Nie wieder zurück
Wir gingen einige Zeit durch den Wald und niemand sagte ein Wort. Doch plötzlich blieb sie stehen, schaute mich an und sagte: "Dort will ich nie wieder hin!" - "Wohin denn?", fragte ich sie. "Nach Hause. Ich gehe nie wieder nach Hause!" Und dann fing sie an zu erzählen:
"Heute morgen kam er, mein Alter, nach Hause. Er war sturzbetrunken. Wie immer eigentlich. Es ist immer das Gleiche. Und dann schrie er wieder meine Mutter an. Sie hat doch nur am Küchentisch gesessen und gelesen. Aber das macht er immer! Vielleicht aus Langeweile oder so, ich weiß es nicht. Doch diesmal wollte ich es nicht mit ansehen! Ich rannte aus meinem Zimmer zu ihnen in die Küche, stellte mich vor meine Mutter und sagte ihm, dass er sie in Ruhe lassen soll. Ich sagte ihm, dass sie ihm doch nichts getan habe. Da guckte er mich an ...", sie zögerte, "und dann.... dann schlug er mich. Er schlug mich bis ich am Boden lag. Ich schrie vor Schmerzen, doch er schlug und trat immer und immer wieder auf mich ein. Immer und immer wieder!"
Ich war sprachlos. Wie konnte man einem so kleinen Mädchen nur so etwas schlimmes antun? "Und deine Mutter? Hat sie dir geholfen?" - "Sie saß nur da und hat geheult. Richtig geflennt hat sie. ,Hör auf!' hat sie immer wieder geschrieen, doch er tat es nicht. Sie hat nichts unternommen. Sie wusste genau, dass er sie dann auch geschlagen hätte. Eine Mutter, die ihre Tochter liebt, hätte doch etwas unternommen, oder nicht?" Ich antwortete ihr nicht. Ich nahm sie stattdessen einfach nur in den Arm. Wieder kamen ihr die Tränen. "Und deshalb will ich nie wieder zurück! Lieber sterbe ich!"
Was sollte ich jetzt bloß tun? Ich konnte sie doch nicht einfach alleine lassen. Ohne weiter nachzudenken sagte ich zu ihr: "Komm erst mal mit mir. Wir werden dir etwas zu essen machen und dann überlegen wir zusammen." Wir werden schon eine geeignete Lösung finden!"
