connectedness von GoSaKu ================================================================================ Kapitel 6: gefährliche Begegnungen ---------------------------------- Kai stellte sich an der großen Einfahrt zum Schrottplatz mit dem Rücken an die Mauer und lugte seitlich hinein, ich tat es ihm gleich und stellte mich ebenfalls hinter ihm an die Wand. „Was siehst du?“ flüsterte ich ihm zu, doch eine Antwort blieb mal wieder aus. Dann nahm er plötzlich meine Hand und hielt diese ganz fest, was mich zwar überraschte, ich beließ es aber dabei, da er das sicher nicht tat, weil er jetzt unbedingt einfach nur Händchen halten wollte. Und ich sollte Recht behalten; Er rannte los und zog mich hinter sich her, bis wir zwischen dem großen Rolltor und dem Eingang zur Halle, ebenfalls an der Wand standen. Das Rolltor war geschlossen und es war kein Mucks zu hören, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Er schaute kurz über die Schulter zu mir und legte seinen Finger auf seine Lippen. Ich nickte, um ihm zu signalisieren, dass ich verstanden habe. Er ließ daraufhin meine Hand wieder los und öffnete langsam die schwere Stahltür, die in das Innere der Halle führte. Er gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen und ich schlich ihm hinterher. Die Tür hinter mir schloss ich so leise, wie möglich und als sie zu war, schauten wir uns vorsichtig um. Es war niemand zu sehen, doch wir ahnten, dass wir nicht alleine waren und vermutlich sogar beobachtet wurden. Überall standen große Holzkisten verteilt rum und es gab verschiedene Schrotthaufen, die sich bis zu Decke türmten, die allerlei alte und kaputte Beyblade-Einzelteile enthielten.   „Kai.. Es ist unheimlich hier. Ich habe das Gefühl, dass wir nicht alleine sind.“ flüsterte ich und Kai schaute in dem Moment nach oben, zu der Reling, welche nur durch eine Metalltreppe erreicht werden konnte.   „Nanu, nana.. sieh mal einer an, wen haben wir denn da?“ sagte eine uns bekannte Stimme, die oben an der Reling stand. Carlos grinste breit und schaute zu uns hinab. Es wirkte so, als hätte er uns schon erwartet.   „Hab mir schon gedacht, dass du hier bist!“ rief Kai zu ihm hoch: „Ich bin mir sicher, dass du nicht alleine bist!“   „Tze, wüsste nicht, was dich das angeht..“ Carlos grinsen verschwand und er kam die Eisentreppe hinuntergelaufen und stellte sich in einem großen Abstand uns gegenüber auf.   „Hey Kleine! Gut, dass du Kai gleich mitgebracht hast! Hast du besorgt, was wir haben wollen?“   Ich musste schlucken und griff in meine Hosentasche und spürte den Chip zwischen meinen Fingern, doch ich wollte ihn auf keinen Fall hergeben. Zu gefährlich wäre es, was passieren könnte, wenn er in falsche Hände gerät. Kai bemerkte dies und hielt plötzlich seinen rechten Arm vor mich, als wolle er mich daran hindern, den Chip aus meiner Hosentasche zu holen.   „Nicht so schnell!“ Kai funkelte Carlos gefährlich an: „Erst befreit ihr Maron von diesem Ding!“   „Ha! So läuft das nicht, Kai! Du besitzt keine Macht hier über uns. Ihr habt keine andere Wahl -Entweder ihr gebt uns den Chip und deinen Dranzer oder wir jagen deine geliebte Freundin ganz einfach in die Luft! Hahaha..“   Maron errötete leicht, bei seinen Worten. „Grr.. du mieser Hund!“ knurrte Kai. Dann ließ er seinen Arm sinken und sein Blick senkte sich gen Boden: „Maron… tu was er sagt!“   Da wurde mir bewusst, dass Kai ganz irrational handelte. Wieso war es ihm so wichtig, dass ich nicht sterbe? Es konnte ihm doch eigentlich egal sein, schließlich kannte er mich kaum und ich war ihm sowieso nur ein Klotz am Bein. Wieso also riskierte er, Black Dranzer auszuhändigen, wenn er selbst doch eine Wahl hatte und es einfach ablehnen konnte. Wenn ich sterben würde, hätten sie kein Druckmittel mehr und er könnte den Chip einfach zerstören. Doch dann fielen mir Kyokos Worte wieder ein >“Kai mag dich, sonst würde er sowas nicht tun!“<   Kais Worte rissen mich aus meinen Gedanken: „Warum zögerst du? Gib ihm den Chip!“   „Nein, auf keinen Fall! Es muss doch eine andere Möglichkeit geben!“ protestierte ich.   Carlos grinste erneut süffisant: „Wie Interessant, dass sich der große Kai Sorgen um das Leben eines Mädchens macht.. Ist ja wirklich herzallerliebst. Dabei war ich mir sicher, dass du gar keine Gefühle hast..“   „Halt die Klappe, Carlos!“ sagte Kai abrupt: „Wie du willst, Maron..“ Kai schaute zwischen ihm und mir hin und her: „Carlos, ich werde mit Black Dranzer für euch kämpfen, dafür lasst ihr Sie auf der Stelle laufen!“   „Das klingt eigentlich nicht schlecht!“ erwiderte Carlos: „Wartet hier, ich werde den Boss informieren! Lauft ja nicht weg!“   Als er sich umdrehte und zur kleinen Metalltür unterhalb der Reling lief, in der er mich das letzte Mal hineingestoßen hatte, wurde mir klar, was Kais Plan war.     „Kai, tu das bitte nicht!“ flehte ich ihn an. „Ich bin es nicht wert, dass du so weit gehen musst! Das ist viel zu Riskant. Dann händige ich den Chip lieber aus!“   Da packte er mich am Arm, zog mich an sich heran und schaute mir tief in die Augen. Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren und mir wurde augenblicklich heiß, während mein Herz anfing wie wild zu schlagen. „Hör zu, Maron. Ich werde dich auf keinen Fall sterben lassen! Es ist mir nicht egal, was mit dir passiert und wenn ich mit Black Dranzer für diese Kerle kämpfen muss, um dein Leben zu retten, dann werde ich das tun!“   „Ach wie herzzerreißend!“ unterbrach uns eine mir bekannt Stimme, ehe ich was erwidern konnte. Mr. Z stand nun gegenüber von uns, wo vorher noch Carlos stand und sah uns mit einem süffisanten Grinsen an.   „Ich wusste, dass du da bist!“ knurrte Kai. Er erkannte die Ähnlichkeit zu Boris und ein Hauch von Furcht war in Kais Augen zu lesen. Er ließ mich wieder los und stellte sich schützend vor mich. Ich war wirklich gerührt von Kais Beschützerinstinkt und, dass er bereit war, dies alles für mich zu tun.   „Tehehe.. Ich habe schon viel von dir gehört, Kai! Mein Vater war sehr enttäuscht, als du ihn verraten hast. Jedoch wäre er bereit darüber hinweg zu sehen, wenn du uns dafür deine Fähigkeiten zur Verfügung stellst.“   „…“   Kai war bereit, alles für mich zu opfern und so war ich ebenso bereit, für Kai alles zu geben. Ich war schließlich diejenige, die nichts mehr zu verlieren hatte. Ich hatte im Hintergrund schon heimlich eine kurze Nachricht vom Handy an Kyoko gesendet und wusste, Hilfe ist unterwegs. Nun war ich an der Reihe zu handeln und ich hoffte, dass Black Dranzer nicht die volle Kontrolle über mich übernahm. So steckte ich hinter meinem Rücken den schwarzen BitChip in meinen weißen Dranzer, schnallte ihn an meinen Starter und hielt den Starter dann schließlich ausgetreckt nach vorne.   „Ich werde nicht zulassen, dass ihr Kai wieder ihn eure Finger bekommt und ihn manipuliert! Lasst mich an seiner Stelle mit Black Dranzer für euch kämpfen!“   Kai drehte sich um und sah mich entsetzt an, während Mr. Z und Carlos ebenfalls überrascht von meinem plötzlichen Auftritt waren. „Maron, was tust du da?“ fragte Kai mit aufgerissenen Augen.   „Kannst du ihn denn überhaupt kontrollieren?“ fragte Mr. Z ruhig.   „Nein, tu das nicht!“ rief Kai, doch ich zog mit aller Kraft an der Reißleine, um zu beweisen, dass ich es könnte, obwohl ich mir nicht sicher war. Aber ich hoffte, dass es klappen würde, da ich White Dranzer auch so einfach kontrollieren konnte. In den Moment, als der Blade sich aus meinem Starter löste, umgab mich eine seltsame Energie und eine eisige Kälte durchfuhr wieder meinen ganzen Körper. Mein Kopf fing an zu schmerzen, doch ich konzentrierte mich darauf, Black Dranzer unter Kontrolle zu bringen.   Ohne etwas zu sagen, hatte ich das Gefühl, dass Black Dranzer meine gedanklichen Befehle entgegennahm und er raste auf die Kisten in der Halle zu und zerschlug eine nach der anderen problemlos. Danach kehrte er wieder zu mir zurück und landete in meiner Hand. Ich spürte wie mich eine dunkle Energie durchströmte und mich mit einer unbändigen Macht erfüllte. Mein Verstand sagte mir, dass das der Einfluss von dem BitBeast wäre, doch ich hätte nie gedacht, dass es sich so gut anfühlen würde. Jetzt konnte ich nachvollziehen, wieso Kai sich so einfach dem BitBeast hingegeben hatte.   „Also gut, wir entfernen das Ding und du wirst für uns BitBeasts sammeln. Uns ist es egal, wer von euch beiden mit Black Dranzer für uns kämpft. Das heißt aber auch, dass du mit uns mitkommen musst.“ Das süffisante Grinsen von Mr. Z wurde immer breiter. Er bekam was er wollte, egal ob er mich oder Kai dafür benutzen musste.   Kais entsetzter Blick sprach Bände: „Ma.. Maron…“ Doch es war mir plötzlich egal was er dachte oder was er von meiner Entscheidung hielt. Es war mir mit einem Schlag einfach egal. Marons Gefühle für ihn schienen wie ausgelöscht und ich war froh darüber, endlich davon befreit zu sein. Ich starrte auf meinen weißen Blade mit dem schwarzen BitChip und sah, wie sich schwarze Streifen, wie dunkle Adern vom BitChip aus, auf meinen weißen Blade ausbreiteten. Noch den weißen BitChip in der anderen Hand, drehte ich mich zu Kai und schmiss ihm den Chip vor seine Füße, ehe ich mich zum Gehen umdrehte, als sich schlagartig das große Tor öffnete und Kais ganzes Team davor stand.   „Hey, wo wollt ihr hin?“ rief Tyson laut und die Männer und ich hielten inne. Wir drehten uns alle zu ihnen um und warteten darauf, dass sie gleich angreifen würden. Kai sackte auf den Boden und landete auf seinen Knien, er wirkte abwesend.   „Kai!!“ rief Ray: „Was ist denn passiert?“   „Maron, was ist hier los?“ fragte auch Tyson. Sie kamen näher und Tyson erkannte den schwarzen BitChip in meinem Blade: „Grrr.. du bist also eine Verräterin, ja? Steckst du etwa mit denen unter einer Decke? Hast du Kai nur benutzt, um an Black Dranzer zu kommen?“   „Ja, das habe ich!“ log ich, auch wenn der Vorwurf mir unerwartet einen Stich in meinem Herzen versetzte. Selbst wenn ich es nicht freiwillig getan habe, ist es im Grunde aber genauso gelaufen. „Es tut mir leid, Tyson. Ich habe Kai nur ausgenutzt. Ich brauche ihn und auch euch nicht mehr!“ Ich hoffte, dass sie sich nicht weiter einmischen würden, denn sonst würde ich noch gezwungen werden, die BitBeasts der anderen zu stehlen und an Black Dranzer zu verfüttern. Ich wollte in jedem Fall einen Kampf vermeiden. Kai saß weiterhin regungslos auf dem Boden, den Kopf gen Boden gesenkt während mich Tyson und die anderen fassungslos ansahen.   „Ich glaube, ich habe ein Déjà-vu!“ sagte Tyson langsam und ich wusste genau, was er meinte.   „Schön, dass ihr alle da seid!“ mischte sich nun auch Mr. Z ein: „Dann brauchen wir euch nicht mehr aufsuchen. Maron, du kannst dich hier gern etwas austoben und mir dann die BitBeasts mitbringen. Je mehr, desto besser. Carlos wird dich in unsere Basis führen. Ich werde schon mal gehen.“   „Sie gehen nirgendwohin, verstanden?!“ rief Tyson, doch ich stellte mich angriffsbereit meinem ehemaligen Team in den Weg. „Was soll das, Maron? Wieso tust du das?“ fragte mich Tyson.   „Ich hatte leider keine andere Wahl!“   „Bullshit! Man hat immer eine Wahl!“    „Nein, Tyson. Ich hatte leider keine Wahl..!“ Ich wollte ihm gerne erzählen, dass Boris vermutlich immer noch hinter allem steckte und durch seinen Sohn agierte, dass ich eigentlich nur herausfinden wollte, wo sich deren neue Basis befindet und was seine Pläne waren. Aber Carlos beobachtete mich ich musste aufpassen, was ich sagte. Außerdem stieg mein Drang, sie zu bekämpfen und meine neu gewonnene Macht an ihnen auszuprobieren immer weiter – Black Dranzer machte es mir nicht einfach, diesen Drang zu unterdrücken. Ich wollte ihn nicht einsetzen, nicht gegen Tyson und sein Team.   „Was ist, Kleine?“ mischte sich Carlos jetzt ein und wurde ungeduldig: „Besorge uns ein paar BitBeasts! Worauf wartest du noch?“   „Halte dich da gefälligst raus! Das ist meine Sache, gegen wen ich kämpfe, klar?“ zischte ich zurück.   „Nein, ist es nicht! Wenn du nicht sterben willst, solltest du uns BitBeasts liefern, klar? Denk dran, dass du das Ding in deinem Nacken noch nicht los bist!“   Tyson und die anderen schauten mich verwirrt an: „Was meint er, Maron? Was ist hier los?“   „Oh, du hast es ihnen nicht erzählt? Dann weiß also nur Kai davon? Hahahaha, was für ein Schauspiel!“   „Hör zu Tyson! Ihr solltet jetzt abhauen, ansonsten vergesse ich mich noch und lasse Black Dranzer auf euch los!“   „Wir haben keine Angst!“ rief er entschlossen und startete seinen Blade Dragoon: „Let it Riiip!“ Mir blieb also schon wieder keine Wahl. Ich steckte Black Dranzer in den Starter und ließ ihn ebenfalls auf Dragoon los düsen. Ich setzte grade zum Angriff an, als ein weiterer blauer Blade dazwischen flog und Black Dranzer kurzzeitig zurückdrängte. Ich schaute nach rechts – Es war Kai mit seinem Dranzer, der sich in den Kampf einmischte. Er hatte sich also wieder gefangen.   „Wenn du ein Bitbeast willst, nimm Dranzer! Aber ich werde ihn dir nicht kampflos übergeben!“ rief er und funkelte mich an. Er wollte verhindern, dass Tyson oder einer der Anderen sein BitBeast verlieren würde und wäre bereit, dafür Dranzer zu opfern. Ich wusste das, aber ich hatte nicht vor den Kampf abzubrechen: „Also schön! Wie du willst, Kai! Los Black Dranzer, Schnapp ihn dir!“   Black Dranzer leuchtete auf und setzte erneut zum Angriff an und traf Dranzer mit voller Wucht und zerstörte ihn fast dabei. „Dranzer, Blazing Giig!“ rief Kai, doch Dranzer fing an zu schlingern und konnte die Attacke nicht mehr ausführen. „Los, setz dem ein Ende!“ erwiderte ich und erneut traf mein Blade Dranzer und zerstörte diesen endgültig. Aus unerfindlichen Gründen, freute ich mich sogar etwas darüber, obwohl mir bewusst war, dass es echt ein mieser Sieg war. Dranzers BitChip leuchtete auf und sein Licht wurde direkt in meinen Blade gesogen. „Dranzer…“ murmelte Kai und ich konnte die Fassungslosigkeit in seinen und den Augen seiner Freunde erkennen.   „Wie mies von dir, Maron!“ rief Ray und ich drehte mich wortlos weg und ging zu Carlos. „Lass uns gehen, Carlos! Das reicht für’s erste!“   Carlos lachte höhnisch auf und lief dann voran, an Kais Team vorbei. Ich ging ihm wortlos hinterher. Tyson wollte grade protestieren, als Kai ihm zurief: „Lass sie gehen, Tyson! Sonst bringt ihr sie nur unnötig in Gefahr!“ Tyson schnaubte verächtlich, aber ließ uns vorbei.   „Ich verstehe nicht, wieso du sie auch noch in Schutz nimmst, nachdem was sie dir angetan hat, Kai!“   „Ihr Leben steht auf dem Spiel, Tyson. Ich erkläre es euch später.“ Er fühlte sich hilflos und ärgerte sich darüber, dass er ihr den BitChip überhaupt gegeben hatte. Er ballte seine Hände zu Fäusten und blickte auf den Boden, auf denen die Einzelteile seines Blades lagen.   Während ich Carlos hinterherlief, machte ich mir Gedanken darüber, wie ich wieder aus der Situation rauskommen und vor allem, wie ich verhindern könnte, dass ich alle BitBeasts einsammeln müsste. Ich merkte, wie Black Dranzer immer mehr meine Gedanken vernebelte und versuchte, die Kontrolle über mich zu übernehmen. Die Versuchung, sich dem einfach hinzugeben, war groß, doch glücklicherweise war ich noch genug bei Verstand, dass ich noch in der Lage war, einigermaßen rational zu handeln. Mit jedem Einsatz von dem dunklen Blade wurde es aber zunehmend schwerer für mich. Kai stand ganz klar weiterhin hinter mir, denn er wusste, dass ich in Gefahr gerate, wenn ich Black Dranzer weiter einsetzen müsste und damit die Kontrolle über mich selbst verlieren könnte. Er hatte es schließlich schon am eigenen Leib erfahren. „Wie weit ist es eigentlich?“ fragte ich Carlos, der noch immer vor mir lief.   „Wir kommen gleich an einen Helikopterplatz, der Hubschrauber wird uns dann zur Basis bringen. Allerdings…“ er zögerte kurz, blieb stehen und drehte sich zu mir um: „…wirst du eine Augenbinde tragen. Wir vertrauen dir nicht und werden dir sicher nicht zeigen, wo sich unsere Basis befindet.“   „Das macht Sinn.“ Stimmte ich ihm zu und war weiterhin zuversichtlich, da ich mein Handy noch bei mir hatte.   Der Flug dauerte etwa eine Stunde und war damit sehr lang. Als wir gelandet waren, führte mich Carlos in die Basis, indem er mich am Arm festhielt und mit sich zog. Als mir endlich die Augenbinde abgenommen wurde, befanden wir uns in einer Art Untergrundbasis, die sehr groß war. Hier war nichts weiter, außer kahle, kalte Steinwände ohne Fenster. Mr. Z und sogar Boris begrüßten uns.   „Willkommen, Maron!“ sagte Mr. Z: „Darf ich vorstellen? Das ist mein Vater, Boris. Du solltest ihn ja bereits kennen.“   Die Nervosität stieg und ich wusste, dass Boris ein sehr gefährlicher Mann war. Man sollte ihn nicht unterschätzen. „Ja!“ antwortete ich knapp und merkte, wie mein Körper leicht anfing zu zittern.   „Endlich lernen wir uns mal persönlich kennen!“ sprach Boris ruhig: „Unser Plan, dich für uns zu gewinnen, ist also voll aufgegangen, hahaha..“   Ich erschrak über seine Worte und riss ungläubig meine Augen auf: „Was? Ihr habt das alles von Anfang an geplant?“   „Ja! Du kommst aus einer anderen Dimension. Wir haben dich hierhergeholt und jetzt können wir dein Wissen und deine Macht, die du uns bereits demonstrieren konntest, für uns nutzen und damit die Weltherrschaft endlich an uns reißen! Allerdings hatten wir bei unserem Plan auch etwas Hilfe..“   Ich konnte nicht glauben, was er da sagte. Sie haben mich hergeholt? Aber wie war das Möglich? „A-aber..“ Noch bevor ich weitersprechen konnte, öffnete sich plötzlich eine Tür vor mir und Tysons Bruder trat herein.   „Hiro? Wa-was machst du denn hier? Was läuft hier?“ Ich erinnerte mich daran, dass er auch in der Serie G-Revolution zur Bega über gelaufen war, allerdings ging es ihm ja dabei eigentlich nur um Broklin und Tyson, doch dies hier war anders.   „Hallo, Maron.“ sagte er ruhig und sah mich durchdringend an. Er hatte keine Brille auf und trug schwarze Kleidung. Er wirkte anders als sonst. Obwohl er sonst einen vertrauenswürdigen und freundlichen Eindruck machte, wirkte er jetzt eher kalt und distanziert.   „Nun, wir haben von Anfang an geplant, dich auf Kai anzusetzen, damit du ihm näher kommst und ihm Black Dranzer abnehmen kannst.“ antwortete Hiro gelassen.   Ich konnte nicht fassen, was er da sagte. Ich war mir nicht sicher, ob Hiro das tat, um Boris und seinen Schergen zu unterwandern und ihn somit aufhalten wollte oder ob er tatsächlich für ihn arbeitete. Sollte ich also mitspielen?   „Wie konntet ihr mich aus einer anderen Dimension in diese Welt bringen? Könnt ihr mich auch wieder zurückbringen?“   Boris mischte sich wieder ein: „Wie wir dich hergebracht haben, bleibt vorerst unser kleines Geheimnis, aber wir können dir gern verraten, dass du nicht mehr zurück in deine Welt kannst. Dieses Ereignis war endgültig.“   Meine Gedanken rasten und ich konnte nicht mehr klar denken. Das war alles zu viel für mich, aber ich wusste jetzt wenigstens, dass es für mich kein Zurück mehr in meine Welt gab. Also war sterben keine Alternative mehr für mich und sie hatten mich voll in ihrer Hand. Verdammt. Somit lief nun doch alles aus dem Ruder und bei meinem Gedankenkarussell ließen meine Beine nach und ich sackte auf meine Knie.   „Wie soll es nun weitergehen? Was habt ihr mit mir vor?“ fragte ich kleinlaut, meinen Blick gen Boden gesenkt. Dann spürte ich, wie mich jemand am Arm packte und nach oben zog: „Du kommst erstmal mit mir mit. Ich zeige dir deine Unterkunft und erkläre dir später alles.“ Ich sah zu demjenigen hinauf und erkannte Hiro, der mich festhielt und stützte. Ich nickte stumm, woraufhin er mich losließ. Boris und Mr. Z erwiderten nichts weiter, nickten ihm aber ebenfalls zu und er verließ den Raum aus der Tür, aus der er gekommen war. Ich ging ihm hinterher.   Wir liefen ein paar dunkle Gänge entlang und blieben dann vor einer schweren Holztür stehen. „Das hier ist dein Zimmer. Hier kannst du schlafen und dich für heute erstmal ausruhen. Morgen um sechs Uhr beginnt dein Training. Ich werde dich trainieren und dir dann alles erklären.“ Er öffnete die Tür und gab mir ein Zeichen, dort einzutreten. Ich ging an ihm vorbei und betrat das Zimmer, woraufhin er augenblicklich die Tür hinter mir schloss und ein Klicken verriet mir, dass er diese von außen absperrte.   „Verdammt.. Jetzt bin ich hier eingesperrt.“ Ich schaute mich um. Das Zimmer war relativ klein. Es enthielt aber ein weiches, großzügiges Bett rechts von mir, einen großen Kleiderschrank direkt daneben und eine Duschzelle, sowie ein Waschbecken gegenüber davon. Es gab sogar einen Schreibtisch, der direkt links von mir stand, auf dem eine kleine Schreibtischlampe leuchtete. Ich ließ mich mit dem Rücken auf’s Bett fallen und starrte an die Decke. Sie wollten mich also Trainieren. Ich ging davon aus, dass sie dennoch planten, die BEGA zu gründen und mich dafür einzusetzen. Das hieße aber auch, dass ich früher oder später auf Broklin und die anderen Blader treffen würde.   Ich fragte mich, wie spät es wohl war. Der Tag war vollgepackt mit so vielen Ereignissen, dass ich nicht gemerkt hatte, wie die Zeit verging. Da es leider keine Fenster gab, konnte ich auch nicht sehen, ob es draußen hell oder dunkel war. Mein Handy hatte mir Carlos nach der Landung direkt abgenommen. Müdigkeit übermannte mich und ich schloss meine Augen und wollte versuchen zu schlafen. Es blieb mir ja nichts anderes Übrig und morgen sollte der Tag ja schon früh losgehen. Ein lautes Klicken ließ mich aus meinem Schlaf aufschrecken. Was war das? Noch völlig desorientiert setzte ich mich auf, als ich Hiro an der Tür lehnen sah, welche aber hinter ihm geschlossen war.   „Hiro? Ist es schon Zeit für’s Training?“ fragte ich halb verschlafen und rieb mir meine Augen.   „Nein…“ sagte er ruhig, kam auf mich zu und setzte sich auf meine Bettkante.   „A-aber was willst du dann hier? Verrätst du mir jetzt endlich, wieso du hier bist? Du willst doch sicher die BEGA unterwandern und ihre Machenschaften aufdecken, richtig?“   Entgegen meiner Erwartung schüttelte er langsam den Kopf und schaute mich abschätzig an. Ich verstand nun gar nichts mehr. „Wie spät ist es?“ fragte ich und ehe ich mich versah, schnappte er sich meine Handgelenke und zog mich zu sich heran.   „Wa-was soll das?“ fragte ich, doch dann spürte ich seine Lippen auf meinen und seine Zunge drang wild fordernd in meinen Mund ein und umspielte Meine. Völlig überrumpelt von dieser Aktion, versuchte ich mich aus seinem festen Griff zu befreien und ihn von mir wegzustoßen, doch er war ziemlich stark. Allerdings fuchtelte ich weiter mit meinen Händen herum, konnte eine Hand aus seinem Griff befreien und gab ihm mit aller Kraft eine schallende Ohrfeige.   Fassungslos sah ich ihn mit großen Augen an und bekam Angst. Was war mit ihm? Er würde doch so etwas nicht einfach tun, zumal er um einiges älter war als ich. Zumindest in dieser Welt. Er schaute mich an und ich konnte seinen Blick nicht deuten, doch dann lächelte er leicht: „Interessant. Ich stehe auf unbändige Wildkatzen.“   Mit einem Ruck beugte er sich über mich und drückte mich mit dem Rücken auf die Matratze. Er lag nun auf mir mit seinem Gewicht und hielt meine Hände über meinem Kopf mit einer Hand fest.   „Was soll das werden? Lass mich los, du Irrer! Was haben die hier nur mit dir gemacht?“   Er reagierte nicht auf meine Fragen und küsste mich am Hals. Tränen stiegen in meinen Augen auf und ich versuchte wieder mich mit aller Macht zu befreien. Dann wanderte seine andere Hand unter mein Oberteil, schob es dabei leicht nach oben und umgriff dann meine Brust, während er mein Dekolleté leicht mit seiner rauen Zunge ableckte. „Nein, bitte lass das!“ bettelte ich panisch.   „Du bist wunderschön, Maron. Ich kann verstehen, dass Kai sich von dir angezogen fühlt. Allerdings brauchen wir ihn auch für unsere Pläne..“   „A-aber was hat das mit mir und dem hier zu tun?“ fragte ich und Tränen rollten über mein Gesicht. Ich zitterte am ganzen Leib und ich spürte die panische Angst in mir, die immer mehr zunahm: „Hiro, was auch immer die hier mit dir gemacht haben, das bist nicht du!“   Dann blickte er zur Seite und ich folgte seinem Blick. Jetzt erst erkannte ich, dass neben der Tür eine Videokamera auf dem Schreibtisch aufgestellt war. Das kleine rot blinkende Lämpchen bedeutete, dass sie alles aufzeichnete, was hier grade passierte. Dann ließ er meine Hände einfach wieder los, löste sich von mir und stand auf. Geistesabwesend beobachtete ich wie er zur Kamera ging, einen Knopf drückte und sie in seiner Hosentasche verschwand. Dann öffnete er die Tür und verließ wortlos den Raum.   Noch immer unter Schock, konnte ich mich nicht rühren und lag weiterhin auf dem Bett. Meine Tränen liefen hemmungslos und ich atmete schwer. Niemals im Leben hätte ich damit gerechnet, dass Tysons Bruder so abgebrüht war, dass er so etwas tun würde. Ich war erleichtert, dass er nicht weiter gegangen war und wieder abgelassen hatte. Aber wieso hatte er es überhaupt getan und wieso hatte er das Geschehen auf Kamera aufgenommen? Sein Satz, dass sie Kai für ihre Pläne brauchten, ließ mich nicht los. Wo war da der Zusammenhang?   Ich krümmte mich nun auf dem Bett zusammen, zog meine Beine eng an meinen Körper und umschlang diese mit meinen Armen. Ich fühlte mich wie ein Häufchen Elend. Endlich hatte ich seit einiger Zeit nicht mehr diese Albträume von Kai und seinen gefährlich rot leuchtenden Augen, die mich zu verschlingen drohten und dann passierte so etwas. Lieber würde ich, wie in diesen Albträumen, durch Kais Hände sterben wollen, als nochmal solch eine Begegnung mit Hiro zu haben.   Ich glaubte fest daran, dass Kai nach mir suchen würde, doch würden die anderen das auch tun, nach allem, was ich ihnen an den Kopf geknallt hatte? Sie hassten mich doch sicher jetzt, dabei wollte ich Kai doch nur schützen und verhindern, dass sich die Vergangenheit wiederholt. Ich konnte ja nicht ahnen, dass mir noch schlimmeres bevorstehen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)