A fairy-tale von abgemeldet (=> Kapitel 29 ist da) ================================================================================ Warten ------ Buch zwei: Warten ___________________________ Zwei Tage und Nächte waren seit ihrer Ankunft in der Stadt vergangen. Meister Darik hatte ihnen eine kleine Kammer unter dem Dach überlassen. Viel gab es darin nicht zu sehen, nur ein winziger offener Kamin, ein Bett, ein Tischchen, ein Stuhl und eine Kommode auf der eine Waschschüssel stand. Das erste richtige Zimmer seit zwölf Jahren... Es fühlte sich irgendwie gut an. Allerdings hielten Kayleigh und sie sich nicht sehr lange in dem kleinen Raum auf. Statt dessen liefen sie tagsüber durch die Stadt und sahen sich um. Kayleigh saß dabei auf ihrer Schulter, Shin hing in einer quer über Brust und Rücken verlaufenden Schärpe auf ihrem Rücken. Gwyns Kleidung, der Kristallstab und nicht zuletzt der blau-silberne Drache zogen neugierige Blicke auf sich. Es fiel Gwyn immer wieder schwer diese zu ignorieren. So viele Menschen... Sie war es einfach nicht gewohnt. Und so ganz allein, nur umgeben von Freunden... Zen hatte sie am ersten Tag zwar noch begeistert herum geführt, doch dann hatte ihn Meister Darik in der Schmiede voll und ganz in Anspruch genommen. Zen schien das nicht besonders zu gefallen. Gwyn gefiel es auch nicht. Aber ich in der Schmiede zusehen... Angestrengt versuchte sie sich auf den Stand mit Schmuckstücken vor ihr zu konzentrieren. Zwei Tage warteten sie nun schon. Der von Leesha angekündigte Freund war noch nicht erschienen. Wer war es wohl, der zu ihnen kommen würde? Leesha hatte ihn als Freund bezeichnet... Mit diesem Wort konnten sich nicht viele schmücken. Ob ihre Lehrmeisterin dieses treffen von vornherein geplant hatte? Vermutlich. Doch das machte die ganze Angelegenheit nicht einfach. Die Festung der Priester, der Kristallstab... Hoffentlich konnte ihnen der unbekannte Freund ein paar Erklärungen liefern! Der Kampf schien für das Mädchen inzwischen wie hinter einem dichten Nebelschleier zu liegen und noch immer verdrängte sie konsequent jeden Gedanken daran. Trotzdem wollte sie gerne etwas mehr erfahren. Diese Unsicherheit behagte ihr ganz und gar nicht! Was Leesha betraf...Gwyn war sich sicher, dass sie sich keine Sorgen um ihre Meisterin machen musste. Leeshas magische Fähigkeiten waren unglaublich! Sie wusste was sie tat und egal wie zahlreich die Priester waren, sie war ihnen sicherlich überlegen gewesen. Auch gegen Ivas würden die Priester kaum eine Chance gehabt haben. Da die Priester auf dem Plateau auf sie gewartet hatten...das bedeutete doch, das die Priester gewusst haben mussten, dass sie in der Festung waren, oder? In den Gängen war ihnen niemand begegnet, dafür hatten sie draußen auf sie gewartet. Dort, wo sie am wenigsten mit einem Angriff gerechnet hatten. Der Angriff einer großen Übermacht. Ohne magische Fertigkeiten wären sie den Schwertern ausgeliefert gewesen. Vor allem da die Priester es nach allem was sie wusste sehr gut verstanden mit den Klingen umzugehen. Schwerter und Krummsäbel. Die Nachtmahre in dem unterirdischen Raum. Wächter der Dunkelheit, schwarze Wesen, Mörder. Was hatten sie mit den Priestern zu schaffen? Die Priester verabscheuten und verurteilten jede Form der Magie, auch magische Lebewesen. Nachtmahre waren erst durch Magie entstanden. Noch dazu schwarze Magie. Etwas stimmte ganz und gar nicht mit der Priesterkaste. "Gehen wir zurück?" Kayleighs Stimme klang laut in ihrem linken Ohr. Gwyn hob den Blick von den Auslagen, nickte und machte sich auf den Weg zurück zur Schmiede. Es machte schließlich keinen Sinn sich über etwas den Kopf zu zerbrechen, das sie ohnehin nicht ohne fremde Hilfe enträtseln konnte. Sie mussten einfach weiter auf den von Leesha angekündigten Freund warten. In der Schmiede angekommen bemerkte Gwyn, dass Meister Darik und Zen noch arbeiteten. Soweit sie es beurteilen konnte musste die große Doppelaxt, die sie schon bei ihrer Ankunft gesehen hatte, bald vollendet sein. Ob sie ihnen etwas zusehen durften? Zaghaft betrat Gwyn die Schmiede. Meister Darik warf ihnen über die Schulter einen schnellen Blick zu. Er nickte kurz. Insgesamt war der Schmied nicht sehr gesprächig, aber Gwyn mochte ihn. Er erinnerte sie ein wenig an ihre eigene Meisterin. Das klang zwar seltsam, aber auch er schien alles zu überblicken und die Fäden fest in der Hand zu haben. Ob sie sich deshalb so wohl in diesem Haus fühlte? Neugierig beobachtete sie die beiden trotz der heißen verqualmten Luft weiter bei der Arbeit. Meister Darik tauchte gerade die Axt ins Wasser und die Luft füllte sich mit dichten Dampfwolken, da schoss etwas Kleines durch den Durchlass an der Vorderfront, sauste durch den Qualm und prallte mit einem hörbaren Klatschen an die gegenüberliegende Wand. "Was war das?" Meister Darik runzelte die ohnehin schon zerfurchte Stirn. Gwyn ging hinüber zu der Wand. Sie glaubte trotz des Rauches und der blitzschnellen Bewegung etwas erkannt zu haben, das aussah wie.. An der Stelle, von der das klatschende Geräusch erklungen war, lag etwas auf dem Boden. Es war kleiner als Kayleigh, kaum größer als Gwyns Hand lang war. Sie kniete nieder und beugte sich darüber, stieß es vorsichtig mit dem Zeigefinger an. Die Elfe öffnete die goldenen Augen und sagte: "Autsch!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)