Rote Laternen von Vanillaspirit ================================================================================ Kapitel 13: Zu spät ------------------- Schmerzvoll keuchte Kiba auf, als die Wunde in seinem Bauch zu pulsieren begann. Je mehr seine Kräfte schwanden, um so stärker wurde es. Nur schemenhaft bemerkte er, wie sein verschwitzter Kopf angehoben wurde und eine bittere Flüssigkeit in seinen Mund geschüttet wurde. Angewidert versuchte er den Kopf wegzudrehen, doch die großen, rauen Hände hielten ihn fest. "Schlucken!" hörte er Shikamarus schroffen Befehl und tat es auch. Der Inuzuka musste husten. Das Getränk war einfach nur widerlich und Gift für die Geschmacksknospen. Wenigstens linderte es die Schmerzen ein wenig und betäubte den Körper mit einer angenehmen Schläfrigkeit. Ein paar Mal, schnippte Shikamaru mit den Fingern über Kibas Gesicht und nickte dann Choji und Akamaru zu, die beide daneben saßen und dem ganzen mit großen Interesse beiwohnten. Der Inuzuka schlief nun und so schnell würde ihn nicht wecken. Auch nicht die hastigen Schritte, die auf dem Flur erklangen, vor der Tür schlitternd zum stehen kamen und von einer sehr abgehetzten Person zeugten. Ruppig wurde die Tür aufgeschoben und dabei fast aus den Angeln gerissen. Schwer atmend lehnte nun Ino in der Tür. Sie hatte den Yukata ziemlich hastig angezogen und er hing nun ziemlich zerknittert über ihre halbnackten Brüste. Ihr langes Haar, lag wirr über ihre schmalen Schultern. Mit einem ernsten Blick aus ihren kühlen, blauen Augen, ging sie auf Shikamaru zu und musterte ihn von oben nach unten. Ihr kritischer Blick blieb an dem Blut auf seiner Kleidung hängen. Stirnrunzeln wich einem überaus besorgten und fragenden Blick. "Eines der Mädchen hat mich geweckt und gesagt, ihr hättet nach sehr viel Verbandszeug gefragt", brachte sie ein wenig unbeholfen hervor. Langsam sank sie auf ihre zitternden Knien und kroch auf Shikamaru zu, den Blick nicht von dem Blut wenden könnend. Ein wenig grob, brachte sie diesen auf den Rücken und zehrte an seiner Kleidung, um seinen Oberkörper freilegen zu können. Der junge Mann war viel zu überrascht, um angemessen reagieren zu können. Verwirrt blinzelte er und schielte hilflos zu Choji, der nur leise kichern konnte. Verzweifelt versuchte Shikamaru seine Kleidung anzubehalten und erreichte damit doch nur, dass Ino immer energischer wurde. "Uhm... Ino, das ist der falsche Augenblick", stammelte er mit rotem Kopf. Das Mädchen warf ihrem Freund einen genervten Blick zu. "Baka! Ich will nur deine Wunde verarzten." Seufzend ergab sich Shikamaru eine halbe Sekunde lang seinem Schicksal, bevor er Inos Handgelenke packte und sich mit Kraft wieder aufrichtete. "Es ist nicht mein Blut. Ich bin völlig unverletzt, also besteht kein Grund, mich auszuziehen... mendoo-kusai." Ein wenig peinlich berührt, richtete Ino ihre Kleidung und blickte erst jetzt zu Kiba. Sie musste hart schlucken. "Was ist passiert?" "Ein Zusammentreffen, mit dieser Kunoichi", beantwortete Choji, da sein Freund derzeit damit beschäftigt war, Ino ganz von sich zu schieben. "Wird er wieder gesund werden?" Chojis Augen, richteten sich auf Ino, die nun etwas gefasster auf den Hundejungen blickte und zögerlich dessen kalte Stirn berührte. "Sicher doch, spätestens, wenn eines von Mings Mädchen hier reinschneit." Die Blondine, verdrehte die Augen. An welchem Punkt des Erwachsenwerdens, trat die Ohase ein, in der Jungs sich zu verkappten Perversen entwickelten, deren Hirn auf Sabbern, Baggern und dumme Sprüche geschaltet war? "Ich werde Sakura und Sasuke davon berichten", erklärte die junge Frau und erhob sich. Ihr Freund, verschränkte die Arme vor der Brust und sah weiterhin nachdenklich auf den schlafenden Shinobi. "Viel Glück. Er ist weg und sie ist völlig blockiert. Die beiden sind wie kleine Kinder." "Manche werden eben nie erwachsen", antwortete Ino ein wenig abwesend. Sie stand noch immer in der Tür und schaute auf Kiba hinab. Nachdenklich, runzelte sie ihre Stirn. Der Anblick bewirkte tiefe Sorge in ihr. Allmählich, geriet alles außer Kontrolle und es machte ihr Angst. Dies alles wuchs ihnen über den Kopf. Ein wenig erschrocken stellte sie fest, dass ihre Finger sich in das Holz der Tür gekrallt hatten. Sie zuckte wie verbrannt zurück und hielt ihre Finger fest. "Shikamaru? Kann ich dich kurz sprechen?" Ein wenig überrascht, blickte der Angesprochene hoch und nickte schließlich. Es war nicht gut, Ino zurückzuweisen, zumal sie diesmal weder laut, noch verärgert war. Sie kam ihm viel eher weit weg und verletzt vor. Der Stoff seiner Kleidung raschelte, als er sich erhob und mit leisen, dumpfen Schritten, ihr aus dem Zimmer folgte. Vorsichtig, schob er die Tür hinter sich zu und lehnte sich daneben. Auch jetzt, schaffte er es nicht die Langeweile aus seinem Gesicht zu vertreiben. Lediglich eine gehobene Augenbraue bekundete sein Interesse an dem, was die Blondine zu sagen hatte. Nervös, knetete Ino sich die Hände. Ihr Körper zuckte unmerkbar und schien sich nicht entscheiden zu wollen, ob er lieber stehen bleiben oder über den Flur tigern wollte. "Geh nach Hause Shikamaru! Ich möchte dich nicht länger hier haben." Sie wagte es nicht einmal, ihn anzusehen, aber sie konnte sich seinen Blick gut vorstellen. Einen Moment lang, blickte er überrascht, dann entsetzt und schließlich nur noch verstehend. "Ah... ich verstehe, ich verderbe dir den Spaß." Er ließ sich seine Wut nicht anmerken. Warum konnte er nicht schreien oder toben. "Sei nicht albern", zischte sie. "Ich will dich nur nicht länger hier wissen." "Abgelehnt." Der Anbu stieß sich von der Tür ab und baute sich hinter der zierlicheren Blondine auf. "Du und Sakura, ihr seid allein hilflos und in dauernder Gefahr." "Du verdrehst die Fakten. Ihr seid es, die unsere Feinde anlocken. Ihr seid die einzigen, die verletzt worden sind und ihr bringt unsere Ermittlungen nur in Gefahr." Shikamaru schnaubte verärgert. "Ino, das war kein Rat, das war ein Befehl. Noch bin ich hier der ranghöchste Shinobi und du hast zu gehorchen." Er schrie nicht und auch seine Stimme war nicht schärfer als sonst und dennoch, war es eine deutlich fühlbare Drohung, die Ino zusammenzucken ließ. Den Bruchteil eines Augenblicks, wollte sie etwas erwidern, unterließ es dann aber doch. "Und wenn einer stirbt?" fragte sie kleinlaut. Dieses Thema war Shikamaru schon immer unangenehm gewesen. Er leitete Truppen, seit er zum Chu-nin ernannt worden war, aber der Gedanke, dass ein Untergebener sterben würde, ließ ihm den Magen zusammenziehen. Noch immer verfolgte ihn das Desaster seiner ersten eigenen Mission bis in seine Träume. Fast hätte er Choji und Neji verloren. Nach einer Antwort ringend, biss er sich auf die Unterlippe, bis das Blut aus dieser wich. "Was willst du hören? Ich habe gesagt, es ist abgelehnt und damit Schluss." Genervt, schickte er sich wieder an, zu Kiba zurückzukehren. Nur einen kurzen Moment, blieb er vor der Tür stehen, die Hand bereits in der Vertiefung zum Aufschieben versunken. "Ich diskutiere nicht mehr mit dir darüber. Wir sind alle Anbus und machen das bei jeder Mission mit, aber du bist mein Mädchen. Um deine Sicherheit pokere und diskutiere ich nicht." Der Morgen war dunkler als sonst. Wolken waren aufgezogen und hingen bedrohlich tief. Die schwüle, feuchte Hitze war drückend und ließ den Staub an der nackten Haut kleben. An Tagen wie diesen, war die Stadt ein einziges Moloch. Der Alltagsgestank konnte nicht davon geweht werden und blieb in den Straßen stehen. Angewidert kräuselte sich eine feingeschnittene Nase, als der dazugehörige Körper auf eine Geruchswand von Erbrochenem stieß. Warum musste jeder Betrunkene sich ausgerechnet in diesem Teil der Stadt erleichtern? Am liebsten, hätte sich das junge Mädchen jetzt ein Tuch über Mund und Nase gehalten, aber die schwere Kiste in ihren Armen, verhinderte dies. Erleichtert stellte sie die schwere Last nach einigen weiteren Metern auf die kleine, schiefe, hölzerne Treppe, die sofort ächzend protestierte. Hastig, wischte eine Hand mit vielen kleinen Narben und Schwielen den perlenden Schweiß von der Stirn. "Minekura-san?" Das Mädchen schreckte hoch und drehte ihren Kopf über die Schulter. Grüne, freundliche Augen blickten sie fragend an. Ayumi blinzelte leicht, richtete sich dann auf und drehte sich um. Sie kam sich noch ärmlicher als sonst vor, als sie die Frau gegenüber genau musterte. Korallenroter Lippenstift und porzellanfarbener Puder im Gegensatz zu rauer, trockener, von der Arbeit im Freien brauner Haut, ausgebeulten Hosen und einem viel zu weiten Shirt. "Habt ihr schon etwas herausgefunden?" Überrascht weiteten sich die grünen Augen. Diese Direktheit hatte Sakura nicht erwartet. "Deswegen bin ich hier. Ich muss noch einmal mit ihnen reden." Minekura Ayumi überlegte einen Moment und stieg dann über die Kiste hinweg. Mit einem Fingerzeig, deutete sie an, dass die Kunoichi ihr in die Hütte folgen sollte. Sakura verstand es sofort. Ihr war klar, dass Ayumi nicht wollte, dass man beide zusammen sah. Es war zum Schutz von beiden. Billiger Tee floss durch Sakuras Kehle. Es schmeckte viel zu herb, aber gab ihr ein besseres Gefühl, als die edlen Getränke im "Mings". Langsam blickte sie über den Rand der hohen, zylinderförmigen Tasse zu Ayumi, die sie neugierig musterte. Es war unübersehbar, dass sie auf eine Antwort wartete. Eine Antwort, die sie ihr nicht geben konnte. "Ich kann ihnen noch keine Antwort geben." Ayumis Körper verlor abrupt an Spannung und ein enttäuschter Seufzer entwich ihrem Mund. "Es tut mir leid", entschuldigte sich Sakura kleinlaut. "Es sind unvorhergesehene Komplikationen aufgetreten." Die Stirn des jüngeren Mädchens runzelte sich nachdenklich. Sie schien angestrengt über etwas nachzudenken. "Kann ich ihnen helfen?" Die rosahaarige Kunoichi hatte genau diese Frage erhofft. Langsam, stellte sie ihre Tasse auf den kleinen, wackeligen Tisch. "Hatte ihre Mutter einen Ort, wo sie sich häufiger aufgehalten hatte?" Sie stellte diese Frage in verschiedenen Varianten bereits den ganzen Tag. Warum war es ihr auch nicht früher eingefallen? Warum hatte sie sich so sehr ablenken lassen? Sie musste sich nun beeilen. Die Gefahr war nun allgegenwärtig und sie musste sich beeilen, dem Feind wenigstens einen halben Schritt voraus zu sein. Kopfschüttelnd, trat Sakura aus der kleinen Hütte und stolperte prompt über die Kiste auf den Stufen. Fluchend, raffte sie ihren Arbeitskimono aus enganliegendem, altrosa Baumwollstoff und richtete sich wieder auf. Heute war wohl nicht ihr Tag. Eigentlich war es nicht ihr Leben und es war erschreckend, wie wenig engste Angehörige über einen wussten. Ayumi konnte ihr nicht weiter helfen. Ihre Mutter war scheinbar an so vielen Orten aktiv, dass sie den Überblick verloren hatte. Auch die Hinterlassenen und Freunde der anderen toten Frauen und Mädchen wussten nicht, was diese trieben, wenn sie außer Haus waren. Es schien sich auch niemand dafür zu interessieren. "Sind sie in Ordnung?" Überrascht blickte Sakura auf und starrte direkt in das junge, offene Gesicht von Ayumis Verlobtem. "Uhm... ja. Nichts passiert", erklärte sie mit einem verlegenen Lächeln. Der junge Mann mit dem hellbraunem Haar, verbeugte sich dennoch leicht. "Seien sie ihr nicht böse. Ayumi vergisst ihre Sachen ständig irgendwo." Satoshi musternd, hob Sakura eine Braue. Es war die seltsamste und dennoch süßeste Art von Verteidigung, die sie bisher gehört hatte. Ein kleines Licht in dieser Stadt, wo Frauen nicht mehr waren, als Ware. "Dürfte ich mit ihnen reden?" Der Angesprochene blinzelte verwirrt. Es dauerte einige Zeit, bis er nickte und die Straße hinabblickte. Mit einer knappen Handbewegung deutete er ihr an, ihm hinter die Hütte zu folgen. Was Sakura dort erwartete, war keine Einöde oder ein schäbiger Hinterhof, sondern blühendes Leben. Sie hatte noch nie hinter die Hütten entlang der Straße geblickt. Ohnehin war sie kaum hier gewesen und wenn, dann nur um schlechte Nachrichten zu überbringen. Es tauchten mehrere andere Hütten auf, schlicht und ein wenig armselig. Ihr Stil wirkte fremd in dieser Stadt, wie auch die Kleidung der Bewohner, die auf den Vorbauten saßen und die Wärme genossen. Hier lief niemand in einem Kimono rum, sondern zweckmäßiger, bunter, moderner. Es erinnerte die Shinobi sehr an ihr Zuhause, das eigentlich nichts anderes war, als eine bizarre, atemberaubende Zusammenstellung von Ansichten, Stilen und Schrott. Dies hier, war eine normale Stadt, am Rande einer Welt die irgendwo zwischen Licht und Schatten existierten. "Möchten sie etwas trinken?" Sakura schreckte ob Satoshis Frage auf und blickte den jungen Mann fragend an. Nur langsam begriff sie was er wollte und folgte seinem Blick zu einem etwas demolierten Getränkeautomaten, der wie ein bunter Fleck an einer schiefen Hüttenwand stand. Es war ein so alltägliches Ding und dennoch rief es Sakuras Erstaunen hervor. Ihr war in der ganzen Stadt nicht so ein Automat aufgefallen. Hier drehte sich alles darum feuchte Träume zu leben. Ein einziges, großes Rollenspiel, das sich über mehrere Viertel erstreckte. Neonreklame und Netzstrümpfe gab es nur in den nördlichsten Randgebieten. Sie waren einfach zu billig und weckten einen unangenehmen Nachgeschmack. Sakura wandte den Blick von dem Automaten ab und schüttelte den Kopf. "Nein danke. Ayumi-san hat mich bereits bewirtet." Satoshi seufzte und schaute in den Himmel hinauf. Ein wenig verlegen, rieb er sich den Nacken. "Ah ja... ihr berühmter Tee. Sie weiß selber, dass er nicht sonderlich schmeckt, aber für mehr hat sie kein Geld und von mir will sie keins annehmen." Ein scheues Lächeln huschte über sein Gesicht. "Das ist eben ihr Stolz, dabei könnte ich ihr genug geben." Sakura glaubte das nur zu gern. Diese Stadt bestand fast nur aus Holz und es gab nur einen Schreinerbetrieb. Natürlich musste Satoshi als Angehöriger des Familienbetriebs und damit auch der Familie genug besitzen um Ayumi aushalten zu können. Aber warum sollte sich so jemand mit der Tochter einer Straßenhure verloben? Der junge Mann schien diese Frage erraten zu können oder zumindest hatte er sie erwartet. "Ich weiß nicht, wann mein Vater Minekura-san zum ersten Mal besucht hat, aber ich glaube, damals lebte sie noch in einem Freudenhaus." Ein spöttisches Lachen entwich seiner Kehle. "Ihre Beziehung war moralisch das Letzte. Er wollte sie sogar heiraten, aber für sie war er nicht mehr, als ein weiterer Freier. Nur einen Gefallen sollte er ihr tun, als sie auf die Straße gesetzt wurde. Ayumi sollte es besser gehen." Sakura konnte sich denken, was dies bedeutete. Wie jung mussten die beiden Kinder sein, als sie verlobt wurden? Und wie groß die Abhängigkeit von Satoshis Vater, dass er einen derartigen Standesunterschied so einfach vergessen konnte? Was wäre passiert, hätte er jemals begriffen, dass er ihr gar nichts bedeutete? "Satoshi-san, warum trennen sie sich nicht von Ayumi, wenn es ihnen so missfällt." Der Blick aus seinen grauen Augen war weich mit einer milden Spur von Spott ihr gegenüber. "Ayumi ist nicht wie ihre Mutter oder mein Vater. Sie braucht mich nicht um sich durchzuschlagen und deswegen liebe ich sie." Die Kunoichi zweifelte nicht einen Moment an der Ehrlichkeit seiner Worte. Sie wusste nicht wann oder wie es passiert war, aber eine Zweckverlobung war dies schon lange nicht mehr. "Fräulein?" Mit Erfolg erlangte der junge Mann Sakuras Aufmerksamkeit zurück. "Wenn ich sie wäre, würde ich im "Akeboshi" mal nach Hinweisen suchen. Das ist der einzige Ort, an dem die Frauen nur für sich sein konnten, wenn sie verstehen." Die Kunoichi verstand sofort. Das "Akeboshi" war ein billiges Badehaus, in dem kein Mann so ohne weiteres Zutritt hatte. Es wurde viel von den Freudenmädchen genutzt, um für wenig Geld die vermeintlichen Sünden und den Gestank der Männer vom Körper zu waschen. Natürlich, es war eine Gemeinsamkeit. Sicher war jede der Toten dort gewesen und in der Nähe des Bades ihrem Mörder aufgefallen. "Danke Satoshi-san." Höflich verbeugte sich die Rosahaarige und machte sich auf den Weg zum Badehaus. Ihr herz hüpfte vor Aufregung. Wenn sie irgendetwas fand. Einen kleinen Hinweis oder vielleicht sogar den Mörder selbst, wäre dies alles hier endlich vorbei. Mit einem mitleidigen Blick, sah Satoshi der jungen Frau nach, bevor er sich abwandte und zum Getränkeautomaten ging. Mit etwas Geld und einen kräftigen Tritt, schaffte er es dem Gerät eine lauwarme Limonade zu entlocken. Viel Freude hatte er allerdings nicht daran. Eine Hand entzog ihm die Dose und führte sie zu einem fremden Mund. "Bah... hab schon mal besseres getrunken", beschwerte sich eine dunkle Männerstimme. Sie bescherte Satoshi eine unangenehme Gänsehaut. "Ich habe alles getan, was du verlangt hast." Der andere nickte. Ihm war das Gespräch nicht entgangen, dafür war er bereits zu sehr Schatten von Sakura geworden. "Ich weiß und das hast du wirklich gut gemacht." "Wird sie sterben?" Der Fremde gab einen tadelnden Ton von sich. "Das ist nichts, was dich noch etwas angeht. Kümmere dich lieber um deine süße Verlobte!" Satoshi musste hart schlucken. Sie würde sterben, dessen war er sich ganz sicher. Was waren diese Leute auch so dumm und mischten sich in Dinge ein, die sie nichts angingen? Wer Wölfe jagt, muss damit rechnen gebissen zu werden und dennoch hoffte er sehr, dass dem Mädchen nichts passieren würde. Nur was, sollte eine kleine Hure schon ausrichten? "Wirst du Ayumi jetzt in Ruhe la- ..." Seine grauen Augen wanderten umher, aber seinen Gesprächspartner konnte er nicht mehr entdecken. Blitzende Augen blickten vom kleinen, hochgelegen Fenster auf den Raum hinab. Mehrer Schemel standen, sauber gestapelt, vor einem großen Becken mit klarem Wasser. Ein typischer Baderaum während der Mittagszeit, wenn alle auf den Straßen unterwegs waren oder arbeiteten. Geschmeidig löste sich der Schatten aus dem Fensterrahmen und landete lautlos auf den Fliesen. Nicht völlig wissend, wonach sie suchen sollten, hasteten die Augen durch den Raum. Platsch! Sakura schreckte zusammen und ihr Kopf schnellte zur Decke hoch. Irgendetwas war von dort in das Wasserbecken gefallen. Mit einem kurzen Blick auf seine Armbanduhr, betrat Sasuke das "Mings". Es war wieder einmal Zeit, Sakuras Tarnung aufrecht zu erhalten. Im Schankraum, lief er auch sofort einer überlasteten Ino in die Arme, die in, über einem Tablett mit Sakeflaschen hinweg, von oben bis unten betrachtete. "Wo warst du?" Der Angesprochene, antwortete nur mit einem Knurren und schob sich an ihr vorbei. Ein schwerer Fehler bei einer Frau wie Yamanaka Ino. "Sasuke", zischte sie gefährlich und erntete ein leises Zähneknirschen. Was ging es diese vorlaute Kunoichi an, wo er gewesen ist? "Wo ist Sakura?" Die Kiefer des Anbu hörten auf gegeneinander zu mahlen. Ein kaum merkliches Zucken ging durch seinen Körper. Seit dem Vorfall vom Vortag, hatte er das Mädchen nicht mehr gesehen, was ungewöhnlich war. Sie hatte sonst immer die Frühschicht, also hätte er ihr beim Weggehen im Schankraum begegnen müssen. Doch dem war nicht so. "Was weiß denn ich?" "Hätte ja sein können", erwiderte die Blondine verdrießlich. "Du warst immerhin der letzte, der sie gesehen hat.... Da fällt mir ein, ich hätte da noch etwas für dich." Mit einer Hand, balancierte sie das schwere Tablett und holte mit der freien einen zerknitterten Umschlag aus ihrer Bluse. Unspektakulär, drückte sie diesen dem Schwarzhaarigen in die Hand, der nur fragend die Stirn runzeln konnte. "Was ist das?" Das Mädchen zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ist für dich abgegeben worden. Noch gar nicht solange her", antwortete sie ihm Telegrammstil. Ihr Versuch, mitlesen zu können, wurde vereitelt, als Sasuke sich umdrehte und samt Brief zu den Zimmern der Bewohner ging. Vor Sakuras Zimmer blieb er stehen. Er war sich nicht sicher, ob er es betreten sollte oder nicht. Überhaupt, war er sich nicht mehr sicher, wie er Sakura gegenübertreten sollte. Es war ein Fehler gewesen, sie so zu demütigen und dennoch, wirklich bereuen konnte er es nicht. Es hatte sich angenehm angefühlt, selbst den Kampf hatte er genossen und ihre Wut ausgekostet. Ihm war nun bewusst, dass er es mochte, wenn sie weinte, lachte oder hasste, solange es ihre wahren Gefühle waren. Er erhob seine Hand zum Anklopfen, ließ sie dann aber wieder sinken. Vermutlich war sie ohnehin nicht da und wenn, war ihre Laune so niedrig, dass sie sich selbst vor Ino versteckte. Sie jetzt zu stören, war ein Fehler. Zuerst, konnte er sich einmal um diesen seltsamen Brief kümmern. Mit einem leisen Ritsch, riss er das Kuvert auf und zog ein Stück rotes Seidenpapier heraus. Ein wenig verwirrt, schoben sich seine schwarzen, feingeschwungenen Brauen zusammen. Er kannte dieses Papier. Es war jenes teure Seidenpapier aus dem die Wände er Laternen bestanden. Mit erzwungener Ruhe, faltete er das Stück auseinander und riss die Augen auf. Er ließ sich nicht einmal genug Zeit zum Fluchen. Sein Körper spannte sich an und schnellte aus dem Stand los. Sakura versicherte sich mit einem weiteren Blich noch einmal, dass nichts an der Decke war. Langsam ließ sie ihren Kopf sinken und blickte zur Wasseroberfläche, die sich nur allmählich beruhigte. Etwas schwamm in der Mitte des Beckens. Von weitem sah es aus, wie ein Mensch, der immer weiter verschwamm, bis nur noch ein großer, dunkler Mantel übrig blieb. Vorsichtig, kniete die Rosahaarige sich auf den Beckenrand und versuchte ihren Arm nach dem Kleidungsstück auszustrecken. Sasukes Herz raste, während er die Straße hinunterrannte. Dieser Bastard würde es nicht wagen. In seiner Hand, zerknitterte er das Seidenpapier. Es war eine Warnung, nein viel mehr als das, es war eine Drohung, eine Ankündigung Sakura zu töten. Wie konnte er so dumm sein und vergessen, dass der tödliche Blick schon lange auf Sakura gelegen hatte. Sie war das perfekte Opfer, die körperlich schwächste der anwesenden Shinobis und sie war nun ganz allein. Im "Akeboshi" sollte es passieren. Dieser Mistkerl, er wollte, dass Sakura schnell gefunden wurde. Er wollte sie alle warnen, aber das würde Sasuke nicht zulassen, er würde rechtzeitig kommen. Er musste rechtzeitig kommen. Leise näherten sich Schritte. Die Zori machten kaum ein Geräusche auf den Fliesen und Sakura war viel zu ablenkt. Es war zu spät, als sie die Spiegelung auf der Wasseroberfläche bemerkte. Ruckartig drehte sie ihren Kopf um, in der Hoffnung, alles sei nur Einbildung gewesen. Ihr Hals schnürte sich zu. Hilflos schlug sie mit den Armen um sich, bis sie die Hände des anderen zu fassen kriegte. Wasser schlug über ihrem Gesicht zusammen. Es war heiß und brannte auf ihrer Haut. Panisch öffnete sie den Mund um nach Luft zu schnappen, doch da war nicht außer heißem Wasser, das in ihre Lungen fließen wollte. Ihr zierlicher Körper bäumte sich auf, wollte sich aus dem schmerzenden, lebensraubenden Griff befreien. Ihre grünen Augen waren weit geöffnet und starrten aus dem unruhigen Wasser heraus, aber erblicken konnten sie nichts. Atemlos stürmte Sasuke in den Baderaum. Nach Luft ringend, blieb er im Türrahmen stehen und lehnte sich dagegen. Sie war nicht hier oder er konnte sie nicht sehen. Schweiß rann sein Gesicht hinab. So schnell ihn seine Beine durch die Massen an Menschen oder über die Dächer tragen konnten, war er hergelaufen, doch das war es nicht, was seinen Körper so zu setzte. Er hatte das Gefühl, mit jedem Schritt wären seine Beine zu Blei geworden. "Sakura?!" Seine Stimme klang rau und kratzig. Schlappend, trat er weiter in den Raum und stutzte. Er konnte sehen, wie eine große Pfütze vor dem Becken das Licht reflektierte. "Sakura?" rief er erneut, doch erntete keine Antwort. Allmählich breitete sich ein ungutes Gefühl in seinem Magen aus, je länger er die Pfütze betrachtete. Sein Körper schob sich wie von allein dem Becken und blieb schließlich stehen. Sein Hirn wollte nicht wahrhaben, was die Augen sahen. Ein lebloser Körper, die rosafarbenen Haare wirr im Wasser schwimmend. So zierlich, wie eine Puppe und ebenso bewegungslos. Sasukes Körper setzte sich wieder in Bewegung. Er vergaß jegliche Müdigkeit und stieg, von Panik getrieben ins Badewasser. Wild, pflügte er das Wasser um, um zu Sakuras Körper zu gelangen. Trotz der warmen Flüssigkeit, fühlte sich ihre Haut so kalt an. Der junge Mann, drehte sie um und blickte in ihr Gesicht. Blaue Würgemale auf ihrer Porzellanhaut schürten seine Wut. "Sakura?" Sie rührte sich nicht, nicht einmal, als seine Finger über ihre blauen Lippen strichen. "Sakura", rief er energischer und schüttelte ihren Körper leicht. Das durfte nicht sein. Er konnte nicht zu spät sein. Wie konnte das passieren? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)