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Das Glück dieser Erde... Teil 1

von

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Das Glück dieser Erde...
 

(Mal eine Pferdegeschichte :)
 

"... und als Hausaufgaben macht ihr bitte das Arbeitsblatt bis Dienstag fertig." sagte Herr Gruber unser Klassenlehrer.

Es war kurz vor 13.00 Uhr und ich freute mich schon auf die Klingel, die den Klassen unserer Schule verriet, dass bald Ende war.

Endlich! Es war Freitag. Ich freute mich auf das Wochenende, weil meine beste Freundin aus Aachen bei mir zu Besuch kam.

Ich kannte Anja von einem Besuch auf der Equitana, europas größten Pferdemesse in Essen.

Im Gegensatz zu mir konnte sie schon sehr gut reiten. Ja, sie ist sogar stolze Besitzerin eines Arabers.
 

Als es endlich läutete, packte ich meine Schulsachen schnell in mein Eastpack und ging mit dem Rest meiner Klasse zur Schulbushaltestelle.

Wie immer kam der Bus ziemlich spät und die Kleinkinder drängelten sich vor und besetzten alle Sitze.

Aber dass ich stehen musste, machte mir heute nichts aus, ich war einfach zu gut drauf.
 

Meine Mam ließ grade Benno, unseren Schäferhund im Garten herumlaufen, als ich kam.
 

"Mach dich fertig, in einer halben Stunde fahren wir zum Bahnhof!" rief sie mir zu.

Ich nickte nur, zog mich um, schmiss meine Schulsachen in irgendeine Ecke und rannte mit einem Brot im Mund ins Auto.
 

***

Der Zug kam ausnahmsweise mal sehr pünktlich an und als Anja ausstieg, umarmten wir uns erstmal kräftig.
 

"Hey Bonny, wie gehts?"

"Super! Ich finds toll, dass du endlich da bist!"

"Ja, und ich kann die ganzen 6 Wochen Ferien bleiben!"

"Cool, aber nächste Woche habe ich noch Schule... leider"

"Is nicht schlimm! Komm lass uns fahren, deine Mam wartet sicher schon am Auto."
 

Zuhause bekam Anja erstmal zwei Pfotenabdrücke von Benno auf ihre Hose. Doch das störte sie nicht weiter. Sie war nicht irgendwie besonders angezogen.

Einfach nur Jeans und T-Shirt... so wie die meisten Pferdeverrückten.
 

Wir gingen dann ewig mit Benno spazieren, bewunderten die Pferde eines Bauern in der Nachbarschaft und redeten viel bis spät in die Nacht.
 

"Du Bonny, ich hab ne Idee."

"Ja? Welche denn ?"

"Hmmm..." sie zögerte "Bei euch in der Nähe gibt es doch einen ziemlich großen Reitstall, hast du mal in einem Brief geschrieben, gell?"

"Ja, und weiter"

"Wir gehen morgen mal hin und fragen ob wir da arbeiten dürfen. Du magst doch Pferde so, ich kann kaum glauben, dass du nix mit ihnen zu tun hast."

"Naja, das ist mir zu teuer. Und die Pferde von Bauer Mayer sind nichts für Anfänger sagte er mir."

"Egal, ich kenn mich ja aus, bin alles gewöhnt von Kaliv. Ich bring dir die Arbeit in den Ställen bei, dann lernst du auch ein bisschen Umgang mit den Pferden. Vielleicht können wir dann sogar reiten."

"Okay, versuchen wir es. Fragen kostet nichts. Und ich bin mir sicher, dass meine Mam uns immer hinfährt."

"Klasse, ich hatte schon Angst, wenn ich zu dir komme, kann ich nirgends mit Pferden arbeiten. Weißt du, solche Reitstallbesitzer sind immer froh um jede Hilfe, die sie kostenlos kriegen."
 

Wenn ich ehrlich war, hatte ich etwas Angst vor Pferden. Mein ganzes Zimmer war voll von Figuren oder Postern mit diesen klasse Tieren, aber Reitunterricht hatte ich nicht oft und das war auch schon über einem Jahr her.
 

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück wurden wir zum großen Reitstall gefahren.
 

Anja hatte mehr Mut als ich. Sie streichelte die Pferde, die auf den Koppeln standen und ihre riesigen Köpfe zu uns streckten.

Dann ging sie einfach zum Wohnhaus und klingelte.

Eine Etwas dickere blonde Frau öffnete.
 

"Hallo, ich wollte mal fragen, ob meine Freundin und ich hier etwas in den Stallungen mithelfen könnten?"

"Jo des ko oba I ned entscheiden. Da miasts scho an Franz fragen. Dea wead oba sicher froh um a bissal Hilfe sei. Dea is do hintn im großen Stall, gehts nur hinta, do imma grad aus."
 

Anja hatte ein paar Probleme dieses Hochbayrisch zu verstehen, da sie ja nicht von hier kam.
 

Aber wir befolgten den Rat der Frau und gingen zu dem größten Gebäude.

An der langen Wand kuckten die Pferde aus den Fenstern heraus und sahen uns zu, wie wir langsam in den Stall gingen.
 

Als wir das Gebäude betraten, stieg mir ein komischer Mistgeruch in die Nase. Doch es war kein unangenehmer Geruch, irgendwie mochte ich ihn.
 

Ich mochte auch das Scharren der Hufe und das freundliche Wiehern.

Gleich in der ersten Box stand ein großes weißes Pferd, welches mir seinen riesigen Kopf entgegen steckte.

Vom Namenschild wusste ich, dass es Soul hieß.

Doch Soul zu streicheln traute ich mich nicht. Außerdem zerrte Anja mich eh schon weiter.
 

"Hier, die Besitzerin von dem Pferd da hinten sagte mir, dass Franz da in der Reithalle ist. Also los!"

"Okay, tschüss Soul!"
 

Wir gingen an einigen Boxen vorbei bis wir zu einer ziemlich großen Halle kamen. Als wir über das Tor der Halle hineinguckten, sahen wir in der Mitte einen Mann stehen, der gerade drei Reitern Unterricht gab.
 

Ohne lange zu zögern ging Anja direkt auf diesen Mann zu. Ich folgte ihr auf kurzem Abstand.

"Hallo, sind Sie Franz? Gehört ihnen dieser Stall?"

"Ja, was wollt ihr Beiden hier? Hey Tanja, Ben, Martin! Ihr könnt aufhören für heute!"

Die drei Reiter ließen ihren Pferden die Zügel lang.

"Wir wollten fragen, ob Sie für die Sommerferien etwas Hilfe gebrauchen könnten. Wir verlangen auch kein Geld."

Auf Franz' Stirn sahen wir ein paar Falten, als er dann sagte "Hmm... mein Pferdepfleger Lajos hat bald Urlaub. Ich könnte schon Hilfe gebrauchen."
 

Anja strahlte.

"Statt Bezahlung könnt ihr ein bisschen hier reiten wenn ihr wollt."
 

"Oh das wäre ja klasse, wir können morgen gleich anfangen, um wieviel Uhr sollen wir denn hier sein?"

"Kommt so gegen 7 irgendwann, da müssen die Ställe gemacht werden, darum ist Vormittags auch am meisten Arbeit. Kommt hier in den großen Stall, Lajos wird euch dann schon sagen, was ihr tun müsst. Habt ihr denn Erfahrung mit Pferden, Stallarbeit und reiten?"
 

"Ich nicht, aber -"

"Ja, ich habe zuhause ein eigenes Pferd. Aber ich werde Bonny schon helfen."
 

"Gut, dann passt ja alles."
 

Die drei Reiter ritten aus der Halle und Franz folgte ihnen. Er kam mir ganz nett vor... mit seinem bayerischen Dialekt. Aber so schlimm wie seine Frau war er nicht mit dem Akzent.
 

Meine Mam wartete noch auf uns.

Sie fragte uns, wie es gelaufen sei und wir erzählten ihr alles. Sie war auch damit einverstanden, uns jeden Morgen hier her zu fahren und uns Nachmittags auch wieder abzuholen.

Blos die erste Woche musste ich ja noch in die Schule. Und als ob meine Mam meine Gedanken gelesen hätte, sagte sie "Bonny, wenn Anja schon mal hier ist, kann ich dich auch mal eine Woche vom Unterricht befreien.

Dein Zeugnis kann deine Freundin Sonja mitbringen.

"Danke, das ist ja klasse!"
 

***

Der nächste Morgen kam viel zu schnell, die Nacht war zu kurz.

Doch der Gedanke daran, endlich mit Pferden umgehen zu können, vertrieb die Müdigkeit dann beim Frühstück.
 

Meine Mam rief uns zu, dass wir uns beeilen sollten. Ich konnte es kaum erwarten, endlich mal richtig zu reiten.
 

Zehn Minuten später waren Anja und ich dann endlich in dem großen Hauptstall.

Das erste was ich machte, war Soul zu begrüßen. Wie auch beim ersten Mal streckte er mir seinen riesigen Kopf entgegen.

Ich sagte ihm, dass ich gerade keine Zeit hätte und nun endlich das Ausmisten lernen müsste.

Es ist komisch zu beschreiben, aber mir kommt es fast so vor, als hätte Soul geantwortet.

Und zwar mit: Du wirst das schon schaffen, Pferdeliebe ist vorerst das wichtigste, der Rest kommt von selber.
 

Dann steichelte ich ihm vorsichtig über den Kopf und als ich merkte, dass er mir nix tut, gab ich ihm sogar einen kleinen Kuss auf seine weichen Nüstern.
 

"Soul gefällt dir, gell? Ich bin Lajos, der Pferdepfleger hier." fragte mich ein fremder Mann mitte Zwanzig.

"Ohja, er ist ganz lieb und wirkt so ruhig."

"Das ist er auch. Soul ist ein klasse Pferd. Er geht immer noch Turniere mit. Andere Turnierpferde in seinem Alter wären schon längst im Ruhestand."

"Achja? Mit wieviel Jahren gehen Pferde denn in Ruhestand?"

"Das ist verschieden, kommt immer aufs Pferd drauf an. Ponies werden im Durchschnitt so um die 30 und Turnierpferde gehen ca. Mit 18 in Pension. Die meisten werden dann zum Schlachter gegeben, oder bekommen die Gnadenspritze.

Viele werden auch als Beistellpferde oder ruhige, alte Reitschulpferde verkauft.

Nur wenige Turnierreiter behalten ein altes Pferd. Und Nicky, Soul's Besitzerin

Behält ihn auch nur, weil er fast jedes Turnier, das sie mitreitet gewinnt."
 

Ich staunte "Ja, dann bist du ja wirklich ein Champion. Wie alt ist Soul?"

"Er ist schon 23."

"Wow, kann ich ihm morgen einen Apfel mitbringen?"

"Aber sicher doch. Aber nun an die Arbeit, wir haben viel zu tun."
 

Lajos gab mir eine Mistgabel und zeigte mir schnell, wie und was ich aus der Box rausholen soll. Ich suchte mir die nächste noch dreckige Box. Anja war schon längst voller Eifer bei der Arbeit.
 

Schon nach einer Stunde war ich total K.O. und ich spürte viele meiner Knochen.

Doch die letzte Box war nun geschafft. Ich wunderte mich, wie Anja und Lajos immer noch so frisch aussehen konnten.
 

"Jetzt werden die Boxen frisch eingestreut. Franz fährt gleich den großen Karren voller Sägemehl her und wir werfen drei bis vier Schaufeln voll in die Boxen, okay?"

"Jo, alles klar!" sagte Anja.

Und dann kam Franz. Er zog mit einem sehr kleinem Träcker einen Anhänger voller Sägemehl.

Ich verteilte wie Lajos und Anja auch, immer so vier Schaufeln voll in den Boxen.

Die Pferde stubsten mich mit ihren Nasen an, als ich ihre Boxen betrat und bald hatte ich keine Angst mehr vor ihnen.
 

Als auch diese Arbeit fertig war, mussten wir Stroh, welches Franz wieder auf einem Anhänger hereinfuhr, in die Boxen tun. So richtig schön viel, damit sie es gemütlich haben.
 

Inzwischen lief mir schon der Schweiß über die Stirn und ich hätte mich am liebsten zu einem Pferd in die Box gelegt und gepennt. Doch dazu war keine Zeit. Kaum waren wir fertig, kam auch schon der Heuwagen in den Stall.

"Du Bonny, gib jedem Pferd zwei gut gehäufte Heugabeln voll. Den großen Pferden etwas mehr und den Ponies weniger. Okay?"

"Ja, Anja! Soviel ungefähr für Soul?" fragte ich, nachdem ich einen Haufen Heu vor mir auf dem Boden gestapelt hatte.

Sie nickte und gab den anderen Pferden auch ihre Portion.

Als wir alle 37 Boxen des großen Hauptstalls gemistet und gefüttert hatten, dachte ich, die Arbeit wäre getan und setzte mich auf eine Bank.

"Was machst du?"

"Ausruhen, wir sind doch fertig." Anja sah mich mit einem Blick an, den nur sie drauf hatte. Dieser spezielle Typisch-nicht-Pferdebesitzer-Blick.

"Komm schon, jetzt muss der Stall erstmal sauber gemacht werden. Ordnung ist in Reitbetrieben das oberste Gebot, das sagt auch der Besitzer von der Pferderanch, auf der Kaliv untergestellt ist."
 

Ich seufzte und schnappte mir einen Besen, der wohl schon etwas älter war, denn die Reisigzweige standen in alle Richtungen weg. Dann begann ich zu fegen und zu fegen und fegen...
 

Und... ja! Der Stall glänzte wie neu! Alles war Tip Top aufgeräumt. Es kamen auch schon ein paar Leute, die ihre Pferde aus den Boxen holten und putzten.

Eine junge Frau, etwa mitte Zwanzig kam auf mich zu und fragte "Hallo, bist du diejenige, die Franz und Lajos etwas bei der Arbeit hilft?"

Ich kannte diese Frau, sie war eine von denen, die bei meinem ersten Besuch hier eine Reitstunde von Franz bekommen hatten.

"Jaah, ich heiße Bonny. Das dort hinten ist meine Freundin Anja. Wir helfen beide. Nur sie kennt sich mit dem ganzen schon aus, ich nicht."

"Ach das wird schon. Ich bin Tanja. Wenn ihr mit den zwei anderen Ställen auch fertig seid, hätte ich eine kleine Aufgabe für dich, hast du Lust?" Obwohl ich nicht wusste, um welche Aufgabe es geht, nickte ich. Aber was meinte sie mit den zwei anderen Ställen? Doch nicht dass es hier noch mehr Pferdeboxen gab.
 

Ich ging zu Anja, vielleicht hatte sie schon etwas erfahren.

"Jo, Franz hat mir vorhin die Ställe gezeigt. Neben dem Wohnhaus und Lajos Wohnung ist ein alter großer Kuhstall, der zum Pferdestall umgebaut wurde. Er sieht toll aus, nicht mehr so dreckig und düster wie normale Kuhställe, sondern mit vielen Fenstern und Paddocks, wo die Pferde aus den Boxen in einen kleinen Auslauf können.

Dann ist hinten beim Misthaufen eine kleine Scheune, in der sind auch noch ein paar Boxen, die besonders stabil sind. Da kommen die Junghengste hinein, wenn sie ausgebildet werden."

"Wo sind die Junghenste, wenn sie noch Fohlen sind? Und die Stuten?"

"Natürlich im Offenstall." Schon wieder dieser Blick... "Bonny, damit die Pferde einmal einen guten Charakter bilden können, müssen sie in der sozialen Herdengemeinschaft aufwachsen, wo sie auch eine gewisse Rangordnung aufstellen und so weiter. Natürlich Hengste und Stuten getrennt."
 

"Hey Mädels, bevor es weitergeht trinken wir immer einen Kaffee. Kommt mit hoch ins Reiterstüberl."

Wir folgten Lajos eine Treppe hoch in einen kleinen gemütlichen Raum mit einem riesigen quadratischen Tisch und Stühlen drum herum. Auf der Rechten Seite war ein großes Fenster. Wenn man hinunter sah, konnte man die Reiter in der Reithalle sehen.

"Das stelle ich mir schön vor, wenn man hier Kaffee trinkt und nebenbei den Pferden zusehen kann." Sagte ich.

"Das ist es auch" erklärte Franz, der grade reingekommen war "und es hat noch einen Vorteil: Die Richter können bei Hallenturnieren alles gut überblicken und so genau bewerten."

Dann ging er zu einem kleinen Kaffeeautomaten, warf 2 Mark rein und gab jedem von uns eine Tasse Kaffee.

Wir redeten die ganze Zeit über Pferde. Naja... alle außer ich. Das meiste war Reiterlatein und sagte mir nicht viel.

Ich durchblätterte in der Zwischenzeit einen Prospekt von Krämer. Einem Reitsportartikel Versandhaus. Dabei fiel mir ein besonders schönes, dunkelgrünes Halfter mit Goldverzierung auf.

"Guck mal Anja, das würde Soul doch super stehen!"

Sie warf einen Blick auf die Anzeige und sagte "Ja, aber schau auf den Preis. Ich finde 70 DM sind etwas zuviel für ein Halfter. Da gibt es billigere und trotzdem schöne."
 

"Anja, Bonny, fangt ihr mit dem Hengststall an? Lajos und ich machen in der Zwischenzeit den Kuhstall. Dann gehts schneller."

"Ja klar Boss" grinste ihn Anja an.
 

Als wir in den Hengststall kamen, war er leer. Wahrscheinlich gehören hier die Pferde rein, die grade auf der Koppel waren.
 

Nach einer Stunde war der Stall ganz sauber und gemistet. Heu war in den Boxen und in jedem Futtertroug war Kraftfutter. Je ein Liter, bei 8 Pferden Hafer, bei 11 anderen Müslifutter und bei den restlichen 3 Mineralfutter und Heupellets.
 

Ich zog mein Sweatshirt aus und schüttelte es aus. Was da an Staub rauskam war schon heftig. Auch mein weißes T-Shirt hatte inzwischen einen leichten Grauton.
 

Wir gingen schließlich hinüber in den großen Kuhstall, doch dort waren Franz und Lajos auch gerade dabei, den letzten Rest wegzufegen.
 

"Ihr beide könnt jetzt erstmal eine Stunde Pause machen, oder zu den Einstellern gehen und fragen, ob ihr ihnen bei ihren Pferden helfen könnt, okay?"
 

***

"Hi Tanja. Ich hätte jetzt Zeit, du sagtest du bräuchtest meine Hilfe?" fragte ich die junge Frau, nach meiner wohlverdienten Pause. Immerhin hatten wir von 7 Uhr früh bis Mittag durchgearbeitet und nur eine kleine Kaffeepause gemacht.

"Oh ja, genau! Ähm... ich habe hier 3 Pferde." Ich folgte ihr die Stallgasse entlang. Ungefähr in der Mitte blieb sie stehen. "Schau, der fuchsfarbene Hannoveraner hier ist Wallner. Dann der dunkelbraune Holsteiner mit der Blesse ist Bondo und die dunkelbraune Westfalenstute ohne weiße Zeichen ist La Fleur. Das sind meine. Ich könnte immer ein bisschen Hilfe gebrauchen. Du könntest sie putzen und dafür lass ich dich nacher auf Bondo reiten, ist das okay?"

"Das wäre super... aber ich kann nicht reiten."

"hmm... das kriegen wir schon hin. Bondo ist brav. Ich zeige dir nacher meinen Schrank, da ist alles drinnen, was du brauchst.

Vorsicht aber bei La Fleur, sie ist kitzlig an den Flanken und am Bauch." Sie machte der Stute das Halfter ran, holte sie heraus und band sie mit einem Strick vor der Box fest.

Danach begleitete ich sie in die Sattelkammer.

Ich nahm einen Putzkasten mit und begann dann die Pferde zu Putzen.

Dem Himmel sei dank, dass sich alle drei die Halfter brav ranmachen und sich aus der Box führen ließen.

Nach einer halben Stunde glänzten die Drei. Ich räumte das Putzzeug auf und machte mich auf die Suche nach Anja.

Sie war in der kleinen Reithalle und ließ ein schwarzes Pony laufen.

"Anja, komm mal her!"

"Oh Bonny, guck mal, das ist Firenze." Sie nahm das Pony am Halfter. Es war gerade mal so groß wie eine deutsche Dogge und Pechschwarz.

"Er ist hübsch." Ich sah wie er an Anjas Pullover knabberte. Sie bemerkte es nicht. "Du hör mal, ich darf nach her auf einem Pferd reiten. Einem Holsteiner namens Bondo."

"Klasse. Franz sagte, wir können nach her auch Pilar und Anouk reiten. Ich zeig sie dir nach her und gebe dir Unterricht."

"Ich bin so aufgeregt."

"Das wird schon. Du hast ja einige Bücher über das Reiten lernen gelesen. Okay, es ist zwar schwer die Theorie in die Praxis umzusetzen, aber das wird schon. Du wirst sehen, hast du erst einmal den Dreh raus, klappt der Rest von alleine. Aber warte, ich will mitkommen und zusehen, wenn du reitest.

Komm mit, wir bringen Firenze hier schnell in seine Box und geben ihm ein paar Leckerlie zur Belo- AHHHHH!!!"
 

Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. In Anjas Pullover hatte Firenze ein Loch reingebissen. Sie fand das nicht so lustig... musste dann aber auch lachen. Nur die Leckerlie bekam er doch nicht von Anja.

Aber ich gab ihm dann heimlich welche als sie nicht hinsah.
 

"Deine Angst vor den großen Pferden ist ja weg... das wundert mich."

"Jaah, schon seit ich Soul gestreichelt hab. Ich weiß jetzt, dass sie mir nichts tun."
 

Wir gingen dann zusammen los und suchten Tanja. Wir fanden sie in der Reithalle, sie ritt gerade auf La Fleur. Anja und ich setzten uns in der Zwischenzeit ins Reiterstüberl und sahen ihr zu.

Nach etwa 10 Minuten stieg sie ab und baute sich ein paar Meterhohe Sprünge auf.

Es war einfach klasse, wie sie mit La Fleur über die Hindernisse Ritt. Sie war mit dem Pferd unter sich eine Einheit.
 

"Wenn ich so reiten könnte..." dachte ich laut

"Bonny, das wird schon. Und Tanja reitet sehr gut, sie bringt dir sicher einiges bei. Ich sattle jetzt Anouk, okay?"

"Jaah, mach nur."
 

Später sah ich von oben, wie Anja ein schönes dunkelbraunes Pferd in die Reithalle führte. Ich ging hinunter zu ihr und stellte mich neben das Tor der Halle um alles genau sehen zu können.
 

"Hey du, Bonny, willst du jetzt reiten?" rief Tanja plötzlich und riss mich aus meinen Tagträumen, wie ich eines Tages auf einem Turnier reiten werde.

"Gern, was soll ich tun?"

"Komm mit." Sie stieg ab und führte La Fleur Richtung Box.

"Es war einfach gigantisch, du und La Fleur wart eine totale Einheit!" sagte ich begeistert.

"Danke" sie errötete leicht "ich trainiere auch schon ewig. Das wichtigste ist die Zuneigung zu den Pferden und das Vertrauen zu ihnen. Und natürlich ein bisschen Talent."

"Ich werde nie so reiten können..."

"Doch, ich brings dir bei, versprochen!" Ich sah in Tanjas blaue Augen und sie zwinkerte mir zu.
 

Später, als Bondo gesattelt in der Reithalle stand (Ich habe ihn alleine gesattelt, das konnte ich noch, von den Reitstunden die ich früher hatte), hatte ich schon mal Probleme auf dieses Riesentier rauf zu kommen.

Da musste mir Tanja noch helfen. Aber als ich dann im Sattel saß, fiel mir plötzlich einiges wieder ein, was ich in den Reitstunden gelernt hatte.

Ich gab Bondo mit den Schenkeln abwechselnd die Hilfen und Tanja sah mich prüfend an. Ich hatte nun gar keine Zeit mehr Anja auf Anouk zuzusehen, ich wollte mich konzentrieren, ich wollte einmal so gut reiten können wie Tanja.
 

"Bonny, du kannst jetzt die Zügel annehmen! Und vergiss nicht schön mit dem Zügel zu spielen! Immer schön in der Hand kneten. Jaah, so ists richtig. Treib ihn nur weiter, Bondo ist ziemlich faul. Du machst das schon ziemlich gut.

Reite mal im Zirkel. Hier, einen großen Kreis um mich rum. Dann kann ich dich besser sehen."

Ich gab mir alle Mühe und Bondo war sehr brav. Ab und zu trabte Anja neben mir vorbei.

"Hm... tu mal deine Knie so richtig runter drücken. Ja, dann kommen deine Hacken schön runter... gut so... etwas weiter zurück den Schenkel und die Zehen sollen Richtung Pferdemaul zeigen.

Super. Willst du mal versuchen zu traben. Denn im Schritt klappt das soweit schon ganz gut."

Angst hatte ich nicht direkt... ich war mir nur nicht sicher, ob ich das schaffe, aber ich nickte.

"Ja, ich will es versuchen."
 

"Hey du schaffst das schon!" rief Anja mir zu. Ich sah, wie sie gerade im Kreis galoppierte.
 

"Deine Freundin hat Recht, du hast alle guten Voraussetzungen. Die Zuneigung, das Vertrauen und das Talent."

Also gut. Ich gab die Schenkelhilfen und schnalzte mit der Zunge. Als Bondo nun gemütlich trabte, wurde ich ziemlich im Sattel hochgeschmissen. Doch mit der Zeit fand ich meinen Rhythmus und trabte noch ein paar Minuten so weiter.
 

Kurz danach war meine Reitstunde zuende, denn Franz kam und sagte, dass Anja und ich dem Hufschmied beim Aufheben der Hufe helfen sollten.
 

Das war vielleicht eine anstrengende Arbeit! Honey, eine süße Traberstute hatte irgendwie keine Lust ihre Hufe aus eigener Kraft hochzuheben. Und die ganze Zeit gebückt dastehen, mit einem immer schwerer werdenden Huf in der Hand, ist sehr anstrengend. Aber als die Stute dann vier neue, glänzende Hufeisen drauf hatte, war ich stolz auf mein Werk. Vorallem als Lajos mir erzählte, dass Honey eigentlich ziemlich nervös beim Hufschmied sei.
 

Am Abend war ich fix und fertig. Erst auf der Heimfahrt viel mir ein, dass ich mein geliebtes Handy zuhause vergessen hatte. Meine Mom rümpfte die Nase, als Anja und ich ins Auto stiegen. "Puh, ihr stinkt nach Pferd!" "Pferde stinken nicht, Pferde duften!" kam es empört von Anja zurück. Ich konnte ihr nur zustimmen. Als Gestank empfand ich den Stallgeruch keineswegs.

Nach dem Essen kam eine unerwartete Frage von Anja.

"Sag mal Bonny... habt ihr eigentlich Internetanschluss?"

"Jep, wieso? Willst du ins Net?"

"Wenns keine Umstände macht... ich würde die Kosten dafür auch übernehmen. Aber ich bin schon fast so Internetsüchtig, wie Pferdesüchtig. Weißt du, da gibts so seinen Fan-chat von meiner Lieblingsserie... und die Leute da sind auch echt nett... ich stell sie dir mal vor!"
 

Ende Kapitel 1



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