Das Stehlen aufgeben? von Nickl ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das Stehlen aufgeben? Hallo! Diese Story spielt noch in der ersten Staffel, weil ich wollte, dass Fin noch etwas länger dabei ist, und Maron nicht weiß, das Chiaki Sindbad ist. Ja, mehr hab ich auch nicht zu sagen, außer natürlich mal wieder viel Spaß zu wünschen! Es regnete in strömen. Und ich stand mitten drin. Vor dem Karussell an dem sich früher meine Eltern kennen gelernt hatten. Doch jetzt waren sie ja weg. Und ob ich sie je wieder sehen würde, wusste ich nicht. Warum ich eigentlich hier am Karussell stand, wusste ich ebenfalls nicht. Mein Gefühl hatte mich hierher getrieben. Meine Kleidung und Haare waren bereits klitschnass, und klebten an mir. Aber nach Hause gehen wollte ich nicht. Was sollte ich auch da? Dort war doch auch niemand. Ich war dort genauso einsam, wie hier. Ich war traurig. Traurig, wegen dem Abschied meiner Eltern. Es ging alles so schnell. Und jetzt verstand ich es noch weniger als früher. Allein zu sein, war ich gewöhnt. Und trotzdem weinte ich oft deswegen. Meine Gedanken waren nur auf meine Eltern gerichtet. Andere Probleme lies ich gar nicht erst auf mich zukommen. "Maron!" Riss mich plötzlich eine bekannte Stimme aus den Gedanken. Erschrocken schreckte ich auf, und sah Fin auf mich zufliegen. Vielleicht konnte ich anderen Problemen aber doch nicht aus dem Weg gehen. "Maron, ich habe einen Dämon entdeckt!" Rief sie mir aufgebracht entgegen. "Was?" Fragte ich, obwohl ich sie verstanden hatte. Völlig außer Puste kam sie bei mir an. Sie war ebenfalls klitschnass. "Du musst dich beeilen! Der Dämon steckt in einem Glücksbringer einer Frau! Sie ist in deiner Schule!" Sagte sie eilig, ihre Hände zu Fäusten geballt. "Schnell." Eigentlich hatte ich jetzt keinen Nerv auf Dämonenjagd zu gehen, aber ich hatte ja keine andere Wahl. Entschlossen nickte ich, und lies mich von Fin zu dieser Frau führen. "Hast du eine Warnung geschickt?" Fragte ich den erbärmlich aussehenden Engel. "Ja, für 20.00 Uhr. Du musst dich beeilen!" So schnell es nur ging, eilten wir durch den Regen zur Schule. "Bist du bereit Maron?" Flüsterte Fin, als wir an der Schule ankamen. Ich schaute um die Ecke, um mich zu vergewissern, dass keine Polizisten da waren. Noch sah ich keine, aber ich musste auf Fallen vorbereitet sein. "O.k. Ich bin bereit." Sagte ich zu ihr, und holte meinen Rosenkranz raus. Fin schloss ihre Augen und sendete einen rosa Strahl in den Kugelförmigen Kopf des Kreuzes. Ich nahm es an mich und schloss ebenfalls die Augen. "Gib mir die Kraft Jeanne d'Arc." Mich umgab ein rosa Licht, das mich zu Jeanne verwandeln lies. Meine Haare wurden länger und färbten sich blond. Meine Kleidung wechselte sich. "Stark, bereit, unbesiegbar, schön, entschlossen, mutig!" Rief ich dabei. Durch die Verwandlung war ich einigermaßen trocken geworden. "Möge das Spiel beginnen!" Schnell lief ich ins Gymnasium rein, und hielt Ausschau. Die Stille beunruhigte mich. Irgendwo mussten hier Polizisten sein, da war ich mir sicher. Die Dunkelheit, die mich umgab, hatte Vor-, aber auch Nachteile. Ich konnte mich gut in ihr verstecken, aber genauso gut in fiese Fallen von Miyako treten. Sachte schlich ich durch die Flure, immer der Wand entlang. "Wo ist sie?" Flüsterte ich kaum hörbar zu Fin herüber. "Sie muss hier irgendwo sein." Gab sie als Antwort, während sie sich suchend umblickte. Plötzlich krachte etwas unter mir zusammen, und riss mich in die Tiefe. Ein kurzer Aufschrei entfleuchte mir, und ich knallte auf den harten Steinboden. "Alles o.k?" Fin sah zu mir runter. "Ja, aber wer ist für dieses Loch hier verantwortlich?" Fragte ich leicht verwirrt, obwohl die Antwort ja nicht schwer zu erraten war. Ein Gitter krachte von der Decke, und landete über dem Loch. "Na Jeanne!" Eine mir bekannte Stimme ertönte von oben. ,Oh nein. Miyako!' Dachte ich entsetzt. "Das du auf so einen alten Trick reinfällst, hätte ich nicht gedacht!" Spottete sie, und schaute durch das Gitter hindurch zu mir runter. ,Ich habe es ihr wirklich zu leicht gemacht. Wie konnte ich nur so dumm sein?!' Ich hörte eilende Schritte, und ehe ich mich versah, stand eine Horde Polizisten rund um die Grube hin aufgestellt. "Du hast es geschafft Miyako. Gut gemacht." Lobte Herr Toudaiji seine Tochter. Ein siegessicheres Lächeln huschte über ihr Gesicht. ,Ich muss mir schnell etwas einfallen lassen.' Verzweifelt dachte ich an einen Ausweg, fand aber keinerlei Lösung. "Schnell! Wir haben eine Warnung von Sindbad erhalten! Er will den Glücksbringer stehlen!" Rief ein Polizist aufgeregt, der gerade angelaufen kam. Sofort liefen einige weg, doch Miyako blieb zurück. "Ich lass dich nicht entkommen, Jeanne! Diesmal nicht!" Rief sie runter. Ich wusste, dass sie meine hochkommende Angst spüren konnte. Und jetzt war auch schon Sindbad hier. ,Ich darf nicht zulassen, dass er das Schachmatt setzt!' Immer noch verzweifelt tastete ich mich an der Wand der Grube entlang. Nichts. Es schien aussichtslos zu sein. In meinen Gedanken sah ich schon, wie ich verhaftet wurde, und wie Miyako erfahren würde, wer ich wirklich war. ,Nein. So weit darf es nicht kommen. Noch nicht! So schnell gebe ich nicht auf. Nicht ich, die Wiedergeburt der edlen Jeanne D'Arc!' "Du sagst ja gar nichts! Hat dir die Falle etwa die Sprache verschlagen?" Ich antwortete nicht. Vielmehr fragte ich mich, wo Fin wohl steckte. Plötzlich füllte sich alles mit Rauch, das sogar zu mir hinunter kam. Ein lautes Husten von Miyako war die Folge. Das Gitter über mir wurde quietschend beiseite geschoben. "Jeanne, schnell!" Rief jemand zu mir runter. Ich blinzelte, und konnte an den Umrissen erkennen, dass es sich um Sindbad handelte. "Verschwinde!" Rief ich wütend. Doch anstatt dies zu tun, griff er nach mir, und zog mich aus dem Loch heraus. "Halt!" Miyako tapste blind durch den Nebel. "Du entkommst mir nicht Jeanne!" In ihrer Stimme war Wut, aber auch leichte Trauer zu hören. Schnell liefen wir davon. Sindbad zog mich an der Hand außer Reichweite. Als wir hinter einer Ecke verschwanden, riss ich mich von ihm los. "Was soll denn das! Misch dir hier bloß nicht ein!" Aufgebracht funkelte ich ihn an. "Du hättest es ohne mich nicht geschafft." Sagte er, und blickte mich mit seinen großen blauen Augen an. "Arrhhh!" Knurrte ich nur, und lief schnell davon. Ich wusste, dass er Recht hatte. Doch das zuzugeben, oder mich sogar dafür bei ihm zu bedanken, hätte mir gerade noch gefehlt. Suchend eilte ich weiter durch die Korridore, als ich schließlich an einem offenstehenden Klassenraum stehen blieb. Langsam spinkste ich hinein. Und tatsächlich stand da die Frau, von der Fin mir erzählt hatte. Sie schien auf mich zu warten. Ich betrachtete sie noch genauer. Es war eine Lehrerin dieser Schule. Ich selber hatte sie nicht, aber ich hatte sie schon öfters gesehen. Ich schaute mich nach dem Glücksbringer um. Ich wusste aber leider gar nicht, wie er aussah. Fin war ja nicht hier, um es mir zu sagen. Ich betrachtete sie noch mal von Kopf bis Fuß, als mir ihre Kette ins Auge fiel. An ihr hing ein Talisman, der ab und zu auffunkelte. ,Der Könnte es sein.' Noch mal schaute ich mich überall um. Niemand, außer der Lehrerin war hier. Weder Fin, noch Polizisten, noch Sindbad. "Ich habe dich schon erwartet Jeanne." Kam es aus dem Klassenzimmer. Ich stand zwar immer noch neben der Tür, doch trotzdem schien sie mich bemerkt zu haben. Ich kam aus meinem Versteck hervor und zeigte mich ihr. Schnell holte ich mein Amulett heraus, und hielt es vor mich. "Im Namen des Herrn, fange ich..." "Halt, nicht so schnell!" Erschrocken drehte ich mich um. Sindbad stand hinter mir, den Pin bereit zu werfen. "Was willst du schon wieder, ich habe doch gesagt, du sollst dich hier nicht einmischen!" "Tut mir leid. Aber ich habe keine andere Wahl." Er warf den Pin auf den Anhänger. "Schachmatt!" Hallte seine Stimme durch den Raum. Ich erstarrte. Ich hatte es doch tatsächlich zugelassen, Sindbad das Schachmatt setzten zu lassen. Mit offenem Mund starrte ich auf den Dämon, der im Pin verschwand, und sich in eine schwarze Schachfigur verwandelte. Die Lehrerin fiel bewusstlos auf den Boden. Ich war fassungslos. Heute schien echt nicht mein Tag zu sein. "Komm, wir müssen weg! Die Polizisten müssten gleich hier sein." Warnte er mich. "Ich verschwinde ja schon. Aber ohne dich!" Ich lief zu einem offenstehenden Fenster, wo ich sofort hinaussprang. Doch mitten in der Luft, hielt mich plötzlich etwas auf, was mich wieder ein Stückchen weiter nach oben zog. Ich griff um mich, und bemerkte, das ich in ein Netz gesprungen war, das am Schuldach befestigt war. Es hatte sich zusammengezogen, so dass ich jetzt über dem Schulhof hing. ,Das kann doch nicht wahr sein. Das gibt es doch nicht. Schon wieder bin ich in eine Falle getappt.' "Hallo Jeanne, haben wir dich also doch noch gekriegt." Hörte ich eine erwachsene Männerstimme sagen. Und ich wusste auch ganz genau, wem sie gehörte. Er kam näher auf mich zu. Es war Miyakos Vater, Kommissar Toudaiji. Ich war schon wieder in einer so einfachen Falle gelandet. Ich verstand es einfach nicht. "Du bist wegen Diebstahls verhaftet Jeanne." Sagte er. Er trug ein ernsten Ausdruck auf seinem Gesicht. Schon wieder fand ich keinen Ausweg. Das war nicht unbedingt typisch für mich. Sonst überwältigte ich Fallen solcher Art ganz schnell und einfach. Ohne großartige Probleme. Ich versuchte das Netz zu zerreißen, doch es schien aus einem festen Material zu bestehen. Polizisten kamen von allen Seiten angerannt, und schauten zu mir hoch. Ein schreckliches Gefühl kam wieder in mir hoch. Es war das gleiche, das ich auch zuvor bei der ersten Falle hatte. Die Angst, dass alle erfahren würden, wer ich wirklich war, war so groß, dass es mich schon schmerzte. Es schmerzte mich an den Gedanken, in Miyakos entsetztes Gesicht zu schauen, wenn sie es erfahren würde. Ich kniff meine Augen zusammen. ,Nein, das kann ich unmöglich zulassen.' "O.k. Holt sie runter." Sagte Herr Toudaiji streng. Ich spürte, wie Tränen in mir hochstiegen. Nie hätte ich geglaubt, so leicht gefasst zu werden. Nie. Und noch nie habe ich mich hilfloser gefühlt, als in diesem Augenblick. Plötzlich krachte das Netz unter mir zusammen, und ich fiel schreiend herunter. Ich erwartete den Aufprall, denn es ging so schnell. Doch statt auf dem harten Boden zu landen fing mich jemand auf. Langsam sah ich auf, und direkt in Sindbads Gesicht. Er streckte seine Hand aus, und fing seinen Bummerrang auf. Geschockt entwich ich aus seinen Armen. "Was soll das schon wieder?!" Rief ich sauer. "Halt Jeanne! Sofort stehen bleiben!" Kam es von den Seiten. Sindbad packte mich wieder und zog mich in eine sichere Ecke. "Ich weiß zwar nicht, was du heute hast, aber ich musste dich schon zweimal retten." Sagte er durch das weiße Tuch, dass um seinen Kopf gebunden war. "Ich wäre auch alleine fertig geworden! Du musst mich nicht immer retten! Ich will auch nicht andauernd in deiner Schuld stehen!" Ich drehte ihm den Rücken zu. Er hatte mich wirklich schon oft genug gerettet. Und schon oft, wenn ich nicht in seiner Schuld stehen wollte, hatte er mich geküsst. Ich erwartete eine Reaktion seinerseits. Doch als nichts kam, drehte ich mich wieder zu ihm. "Diesmal solltest du auf mich hören, und mit mir verschwinden. Sonst tappst du noch in die nächsten Fallen." Sagte er, und legte seine Hände auf meine Schultern. "Kommt gar nicht in Frage! Ich kann sehr gut allein auf mich aufpassen! Ich verschwinde jetzt!" Rief ich laut. Chiaki hielt mir ruckartig seine Hand vor meinen Mund, und zog mich in den Schatten des Gebäudes. Polizisten stürmten daraufhin dicht an uns vorbei, doch sahen uns nicht. Mit weitaufgerissenen Augen starrte ich ihnen hinterher. Als sie verschwunden waren, entfernte Sindbad seine Hand und lies mich los. Ich verstand mich wirklich selber nicht mehr. Schon wieder hätten sie mich fast geschnappt. "Komm jetzt endlich mit. Ich lass dich nicht mehr alleine." Sagte er in einem beruhigendem Ton. "Ich... ich verstehe das nicht. Ich führe mich auf, wie eine blutige Anfängerin. Aber... wieso?" Sindbad trat näher zu mir. Und aus irgendeinem Grund empfand ich seine Nähe nicht als störend oder abweisend. "Du machst jetzt eine Menge durch. Du solltest das Stehlen für kurze Zeit lassen." Riet er mir. "Ach ja? Das hättest du wohl gerne!" Ich wollte schon loslaufen, doch hielt er mich zurück. "Ich will dich doch nur beschützen." Ich zuckte zusammen. Wie konnte ein Feind nur einen beschützen wollen? "Lass mich einfach... in ruhe!" "Pssst." Er legte mir seinen Finger auf meine Lippen. "Du sollst doch nicht schreien. So erweckst du doch nur Aufmerksamkeit." Er zog mich näher zu sich. "Lass mich sofort los!" Drohte ich ihm, doch er tat es nicht. Stattdessen kam er mir immer näher. Und ich konnte mir schon denken, was er jetzt tun wollte. Doch ich brach frühzeitig ab. "Wieso machst du das? Hast du dich schon jemals gefragt, ob ich das überhaupt will?" Jede Bosheit in mir war erloschen. Das was jetzt aufglühte war eher Trauer. "Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!" Diesmal rannte ich auch weg. Sindbad rief gar nicht erst nach mir, weil er anscheinend genau wusste, dass ich nicht auf ihn hören würde. Schnell verwandelte ich mich, hinter einem Busch zurück in Maron, und rannte so schnell es nur ging nach Hause. Ich musste das alles erst mal verarbeiten. Ich wusste nicht wieso ich so oft in Miyakos Fallen getreten war. Und wenn Sindbad mich nicht gerettet hätte, würde ich jetzt wahrscheinlich im Gefängnis sitzen. Und außerdem verstand ich nicht, wieso Sindbad so ,nett' war. ,Er hatte gesagt, dass ich jetzt viel durchmachen würde. Aber woher weiß er davon? Ist er etwa immer in meiner Nähe, ohne das ich das merke?' Ich schüttelte den Kopf. ,Ach, so nen Schwachsinn! Das ist doch völliger Quatsch!' Als ich zu Hause ankam, und mich in mein Zimmer begab, zog ich mich erst mal um. Es war schon sehr spät geworden. Eigentlich wäre es jetzt Zeit schlafen zu gehen, um ausnahmsweise vielleicht mal auszuschlafen, doch war ich überhaupt nicht Müde. Ich ging auf den Balkon und schaute in den bewölkten Himmel. ,Was ist nur mit mir los? Leide ich jetzt schon so schlimm unter der Trennung meiner Eltern, das ich unfähig bin, Dämonen zu fangen, und vor der Polizei zu flüchten?' Es war schon sehr lange her, seit meine Eltern weggezogen waren, und trotzdem saß der Schmerz noch immer sehr tief. "Maron? Du bist zu Hause?" Fin kam von weitem angeflogen, und setzte sich auf die Brüstung des Balkons. "Ich habe dich überall gesucht! Wo warst du denn?" Fragte sie mich. "Wo ich war? Wo warst du denn? Ich hätte dich gebraucht! Ich saß ziemlich in der Klemme!" Erstaunt sah Fin mich an. "Als du in die Grube gefallen bist, habe ich nach einem Ausweg gesucht. Und als ich wieder zurück kam, warst du plötzlich weg. Ich habe mir wirklich ernsthafte Sorgen gemacht!" Mir war es jetzt auch egal. Es war nun mal passiert, auch wenn ich es nie gedacht hätte. "Hast du das Schachmatt denn setzten können?" Fragte sie nach einer langen Pause. Ich schüttelte nur den Kopf. "Sindbad ist mir zuvor gekommen." Bedrückt schaute ich zu Boden. "Na ja. Hauptsache du bist wieder da." Sie schwebte an mir vorbei in die Wohnung. "Gute Nacht!" Rief sie noch, und verschwand ganz. Ich lies einen tiefen Seufzer los. "Hey Maron." Ertönte es plötzlich von der Seite. Erschrocken sah ich auf den Balkon neben mir. "Chiaki! ...Wie... wie lange stehst du schon hier?" Fragte ich, und versuchte es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen. "Ich bin gerade erst rausgekommen. Schlimm?" Ich antwortete nicht. "Wieso bist du denn nicht schon im Bett? Es ist spät." Fragte er. "Ich bin nicht müde." Antwortete ich in einem lustlosen Ton. Ich wollte mich eigentlich nicht unterhalten, sondern einfach nur nachdenken. "Ich auch nicht." Sagte er. Ich merkte aus den Augenwinkeln, dass er mich anlächelte. "Was guckst du denn so blöd?" Fragte ich nach einer Weile, als er immer noch so zu mir rüber starrte. "Nichts." Er grinste. Ich schaute wieder raus. Mir war nicht zu lachen zumute. Auch nicht, wenn Chiaki so blöd zu mir rübergrinste. "Willst du vielleicht über etwas reden?" Er trat so nah wie es nur ging an den Balkonrand, und lehnte sich daran an. "Reden? Worüber denn reden? Mir geht es wirklich ausgezeichnet..." "Ach hör doch auf. Ich sehe doch, dass du etwas hast." Redete er mir dazwischen. Verständnislos schaute ich zu ihm rüber. "Und wie kommst du darauf? Auch wenn ich ein Problem hätte, würde ich es dir nicht sagen!" Ich bemühte mich ein Lächeln aufzusetzen, was aber sehr erbärmlich aussehen musste. Ich wollte, dass es wie ein Scherz aussah. "Ach Maron." Seufzte er. "Warum sagst du nicht die Wahrheit?" Traurig drehte ich ihm den Rücken zu, um meine aufsteigenden Tränen zu verbergen. Schließlich entschloss ich mich wieder rein zu gehen, um endlich zu schlafen. "Gute Nacht Maron!" Rief Chiaki mir nach, während ich die Balkontür hinter mir schloss. ,Ich darf bloß nicht auf ihn reinfallen! Der macht sich doch an jedes Mädchen ran! Ich darf bloß nicht davon ausgehen, dass er unbedingt mich will. Das ist bestimmt nur eine blöde Masche von ihm. Und außerdem, will ich auch gar nichts von ihm, von diesem Playboy!' Langsam trottete ich in mein Zimmer und zog mir den Schlafanzug an. Ich begab mich zum Bett, wo ich Fin draufliegen sah, und zwar mitten drauf. ,Na toll!' Dachte ich, und legte sie sanft beiseite. Aber wirklich böse sein konnte ich ihr nicht. Sie sah irgendwie niedlich aus, wenn sie schlief. Und so harmlos. Ich lächelte, und legte mich ins Bett. Ich zog mir die Decke bis ans Kinn, und legte mich auf die Seite. Und ehe ich noch an etwas denken konnte, war ich bereits eingeschlafen. In dieser Nacht schlief ich sehr unruhig. Andauernd plagten mich Albträume verschiedener Arten. Doch der letzte Traum, war der schlimmste... >Ich saß in einem kahlen grauen Raum. Umgeben von vielen Polizisten, die mich finster anstarrten. "Hab ich dich endlich Jeanne. Und diesmal war es gar nicht so schwer." Miyako saß vor mir. Meine Hände waren hinter meinem Rücken mit Handschellen versiegelt. "Zeig deine Wahre gestallt Jeanne! Wer bist du?!" Rief sie jetzt laut, und stand von ihrem Stuhl auf. Langsam kam sie auf mich zu. "Was ist denn das für ein Kreuz? Ist es das, was deine wahre Identität versteckt?" Sie warf mir einen undeutsamen Blick zu. Es war wie Schadenfreude, Glück, aber auch hatte sie einen gewissen Ausdruck der Angst im Gesicht. Sie entriss mir das Kreuz, dass an meinem Anzug hing, und riss den Mund weit auf. Vor ihr war nicht mehr die gefürchtete Diebin Jeanne, sondern ihre allerbeste Freundin Maron. Ich drückte meine Augen fest zusammen, damit ich nicht mehr in ihr entsetztes Gesicht schauen musste. "Ma... Maron, du?" Miyakos Stimme zitterte. "Nein, nein, das darf nicht wahr sein, sag dass das nicht wahr ist! Maron, bitte sag dass das nicht wahr ist!" Schämend blickte ich zu Boden. Jetzt hatten sie mich erwischt. Das war der Schlimmste Augenblick meines Lebens. "Tja, wir müssen dich leider verhaften Maron." Miyakos Vater trat in das Licht, das die kleine Lampe an der Decke ausstrahlte. "Du hast zu viele Diebstähle begannen. Das können wir nicht unbestraft lassen." Er half mir vom Stuhl auf und brachte mich aus dem Raum. "Maron, ich kann's nicht glauben." Sagte Miyako noch, bevor ich aus dem Raum verschwand. "Nein. Bitte lassen sie mich los. Ich bitte sie, das ist ein Missverständnis!" Würde ich jetzt am liebsten sagen, doch ich wusste, dass mir niemand glauben würde. Niemand würde mir abkaufen, dass ich eine Dämonenjägerin bin. Sie sperrten mich in eine Zelle und verließen mich. "Morgen wird der Richter entscheiden, was mit dir geschieht." Sagte Herr Toudaiji, und ging ebenfalls. Miyako blieb an dem Gitter stehen. "Wie konntest du mir das antun? Warum hast du mich belogen Maron?!" Rief sie. Ihre Stimme hallte als Echo wieder. "Nein Miyako warte!" Rief ich, als sie mit hängenden Schultern davon ging. Mich durchfuhr ein grauenhaftes Gefühl. Ein Gefühl, dass mir sagte, dass ich nicht mehr lange alles so sein würde wie früher. "Nein!" Ich schreckte vom Bett auf. "Miyako, nein!" Verwirrt schaute ich mich um. "Maron, alles in Ordnung?" Erschrocken sah ich zur Seite, und sah Chiaki direkt neben mir sitzen. "Chiaki!" Verwirrung durchfuhr mich wieder. Ich hielt mir den Kopf mit geschlossenen Augen. ,Es war nur ein Traum. Nur ein Traum.' Sagte ich mir innerlich. "Maron, du hast nur schlecht geträumt." Sagte Chiaki ruhig, und griff nach meiner Hand. Ich öffnete meine Augen ruckartig und entriss sie ihm. "Was fällt dir ein hier einzubrechen?!" Rief ich aufgebracht. "Hey, jetzt beruhige dich erst mal. Weißt du, wie laut du geschrieen hast?" Erstaunt sah ich ihn an. "Was?" Er schüttelte den Kopf. "Was hast du denn so schlimmes geträumt? Das hat sich ja furchtbar angehört." "Das geht dich überhaupt nichts an! Außerdem, wie lange bist du schon hier?!" Ich schaute ihn eindringlich an. "Schon ne ganze Weile. Ich habe auch versucht dich zu wecken, aber du wolltest nicht aufwachen." Verärgert drehte ich ihm den rücken zu. "Verschwinde sofort von hier!" Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. "Was habe ich denn getan?" Fragte er ratlos. "Du bist hier eingebrochen, und hast mich erschreckt!" Sagte ich beleidigt. "Ach ja. Ich würde das nicht so krass ausdrücken. Ich habe mir nur Sorgen gemacht." Ohne noch etwas zu sagen, sprang ich vom Bett auf, und ging ins Bad. "Aber Maron...!" "Lass mich in ruhe!" Als ich im Bad ankam schloss die Tür hinter mir, und lehnte mich an diese. "Was war das nur für ein Traum? Ob er wohl etwas zu bedeuten hat?" Fragte ich mich laut, während ich unter die Dusche stieg. Meine Gedanken schweiften vom Traum in die Realität zurück. ,Wenn Miyako wirklich erfährt, wer ich bin, dann wird sie es mir nie verzeihen können.' Ich drehte das Wasser auf, und sofort kamen viele kleine Wasserstrahlen aus dem Duschkopf. Die heiße Dusche tat richtig gut, doch konnte ich den Traum nicht vergessen. Andauernd dachte ich daran, dass er wahr werden könnte, denn er war so realistisch gewesen. Auch wenn ich mir die ganze Zeit einredete, dass das schlicht nur ein Traum war, konnte ich es nicht von der Tatsache abbringen, dass er wahr werden könnte. Ich war am Vortag so tollpatschig gewesen. "Tja Maron. Du solltest vielleicht aufhören auf Dämonenjagd zu gehen." Sagte plötzlich eine fremde, männliche Stimme. "Wer ist da?" Fragte ich leise, und schaute durch den Nebel in den Raum. "Chiaki? Bist du das?" Fragte ich. "Du könntest beim nächsten mal verhaftet werden, oder vielleicht sogar dein Leben verlieren. Lass es lieber." Sagte die Stimme, ohne eine Antwort auf meine Frage zu geben. "Wer ist da?!" Rief ich jetzt panischer, weil ich niemanden sehen konnte. "Du kennst mich nicht, aber ich kenne dich. Sogar sehr gut, Jeanne D'Arc!" Ich zuckte zusammen. Schnell angelte ich mir ein großes Handtuch, und wickelte es um mich. ,Wer ist das? Woher weiß er wer ich bin?' Leicht zitternd stieg ich aus der Dusche. "Wo bist du! Zeig dich!" Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. Immer noch blickte ich mich um. Dabei versuchte ich die aufsteigende Panik zu unterdrücken. "Warum zeigst du dich nicht?!" Rief ich angsterfüllt. "Nicht schreien." Flüsterte die Stimme ganz nah bei mir. Schnell lief ich in eine Ecke und drückte mich mit dem Rücken gegen die Wand. "Du bist zu verwirrt für deinen nächsten Auftrag. Du denkst zu viel an deine Eltern, und warum sie dich verlassen haben." Er machte eine Pause, in der nur noch mein keuchender Atem zu hören war. "Aber da ist doch noch was." Bemerkte er. "Ja. Dieser Chiaki. Du hast Liebeskummer, weil du ihm nicht deine Gefühle offenbaren willst. Das zerstört dich. Und das er auch immer mit den anderen Mädchen flirten muss." Aus seiner Stimme klang Ironie. "Und dann diese unendliche Einsamkeit. Aber das ist nicht genug. Dieser Sindbad stellt sich dir jedes Mal in den Weg." Ich erkannte durch den Dunst einen breiten Schatten langsam auf mich zukommen. "Was willst du von mir?! Geh weg!" Doch er hörte nicht auf mich. Stattdessen kam er immer näher. Voller Entsetzten schrie ich auf. Die Badezimmertür flog auf. Und in diesem Augenblick kam Chiaki reingestürmt und schaute sich suchend um. "Maron, was ist denn los?" Schließlich fand er mich, und beugte sich zu mir runter. "Was machst du denn hier auf dem Boden?" Verdutzt schaute er mich an. "Ach Chiaki!" Ich warf mich in seine Arme, und kauerte mich dort zusammen. "Ich hatte solche Angst!" Eine Träne stieg aus meinem Auge und landete auf dem Handtuch. "Komm. Ich bring dich ins Bett." Schnell nahm er mich auf seine starken Arme und trug mich ins Schlafzimmer. Die Gelegenheit sauer auf Chiaki zu sein, entging mir. Ich war mehr mit dem Gedanken beschäftigt, was mir diese Stimme zugehaucht hatte. Er wusste wer ich war, und offenbar kannte er auch mein ganzes Leben ziemlich gut. Aber, wer war er? Oder es? Ich hatte solche Angst. ,Als Maron bin ich zu nichts zu gebrauchen. Ich bin klein und schwach und habe immer solche Angst.' Dachte ich traurig. Chiaki legte mich sanft auf mein Bett. Doch als er sich dabei über mich beugte, schaltete sich wieder mein Verstand ein. Schnell schlug ich seine Hände von mir weg. "Hey, was soll den das?" Fragte er verwirrt. "Was fällt dir ein mich anzufassen?!" Fragte ich entgeistert. "Na du bist ja merkwürdig drauf. Was ist eben passiert, sag's mir." Er setzte sich neben mich aufs Bett. "Ich... em..." ,Ich brauche eine Ausrede. Und zwar schnell!' Verzweifelt dachte ich mir etwas aus. "Naja..., da war eine riesige Spinne!" Platzte es aus mir raus. "Eine Spinne." Sagte Chiaki ungläubig. "Ja eine Spinne! Ich ekele mich vor diesen Dingern, und sie war echt groß. Und dann ist sie auf mich zu gekrabbelt." Ich hoffte so sehr, dass Chiaki mir die Lüge abkaufen würde. Schließlich nickte er. "Du benimmst dich in letzter Zeit ziemlich merkwürdig, aber ich will dir glauben." Bemerkte er, und rückte näher an mich heran. "Komm ja nicht näher! Ich will, dass du jetzt gehst!" Sagte ich. Mein Herz trommelte gegen meinen Brustkorb, so aufgeregt war ich. "Willst du das wirklich?" Fragte er mit flüsternder Stimme, und krabbelte weiter auf mich zu. Ich spürte Röte in mein Gesicht steigen. Als er dann ganz nah bei mir war, riss ich mich zusammen. "Komm nicht näher! Ich hab gesagt du sollst gehen!" Ich presste mich gegen die Wand, und zog mir das Handtuch höher. "Aber Maron. Einen Abschiedskuss habe ich mir doch verdient." Böse funkelte ich ihn an und scheuerte ihm eine ins Gesicht. "Was fällt dir ein?!" Fragte ich empört. Sein Kopf flog beim Schlag hoch. "Autsch. Was sollte das denn wieder?" Er hielt sich seine Wange. "Eben hast du dich wie ein richtiger Gentleman benommen, und jetzt...! Arrgghhh!" Knurrte ich. Ich hatte gedacht, dass er sich verändert hatte, doch er war noch immer so ein ,Playboy'. Dieser Ausdruck passte zu ihm wie zu keinem Anderen. Kein Mädchen blieb von ihm verschont, und zum erschrecken fanden alle seine dämlichen Anmachversuche toll. "Schon gut. Ich wollte doch nur..." "Geh endlich!" Rief ich ihm dazwischen. Zu meiner Überraschung stand er vom Bett auf und ging in Richtung Balkon. Verwundert blickte ich ihn an. "Du solltest damit aufhören." Sagte er mit dem Rücken zu mir gekehrt. "Womit?!" Ich fühlte mich ertappt, und dachte direkt ans Stehlen. "Du lässt niemanden an dich ran. Das ist nicht sehr gut für dich." Sagte er ruhig. Innerlich war ich erleichtert. "Ach ja? Was gehe ich dich eigentlich an? Das ist mein Leben, und ich kann bestimmen, was gut für mich ist, und was nicht!" Chiaki stand noch am Fenster. Kurz blickte er zu mir, verschwand aber dann aus der Tür. ...(?) So. Irgendwie komme ich hier nicht weiter. Deshalb mache ich hier Schluss. Also wenn ihr wollt, schreibe ich noch eine Fortsetzung, aber dazu fehlt mir zur Zeit die Inspiration. Oder wie manche sagen würden, habe ich eine Schreibsperre. Ich hoffe aber, dass das bald aufhört, und ich euch weiterhin mit meinen Geschichten nerven(?) kann. Ach ja. Ich habe diese Geschichte unter ,Romantik' eingestuft. Noch ist da zwar nicht so romantisches passiert, aber das kommt, vorausgesetzt ihr wollt es, noch. Also schreibt mir doch ein paar Kommentare, und sagt mir ob sich eine Fortsetzung lohnen würde. Chiao! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)