Bloody Nights von -Shiranui- (B/V A/U) ================================================================================ Kapitel 11: Fairytale gone bad ------------------------------ Bloody Nights 11. Fairytale gone bad Fahle Nachmittagssonne versuchte sich den Weg durch den dichten Dunst zu kämpfen, der selten die Mauern und Türme der Stadt aus seinen Fesseln befreite. Selten schaffte sie es, ihre volle Pracht und Wärme durch die vielen Gassen und Straßen zu schicken und so blieb ihr auch heute der Erfolg verwehrt. Lediglich dumpfes Licht erfüllte daher auch die Räume des Glaspalastes, in dem Bulma tief seufzend aus ihrem traumerfüllten Schlaf erwachte. Blinzelnd öffnete sie die Augen, nur um sie anschließend wieder stöhnend zu schließen. Ihre Glieder, ihr Rücken, ihre Brust.. ja selbst ihre Augen schmerzten. Sie presste ihren Körper in ihr weiches Bett… Ihr Bett? Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie sie gestern hier her gelangt war, besser noch, was gestern Abend überhaupt geschehen war? Hatte sie zu viel getrunken? Sie erinnerte sich schlichtweg nicht. Murrend versuchte sie sich aufzurichten und schaffte es schließlich, ihre Beine aus dem Bett zu schwingen. Ihre schweren Arme hoben sich und ihre schmalen Finger strichen lockige Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. Schier ferngesteuert trottete sie durch den Raum, hielt sich dabei hin und wieder an den weißen Wänden fest und erreichte schließlich ihr Wohnzimmer. Die schwarze Weinflasche stand noch immer auf dem kleinen Glastischchen, daneben ein halbvolles Weinglas. Verwundert musterte sie die Flasche und stellte fest, dass diese noch fast voll war. Der Alkohol konnte also nicht die Schuld für ihre Schwerfälligkeit tragen. Verwundert runzelte sie die Stirn ein wenig doch konzentrierte sich schließlich auf bedeutend wichtigeres. Sie griff nach ihrer Zigarettenschachtel und zog einen dieser herrlichen, schmalen Grazien aus der Verpackung. Gleichzeitig schnappte sich ihre andere Hand das silberne Feuerzeug und klappte in gewohnter Geschmeidigkeit dessen Deckel hoch. Abwesend blickte sie in die Flamme und zuckte erschrocken zusammen, was das Feuerzeug klappernd auf den Boden beförderte. Ohne zu begreifen weshalb wich sie vor dem kleinen, silbernen Ding zurück, ihre Arme umklammerten zitternd ihren Körper. Bilder überschwemmten ihre Gedanken, Bilder in rot und gelb getaucht, der Geruch von verbranntem Holz. Erst jetzt bemerkte sie, dass heiße Tränen über ihre Wangen liefen und sie griff erstaunt nach der salzigen Nässe in ihrem Gesicht. Ihr Körper presste sich unbewusst gegen die kühle, raue Wand und wieder erblickten ihre Augen etwas Silbernes. Noch immer steckte der silberne Pfahl darin. Schmerz umklammerte ihre Brust so fest und steif, dass sie nach Atem rang. Doch ihre Lunge schien den panisch eingeatmeten Sauerstoff nicht aufnehmen zu wollen. Inzwischen am ganzen Körper zitternd sank sie zu Boden, der Blick starr auf das glänzende Feuerzeug gerichtet. Lange, ob Minuten oder Stunden, sie wusste es nicht, saß sie bewegungslos auf dem kalten Steinboden, bis sich die zahllosen Gedanken und bizarren Gebilde in ihrem Kopf langsam lichteten. ~*Flashback*~ Leichtes, helles Lachen eines Kindes schloss sich dem sanften Rauschen des Windes an, der über die saftigen Wiesen strich. Ein kleines Lamm das darin weidete richtete seinen Blick kurz auf das kleine Mädchen, das auf dem Hügel saß und ein Plüschtier liebevoll an sich drückte, nur um dann wieder gelangweilt an seinen Gräsern herum zu kauen. Das helle, blaue Haar des Mädchens spielte im Wind, während es sacht über die kleinen Puschelohren ihres Plüschäffchens strich. Es murmelte sanfte Worte gerade so, als würde es das leblose Äffchen verstehen. Die kleine Bulma liebte dieses Äffchen, es war ihr bester, ja, sogar einziger Freund. Seit sie mit ihren Eltern hier auf’s Land gezogen war, hatte sie kaum mehr Kontakt mit gleichaltrigen Kindern. Ihre Eltern unterrichteten sie sogar zu Hause. Obgleich das Leben auf dem Land sehr schön und idyllisch für ein Kind war, so war es doch auch sehr einsam. Und so schenkte Bulma ihre Liebe, Zuneigung und Aufmerksamkeit ihrem kleinen Äffchen Ouji. Bulma beobachtete die kleine Schafherde, die zu ihren Füßen graste und ließ ihren Blick dann über das weite Land streichen. Die Sonne tauchte den Abendhimmel in tiefes Rot und sank langsam aber stetig am Horizont nieder und tauchte das Land in Dunkelheit. Sie konnte die ersten Sterne fahl am Himmel blitzen sehen und zeigte mit ihren kleinen Fingern darauf, um sie auch Ouji zu zeigen. Mit einer kleinen Handbewegung richtete sie seine Knopfaugen gen Himmel. Friedliche Stille umgab sie, als sie sich mit Ouji in das hohe Gras zurück fallen ließ. Die Sonne war inzwischen am Horizont verschwunden und hatte dem Mond ein Mal mehr den Dienst überlassen. Sie wusste, dass ihre Eltern wieder mit ihr schimpfen würden und sie wieder tadeln würden, dass sie zu Hause sein musste, wenn es dunkel werde. Doch sie war ja nicht weit weg, nur ein paar Schritte, sie konnte das Haus von hier aus sehen und hätte auch das Rufen ihrer Mutter hören können. Sie kuschelte unbesorgt Ouji an sich und sog die kühle Nachtluft tief ein, nur um anschließend sogleich niesen zu müssen. Stuzig richtete sie sich wieder auf und blickte in die Knopfaugen ihres Spielgefährten. „Hm, hier riechts aber komisch.“ Bulma’s kleine Stupsnase richtete sich schnüffelnd in die Höhe und auf ihrem kindlichen Gesicht spiegelte sich Neugierde. Sie konnte den Geruch nicht gleich zuordnen, obwohl er ihr bekannt war. Nachdenkend schloss sie die Augen, als es ihr plötzlich einfiel. „Feuer Ouji, es riecht nach Feuer. Ob hier wohl jemand in der Nähe ein Lagerfeuer macht?“ Bulma stubste lachend die Nase des Äffchens und richtete sich schließlich auf. Sie klopfte sorgfältig ihren Rock aus und drehte sich um, um wieder nach Hause zu gehen. Etwas, das Bulma niemals zugelassen hätte, passierte nun. Ouji fiel zu Boden. Doch sie bemerkte es nicht einmal. Reglos stand sie auf der Anhöhe, das Gras umschmeichelte noch immer ihre Knöchel, auch das merkte sie nicht mehr. Ihn ihren Augen spiegelte sich ein Farbenspiel aus Rot, Gelb und Orange, so wie es schon zuvor beim Sonnenuntergang gewesen war. Doch dieses Mal war es nicht die Sonne, die sich in ihren Augen wiederfinden konnte. Feuer loderte, kleine, schwarze Rußfetzen flogen tanzend durch den erleuchteten Nachthimmel. Das Haus ihrer Eltern, ihr zu Hause brannte lichterloh. Flammen schlugen um sich und fraßen sich durch das alte Holz. Trotz der Entfernung konnte Bulma das Knistern hören. Sie wurde erst aus ihrer Starre gerissen, als plötzlich das verzweifelte schreien der Kühe zu hören war, die im Stall gefangen waren. Bulma begann zu rennen, doch nach ein paar hilflosen Schritten fiel ihr kleiner Körper zu Boden. Weinend richtete sie sich wieder auf und rannte durch die hohen Grasbüschel. Diesmal streichelten sie sie nicht an den Beinen und Füßen, dieses Mal peitschten sie um ihren Körper, schnitten sich wie winzige Messer in ihre Haut. Bulma schrie nach ihren Eltern, doch ihre Stimme wurde vom Lodern des Feuers geradezu verschluckt. Wieder konnte sie verzweifeltes Kreischen hören, so schmerzlich und schrill, dass es Bulma wie kaltes Eis durchschnitt. Es war nicht das Kreischen der Tiere, die noch immer erbärmlich schrien. Es war ihre Mutter. Das kleine Mädchen versuchte sich dem Haus zu nähern, doch wurde von den beißenden Flammen zurückgeschlagen, zu heiß, zu beißend. Bulma schrie nach ihrer Mutter, so fest, dass ihre Stimme abbrach und während ihr Körper von schierer Panik ergriffen wurde, baute sich eine schwarze Mauer vor ihren Augen auf, die schließlich ihr Bewusstsein ergriff. oOo Dumpfer, unangenehmer Geruch lag in der Luft und ließ die Nase des kleinen Mädchens kräuseln. Bulma’s Augen öffneten sich vorsichtig und schwerfällig. Sie fühlte sich erschlagen und müde und so kuschelte sie sich murrend in ihr Bett, so wie es kleine Kinder machten, wenn es in ihren Augen schlichtweg zu früh war, um aufzustehen. Sie rollte sich zu einem kleinen Ball zusammen und wunderte sich schließlich über die Härte der Matratze. Bulma gähnte leise und öffnete schließlich blinzelnd ihre Augen. Verwundert prüfte sie den kargen Raum, der offensichtlich nicht ihr Zimmer war. Es roch modrig und kühl und durch ein kleines schmales Fenster fiel ein wenig Licht, das den kleinen Raum in kargem Grau erstrahlen ließ. Das war ganz offensichtlich nicht ihr Zimmer. Sie schwang ihre Beine aus dem Bett und zuckte zurück, als ihre nackten Fußsohlen den kalten Betonboden berührten. Wo war sie hier nur? Tapsend stieg sie die Stufen hoch, die zu einer alten Holztür führten. Zögernd betrachtete sie die rostige Türklinke und legte schließlich ihre Hand darauf. Vorsichtig und langsam drückte sie die Klinke nach unten, die mit einem leisen quietschen antwortete. Nur einen Spalt breit schob sie die Tür auf und ihr Blick fiel durch den entstandenen Spalt auf ein Zimmer, das ihr bekannt vor kam, sie konnte es nur nicht genau zuordnen. Wieder bewegte sie die Tür ein paar Millimeter weiter, stockte jedoch, als sie Stimmen hörte. Den Atem anhaltend beugte sie sich zum Türspalt vor und spitzte ihre Ohren. „Wie konnte das nur so schief gehen?“ rief eine schrille Stimme. „Ich weiß es nicht, diese verdammten Blutsauger!“ antwortete die andere düster. Bulma kannte nicht nur das Zimmer, auch die Stimmen schienen ihr bekannt. Was war hier nur los? Sie versuchte, die Tür wieder leise zu schließen, schrak jedoch zurück, als diese laut unter der Bewegung knarrte. Reglos verharrte sie in ihrer Position und stellte entsetzt fest, dass sich Schritte näherten. Im nächsten Moment riss die Tür krächzend auf und eine zornig knurrende Frau stand vor ihr. Zögernd blickte Bulma zu ihr auf und erkannte eine ihrer Tanten. Ja, das war es. Es war das Haus ihrer Tanten. „Du bist also aufgewacht, was?“ Bulma nickte fast unmerklich und richtete ihre großen Augen auf das von tiefen Furchen durchzogene Gesicht ihrer Tante. Diese musterte sie abfällig und schnaubte dabei wütend. Bulma verstand nicht, warum sie hier war. Ihre Eltern wussten doch, wie ungern sie bei ihren Tanten war, wie herzlos und abschätzig diese jedes Mal mit ihr umgingen. „Sei froh, dass du gestern Abend nicht zu Hause warst, als das Feuer ausbrach. Welch ein Glück!“ Die piepsende Stimme ihrer zweiten Tante betäubte Bulma’s Ohren und hätte sich das Wort ‚Feuer‘ nicht so sehr in ihre Gedanken eingebrannt, hätte sie den Sarkasmus in der Stimme ihrer Tante deutlich gehört. Doch Bulma’s Welt begann sich ein Mal mehr zu drehen. Feuer! Sie erinnerte sich und wie aus heiterem Himmel traf sie die Erinnerung an diesen grauenvollen Abend, die Hitze, die Schreie, der Geruch. Alles fuhr durch sie hindurch wie ein Blitz und Bulma wäre wieder in sich zusammen gesackt, hätte sie der alte Türrahmen nicht davor bewahrt. Entsetzen spiegelte sich in ihren jungen Zügen. „Na, jetzt haben wir dich am Hals und ich hoffe, dass dir bewusst ist, dass du es dir hier nicht bequem machen musst, wie bei Mami und Papi. Wir haben hier viel Arbeit zu erledigen.“ ~*Flashback Ende*~ Bulma kauerte noch lange auf dem Fußboden. Mit diesen Bruchstücken, die sie quälend an das Ende ihres unbesorgten Lebens erinnerten, lag eine schwere Last auf ihr, die sie so lange meisterhaft verdrängt hatte. Sie hatte nie erfahren, wie das Feuer ausgebrochen war, auch wenn es ihre Tanten als „die Strafe Gottes“ bezeichnet hatten. Doch sie hatte nie verstanden, wofür „Gott“ ihre Eltern so bestrafen hätte wollen. Bis heute. Eine verrückte Idee begann sich in ihren Hirnwindungen zu bilden. Sie erinnerte sich gut daran, dass ihre Tanten ihre Eltern immer wieder als „Blutsauger“ bezeichnet hatten. Damals hatte sie sich das immer als abfällig empfunden und sich keine weiteren Gedanken darum gemacht. Doch nachdem sie nun wusste.. Nun, es war zumindest möglich, so viel stand fest. Ein bitteres Lachen formte sich in ihrer Kehle. Ja, das war nicht nur eine verrückte Idee, sie selbst wurde langsam verrückt. Endlich fand sie die Kraft sich wieder aufzurichten und so schleppte sie ihren Körper in ihr Badezimmer. Sie benetzte ihr Gesicht mit kühlem Wasser und betrachtete sich schließlich im Spiegel, nur um dem nächsten Schreck zu erliegen. Sie sah einfach nur schrecklich aus. Dunkle Ringe umrahmten ihre Augen, ihre Haut war blass und fahl, ihre Haare eine einzige Katastrophe. Perplex griff sie nach ihrem Kamm und versuchte dieses Durcheinander auf ihrem Kopf zu ordnen. Sie fuhr rau und grob durch ihr Haar, ignorierte das schmerzhafte ziepen. Anschließend stolperte sie zu ihrem Kleiderschrank. Achtlos zog sie sich ungeschickt an, verlor dabei einige Male das Gleichgewicht und landete mit ihren Ellbogen und Oberarmen an der Wand. Erst jetzt bemerkte sie, dass sich alles um sie herum drehte. Verzweifelt seufzend schleuderte sie die Türen des Kastens wieder zu und versuchte sich kurz zu sammeln. Doch es wollte ihr nicht recht gelingen. Die Welt um sie herum, ja sogar sie selbst, alles schien in schwankender Bewegung. Ein Mal mehr drängte sich das Gefühl in ihr auf, keine Luft zu bekommen und ohne genau zu wissen, was sie tun sollte, verließ sie geradezu fluchtartig ihre Wohnung. oOoOo Die Stadt blinkte in allen Farben und Lichtern, erhellte die Finsternis und erstickte die Sterne, die sich scheu nur in der natürlichen Dunkelheit der Nacht präsentierten. Schwer atmend saß Bulma am Ende des flachen Daches und genoss die kühle Luft, die ihre Lungen füllte. Erst jetzt gelang es ihr langsam, ihre Panik, ihre Last anzustreifen, hier über den Dächern der Stadt, wo der Wind sanft um ihre Knöchel strich. Mit ruhiger Hand griff sie nach ihrer Zigarettenschachtel und ihrem Feuerzeug. In gewohnter Manier zog sie eine der schmalen weißen Rollen heraus und zündete sie schließlich an. Mit emotionslosen Augen betrachtete sie das Feuerzeug, das in ihrer Hand ruhte und lachte schließlich hell auf. Sie hätte es sich gerne damit erklärt, dass sie unter Stress stand und schlichtweg von der Erinnerung an ihre Kindheit, an ihre Eltern überwältigt worden war. Doch sie konnte den Stress in ihrem momentanen Leben nicht wirklich ausfindig machen, dem sie die Schuld hätte geben können. Lächelnd ließ sie ihren Blick über die Stadt gleiten und sog den herrlichen Zigarettenrauch tief in ihre Lunge. Paradox! Vor einigen Stunden hatte sie noch das Gefühl zu ersticken und nun erstickte sie sich selbst mit einer grauen Teerwolke. Elegant blies sie den grauen Dunst aus ihrem Körper und ließ die nur halb genutzte Zigarette zu Boden fallen. Sie wollte das Glimmen dieser mit ihren schwarz weißen Chucks aus treten doch stellte fest, dass die Zigarette nicht dort lag, wo sie sie hin geworfen hatte. Verwundert wanderte ihr Blick um sie herum, den Boden absuchend, doch die Zigarette blieb verschwunden. Seltsam, sie konnte noch immer den schweren Duft frischen Rauches wahrnehmen. Sie zuckte zusammen, als zu dem Duft eine grau weiße Wolke direkt neben ihr aufstieg und sogleich verfingen sich ihre wasserblauen Augen in einem schwarzen Nichts. Vegeta genoss die Sekunden des Schreckens, der ihren Körper einem Wasserfall gleich durchströmte. Er richtete seinen Blick von ihr ab auf den Zigarettenstummel, der zwischen den Fingern seiner rechten Hand platziert war. „Der Mensch und sein Hang zur Selbstzerstörung, welch Genuss.“ Damit ließ er den Stummel fallen, der schließlich, beseelt von der Berührung zweier Lippenpaare durch die Luft segelte, hinunter auf die verlassene Straße. Bulma knurrte und schwang ihre Beine, ihn fast spielerisch ignorierend, wieder über die Mauer, sodass ihre Füße frei in der Luft baumelten und sich der Straße weit unter ihnen zu wandten. Nach vielen Minuten der Stille knurrte sie abermals und ergab sich. „Warum folgst du mir?“ Vegeta hob eine Augenbraue und betrachtete dabei ihren Rücken, den ein gewöhnliches schwarzes Shirt bedeckte. Sie wirkte dies Mal mehr wie eine normale Frau und nicht wie die Nutte an der nächsten Straßenecke. Innerlich lachend zeugte nur ein breites Grinsen vom Vergnügen, das ihm ihre Unsicherheit bereitete. Er beugte sich zu ihr, sodass seine Lippen nur Millimeter von ihrem linken Ohr trennten und sein süßlich schwerer Duft seiner Stimme voraus eilte. „Seltsam. Ich selbst habe ebenso diese Frage an diesem Ort gestellt. Schließlich ist das hier quasi… nun, mein Revier.“ Seinem Revier? Wofür hielt sich dieser Bastard? Fragend blickte sie in sein grinsendes Gesicht, das wie so oft seine scharfen, langen Fangzähne präsentierte. Sie versuchte ihre Unsicherheit zu überspielen und ignorierte ihn abermals, auch, wenn sich ihre Nackenhaare inzwischen aufgrund seiner unweigerlichen Nähe kräuselten. Arrogant blickte sie wieder über die Stadt, die Straßen, die vielen alten Bäume… die ihr durchaus sehr bekannt vorkamen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie eigentlich gar nicht wusste, wo sie war. Sie war durch die Straßen und Gassen gelaufen, ohne darauf zu achten, wo sie ihre Schritte überhaupt hin führten. Doch diese Bäume nun.. Sie drehte sich um, das rechte Bein trat nun auf dem Dach auf, das linke baumelte noch immer lose, gerade so als wolle sie sich von ihm abwenden. Unauffällig ließ ihren Blick langsam über das alte Dach schweifen. Ein dicker Schornstein ruhte dort, ebenso wie eine alte Türe aus Metall. Eine Gänsehaut huschte über ihren gesamten Körper, als sie die Erinnerung an die Kälte des Materials durchfuhr. Sie war also zugegebenermaßen in seinem „Revier“. „Ich wusste nicht, dass ihr Vampire euer Territorium wie Hunde absteckt.“ Ein leises dunkles Glucksen fiel nun sacht gegen ihren Rücken, löste den nächsten Schauer aus, der kitzelnd hinunter rann. „Nun, wir pinkeln nicht die Häuserecken an, unser Geruchsmerkmal ist unsere Aura. Aber das geht über den Horizont und die Nachvollziehbarkeit von euch Menschen.“ Bulma’s Brauen zogen sich kurz zusammen, ein Anflug von Wut, den sie aber gekonnt mit purer Ignoranz überspielte. Ein gelangweiltes „Mh“ markierte ihr gespieltes Desinteresse. Vegeta, ein Mal mehr belustigt über ihr Schauspiel, sprang auf die Mauer und blieb dort breitbeinig stehen, sein Mantel wehte im Wind, der sich seinen Weg an der Hauswand hoch kämpfte. Majestätisch überblickte er so die Stadt. „Die Frage ist doch, wer ist der Verfolger und wer der Verfolgte?“ Knirschend bissen sich Bulma’s Zähne zusammen. Sie schaffte es nicht länger, ihn zu ignorieren. Ja, sie musste es wohl zugeben, sie selbst, wenn auch unterbewusst, war hier her gekommen, in der Hoffnung ihn zu finden. Sie hatte eine Frage, die nur er beantworten konnte. Elegant schwang ihr rechtes Bein wieder über die Mauer, ihre Chucks baumelten nun mädchenhaft in der wieder neu gewonnenen Freiheit. „Da du ja so mitteilungsbedürftig zu sein scheinst, was deine Spezies betrifft… hätte ich da eine Frage.“ So, sie wollte also nicht zugeben, dass sie diejenige war, die seine Gesellschaft gesucht hatte. Vegeta gluckste leise vor sich hin, es wäre auch zu langweilig, würde sie ihre Schwäche einfach so zugeben. Sein Blick blieb der Stadt zugewandt, während sich seine Hände in seine Manteltaschen gruben. Bulma musterte ihn kurz und ließ ihre Augen schließlich auch in die Ferne schweifen. Sie wusste nicht genau, wie sie die Frage formulieren sollte, zu seltsam kam sie ihr selbst vor. Und so platzte es schlussendlich einfach aus ihr heraus. „Können Vampire.. na ja, Kinder haben?“ Nun war es Vegeta, der die Frau neben sich musterte, über deren Wangen ein rosa Schimmer strich. „Welch seltsame Frage…“ Ein tiefes Brummen entsprang seiner Kehle, als er sich neben sie setzte, seine schweren Stiefel ruhten neben ihren baumelnden Chucks. „Vampire und Kinder sind nicht wirklich zwei komplementäre Individuen. Grundsätzlich ist es unmöglich, dass ein weiblicher Vampir Kinder bekommen kann. Und ich kann mich auch ein kein Vampir-Paar erinnern, das mit einem Kind zusammen gelebt hätte. Nachdem die Leidenschaft und der Blutdurst bei Vampiren naturgemäß sehr ausgeprägt ist, wären Kinder nur störend, gerade zu lästig.“ Vegeta brauchte sie nicht anzusehen, um zu wissen, dass sich Unzufriedenheit in ihrem Gesicht spiegelte. Er hob eine Augenbraue und beobachtete ihre kauernde Gestalt von der Seite. Es war ihm nicht klar, in welche Richtung ihre Frage genau ging und es überraschte ihn, dass sie überhaupt auf diesen Gedanken gekommen war. Er verzichtete darauf, sie nach dem Grund oder ihrem Anstoß zu fragen. Obwohl es gegen seine Moral verstoß, bediente er sich kurzerhand ihrer Gedanken… schon viel Schlimmeres hatte er schließlich in seinem Leben verbrochen. Von all seinen Sünden, war dies die geringste. Bulma zuckte zusammen, als das Monster neben ihr plötzlich laut, fast jauchzend zu lachen begann. Perplex über diesen dunklen Ton, der eine kribbelnde Gänsehaut über ihren ganzen Körper jagte, erschauerte sie, als sie seinen weit aufgerissenen Mund und dessen spitzen Zähne erblickte. Offensichtlich ehrlich amüsiert über etwas, schüttelte es seine breite Brust, bis er seinen Kopf wieder senkte. Ein weiterer Schauer rann über ihren Körper, während sie seine Augen durchbohrten. Es war nun an ihr, eine Augenbraue zu heben. „Was zur Hölle ist so lustig?“ Vegeta schmückte sein Gesicht nun, wie so oft, mit einem breiten, leicht wahnsinnig wirkenden Grinsen. „Du fragst dich doch nicht ernsthaft, ob deine Eltern Vampire waren?“ Ein leises Glucksen folgte seiner amüsierten Frage. „Ich habe wohl einen starken Eindruck bei dir hinterlassen, nicht wahr?“ Wieder brach er in leises Lachen aus, diesmal jedoch aufgrund Bulma’s wütenden Gesichtsausdruckes. „Sei still, du arroganter Bastard.“ Sein Lachen wurde lauter. „Halt den Mund!“ Wieder wurde sein knurrendes Lachen lauter. „HALT DEN MUND!“ Bulma’s Stimme hatte nun eine kreischende Höhe erreicht und als auch diese Aufforderung auf taube Ohren stieß, boxte sie so hart sie konnte gegen seine rechte Wade. Sie bereute es sogleich, als ein stechender Schmerz von ihren Fingergliedern ausgehend über ihre Hand ausbreitete. Sie schüttelte raunend ihre Hand, war jedoch zufrieden, dass sie dieses irre Lachen schließlich doch unterbunden hatte. Sie blickte neben sich und erwartete die Wut des Monsters. Doch zu ihrer Überraschung sah sie… nichts. Er war verschwunden. „Ich bin nicht verschwunden.“ Bulma zuckte erschrocken zusammen. Erst nach einigen Augenblicken erkannte sie zwei große Hände, die sich am Ende der Mauer festhielten. Elegant zog sich der Vampir schließlich ohne jegliche Mühe hoch und blitzte sie geradezu neckisch aus seinen dunklen Augen an. Vegeta hatte nun allen Grund wütend zu sein, doch tatsächlich genoss er das feurige Temperament dieser Frau. Sie hätte nicht den Hauch einer Chance gegen ihn (und hätte er sich seiner Belustigung nicht so sehr hingegeben, hätte sie ihn nicht ein Mal mit ihrer Faust gestreift), das war ihr bewusst. Und doch waren ihr die Konsequenzen gleichgültig. Nun, vielleicht war es auch nur der pure Leichtsinn, der sie dazu trieb. Ein knurren grollte aus seiner Kehle, einem gefährlichen Schnurren gleich. Er spürte, dass sich ihr Körper anspannte und nun kamen sie, die genüsslichen Wellen der Angst, die ihr Körper ausstrahlte, langsam aber stetig steigernd. Sein Blick ließ ihre Nackenhaare zu Berge stehen und so schnell sie konnte, sprang Bulma auf. Auch dies bereute sie postwendend, denn er schien dies als eine Einladung anzusehen und sein kräftiger Körper setzte sich bedrohlich in Bewegung, seine Schritte führten ihn zielstrebig in ihre Richtung. Bulma fühlte sich wie eine Maus, der Blick der hungrigen Katze wich nicht einen Millimeter von ihr ab, langsam auf sie zu schleichend. Bulma hatte nicht bemerkt, das sie sich selbst bewegte, rückwärts, flüchtend. Erst als ihre Schultern etwas hartes, kaltes berührten bemerkte sie ihren Platzwechsel. Angst stieg nun schwellend in ihr auf, durchflutete sie und so sehr sie es auch wollte, sie konnte es nicht verhindern. Sie wusste, dass er ihre Angst spüren, riechen, vielleicht sogar schmecken konnte und dass er es in vollen Zügen genoss. Und doch… Vegeta’s Körper thronte über dem ihren, obwohl er nur ein wenig größer war als sie, wirkte er doch wie ein Riese. Seine Augen blitzten gierig in die ihren herab und indem er seine Hände jeweils links und rechts neben ihrem Kopf platzierte, nahm er sie völlig ein, errichtete ein Gefängnis mit seinem eigenen Körper. „Welch delikates dejá-vu.“ Bulma blickte ihn fragend an, doch als er seinen harten Körper fester gegen den ihren presste, spürte sie abermals die Kälte, die sich über ihren Rücken ausbreitete. Sie richtete ihren Kopf zur Seite und konnte so die alte Tür erkennen.. tatsächlich war dies eine durchaus bekannte Situation. Ihre Angst strömte durch seinen Körper, erwärmte ihn geradezu. Und als er sein Haupt neigte und sich seine Nase in ihrem Haar verfing erreichte auch ein anderes Gefühl sein Inneres. Er spürte zwei, nein drei schmale Wunden, die sich über seine linken Wange zogen und aus denen dickflüssiges, rotes Blut tropfte. Bulma’s rechte Hand fiel schlaff hinunter, prallte mit einem dumpfen Ton gegen die Metalltür und ruhte schließlich neben ihrer Hüfte. Kalt und zähflüssig rann Blut daran hinab, tropfe schließlich von ihren Fingerspitzen. Entsetzt sah sie, wie sich die dicken blutenden Kratzspuren an seiner Wange langsam wieder schlossen. Die Wunde bestand nur für Sekunden und nun strahlte die Haut in seinem Gesicht mit ihrer Unversehrtheit. Vegeta war keinen Millimeter von ihr gewichen, hatte keine Reaktion gezeigt, kein Anzeichen von Schmerz, nicht ein Mal ein Anzeichen darauf, dass er seine Wunden überhaupt registrierte. Selbst mit all ihrer Kraft war sie machtlos gegen dieses schreckliche Monster. Unbeeindruckt, so als hätte er es nicht gemerkt, dass sich ihre Fingernägel in seine Haut gekratzt hatten, strichen seine Lippen nun leicht wie eine Feder gegen ihr Ohr und sein kühler Atem umschmeichelte dessen Haut. „Nun, da du ein bisschen von meinem Blut gestohlen hast, wäre es nur gerecht, wenn ich auch ein wenig von deinem Blut bekomme, nicht wahr?“ Bulma’s Augen weiteten sich, doch nun, eingekesselt von diesem Ungetüm, blieb ihr nur eines, die Flucht nach vorne. So tat sie es ihm gleich und lachte. Der helle Ton ihrer Stimme flog einem Schmetterling gleich durch die Luft und, obwohl er es nie zugegeben hätte, überraschte Vegeta. „Oh, ich erinnere mich, dass du vor nicht allzu langer Zeit gesagt hast, dass ich kein geeignetes ‚Spielzeug’.. nein, ein ‚kaputtes Spielzeug‘ für dich bin. Ich denke, dass in diesem Fall auch mein Blut keine Eignung für dich besitzt.“ Welch clevere kleine Maus. Vegeta genoss noch für einige Sekunden ihren warmen Körper, dessen Ängstlichkeit längst verschwunden war und löste schließlich die Nähe zu ihr, jedoch nur ein wenig. Sie atmete sogleich auf, hatte fast auf den lebensnotwendigen Sauerstoff vergessen. „Du hast mir eine Frage gestellt, es wäre nur fair, wenn auch du mir dieses Recht gewähren würdest.“ Der plötzlich ehrliche, ernsthafte Ton seiner Stimme war ihr neu. Misstrauisch musterte sie seine Züge, die eisern verharrten. Bulma nickte, fast unmerklich. „Wie kommst du auf den absurden Gedanken, deine Eltern hätten Vampire sein können?“ Bulma wandte ihren Blick von ihm ab, ertrug sein scharfes Augenspiel nicht mehr. Ein Knurren gurrte durch ihre Kehle, das dem seinen durchaus hätte Konkurrenz machen können. Diesem unfemininen Tom folgte eine minutenlange beißende Stille. Keiner von beiden bewegte sich, nur Bulma’s Brust hob und senkte sich in der fließenden Motorik ihrer Atmung. „Nun?“ Der Vampir durchbrach das Schweigen und strich provokant eine Strähne ihres blauen Haares aus ihrem Gesicht. Bulma kniff ihre Augen zusammen und fixierte ihn nun giftig. „So? Du weißt es nicht? Seltsam, wenn du dich doch so einfach in meinen Kopf einklinken kannst. Du scheinst ja diesen leichteren, völlig unangebrachten Weg zu bevorzugen.“ Vegeta schien sie nun zu ignorieren, schien das Gesagte schlichtweg nicht gehört zu haben. Mit plötzlich abwesender Mine fuhr seine Hand über ihre Schläfe, weiter über ihre Wange und fand schließlich den Ort der Begierde, ihren Hals. Dort angekommen umfasste seine rechte Hand nun diese schmale Verbindung zu ihrer Brust und drückte ihren Kiefer leicht nach oben. Ihre Lippen waren so nur noch Millimeter von den seinen entfernt. Bulma durchfuhr ein unbekanntes Gefühl, sie war wehrlos, völlig machtlos gegen dieses Wesen, sie war nichts als eine Marionette, die er mit einem Handgriff zerbrechen konnte. Und doch war es kein Gefühl der Angst, das sie ergriff. So nah an ihn gepresst nahm sie den schweren und süßlichen Duft von Leder und Blut wahr. Nur für einen kurzen Moment erinnerte sie sich an das Gefühl seiner kühlen Lippen… „Nun, ich nehme das als eine Einladung. Es wird mir ein Vergnügen sein.“ Er blickte ihr nun tief in die Augen und Bulma sah nichts mehr als dieses dunkle, ewige Schwarz. Nichts mehr schien existent, kein Gefühl, kein Reiz, es war ein blankes Nichts, das sich vor ihr wie ein Teppich ausbreitete. Und dann blitzte plötzlich etwas vor ihr auf, ihre Welt verfärbte sich in Rot und Schwarz, beides vermischte sich und Bulma hatte das Gefühl, vor einem Meer von Blut zu stehen, auf dem ein schwarzer Himmel thronte. Sie bemerkte, dass der Griff um ihren Hals ein wenig gelockert wurde. Trotzdem konnte sie kein Glied in ihrem Körper bewegen. Erst jetzt begann sie, die Welt um sich wieder wahrzunehmen, der Vampir, der vor ihr stand, das Augenpaar, das sie unablässig anstarrte und da war noch etwas. Es schien ihr, als würden sich schattige Tentakeln nach ihr ausstrecken und sie schließlich umfassen. Sie spürte, wie der Vampir in ihre Gedanken eindrang, wie er jede Barriere mit Leichtigkeit durchbrach, die ihr schwacher Geist ihm entgegen stellte. Es waren nur Sekunden, die Vegeta benötigte um ihre Welt zu durchforsten. Er hatte seine begehrte Information ohne Umschweife entdeckt und noch mehr, das die Frau sogar selbst nicht ein Mal wusste, das sie vor sich selbst verbarg und das ihre eigene Erinnerung in einem grauen Mantel verschleierte. Er entschied, diesen Schleier zu vernichten. *~Flashback~* Sanft umschmeichelte das sich im Wind wiegende Gras ihre nackten Füße. Das blöken der Schafe riss sie schließlich aus ihrer Starre und Bulma blickte erschrocken um sich. Weite Felder lagen vor ihr, getaucht in das tiefe Rot der Abendsonne. Bulma’s Hände zuckten und sie bemerkte, dass sie etwas weiches darin hielt. Sie hob sie hoch und vor ihr baumelte ein kleiner Plüschaffe. „Ouji“ murmelte ihre unschuldige, kindliche Stimme. Kindlich? Ihre kleinen Arme begannen zu zittern. Erschrocken sah sie an sich hinab und sah ihre kleinen Kinderfüße. Panik stieg in ihr auf. Dies war ein Traum, ja, so musste es sein. Sie träumte schon wieder von ihrer längst vergessenen Kindheit. „Dies ist kein Traum.“ Bulma fuhr in sich zusammen, als die dunkle Stimme um ihren Körper strich, so als hätte der Wind sie zu ihr getragen. Sie blickte sich um, doch konnte weit und breit niemanden erkennen. „Du hast deine eigene Vergangenheit vor dir verheimlicht. Wie töricht, einen Teil von dir so zu verleugnen. Verschließe deine Augen weiter und tappe im Dunkeln oder erwirb diesen verlorenen Teil zurück.“ Sie wusste, dass sie die Stimme kannte, konnte sie aber nicht zuordnen. Sie hatte einen Teil von sich verleugnet? Ja, sie erinnerte sich tatsächlich nur lückenhaft, doch sie war sich nicht klar, ob sie die fehlenden Stücke wirklich wieder finden wollte. Bevor sie sich näher mit diesem Gedanken befassen konnte, nahm ihre Nase schon den schweren, drohenden Geruch von Rauch wahr. Panisch drehte sie sich instinktiv um und da lag es nun abermals vor ihr, das brennende Haus ihrer Eltern. Das Haus, in dem sie hätte aufwachsen sollen, in dem sie hätte unbeschwert leben sollen. Wieder fiel der kleine Ouji aus ihren Händen und wieder rannte sie los, sodass sich das Gras in ihre Füße einschnitt. Dieses Mal jedoch konnte sie die Schnitte deutlicher spüren, konnte sich erinnern, wie grenzenlose Angst sie durchströmte und antrieb. Ihr Körper fiel und fiel auf ihrem ewig scheinenden Weg zum Haus. Die Schreie der Tiere, sie durchfuhren sie wie Messerstiche. Und auch dieser hohe, grelle Schrei ließ die Welt ein Mal mehr um sie gefrieren, der Schrei ihrer Mutter. Tränen rannen über ihre Wangen, als sie schließlich zu Boden sank. Ihr schluchzen vermischte sich mit dem Prasseln des Feuers und vor ihren Augen verschwamm die Welt im salzigen Wasser ihrer Tränen. Und da, durch den tosenden Lärm dieser Katastrophe, da war etwas. Etwas, das nun alles übertönte. Ein gehässiges Lachen, das sich nun in Bulma’s Herz fraß. Sie konnte es hören, weit entfernt und doch so laut, dass es ihr durch Mark und Bein fuhr. Plötzlich.. Dunkelheit! oOoOo Bulma sah ihren eigenen kleinen Kinderkörper vor sich liegen. Sie sah, wie sich dessen Brust hob und senkte, sie sah, wie er sich zusammenkauerte, wie er zitterte. Sie roch den dumpfen Geruch des Kellers, der zu ihrem Kinderzimmer werden würde. Dies war der Tag, an dem die Hölle ihre Kindheit auffraß. Sie wendete sich von ihrem eigenen Selbst ab und blickte über die grauen modrigen Mauern. „Warum tust du mir das an? Was habe ich dir getan, dass ich eine solche Strafe verdiene?“ Tiefes Lachen durchflutete den Raum und Bulma drehte sich schlagartig wieder zu sich.. zu dem kleinen Kind um, das aber unbeeindruckt weiter schlief. „Wie das Fehlen eines kleinen Details eine Geschichte verändern kann…“ Die Stimme säuselte ihr nun von der Tür entgegen. Bulma ging die Stufen hinauf und öffnete sie. Der altmodische, Lichtdurchflutete Raum, der sich ihr nun preisgab ließ sie erschauern und ihr wurde wieder bewusst, wo sie sich befand. Sie sah ihre Tanten, deren Gesichter zerfurcht von ihrer Wut auf die Welt war. Die Zwillingsschwestern waren immer missmutig, immer zornig, ob es einen Grund dazu gab oder nicht, es war einerlei. Die beiden saßen in ihren alten Sesseln und wirkten noch wütender als sonst. Hasserfüllt brummten sie vor sich hin, bis eine laut aufschrie. Frustriert landete ihre Faust auf dem Holz des kleinen Tisches vor ihr und ließ diesen jauchzen. „Wie konnte das nur so schief gehen?“ Bulma konnte das Knirschen ihrer Zähne hören. „Dieses kleine Biest hat uns alles vermasselt!“ „Unser Plan war perfekt. Wer hätte ahnen können, dass sie nicht zu Hause bei Mami und Papi ist, um diese Zeit.“ „All das Geld, dahin…!“ „Nein, wir holen es uns wieder, wir haben Zeit meine Schwester. Wir werden warten.“ „Warten, warten... immer nur redest du vom warten. Warten, bis wir das Geld unserer Eltern erben, nur um dann mit ansehen zu müssen, wie es uns diese beiden verdammten Aasgeier vor der Nase wegschnappen, um ihr Labor finanzieren zu können. Warten, bis wir diese verfluchte Bude in Brand stecken. Und jetzt sollen wir warten, bis dieses Gör 18 wird?“ „Was bleibt uns denn sonst übrig? Wir können sie jetzt nicht mehr bei Seite schaffen, jetzt, da das ganze Dorf weiß, dass sie als einzige überlebt hat.“ „Warum haben ihre Eltern auch dieses Testament gemacht? Wer denkt denn schon bei einem 5 Jährigen Gör daran, ihm sein Vermögen zu vererben, wenn es 18 wird?“ „Diese Möchtegern-Forscher haben eben alle einen an der Waffel, das hab ich dir ja gesagt.“ „Ach, Wissenschaftler. Blutsauger waren sie. Sie haben uns alles zu Nichte gemacht. All unsere Pläne sind zerstört, sie haben all unser Geld gestohlen. Es hätte uns zugestanden! Aber nein, unsere Alten mussten es unserer verkommenen kleinen Schwester überlassen.“ „‘Sie sind noch jung‘, haben sie gesagt. ‚Sie brauchen es mehr als ihr‘“, äffte die andere Schwester. Bulma sah, wie sich die Krallen der Schwestern in die Armlehnen ihrer Sessel gruben. „Bis wir die verfluchte Bude in Brand stecken…“ flüsterte sie, während heiße Tränen über ihre Wangen rannen. *~Flashback Ende~* Blankes Entsetzen bahnte sich den Weg durch jede einzelne Pore ihres Körpers, als sich Bulma wieder in der Dunkelheit der Nacht widerfand, Körper an Körper mit dem Vampir. Seine Hand lag noch immer um ihren Hals und war nun nass von ihren Tränen, seine Augen fixierten noch immer die ihren. Fasziniert beobachtete Vegeta das Spiel ihrer Gesichtszüge. Grenzenlose Wut, tiefsten Hass, dunkelste Abscheu hatte er in nur wenigen Augenblicken darin vorüberziehen sehen. Trauer, Verzweiflung, Machtlosigkeit.. alles vermischte sich zu einem einzigen Chaos der menschlichen Emotion… bis, ja, bis plötzlich alles darin verschwand und nur noch das blanke, leere Gesicht einer Frau vor ihm auftauchte. „Was hilft es mir, das alles wieder in meine Erinnerung aufzunehmen? Es erweckt nur einen Schmerz, den ich längst getötet hatte.“ Monoton sprach ihre sonst feurige Stimme. Ihre Schultern erschlafften und zeugten von ihrer Resignation. „Du bist nicht so clever wie du denkst, Vampir. Und du kennst nicht die Bürde, die wir Menschen tragen.“ „Welch bescheidenes Selbstmitleid.“ Seine mit Sarkasmus getränkte Stimme raunte in ihren Ohren, während seine Hand nun zu ihrem Kiefer hoch wanderte und diesen ein wenig nach oben neigte. Eine noch dominantere Haltung als zuvor, die Bulma nun erschauern ließ. Seine Lippen tanzten über den ihren während er sprach. „Selbst ein Monster wie ich war einst ein Mensch. Welche Bürde meinst du also? Die der Ignoranz, des Unwissens, des Egoismus?“ Seine Hand drückte nun ein wenig fester und Bulma’s Kiefer klappte ein wenig nach unten, sodass sich ihre Lippen voneinander trennen mussten. Entsetzt stellte Bulma fest, dass sie sich nicht dagegen wehren konnte und bemerkte den düsteren Blick ihres Gegenübers, der sie aus seinen verengten Augen anstarrte. „Und die größte all eurer Laster ist…“ beinahe zischend umschlangen seine Worte sie nun und Bulma’s Körper gefror. Es war dieses bekannte und doch neue, dieses großartige und doch beängstigende, dieses wahre und doch trügerische Gefühl, das sie nun erfüllte und das ihre Knie weich und unsicher machte, das Gefühl seiner kühlen, geübten Zunge in ihrem Mund. Und, obwohl ihr Verstand Ablehnung befahl, war es ihr Körper, der sich gegen den seinen lehnte und dem Verstand alle Türen schloss. Sie hasste sich dafür, aus tiefster Seele, verabscheute sich. Doch sie war hilflos. Ein leises Seufzen entsprang ihrer Kehle, als Vegeta seine Magie wirken ließ. Er grollte tief in seinem Inneren zufrieden als er spürte, dass sie nun bereit war und sich ihm völlig auslieferte. Und nicht nur das, er konnte auch deutlich ihre aufkommende Erregung riechen, die ihn verführerisch lockte. Oh, er wusste, dass sie eine dominante Art hatte. Was also war für sie selbst erregender, begehrenswerter als Dominanz? So abrupt wie er begonnen hatte, endete dieser gierige, verlangende Kuss. Vegeta schälte seinen Körper von dem ihren und das brachte sie dazu, ihre Augen wieder zu öffnen. Ihr Blick war noch getrübt von Leidenschaft und der Sensation des Ausgeliefert seins, als sie fast das Gleichgewicht verlor und ein wenig plump einen Schritt nach vorne Stolperte. Amüsiert verzog Vegeta seine Lippen zu einem hämischen Grinsen. „Das größte eurer Laster ist eure Schwäche, ein schwacher Körper mit einem ebenso schwachen Geist.“ Stolz war es nun, der Bulma half sich wieder in ihrer vollen Größe aufzurichten, der den Nebel in ihrem Kopf wegfegte und der wieder Platz dafür machte, was angebracht war – Wut. Ja, wie schwach sie war. Sie hatte sich nicht gewehrt, hatte ihn gewähren lassen und hatte es noch dazu genossen, sehr genossen. Es war sie selbst, auf die sie wütend war. Doch zugeben würde sie diese Tatsache nie. Sie viel in ihre arrogante Haltung zurück, murmelte etwas von „Idiot“, „Bastard“ und „gezwungen“ vor sich hin und ohne den Blick noch ein Mal auf das Monster zu richten, öffnete sie die Tür und verließ das verfluchte Dach. Während sie die Treppe hinunter schritt, hörte sie das schallende, dunkle Lachen der Bestie hinter sich und es verfolgte sie weiter und weiter. Sie hielt sich die Ohren zu, während sie die letzten Treppen hinter stieg und unterdrückte mit all ihrer Kraft die Tränen, die sich in ihren Augen sammeln wollten. AN Es tut mir leid, dass dieses Kapitel wieder so lange gebraucht hat und WIEDER ist ein Flashback dabei (womit ich mich noch immer nicht anfreunden kann...). Wie dem auch sei, ich bin wie eigentlich immer nicht unbedingt glücklich mit dem Ergebnis. Aber ich lade es trotzdem hoch, da ich nicht NOCH länger warten will. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. Die lange Wartezeit tut mir wirklich sehr leid. Aber das Leben ist nun mal ein Full Time Job und da bleibt wenig Zeit zum schreiben über. Da ich mir bald ein Notebook zulegen will, wird es in Zukunft aber evtl. doch ein wenig schneller mit den Updates gehen. Von Herzen möchte ich denen danken, die Kommentare schreiben. Was, wenn nicht das motiviert zum weiterschreiben?! Ihr seit toll!!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)