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Inu Yasha no yomi

Inu Yasha in der Unterwelt
von

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End of file

This is the end, beautiful friend,

this is the end, my only friend, the end.

 

Theme: Apocalypse now

 

 
 

Allein gelassen setzte sich Inu Yasha neben seine Miko und zog sie in die Arme, lehnte sich an die Wand, einfach beseligt. Genauso lange jedenfalls, bis sie leise fragte:

„Dann können wir morgen nach Hause?“

Sie wusste es nicht, natürlich nicht, durchfuhr es ihn. Und, was sollte er ihr nun sagen? Sie würde traurig sein. Aber, das Dorf, was für sie beide ihre Heimat gewesen war, gab es so nur noch in ihrer Erinnerung. Und ihr Haus gab es auch nicht mehr. „Das geht nicht, Kagome. Unser Haus ist verbrannt....“

„Das Dorf ist überfallen worden?“ Sie wandte den Blick zu ihm. „Aber, wer? Und... warst du nicht da? Yōkai, ich dachte, da gäbe es die Bannkreise...“

„Nein, schlimmer, Kagome. Viel schlimmer.“ Er atmete tief durch, ehe er von den schleichenden Entwicklungen nach ihrem Tod redete, die darin gegipfelt hatten, dass die Dorfbewohner ihr Haus angezündet hatten. „Sie dachten, ich wäre drin,“ endete er mit zitternder Stimme. „Sie wussten nicht einmal mehr, dass das dein fünfzigster Todestag wäre.“ Er hatte einmal gehört fünfundvierzig Menschenjahre seien wie ein Jahr für einen Yōkai. Er glaubte nun, das gelte auch für Hanyō.

Braune Rehaugen schwammen in Tränen. „Aber die Kinder von Sango und Miroku...“

„Zwei sind doch weg, zu Kohaku und den neuen Dämonenjägern und die Tochter, die im Dorf blieb ist auch schon lange tot. Sie glaubten dem neuen Priester mehr als den Sagen ihrer Eltern, weißt du. Menschen leben nur so kurz.“

„Das ist ja schrecklich.“ Kagome atmete tief durch. Mit solch einer Entwicklung hatte sie wirklich nicht gerechnet. „Und hier können wir auch nicht bleiben. Das ist ein Yōkaischloss. Da werden sie mich kaum dulden. Und dich auch nicht.“

„Naja, dafür, dass sie schon bereit waren mich als neuen Fürsten anzuerkennen...“ Inu Yashas Lächeln war jedoch etwas verzerrt. „Nii-sans Ehefrau kenne ich ja nicht, aber Keiobo-sama ist recht nett, wenn auch sehr kühl. Naja, Sesshōmarus Mutter eben.Und ich denke, sie ist mir recht dankbar, dass ich ihn zurückgeholt habe.“

„Ja, natürlich, als Mutter. Magst du mir ausführlicher erzählen? Bis ich Kleidung bekomme haben wir ja garantiert Zeit und du hast in der Unterwelt mir doch sicher nicht alles berichten können.“

„Ja. Außerdem – wie ich schon sagte, der Typ, ich meine, Bruderherz, hat bis morgen früh sicher eine Idee was wir machen können ohne ihn gleich in den nächsten Krieg zu stürzen. Das wird sowieso noch heikel, der Drache, der ihm den ganzen Schlamassel eingebrockt hat, war ein Enkel des Drachenkönigs.“

„Ach herrje. Jetzt hast du mich aber wirklich neugierig gemacht. Also...?“

Was sollte er schon tun, wenn sie den Kopf so an seine Schulter lehnte und ihn erwartungsvoll ansah.

 

Als er endete, guckte sie ihn an. „Du bist verrückt,“ meinte sie, aber es klang zärtlich. „Mal eben so in die Unterwelt zu spazieren um zu verhindern, dass man Fürst wird. Ich glaube nur, dass ich dich schon immer für solche Sachen geliebt habe.“ Der alte Tōtōsai hatte recht behalten – man sollte niemandem die Macht Tessaigas anvertrauen, der seinerseits an Macht interessiert war. Sesshōmaru schien ja etwas vernünftiger geworden zu sein, aber damals... Lieber nicht.

„Ich glaube, ich bin gerade rechtzeitig fertig geworden,“ bog der Hanyō lieber verlegen ab. „Da kommt wer.“

„Ich hoffe mit Kleidung.“ Aber Kagome richtete sich auf und wickelte eilig die Decke um sich.

Inu Yasha stand auf, noch ehe er das höfliche Klopfen am Rahmen der Tür hörte, und schob sie beiseite.

Kyoichi kniete vor der Tür, wie erwartet – daneben eine Yōkai mit einem Bündel Kleidung im Arm. „Oyakata-sama, die Kleidung für Eure Gefährtin. Die Fürstenmutter sendet Euch Hiroko um Eurer Gefährtin behilflich zu sein.“

Kagome wollte schon widersprechen, sie könne sich doch auch allein anziehen, ehe ihr einfiel, dass das bei einem auch nur zweilagigen Kimono spätestens beim Obi mit Kissen kaum zu schaffen war – und Inu Yasha bei allen Bemühungen davon sicher keine Ahnung hatte.

„Ja, gut,“ sagte der Hanyō und wich etwas beiseite, woraufhin die Yōkai an ihm vorbei huschte, um sich erneut niederzuknien, diesmal vor der überraschten Kagome. „Noch etwas, Kyoichi?“ War Bruderherz etwas eingefallen?

„Die Fürstenmutter lässt Euch bitten Eure Gefährtin anschließend in den Frauentrakt zu schicken, damit sie sie willkommen heißen kann und ihr auch Takara, die Gefährtin des Fürsten, vorstellen kann.“

 

Sehr höflich, dachte Kagome, die sich etwas aufrichtete, allerdings noch immer die Decke um sie geschlungen. Höfisch-höflich. Ein guter Grund nicht in diesem Schloss zu bleiben. Mittelalter plus Fürstenhof war doch etwas viel auf Dauer. So ganz konnte sie das Leben in der Zukunft doch nie vergessen.

 

Inu Yasha hatte derweil ein anderes Problem. „Wieso Takara? Ich dachte, sie heißt Daichiko?“

„Anweisung des edlen Fürsten.“

Ja, und natürlich widersprach niemand Sesshōmaru. Der Kerl konnte ziemlich nachdrücklich werden, nachzufragen unter anderem bei Kori. Interessant war nur, warum Brüderchen seine Braut von „Daichis Kind“ in „Schatz“ umgetauft hatte. Aber da sollte selbst er lieber den Mund halten. „Ich soll um neun im Arbeitszimmer sein,“ fiel es ihm dafür ein.

„Ja, Ihr solltet mit mir gehen, oyakata-sama.“ Der Haushofmeister war froh, dass er den Thronfolger nicht darauf aufmerksam machen musste, das war hart an der Grenze des Benehmens.

„Gut.- Viel Spaß, Kagome, ich komme später, wenn ich Bescheid weiß, ja?“

 

Und weg war er, dachte seine Gefährtin, die zum ersten Mal in ihrem Leben sich mit einer Zofe konfrontiert sah, die sie erwartungsvoll anguckte. Da die Tür von außen geschlossen wurde, stand sie seufzend auf und ließ die Decke fallen. „Hiroko, heißt du?“

„Ja, Kagome-hime.“

Prinzessin? Ach du je, ja, Inu Yasha hatte ja erwähnt, dass er hier als Thronfolger gehandelt wurde. Aber, das musste doch echt nicht sein. Sie wollte das schon sagen, ehe ihr einfiel, dass sie damit vermutlich nur die Dienerin in Probleme bringen würde, so altmodisch steif, wie es hier zuging. Das war ja wie Mittelalter konnte sie sich sparen, das WAR Mittelalter. Und noch dazu lebten Yōkai nun einmal anerkanntermaßen deutlich länger. Jeder von denen konnte sich an Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende erinnern – mit dem modernen Japan, was manchmal ja durchaus altmodisch war, hatte das wirklich gar nichts zu tun. So seufzte sie erneut nur etwas, wenngleich durchaus willens Inu Yasha nicht in Probleme mit der neu gewonnen Familie zu stürzen. „Ich habe lange Jahre nur mehr ein Gewand für eine Miko getragen, Kimono sind mir fremd. Erkläre mir, was ich machen muss.“

„Ja, Kagome-hime.“

„Und eine Frage habe ich noch – wieso die Anrede oyakata-sama an Inu Yasha? Ich dachte, so wurde einst der Vater der zwei... ich meine, sein Vater und der des Fürsten angeredet?“ Ach herrje. Das war schon wieder ein Fettnäpfchen, so, wie die Yōkai um ein Haar den Kopf gehoben hätte.

„Ja, aber der verstorbene Taishō war eben nur dies, Kagome-hime. Wenn Ihr vielleicht dieses Tuch um Euch winden würdet. Er war mächtig, aber kein Fürst. Inu Yasha-sama ist eben der Thronfolger, der nächste Verwandte. Sesshōmaru-sama ist jedoch der Fürst und Herr über Leben und Tod.“

„Danke,“ ließ sich die anerzogene Höflichkeit hören, während Kagome überlegte. Der verstorbene Vater der zwei Hundebrüder, so mächtig er auch als Daiyōkai gewesen war, hatte den Titel eines Fürsten nie getragen und damit auch nie die... wie sollte man das nennen.... ultimative Macht besessen? Der Träger aller drei Schwerter der Weltherrschaft? Und da sollte noch einmal jemand sagen Menschen wären kompliziert. „Und wie soll ich korrekt den Fürsten, die Fürstenmutter und die Gefährtin ansprechen?“ Allein der Satz...! Aber sie wollte doch nicht Inu Yasha kompromittieren der so viel durchgestanden hatte.

„Da Ihr ein Familienmitglied seid, vermutlich im ersten Satz mit edler Fürst, mein Fürst....danach wird er Euch sicher gestatten ihn mit Sesshōmaru-sama anzusprechen. Die Fürstenmutter trägt den Titel einer Inu no kami. Takara-sama solltet Ihr so nennen. In der höfischen Rangfolge seid Ihr die Nummer Drei der Damen.“

Auch das noch. Sie musste hier weg! Hoffentlich kam Inu Yasha mit einer brauchbaren Idee zurück!

 

Kyoichi schob die durchaus bekannte Tür aus dem Privattrakt zum Arbeitszimmer beiseite. Inu Yasha trat ein und hörte nicht nur wie die Tür hinter ihm zugeschoben wurde, sondern sah auch gleich einen guten Grund zum Missmut. Kori kniete vor seinem Fürsten, wohlweislich bemüht die Hände nur symbolisch auf den Boden zu drücken. Na, vor dem wollte er sich und Bruderherz sicher nicht bloßstellen und so lautete die ungewöhnlich höfliche Begrüßung: „O-nii-san, du wolltest mich sprechen?“

Verehrter großer Bruder? Pünktlich im Arbeitszimmer eingetroffen? Das würde in ein Buch mit undenkbaren ersten Malen eingetragen gehören, dachte der Hundefürst, winkte jedoch nur, dass sich der Jüngere hinter ihn auf den rechten Platz setzen sollte, ehe er fortfuhr: „Kori, du kannst abreisen. Ich will deinen Namen jedoch nur noch unter den Steuernachweisen lesen. Dich nicht sehen, nichts anderes hören.“ Der Blick glitt beiseite. Hoffentlich verstand … Vaters zweiter Sohn was er meinte.

„Ich zeigte ihm bereits das Meidō Zangetsu, o-nii-san.“ Inu Yasha hätte fast gegrinst, wahrte aber aus seiner sehr kurzen Erfahrung als Fürst die Contenance. Außerdem hoffte er wirklich auf eine gute Idee des Bruders.

„Nicht gegen ihn. Bislang. - Du darfst gehen, Kori.“

Aus irgendeinem Grund befand der Provinzfürst, als er fast auf die Beine sprang, da er seine Hände nicht bewegen konnte, dass er sehr gut davon gekommen war. Er sollte nur wirklich aufpassen, dass er nicht gleich alle beide Brüder auf sich zornig machte – einer war wirklich schon schlimm genug.

 

Allein unter sich meinte der sogenannte Thronfolger allerdings: „Ich hoffe, du hast eine Idee? Ja? Also, wohin sollte ich und Kagome? In das Dorf können wir nicht zurück, hier im Schloss bleiben ist für uns beide eine Tortur.“ Wo blieb eigentlich sein rotes Gewand, das sollte doch mal fertig gewaschen sein?

Sesshōmaru beschloss taktisch mit der Schwägerin anzufangen. Ginge es der gut, würde sich der kleine Bruder doch auch einfügen. „Im Westen leben auch Menschen.“

„Ich dachte, das ist ein dämonisches Fürstentum?“

„Als die Verträge geschlossen waren und die Bannkreise beschlossen wurden...“ Wo steckte eigentlich dieser Floh? „Wurde auch den Menschen freigestellt in die Welt der Menschen zu gehen oder zu bleiben. Einige gingen, um unter Menschen zu leben, andere blieben.“

„Es gibt hier auch Menschendörfer?“ Inu Yasha war wirklich erstaunt.

„Sie benötigen eine erfahrene Heilerin.“

„Oh, du denkst an Kagome? Und ich soll hier in diesem Zimmer herumhocken und....Nein?“

Dem Herrn des Westens war klar, dass es nicht nur für Bruder und Schwägerin eine Tortur wäre sie beide hier im Schloss zu haben. „Nein. Ein Haus etwas abseits. Für Kagome eine Stätte zum Heilen. Und du als Heermeister des Westens.“

„Heermeister?“ Inu Yasha bekam fast den Mund nicht mehr zu. „Das ist doch Mamoru? Oh....“

„Er war es.“ Ein winziges Zucken um einen Mundwinkel. „Oder traust du dir nicht zu mit den Kriegern fertig zu werden?“

„Keh! Du kennst die Antwort.“ So weit käme es noch, dass er ein paar Hunde nicht zur Räson bringen würde. Sekunde mal. Hatte er gerade eben wirklich zugestimmt.... Ach herrje. Jetzt den Schwanz einzuziehen und einen Rückzieher zu machen war natürlich auch unmöglich. Und jetzt konnte er zusehen, wie er das Kagome beibringen sollte.

Nun, das passte, dachte der Hundefürst zufrieden, da sich die andere Tür öffnete und Jaken einen für den Kappa recht großen Brief heranschleppte, Myōga tatsächlich auch einmal auftauchte, Mamoru bemerkenswert kleinlaut hereinschlich und Kyoichi wie immer eilig kam.

Inu Yasha fühlte sich unangenehm an die wenigen Minuten erinnert, als er hier saß und diese Berater ihm etwas erklären sollten.... naja, Myōga und sogar Jaken hatten das und Kyoichi schien sowieso brauchbar, gab er zu. Mamoru, nun ja. Immerhin schien Brüderchen den nicht für seine Schwatzhaftigkeit umlegen zu wollen, sonst wäre der kaum noch hier. Allerdings war nicht nur ihm klar, dass da etwas kam – der Heermeister wirkte bemerkenswert geknickt. Fast neugierig sah der Hanyō jedoch zu wie Jaken den großen Brief zu Mamoru schleppte.

„Befehl des Fürsten!“ sagte er. „Bringt diesen Brief zum Drachenkönig.“

Da nicht nur Mamoru irritiert zum Hausherrn blickte, geruhte sich Sesshōmaru zu erklären. „Der Brief beinhaltet mein persönliches Bedauern, dass ich mich aufgrund von Hochverrat genötigt sah Ryuichi zu töten, den ältesten Enkel Ryujins.“

Inu Yasha sah, wie der ehemalige Heermeister blass wurde. Bislang hatte er nicht gewusst, dass das auch Yōkai passieren konnte.

 

Mamoru konnte nicht anders als die Tatsache diese Botschaft überbringen zu sollen als Todesurteil zu empfinden. Sicher, der Drachenkönig und der Herr des Westens hatten Verträge, es galt bestimmt danach als zulässig auch Verräter der anderen Art zu töten.... aber... Da war ein sehr großes ABER. Drachen galten insgesamt als überaus impulsiv und es stand zu erwarten, dass deren König kaum anders war. Im Zweifel, nun, eher ohne jede Zweifel, würde der zunächst den Boten umbringen, ehe er geruhte an die Verträge zu denken.

 

Dem Hundefürsten war dieser Gedankengang nur zu klar, auch war ihm bewusst, dass er mit Mamorus Angst spielte. Nun ja. Hätte der geschwiegen. „Wenn du wieder zurück bist, wirst du dich in die Reihen der Wachen fügen. Mein Bruder wird dir ohne Zweifel eine passende Aufgabe zuteilen.“

 

Strafverschärfung, dachte Mamoru nur. Degradiert, ohne Zweifel zum untersten Rang, dazu wurde das Amt des Heermeisters von dem Hanyō, nun, zugegeben, dem Thronfolger übernommen … Selbst das Überleben bot eine recht düstere Zukunft. Aber, das gab er zu, er hatte als Berater, als Heermeister nicht nur versagt, sondern in der Grundkompetenz Vertrautes zurück zu halten versagt. Das war in jeder Yōkaihierarchie todeswürdig. Und, das musste er zähneknirschend zugeben, war diese Option eine, die ihm immerhin noch eine Chance aus Überleben ermöglichte. Freilich, welches Überleben...

„Geh.“ Der Befehl des Herr des Westens ließ sich den ehemaligen Heermeister nur verneigen und aufstehen.

 

Erst, als er den Raum verlassen hatte, meinte Jaken, der sich auf seinen Platz gesetzt hatte: „Ihr wollt wirklich...“ Er brach lieber ab, denn Inu Yasha hatte eine Hand zur Faust geballt, sah aber durchaus mit neugewonnener Selbstbeherrschung zum großen Bruder.

Der wiederum musterte seinen vorlauten Berater. Jaken! Seit Jahrhunderten war der nun bei ihm, um ihn, und hatte noch immer nicht gelernt, dass das, was er aussprach, auch sein Wille war?

Dem Kappa war bewusst, dass er soeben dabei war sich durch gewisse Voreiligkeit gleich mit beiden Brüdern Ärger einzuhandeln und verneigte sich lieber eilig tief. Es würde in seinen Augen ja schon genügen, wenn Sesshōmaru-sama nicht selbst gegen ihn die Hand hob, sondern zu dem Hanyō, natürlich hieß das jetzt seinem Thronfolger, „mach!“ sagte. Inu Yasha würde sich das kaum zwei Mal sagen lassen, wie er ihn kannte.

Sesshōmaru sparte sich allerdings jeden Tadel in gewisser Kenntnis des loyalen aber manchmal übereilten Dieners. Dennoch wusste er, warum sein kleiner Bruder so hin- und herrutschte. Der hatte zwar zugestimmt, aber diese Beraterseite eines Heerführers musste er wohl erst noch lernen – und dazu erst einmal Kagome schonend beibringen, dass sie nicht mehr in die Menschenwelt zurück sollten. Er vermutete zwar, dass die Schwägerin von einer medizinischen Aufgabe angetan wäre, aber so ganz hatte er sie bis zu ihrem Tod nie verstanden – und danach ja auch keine Minute gesehen. „Du kannst gehen, Inu Yasha. Geh in den Garten.“

„Äh...“ Warum denn das? Aber Der Hanyō erhob sich, zu erleichtert hier weg zu kommen. Das würde doch nur entsetzlich langweilig werden.

 

Als er im Vorraum des Privattraktes einen Diener nach dem Garten fragte, erfuhr er schnell, warum er dorthin hatte gehen sollen. „Ja, oyakata-sama, die Damen befinden sich wohl dort. Wenn Ihr mir zu folgen wünscht...“

Schon wieder eine Schlossregel, die er nicht kannte? Aber schön, vielleicht konnte er dann auch einmal seine neue Schwägerin sehen.

 

Tatsächlich hatte sich Kagome bemüht höflich vor der Fürstenmutter verneigt, die aber rasch als genau so kühl wie ihren Sohn eingestuft. Auch die Inu no Kami hatte nicht im Mindesten Ahnung gehabt, wie sie höflich mit einer Miko, die Inu Yashas Ehefrau war, umgehen sollte, und die Sache rasch an die Fürstengefährtin übergeben, die zwei jungen Frauen in den Garten geschickt. Eine Geste, die zumindest Kagome verdächtig an: Kinder, geht raus zum Spielen, erinnert hatte.

Aber sie hatte gewisses Mitleid mit ihrer Schwägerin empfunden, die doch, soweit man es einer Hundeyōkai ansehen konnte, unsicher wirkte. So hatte sie gemeint: „Ich glaube, wir sind beide recht neu in diesem Schloss. Ein recht hübscher Garten, finde ich.“

Takara erkannte das Bemühen an und deutete auf zwei Kissen. Die ihnen gefolgten Hofdamen zogen sich ein wenig zurück und knieten in Entfernung nieder.

Kagome warf ihnen einen Blick zu. „Bist du immer in Begleitung?“

„Du auch, oder?“ Die Fürstengefährtin klang überrascht. „Sobald man den Frauentrakt verlässt. Oh, dann brauchst du ja auch ein Zimmer bei uns, nicht wahr? Ich werde dann mit der verehrten Schwiegermutter reden. Obwohl sie vermutlich von allein dran denkt.“

„Wieso soll...“ Ach, natürlich. Frauen und Männer lebten in diesen Schlössern ja voneinander getrennt. Noch ein guter Grund hier zu verschwinden. So korrigierte sie sich. „Darf ich dich etwas fragen Takara...sama?“

„Natürlich.“ Zugegeben, es war ungewöhnlich sich mit einem Menschen zu unterhalten, aber auch die Fürstengefährtin hatte eine für sie wichtige Frage in petto und wollte Vertrauen schaffen um eine wahrhaftige Antwort zu bekommen. Überdies handelte sich um eine Frau der Familie.

„Inu Yasha sagte, dein Name sei Daichiko? Ist es üblich unter Yōkai bei der Heirat den Namen zu wechseln?“

Das war alles? „Ich hieß schon immer Takara, meine Mutter hatte mich so genannt und alle im Frauentrakt zu...in meines Vaters Schloss nannten mich so. Aber mein Vater gab mir den anderen Namen. Und natürlich galt er.“

Das ließ irgendwie Rückschlüsse zu, wie beliebt ihr Vater in seinem eigenen Schloss unter den Frauen war. Null. „Aber...?“

„Ich hatte hier im Frauentrakt die Dienerin, die mir zur Verfügung gestellt wurde, gebeten mich Takara zu nennen. Natürlich sagte sie es meiner Schwiegermutter. Und diese erwähnte es wohl gegenüber Sesshōmaru-sama.“

Und der Schwager hatte diesen Namen akzeptiert und damit vermutlich bei seiner neuen Ehefrau gleich einen großen Stein ins Brett gepackt. Nun ja, eine gewisse Fürsorge konnte man ihm trotz allem nicht absprechen. „Du willst mich auch etwas fragen?“

„Sehen das Menschen so?“

„Ich habe lange Jahre Menschen geheilt, da wäre es schlecht keine Menschenkenntnis, oder, sagen wir, keine Kenntnis des Gegenübers zu entwickeln.“

Die Fürstengefährtin bemühte sich sichtlich um ein beherrschtes Gesicht. „Als ich ankam, fragte ich, aber mir wurde gesagt, dass Inu Yasha-sama nicht verheiratet ist. Heute bist du da, und es hieß, dass ihr schon sehr lange verheiratet seid. Was stimmt nun?“

Ach herrje, aber zugegeben, für jemanden, der neu in dieser Hundefamilie war, war das jede Frage wert. „Beides, fürchte ich. Es ist sicher schon über hundert Jahre her, dass, nun, dass wir zusammen sind. Und doch waren wir es eine Zeit nicht. Aber ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen darf. Ich meine, ich möchte keinen Streit in die Familie tragen.“

„Das kann ich verstehen.“

„Frage doch einfach Sesshōmaru.“

„Was?“

Kagome wusste nicht, ob der Schock der Tatsache galt, dass ihre Schwägerin ihren Ehemann fragen sollte oder der Tatsache, dass sie selbst einfach so nur den Namen des Fürsten ausgesprochen hatte. Vermutlich beides. „Oh, da kommt Inu Yasha!“ Sie wollte schon aufspringen und ihm entgegenlaufen, als sie an Takara und die beiden Hofdamen dachte. Seufzend drehte sie sich nur und bemerkte irritiert, wie ihre neue Schwägerin sich vor ihrem Gefährten verneigte. Ach du liebe Zeit, ja, Mittelalter. Er war der Thronfolger und männlich. Sie musste aus diesem Schloss weg, sonst würde sie innerhalb von zwei Tagen die gesamte Familie blamiert haben und die Menschen noch dazu!

Er ließ sich nieder und warf nur einen Blick auf die beiden Hofdamen, die ihn nun pflichtbewusst nicht aus den Augen ließen. „Hallo Takara, lass das nur, wir sind doch unter uns.“ Womit er unbewusst verriet, dass er die Hofdamen so ähnlich wie Wandschirme fand. Anwesend aber uninteressant. „Kagome, nii-san hatte eine gute Idee, ich hoffe, sie gefällt dir auch. Hat nur einen kleinen Haken, dass wir so lange hier im Schloss bleiben müssen, bis unser Haus fertig ist, ein Stück weg.“

„Aber hier im Westen?“ Das wäre für Inu Yasha natürlich recht gut. Und für sie?

„Äh, ja.“ Er berichtete von der Idee des Herrn Bruders sie als Heilerin arbeiten zu lassen.

Kagome wollte schon fragen seit wann der denn an Menschen dachte, aber sie entsann sich Inu Yashas Erzählungen, dass der als Fürst wohl keine schlechte Figur machte, dachte auch an Rin: „Klingt verlockend, gebe ich zu. Und du?“ Oni vertreiben? Kaum.

„Ich darf Krieger über den Platz scheuchen. Ich soll der Heermeister werden.“

„Du und Heermeister?“ Sie musste daran denken, dass da wohl recht viel Bürokratie mit dran hing, aber wozu sein strahlendes Grinsen enttäuschen. Außerdem – sie waren doch fünfzig Jahre getrennt gewesen, er hatte sich bestimmt weiter entwickelt. „Na, viel Spaß.“

„Dir auch. Immerhin wirst du ja einen Garten anlegen müssen, mit diesen ganzen stinkenden Kräutern.“

„Heilkräuter!“

Takara war irritiert, sie hatte noch nie erlebt, dass man so mit seinem Ehemann sprach, aber da beide lachten und sich anblinzelten, hatte sie das Gefühl einem Dialog zu lauschen, den die Zwei schon lange und oft geführt hatten ohne es sich übel zu nehmen. Passierte das, wenn man lange verheiratet war? Würde sie eines Tages sich auch frei äußern dürfen? Vielleicht, wenn das schwägerliche Paar ein eigenes Haus hatte, könnte sie es wagen, Sesshōmaru-sama zu bitten Kagome besuchen zu dürfen? Sie war so ganz anders, natürlich war sie ein Mensch, aber etwas wie Magie waberte da auch um sie. Mutter hatte ja stets gesagt, eine Fürstengefährtin dürfe keine Freundin haben, niemandem vertrauen, aber vielleicht der eigenen, nach langer Ehe kinderlosen, Schwägerin?

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich fürchte in fünfzig Jahren sind die werten Brüder ziemlich oft auf "Patrouille"...

Kleiner Hinweis in eigener Sache: demnächst kommt eine neue "Schwagergeschichte" Schwert und Bogen. Natürlich weckt Tessaiga Begehrlichkeiten, aber man sollte schon überlegen was und wer die Folgen sein könnten....

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DuchessOfBoredom
2024-05-30T19:02:04+00:00 30.05.2024 21:02
Ein schönes Ende mit einer perfekten Lösung für alle Beteiligten :) Hat wie immer sehr viel Spaß gemacht, dem - im wahrsten Wortsinn - Höllentrip (okay, Unterwelt-Trip) zu folgen und natürlich allem, was danach kam.
Ich freu mich auch schon auf die angekündigte Schwagergeschichte!
Bis dahin! :)
Von:  Sanguisdeci
2024-05-26T07:49:23+00:00 26.05.2024 09:49
Eine sehr schöne Geschichte! <3 Vielen Dank hierfür!


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