Vertrauen ist alles von abgemeldet
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Kapitel 3: Kapitel 3
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Titel: Vertrauen ist alles
Teil: 3/18
Autor: schuchan, Tsugumi
E-Mail: Kamayima@gmx.de, jennyBreidenbach@yahoo.de
Fanfiction: Weiß Kreuz
Disclaimer: Die Jungs von Weiß Kreuz gehören leider nicht uns, auch wenn wir
sie gerne
behalten würden ^__^. Die Rechte liegen bei Kyoko Tsuchida und dem Projekt
Weiß, und wir
wollen mit der FF keinen Profit machen.
Rating: PG-16
Warnung: Angst, Lime, Lemon, Sap, Com
Pairing: Schuldig x Ken
Kommentar: Das soll einen Versuch eines RPGs darstellen und wir hoffen, dass es
euch
gefallen wird. Leider ist uns Schu etwas OOC geworden, aber ich hoffe, ihr
stört euch nicht
dran.
Zur genauen Erläuterung: Tsugumi spielt Ken und meine Wenigkeit (schuchan)
spielt unseren
süßen Deutschen^^
Dieser steckte bis zum Hals in Arbeit. <> Schuldig wollte sich gerade wieder in seine
Arbeit ergeben, als er Kens Stimme wahrnahm. Richtig. Warum war er eigentlich so
ausgerastet? Ach ja, Ken hatte ihn schon wieder nur für einen Spieler gehalten.
Warum hatte ihn das nur so gewurmt? <> //Was gibt's Kenken? Hast doch nicht
etwa Langeweile? Bist echt undankbar. Da verschaff ich dir
schon mal Urlaub, tse tse, also wirklich!// grinste Schuldig gelassen und lehnte
sich in seinen Stuhl zurück, beobachtete wieder die Papiere vor sich. <>
//Blöder Idiot, lass deine dämlichen Sprüche!// <>
//Wollte nur wissen, warum du so eingeschnappt bist. Was habe ich dir denn
getan? Du ärgerst MICH doch die ganze Zeit!// Kens wütende Stimme wurde wieder
etwas leiser. //Oder willst du keinen Kontakt mehr?//
//Sorry, Kätzchen. Aber unser ach so großer Brad hat mir mal wieder einen
Haufen Arbeit aufgehalst. Ein Nachteil, wenn man in Gehirnen anderen rumwühlen
kann. Richtig ätzend! Ist total öde, zumal die sowieso immer nur an Geld
denken. Außerdem ärgere ich dich nicht die ganze Zeit. Du bist es doch, der
das denkst. Außerdem rede ich lieber mit dir als mit einem dieser Säcke. Bist
viel interessanter.//
//Mmh, wenn du das sagst. Na ja, ich will dich ja nicht von der Arbeit abhalten.
Ab morgen muss ich ja auch wieder ran. Was meinst du, wie lange es gedauert hat,
die anderen zu überzeugen, dass mit mir alles in Ordnung ist und ich noch nicht
reif bin für die Klapse! Na ja, ich freue mich darauf, wieder was zu tun zu
haben.// Ken war zufrieden. <>
Allerdings beunruhigte es Ken etwas, dass ihm das etwas ausgemachte hätte, wenn
es anders gewesen wäre.
//Wieso Klapse? Als ob die anderen besser dran sind! Sollten sich an ihre eigene
Nase greifen, nicht?! Aber wieso langweilig? Ich kenne langweilige Typen. Du
gehörst bestimmt nicht zu denen, glaub mir! Aber vielleicht hast du recht.
Bradley wird mir den Kopf abreißen, wenn ich nicht rechtzeitig fertig werde.
Der ist sowieso schon stinksauer. Na ja, bis bald Kenken.//
verabschiedete er sich ziemlich schnell und stürzte sich dann wieder in die
Arbeit und in die Gedanken der anderen. Er ließ es sich aber nicht nehmen,
nochmals über Kens Gedanken zu streicheln, bevor er den Link komplett schloss.
Wieder verstrichen einige Tage. Obwohl Ken und Schuldig sehr beschäftigt waren,
hielten sie doch hin und wieder eine Pläuschchen. Ken genoss den leichten
Small- Talk, er wurde wie eine alte Gewohnheit und gehörte schon fast zum
Alltag. Er wollte nicht weiter darüber nachdenken, ob dass, was er tat richtig
oder falsch war, er kam eh zu keinem Ergebnis. Auch war er sehr darauf bedacht,
sich den anderen Weiß-Mitgliedern gegenüber nichts anmerken zu
lassen. Schließlich arbeitete er wieder im Laden mit und absolvierte Missionen,
wie immer. Auch heute war wieder ein Hit geplant. Die Sache war etwas kniffelig.
Es ging um eine Schmugglerbande, die ihre Basis in einem alten Lagerhaus hatte.
Sie sollten fünf Zielpersonen beseitigen, allerdings war der Schmugglerring so
groß, dass selbst Omi nicht alle Mitglieder,
geschweige denn Handlanger und Wachleute ausmachen konnte. Sie mussten einfach
drauflos und vor Ort entscheiden, was zu tun war. Ken war etwas nervös, als er
sich vorbereitete und mit den anderen aufbrach. Nach kurzer Fahrt kamen sie am
Zielort an und schlichen über das dunkle Grundstück. Es war seltsam still.
Schuldig saß währenddessen zu Hause vor dem Fernseher und entspannte sich
etwas von der ganzen Arbeit. Auch er mochte die lockeren Gespräche zwischen
sich und Siberian, war mal was ganz anderes, zumal Ken wirklich interessant war
und sie über alles sprechen konnten. Außerdem hatte er sonst niemanden, mit
dem er so gut reden konnte, wenn überhaupt. Er war sogar so weit gegangen, Ken
niemals ganz aus seinen Gedanken zu lassen und hatte immer einen Link offen. Er
konnte Kens Nervosität spüren. <> Plötzlich spürte er um Ken noch weitere Präsenzen, fünf bis
sieben. <> //Ken! Eine Falle, genau vor dir,
fünf bis sieben. Pass auf!!// Er war regelrecht aufgeschreckt und ließ sich
jetzt wieder auf die Couch fallen. <>
Ken zuckte erschrocken zusammen, verstand aber sofort. "Aya, pass auf!" Durch
Kens Warnung schreckte Aya, der sich an ihrer Spitze befand, zurück und
bemerkte rechtzeitig die Schusswaffen, die sich auf sie gerichtet hatten,
geführt durch einige muskelbepackte Kerle, die sich im Dunkeln versteckt
hatten. Zum Glück konnten alle 4 noch rechtzeitig reagieren und hinter ein paar
aufgestapelten Kisten Deckung suchen. "Omi, was zum Kuckuck hast du
recherchiert?!" fuhr Yohji den Jüngsten an. "Was kann ich dafür? Sie müssen
wohl ständig in Alarmbereitschaft sein. Das konnte ich nicht wissen!" musste
sich der Chibi wieder verteidigen. Aber jetzt, wo sie ihre Feinde sehen konnten,
war alles nur noch halb so wild. Omi warf eine Rauchbombe und die anderen
stürmten vor. Ken erledigte die ersten drei, noch bevor sie merkten, was los
war, die anderen überließ er Aya und Yohji. Keuchend stützte er
die Hände auf die Knie. //Danke, Mann! Das war echt knapp!// Doch weiter konnte
er sich nicht konzentrieren, weil sie ja noch die eigentlichen Zielen erledigen
mussten, was allerdings sehr schnell ging.
Schuldig verfolgte die Mission von Weiß, achtete genau auf die Präsenzen, die
sich nun um die vier tummelten. Er konnte es selbst nicht genau verstehen, aber
er sorgte sich um Siberian. <> versuchte er
sich rauszureden, dass es ihm so nahe ging. Kurzzeitig wurde er noch von Nagi
verpflichtet, Farfie mal wieder in seine Zwangsjacke zu packen und danach ging
er rauf in sein Zimmer. Weiß musste ja fast schon zu Hause sein, also
nahm er nochmals Kontakt mit Ken auf. //Hey Kätzchen! Das Fell noch ganz?//
Da der Rest reibungslos verlaufen war, waren Weiß bereits zu Hause angekommen.
Ken saß gerade in seinem Zimmer und verband sich das linke Handgelenk. Aber es
war nur leicht verletzt und auch sonst war er mit ein paar Kratzern
davongekommen. //Zum Glück ist es noch ganz, ja. Aber ohne dich wäre das wohl
nicht der Fall. Aber ich schätze, das fällt unter Berufsrisiko. Tja, auch Omi
macht mal Fehler. Na ja, aber was ich eigentlich sagen wollte: Danke. Hätte
nicht gedacht, dass du dich auch in "Geschäftliche" Dinge einmischst. Ich
meine, immerhin arbeitest du bei der "Konkurrenz".//
//Hätt ich auch nicht gedacht. War nur so'n Impuls gewesen. Irgendwie hätte
ich das auch nicht von mir erwartet, aber ich hab mir Sorgen gemacht. ... Von
mir aus kannst du das auch wieder als Scherz nehmen. Muss mich daran ja wohl
gewöhnen, oder? ... Außerdem ist unsere Konkurrenz doch gar nicht mehr so
groß. Außer ihr habt Angst, wir bringen euch um eure Aufträge und das Geld.//
grinste Schuldig wieder breit.
//Die Auftrage und das Geld sind Dinge, die ich Kritiker und Aya überlasse. Auf
der Ebene habe ich sowieso nie ein Problem mit Schwarz gehabt. Ich bin nicht der
Typ, der wegen Geld Stress macht. Das ist es nicht wert. Ich will nicht sein wie
diese Typen, die... na ja, meine Karriere aus Gewinnsucht zerstört haben.// Ken
war mit verarzten fertig und ging ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen.
//Ehrlich gesagt, weiß ich manchmal nicht, wann du scherzt und wann nicht, aber
es ist nicht so, dass ich dich nicht ernst nehme. Aber wie ist es eigentlich bei
dir? Bist du wegen dem Geld bei Schwarz?//
//Wegen dem Geld bin ich bestimmt nicht bei Schwarz. Da gibt es andere Gründe.
Ich schulde Schwarz etwas, deswegen bin ich dabei. ... Hat man deine Karriere
wegen des Geldes ruiniert? Du warst doch mal ein guter Fußballer, oder? Was ist
daraus geworden?//
//Weißt du das nicht? Ich dachte, du kannst alle meine Gedanken lesen?! Hm, is
ich... war bei der Nationalmannschaft. Aber dann hat man mir diesen
Drogenskandal angehängt. Ich konnte meine Unschuld bis zum Schluss nicht
beweisen. Es war ein riesiger Presseskandal. Und wer einmal mit so was in
Verbindung gebracht wird, wird achtkantig disqualifiziert. Mich nimmt keine
Mannschaft mehr. Und das alles war von dem Menschen geplant, dem ich vertraut
hatte: mein bester Kumpel. Na ja, wir hatten daraufhin eine
"Auseinandersetzung". Ich habe herausgefunden, dass er mich die ganze Zeit
gehasst hat und schließlich versuchte er, mich umzubringen. Tja, ich sitze
jetzt hier und er ist tot. Ich dachte, damit wäre die Sache erledigt,
aber jetzt musste ich erfahren, dass auch mein Trainer an dem Komplott beteiligt
gewesen war. Nur wegen Sportwetten, Geld. Ich war im Weg, dass war alles. Damit
haben mich alle verraten, denen ich damals vertraut hatte...// Im Koneko war es
still geworden. Alle schliefen bereits. Ken genoss diese seltene Stille. Er nahm
sich eine Cola aus dem Kühlschrank und lehnte sich an das Fenster in seinem
Zimmer. //Du hat gesagt, du schuldest Schwarz was. Darf
man fragen, worum es geht? Hat es was mit deiner Vergangenheit zu tun?// fragte
Ken vorsichtig.
//Ich hab nichts von dem Skandal gewusst. Hab mich nicht so sehr für Fußball
interessiert. Und ich hab auch nicht in deinen Gedanken geschnüffelt. Ist nicht
mein Stil, außerdem find ich's netter, wenn man es mir so erzählt. Das beweist
doch, dass es noch Hoffnung für mich gibt! Nicht jeder scheint mir zu
misstrauen. Tja, Schuld... Weißt du, warum ich meinen Namen habe? Schuldig?
Mein ganzes Leben ist voll davon.// Er stand auf und ging ans Fenster, lehnte
eine Hand gegen das kalte Glas und sah auf die Lichter der Stadt hinunter.
//Ich hatte keine Kindheit. Meine Mutter war Prostituierte, mit allem drum und
dran. Alkohol hier, Drogen da. Die Freier kamen mit nach Hause. Mich hat es
nicht gestört, hab kaum was davon mitgekriegt. In der Schule und Nachbarschaft
galt ich als seltsam. Ich hörte Stimmen, meine Fähigkeit kam allmählich
durch. Na ja, einmal wurde ein Freier gewalttätig, ihm rutschte die Hand aus,
sie brach sich das Genick. Alles ein Riesenunfall. Ich rastete aus. Die Stimmen
wurden lauter in meinem Kopf, ich konnte meine Barrieren noch nicht so gut
aufbauen. Keine Ahnung was noch passierte. Als ich aufwachte, war auch der
Freier tot, einige andere wurden in ihren eigenen Wohnungen tot aufgefunden.//
Er wandte sich wieder von Fenster ab und setzte sich auf's Bett. //Danach kam
ich in Heime, wurde aber wegen meiner Eigenheit meist abgeschoben. Am Ende
landete ich in einer Regierungsanstalt. Nur durch Zufall konnte ich fliehen...
Und Schwarz hat mich aufgenommen, mich nach meiner Flucht beschützt. Da war ich
15. Dann hatte ich nach sieben Jahren endlich wieder ein Leben. Das ist meine
Schuld, die ich bei Schwarz zu begleichen habe. Das ist der Grund, warum ich
"Schuldig" wurde.// Er streckte sich auf dem Bett aus, bevor er sich wie eine
Embryo zusammenrollte und einen Link zu seinen Gefühlen öffnete.
Ken hörte die ganze Zeit aufmerksam zu. Es machte ihn traurig, dass alles zu
hören. Dennoch sagte er die ganze Zeit nichts, wollte Schuldig nicht
unterbrechen, sondern nickte nur verständnisvoll, auch wenn Schuldig das
natürlich nicht sehen konnte. Am Ende merkte er, wie Schuldig sich offenbar
immer mehr öffnete und sogar einen Link zu seinen Gefühlen öffnete. Wieder
überkam Ken diese Emotionswelle, wie es schon einmal geschehen war. Wieder
konnte er sie nicht genau einordnen, aber sie war so stark, dass sie seinen
ganzen Körper ergriff. Es waren traurige Gefühle, voll von Schmerz und Trauer.
Kens Herz krampfte sich zusammen und er schloss die Augen. Ohne das er es
merkte, rollte eine Träne über seine Wange. Erschrocken fasste er sich an
diese. <> //Hm, so war das also. Weißt du,
unsere Vergangenheit ähnelt sich nicht besonders. Aber wir wissen beide, was
Verrat bedeutet, nicht wahr? Und das Gefühl, betrogen zu werden, kennen wir
auch beide. Ich wurde um meinen Lebensinhalt betrogen und du um deine Kindheit,
ist es nicht so?//
Schuldig schloss den Link zu seinen Gefühlen, als er merkte, dass diese ihn
übermannten. Das ganze Ausmaß wollte er Ken nicht antun. //Ja, so in der Art.
Vielleicht liegt es daran, dass ich so gerne spiele, wer weiß.// Er grinste
schwach. //Aber komischerweise ist es bei dir anders. Tu mir einen Gefallen, ja?
Behalt's für dich. Ich rede normalerweise nicht so gern darüber. Bist der
erste, dem ich überhaupt alles erzählt habe. Fühl dich geehrt.// grinste er
wieder. Allmählich kam sein Sarkasmus wieder durch. Er bereute es zwar nicht,
mit Ken darüber geredet zu haben, aber er fühlte sich schwach, verletzlich.
Etwas, dass er eigentlich aber gar nicht mochte. Und ungewollt ließ er Ken
etwas dieser Unsicherheit spüren, da er den Link doch nicht ganz geschlossen
hatte.
Ken fühlte Schuldigs Unsicherheit. //Da kann ich mich ja wirklich geehrt
fühlen. Aber keine Sorge, bei mir ist es sicher. Wem sollte ich es auch
erzählen? ,Hey Aya, weißt du schon das neuste?' Nein, im Ernst, ich rede auch
nicht gerne über solche Dinge. Sicher, Omi, Aya und Yohji wissen Bescheid, aber
ich rede ihnen gegenüber nicht so offen darüber wie mit dir. Aber du
überraschst mich sowieso in vieler Hinsicht. Früher hätte ich nie gedacht,
dass du Emotionen hast, die über Mordlust und Sadismus hinausgehen.// Ken
musste über seine eigenen Worte lachen. //Sorry, war nicht so gemeint.//
Schuldig streckte sich auf seinem Bett aus, alle viere von sich. Er war froh
über das, was Ken sagte, nahm ihm etwas seiner Unsicherheit. Aber das letzte
war ja doch ganz schön fies. //Danke auch, Kenken. Als ob ich kein Mensch
wäre. Bin doch nicht Farfarello!// schmollte er, was aber nicht lange anhielt.
//Ich bin auch nicht viel anders als zum Beispiel Abyssinian oder Balinese. Wir
leben doch alle hinter Masken. ... Was ist deine Maske, Kätzchen?// fragte er
nachdenklich.
//Meine Maske?! Tja, was glaubst du denn? Hast du nicht selbst mal gesagt, du
hast mich früher für nen langweiligen Typen gehalten? Ich schätze, ich
versuche einfach nur, niemanden zur Last zu fallen, immer der nette Typ von
nebenan zu sein. So kann ich den anderen am besten helfen, schätze ich. Zum
Beispiel Omi. Er hat soviel durchgemacht und ich will ihm helfen, wo ich kann.
Ich mag ihn sehr.// Auch Ken legte sich ins Bett, nachdem er sich bis auf
die Shorts ausgezogen hatte. //Übringens solltest du nicht alles so persönlich
nehmen. Ich halte dich doch nicht für Farfarello!//
//Wenn das deine Maske ist, hast du sie bis jetzt gut behalten. Aber irgendwie
bin ich froh, dahinter geguckt zu haben. Aber ich finde es das mindeste, dass du
mich nicht für unseren irren Iren hältst! ... Was hältst du von ner Runde
schlafen. Ist anstrengend, über früher zu reden... zu viele Gefühle.//
Schuldig rollte sich wieder auf die Seite und schloss die Augen. //Nacht,
Kätzchen.// Den kleinen Link zu seinen Gefühlen ließ er offen. Zum ersten mal
fühlte er genug Vertrauen dazu... und das tat gut.
Ken merkte es und freute sich insgeheim darüber. //Da bin ich ausnahmsweise mal
deiner Meinung. Schlaf gut.// Auch Ken schloss die Augen und hatte seit langem
mal wieder keine Angst vor dem Einschlafen.
Schuldig wachte am nächsten Tag mit einem seltsamen Gefühl auf. Nach einem
kurzen blick auf die Uhr hatte er bis zum Mittag durchgeschlafen. >>Wow, ich
konnte schlafen, ohne dass Nagi oder Brad nach mir geschrieen haben. Danke, wem
auch immer da oben.<< faltete der Deutsche kurz seine Hände wie zum Gebet. So
was war schließlich ziemlich selten in den letzten Wochen gewesen. Er ließ
sich wieder zurück in die Kissen fallen und wieder spürte er dieses seltsame
Gefühl. >>Ich bin doch nicht genervt?!<< fragte er sich selbst verwundert, bis
er sich an den gestrigen Abend erinnerte und dass er noch immer einen Link offen
hatte. >>Du wirst nachlässig, Junge.<< schimpfte er sich selbst. //Hey
Kätzchen. Na, gut geschlafen?// begrüßte er Ken, der sich im Koneko gerade
den Schulmädchen, die jetzt Mittagspause hatten, erwehren musste.
//Hey, morgen Schlafmütze! Du hast es gut, so lange schlafen zu können.//
freute Ken sich, die mittlerweile vertraute Stimme in seinem Kopf zu hören.
Obwohl er sich dem üblichen Stress stellen musste, war er eigentlich gut
gelaunt. Außerdem hatte er wieder mit Yohji Schicht, der heute sogar pünktlich
war. //Hab geschlafen, wie ein Baby. Hattest du wieder deine Finger im Spiel,
ich habe nichts geträumt?//
//Was heißt hier Schlafmütze?// empörte er sich. //Das war einmal. Also halt
dich zurück, ok.// >>Tse, Schlafmütze. Der hat Reden!<< //Ob ich meine Finger
im Spiel hatte? Keine Ahnung. Hab dazu zu fest geschlafen. Aber ich freu mich,
dass du gut geschlafen hast.// lächelte der Deutsche. //Wieso so gut gelaunt?
Hast dich mal en Date abbekommen?! Bei unserem Playboy ja nicht leicht, was?//
grinste er im nächsten Moment schon wieder.
//Haha, sehr komisch. Als ob ich scharf drauf wäre! Und sei nicht gleich immer
so eingeschnappt, Schlafmütze.// Geschickt balancierte Ken durch die
Mädchenmassen, um aus dem Lagerraum zwei Paletten Primeln zu holen. Noch bevor
er sie absetzen konnte, war ein Dutzend Mädchen auf ihn zugestürmt und alle
rissen ihm die hübschen Blümchen aus der Hand. "Ken-kuuun, wenn ich alle
nehme, gehst du dann mit mir aus?" "K-chan, ich hab Konzertkarten, willst du
mich begleiten?" Ken konnte kaum so schnell gucken, wie er wieder belagert
wurde. //Erzähl mir nicht, dass du das angenehm fändest!//
//Wieso? Ich habe damit ja keine Probleme.// Schuldig verfolgte amüsiert die
Gedanken der jungen Mädchen. //Sei froh, dass sie dich nur um ein Date bitten.
Ich glaube nämlich nicht, dass du sehen willst, was wirklich in den ihren
Köpfen vor sich geht, oder? Aber wenn dir so wenig an den Weibern liegt...
könnten wir ja mal miteinander ausgehen. Was meinst du?// grinste Schuldig.
//Nein, ich will nicht wissen, was die denken, genauso wenig, was sich in deinen
kranken Gehirnwindungen abspielt. Denn du tickst offensichtlich wirklich nicht
mehr richtig!// die Mädchen wunderten sich zwar, warum Ken plötzlich rot wurde
und verlegen dreinschaute, bezogen dies aber auf sich und steigerten ihr
Geschnatter gleich noch mal um ein Level.
//Ich kann deine Verlegenheit riechen, Kätzchen. Außerdem, was ist denn daran
so schlimm?! Mich würde es freuen, wenn ich mal mit dir ausgehen könnte. Da
ist doch nichts krankes dran.// zuckte Schuldig mental mit den Schultern. Eher
aus einem Impuls heraus streckte er seine mentalen Hände nach Ken aus,
berührte bestimmte Stellen seines Bewusstseins und gaukelte so Kens Gehirn vor,
dass er ein Paar Hände auf den seinen spürte.
Ken blickte aus Reflex auf seine Hände, sah aber nichts. Die Mädchen um ihn
herum schnatterten derweil weiter, aber keine von ihnen berührte ihn. Als er
das registrierte, schrak er zusammen und ließ BÄNG, beide Paletten fallen. Die
Mädchen kreischten kurz vor Schreck und Ken stand nur da und starrte auf seine
Hände. Doch dann fing er sich wieder. //SCHUUULDIIEEEG!! Das warst du!
Verdammt, jetzt krieg ich durch dich auch noch Wahnvorstellungen! Willst du mich
in die Klapse bringen?!!// Ken machte sich an die Arbeit und beseitigte rasch
die Schweinerei zu seinen Füssen.
//Wieso Klapse und wieso Wahnvorstellungen?// Schuldigs mentale Hände legten
sich wieder auf Kens, streichelten die Arme mit sanften Druck nach oben. >>Man,
an so was muss ich mich erst mal noch gewöhnen. So sanft war ich bisher noch zu
niemandem. Aber es fühlt sich trotzdem gut an.<< Schuldig musste über seine
eigenen Gedanken lächeln.
Ken bekam eine Gänsehaut, die ihm einen Schauer über den Rücken jagte, als er
wieder diese Berührung spürte. Obwohl seine Augen und sein Verstand ihm
sagten, dass es nicht real war, machte sein Gehirn ihm weiß, dass er
tatsächlich etwas spürte. Es war irgendwie real und zugleich unreal. Aber das
schlimmste war, dass es sich sogar fast gut anfühlte. Diese Erkenntnis machte
ihn umso verlegener. //La... lass das, das find ich nicht witzig!// Er stand
auf und schritt durch den Laden, versuchte die ,Hände' anzustreifen.
//So wirst du sie auch nicht los. Außerdem, was stört dich? Ich weiß, dass du
es gar nicht so schlimm findest. Als Witz sollte das nämlich auch nicht gelten.
Aber wenn du meinst. Vielleicht findest du sie hier ja besser.// Und damit ließ
er die ,Hände' an Kens Seiten runterstreichen, um die Hüfte, bevor er sie auf
seinen Hintern legte.
"Aaahh!" Die irritierten Mädchen beobachteten mit großen Augen einen ziellos
durch den Laden stapfenden Ken, dessen Gesichtsfarbe sich von einem zartrosa
über ein Karminrot zu einem ungesunden violett wandelte, bevor er über einen
an der Wand lehnenden Besen stolperte, mit einem Fuß in einen Blumentopf
stapfte, sich mit der einen Hand an einer Palme festzuhalten versuchte, die sich
aber belästigt fühlte und gemeiner weise umknickte, wodurch der gemarterte
Fußballer mit lautem Getöse in ein Regal voller Blumentöpfe reinlief und es
auf seinem Weg zum Boden mitnahm. Doch das bekam dieser hingegen kaum mit.
//Hey, das ist nicht fair! Außerdem finde ich das gar nicht gut, hörst du!//
>>Ach, verdammt, ich glaub, ich hab mir alles gebrochen.<< Aus dem Chaos heraus
starrte Ken in dutzende fragende Gesichter, unter denen auch Yohji ihm einen
"du-hast-sie-nicht-mehr-alle"-Blick zuwarf. //Schu... Schuldig, hilf mir!//
//Erst so reagieren und dann um Hilfe schreien, jaja. Na dann.// Schuldig
konzentrierte sich kurz auf die anderen. War schließlich nicht einfach, von 30
Leuten gleichzeitig das Gedächtnis zu manipulieren. Tja, den Schaden auf die
Mädchen zu schieben geschieht ihnen recht. //Besser, Kätzchen? ... Warum
findest du das nicht gut? An den Mädels scheinst du ja kein Interesse zu haben.
Oder ist es, weil ich zu Schwarz gehöre?// fragte er nachdenklich.
Irgendwie machte ihn der Gedanke traurig, dass Ken es vielleicht doch schlimm
finden könnte. >>Du wirst echt sentimental.<<
Ken wusste kaum, wie ihm geschah, als er plötzlich wieder von den Mädchen
umringt wurde, die sich aber diesmal nur kleinlaut entschuldigten und anfingen
aufzuräumen. Aber das seltsamste war, dass auch Yohji stumm mithalf, nachdem er
sich entschuldigt hatte, ohne zu wissen, wofür. So war der Playboy ja richtig
angenehm. //Danke Mann.// Als Ken über Schuldigs nächsten Gedanken nachdachte,
schluckte er. //Hör zu... das ist nicht wegen... also, ich meine... das hat
nichts mit dir zu tun... oder mit Schwarz... aber ich kann doch nicht, ich
meine, das geht doch nicht...// stammelte Ken, ohne zu wissen, was er eigentlich
sagen wollte. //Pass auf, lass uns später darüber reden. Jetzt im Laden ist es
echt schlecht.// Ken musste erst mal seine Gedanken ordnen, die in seinem Kopf
Achterbahn fuhren. Er merkte erst jetzt, wie sehr sein Herz klopfte.
//Ok, reden wir später weiter. Aber du bist süß, wenn du so stotterst.//
smilte Schuldig ihn noch an, bevor er sich zurückzog. Er stand auf und ging in
die Küche, bevor er von Crawford wieder angehauen wurde. >>Na ja, hätte mich
auch gewundert.<< Während er ein paar Einkäufe machte, dachte er über sich
nach und warum er doch soviel Interesse an Siberian hatte. Und vor allem, warum
er sich dazu hatte hinreißen lassen, seine Fähigkeiten so zu benutzen. >>Sonst
hab ich damit immer jemanden gekillt und jetzt so was. Aber es fühlt sich
trotzdem gut an. Vielleicht könnte ich auch noch weiter gehen. Aber vielleicht
auch erst mal etwas antesten das ganze. Nicht, dass ich am Ende noch die falsche
Stelle treffe. Wäre schade um das süße Kätzchen.<< Über seine Gedanken
musste Schuldig grinsen, doch der Verlockung konnte er nicht wiederstehen.
>>Wird ja doch noch interessanter als ohnehin schon. ... Schön.<< Als es anfing
zu regnen, versuchte sich der Deutsche schnell in sein Auto zu retten, um nach
Hause zu fahren. >>Erst wunderschöner Nachmittag und jetzt ist es fast so, als
würde die Welt untergehen.<<
Als Ken seine Schicht beendet hatte, entschloss er sich, noch ein wenig frische
Luft schnappen zu gehen, um seine Gedanken zu ordnen. Er war noch immer völlig
verwirrt über Schuldigs Verhalten. Was sollte er jetzt tun? Er musste sich wohl
oder übel eingestehen, dass es ihm irgendwie gefallen hatte. Obwohl es jeder
Vernunft widersprach. Schuldig war ein Killer und benutzte seine Kräfte
wahrscheinlich in erster Linie um auf grausame Weise zu töten. Eigentlich
konnte er Ken das Licht ausknipsen, bevor dieser überhaupt kapierte, was los
war. >>Aber er tut es nicht und das ist der Punkt.>> Plötzlich fing es an zu
regnen, als er gedankenversunken durch die Straßen lief. >>Mist, auch das
noch.<< Er zog sich seine Jacke über den Kopf, als er über eine
Einkaufsstraße nach Hause rennen wollte. Plötzlich erstarrte er, als er auf
der anderen Seite einen silbernen Jaguar entdeckte und davor eine Gestalt mit
orangener Mähne, die verzweifelt versuchte, riesige Tüten in einen viel zu
kleinen Kofferraum zu packen. Wie angewurzelt blieb er stehen und starrte
hinüber. >>Ist das schon wieder eine Wahnvorstellung?<<
Schuldig hatte den Kampf mit den Tüten gegen den Kofferraum gewonnen und wollte
gerade die Wagentür aufschließen, als er Kens Gedanken gewahr wurde... und er
dessen Präsenz in seiner Nähe fühlte. Er blickte auf und erblickte Ken auf
der anderen Straßenseite. Er lächelte zu ihm rüber und musste dann grinsen.
Sein Kätzchen sah doch tatsächlich wie ein begossener Pudel aus. >>Seit wann
nenn ich ihn mein? Hm, klingt aber ganz gut.<< //Na Kätzchen, kann
ich dich mitnehmen? Siehst etwas nass aus.// Damit zeigte er einladend auf
seinen Wagen.
Ken erschrak, als Schuldig ihn bemerkte, konnte sich aber nicht vom Fleck
rühren. Erst, als er Schuldigs Gedanken wahrnahm, merkte er, dass er schon bis
auf die Haut durchnässt war. //Ähm... ich...// Ken schaute ratlos umher,
traute sich nicht, Schuldig direkt anzusehen. Außerdem musste er unwillkürlich
an heute morgen im Laden denken, wodurch er gleich ein wenig rot wurde. >>Aber
ich kann doch nicht zu dem ins Auto steigen, ich meine, wenn Aya... und
überhaupt... aber andererseits...<< Regungslos stand Ken weiter im Regen und
war völlig ratlos.
//Was ist Ken-Kätzchen? Ich will nicht noch länger hier stehen.// Kurz
entschlossen stieg er in den Wagen, startete den Motor und fuhr einfach auf die
andere Straßenseite, um genau neben Ken zu halten. Er ließ die Scheibe runter
und betrachtete den Jungen vor sich. ""Der Rotton steht dir wirklich Kenken,"
lächelte Schuldig ihn an, während er mit seinen Augen die von Ken fixierte.
"Was ist? Kommst du? Du wirst sonst noch krank und das würde dir überhaupt
nicht stehen. Keine Angst. Ich werde meine Hände bei mir halten. Außerdem hab
ich frei. Da ist nichts mit Schwarz und Weiß," grinste er dann wieder, während
sein Blick über die Gestalt vor sich streifte, >>So nass dennoch kein
schlechter Anblick. Schöne Muskeln.<< bevor sie wieder Kens trafen.
Dieser wurde unter Schuldigs Blick noch röter, wenn das überhaupt möglich
war. Noch immer war er hin- und hergerissen. Aber als er nach dem ganzen hin-
und herüberlegen von sich selbst genervt war, traf er eine spontane
Entscheidung. Schnell ergriff er die Beifahrertür und schwang sich in den
Wagen, so schnell wie es ging, damit er nicht doch noch Zweifel bekam. Noch
immer traute er sich nicht, Schuldig anzusehen, geschweige denn, etwas zu sagen.
Die Situation war wirklich mehr als verrückt, aber irgendwie auch aufregend.
>>So in echt sieht er eigentlich gar nicht übel aus.<< Ja, irgendwas an ihm war
echt anziehend, was Ken noch nie zuvor bemerkt hatte. Na ja, sie waren sich ja
auch immer nur auf dem Schlachtfeld begegnet. Plötzlich schlug er sich vor den
Mund, als ihm bewusst wurde, WAS er da gerade gedacht hatte und das Schuldig es
wahrscheinlich gelesen hatte. Schon wollte er zur Tür greifen und wieder
rausspringen.
Schuldig verfolgte etwas amüsiert Kens innere Diskussion, war aber dennoch
verwundert über dessen Entscheidung. Ihm sollte es recht sein. Er wollte gerade
den Wagen starten, als er Kens Gedanken vernahm und schmunzelte darüber. "Danke
für das Kompliment. Aber du siehst auch nicht schlecht aus." Mit Hilfe seiner
Gedanken hielt er Ken vom Aussteigen ab, startete den Wagen und reihte sich in
den Verkehr ein. Danach entließ er Ken wieder. "Ich hab doch gesagt, ich lass
meine Hände von dir. Außerdem ist es hier trocken im Gegensatz zu draußen.
Was machst du eigentlich so weit vom Koneko entfernt?" Schuldig verfiel wieder
in einen Plauderton. Dass er einen Weiß bei sich im Wagen hatte, ignorierte er
gänzlich. Er hatte schließlich frei.
"Woher soll ich wissen, dass du auch tust, was du versprichst?! Immerhin sage
ich dir immer wieder, dass ich es nicht mag, wenn du mich Kätzchen nennst oder
mich manipulierst und du tust es doch!" Dennoch machte Ken keine Anstalten mehr,
die Flucht zu ergreifen, sondern drückte sich mehr in die Sitzlehne. Jetzt
Theater zu machen hatte auch keinen Sinn mehr. "Ich wollte nur etwas frische
Luft schnappen und nachdenken, das ist alles." Damit überging er
Schuldigs Kommentar über sein Aussehen. Er wollte ja nicht schon wieder eine
peinliche Show abziehen. >>Würd mich eh wundern, wenn er mich nach allem, was
ich bis jetzt gebracht habe, nicht für einen kompletten Idioten hält. HAARGH
und er weiß auch noch, was ich über ihn denke, dabei will ich es selber gar
nicht wissen...<<
Schuldig musste über das Verhalten und die Gedanken Kens schmunzeln und
schüttelte leicht den Kopf. "Ich halte dich nicht für einen Idioten, Kenken.
Du solltest nicht so gering über dich denken. Außerdem finde ich, dass
,Kätzchen' zu dir passt." An einer roten Ampel hielt der Wagen und Schuldig
nutzte die Gelegenheit, um sich zu Ken hinüber zu lehnen, aber ohne
ihn zu berühren. Er flüsterte gegen sein Ohr: "Auf der einen Seite bist du
kratzbürstig, auf der anderen Seite verschmust. Alles in allem wirklich
niedlich." Damit lehnte er sich wieder zurück, die Ampel schaltete auf grün
und der Verkehr rollte weiter.
Kens Herz schlug bis zum Hals. Nervös krampfte er seine Hände in seine Knie.
Als Schuldig ihm so nah kam, konnte er seinen warmen Atem auf seinem Gesicht
spüren und ihm heißes Blut in den Kopf. Er hielt die Luft an, bis Schuldig
sich wieder wegdrehte und weiterfuhr. "Du sagst immer diese Sachen. Ich kann gar
nicht glauben, dass du das ernst meinst, was du da sagst. Ich meine, ich weiß,
dass du mich umbringen könntest, wenn du wolltest, es aber nicht tust. Aber ist
das Grund genug jemanden zu vertrauen? Sag mal, was willst du überhaupt von
mir?" Ken sah ihn jetzt zum ersten mal direkt an.
Der stockende Verkehr machte Schuldigs gute Laune etwas zunichte. >>Tokyoter
Berufsverkehr und wir mittendrin. Super. Und dann noch Siberians Ausführungen.
Muss der immer soviel darüber nachdenken?!<< stöhnte er etwas genervt
innerlich auf. Wieder blieb der Verkehr stecken und Schuldig lehnte sich zu Ken.
"Sag mal, die Frage stellst du mir von Anfang an. Kannst du damit nicht mal
aufhören. Ist ja nicht gesagt, dass du mir unbedingt vertrauen sollst. Aber
eins steht fest." Damit lehnte er sich noch etwas weiter zu ihm rüber
und sah ihm in die Augen. "Ich mag dich und wenn ich nur spielen würde, würde
das anders aussehen. Glaub mir." Er lehnte sich wieder zurück und schloss für
einen Augenblick die Augen. Als er sie wieder aufschlug, standen sie immer noch
im Stau, der, aber wie es schien, sich allmählich auflöste und sie im
Schneckentempo weiterrollen konnten. >>Wenigstens ist es trocken.<<
Ken musste lächeln. >>Ja, vielleicht mache ich mir wirklich zu viele
Gedanken.<< Irgendwie beruhigte ihn Schuldigs Antwort. Außerdem war seine
Stimme sehr beruhigend, abgesehen von den grünen Augen, die fast eine
hypnotische Wirkung auf ihn ausübten. "Trotzdem nehme ich dir übel, dass du
mich soweit treibst, dass ich in ein Blumenregal hineinrenne. Man, muss das
komisch ausgesehen haben." Ken musste lachen, als er an die Szene zurückdachte.
"Ich kann froh sein, wenn ich nicht noch in drei Tagen nach Blumenerde rieche!"
Vergnügt strahlte er Schuldig an.
Dieser war überrascht über Kens Stimmungswechsel und sah ihn erstaunt an. Bei
Kens Lachen musste Schuldig mitlächeln. Das sah einfach zu süß aus. "Kawaii
kitty," flüsterte er mehr zu sich selbst und konnte dann einfach nicht
wiederstehen. Er lehnte sich wieder zu Ken rüber und sog dessen Duft ein. "So
schlimm ist es doch gar nicht. Aber der Duft passt zu dir." Der Verkehr rollte
wieder und Schuldig konzentrierte sich wieder mehr darauf.
Kurz erschrak er, als Schuldig plötzlich wieder so nah kam, atmete aber
erleichtert auf, als er sich wieder abwendete. "Ähh, d-du solltest mich
vielleicht nicht direkt vor'm Koneko absetzen,, sondern eine Ecke davor,"
versuchte er von seinem rotem Gesicht abzulenken. "Wir sind ja gleich schon da,
ich meine, du weißt ja wohl, wo das ist, wenn nicht, bräuchtest du ja nur in
meinen Gedanken schauen und... bla...bla..." brabbelte Ken vor sich hin, ohne
sich selbst zuzuhören.
Über soviel Nervosität wäre Schuldig glatt in Lachen ausgebrochen, hielt sich
aber noch zurück. Stattdessen hielt er Ken seine gerade freie Linke vor den
Mund. "Halt mal die Luft an, Kenken. Das ist mir schon klar." Nach weiteren zehn
Minuten in der Rush Hour und ein paar Straßenecken weiter parkte Schuldig etwas
vom Koneko entfernt. "Du solltest schnell die nassen Klamotten loswerden. Aya
wäre sauer, wenn du krank werden würdest. Der denkt gerade an die nächste
Mission," gab ihm Schuldig als Antwort.
"Hey, was soll... mblmmble..." erst jetzt merkte er, dass er wirklich Stuss
gelabert hatte. Schließlich musste er selbst schmunzeln und ließ sich von
Schuldig nach Hause bringen. "Ach ja, die Mission hätte ich fast vergessen. Wie
konnte ich nur!" meinte Ken sarkastisch, was aber seine Laune auch nicht mehr
verschlechterte. Als sie angehalten hatten, öffnete Ken die Tür, wand sich
aber noch mal zu Schuldig um. Diesmal war aber er es, der ganz nah an
den anderen rankam. "Danke für's Fahren, Schu!" Dabei kam er ganz nah an
Schuldig ran, bis er seinen Atem spüren konnte, zog sich dann aber grinsend
zurück und sprang aus dem Auto. "Bis dann!" rief er ihm noch freudig zu,
während er sich auf den Weg nach Hause machte.
Schuldig versuchte gerade zusammenzurechnen, wie oft Ken ihn schon heute
überrascht hatte, ließ es dann aber bleiben. Ihm gefiel es irgendwie, dass der
Junge sich auch von einer anderen Seite zeigte. //Schu... was ist denn das bitte
für ein Name?// fragte er doch verwundert über diesen Spitznamen. Er startete
den Wagen und lenkte ihn über ein paar Umwege nach Hause. Wäre ja dämlich
gewesen am Koneko vorbeizufahren, während Balinese qualmte.
//Ist das ein Problem für dich, Schu?// Ken schickte ein mentales Grinsen mit.
"Hey Yohji, alles klar?" Diesem fiel fast die Zigarette aus dem Mundwinkel, als
Ken wie ein Honigkuchenpferd-grinsend an ihm vorbei schlenderte. >>Seine
Stimmungswechsel sind in letzter Zeit echt seltsam. Wahrscheinlich hat Omi recht
und er hat wirklich seine Tage...<< An diesem Abend machten sie den Laden
früher dicht, da sie die Mission recht früh starten mussten. Aber es verlief
alles nach Plan. Ken hatte zwar Mühe gehabt, sich zu konzentrieren, auch wenn
er wieder ganze Arbeit geleistet hatte. Die anderen schienen nun überzeugt, den
guten alten Ken wieder zu haben, so wie er immer gewesen war.
Schuldig verbrachte den Rest des Tages mit Nagi. Der Junge musste irgendwas für
die Schule machen und er war der einzige, der da war, dem jungen Telikenesen zu
helfen. Na ja, so hatte er wenigstens eine Beschäftigung. Am Abend hockte er
sich vor den Fernseher und machte es sich bequem, bevor er nach Kens Präsenz
suchte. Er entdeckte sie im Koneko, zusammen mit den anderen drei, anscheinend
auch vor dem Fernseher, so wie er die Gedanken der anderen
auslegte. //Hey Kätzchen. Wie geht's? Erkältung schon eingefangen?//
//ach was, so schnell werd ich nicht krank. ICH halte mich ja gesund, im
Gegensatz zu anderen, Alkohol trinkenden und Nächte durchmachenden
Telepathen!// Ken grinste, schließlich freute er sich, dass der Telepath sich
wieder meldete. Da die Mission so früh beendet war, hatten sie sich alle noch
gemütlich vor den Fernseher gelümmelt. Es lief gerade irgendein
Hollywood-Film, den Omi und Yohji unbedingt sehen wollten. Wobei es Yohji wohl
eher auf die hübschen Schauspielerinnen abgesehen hatte, die die ganze Zeit
halbnackt
durch die Gegend liefen. //Na, das wär wohl auch ein Film für dich, was?! Ich
hab das Gefühl, du bist unserem Yohji gar nicht so unähnlich.// neckte Ken
ihn.
//So schlimm bin ich nun auch nicht. Außerdem ist mein letzter Clubgang schon
ein paar Wochen her. Also halt dich damit etwas zurück, klar. Und wehe, du
vergleichst mich noch mal mit dem Playboy Balinese! So schlimm bin ich nun auch
nicht. ... Einen Vorteil hab ich natürlich. Euer Yo-tan kann seine Traumfrauen
nicht erreichen, ich schon.// grinste Schuldig mental, streckte wieder seine
,Hände' aus und ließ diese anscheinend über Kens Schultern, über seine Arme,
bis zu seinen Händen streicheln, wo er sie mental liegen ließ.
Schon wieder überzog Ken eine Gänsehaut, die ihm jedes einzelne Haar zu Berge
stehen ließ. Er blickte zu den anderen rüber, die alle neben ihm auf der Couch
saßen, während er sich den großen Sessel gekrallt hatte. Aber sie bemerkten
nichts, wie auch, es war ja niemand da. Auch wenn Ken das Gefühl hatte, sein
Herzklopfen müsste man im ganzen Raum hören können. Es war wirklich seltsam,
jemanden zu spüren, der nicht physisch anwesend war. Ken versuchte interessiert
in den Fernseher zu starren, damit die anderen nichts merkten. Irgendwie war es
ein schönes Gefühl, diese Wärme zu spüren, auch wenn sie nicht real war.
Schuldig saß inzwischen alleine im Wohnzimmer von Schwarz und ließ irgendeinen
Sender laufen. Aber er konzentrierte sich nicht darauf. Diese Zärtlichkeit war
er über Gedanken nicht gewohnt. Immerhin benutzte er diese Variante meist nur
auf Missionen. Und ansonsten war nie viel Zärtlichkeit in seinem Leben gewesen.
Doch bei Ken fühlte es sich anders an. Er vertraute ihm und fühlte eine Wärme
in sich aufsteigen, als Ken sich nicht dagegen wehrte, sondern diese
Berührungen annahm. Zur Probe ließ er die Hände wieder zu Kens Schultern
streicheln, nur um diese an seinem Hals vorbei, über die Schlüsselbeine zur
Brust tasten zu lassen, bis zum Bauch und wieder zurück.
Ken schluckte schwer. Aus Reflex griff er nach Schuldigs ,Hand', als sie über
seine Brust glitt, griff aber natürlich ins Leere. Erschrocken drehte er sich
nach den anderen um, die aber zu sehr in den Film vertieft waren, um Kens
seltsame Zuckungen zu bemerken. Dieser merkte, wie ihm langsam heiß wurde, die
Haut brannte unter seinem T-Shirt dort, wo Schuldig sie berührt hatte. Aber
gleichzeitig wurde er auch etwas unsicher. //Schu... ich weiß nicht, ob das
alles so gut ist...//
Schuldig hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf seine
Empfindungen. Er öffnete einen anderen Link, um Kens Gefühle zu erfahren,
schickte selbst etwas von seinen eigenen mit. Er spürte die gleiche Wärme wie
bei sich, doch auch etwas Unsicherheit. Trotz Kens leisen Protests, streichelte
er ihn weiter, eher federleichte Berührungen, nichts drängendes. //Wieso? Ist
es so unangenehm für dich?// fragte er leise.
//Nein, das nicht, aber...// Ken schloss kurz die Augen, als er die
Emotionswelle spürte, die warm durch seinen Körper rollte. Wirklich
überraschend, dass der andere wohl die gleichen Empfindungen hatte wie er. //Es
ist nicht unangenehm, nein, sogar im Gegenteil, aber ich... ich meine, du bist
ein Kerl... und mit Kerlen... äh, oh Gott, ich fang schon wieder an zu
brabbeln, was? Sorry!//
//Und das ist schlimm? Weil ich ein Kerl bin?// Schuldig sendete ein etwas
ratloses Kopfschütteln mit, ließ seine Hände wieder zum Bauch streicheln,
über die Hüftknochen, an den Seiten der Oberschenkel hinunter bis zu den Knien
und wieder hoch, ließ sie letztendlich auf dem Unterbauch liegen, deutete nur
ein Streicheln mit den Daumen an. //Ich hab damit kein Problem. Was ist dein
Problem?//
//Nein, nicht schlimm, aber... he-he-hey, wa-warte mal!// Ken lief wieder ein
Schauer über den Rücken, allerdings heftiger als zuvor. Musste der seine
,Hände' ausgerechnet DA liegen lassen?! //Hör jetzt auf, das reicht wirklich,
ich meine, du kannst doch nicht wirklich... nimm bitte die ,Hände' da weg...//
Es machte Ken fast wahnsinnig, dass er diese ,Hände' nicht einfach mit einer
Bewegung wegschieben konnte. //Das ist nicht fair, Schuldig.// >>Ich kann nur zu
Gott beten, dass die anderen das nicht merken.<<
//Du solltest dich etwas entspannen. Ich tu doch schließlich nichts
schlimmes.// Eine ,Hand'ließ er auf dem Unterbauch liegen, während die andere
wieder über die Brust streichelte, austestete, wie Ken an bestimmten Stellen
reagierte. //Die anderen werden schon nichts merken. Also entspann dich. Ich tu
dir schon nichts... zumindest nichts, was du nicht willst.// Dennoch ließ er
seine ,Hände' nicht von Ken.
Da es wohl keinen Sinn hatte, weiter zu debattieren, versuchte Ken, sich
wirklich etwas zu entspannen. Es war wirklich ein sehr angenehmes Gefühl, diese
federleichten Berührungen zu spüren. So etwas hatte er noch nie gefühlt. Es
war anders als die Berührungen, die er bisher gekannt hatte. Seine Hände
umklammerten jetzt die Sessellehnen und er lehnte sich weiter in dem Sessel
zurück. Er versuchte sich auf den Film zu konzentrieren, was ihm aber nicht
wirklich gelang.
Schuldig fühlte Ken sich entspannen, setzte die federleichten Berührungen
fort, nahm jetzt auch wieder die zweite ,Hand' dazu. Die eine streifte wieder
über Kens einen Arm, während die zweite über seinen Hals strich, zur Wange,
wieder zurück und über die Brust zu dem anderen Arm. Beide ,Hände' legten
sich kurz auf Kens, drückten diese leicht, bevor sie wieder zu seinen Seiten
strichen und zu seiner Hüfte, sie dort ruhen ließ, überlegte, ob er wirklich
schon weiter gehen sollte.
Kens Wange glühte dort, wo Schuldig sie berührte hatte. Als er spürte, wie er
seine Hände kurz drückte, hätte er das am liebsten erwidert, hatte fast schon
ein schlechtes Gewissen deswegen, weil er es nicht konnte. "Hey Kenken, kannst
du nicht mal eben noch was zu trinken aus der Küche holen?" "Wa-Was?" Ken
blickte Omi verwirrt an. "Was zu trinken. Aus der Küche. Bitte," wiederholte
dieser noch mal langsam zum Mitschreiben. "Äh ja, sofort." Ken sprang verlegen
auf, froh darüber, dass es im Zimmer zu dunkel war, um seine Röte zu sehen.
//Schu, ich muss... lass bitte los!//
Schuldig zog die ,Hände' zurück, legte sie aber, sobald Ken in der Küche war,
wieder an dessen Hüfte, übte leichten Druck aus. //Hat sich wie eine Flucht
angehört. Was passt dir an diese Situation nicht?// fragte er neugierig.
Schließlich widersprach sich Ken schon wieder etwas. >>Er macht sich einfach zu
viele Gedanken. Kann der nicht mal wirklich
loslassen?!<<
//Was mir daran nicht passt, von einem ,Unsichtbaren' vor meinen Kumpels
befummelt zu werden?! Na überleg mal!// Ken kramte im Kühlschrank rum und
brachte einige Getränke ans Licht. Aber dann stellte er sich gerade hin und
atmete tief durch. //Das war jetzt nicht so gemeint, wie's geklungen hat. Aber
lass mir noch etwas Zeit, okay?//
//Okay, ich lass dir noch etwas Zeit. Aber schließlich bin ich dir heute
Nachmittag nicht zu nahe gekommen. Dort wäre ich kein ,Unsichtbarer' gewesen.//
grinste Schuldig wieder, nahm aber seine ,Hände' weg. //Aber ich tue ja
schließlich nichts, was du nicht willst. Also keine Panik, ok. Viel Spaß noch
beim Fernsehen. Man sieht sich.// Damit stand er auf und ging auf
den Balkon, um sich noch eine Zigarette anzustecken. Der Regen hatte aufgehört
und die Wolken hingen schwer über Tokyo.
Als er spürte, wie Schuldigs mentale Berührung wich, verließ ihn auch
gleichzeitig seine Anspannung. Aber gleichzeitig überkam ihn ein Gefühl der
Einsamkeit. Aber er tat es mit einem Kopfschütteln ab und ging zurück ins
Wohnzimmer, wo er die Getränke ablieferte und sich wieder in seinen Sitz
kuschelte. //Danke.// war das einzige, was er Schuldig in Gedanken sagte. >>Mmh,
nein, er hat recht, er hat nichts getan, was ich nicht wollte, aber trotzdem,
ich kann einfach nicht...<< Ken seufzte, als er merkte, dass er vom Film eh nix
mehr mitbekam. Er stand auf, wünschte eine gute Nacht und ging in sein Zimmer
und schmiss sich auf's Bett.
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