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Neue (und alte) Abenteuer

Szenen, die es nicht in die Hauptfic geschafft haben
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

dann heute der nächste Teil, ganz viel Spaß damit ;-) Komplett anzeigen

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Extrakapitel 38 - Eine Hummel auf Abwegen - Teil 4

Eine Hummel auf Abwegen – Teil 4

 

-Sanji-

Wir machen einfach das Beste draus.

Na, wenn Robin sich das mal nicht zu einfach vorstellte.

Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber irgendwie… waren die vergangenen Tage relativ ereignislos verlaufen.

Zur Wahrheit gehörte auch, dass Zorro ihm weiterhin aus dem Weg ging, aber Sanji war sich nicht sicher, ob es wirklich gegen ihn gerichtet war oder einfach daran lag, dass der Marimo so ziemlich den ganzen Tag im Ausguck verbrachte. Das Überraschende daran war eher, dass auch Ruffy ziemlich viel da oben war.

Laut Franky kämpften die zwei, fast ununterbrochen, und das machte es noch seltsamer. Zorro mochte den lieben langen Tag trainieren, aber Übungskämpfe gab es zwischen den beiden eher selten. Tatsächlich hatte diese Neuerung aber den Vorteil, dass es auf der Sunny ein bisschen friedlicher war, zumindest für ein paar Stunden. Noch besser war jedoch, dass Sanji nicht gefühlt ununterbrochen bei seinen Vorbereitungen auf lange Finger aufpassen musste. Vielleicht hätte er jetzt wirklich mal Zeit ein paar Rezepte auszuprobieren, wenn er nicht die ganze Zeit seine Kreationen gegen den verfressenden Kapitän verteidigen musste.

„Irgendwie seltsam“, murrte Lysop neben ihm, der zum Küchendienst verdonnert war und daher noch nicht mit den anderen Jungs im Bad toben konnte, und nahm noch einen Teller entgegen. „Findest du nicht auch?“

„Was genau meinst du?“, entgegnete er, war mit den Gedanken eigentlich noch bei dem lila-schwarz gestreiften Thunfisch, den Chopper am vergangenen Tag gefangen hatte, auch wenn er ungewollt immer wieder an Kapitän und Moosbirne denken musste.

„Kann es sein, dass mit Zorro und Ruffy irgendetwas im Busch ist? Eigentlich trainiert Ruffy doch nie so beharrlich und Zorro… ich könnte schwören, ihn die letzten Tage nur noch… naja, so gesehen zu haben.“

Was kein Wunder war, da Zorro sich nicht mehr verwandeln konnte.

„Vielleicht haben sie eine Wette am Laufen, oder so“, stellte Sanji bewusst falsche Mutmaßungen an. „Oder der Marimo hat wieder mal eine seiner Phasen, wo er meint, alles und jeden aus der Crew inklusive sich selbst zu optimieren. Pass bloß auf, sobald er mit Ruffy durch ist, wird er sich wahrscheinlich dich vorknöpfen.“

Er konnte Lysops Blick spüren, erinnerte sich an lang zurückliegende Tage, damals noch auf der Flying Lamb, als Zorro es sich zur Aufgabe gemacht hatte, einem jeden von ihnen die absoluten Grundlagen im Nahkampf beizubringen. Ruffy und Sanji waren davon weitestgehend verschont geblieben, weil sie ihre eigenen Kampfstile hatten, die dazu ganz gut geeignet waren, aber während Nami und Chopper schnell das Nötigste gelernt hatten, war es Lysop schwergefallen und er hatte zusätzliche Einheiten schieben müssen, bis Zorro halbwegs zufrieden gewesen war. Natürlich hatte die Moosbirne es ihnen nicht aufgezwungen, aber nach dem ein oder anderen Stelldichein mit Marinesoldaten hatte er schlagkräftige Argumente auf seiner Seite gehabt.

Seufzend lehnte Sanji den Kopf zurück. Diese simplen Tage lagen so lange zurück. Damals hatte ein sprechendes Rentier sie noch geschockt, jetzt…

„Vielleicht hat Nami ja recht“, murmelte Lysop ablenkend. „Vielleicht kommt er langsam mit der Situation klar. Um ehrlich zu sein hab ich eh nie ganz kapiert, was sein Problem ist. Also diese ganze Sache mit Eizen, okay, und auch das mit Falkenauge schien ja eher kompliziert zu sein, aber eigentlich…“

Ja, das dürfte wohl an mir liegen.

„… hätte ich nie gedacht, dass ihn sowas stören würde. Auf der anderen Seite musste er ja diese ganze Schmierenkomödie abziehen, kann mir vorstellen, dass ihm das vielleicht etwas peinlich ist.“ Lysop seufzte leise. „Und wahrscheinlich hat unsere Reaktion damals ihn verunsichert.“

„Was?“ Sanji sah auf.

„Na damals, als er und Falkenauge uns auf dieser Insel helfen kamen und wir ihn nicht erkannt haben. Ich mein, wir sind damals davon ausgegangen, dass er… und dann haben wir ihn nicht mal erkannt. Wahrscheinlich hat es damit zutun, dass es ihm schwerfällt… schwergefallen ist.“

Sanji senkte den Spülschwamm. „Du hast dir darüber viele Gedanken gemacht, oder?“

Lysop schenkte ihm ein halbes Lächeln und konzentrierte sich dann wieder auf den Teller in seiner Hand, dann nickte er.

„Ich frage mich, ob ich ihn anders behandle. Ob ich anders über ihn denke. Ich an seiner Stelle würde das nämlich furchtbar nervig finden, würde wahrscheinlich misstrauisch werden, oder beleidigt. Gleichzeitig wäre es vielleicht am besten, wenn ich mir darüber gar keine Gedanken mache, so wie Ruffy. Ich weiß nicht mal, ob er überhaupt bemerkt, wenn Zorro als Frau herumläuft.“

„Selbst Ruffy ist nicht blind“, murmelte Sanji und arbeitete weiter. Anders als Lysop hatte er Gewissheit. Er wusste, dass er sich anders benahm, wenn Zorro in dieser Gestalt war, dass er ihn anders behandelte, anders über ihn dachte, und er konnte es nicht wirklich ändern. Und er wusste auch ganz genau, dass er der Grund war, warum Zorro ihnen allen die Wahrheit verschwiegen hatte. Die Kommentare der anderen Crewmitglieder mochten ihren Anteil haben, vielleicht das letzte Reiskorn auf der Waage, aber er hatte nicht nur Zorro nicht erkannt, sondern komplett verkannt, wer diese Frau gewesen war.

„Aber anscheinend geht alles in die richtige Richtung“, bemerkte Lysop dann zuversichtlicher. „Nach der Sache mit dem Ablenkungsmanöver hab ich ja erst gedacht, dass das alles nur noch schlimmer gemacht hat, aber vielleicht ist da der Knoten geplatzt.“

Er klang wirklich erleichtert, froh darüber, dass sich diese unterschwelligen Konflikte in der Crew zu lösen schienen, und Sanji brachte es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass Zorro nicht freiwillig in dieser Gestalt war, und sich nicht freiwillig ihren Blicken aussetzte.

„Wobei man schon merkt, dass es ihm nicht so einfach fällt. Franky hat erzählt, dass er beim Segelflicken nicht gerade gesprächig war – aber ist er ja eigentlich nie.“

„Franky hat ihn direkt gefragt?“ Sanji sah auf und Lysop nickte nur. Natürlich. Franky machte um solche Dinge keinen großen Hehl. Wie die anderen Crewmitglieder auch, hatte er wohl mitbekommen, dass etwas seltsam war, daher hatte er Zorro wohl einfach angesprochen.

„Aber Zorro hat halt nicht viel gesprochen. Schon was schade. Ich mein, ich versteh ja, dass er keinen Bock hat, mit uns zu baden.“ Sein Blick lag kurz auf Sanji und dieses Mal wussten sie beide, wer die Verantwortung dafür trug. „Aber naja, was auch immer. Wird sich schon alles einpendeln. Apropos wir sind fertig, oder?“

Sie waren fertig. Lysop zeigte ein erleichtertes Grinsen, befreite sich aus seiner Pflicht und eilte schnell zur Türe hinaus, um sich Ruffy, Franky und Chopper zum Baden anzuschließen, ehe Sanji ihm neue Aufgaben erteilen konnte.

Mit einem schnellen Blick zur Türe überlegte Sanji, dass er auch noch etwas vom fröhlichen Chaos im Bad mitkriegen könnte, wenn er sich nur etwas beeilte. Er würde es nie laut eingestehen, da er auch gerne mal seine Ruhe im Bad hatte, aber die Wahrheit war, diese Crew konnte gut feiern und jedes gemeinsame Baden war wie ein großes Fest, albern, chaotisch, aber auch lustig und einfach schön, manchmal sogar ein bisschen entspannend. Kein Wunder, dass Lysop so schnell losgeeilt war.

Aber Sanji fragte sich auch, ob Lysop sich nicht zufällig Zeit beim Abwasch gelassen hatte, dieses Gespräch vielleicht bewusst gesucht hatte. Wenn Franky Zorro direkt gefragt hatte, hatte der Marimo wahrscheinlich nicht gelogen, und wenn Franky Lysop von diesem Gespräch erzählt hatte, dann wahrscheinlich, um ihm genau das zu sagen. Warum also hatte Lysop so getan, als ob er es nicht wüsste? Weil er nicht wusste, ob Sanji es wusste? Weil er irgendetwas von Sanji hatte herausfinden wollen? Eigentlich passte das nicht zu Lysop. Sie beide hatten einen guten Draht und gingen ehrlich miteinander um.

Aber dann wusste er, was los war. Wahrscheinlich hatte Franky gar nicht vorgehabt, herumzutratschen, dass Zorro sich nicht mehr verwandeln konnte – vermutlich war es ihm nur zufällig herausgerutscht, als er sich mit Lysop unterhalten hatte - und wahrscheinlich wollten beide nicht riskieren, dass Zorro das irgendwie als Vertrauensbruch missverstehen könnte, daher hatte Lysop es ihm wohl nicht einfach gesagt. Gleichzeitig wusste Lysop aber natürlich auch, dass aufgrund Zorros anderer Gestalt gerade eine Spannung zwischen ihm und Sanji herrschte, die eigentlich niemand wollte. Daher hatte Lysop ihn wohl so auf die richtige Spur bringen wollen. Verdammt, war das alles umständlich.

Er seufzte. Wie sollten er und Zorro je halbwegs normal miteinander umgehen können, solange er in diesem Körper steckte? Vielleicht war es unfair, aber Sanji betete, dass es nicht dauerhaft sein würde, weniger wegen Zorro, sondern sogar mehr für sich selbst.

Lysop hatte Recht. Es war ungewöhnlich, dass ausgerechnet der verdammte Marimo so eine riesige Geheimniskrämerei um diese ganze Sache mit Lady Loreen machte. Er war eigentlich nicht der Typ, der Dinge unnötig kompliziert machte. Aber bei diesem Körper war das anders, da benahm Zorro sich anders, sensibel, empfindlich, umständlich. Ausgerechnet Zorro, dem eigentlich komplett egal war, was andere über ihn dachten, wie andere ihn sahen, war plötzlich gehemmt und befangen im Umgang mit ihnen, seinen Crewmitgliedern. Und Sanji war das erst aufgefallen, als er gesehen hatte, wie unbefangen und selbstverständlich der Marimo mit dem verdammten Falkenauge umgegangen war, so wie den anderen auch. So wie ihnen allen erst da so wirklich aufgefallen war, wie sehr es sie alle beeinflusst hatte.

Aber selbst seit jener langwierigen und schwierigen Diskussion waren die Dinge zwar besser geworden, Lady Loreen und alles, was damit zusammenhing war aber immer noch ein sensibles, ein empfindliches und ein umständliches Thema, welches sie alle lieber vermieden, allen voran der Marimo.

Sanji verstand nicht so ganz warum, aber aus all den Gesprächen mit dem Marimo wusste er ziemlich sicher, dass innerhalb der Crew er Zorros Hauptproblem bezüglich Lady Loreen war. Hätte er damals den Marimo in dieser Gestalt nicht auf sein Äußeres reduziert, wären die Dinge vielleicht anders verlaufen, hätte Zorro sich vielleicht nicht so extrem von ihnen abgegrenzt und sich selbst vielleicht nicht in solche Gefahr gebracht.

Erneut aufseufzend wischte er ein letztes Mal über den Tisch. Das konnte er nun nicht mehr ändern, er konnte nicht ändern, dass Zorros derzeitiger Körper es zwischen ihnen komplizierter machte als sonst. Er konnte nicht ändern, dass er Zorro derzeit nicht so behandeln konnte, wie sonst auch. Dass er ihn anders wahrnahm und sich anders benahm.

Das alles konnte er nicht ändern, aber er konnte versuchen, es weniger unangenehm für Zorro zu machen. Während er das Bento zusammenstellte, kam er zu dem Entschluss, dass das eine gute Idee war. Für den Marimo war die derzeitige Situation auch so schon schwierig genug, das hatte er selbst zugegeben, also musste Sanji es ihm nicht noch schwerer machen.

Zorro ging ihm aus dem Weg, aber den anderen Crewmitgliedern nicht so sehr, sprach anscheinend auch mit ihnen über Kram – oder was auch immer er da oben die ganze Zeit mit Ruffy trieb, diese bekloppten Vollidioten – also vielleicht würde es für alle etwas mehr Alltag werden, wenn Sanji sich etwas zurückzog, sodass Zorro ihm nicht mehr aus dem Weg gehen musste.

Das schien machbar. Er hatte eh viel zu tun und zumindest für ein paar Tage würde er es schon aushalten, auch wenn es sich nicht gerade toll anfühlte. Aber er wollte rücksichtsvoll sein, aus seinen Fehlern lernen, und er wollte, dass alle sich wohl an Bord fühlten, selbst ihr Einzeller einer Amöbe, dem Sanji früher nie solch komplexe Gedanken zugetraut…

Die Türe in seinem Rücken ging auf und er hörte den Schritten schon an, wer es war.

„Noch einen Moment, ich hab dein Bento fast fertig.“

„Hm? Warum? Ich brauch keins, war doch beim Abendessen…“

Das… stimmte.

Verdammt! Er hatte sich so sehr den Kopf über diesen verdammten Mooskopf zerbrochen, dass er ihm ganz automatisch ein Bento zusammengestellt hatte, obwohl dieser Vollidiot doch ausnahmsweise mal gegessen hatte!

„Warum bist du dann hier? Ich hab dir gesagt, dass wir nicht mehr genug Sake haben, um deinen Alkoholmissbrauch bis zur…“

„Komm mal runter. Will nur was Wasser.“

Er drehte sich um. Eigentlich war das Bild nicht sonderlich überraschend, wenn nicht gerade zerzaust und schlaftrunken, sah der andere immer so aus, als hätte er gerade sein Training unterbrochen, die Haare zurückgebunden, ein zu großes T-Shirt, die schwarze enge Hose, verschwitzt mit geröteten Wangen. Dennoch war es jedes Mal eine Erscheinung, jedes Mal war er überrascht, jedes verdammte Mal war es, als würde er diese Schönheit zum ersten Mal sehen.

Nami hatte Unrecht. Wie sollte er sich je daran gewöhnen?

Dann bemerkte er Zorros Blick und schnell wandte er den Blick ab. Wiedermal hatte er gestarrt, aber wie konnte er auch nicht?

Zerknirscht packte er das Bento und stellte es in den Kühlschrank. Es würde schon Abnehmer finden – Jinbei bediente sich des Nachts schon mal gerne – aber eigentlich passierten Sanji solche Unachtsamkeiten nicht. Furchtbar, wie sehr ihn dieses ganze Thema beschäftigte. Es war doch nicht sein Problem! Er war in seinem Körper! Und der Marimo war immer noch so nervig wie sonst auch.

Von sich selbst entnervt zündete er sich eine Zigarette an und lehnte sich gegen den Tresen, während der andere sich Wasser eingoss.

„Ich kann dir auch eine Flasche geben, dann musst du nicht immer runter, nur um was zu trinken“, bot Sanji umsichtig an, hatte sich früher nicht mal Gedanken darum gemacht, ob der andere während des Trainings überhaupt etwas trank.

„Nicht nötig, kann mir was holen, wenn ich was brauche.“

Aufschnaubend rollte Sanji mit den Augen. Wie sollte er umsichtig sein, wenn dieser Mistkerl ihn so auflaufen ließ?

Da fiel ihm etwas ein.

„Hey, ich wollte noch mit dir sprechen. Ähm… ich…“ Es fiel ihm schwer, die Worte zu finden, als der andere ihn mit dieser hochgezogenen Augenbraue ansah, offensichtlich entnervt, aber auch eine verdammte Augenweide. „Ähm… Ruffy und die anderen sind gerade baden und ich…“

Tief atmete er ein und sah dann demonstrativ weg.

„Ich weiß, dass ich dein Problem bin, und ich kann es nicht ändern, aber ich weiß, dass gerade Chopper dich beim Baden vermisst. Keiner von uns kriegt das mit seinem Geweih so gut hin wie du, selbst Lysop nicht, und ich… ich mein, ich hab eh viel lieber meine Ruhe und kann auch… dann kannst du…“ Warum viel ihm das so schwer? „Ich werde nicht stören, also kannst du ruhig mit den anderen baden.“

Einen Moment war es still.

„Und seit wann brauche ich deine Genehmigung, um mit den anderen zu baden?“

!!!

Wollte dieser Kerl ihn verarschen?!

„So meinte ich das nicht!“, presste Sanji zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Aber ich weiß, dass du nicht mit den anderen badest, weil auch ich da bin, daher…“

„Ist mir doch sowas von egal, was du machst oder nicht machst.“

Sanji starrte den anderen an, aber dieses Mal nicht, weil er so verzückt war, sondern weil der andere ihn richtig wütend machte. Er versuchte doch nur, rücksichtsvoll zu sein, es Zorro nicht noch schwerer zu machen mit seiner derzeitigen Situation und Zorro dankte es ihm, indem er ihn wiedermal blöd anmachte?!

„Ich versuche hier, nett zu sein!“

Unbeeindruckt begegnete der Marimo seinem Blick.

„Nein, du machst dein Problem zu meinem.“ Er nahm einen tiefen Schluck und stellte sein Glas ab. „Ist echt deine Sache, wenn du nicht in der Lage bist, in einem Bad mit mir zu sein, ohne an Nasenbluten zu verrecken.“

„Aber du bist doch derjenige, der mir und allen anderen aus dem Weg geht.“

„Nö, eigentlich nur dir, weil du echt der nervigste, erbärmlichste Perversling bist, den ich je…“

Er grinste. Zorro grinste ein diabolisches Grinsen, wie Sanji es in diesem Gesicht noch nie gesehen hatte und in diesem Moment erkannte er ihn, sah er ihn, als wäre es nie ein anderer Körper gewesen.

Erst da wurde Sanji bewusst, was passiert war, was er getan hatte.

Zorro grinste, halb weggeduckt, einen Arm abwehrend erhoben, blockte Sanjis Fuß. Er hatte angegriffen, er hatte Zorro angegriffen. Er hatte…

„Oh verdammt! Es tut mir…“

Er knallte mit dem Hinterkopf gegen den Tresen, als ihm die Beine weggetreten wurden, schneller als er gucken konnte, im nächsten Moment wurde er am Kragen gepackt. Zorro sah zu ihm hinab, immer noch am Grinsen.

„Wage es nicht, dich zu entschuldigen!“

Dann ließ er Sanji los und wandte sich um. Er fiel beinahe gegen den Tresen und rappelte sich auf.

„Was zur Hölle ist dein Problem?“

Der Marimo blieb stehen und sah ihn über die Schulter an.

„Ich kann nicht ändern, dass ich in diesem Körper bin, Koch. Mag beschissen für uns beide sein, aber ich bin echt nicht auf dein Mitleid angewiesen.“

Er klang ruhig, sachlich, aber Sanji war alles andere als das. Er wurde einfach nicht schlau aus diesem Mistkerl und dieser Mistkerl trieb ihn wirklich immer auf die Palme!

„Ich wollte nur rücksichtsvoll sein! Keine Ahnung, warum du mich deshalb direkt blöd anmachst! Verdammt nochmal, ich dachte, meine Anwesenheit stört dich und jetzt bist du sickig, wenn ich dir aus dem Weg gehe, obwohl du bisher genau das getan hast?!“

„Ja, deine Anwesenheit stört mich – aber das hat nichts mit diesem Körper zu tun – und ich hab kein Problem damit, wenn du mir aus dem Weg gehst, mach nur.“ Er verschränkte eiskalt die Arme. „Aber hör mit diesem verdammten Gehabe auf. Das einzige Gute an dir ist, dass ich mich bei dir nicht zurückhalten brauche, dich anschnauzen kann und du zurückschnauzt, also hör auf zu kuschen und mich wie ein fragiles etwas zu behandeln, das pisst mich an.“

Damit drehte er sich um und ging zur Tür.

„Du weißt, dass ich da nichts für kann! Nicht, solange du so aussiehst und in diesem Körper bist.“

„Keine Ahnung, was du meinst, hat doch gerade ganz gut geklappt. Scheine dich nur genug nerven zu müssen.“ Zorro zuckte mit den Schultern. „Ganz ehrlich, ja mich nervt dieser Körper. Aber wenn ich es packe, mich daran zu gewöhnen, dann packst du das auch, und hoffentlich hörst du dann auch endlich auf, dich so nervig aufzuführen – also noch nerviger als sonst, weil selbst dein normales Verhalten echt schon verdammt nervig ist – also, wenn du baden willst, geh baden und mach dir nicht so nen Kopf um mich; ich kann schon auf mich selbst aufpassen. Aber solltest du nen Ständer kriegen, weil ich auch da bin, hau ich dir eine rein.“

Verwirrt starrte er dem anderen nach, als die Türe hinter ihm zufiel. Er hatte es ja immer gewusst, Schwertkämpfer waren einfach wahnsinnig. Aber Sanji selbst war aufgewühlt, nein, er war verzweifelt. Er hatte gerade zum ersten Mal eine Frau getreten, etwas, was er nie tun wollte, selbst, wenn diese Frau in Wahrheit der Marimo war.

Kopfschüttelnd wandte er sich ab, doch da wurde es ihm bewusst, als hätte er ganz vergessen, wie ihre Freundschaft funktionierte, ihre seltsame, nervige, leidgeprägte, gewalttätige Freundschaft. Er sah zur Türe zurück.

Nein, er hatte keine Frau getreten. Er hatte gerade eben den Marimo getreten, etwas, was er schon tausende Male getan hatte und noch viel öfter tun wollte. Vielleicht hatte Nami Recht, vielleicht konnte selbst er sich daran gewöhnen und vielleicht war das sein bester Beitrag, um seinem Crewmitglied wirklich zu helfen.

Aber es war wohl noch ein langer Weg.

Dann hob er den Kopf, als die Türe wieder aufging, aber es war nur Brook, der den Kopf hereinsteckte.

„Hier steckst du, unser fleißiger Smutje“, grüßte er ihn mit dieser warmen Stimme. „Ich weiß, es ist äußerst ungewöhnlich für Ruffy, zweimal die Woche zu baden, aber da das Wasser schonmal heiß ist, wollte ich die Gunst der Stunde nutzen. Möchtest du mich begleiten? Wenn wir Glück haben, ist es mittlerweile schon etwas ruhiger.“

Sanji rieb sich den Hinterkopf, merkte die kleine Beule, die sich dort bilden würde, dann schüttelte er den Kopf.

„Heute nicht, ich möchte noch etwas aufräumen. Vielleicht gehe ich morgen früh schnell duschen.“

Der Musikant nickte. „Wie du meinst.“

„Aber nächste Woche bin ich wieder dabei“, setzt er schnell hinterher.

Ein undeutbares Lächeln glitt über den Totenschädel, ehe Brook nickte, sich kurz verabschiedete und dann die Türe zuzog.

Er war eindeutig noch nicht bereit, den Marimo völlig entkleidet beim gemeinsamen Baden zu sehen – alleine die Vorstellung wirkte sich schon zu deutlich auf seinen Körper aus – der Weg war wohl noch sehr lang, aber sie würden das schon irgendwie hinbekommen und er freute sich darauf. Erst jetzt wurde es ihm bewusst, er vermisste es, mit dem Marimo das Deck zu schrubben, sich ordentlich an ihm auszulassen.

Ja, bald schon würden sie wieder etwas unbeschwerter miteinander streiten können, so wie früher, so wie immer, und verdammt nochmal, darauf freute er sich wirklich, vielleicht etwas zu sehr. Naja, man musste halt schon etwas wahnsinnig sein, um Teil dieser Crew zu sein, das galt nicht nur für ihren Schwertkämpfer.

 

-Zorro-

Es war die erste Nacht, die Zorro wirklich zufriedenstellend trainieren konnte. Er war nicht blauäugig naiv wie früher. Er wusste um die Schwächen dieses Körpers und wusste, dass er sie nicht einfach mit richtig hart trainieren ausmerzen konnte. Er würde eine Strategie brauchen, ein System, wenn er in diesem Körper mehr als nur Menschenunmögliches möglich machen wollte. Aber glücklicherweise kannte er da jemanden, der ihm helfen konnte, und glücklicherweise konnte Zorro sich auf eine Sache immer verlassen.

Weniger habe ich auch nicht vor.

Nami hatte Recht, ganz gleich wie, Zorro wusste, dass er den Weg gehen konnte. Aus dem ganz simplen Grund, weil er es bisher immer getan hatte. Der harte, schmerzhafte Weg dauerte länger und war beschwerlicher, aber er hatte genug Zeit und er würde nicht aufgeben.

Und dann, dann würde er irgendwann Dulacre besiegen, ganz gleich welcher Körper.

Es war genau, wie er Ruffy damals gesagt hatte. Ja, er hatte gezweifelt, aber er hatte starke Crewmitglieder, einen starken Kapitän, und ab jetzt würde Zorro auch wieder stark sein. Körperlich war er vielleicht noch nicht da, aber er wusste genau, dass er seinen Weg genauso wieder gehen würde, also gab es nichts zu bereuen, nichts anzuzweifeln.

Obwohl die Nacht in der Kajüte durch das Schnarchen und Murmeln der anderen so laut wie eh und je war, schlief er gut. Zum ersten Mal seit Tagen schlief er wirklich gut. Morgen oder übermorgen würde Dulacre sich melden, bald würde Zorro Gewissheit haben. Der andere würde vielleicht etwas frustriert sein, wenn Zorro sich nicht mehr zurückverwandeln konnte, aber dann war es so. Zorro würde ihn trotzdem besiegen, egal wie.

„Hey, aufstehen, Marimo! Du hast verschlafen und es ist längst Zeit fürs... Oh, wow, du hast es ja also doch wieder geschafft.“

Schlaftrunken wollte Zorro die nervige Stimme des nervigen Kochs ignorieren, aber kämpfte sich dennoch in eine sitzende Position.

„Was für’n Mist redest du?“, nuschelte er und gähnte unverhohlen. Da merkte er es, merkte es, als seine Fingerknöchel die Koje über ihm streiften, merkte es an der Art, wie sein Hemd saß, wie seine Füße beim Strecken ans untere Ende der Koje kamen, an der Luft an seinem Nacken.

Langsam klärte sich sein Blick und der Koch stand vor ihm, grinste ihn breit an.

„Du hast keine Ahnung, wie erleichtert ich bin, dich so zu sehen“, bemerkte der Koch.

„Du bist erbärmlich“, entgegnete Zorro nur, genoss den Streit, der sich anbahnte, irgendwann handgreiflich wurde.

Ja, auch er war erleichtert.

Aber während er sich mit dem Koch kabbelte, merkte er noch etwas anderes, eine leise Frustration. Er hatte Herausforderungen immer gemocht, gerade die richtig, richtig schwierigen.

Also kletterte er nach dem Frühstück in Lysops Werkstatt hinab und fragte, ob dieser ihm eine Armbanduhr mit eingebauter Stoppuhr basteln könnte. Er wusste nicht, was geschehen war. Aber er wusste, dass es nochmal geschehen konnte und selbst wenn nicht, er würde es nicht mehr drauf ankommen lassen.

Er würde mehr in jenem Körper trainieren müssen, sich generell mehr in diesem Körper aufhalten müssen, auch vor den anderen. Denn noch einmal würde er diese Hilflosigkeit nicht hinnehmen, dafür war er zu stark.

Er grinste. Er war noch lange nicht da, aber das machte es gerade so spannend. Vielleicht hatte Nami Recht, vielleicht war er wirklich wie eine Hummel, und er würde alle, die an ihm zweifelten – einschließlich Dulacre – eines Besseren belehren.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  dasy
2024-07-29T17:38:52+00:00 29.07.2024 19:38
Zorro ist eine Hummel!
Wusstest Du, dass Hummeln in Gewächshäusern zum Bestäuben eingesetzt werden, weil sie sich im Gegensatz zu Bienen auch ohne die Polarisierung des Sonnenlichtes orientieren können, die durch das Glas verloren geht. Aber Zorro und Orientierung, da hilft auch noch so gutes Licht nicht.
Und Hummeln heißen vom Platt wörtlich übersetzt Plüschhintern...

Ich mag Hummeln. Eben weil ich Physiker bin und trotzdem an Wunder glaube.
Wunderbare Episode!

LG, Dasy


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