Close Distance von cu123 ================================================================================ Kapitel 145: "Er hätte schreien können. Stattdessen lächelte er sie an" ----------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 145) Titel: Close Distance Teil: 145/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Zur Abwechslung kommt mal wieder ein bissl was über Weiß. Ich hab die Jungs ja arg vernachlässigt. ^^° Und ich hoffe, ihr kommt mit dem Zeitrahmen nicht durcheinander… Das letzte Gegenwartskapitel mit Ran spielte ja schon am Samstag. Heute geht es einen Schritt zurück zu Omi am Donnerstag (schließt an Teil 135 an) und danach zu Schwarz am Freitag. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Teil 145 „Er hätte schreien können. Stattdessen lächelte er sie an“ Sein Beinahe-Zusammenbruch hatte ihn ausgelaugt und erschöpft zurückgelassen. Innerlich fühlte er sich wie betäubt, doch gleichzeitig so wund, dass jeder Atemzug in seine Lungen schnitt. Irgendwie hatte er den restlichen Nachmittag im Laden überstanden, wollte nun nur noch ins Bett fallen, in der Hoffnung, etwas Schlaf zu finden. Aber bevor er die Rollläden richtig schließen konnte, schob sich eine Hand mit lackierten Fingernägeln in den Spalt und im nächsten Moment bückte sich Manx in den Laden. Er hätte schreien können. Stattdessen lächelte er sie an. Wenig später waren sie alle im Missionsraum versammelt und er konnte nur dankbar für die Dunkelheit sein, die seinen bitteren Gesichtsausdruck verbarg, als er begriff, dass dieser Auftrag sich auch um die Takatoris drehte. „Diese Jagden werden von Takatori Hirofumi veranstaltet, der damit den Wahlkampf seines Vaters unterstützt. Wir haben keine gesicherten Informationen, ob dieser über das _genaue_ Vorgehen seines Sohnes Bescheid weiß.“ Die Bilder wechselten von dem Jagdgebiet zu Fotos ihrer Zielperson, dann zu Aufnahmen eines Clubs. „Die Opfer werden aus Nachtclubs verschleppt und wir sind relativ sicher, dass morgen Abend eine weitere Aktion ansteht, um Nachschub fürs Wochenende zu haben.“ Manx’ Stimme blieb distanziert bei ihren Ausführungen. Er wünschte sich in diesem Moment dieselbe Distanz. „Nachtclub, ja? Dann werde ich mich dort ein bisschen umsehen.“ Yohjis Stimme schob sich in seine Erstarrung und er konnte sich wieder bewegen, nachdem er bis eben wie gelähmt gewesen war. „Nein, das möchte ich übernehmen“, hörte er sich sagen und wunderte sich über die Kälte in seiner Stimme. Hastig zauberte er ein Lächeln auf seine Lippen, ehe er sich dem Älteren zuwandte. Ihre Gesichter wurden nur vom Fernseher erhellt. Yohji hatte die Sonnenbrille hochgeschoben. „Bist du dafür nicht etwas zu jung, Omittchi?“ Manx mischte sich ein. „Sie achten nicht allzu sehr aufs Alter. Einige der Jäger haben gerne jüngeres Wild dabei.“ Ken gab einen Laut von sich, der nur als Verachtung interpretiert werden konnte. „Das ist krank.“ Aber war das nicht immer so? Und ihm entging nicht die Tatsache, dass der Braunhaarige erst jetzt reagiert hatte. Sie stumpften ab, unaufhaltsam. „Damit wäre alles geklärt, denke ich.“ Sein Lächeln war um einiges echter, als er das sagte. „Gibt es eigentlich keinen anderen Weg auf dieses Gelände, außer selbst in die Falle zu tappen?“, wollte Yohji wissen und ihm war klar, dass der Ältere sich Sorgen um ihn machte. „Das Gebiet ist zu groß. Ein Peilsender wird die anderen von euch zu den Jägern führen – und damit auch zu Hirofumi. Hier in Tokio wäre es schwierig, an ihn heranzukommen. Er hält sich an keinen festen Zeitplan und nach dem Tod seines Bruders wird er nur noch vorsichtiger geworden sein.“ Mit einem Seufzen gab Yohji auf. „Ist Takatori Hirofumi die einzige Zielperson?“ Seine Stimme zitterte nicht, als er den Namen aussprach, aber er konnte nicht verhindern, dass sich sein Magen zusammenkrampfte. Magensäure kratzte in seinem Hals. „Ja. Sollten euch jedoch ein paar der Jäger in die Quere kommen, müsst ihr keine besondere Vorsicht walten lassen.“ Ein Freifahrtsschein, wie schön. Was unterschied sie eigentlich noch von ganz gewöhnlichen Mördern? Er nahm eine Schlaftablette, bevor er ins Bett ging. Mit dem anstehenden Auftrag konnte er sich kein Glücksspiel leisten. Er musste ausgeschlafen sein. ****** „Takatori-san, Ihr Sohn wünscht Sie zu sprechen.“ Die Frau hielt den Blick gesenkt. „Schicken Sie ihn herein.“ Er trat einen Schritt zurück, so dass er schräg hinter dem Politiker zu stehen kam. Takatori wandte sich kurz zu ihm um und nickte, um dann zur Tür zu sehen, durch die gerade Hirofumi trat. Die Haare glatt zurückgekämmt, maßgeschneiderter Anzug. Hirofumi hatte einige Jahre in den USA studiert und wahrscheinlich war das der Grund, aus dem ihm der ältere Mann mehr Interesse entgegenbrachte als dessen kürzlich verstorbener Bruder. Er erhielt ein weiteres Nicken, dieses Mal der Begrüßung, und dann konzentrierte sich Hirofumi auf Takatori. „Die neuesten Umfrageergebnisse sind da. Es fehlen nur noch wenige Stimmen und du wirst bei der nächsten Parteiversammlung zum Kandidaten für die Premierministerwahl aufgestellt.“ Hirofumis sachliche Effizienz erinnerte ihn manchmal an Hoffmann. Takatoris Sohn war wirklich der perfekte Sekretär und in den dunklen Augen hinter der Brille verbarg sich genug Skrupellosigkeit, um ihn zum perfekten Sekretär für _Takatori_ zu machen. Unterlagen wurden überreicht und der Politiker betrachtete die Zahlen, von Hirofumi beobachtet. So bekam keiner der beiden mit, wie er kurz die Augen schloss. Nach außen hin blieb er regungslos, aber innerlich betrachtete er die neue Information, die er eben erhalten hatte. Eine Konfrontation, aber niemand würde verletzt werden. „Du weißt sicher schon, wie du die letzten Stimmen bekommst.“ „Ja, Vater.“ Ein schmales Lächeln. „Morgen findet wieder eine Jagd statt.“ Braune Augen musterten Hirofumi, ohne dass dieser es bemerkte. Warum sich sein Talent plötzlich für den Anderen interessierte, konnte er nicht genau sagen. Räumliche Nähe erhöhte auf jeden Fall die Wahrscheinlichkeit einer Vision. Vielleicht ging es aber gar nicht um Hirofumi, sondern um Bombay. Schwarz wusste genau, wer sich hinter diesem Codenamen verbarg. Was beabsichtigte Perser eigentlich? Er durfte nicht zulassen, dass dieser Mann Bombay zerstörte. Vater und Sohn beendeten ihr Gespräch und kurz darauf war er wieder allein mit dem Politiker. Die Sekretärin wich seinem Blick aus, als er das Büro verließ. Sie war nervös, was nicht weiter verwunderlich war, wenn man bedachte, wer im Vorzimmer wartete. „Schuldig.“ Der Orangehaarige saß rittlings auf einem Stuhl, Arme auf der Lehne verschränkt, und grinste ihn an. „Crawford.“ Farfarello stand am Fenster und sah hinaus, scheinbar ohne ihn wahrzunehmen. Aber er wusste, dass der Ire seine Anwesenheit registriert hatte. Schuldig hätte nicht herkommen müssen, aber er hatte nichts dagegen, dass sich die beiden ab und zu in Erinnerung riefen. Das Vorzimmer war jedoch nicht der richtige Ort zum Reden. Sie nahmen den Fahrstuhl hinauf zur Caféteria. Nicht für die gewöhnlichen Angestellten gedacht, hier in der obersten Etage. Aber niemand würde ihnen den Zutritt verwehren. Sie waren alles andere als gewöhnlich. Schuldig trag als erstes an das bis zum Boden reichende Fenster heran, ignorierte das Raunen, das mit ihrem Eintreten an Lautstärke gewonnen hatte. „Allein der Ausblick ist es wert, hierher zu kommen.“ Er lächelte, als er das hörte. „Niemand hindert dich daran, es öfter zu tun.“ „Danke, aber nein danke.“ Schuldig drehte sich zu ihm um und die grünen Augen streiften seine Hände, ehe sie zu seinem Gesicht hoch huschten. Farfarello war die ganze Zeit stumm geblieben, sagte auch jetzt nichts, aber der Ire bekam den Blick mit und vielleicht noch mehr, was ihm selbst verborgen blieb. >Und, was soll ich für dich erledigen?<, kam Schuldig zur Sache, sich wieder der Stadt zuwendend, die sich unter ihnen erstreckte. Er stellte sich neben ihn, tat so, als würde er ebenfalls das Panorama bewundern. >Ich möchte, dass du Perser überprüfst. Finde heraus, wie ernst ihm die Jagd auf die eigene Familie ist. Und was er mit Bombay vorhat.< Aus den Augenwinkeln sah er ein Grinsen Schuldigs Lippen weiten. >Willst du dir noch ein Haustier zulegen?< Was für eine Vorstellung. Als ob er mit Ran nicht schon genug zu tun hatte. >Nein.< Seine Erwiderung trug Belustigung in sich und das hatte Schuldig sicher nicht erwartet gehabt. Grüne Augen blitzten zu ihm herüber. >Sonst noch irgendwelche Wünsche?< >Im Moment nicht.< >Das Takatori Bürschchen ist also auch wichtig, deshalb müssen wir laufend Babysitter für Weiß spielen…< Mehr eine Feststellung als eine richtige Frage. Er dachte an das, was ihm sein Talent verraten hatte – und an das, was er nicht wusste. Eisblaue Augen schienen ihn amüsiert anzusehen. „Ich bin mir nicht sicher…“ Fast nur ein Flüstern. Aber Schuldigs zu ihm herumruckender Kopf verriet ihm, dass er es wirklich ausgesprochen hatte. ****** Er hätte lachen können, wenn ihm nicht ausgerechnet zum Heulen gewesen wäre. Crawford war sich nicht sicher? Dieses Stück Information hatte er nun wirklich nicht gebraucht. Das war etwas, was er absolut nicht wissen wollte. In der letzten Sekunde schaffte er es, ein Grinsen auf seine Lippen zu zaubern, auch wenn es beinahe wehtat, das zu tun. >Deine Witze waren auch schon besser, Crawford.< Die braunen Augen verrieten ihm nicht, wie viel seiner leichtfertigen Antwort ihm der Ältere abnahm, aber mit dieser Unsicherheit konnte er leben. Sein Blick kehrte zurück zu der Stadt, die ihm wortwörtlich zu Füßen lag und ein Teil von ihm wollte nach draußen greifen und etwas zerstören, ein paar Leben, einfach nur weil er es konnte. Von Farf driftete eine stumme Frage zu ihm herüber, der Ire hatte die aufflammende Grausamkeit aufgefangen und auch wenn Farfarello dem nicht gerade abgeneigt war, schwang Unverständnis in den unausgesprochenen Worten mit. Er sandte ihm einen Gedanken der Beruhigung, bevor er sich wieder auf Crawford konzentrierte. Der hatte nicht auf seinen Kommentar reagiert, wartete einfach nur ruhig ab. >Schon gut, ich werde mich natürlich darum kümmern.< Er schaffte es, einen entnervten Unterton einzuweben, was Crawford mit einem schmalen Lächeln quittierte. Seine Augen wanderten schon wieder nach unten, zu den Händen des Älteren. Dieses Mal gestand er sich wenigstens den Grund dafür ein – und es half ihm kein bisschen weiter. Eine Berührung… Aber das war zu viel verlangt, würde immer zu viel verlangt sein. Und dann klingelte auf einmal Crawfords Handy. Es war unerwartet – aber nicht unbedingt unwillkommen. Und die paar gewechselten Worte reichten, um mitzubekommen, wer dran war. „Ran-chan wird heute nicht kommen?“ „Er hat seinen Freund zu Besuch, diesen Miyamoto.“ Crawford war heute erstaunlich freigiebig mit Informationen. Und in diesem Fall hatte er nichts dagegen einzuwenden. „Yunshiro also…“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu Crawford, während ihm durch den Kopf ging, was er so über den Braunhaarigen wusste. „Du weißt, dass du einen Rivalen in ihm hast?“ Eine Augenbraue wanderte nach oben. „Rivalen? Interessante Wortwahl.“ Belustigung trat in braune Augen. „Aber ja, ich weiß wovon du sprichst – und noch ein bisschen mehr.“ _Das_ weckte seine Aufmerksamkeit. Die Betonung ließ ihn an etwas denken, was einfach nicht sein konnte. Plötzlich wünschte er sich, Ran hier zu haben und ein wenig durch dessen Gedanken stöbern zu können. Wahrscheinlich wäre es sogar von hier aus möglich, aber das würde zu viel Energie kosten. Er beschloss, das Gespräch an dieser Stelle zu beenden, egal wie sehr er nachhaken wollte. Es war eindeutig der falsche Ort dafür. Und die falsche Zeit. Wenn es dafür überhaupt die richtige Zeit geben konnte. So sehr er es immer versucht hatte, auf diesem Gebiet hatte er Crawford nie verstanden. Und wenn ihm nicht das offensichtliche Gegenteil bewiesen worden wäre, würde er wahrscheinlich weiterhin annehmen, dass Sex in Crawfords Leben einfach keine Rolle spielte. „Das ist ja nichts Neues.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung reagierte er endlich auf Crawfords Aussage. „Aber an diese Info werde ich sowieso bald herankommen.“ „Zweifellos.“ Noch mehr Belustigung. Crawford neigte den Kopf etwas und musterte ihn intensiv, ohne aber diesem einen Wort noch etwas hinzuzufügen. Er begegnete dem Blick mit einem weiteren Grinsen, das erst in sich zusammenfiel, als sich der Ältere abwandte und auf den Ausgang zustrebte. >Du wirst mir heute Abend Bericht erstatten, Schuldig.< Und damit war Crawford verschwunden. Farfarello trat neben ihn und zog damit seinen Blick auf sich. „Du bist heute etwas unausgeglichen“, bekam er zu hören. Er brauchte einen Moment, um die Worte zu verdauen, fasste sich aber relativ schnell wieder. „Also von deiner Seite kommend… Ich glaube, ich bin getroffen.“ Weiße Zähne blitzten auf. „Tatsächlich?“ „Nun ja, zumindest ein bisschen“, relativierte er. Dann sah er sich erstmals, seit sie die Caféteria betreten hatten, wirklich um und prompt wandten sich einige neugierige Augenpaare ab. Mm… geistig war es, als würde ein Stromstoß durch den Raum laufen und das fühlte sich gut an. Kälte durchzog grüne Augen, Amüsement. Sie waren die gottverdammte Freakshow hier und er würde jede einzelne Sekunde davon auskosten. „Wenn wir schon mal hier sind, sollten wir etwas essen, denkst du nicht auch?“ Von Farfarello kam keine Ablehnung und er hatte auch keine erwartet. Sie gingen zu den Vitrinen hinüber, beluden ihre Teller und suchten sich dann einen freien Tisch. Er hinterließ Kopfschmerzen bei den Leuten, die sie auf dem Weg dorthin passierten. Natürlich nur bei denen, die ihre Gedanken nicht bei sich behalten konnten, aber auf diese Liste konnte er sowieso so gut wie jeden hier setzen. Für einen Moment spielte er mit der Idee, noch etwas mehr zu tun, eine kleine Illusion vielleicht. Kakerlaken wären nicht schlecht. Aber eigentlich war er hungrig und ein Aufruhr würde ihn nur beim Essen stören. Und so ließ er großzügig wie er war von diesem Plan ab. Es war ja nicht so, als würde er nicht später noch die Gelegenheit dazu haben. Er lächelte, bevor er die Gabel zum Mund führte und es war gewiss kein freundliches Lächeln. ~TBC~ Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis sich Omi und Hirofumi begegnen. ^^ cya, cu ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)