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Wenn das Licht erlischt...

...bleibt nur die Hoffnung
von

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Ein Ruf aus der Finsternis

Kari, komm! Kari, du wirst gebraucht. Du weißt es. Wehre dich nicht dagegen. Folge meinem Ruf. Es ist deine Bestimmung.
 

"Hikari, wieso schreist du? Hikari, wach auf!"
 

Plötzlich wurde Kari geweckt. Es war ihr Vater, der sie aus ihrem Traum riss. Sie war schweissgebadet, fühlte sich erschöpft und kriegte kaum Luft. Es war dieser immer wiederkehrende Traum. Sie hörte diese Stimme, ähnlich, wie sie sie vor Jahren schon gehört hatte, als sie von Rufen in eine andere Welt gezogen wurde. Doch es war anders als damals. Sie sah nichts, nur absolute Dunkelheit, aber sie hörte unentwegt diese Stimme.
 

"Hikari, das ist jetzt bereits das dritte Mal in dieser Woche! Ich werde dich zum Arzt bringen, das kann ich mir nicht länger mit ansehen!"
 

Sie konnte keine richtige Antwort geben, aber die schüttelte den Kopf und wies mit einer Armgeste die Forderung ihres Vaters ab. Sie wusste zwar, dass er schreckliche Angst um sie hatte, besonders seit dem ihre Mutter gestorben war, aber sie wusste auch, dass ihr kein Arzt dieser Welt helfen konnte. Sie war nicht krank, es war eine andere Sache. Sie setzte sich langsam auf und wischte sich den Schweiss von ihrer Stirn. Nach einigen Minuten begab sie sich ins Bad und betrachtete sich im Spiegel.
 

"Du siehst nicht gut aus, verdammt! Was ist nur mit dir los?", sagte sie zu sich selber und ging unter die Dusche.
 

All das hatte vor etwa einem halben Jahr begonnen, zu einer Zeit, als sie langsam wieder Mut schöpfte nach ihrer langen Trauer. Zuerst hörte sie nur immer eine Stimme ihren Namen rufen, etliche Male. Anfänglich sorgte sie sich nicht gross um diesen Albtraum, denn jeder Mensch kann solche Träume haben. Doch es wurde immer schlimmer, immer häufiger dasselbe Erlebnis und immer mehr erzählte ihr diese unheimliche Stimme, der sie nicht entkommen konnte in dieser unendlichen Finsternis. In den vergangenen zwei Wochen nun träumte sie jede Nacht davon und auch ihr Vater hatte dies bemerkt. Aber er konnte ihr nicht helfen, genauso wenig wie ein Arzt. Vielleicht sollte sie es Takeru erzählen. Er hatte sie schliesslich schon beim ersten Mal gerettet. Doch dieses Mal spielte sich alles in ihrem Kopf ab, in einer Traumwelt und dorthin konnte er ihr nicht folgen. Nein, es gab keine Möglichkeit auf Hilfe. Nur sie alleine konnte etwas dagegen tun.
 

Sie verliess das Badezimmer und setzte sich an den Frühstückstisch. Wie jeden Morgen lag ein Brot mit Butter und Marmelade auf ihrem Teller und ein Glas Milch stand daneben. Sie nahm einen Schluck, spie ihn aber sogleich wieder aus und wies ihren ratlos blickenden Vater an, ihr ein Glas Wasser einzuschenken. Während sie ihr Brot ass, sprach ihr Vater unentwegt auf sie ein, dass sie zum Arzt gehen müsse. Doch sie nahm ihren Vater gar nicht richtig war. Sie war in Gedanken versunken. Weshalb konnte sie auf einmal keine Milch mehr trinken? Es war ein scheusslicher Geschmack, doch sie wusste, dass er nicht anders war, als all die Jahre zuvor. In ihrem Kopf brummte es und sie konnte kaum mehr einen klaren Gedanken fassen. Es war, als ob ihr tausend Sachen auf einmal durch den Kopf gehen würden und auf einmal setzte es plötzlich aus. Eine dumpfe Leere machte sich breit, doch sie hörte immer die Stimme ihres Vaters im Hintergrund. Sie verstand nicht, was er sagte, doch sie hörte ihn. Reflexartig griff sie nach dem Wasserglas, warf es mit aller Kraft nach ihrem Vater und verfehlte ihn dabei haarscharf.
 

"Lass mich verdammt noch mal in Ruhe!", zischte sie.
 

Ihr Vater, der soeben seinen Teller abräumen wollte, liess diesen zu Boden fallen und stand wie angewurzelt da. Er konnte nicht glauben, was seine Tochter soeben getan hatte. Was war mit ihr geschehen? Das war nicht mehr die Kari, die er kannte. Genauso wenig konnte Kari fassen, was sie getan hatte. Sie wusste zwar, was geschehen war, aber sie wollte das nicht. Ihr Verstand hatte einfach ausgesetzt und sie stand daneben. Es war unfassbar. Sie hatte ihren eigenen Vater angegriffen und dieser hätte sich dabei verletzten können! Sie erkannte sich selbst kaum wieder und wusste nicht, was sie sagen sollte.
 

"Also gut. Du kannst machen was du willst. Ich habe es verstanden. Du fühlst dich gut und brauchst keine Hilfe", sagte Herr Yagami in einem ruhigen Ton, zog seine Jacke an und verliess das Appartement.
 

"Papa! Papa, ich..."
 

Doch ihr Vater war bereits gegangen und Kari wusste selbst nicht, was sie hätte sagen wollen. Sie entschied sich, die Scherben aufzuwischen und dann gleich in die Schule zu gehen. Die frische Luft würde ihr gut tun, da war sie sich sicher.



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