Neue (und alte) Abenteuer von Sharry (Szenen, die es nicht in die Hauptfic geschafft haben) ================================================================================ Kapitel 8: Extrakapitel 7 - Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt ----------------------------------------------------------------------- Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt   Irgendwann nach dem letzten Kapitel   -Mihawk- „Wo gehen wir hin?“, murrte Lorenor, als er neben Dulacre hertrottete und die Arme verschränkte. Er unterdrückte ein Gähnen, konnte jedoch nicht die vielen Schrammen und Verbände verbergen, doch schlimmere Verletzungen schien er von der letzten Katastrophe, die seine Crew heraufbeschworen hatte, nicht davongetragen zu haben. „Ich dachte an ein Restaurant auf Groove 43. Es ist nicht weit entfernt und sie haben eine hervorragende Karte an Wein und auch Sake“, erläuterte er, eher verwundert, dass Lorenor überhaupt nachfragte. „Also ist das… eine Art Date?“ Der Jüngere klang so, als hätte Dulacre ihm vorgeschlagen, mit dem Smutje Freundschaftsbänder auszutauschen. „Wenn du es so nennen möchtest“, entgegnete er mit hochgezogener Augenbraue und leicht angefressenem Tonfall. „Wir wollten uns hier für ein paar Stunden treffen, ehe ihr weiterreisen werdet, so etwas nennt man für gewöhnlich eine Verabredung.“ „Schon gut, schon gut“, murrte Lorenor und hob abwehrend eine Hand. „Bin nur überrascht, dass du so einen kitschigen Kram magst.“ Dulacre seufzte. Bildete er es sich ein oder war sein Sozius etwas gereizt? Dabei gab es doch gar keinen Grund dafür, Lorenor hatte erst vor kurzem Kämpfen können, das Wetter war schön und Dulacre hatte sich noch nicht mit dessen Crew angelegt. Aber nun gut, Dulacre wusste aus jahrelanger Erfahrung auch mit einem schlechtgelaunten Lorenor umzugehen, auch wenn dieser versöhnliche Ton ihn immer etwas anstrengte. „Lorenor, ich verbringe gerne meine Zeit in deiner Anwesenheit und ich genieße gerne guten Wein, wenn das für dich bereits kitschig ist, dann kann ich es nicht ändern. Wenn es für dich zu furchtbar ist, können wir auch etwas anderes machen.“ „Hab ja nichts gesagt“, murmelte Lorenor mit einem leichten Kopfschütteln, ehe er ebenfalls seufzte und zu Dulacre aufsah. „Wein und Sake hören sich gut an, also lass uns zu diesem Restaurant gehen.“ Er nickte und gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. „Gibt es einen Grund für deine schlechte Laune?“, fragte er nach. „Ich bin einfach nur müde“, blockte Lorenor direkt ab. Mit einem Schulterzucken gab Dulacre sich geschlagen und entschied, weniger problematische Themen anzusprechen: „Wie lange hast du Zeit? Ihr wolltet am Abend aufbrechen, nicht wahr?“ „Wenn bis dahin die Beschichtung fertig ist“, stimmte Lorenor ihm unter einem erneuten Gähnen zu. „Ihr solltet vorsichtiger sein“, mahnte Dulacre, wobei er es nicht zu ernst nahm, „wäre ich nicht rechtzeitig angekommen, hätten euch die Handwerker wohl übers Ohr gehauen.“ „Nami hatte alles im Griff“, meinte der andere nur, ehe er ihn misstrauisch beäugte. „Ich wusste nicht, dass dir sogar die Werften hier gehören.“ „Sie gehören mir nicht, Lorenor. Ich halte nur 30% der Anteile an ihnen und bin somit Hauptinvestor.“ „Und wie viele Prozente halte ich?“, kam es von Lorenor und obwohl er es mit seiner üblichen gelangweilten Tonlage ansprach, bemerkte Dulacre sowohl den Witz als auch die Warnung. „Fünf Prozent derzeit, und sobald sich dein Kapital erholt hat, wird vermutlich noch mehr investiert. Durch den Freundschaftsvertrag mit der Fischmenscheninsel sind die Werften als Beschichter der Touristenschiffe vollends ausgelastet und…“ Er blieb stehen, als er bemerkte, dass Lorenor ihm nicht mehr folgte. Langsam wandte er sich um, konnte die zuckende Augenbraue des anderen sehen. „Reg dich nicht erneut auf, bitte. Wir haben nur ein paar Stunden und ich würde begrüßen, wenn wir diese nicht streitend verbringen würden.“ Lorenor seufzte, gab sich jedoch nickend geschlagen. „Ich mag es einfach nicht, wenn du sowas hinter meinem Rücken machst“, erklärte er und wandte den Blick ab. „Du sollst nicht solche Dinge für mich entscheiden, Geld für mich anlegen oder was auch immer, und dann auch noch, ohne vorher mit mir darüber zu reden. Du weißt genau, dass ich das nicht leiden kann.“ „Ich wollte dich damit nicht verärgern, Lorenor. Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen in deinem Sinne…“ „Ich weiß, Dulacre“, stöhnte Lorenor dann auf und sah ihn an. „Ich weiß, du bist ein stinkreicher Schnösel und kriegst wahrscheinlich Panik bei dem Gedanken, dass ich keinerlei Rücklagen für die Zukunft habe, aber…“ „Du hast noch nicht mal Rücklagen für die Gegenwart, Lorenor“, erinnerte er ihn. „Aber nein, mir ist nicht unwohl bei dem Gedanken, dass du nicht für deine Zukunft vorsorgst, schließlich tue ich das.“ Erneut stöhnte Lorenor auf und rieb sich den Nasenrücken, wie ein Vater, der sich nicht über die liebevoll in den Marmor eingravierte Strichzeichnung des geliebten Kleinkindes aufregen wollte. „Okay“, murrte er, wobei es Dulacre immer noch schwerfiel seine Laune zu verstehen. Er hatte nichts getan, wofür er sich rechtfertigen müsste. Es war nichts Falsches, dass er für Lorenor vorsorgte, eben weil dieser solche Dinge nicht tat, und Lorenor war durch diese Taten weder belastet noch zu irgendetwas verpflichtet. Dennoch war Lorenor über Dulacres Taten verstimmt, doch offensichtlich beabsichtigte er nicht, zu streiten. Denn er ächzte erneut leise und rieb sich dann durchs Haar, als wäre diese Situation für ihn eine umständliche Aufgabe. „In Ordnung, lass uns in dieses Restaurant gehen, etwas trinken und nicht mehr drüber reden, okay?“ Damit schritt er los, doch Dulacre folgte ihm nicht. „Lorenor.“ Er zögerte. „Ich… ich verstehe nicht, warum du so verstimmt bist, aber ich… ich beabsichtige nicht…“ „Uuuugh!“ Laut stöhnend blieb Lorenor stehen. Seine Schultern hoben sich, so tief atmete er ein, während er sich Stirn und Augen rieb und langsam zu Dulacre umdrehte. Selten hatte der andere ihn so entnervt angesehen, als würde Dulacre sich recht dumm anstellen, wobei diese Rolle zwischen ihnen beiden doch nie Dulacre oblag. Erneut holte Lorenor tief Luft, wirklich wie ein verzweifelter Patenonkel, der versuchte nicht wütend auf das unwissende Balg – Kind! – zu sein. Dann stakste er auf Dulacre zu und blieb so knapp vor ihm stehen, dass Dulacre den Drang verspürte, einen Schritt zurückzuweichen, was er natürlich nicht tat. Mit einem leisen Schnauben stieß Lorenor seinen tiefen Atemzug wieder aus. „Könntest du dir bitte nicht direkt ins Hemd machen, nur weil mich dein nerviges Gehabe nervt?“ Und wie sollte ihn diese Aussage auch nur im Mindesten beruhigen? Erneut schnaubte Lorenor auf und starrte ihn weiterhin nieder. „Okay, um das klarzustellen: Ich weiß, warum du so einen Mist tust und dass du es gut meinst, deswegen mache ich kein großes Ding draus. Aber ich werde nicht so tun, als ob es mich nicht nerven würde. Ich mag nicht, dass du meinst, Geld für mich anlegen zu müssen, aber ich verstehe es, also könntest du aufhören, eine Sinnkrise zu kriegen, damit wir endlich was trinken gehen können?“ Erneut wirbelte Lorenor herum und stampfte los, doch folgte Dulacre ihm immer noch nicht. Lorenors Worte machten offensichtlich, dass er Dulacres Unsicherheit nicht verstand. „Hnn? Wo bleibst du denn jetzt?“ Mit pulsierender Ader auf der Stirn wandte Lorenor sich ihm wieder über die Schulter zu, offensichtlich entnervt, vielleicht noch entnervter als zuvor. Er war wirklich schlecht gelaunt. Nun war es an Dulacre zu seufzen. Er wusste doch, dass Lorenor seine Gedankengänge nur schwerlich nachvollziehen konnte, solange er diese nicht klar und deutlich ausdrückte, so unangenehm es für ihn auch sein würde. „Was ist denn?“, hakte Lorenor nach und kam wieder zurück. Langsam wechselte sein Gesichtsausdruck von entnervt zu misstrauisch, was immer ein Zeichen für Gefahr war. „Es tut mir leid.“ Dulacre begutachtete den Jüngeren. „Aber ich kann das Thema leider nicht so einfach ruhen lassen.“ „Was? Wieso?“, knurrte Lorenor, direkt wieder gereizt. „Ich hab doch gesagt, dass ich…“ „Ich meinte nicht deine Abneigung gegenüber meinen Vorsorgeplänen für dich“, erklärte er ruhig, obwohl er verzweifelt nach den richtigen Worten suchte. Lorenor auf der anderen Seite neigte den Kopf. „Und was dann?“, murrte er mit unverhohlener Verwirrung, die deutlich machte, dass ihm nicht bewusst war, dass sie in diesem Gespräch ein viel grundsätzlicheres Problem angekratzt hatten als eine Meinungsverschiedenheit über Kapitalanlagen. Dulacre schluckte, wusste, dass er es laut sagen musste, damit Lorenor es verstand, aber das machte es nicht unbedingt einfacher für ihn. Doch zu seiner Überraschung schien Lorenor sein Zögern wohl zu bemerken, denn er atmete leise aus und verschränkte die Arme, ehe er sich ein paar Meter entfernte und gegen eine der Mangroven lehnte. „Okay, was ist los, spuck‘s schon aus.“ Er klang ruhiger als zuvor, fast gesittet, erwachsen. „Du scheinst dir wieder mal über irgendeinen Mist den Kopf zu zerbrechen.“ Mit einem langsamen Nicken folgte Dulacre ihm in den Schatten des riesigen Baumes, noch einen Moment begutachtete er seinen Partner, der ihn kühl ansah, ein Blick, den Dulacre nicht zu deuten wusste. „Es tut mir leid“, wiederholte er, „aber deine Ablehnung verunsichert mich durchaus und ich kann es nicht einfach abtun, so wie du es von mir erwartest.“ „Hä?“, kam es recht ungalant von Lorenor. „Wovon redest du? Wann habe ich dich denn bitte schön…?“ Er unterbrach sich, als Dulacre beschwichtigend eine Hand hob.  „Mir ist bewusst, dass die Art, wie ich meine – ach, nennen wir es, wie es ist – Zuneigung zeige, nicht unbedingt deinen Vorstellungen entspricht, und natürlich ist es dein gutes Recht, dies auch zu äußern und wenn es für dich wirklich ein solch eindrückliche Unannehmlichkeit darstellt, werde ich mich bemühen, solche Vorhaben in Zukunft zu unterlassen. Aber…“ „Ich hab doch gesagt, alles okay, auch wenn es mich nervt“, warf Lorenor ein. „Aber es ist nicht einfach für mich, wenn du mich so ausdrücklich ablehnst, verstehst du das?“, beendete Dulacre seinen Gedankengang. Erneut neigte Lorenor den Kopf zur Seite. „Nein, kein Stück“, brummte er. „Ich kapiere noch nicht mal, wann ich dich abgelehnt haben soll. Alles, was ich sage, ist, dass es mich nervt, wenn du irgendwelche Sachen hinter meinem Rücken machst, auch, wenn es gut gemeint ist.“ „Aber das ist es ja“, erklärte Dulacre. „Für dich mag es nur eine Handlung sein, die du ablehnst, aber für mich fühlt es sich… manchmal so an, als würdest du meine Zuneigung als solche, ja mich als deinen Partner ablehnen.“ Lorenors vernarbtes Augenlid wanderte nach oben, während er Dulacre mit zusammengekniffenem Auge anstarrte, der Mund leicht geöffnet; er sah beinahe aus, als hätte er einen Krampf. Für mehrere Sekunden war es still zwischen ihnen, während Lorenor ihn mit diesem verkrampften Gesichtsausdruck anstarrte und Dulacre sich wieder mal vor ihm entblößen musste. „Okay…“, murmelte Lorenor dann langgezogen, als die Gedankenräder hinter seiner Stirn einrasteten, ehe er einen Moment sein Auge schloss und sich mit einer Hand durchs Haar fuhr. „Also, das ergibt für mich jetzt nicht wirklich viel Sinn, aber zusammengefasst, nur weil es mich anpisst, dass du irgendeinen Mist hinter meinem Rücken machst, denkst du direkt, dass ich dich abblitzen lassen würde?“ „Ich würde es nicht so ausdrücken, aber so in der Art ja“, gestand Dulacre ein. „Was ein Schwachsinn“, murrte Lorenor. „Wieso solltest du so etwas glauben? Du bist doch sonst nicht so ein Schisser, der direkt Panik schiebt, nur weil irgendetwas passiert oder irgendwer dich nicht abhaben kann. Ich hab dir doch schon so oft…“ „Ich glaube, dir ist nicht bewusst, wie ungewohnt diese Situation für mich ist“, unterbrach Dulacre ihn sanft und Lorenor ließ ihn. „Natürlich, ich bin selbstbewusst, stolz, eitel und diese ganzen Adjektive, die eine beeindruckende Persönlichkeit beschreiben.“ „Arrogant“, warf Lorenor direkt ein, „eingebildet.“ „Es gibt gewiss wenig, was mich verunsichern kann. Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, dass die Dinge so verlaufen, wie ich es will, dass ich meinen Willen durchsetzen kann, ganz gleich was es ist.“ Erneut seufzte er leise und senkte den Blick. „Aber du, Lorenor, dich will und kann ich nie als Selbstverständlichkeit ansehen, denn dir kann und will ich meinen Willen nicht aufzwingen und das verunsichert mich zutiefst. Ich habe das Gefühl, mir nie deiner sicher sein zu können, und es ist ungewohnt für mich, so verletzlich sein zu können, dass das Handeln einer anderen Person meine Emotionen so sehr beeinflusst. Mir ist bewusst, dass meine Unsicherheit dir wohl unsinnig erscheinen mag, aber Tatsache ist nun mal auch, dass ich deine Ablehnung fürchte, wie kaum etwas anderes.“ Wieder war es lange Zeit ruhig zwischen ihnen und er fragte sich, was der andere wohl dachte, wie er diese Worte aufnahm und verarbeitete. Er konnte kein bisschen voraussagen, wie Lorenors Reaktion ausfallen würde, ein weiterer Grund seiner Unsicherheit, diese stete Unberechenbarkeit. „Und was machen wir dann jetzt?“, kam die unerwartete Frage Lorenors, der unzufrieden aufschnaubte. „Also ich hab keinen Bock, einen auf gut Wetter zu machen, nur weil du sonst direkt Panik schiebst. Ist mir echt zu anstrengend.“ „Du hast eine sehr direkte Art, deine Abneigung auszudrücken, Lorenor, das macht es nicht immer leicht für mich“, bemerkte er. „Ja, ich habe eine sehr direkte Art, Dinge anzusprechen, die mich nerven und ich hätte auch eine sehr direkte Art, meine Abneigung zu zeigen. Es ist nicht meine Schuld, wenn du immer zwischen den Zeilen nach etwas suchst, was nicht da ist.“ Leise seufzte Dulacre auf und fuhr sich etwas ratlos durchs Gesicht. „Das ist mir sehr wohl bewusst“, stimmte er zu. „Es ist meine Unsicherheit und ich beneide, dass du weder deine noch meine Gefühle in irgendeiner Form anzweifelst, sondern als gottgegeben akzeptiert hast, während mich schon ein langgezogener Seufzer deinerseits entmutigt. Es ist wahrlich unangenehm, wie wichtig mir deine Akzeptanz ist und wie leicht ich doch um sie bange.“ „Gottgegeben?“, murrte Lorenor mit einem Augenrollen, ehe er dann schließlich nickte. „Schön und gut, ich kapier was los ist, aber ich weiß nicht, was du jetzt von mir willst. Ich kann nichts dafür, wenn du direkt an mir zweifelst. Aber ganz ehrlich, wenn einer von uns Mist baut, hat der andere es immer angesprochen – und meistens nicht auf die feinfühlige Art - und wir sind immer noch hier. Also gibt es für dich doch keinen Grund Panik zu schieben, nur weil ich nichts schönrede.“ „Aber es ist schwierig“, widersprach Dulacre sachte. „Natürlich hast du Recht, falsche Rücksichtnahme deinerseits ist nichts, was wir beide wollen, außerdem schätze ich deine unverhohlene Ehrlichkeit, auch wenn ich die Wortwahl nicht immer begrüße. Ich möchte also gar nicht, dass du es unterlässt, nur…“ Er zögerte, als er versuchte, seine Emotionen zu erfassen, was ihm gewiss nicht leichtfiel. „Was willst du dann?“, hakte Lorenor direkt nach. „Ich denke… eine Art der Sicherheit“, vermutete er. „Etwas, was mir bestätigt, dass du mich nicht ablehnst, ganz gleich was kommt. Selbst dann, wenn du mein Handeln ablehnst, insbesondere, wenn dieses aus Zuneigung erfolgen.“ Erneut schien Lorenor über diese Worte nachzudenken. „Und wie soll so eine Sicherheit aussehen?“, fragte er und da lag das Problem. „Ich weiß es nicht“, gestand Dulacre leise ein. „Ich weiß, dass Gespräche wie dieses hier Sicherheit genug sein sollten. Aber die Wahrheit ist, in solchen Momenten reicht es mir nicht.“ Nachdenklich beobachtete er Lorenor, der seinem Blick ausdruckslos standhielt. „Ich habe das Gefühl, als müsste… ich deine… Gefühle für mich stets einfordern. Als würdest du sie mir nicht freiwillig zeigen wollen, und das verunsichert mich. Verstehst du das?“ Nun war es Lorenor, der ihn musterte, ehe er kaum merklich nickte. „Ich verstehe“, sagte er langsam. „Ich bin nicht gut in diesem Mist, aber eigentlich ist es wie im Schwertkampf, oder? Du willst, dass ich dich von mir aus zum Kampf auffordere und nicht immer erst darauf warte, dass du mich herausforderst.“ „Das hast du erstaunlich gut in Worte gefasst“, entkam es Dulacre wahrhaftig beeindruckt über diese Metapher, die für Lorenor doch unüblich war. „Gewiss, wenn ich der Einzige von uns beide bin, der den anderen stets herausfordert, beginne ich mich zu fragen, ob du diesen Kampf genauso ersehnst wie ich, oder ob du mein Verhalten nur über dich ergehen lässt. Und genauso ist es in dieser Beziehung. Ich weiß, dass Kitsch und Romantik dir nicht liegen – mir übrigens auch nicht – aber wenn du mir nie zeigst, dass du meine Gefühle erwiderst, dann verunsichert mich das sehr schnell, sobald ich Ablehnung erfahre.“ Dulacre erschauderte über seine eigenen Worte, über diese erbärmliche Abhängigkeit, die der andere in ihm auslöste und nun von ihm verlangte, offen zuzugeben. „Mhm“, machte Lorenor jedoch nur, eine Hand ans Kinn gelegt und nachdenklich den Blick auf Dulacres Stiefel gerichtet, ohne sie wohl wirklich zu sehen. „In der Theorie verstehe ich’s, aber was bedeutet das in der Praxis?“ Dulacre war immer noch überrascht darüber, dass Lorenor die Metapher über eine Herausforderung zum Kampf nicht nur so tadellos verstand, sondern sie sogar selbst erdacht hatte. Einen Moment dachte er über diese Frage nach. „Nun ja, ich denke, es gibt keine einheitliche Lösung, sondern eher individuelle Präferenzen“, mutmaßte er. „So wie manche sich verneigen und höflich bitten, aber andere sich breitbeinig einem in den Weg stellen und den Kampf dreist verlangen.“ „Heißt?“ Nun lag Lorenors Blick wieder auf ihm. „Das heißt, wir beide haben eine Art, wie wir bevorzugt den anderen herausfordern und eine Art, wie wir bevorzugt herausgefordert werden. Ich mag die höfliche Bitte, aber schätze Enthusiasmus. Du bist von direkterer Natur und auch, wenn die Wortwahl dir eher einerlei ist, lehnst du Manipulation deutlich ab.“ Er wartete, bis Lorenor nickte, ehe er weitersprach. „Und genauso ist es auch in einer Beziehung. Ein jeder von uns hat seine eigenen Zeichen, Gesten und Handlungen, um diese … Zuneigung auszudrücken, aber manchmal gelingt uns das nicht gut, wir missverstehen einander. Ein Beispiel dafür wäre, dass ich dein Kapital verwalte. Es ist gut gemeint, aber es verfehlt seinen Sinn, wenn es dir missfällt.“ Langsam nickte Lorenor, immer noch die Hand am Kinn, aber seine Wangen leicht gerötet, zu Dulacres Überraschung. „Okay, also ganz platt gesagt, ich soll mit Gesten und was auch immer zeigen, dass ich dich immer noch abkann, egal was passiert.“ Selbst jetzt sagte er es nicht ausdrücklich, nannte ihre Beziehung nicht beim Namen, als wäre es ihm peinlich, und doch… egal was passiert. „Genau“, bestätigte Dulacre geduldig, aber ebenfalls mit warmen Wangen, „und ich würde mir wünschen, dass diese Gesten und was auch immer eindeutig sind und sich von deinem Verhalten zu deinen Freunden unterscheiden - so wie deine Aufforderungen zum Kampf sich von deinen Querelen mit dem Smutje unterscheiden - aber bitte auch nicht zu ordinär. Denn so ungewohnt diese Beziehung für dich ist, so ist sie auch für mich und körperliche Zuneigung ist etwas, was ich ungerne in der Öffentlichkeit ausübe. Ganz anders als deine Crewmitglieder, die es teils ja zu lieben scheinen, sich an dich zu klammern.“ „Sonst noch Wünsche“, grummelte Lorenor direkt. „Sag bloß, du bist jetzt auch noch eifersüchtig.“ „Stets, aber nein, ich verstehe, dass dies häufig ein Zeichen ihrer Angst ist und sie sich gewohnheitsmäßig hinter stärkeren Crewmitgliedern verstecken.“ „Ach, halt doch die Klappe“, knurrte Lorenor und winkte mit einem Augenrollen ab, dann jedoch blieb sein Blick an seiner eigenen Hand hängen, ehe er zu Dulacre aufsah. Im nächsten Moment hielt er sie Dulacre hin. Er beobachtete die Geste und verstand sie nicht. „Und was soll das?“ „Meine Aufforderung zum Kampf. Es ist direkt, nichts, was ich normalerweise tun würde, und für dich auch nicht zu...“ Und da verstand Dulacre und er errötete augenblicklich noch mehr. „Doch schon zu… ordinär?“ Nun zeigte Lorenor sein hässliches Grinsen, welches Dulacre so an ihm mochte. „Tatsächlich ja. Ich glaube nicht, dass ich so etwas je getan habe“, entkam es ihm etwas atemlos, ehe er für einen Moment die Augen schloss und die Schultern straffte. „Allerdings ist mein Partner nun mal ein Pirat, ich sollte mich also etwas an ordinäre Umgangsformen gewöhnen.“ „Du bist ebenfalls Pirat“, murrte Lorenor nur, während Dulacre tief einatmete und dann die raue Hand ergriff. Sein Herz schlug ungewöhnlich schnell und ihm wurde ganz heiß im Gesicht, woraufhin Lorenor nur schelmisch grinste. „Oje, man könnte meinen, wir würden wer weiß was gerade anstellen, so wie du guckst.“ Im nächsten Moment stieß er sich vom Baum ab und ging los, zog Dulacre beinahe mit sich mit. Für einen Schritt stolperte er neben ihm her, dann fand er Lorenors Rhythmus und genügsam setzten sie endlich ihren Weg fort. „Ist das… ist das wirklich in Ordnung für dich?“, murmelte Dulacre leise. „Ich hätte nicht gedacht, dass du…“ „Es ist das Einzige, was mir auf die Schnelle eingefallen und was leicht umzusetzen ist.“ Lorenor zuckte mit den Schultern und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Ist jetzt nicht gerade mein Ding, aber schon okay. Wenn es das braucht, damit du nicht gleich Panik schiebst, wenn ich dich zur Sau mache, dann kann ich damit schon leben.“ „Ich bevorzuge dann doch lieber angebrachte Kritik.“ „Keine Sorge, die bekommst du auch.“ Für einige Sekunden schritten sie in Stille nebeneinanderher, Dulacre den warmen Kopf gesenkt, betrachtete immer wieder ihre Hände, konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal auf diese Art die Hand eines anderen gehalten hatte; vielleicht damals bei seiner Schwester, bevor er in die Schule gekommen war. Er meinte Blicke der Passanten auf sich zu spüren und natürlich bildete er sich ein, dass es daran liegen musste, obwohl es für ihn absolut nicht unüblich war, Blicke auf sich zu ziehen. „Vielleicht sollten wir uns langfristig etwas anderes überlegen“, schlug er recht kleinlaut vor und zog sich seinen Hut tiefer ins Gesicht. „Doch zu ordinär?“ Lorenor grinste schelmisch zu ihm herauf, als würde er Dulacre bewusst aufziehen, ehe er seufzte. „Mir egal, allerdings fällt mir nicht wirklich was ein, was all deine Voraussetzungen erfüllen würde; du bist echt anstrengend.“ „Du könntest mir schlicht sagen, dass du Gefühle für mich empfindest, die über Hinnehmen und Aushalten hinausgehen, sowie Paare normalerweise einander ihre Liebe bekunden. Mittlerweile bist du ja auch durchaus in der Lage, dich entsprechend der Etikette auszudrücken, wenn du es denn nur willst.“ „Kannst du vergessen“, murrte Lorenor mit einem entschiedenen Kopfschütteln. „Ich werde auf keinen Fall anfangen, irgendwelche Gedichte zu rezitieren.“ „Wir müssen da entlang“, bemerkte Dulacre, als Lorenor gewohnheitsgemäß die falsche Richtung einschlug. „Ich erwarte keine großen Gesten, keine eindrücklichen Reden – mir ist sehr wohl bewusst, dass dir so etwas nicht liegt – aber… ist bereits ein Wort der Zuneigung zu viel verlangt? Die simple Bestätigung, dass du mich tatsächlich immer noch liebst, ist das bereits zu viel verlangt?“ Lorenor schwieg für einige Schritte. „Ich werde nicht höflich um einen Kampf bitten, nur weil irgendeine Etikette das so vorschreibt“, murrte er dann nachdenklich. „Wenn ich dich herausfordere, dann will ich es auch ernst meinen. Aber wie soll ich es ernst meinen, wenn ich diese Etikette nicht ernst nehme? Das ergibt für mich keinen Sinn.“ „Möchtest du mir diesen Gedankengang näher erläutern?“ fragte Dulacre nach. Lorenor seufzte leise auf, wie so oft an diesem Tag. „Für dich sind Worte wichtig, bedeutungsvoll und was auch immer, aber für mich sind es nur Worte, nicht mehr. Die einzige Bedeutung, die sie für mich haben, ist, dass ich zu ihnen stehe und meine Taten an ihnen messe.“ Dann zuckte er mit den Schultern. „Und manche Worte sind für mich nur leere Hülsen. Für dich hat das Wort Liebe eine große Bedeutung, für mich nicht und wie soll ich dann dazu stehen können? Wieso sollte ich dir leere Worte sagen, die mir nichts bedeuten? Das ergibt für mich keinen Sinn; fast schon scheinheilig.“ Dulacre wollte erst etwas erwidern, wurde dann jedoch abgelenkt, als er plötzlich den Lockenkopf der Strohhüte in der Ferne erkennen konnte, der sie wohl ebenfalls bemerkte und ihnen winkte, während er auf sie zueilte. Wie ein Magnet schienen ihre Hände die dunklen Augen des Lockenkopfs auf sich zu ziehen und Dulacre merkte, wie seine Wangen wieder ganz heiß wurden. „Hey Zorro, da bist du ja!“, kam es vom Lockenkopf, der sich offensichtlich zwingen musste, seinem Crewmitglied ins Gesicht zu sehen. Dulacre auf der anderen Seite befürchtete bereits, dass die Crew jetzt schon aufbrechen wollte, bevor er und Lorenor auch nur einen Tropfen hatten genießen können und ihre gemeinsame Zeit mit solch lästigen Themen vergeudet hatten. „Was ist los?“, entgegnete Lorenor, recht entspannt, da auch der Lockenkopf weder panisch noch unsicher wirkte. „Wollte dir nur sagen, dass wir entschieden haben, über Nacht zu bleiben.“ „Warum?“, murrte Lorenor direkt. „Ruffy wollte doch aufbrechen, sobald die Beschichtung fertig ist.“ „Das Festival“, bemerkte Dulacre mit einem leisen Schmunzeln und nickte zum Riesenrad hinüber, welches teils über den Baumkronen der Mangroven hervorragte. „Was für ein Festival?“ „Genau“, bestätigte der Lockenkopf Dulacres Vermutungen. „Anscheinend ist morgen ein riesiges Festival und Ruffy will da unbedingt hin. Also werden wir wohl noch ein oder zwei Tage länger bleiben.“ „Okay“, kam es nun von Lorenor mit einem Schulterzucken. „Aber dafür hättest du mich nicht extra suchen müssen.“ „Oh, kein Problem“, lachte der Lockenkopf und rieb sich den Nacken. „War gerade eh unterwegs, naja und… du weißt schon…“ Etwas errötend gestikulierte er nun Richtung Dulacre und Lorenor. „Robin meinte, ihr würdet es wohl gerne wissen wollen. Außerdem wollen wir uns heute Abend alle bei Shakky treffen. Okay, ich mach mich dann mal auf, bis später!“ Und schon rannte er weg, als hätte er es plötzlich mit der Angst zu tun bekommen und befürchten, dass Dulacre ihm die Kehle ausreißen wollen würde. „Eigenartige Crewmitglieder hast du da“, murmelte Dulacre nur und sah ihm nach. „Was auch immer, heißt aber, wir haben mehr Zeit zum Trinken“, meinte Lorenor nur, „also komm.“ „Da lang, Lorenor.“ Er deutete mit seiner freien Hand in die entgegengesetzte Richtung als die, in die Lorenor ihn ziehen wollte. In Stille gingen sie weiter. Dulacre wusste nicht, ob er das Thema nochmal aufgreifen sollte. Lorenor war wie so oft recht deutlich in seinen Worten gewesen und eigentlich sollte Dulacre es doch reichen. Er wusste, wie Lorenor tickte, alleine, dass er diese Gespräche mit Dulacre führte, alleine, dass er seine Sorgen ernstnahm, alleine, dass er jetzt gerade hier war, all das sollte ihm doch genügen. Für Lorenor war all dies schon eine sehr deutliche Sprache, aber nun mal nicht so deutlich wie das gesprochene Wort für Dulacre. Auch Lorenor schwieg und so erreichten sie ohne ein weiteres Wort das von Dulacre ausgewählte Restaurant. „Ähm… das hier?“ Lorenor sah ihn mit zweifelndem Blick an. „Stell dich nicht so an, du warst doch schon öfters in ähnlichen Etablissements.“ Wobei Dulacre sehr wohl bewusst war, dass dies eher für Lady Loreen galt und Lorenor solche Restaurants sonst wohl meiden würde, allein schon aus Geldgründen, wobei man ihm mit seinem zerschlissenen Hemd und all den Kratzern und Bandagen wohl so oder so normalerweise den Eintritt verwehren würde. Als sie eintraten, verneigten sich die Angestellten, nahmen Dulacre Mantel und Hut ab und bemühten sich, Lorenor nicht zu sehr anzustarren, und führten sie in einen abgegrenzten Bereich mit Vorhängen für etwas Privatsphäre. „Ich habe mir die Freiheit erlaubt, dir bereits einen Sake auszuwählen. Aber du kannst natürlich selbst die Karte in Augenschein nehmen“, bemerkte Dulacre, stellte Yoru zur Seite und setzte sich hin. Lorenor beäugte die Bedienung noch einen Moment, während dieser tief verbeugend die Vorhänge zuzog, dann ließ er sich ebenfalls auf das Rundsofa fallen, Dulacre gegenüber. „Bist du dir sicher, dass es klug ist, wenn wir hier gemeinsam gesehen werden?“ „Es ist mir gleich, was andere denken, Lorenor, nun da du dich nicht mehr verstecken brauchst. Ich möchte Zeit mit dir verbringen und dieses Restaurant hier ist eines der wenigen, das meinen Ansprüchen genügt. Sollte es dir jedoch zu unangenehm sein, dann…“ „Mir ist ziemlich egal, wo ich trinke“, unterbrach Lorenor ihn achselzuckend. „Solange diese Lackaffen uns in Ruhe lassen und du nicht von mir erwartest, dass ich mir eine Krawatte umbinde.“ „Eine Fliege wäre wohl angemessener“, bemerkte Dulacre mit einem Schmunzeln. Kurz darauf kam der Ober mit den angefragten Getränken und endlich entspannte sich die Stimmung zwischen ihnen, während sie über Alkohol, Schwerter und vergangene Kämpfe sprachen. Lorenor schien unzufrieden mit dem Vergangenen zu sein – was zumindest seine schlechte Laune erklärte – und gemeinsam arbeiteten sie die begangenen Fehler auf. Lorenor lobte Dulacres Wahl an Getränken – als hätte er nicht bewusst etwas nach Lorenors Geschmack gewählt und als wäre dieser besonders wählerisch – und sie witzelten darüber, ob sie sich wirklich das Festival am kommenden Tag antun wollten, als wäre es schon beschlossene Sache, dass sie auch am Folgetag miteinander Zeit verbringen würde, was Dulacre keineswegs vorausgesetzt hatte. Bei dem Gedanken an die abendliche Feier in Shakuyaks Bar sank Dulacres Laune allerdings leicht, doch Lorenor ließ seine Ausreden, dass weder sie noch Lorenors Crew ihn leiden konnten, nicht gelten und ergeben beugte Dulacre sich seinem Schicksal, einen lauten Abend im Beisein der Strohhüte verbringen zu müssen. Vielleicht war es nur gerecht, schließlich bemühte Lorenor sich gerade das Gleiche für ihn umzusetzen, während er mit seinen Verbänden, seiner simplen Kleidung und seiner Sprache natürlich auffiel. Aber Lorenor störte so etwas nicht und Dulacre auch nicht, tatsächlich war er trotz allem recht glücklich. Es war ihm zwar unangenehm, sich jedes Mal so ungalant vor Lorenor entblößen zu müssen und seine Schwächen waren ihm peinlich, aber Lorenor war so etwas einerlei. Er nahm es hin, sagte seine Meinung, suchte eine simple Lösung und schloss dann mit dem Thema ab; wahrlich eine besondere Gabe. Als der Ober kam, kümmerte Dulacre sich um die finanzielle Obliegenheit, während Lorenor die letzten Tropfen Sake in seinen Masu kippte und dabei höchst konzentriert wirkte, als wäre es eine komplexe Aufgabe. „Ein gemeinsames Bad“, murmelte Lorenor dann plötzlich in seinen Sake, während die Vorhänge zufielen. „Wobei, das mache ich ja auch mit den anderen. Außerdem bade ich eigentlich nicht so gerne… aber wenn es ein guter Onsen ist und die dort Sake haben…“ „Wovon redest du da, Lorenor?“ Verwirrt starrte Dulacre ihn an, woraufhin Lorenor nur mit den Schultern zuckte und seinen Sake trank. „In dieser komischen Schnulze vom Koch wollte der eine Typ immer gemeinsam Baden gehen und… ach komm schon, wie hast du es je mit jemandem ins Bett geschafft?“ Mit heißen Wangen hatte Dulacre den Blick gesenkt. „Mach dich nur lustig über mich.“ „Also?“ Überrascht sah er auf. „Also was?“ Immer noch schenkte Lorenor ihm dieses gemeine Grinsen. „Ich mag Onsen, ich mag guten Sake und mir gefällt deine Gesichtsfarbe, wenn du nur drüber nachdenkst.“ Ergeben seufzte Dulacre: „Meinetwegen, heute habe ich unsere Aktivität gewählt, beim nächsten Mal überlasse ich dir die Wahl. Von mir aus können wir auch einen Onsen wählen, aber bitte einen mit privaten Bereichen.“ „So schüchtern?“ „Oh, ich muss mich gewiss nicht verstecken, Lorenor, aber ich bevorzuge nun mal vertraute Zweisamkeit gegenüber einem Familienbad, erst recht bei einem…“ „Einem Date?“ Lorenor klang nicht annähernd so genervt wie das letzte Mal, als er dieses Wort in den Mund genommen hatte. Erstaunlich was ein guter Sake und ein Gespräch über den Schwertkampf bewirken konnten. „Wobei mir Trainieren oder ein Übungskampf auch ganz recht wären.“ „Nun ja, wir führen eine Beziehung, dann sollten wir auch ab und an auf Verabredungen gehen, wie es für Paare nun mal üblich ist.“ Leise aufschnaubend trank Lorenor seinen Sake leer. „Wieder deine komische Etikette? So einen Mist haben wir auf Kuraigana auch nie abgezogen und das war deutlich einfacher.“ „Tja, die einfachen Tage sind leider vorbei“, bemerkte Dulacre und vermied, Lorenor darauf hinzuweisen, dass sie zu diesen Zeiten noch nicht eine Partnerschaft geführt hatten, „und wo wir schon dabei sind, auch wenn es mir davor graust, so denke ich doch, dass deine Crew so langsam auf dich wartet.“ Kurz darauf verließen sie das Restaurant und machten sich im Licht der untergehenden Sonne auf nach Grove 13. Dulacre stellte sich innerlich bereits darauf ein, dass all ihre künftigen Treffen so aussehen würden, und vor seinem inneren Auge sah er sich selbst und Lorenor einvernehmlich schweigend die heißen Quellen genießen, bevor plötzlich die Türe aufkrachen und der ungehobelte Pöbel der Strohhutbande hineinstürmen würde. Seufzend gestand er sich ein, dass er schon immer schlecht im Teilen gewesen war. Sein Blick lag auf Lorenor. Dieses Mal hielten sie nicht Händchen und Dulacre wusste noch nicht, ob er das gut fand oder nicht. Er war immer noch unsicher über das geführte Gespräch bezüglich ihrer Beziehung. Er wusste, dass er Lorenor nicht drängen wollte und er durfte nicht einfach bestimmte Dinge von ihm erwarten, aber Lorenor zeigte nun mal so gut wie nie seine Gefühle. Dennoch, vielleicht sollte Dulacre eher ein Wagnis eingehen, als von seinem Sozius eine Sicherheit zu erwarten, denn eines war ihm an diesem doch so seltsamen Tag wieder sehr bewusst. „Lorenor.“ „Hmm?“ Fragend sah der Jüngere zu ihm hinauf und blieb einen Schritt nach Dulacre ebenfalls stehen. „Ich liebe dich.“ Für einen Moment musterte Lorenor ihn, dann zuckte er mit den Achseln und nahm einen tiefen Atemzug. „Ich weiß“, sagte er fast schon in einem Seufzen. Einen Moment begutachtete er diese Reaktion, die ihn aus welchen Gründen auch immer nicht mal überraschte. „Magst du es nicht, wenn ich das sage?“, fragte er, ohne es Lorenor übel zu nehmen, der wohl eine Sekunde darüber nachdachte, ehe er sich den Hinterkopf rieb und den Kopf schüttelte. „Nein, das ist es nicht. Es ist eher… unnötig.“ „Du findest es unnötig, wenn ich dir meine Liebe gestehe?“, fragte Dulacre fast schon erheitert nach. Wahrlich ein eigenartiger Mann. Lorenor nickte. „Naja, ist ja nicht das erste Mal, oder? Ganz abgesehen davon, dass dieses Wort mir wie gesagt nicht wirklich was bedeutet. Ich weiß, dass du es wichtig findest und diese Aussage dementsprechend Bedeutung haben muss, aber ich weiß es doch schon, daher sind diese Wiederholungen unnötig. Du sagst mir ja auch nicht andauernd, dass du auf Kuraigana lebst.“ „Aber… aber das hier ist was anderes.“ „Ist es das? Wirklich?“ „Ja natürlich! Mit meinen Worten beteuere ich dir, dass meine Gefühle weiterhin bestehen und deshalb sind sie wichtig!“ „Nein, deshalb sind sie unnötig. Es ist ein Fakt, den brauchst du nicht andauernd wiederholen“, schnaubte Lorenor. „Du missverstehst“, widersprach Dulacre. „Es geht nicht um eine in Stein gemeißelte…“ Er verstummte, als Lorenor ihn kühl niederstarrte. Dann seufzte dieser tief und rollte mit seinem Auge. Im nächsten Moment trat Lorenor zwei Schritte zurück und verneigte sich so tief, wie Dulacre es noch nie gesehen hatte, drückte dabei eine Hand auf die Brust, die andere legte er auf den Rücken, als wäre er am Hofe eines Königs. „Mein werter Herr Mihawk, obwohl Sie mir schon so oft beschworen haben, gegen mich kämpfen zu wollen, frage ich Sie, ob Sie sich auch weiterhin darauf freuen, wenn ich Sie eines Tages erneut herausfordern werde?“ Fassungslos stand er einen Moment da, dann musste er sich eine Hand auf den zuckenden Mund pressend, den Blick abwenden, so peinlich war Lorenors Gebaren, ja beinahe zum Fremdschämen. Dulacre war daran gewöhnt, dass er sich als Lady Loreen an einem besseren Ausdruck versuchte, aber zu seiner wahren Gestalt wollte weder Wortwahl noch Tonlage oder Körpersprache passen und er wirkte eher wie ein talentloser Hofnarr. Immer noch in dieser tiefen Verbeugung sah Lorenor mit hochgezogenen Augenbrauen und herablassenden Grinsen zu ihm auf. „Lächerlich, nicht wahr?“ „In der Tat“, gluckste er auf. „Ich habe dich selten so etwas Peinliches sagen gehört. Du machst dich ja zum Narren.“ „Und so hört es sich für mich an.“ Lorenor richtete sich wieder auf und verschränkte die Arme. „Für mich ist es absolut unnötig, aber wenn du es sagen willst, dann mach nur. Ich hab kein Problem damit, wenn du dich zum Narren machst, das kannst du ja eh ganz gut.“ Dulacre seufzte und entschied, dass wenn Lorenor sich lächerlich machen konnte, dann konnte er das auch. „Ich wünschte, du würdest eines Tages die Bedeutung hinter diesen Worten sehen, aber bis dahin bin ich gerne bereit, mich für dich zum Narren zu machen.“ Dann hielt er Lorenor seine Hand hin. „Lass uns zu deinen Freunden gehen.“ Zu seiner Überraschung, ergriff Lorenor sie ohne auch nur das leiseste Zögern und gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. Oh ja, wie sehr er diesen eigenartigen Mann doch liebte.   Wenig später wiederholte er diesen Gedanken wie ein Mantra, während er versuchte die laute und energiegeladene Crew nebst Freunden und Kumpanen in Shakuyaks kleiner Bar zu ignorieren.  Doch das war deutlich leichter gesagt als getan, während Silvers Rayleigh sich ihm immer wieder aufdrängte und der Smutje im Hintergrund jedem anwesenden weiblichen Wesen in aufdringlichster und bildmalerischster Weise seine Liebe gestand, was Dulacre immer wieder an das vergangene Gespräch mit Lorenor erinnerte, obwohl er darüber derzeit gar nicht nachdenken wollte, nicht an seine erbärmliche Unsicherheit erinnert werden wollte. Für ein paar angenehme Minuten hatte er sich mit Jinbei unterhalten – einer der wenigen Anwesenden, dessen Gegenwart für Dulacre keine Beleidigung war – doch dann war dieser von seinem Kapitän gerufen worden und nun versuchte Dulacre nur den dunklen König zurückzuweisen, der ihn leicht lallend erneut zu einem Kartenspiel herausfordern wollte. Aber Dulacre durchschaute ihn. Er sah dem alten Mann an, dass die Trunkenheit nur ein Spiel war, die Herausforderung nur ein Vorwand, aber er hatte kein Interesse daran, von Rayleigh an vergangene Gespräche erinnert zu werden. Ach, er sollte einfach gehen. Der Einzige, an dessen Anwesenheit er ein Interesse hatte, zeigte dem Lockenkopf der Crew gerade, wie man mit nichts weiter als einem Weinkorken und einer Gabel ein Bierfass öffnen konnte. Es gab Momente, da zweifelte Dulacre an seinem Verstand. „Ich habe mich in einen Tor verliebt“, gestand er sich leise ein und nippte an seinem Wein, der nicht ansatzweise mit seiner Wahl vom Nachmittag mithalten konnte. „Fällt dir das tatsächlich erst jetzt auf?“ Nico Robin hatte gerade ihre Tasse am Tresen abgestellt und nahm nun Jinbeis Platz ihm gegenüber ein, schenkte ihm dieses Lächeln, welches ihn wachsam werden ließ; abgesehen vom Strohhut und Lorenor war sie eindeutig das gefährlichste Mitglied dieser Crew, auch wenn sie das gut zu verbergen wusste. „Was kann ich für dich tun, Nico Robin?“, stellte er sofort die Fronten klar. „Wer sagt, dass du etwas für mich tun sollst?“, entgegnete sie spielerisch. „Vielleicht genieße ich einfach nur deine Gegenwart.“ „Oh bitte“, lachte er erheitert auf. „Ich hatte von dir doch etwas mehr Einfallsreichtum bei deinen Lügen erwartet.“ „Wer sagt, dass es eine Lüge ist?“ Dann beugte sie sich vor. „Aber ganz Recht. Ich brauche deine Hilfe.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete er, wie sie ein Blatt Papier entfaltete und es vor ihm auf dem Tisch ausbreitete. Es zeigte einen Artikel über eine kürzlich verstorbene Autorin. Nun deutete Nico Robin auf das Bild der Autorin, welche vor einer Wand mit ausgestellten Büchern posierte. „Hono Kaku“, erkannte Dulacre sie direkt. „Eine der wenigen herausragenden Gelehrten unserer Zeit.“ „Dir ist bewusst, dass ihre Werke nur aus Romanen bestanden?“ Doch Nico Robin lächelte nicht mehr, sie war absolut ernst, während sie ihre Fangfrage stellte. „Durchaus“, bemerkte Dulacre und sah sie herausfordernd an. „Aber nun ist sie tot, also was willst du von mir?“ Er konnte ihr ansehen, wie sie einen Moment zögerte, ihm offensichtlich nicht traute – zurecht – ehe ihre Gier nach Wissen siegte. „Siehst du dieses Buch im Hintergrund?“ Sie tippte auf das Bild. Er begutachtete das unscheinbare Buch, las den in recht kantigen Zeichen geschriebenen Titel: „Worte einer alten Frau – es scheint eine Autobiographie zu sein. Warum interessierst du dich für dieses Buch?“ „Es gibt kein Buch mit diesem Titel“, erklärte Nico Robin daraufhin ernst. „Ich habe sämtliche Bücherverzeichnisse – offizielle wie auch inoffizielle – durchforstet. Hono Kaku hat nie eine Autobiographie geschrieben, und es gibt auch kein anderes Werk mit diesem Titel.“ „Na und?“ Erneut sah er ihr Zögern und entschied ausnahmsweise, seine nicht vorhandene Gutmütigkeit an den Tag zu legen. „Wenn du meine Hilfe willst, wirst du mir zumindest die Wahrheit sagen müssen, Nico Robin. Ich mag es nicht, manipuliert zu werden. Also entweder sprichst du nun oder gesellst dich zu deinen Freunden.“ Langsam sah sie auf und der leiseste Hauch eines Lächelns umspielte ihre Lippen, doch was sie dachte, blieb wohl ihr Geheimnis. „Es ist beeindruckend, dass du von ihrem Gelehrtenstatus weißt, schließlich ist sie der Welt als fantasievolle Romanautorin bekannt, die sich aus allen politischen, ideologischen oder gesellschaftlichen Diskussionen herausgehalten hat und einfach nur leichte und dennoch fesselnde Unterhaltung bieten wollte.“ Ernst sah sie ihn an. „Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Hono Kaku war Enkelkind und Tochter Gelehrter von Ohara. Ihre Eltern zogen fort, lange bevor sie geboren wurde, fast 50 Jahre vor dem Buster Call, dessen Umsetzung sie bereits nicht mehr erlebt haben.“ Nun zog sie eine Lupe und mehrere Blätter Papier hervor. „Sie veranlasste, dass nach ihrem Tod dieser Nachruf mit diesem Bild veröffentlicht wurde, zwei Wochen nachdem eine von ihr gewählte Zusammenstellung ihrer Kollektion an Büchern zu einem wohltätigen Zweck versteigert wurde.“ „Und gehe ich recht in der Annahme, dass jenes Buch, über das wir sprechen, davon betroffen war.“ „Ganz recht und mir ist etwas aufgefallen an diesem Titel.“ Im nächsten Moment begann sie das Blatt zu falten, so dass Teile des Titels weggefaltet wurden. „Die antike Schrift der Porneglyphen“, murmelte Dulacre und beugte sich nun neugierig vor, während Nico Robin die Lupe auf das gefaltete Blatt legte. „Dort steht Die alte Wahrheit.“ Dann sah sie ihn absolut ernst an. „Kurz nach der Versteigerung konnte der Verbleib des Buches nicht mehr nachverfolgt werden. Ich gehe davon aus, dass es auf dem Schwarzmarkt für große Summen verkauft wurde.“ Langsam lehnte Dulacre sich zurück und verschränkte die Arme. „Ich verstehe nun dein Interesse an diesem Buch, Nico Robin, aber ich verstehe noch nicht, warum ich dir helfen sollte; wir sind keine Freunde, nicht mal Gleichgesinnte.“ Es schien, als hätte sie genau auf diese Aussage gewartet, denn mit einem Mal zeigte sie ein gefährliches Grinsen, wie ein Raubtier, dass seine Beute in die Enge getrieben hatte. Oh, er mochte vorsichtig werden, sonst würde er sie eines Tages tatsächlich leiden lernen. „Siehst du diese Verzierungen?“ Sie faltete das Blatt wieder auseinander und bewegte die Lupe zur Seite. Der Buchdeckel schien mit punziertem Leder gerahmt zu sein, eine höchst ungewöhnliche Wahl der Dekoration. Doch bei näherem Hinschauen durch die Lupe erkannte er, dass die Punzierung ungleichmäßig war, oder eher, unterschiedlich tief, weshalb das Leder teils minimal dunkler war, was man schlicht als Alterserscheinung abtun konnte. „Es sind ebenfalls auseinandergenommene Schriftzeichen. Ich habe sie in mühsamer Kleinarbeit wieder zusammengefügt.“ Sie drehte eines der Blätter um und es zeigte zwei Zeilen an Zeichen, die Dulacre nicht lesen konnte. „Was heißt es?“, fragte er milde interessiert nach. „Das weiß ich nicht.“ Überrascht sah er auf. „Ich erkenne die Schriftzeichen, aber sie ergeben keinen Sinn, obwohl ich mir absolut sicher bin, die Verschlüsselung korrekt gelöst zu haben.“ Sie lächelte sachte, während sein Puls anstieg. „Ganz recht und deshalb glaube ich, dass du bereit sein wirst, mir zu diesem Buch zu verhelfen.“ „Was sagt Lorenor dazu?“, fragte er. „Hat er sich geweigert, es dir zu übersetzen?“ „Oh nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nur… recht schwierig, ihn zu überzeugen. Wie du weißt, bedarf subtile Manipulation bei ihm meist recht viel Geduld und daher…“ „Oh, was ein Anfängerfehler.“ Überrascht riss sie die Augen auf, doch Dulacre hatte sich bereits abgewandt und winkte seinem Sozius zu. „Lorenor, hättest du vielleicht gerade einen Moment“, rief er durch den Tumult, sicherte sich tatsächlich Lorenors Aufmerksamkeit, der gerade das vierte Bierfass leertrank, bei dessen Öffnen der Lockenkopf gescheitert war. Unter einem lauten Grunzen erhob er sich und kam herüber getrottet. „Was ist?“, murrte er, während Nico Robin Dulacre mit kaum verhohlener Überraschung und fast schon Panik ansah. Aber davon ließ er sich nicht einschüchtern. „Nico Robin hat mir vorgeschlagen, dieses Buch zu besorgen und ich glaube, es könnte recht interessant sein.“ „Und?“ Lorenor sah unbeeindruckt zwischen ihnen hin und her. „Auf dem Buchdeckel befinden sich verschlüsselte Zeichen Alciels.“ Er hielt Lorenors regungslosen Blick stand. „Und ich wollte dich bitten, sie uns zu übersetzen.“ Einen langen Moment schien kein Sauerstoff mehr im Raum zu sein, so eine Anspannung lag zwischen ihnen. Dann seufzte Lorenor und beugte sich über den Tisch, griff nach dem beschriebenen Blatt. „Da steht Sagen einer vergessenen Zeit und darunter steht… das ergibt keinen Sinn, da muss ein Fehler drin sein.“ Er neigte leicht den Kopf. „Ich denke, es soll wohl so etwas heißen wie An die Nachwelt oder An die Kinder oder so. Siehst du, dieses Zeichen hier heißt Ren, aber die Verknüpfung ist falsch, als…“ „Als wäre es von jemandem geschrieben worden, der nicht Muttersprachler ist?“, half Dulacre nach und Lorenor nickte nur. „Aber du bist dir sicher, dass wohl das gemeint ist.“ Lorenor legte das Blatt zurück auf den Tisch und nickte erneut. „Gut.“ Einen Moment genoss Dulacre die Verblüffung Nico Robins, ehe er sich wieder Lorenor zuwandte, der seinen Blick ernst begegnete. „Hast du irgendwelche Einwände dagegen, dass ich beabsichtige, dieses Buch zu besorgen?“ Einen Moment wurden sie abgelenkte, als der Smutje erneut der Navigatorin seine Liebe gestand und sie ihn daraufhin gegen die nächstbeste Wand klatschte. Dulacre teilte Lorenors etwas angewiderten Gesichtsausdruck. So langsam verstand er, warum Lorenor dem Begriff der Liebe keine Bedeutung zumessen konnte, wenn jemand wie der Smutje damit um sich warf wie Falschgeld. Sein Verhalten war beinahe beleidigend gegenüber Dulacres so ernsten Gefühlen für Lorenor. „Also?“, fragte er erneut und brachte das Gespräch wieder zum eigentlichen Thema. Noch einen Moment begutachtete Lorenor sein Crewmitglied, ehe er schließlich erst Nico Robin und dann Dulacre anguckte und sich dann durchs Gesicht rieb. „Macht, was ihr nicht lassen könnt“, murrte er. „Aber lasst mich damit bloß in Ruhe.“ „Würdest du uns denn dennoch helfen, sofern wir deiner sprachlichen Versiertheit bedürfen?“ Für einen Moment spannte Lorenors Kiefer sich an und Nico Robin hob bereits eine Hand, in einem verzweifelten Versuch der Beschwichtigung, da knurrte er bereits: „Meinetwegen!“ Spiel, Satz und Sieg! Dulacre wollte sich schon bereits für seine Überlegenheit feiern, da fiel ihm auf, dass Lorenor ihn weiterhin anstarrte, mit einer Art, die ihm so gar nicht gefiel. „Dulacre?", knurrte Lorenor dann immer noch so gefährlich, als hätte Dulacre etwas falsch gemacht. „Hmm?", reagierte er ganz unschuldig. „Ich hab nochmal über eben nachgedacht.“ Unsicher, was jetzt kommen würde, sah Dulacre den Jüngeren an, der ihn absolut kalt anstarrte, als hätte Dulacre ihn wütend gemacht. Na, vielleicht hatte er sich doch verrechnet. „Also“, brummte er so tief, dass sich Dulacres Nackenhaare aufstellten, „um das klarzustellen: Ich bin der Einzige, den du zum Kampf herausforderst, verstanden?“ Damit ging er einfach, platzte mit diesen Worten heraus und wandte sich dann unter Nico Robins leisen Kichern einfach um. Stakste zur Bar, um sich neuen Alkohol zu gönnen, ließ Dulacre mit dieser offensichtlichen Drohung zurück. „Das wird er ja wohl kaum ernst gemeint haben“, murrte er, obwohl er es besser wusste. „Oh, wer weiß“, kam es von Nico Robin auch direkt. „Wir beide wissen doch, wie ernst er den Schwertkampf nimmt.“ Sie genoss es sichtlich, dass Lorenor seinen Sieg so untergraben hatte und Dulacre rang um seine Fassung, immerhin verriet ihn seine Stimme nicht. „Du glaubst wirklich, dass er den Schwertkampf meinte?“ „Warum nicht?“ Sie neigte den Kopf. „Aber vielleicht nicht nur. Offenbar hat er Gefallen gefunden an der Mehrdeutigkeit von Worten.“ Vielleicht war es gut, dass Lorenor kein Mann des Wortes war, dachte Dulacre und errötete immer mehr. Er wüsste nicht, wie viele dieser Geständnisse sein armes Herz ertragen konnte. Insbesondere nicht in ihrer Gegenwart. Dann nahm sie ihre Papiere vom Tisch und hielt Dulacre den Zeitungsausschnitt hin. „Also?“, fragte sie. Nickend nahm er es entgegen. „Ich werde es besorgen.“ Nun grinste sie überraschend breit. „Dann habe ich hiermit gewonnen.“ „Mitnichten, Nico Robin. Offensichtlich habe ich gewonnen.“ Aus dem Nichts tauchte einer ihrer vielen Hände auf mit einem zweiten Weinglas und einer Weinflasche von besserer Qualität. Dann platzierte sie einen Ellenbogen auf dem Tisch und legte einen Zeigefinger an ihr Kinn, während ihre Hände ihnen eingossen. „Die Schwäche eines jeden hervorragenden Kriegers“, flüsterte sie verführerisch, „so erpicht darauf die eigene Schlacht zu gewinnen, dass ihr den Krieg aus den Augen verliert.“ Auch er lehnte sich vor und faltete seine Hände. „Dann lass uns doch ein für alle Mal klären, wer die besseren Kriege führt.“ Sie lächelte. „Also Schach? Oder spielen wir wie die Erwachsenen eine Runde Mahjong?“ Er erkannte ihre Finte und entschied, mitzuspielen. „Na, wenn wir schon Krieg führen, dann sollten wir Go spielen, nicht wahr?“ Sie neigte leicht den Kopf und es brauchte nur einen Wimpernschlag, bis ihre Hände mit den benötigten Utensilien herbeikamen. „Es wird mir eine Freude sein, dir eine vernichtende Niederlange beizubringen, Mihawk.“ „Die Freude wird die meine sein, Nico Robin.“ Sie erhob ihr Glas. „Na dann, lass uns Anstoßen, auf einen Kampf.“ „Meintest du nicht, auf einen fairen Kampf?“ Er hob ebenfalls sein Glas. „Oh, nein, ich habe nicht vor, fair zu spielen, schließlich ist im Krieg und in der Liebe alles erlaubt.“ Sie stießen an, während er noch einen Moment über ihre Worte nachdachte. Dann folgte er mit leisem Grauen ihrem Blick. Am anderen Ende der Bar saß Lorenor und starrte ihn über dessen zerbrochenes Bierfass hinweg regungslos an, sein Gesichtsausdruck undeutbar, wie so oft. Dann rief sein Kapitän ihn zu sich und er kippte sich das Bier in den Rachen, stand auf und folgte dem laut lachenden Strohhut ins Hinterzimmer der kleinen Kneipe, ohne sich auch nur noch ein einziges Mal nach Dulacre umzudrehen. „Oh, du bist wahrlich ein Teufel“, lachte er leise auf. „Ich weiß, warum meinst du, spiele ich so gerne mit Monstern.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)