Close Distance von cu123 ================================================================================ Kapitel 140: "Rückblicke LII - Lasst, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren" ---------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 140) Titel: Close Distance Teil: 140/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: So, heute gibt es endlich mal einen Hinweis auf das Buch, das Crawford Schu geschenkt hatte. Erinnert sich überhaupt noch jemand daran? ^^# Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Teil 140 „Rückblicke LII - Lasst, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren“ „Aber vielleicht auch meine, Crawford. Auch meine…“ Nach diesen Worten war Schuldig ruckartig aufgestanden und zu dem anderen Bett hinübergegangen. Er nutzte die wiedererlangte Freiheit, um sich aufzusetzen. Und sah zu, wie der Orangehaarige Jei unsanft wachrüttelte. Das war unüberlegt, wenn man bedachte, wie gewalttätig der Junge werden konnte. Aber Schuldig hatte das Glück, dass Jei wohl kein Interesse daran hatte, ihn zu verletzen. Der Ire blinzelte zunächst nur, wurde aber überraschend schnell munter, sobald er Schuldig erkannte. Erwartung flammte in dem bernsteinfarbenen Auge auf, die der Andere entweder nicht registrierte oder ignorierte. „Hoch mit dir, Frühstück ist da.“ Und das hatte Jei wirklich nötig. Wie auch immer sich der Junge bisher durchgeschlagen hatte, Mahlzeiten waren dabei zu kurz gekommen. Der Ire streckte sich, richtete seine Aufmerksamkeit dann auf ihn. Vielleicht hätte man auf den Gedanken kommen können, dass Jei ihn eben erst bemerkt hatte, aber so war es nicht. Jeis Blick verriet das nur zu deutlich. „Hör auf ihn“, erwiderte er auf die stumme Frage darin. Jei nickte und stand auf, Aufmerksamkeit zurück auf Schuldig. Der seufzte. „Noch ist er nicht dein Boss, also zeig ein bisschen mehr Selbständigkeit.“ Der Jüngere entblößte lächelnd seine Zähne. „Ich weiß, wie ich meinen freien Willen zu nutzen habe.“ Schuldig verzog das Gesicht. „Was immer du sagst.“ Damit steckte er die Hände in die Hosentaschen und verließ den Raum. Jei nahm sich die Zeit, ihn nun einer näheren Betrachtung zu unterziehen, ohne preiszugeben, was ihm dabei durch den Kopf ging. Er saß einfach nur da und ließ es geschehen. Sie würden beide in Zukunft miteinander klarkommen müssen. Und noch stand nicht fest, wie sie dorthin gelangen sollten. Schließlich stand Jei auf und wartete ab, dass er das Gleiche tat. Sie schlossen sich Schuldig an, der bereits zu essen begonnen hatte. „Farfarello der Pirat. Eine ganz neue Variante.“ Schuldig war inzwischen wieder besserer Laune, hatte Jei einen frischen Verband angelegt und dann noch die Augenklappe aus dem Verbandskasten gezerrt. Nun betrachtete der Orangehaarige kritisch sein Werk, nickte zufrieden. „Damit fällst du zwar immer noch auf, aber zu viel Aufmerksamkeit wirst du schon nicht erregen. Ich habe nämlich keinen Bock, dich die ganze Zeit abzuschirmen.“ Schuldig hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Zwischen Auge und der schwarzen Klappe lag ein Stück Müll, so dass man eine normale Verletzung vermuten würde. Und Jei hatte ausreichend Sachen an, dass kaum noch Narben zu sehen waren. Der Jüngere betrachtete sich im Spiegel, zeichnete den Rand der Augenklappe nach, neugierig. Was die Frage aufwarf, ob er jemals die Gelegenheit gehabt oder genutzt hatte, sich sein zerstörtes Gesicht genau anzusehen. Schuldig sah sein Abbild im Glas, drehte sich zu ihm um. „Wir können los. Es sei denn, du willst dich noch von Stephan verabschieden.“ Seine Mundwinkel bewegten sich ein paar Millimeter nach oben, aber die braunen Augen blieben kalt. Er antwortete nicht, was auch gar nicht erforderlich war. Anscheinend hatte Schuldig die Szene doch noch nicht überwunden. Er würde ihn jedoch nicht darin bestärken, mit diesem Verhalten fortzufahren. Sie gingen, ohne dass ein weiteres Wort zwischen ihnen gefallen wäre. Jei begann allmählich unruhig zu werden, als sie schließlich das Flughafengebäude in München verließen. Nervöse Energie lag unterschwellig hinter jeder Bewegung und die Passanten wurden regelrecht danach abgesucht, ob sie ein passendes Opfer darstellen würden. Er war froh, dass Jei im Moment keine Waffe am Leib trug, gab sich aber nicht der Illusion hin, damit sei alle Gefahr gebannt. Wenigstens verhielt sich sein Talent ruhig und so gab er Schuldig wie versprochen die Gelegenheit, sich mit neuen Sachen einzudecken. Trotz der Kälte wartete er jedoch draußen mit Jei, bis der Orangehaarige zurück war. „Fertig?“ „Ja.“ Schuldig nickte mit einem breiten Grinsen. Er schien immer noch Gefallen am Einkaufen zu finden. Der Gedanke rief Belustigung hervor und Schuldig sah ihm das an. „Wehe du sagst jetzt etwas“, bekam er zu hören. „Das lag nicht in meiner Absicht.“ Jei konnte dem kurzen Austausch nicht ganz folgen, schien sich sowieso mehr für ihre Umgebung zu interessieren. „Was soll das sein?“ Einige Buden waren gemeint, die nicht weit von ihnen standen und von denen unter anderem der Geruch nach Glühwein herüberzog. „Ein Weihnachtsmarkt“, lautete sein Urteil. „Zumindest der Beginn eines solchen.“ Der Ire konnte mit der Auskunft augenscheinlich nicht viel anfangen, hielt sich jedoch an einem bestimmten Begriff fest. „Weihnachten…“ Das bernsteinfarbene Auge funkelte wild, voller Angriffslust. Es wurde Zeit, von hier wegzukommen. „Der Wagen wartet.“ Schneider hatte ihnen wieder seine Limousine geschickt und den Fahrer hatte er vorhin verständigt. Schuldig sah für einen Moment enttäuscht aus, dann verschlossen sich dessen Gesichtszüge. Jeis Aufmerksamkeit wurde von dem Mienenspiel eingefangen. „Wohin fahren wir jetzt?“, wollte der Ire wissen, den Weihnachtsmarkt vergessend, während sie sich dem vereinbarten Treffpunkt näherten. „In die Hölle“, lautete Schuldigs Kommentar, die Stimme schwankte zwischen Zynismus und Bitterkeit. „Ah…“, war die einzige Antwort. Und dann erreichten sie auch schon den Wagen. Jei hatte eine Bank für sich, da Schuldig nicht geneigt schien, neben dem Iren zu sitzen. Stattdessen bekam er selbst Gesellschaft. Dieses Mal schlief Schuldig nicht. Er hatte keine Ahnung, ob der Telepath sich wieder in den Köpfen fremder Leute herumtrieb, der abwesende Blick schien jedenfalls darauf hinzudeuten. Vielleicht versuchte Schuldig auch nur, mehr über Jei zu erfahren. Der war wieder ruhiger geworden, sah den Kopf gegen die kühle Scheibe gelehnt aus dem Fenster. Die Zeit verging nur langsam, aber für Schuldig noch nicht langsam genug. Weshalb ihn auch nicht die Begrüßungsworte überraschten, die der Orangehaarige an Jei richtete, als sie durch das Tor fuhren: „Der Eingang bin ich zu der Stadt der Schmerzen, Der Eingang bin ich zu den ew'gen Qualen, Der Eingang bin ich zum verlor'nen Volke. Lasst, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren.“ „Du hast ein paar Zeilen ausgelassen“, sagte er leise. Schuldig zuckte nur mit den Schultern. „Das reicht.“ Und damit hatte er wohl Recht. „Crawford. Wie ich sehe, haben sich keine Probleme ergeben.“ Sie hatten kaum das Gebäude betreten, als Schneider sie auch schon begrüßte. Zweifellos hatte der Direktor eine Nachricht seines Fahrers erhalten und dann ihre Annäherung verfolgt. Er lächelte, entspannte sich unmerklich. Ab jetzt fiel Jei in die Verantwortung von Rosenkreuz. Bis der Ire offiziell seinem Team zugeteilt werden würde. Jei hingegen war ganz gespannte Aufmerksamkeit. Das bernsteinfarbene Auge hatte für keine Sekunde Schneider verlassen, seit der in Jeis Blickfeld geraten war. Ein Raubtier, kurz vor dem Sprung – weil es wusste, dass darin seine einzige Chance lag, ein Fluchtversuch zwecklos war. Und dabei hielt Schneider sich zurück, so wie bei ihrem Kennenlernen. Die fast erdrückende Präsenz von Autorität war nicht zu spüren, als sich der ältere Mann ihnen näherte. Schuldig gelang es ziemlich gut, sich praktisch unsichtbar zu machen, Jei jedoch trat einen Schritt vor. Die rechte Hand hatte sich dorthin bewegt, wo der Ire sonst wohl ein Messer trug, fand aber keins vor. Er ‚sah’ keinen Angriff, stellte sich nichtsdestotrotz neben Jei, um ihn notfalls zurückhalten zu können. Schneider lächelte ein sehr schmales und sehr kaltes Lächeln, erwiderte mühelos Jeis Blick. „Du bist also auf der Suche nach Rache?“ Ein leises Grollen war die einzige Antwort. Und dann verließ die Anspannung abrupt den Körper des Teenagers und Jei sah zu Boden. Kapitulation. Der Direktor nickte zufrieden, bevor sich eisblaue Augen auf ihn richteten. „Bring ihn zur Krankenstation, Crawford. Deinen Bericht möchte ich morgen haben.“ „Jawohl, Herr Schneider.“ Sein Gepäck wurde auf Befehl des Deutschen weggebracht, dann ging der Ältere. Sie waren nicht ganz allein, nachdem Schneider fort war. Ein paar Schüler beobachteten sie neugierig aus sicherer Entfernung. Auch Schuldig bemerkte die Zuschauer – und bei einem Telepathen sollte man „sichere Entfernung“ besser anders definieren. Seine Mundwinkel zuckten, als er sah, wie Schmerz über die Gesichter der anderen glitt. Schuldig hatte mal wieder Kopfschmerzen verteilt. „Die sollten sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.“ An niemanden im Bestimmten gerichtet. Der Orangehaarige war eindeutig nicht froh darüber, zurück zu sein. Und er selbst? Sah diese Einrichtung nicht mehr als das Gefängnis, als das es Schuldig noch erscheinen musste. Sein Spielraum war größer geworden und was ihn weiterhin einschränkte – stets einschränken würde – war nicht an Rosenkreuz allein gebunden. Es war der Preis, den jeder auf die eine oder andere Weise zu zahlen hatte. „Du kannst gehen. Und für morgen bist du vom Unterricht freigestellt.“ So würde Schuldig Zeit haben, sich ausreichend zu akklimatisieren. Sein Talent hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, dass es sich der Telepath morgen sonst mit einigen Lehrern verscherzen würde – mehr noch als üblich. Schuldig rang sich ein Lächeln ab. „Danke, mein zukünftiger Anführer.“ Es steckte nicht _nur_ Ironie in den Worten. „Dann mach es mal gut, kleiner Dämon. Man sieht sich.“ Ein lässiges Winken und Schuldig verschwand mit dessen Gepäck in Richtung Unterkunft. Jei hüllte sich zunächst in Schweigen und schien über etwas nachzudenken. Doch noch ehe sie ihr Ziel erreichten, stellte der Ire die Frage, die ihn so offensichtlich beschäftigte. „Woher habt ihr eure Fähigkeiten?“ Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Du kannst mir glauben, dass sie schon lange daran arbeiten, das herauszufinden.“ Wieder ein Moment des Überlegens. „Sein Widersacher muss Ihm einen Teil Seiner Macht gestohlen und unter die Menschen gebracht haben.“ Interessanter Gedanke. „Es steht dir frei, das zu glauben.“ Jei zeigte ein nicht normal wirkendes Grinsen. Morgen sollte er also erst Bericht erstatten. Würde er diese Nacht demnach keinen Sex haben. Er war sich nicht ganz sicher, wie er darüber denken sollte, aber sein Körper meldete unmissverständlich Enttäuschung an. Das Gepäck wartete in seinem Quartier auf ihn und er holte das Notebook heraus, um den letzte Nacht begonnenen Bericht zu beenden. Es dauerte nicht lange, so dass er pünktlich zum Abendessen im Speisesaal erscheinen konnte. Neuberts Abwesenheit stach ihm als erstes ins Auge. Der alte Precog hatte fast schon zum Inventar auf Rosenkreuz gehört. Nun blieb dessen Stammplatz frei und er hatte keine Skrupel, sich dort hinzusetzen. Er wurde angesehen, als hätte er ein Sakrileg begangen. Eisiges Schweigen herrschte, bis sein Tischnachbar sich schließlich räusperte. „Haben Sie bereits davon gehört, was mit Herrn Neubert geschehen ist?“ Es wurmte den Älteren sichtlich, höflich zu ihm sein zu müssen, obwohl er keinen richtigen Rang bekleidete. „Nein, habe ich nicht.“ Er hatte es nur gesehen. „Herr Neubert wird nicht mehr nach Rosenkreuz zurückkehren.“ „Tatsächlich?“ In diesem Wort schwang etwas mit, das den Anderen die Stirn runzeln ließ. Seine Lippen kurvten in ein schmales Lächeln. „Hat sein Talent die Oberhand gewonnen?“ Das war, was mit den meisten Precogs geschah: ein letztes Mal strahlte ihre Gabe, sie _sahen_ - und brannten aus. „Darüber ist niemand informiert worden, der Direktor natürlich ausgenommen.“ „Dann werde ich wohl ihn fragen müssen.“ Das hatte die gewünschte Wirkung, nämlich dass für die nächsten Minuten wieder Schweigen herrschte. Selbst unter dem Lehrpersonal war Schneider mehr gefürchtet als beliebt. Sein Lächeln vertiefte sich für einen Moment, bis eine fragende geistige Berührung ihn im Saal nach einem bestimmten Tisch, einer bestimmten Person suchen ließ. Schuldig. Ihr Blick traf sich. >Die Abwesenheit von Herrn Neubert sorgt hier für einiges Gerede.< >Die Lehrer wissen bereits, dass er nicht zurückkommt, kennen den Grund aber nicht.< Ein kaltes Grinsen breitete sich auf Schuldigs Gesicht aus. >Würde sich auch gar nicht gut machen, wenn die Wahrheit bekannt werden würde.< Auch wenn Schuldig als Telepath so gut war, dass niemand – außer einer Person – diese Unterhaltung belauschen können dürfte, blieben sie vorsichtig. Er neigte den Kopf, eine Geste der Zustimmung, wandte sich dann einem anderen Thema zu. >Was ist mit Jei?< Der Jüngere zögerte merklich. >Ich kann ihn nicht erreichen, vielleicht ist er in einem isolierten Raum untergebracht. Aber ich habe bei ihm generell mehr Schwierigkeiten. Sein Verstand ist… seltsam.< Das Eingeständnis fiel Schuldig sichtlich schwer – und er begrüßte die Ehrlichkeit des Orangehaarigen in diesem Punkt. Schwächen an sich waren nicht so schlimm, erst dadurch, dass sie ignoriert wurden, wuchsen sie zu echten Problemen heran. >Du wirst noch genug Zeit haben, dich anzupassen.< Ein Hauch von Belustigung durchzog seine Bemerkung. Diesmal saß Schuldigs Grinsen etwas schief. >Genau das ist auch meine Befürchtung.< Und damit wurde die Verbindung gekappt, jeder konzentrierte sich wieder auf sein Essen. Das Gespräch war nicht unbemerkt geblieben, dazu hatten sie zu offensichtlich agiert, aber niemand sprach ihn darauf an oder ließ auch nur einen Funken Neugier erkennen. Dafür wurde jedoch der ursprüngliche Faden wieder aufgenommen. „Möglicherweise ist Herr Neubert letztendlich wirklich ausgebrannt. Er hatte Angst davor, seit es bei seinem Freund passiert ist. Dem einzigen, den er hier wohl hatte.“ Ach ja, schon begannen die Gehässigkeiten. Er suchte den Blick des Empathen. „Freund?“, hakte er nach. „Ein anderer Precog. Das war vor Ihrer Zeit. Befürchten Sie eigentlich nicht, dass Sie das gleiche Schicksal ereilen wird?“ Man hätte die Frage vielleicht als kollegiale Besorgnis interpretieren können. Aber nicht hier. Es war einer dieser winzigen Nadelstiche, die den Umgang der meisten hier kennzeichnete. „Nein.“ Auch wenn der Andere ein Empath war, seine Gefühle waren vor dem älteren Mann sicher – selbst wenn er tatsächlich Besorgnis empfunden hätte. In braunen Augen stand leiser Spott, weil sie beide wussten, dass dieser Angriff ins Leere gelaufen war. ~TBC~ *grins* Crawford ist zurück auf Rosenkreuz. Das heißt, in den nächsten Teilen kann ich ihn wieder mit Schneider zusammenbringen ^^ Das Zitat ist aus dem schon ein paar Mal erwähnten Buch, das Crawford Schuldig geschenkt hat ^.~ Wenn ihr den Titel wissen wollt, müsst ihr einfach nur nach der letzten Zeile googeln. Aus demselben Buch ist übrigens auch Farfs Name. cya, cu ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)