Close Distance von cu123 ================================================================================ Kapitel 32: "Rückblicke IV - Böse Überraschung" ----------------------------------------------- Close Distance (Teil 32) Titel: Close Distance Teil: 32/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Dieses Mal gibt es wieder ein Kapitel über Brads Vergangenheit. Schließt unmittelbar an das letzte an, nachdem der Inspektor ihm gesagt hat, dass seine Eltern tot sind ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Natürlich habe ich meine letzten freien Tage genossen, schließlich ist bis Weihnachten erst mal Schluss damit ^^° Und ich glaube kaum, dass dir jemand deinen Platz hier oben streitig machen wird ^.~ Mir ist schon ganz klar, wie du das meinst, dass man meiner Art zu schreiben meine Sympathien anmerken kann *lach* Schließlich bemerke ich den Unterschied selbst während ich die entsprechenden Szenen schreibe *nod* Wie die Geschichte mit Ran und Crawford ausgeht, wird sich ja noch zeigen *gg* @Arigata: *knuffz* Okay, ich werde ja sehen, ob du ihn nachholst. Allerdings hege ich keine großen Zweifel daran, weil du es bisher immer getan hast. ^^ Es ist nur eher selten, dass du schon vorher Bescheid gibst, dass du es nicht schaffst einen Commi zu schreiben *das sehr nett von dir finde* ^.~ @kohaku_san: *lol* Klingt irgendwie ganz so, als hätte ich dich mit einigem was ich im letzten Teil geschrieben habe, ein wenig überrascht ^^ Deinem Kiefergelenk geht es doch gut, oder? *snicker* Ich hoffe du bist jetzt wieder ein bissl mehr in meiner Story drin, denn im heutigen Teil geht es wieder in Brads Vergangenheit *grins* und dort gibt es auch die Auflösung zu einigen seiner Gedanken vom letzten Mal... Brad und Ran zusammen? *gg* On verra, wie der Franzose so schön sagt ^^ @Furia: Das mit den Kaffee steht in mehr als nur in der einen FF von Mami-san und ich weiß nur, dass ich es nicht speziell daraus übernommen hab ^^ Ich glaube es lohnt sich nicht, sich darüber den Kopf zu zerbrechen *gg* Die Sache mit der Einäscherung schlug mir auch auf den Magen, daher hatte ich nicht vor mehr darüber zu schreiben *schauder* Natürlich ist Ran für Brads Rache da - wir reden hier von _Crawford_ *lach* Der Scherz ist, dass SZ sich im Prinzip selbst in den Abgrund stürzt, aber ehe der ganze Hintergrund aufgerollt ist vergeht noch ein bissl Zeit ^^ @nai-chan: Hm... wir können diese Personenwechsel ja einfach als Herausforderung zum aufmerksamen Lesen ansehen ^.~ Dieses Mal ist es allerdings noch leichter als beim letzten Teil, weil es keinen Wechsel gibt *snicker* Habe ich bisher noch nie bei einem Vergangenheitskapitel gemacht und eine Weile wird es dabei noch bleiben ^^ Mit Ran und Crawford wird auch bald wieder was kommen und ich hoffe, die Kapitel gefallen dir dann ebenfalls *lieb sag* @LoneLobo_01: Ha, eine neue Leserin ^^ *Begrüßungsgummibärchen reich* Ich freue mich sehr, dass du es auf dich genommen hast die ganze Story von Anfang an zu lesen ^___^ Dass du sie danach nicht satt hattest, ist ein gutes Zeichen *lach* Schnell weiterschreiben? So schnell wie immer *grins* Einen Teil pro Woche gibt es, nicht mehr und nicht weniger ^.~ Übrigens hat die Internetseite, die Xell da erwähnte, prima gefunzt als ich drauf war. Vielleicht hatteste nen falschen Zeitpunkt erwischt... @Xell: Crawford führt immer was im Schilde ^^ Und ich habe von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen. Wäre auch was, wenn Braddy mal was aus uneigennützigen Motiven machen würde *kicha* Hm... Rans Panzer wird früher oder später bestimmt Risse bekomme, jedenfalls hoffe ich das. Sofern mir die Story nicht aus dem Ruder läuft... Die Site - insbesondere die Fragestunde - hab ich mir mal angeschaut. Mir tun ja ehrlich gesagt die Leutz leid, die sich die Antworten aus den Fingern saugen müssen *lach* @Kizuna01: Thanx für die ENS *knuffel* Es geschieht nicht so häufig, dass jemand darauf ausweicht wenn Mexx mal wieder sein Macken hat ^^ Aber trotz allem hast du es mal wieder geschafft die Gummibärchen abzufassen *rüberreich* ^____~ Übrigens bin ich nicht weniger gespannt als du, wie weit die Änderungen bei Brad gehen werden. Genau werde ich es nämlich erst wissen, wenn alles auf dem Papier steht ^^ Teil 32 "Rückblicke IV - Böse Überraschung" Kensington antwortete nicht gleich, vielleicht wollte er ihm etwas ersparen. Möglicherweise lag es aber auch an Stans Anwesenheit. Dieser war bleich geworden, seine Augen geweitet. "Hey, alles in Ordnung?" Mit einem geisterhaften Lächeln wurde er angesehen. "Sorry, ich glaube mir geht's nicht so gut..." Er war überrascht von der Reaktion seines Freundes, schließlich waren es nicht dessen Eltern, aber vielleicht war es normal. Er musste aufpassen, selbst nicht aus der Rolle zu fallen. "Da drüben ist das Bad", meinte er, Sorge in seiner Stimme. Stan nickte dankbar, stand dann hastig auf und verschwand hinter der gewiesenen Tür. "Kannte ihr Freund sie?" Der Inspektor war Stan mit den Augen gefolgt bis die Tür sich schloss, wandte sich jetzt ihm zu. Die grauen Augen verrieten überhaupt nichts. Damit konnte er leben, er wusste, dass dieser Mann ihm nicht gefährlich werden konnte, auch wenn er nicht an dessen Intellekt zweifelte. Er war schließlich vollkommen unschuldig, der arme Sohn, der auf einen Schlag Vater und Mutter verloren hatte. Und so behielt er seine gefasste Miene bei, ließ Erschütterung durch das fahrige Spiel seiner Hände erkennen, die unsicher durch schwarze Strähnen fuhren. "Ja, er kennt -" Er unterbrach sich selbst. "Er kannte sie. Unsere Eltern waren schon seit Jahren befreundet", beantwortete er die Frage des Anderen. Er fügte noch in knappen Sätzen - als würde ihm zu mehr die Kraft fehlen - hinzu, wer genau Stan war und wurde mit Wiedererkennen belohnt. Sein zufriedenes Lächeln war nur innerlich, er zeigte es nicht. Das würde Stan alle unnötigen Fragen ersparen. Nun war es an ihm selbst solche zu stellen. "Was ist denn nun überhaupt passiert?" Kensington räusperte sich. "Es war nach unseren bisherigen Erkenntnissen ein missglückter Einbruch. Ihre Eltern müssen den Einbrecher überrascht haben." Als er sich diesmal durchs Haar strich, war es keine gewollte Geste. Seit er damals bei dem Boxkampf gemerkt hatte, dass er Vorahnungen hatte und ihnen vertrauen durfte, hatte er die Fähigkeit beobachtet, wachsam. Selten hatte er sich getäuscht, aber bisher war dieses Wissen um die Zukunft nur wie flüchtige Einblicke gewesen, die daraus gewonnen Erkenntnisse eher unwichtig. Boxkämpfe hatte er so gewonnen, gewusst, was er für die nächste Klausur lernen sollte. Das hier war etwas vollkommen anderes. Er hatte die Ahnungen verdrängt, als wären es bloß schlechte Träume - und tief in seinem Innern hatte er gleichzeitig gewünscht, dass es wahr werden würde - gewusst, dass es wahr werden konnte. Warum war er dann in diesem Moment trotzdem überrascht? Echter Verlust überwältigte ihn ein paar Herzschläge lang, in denen sich seine Finger so sehr ineinander krampften, dass der Schmerz ihn wieder in die Wirklichkeit zurückholte. Was war das bloß? Dieses Gefühl hatte überhaupt nichts mit seinen Eltern zu tun. Es war eine völlig neue Erfahrung für ihn so im Dunkeln zu tappen. "Sie müssten später helfen herauszufinden, was alles fehlt." Sein Kopf bewegte sich von alleine, Zustimmung bekundend. "Ja..." Er fasste sich wieder, in dem Moment als er merkte, dass seine Stimme viel zu flach klang. "Wie genau sind sie gestorben?" Kontrolle. Er biss die Zähne zusammen. "Wir können es noch nicht mit Sicherheit sagen, aber es scheint ein Messer gewesen zu sein. Wir müssen die Ergebnisse abwarten." Das Wort Autopsie fiel nicht. "Wissen Sie, ob außer Ihren Eltern noch jemand im Haus gewesen sein müsste?" Er schloss die Augen, dachte ernsthaft darüber nach. "Sie wollten heute verreisen. Die Sachen waren bereits gestern weggebracht worden. Demnach werden sie dem Personal freigegeben haben. Der Chauffeur und eines der Hausmädchen könnten noch da gewesen sein." Der Inspektor machte sich ein paar Notizen. "Das stimmt soweit überein", hörte er ihn murmeln, dann kehrte der Mann zu normaler Lautstärke zurück. "Wir haben sie bereits befragt, aber laut ihren Aussagen, hat niemand etwas von dem Eindringling bemerkt." Was auch kein Wunder war, bei dem weitläufigen Gelände. Er fügte den Kommentar nur in seinen Gedanken hinzu. Der Wachdienst versah seinen Job nur die Nacht über, niemand hatte erwartet, dass sich ein Einbrecher am Tage hier hinein wagen würde. Er wurde von Kensington von diesen Überlegungen abgelenkt. "Was mich wundert ist, dass _Sie_ kein Personal benötigen." Seine linke Augenbraue wollte nach oben wandern und er unterdrückte diese Reaktion. Was bezweckte er mit dieser Aussage? "Ich hatte vor die Ferien mit Stan zu verbringen", erklärte er ohne seine Irritation deutlich werden zu lassen. "Dann würde ich vorschlagen, dass Sie diese Pläne beibehalten. Damit die Spurensicherung in Ruhe ihre Arbeit beenden kann." Er sah keinen Grund dem zu widersprechen. Gerade als er zustimmen wollte, erhaschte er aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Die Badezimmertür war geöffnet worden. Stans blonde Haare waren feucht, etwas dunkler als sonst und in das Gesicht war Farbe zurückgekehrt. Sein Freund schien den ersten Schreck überwunden zu haben. Der Inspektor hatte sie bald darauf gehen lassen. Nachdem er bestätigt hatte, dass soweit er es überblicken konnte nichts fehlte. Und darauf hingewiesen, dass eine Befragung der Bediensteten in der Hinsicht eventuell auch helfen konnte. Unter Aufsicht hatte er noch ein paar Sachen zusammengepackt und dann seinen Wagen aus der Garage geholt. Inzwischen war auch der Anwalt der Familie eingetroffen, dem er es überließ sich vorläufig um alles weitere zu kümmern. Gerade verabschiedete er sich von dem älteren Mann, der in Gedanken schon ganz woanders war. Vor dem Anwalt lag jetzt viel Arbeit, um die er ihn nicht beneidete. Aber ganz sicher würde er nicht vergessen, alles im Auge zu behalten. "Komm, wir gehen. Es macht dir doch nichts aus, wenn ich trotzdem mit zu dir komme?" Unter dem sanften Druck seiner Hand setzte Stan sich in Bewegung. "Nein, natürlich nicht!", wehrte dieser ab. "Aber glaubst du das ist... richtig so?" Ein beruhigendes Lächeln ließ den Gleichaltrigen etwas Anspannung verlieren. "Der Inspektor hat es sogar vorgeschlagen. Die sind doch froh mich loszusein." "Ich verstehe." Ein etwas gezwungenes Lachen. Dann blieb Stan abrupt stehen, legte ihm die Hände auf die Schultern und sah ihn ernst an. "Ist alles in Ordnung?" Er spürte die Besorgnis und einem Teil von ihm tat es Leid, dass er der Grund dafür war, war gleichzeitig aber auch dankbar. Ein anderer - größerer - Teil behielt jedoch die Kontrolle und spielte weiter die Rolle, die von ihm erwartet wurde. Er sah zur Seite als müsste er sich sammeln und als er wieder den blauen Augen begegnete, zeigte seine Miene Unsicherheit und den festen Entschluss keine Schwäche zu offenbaren. "Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen." Die Worte waren nicht so fest wie gewohnt und sein schwaches Lächeln auf andere Weise falsch, als Stan gerade annahm. Der glaubte zu verstehen was in ihm vorging und drückte aufmunternd seine Schultern. Ohne weitere Worte zu wechseln fuhren sie dann los. Die Tage verstrichen und er trauerte für die Öffentlichkeit, stets Fassung bewahrend. Die Beileidsbekundungen ließ er über sich ergehen, diese Leute waren ihm gleichgültig, Freunde seiner Eltern, Geschäftspartner die sichtlich überlegten, wen sie jetzt über den Tisch ziehen konnten. Gemeinsam mit dem Anwalt plante er die Beerdigung. Mr. Brown arbeitete schon seit Jahren für sie und er vertraute dessen Entscheidungen. Alles lief seinen unaufhaltsamen Gang, an dessen Ende er endlich die Freiheit haben würde alles zu tun was er wollte. Am schlimmsten waren Kathys Besuche, aber noch wollte er nicht mit ihr brechen. Stan war anders. Nach diesem einen Mal hatte er ihn nicht mehr auf den Tod seiner Eltern angesprochen, sondern wann immer es möglich war so getan, als würden sie wirklich nur ganz normale Ferien verleben. Er lächelte, als Stan mit großem Schwung in den Swimming Pool eintauchte und kurz darauf prustend wieder an die Oberfläche kam. Der Blondhaarige winkte ihm zu. "Komm doch rein! Wie kann man bei diesem schönen Wetter nur lesen?" Immer noch lächelnd schüttelte er den Kopf. "Das Buch ist nun mal interessant." Zudem konnte er unbehelligt seinen Gedanken nachhängen. Stan gab auf und begann mit kräftigen Zügen das große Becken zu durchmessen. Er selbst bereitete sich innerlich auf das noch vor ihm liegende Gespräch mit Kensington vor. Es sollte das letzte sein, es sei denn, die Ermittlungen würden weitere Anhaltspunkte aufzeigen. Ihre bisherigen Treffen hatte ihm deutlich gezeigt, dass dieser Mann wirklich so intelligent war, wie er anfangs vermutet hatte. Und er war misstrauisch. Die grauen Augen wurden durchdringend, wenn der Inspektor ihn ansah und er war sich sicher, dass Kensington ihn irgendwie verdächtigte die Finger im Spiel zu haben. Wahrscheinlich hatte er gemerkt, dass etwas in seinem Verhalten, seinen Reaktionen, nicht stimmte. Doch das Einzige, dessen er sich schuldig gemacht hatte war, dass er nicht versucht hatte das Ganze zu verhindern. Und dafür konnte ihn niemand verurteilen. Sein Lächeln nahm eine ganz andere Qualität an. Schließlich konnte niemand von ihm verlangen, hellseherische Fähigkeiten zu besitzen. Kensingtons Büro war das genaue Gegenteil vom Arbeitszimmer seines Vaters. Modern eingerichtet, mit einem elektrisierenden Unterton der Aktivität. Gesetzeswerke und andere Bücher mit deutlichen Gebrauchsspuren, der offensichtliche Eindruck von Kompetenz, allein schon durch die Anordnung der Akten auf dem Schreibtisch, aber vor allem ausgedrückt durch den Mann, der dahinter saß. "Die Ergebnisse des Gerichtsmediziners liegen jetzt vor." Graue Augen musterten ihn sezierend. Der Inspektor hatte es für unnötig gehalten sie mit langem Vorgeplänkel aufzuhalten und kam gleich zur Sache. Was ihm ganz recht war. "Es hat sich bestätigt, dass Ihre Eltern durch Messerstiche getötet wurden. Da diese nicht gezielt tödlich waren, gehen wir davon aus, dass der Einbrecher keinen Mord geplant hatte." "Es war nur ein Täter?" Kensington schlug eine Akte auf, tat so, als wollte er sich noch einmal versichern. "Eine Tatwaffe. Die Zahl der Eindringlinge kann nicht mit absoluter Sicherheit bestimmt werden. Die Spurensicherung hat weder Fingerabdrücke noch andere brauchbare Spuren gefunden. Ein Profi, wenn da nicht der dilettantische Angriff mit dem Messer gewesen wäre." Um es zusammenzufassen: Die Polizei hatte überhaupt nichts, außer den Leichen. Kein Motiv, keinen mutmaßlichen Täter, nicht einmal einen Ansatz, nach wem sie suchen sollten. Gut, er hatte kein Problem damit. Schließlich hatte ihm der Kerl - wenn es denn einer war - einen Gefallen getan. Ob er nun dafür auf dem elektrischen Stuhl landete, war ihm gleichgültig. Er runzelte die Stirn um Unzufriedenheit anzudeuten, ging aber nicht weiter auf das Gehörte ein. "Sind sie freigegeben - für die Beerdigung?" Sein Gegenüber klappte die Akte zu, nickte. Dann stand in den grauen Augen mit einem Mal etwas Abwartendes und wider Willen spürte er Unbehagen in sich aufsteigen, umso schlimmer durch die damit einhergehende Unsicherheit. Es passte ihm nicht, passte nicht zu der Person, die er war, doch er konnte es nicht verhindern. Spannung lag plötzlich in der Luft und er fragte sich, ob jetzt etwas Wichtiges passieren würde. Und wenn ja - warum war er dann völlig ahnungslos? Überraschungen gehörten nicht mehr in sein Leben. "Wussten Sie eigentlich, dass Ihre Mutter schwanger war?" Nein, natürlich hatte er es nicht gewusst... Er wusste genauso wenig, wie er es geschafft hatte die Frage zu verneinen und dabei ruhig zu bleiben und anschließend ohne einen Unfall zu bauen nach Hause zu kommen. Er war tatsächlich zu Hause, erst jetzt wurde ihm das bewusst. Ohne jede Kraft ließ er sich auf seine Couch fallen. Die Hände bedeckten sein Gesicht, ohne dass es einen Unterschied machte. Schon vorher hatte sich alles um ihn herum verdunkelt. Er konnte es nicht glauben, aber es half nichts es zu leugnen. Sein Bruder, er war schuld am Tod seines Bruder. Ihm wurde kalt, obwohl das Zimmer perfekt temperiert war und ein Frösteln durchlief seinen Körper. Warum nur war ihm nicht klargeworden, was diese Bilder zu bedeuten hatten? Diese Momente, als er das Gesicht vor sich gesehen hatte, so vertraut, die Augen seines Vaters. Er zitterte immer noch, spürte, wie heiße Tränen seine Wangen und Handflächen benetzten. Er weinte und konnte nicht mehr aufhören. Wann hatte er sich zum letzten Mal so schwach gefühlt? Es musste der Tag gewesen sein, an dem ihn sein Vater zum allerletzten Mal geschlagen hatte. Es schienen Ewigkeiten zu vergehen, bis er keine Tränen mehr übrig hatte. Er fühlte sich vollkommen ausgetrocknet und hatte einen unglaublichen Durst. Mit unsicheren Schritten ging er ins Bad, schöpfte Wasser mit der hohlen Hand. Anschließend wusch er sich das Gesicht, trocknete sich mit mechanischen Bewegungen ab. Er war kalkweiß, nur seine Augen stachen heraus. Hastig wandte er sich von seinem Spiegelbild ab. Trauer hatte die Dunkelheit vertrieben, trotzdem oder vielleicht gerade deswegen fühlte er sich vollkommen leer. Sein Selbstvertrauen schien ausgelöscht und er fragte sich, wie er jemals so selbstsicher hatte sein können. Zurück in seinem Zimmer zog er die Vorhänge zu, so dass nur noch Zwielicht in den großen Raum sickern konnte. Dann saß er wieder auf der Couch, starrte blicklos ins Nichts. Warum nur? Warum hatte ihn seine Fähigkeit so sehr in Stich gelassen? Diese mögliche Zukunft, in die er viel zu flüchtige Einblicke erhalten hatte, war ausradiert. Diesen Bruder würde es niemals geben. Seine Eltern, sie verdienten nicht, dass er auch nur einen Gedanken an sie verschwendete. Sie hatten ihn wie einen Gegenstand behandelt, etwas, das eine Rolle ausfüllte. Und da sie kurz davor standen ihre Puppe zu verlieren, an ein Leben, das sie nicht mehr kontrollieren konnten, hatten sie für Nachschub gesorgt. Er wählte absichtlich diese Bezeichnung, Nachwuchs wäre viel zu menschlich, zu individuell. Er hätte seinen Bruder vor ihnen beschützen können. Seit er ihn zum ersten Mal ,gesehen' hatte, war er eine lebende Person für ihn gewesen, ohne dass mehr als sein Unterbewusstsein es gewusst hatte. Er hätte ihm geholfen, ihm gezeigt wie es ist, sein Leben selbst zu bestimmen. Niemals hätte er zugelassen, dass sein Vater ihn schlagen würde. Zu spät, es war zu spät... Fingernägel bohrten sich in nachgiebige Handballen, doch er spürte den Schmerz nicht. Die Kälte verschwand und Wut, so heiß, dass sie ihn zu verbrennen drohte, fraß die Leere auf, verzehrte die Unsicherheit. So gleichgültig es ihm vorher gewesen war, so sehr verlangte es ihn jetzt nach Rache. Wer auch immer es getan hatte, er musste ihn finden. Ein kleiner Funke in ihm flüsterte, dass das irrational war, dass sein Bruder niemals wirklich gelebt hatte, doch er erstickte ihn. Mit einer bewussten Anstrengung öffnete er seine Hände, sah das Blut, das aus den sichelförmigen Wunden ausgetreten war. Er leckte es ab, schmeckte metallische Süße. Niemand hatte das Recht so in sein Leben einzugreifen. Er hatte sich selbst wieder unter Kontrolle - und er würde auch alles andere wieder unter seine Kontrolle bringen. Nichts würde ihn davon abhalten, den Mörder seines Bruders zu töten. ~TBC~ Okay, damit ist wenigstens eine der im letzten Kapitel aufgetauchten Fragen geklärt ^^ Natürlich fehlt noch einiges um die Lücke zu schließen *grins* Aber früher oder später kommen auch die restlichen Infos ^^ cya, cu ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)