Im Wandel der Zeit von Samantha_san ================================================================================ Kapitel 2: Chapter 02 - A Sleeping Child ---------------------------------------- Chapter 02 - A Sleeping Child "Meister..." er bekam überraschenderweise keine Antwort als er im Arbeitszimmer auftauchte um Bericht über die Mission abzulegen von der er gerade eben äußerst erfolgreich, wenn auch nicht völlig befriedigt, da der Gegner einfach viel zu schwächlich und daher wenig herausfordernd gewesen war, zurückkehrte. Es ging mit schnellen Schritten auf halb ein Uhr nachts zu, was keine unübliche Zeit für ihn selbst war, für die Kreatur der Nacht, die er nun einmal war; die meisten Bediensteten von Hellsing Manor - Menschen - weilten wahrscheinlich längst in irgendwelchen abgelegenen Traumwelten sodass es im riesigen Hauptgebäude des majestätischen Anwesens mit seinem riesigen Gebäudekomplex der von unglaublich weitläufigen Grünanlagen, zumeist Wäldern, gesäumt wurde fast beängstigend still war. Die zwei alten, eher schon fast als antik zu bezeichnenden Tischlampen auf dem stabilen und mindestens ebenso alten Schreibtisch aus massivem Eichenholz erhellten nur spärlich den Raum, sodass die Schatten dicht, ja fast zu seltsamen Leben erweckt schienen, die Helligkeit bestenfalls ungenügend war und nur um den Tisch herum hatte sich eine, angesichts des Ausmaßes des Dunkels, regelrecht verschwindend kleine Insel aus seichtem, gelblich-warmen Licht, fast wie von flackernden Kerzen oder Gaslaternen, gebildet, die wirkte als würde sie trotzig, so wie die Person die sich seit etwa zwei Monaten neuerdings normalerweise hinter jenem Schreibtisch aufhielt - sein neuer Meister - versuchen der Dunkelheit zu wiederstehen, sie zu verbannen, anders als sein Meister, dabei aber auch nur mangelhaften Erfolg zu haben schien, denn der Schein der zwei alten Lampen verlor sich schon nach wenigen Metern in der Düsternis der Schatten, die aussahen als versuchten sie auch dieses Quäntchen an Licht zu schlucken. Die Tatsache dass sie, sein neuer Meister, diese seltsame kleine, zierliche und doch so unglaublich starke Person, die ihn völlig faszinierte und es geschafft hatte seine Hochachtung nur wegen ihres so regelecht unmöglich festen Willens zu erringen, ganz anders als erwartet nicht antwortete schaffte es im ersten Moment fast ihn zu beunruhigen, da es, soweit er es wusste, eine durchaus alarmierende Zahl von Leuten gab, die sie am liebsten Tod und unter mindestens zwei Metern Erde begraben wissen wollten, etwas das er auf gar keinen Fall zulassen würde. Dabei wusste er nicht einmal warum! Wenn sie, der letzte Erbe der direkten Blutlinie von Abraham van Helsing, sterben würde wäre er frei, befreit von der eigentlich so erniedrigenden Versklavung durch eine menschliche Adelsfamilie und könnte endlich wieder ohne die ihm auferlegten und von den Menschen kontrollierten Beschränkungen auf der Erde sein "Unwesen" treiben. Aber irgendwie wollte er das nicht, nicht mehr, nicht um jeden Preis jedenfalls, zumal er sie ohnehin einfach hätte durch die Kugel ihres Onkels sterben lassen können, was er aus einem undefinierbaren Grund heraus nicht getan, sondern sie davor beschützt hatte. Im übrigen empfand er, was noch überraschender und in gewisser Weise damit definitiv noch weitaus seltsamer war, in der Regel sogar so etwas wie Vorfreude, sobald die Sonne hinter dem Horizont versunken war, was für ihn bedeutete, dass er sie im Arbeitszimmer aufsuchen und sie eventuell, vor ihrer Wahrnehmung noch verborgen, ein paar Augenblicke beobachten konnte, bevor sie ihn doch bemerkte und ihm meist eine Mission auftrug, von der er nach Beendigung Bericht erstatten musste. In der Tat hätte er jetzt doch wirklich beinahe Beunruhigung empfunden, als sie auf sein offensichtliches Auftauchen nicht reagierte, was sie für gewöhnlich spätestens dann tat, falls sie ihn nicht eher bemerkte, besonders weil er sie reglos dasitzen sah, ihr Kopf auf den Tisch, auf die harte Tischplatte gesunken. Seine geschärften Sinne nahmen aber kein Blut wahr, definitiv ein gutes Zeichen, denn es ließ ihn ausschließen, dass sie ein Messer im Rücken stecken hatte und langsam verblutete, oder bereits an den Verletzungen gestorben war, nicht das man sie nicht auch auf andere, unblutige Art und Weise hätte umbringen können. Es gab weiß Gott - er benutzte diesen Ausdruck zugeben recht selten, was irgendwo natürlich durchaus verständlich war - genügend Leute, an deren Spitze ihr Onkel persönlich gestanden hatte, wobei die Betonung auf hatte lag, da er annahm der verräterische Bastard würde längst in den Vorhöfen der Hölle schmoren und dabei hoffentlich auf seine Kosten kommen was Schmerz, Qual und Folter anging, denen eine derartig hinterhältige Aktion zuzutrauen war. Langsam näherte er sich dem Schreibtisch, der kleinen Insel aus Licht und damit auch der reglosen Gestalt des dreizehnjährigen Mädchens, das sich bisher noch überhaupt nicht gerührt hatte. Als er näher kam hörte er jedoch ihren ruhigen Atem und als er ihr noch näher war, hörte und spürte er sogar ihren friedlichen, gleichmäßigen Herzschlag, beides Indizien dafür, dass sie lediglich tief und fest schlief und zu seiner großen, wirklich enormen Überraschung verspürte er darüber sogar Erleichterung. Er betrachtete sie, ihre feinen weichen, so seidigen fast weißen Haare und ihre dunkle goldene Haut. Ihr Kopf war auf die Tischplatte gesunken, sodass er ihr Gesicht nur halb erkennen konnte, aber ihre Gesichtszüge wirkten entspannt, jedenfalls soweit er sie sehen konnte. Vorsichtig und behutsam, um sie bloß nicht aus ihrem offensichtlichen und wohlverdientem Erschöpfungsschlaf zu reißen, hob er sie in die Höhe und platzierte sie sanft in seinen Armen sodass ihr Kopf auf seiner Schulter ruhte, bevor er ihr die rahmenlose Brille von der Nase nahm, damit diese nicht beschädigt würde. Ihr leicht süßlicher, kindlicher Duft, der von ihrer Haut verströmt wurde, stieg ihm in die Nase und ließ ihn seltsamerweise schmunzeln. Man konnte Menschen, sowohl in Geschlecht als auch in ihren verschiedenen Altersklassen am Geruch unterscheiden; nun jedenfalls er konnte das, wobei ihm seine vielen Hundert Jahre Lebenserfahrung überaus behilflich waren, weshalb er für sich regelrechte Geruchsmuster herausgebildet hatte. Für ihn zum Beispiel roch ein Mann weniger angenehm als eine Frau und der Unterschied zwischen Kind, Jugendlicher und erwachsener Frau war auch klar wahrzunehmen. Oh ja, Integra roch wie ein Kind, war aber auf eine Art und Weise anziehend, dass er gern geneigt war ihr zartes Alter zu vergessen. Sie kuschelte sich unbewusst in ihrem schlafenden Zustand gegen ihn, ihre Finger griffen nach dem Stoff seines Mantels, verweilten dort und sie schlief ruhig weiter in seinen Armen. Er musterte ihr feingeschnittenes Gesicht, welches umrahmt von ihren hellen Haaren unglaublich engelhaft aussah, und stellte fest wie völlig entspannt ihre Gesichtszüge plötzlich zum ersten Mal seit vielen Wochen und Monaten wirkten, wie sinnlich ihre zarten Lippen, die er noch nie Lächeln gesehen hatte seit sie sein neuer Meister geworden war und er von ihrem köstlichen Blut gekostet hatte, wirkten und wie zerbrechlich und sanft sie in diesem schlafenden Zustand aussah. Fast so als wäre sie wirklich nur ein ganz normales kleines Mädchen, das von seiner Familie wohlbehütet aufwuchs und nicht die kühle und abgebrühte Leiterin der Hellsing Organisation zu der sie innerhalb von Tagen oder besser gesagt Stunden hatte werden müssen. Am Tag als er sie kennen lernte, als sie ihn mit ihrem Blut aus seinem erzwungenen zwanzigjährigen Schlaf erweckte, war sie noch ein richtiges Kind gewesen, unschuldig und unwissend, ein Zustand den sie nur zum Teil, zu einem recht kleinen Teil wie es schien, obwohl sie es tief in ihrem Inneren wohl noch immer war, bewahrt hatte. Sie war innerhalb von Stunden erwachsen geworden, denn schon wenige Stunden später war von dem ursprünglich sehr sanften, wenn auch äußerst stolzen und mutigen Kind nichts mehr übrig gewesen und an Stelle dieses Kindes, das über den Tod des Vaters getrauert hatte, war eine überzeugte, durch nichts zu erschreckende Person getreten, die gleichzeitig Kind aber auch schon gleichzeitig Erwachsener war. Sie lächelte leicht im Schlaf, was einen überaus engelhaften Ausdruck auf ihr Gesicht zauberte und seufzte leise in seinen Armen; ihr Seufzen klang sogar fast zufrieden, insofern eine solche undeutlich vokalisierte Lautäußerung etwas Derartiges ausdrücken konnte jedenfalls. Er würde sie hinauf in ihr Bett bringen, denn dort wäre es sicher bequemer für sie zum Schlafen. Als er sich mit ihr auf dem Arm in die Schatten fallen ließ, die Dimensionen durchschritt, begann sie leicht zu zittern, der Griff ihrer zarten Finger um den Stoff seines Mantel festigte sich, sie wachte aber nicht auf, sondern gab, nachdem er sich wieder in ihrem Zimmer materialisiert hatte, lediglich noch einen weiteren Seufzer von sich, diesmal einen eher gequält, dabei aber auch ungemein erleichtert klingenden, bei dem sich ihr gesamter Brustkorb heftig hob und schließlich wieder senkte. Behutsam legte er schließlich ihren zarten Körper auf der weichen Oberfläche ihres Bettes ab, zog ihr die schweren Schnürschuhe aus und deckte ihre zierliche Gestalt sorgfältig mit der Bettdecke zu. Sie reagierte auf diese Behandlung, auf seine behutsamen und vorsichtigen Berührungen, denn sie griff nach dem Saum der Decke und zog ihn fest an sich, ja wickelte sich regelrecht darin ein und rollte sich schließlich zu einer kleinen Kugel zusammen. Er wusste nicht woher der Impuls auf einmal kam, aber er kam, der Impuls ihr sanft über ihre seidenweiche dunkle Wange zu streichen, und vorsichtig ließ er seine behandschuhten Finger, die ohne den etwas isolierenden Stoff garantiert empfindlich kalt gegenüber ihrer Körpertemperatur gewesen wären, über ihre warme Haut streichen. "Papa..." nuschelte sie und ihre Stimme klang schrecklich traurig; gepaart mit der Undeutlichkeit ihres Nuschelns, ihres regelrecht schmerzverzerrten Gesichtsausdrucks, ihrer insgesamt wieder angespannten Körperhaltung und der Bewegung, die aussah als würde sie nach jemandem die Hand ausstrecken, schien ihm dieses so leise gesprochene Wort aus ihrem Mund sein untotes Herz brechen zu wollen, dass schon seit so langer Zeit nichts wirkliches mehr empfunden hatte. "Shhht..." seine Stimme hatte unbewusst einen sanften, beruhigenden Klang angenommen. "Es ist alles gut..." sie seufzte nochmals und drehte sich auf die andere Seite, sodass sie wieder halb auf dem Rücken lag. "Schlaf gut und träum was Schönes..." Er beugte sich zu ihr herab, ein Lächeln legte sich über seine Lippen, er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann, noch immer lächelnd und mit einem seltsam prickelnden Gefühl in den Lippen, die ihre zarte warme Haut so sanft berührt hatten, in den Schatten der Nacht. A/N: Ich weiß nicht, ob es jemanden stört das ich gern die englischen Bezeichnungen wie Hellsing Manor/Mansion verwende oder auch Knights of the round table, aber erstens klingt das meist einfach viel besser, zweitens bin ich diese Bezeichnung eher aus englischen FFs gewohnt und vor allen Dingen bei letzterem würde sich die Übersetzung "Ritter der Tafelrunde" doch reichlich bescheuert anhören, oder? Immerhin leben wir ja nicht mehr zu Zeit König Arthurs, auch wenn diese Vereinigung sicherlich dort ihren Ursprung fand. Ich fand das musste einmal gesagt werden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)