Schokoladenmond von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 14: Zusammenhänge.../ Mias Story ---------------------------------------- Ich war erleichtert als die Klingel endlich das Ende meines ersten Schultages einläutete und ich meine Sachen zusammenpacken konnte. Zusammen mit Mia und Hiro verließ ich dann das Schulgebäude und irgendwie bin ich ganz klar davon ausgegangen das Hiro auch weiter mit uns nach Hause gehen würde. Um so erstaunter war ich als Mia und er sich auf einmal fröhlich voneinander verabschiedeten und er mir noch ein "Bis morgen dann!" zurief nachdem er schon fast außer Sicht war. Verwirrt sah ich ihm nach. "Hey. Alles okay?", fragte Mia während sie mich von der Seite her prüfend musterte. "Was? Ja", lächelte ich leicht verlegen. "Ich hatte nur gedacht... das Hiro uns noch ein Stück begleiten würde weißt du." Ihr was vor zu machen hatte ja eh keinen Sinn. "Wieso sollte er?" Dabei sah sie mich erstaunt an. "Er wohnt doch in der völlig anderen Richtung! Aber wir können ja mal mit zu denen gehen dann lernst du auch die Andern kennen", erklärte sie vergnügt. "Das wird dir bestimmt gefallen." "Mhm, gern." Die Andern... Die Andern aus dem Rudel? Rufus und Hiros Familie? Gemächlich machten wir uns auf den Heimweg. Die Stadt war um diese Zeit ziemlich belebt. Kein Wunder, schließlich war das hier ja auch Tokio. "Mia-chan, dürfte ich dich... dich noch etwas fragen?", fing ich zaghaft an. Vielleicht ging meine ständige Neugierde ihnen ja auch schon längst auf den Wecker? Oder sie wollte über solche Dinge einfach nicht mit mir reden. "Schieß los!" "Wie lange bist du eigentlich schon ein Vampir? Ich meine..." Leicht ratlos schaute ich sie an aber sie hatte die Frage schon längst verstanden und war offensichtlich auch nicht böse darüber das ich dieses Thema angeschnitten hatte. Aber ob sie auch wusste wohin das führen würde? Wusste ich das überhaupt? "Ich wurde mit 15 gebissen", begann sie leise zu erzählen. "Das ist jetzt acht Jahre her. Damals hab ich noch mit meiner Familie in Chicago gelebt weißt du..." Etwas bedrückt sah sie auf den Weg vor ihren Füßen. Doch noch ehe ich mir überlegen konnte irgendwas zu sagen fuhr sie fort. "Zusammen mit meinen Eltern. Dann hab ich Alexander kennen gelernt... Ich wusste ja erst nicht wer er war!", sagte sie wie um sich zu verteidigen und ich sah, das sie den Tränen nah war. Doch sie wollte offensichtlich noch mehr erzählen also ließ ich sie gewähren. "Er war anfangs so charmant. Er... Er hatte gesagt das er für eine große Talentagentur arbeitet und er hat Fotos machen lassen. Ich bekam sogar Rollen in TV-Spots und kleine Auftritte in Serien und dem Radio... Das hatte ich mir immer gewünscht! Ich wollte schon immer ins Showbiz...", sie schenkte mir kurz ein verlegenes Lächeln und ich nickte nur verständnisvoll. Sie war ja bestimmt nicht das erste junge Mädchen das davon träumte berühmt zu werden. "Ich hab mich einfach von allem anstecken lassen!", fuhr sie fort. "Aber du hast ja keine Ahnung wie das ist wenn man plötzlich ein kleines Stück Ruhm bekommt. Die Aufmerksamkeit... Wie einen die Leute behandeln und ansehen... Wie sie dich beneiden. Und wie es ist plötzlich zu so einer Welt zu gehören die völlig anders ist! Wo alles schön ist. Und er hat gesagt das es für immer so bleiben würde... Das ich etwas besonderes wäre." Es schien ihr nicht leicht zu fallen sich selbst all die Dinge der Vergangenheit einzugestehen. "Natürlich waren meine Eltern von Anfang an dagegen gewesen. Sie wollten nicht das ich die Schule vernachlässigte. Und sie misstrauten Alexander. Ich hielt sie deshalb einfach nur für gemein. Dachte das sie mir nur nichts gönnen wollten. Dabei hatten sie die ganze Zeit über Recht gehabt." Langsam rann eine Träne über Mias Wange. "Es war nach meinem ersten Auftritt... Alexander hatte mir einen Auftritt bei irgendeiner Preisverleihung besorgt. Er war inzwischen so etwas wie mein Agent geworden. Ich war einfach überwältigt von allem! Von dem roten Teppich am Eingang, dem Blitzlichtgewitter, den anderen Berühmtheiten und dem dazugehören. Es war wie ein Traum, ich war vollkommen benebelt. Mir war nicht klar was ich tat. Ich war nicht einmal mehr geschockt als Alexander mir offenbarte das er ein Vampir war. Vielleicht hab ich es ihm auch einfach nicht wirklich geglaubt. Und ich habe keinen Moment gezögert als er mich fragte ob ich das für immer haben wollte. Als er sagte das er mir das ,ewige Leben' schenken würde und mir dann die ganze Welt zu Füßen lag!!! Ich glaube es hat nicht einmal besonders weh getan... als er mich gebissen hat... Und ich mein Leben verlor... Ich kann mich komischerweise kaum mehr daran erinnern wie es geschah. Danach befand ich mich in eine Art Rauschzustand." Damit hielt sie inne. "Schon gut...", sagte ich leise. "Du musst nicht weiter erzählen. Das ist in Ordnung." Ich versuchte ihr sanft zuzulächeln obwohl mich ihre Worte tief geschockt hatten. "Nein... Nein ich muss sonst kannst du es nicht verstehen!", erwiderte sie energisch. Und fuhr fort. Kaum hörbar und mit zitternder Stimme. "Ich habe sie damals umgebracht... Ich habe damals meine Eltern einfach umgebracht. Sie standen mir nur im Weg. Das hat Alexander mir immer gesagt. Das es nötig war. Das ich sie nicht brauen würde." Leise schluchzte sie. Ihr Körper erzitterte unter den Emotionen die von der Erinnerung ausgelöst wurden. "Und ich habe dabei nichts gefühlt. Nichts empfunden. Keine Reue... Es hat nicht einmal ein klein bisschen weh getan. Kein Schmerz über den Verlust. Kein Funken Liebe. In dieser Zeit war mir all das egal. Das ist das gefährliche daran ein Vampir zu sein. Wenn man sich in der Macht verliert... Aber an so etwas habe ich seinerzeit keinen Gedanken verschwendet. Und Alexander... Er hat einfach etwas an sich. Etwas was einen verzaubert. Wenn er es will. Das ist auch der Grund dafür das sich so viele um ihn scharen. Seine Anhänger. Sie alle glauben an ihn und seine Vision von der Welt. Und sie wären bereit alles für ihn zu tun. Genau wie ich einst. Ich habe in der Zeit bei ihm viele unschuldige Menschen getötet. Und es genossen..." Bei diesem Geständnis schien sie sich selbst zu verabscheuen. "Sechs Jahre lang habe ich so gelebt!!!" Jetzt sah sie mich verzweifelt an. Doch ich wusste einfach nichts zu sagen. Ich hatte keine Angst oder Eckel vor ihr... Sie tat mir nur so unglaublich leid. "Und dann bin ich Rhea begegnet", fuhr sie fort. Und ich glaubte den Schimmer eines Lächelns in ihren Augen zu erkennen. "Das war vor etwas über zwei Jahren. In Venedig... Natürlich hatten wir bis dahin schon oft mit Vampiren zu tun gehabt die uns einreden wollten das unsere Art zu leben falsch sei. Doch keiner von denen kam je gegen Alexander an. Und er hatte uns immer wieder gesagt wie schwach diese Vampire doch wären weil sie ihre Natur verleugneten. Doch Rhea war anders. Das spürte ich sofort als wir uns das erste mal begegneten. Auf einem Maskenball... Ohne umschweife hatte sie mir damals erklärt das sie es nicht zulassen würde das wir so weiter machten. Das es vorbei war. Natürlich waren die Worte vielleicht etwas zu groß. Jedenfalls damals..." Dabei lächelte sie nun tatsächlich ein wenig. "Doch sie beeindruckte mich ungemein. Ich wollte das sie auf unserer Seite stand. Und brachte sie direkt zu Alexander. Doch dieser reagierte anders als ich es je erwartet hätte. Bis dahin war er immer so gut zu mir gewesen. Er war steht's darum bemüht alle in seiner Nähe bei Laune zu halten. Aber als er Rhea sah wurde er aggressiv und zeigte glaube ich zum ersten mal sein wahres Gesicht. Doch auch nur weil sie ihn überrascht hatte. Er hatte nicht mit ihr gerechnet. Und auch Rhea war damals noch nicht auf alles vorbereitet gewesen... Es waren einfach mehr als sie gedacht hatte. So hatte sie es vorgezogen sich zurückzuziehen statt zu kämpfen. Trotzdem war es gut gewesen. Diese Begegnung. Es hatte mir die Augen geöffnet. Alexander entschuldigte sich zwar bei mir dafür das er mich so zornig angefahren hatte aber mir ging Rhea einfach nicht aus dem Sinn. Ihr Mut. Ihre unerschütterliche Überzeugung! Ich wollte wissen wieso dies so war und ging sie suchen..." Mia schloss ihre Augen, atmete tief ein und lächelte mir dann verlegen zu. "Und ich hab sie dann auch gefunden. Sie hatte auf mich gewartet. Wir haben uns Stundenlang unterhalten. Hoch über den Dächern der Stadt direkt unter den Sternen. Und ich bin nie wieder zu Alexander zurückgekehrt. In jener Nacht habe ich zum ersten mal um meine Eltern geweint... Und ich habe bereut. Ich bereue immer noch jeden Tag so viele Seelen ausgelöscht zu haben. Und ich muss mit dieser Schuld für immer leben. Aber das schwierigste ist eigentlich so zwischen den Menschen zu sein... Denn es ist hart wenn... wenn man erst einmal Blut gekostet hat... davon los zu kommen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)