connectedness von GoSaKu ================================================================================ Kapitel 2: Albträume -------------------- Es interessierte mich brennend, was es für einen Grund der Versammlung der ehemaligen Bladebreakers geben könnte und wieso dann ausgerechnet Kyoko und ich eingeladen wurden. Mr. Dickinson sprach in der Pressemitteilung, welche er noch in Spanien abhielt, von einer Art "Entschädigung", die ich erhalten sollte und ich bekam am Rande etwas von einem "Ehrengast" in einem Turnier mit. "Schön, dass du fragst, Maron." lächelte Mr. Dickinson und setzte sich an des Kopfende des Tisches. "Bitte setzt euch doch hin. Hilary, kannst du bitte Kai wieder reinholen? Es ist wichtig, dass wir alle anwesend sind." Er sah sie an und sie nickte stumm, stand auf und verließ den Raum. Kyoko und ich setzten uns ebenfalls an den Tisch, auf zwei freie Plätze und waren sehr gespannt darauf, was uns erwarten würde. Es musste wohl etwas Wichtiges sein, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was es sein könnte. Wir hatten ja noch nie zuvor mit den Bladebreakers bzw. BBA-Revolution oder der BBA persönlich zu tun. Hilary betrat wieder den Raum, Kai trottete hinter ihr her und schloss die Tür hinter sich. Sie setzte sich ebenfalls an den Tisch, während Kai wieder seine stehende Position an der Wand einnahm, seine Arme verschränkte und seine Augen schloss. Mr. Dickinson fackelte nicht lange und fing gleich an zu erzählen: "Gut. Da wir nun alle beisammen sind, möchte ich euch nun erzählen, was der Grund für diese Zusammenkunft ist. Maron, du bist nicht zufällig an die Tickets für das Match in Spanien gekommen. Ich habe dafür gesorgt, dass du ein Ticket bekommst. Allerdings war der Unfall natürlich nicht eingeplant und hatte mir dann einen Strich durch die Rechnung gemacht." "Wie bitte?" fragte ich ungläubig und mein Mund stand offen. "Ja, es tut mir wirklich leid. Ich wollte dir nach den Matches im Stadion auch noch ein kurzes Treffen mit den ehemaligen Teammitgliedern schenken, welches du mehr oder weniger natürlich 'zufällig' gewonnen hättest, hehe. Naja, jetzt bist du hier und der Grund dafür ist, dass du die Jungs als sechstes Mitglied unterstützen musst. Du sollst als Ehrengast an der Weltmeisterschaft in drei Monaten teilnehmen. Ich weiß von deiner Freundin Kyoko, dass du selbst eine begeisterte Bladerin bist und sogar ziemlich gut sein sollst, dich aber nicht traust an Wettbewerben dieser Art teilzunehmen..." Ich schaute kurz nach rechts und warf Kyoko einen eisigen Blick zu, der sie hätte töten können. Er sprach weiter: "...Außerdem hast du ja jetzt sogar das BitBeast White Dranzer erhalten, mit dem du sicher viel erreichen kannst." Ein verächtliches Schnauben war hinter mir zu hören, welches von Kai ausging, der noch immer nicht sehr erfreut darüber schien, dass ich einfach dieses BitBeast von Dranzer bekommen hatte. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken als ich seinen zornigen Blick auf mir ruhen spürte. Es war, als würden mir hunderte Eiswürfel am Rücken entlang gleiten und ich zuckte zusammen, weil es sich so unangenehm anfühlte. "Was sagst du zu meinem Angebot, Maron?" wollte Mr. Dickinson wissen und ich riss mich zusammen und konzentrierte mich darauf, mich nicht von Kais Blicken weiter irritieren zu lassen. "Vielen Dank, Mr. Dickinson. Aber selbst, wenn ich mich darauf einlasse, tatsächlich an so einem Wettbewerb teilzunehmen, dann bin ich einfach noch viel zu unerfahren und mit einem Bitbeast habe ich bisher noch nie gebladet. Daher glaube ich nicht, dass das so eine gute Idee ist." "Mach dir darüber keine Sorgen!" lächelte mich nun Ray freundlich an: "Wir kümmern uns um dein Training. Du wirst die nächsten drei Monate mit uns unterwegs sein und trainieren. Kai wird dich einweisen und dir dem Umgang mit White Dranzer beibringen. Er ist ja schließlich unser Teamchef und Trainer!" Ich zögerte zu antworten und war überrascht, dass von Kai kein Protest aufkam. Er stand noch immer regungslos an der Wand und erwiderte nichts dazu, knurrte aber verächtlich vor sich hin. >Er will bestimmt nur wissen, wie stark das BitBeast ist und ob ich seiner Würdig bin...< "Ähm.. Das klingt wirklich großartig! Aber glaubt ihr, dass drei Monate Training ausreichen sind?" fragte ich skeptisch und die Truppe vor mir nickten freundlich. "Aber natürlich!" meldete sich nun Tyson zu Wort: "Und deine Freundin Kyoko darf uns begleiten und uns anfeuern! Ich möchte doch meine treuen Fans nicht enttäuschen!" Er grinste breit und ich sah, wie Kyokos Augen zu funkeln anfingen. >Oh man, gleich geht's los...< Sie sprang vor Freude von ihrem Stuhl auf und wedelte aufgeregt mit ihren Händen rum: "Das ist ja Unglaublich! Vielen Dank, Tyson! Du bist einfach der Allerbeste, ich könnte dich dafür knutschen! Da sind wir auf jeden fall dabei, nicht wahr Maron?" Sie schaute mich mit ihrem süßesten Hundeblick an, den sie hergeben konnte und die anderen schauten mich ebenso erwartungsvoll an, bis auf Tyson, der ganz rot wurde vor Verlegenheit und deswegen nur auf den Boden schaute und grinste. >So eine Gelegenheit bietet sich mich nie wieder! Jetzt oder nie! Wenn ich schon in dieser Welt leben muss, kann ich es auch wagen! Schließlich habe ich nichts zu verlieren!< "Also gut! Ich bin dabei!" lächelte ich und alle freuten sich über diese Entscheidung. Es würde interessant werden, doch ich war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst, was da auf mich zurollen würde. Wir besprachen noch alle Details, es sollte nämlich gleich am nächsten Tag losgehen. Wir sollten mit einem Bus in die Berge zu einer großen Holzhütte fahren und dann als Selbstversorger dort die nächsten drei Monate verbringen und intensiv trainieren, ohne Handys oder Computer (bis auf Dizzy, die aufgrund der Analyse der Trainings, natürlich eine Ausnahme darstellte). Nach dem Meeting verabschiedeten wir uns alle freundlich, auch bei Kai habe ich mich möglichst freundlich verhalten, der aber natürlich nicht reagierte und mir nur die kalte Schulter zeigte. Ich ging mit zu Kyoko und wir verbrachten den Nachmittag damit, unser Gepäck neu zu sortieren, noch einige Klamotten zu waschen und gingen früh zu Bett. Da wir durch den Urlaub viel Gepäck bei uns und somit alles dabei hatten, was wir brauchten, ging das Packen sehr schnell. Natürlich unterhielten wir uns noch recht lange, über das Glück, das wir zwei hatten, dass wir mit unseren großen Stars trainieren und sie hautnah kennen lernen durften. Kyoko kam aus dem Schwärmen über Tyson kaum zur Ruhe, doch als sie die Müdigkeit endlich übermannte, konnten wir dann gegen zwei Uhr endlich einschlafen. Am nächsten Morgen trafen wir uns schon sehr früh mit den Jungs am Haupteingang der BBA-Zentrale, wo auch schon ein kleiner Bus für uns bereit stand. "Was ist mit euch passiert? Ihr seht wirklich müde aus!" begrüßte uns Tyson grinsend. "Ach, war einfach spät gestern." antwortete ich gähnend. Das braunhaarige Mädchen stand neben ihm und gab streckte mir freundlich ihre Hand entgegen: "Ich habe mich gestern gar nicht vorgestellt. Ich bin Hilary und manage das Team und helfe Kenny bei den Analysen und Auswertungen der Trainings." Ich nahm ihre Hand, schüttelte sie leicht und erwiderte die Vorstellung mit einem warmen Lächeln: "Freut mich ebenfalls. Du hast ja gestern bereits mitbekommen, wie wir heißen! Es ist schön, noch ein Mädchen im Team zu haben, damit sind wir ja immerhin schon zu dritt!" "Ihr seid spät dran!" knurrte mich Kai von der Seite an, der mal wieder lässig gegen den Bus lehnte. "Ach sind wir das?" knurrte ich zurück: "Der Bus fährt erst in etwa zehn Minuten!" Kais Blick verfinsterte sich und er kam ein paar Schritte auf mich zu: "Wir hätten aber schon viel früher losfahren können, wenn ihr eher hier gewesen wärt. Selbst Tyson ist schon seit 'ner halben Stunde hier und das soll was heißen!" Er drehte sich wieder um und sah zu ihm rüber. Tyson bekam gar nicht mit, dass Kai ihn erwähnte, war aber vielleicht auch besser so. "Oh. Freundlich wie immer!" blaffte ich zurück und sah ihn genervt an. "Hm." Kai drehte sich um und stieg in den Bus. "Nimm dir das nicht so zu Herzen, der ist immer so..." entgegnete mir Max freundlich, nahm uns unser Gepäck ab und verstaute es in den Seitenklappen des Busses. "Ich weiß.." seufzte ich. Kyoko grinste breit und neckte mich: "Ha! Das wird witzig, wie dich dein so heißgeliebter Kai voll abservieren wird! Der lässt dich doch keinen Meter weit an sich ran... hahaha." "Ssshhht!" nicht so laut, Kyoko, sonst höret er uns noch.." Auch Max kicherte, weil er natürlich mitbekam, was wir bequatschten, doch ich wusste, das Max nicht gleich damit bei allen hausieren gehen würde. "Was solls, ist doch egal! Mr. Wichtig interessiert sich doch eh nicht für unser Geschwätz," lachte sie und irgendwie steckte mich ihr lachen an. Ich liebte sie dafür, dass sie immer gute Laune verbreitete, egal wie mies die Situation auch zu sein schien. So habe ich sie im Urlaub jedenfalls kennen gelernt. Allerdings habe ich ihr bisher nicht erzählt, dass ich nicht aus dieser Welt stammte, das würde sie mir vermutlich eh niemals glauben. Wir stiegen in den Bus. Kai saß in der hintersten Reihe und schaute aus dem Fenster und ich überlegte, ob er uns wohl beobachtet hatte. Alle anderen stiegen ebenfalls ein und als alle saßen, fuhren wir auch schon direkt los. Mr. Dickinson war nicht dabei, der hatte noch einiges für das bevorstehende Turnier zu organisieren. Die Fahrt war nicht lang und es passierte auch nichts erwähnenswertes. An der Holzhütte angekommen, konnten wir uns auf insgesamt fünf Zimmer aufteilen. An der Hütte begrüßte uns noch ein blauhaariger, etwas größerer Typ. Das war Tysons Bruder Hiro. Mit dem hätte ich nicht gerechnet. "Willkommen, Leute. Schön, dass ihr alle da seid. Bevor ihr euer Gepäck auf eure Zimmer bringt, habe ich noch die Zimmereinteilung für euch, die sich danach richtet, wer mit wem trainiert." Kyoko und ich schauten und fragend an, ehe er fortfuhr. "Ray, du wirst dir mit Max das Zimmer teilen. Tyson, du bist mit Daichi zusammen in einem Zimmer. Hilary wird sich mit Kyoko das Zimmer teilen, ich bin mit Kenny zusammen und..." "Moment mal!" unterbrach in Kyoko. Wenn ich zusammen mit Hilary bin, dann ist Maron...?" "Maron wird sich mit Kai das Zimmer teilen!" beendete er seinen Satz und alles starrten Hiro mit offenen Mündern an, der nur da stand und lächelte. "WAAAAAAAAAS? IST DAS DEIN VERDAMMTER ERNST??" fragte ich ungläubig und schrie fast dabei! Dann schaute ich mich um, doch Kai konnte ich nirgends entdecken, ob er schon vor gegangen war? Hiro kam auf mich zu: "Freut mich auch, dich kennen zu lernen." Sein Sarkasmus war nicht zu überhören: "Und ja, es ist mein Ernst. Ihr werdet unterschiedliche Trainings durchführen und daher auch als Zweierteams unterschiedliche Schlafenszeiten haben. Es wird auch vorkommen, dass ihr zusammen außerhalb der Hütte übernachten werdet, natürlich dann jeder in seinem eigenen Zelt. Aber da wir nur fünf Zimmer haben, können wir keine Einzelzimmer vergeben." "Ich will nicht mit DEM ZWERG zusammen in ein Zimmer!" protestierte Tyson laut und auch Daichi schien nicht begeistert zu sein von seinem Zimmernachbarn: "Ja, Hiro! Was denkst du dir dabei? Und Tyson - nenn' mich gefälligst nicht Zwerg!" "Ich nenn' dich, wie ich will, klar?!" Und schon schlugen sich die beiden mal wieder fast die Köpfe ein. "Wie schon gesagt, da ihr zwei zusammen trainieren werdet, teilt ihr zwei euch nun mal ein Zimmer. Es geht nicht anders. Ihr werdet es schon überleben." gab Hiro nur genervt von sich. Kyoko stieß mich mit ihrem Ellenbogen leicht neckisch in die Seite und flüsterte mir zu: "Du hast den Jackpot geknackt, Maron! Hör auf dich zu beschweren und freu dich doch darüber! Ich wäre auch gern mit Tyson in einem Zimmer, hehe..." "Dein Ernst?" Mein Blick verfinsterte sich und ich flüsterte zurück: "Kai ist nicht grade ein sehr geselliger Zeitgeist und ich soll mit ihm in ein Zimmer? Du hast doch mitbekommen, wie er drauf ist. Du glaubst doch nicht wirklich, dass das ein Jackpot ist!" Hiro hörte uns sehr gut: "Ob gesellig oder nicht. Die Zimmereinteilung wird sich jedenfalls nicht ändern!" Ich lief augenblicklich rot an, weil es mir wirklich peinlich war, dass Hiro dieses Gespräch mit angehört hatte. Da ich auch bisher keine Beschwerden von Kai gehört hatte, weil er nirgends zu sehen war, war ich mir zumindest sicher, dass er die Zimmereinteilung nicht mitbekommen hatte und vermutlich sehr überrascht sein wird, wenn er merkt, dass ich mir mit ihm das Zimmer teilen soll. Wer weiß, wo der mal wieder rumlungerte. "Heute könnt ihr erstmal eure Sachen auspacken, euch einrichten und ausruhen. Ab morgen früh beginnen dann eure individuellen Trainings!" gab Hiro bekannt und ging in die Hütte. Wir folgten ihm alle, samt Gepäck und staunten nicht schlecht, als wir sahen, wie groß die Hütte war. Der Eingangsbereich war eine große Halle, welche sehr urig eingerichtet war. Es gab eine kleine Bar mit Hockern, eine große Fensterfront mit Terasse zu einem Garten, am anderen Ende der Halle, mit einer wirklich schönen Aussicht auf den angrenzenden Wald und den Fluss vor dem Haus. In der Mitte der Halle standen noch zwei große Couches gegenüber voneinander und ein kleiner Tisch dazwischen. Unten gab es noch auf der rechten Seite eine große Flügeltür, die zur Küche führte und links vom Eingang führte eine Treppe nach oben zu den Zimmern. Wir gingen die Treppe hoch und schauten uns um. Alle gingen zu den Zimmern. "Oh, hier hinten ist wohl dein Zimmer!" rief mir Tyson zu und ich flitzte zu ihm hin. Als ich in das Zimmer sah, erblickte ich Kai auf einem der beiden Betten sitzen, ein Bein ausgestreckt, das andere Bein angewinkelt und einen Arm lässig über sein angewinkeltes Bein gelegt, sein Blick zum Fenster gewandt. Als ich das Zimmer betrat, drehte er seinen Kopf zu mir und sah mich finster an: "Was hat das alles zu bedeuten?" fragte er uns. "Ich.. ähh.. wir.. wir teilen uns ein Zimmer!" stotterte ich und war etwas angespannt, weil ich mit heftiger Gegenwehr rechnete. Er säufzte: "Ich wäre zwar viel lieber allein, aber das ist immer noch besser, als Tyson oder Daichi ertragen zu müssen!" "Hey! Was soll das heißen, Kai?" protestierte Tyson lauthals, doch dieser schenkte ihm keine Beachtung. "Na gut! Aber ihr solltet euch mit dem rumgeknutsche wirklich zurück halten! Wehe wir hören euch nachts, hahaha!" setzte Tyson noch einen oben drauf und konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen. Kais Vene an seiner Stirn begann zu pulsieren, er ballte sein Hände zu Fäusten und sein Blick war so kalt, dass sogar die Sonne hätte gefrieren können: "Spar' dir solche dummen Kommentare, Tyson und verpiss dich, sonst setzt's was!" Mir war der Satz von Tyson ebenso unangenehm und ich lief vor Scham so rot an, dass ich einer überreifen Tomate hätte Konkurrenz machen können. Tyson drehte sich lachend um und ging zufrieden davon. >Man, was für eine oberpeinliche Situation!< Ich schloss die Tür hinter mir und sah mich kurz um. Das Zimmer war nicht wirklich groß - es gab zwei Betten, die gegenüber an den Wänden standen, daneben jeweils ein kleiner Kleiderschrank, einen Schreibtisch, der am Fenster zwischen den beiden Betten stand, mit einem Stuhl und eine weitere Tür direkt rechts neben der Zimmertür, die vermutlich ins Badezimmer führte. Alle Möbel waren aus Holz und es erinnerte eher an eine Jugendherberge oder sowas, es war aber absolut ausreichend für uns, da wir sehr wahrscheinlich eh mehr Zeit draußen mit dem Training verbringen werden. Ich hievte meinen Koffer auf das noch nicht besetzte Bett, das links an der Wand stand und öffnete diesen, damit ich meine Habseligkeiten auspacken und im Schrank oder im Bad unterbringen konnte. Ich hörte nur, wie Kai von seinem Bett aufstand und sich zur Zimmertür bewegte, diese öffnete und gehen wollte, als ich innehielt und ihn ganz natürlich fragte: "Wo willst du hin?" Er blieb mit dem Rücken zu mir stehen und zögerte, antwortete dann aber knapp: "Ich werde mich hier mal umsehen. Das solltest du auch tun.." Dann ging er und schloss die Tür hinter sich zu. Ich war überrascht, dass er mir überhaupt geantwortet hatte. Keinerlei Spur von Wut oder Kälte in seinen Worten. >Na, das ist doch mal ein Anfang!< dachte ich mir und freute mich, dass es vielleicht doch noch bergauf gehen würde. Nachdem ich alles verstaut hatte, schmiss ich mich auf mein Bett und starrte an die weiße Raufasertapete an der Zimmerdecke. Mir gingen so viele Gedanken durch den Kopf - wie lange würde ich hier in dieser Welt wohl verweilen? Vielleicht sogar für immer? Und ich darf sogar mit Kai trainieren und mit einem Bitbeast bladen. Ist schon ziemlich cool, eigentlich geht's mir also ganz gut. Doch was war mit meinem Ich aus der realen Welt nur passiert? Mich ließ dieser Gedanke einfach nicht mehr los. Vermisste mich denn jemand aus meiner Welt? Was war mit meinen Freunden und meiner Familie? Würde ich sie je wiedersehen? In Gedanken versunken schloss ich meine Augen und fiel in einen leichten Schlaf. Rote leuchtende Augen starrten mich an - sie durchbohrten mich und ich war starr vor Angst. Nicht in der Lage mich zu bewegen, sah ich nur zwei Hände auf mich zukommen, die mich hart am Hals packten und zudrückten. Heiße Tränen rannen mein Gesicht entlang und ich versuchte zu schreien, doch es kam kein Ton heraus.. "..ron! ..RON! MARON!!" "Hm?" Ich öffnete meine Augen. Kyoko war über mich gebeugt und schüttelte an mir rum. Sie stand mit Hilary neben meinem Bett. Schweißgebadet setzte ich mich mit einem Ruck auf, saß dann kerzengrade in meinem Bett und rieb mir meine Augen: "Oh, ich muss wohl eingeschlafen sein..." "Du hast wohl etwas schlimmes geträumt. Du hast dich ziemlich rumgewälzt und deine Atmung wurde immer schneller und flacher." sagte Kyoko besorgt und Hilary sah mich ebenfalls mitleidig an und nickte. "Alles gut! Es war nur ein Albtraum, kann ja mal passieren.." gab ich so ruhig wie möglich zurück und beide schauten mich weiterhin mit ihren Hundeblicken an. "Es ist nichts. Ich hab auch schon direkt wieder vergessen, was ich eigentlich geträumt habe. Wie lange habe ich denn geschlafen?" Ich lächelte schief und hoffte, dass mir die beiden diese Lüge abkaufen würden, mit Erfolg. "Nicht sehr lange, vielleicht so etwa zwanzig Minuten, wenn man von unserer Ankunft in den Zimmern ausgeht?!" beantwortete Hilary mir meine Frage: "Kommst du mit, dich mal umsehen? Hier soll es einen großen Pool im Garten, einen Trainingsraum und sogar eine Grillhütte geben. Außerdem gibt es in der Nähe wohl auch einen kleinen See." "Klar, gerne!" stimmt ich zu, zog meine Schuhe an und wir begaben uns auf den Weg nach draußen. Im Garten angekommen, staunten wir nicht schlecht über die Große Fläche, die uns zur Verfügung stand. Es gab nicht nur den großen eingelassenen Pool, sondern auch noch drei kleine Beyarenen, ein großes Trampolin, eine Terrasse mit Tischen und Stühlen, sowie eine große Grillschale, in der wir Abends auch ein gemütliches Lagerfeuer machen könnten. An einer dieser Beyarenen stand auch Kai, dessen Blade darin kreiselte. Er stand nur da, sah aber schwer konzentriert aus. "Oh, da ist ja dein Mr. Ich-will-alleine-sein!" lachte Kyoko und entdeckte dann auch Tyson, Ray und Max, die am Pool standen und sich unterhielten. Sie machte sich auf den Weg zu Ihnen und Hilary folgte ihr. Ich entschied mich, zu Kai zu gehen und ihm zuzuschauen, schließlich sollte ich ja ab morgen mit ihm trainieren und außerdem tat er mir auch irgendwie leid. Ich wusste von seiner dunklen Vergangenheit und, dass er sich eigentlich nur so verhielt, weil er niemanden durch seine dicke Schutzmauer, die er um sein Herz aufgebaut hatte, durchlassen wollte. Doch das wäre doch mal eine Herausforderung für mich. Vielleicht würde ich es schaffen, seine Mauer einzureißen und wieder Wärme in sein Herz zu geben. >Man, diese Gedanken klingen selbst für mich extrem Schnulzig. Aber ist ja auch egal, einen Versuch ist es doch wert...< An der Beyarena angekommen, blieb ich gegenüber von Kai stehen und schaute mir seinen Blade an. Es war schon sehr erstaunlich, was man mit so einem einfachen Kreisel alles anstellen konnte, wenn man in dieser Welt lebte. >Ein Kreisel, der sich durch seinen Blader beeinflussen und lenken lässt.< "Spannend." sprach ich das Ende meiner Gedanken laut aus und schaute weiterhin auf Kais Dranzer, der sich elegant durch die Arena bewegte und immer schneller wurde. "Was willst du?" fragte mich Kai mit kalter Stimme und schaute mich mit seinen großen, violetten Augen an. Ich schaute auf und sah in seine Augen, die eine eisige Kälte und auch einen Hauch von Einsamkeit ausstrahlten. "Ich möchte dir zusehen, Kai! Ich bewundere dich und hoffe, dass ich irgendwann mal genauso gut werde wie du!" dann setzte ich mein zuckersüßestes Lächeln auf, was ich bieten konnte und strahlte ihn an. Er erwiderte nichts, schaute wieder zu Dranzer und pfiff diesen aus der Arena wieder zurück in seine Hand. "Es tut mir leid, dass ausgerechnet du mich trainieren musst..." begann ich: "Aber ich denke, das ist vermutlich das einzig Logische, da ich ja von Dranzer das BitBeast erhalten habe." "Wieso tut dir das leid? Bin ich dir so zuwider?" fragte er gelassen und brachte mich dieser überraschenden Frage völlig aus dem Konzept. Abwehrend hob ich mein Hände in die Luft und schüttelte sie entschuldigend hin und her: "Nein, das wollte ich damit nicht sagen. Ich meinte nur..." >Wie erkläre ich das denn jetzt am besten? Ich habe mit so einer Frage niemals gerechnet.< "Lass es einfach. Du brauchst dich nicht bei mir einzuschmeicheln. Das Training wird dadurch nicht weniger schwer!" Sein durchdringender Blick ließ mich eine Gänsehaut bekommen und da ich nicht wusste, was ich darauf noch sagen sollte, schaute ich ihn einfach nur an. Ich betrachtete ihn von oben bis unten und musste zugeben, dass er wirklich gut aussah. Er war wirklich extrem gut gebaut, sehr definiert, hatte eine tolle Wuschelfrisur, ein sehr hübsches Gesicht und seine Augen wahr wirklich unfassbar schön. Er war auch recht groß, locker einen Kopf größer als ich und jetzt erst wurde mir bewusst, wie attraktiv er war, wenn er so in Lebensecht direkt vor mir stand - und schon bekam ich einen leichten Rotschimmer auf meinem Gesicht. "Hey Maron und Kai, habt ihr Lust eine Runde im Pool zu drehen? Ein bisschen Abkühlung würde uns bei diesen Temperaturen wirklich gut tun und außerdem haben wir nur heute frei, ab morgen beginnt ja dann die Folter!" rief Tyson und ich schaute über Kai hinweg zu den anderen, die sich bereits umgezogen hatten und mit voller Freude in den Pool sprangen. "Nein, danke." sagte Kai und schloss seine Augen wieder, ehe er sich umdrehte und in die Hütte ging. "Ja, ich komme!" rief ich der Truppe zu und rannte in mein Zimmer, um meinen Bikini anzuziehen, doch ich hatte die Rechnung ohne Kai gemacht. Der stand ebenfalls im Zimmer und kramte in seiner Reisetasche herum, scheinbar wollte er sich auch noch einrichten. Ich holte meinen Bikini wortlos aus meinem Schrank und ging ins Bad, um mich schnell umzuziehen. Als ich fertig umgezogen wieder aus dem Bad kam, stand Kai bereits in der Zimmertür, da er grade gehen wollte und schaute nochmal über seine Schulter zu mir rüber. Seine Augen wanderten an meinem Körper entlang, von oben nach unten und ein leichter Rotschimmer legte sich über seine Nase. "Na, gefällt dir, was du siehst?!" fragte ich und grinste ihn frech an. Ich wusste, dass ihn diese Frage unangenehm war und natürlich unbeantwortet bleiben würde. Er wendete den Blick schnell wieder ab und verließ wortlos den Raum. >Ach wie süß!< Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen und machte mich auf dem Weg zum Pool, wo schon alle fröhlich rumplanschten. So verging der Tag recht schnell. Nach dem Abendessen begaben sich alle auf ihr Zimmer, morgen früh sollte das Training für alle starten. Ich war aufgeregt, aber freute mich auch darauf, endlich richtig bladen zu lernen und mit Kai das Training zu absolvieren. Im Zimmer angekommen, war Kai natürlich schon anwesend. Er lag bereits in seinem Bett und hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Mir fiel auf, dass er irgendwie anders aussah, irgendwas fehlte... >Ah, jetzt weiß ich es!< "Hey Kai. Deine Gesicht wirkt so sanft ohne deine blauen Streifen. Du siehst viel erwachsener aus!" Er schwieg und ich ging grinsend ins Bad. Als ich umgezogen wieder herauskam, schaltete ich das Licht aus, legte mich in mein Bett und schaute zu ihm rüber: "Sag mal Kai, darf ich fragen, was deine blauen Streifen eigentlich zu bedeuten haben?" "Das geht dich nichts an!" kam es nur kalt von ihm zurück: "Und jetzt schlaf'! Morgen früh um sechs beginnen wir mit dem Training!" "Hm.. irgendwann musst du es mir aber erzählen, ja?" lächelte ich ihn an, aber es interessierte ihn nicht. "Schlaf gut, Kai! Gute Nacht!" Dann drehte ich mich um und meine Müdigkeit übermannte mich, sodass ich direkt in einen tiefen Schlaf fiel. Wieder sah ich diese grässlichen, rot leuchtenden Augen, die mich hasserfüllt anstarrten - erneut durchbohrten sie mich und ich war voller Furcht und absolut bewegungsunfähig. Die Hände dieses grässlichen Monsters schnellten auf mich zu und drückten meinen Hals fest zu. Wieder schrie ich aus tiefster Kehle, doch es war nichts zu hören, als ob meine Stimme nicht existierte. Panisch windete ich mich unter dem schmerzenden Griff des Monsters, welches mich höhnisch angrinste und Spaß an dieser Folter fand, während ich verzweifelt versuchte, mich aus diesem Griff zu befreien. Doch niemand war da und würde mir zur Hilfe kommen. Niemand hörte mich und ich hatte das Gefühl zu ersticken... Schweißgebadet schreckte ich hoch und sah in zwei wunderschöne, violette Augen, die mir besorgt entgegenblickten und durch den hellen Mondschein besonders zu leuchten schienen. Es war Kai. Ich atmete schwer und er konnte die Panik in meinen Augen sehen. Erst ein paar Minuten später merkte ich, dass seine Hände auf meinen Schultern lagen und kam auf die Schlussfolgerung, dass er mich vermutlich geweckt hatte. Ohne weiter nachzudenken, umarmte ich ihn, drückte mich ganz nah an ihn und krallte mich in sein Shirt. Er wirkte perplex und hatte wohl eher nicht mit so einer Reaktion meinerseits gerechnet. Tränen liefen mir stumm über mein Gesicht und wir verharrten einige Minuten in dieser Stellung. Er atmete ganz ruhig und sagte kein Wort. Die Stille und sein gleichmäßiger Herzschlag beruhigten mich schlagartig und ich spürte plötzlich eine Hand auf meinem Rücken, die dafür sorgte, dass sich die Anspannung in meinen Muskeln löste. Als mir schließlich klar wurde, dass ich mich panisch an Kai festgekrallt hatte, merkte ich, wie mir eine Röte ins Gesicht stieg. >Was tue ich denn da?< Also löste ich mich wieder aus der Umarmung, welche Kai zu meiner Verwunderung, nicht zurückgewiesen hatte. "Bitte entschuldige, es kam so über mich...!" Er schaute mir direkt in die Augen und es wirkte so, als versuchte er in meinen Augen zu lesen, was in mir vorging. "Du hast schlecht geträumt, das ist alles. Leg dich wieder hin und versuche weiter zu schlafen." Was habe ich auch anderes erwartet, was sollte er auch sonst dazu sagen? Jeder hat schließlich mal Albträume. Ich konnte diese Träume selbst nicht deuten. Ich hatte sie erst, seit ich Kai und den anderen begegnet war. Was hatten sie nur zu bedeuten und wieso hatte ich selbst nach dem Aufwachen noch so panische Angst? Ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass es grade zwei Uhr vierzig war. Kai stand auf, legte sich wieder in sein eigenes Bett und drehte sich zur Seite, mit dem Gesicht zur Wand. "Danke!" flüsterte ich leise vor mich hin und war mir nicht sicher, ob er es gehört hatte, wischte mir dann meine Tränen mit dem Ärmel meines Pijamas weg und legte mich ebenfalls wieder auf meinen Rücken. Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass Kai also für mich da wäre, wenn es mir nicht gut ginge. Er fühlte sich bestimmt für mich verantwortlich, so war er nun mal. Er fühlte sich auch für seine Teammitglieder, seine Freunde, verantwortlich und würde sie niemals im Stich lassen.. Naja, obwohl er das auch schon getan hatte, als Black Dranzer ihn kontrollierte, aber das ist eine andere Geschichte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)