Prolog
"Shuichi...", sagte der Schriftsteller mit seiner tiefen Stimme leise, aber deutlich. Der Angesprochene, der gerade dabei war, einen neuen Liedtext aufzuschreiben, hielt in seiner Arbeit inne und drehte sich langsam zu dem blonden Mann um. Sein Herzschlag wurde schneller, als er seinen Liebsten erblickte, und als dieser sich dem jungen Sänger näherte, raste es noch schneller, sodass es Shuichi richtig heiß wurde. Yuki hatte so einen seltsamen... oder vielmehr ungewohnten... Blick. Er sah ihn voller Liebe an - ganz anders als sein sonst so kühler Blick, wie Shuichi es gewohnt war!
Ohne auf den verdutzen Blick des Violetthaarigen einzugehen, beugte sich der andere Mann, der vielmehr wie ein Ausländer aussah als wie ein Japaner, der er tatsächlich war, vor und nahm das Gesicht des jüngeren in die Hände. Beide konnten schon den heißen Atem des anderen spüren und Shuichi lehnte sich in seinem Verlangen vor, die Augen geschlossen, voller Erwartung darauf, dass sich ihrer beider Lippen gleich berühren würden...
Ein plötzlicher Schmerz in der Brust ließ ihn zusammenzucken und er riss keuchend die Augen auf. Zunächst noch verschwommen, nahm er seine Umgebung immer klarer wahr. Und als er gerade zu erkennen schien, wo er sich befand, durchdrang auch langsam das dumpfe, regelmäßige Piepen seine Ohren.
Shuichi lag auf bäuchlings auf dem Boden, dem Tonsignal zu folgen direkt auf seinem Funkwecker. Er musste ihn wohl im Schlaf zu Boden geworfen haben und vom Sofa direkt darauf gefallen sein, sodass dieser unter seinem Körper begraben wurde. Es war also doch alles nur ein Traum gewesen, es wäre ja auch zu schön um real zu sein...
Der schlimmer werdende Schmerz in seiner Brust riss den 19-jährigen aus seinen Gedanken und er setzte sich langsam auf, ohne ein kleines Stöhnen unterdrücken zu können. Mit der einen Hand rieb er sich die schmerzende Stelle, während er mit der anderen den nervenden Alarmton des Schmerzverursachers ausstellte, wobei er einen Blick auf dessen Anzeige warf.
Sofort hellwach, schreckte er auf und suchte seine Kleidung zusammen, zu gleichen Zeit bemüht, das Bild eines wütenden Managers mit einer geladenen, auf ihn gerichteten Magnum in der Hand zu verdrängen. Er hatte verschlafen! Und das gerade heute, wo sie doch etwas früher anfangen wollten, da Bad Luck noch einige Interviews zum neuen Album geben sollte. Genau aus diesem Grunde hatte Mr. K tags zuvor ja auch noch allen Bandmitgliedern der Reihe nach gedroht, sie zu foltern und anschließend eigenhändig zu töten, wenn sie zu spät kommen sollten. Wie hatte er nur verschlafen können?
Der Sänger hatte sich fertig angezogen und war im nächsten Augenblick auch schon aus der Tür, um Richtung Studio zu flitzen. Er musste es einfach schaffen, er musste noch rechtzeitig eintreffen, sonst wäre er geliefert. Panisch dachte er an die Zusatzvereinbarung, die K mit ihm ausgemacht hatte, und er beschleunigte seinen Lauf zunehmend. Er musste es noch rechtzeitig schaffen, er durfte einfach nicht zu spät kommen...
