Schokoladenmond von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: Werwölfe und ein neuer Morgen ----------------------------------------- Ich lag wach in meinem Bett, in meinem neuen Zuhause und die hellen Strahlen der aufgehenden Sonne fielen durch das Fenster. Verliehen dem Zimmer eine unwirkliche Aura. Im Gedanken durchlebte ich noch einmal das gesamte vergangene Wochenende... Wie es geschehen war, das mein Bruder und ich plötzlich nicht nur eine neue Wohnung fanden sondern auch Dinge erfuhren, Wesen kennen lernten, deren bloße Existenz die Meisten wohl für unmöglich halten würden. Na ja, auf einige dieser Erlebnisse hätte ich gut und gern verzichten können! Wenn ich nur an die Begegnung mit diesem Alexander und seiner ganzen Gefolgschaft dachte bekam ich eine Gänsehaut... Wie sie kaltblütig diese unschuldigen Menschen getötet hatten. Ohne das diese nur den Hauch einer Chance gehabt hätten und wahrscheinlich nicht einmal gewusst haben was mit ihnen geschieht. Ermordet aus sinnloser Gier. Aus dem Leben gerissen und ihren Familien ohne Grund viel zu früh fortgenommen. Aber diese würden die ganze Wahrheit ja niemals erfahren... Ich schloss meine Augen und atmete einmal tief ein. Dann dachte ich weiter, an die glückliche Begegnung mit den Werwölfen. Die uns gerettet hatte. Nun gut... Gerettet. Das würde Rhea wahrscheinlich nicht so durchgehen lassen. Bei der Vorstellung fing ich leicht an zu schmunzeln. Nein, ich wusste ja das sie selbst wenn die Wölfe nicht da gewesen wären nicht einfach so kampflos aufgegeben hätten. Aber wie die Situation dann wohl ausgegangen wäre? Es war ja nicht so das ich kein Vertrauen in die Kräfte unserer drei neuen Freunde hatte... Aber trotzdem. Ich mochte nicht daran denken was alles hätte passieren können! Doch tief in mir hatte ich das schreckliche Gefühl das dass noch lang nicht unsere letzte Begegnung mit Alexander Paxton und seinen Untergebenen gewesen sein sollte. Doch ich hoffte das wir sie wenigstens nicht so bald wiedersahen. Nachdem die Werwölfe gekommen und die Vampire, jedenfalls die unerwünschten, verschwunden waren, war eigentlich nichts wirklich bemerkenswertes mehr geschehen. Was Unsinn ist wenn man bedenkt das dass Treffen mit einem Werwolfrudel doch durchaus als bemerkenswert eingestuft werden kann!!! Okay, von dem Rudel hab ich nicht wirklich viel zu sehen bekommen. Aber dafür von Rufus. Nach der ganzen Sache hat er uns noch mit nach Haus begleitet und dabei eine Menge von sich und seinesgleichen erzählt. Rufus ist sozusagen der ,Leitwolf' des Rudels das sich im Revier Tokio aufhält. Insgesamt leben wohl so um die 50 von ihnen unerkannt in der Stadt, von denen wir nur einen Teil getroffen hatten. Als normale Bürger, normale Familien... Genauso wenig wie einen Vampir, ist es einem normalen Menschen möglich einen Werwolf an seinem Äußeren zu erkennen. Obwohl sie alle von einer mystisch, animalischen Ausstrahlung umgeben sind die man zwar bemerkt wenn man ihnen begegnet aber kein Mensch ist in der Lage ihre Ursache richtig zu erfassen. Jedenfalls hat er mir und Takuro auch erklärt was es mit dem Mond, besser gesagt dem Vollmond auf sich hat. Und dem Verwandeln! Auch in ihrer menschlichen Gestalt verfügen Werwölfe über mehr körperliche Kraft als normalsterbliche. Doch immer wenn der Zyklus des Mondes seinen Höhepunkt erreicht können sie ihre wahre Gestallt annehmen. Ich weis selbst noch nicht recht wie ich mir sie dann vorstellen soll. Vor allem wenn ich an Rufus denke... Dieser große, sympathische Mann von dem ich so viel kennengelernt habe, kann sich nicht einfach in eine reißende Bestie verwandeln, wie es oft in Büchern und Filmen beschrieben wird. Nein es muss anders sein. Aber auf jeden Fall ist die Kraft über die sie dann verfügen so groß das selbst Alexander einer Konfrontation lieber aus dem Weg geht. Obwohl Werwölfe nur über Kraft und Stärke, zusammen mit einem scharfen Instinkt und guter Reaktion verfügen. Keine Magie... Kein Zauber... Wenn man mal davon absieht das Niemand die Kräfte der Natur und ihrer Lebewesen besser kennt als die Werwölfe. Und sie besitzen zwar im Vergleich zum Menschen eine WESENTLICH höhere Lebenserwartung, sind aber keinesfalls so unsterblich wie Vampire. Rufus selbst hat behauptet bereits 138 Jahre alt zu sein!!! Eine Tatsache die ich immer noch nicht so recht glauben kann... Aber das interessanteste an diesem Abend war wohl die Neuigkeit über Mia. Rhea hatte ja gesagt das sie und Seth von abtrünnigen Vampiren gebissen wurden... Aber das Alexander es war der Mia zum Vampir gemacht hatte. Dieser kalte und rücksichtslose Kerl! Und dann die Angst die sie vor ihm hatte. Wer weis was er ihr alles angetan hat. Ich rief mir das Bild dieser kleinen Vampirin zurück ins Gedächtnis. Mia wirkt, auch wenn sie immer eine viel zu große Klappe riskieren mag, doch irgendwie naiv und viel zu jung für ihr Schicksal. Man hatte unweigerlich das Bedürfnis sie beschützen zu müssen. Aber wie alt war sie eigentlich? Ich öffnete meine Augen wieder und starrte an die Decke. Vampire sind unsterblich und verändern trotz Alter nie ihr Aussehen... Also konnte sie praktisch schon über Hundert sein?!?!? Bei Rufus ist es ja auch so. Aber hatte Rhea nicht gesagt das ich mit Mia zusammen zur Schule gehen sollte? Hieße das nicht das sie so alt sein musste wie ich? Und was war mit Seth? In dem Moment unterbrach der Wecker mich in meinem Gedankengang. 7.30 Uhr. Zeit aufzustehen. Denn Heut war ja mein neuer erster Schultag. Nachdem wir nach unserem nächtlichen Abenteuer wieder heil zuhause angekommen waren hat kaum noch wer ein Wort gesagt. Es hieß nur noch ,Gut Nacht' und jeder verschwand irgendwo hin. Ob die andern Drei noch mal draußen waren weis ich nicht... Takuro und ich jedenfalls gingen Wortlos ins Bett und nachdem ich erst Stundenlang wach gelegen hatte überfiel mich dann doch irgendwann der traumlose Schlaf und ich wachte erst gegen Mittag wieder auf. Takuro hatte Essen gemacht. Zuerst schien es als würde wieder eine seltsam gedrückte Stimmung in der Luft liegen... Ausgelöst durch die Vorkommnisse der Nacht. Und auch wenn wir uns Beide bemühten kein Wort über die Sache zu verlieren wussten wir doch das es das einzige war woran wir denken konnten. Takuro fing dann als erster an das betretene Schweigen zwischen uns zu brechen und wir redeten uns gegenseitig alles von der Seele was uns beschäftigte. Und das war das Beste was wir hätten tun können! Egal ob Takuro früher noch zu Haus gewohnt hatte oder bereits ausgezogen war. An unserer Beziehung zu einander hatte sich nie etwas geändert! Immer schon konnten wir über einfach alles miteinander sprechen. Und grade nach allem was geschehen war, war das jetzt hilfreicher als je zu vor. Nachdem wir unsere Situation mal wieder genaustens analysiert hatten konnten wir sogar wieder etwas lachen. Am Nachmittag schauten auch Rhea, Seth und Mia kurz bei uns vorbei. Rhea unterrichtete mich davon das sie mich in der Schule angemeldet hätte und Mia half mir dabei mich so gut es ging vorzubereiten. Ansonsten verlief dieser Sonntag ziemlich ereignislos, was auch nicht so übel war. Wir beschlossen recht früh schlafen zu gehen da Takuro sich auch viel für den morgigen Tag und den Aufbau seiner Detektei vorgenommen hatte. Und jetzt ist Montag morgen und ich liege bereits seit über einer Stunde wach in meinem Bett und bin gespannt was in Zukunft wohl noch so alles an Überraschungen auf mich zukommen wird... Langsam stand ich auf, zog mich an (Mia hatte mir eine Schuluniform von ihr geliehen da ich mir heut erst mal noch welche zulegen musste) und ging ins Badezimmer. Während ich vor dem Spiegel stand und mir die Zähne putzte hörte ich auch wie Takuro verschlafen durch die Wohnung schlich. Wahrscheinlich auf der Suche nach Kaffee. Als ich dann auch in die Küche ging fand ich ihn tatsächlich verschlafen über einer Tasse Kaffee sitzen. Ich gönnte mir erst mal ein Glas Orangensaft und räumte dann das Frühstück auf. Statt mir zu helfen saß Takuro nur müde rum und starrte in seine Kaffeetasse. Was dann wohl hieß das der Gute heut Nacht nicht halb so gut wie ich geschlafen hatte... "Alles in Ordnung?", fragte ich ihn nachdem ich ihn erneut einer kritischen Musterung unterzogen hatte. "Du siehst furchtbar aus weißt du das?" "Ja, danke für den Hinweiß", knurrte er lahm zurück ohne aufzusehen. "Was hast du denn bitte die ganze Nacht getrieben?", bohrte ich weiter nach. "Gewartet", gähnte er und sah endlich mal von der blöden Tasse auf. "Gewartet? Worauf denn gewartet?", fragte ich nun irritiert. Er hatte doch sein Zimmer nicht verlassen? Oder doch? "Darauf das sie zurückkommen. Du weist schon... Unsre ,unheimlichen' Vermieter." Dabei grinste er mich leicht schief an. "Sie waren heut Nacht wieder unterwegs." "Tatsächlich?", fragte ich erstaunt. Obwohl ich es mir eigentlich auch hätte denken können. Immerhin schien es ja wohl so zu sein das sie das jede Nacht taten... Aber wieso muss Takuro deshalb wach bleiben? "Aber du bist doch hier geblieben?" "Mhm... Ja. Ich hab nur gesehen wie sie raus sind und dann hab ich irgendwie kein Auge mehr zu bekommen...", murmelte er. "Und wann waren sie wieder zurück?" "So gegen 4 oder 5 Uhr..." Dabei nahm er erst mal wieder einen großen schluck Kaffee. "Und du hast die ganze Nacht wach gelegen?" Irgendwie amüsierte mich der Gedanke, denn eigentlich hätte ich fast eher vermutet das Takuro grade dann gut schlafen kann wenn er weis das die Drei nicht im Haus sind. Aber so wie es aussah schienen wir uns wohl beide recht schnell an die Situation zu gewöhnen. Wenn er sich schon so was wie Sorgen um sie machte. Aber so ist mein Bruder nun einmal, ausgeprägter Beschützerinstinkt und fühlt sich mitverantwortlich für einfach alles und jeden. Ich habe nie erlebt das Takuro sich mal davor gedrückt hätte Verantwortung für etwas zu übernehmen oder jemanden zu helfen. Und ich glaube irgendwie mochte er die Drei auch jetzt schon. Und mir ging es da nicht anders. Wir plauderten noch ein bisschen weiter und dann klopfte es auch schon an der Tür. Der Tür, die zur Treppe runter in den Laden usw. führte. Und das bedeutete wohl das ich abgeholt wurde... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)