A fairy-tale von abgemeldet (=> Kapitel 29 ist da) ================================================================================ Felsen ------ Buch zwei: Felsen _____________________________________ Nur ein Augenblick schien vergangen zu sein bis sie den Fuß des Plateaus erreichten und inne hielten. Die schroffe Felswand ragte gewaltig vor ihnen auf und sperrte den Nachthimmel aus. Gwyn atmete einmal tief durch. Sie wollte so gern nach hause! Nur mühsam zwang sie sich ruhig zu bleiben und sah sich aufmerksam um. Sie musste nicht lange suchen: Der Pfad zur Festung begann mehrere Hundert Meter weiter links von ihnen. Aber Leesha beachtete ihn nicht. Statt dessen legte sieden Kopf in den Nacken und blickte nach oben. "Gwyn.", sagte sie leise. "Ja?" Gwyn blickte sich immer wieder unsicher um. Niemand war zu sehen, aber sie fühlte sich äußert unbehaglich. Fast schien es ihr, als ob die Festung finster zu ihnen herunter starrte. Sie schüttelte sich. Wie wollten sie unbemerkt nach oben gelangen? "Nun bist du bereit?", erkundigte sich ihre Meisterin gelassen. "Was?" Gwyn zuckte zusammen. Was sollte das jetzt? Sie wusste doch gar nicht, wie sie... Leesha blickte weiter unbewegt in die Nacht: "Magie." Gwyn verstand nicht. Was bei den zwei Monden...? Konnte sie sich nicht wenigstens einmal klar ausdrücken? Doch dann, plötzlich verstand sie. Beim Licht der Sterne! Das war....typisch Leesha. Sie holte noch einmal tief Luft. Gut, was getan werden musste, musste getan werden! Sie hob in einer gleichmäßigen Bewegung Hände, die Innenflächen zeigten nach oben. Als sich ihre Hände in Brusthöhe befanden murmelte sie ein melodisch klingendes Wort. Augenblicklich begann die Luft über ihren Händen zu flimmern und dann konstant zu Leuchten. Das silberne Glühen, dass in die Luft erfüllte, stand dem Licht des silbernen Mondes in nichts nach. Dann begannen sich feine Ranken aus dem Leuchten zu winden, schoben sich auf die Felsen zu. Schnell wieder der Wind krallten sie sich an den Felsen und kletterten in die Höhe, höher und höher, bis sie im Dunkel der Schatten verschwanden. Schließlich lösten sich kleine Verzweigungen aus dem Hauptstrang und hielten auf Leesha, Ivas und Gwyn zu und schlangen sich fest um ihre Körper. Die Stränge sahen zerbrechlich aus, doch mühelos hoben sie die drei in die Höhe. Immer weiter und weiter hinauf. Erst verloren sie den Boden unter den Füßen, dann verschwand dieser ganz aus ihrem Blickfeld. Es war ein merkwürdiges Gefühl so durch die Dunkelheit zu schweben. Immer weiter ging es hinauf, bis endlich der Rand der Felsplatte in ihrem Gesichtsfeld erschien. Noch ein paar Sekunden, dann bogen sich die silbrigen Ranken ganz über den Rand und setzten die Gruppe sanft auf dem Felsen ab. Geschafft! Erleichtert ließ Gwyn die Lichtbänder mit einer kleinen Geste verschwinden. Leesha, die neben ihr stand nickte zufrieden. "Hervorragend.", flüsterte sie. Ihr Lächeln wirkte seltsam befriedigt. Ängstlich betrachtete Gwyn ihre Umgebung. Sie spürte wie das kleine Drachenweibchen sich an ihre Beine drückte und ebenfalls nervös den Kopf von einer Seite zur anderen drehte. Das Plateau war wahrhaft gewaltig. Die riesigen Umrisse der Festung lagen tiefschwarz etwa fünfzig Meter von ihnen entfernt, die Mauern schienen den Himmel zu bedrohen, die einzigen Farben, die in dieser Nacht zu existieren schienen waren das kalte Strahlen der Sterne und Schwarz. Schwarz wie der Schatten der Burg, in dem sie standen. Aber von ihrem Platz aus konnte Gwyn schwachen Feuerschein über den Mauern flackern sehen. Wachfeuer. Doch immer noch war niemand außer ihnen zu sehen, alles war still. Soweit waren sie also immerhin schon gekommen. Doch...der schwierigste Teil dieser Unternehmung lag ja noch vor ihnen. Was war nur der Grund für all dies? Völlig unerwartet lief Leesha los. Ivas folgte ihr lautlos. Seine Ohren waren gespitzt und zuckten hin und her, seine Augen flitzten aufmerksam von einem Punkt zum nächsten. Gwyn nahm all ihren Mut zusammen und rannte hinter ihnen her, halb geduckt, um nur ja nicht aufzufallen. Ihr Zittern wurde stärker. Hinter ihr erklangen furchtbar laut in der ruhigen Nacht Kayleighs hastige Atemzüge und das Tapsen krallenbewehrter Pfoten auf nacktem Fels. Es dauerte nur Augenblicke bis sie an die Festungsmauer gelangten, sich nach rechts wandten und an der Wand entlang weiter gen Süden liefen. Wohin liefen sie? Was, wenn eine der Wachen nach unten sah und sie entdeckte? Oder waren sie in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Das Mädchen wünschte sich nichts mehr als das. Ihre Schritte schienen so erschreckend laut auf dem Plateau wider zu hallen... Erst als sie die Burg schon halb umrundet hatten, blieb Leesha stehen und deutete stumm nach vorn. Gwyn kniff die Augen zusammen und blickte angestrengt in die dunklen Schatten. An der Stelle, auf die ihre Lehrmeisterin deutete erhob sich ein kleiner Turm in der Mauer. An seinem Fuße war ein besonders dunkler Fleck zu erkennen. Wieder setzten sie sich in Bewegung und schlichen darauf zu. Es dauerte eine Weile bis Gwyn erkannte, dass es sich um ein Fenster handelte: Direkt über dem Boden befand sich die vergitterte Öffnung eines schmalen Fensterschlitzes. Gwyn war sich sicher, dass es zu einem unterirdischen Verließ gehörte. Die Gitter ließen keinen Zweifel daran aufkommen. Doch wozu brauchten Priester Kerker? In diesem Moment bemerkte sie Leeshas Blick. Dieses Mal verstand sie sofort. Vorsichtig beugte sie sich vor und berührte die dicken kalten Gitterstäbe mit der linken Hand. Dieses mal war das Leuchten, das ihre Finger umhüllte rot. Das Rot flammte auf, wurde heller und strahlender, wandelte sich von Orange zu blendendem Gelb. Die Stäbe verglühten zu grauer Asche, die sanft schwebend nach Innen auf den Boden des Verlieses fiel. Kaum waren das Gitter verschwunden, da zwängten sie sich nacheinander durch die Öffnung ins Innere der Festungsanlage. Das Fenster lag nicht sehr hoch, so dass der Sprung nicht allzu schwierig war. Ängstlich, aber auch ein wenig interessiert schaute Gwyn sich um. Es war ein kleiner viereckiger Raum mit niedriger Decke. Etwas Stroh lag in einer Ecke, mehr gab es nicht zu sehen. Trotz des Fensters roch die Luft seltsam. Unangenehm und irgendwie feindlich. Ein Verließ, ganz wie erwartet. Das Stroh war zwar alt, doch trotzdem gab es Spuren, dass der Raum tatsächlich genutzt wurde: Kratzer an den Wänden, eingeritzte Buchstaben und Zeichen, dazu dunkle Flecken auf dem Boden. War das etwa Blut? Schlagartig wurde sie noch unruhiger. Was waren das nur für Priester? Am anderen Ende des Raumes befand sich eine massive Eichentür. Leesha huschte durch den Raum und drückte vorsichtig mit der Schulter gegen das Holz. Nichts bewegte sich, die Tür war verschlossen. "Würdest du wieder, Gwyn?" Leesha sah sie nicht einmal an. Also ersparte sich die dunkelhaarige junge Frau die Antwort, trat wortlos neben ihre Meisterin und berührte die Tür mit der linken Hand. Wie das Eisen verwandelte sich auch das Holz schnell und geräuschlos in kleine Ascheflocken. Es begann lediglich durchdringend nach verkohltem Holz zu riechen. Die vier traten aus dem Verließ. Hinter der Tür befand sich ein langer hin und wieder von Fackeln erhellter Gang. Hin und wieder konnte man Türen oder Abzweigungen erkennen. Ansonsten verlor sich der Gang in beiden Richtungen schon bald in diffusem Licht. Kein Mensch war zu sehen. Zielstrebig wandte sich Leesha nach links, Ivas folgte ihr. Seine Muskeln schienen angespannt, jeder Zeit bereit zum Angriff. Leesha wusste, was sie tat und wohin sie wollte. Das war offensichtlich. War sie schon einmal hier gewesen? Gwyns Neugier wuchs. Was wurde hier nur gespielt? Und warum war sie selbst an diesem Ort. Wozu hatte Leesha sie mitgenommen? Die Magie...all das hätte ihre Lehrerin selbst viel schneller und besser erledigen können. Sie seufzte leise. Dann huschte sie mit Kayleigh auf der Schulter über den Flur, hinter Leesha und Ivas her. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)