kopf, oder sie hatte vergessen, dass sie ihm eigentlich ihr Leben schuldete, zumindest aus seiner Sicht der Dinge. Außerdem war sie es gewesen, die die Karte zerrissen hatte. Natürlich, er hatte es darauf angelegt und es hatte geklappt, aber unverständlicherweise hatte er erwartet, dass sie ihn beleidigen, sich aufregen oder wenigstens heulend zusammenbrechen würde. Irgendetwas, dass ihm eine charakterliche Schwäche aufgezeigt hätte. Sicher, er hatte ihren Wutausbruch durchaus mitbekommen, es war ja kaum zu überhören, aber weder in seinem Zimmer, noch jetzt in dieser Szene in der Eingangshalle hatte sie sich eine Schwäche anmerken lassen oder war defensiv geworden. Das war durchaus neu, war er es doch gewohnt, dass letztlich jeder vor ihm kuschte und er wieder obenauf war. So sollte es auch dieses mal sein, aber irgendetwas sagte ihm, dass er diesmal nicht der Sieger war, obwohl er sich so hätte fühlen können. Aber noch war nichts entschieden, schließlich hatte sie den letzten Schritt nicht gewagt und gekündigt. In dieser Sache war noch nicht das letzte Wort gefallen, soviel stand fest.
 

Wie ein aufbrausender Sturm kam Kerry in ihrer Wohnung an. Auf die Macken der Tür wurde keine Rücksicht genommen und glücklicherweise flog diese dann auch beinahe Widerstandslos auf. Ohne einen Schritt inne zu halten eilte die rothaarige Furie weiter, warf die Tür hinter sich zu und steuerte auf ihr Zimmer zu, als sie plötzlich festgehalten wurde. Reflexartig drehte sie sich mit ärgerlichem Blick um und blickte plötzlich in das sanfte Gesicht ihres Freundes Jason, der sie besorgt anschaute. "Wo kommst du denn her? Wo warst du? Wieso hast du dich überhaupt nicht gemeldet?", sprudelten die Worte aus ihm heraus, die wohl direkt aus seiner Seele kamen. Allerdings hatte Kerry gerade wenig Nerv dazu, diese Sorge rührend zu finden und fühlte sich nur aufgehalten. "Jason, du hörst dich an wie meine Mutter. Ich werde ja wohl noch mal eine Nacht abwesend sein dürfen, ohne, dass du einen Herzkasper kriegst?!", konterte sie beinahe so abweisend wie ihr neuer Chef. Dabei machte sie eine abwinkende Handbewegung und schickte sich an ihren Weg fortzusetzen. Jason jedoch hielt sie noch immer fest und zog sie mit sanfter Gewalt ins Wohnzimmer. Mit einem müden Lächeln gab Kerry auf, ihm konnte sie noch nie lange widerstehen und so ließ sie sich mitschleifen und sank schließlich auf der tiefroten Couch zusammen.
 

"Ach und seit wann gehst du nicht an dein Handy und beantwortest keine SMS'?", fragte Jason einfach weiter, als sei das Gespräch noch nicht beendet. Kerry machte einen verdutzten Gesichtsausdruck, erinnerte sich aber dann daran, dass sie ihr Handy ja gar nicht bei sich gehabt hatte. Schnell zog sie es aus der Tasche und betrachtete die Anzeige. Zwei SMS und ein Anruf in Abwesenheit. "Vielleicht hatte ich es ausgeschaltet um nicht gestört zu werden.", gab sie schulterzuckend mit letzter Überzeugungskraft zurück. "Bei was könnte ich dich denn mit einer SMS oder einem Anruf schon stören?", konterte ihr Gegenüber, jetzt offensichtlich neugierig geworden. Die junge Frau ließ sich zur Seite fallen und vergrub dabei ihr Gesicht in einem Polster. Etwas unverständlich brummelte sie dann in das Kissen hinein: "...gar nichts an." Jason seufzte hörbar und schien kurz davor aufzugeben. Schließlich stand er auf und verließ das Wohnzimmer um in der Küche zu verschwinden. Sofort ruckte Kerrys Kopf wieder hoch und sie blickte ihm leicht schief hinterher um sich dann wieder ihrem Handydisplay zu widmen. Eine SMS war von Jason, die andere von Aneko. Kerry setzte sich aufrecht hin und las. Die Nachricht war vom vorigen Tag und Aneko lud die Irin zu einem Stadtbummel und anschließendem Eisessen ein. Sofort war Kerrys schlechte Laune, die natürlich noch von dem unangenehmen Morgen herrührte, verflogen und sie tippte eifrig eine bejahende Antwort in das Funktelefon.
 

Eine halbe Stunde später waren die beiden auch schon im Zentrum der Stadt im Kaufrausch. Kerry schwamm zwar momentan nicht gerade im Geld und hielt sich mit dem Kaufen dezent zurück, konnte aber nicht vermeiden die eine oder andere Kleinigkeit zu erwerben. Aneko hatte da weniger Hemmungen und alles in allem war der Einkaufsbummel ein voller Erfolg. Schon während dem hin und herlaufen zwischen sämtlichen Geschäften quatschten die beiden über Dinge, die Kerry gewöhnlich nicht einmal Jason anvertraut hätte. Nun ja, es gab eben keine wirkliche Vertrauensperson in ihrem Leben, so dass sie meist die Dinge mit sich selbst ausmachte. Aneko war eine außergewöhnlich geduldige und mitfühlende Zuhörerin, bei der man jedoch auch nicht das Gefühl hatte, sie würde einen ständig nur bemitleiden. Dazu äußerte sie viel zu direkt und deutlich ihre Meinung, immer einen sanften Ton anschlagend. Beim gemeinsamen Eisessen hatte die Dunkelhaarige Kerry auch soweit, dass diese ihr erzählte was in den letzten beiden Tagen vorgefallen war. Gewisse Details ließ die junge Einwanderin allerdings aus, was jedoch nicht aufzufallen schien und auch niemand zu wissen brauchte.
 

"Du gerätst vielleicht in Sachen hinein, dagegen ist das Studentenleben ja tot langweilig.", kommentierte die Asiatin gerade zwischen zwei Löffeln von ihrem Kiwi Eis. Kerry musste grinsen: "Und ich weiß bis heute nicht mal, wer diese kranken Kerle waren. Es wird einem ja auch nichts erzählt." Nun war es an Aneko ein Lächeln nicht unterdrücken zu können. "Was soll's, solange sie weg vom Fenster sind, aber jetzt mal etwas anderes.", begann Aneko übertrieben bedeutungsvoll und machte eine verheißungsvolle Geste, die wohl absichtlich lächerlich aussah. Kerry jedenfalls sprang grinsend darauf an und horchte auf, während sie sich eine Himbeere in den Mund schob. "Wenn du morgen Abend kein Meeting mit irgendwelchen Kleinkriminellen hast, hätte ich da eine Einladung für dich.", fuhr Aneko geheimnisvoll fort und schob einen Umschlag über den Tisch. Ihr Gegenüber legte keinen Moment den Löffel beiseite, sondern beäugte das Schreiben nur misstrauisch. "Und das ist eine Einladung wohin?", fragte sie schließlich doch neugierig genug. "Nun, zu einem Galaabend. Wohl alle wichtigen Leute der Stadt, die etwas auf sich halten werden dort aufkreuzen, wenigstens für ein paar Minuten. Und bevor du einen Hustenkrampf kriegst,", führte Aneko aus und reichte Kerry eine Serviette, die ihren mit Eis beladenen Löffel hatte fallen lassen und ungläubige Blicke auf ihre Gesprächspartnerin warf.
 

"Es werden auch einige wichtigen Leute aus der Musikszene da sein, eine gute Gelegenheit um Beziehungen aufzubauen.", schloss die Dunkelhaarige schließlich und sah Kerry abwartend an. Diese hatte indessen die Serviette angenommen und sich damit den Mund abgewischt, nachdem sie sich von einem halben Hustenanfall etwas erholt hatte. "Wie kommst du denn darauf, dass ich mich auf so einer Veranstaltung blicken lasse und wie bist du überhaupt an die Einladung gekommen?", fragte sie eher neugierig, als wirklich entrüstet. Die Antwort fiel ruhig und klar aus: "Du hast wohl vergessen, dass ich einen, sagen wir, ,einflussreichen' Vater habe und außerdem ist das völlig eigennützig. Ich habe nämlich keine Lust mich den ganzen Abend alleine zu Tode zu langweilen." Kopfschüttelnd musterte die Kleinere von beiden ihr Gegenüber und langsam schlich sich ein Lächeln auf ihre zarten Lippen. "Du bist echt völlig durch den Wind. Was glaubst du denn, wie man da aufkreuzen muss?!", erwiderte sie schließlich und deutete auf ihre fransigen, roten Haare und ihre lässigen Klamotten, die noch immer die vom Morgen waren. "Ach da lässt sich sicher was draus machen.", setzte die Asiatin an und schickte sich an Kerry einmal durch die roten Fransen zu wuscheln. Diese schreckte grinsend zurück um der Attacke auszuweichen, allerdings ein Stück zu weit, denn der zierliche Stuhl kippte zu weit nach hinten, so dass sie samt Sitzgelegenheit nach hinten umkippte und gleich darauf von einem heftigen Lachanfall durchgeschüttelt wurde. "Das kannst du voll haken.", brachte sie zwischendurch kichernd hervor.
 

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Tja und nun wisst ihr, was sie anstellen wollte... vielleicht kommt die Szene euch sogar bekannt vor, ich hab sie nämlich nicht ganz selbständig entworfen *zugeb* Wer den Film Maverick gesehen hat, kennt sie schon, nur dass es da der Mann war, der seine Brieftasche zurück haben wollte ;)

Aber ich fand diese Szene so genial, musste sie einfach mit einbauen.
 

@Black Cat13

Hmmmmm... also über den Ort wo diese Klippe ist, hab ich mir gar nicht so viele Gedanken gemacht, war schließlich ein imaginärer Ort, aber irgendwie könnte es ja sogar sein, dass es in Irland war, wer weiß das schon ;)
 

An der Stelle nochmal ganz vielen vielen vielen lieben Dank an alle, die mir echt jedes Kapitel einen Kommentar schreiben, das baut jedes Mal ur auf, weil es mir deutlich macht, dass ihr wirklich Interesse am Weitelesen habt *gg*
 

Tschauserle

Dolefulness, vormals Creditor



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MissVictoria
2004-09-24T19:22:56+00:00 24.09.2004 21:22
Och Mann. Komm schreib doch mal weiter. Ist fast ein Monat her!
Von: abgemeldet
2004-09-24T15:04:52+00:00 24.09.2004 17:04
Alsoooooo....*lufthol* hab jetzt die ganzen Kapitel durchgelesen!!!^^ Nunja ich muss sagen ich finde deine FF einfach supergenial...ehrlich dein Schreibstil gefällt mir, irgendwie kann man sich richtig vorstellen was die Personen denken und fühlen...es ist einfach sich in sie hineinzuverstzten!!!
An dieser Stelle will ich nur mal sagen das ich über die ganze FF (soweit ich mich noch erinnere) schreibe nicht nur über dieses Kapitel!!! Also auf jedenfall die Stelle wo mit Seto und dem Entführer *herzaussetz* so hätte ich das nir hinbekommen...wie machst du das?? Es ist als könnte man spüren was die Personen spüren...ich will auch so schreiben ;__;!!!!
Schreib mir bitte wenn ein neues Kapitel draussen ist ja???

Namischatz XD
Von: abgemeldet
2004-08-29T21:32:30+00:00 29.08.2004 23:32
Hi!!!!
Irgendwie würde ich Seto jetzt gerne irgendwie verletzten. Mit nem Messer oder so. Dann merkt er mal was schmerzen sind. Aber sowas kann man ja nicht machen. Wie auch bei einer imaginären Person. Aber ich hoffe Kerry wird sich noch irgendwie an ihm rächen. Und das kommt bestimmt im nächsten Kapi, da er höchstwahrscheinlich auch auch auf der Veranstalltung sein wird. Mal sehen was du schreibst.
Bye Cat
Von:  dreamer_chan
2004-08-29T19:37:19+00:00 29.08.2004 21:37
Also wirklich Seto nen A**tritt verpassen will aba leider zu klein... Deshalb drohen wir ihm nur *g*
Geinales Kapitel war toll^^ immer weiter so mit den jungen Pferden.
Und danke fürs bescheidgeben.
Bis zum nächsten Parterl
dreamer_chan
Von: abgemeldet
2004-08-29T11:57:05+00:00 29.08.2004 13:57
Hallöle!
Geiles Kapitel! Aber es ist ja wohl klar wer da sein wird... Aber wehe Set-chan baut nochmal so nen Mist! Ich glaub dann können wir schon mal anfangen an der Trauerfeier zu arbeiten! Sie würde ihn in der Luft zerfetzen...^^
Ach freu ich mich aufs nächste Kapitel! Ach und danke für die ENS!
Bis zum nächsten mal Jenny -<-@
Von:  Yusuka_Chan
2004-08-29T10:17:38+00:00 29.08.2004 12:17
wer wird wohl bei diesem Abend zufälig auch da sein *zwinker^^* Ne aber ich find das kapi super... Mal sehen wann sie seto soweit hat ihr die karte zu ersetzen^^
Von:  DarkEye
2004-08-28T19:55:32+00:00 28.08.2004 21:55
echt super gut!! Seto Seto Seto *kopschüttel* wie kannst du nur!

naja schreib mir bitte wenns weiterghet!!

bussal dark
Von:  Wingsy
2004-08-28T17:26:37+00:00 28.08.2004 19:26
hi^^
das kap war toll, die szeene hatte zwar nicht aus diesm film gekannt, aber das war schon was^^
böser seto >.< *köpfschüttel*
wie kann er nur???
was sie jetzt wohl macht???, ob sie da hin geht???
ob seto dort sein wird XD ^^????
schreib schnell weiter
bin schon auf das nächste kap gespannt ^^
bye *knuff*

An-san

PS:ERSTE!!!


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