Vom Regen bis zur Nachtigall von Ryuura (Crowley x Erziraphael) ================================================================================ Kapitel 4: Des Dämons Leid -------------------------- „Scheiße… Scheiße… Scheiße!!!“ Mit einer Geschwindigkeit, die eindeutig WEIT über der erlaubten Geschwindigkeitsbegrenzung lag, jagte Crowley in seinem Bentley durch die Londoner Straßen zu seinem Apartment. Warum musste der Engel ausgerechnet jetzt zurückkommen? 7 Jahre sind definitiv nicht lang genug für den Dämon gewesen, um über ihn hinwegzukommen. Er war eigentlich nur in den Buchladen gegangen, um kurz nach dem Rechten zu sehen. Dies hatte er in den letzten Jahren regelmäßig getan, seit der kleine Mistengel, Crowley konnte und wollte sich den Namen einfach nicht merken, darauf aufpasste. Es war nicht so, dass er Wert darauf legte, das alles in Ordnung war, aber...irgendwie war der Laden ja auch ein klitzeklein wenig seiner. Außerdem hatte er in ein paar Ecken des Ladens seine Pflanzen verteilt, damit wenigstens so etwas wie Leben darin herrschte, wenn schon das einzige Wesen, dass diese Räume mit seiner bloßen Präsenz gefüllt hatte, nun nicht mehr hier war. Vor seiner Wohnung angekommen parkte der Dämon den Wagen mit quietschenden Reifen an der Straße, stieg aus dem Bentley aus und lief, als wäre der Allmächtige persönlich hinter ihm her, zu der Haustür. In seinen 4 Wänden angekommen schloss Crowley die Tür hinter sich und blieb an diese gelehnt einen Moment stehen, zog sich die Sonnenbrille von der Nase und blickte an die Decke. „Fuck. Wieso, Engel? Wieso bist du ausgerechnet jetzt wieder zurück?“ In Gedanken ließ er alles noch einmal Revue passieren. Erst war er stinksauer, als er Erziraphael gesehen hatte, jedoch nicht auf ihn, sondern auf den anderen Engel. Diese hatte nämlich vor 4 Jahren die glorreiche Idee, Crowley eine Art „Freude“ machen zu wollen und hat sich mit einem Wunder in Erziraphael verwandelt. Im Nachhinein betrachtet hätte ihm auffallen müssen, dass das nicht sein Engel war, da weder die Augenfarbe noch die Proportionen gestimmt hatten. Doch er war damals so überrumpelt gewesen, dass er auf diese Scharade hereingefallen und ihm tatsächlich Tränen in die Augen gestiegen waren, die Teufel sei Dank durch die Tönung der Gläser nicht sichtbar waren. Spätestens als Muriel jedoch ihren Mund geöffnet hatte und eine weibliche Stimme aus dem Körper Erziraphaels gekommen war, hatte Crowley begriffen was los war. Der jüngere Engel hatte schnell lernen müssen, was es bedeutete, einen Dämon wie ihn auf den Arm nehmen zu wollen, auch wenn diese bis heute keine Ahnung hatte, weshalb Crowley so ausgerastet war. Doch diesmal war es anders gewesen. Der Engel hatte seinen Mund geöffnet und mit seiner unverkennbaren Stimme den Namen des Rothaarigen gesagt. In dieser Sekunde war Crowley sprichwörtlich das Herz in die Hose gerutscht. Er hatte es kaum glauben können, dass hier wirklich Erziraphael vor ihm stand. Er hatte zu dem Zeitpunkt noch immer die Hoffnung gehabt, dass der kleine Mistengel dahinter steckte und hatte mehrfach versucht, mit einem Wunder dessen Verkleidung auffliegen zu lassen. Zu Crowleys Missfallen jedoch ohne Erfolg. Und was hatte er getan? Anstatt ihm eine gehörige Standpauke zu halten, wie er es all die Jahre immer und immer wieder durchgegangen war, hat er Erziraphael halbherzig Vorwürfe gemacht und war beim Anblick des Engels doch wieder weich geworden. Genervt seufzte Crowley, stieß sich von der Haustür ab und betrat seine Wohnung. Ein Raunen schien durch die Luft zu gehen, als alle Zimmerpflanzen seine Präsenz wahr nahmen und zu zittern begannen. Doch der Dämon hatte gerade wenig Lust, sich um sein Grünzeug zu kümmern. Er hatte gerade weiß Gott andere Sorgen. Sich einen Whiskey aus der Küche wundernd ließ sich der Rothaarige auf seine schwarze Couch fallen, streckte erst mal alle Glieder von sich. Auch wenn er es als Dämon absolut nicht gerne zugab, er hatte eine Schwäche, die für ihn sogleich eine Sucht war. Und diese Schwäche war ein blonder, etwas untersetzter, aber verdammt niedlicher Engel. Dafür hasste sich Crowley selbst. Er war seiner Sucht schneller verfallen, als er „Engel“ sagen konnte und hatte Erziraphael zum Essen eingeladen. Crowley konnte es einfach nicht leugnen, er liebte den Engel viel zu sehr als er sollte. Der Blonde hatte ihn verletzt, seine Gefühle regelrecht mit Füßen getreten, hatte ihn auf der Erde zurückgelassen und jetzt kam er wieder, einfach so! Und er war auch noch so ein Idiot und FREUTE SICH! Er sollte sauer sein, Erziraphael wütend anschreien, ihm sagen dass er sich zurück in den Himmel scheren soll wo er hergekommen ist. Aber...er konnte es einfach nicht. Er wollte das auch nicht. Er würde den Blonden am liebsten anflehen bei ihm zu bleiben, nicht mehr zu gehen. Zähneknirschend richtete sich Crowley auf der Couch wieder auf und griff nach dem gefüllten Whiskeyglas vor sich, von dem er sich einen großen Schluck genehmigte. „Das halt ich nicht aus. Das kann ich echt nur mit Alkohol ertränken.“ Was sollte er denn jetzt tun? Erziraphael würde eh schon denken, er sei verrückt geworden, so seltsam wie er sich verhalten hatte. Seine Gefühlswelt schwankte zwischen Freude, Wut, Trauer und absoluter Glückseligkeit. Wobei bei letzterem dem Dämon fast schon die Galle hoch kam. Nachdem der Engel verschwunden war, um seinem göttlichen Auftrag zu folgen, hatte sich Crowley ein paar Jahre etwas gehen lassen, ging kaum vors Haus und ertränkte seine Sorgen in Alkohol. Und jetzt wo er glaubte, sich endlich wieder gefasst zu haben und wieder nach vorne blicken zu können, da tauchte Erziraphael plötzlich wieder auf. Was sollte er denn davon halten? Das mittlerweile leere Glas stellte Crowley mit einem lauten Knall zurück auf den Tisch, am liebsten würde er irgendetwas anschreien, seinem Frust in irgendeiner Form Luft machen. Doch ein anderer Ton durchdrang die Stille der Wohnung, ein ihm wohlbekanntes Telefonklingeln. Der Dämon wusste, ohne abzuheben, wer am anderen Ende der Leitung war. Und er war nicht bereit dazu, mit Erziraphael zu reden. So ließ er es klingeln, wunderte sich sein Whiskeyglas wieder voll und lehnte sich auf der Couch zurück, das Glas an die Lippen gesetzt als sein Anrufbeantworter ran ging. „Hier ist Anthony Crowley. Ihr wisst was zu tun ist, tut es mit Stil.“ Kurz knackte es in der Leitung, ein tiefes Einatmen war zu hören und dann ertönte die Stimme des Engels aus dem Gerät. „Crowley. Ich bin es. Ich habe mich gar nicht richtig für das Essen bei dir bedankt. Es war wirklich vorzüglich. Nunja… du wirst selbst wissen, dass das aber nicht der Grund ist, weshalb ich anrufe. Würdest du bitte ran gehen? Ich weiß, dass du da bist.“ Seinen Kopf in den Nacken legend seufzte Crowley. Er würde ganz sicher NICHT abheben. Er traute es sich gerade nicht zu, mit dem Engel zu reden. Sonst würde er wieder seiner Schwäche verfallen, das musste aufhören. Dieses Treffen heute hätte gar nicht stattfinden dürfen. „Gut. Du willst wohl nicht reden, das habe ich verstanden. Aber falls doch, mein Angebot mit dem Mas Amiel aus `69 steht noch. Die Tür zum Buchladen steht dir immer offen. Ich warte auf dich.“ Nein, er würde nicht abheben. Mit diesen Gedanken stand der Dämon auf, stellte das Glas ab und ging zu dem Schreibtisch hinüber, auf dem das Telefon und der Anrufbeantworter standen. Erziraphael schien noch nicht aufgelegt zu haben, sagte aber auch nichts mehr. Unentschlossen, was er nun tun sollte, ließ sich Crowley in den Stuhl vor dem Tisch fallen, griff in Richtung des Hörers, den er aber nicht abnahm. Fast schon zitternd schwebte seine Hand über dem Gerät. Nein, er würde nicht abheben, er würde nicht nachgeben, er würde verdammt nochmal nicht schwach werden. „Dann...vielleicht bis später. Tschüss, Crowley.“ Just in der Sekunde, als ein kleines „Klick“ zu hören war als Zeichen, dass der Engel aufgelegt hatte, stand Crowley mit lautem Gepolter auf und riss den Hörer von der Basis. „ERZI….!“ Doch in der Leitung war nur noch das bekannte Freizeichen zu hören, ein beständiges Tuten. Mit weit aufgerissenen Augen stand der Dämon vor dem Telefon, stützte sich mit der freien Hand auf der Tischplatte ab und starrte auf den Hörer in seiner anderen. Verdammt, er hatte es schon wieder getan. Wütend auf sich selbst legte Crowley grob den Hörer zurück und fuhr sich mit beiden Händen sichtlich gestresst durch die roten Haare. „Fuck… Vermurckster dreckiger Drecksmist!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)