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Anna

von

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Anna und Charlie

So saß sie nun in meinem Wohnzimmer. Vorsichtig schaute sie sich um. Es war ihr alles noch nicht geheuer. Ich sah ihr an, wie sehr sie sich fürchtete. "Du brauchst wirklich keine Angst zu haben.", sagte ich zu ihr. Sie schaute mich nur mit ihren großen Augen an und ich sah, dass sie mir nicht glauben konnte. Plötzlich kam Charlie, mein kleiner Kater, aus dem Garten ins Wohnzimmer gelaufen. Er schaute das kleine Mädchen etwas verdutzt und zugleich neugierig an. Langsam näherte er sich und ich sah in diesem Moment ein kleines Lächeln in ihrem Gesicht. Er tastete sich immer weiter durch die Berge von Zeitschriften und Gerümpel, die ich auf dem Boden verstreut hatte. Er schmiegte sich an die Couch an und dann kam er ihr immer näher. Zaghaft streckte sie ihren kleinen Arm und fing an Charlie zu kraulen.

"Er mag dich wohl. Sonst ist er bei Fremden immer etwas misstrauisch." Sie schaute mich an, wurde rot und zog ihre Hand schnell zurück. "Du kannst ihn ruhig streicheln. Ich hab den armen kleinen in letzter Zeit sowieso etwas vernachlässigt." Ich nahm ihn auf meinen Arm und setzte mich neben sie auf die Couch. Charlie kletterte von meinen auf ihren Schoß und genoss sichtlich das Gekraule und Gestreichele seiner neuen Freundin.

"Wie heißt du eigentlich?", wollte ich von ihr wissen. "Ich... ähm... ich ... Anna. Anna heiße ich", antwortete sie mir zaghaft.

"Also Anna, genau habe ich das mit deinen Eltern aber immer noch nicht verstanden!" - "Da gibt es nicht viel mehr zu verstehen. Ich will nie wieder nach Hause. Mein Vater ist ein Säufer und meine Mutter ist auch nicht viel besser. Ich habe nie ein einziges liebes Wort von ihnen gehört. Immer war ich nur dazu da, damit meinen Vater seinen Frust auslassen kann. Ich war hilflos und ich ... ich will es einfach nicht mehr sein. Ich will nie wieder so erniedrigt werden und diese Schmerzen erleiden, die er mir immer und immer wieder zugefügt hat!" - "Aber du kannst doch nicht einfach wegbleiben. Wir müssen doch deinen Eltern wenigstens sagen, dass du in guten Händen bist!" - "Wozu denn? Damit sie mich wieder wegholen und das ganze von vorne beginnt? Ich will einfach nicht mehr und ich kann auch nicht mehr dorthin? Wieso verstehst du mich nicht? Oder glaubst du mir nicht?" Natürlich verstand ich sie und ich glaubte ihr natürlich auch. Ich nahm ihre Hand, lächelte sie an und gab einen kleinen Seufzer von mir. "Aber was sollen wir denn jetzt mit dir machen? Wenn du nicht zu deinen Eltern willst, dann muss sich doch trotzdem jemand um dich kümmern! Und wenn es jemand von der Fürsorge ist..." - Ich brauchte gar nicht weiterzureden. Sie sprang mit einem geschocktem Blick auf, sodass Charlie äußerst unsanft auf dem Teppich landete. "Du willst mich doch wohl nicht etwa in ein Heim stecken, oder? Da bekommt mich auch keiner hin! Da kann ich ja gleich zurück nach Hause und mich tyrannisieren lassen!" - "Ja, aber was stellst du dir denn vor?", fragte ich sie. Sie lächelte mich frech an und meinte nur: "Na, ist doch ganz klar! Ich bleibe einfach bei dir! Bei dir oder nirgendwo!"
 

Da stand ich nun in der Küche und schaute Löcher in die Luft. Vor einigen Stunden war alles wie vorher, doch auf einmal hatte sich alles verändert. Plötzlich hatte ich ein Kind bei mir wohnen von dem ich so gut wie nichts wusste. Aber was sollte ich sonst machen? Ich kann sie doch nicht einfach weggeben. Sie fängt gerade an langsam Vertrauen zu mir zu schöpfen. Für sie wird die Situation auch nicht leichter sein, aber sie versucht das Beste aus der Situation zu machen. Aber was soll ich machen, wenn das Jugendamt plötzlich vor meiner Haustür steht? Ich schaute noch mal in mein Arbeitszimmer, welches ich kurzerhand in ein provisorisches Kinderzimmer umfunktioniert hatte. Da lag sie, mit Charlie im Arm, und schlief tief und fest. Die Situation wird sich schon zum guten wenden...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2004-06-14T05:45:32+00:00 14.06.2004 07:45
Hallo!
Da bin ich auch mal wieder!
Das du noch keinen Kommi zu diesem Kapitel ahst...
Das kann ich so nicht stehen lassen! *nick*
Das deine Geschichte in diese Richtung geht habe ich fast vermutet...nun bin ich gespannt, wie es weiter geht! Da habe ich nämlich keinen blassen schimmer. :o) Wahrscheinlich schreibe ich deshalb Fantasy...^^'
Mir gefällt dein Stil jedenfalls noch immer gut!
Und die realistische Story ist eine schöne Abwechslung zu dem, was man sonst hier lesen kann!
Bei Gelegenheit schau ich mal wieder rein!
*wink*


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