Close Distance von cu123 ================================================================================ Kapitel 110: "Rückblicke XXXVII - Wie lange willst du dein Talent noch auf diese Weise verschwenden?" ----------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 110) Titel: Close Distance Teil: 110/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Hm, ein alter Bekannter taucht heute auf ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Teil 110 "Rückblicke XXXVII - Wie lange willst du dein Talent noch auf diese Weise verschwenden?" "Bitte legen Sie Ihr Handgepäck auf das Förderband. Metallische Gegenstände wie Handys, Schlüssel und Armbanduhren kommen in dieses Körbchen. Sollten Sie einen Laptop mit sich führen, öffnen Sie diesen bitte und legen ihn dann hier hinein." Die Frau schenkte ihnen ein freundliches, aber etwas strenges Lächeln, das wohl bedeuten sollte, dass mit ihr nicht zu spaßen sei. Grüne Augen musterten sie herablassend. Diese nett-aber-streng Masche beeindruckte ihn nicht im Geringsten. Crawfords sehr schmales Lächeln verkündete die gleiche Botschaft, nur auf dessen gewohnt subtile Weise. Er sah es gerne, genauso wie die Unsicherheit, von der die Angestellte plötzlich überfallen wurde, ohne sich das erklären zu können. Crawford öffnete die Aktentasche und holte das Notebook heraus, legte es wie angewiesen in die Schale. Es folgten ein Handy aus der Innentasche des Jacketts sowie die Uhr, die der Schwarzhaarige schon getragen hatte, als er ihn kennen gelernt hatte. Nicht für eine Sekunde ließ er bei diesen Tätigkeiten Crawfords Hände aus den Augen und erst anschließend öffnete er sein eigenes Armband, um die Uhr neben die von Crawford zu legen. Mehr hatte er nicht. Mit bewusster Langsamkeit wandte er den Kopf der brünetten Frau zu, ihren verwunderten Gedanken klar auffangend. "Nein, keine Schlüssel, wie sie sehen." Für ein paar Sekunden war sie sprachlos, zwang sich dann ein weiteres, noch strengeres Lächeln ab. Und den nächsten Gedanken bezahlte sie mit Kopfschmerzen für den Rest des Tages. Er ließ sich doch nicht als verzogenes Balg bezeichnen! Sein Grinsen war kalt, als er nach Crawford durch den Metalldetektor ging. "Was war jetzt wieder los?" Crawford nahm seine Sachen in Empfang. Wie schon bei ihrem Gepäck vorhin war alles in bester Ordnung. "Diese unwissende Kuh wirft einen Blick auf meine Klamotten und denkt gleich, ich wäre so ein reicher Junge, der nichts Besseres zu tun hat, als durch die Welt zu reisen und hart arbeitenden Menschen das Leben schwer zu machen." Vielleicht hätte er das zu einem anderen Zeitpunkt lustig gefunden. Aber nicht jetzt, da die Erinnerung an Rosenkreuz so frisch war. Braune Augen ruhten auf ihm, fast schwer, fühlbar. "Ich verstehe." Keine Belustigung, wie er halbwegs erwartet hatte. Und der bittere Geschmack in seinem Mund verschwand. Er griff nach dem Körbchen, während der Ältere noch dabei war, das Notebook zu verstauen. Neugierig nahm er Crawfords Uhr in die Hand, drehte sie um und fand dort B.C. eingraviert. Crawford schien also doch einen Vornamen zu besitzen. Kurz huschte ein Lächeln über seine Lippen, ungesehen. Dann reichte er sie weiter und Wärme berührte seine Finger, wenn schon nichts anderes. Das Handy wechselte ebenfalls seinen Besitzer und schließlich war da nur noch seine Swatch. Ganz in Schwarz und Silbergrau gehalten. Weiches Lederarmband, kühles Metall. Heute Morgen hatte er Crawford gefragt, was das eigentlich für ein Modell sei, da er zugegebenermaßen beim Kauf nicht wirklich darauf geachtet hatte. Der Amerikaner war mit einem interessanten Sinn für Humor ausgestattet, denn die Uhr trug den Namen "Back in Black". Es war die perfekte Ergänzung für seinen Aufzug gewesen, als hätte Crawford es von Anfang an so geplant gehabt. Was nicht einmal unmöglich wäre. Fingerspitzen strichen über das fast unsichtbare Muster des Armbandes und er zögerte lange genug, dass Crawford ihm die Uhr schließlich abnahm und umlegte. Wieder ohne eine tatsächliche Berührung. "Du kannst im Flugzeug üben, das alleine zu machen. Mir scheint, du bist etwas aus der Übung." Sanfter Spott lag in den Worten des Älteren. "Immer mach dich über mich lustig." Aber er lächelte dabei. Ihm gefiel dieser Crawford besser als die unbeteiligte Persönlichkeit, die der Andere in der Regel zeigte. In London hingen die Wolken tief, schienen die Stadt einhüllen zu wollen. Die Luft fühlte sich feucht auf der Haut und zäh in den Lungen an, die Sonne schien durch eine altersschwache Lampe ersetzt worden zu sein, verbreitete diesiges Licht. Die ungewohnte Sprache klang merkwürdig in seinen Ohren, trotz des Unterrichts auf Rosenkreuz. Doch in seinem Verstand machte es nicht wirklich einen Unterschied. Laut. Viel zu laut. Sein Körper begann zu protestieren, als er versuchte, seine Schilde weiter zu verstärken. Doch er ignorierte die Kopfschmerzen genauso wie das taube Gefühl in den Fingerspitzen. Er wusste, dass alles nur eine Frage der Gewöhnung war. In dieser Hinsicht war Rosenkreuz fast eine Zuflucht, egal wie viele andere Gefahren drohten. Gegen telepathische Angriffe konnte er sich verteidigen, aber diesem unaufhörlichen Druck von Millionen von Menschen standzuhalten, das war ihm noch fremd. Wieder musterte Crawford ihn, als wollte der Ältere sichergehen, dass er durchhielt. Er begegnete den braunen Augen mit seinem Grinsen, erlaubte den Schmerzen nicht, sich auf seinem Gesicht zu zeigen. "Und was wollen wir nun hier? "Du erinnerst dich an meinen Auftrag?" Ja natürlich. So wenig wie Crawford ihm stets mitteilte, würde es ihm wirklich schwer fallen, etwas davon zu vergessen. Er nickte, aufmerksam. "Ich habe herausgefunden, wer es war. Er ist hier. Macht mit seiner Familie Urlaub." Crawford hielt seinen Blick fest, bis Verstehen seine Miene blank werden ließ. So war das also. Nach einem weiteren Atemzug krochen seine Mundwinkel um ein paar Millimeter nach oben. "Er soll aus dem Weg geräumt werden?" "Ja." Crawford legte eine kurze Pause ein, in der ein Taxi herbei gewunken wurde. "Er, seine Frau und seine Kinder." Die Ankunft des Wagens hinderte ihn an einer Reaktion. Aber selbst wenn ihm eine Antwort möglich gewesen wäre, was hätte er dazu sagen sollen? Innerlich zuckte er mit den Schultern. Der Versuch, sich mit SZ anlegen zu wollen, war nur als eigene Blödheit zu bezeichnen. Und genau diese Botschaft würde der Tod dieser Familie an die entsprechenden Kreise senden. Wie auffällig sollte es jedoch werden? Und wem würden sie es in die Schuhe schieben? In seine eigenen Gedanken verstrickt, bekam er von der relativ kurzen Fahrt kaum etwas mit. Und auch die Ankunft im Hotel konnte ihn nicht wirklich herausreißen. Es war ja doch nichts anderes als gestern. Endlich allein in ihrem Zimmer, stellte er die nächste Frage. Aber nicht laut. So arbeitete man nicht. Er besann sich auf sein Training, ging so vor, wie er es gelernt hatte. Schließlich wollte er seine Arbeit ordentlich erledigen. >Ich soll es tun, nehme ich an - ihn töten?< Crawford nickte nur, begann seine Sachen auszupacken. Er runzelte die Stirn. Das war doch kaum notwendig, wie lange sollte die Sache schon in Anspruch nehmen... >Auf welche Art und Weise?< Laut sagte er etwas vollkommen anderes. "Musst du den ganzen Kram jetzt auspacken?" "Es ist praktischer so. Schließlich werden wir eine Woche hier bleiben." In aller Stille wurde mehr hinzugefügt. >Sehr öffentlich. Kopfschuss.< "So lange?" Wunderbar. _Die_ Botschaft würde sicher ankommen. Wer wurde denn in der zivilisierten Welt noch auf diese Weise erledigt? "Vergiss nicht, dass du dein Englisch üben sollst. Dafür sind wir schließlich hier." Er verschluckte sich beinahe an dem schnell unterdrückten Auflachen, das er in einen Hustenanfall umwandelte. "Ja, ja...", meinte er schließlich, mit deutlich genervtem Tonfall. >Tolle Coverstory, Crawford.< Der unterbrach seine Tätigkeit für einen Moment und sah ihn mit einem leichten Lächeln an. "Du solltest dich über die Gelegenheit freuen." Allmählich wurde es anstrengend, zwei Unterhaltungen auf einmal zu führen. "Mach ich ja schon. Also wie wäre es als erste Übung mit einem Restaurantbesuch?" Das Lächeln des Amerikaners wurde ausgeprägter. "Eine ausgezeichnete Idee." Unglaublicherweise saßen sie kurz darauf tatsächlich in einem Restaurant und Crawford überließ ihm die gesamte Gesprächsführung mit dem Personal, egal ob es darum ging, einen Tisch zu bekommen oder darum, ihr Essen zu bestellen. Ganz so, als wäre es dem Amerikaner ernst mit dem Bildungsurlaub. Und die ganze Zeit war da dieses stille Amüsement in den braunen Augen. "Dir macht die ganze Sache eindeutig zu viel Spaß, nicht wahr?", stellte er fest, sobald sie wieder auf der Straße standen. Crawford antwortete nicht darauf, sondern zeigte nur ein schmales Lächeln. "Wir haben eine Verabredung, Schuldig." Seine gute Laune verschwand schlagartig und kalte Professionalität nahm ihren Platz ein. "Heute also schon." "Ja." Sie legten den Weg zurück, als hätten sie es nicht besonders eilig. Nur Touristen auf der Suche nach der nächsten Sehenswürdigkeit. In einer Einkaufsstraße veränderte sich Crawfords Verhalten kaum merklich und ihm wurde klar, dass der Schwarzhaarige nach jemandem Ausschau hielt. Menschen wogten um sie herum hin und her, eine beständige Flut. Wie sollte man da jemand bestimmten finden? Doch kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gebracht, stand wie aus dem Boden gewachsen plötzlich ein junger Mann vor Crawford. Feingeschnittene Gesichtszüge, fast weich, umrahmt von hellbraunen Haaren. Stephan. "Lange nicht gesehen, Crawford, Schuldig." Der Franzose lächelte sie an. Die hellblauen Augen hatten an Kälte gewonnen, wärmten sich in diesem Moment aber auf. Der Ältere schien aufrichtig erfreut, sie zu sehen. "Hallo Stephan. Ich würde jetzt ja sagen, dass ich überrascht bin, dich statt unserer Kontaktperson zu sehen. Aber mein Talent hat dir die Überraschung verdorben." Stephan grinste. "Ich hatte hier zu tun und zufällig gehört, dass unser Schuldig hier seinen ersten Einsatz vor sich hat." Der Tracer legte ihm eine behandschuhte Hand auf die Schulter und er gab sich Mühe, nicht zusammenzuzucken. Wie könnte er auch vergessen, welcher Arbeit Stephan nachging. "Schuldig, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du dich um das hier kümmern würdest." Damit drückte ihm der Andere ein Behältnis in die Hand, das verdächtig nach einem Gewehrkoffer aussah. Automatisch wob er einen telepathischen Befehl und sandte ihn aus, woraufhin niemand mehr auch nur einen zufälligen Blick darauf werfen würde. Dann erst wurde ihm das Gewicht des Koffers wirklich bewusst und er stellte ihn ab. Wirklich ein guter Ort für die Übergabe. Versteckt in aller Öffentlichkeit. Zwischen all diesen Tüten, Taschen und sonstigen Verpackungen achtete jeder nur darauf, selbst heil vorwärts zu kommen. Stephan konzentrierte sich kurz, zog dann eine Augenbraue hoch. "Eindrucksvoll." Offensichtlich hatte der Franzose die eigenen Schilde gesenkt gehabt, um seine Arbeit zu überprüfen. "Ich bin sicher, du wirst deinen Job ausgezeichnet erledigen." Ein letztes Lächeln, ehe sich der Andere wieder Crawford zuwandte. "Von dir habe ich auch einiges gehört, Musterknabe." "Ich gebe wie immer mein Bestes." Dunkler Humor. "Was anderes hätte ich von dir auch nicht erwartet." Hellblaue Augen funkelten auf. "Wie lange noch?" "Was?" "Wie lange willst du dein Talent noch auf diese Weise verschwenden? Wir wären bestimmt ein gutes Team." Man konnte nicht ganz sicher sein, wie ernst Stephan diesen Vorschlag meinte. Crawford setzte ein seltsames Lächeln auf. "Danke, aber ich habe schon etwas anderes vor." Stephan erwiderte es. "Du musst es ja wissen, im wahrsten Sinne des Wortes." Die beiden verabschiedeten sich, ohne dafür weitere Worte austauschen zu müssen und dann war der Franzose so plötzlich verschwunden, wie er zuvor aufgetaucht war. Beinahe hätte er glauben können, sich alles nur eingebildet zu haben, aber dem widersprach die harte Realität des metallenen Koffers, der immer noch an seinem Bein lehnte. Ganz langsam suchten grüne Augen nach Crawfords. "Das war mal was anderes..." Seine Stimme geriet irgendwie schwach und er räusperte sich, von unerwarteter Verlegenheit gepackt. Crawfords Miene war zu gewohnter Neutralität zurückgekehrt. "Wir müssen weiter, wenn wir im Zeitplan bleiben wollen." "Gut." Er nahm den Koffer auf, neugierig, was für eine Waffe darin verborgen war. Dann zog ein Grinsen an seinen Mundwinkeln. "Ich hoffe, wir haben es nicht allzu weit, das Ding ist nämlich schwer." "Ich weiß." Der Ansatz von Belustigung. "Keine Sorge, du wirst dich nicht lange damit belasten müssen." Und damit setzte sich der Amerikaner in Bewegung. Na dann... Auch wenn es ihn mehr Energie kostete als ihm gefiel, überzeugte er die Leute vor ihnen, brav aus dem Weg zu gehen. Er hatte ganz sicher keine Lust, einen Slalomlauf hinzulegen, nahm dafür die zusätzliche Belastung in Kauf. Es war bereits einfacher geworden, dem allgemeinen mentalen Druck standzuhalten. Wenigstens etwas Positives. Crawford hielt sich an seine Worte. Vielleicht zehn Minuten später betraten sie ein düsteres Treppenhaus. Der Ältere trug jetzt dünne Lederhandschuhe, denen von Stephan nicht unähnlich, hatte ihm die Tür aufgehalten. Das Gleiche geschah ein weiteres Mal, als sie oben den Zugang zum Dach benutzten. Sie würden keine Fingerabdrücke zurücklassen. Erleichterte stellte er den Koffer ab, konnte endlich seiner Neugier nachgeben und ihn öffnen. Dann holte er tief Luft. "Oha." Er sah auf, begegnete Crawfords prüfenden Blick. "Das ist ein PSG-1, nicht wahr?" Zusammen mit Zielfernrohr und allem sonst noch benötigten Zubehör lag es unschuldig in den ausgestanzten Vertiefungen. Im aufgeklappten Deckel befand sich noch eine schmale Matte. "Ganz richtig." Eindeutig zufrieden nickte der Schwarzhaarige, beantwortete so gleichzeitig eine Frage, die nicht ausgesprochen worden war. Mit aufblitzender Erregung griff er nach dem acht Kilogramm schweren Scharfschützengewehr. Es gab wahrscheinlich kein halbautomatisches Gewehr auf dem Markt, das präziser war. Und diese Qualität hatte auch ihren Preis. Ein Grinsen flog über seine Lippen. Für militärische Zwecke aufgrund der eingeschränkten Reichweite nicht so sehr geeignet, aber hierfür perfekt. "Welche Entfernung?", wollte er wissen, ohne die Augen von der Waffe zu nehmen. "Du wirst die vollen 600 Meter ausnutzen müssen. Traust du dir das zu?" "Hiermit? Ja." Er benötigte keine entsprechende Aufforderung, sondern machte sich daran, das Dreibein zusammenzusetzen. Crawford beobachtete ihn ruhig, wies dann stumm auf ihr Ziel. Der Eingang eines Hotels. Das würde wirklich öffentlich werden. Jedes Gefühl verschwand aus ihm, als er begann mit präzisen Bewegungen Schulterstütze und Wangenauflage an seine persönlichen Bedürfnisse anzupassen. Zum Schluss blieb nur noch die Einstellung des Handgriffs zu erledigen, dann war er fertig. Rosenkreuz bildete sie nicht unbedingt zu Scharfschützen aus, aber das hier war auch nicht wirklich die Aufgabe für einen. Echte Scharfschützen begannen ihre Arbeit erst bei 600-700 Metern. Trotzdem, das PSG-1 war ein wundervolles Spielzeug. Und er war nicht dazu erzogen worden, an seinen Fähigkeiten zu zweifeln. Mit dem 5-Schuss-Magazin in der Hand drehte er sich zu Crawford um. "Ich bin bereit." ~TBC~ Ich habe mir den neuen "Prince of Tennis" Manga gekauft und verstehe jetzt, warum viele so begeistert von der Serie sind *grins* Werde mir die Mangas auf jeden Fall weiterhin kaufen *nod* Tja, wie ihr seht, bin ich endlich bei Schuldigs Auftrag angelangt. Nichts Kompliziertes... ^^° cya, cu ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)