Dragonblood von Hera_Tenebrae89 (Bound by fate, cursed by blood) ================================================================================ Prolog: The End of the dragon sphere ------------------------------------ Michael saß nun schon eine ganze Weile einfach nur da und starrte zum Himmel hinauf. Blickte zwischen den Ästen und den wehenden Blättern im Wind einfach weiter in das Rot des Abendhimmels. Die Dämmerung setzte langsam ein, aber diese war anders. Das Rot war blutiger als sonst und er konnte etwas fühlen. Er konnte es riechen. Blut besudelte das Land seit Jahren aber in den letzten Monaten war es schlimmer geworden als jemals zuvor. Menschen bekämpften sich immer mehr und wurden immer blutrünstiger. Er ahnte woher es kam. Ihr Werk wurde immer mehr vollbracht und keiner konnte sie mehr stoppen. Die Blume hatte ihren Samen überall gesät und er wuchs ohne Rücksicht und verdammt schnell. Die Saat des Todes die man auch „Gewalt“ nannte. Und es war keiner mehr da um das Wachsen zu beenden. Keinen Menschen mehr zumindest. Die Menschen waren dem Krieg und der Gewalt so verfallen und fielen selber in einen Blutrausch. Aber das war nicht ungewöhnlich. Solange es Menschen gab, solange würde es auch Krieg und Gewalt geben. Ihnen war nicht klar dass ihre Spezies zum Aussterben geschaffen war. Und er hatte es selber gesehen. Menschen mit blutigen, roten Augen, die im Rausch der Gewalt andere abschlachteten und dabei Spaß hatten ihre Rasse umzubringen. Die Saat war gesät. Und solange es Menschen gab…solange gab es auch diese Saat. Er streckte kurz seine Schwingen und faltete sie dann wieder neben sich zusammen. Ein lautes Gähnen entfloh seiner Kehle grummelnd und weiße Zähne blitzen auf, als er sein Maul dabei öffnete. Seine weißen Schuppen glänzten leicht rosa im Licht der Abendsonne und sein Schwanz lag rechts neben ihm nach vorne gelegt und um seine Beine geschwungen. Er als Drache konnte Menschen nichtausstehen. Sie waren gierig und voller Dummheiten. Aber sie waren eben noch sehr jung. Sie existierten nicht mal halb so lange wie die Drachen. Und obwohl er sie nicht mochte hatte er doch Mitleid mit ihnen. So jung und dumm. Sie wussten überhaupt nicht was ihre Taten verursachen würden. Das es einen alten Feind wieder an die Oberfläche brachte gegen den sie nichts ausrichten konnten. Ein alter Feind der Drachen. Und es lag mal wieder an ihnen dieses Monster zu vernichten. Nur das es dann wieder von den Menschen widerbelebt werden würde. Ein ewiger Kreislauf dessen er langsam müde wurde. Er war alt. Er wusste nicht mal mehr wie alter er eigentlich war, nur das es langsam an ihm zerrte und seine Zeit bald gekommen war. Er würde sterben. Sterben gehörte auch zu den Drachen dazu. Sie waren nicht unsterblich. Wunden und Gifte konnten sie töten. Nur die Zeit nicht. Und noch nie zuvor hatte es Drachenjunge gegeben die normal geboren wurden. Im Gegensatz zu den Menschen verfügten sie über sowas nicht. Sie mussten sich nicht fortpflanzen. Sie standen weit über diesem primitiven Zyklus, den manche Menschen auch als Spaß ansahen, oder als Zeitvertreib. Wenn ein Drache starb bekam er einen Wunsch. Und mit diesem Wunsch konnten sie sich einfach wiederbeleben. Sie wurden wiedergeboren. Aber als ein völlig anderes Individuum. Woher er das wusste? Er hatte es gesehen, sonst wüsste er es nicht. Es wurde beigebracht und überliefert. Und so starben sie niemals aus. Doch auch Michael musste zugeben dass er lange keine Drachen mehr gesehen hatte. Manchmal dachte er sogar er wäre der Letzte seiner Art. Es war ewig her das er mit einem seiner Rasse gesprochen hatte… Der Wind wehte über seine schuppige Haut und er schnaubte aus seiner Nase. Es roch nicht gut. Er konnte den Tod riechen der über das Land zog. Verwesung und Krankheit. Es betrübte ihn zu wissen dass er in solch eine Welt wiedergeboren werden würde. Und das sehr bald. Ein Rascheln rechts neben ihm ertönte und er sah langsam hin. Aus dem Gebüsch kam jemand gelaufen. Es war das einzige Wesen das er in seine Nähe ließ, obwohl es kein Drache war. Ein Mensch kam aus dem Gebüsch gestolpert. Ein männliches Exemplar. Ein Junge, nicht sonderlich alt. Er trug in seinen Armen, fest umschlungen, einen selbstgeflochtenen Korb in dem er Fisch hatte. Mit einem Lächeln kam er auf den 5 fach größeren Drachen zu, der ihm nur dabei zu sah. Er sprach fröhlich: „Verzeih dass es solange gedauert hat. Ich musste wo anders lang gehen. Auf den Straßen wimmelt es von Soldaten des Imperiums.“ Er kam vor den Drachen und stellte den Korb ab. Der Junge war ärmlich gekleidet. Er trug nur ein weißes, langes Hemd und eine kurze graue Hose darunter mit alten und durchgelaufenen Stiefeln. Sein Gesicht war voller Schmutz an den Wangen und verunstaltete seine zarte und helle Haut darunter. Dennoch schimmerten seine klaren Augen voller Freundlichkeit und seine Augenfarbe war in einem kühlen und hellen Blau wie es Michael noch nie gesehen hatte. Auch seine Haare waren lang, lagen ihm auf den Schultern und noch dazu waren sie schneeweiß wie das Schuppenkleid des Drachen, vielleicht sogar noch strahlender. Dieser Junge. Es war eine Schande. Wie bereits gesagt verabscheute Michael die Menschen, aber es tat ihm weh zu sehen wie dieses Exemplar behandelt wurde. Dieser Junge war eine Zierde seiner Rasse und wurde behandelt wie ein räudiger Köter. Noch nie hatte er einen Menschen so kennen gelernt und liebgewonnen wie diesen Jungen. Er hatte besseres verdient… Ein lauter Schrei hallte über ihnen durch die Luft und über das Land. So laut das beide über sich sahen und zum Himmel. Es war der Schrei eines Drachen und gefolgt wurde dieser von einem Geräusch. Es klang wie ein Läuten. Als würde eine Glocke laut in der Ferne läuten. Aber sie wirkte nicht echt. Es klang nicht wie eine Glocke…die Menschen erschaffen hatten. Der Junge sah zu dem Drachen und fragte, als er dessen nachdenkliches Gesicht sah: „Was war das?“ Michael sah zu dem Jungen runter. Er konnte Unruhe und Angst in seinen Augen sehen. Das war gut…Er war schlau. Er sollte Angst haben. Nur so konnte er vielleicht überleben. Der Drache legte sich auf seinen Bauch und sah zum Himmel hoch. Er fühlte wie er schwächer wurde und sprach dann: „Das Kind…ist das Ende der Drachensphäre. Es hat erneut angefangen. Die eine Säuberung.“ Der Junge sah wieder zum Himmel rauf und dann erneut zu dem Drachen vor sich. „Aber die Götter werden doch über uns wachen, oder Michael?“ Der Drache sah zu ihm. „Junge, es gibt keine Götter die über dich wachen werden. Das was uns erschuf ist weitaus grausamer und bösartiger als die Götter die ihr erfunden habt. Niemand wird dich beschützen Kind. Das kannst nur du selbst.“ Er sah wieder zum Himmel rauf. „Und du solltest schnell damit anfangen…Denn der Tod wird kommen. Mit blassen Schwingen und blutigen roten Augen.“ Das Läuten der Glocke verhallte in der Ferne über das Land. Und nicht weit von ihnen fand eine Schlacht statt. Auf einem riesigen Feld rissen sich Menschen in Stücke. Es gab keine Gnade. Menschen die für das Königreich kämpften. Und Menschen die für das Imperium einstanden…mit roten, leuchtenden Augen… Kapitel 1: The Anguish of an unsmiling Watcher ---------------------------------------------- Ein kalter Wind zog über den Himmel. Leise fiel weißer Schnee auf die zerstörte Stadt unter dem Himmel und versank in jedem Spalt der Häuser und jeder Lücke die nicht abgedeckt war. Es war Sommer aber der Wind war so kalt wie schon lange nicht mehr in Tokyo. Und es war still. Es war so toten still wie immer. Seit einem Jahr war es so verdammt still geworden in dieser zerstörten Stadt. Der Krieg der schon mehrere Jahre wütete hatte sich vor gut einem Jahr gelegt und die Menschheit hatte offiziell aufgegeben. Hochhäuser lagen in Trümmern. Sie waren zerfallen, zersprungen oder umgefallen. Manchmal lehnte sich sogar ein umgefallenes Haus an ein anderes. Die Straßen waren aufgesprungen und riesige Abgründe taten sich auf, so tief das man dachte man würde in der Hölle landen wenn man reinfiel. Als wäre die Hölle auf Erden nicht schon schlimm genug. Wenn man es selber nicht wüsste dann würde man es an dem Anblick von Tokyo erkennen: die Welt war am Ende. Das Ende der Menschheit rückte immer näher und nur wenige kämpfen noch ums Überleben in zerstörten Städten und Orten. Aber es sah nicht nur in Japan so aus. Es war überall auf der Welt so. Die Seuche die sie heimgesucht hatte machte seit Jahren langsam aber sicher kurzen Prozess mit ihnen. Die Menschen konnten sich eigentlich nur noch zurücklehnen und darauf warten das die Uhr aufhörte für sie zu ticken. Und diese Seuche war nicht der Krieg zwischen Völkern oder Idealen. Sogar jetzt konnte er sie sehen. Sehen wie sie willenlos und ohne Ziel über die Straßen schlurften und sich mit leeren und geistlosen Augen umsahen, als hätten sie keine Seelen mehr. Als wäre alles was sie zu Menschen machte ausgelöscht worden. Nur noch leere Hüllen liefen umher, die aussahen wie Menschen, aber weit davon entfernt waren. Ihre Augen waren blutunterlaufen und komplett rot. Manchmal lief ihnen das Blut sogar frisch aus den Augen und die Wangen hinab. Die Meisten hatten deswegen immer rote Schlieren und Krusten von den Augen zum Kinn. Die Haut war blasser als die Krankenhausdecken in denen diese Menschen früher behandelt wurden, bevor sie zu Gefahr der Menschheit mutierten. Sie jammerten leise und wirken harmlos. Aber das war nur eine List. Sie waren schnell und aggressiv wenn sie Menschen sahen. Alles was sie noch taten war Menschen anzugreifen und zu infizieren. Sie aßen nicht, schliefen nicht und brauchten auch nichts zu trinken. Sie starben nicht mal mehr. Einzig wenn man sie erschoss, erschlug oder zerfetzte starben sie. Sie waren eine unaufhaltbare Seuche geworden, denen die Menschen nicht Herr wurden. Und so verbreiteten sie sich über die ganze Welt. Diese Kreaturen, die die Regierung vor ihrem Zerfall „Legion“ getauft hatten, waren das Ende der Menschheit. Eine Plage wie sie von biblischem Ausmaße nur sein konnte… Caim saß am Fenster eines Hochhauses im 4ten Stock und sah sie unten über die Straßen schlurfen. Es waren nicht viele. 4 bis 5. Vielleicht auch 7 wenn sich noch welche in der Tankstelle gegenüber aufhielten, aber definitiv nicht mehr. Er hatte seine lange Eisenstange neben sich an die Schulter gelehnt und sah ihnen nur zu. Diese Monster. Wie ruhig so dort warteten. Nur auf eine Regung von Menschen dort warteten und suchten. Denn mehr konnten sie nicht mehr. Allein sie zu sehen machte ihn aggressiv und wütend. Es war inzwischen normal geworden. Wut und Zorn waren bei ihm normal und schlimmer wurde es wenn er einen Legion sah. Dann bekam er Lust auf das fahle und leblose Fleisch einzuprügeln bis dieses Ding sich nicht mehr regte. Aber trotz all dem Zorn war er nicht dumm. Er wusste es wäre fatal gegen mehrere gleichzeitig zu kämpfen. Sie waren zwar dumm, aber leider schnell und aggressiv. Und besonders hartnäckig. Wenn sie einen Menschen im Visier hatten dann versuchten sie alles um ihn zu infizieren. Einer hatte Caim und seinen besten Kumpel mal mehrere Blocks verfolgt. Über Stock und Stein und durch alle möglichen Gebäude. Es waren hartnäckige Bastarde. Und besonders erschreckend waren die die noch etwas Intelligenz zeigten. Es kam extrem selten vor, aber sie hatten schon drei erlebt die sogar in der Lage waren Türen zu öffnen und sich nicht blind wie tollwütige Hunde davor warfen. Und einer schnappte sich sogar mal einen Stuhl und wollte ein Fenster einschlagen um zu ihnen zu gelangen. Irgendwie hatten sie etwas von ihrer Zeit als Mensch behalten. Aber es änderte nichts daran dass sie verloren waren. Jeder war verloren sobald er gebissen wurde. Denn das taten sie am liebsten. Sie bevorzugten es ihre Opfer einfach zu beißen. Sie fraßen sie nicht. Sie bissen zu und gingen dann einfach weiter. Sie waren nur da um zu infizieren. Aber warum? Caim war kein verfluchter Arzt, aber sogar er verstand nicht was das sollte. Wenn es wie eine Krankheit war dann versuchte doch die Krankheit so zu sein dass der Wirt überlebte um sich zu verbreiten. Oder genug übrig blieben das es immer so weiter ging. Aber diese Seuche war anders. Es wirkte fast wie eine gezielte Ausrottung der Menscheit… Er sah links neben sich als er hörte wie sein bester Freund aufstand. Inuart hatte nun seit einer Weile in verschiedenen Kisten, Schubladen und Schränken in diesem Zimmer gekramt um etwas Nützliches zu finden. Der Kerl, der etwas kräftiger gebaut und leicht größer war als Caim, fiel besonders auf durch seine rötlichen Haare, die je nach Licht orange schimmerten. Caim mit seinen kurzen, braunen Haaren wirkte recht „normal“ dagegen, weil Japaner normalerweise keine roten Haare besaßen. Inuarts Vater kam aber aus Amerika, also war er nur ein halber Japaner, deswegen wahrscheinlich diese Mutation. Aber auch Caim hatte etwas Besonderes an sich. Obwohl er braune Haare besaß waren seine Augen blau. Sowas gab es auch nicht oft. Die selbe Mutation besaß auch seine Schwester… Inuart drehte sich zu ihm um und kam dann auf ihn zu. Caim sah wieder weg und runter zu der Straße. Bis Inuart schließlich neben ihm stand und ebenfalls runter sah. „Sind friedlich was?“ „So friedlich wie ein Haufen tollwütiger Hunde sein kann ohne Opfer im Blick.“ „Naja immerhin sind es nicht mehr geworden und das wollen wir auch so beibehalten.“ Er wand sich dann ab und lief rüber zu seinem Gewehr und warf sich seinen Rucksack über bevor er dann seine Waffe nahm und wieder zu Caim sah. „Wir sollten lieber verschwinden. Es wird bald dunkel und dann kommen sie wie immer aus allen Löchern gekrochen.“ Das war die Zeit in der man nicht draußen sein wollte. Keiner konnte sich erklären woran das lag. War es die kühle Luft? Das Fehlen von Sonnenlicht? Keine Ahnung aber es war so. Kaum wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwand war es als würde man die Essensglocke läuten und sie schwärmten aus allen Löchern auf die Straßen. Wurden sogar richtig aktiv und wanderten weiter als gewöhnlich. Es hatte lange gedauert bis die Menschen das verstanden hatten, aber als es ankam war die Katze schon zu lange aus dem Sack gewesen. Caim erhob sich und folgte Inuart aus dem Raum. Er konnte sich noch genau daran erinnern. An die ersten Berichte. Er war sechszehn gewesen und saß vor dem Fernseher als ein Bericht lief. Es wurde von einer Krankheit gesprochen die äußerst aggressiv machte und sogar mit Tollwut verglichen wurde. Die ersten Fälle bestätigten sich in Shinjuku. Menschen wurden dort ins Krankenhaus gebracht die bleich wurden. Ihre Haut wurde so bleich das sie die Krankheit auf den Namen: white chlorination syndrome, tauften. Dies war aber schon das Zweite Stadium der Krankheit, wie sich dann später herausstellte. Das erste Anzeichen nannte man: Runenpest. Es waren schwarze Symbole, klein und unlesbar die auf der Haut auftauchten wenn man infiziert wurde. Diese tauchten an verschiedenen Stellen auf. Nur kurz und verschwanden dann wieder. Manchmal sogar das die Infizierten es nicht mal mitbekamen. Und kurz darauf fängt die Haut an Schritt für Schritt zu bleichen. Im letzten Stadium staut sich Blut in den Augen und die Personen werden aggressiv. Dann ist die Verwandlung bereits abgeschlossen und es gibt kein Zurück mehr, falls es das jemals gab. Caim hat sich damals nichts dabei gedacht. Neue Krankheiten entstanden täglich und er dachte die Menschen bekommen dass schon in den Griff…wie falsch er doch lag. Die Fälle häuften sich. Tag für Tag. Es wurde innerhalb eines Monats so schlimm dass sie beschlossen hatten eine Mauer um Shinjuku zu errichten um die Infektion einzudämmen. Von da an hielt man noch den Ball flach und die Menschen waren vorsichtig, aber noch ruhig. Erst als der erste bestätigte Fall in Shibuya auftauchte begann die Panik anzufangen. Und von da an wurde es immer mehr und in immer mehr verschiedenen Teilen von Tokyo. Shinjuku wurde offiziell als „Ground zero“ bezeichnet und es begannen die ersten Fälle genauer untersucht zu werden. Legion wurden lebendig gefangen und immer mehr kam an die Öffentlichkeit. Das ein Biss ausreichte um infiziert zu werden. Das es eine Krankheit ist und dann doch wieder nicht. Das sie Menschen sind, aber nicht mehr wirklich starben oder eine Herzschlag hatten. Das es ein Heilmittel erst in Jahren geben würde…Und das keiner in diesem verdammten Land wusste was eigentlich los war! Die Seuche verbreitete sich immer schneller und auch auf den Straßen wurden die Menschen panischer. Beklauten sich und schlimmeres. Das Militär fing an einzuschreiten. Und wie in jedem billigen Film wie immer zu spät. Immerhin fand man heraus dass man Legion erschießen konnte und sie nicht unsterblich waren. Massenhysterie bereitete sich aus und schließlich bekamen auch andere Länder Wind was in Japan abging. Sie bekamen so Angst dass sie jeglichen Verkehr in das Land verboten hatten um die Seuche nur dort wüten zu lassen. Um zu verhindern das es den Rest der Welt erreichen konnte. Caim wusste nicht mehr genau wann es war, aber er wusste das ab dem Moment alles verloren war und keine Hoffnung mehr existierte. Das war der Moment wo er im Fernsehen die Übertragung sah, in der es hieß: Es gäbe kein Heilmittel und die ersten Fälle wären in China angekommen. Dem meist bevölkerten Land der Welt…Von da an wusste er es war vorbei. Nun zählte nur noch am Leben bleiben. Und so machte er es sich selbst zur Aufgabe seine Familie zu beschützen und zu überleben. Sie liefen leise das Treppenhaus hinab. In all den Jahren hatte sich bei ihnen sowas wie eine Samtpfote entwickelt. Was auf ihre Schritte bezogen war. Sie liefen inzwischen von Natur aus leise. Caim sah zu Inuart vor sich, der mit der Waffe im Anschlag gebückt lief und fragte: „Hast du wenigstens was Nützliches gefunden?“ Sein Kumpel vorne öffnete leise die Tür in den Flur des 2ten Stocks und sprach dabei: „Einige Schokoriegel die noch nicht abgelaufen sind und ein Feuerzeug.“ „Auch sowas wie Munition für dich?“ Inuart nickte. „Genug das der nächste Legion klingelt wie ein volles Sparschwein.“ „Du solltest lieber lernen mit Nahkampfwaffen zu kämpfen. Ich bin nicht immer da um dir deinen Arsch zu retten wenn deine Munition knapp wird.“ Inuart lief in den Ganz und bog nach links ab. Caim folgte ihm weiter mit der Stange über der rechten Schulter. Er war die schroffe Art seines Kumpels gewöhnt. „Weist du wenn wir wirklich durch diese Seuche aussterben werden, dann möchte ich wenigstens als Mensch im Jahre 2000 untergehen und nicht als Neandertaler der mit einer Stange um sich schlägt.“ „Nur das dieser Neandertaler dir schon 4 Mal mit seinem Knüppel den Arsch gerettet hat.“ „3 Mal! Das letzes Mal in der Pizzeria zählt nicht.“ „Ach tut es das?“ „Ich hatte ihn niedergeschossen und er war schon tot als du draufgeschlagen hast.“ „Er hat noch gezuckt und nach dir gegriffen.“ „Das waren die Nerven weil er noch nicht lange tot war!“ „Zucken und nach dir greifen sind zwei Paar Schuhe Inuart.“ In der Sekunde trat Inuart aus Versehen gegen einen Eimer neben ihm und zuckte zusammen. Vor lauter Reden hatte er nicht aufgepasst. Das Scheppern des Eimers, als er auch noch umfiel und den Gang runter rollte, war so unerträglich laut als würde eine Herde Ochsen durch den Gang poltern! Sogar Caim zuckte zusammen und kam direkt neben ihm. Sah dem Eimer beim rollen zu. Und er hielt einfach nicht an. Er rollte weiter und war so verdammt laut! Und nach gefühlten endlosen Minuten kam er am Ende einer T-Kreuzung des Ganges an der Wand zum stehen und es war ruhig. Aber sie waren deswegen nicht entspannter. Sie standen starr da und lauschten. Das Geräusch hätte jeden Legion in der Nähe wildgemacht wenn einer da wäre. Also lauschten sie ob sie schreie oder schnelle Schritte hörten. Auf dem Weg nach oben waren ihnen keine begegnet. Aber das hatte nichts zu heißen. Sie waren manchmal auch in Büros eingeschlossen, da sie nicht wussten wie Türen zu öffnen waren und konnten dahinter lauern bis das passende Geräusch kam um sie wild zu machen. Und wieder vergingen Sekunden in denen nichts passierte. So das Inuart und sogar Caim ausatmeten. Der Dunkelhaarige schlug seinem Freund von hinten an den rechten Arm und sprach dann sauer, aber leise zu ihm: „Vollidiot! Wenn du unbedingt Lärm machen möchtest dann schmeiß dich das nächste Mal im Treppenhaus über das Geländer, dann bin ich wenigstens dich und deine Dummheit los!“ Inuart sah ihn an. „Alter komm mal wieder runter es ist nichts..!“ Aber dann hörten sie schnelle Schritte und beide sahen geschockt nach vorne zu der T-Kreuzung. Wenige Sekunden danach schepperte ein Legion gegen den Eimer mit seinem Fuß und sah zu ihm runter. Es passierte so schnell und laut. Die Kreatur sah sich erst um. Realisierte aber dann dass es der Eimer gewesen war der das Geräusch gemacht hatte. Dann fauchte es dein Eimer zu seinen Füßen an und riss das Maul unmenschlich weit dabei auf. Aus der Ferne konnten sie jedes abartige Merkmal dieses Monsters erkennen. Es war mal ein Mann gewesen. Musste schon lange infiziert sein, denn er besaß nicht mal mehr richtig Haare. Nur noch Fetzten hingen vereinzelt von der Kopfhaut. Die Haut war wie bei allen blass und die Statur dürr und leicht knochig, vermutlich weil sie nichts mehr aßen. Die Kleidung war leicht zerfetzt und getrocknetes Blut war teils darauf zu erkennen. Was daran lag das die Augen oft geblutet hatten. Genau wie in dem Moment. Das Wesen sah zu ihnen rüber. Die Augen waren rot und voller Blut, das auch wieder leicht aus ihnen rann als es sie schließlich anbrüllte. Man konnte erst denken dass es sie nicht sah, aber das war ein Fehler. Sie sahen verdammt gut. Und es hatte sie bereits erspäht. Noch bevor es lospreschen konnte stellte sich Caim vor Inuart und sprach wütend an ihn gerichtet: „Lass das mal lieber mich machen! Du lockst nur noch mehr an wenn du hier rum ballerst!“ Das war leider ein Fakt. Und dann rannte das Wesen auch schon wütend und mit beiden Armen nach vorne ausgestreckt auf Caim zu. Es schrie und sabberte dabei, aber der junge Mann ließ sich davon nicht beeindrucken oder gar verängstigen. Nein. Er lächelte. Er machte seine Stange bereit und hielt sie recht von sich. Freute sich förmlich dass er sie gleich in den Schädel dieses armen Schweins rammen durfte. Der Legion schepperte durch den Gang. Riss sogar einen Besen im Rennen um und fegte alte Akten über den Boden die dort verstreut lagen. Nicht interessierte ihn. Nur der Mensch vor seiner Nase. Und kurz bevor es sein Opfer erreichte traf es etwas hart an der linken Schläfe. Caim hatte mit einem gezielten Treffer das Monster am Kopf erwischt und es donnerte neben sich an die Wand und rutschte auf den Boden. Krisch zu ihm hoch und wollte wieder aufstehen, aber der Braunhaarige ließ es nicht. Ohne Mitleid schlug er immer und immer wieder mit der Stange auf den Kopf des Legion ein. Und der schrie. Hörte nicht auf und wollte immer wieder hoch. Das ging einige Sekunden so, bis Caim noch fester zuschlug und sich langsam die Wirkung an dem Monster zeigte. Es wurde schwächer und der Kopf gab immer mehr nach. Und Caim gefiel es. Es lächelte dabei weiter bösartig und schlug immer mehr zu. Es wurde so schlimm das Inuart kurz wegsehen musste. Er sah weg bis es still wurde und er Legion nichts mehr von sich gab. Dann sah er wieder hin und sah…das Caim noch immer auf es einschlug. Langsamer…aber er tat es. So das er zu ihm kam und dann neben ihm sprach: „Caim! Es ist genug! Es ist tot verdammt!“ Und tatsächlich hörte sein Freund auf. Er sah allerdings schnaufend und mit leichtem Wahnsinn zu Inuart rüber und sprach dann etwas tiefer und böse: „Wir wollen doch nicht das er noch zuckt, oder?“ Inuart wusste was damit gemeint war…Caim wand sich dann ab und lief weiter den Gang entlang. Inuart folgte ihm und sah noch mal links neben sich auf den Legion herab…der kaum mehr zu erkennen war. Das waren die Momente in denen er sich wirklich um seinen besten Freund sorgte. Caim hatte eine schreckliche blutrünstige Ader in den letzten Jahren entwickelt. Er wirkte meist schon wahnsinnig dabei. Das alles fing an als sie Furiae verloren hatten…Oder sagen wir es mal so: es wurde schlimmer als sie starb. Als sie später in ihrem Versteck angekommen waren, fühlte Inuart das es so nicht weiter gehen konnte. Sie hatten sich in einem alten und ganz schön zerstörten Supermarkt niedergelassen. Auf den ersten Blick war das ne beschissene Idee, weil es sehr offen war und jeder ohne Probleme rein konnte. Legion konnten locker rein ohne wirklich nachzudenken. Aber dieser Supermarkt hatte eine verborgene Kammer im Keller und dort waren sie sicher. Außerdem war es gut in einem Supermarkt zu bunkern. Naja bis der Vorrat zu ende gegangen war. Nun waren sie nur noch da weil sie einfach stehen geblieben sind. Sie wussten nicht wohin in einer zerstörten und kranken Welt, also blieben sie einfach. Der Weg zum Markt war sicher gewesen. Nichts hatte sie verfolgt. Inuart wusste das er Mist gebaut hatte und es sehr gefährlich geworden wäre ohne Caim und seine Stange, aber er musste einfach darüber sprechen… Er sah wie Caim mitten im Laden auf eine Theke seinen Rucksack ablegte und darin nach was zu trinken suchte. Da es Sommer war waren sie nur leicht bekleidet. Was man erst nicht glauben konnte wenn man raus sah. Es schneite im Sommer…Aber das war kein Schnee. Legion zerfielen zu Asche und ihre Reste flogen lange im Wind. Glücklicherweise waren ihre Reste nicht ansteckend also konnte man weiter raus gehen. Es flogen immer noch Partikel durch die Luft, obwohl der Krieg schon lange vorbei war. Caim trug ein schwarzes Shirt mit kurzen Ärmeln unter seiner Lederjacke. Die Jacke sorgte dafür dass man unglaublich schwitzte, aber es schützte vor Bissen in den Arm also musste das sein, genau wie die langen Hosen und das geschlossene Schuhwerk. Gerade hatte er aber die Jacke ausgezogen und neben sich auf den Tresen gelegt. Er trank und Inuart kam zu ihm. Er stützte sich links neben ihm auf dem Tresen ab und sprach dann: „…Meinst du nicht dass das langsam zu weit geht Caim?“ Sein Kumpel trank fertig und sah nicht mal zu ihm als er die Flasche schloss und sprach: „Wusste nicht dass man neuerdings Mitleid mit den Bastarden haben soll.“ „Das meine ich nicht. Ich geb einen Scheiß für die Legion. Ich sorge mich nicht um sie…Ich sorge mich um dich.“ Caim lachte leicht auf und räumte die Flasche in seinen Rucksack auf dem Tresen. „Ha. Um mich?“ „Dir fällt es vielleicht nicht mehr auf aber du wirst immer gewalttätiger. Das was du da eben getan hast…so ausgerastet bist du noch nie.“ „Ich bitte dich Inuart! Es sind nur Legion! Es sind keine Menschen mehr, also warum Mitleid haben? Diese Monster sind genauso skrupellos uns gegenüber, also warum sollte ich sie mit Samthandschuhen anfassen?“ Er sah dabei zu Inuart und dann nahm er sich seine mit Blut getränkte Stange rechts von sich und lief weiter in den Laden rein, wollte zu der Tür die in den Keller führte. Inuart sah ihm nach und sprach dann plötzlich: „Weist du mein Großvater hat mal etwas Interessantes gesagt. Er sagte: Die Wurzel allen Übels, aus der Krankheiten und Tod sprießen, sind nicht die Götter und Tiere…Es wären Gewalt und Kriege des Menschen. Er war der festen Überzeugung dass wir für unseren Untergang selbst verantwortlich seien. Und dass Krankheiten uns überkommen weil wir Kriege führen und gewalttätig wären. Mein Großvater sah Gewalt als eine Krankheit an Caim. Sie macht krank und verändert uns.“ Der Braunhaarige blieb stehen und sah rechts über seine Schulter hinter, als er sprach: „Ah okay. Also was soll ich deiner Meinung nach denn jetzt machen? Hm? Soll ich die Legion zu einem Kaffe einladen? Den ich übrigens nicht mal habe. Oder soll ich da rausgehe und den Menschen sagen das sie „nett“ zu den Legion und sich selbst sein sollen? Oh warte! Das geht ja nicht mehr es GIBT ja keine MENSCHEN mehr! Die Legion haben fast alle getötet! Und du erwartest dass ich NETT zu ihnen sein soll?! Hörst du dich eigentlich selbst reden?! Wenn ich vorhin NETT gewesen wäre, dann wären DU und ICH längst tot! Dann wären wir seit 5 verfickten Jahren schon längst tot!“ Er wurde definitiv zu laut dabei und pushte sich in Wut hoch, aber Inuart konnte sich auch nicht mehr bremsen bei dem Ton und sprach etwas wütender zurück: „Es geht mir nicht darum das du nett zu den Legion sein sollst! Ich würde auch jeden am liebsten sofort töten! Es geht mir um dich Caim! Du bist der Krankheit verfallen die man „Gewalt“ nennt! Und wo diese Krankheit gedeiht wird schlimmes folgen! Du zerstörst dich selbst damit Caim!“ „Vielleicht ist es dir entgangen aber die verdammte Welt ist untergangen! Hier geht es nicht mehr um richtig oder falsch! Hier gibt es keine Ideale mehr! Hier gibt es nur noch blasses oder farbiges Fleisch! UNS oder die Legion! Und verzeih mir wenn ich das so sehe aber ich bin lieber am leben und ein gewalttätiges Arschloch, als ein toter Samariter!“ „Nennst du das noch „menschlich“ Caim?“ Der Dunkelhaarige schüttelte den Kopf. „Nein. Ich nenne es: am Leben.“ „Am Leben zu sein ist etwas anderes als zu leben Caim. Ich möchte gerne leben und nicht nur überleben. Furiae hätte nicht gewollt das wir…“ „Erwähne nicht ihren Namen! Lass es! Zieh nicht meine Schwester damit rein!“ Diese Sätze kamen unglaublich laut aus ihm herausgeschossen. So stark und voller Zorn dass sogar Inuart kurz stockte dabei. Und das war gut so. Er hatte das nicht bedacht und einfach drauf los gesprochen. Caim sah ihn einfach nur wütend an und man sah wie seine Atmung sogar leicht schneller wurde. Furiae…Wenn man sie über sie sprach traf man bei ihm einen wunden Punkt. Und das zu recht. Inuart sah ihn an und antwortete kurz und knapp, aber ehrlich und entschuldigend: „Verzeih mir.“ Und dann wurde es still und keiner sagte etwas. Es war verrückt. Verrückt wenn man darüber nachdachte das ein Mädchen so eine Stille auslösen konnte. Eines das nicht mal mehr lebte. Sie war schon sehr lange tot, aber beiden kam es immer wieder vor als wäre es erst gestern gewesen. Und noch überraschender war es das Caim, ihr Bruder, am meisten mit ihrem Tod zu kämpfen hatte. Inuart und Furiae waren ein Paar gewesen, so hatte er auch Caim kennengelernt. Er hatte ihn kennengelernt im Kindergarten, gerade weil er viel mit Furiae gespielt hatte. Und er vermisste sie auch jeden Tag seit dem sie von ihnen gegangen war. Doch im Vergleich zu Caim war das nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein. Er hatte seine Schwester über alles geliebt. Mit ihrem Tod war es als hätte er einen Part von sich verloren. Den Teil der zum vertrauen und zum lieben nötig war. Und die Umstände ihres Todes waren die eigentliche Tragödie gewesen. Caim wand sich endgültig ab und verschwand durch die Tür runter in den Keller während Inuart noch weiter oben blieb. Er konnte ihm jetzt nicht einfach folgen. Nicht nach dieser Sache. So stellte er sein Gewehr am Tresen ab und setzte sich am Boden direkt davor, so dass er mit dem Rücken sich an den Tresen lehnen konnte. Er sah auf den Boden und winkelte die Beine an. Draußen wurde es immer dunkler und der Himmel schimmerte durch die kaum aufgebrochene Wolkendecke leicht rötlich. Der Himmel…er konnte sich nicht mal mehr daran erinnern wann er das letzte Mal einen wolkenlosen und blauen Himmel gesehen hatte…Doch konnte er…Es war zusammen mit Furiae. Er sah sie noch immer vor seinem inneren Auge vor sich. Dieses sanfte Lächeln was sie hatte. Sie war so ein Sonnenschein gewesen. Aber dennoch schien sie unter ihrer Art eine gewisse Trauer zu verbergen. Bis heute wusste er nicht was es gewesen war. Sie hatte nie darüber gesprochen. Und er würde es auch niemals erfahren. Im Gegensatz zu Caim war Inuart noch nicht mit den Menschen am Ende. Er hatte immer noch Hoffnung dass sie sich vielleicht wieder zusammenraufen würden. Immerhin kannten sie nun doch alle den Feind. Sie wussten womit sie es zu tun hatten und mussten nur zusammen arbeiten oder? Jeder Legion musste getötet werden und die Menschen einfach nur durchhalten. Dann würde doch alles wieder gut werden, oder? Es klang wie der Traum und Wunsch eines Narren. Nur ein Narr wand sich mit Wünschen an Götter. Vor allem da sich gezeigt hatte das es keine Götter gibt. Und dennoch hoffte er noch immer auf ein Wunder. Von Göttern gebracht oder durch Menschen, dass war ihm völlig egal, aber er hoffte darauf. So griff er neben sich in seinen Rucksack und zog ein altes Buch heraus. Es war klein und ein Kinderbuch, aber dennoch schleppte er es mit sich herum. Er hatte es als Kind geliebt und darin herumzublättern machte ihn ruhiger. Es versetzte ihn in eine Welt zurück als noch alles normal war. Als er noch ein kleiner Junge war und von Drachen und Elfen träumte. Und in diesem Kinderbuch geht es um einen Prinzen der eine Prinzessin vor einen Drachen retten will. Es stellte sich aber dann heraus das die Prinzessin verflucht wurde und sie selbst der schreckliche Drache war gegen den der Prinz immer wieder kämpfte und verlor. Nie hatte der Drache den Prinzen getötet. Was daran lag das sie den Prinzen selbst in dieser Gestalt erkannte. Aber eines Tages schaffte es der Prinz den Drachen zu erlegen und den Fluch der Prinzessin dadurch zu brechen. Er hatte sie davor befreit, aber zu einem schrecklichen Preis. Der Preis war ihr Leben gewesen. Diese Geschichte sollte klar machen dass in jedem Monster auch etwas Gutes, wahre Schönheit und Liebe verborgen sein kann. Aber konnte man das auch auf die Legion übertragen? Wohl eher nicht. Was sollte es denn Gutes bei ihnen geben? Aber dieses Buch lehrte ihn genauer hinzusehen. Das sich meist etwas unter dem Aussehen verborgen hält. Er klappte das Büchlein wieder zu und seufzte. Inzwischen war es draußen dunkler geworden. Einzig das Mondlicht erhellte noch die Welt da draußen. Und das war auch etwas was ihm aufgefallen war. Nicht nur die Menschheit spielte verrückt…die Erde selbst war komisch geworden. Wie bereits gesagt zeigte sich der Himmel nicht mehr wirklich wegen der dicken Wolken und wenn er zu sehen war dann war er rötlich. Aber nachts klärte sich der Himmel. Die Wolken verschwanden und das Mondlicht leuchtete stark, falls er denn da war. Warum verschwanden die Wolken in der Nacht? Solche Dinge wären Caim nie aufgefallen, dafür aber Inuart besonders. Das war doch…komisch. Nein. Es war unnatürlich. Die Welt war verrückt geworden. Es war als wären sie…in der Hölle gelandet, einen Ort wo nichts mehr einen Sinn ergibt. Und während er philosophierte zerriss ein lauter Schrei die Stille der Nacht. Inuart zuckte förmlich zusammen als er diesen Schrei hörte und sprang auf die Beine. Er nahm seine Waffe und sah sich hektisch um. Was war das gewesen? Es war sicherlich nicht weit weg von ihnen, denn es war so unglaublich laut gewesen. Es klang wie der Schrei eines Mädchens. Kein panischer oder schriller Schrei. Mehr wie: erschrocken. Aber dennoch sehr laut. Sofort und ohne darüber nachzudenken ging er hinter dem Tresen in Deckung und lugte leicht darüber. Was auch immer geschrien hatte, der Schrei war so laut gewesen das ganz bestimmt Legion darauf reagieren würden, also ging er in Deckung um nicht erspäht zu werden. Zuerst dachte er es wäre ein Legion gewesen. Aber der Schrei klang sehr menschlich. Ein Kind vielleicht? Er sah sich weiter um. Nicht weit vor dem Supermarkt vor ihm sah er die Straße draußen. Und er sah wie ein bis drei Legion plötzlich aus den Gassen gestürmt kamen und sich kreischend umsahen. Also doch. Es war keiner von ihnen gewesen der gebrüllt hatte. Ein Schrei hatte sie angelockt. In der Regel reagierten sie nicht auf die Rufe ihres Gleichen, also war dass ein Mensch gewesen. Kurz darauf stürmten sie auch schon auf das Gebäude zu das dem Supermarkt direkt gegenüber lag. Inuart sah wie sie rein rannten. Waren darin Überlebende? Er erschrak kurz als er hinter sich Schritte hörte und drehte sich schnell um. Caim stand aber hinter ihm und hielt den Zeigefinger vor seinen eigenen Mund, als Geste still zu sein. Dann kam er neben seinen Kumpel und Inuart fragte: „Hast du es auch gehört?“ „War ja wohl nicht zu überhören in dieser Totenstille der Stadt.“ Inuart zeigte zu dem Gebäude rüber. „Da sind drei Legion rein gerannt. Wahrscheinlich sind da Überlebende!“ Caim sah eine etwas länger hin. Dann zuckte er aber mit den Schultern und sprach: „Umso besser dann lassen die Bastarde uns in Ruhe und sind schön abgelenkt.“ Kurz und schmerzlos. Dann stand er wieder auf und wand sich ab. Lief zurück den Weg den er gekommen war und wollte wieder zum Keller. Inuart sah ihm erschrocken nach als er sah was der Kerl tat und sprach aufgebrachter, aber leise: „Das kann nicht dein Ernst sein! Vielleicht brauchen sie Hilfe! Da sind 3 Legion rein gerannt und greifen Menschen an!“ Caim sah zu ihm hinter. „Und es sind vielleicht noch mehr in dem Gebäude und jeder von denen dort drin schon gebissen! Mal ganz zu schweigen davon dass noch mehr von den Straßen kommen könnten wenn du da reingehst und rumballerst!“ „Dann lass uns beide rüber gehen und helfen! Du bist mit einer Nahkampfwaffe besser als ich!“ „Und ICH riskiere nicht mein Leben für Menschen die ich nicht mal kenne und vielleicht schon gebissen wurden!“ „Du willst mich doch gerade verarschen, oder?!“ „Hey, wenn du denkst du musst da rüber gehen und den Helden für Fremde spielen, dann tu das, aber lass mich da raus! Ich habe genug Selbstmordaktionen für MICH jeden Tag, so dass ich mich nicht noch für andere in Gefahr bringen muss!“ Inuart stand bei der Aussage wütend auf und nahm sein Gewehr über die Schulter. Er zog an der Seite seines Rucksacks eine Machete heraus und sprach dann sauer zu Caim rüber: „Dann tu was du für richtig hältst Caim! Aber ich bin es leid nur zu überleben und Menschen im Stich zu lassen! Das habe ich viele Jahre lang gemacht! So möchte ich nicht leben! Dann sterbe ich lieber bei dem Versuch was zu verändern!“ Er lief an seinem Freund vorbei und rannte aus dem Supermarkt. Caim schüttelte nur den Kopf und sah ihm dabei zu. Sah wie sich dieser Irre in Gefahr begab und über die Straße, mitten in der Nacht, rannte. Er seufzte. „Bete dass du stirbst. Und nicht das du dich verwandelst, du Trottel...“ Inuart kam auf der anderen Straßenseite an und rannte die Stufen hoch zu dem Gebäude. Die Glaseingangstüren waren zerschlagen und kaputt, so dass man ohne Probleme in die Eingangshalle des ehemaligen 10 Stockwerke hohen Bürogebäudes rein konnte. Er rannte über Glas am Boden und es knirschte, als er endlich in der Halle war und sich umsah. Sie war über die Jahre alt und zerstört worden. Sitzcouches lagen verteilt und zerrissen im Raum, überall lagen zerfledderte Akten und anderer Müll den er im Zwielicht der Dunkelheit nicht wirklich sehen konnte. Er hörte kreischen und das gekämpft wurde. Doch erst als er die Taschenlampe, auf seiner rechten Schulter angebracht, anschaltete, sah er was los war. Und es faszinierte ihn. Er stand erst mal wie gebannt da und sah mit der Machete in seiner Hand zu. Er konnte nicht anders als zusehen. Denn er sah einen Jungen kämpfen. Und wie er ihn kämpfen sah! Er war geschätzt gerade mal so groß dass er ihm bis an die Brust ging, aber er kämpfte wie ein Berserker gegen die Legion. Kämpfte mit einer Art und Weise wie er es noch nie gesehen hat. Dieser Junge war nur bewaffnet mit einer Stange, genau wie Caim, aber sein Kampfstil war komplett anders. Er wich wie eine Katze Angriffen aus und spiele die 4 Legion die ihn angriffen gegeneinander aus, während er zusätzlich noch auf sie einschlug. Was er offenbar nicht an Stärke besaß machte er mit Schnelligkeit und Geschick wieder weg. So schlug er einen Legion, nachdem er ihm ausgewichen war, direkt gegen ein Bein mit der Stange. So stark das dieser zu Boden knickte und der Junge ihm dann einen Tritt verpasste dass dieses Monster gegen einen anderen Legion knallte und beide umriss. Während die versuchten sich zuckend und irritiert wieder auf die Beine zu begeben, schlug der Junge gegen einen anderen, der von der Seite kam und traf diesen hart an der Schläfe. Der Legion strauchelte und der Junge rammte ihm von unten die Stange in den Hals. So stark das er kurzen Prozess gemacht hatte und das Monster blutend zu Boden sackte und liegen blieb. Inuart war sich nicht mal sicher ob das Kind überhaupt seine Hilfe brauchte, wenn er das so sah, aber er regte sich dann doch endlich und brüllte dann als er auf sie zu rannte. Es kam so plötzlich das alle verwirrt zu ihm sahen, auch der Junge, der sehr dunkel gekleidet war und eine Kapuze über den Kopf hatte. Ein Legion rannte kurz darauf auf Inuart zu und hatte seine Aufmerksamkeit. Die anderen Zwei waren noch immer am Boden und kamen endlich wieder auf die Beine. Einer der Beiden schoss ebenfalls auf Inuart zu, der den Ersten gerade mal abgewehrt hatte und gegen die Glastür hinter sich schleuderte. Dann sprang der Zweite ihn auch schon von vorne an und riss ihn zu Boden. Er konnte sich das beißende Biest gerade noch mit beiden Armen vom Leib halten und kämpfte gegen die Stärke an. Seine Machete hatte er bei der Kollision leider fallen lassen und sie lag neben ihm auf dem Boden. Doch durch den Angreifer über sich und den ganzen Kraftaufwand, den er benötigte um ihn von seinem Hals zu halten, konnte er nicht nach ihr greifen. Erschrocken sah er dann auf die andere Seite neben sich wie bereits der Vorherige wieder langsam zu sich kam und aufrappeln wollte. Scheiße! Wenn das geschah dann hatte er ein Problem! Ein Biss und es war aus! Wie in Zeitlupe sah er wie der erste Legion langsam wieder auf die Beine kam und wütend fauchte, während der Andere über ihm noch immer nach ihm biss und die Kehle anvisiert hatte. Das war es dann wohl. Wenn nicht ein Wunder geschah, würde er jetzt gebissen werden und es war aus. Das Monster rannte wieder auf ihn zu. Aber kurz bevor es ihn erreichen konnte schnellte eine Stange auf den Schädel zu und fegte es von den Beinen. Inuart sah auf. Es war Caim. Er hatte den ersten Legion von den Füßen gefegt und schlug einmal stark auf den Kopf ein. Dann wand er sich wieder zu Inuart und riss den anderen von ihm runter. Schubste ihn etwas weiter weg und prügelte dann auch auf diesen so lange ein bis der sich auch nichtmehr regte. Der Rotschopf sah ihm noch immer auf dem Rücken liegend dabei zu und schließlich kam Caim zu ihm und reichte ihm die rechte Hand, als er sprach: „Komm hoch von deinem Arsch und auf die Beine! Na los!“ Erleichtert und froh ihn zu sehen ließ sich Inuart auf die Beine ziehen und sah dann rüber zu dem ersten Legion der sich noch immer regte und wie ein Käfer auf dem Rücken versuchte sich hoch zu kämpfen. Trotz der von Caim verursachten klaffenden Wunde im Schädel. Dieses Mal aber kam Inuart ihm zuvor und schlug ihm mit der Machete dem Kopf ab. Und dann sahen beide hinter sich als sie den fremden Jungen brüllen hörten. Sie sahen wie er die Stange fallen gelassen hatte und der Legion sich ebenso auf ihn schmiss wie es bei Inuart eben der Fall gewesen war. Aber der Ausgang war ein ganz anderer. Noch bevor Caim und sein Kumpel was tun konnten, oder nur die Gelegenheit dazu bekamen, hatte der Junge das Monster schon mit beiden Beinen, wie ein Känguru weggetreten und gegen den alten und morschen Anmeldetresen geknallt. In Sekunden schnelle griff er sich ein großes Stück Glas vom Boden rechts von ihm und packte zu. Ohne sich an seiner eigenen Verletzung durch das Glas zu stören kam er auf die Beine, rannte hin und rammte das Stück Glas in die Stirn des kreischenden Monsters. Und dann wurde es still. Der Körper sackte zusammen und es war endlich still geworden. Heftig atmend und gegen die Beine des Monsters tretend machte der Junge ging dann einige Schritte zurück und hob sich seine Stange vom Boden die er vorher verloren hatte. Dann sah er zu dem verwunderten Caim und Inuart rüber. Noch bevor er was tun konnte sprach Caim sichtlich beeindruckt: „Wow das war nicht schlecht. Ausgezeichneter Überlebenswille. Ohne Rücksicht auf Verluste was?“ Und sofort hob der Junge die Stange schützend vor sich und zeigte dass er bereit war gegen sie zu kämpfen. Etwas misstrauisch was? Caim schnaufte nur kurz lachend, aber Inuart steckte gleich die Machete wieder an seinen Rucksack und sprach beschwichtigend: „Alles okay! Wir werden dir nichts tun! Wir wollen dir helfen!“ Caim sah zu ihm. „Nicht ganz richtig. DU wolltest ihm helfen. Ich habe nur mal wieder DEINEN Arsch gerettet.“ Er konnte echt ein mieses Arschloch sein. Inuart schüttelte etwas genervt den Kopf und wand sich dann wieder an den Jungen. Machte sogar zwei Schritte vor und sprach weiter dabei: „Geht es dir gut? Ich wollte wirklich nur helfen.“ Der Junge atmete noch immer schnell und sein Blut lief leicht an der Stange runter, weil er diese mit der verletzten Hand hielt. Musste echt schmerzhaft sein und dennoch verzog er keinen Muskel dabei. Caim war beeindruckt. Taffer kleiner Keks was? Wie alt war er? 14 Jahre? Vielleicht gerade mal 16 oder so. So machte es zumindest den Anschein. Und dennoch war er schon unglaublich robust und taff für solch eine Situation. Caim hatte auch gesehen wie er gekämpft hatte. Grazil und schnell, aber dennoch traf jeder seiner Angriffe exakt wo es sein sollte. So schien es zumindest. Wer auch immer ihn ausgebildet hatte, oder woher er das auch konnte, er war auf jeden Fall gut gewesen. Das war kein plumpes draufhauen und töten. Das war instinktiver Erhaltungstrieb. Kenne die Schwächen deines Feindes… „…Ich habe nicht um eure Hilfe gebeten.“ Antwortete er ihnen plötzlich mit einer unglaublich taffen aber dennoch sanft klingenden Stimme. Sie war sehr beruhigend in ihrem Tonfall. Traute man ihm gar nicht zu bei dem Kampfstil. Caim sah sich um. Sah auf die Legion die der Knirps umgebracht hatte und sprach dann locker: „Sah auch nicht so aus als hättest du sie nötig gehabt. Wie alt bist du? 14? 15 Jahre alt? Auf jeden Fall sehr beeindruckend was du allein schon für einen Schaden anrichten kannst. Zumindest auf deine Art und Weise.“ Inuart sah ihn erstaunt an. War das…ein Lob? Noch nie zuvor hatte er ihn gelobt. Das er das nun bei einem Fremden machte war unfassbar. Nie hätte er gedacht mal ein Lob oder etwas Respekt aus dem Mund dieses Mannes zu hören. Endlich stellte sich der Junge etwas lockerer hin und senkte die Stange in seiner Hand. Hatte offenbar erkannt dass sie keine Gefahr darstellten. Oder war er einfach nur zu zutraulich. Caim hätte das nicht getan…Der Junge klang etwas muffig als er antwortete: „Ich hatte alles unter Kontrolle! Aber…etwas Dank kann dennoch nicht schaden. Also…Danke.“ Und als er das sagte zog er endlich seine Kapuze runter das man ihn besser erkennen konnte. Er war…bezaubernd. Seine Gesichtszüge waren unglaublich sanft und schon beinahe leicht feminin für einen Jungen seines Alters. Seine Augenfarbe war ein stechendes und kühles Blau, aber am faszinierendsten war seine Haarfarbe. Seine Haare waren schneeweiß und lang. Lang genug dass er sie hinten etwas hochgesteckt und geflochten hatte. Wären sie offen gingen sie ihm bestimmt bis über die Schultern. Sein Pony war struppig und frech nach rechts fallend. Er strahlte etwas aus. Aber was konnten beide nicht fassen. Der Junge sah abwechselnd zu ihnen und sprach am Ende dann zu Caim: „Und übrigens bin ich 18, auch wenn das hier nichts zur Sache tut! Ich weis wie ich auf mich aufzupassen habe.“ Caim sah ihn erstaunt an. Er war 18 Jahre alt? Noch jung, aber er sah definitiv jünger aus. „Siehst aber überhaupt nicht so aus Knirps.“ Der Kleine sah zu Inuart rüber und sprach höflich: „Danke dass du gekommen bist um zu helfen. Aber ab hier schaffe ich es wieder alleine.“ Caim sah zu Inuart. „Du hast ihn gehört. Lass uns gehen. Wir haben genug Zeit und Kraft verschwendet.“ Inuart ignorierte aber Caim und kam etwas näher auf den Jungen zu und fragte: „Bist du dir sicher? In einer Gruppe bist du sicherer. Wir könnten uns gegenseitig helfen!“ Caim verschränkte die Arme und sah ihm genervt zu. Warum gab er sich solche Mühe? Er hatte doch schon gehört dass der Knirps nicht wollte. Woher kam plötzlich dieses Bedürfnis Freundschaften zu knüpfen? Sie kamen Jahre lang ohne jemanden aus. Was war nur mit Inuart los? War es wirklich so wie er vorhin sagte? Das er anders leben will? Was ein Trottel. Aber während er ihnen so zuhörte und sah viel ihm etwas auf. Etwas…passte nicht. Sie waren wegen einem Schrei auf ihn aufmerksam geworden. Aber dieser Schrei…hörte sich nicht an wie der eines Jungen. Und wenn er die Stimme von dem Knirps hörte dann passte es überhaupt nicht zu ihm. Und da wurde es ihm klar. Was sie auch schreien gehört hatten…es war nicht ER gewesen. Er machte einen Schritt näher und wollte gerade danach fragen, aber dann hörten sie ein Husten. Sofort wurde Inuart auch still und sah in die Richtung aus der das Husten kam. Es kam hinter dem Jungen hervor. Und hinter ihm war der alte Anmeldetresen des Gebäudes. Also doch. Jemand hatte sich dort versteckt. Aber noch bevor sie fragen konnten wand sich der Junge schnell von ihnen ab und rannte um den Tresen herum. Fiel dort auf die Knie und verschwand aus ihrer Sicht. Und Caim hatte plötzlich das Gefühl dass das alles viel zu anstrengend werden könnte. Als sie beide endlich neugierig um den Tresen herum kamen bestätigte sich Caim sein schlimmer Verdacht und Inuart war noch entschlossener als zuvor helfen zu wollen. Bei dem Anblick ging es einfach nicht mehr anders. Der fremde Junge war auf den Knien und kniete vor jemand anderem. Und da bestätigte sich auch was beide gehört hatten. Sie hatten ein Mädchen gehört. Dieses saß nämlich da. Sie sah allerdings nicht gut aus. Eingewickelt in eine Decke und dicke Kleidung obwohl es Sommer war. Sie atmete etwas schnell und sah mit halb geschlossenen Augen zu dem Jungen vor ihr auf. Sie war jung. Definitiv jünger als der Junge und sie hustete leicht. Er sah si besorgt an und fasste sie sanft an der rechten Wange, mit der Hand die nicht verletzt war, als er sagte: „Es ist alles gut Yonah. Die Monster sind weg. Du bist wieder in Sicherheit.“ Sie hustete leicht und sah ihn an. Ein schwaches Lächeln lag auf ihren Lippen und leise brachte sie hervor: „Danke.“ Und dann brach sie wieder in Husten aus und hielt sich dabei die eine Hand vor den Mund. Der Junge wurde sofort etwas besorgter und zog ihre leicht verrutschte Decke wieder an ihr zurecht damit sie es weiterhin warm hatte. Inuart lief an Caim vorbei und auf den Jungen zu. Sofort drehte der sich erschrocken um und stellte sich schützend vor das Mädchen. Er fauchte auch schon gleich: „Bleibt weg von ihr!“ „Hey alles okay! Ich sagte doch schon das wir dir nichts tun und der Kleinen da dann erst recht nicht. Was ist mit ihr? Sie ist krank oder?“ Unsicher sah der Junge zu dem Mädchen kurz hinter die noch immer leicht hustete und die Augen geschlossen hatte. Sie war schwach. Konnte vermutlich nicht mal mehr lange bei Bewusstsein bleiben. Sie hatte seit Tagen nicht wirklich was gegessen und das Fieber ging auch nicht runter, egal was er auch versuchte. Und als er dann wieder vor sah sprach er ruhiger, aber besorgt: „Sie…sie hat seit Tagen nichts mehr gegessen. Und sie hat Fieber. Ich bekomme es einfach nicht runter…“ Und im blinden Vertrauen wand er den beiden älteren doch tatsächlich den Rücken zu und kam wieder runter zu dem Mädchen. Caim fand das nachlässig und dumm. Sie könnten ihn einfach umbringen und die Kleine auch. Ohne Probleme. Der Junge war zu vertrauensselig. Sie sahen wie der Kleine plötzlich rechts in seine Jackentasche fasste und etwas hervor zog. Es war ein Keks. Er kam sanft näher zu ihr und reichte ihr diesen an den Mund damit sie abbeißen konnte. Sprach dabei sanft: „Hier Yonah. Den habe ich eben gefunden. Du musst was essen.“ Sie öffnete doch tatsächlich leicht die Augen und sah ihn verschwommen an. Sie schüttelte kurz den Kopf und sprach schwach: A-Aber…du hast doch schon länger nichts mehr gegessen…großer Bruder…“ „Das ist egal Yonah! DU musst essen! Mach dir um mich keine Sorgen!“ Und zu wissen aus diskutieren nichts brachte und sie zu schwach dafür war, biss sie dann schließlich ab und aß langsam. Es war nur ein kleiner Happen, aber besser als nichts. Inuart kam direkt neben den Jungen und nahm seinen Rucksack vom Rücken runter. Er kramte darin herum und zückte eine Flasche Wasser hervor. Reichte sie dem Jungen damit die Kleine trinken konnte. Und während das alles passierte sah Caim nur starr dabei zu. Er wusste nicht warum aber als er das zwischen den Knirpsen sah…wurde ihm warm ums Herz. Und es tat…plötzlich weh. Und er wusste genau warum… Der Junge nahm die Wasserflasche an und sah Inuart verwirrt an, der dann sprach: „Es ist okay. Sie muss was trinken. Wie lange hat sie das Fieber schon?“ Sein Gegenüber reichte Yonah die Flasche und sie trank langsam daraus. Sie hatte schon lange kein kühles und frisches Wasser mehr gehabt, so dass es eine Wohltat für ihre Kehle war und sie es genoss. Danach zog der Junge die Flasche weg und drehte sie wieder zu. „Danke…Sie hat das Fieber seit 2 Tagen. Ich habe versucht es mit kühlen Wickeln oder Pflanzen runter zu bekommen, aber nichts hat funktioniert. Dann fing sie an immer weniger zu essen. Und die Wunde entzündete sich auch noch.“ Inuart sah ihn an. „Welche Wunde?“ Der Junge legte ihren rechten Arm offen und schob den Ärmel der Jacke hoch. Darunter sah der Ältere einen Verband der schon etwas älter aussah. Als er abgezogen wurde zeigte sich dort eine miese Wunde. Es war ein tiefer Schnitt am Unterarm. Vorsichtig nahm Inuart den Arm und sah sich die Wunde genauer an. „Das hat sich böse entzündet. Woher hat sie die?“ Die Wunde war dick angeschwollen und eiterte sogar leicht. Das sie noch keine Blutvergiftung hatte war erstaunlich. „Sie ist vor 3 Tagen ausgerutscht und hat sich an einem alten Geländer, an einer spitzen Metallkante den Arm aufgeschnitten. Ich hab die Wunde sofort mit Wasser gereinigt aber es hat sich nur verschlimmert.“ Inuart legte den Arm wieder vorsichtig hin und sprach zu dem Jungen: „Wahrscheinlich hat sie eine bakterielle Infektion durch das rostige Metall bekommen. Da hilft Wasser und Ausspülen leider nicht sehr viel. Hast du ihr keine Medikamente oder so besorgt?“ Etwas unsicher wie er darauf antworten sollte sah der Junge kurz wieder zu seiner Schwester und sprach: „Ich…Ich kenne mich mit sowas nicht aus. Und ich wusste auch nicht woher ich sowas bekomme.“ Inuart stand auf und sah zu Caim hinter, der noch immer die Arme verschränkt hatte und dort stand wie ein abgestellter Hund an der Leine. Sein Blick sprach Bände. Er wollte nichts mit diesen Menschen zu tun haben. Wenn es nach ihm ginge würde er sich einfach umdrehen und sie ihrem Schicksal überlassen. Aber so wirklich konnte das der Rotschopf nicht glauben. Das was da eben passiert war…Caim kannte diese Situation. Denn was dort auf dem Boden saß, was genau dass was er auch mal hatte. Eine kleine Schwester die der große Bruder beschützen wollte. Allein deswegen würde er sich nicht abwenden. Das konnte Inuart einfach nicht glauben. So grausam konnte nicht mal Caim sein. Er kam auf ihn zu und sprach dabei: „Wir müssen ihnen helfen.“ „Warum sollten wir? Das ist nicht unser Problem.“ „Hast du nicht gesehen was los ist?! Die Kleine ist krank! Sie hat Fieber durch eine bakterielle Infektion und braucht dringend Antibiotika! Die Wunde am Arm muss auch gesäubert und gründlich verbunden werden sonst schafft sie es nicht!“ „Und ich wüsste dennoch nicht warum dass mein Problem sein sollte. Sie hat nicht aufgepasst und bekommt dafür jetzt die Quittung. So ist das Leben leider nun mal. Andere hat es schlimmer erwischt. Sie kann sich noch glücklich schätzen.“ Das konnte nicht sein ernst sein. Sogar der fremde Junge sah erschrocken bei der Aussage hinter sich und zu Caim auf. Inuart dagegen platzte: „Sie kann sich glücklich schätzen?! Das kleine Mädchen stirbt wenn ihr nicht geholfen wird und du sagst sie kann sich glücklich schätzen!? Das kann nicht dein verschissener Ernst sein Caim!“ „Mein Todernst. Sie hätte gebissen und infiziert werden können. Das finde ich schlimmer als den Tod. Besser sie stirbt so als ein Legion zu werden. Dann hat sie es hinter sich.“ „Das hat sie nicht verdient!“ Brüllte plötzlich der fremde Junge auf und kam sogar hoch dabei. Er machte einige Schritte wütend auf Caim zu bis er vor ihm zum stehen kam. Er war nur leicht kleiner als der Dunkelhaarige. So das er nur leicht aufsehen musste um ihm in die Augen zu sehen. Sein Blick war sehr entschlossen und unbeugsam. Das sah sogar Caim. Das war ein Blick der sich nicht brechen ließ. Und dann sprach er sauer weiter zu dem Größeren: „Yonah ist das netteste Mädchen das ich kenne! Sie ist wegen mir ausgerutscht und hat sich dabei verletzt! Alles weil sie MIR damit geholfen hat! Ein Monster hat mich angegriffen und sie schubste mich zur Seite! Dabei ist sie ausgerutscht und hat sich verletzt! Ich werde jetzt nicht einfach zusehen und mir von jemanden wie DIR sagen lassen das ich sie sterben lassen soll! Nicht von DIR! Ich habe es dir gleich angesehen. Konnte es in deinen Augen sehen. Es gibt KEINE Liebe in dir! Du hast die Augen eines Menschen der nicht weis was Liebe und Sorge sind! Und wenn du dich meiner Schwester auch nur näherst dann werde ich...!“ „Was wirst du dann Knirps?! Hm?! Was willst du dann tun?!“ Caim wurde auch sichtlich lauter und machte sich größer als er schon war. Aber der Junge wich nicht einen Zentimeter zurück vor ihm. Er hatte keine Angst. Entweder war er extrem mutig oder einfach nur töricht dass er so gegen Caim stand hielt. Er könnte ihn locker erledigen, das stand außer Frage. So schmächtig wie er war hatte er keine Chance gegen den größeren Caim… „Hey es reicht ihr zwei!“ Sagte Inuart etwas lauter und wollte sich zwischen sie stellen. Aber bevor er etwas machen konnte sprach eine schwache Stimme dazwischen. Es war des Mädchen namens Yonah gewesen die lauter sprach: „Nicht…Bitte nicht…Bitte Nier...Nicht wegen mir…“ Der Junge, dessen Name offenbar Nier war, drehte sich sofort erschrocken um und kam schnell zu seiner kleinen Schwester, die auch bereits wieder hustete. Er fasste ihr an die Stirn und spürte dass ihr Fieber leicht gestiegen war. Besorgt nahm er die Hand wieder runter und sprach: „Es wird alles gut Yonah! Ich besorge dir das Heilmittel das du brauchst! Du musst nur noch etwas durchhalten!“ Aber sie hörte ihn bereits nicht mehr und schlief fieberrisch ein. Er zögerte auch nicht lange und kam wieder hoch. Wand sich an Inuart und sprach: „Wo kann ich das finden was ich brauche?!“ „Antibiotika? Die findest du in jeder Apotheke, sofern die nicht geplündert wurden.“ Inuart war etwas verwundert wegen der Frage: Woher man die Medikamente bekam. Das war doch etwas komisch gewesen, aber er schenkte dem nicht weiter Beachtung. Und er wusste auch dass er diesen Jungen nicht einfach allein zu der nächsten Apotheke schicken würde. Die Nächste war nämlich gut eine Stunde von ihrem Standpunkt aus entfernt. Mitten in der Nacht dort hin zu laufen war Selbstmord, egal wie gut der Kleine war. Er sah kurz zu Yonah aber dann wieder zu dem Jungen. „Nier, richtig? Die nächste Apotheke ist eine Stunde von hier entfernt. Es wäre zu riskant zu gehen. Selbst wenn du nicht alleine wärst.“ „Das ist mir egal! Ich schaffe das schon! Ich kann gut auf mich selbst aufpassen!“ „Du musst nicht gehen. Wir haben Medikamente bei uns im Lager. Wir geben dir davon was ab und helfen ihr wieder auf die Beine. Bei uns kann sie sich dann auskurieren.“ „Sagt wer?“ Sprach plötzlich Caim etwas tiefer hinter ihm und Inuart sah zu ihm. „Ich frage nicht um deine Erlaubnis Caim! Sie brauchen Hilfe und ich werde ihnen helfen! Mach du was du willst aber ich habe mich dafür entschieden! Ich bringe die Kleine zu uns und sie bekommt Medikamente! Wir haben genug und können was entbehren!“ Caim sah ihn eine kurze Zeit lang an und dann wich sein Blick schnell zu dem frechen Rotzlöffel, der ihn noch immer scharf ansah. Was ein stechender Blick…Es war komisch aber er mochte diesen frechen und stechenden Blick. Das war der Blick von jemand der bereits schlimmes gesehen hatte und wusste Situationen abzuschätzen. Ein Blick der in die Seele sah. Der Blick…eines Raubtieres. Und das gefiel ihm. Er war selber inzwischen mehr Raubtier als Mensch. Zumindest fühlte er sich so seit einigen Jahren. Fühlte sich nicht mehr wie ein Mensch denn er versuchte all das „menschliche“ in sich abzutöten. Denn nur so blieb er am Leben… Caim sah wieder zu Inuart und sprach: „Mach was du willst. Aber ich habe nichts damit zu tun. Sie sind dein Problem und dein Untergang wenn du Pech hast.“ Das war dem Rotschopf auch herzlich egal was er von ihm dachte. Für ihn war es genau das richtige zu tun, also tat er das auch. Inuart sah zu dem Jungen runter und sprach dann: „Wir schnappen uns jetzt deine Schwester und gehen zu unserem Lager.“ Aber er bemerkte dass der Junge ihm nur flüchtig zuhörte. Der Blick war noch immer auf Caim gerichtet, als der sich abwand und davon lief. Nier sah dem Kerl nur nach. Er war grausam. Er war grausam, gewalttätig und schroff. Das alles konnte er wittern und ihm ansehen. Aber dennoch…schien an ihm mehr dran zu sein als es erst den Anschein machte. All das konnte eine Fassade sein. Denn er spürte etwas anderes unter all dem Zorn und der bösen Art die er zeigte. Und er wusste selber nicht warum, aber dieser Mann ließ ihn nicht los. Er hatte starke und stolze Augen. Unnachgiebig und tapfer. Aber zugleich auch bereits für Gewalt ohne zu zögern. Dieser Caim war wie ein Wächter. Einer der das Lächeln verlernt hatte und wusste was Qualen sind. Das sah er in seinen Augen. Er hatte solche Augen schon mal gesehen…aber das war so lange her. So lange…dass es ihm wie ein Traum vorkam der zu schwinden begann…Seit er vor zwei Jahren hier her kam. Kapitel 2: Ruined City ---------------------- Es war Sommer im Jahr 2003. Auf einer Baustelle, die in der Nähe der Higashi-Shinjuku Haltestelle lag, verlief der Tag wie gewöhnlich. Doch es war wärmer als sonst an diesem Tag. Der Sommer an sich war unglaublich heiß dieses Jahr, so dass ein Bauarbeiter namens Toshi sich über die Stirn strich und einen Schluck Wasser zu sich nahm. Es ging einfach kein Lüftchen über die Baustelle. Alles was man abbekam waren laute Geräusche der Maschinen, Hitze der Sonne über ihm, Autos und lautes besprechen von Menschen wie weiter gearbeitet werden soll. Toshi stand mitten in einer Grube und war dabei mit einer Schaufel zu graben. Er bekam die Aufgabe vorsichtig zu Graben und ohne Maschine, weil der Verdacht bestand das an dieser Stelle Leitungen von Gas und Wasser liegen würden. Und wenn sie die Menschen auf der Baustelle nicht in Gefahr bringen wollten, oder den Nachbarn das Wasser und den Strom abdrehen, mussten sie vorsichtig arbeiten. Es war ihm eh ein Rätsel wie die Bosse nicht mal eine Karte dieses Geländes hatten. Normalerweise sollte man Baupläne von früher haben und wissen wo alles lag, aber offenbar hatte da einer wieder mal seinen Job nicht richtig gemacht. Eigentlich ungewöhnlich in Japan, wo doch alles sehr durchgetacktet und organisiert war. Aber er machte einfach seinen Job und grub weiter. Nach wenigen Minuten passiert aber etwas womit er so überhaupt nicht gerechnet hatte. Als er die Schaufel in den Boden schlug gab dieser sofort nach. Ein Loch tat sich auf und er sprang etwas zurück vor Schreck. Als er sich von dem Schreck erholt hatte machte er einen Schritt vor und sah unsicher zu dem Loch vor seinen Füßen. Es war dunkel und er konnte nichts sehen, also kam er auf die Knie und sah es sich näher an. Es war komisch denn eine Brise kam ihm entgegen. Das konnte aber nicht sein. Es würde bedeuten das es einen Luftzug geben würde und einen anderen Ausgang. Die Luft roch komisch… Obwohl die Sonne erbarmungslos auf ihn niederkrachte schaffte sie es nicht Licht in das dunkle Loch vor ihm zu bringen. Als würde die Schwärze alles verschlucken. Er zückte sich deswegen seine Taschenlampe am Hosenbund und leuchtete hinein. Erstaunlicherweise war da ein Tunnel! Er konnte sehen wie etwas weiter nach unten sich ein Tunnel ersteckte. „Was ist los Kurosaki?!“ Toshi schrak auf und kam wieder auf die Beine als er hörte wie sein Vorgesetzter nach ihm rief und auf ihn zu kam. Er zeigte auf das manngroße Loch zu seinen Füßen und sprach dann: „Da muss uns jemand was vorenthalten haben Chef. Hier stand offenbar schon mal ein Gebäude oder so, denn hier ist ein Tunnel.“ Sein Chef kam neben ihn und sah ebenfalls zu dem Loch runter. Er schüttelte den Kopf und schnappte sich sein Walkie am Gürtel als er sprach: „Das ist unmöglich. Dieses Gelände ist seit Jahrhunderten nicht bebaut worden.“ „Gab es dafür einen Grund?“ „Hm? Ach keine Ahnung. Irgend so ein reicher Kerl wollte dieses Gelände als Heiligtum oder Schutzgebiet behalten, was weis ich. Aber jetzt kommt hier ein Hotel hin wo der Kerl verstorben ist.“ Er machte sein Walkie an und unterhielt sich offenbar mit Menschen die noch höher standen als er selbst. Was verständlich war. Das was sie aufgegraben hatten war eine unbekannte Situation und sie mussten wissen wie es weiter gehen sollte. So bekam man nach wenigen Minuten auch schon die Antwort und sein Chef sagte: „Trommel einige Jungs zusammen. Ich möchte das du mit ihnen da rein gehst und das untersuchst womit wir es zu tun haben.“ Toshi sah ihn verwirrt an. „Was? Aber wir wissen doch nicht mal ob der Abstieg sicher ist. Wer fordert denn sowas?“ „Der Mann der über uns sitzt. Und jetzt mach dich an die Arbeit.“ So unwillig er auch war und Sorge hatte, Toshi machte es dennoch und hatte im Nu 5 Leute zusammengetrommelt die mit ihm da runter stiegen. Kaum als sie in den Tunnel unter ihnen kamen bemerkten sie wie ungewöhnlich er doch war. Es sah nicht nach einem Tunnel aus den Menschen errichtet hatten. Sondern mehr als wäre er natürlich entstanden. Hinter ihnen ging er nur wenige Schritte und hörte dann auf, aber in die andere Richtung ging es tiefer und leicht nach unten. Die Luft roch wie gesagt komisch, aber nicht krank oder faulig. Es war ein Duft den keiner einsortieren konnte. Aber nach wenigen Metern konnten sie etwas sehen was noch weniger sein konnte als Luft und ein Windhauch…sie sahen Licht. Es war ein leicht bläuliches, weißes Licht. Sehr düster aber dennoch vorhanden. Es hatte etwas unheimliches, aber dennoch liefen die Männer weiter und erblickten dann etwas was nur als: übernatürlich, beschrieben werden konnte… Toshi sah voller erstaunen nur nach vorne und zückte dann das Walkie das er dabei hatte. Er rief seinen Chef an und wurde gefragt was los sei. Er wusste er nicht wie er es beschreiben sollte und stockte. Aber dann holte er Luft und sprach: „Ich denke die Bauarbeiten könnten sich verzögern Chef.“ Aus dem Walkie drang: „Was? Was habt ihr gefunden?“ „…Das kann ich ihnen nicht sagen Chef…Dafür bin ich nicht zuständig…“ Vor ihnen war eine große Höhle. Eine Ader mit frischem Wasser zog sich über eine Wiese die sehr nach Moos aussah und auf der Blumen wuchsen. Es waren verdammt viele. Alles war mit ihnen bedeckt. Sie leuchteten weiß und es schien als würde von ihnen das ungewöhnliche Licht ausstrahlen. Noch nie hatte er solche Blumen gesehen. Wie sie ohne Licht in dieser Höhle überleben konnten wusste keiner. Aber besonders sprachlos machte sie dieses gewaltige Ding in der Mitte der Höhle. Es war von der Größe eines Lasters, aber wesentlich kürzer. Es war rundlich und grau mit einem weißen Schimmer. Hinter sich konnte Toshi bereits hören wie einige flüsterten. Besonders machte ihm eine Person Angst, die sagte: „Hakai no tane…“ Er wusste was gemeint war…Ein böses Omen. Nach einigen Stunden war bereits die ganze Baustelle abgesperrt. Toshi saß noch immer unten in der Höhle, aber sah inzwischen wie mehrere Menschen in der Höhle umher liefen und Zelte aufbauten und Dinge, Maschinen, die er nicht mal kannte. Sie sahen nicht nach Landwirtschaftlern oder so aus. Mehr nach dem Militär und Wissenschaftlern. Was für ihn bedeutete das etwas nicht okay war, oder schlimmer sein könnte als nur ein unbekannter archäologischer Fund. Eine Dame kam plötzlich auf ihn zu und verbeugte sich zur Begrüßung. Er machte es gleich und sah sie an. Ihre Haare waren sicherlich gefärbt denn so Pinke Haare waren nicht natürlich. Sie lächelte ihn aus kühlen Augen an und sprach dann sanft: „Ich habe nur einige Fragen und dann dürfen sie auch schon gehen.“ Toshi nickte. Seine Kollegen, die mit ihm runter kamen, waren auch schon bereits gegangen nachdem sie von ihr befragt wurden. Er war froh sobald er sich anschließen konnte. Dieser Ort machte ihm Angst. Und dann sprach sie weiter: „Hat jemand von ihnen die Blumen berührt oder etwas anderes in der Höhle?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein. Wir fanden das nicht natürlich und sind nicht mal in die Höhle rein gegangen.“ „Hmmm verstehe. Als sie hier ankamen ist ihnen da irgendetwas aufgefallen? Etwas an ihnen oder ihren Kollegen? Hatten sie Kopfschmerzen oder roch es seltsam. Alles wäre nützlich.“ „Nein. Also wir haben nichts an uns gemerkt. Aber jetzt wo sie es sagen: wir wussten nicht was das für ein süßlicher Geruch war am Anfang. Aber es waren wohl offenbar die Blumen hier. Warum fragen sie das? Denken sie wir könnten krank sein?“ Sie lächelte und schüttelte den Kopf während sie weiter auf ihren Notizblock schrieb. „Nein. Wenn dann würden wir nicht hier herumlaufen ohne jeglichen Schutz. Alles okay. Gibt es vielleicht doch noch etwas was sie mir sagen können?“ Toshi überlegte kurz. „…Einer meiner Kollegen sagte plötzlich etwas. Er wusste selber nicht warum er das gesagt hat meinte er. Er meinte er hätte es einfach in seinem Kopf gehabt und musste es aussprechen.“ „Was ist es gewesen?“ „Er sagte: Hakai no tane…Das bedeutet: Saat der Zerstörung.“ Sie sah ihn einfach nur still an. So still das Toshi unwohl wurde. Aber das verflog sofort wieder als sie lächelte und dann antwortete: „Ich danke ihnen sehr Mr. Kurosaki. Meine Leute werden sie jetzt nach draußen geleiten.“ Dann kamen zwei Männer vom Militär neben ihn und er sah sie etwas unsicher an. Das war es schon? Er dachte da würde mehr sein. Als müsste er etwas unterschreiben oder so. Das er nichts von diesem Ort wüsste und still sein sollte. Aber dann schien es doch nicht so schlimm zu sein. Er verbeugte sich noch mal und ließ sich dann den Tunnel entlang geleiten. Die Forscherin lief über das Blumenbeet und sah auf die wunderschönen lumineszierten, weißen Blumen als sie sich direkt auf das große Objekt zubewegte wovor bereits ihre Zwillingsschwester stand und es sich einfach nur ansah. Als sie zu ihr kam fragte diese: „Hat er etwas wichtiges gesagt?“ Ihre Schwester schüttelte den Kopf. „Nein Popola. Nichts was wichtig wäre. Nur sowas abergläubisches wie man es von diesen Menschen gewohnt ist. Einer nannte es angeblich die „Saat der Zerstörung“. So wie Menschen halt sind ohne wissenschaftliche Erfahrungen.“ Sie sah das Objekt vor sich an. „Es ist wunderschön, nicht wahr?“ Sprach sie zu Popola. Aus der Ferne hörten sie einen Schuss. Aber bewegten sich nicht mal als dieser durch die Höhle hallte und alle Zeugen damit endgültig beseitigt waren. „Ach Devola…sieht das wirklich nach einer Saat der Zerstörung für dich aus? Die ersten Testergebnisse sind da allerdings anderer Ansicht.“ Ihre Schwester sah zu ihr. „Was hast du heraus gefunden?“ Popola sah zu ihr. Sie lächelte. „Ich würde es mehr eine: „Saat der Wiedegeburt“ bezeichnen…Wir haben Leben gefunden.“ Inuart schleppte das eingewickelte und kranke Mädchen über die leere Straße und die Nacht. Nier folgte ihm dich neben seiner Schwester und sah besorgt zu ihr. Er wusste nicht ob es das Richtige gewesen war. Ob es so gut gewesen war ihnen zu vertrauen, aber hatte er eine andere Wahl? Yonah ging es schlecht und er war sich sicher dass sie ohne Hilfe nicht mehr lange zu leben hatte. Er war jemand der vertraute. Dennoch war er vorsichtig und wusste schon wie er sich im Notfall zu verteidigen hatte und was zu tun war. Dieser Inuart schien aufrichtig nett zu sein, aber dem anderen vertraute er nicht wirklich. Dieser Caim hatte eine schrecklich aggressive und brutale Ader in sich. Das hatte er vorhin gesehen. Und er hatte die Augen eines Mannes…der nicht mehr zu verlieren hatte und zu allem bereit war. Er sprach vom Überleben. Aber wenn Nier ihn so ansah dann spürte er dass dies nur Worte waren. Und das es ihm egal war ob er lebte oder starb. So kamen sie darauf in einem Supermarkt an und Inuart setzte das kleine Mädchen sanft hinter dem Tresen und in Deckung ab. Yonah hustete erneut und ihr Bruder kam neben sie. Stützte das schwache Ding und strich ihr sanft über die Stirn und einige Haarsträhnen weg. Sie schwitze so schrecklich und ihre Atmung war zitterig. Dieser Anblick brach ihn förmlich. Er wollte sie nie so sehen. Und noch schlimmer war dass sie wegen IHM so litt. Sie hätte ihn nicht schützen müssen. Das wusste sie… Während er sich neben sie gesetzt hatte und sie behütete war Inuart bereits in den Keller gegangen und hatte das geholt von dem er dachte es würde helfen. Zum Glück hatten er und Caim immer vorgesorgt und gingen an keiner einzigen Apotheke vorbei ohne sie zu plündern. So kam er mit einer Flasche an flüssigen Antibiotika, einer Spitze, Salbe und einem Verband wieder hoch. Caim sah ihm nur stumm und mit verschränkten Armen vor sich, dabei zu wie er zu den Kindern ging und die Kleine versorgte. Es passte ihm nicht das sie Medizin für diese Zwei opferten. Vor allem da die Kleine es eh nicht schaffen würde. Der Junge vielleicht, aber sie niemals. Sie schien zart und zu nett zu sein. Sowas überlebte nicht in dieser Welt. Der Junge allerdings war ein Raubtier. Er war agil, schnell und kämpferisch. Er konnte noch immer nicht glauben wie sehr er davon fasziniert war. Nie hatte er sowas bei jemand anderem gesehen. Es löste etwas in ihm aus. Nur konnte er nicht einordnen wo dieses Gefühl hingehörte. Außer das es lästig war. Inuart zog die Spritze mit Antibiotika auf und gab der kleinen Yonah dann einen Schuss in den kranken rechten Arm. Danach kümmerte er sich um ihre Verletzung. Er ließ noch mal Wasser darüber laufen und tupfte die Wunde dann ganz sanft ab. Yonah gefiel das nicht und sie murmelte schmerzhaft, so das ihr Bruder sie wieder drückte und ihr sanft ins Ohr sprach: „Es ist alles gut. Er hilft dir. Du hast es gleich geschafft.“ Als die Worte gesagt wurden strich der Ältere auch gleich eine desinfizierende Salbe über die Wunde und in das Gewebe darum sanft ein. Es war sehr stark geschwollen und sah überhaupt nicht gut aus. Aber mehr konnte er erst mal nicht tun. Dann verband er die Verletzung sanft mit einem frischen Verband und ließ sie ruhen. Sein Blick fuhr zu dem Jungen und der sah ihn auch an. Wollte wissen was los war. „Mehr kann ich erst mal nicht für sie tun. Jetzt müssen wir warten bis morgen und sehen wie sie durchkommt.“ Bis Tagesanbruch waren es noch einige Stunden. Keiner konnte wissen was mit ihr bis dahin passieren würde. Zu guter letzt kam es jetzt nur darauf an ob ihr Körper robust war und noch gegen die Infektion kämpfen konnte. Aber was auch immer geschehen würde, Nier wäre bei ihr. Er würde ihr nicht von der Seite weichen. So rückte er näher an sie und lehnte sie gegen seinen Körper. Umschlang sie mit dem einem Arm und drückte sie sanft an sich, während er mit der anderen Hand eine ihrer hielt. Es war nicht kalt, aber er hatte das Gefühl und Bedürfnis sie wärmen zu wollen. Er sah Inuart nicht an als er sich bedankte. „Danke.“ Der nickte nur und schnaufte. Es war schlimm zu sehen dass sie so jung waren und das alles erleben mussten. Yonah schien jünger zu sein als Nier. Es war eine Schande was auf der Welt passierte. Und wenn er sowas sah dann fragte er sich immer warum es so weit kommen musste. Und noch mehr wünschte er sich er könnte herausfinden woran es lag das es soweit kam. War es die Unfähigkeit der Menschen die es so eskalieren ließ? Oder war es der Zorn Gottes? Er hatte keine Ahnung. Doch er wünschte sich er könnte in die Zeit zurück reisen und warnen oder verhindern was passieren würde. Dann…dann würde Furiae auch noch leben. „Ich bringe sie runter in den Keller. Da seid ihr sicher für die Nacht.“ Doch Nier schüttelte langsam den Kopf als Inuart das gesagt hatte. „Ich bleibe mit ihr hier. Uns wird nichts passieren. Du hast genug getan.“ Er war echt tapfer. Oder einfach nur dumm? Wie auch immer. Noch nie hatte der Ältere so einen tapferen Jungen gesehen. Nicht mal Caim war in dem Alter so gewesen. Und er sah ihm an das er ihn nicht anders überzeugen konnte. Also nickte er nur stumm und sprach: „Wie du möchtest. Ich halte es für nicht so weise, aber es ist deine Entscheidung.“ Dann stand er auf und wand sich zu Caim, der noch immer einfach da stand und zu ihnen sah. Nein…er sah zu den beiden Jüngeren. Er sah zu Nier…Inuart konnte nur Vermuten was ihm durch den Kopf geistern musste, aber wenn er ein Veto abgeben dürfte, dann würde er sagen das ihn diese Geschwisterliebe an ihn selbst erinnerte. An etwas was er leider verloren hatte. Und wenn Nier Pech hatte würde ihm das auch passieren. Man musste abwarten. Inuart lief an Caim vorbei und begab sich endlich in den Keller. Er brauchte Ruhe und Schlaf. Dieser Tag war hart gewesen und er konnte nichts mehr tun. Caim allerdings blieb noch etwas stehen und sah weiter zu den Beiden, für ihn, fremden. Sah wie der Junge sich so hoffnungsvoll an seine Schwester drückte und sie behütete. Ihr das Gefühl geben wollte das alles gut wird. Aber er hatte da etwas nicht verstanden…Nichts wurde gut. So machte er einen Schritt auf sie zu und Nier sah ihn deswegen an. Ihre Blicke trafen sich und der Ältere sprach direkt: „Du solltest froh sein wenn sie es nicht schafft.“ Nier verzog etwas wütend den Mund. „Du bist ein Monster, weist du das?“ „Ich bin realistisch und ehrlich zu dir. Ehrlicher war ich vielleicht noch nie zu jemand gewesen. Sei dankbar wenn sie heute Nacht stirbt, denn du ersparst ihr ein Leben voller Leid und Angst. Das was euch da vorhin passiert ist, oder was ihr schon erlebt habt, das wird immer so weiter gehen bis zum Ende. Willst du dass sie so weiter leidet? Selbst wenn sie die Nacht überlebt, was dann? Was meinst du wie lange es dauern wird bis sie ein Legion erwischt und sie infiziert. Und das nachdem sie vielleicht schon vorher vergewaltigt wird. Oder vielleicht sogar ermordet. Willst du das?“ Nier sah ihn einfach nur wütend und entschlossen an, als er lauter sprach: „Das werde ich niemals zulassen!“ „So wie du nicht zugelassen hast dass sie sich schlimm verletzt? Sieh es ein: du kannst nichts tun. Und du wirst nichts verhindern können wenn es passiert. Ich muss wie ein Arsch für dich klingen aber es ist die Wahrheit. Glaub mir…ich weis wovon ich rede.“ Das waren seine letzten Worte bevor er sich abwand und ebenfalls runter in den Keller verschwand. Und somit ließ er den Jungen mit seiner Schwester zurück in der Dunkelheit des Ladens. Es war unheimlich still gewesen nachdem Caim gegangen war. So still das Nier sie hören konnte. Er konnte die Monster hören die weit in der Ferne heulten und jammerten. Wie arme Seelen die Gott verlassen hatte. Aber er hatte keine Furcht. Er kuschelte sich wieder an seine Schwester und sie regte sich leicht. Öffnete sogar kurz die Augen zur Hälfte und sprach: „Nier…?“ Er sah zu ihr und fasste ihre Hand stärker. „Ich bin hier. Alles wird gut Yonah. Ich passe auf dich auf, also schlaf ruhig weiter.“ Sie lächelte bei den Worten schwach und nickte. Sie hatte ihn so lieb gewonnen. Genoss jede Minute bei ihm. Dann fragte sie: „Würdest…du mir die Geschichte erzählen?...Bitte…Vielleich noch ein Mal…?“ Er lächelte. „Du kennst sie doch schon auswendig.“ „Och bitte…“ Er schnaufte. Konnte ihr einfach nichts abschlagen. Dann sah er zu der Decke rauf und legte los: „Vor langer Zeit gab es einmal ein Königreich. Es war gesegnet von Schönheit und fruchtbarem Land. In diesem Königreich lebte ein Junge. Er war arm und hatte nicht viel Geld, aber er arbeitete hart und half wo immer er konnte. Selbst als der Krieg ausbrach und die Zeiten finster wurden, wollte er helfen. Doch als Krieger war er nicht zu gebrauchen, weil er sehr schmächtig war, also wies man ihn ab.“ Yonah schloss die Augen und lächelte. Lauschte. „Aber er wollte unbedingt helfen und den Krieg beenden. Also suchte er einen Weg stärker zu werden. Doch eines Tages lief er in einem Wald einem Drachen über den Weg der sehr schwer verletzt war. Da er nicht wegsehen konnte half er dem Drachen und sie wurden dadurch Freunde. Sie wurden…unzertrennlich. Einige zeit später schlief der Junge neben dem Drachen ein und…“ Er sah zu Yonah runter die sich bereits nicht mehr regte und zu schlafen schien. Typisch. Er lächelte. Sie schlief immer nach einer Weile ein und wusste nicht wie die Geschichte ausging. Er allerdings auch nicht…Sanft und vorsichtig fühle er ihre Stirn. Sie wurde kühler und es beruhigte ihn. Sie musste einfach wieder gesund werden und das war schon mal ein gutes Zeichen. Er lächelte erneut und sah sie an…Aber nach kurzer Zeit verschwand sein Lächeln und er sah wieder zu der Decke rauf. Sein Herz wurde schwerer. Es riss leicht während er in Gedanken war. Alles kam ihm vor wie ein Traum. Und er…er wachte einfach nicht auf. Schließlich vollendete er: „…und er erwachte in einem Traum aus dem es kein erwachen gab…“ Ich konnte nicht mehr rennen. Egal wie schnell ich rannte ich konnte sie nicht abschütteln. Sie waren dich hinter mir. Um mich herum. Und als ich fiel waren sie sogar in mir. Mein Körper brannte. Das Brennen hörte einfach nicht mehr auf. Es zerriss mich und fraß mich auf, so dass ich keine Luft mehr bekam. Etwas hielt meinen Mund zu. Druck, Schmerzen, Gewalt, meine Welt bestand nur noch daraus. Und dann wurde es warm in mir. Und als die Wärme sich in mir ausbreitete fühlte ich einen Schmerz in meiner Brust. Ein Pochen und es wurde dort noch wärmer. Die Wärme die in mir entstand verließ mich dann schließlich wieder an der Brust. Ich sah Rot an meinen Händen. Lag am Boden und konnte mich nicht bewegen. Mir war kalt. Ich trug keine Kleidung mehr. Sie war von mir gerissen worden. Und schließlich fühlte ich wie mein Herz langsamer schlug. Es wurde dunkel um mich herum. Nicht mal mehr den Wind fühlte ich auf der Haut. Meine Wärme sank in den Boden um mich herum und durchtränkte ihn. Mich verließen meine Kräfte. Meine Seele. Und dann Stille…Und schließlich…ein Lied. Ich hörte ein Lied in meinem Kopf. Ein Läuten. Und dann wurde es dunkel…Ich wurde zu Nichts…Ich war das Nichts… Mit einem Schrecken wachte Nier auf und atmete schneller. Er sah sich panisch um und atmete unkontrolliert schneller. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und seine Gedanken drehten sich im Kreis. Wo war er?! Was war passiert?! Und während er sich panisch und hektisch umsah klärte sich sein Verstand langsam wieder und er kam zu sich. Er erinnerte sich und atmete langsamer. Ihm war warm und er sah links an sich runter. Er sah Yonah die tief und ruhig zu schlafen schien. Sie…schlief. Was bedeutete es ging ihr besser! Es musste so sein! Er setzte sich leicht etwas aufrechter, ohne sie wecken zu wollen und fasste ihr sacht auf die Stirn. Sie war kühl. Sie war endlich wieder kühl! Er verzog das Gesicht glücklich und hatte das Gefühl als würden zwei Karren voll mit Steinen von seinem Herz fallen. Jetzt konnte es endlich wieder aufwärts gehen. So ließ er mit der Hand von ihr ab und atmete laut aus. Aber etwas fiel ihm auf…er zitterte. Er hielt die rechte Hand vor sich und sah sie an. Er konnte sie kaum ruhig halten. Er war innerlich schrecklich unruhig und nervös. Was hatte ihn so aus dem Konzept gebracht? Er erinnerte sich das er was geträumt hatte. Mal abgesehen davon dass er sich gerade selbst in den Arsch treten könnte weil er eingepennt war! Wie verantwortungslos war das denn bitte?! Zum Glück war nichts passiert. Das war ihm noch nie passiert. Einfach so einzuschlafen. Er konnte sich nur noch wage an den Traum erinnern. Und wenn er dies tat…tat ihm die Brust weh. Er fasste sich mit der selben Hand an die Brust und fühlte seinen Herzschlag. Es schlug schnell und holperte. Unruhig. Warum…hat er davon geträumt? Oder eher:…WAS war der Traum? Das hier, oder der Traum? Er schüttelte den Kopf und holte sich zur Besinnung. Sah nach oben zu der Kante des Tresens links. Es war inzwischen wieder hell geworden draußen. So hell es wurde mit einem immer bewölkten Himmel. Und schließlich kam er auf die Idee mal die Lage zu überprüfen. So lockerte er sich sacht und vorsichtig von seiner kleinen Schwester. Behutsam und ohne sie zu wecken legte er sie seitlich hin. Sie brauchte den Schlaf denn sie würde noch immer nicht fit genug sein. Und dann kam er langsam von den Knien hoch und schaute vorsichtig über das alte Holz des Tresens. Sah sich im Laden um. Nichts. Niemand da und es war ruhig. Aber er traute dem Braten nicht und nahm seine Stange vom Boden hoch. Er würde durch den Laden schleichen und aufräumen wenn es sein musste. Es könnte sich ja ein Monster in einer Ecke abgestellt haben und dort verweilen. So schlich er gebückt um den Tresen rum und fing an durch den Laden zu kämmen. Nach wenigen Minuten stellte sich heraus dass alles okay war. Kein Monster das sich rein verlaufen hatte. So stellte er sich wieder gerade hin und atmete aus. Aber damit war es nicht getan. Yonah brauchte was zu essen. Also wusste er was zu tun war. Als er daran dachte öffnete sich eine Tür hinten im Raum und er sah kampfbereit und in Position hin. Falscher Alarm. Es war der Mann namens Inuart der aus der Tür kam und zu ihm sah. Schien etwas überrascht zu sein das Nier da stand und ihn in Kampfposition anvisiert hatte. Kurz darauf stellte er sich aber wieder locker hin und sein Gegenüber schien zu verstehen. Er kam komplett aus der Tür raus und sprach: „Alles okay? Was hast du…?“ „Nichts. Ich habe nur den Laden überprüft und dachte du wärst ein Monster als die Tür auf ging.“ Er zeigte zu der Tür hinter Inuart und der verstand. Ah okay. Er nickte und kam dann zu dem Tresen vor und sah zu dem Mädchen auf dem Boden. Nier kam näher und der Ältere fasste die Stirn der Kleinen ebenfalls an. Er schien ebenso erleichtert als er sprach: „Das Fieber ist weg. Das ist sehr gut.“ Dann nahm er den Arm und tastete um den Verband herum. „Aber die Schwellung ist noch nicht zurück gegangen.“ Nier machte einen Schritt näher. „Was bedeutet das?“ Inuart kam wieder hoch und drehte sich zu ihm um. „Das bedeutet: sie braucht noch weiter Medizin damit die Schwellung zurück geht. Ich habe aber nichts hier. Sie braucht dafür Tabletten und die habe ich nicht. Sie muss von innen damit behandelt werden, nur äußerlich reicht nicht mehr.“ Nier sah zu seiner kleinen Schwester und musste da nicht lange überlegen. „Wenn ich diese Tabletten besorge, wird sie dann wieder vollständig gesund?“ „Sollte sie. Ihre Chancen sind so verdoppelt.“ Der Junge nickte und zeigte auf seine Schwester. „Ich werde die Tabletten besorgen. Würdest du auf meine Schwester aufpassen?“ Inuart schien etwas verwundert deswegen und sah zu Yonah und dann wieder zu Nier. „Ich? Du vertraust sie mir an? Ich meine: klar gerne. Aber ist das nicht etwas zu vertrauensselig? Ich meine wir kennen uns doch kaum.“ Nier sah ihn einfach eine kurz zeit stumm an. Aber dann lächelte er und sprach: „Man kann dir vertrauen. Du hast Yonah verarztet obwohl du es nicht hättest tun müssen. Theoretisch hättest du uns im Schlaf töten können, aber da ich aufgewacht bin war das nicht der Fall. Was ich meine ist: du hattest genug Gelegenheiten uns das Messer in den Rücken zu rammen und hast es nicht getan. Warum solltest du es also jetzt tun?“ Das klang alles logisch und Inuart war verwundert darüber. An dem Kleinen war mehr dran als es den Anschein hatte. Er war geschickt, kämpferisch und großherzig. Aber zugleich auch schlau und bedacht. Wow…wenn Caim nur einige von den Eigenschaften hätte wäre er ein besserer Mensch. Das würde ihm echt gut tun. Er lachte ganz leicht und antwortete: „Gar nicht mal schlecht. Aber es ist viel zu gefährlich alleine zur nächsten Apotheke zu gehen.“ „Ich komme allein zu recht! Yonah braucht Medizin also hole ich sie! Sag mit einfach wo sie ist und was ich brauche.“ „DU brauchst erst mal einen klaren Kopf.“ Nier sah bei den Worten nach links und erblickte Caim der aus der selben Tür kam wie Inuart zuvor und diese leise hinter sich schloss. Er sah grimmig drein wie immer und kam auf sie zu. Nier mochte ihn nicht. Und das hatte viele Gründe. Als der Ältere dann bei ihnen war sprach er weiter: „Das was du da tust ist Selbstmord. Und deine Schwester reißt du gleich mit wenn du nicht mit Medizin wiederkommst. Genau aus dem Grund solltest du…“ „Du kannst mich mal! Ich werde meine Schwester nicht einfach...!“ „..Solltest du nicht ALLEINE gehen!“ Sprach Caim laut weiter nachdem er unterbrochen wurde und alle sahen ihn erstaunt an. Noch erstaunter waren sie als er die Arme erneut vor sich verschränkte und sprach: „Deshalb werde ich mit dir gehen. Inuart ist dir da draußen keine große Hilfe und er kann hier mehr für die Kleine tun, als da draußen seinen Arsch zu riskieren. Erst recht nicht wegen einer bescheuerten Idee wie dieser.“ Und zum ersten Mal seit LANGEM war Inuart froh das zu hören dass er keinen Nutzen hat. Nicht weil er nicht raus wollte, sondern weil Caim endlich mal wieder etwas aus Mitleid und Hilfe tat. Es war sehr lange her das er sowas aus den Beweggründen getan hatte. Aber Nier sah ihn dennoch nicht sehr überzeugt an. Ehrlich gesagt…wollte er lieber allein gehen. Wie bereits erwähnt mochte er Caim nicht wirklich und seine Art erst recht nicht. Auch wenn diese Geste nett und ungewöhnlich für ihn zu sein schien, so wollte sie Nier nicht. Aber hatte er eine andere Wahl? Vielleicht war es wirklich besser für Yonah. Mal abgesehen davon dass er sicher wüsste wo sie hin müssen und wo das aussieht was sie brauchen. Es würde schneller gehen und wäre zum Vorteil. Also stimmte er dem unwillig zu. Er nickte stumm und Inuart sagte zu Caim: „Das ist, glaube ich, das netteste was du seit Jahren getan hast.“ Caim lief an beiden vorbei und zu dem Eingang des Ladens, als er kalt sprach: „Dich seit Jahren zu retten ist schon nett genug.“ Inurart schüttelte etwas den Kopf und verdrehte die Augen. Typisch Caim. Nier allerdings schenkte dem keine Beachtung und sah zu dem Älteren neben sich, als der sagte: „Er weis wo die nächste Apotheke ist. Er bringt dich schon hin. Ich passe so lange auf die Kleine auf.“ Der Junge nickte und lief noch einmal um den Tresen herum um nach seiner Schwester zu sehen. Erstaunt sah er das Yonah sich bereits hingesetzt hatte und sich müde die Augen rieb. Ihr helles, blondes Haar hing ihr lang über die Schultern aus ihrer Kapuzenjacke raus und sie gähnte. Sie war blond, auch wenn es ein sehr helles Blond war. An das Weiß wie bei Nier kam sie aber nicht damit ran. Sie erkannte ihn und lächelte schwach als sie sprach: „Bruder.“ Sofort stürmte er zu ihr und kniete sich vor sie. Packte sie sanft an den Schultern und sprach: „Nicht Yonah! Du solltest noch liegen bleiben! Du musst dich noch ausruhen!“ Sie aber lächelte nur weiter und sprach dann wesentlich fitter: „Es geht mir schon viel besser. Der nette Mann hat mir geholfen, nicht wahr?“ Nier lächelte sanft und etwas traurig vor Freude. „Ja das hat er Yonah…Aber du bist noch nicht über den Berg. Ich gehe jetzt los und besorge dir was zu essen und weitere Medizin. Der nette Mann bleibt bei dir und passt derweil auf dich auf.“ Inuart kam um die Ecke und sah ihnen einfach dabei zu. So kam Yonah auch dazu ihn sich endlich mal richtiger anzusehen, als nur fieberig und mit halb geschlossenen Augen. Er sah nett aus und wirkte auch so. Dann sah sie aber wieder besorgt zu ihrem Bruder und sprach: „Du solltest nicht alleine gehen Nier. Ich habe Angst das dir was passiert.“ Er lächelte. „Du weist doch das ich auf mich aufpassen kann…Außerdem…ist es meine Schuld das es dir so schlecht geht. Ich mache das wieder gut.“ „Das stimmt doch nicht. Und das weist du auch. Ich habe mir das angetan. Nicht du.“ „Darüber müssen wir nicht diskutieren. Ich gehe los und hole was du brauchst. Und ich bin nicht allein. Der andere Kerl geht mit mir. Mach dir keine Sorgen Yonah. Ich bin bald wieder zurück.“ Er sprach das wie immer sehr zuversichtlich aus. Und so überzeugend, was er wahrscheinlich auch selbst von sich war. Doch sie wusste auch dass er sie noch nie im Stich gelassen hatte. Und das würde er auch jetzt nicht tun. Also nickte sie zögerlich und sah kurz auf den Boden. Er sah ihr an das sie es nicht wollte, aber er hatte keine andere Wahl. So lehnte er sich kurz vor und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Sie sah auf und lächelte deswegen. Dann hob sie beide Arme und umschlag ihn fest um den Nacken. Drückte sich an ihn und flüsterte ihm ins Ohr: „Was auch immer passiert…tu es nicht…“ Er sah mit den Augen zu ihr und wusste genau was sie meinte…So drückte er sie zurück und sprach: „Es wird alles gut Yonah.“ Und dann ließ sie von ihm ab und er stand auf und ging weg. Sah noch mal zu Inuart und sprach bittend: „Pass bitte gut auf sie auf.“ Der nickte. „Hey, ich kenne euch nicht wirklich lange, aber das werde ich auf jeden Fall tun. Mach dir keine Sorgen um sie…Ach und bevor ich es vergesse: Bleib locker bei Caim. Er ist ein riesen Arschloch, aber er weis leider was er tut und er wird dir helfen.“ Nier hatte insgeheim schon die Sorge dass dieser Caim ihn einfach im Stich lassen würde wenn es brenzlig wird. Aber zum Glück konnte er ja gut auf sich selbst aufpassen… So lief er dann einfach wortlos weiter und vor zum Eingang des Ladens, wo der Dunkelhaarige schon angelehnt am Rahmen wartete. Wie er da stand. Locker und selbstbewusst. Erstaunlich wenn man in Betracht zog das er immer sein Leben riskierte wenn er nur einen Fuß aus der Tür wagte. Jeder Biss eines Monsters war sein Ende. Und dennoch schien Caim ruhig zu sein. Beeindruckend…Nier hatte dagegen keine Angst davor. Was daran lag das er ein Ass im Ärmel hatte von dem nur Yonah wusste… „Na los komm. Ich möchte gerne heute noch zurück kommen und andere Dinge erledigen als nur deine Selbstmordaktion.“ Und dann stieß er sich von dem Türrahmen ab und lief die Stufen runter auf die Straße. Nier kam raus und schnaubte bei den Worten. Oh ja. Er konnte schon sehen was für eine angenehme Reise das wurde. Sie liefen eine Weile auf der leeren Straße vor sich, kurz nachdem sie den Supermarkt verlassen hatten. Die Straße war voller Risse und mit der weißen Asche längst verstorbener Menschen bedeckt. Menschen die sich angesteckt hatten und den Kampf gegen die Krankheit verloren. Naja so gesehen gab es nicht wirklich einen Kampf. Wenn du infiziert warst bedeutete dass das Ende. Es gab kein Heilmittel. Und so wie die Welt nun war würde es auch nie eins geben. Man hatte nur zwei Möglichkeiten: sich dem langsamen Verfall hingeben und sich dadurch in ein willenloses Monster verwandeln, oder sich selbst die Kugel geben bevor man zur Gefahr für andere wurde. Man war am Arsch, egal wie man es drehte und wendete. Dabei war es eigentlich so simpel. Man musste nur jeden der infiziert war töten. Oder jeder der infiziert war sollte die Pflicht haben sich selbst zu töten. Aber nicht der Mensch. Der Mensch war nicht so simpel. Er tat alles um am Leben zu bleiben und war egoistisch bis zum Ende. Vielleicht war das auch einer der Gründe gewesen warum die Menschen ganz oben in der Nahrungskette standen. Sie waren die größten Monster. Sie hatten einen starken Drang zur Fortpflanzung und keinen natürlichen Feind der dies in Schach hielt. Sie waren perfekt um ganz nach oben zu kommen. Und wie es schien nutzte genau DAS die Krankheit aus. Menschen konnten sich nicht selbst töten. Nicht alle. Und es gab sie überall. Sie versuchten sich bis zum Ende an etwas zu klammern was man Hoffnung nannte. Oder andere nannten es auch Wissenschaft. Das es doch einen Ausweg gab, oder man immun sei. Aber das war die trügerische Hoffnung eines Narren, wie sich herausstellen sollte. Und so verwandelten sie sich und infizierten weiter. Wenn nur alle die Eier gehabt hätten sich gleich auszuschalten, dann wäre es vielleicht nie soweit gekommen. Doch es brachte Caim nichts darüber zu philosophieren. Das Kind war längst in den Brunnen gefallen und ertrunken. Daran konnte man nichts mehr ändern. Die Menschheit war am Ende. Es hieß nur noch durchzuhalten und zu überleben. Und er ärgerte sich noch immer über Inuart. Das er auf einmal diesen Höhenflug bekommen hatte anderen helfen zu wollen. Was er nicht verstand. Nach dem Tod von Furiae hätte das nie wieder passieren dürfen. Oder er zumindest verstehen müssen das es Schwachsinn war. Er lief einige Meter in Gedanken vor Nier und der sah ihm in den Rücken und schwieg. Denn der wollte so wenig wie möglich mit diesem Kerl zu tun haben und dazu gehörte auch sprechen. Normalerweise war er nicht so. Nier vertrat die Ansicht dass man vertrauen sollte, wenn auch mit Vorsicht. Er war der Meinung dass man nur die Hand gereicht bekam, wenn man dies auch tat. Das hatte er schon öfters erlebt und daran hielt er fest. Aber bei Caim blieb ihm dieser Gedanke fern. Er strömte soviel Hass und Zorn aus, dass es den Jungen unsicher machte und er lieber auf Abstand blieb. Allein mit ihm zu dieser Apotheke zu gehen gefiel ihm weiter nicht. Aber für Yonah tat er alles was er tun konnte und was in seiner Macht stand. Sprang sogar über seinen Schatten für sie. Der Ältere vor ihm spürte wie Nier hinter ihm ordentlich Abstand hielt und musste leicht schmunzeln deswegen. „Du bist echt schlau, weist du das?“ Verdutzt sah ihn Nier bei der Aussage an und legte den Kopf etwas schief. Und während er das tat sah Caim im Laufen rechts zu ihm hinter und sprach weiter: „Es ist genau das Richtige etwas Abstand zu mir zu halten. So überlebt man. Doch woher hast du diesen Instinkt? Schon genug Erfahrung gemacht was?“ Da musste der Jüngere nicht lange drüber nachdenken und antwortete entschlossen: „Woher? Weil alles an dir nach Gewalt und Hass riecht. Ich sagte schon: dass ich dir ansehe wie du bist. Und von jemand wie dir halte ich besser etwas Abstand. Nur zur Sicherheit.“ Caim sah wieder vor und lachte kurz auf. Ha! Wie wahr. Es war auch besser so. Aber es klang interessant. Spürte der Kleine die Mordlust an ihm? War es so offensichtlich? Ehrlich gesagt…hatte er schon überlegt den Knirps einfach irgendwo auszuschalten und dann ohne ihn zurück zu kommen. Konnte er das spüren? Vielleicht musste er mehr darauf achten was er so an Gefühlen nach außen ließ. Sie verrieten ihn offenbar zu gut… „Du bist noch grün hinter den Ohren. Aber immerhin hast du DAS schon mal verstanden. Verstanden das es besser ist vorsichtig und misstrauisch zu sein.“ Nier sah ihn weiter an und verzog den Mund etwas sauer. Wie nannte er ihn?! Er hatte doch gar keine Ahnung! So legte er schlagartig an Tempo zu und zog an dem Älteren vorbei, der etwas verwirrt schien. Aber er wurde schnell von seiner Verwirrung erlöst, als Nier sich plötzlich schlagartig vor ihn stellte und ihn damit automatisch auch zum abbremsen brachte. Der Kleinere stand vor ihm und hatte nun genauso die Arme verschränkt wie es Caim sonst immer tat. Dieser dagegen sah zu ihm runter und bemerkte den etwas sauren Blick. Verstand ihn nur nicht ganz. Aber Nier spannte ihn auch nicht lange auf die Folter und sprach selbstsicher: „Jetzt pass mal gut auf: Ich weis nicht WER du bist und warum du denkst etwas BESSERES zu sein als alle anderen um dich herum! Aber mich kannst du nicht mit deiner Art einschüchtern! Ich bin schon öfter Menschen wie dir begegnet! Sie machen einen auf hart und unnahbar, aber dabei sind sie die Unsichersten von allen! Ich weis nicht was dir passiert ist, dass du so geworden bist und es interessiert mich auch nicht im Geringsten! Alles was ich will ist das dieses Ding hier glatt über die Bühne gebracht wird und es Yonah dadurch rettet! Und sobald es ihr besser geht wirst du auch keinen von uns mehr zu Gesicht bekommen! Aber tu mir den Gefallen und halt für den Rest der Reise einfach mal zur Abwechslung deine fiese Klappe und lass uns das so schnell wie möglich beenden!“ Wie er ihn ansah…Taff. Ein starker und stechender Blick…Und dann wand sich Nier ab und drehte Caim doch tatsächlich den Rücken zu. Er lief einige Meter voraus, als der Ältere noch etwas stehen blieb und ihm verblüfft nach sah. Ihm in den Rücken sah…Dieses…dieses kleine Biest. Es war beeindruckend. Er schien wirklich keine Angst vor ihm zu haben, obwohl er ahnen müsste das Caim ihn locker überwältigen und mit ihm tun und lassen könnte was er wollte. Woher nahm er dieses Selbstbewusstsein? Er machte schließlich auch weiter Schritt und folgte ihm. Ließ ihn nicht aus den Augen. Der Kleine wusste nicht mal wo es lang ging. Aber egal. Lass ihn einfach mal laufen. In der Zwischenzeit schossen Caim viele Gedanken durch den Kopf. Ein besonders verführerischer Gedanke war es den Jungen in seine Schranken zu weisen. Besonders gefiel ihm dieser…dieser Gedanke ihn bluten zu lassen. Er stellte sich vor wie er ihn packte und mit einer Klinge zerschnitt. In diese helle und sicherlich weiche Haut schnitt die er unter seiner Kleidung verbarg. Sogar jetzt konnte er es sehen. Konnte sie sehen wenn er so vor ihm lief. Den zarten Nacken der frei lag, eben weil das Haar hochgesteckt war. Er fragte sich…wie es sich anfühlte in diesen zu schneiden…Sich darin zu verbeißen. Ihn fest an den Haaren zu packen und nicht los zu lassen dabei. Seinen Schreien und Flehen zu lauschen. Tränen über diese Wangen rennen zu sehen, wenn sie in voller Blüte rötlich und warm schimmerten. Seine Angst und Verzweiflung zu schmecken…Doch woher kamen diese Gedanken? Noch nie hatte er sowas verspürt. War es die mutige und freche Art dieses Knirpses? Oder war es einfach, weil sich dieser Junge irgendwie grazil und anmutig bewegte? Denn selbst jetzt konnte er es noch sehen…Wie ein Reh das fröhlich und frech vor der Flinte herumsprang und das damit bettelte erlegt werden zu wollen. Oder waren das nur seine kranken Fantasien die ihn einfach mal überfielen. So wie meistens. Es fühlte sich anders an als der Blutrausch den er bekam wenn er Legion sah. Was war es? Fakt aber war…das er gerade nicht die Augen von ihm lassen konnte. Als hätte er einen Zauber auf ihn gelegt. Und das nur mit Worten und einem Blick. Und je sicherer und frecher die Worte waren…umso mehr fesselten sie ihn. Aber er riss sich wieder zusammen und rief dann zu dem Jungen vor: „Hey! Zu Apotheke geht es da lang.“ Bei dem Ruf blieb Nier stehen und sah über seine linke Schulter zu ihm hinter. Er sah wie Caim auch stehen geblieben war und nach links zeigte. Er zeigte auf ein großes Gebäude das hoch in den Himmel ragte. Es war alt und teils sogar eingeschlagen und zerstört an der Hauswand. Das meiste Glas der Fenster, von den Stockwerken zu denen er sah, war gesprungen und der Wind pfiff hinein. Es stach nicht sonderlich von den anderen Hochhäusern hervor. Nur dank der Aufschrift: Einkaufszentrum, konnte er es von den anderen Häusern unterscheiden. Es wirkte kalt und gefährlich. Und das war nicht verwunderlich. In einem so großen Gebäude konnten locker genug Legion lauern. Und da es tagsüber war, war die Wahrscheinlichkeit, dass sich etwas in dem Gemäuer versteckte, sehr hoch. Er kam wieder zurück und stellte sich mit etwas Abstand auf die gleiche Höhne wie Caim. Sah zu dem Gebäude und sprach: „Gefällt mir nicht.“ Sein Nachbar schien lässig überrascht und fragte: „Ach ja? Sag mir doch was dir nicht daran gefällt. Früher kam man gern hier her.“ Er konnte sehen wie der Blick des Jungen schnell und abcheckend über das Gebäude fuhr. „Es ist so groß. Viel zu weitflächig. Und das auch noch über mehrere Stockwerke. Zu viel Platz.“ „Wirklich? Aber du und die Kleine ihr wart gestern doch auch in einem Hochhaus gewesen. Wo ist hierzu der Unterschied?“ „Es ist der Platz. In einem so großen und Breiten Gebäude wie diesen können sich Monster viel besser bewegen. Sie kommen nicht frontal in einem Gang auf dich zu, sondern von allen Seiten auf einer Fläche. Es gibt bei ihrem Tempo keinerlei Chance auf Deckung um sich zu verteidigen. Sie würden uns einfach überrennen. Da jetzt rein zu gehen, ohne Plan, ist definitiv Selbstmord.“ Caim sah ihn an…Faszinierend. Er war nicht schlecht. „Hast du ein Glück das ich einen Plan habe Knirps.“ Nier sah sauer zu ihm. Er mochte es nicht so genannt zu werden! Aber Caim machte dann zwei Schritte auf das Gebäude zu und fasste nach seiner Stange die er auf den Rücken hatte. Fasste sie nur oben, was der Griff sein sollte und hielt sie fest. Nier war aufgefallen dass er sonst nichts bei sich hatte. Inuart schien wenigstens ein Schwert oder eine Feuerwaffe zu haben, aber Caim hatte nur diese Stange, obwohl er sicherlich besseres haben könnte. Warum nur? Nier hatte eine Stange weil er nichts Besseres fand, aber das bei Caim war anscheinend echt nur Wahnsinn. Oder stand er auf Nervenkitzel? Wenn wäre das schön blöd. Während er lief sprach der Ältere: „Es ist zwar nicht mein Stil, aber wir schleichen rein und wieder raus. Ich weis auch schon genau wie und wo. Inuart und ich waren schon öfter hier und haben das durchgezogen. Und wenn du tust was ich sage und einfach die Klappe hältst, dann wird dir auch nichts passieren. Solltest du nicht hören und da drin einen Haufen Legion aufscheuchen…dann bist du auf dich allein gestellt. Verstanden?“ Er sah zu Nier rechts über die Schulter hinter und ihre Blicke trafen sich erneut. Und nach wenigen Sekunden nickte der Weißhaarige auch nur wiederwillig zustimmend und sprach: „Ja, denn ich bin ja nicht taub.“ „Gut. Dann wollen wir mal sehen ob du das auch hinbekommst.“ Und so lief er weiter. Und je näher er dem Gebäude kam umso mehr ging er in eine geduckte und schleichende Position über. Nier folgte ihm und machte es ihm gleich. Er wusste wie man zu schleichen hatte. Das hatte er sein Leben lang gemacht. So kamen sie beide am Ende der Treppen oben und vor dem Eingang des Hochhauses an. Jeder stellte sich neben eine der beiden großen Eingangstüren, die teils aus Glas waren. Erstaunlicherweise waren diese nicht zersprungen und intakt. Nier stand links und Caim rechts. Der Ältere schaute dann um die Ecke und dir die Tür auf seiner Seite in das dunkle Gebäude dahinter hinein. Er sah nur eine große Halle. Sie schien, bis auf die Einrichtung, komplett leer zu sein. So das er sich traute langsam aus der Deckung zu kommen und die Tür aufzumachen. Er schlich rein und schloss sie wieder langsam hinter sich. Alles geduckt und dann hinter einem Warenträger in Deckung sitzend. Er lauschte. Lauschte ob er etwas hören konnte durch die große Halle. Aber er hörte nichts. Kein Heulen und Jammern, was Legion gerne machten wie willenlose Zombies. Er wartete noch einige Sekunden und dann sah er zu dem Knirps, der noch immer draußen stand und auf ein Zeichen zu warten schien. Gut. Er hatte also verstanden wie das Spiel funktionierte… Kurz darauf winkte ihm Caim mit einer Kopfbewegung auch zu, die Nier verstanden und als Einladung an nahm. So machte er es ihm nach und kam genauso leichtfüßig und bedacht rein wie der Ältere vorher. Ging auf seiner Seite ebenfalls hinter einer alten Couch in Deckung, die damals da war dass Gäste sich entspannen konnten. Er sah zu Caim rüber. In dem Blick des Jüngeren lag keinerlei Aufregung oder Angst. Er war komplett gefasst. Nicht mal Inuart bekam das nach so vielen Jahren hin. Also entweder war dieser Junge ein geborener Kämpfer mit Nerven aus Stahl, oder er hatte mehr erlebt als sie sich vorstellen konnten. Irgendwoher musste er diese Art ja erworben haben. Und Caim wollte wirklich gerne wissen woher. Aber er schob diesen Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf die Arbeit. Er lugte über den Warenträger, auf dem Schuhe standen, drüber und sah sich vorne um. Dort sah er nicht weit entfernt einen großen Platz. Dort stand ein alter und zerfallender Weihnachtsbaum und direkt dahinter zwei große Rolltreppen nach oben in den ersten Stock. Nichts. Er konnte keine Legion sehen und hören. Vielleicht hatten sie etwas Glück. Aber wenn Caim eins gelernt hatte dann war es folgendes: Es gab zwei Dinge die dich am Leben erhalten konnten. Fähigkeiten und Glück. Aber du kannst dich nicht auf Glück verlassen. Auf erworbene Fähigkeiten dagegen schon. Also setzte er nicht auf Glück und verließ sich mehr auf sich selbst. Was bedeutete er würde weiter vorsichtig sein. So gab er Nier eine Kopfbewegung und sagte ihm damit dass er auf seine Seite rüber kommen soll. Gehorsam machte das der Jüngere und schlich vorsichtig und gebückt zu ihm rüber. Caim dagegen kroch weiter hinter dem Warenträger nach rechts und weiter in den Raum geradeaus. Schlich von Träger zu Träger und blieb somit in Deckung. Er wusste genau wo sie hin mussten. So blieb er nach einer Weile rechts außen gehockt an einer Fahrstuhltür stehen und wartete das der Knirps aufholte. Als Nier um den letzten Träger geschlichen kam, nickte ihn Caim zu sich. Der Junge kam wiederwillig näher und hockte neben ihn. Dann zeigte der Ältere rechts von sich auf eine Anzeige. Eine Tafel die früher mal beleuchtet gewesen zu sein schien und auf der stand wo und in welchem Stock was zu finden war. Er flüsterte: „Falls du nicht lesen kannst: Wir müssen in den 2ten Stock hoch. Die Apotheke befindet sich dann rechts am Ende der Halle dort.“ Nier sah ihn etwas genervt an und fuchste dann zurück, wegen der Sache mit dem: „nicht lesen“: „Möchtest du gerne den nicht funktionierenden Fahrstuhl nehmen du Witzbold? Oder hast du noch andere dumme Sprüche auf Lager?“ Caim schmunzelte etwas. Er hatte echt Spaß. Es gefiel ihm. Er wusste das die Retourkutsche wegen seinem: „nicht lesen“ kam. Und die hatte er auch gerecht verdient. Er nahm den Arm wieder runter und flüsterte zurück: „Ehrlich gesagt: liegst du nicht mal falsch. Wir nehmen den Fahrstuhl, aber nicht die Luxusvariante. Siehst du den Schlitz hier?“ Er zeigte auf die zwei dicken, aus Metall bestehenden Fahrstuhltüren und den dunklen, breiten Spalt zwischen ihnen. Nier verstand und sah wieder zu ihm, als Caim sprach: „Einfach von Halle zu Halle nach oben laufen ist nicht drin. Zu auffällig. Wir zwängen uns durch diesen Spalt und kommen dahinter in den Fahrstuhlschacht. Direkt links ist eine Leiter und die klettern wir rauf bis in den 2ten Stock. Sobald wir oben sind geht es zu Fuß weiter. Dort oben ist es dichter mit Warenträgern bestückt und wir werden nicht gesehen falls Legion dort lauern sollten.“ Er kam an dem Jungen vorbei und fing an langsam die Türen etwas auseinander zu drücken. Er war erstaunlich leise damit. Hatte das offenbar schon öfter gemacht, so das Nier etwas misstrauisch fragte: „So einfach es auch klingen mag…wo ist der Harken? Es gibt immer einen Harken.“ Caim hatte die Tür genug geöffnet und lächelte fies zu ihm rechts runter. „Der Harken? Falls wir gesehen werden…muss sich wohl oder übel einer opfern. Von da oben gibt es keinen schnellen weg mehr nach unten. Nicht mal durch diesen Schacht und erst recht nicht mit einer Horde Legion im Nacken. Und du kannst dich darauf gefasst machen…dass ich dich persönlich den Legion zum Fraße vorwerfe wenn wir auffallen.“ Und mit der Aussage verschwand er im dunklen Schacht vor ihm. Nier sah ihm nur nach und blickte böse nach als er flüsterte: „Kannst es ja gerne versuchen Arschloch…Wer das Feuer sucht geht meist darin unter…“ Und dann folgte er ihm in den Schacht hinein. Unter sich konnte Nier nur eine Tiefe sehen die gut ein Stockwerk ging. Dort sah er einen zertrümmerten Fahrstuhl und einige tote Legion liegen. Hatten sich offenbar in den Schacht geworfen als sie hinter jemanden her waren. Rissen sich aber dabei mit in den Tod. Er sah links neben sich auf und erspähte wie Caim bereits auf dem Weg nach oben eine Leiter hochkletterte die an der Wand angebracht war. Sicherlich eine Wartungsleiter. Er machte einen Schritt näher zu der Leiter und fasste dann mit beiden Händen das kühle Metall. Fasste es fest und fing dann an ebenfalls zu klettern. Den Weg nach oben brachte er kein Wort aus sich heraus und konzentrierte sich nur darauf einen Fuß vor den anderen zu setzten und nicht abzurutschen. Ein Fall bedeutete gebrochene Knochen und den Tod. Nach wenigen Minuten sah er schließlich wie Caim über ihm aus dem Schacht verschwand und durch eine Doppeltür in das nächste Stockwerk rausging. Das war gut denn Nier wollte auch aus diesem Schacht raus. Er mochte es dort nicht und er war lange genug geklettert. Vor allem mochte er einen Ort nicht wenn man keinen Boden unter den Füßen hatte. So kam er mit zwei weiteren Schritten oben an und machte dann sacht einen Schritt nach links zu der Tür. Fasste sich haltsuchend an einer der Türen fest und kam an den Spalt um endlich zu verschwinden. Doch als er davor stand und durch wollte, versperrte ihm etwas die Sicht. Er sah auf und sah in das Gesicht von Caim, der sich genau vor ihn gestellt hatte und somit verhinderte dass er in den zweiten und sicheren Stock kam. Und schlagartig…wurde Nier unwohl. Wie er ihn ansah…diese Augen…Er wusste nicht ob man ihm den Schrecken ansehen konnte der in der Sekunde durch seinen Körper fuhr, aber er hatte das Gefühl als würde es seinem Gegenüber gefallen, denn der lächelte etwas böse. Was…was hatte er vor? In dem Kopf des Weißhaarigen spielten sich alle möglichen Horrorszenarien schon ab. Vor ihm stand ein Mann der instinktiv voller Hass und Gewalt war und hinter ihm gab es nur schwarze Leere und keinen Boden unter den Füßen. Wenn Caim ihm einfach einen Schubs gab…dann würde er in den Tod stürzen. Er könnte sich nirgends festhalten und würde einfach fallen! Auf dem Boden aufschlagen und sich alle Knochen im Leib brechen! Wenn er Glück hatte war er sofort tot und litt nicht noch an den Brüchen! In Zeitlupe und sein Herz bis zum Hals schlagend, sah er wie der Ältere vor ihm den rechten Arm und die Hand nach ihm ausstreckte. Und Nier stand wie erstarrt da. Er sah sich schon fallen! Dieses miese Arschloch würde ihn umbringen! Er wusste er hätte ihm nicht…! Doch dann packte ihn der Ältere am Kragen, direkt vorne an der Jacke und zerrte ihn in den zweiten Stock. Die andere Hand legte sich auf seinen Mund und verhinderte so dass der Jüngere schreien könnte. So wurde er rein gezerrt und beide fielen neben dem Fahrstuhl zu Boden. Caim drückte ihn mit dem Arm, der vorher noch den Kragen gepackt hatte, nun fest gegen den Boden und mit der anderen Hand noch immer den Mund zu. Er war über ihm. Sein ganzes Gewicht drückte Nier zu Boden und der sah ihn weiter erschrocken an. Er konnte nicht anders. Denn plötzlich schossen ihm Gedanken durch seinen Kopf und lähmten ihn. Es fühlte sich an wie etwas aus seiner Vergangenheit. Bilder. Etwas was tief in ihm saß und als käm es wieder in ihm hochgekrochen. Und er fing an zu zittern. Aber das konnte nichts sein. Er kann sich nicht erinnern woher er… „Keinen Mucks.“ Sagte Caim plötzlich flüsternd und sah dann von dem Jüngeren unter sich weg und nach rechts. Nier blinzelte kurz und kam wieder aus seiner inneren Starre raus. Denn er hörte plötzlich warum er leise sein sollte. Und er verstand. Caim wollte ihm nichts tun. Er hatte sich schützend über ihn geworfen und ihn zum Schweigen gebracht weil Monster in dem Stockwerk waren. Nier konnte sie nicht sehen, weil sie hinter einem Warenträger voller Kleidung gefallen waren, aber er konnte sie hören. Er hörte Jammern und Heulen. Und endlich schien sein Körper sich wieder zu beruhigen und er verkrampfte sich weniger. Caim sah wieder zu ihm und sprach: „Einen Mucks und du bist tot. Durch mich, oder die. Such es dir aus.“ Und so ließ er von ihm ab und gab dem Jüngeren wieder die Möglichkeit durch den Mund zu atmen. Der sah ihn einfach weiter nur still an und Caim kam über ihm weg und neben ihm in Deckung. Er hatte das eben bemerkt. Der Kleine sollte nicht denken dass er es nicht gemerkt hatte. Er hatte gefühlt wie sich sein ganzer Körper verkrampft hatte, als er ihn so zu Boden drückte. Das war…interessant. Der Knirps hatte sowas schon mal erlebt und offenbar war es nicht gut gewesen. Besonders wenn ein eigentlich so kämpferischer und frecher Rotzlöffel wie er in völlige Starre verfiel vor Angst. Er sah zu dem Kleinen. Sah wie er sich hinsetzte und sich erstmal darauf konzentrierte seine Atmung zu kontrollieren und weniger panisch zu sein. Und in der Sekunde sah ihn Caim von oben bis unten an…Okay, das könnte es vielleicht sein. Mal rein Fakten aufzählend war Nier hübsch. Für eine Jungen sehr feminin und grazil. Zart aber dennoch etwas muskulös. Und wenn man mal weiter das Netz spann…könnten seine Panik und Angst eben mit etwas in seiner Vergangenheit zu tun gehabt haben. Und wenn Caim wetten durfte, würde er sagen es hatte was mit einer Vergewaltigung zu tun. Zumindest klang das plausibel. Aber was kümmerte es ihn? Der Junge sollte sich zusammenreißen und konzentrieren. Er brauchte ihn hier und jetzt. Sicher würde er ihn den Legion zum Fraße vorwerfen, aber dennoch müsste er selber dann noch raus und er wollte das gerne ohne zu viel Arbeit. Er schubste ihn leicht an und Nier sah auf und zu ihm. Sah wie Caim ihn ein stilles Kopfnicken gab und ihm mit der Hand zeigte er sollte still sein, indem er sich den rechten Zeigefinger vor den Mund hielt. Dann lief er gebückt hinter den Warenträgern entlang und Nier sah ihm nach. Er schluckte. Musste sich kurz fassen aber war dann wieder da. Diese Aktion eben…hätte ihn nicht so lähmen dürfen. Woher kam das? Was war das gewesen? So folgte er ihm weiterhin. Caim hatte es derweil mal geschafft zwischen den Warenträgern zu erkennen wie viele Legion es eigentlich waren. An der Zahl waren es genug gewesen um ihnen das Leben schwer zu machen. Bisher konnte er acht zählen, aber es dürften gut und gern noch mehr gewesen sein. Es hörte sich nach mehr an. Er wollte es auch nicht herausfinden. Ärgerte sich das er auf diese Selbstmordaktion gegangen war für ein kleines Mädchen das eh sterben würde und einen frechen Rotzlöffel der sich wegen der Kleinen gerne freiwillig umbringen ließ! Er hätte mit dem Arsch zuhause bleiben sollen… Er hielt an und Nier bremste auch hart ab, weil es ohne Vorwarnung kam. Er sah den Älteren vor sich wütend an und erblickte dann wo er plötzlich hinzeigte. Caim zeigte nach vorne rechts den Gang runter. Und in der Ferne konnte er auch das Schild sehen. Ein Schild auf dem etwas drauf stand. Das musste die Apotheke sein. Nier wollte es nicht zugeben, aber Caim hatte vorhin recht gehabt…er konnte wirklich nicht lesen. Aber dennoch konnte er sich denken dass es die Apotheke sein musste. Der Ältere flüsterte leise zu ihm hinter: „Wir können aber nicht einfach so weiter.“ Erst verstand Nier nicht wieso. Aber nach wenigen Sekunden erkannte er das Problem…ein leerer Gang. Direkt vor ihnen waren keine Warenträger mehr hinter denen man sich verstecken konnte. Was bedeutete dass sie völlig offen waren, würden sie einfach so weiter schleichen. Sie würden gesehen werden. Links von ihnen war ein großer Platz und direkt vor der Rolltreppe standen die Legion und starrten seelenlos umher. Sollte das bedeuten sie waren in einer Sackgasse? „Und was machen wir jetzt?“ Fragte Nier leise und Caim gab ihm erneut das Zeichen mit dem Finger ruhig zu sein. Er fasste dabei neben sich auf den Boden und hob eine leere Dose auf. Nier war vorher bereits aufgefallen das viel Müll herum lag, deswegen war schleichen in der Etage auch besonders schwer gewesen. Er wollte keine dieser Dosen um kicken und Krach machen. Aber jetzt schien es genau das zu sein was der Älter wollte. Er hielt die Dose vor den Jüngeren und sprach: „Nur ein Versuch. Ich werfe die und lenke sie damit in die Richtung in die ich sie werfe. Dann müssen wir schnell sein und über den Platz bevor sie sich wieder zu uns drehen. Sofort in die Apotheke rein und das leise. Sieht uns einer war es das. Besonders für dich.“ Nier verstand die Drohung und sah ihn mit einem sauren Blick an. Sprach dann: „Fall nur nicht zurück…“ Frechdachs. Caim wand sich ab und atmete kurz aus. Jetzt kam es drauf an. So holte er aus und warf die Dose, so weit er konnte, über die Träger und sogar über die Gruppe der Legion hinweg. Wenige Meter hinter ihnen schlug die Dose ein und alle krischen auf. Sie fuchtelten herum und rannten sofort in die Richtung aus der das Geräusch kam. Schnell und hektisch wie sie waren und mit blutigen Wangen. Kurz als die los rannten, bewegte sich auch Caim schnell und gebückt los. Nier dicht hinter ihm dem das Herz erstaunlicherweise nicht bis zum Hals schlug. Er hatte keine Angst. Egal was passierte…er würde nicht sterben. Da war er sich sicher. So kamen sie schnell an der Tür der Apotheke an und der Ältere öffnete diese und schlich rein. Nier dich hinter ihm und dann machten sie dir Tür zu. Caim stellte sie sogar mit einem Brett zu, dass er schon früher genau für sowas da abgestellt hatte. Immerhin waren sie öfters mal da gewesen um zu plündern, da lernte man vornweg zu planen. Während er das tat spähte er aus dem Fenster, oberhalb der Tür hinaus. Sie waren nicht aufgeflogen. Gut. Immerhin etwas. Nier sah sich derweil in dem Laden um. Er sah verschiedene Regale in dem dunklen Laden und weiter hinten eine Theke hinter der noch mehr Regale an der Wand waren. Rechts davon sogar ein Gang der zu hinteren Zimmern für das Personal führte. So viel Medizin…Er kannte sich damit überhaupt nicht aus. Und lesen, was es war, brachte auch nichts, selbst wenn er das könnte. Caim kam neben ihn und machte plötzlich eine Taschenlampe an. Es war okay. Wäre ein Legion in dem Laden gewesen hätten sie ihn längst gehört. In der Regel neigten sie nicht dazu Türen zu öffnen und umher zu wandern wenn keine Beute in der Nähe war. Also durfte nichts passieren. Er lief locker in den Laden rein und zu einem speziellen Regal hinter, suchte mit den Augen durch das Sortiment und sprach: „Hat Inuart gesagt was er braucht?“ Nier kam an den Tresen hinter Caim und sprach: „Er meinte etwas um die Infektion von innen zu behandeln.“ „Also meinte er etwas gegen die Entzündung der Wunde. Das Antibiotikum sollte reichen um die Infektion zu stoppen, aber nicht um die Entzündung aufzuheben.“ Dann griff er gezielt nach einer Packung und zog sie heraus. „Hast echt Glück heute. Hier.“ Er drehte sich leicht zu dem Jungen und warf ihm die Packung entgegen. Überrascht fing Nier sie mit beiden Händen auf und sah sie an. Dort stand etwas was er nicht lesen und aussprechen konnte, aber er musste darauf vertrauen dass es das Richtige war. Besonders da er keine Ahnung hatte. Und während er da stand und auf die Packung starrte sah ihn Caim wieder nur an…Er fragte sich eins…Er konnte es nicht sein lassen… „Du bist vorhin ungewöhnlich still und starr geworden.“ Nier sah auf und zu ihm. Caim drehte sich komplett zu ihm um und sprach weiter: „Du weist schon…Als ich mich über dich geworfen habe.“ Nier sah ihn einige Sekunden lang an, aber wand dann doch seinen Blick ab und steckte das Medikament in seine rechte Jackentasche der schwarzen Jacke die er trug. Er wollte nicht darauf eingehen was? Schon klar. Aber so leicht konnte er ihn nicht abschütteln. Caim war eigentlich nicht so neugierig wenn es um andere ging. Aber es wollte es bei ihm gerne wissen. Es konnte…spaßig werden. So kam er näher und sprach dabei: „Das ist eher ungewöhnlich. Ich hätte das von jemand wie dir nicht erwartet. Du trittst Legion professionell in den Arsch, aber erstarrst wenn ein Mensch sich auf dich wirft. Oder…war es die Art wie ich mich auf dich geschmissen habe?“ Nier sah wieder zu ihm und schien etwas gereizter zu sein. Zumindest sagte das sein Blick aus. Er gab nicht klein bei und antwortete: „Wir haben was Yonah braucht. Also lass uns einfach wieder verschwinden. Wir haben keine Zeit für sowas.“ „Denkst du echt du wirst mich so leicht los? Weist du…bei sowas beiße ich sehr gerne an. Vor allem wenn ich merkte das du in der Sekunde definitiv Angst vor mir hattest…Woher kommt diese Angst frage ich mich?“ Er kam langsam und für Nier plötzlich bedrohlich näher. Es war seine Art wie er auf ihn zukam die ihn bedrohlich erscheinen ließ. Wie er auftrat und wie er ihn an fixiert hatte. Wie ein Raubtier…So das Nier einen Schritt zurück machte je näher sein Gegenüber kam. Was sollte das? Warum machte er das? Hatte er wirklich nichts Besseres zu tun?! War er wirklich so krank und hatte Freude andere zu quälen?! Das Komische war…das er selbst zurück wich. Er hatte keinen Grund zurück zu weichen. Nier könnte ihn locker besiegen! Er wusste das. Er musste nur…Aber warum wich er dennoch zurück? Er sprach zu ihm: „Ist das dein Ernst?! Was soll das?! Bist du wirklich so ekelhaft dass du Spaß daran findest andere zu bedrohen?!“ Caim sah ihn erstaunt an und blieb kurz stehen. Dann schmunzelte er. „Wer sagt denn dass ich dich bedrohe? Ich habe nur mit dir gesprochen…“ Aber dann lächelte er schlagartig böse. Warum noch zurückhalten? Und er sprach: „Was hat mich verraten?“ Erschrocken sah ihn Nier an als er diesen letzten Satz böse zugeworfen bekam. Aber er konnte überhaupt nicht so schnell reagieren wie der Ältere auch schon auf ihn zugesprungen kam und ihn packte! Er packte ihn mit der rechten Hand fest am Hals und drückte zu, drückte den Kleinen nach hinten auf den Tresen und kam so über ihn. Hatte ihn festgenagelt. Mit der anderen Hand fasste er den Weißhaarigen am Handgelenk des rechten Armes und drückte den Arm auch fest auf das Holz des Tresens, so das Nier sich nur noch mit einem Arm wehren konnte und zuschlug! Er traf Caim böse, mit einer Faust, im Gesicht, aber der rührte sich nicht mal. Schien unempfindlich für Schmerzen und wurde nur etwas saurer deshalb. Weswegen er dann auch zu drückte. Er drückte mit der Hand zu die um die Kehle des Jungen lag und der wurde panisch. Der Griff wurde eisern. Er fühlte wie ihm die Luft abgedrückt wurde und fasste dann mit der freien Hand an die von Caim. Wollte den Griff lösen aber schaffte es nicht. Zugleich strampelte er. Versuchte auch mit Tritten sich zu wehren, aber Caim stellte sich einfach zwischen seine Beine und spreizte diese dadurch. Er war…wehrlos. Komplett ausgeliefert und festgenagelt. Bekam weniger Luft. Er hustete auf und wollte kreischen, aber da sprach Caim zu ihm: „An deiner Stelle würde ich das nicht tun…Oder willst du von Legion überrannt werden? Wenn du jetzt brüllst werden sie dich hören und sind in wenigen Sekunden da. Dann gibt es gar keinen Ausweg mehr für dich…“ Nier warf ihm einen Blick zu der hätte töten können. Er hasste ihn! Er hasste ihn so sehr! Und er fühlte wie sich innerlich Hitze aufstaute. Und er fühlte…wie sein Körper anfing zu kribbeln. Nicht hier…er konnte nicht hier…Er wehrte sich noch einige Male, aber dann wurde er voller Schrecken schlagartig still und Caim sah ihn erstaunt an. Da war er wieder…dieser Ausdruck von vorhin. Den den er noch mal sehen wollte…Und er wusste nun auch genau was ihn ausgelöst hatte…Er sah an dem Kleinen herab, sah ihn schnell atmen und sah das er genau in dem Moment starr wurde…als er ihm zwischen den Beinen näher gekommen war. Und da stand es für den Älteren fest. Es gab keinen Zweifel mehr. Er wusste was Sache war. Und er lächelte kurz böse auf. Schnaubte dabei. „Verstehe…das ist also deine Achillesferse...“ Er fühlte wie der Junge nun plötzlich panisch unter ihm anfing zu atmen und die Augen zusammengekniffen hatte. Witzig…er konnte nun eigentlich alles mit ihm tun was er wollte…Es würde keine Gegenwehr mehr kommen, da war er sich sicher. Aber war er wirklich so verzweifelt das er mal schnell Sex mit einem Jungen haben würde?...Wohl eher nicht. Aber es war dennoch amüsant anzusehen. Doch was er nicht wusste war…das sich Nier das selber nicht erklären konnte was los war. Was war das? Warum passierte ihm das? Und warum…fühlte es sich so schrecklich an? Als würde sein Körper, nein…als würde sein Unterleib verbrennen? Caim sah ihm dabei nur zu. Sah wie er sich offensichtlich quälte. Und er musste zugeben der Anblick gefiel ihm immer mehr, je länger er hinsah…Bis er etwas sah womit er nicht gerechnet hatte. Und dies traf ihn so unvorbereitet…das er, mit einem leichten Schock im Gesicht, langsam den Griff um den Hals des Jungen löste und auch komplett von ihm abließ. Er machte einen vorsichtigen Schritt zurück und sah Nier nur an. Der zittrige Junge dagegen öffnete wieder die Augen und kam langsam und verwirrt hoch, als er bemerkte dass er wieder Freiraum bekam. Er saß auf dem Tresen und sah zu dem Älteren rüber, der ihn noch immer einfach ansah. Warum…hatte er abgelassen? Und dann sagte Caim etwas womit weder er, noch Nier gerechnet hätten in dieser Situation. Aber es brach einfach so aus ihm heraus. Er sprach neutral: „Wenn du leben willst…solltest du schnell lernen das von eben abzuschalten…Wenn du vor dem Falschen erstarren solltest ist das dein Untergang.“ Und dann wand er sich von dem Jüngeren ab und lief an ihm vorbei. Sah ihn nicht mal mehr an. Nier dagegen sah einfach nur auf den Boden vor sich und wusste nicht was eben passiert war. Sein Kopf…drehte sich. Er wusste nicht was mit ihm los war. Er hatte panische Angst gehabt. Und dennoch war da noch ein anderes Gefühl gewesen. Eines das er nicht deuten konnte. Etwas was so tief in ihm verborgen war, das es angeboren sein musste. Und da ging es nicht nur ihm so. Nur wusste er das nicht. Warum hatte er losgelassen? Auch das wusste er nicht. Caim dagegen schon. Und er konnte es sich selbst nicht erklären. Aber er konnte nicht in dieses Gesicht sehen…nicht in dem Moment wo sich eine einzelne Träne aus einem Augenwinkel und die zarte Wange darunter hinab geschlichen hatte… Noch bevor einer was sagen konnte, drehte Caim sich schlagartig herum, als es laut hinter ihm schepperte. Er sah erschrocken zu Nier, der wieder auf den Beinen war und beim Aufstehen, ausversehen, ein Glas mit Bonbons von dem Tresen geworfen hatte. Sein Blick ruhte ebenfalls auf dem zerschlagenen Glas zu seinen Füßen und sein Herz machte einen Stillstand in der Sekunde. Es war so schrecklich laut gewesen. So erbarmungslos wie ein Bombeneinschlag. Und dann sahen sie beide zu der Eingangstür des Ladens. Sogar Caim sein Herz schlug plötzlich schneller, denn er wusste dass dieses Geräusch nicht zu überhören gewesen sein musste. Einige Minuten vergingen. Minuten die sich anfühlten wie Stunden in der Stille. Und dann passierte das schlimmste Szenario…Und es krachten schlagartig und ohne Vorwarnung einige Legion gegen die Tür des Ladens. Sahen ihre Opfer darin und fingen an zu kreischen. Sie waren angestachelt durch den Anblick der Menschen im Laden. Immer lauter brüllten sie und immer mehr kamen dazu. Bis man nichts mehr außer Legion vor der Tür und den Glasfenstern der Schaufenster sah. Wie sie sich dagegen warfen und rein wollten. Nier sah erschrocken zu dem Szenario vor sich. Er hatte Mist gebaut. Er…hatte das verbockt. Nur weil er…Noch während er das sinken ließ wurde er plötzlich von Caim an der linken Hand gepackt und der rief ihn laut zur Besinnung: „Komm!“ Und dann riss er ihn auch schon hinter sich her und Nier ließ es starr zu. Er zerrte ihn zu dem Gang der zu den hinteren Zimmern der Apotheke führte. Und so sehr es Caim auch immer wieder gesagt hatte, er ließ Nier nicht zurück. Denn was da eben passiert war…dass ging auf sein Konto. Denn ohne seine bescheuerte Aktion eben…wäre das nie passiert. Kapitel 3: Pale broken Wings ---------------------------- Auf den Straßen der Stadt war es zur Mittagszeit wieder unheimlich still geworden. Eigentlich ist Inuart davon ausgegangen dass das kleine Mädchen apathisch und abwesend einfach nur in ihrer Ecke, hinter dem Tresen, sitzen bleiben würde. Doch dies war nicht der Fall. Er war erstaunt wie offen und zutraulich die kleine Yonah doch war. Es waren vielleicht gerade mal 15 Minuten vergangen, nach dem Caim und Nier verschwunden waren und da kam sie schon aus sich heraus. So wie man es ihr niemals zugetraut hätte. Sie saß zwar noch immer in ihrer Ecke, hinter dem Tresen, was daran lag das sie noch immer schwach war, aber sie fing schon fröhlich an Dinge zu erzählen ohne das der Ältere nur auf die Idee kommen konnte sie was zu fragen. Sie erzählte das sie mal kürzere Haare gehabt hat und sie wachsen ließ weil sie es toll fand das Nier so lange Haare hatte. Oder was sie am liebsten aß. Oder was ihr Name bedeutete und und und. Inuart stand nur da und wusste nicht was er dazu sagen wollte. Er war förmlich überwältigt von ihr. Vor allem das aus so einem kleinen Mund so viel Geplapper kam. So das er erst mal auf Abstand blieb und sie nur ansah. Aber nach einer Weile hatte er sich dann doch einen Ruck gegeben und sich zu ihr gesetzt. Immer mehr schmolz die Barriere zwischen ihnen und schließlich saßen sie beide hinter dem Tresen und aßen zusammen Kekse. Es war schön mal wieder etwas lockerer und fröhlicher reden zu können, auch wenn Inuart immer ein Ohr aufgestellt hatte wegen Legion. Er wollte ja nicht dass sie reinkamen und sie angriffen. Das resultierte leider dazu dass er der Kleinen nur halb zuhören konnte. Aber er bekam immer noch genug mit um sich mit ihr zu unterhalten oder zumindest zu antworten. Sie konnte brabbeln wie ein Wasserfall. Aber sie klang so lieb dabei dass man sie nicht unterbrechen wollte. Er sah sie an als sie mal wieder eine etwas längere Geschichte erzählte… Sie war schon ein süßes und liebes Ding. Und wenn er sie so sah dann wusste er echt nicht wie dieses Mädchen in der Apokalypse nur überlebt hatte. Doch dann wiederrum musste er nicht lange darüber nachdenken und er fand die Antwort von allein: Es war Nier. Er war garantiert der Grund warum sie noch am Leben war. Oder aber sie verbarg unter ihrer lieblichen Art eine Killerin von der man ihr nichts ansah. Aber das dachte er erst mal nicht. Erst wenn sie es zeigen würde kam das in Betracht. Sie war ebenfalls in kompletter dunkler Kleidung bekleidet. Es schien auch, wie bei Nier, eine Kapuzenjacke zu sein, nur hatte sie noch Pelz an den Rändern der Kapuze und den Ärmeln. Inzwischen hatte sie diese aber auch runter gezogen und zeigte so ihr langes und sehr hellblondes Haar darunter und ihre blaugraue Augenfarbe. Das Blond war offensichtlicher als bei Nier. Obwohl Inuart inzwischen sogar akzeptierte das der Junge einer von diesen seltenen Fällen sein musste die weißes Haar hatten. Albinos. Aber eigentlich haben die rote Augen, was bei ihm nicht so war. Komisch. Also war er keiner oder? Wie auch immer. Yonah aber war ein hübsches Mädchen und jung. Und dadurch, besonders da sie so viel sprach, erfuhr Inuart auch das sie 12 Jahre alt war. Also noch nicht mal wirklich lange in der Geschlechtsreife. Ein blutjunges Ding also. Es tat ihm echt leid dass sie noch so jung war und nicht mal mehr eine richtige Kindheit gehabt haben musste. Sie war, zurückgerechnet, gerade mal sieben Jahre alt gewesen als die Seuche anfing. Da hatte sie sicherlich nicht viel von ihrer Kindheit gehabt. Endlich holte sie mal Luft von ihrem Geschnatter und schnappte sich einen Keks aus der Dose vor ihrer Nase am Boden. Als sie anfing daran zu knabbern nutze Inuart die Gelegenheit und fing selber mal an Fragen zu stellen, denn er war auch neugierig. So fragte er, noch immer im Schneidersitz vor ihr sitzend: „Sag mal Yonah…wo sind eigentlich eure Eltern?“ Als er das fragte schien zu leicht zu erstarren und hörte auf auf ihrem Keks rum zu knabbern. Sie hatte echt hunger…aber dennoch verschlug ihr diese Frage offenbar die Sprache und den Appetit. Der Ältere fühlte förmlich das er was falsches gesagt haben musste und sah sie gespannt an. Was würde wohl kommen? Aber Yonah blieb ruhig und biss dann weiter auf ihrem Keks rum. Aß ihn erst mal auf, ohne den Blick vom Boden zu nehmen. Sie schien zu überlegen was sie sagen sollte. Warum musste man da überlegen? Inuart fand das komisch, aber er hatte viele komische Dinge in den letzten Jahren gesehen, also schockte ihn dieses Verhalten nicht wirklich. Sie war sicher genug schockiert und psychisch labil vielleicht auch, wer wusste das schon? Und dann fing die Kleine echt noch an zu reden: „Meine Eltern…sind tot. Ich habe sie vor 2 Jahren verloren. Diese Monster sie…sie waren plötzlich überall als wir in einen Supermarkt wie diesen gegangen waren. Ich konnte gerade noch so entkommen aber…aber nur weil meine Eltern sie aufgehalten haben.“ Okay, also waren sie von Legion gebissen oder getötet worden. Ersteres war leider wohl eher der Fall. „Und dein Bruder? Wo war dein Bruder? Ich meine der frisst Legion doch zum Frühstück, wie ich gestern gesehen habe. Konnte der nicht helfen?“ Er sagte das etwas fröhlicher und wollte so etwas das düstere Thema aufhellen, dass er selber losgetreten hatte. Sie sah auf. Schien erschrocken. Warum…war sie erschrocken? Es kam Inuart beinahe so vor als hätte er sie bei etwas erwischt, oder als wäre ihr etwas rausgerutscht, aber was nur? Oder bildete er sich das nur ein? Dann aber schüttelte sie ganz kurz und knapp den Kopf und sprach: „Ach Nier? Ja…der war in unserem Versteck zuhause…es ging ihm nicht so gut und deswegen blieb er daheim. Er war leicht erkältet. Aber so habe ich ihn wenigstens an dem Tag nicht auch noch verloren…“ Inuart sah sie an. Sie griff sich wieder einen Keks und aß weiter mit dem Blick zum Boden gerichtet. Okay, nun war ihm klar das etwas nicht stimmte. Sie schien was zu verheimlichen. Nier und krank zuhause? Das konnte er sich irgendwie nur schwer vorstellen. Dieser Junge trat Legion in den Arsch wie ein Profi, der würde doch wegen einem Schnupfen nicht zuhause bleiben, oder? Aber vielleicht schoss er auch selbst zu sehr über das Ziel hinaus und interpretierte da zu viel rein. Die Kleine war sicherlich verwirrt. Sie war gerade dem Tod von der Schippe gesprungen und war noch immer nicht außer Gefahr. Es war okay wenn sie gerade Dinge durcheinander warf…Und er fühlte sich plötzlich auch mies. Er hätte das kleine Mädchen nicht sowas fragen dürfen. Das war sehr unsensibel gewesen. Er hatte nicht darüber nachgedacht. Er schnaufte er und sprach freundlich und leiser: „Tut mir leid. Ich hätte dich sowas nicht fragen dürfen. Das muss noch immer eine sehr schlimme Erinnerung sein. Ich…ich kenne das wenn man jemand wichtigen verliert.“ Sie sah bei der Aussage zu ihm auf und legte den Kopf schief, als sie den Rest des Kekses runterschluckte. Man konnte die Trauer hören, die im letzten Satz von ihm mit nach außen hallte. Aber woher kam diese Trauer? Eigentlich war es nicht ihre Art so neugierig zu sein. Die neugierige Katze kommt um, hieß es ja. Aber sie wollte es schon gerne wissen. „Ich bin nicht sauer oder so. Du musst dich nicht entschuldigen. Das mit meinen Eltern…das ist passiert und nicht mehr rückgängig zu machen. Aber ich habe ja noch meinen Bruder. Er macht das alles viel erträglicher. Ohne ihn…würde ich nicht mehr leben. Er ist es der mir mein Leben lebenswert macht… Möchtest du darüber reden? Ich höre dass du traurig bist. Wen…hast du denn verloren?“ Als sie das fragte musste der Ältere kurz zur Decke über sich sehen. Erst einmal lauschte er. Wollte sicher gehen dass er keinen Legion hörte und reckte sich sogar noch mal auf um über den Tresen zu sehen. Nichts. Es war still und leer. Dann kam er wieder runter und sah zu der Kleinen, die noch immer auf eine Antwort von ihm wartete. Es war nicht leicht darüber zu reden aber…aber würde es helfen? Wie lange trug er diesen Schmerz mit sich herum? Er hatte es doch tatsächlich vergessen. Würde es ihm helfen darüber zu reden um den Schmerz etwas zu erleichtern? Mit Caim konnte er nicht sprechen. Nicht über dieses Thema…So seufzte er und fing an offen und ehrlich zu sprechen: „Es ist vielleicht mal ganz nützlich mit jemanden darüber zu sprechen…Ich habe das lange in mir verborgen und konnte nie darüber reden.“ Yonah legte den Kopf in die andere Richtung verwirrt schief. „Hm? Warum denn? Du hast doch diesen anderen Mann. Konntest du nicht mit ihm reden? Ich denke es ist nicht gut lange etwas mit sich zu schleppen was ausgesprochen werden muss.“ Das war für ihr Alter sehr weise. Er lächelte kurz und schüttelte den Kopf. „Mit Caim kann ich nicht darüber reden. Weist du…es betrifft ihn noch schlimmer als mich, was schon komisch genug ist bedenkt man die Situation.“ Er gab sich aber einen Ruck. Und dann polterte es ehrlich aus ihm heraus: „Wir haben auch beide jemanden verloren der uns sehr wichtig war…Es war Caims kleine Schwester.“ Und das schien Yonah sichtlich zu überraschen. So sah sie zumindest aus. Und sie schien sogar etwas schockiert. Caim…hatte eine Schwester? Inuart sprach weiter: „Sie hieß Furiae. Sie war zwei Jahre jünger als ihr Bruder und der netteste Mensch den ich kannte. Ich habe sie kennengelernt als ich zum ersten Mal bei Caim zu Besuch war. Da war ich gerade mal 6 Jahre alt. Hilfsbereit und liebenswert, so könnte man sie am besten beschreiben. Schon als sie klein war war sie so. Und als wir älter wurden verliebte ich mich in sie. Wir…waren ein Paar. Unzertrennlich. Auch wenn ich immer das Gefühl hatte das sie mehr hinter ihrem Bruder stand als mir. Zumindest wenn es zwischen uns beiden drauf an kam, dann würde sie eher zu ihm stehen als mir. Die beiden hatte etwas Unglaubliches verbunden. Ich kann dir nicht mal sagen was es war, aber ich habe noch nie Geschwister wie diese erlebt. Caim hatte sich mal mit 5 Jungs gleichzeitig geprügelt, weil er dachte sie würden seine Schwerster ärgern und beim anbaggern war es später genauso. Wie oft er schon blaue Flecken und Schrammen wegen ihr hatte. Nicht mal ich und ich schäme mich sehr dafür, wäre so wahnsinnig gewesen mich mit allen für sie anzulegen. Aber Caim hat es getan. Er war ein unglaublicher Bruder. Ein Beschützer und Aufpasser.“ Als Yonah ihm zuhörte und hörte wie er über diesen anderen Mann namens Caim sprach…musste sie kurz sanft lächeln. Das hörte sich nach jemand an den sie kannte. Und das sagte sie dann auch ganz ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen: „Das hört sich nach Nier an.“ Inuart lachte leicht und kurz auf, als er das hörte und nickte dann. „Das war auch das erste was ich dachte, als ich euch gestern gefunden habe. Als ich Nier sah, wie er kämpfte und erfuhr dass er alles für dich tat…da dachte ich eine jüngere Version von Caim würde vor mir stehen. Es ist ulkig das sie sich offenbar nicht leiden können. Zumindest machte es vorhin so den Eindruck. Vor allem weil sie sich vielleicht ähnlicher sind als sie glauben. Nur mit dem Unterschied das der Eine seine Schwester hat und der Andere…ja…der halt nicht mehr…“ Er klang als würde er leicht zerbrechen dabei. „…Was ist mit ihr passiert?“ Fragte Yonah zögerlich und fühlte sich auch gleich danach schlecht dass sie so bohrte. Es fiel Inuart nicht leicht sich daran zurück zu erinnern…aber leider konnte er es. Es kam ihm vor als wäre es erst gestern gewesen. Und dass es noch immer so klar in seinem Verstand war…war erschreckend. Er sah einfach alles was passiert war…Alles. So musste er kurz schniefen und rieb sich über die Nase mit der linken Hand. Und schließlich fuhr er fort: „Sie ist gestorben…weil wir blind vertraut haben. Deshalb war Caim auch so sauer auf mich, als ich mich euch gestern zugewandt habe und helfen wollte. Er kann das nicht verstehen. Nicht nach der Sache mit seiner Schwester. Aber ich bin es einfach leid, weist du Yonah? Ich möchte helfen und die Welt gerne damit retten, auch wenn es sich blöd anhört. Und ich weis wie blöd das klingt, glaub mir…Es war nicht lange nachdem hier alles den Bach runter ging. Als es draußen richtig los ging und das Militär anfing die Legion offiziell auf den Straßen zu bombardieren. Nicht nur unsere Regierung, sondern auch andere Länder auf der Welt. Ganz Tokyo ist zu einer verdammten Kriegszone geworden und jeder Mistkerl auf dem Planeten dachte sich er muss auch mal seine Waffen hier ausprobieren. Besonders da Japan ein Spielplatz für Krieg und Waffen durch die Legion geworden war. Jeder wollte seinen Senf dazu geben und der „Retter der Welt“ werden. Auch das so glorreiche Amerika. Fakt war aber, dass sie es mit ihrem Abwurf von Bomben und Atomwaffen nicht besser gemacht haben und sich die Scheiße so über die ganze Welt verstreute…Heh…geschieht ihnen recht finde ich. Das ist etwas womit ich kein Mitleid habe. Mitgegangen mitgefangen. Aber was mich besonders wütend machte, auch noch heute…ist das Furiae noch leben könnte, wenn nicht jeder Idiot draußen anfing um sich zu ballern und damit dachte er wäre im Recht! Ich weis nicht was du noch weist, aber als es hier richtig schlimm wurde, besonders mit den Legion, da war sich jeder auf den Straßen der Nächste. Es gab keinen Zusammenhalt mehr.“ Yonah sah auf den Boden vor sich. Sie schien traurig. Ja…ja sie wusste das auch noch. Nur wage, aber sie hatte einiges durch ihre Eltern mitbekommen. Obwohl die versucht haben sie davor zu schützen. „Es war kurz darauf gewesen. Kurz darauf verloren Caim und Furiae ihre Eltern. Eine Horde von Legion hatte ein Kraftwerk überrollt und die beiden haben zu der Zeit dort noch gearbeitet. Ohne Rücksicht hatte die Regierung beschlossen es mit einer Bombe dem Erdboden gleich zu machen. Dachten sich dass dies fast alle Legion in Tokyo gewesen sein mussten und keiner mehr dort drin leben würde. So ein ausgemachter Schwachsinn! Die haben einfach nur viele Legion gesehen und wollten was drauf werfen um viele auf einmal zu töten, mehr war es nicht…Sie haben alles zerstört. Und ihre Eltern gleich mit. Caim hatte noch mit ihnen telefoniert. Ich war bei ihnen zuhause und habe das mitbekommen. Und als die Verbindung riss und wir den Knall hörten in der Ferne, da wussten wir was los war. Das war der Tag an dem wir in den Untergrund abgehauen sind. Die Straßen waren nicht mehr sicher und wir dachten mehr Glück zu haben wenn wir irgendwo untertauchen würden. Wollten das alles mit einer anderen Gruppe, die auch so dachte, aussitzen. Wie bescheuert wir doch waren. Wir wussten nicht das wir einer Gruppe von Verbrechern beigetreten waren und von Legion-Fanatikern. Die wollten dass sich die Legion weiter verbreiten, weil sie eine Art Heilung der Erde sein würden. Sie würden die Erde von den Menschen befreien und sie damit retten. Als wir erfuhren WER die waren war es aber bereits zu spät. Wir sind vom Militär überrannt worden und…und Furiae…Sie kam bei dem Angriff um.“ Als er das sagte schlich ihm eine Träne aus dem linken Auge und er sah zu der Decke über sich. Man konnte den Kloß sehen, den er im Hals hatte, der sich vor Wut und Leid gebildet hatte. Und Yonah konnte nicht wirklich verstehen was er durchmachte. Sie sah nicht was er wieder vor seinem geistigen Auge vor sich sah…Wie sie da lag. Furiae. Am Boden und angeschossen. Mehrere Löcher in der Brust und Blut spuckend, was langsam ihr weißes Kleid tränkte. Wie Caim sie noch mit sich schleppte und sie auf der Flucht waren. Er sie in seinen Armen trug und als sie endlich in Sicherheit waren…sie sich nicht mehr regte…All das Leid das sie an dem Tag erlitten hatten. Den Schmerz…Inuart sah wieder zu Yonah und beendete: „Es gibt viele böse Dinge auf dieser Welt. Aber keines...glaub mir, KEINES übertrifft die Bosheit und Grausamkeit die Menschen an den Tag legen können. Es war das Ende der verdammten Welt! Menschen starben rechts und links, weil sie von Legion gebissen wurden und sich in Monster verwandelten! Aber Furiae starb wegen dem Geballer von den Menschen die uns eigentlich beschützen sollten! Das war…der grausamste Witz den ich je miterleben durfte…“ Yonah sah ihn weiter an. „…Es tut mir so leid.“ Antwortete sie ehrlich und fasste sich dabei mit beiden Händen an die Brust, genau dort wo das Herz lag. Sie stellte sich das alles schrecklich vor. Sie war noch zu klein gewesen und hatte von all dem Leid anderer Menschen nicht viel mitbekommen. Hauptsächlich weil ihre Eltern sie davor zu schützen versuchten. Sie erinnerte sich nur wage an all das Leid. Aber was sie gesehen hatte…das Grausamste was sie jemals sah…war der Tag an dem Nier… In der Ferne konnten sie schnelle Schritte hören. Erschrocken riss es Yonah und ganz besonders Inuart aus ihrem Gespräch und der Ältere sprang auf die Füße! Während die Kleine erschrocken zu ihm hoch sah, blickte Inuart bereits um sich und sah rüber zu dem Eingang des Supermarkts. Er sah sie Doppeltür aus Glas, das noch in Takt war und die davor leicht rausgezogene Gitterziehtür um den Laden abzusichern. Draußen hatte es aufgehört zu schneien und es war mitten am Tag. Man konnte genau sehen dass nichts auf der Straße los war. Es war leer. Aber woher kamen diese schnellen Schritte? Er zückte sein Gewehr neben sich und überprüfte das Magazin. Er hatte noch 6 Patronen im Lauf. Nicht gerade viel. Was auch immer in den Laden kam würde er damit allerdings klingeln lassen! Er sah zu der Kleinen runter und sprach leise, aber angespannt: „Bleib in Deckung!“ Sie nickte und zog sich ihre Kapuze über. Umschlang ihre beiden Beine und schwieg. Sie hatte Angst und wünschte sich ihren Bruder her. Er war schon so lange fort. Sie…sie hätte ihn niemals gehen lassen dürfen. Ohne ihn fühlte sie sich wehrlos und einsam. Inuart dagegen kam um den Tresen herum und positionierte sich hinter einem Umgefallenen Getränkeautomat, der vor langer Zeit extra so von ihm gelegt wurde. Er ging in Position und zielte durch das Visier seines Gewehrs. Hatte vor sich genau den Eingang des Ladens im Blick. Schnell schraubte er noch den Schalldämpfer an seine Waffe und wartete dann ab. Was auch immer vor dem Laden aufkreuzte, er war bereit und war es ein Legion hagelte es Blei! Aber etwas womit er überhaupt nicht gerechnet hatte kam schließlich in Sicht. Und so sah er Caim. Er kam die Treppen zum Supermarkt hochgerannt und sah einmal schnell hinter sich dabei. Dann kam er oben an und schmiss die linke Tür des Ladens auf. Yonah zuckte auf vor Schreck und hielt sich die Ohren zu. Inuart dagegen sah ihn verwirrt an, kam hinter seinem Visier hervor und rief: „Caim! Was ist los?!“ Der aber reagierte nicht und hielt die Tür des Ladens auf und sah hinter sich zur Straße. Inuart dagegen war noch mehr erschrocken als vorher…wo war Nier? Wo war der Junge?! Er konnte ihn nicht sehen! Hatte er ihn etwa…!? Alle möglichen Horrorszenarien spielten sich in seinem Kopf ab was Caim mit ihm angestellt haben könnte! Er hätte mit ihm gehen sollen! Caim war viel zu labil bei Fremden und…! Aber dann entspannte er sich. Ein Stein viel ihm vom Herzen als der Weißhaarige gleich hinterher gerannt kam und auch die Stufen rauf flitzte, während Caim zu ihm fauchte: „Beweg deinen Arsch hier rein!“ Er hatte das sehr laut gebrüllt. Was schon mal nicht klug war. Doch was ihn mehr besorgte war wie seine Stimme dabei klang. Es machte Inuart sehr unruhig. Er konnte in seiner Stimme Nervosität und Hektik hören. Und das bedeutete in der Regel nichts Gutes, vor allem wenn es von Caim kam, der sonst immer gefasst war und in der Regel nur sauer wurde und nicht panisch. So stolperte Nier schließlich auch in den Laden und Caim lief noch mal kurz raus. Er zog das Gittertor, vor dem Laden, von links komplett nach rechts und ließ es einrasten. Konnte es nicht abschließen, weil er keinen Schlüssel hatte, aber es war besser als nichts. Dann kam er wieder in den Laden und schmetterte die Tür zu, sah sich hektisch um und suchte etwas womit er die Türen blockieren konnte. Nier kam in die Mitte des Ladens und atmete schnell, stand etwas gebückt dabei weil er außer Puste war. Er fing sich aber wieder erstaunlich schnell und rief nach seiner Schwester als er sich nebenbei noch hektisch umsah: „Yonah!“ Als sie seinen Ruf hörte zuckte sie auf und ließ ihre Hände von ihren Ohren gleiten. Die Stimme kannte sie zu gut. Dann sah sie über sich zur Tresenkante und rief zurück: „Hier! Ich bin hier!“ Nier sah da hin woher der Ruf kam. Sofort rannte er los und kam um die Ecke zu ihr. Inuart dagegen sah dem Allem nur zu. Er wusste nicht was los war, aber jede Aktion machte ihn nervöser. Etwas Schlimmes war passiert, ganz bestimmt. Der Weißhaarige kam zu seiner Schwester um die Ecke des Tresens und auf die Knie, dann wollte er ihr auch gleich schon hoch helfen. Es ging alles sehr schnell und dadurch wusste auch Yonah das etwas definitiv nichtstimmte. Er drehte sich um und buckelte, mit der Intension dass sie sich an ihm festhalten und er sie tragen konnte. Sprach dabei laut und aufgebracht: „Kletter auf meinen Rücken und halt dich gut fest!“ „Was? Aber warum denn?“ „Tu es einfach Yonah!“ Sprach er lauter und bestimmend. Nun konnte sie auch in seiner Stimme hören dass er schrecklich aufgebracht und hektisch war. Es machte ihr schreckliche Angst, aber dennoch gehorchte sie ihm einfach instinktiv. So dass sie auf seinen Rücken kletterte, ihn mit den Armen um den Hals umschlang und er sie unter den Beinen packte. Er hob sie locker hoch, als würde sie für ihn nichts wiegen und lief mit ihr aus der Ecke. Caim fand dagegen endlich einen dicken Holzbalken und zerrte ihn vor die Tür. Verriegelte die Doppeltür damit und warf dann noch zusätzlich den Getränkeautomaten links von der Tür um. Die langen Ladenfenster links und rechts dagegen musste er nicht bearbeiten. Die wurden schon früher vernagelt als die Apokalypse langsam losging und er konnte nur hoffen dass sie halten würden. Nier kam wieder in die Mitte des Raums gerannt und sah erschrocken vor zu Caim, der erfolgreich den Ein- und Ausgang verriegelt hatte, so dass er eine harte Bremse einlegte. Yonah sah ihm über die Schulter und wusste einfach nicht was los war und da war sie nicht die Einzige, denn Inuart kam rechts neben den Jungen und sah zu ihnen. Es wurde alles zu hektisch. So das sich Yonah, in der Sekunde, fest an ihren Bruder drückte der zu Caim fauchte: „Was machst du da?!“ Der Ältere vor ihm verriegelte weiter und warf noch mehr Dinge vor die Tür. Alles was er finden konnte und nützlich zum verbarrikadieren aussah. Alles was blockte konnte nun helfen. Dann sah er immer mal wieder zu dem Jungen und seiner Schwester und sprach aufgebracht: „Wonach sieht es denn aus Klugscheißer!? Wir brauchen Schutz!“ Doch Nier schüttelte den Kopf. „Nein IHR braucht Schutz! Nicht wir! Lass Yonah und mich gehen! Sofort!“ „Sei nicht albern Knirps! Dafür ist es längst zu spät!“ „Das war keine Bitte du blödes Arschloch! Lass uns gefälligst raus, oder…!“ Es eskalierte und Caim fauchte: „Du hast gesehen was…!“ „AUFHÖREN!“ Brüllte aber schließlich Inuart laut durch den Laden und stellte sich zwischen die Beiden. Erschrocken und überrascht sahen sie zu ihm und wurden doch tatsächlich still, auch wenn es nur von kurzer Dauer sein sollte. Der Orangehaarige sah abwechselnd zu ihnen und sprach nun selber etwas aufgebrachter: „Kann mir einer erklären was der Scheiß soll?! Was ist hier los verdammt?!“ Und natürlich war es Caim der zuerst wieder seine Stimme anschaltete: „Ich kann dir sagen was los ist: Wir haben eine Horde Legion im Nacken! 50 Stück, oder vielleicht sogar mehr! Die einzige Möglichkeit, das zu überleben, ist uns zu verbarrikadieren und hoffen dass sie verschwinden wenn sie uns nicht mehr hören oder sehen! Wir haben noch etwas Abstand zwischen ihnen gehabt. Aber sie werden in wenigen Minuten hier eintreffen und dann müssen wir bereit sein!“ Inuart sah ihn schockiert an. Das war in der Tat schlimmer als er es sich hätte vorstellen können. „Was?! Wie zum Teufel habt ihr das denn hinbekommen?! Wo findet man heute noch so viele Legion auf einem Haufen?!“ Das war eine berechtigte Frage. In der Regel tummelten sie sich nicht mehr in großen Massen. Besonders da es kaum noch Menschen gab die als Beute fungierten und alle anlockten. Das Schwärmen war seit einigen Jahren eigentlich vorbei. Wenn dann standen sie vielleicht noch in Massen irgendwo in Kellern oder Schluchten, aber davon hielt jeder, der klar im Kopf war, eigentlich Abstand. Caim sah schnell atmend vor Zorn zu Nier, der auch schnell atmete vor Aufregung. Woher sie so viele an den Hacken hatten?…Das wussten sie beide leider nur zu gut. Und reden wollte keiner wirklich darüber. Sie hatten beide scheiße gebaut doch keiner würde es zugeben. Nach der Aktion in der Apotheke kamen sie gerade so mit dem Leben davon. Die Apotheke hatte einen Mitarbeitergang der hinten aus dem Lager führte und zu einer Art zentraler Gänge für Mitarbeiter fungierte. Schafften es so gerade noch raus, als sie bereits hinter sich das Glas springen und Legion in die Apotheke stürmen hörten. Alle Läden in dem Gebäude waren hinten rum damit verbunden und so kamen sie über die Notfalltreppen raus aus ihrer Misere. Was allerdings nicht nach Plan lief war die Horde die ihnen seit der Apotheke durch exakt diese Gänge folgte und die nächste Horde, die in einem Hinterhof abgestellt stand und ihnen fast den Weg versperrt hatte. Über einen Zaun kletternd konnten sie entkommen, aber kurz darauf hörten sie wie alle Legion gegen den Zaun schepperten, heulten und der Zaun schließlich niedergerissen wurde durch die schiere Masse an Monstern. Zwei Horden taten sich zusammen und naja dann waren leider extrem viele geworden. So viele wie Caim sie lange nicht mehr gesehen hatte und vor allem so nah. Und diese jagten sie durch die Straße. Caim war erstaunt gewesen wie gut Nier drangeblieben ist und sich nicht abhängen ließ von ihm. Und das obwohl er vorher noch so den Schreck in den Gliedern hatte wegen seiner… Caim sah zu Inuart. „Das spielt keine Rolle! Fakt ist: wir müssen uns verteidigen!“ Nier sah ihn sauer an und brüllte: „ICH muss meine Schwester in Sicherheit bringen! Also lass uns verdammt nochmal raus!“ Er machte ihn rasend! Wütend wand sich der Dunkelhaarige an ihn: „Sei doch nicht bescheuert! Sie sind fast hier! Und mit der Kleinen auf dem Rücken kannst du sie niemals abhängen! Geschweige denn ihnen davon rennen!“ Nier konterte vor Wut: „Was interessiert es dich denn?! Spiel hier nicht jemand der sich um uns sorgt, wenn es dir doch von Anfang an scheiß egal war was aus uns wird! Ich werde meine Schwester jetzt hier raus bringen!“ Inuart sah abwechselnd zu ihnen. Das konnte doch wirklich nicht ihr beider Ernst sein! Sie keiften sich an wie zwei Hunde die sich um einen Knochen schlugen und vergaßen förmlich was hier gleich passieren würde! Er sah Yonah auf dem Rücken ihres Bruders und wie sie ängstlich die Augen geschlossen hatte. Das arme Ding. Und da stand es für ihn fest. Das musste aufhören. Sofort. Er hatte plötzlich den Mut etwas zu tun…was er noch nie zuvor getan hatte. So lief er wütend und mit schweren Schritten zu Caim und verpasste ihm eine! Es kam unerwartet und aus dem Nichts. Er schubste ihn schließlich so heftig das der neben der Tür an die Wand knallte und sein Gegenüber erschrocken ansah. Sogar Nier war erschrocken über diesen plötzlichen Ausbruch und schwieg augenblicklich. Das hätte er ihm nicht zugetraut. Sicher kannte er Inuart nicht lange, aber er wirkte immer wie der Zurückhaltende und gefasste der Beiden. Dann zeigte Inuart auf seinen besten Freund und sprach: „Hey! Hör gefälligst auf ihn anzubrüllen! Weist du was dein Problem ist: Immer musst du Leute anbrüllen und kannst nicht normal mit ihnen reden! Er hat Angst okay?! Und es ist sein verdammt gutes Recht um seine Schwester Angst zu haben! Das solltest DU besser verstehen als jeder andere! Also reiß dich zusammen! Nur ein Mal!“ Er sollte das besser verstehen? Nier verstand diese Worte nicht. Was meinte Inuart? Doch er kam nicht weiter dazu darüber nachzudenken, denn der Ältere wand sich dann auch an ihn und sprach selbstsicher und laut: „Und DU bist auch nicht besser! Ich weis dass du dich um die Kleine sorgst! Aber einfach da raus zu rennen, während dutzende von Legion dir auf den Fersen sind, ist dumm und rücksichtslos! Und falls du es nicht bemerkt hast, sie hängt auf deinem Rücken und hat schreckliche Angst! Du solltest sie schützen und nicht ins Chaos da draußen stürzen, nur weil IHR beide ein Problem miteinander habt!“ Caim und Nier sahen sich an. Aber es hielt nur kurz und dann sahen sie wieder voneinander weg. Inuart war stinksauer und sprach abwechselnd zu ihnen: „Ja genau! Habt ihr gedacht ich merke das nicht?! Ich weis nicht was für eine Art von Schwanzvergleich ihr beide gerade habt, aber ich lasse nicht zu das dieser Bullshit unser und das Leben der Kleinen in Gefahr bringt! Also reißt euch gefälligst zusammen und denkt euch mit mir einen Plan aus! WAS machen wir jetzt?!“ Und dann wurde es verdammt still im Laden. Noch nie zuvor war Inuart so aus der Haut gefahren. Nicht mal bei dem Tod von Furiae. Caim war sichtlich beeindruckt davon, aber wusste auch nicht wirklich was er sagen sollte. Er hatte ja recht. Es knisterte zwischen ihm und Nier, aber nicht gerade im positiven Sinne. Und daran war er deutlich mehr schuld als der Kleine. Doch niemals würde er das zugeben. Und auch der Kleine sah ein dass er bescheuert handelte. Aber wenn er mit Yonah rauskäme dann würde er entkommen. Daran gab es keinen Zweifel, denn er würde einfach…Aber hier drinnen war er eingekesselt und wehrlos. Das plötzliche laute Kreischen von draußen riss sie aus ihren Gedanken und sie sahen zu der Glastür des Ladens. Es war soweit. Sie waren gleich da. Sie brauchten wirklich einen klaren Kopf. Inuart hatte recht. Caim fing sich als erster und sprach zu den Anderen: „Sie sind gleich hier.“ Während Inuart zu seiner Waffe hinter rannte und all seine Munition aus seinem Rucksack holte, die er gebunkert hatte und diese dann zählte, sah Nier sich mit dem Kopf genauer im Laden um. Es gab keinen Ausweg. Zwar waren alle möglichen Fenster verbarrikadiert, auch die kleineren weiter oben an der Decke, aber auch da war es nur eine Frage der Zeit bis diese nachgeben würden und diese Monster reinkamen. Er drehte sich um und fragte Inuart: „Gibt es wirklich keinen anderen Ausweg für Yonah und mich?!...Für uns alle?!“ Caim schüttelte den Kopf genervt und verriegelte weiter die Eingangstür. Er hatte es echt nicht gescheckt was? Er kam nicht mehr rechtzeitig raus. Und dann sah er kurz rechts über seine Schulter nach hinten bei der Frage die an Inuart gestellt war. Der sah von seinen Knien aus auf, da er auf dem Automaten die Patronen zählte und sprach dann: „…Es gibt im Keller eine Notfallluke in die Kanalisation. Aber weit würdet ihr nicht kommen, es ist ein dunkles Labyrinth da unten, voller Sackgassen und Barrikaden. Und die Legion vor dem Laden sind zu zahlreich. Das ist ne Todesfalle da unten.“ „Ich muss es wenigstens versuchen!“ „Wir schaffen das hier!“ Sprach Caim plötzlich zuversichtlich und alle sahen zu ihm. Was hatte er da gesagt? Er legte ein weiteres Brett beiseite und machte ein Schaufenster etwas freier. Er hatte offenbar angefangen Bretter von einem Fenster zu reißen. Inuart verstand nicht ganz was das sollte. Sollten sie nicht Bretter dran machen anstatt sie ab zu nehmen? So stand er auf und kam näher. Stellte ihm genau diese Frage auch schließlich. Caim kam dann auf ihn zu und nahm aus der Seite des Rucksacks die Machete raus. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl er würde sie brauchen und es wäre besser als die Stange. Dann lief er wieder zu dem Fenster und schlug es ein! Nier fuhr der Schock in die Glieder, als das Glas splitterte und er fauchte: „Was machst du da?!“ „Bleib locker!“ Brüllte Caim zurück und sah dabei raus. Dann sah er wieder zu dem Rest. „Wir machen sie einfach fertig! Verstecken würde nichts bringen. Sie wären dennoch auf den Straßen und würden nicht mehr weg gehen. Sie würden uns hier drin einsperren ohne es zu wissen. Wir können sie nur los werden indem wir sie alle erledigen! Aber anstatt es mit allen gleichzeitig aufzunehmen, knöpfen wir sie uns einzeln vor! Einer nach dem Anderen! Ich lasse immer einen rein und enthaupte ihn gleich! Inuart übernimmt die die sich versuchen von hinten vorzudrängeln und verpasst ihnen ne Kugel! Und du übernimmst die Aufgabe aufzupassen ob sie wo anders versuchen reinzukommen! Die knöpfst du dir dann vor! Bring deine Schwester nach unten in den Keller und in Sicherheit! Sie kann uns hier nicht helfen und wäre nur eine Last!“ Das war nicht nett ausgesprochen, aber leider die Wahrheit. Nier gefiel das nicht. Es gefiel ihm so gar nicht. Es ging gegen seinen Willen. Er wollte Yonah nur in Sicherheit und weg bringen, aber inzwischen musste auch er realisieren das dies nicht mehr so einfach sein würde. Und so sehr er es auch nicht wollte…er musste wohl das tun was Caim sagte und mit ihnen kämpfen. Er wurde sich bewusst…dass er immer nur weggerannt war. Vielleicht wurde es wirklich mal an der Zeit zu kämpfen. Und was auch immer passieren würde…er würde Yonah beschützen. So nickte er entschlossen, wenn auch unfreiwillig und lief mit Yonah hinter zu der Tür die in den Keller führte. Inuart atmete aus. Zum Glück ließ er sich überzeugen. Wenn es stimmte und wirklich gleich extrem viele Legion hier aufschlagen würden, dann brauchten sie jede Hilfe die sie kriegen konnten. Vor allem von jemand der wusste wie er zu kämpfen hatte und das konnte Nier. Dennoch war die Situation sehr ernst und vielleicht sogar aussichtslos. Der Weißhaarige öffnete die Tür mit der rechten Hand und stütze Yonah komplett mit einer unter ihrem Po weiterhin auf seinem Rücken. Er lief die dreckigen Stufen dahinter runter und kam schließlich in einem leicht beleuchteten Raum an, der so eingerichtet war als würde man hier schon länger ausharren. Zwei Schlafsäcke und Proviant sah er und setzte sie dann auf einem der Säcke ab. Sie sah ihn aufmerksam an, bis er zu ihr runter in die Hocke kam und etwas aus seiner Jackentasche wühlte. Yonah sah das Packet von einem Medikament, was er aus der Tasche zog und ihr dann schließlich reichte. Sie nahm es ohne zu fragen an und er sprach zu ihr: „Du kannst lesen wie viel du zu nehmen hast. Also ließ bitte und nimm die Medizin zu dir. Ich bin oben und lass nicht zu das dir etwas passiert.“ Sie sah kurz runter auf die Verpackung und dann wieder hoch zu ihm. „Ich möchte nicht dass dir etwas passiert! Bitte bleib bei mir.“ Sprach sie flehend vor Angst zu ihm, aber ihr Bruder schüttelte nur den Kopf und fasste sie dann sanft an der linken Schulter. „Du bist hier unten sicher Yonah! Ich lasse nicht zu dass einer zu dir runter kommt und dir wehtut! Aber das kann ich nur wenn ich oben bin und helfe! Es…es tut mir leid.“ Ihm wurde plötzlich etwas bewusst und er sah auf den Boden vor sich. Hatte noch immer seine Hand auf ihr ruhend. „Mir ist eben klar geworden wie recht Inuart doch hat. Ich wäre unbedacht mit dir da raus gestürmt. Ich hätte uns beide in noch schlimmere Gefahr bringen können und vielleicht hätte ich sogar…Ich hätte…Nein…ich war bereit zu tun was ich nie mehr tun wollte…“ Sie wusste sofort was er damit meinte und legte die Verpackung mit dem Medikament daneben sich auf den Schlafsack. Dann fasste sie ihn leicht mit beiden Händen an die Wangen und brachte ihn so dazu sie anzusehen. Sie sahen sich einige Sekunden an, bis Yonah dann leise sprach: „Was auch immer du tust…bitte tu es nicht. Ich…ich möchte dich nicht verlieren.“ Er sah ihr die Trauer an die sich in ihren Augen spiegelte. „Ich habe es bereits einmal gesehen…und es hat mit mehr Angst gemacht als jeder Legion da draußen auf den Straßen. Versprich es mir Nier…“ Er sah sie nur weiter stumm an und nickte schließlich sanft lächelnd zu ihr. Gab ihr damit die Bestätigung dass alles gut werden würde. Aber in seinem Hinterkopf wusste er…dass er dieses Versprechen vielleicht nicht halten könnte. Denn nichts war für ihn wichtiger als Yonah ihre Sicherheit und ihr Leben. Er ging bis an seine Grenzen für sie. Würde für sie da sein. Denn das war sie auch gewesen, als es kein anderer war. Er nahm ihre Hände von seinen Wangen und sprach sanft: „Es wird alles gut Yonah. Nimm deine Medizin und warte bis ich dich hole.“ Dann ließ er sie los und stand auf. Ohne noch viel zu sagen wand er sich von ihr ab und rannte die Stufen hoch. Ließ sie komplett alleine in der Stille des Kellers, als er die Tür hinter sich in Schloss fallen ließ. Und sie fing an zu beten. Faltete die Hände vor sich und schloss die Augen. Betete dass ihm nichts passieren würde. Und vor ihrem Inneren Auge sah sie ihn blutüberströmt. Sein Blick wild wie der eines Tieres und wie er zu ihr sah. Nie wieder…wollte sie ihn so sehen wie damals. Wie in dem Moment als er… Kaum als Nier die Tür geschlossen hatte schossen ihm viele Gedanken durch den Kopf. Das Einrasten des Metalls holte ihn nicht aus seiner Starre und wie in Trance sah er zur Tür und verriegelte damit den Weg runter zu seiner Schwester. Sie war sicher. Aber was sollte er nur tun? Er hatte keine Ahnung was auf sie zu kommen würde. Und wenn er etwas nicht mochte dann war es nach Instinkt zu entscheiden, denn dann landete er vielleicht auf einem Weg den er nicht einschlagen wollte. Brachte Aktionen die vielleicht unangebracht sein würden. Und vielleicht…brachte er so auch Yonah in Gefahr. Was sollte er tun wenn alles eskalieren würde? Er wusste es einfach nicht. Er war sich so unsicher. Inuart riss ihn aber gleich aus seinen Gedanken als er zu ihm rüber sprach: „Hey! Alles okay?“ Nier zuckte kurz auf, als er das hörte und sah zu ihm hinter. Mit einer gefassten und schon leicht aufgelegten Mine nickte er und kam auf ihn zu. Er war innerlich alles andere als okay. Inuart war bereits in Position und so aufgestellt das er geduckt hinter dem umgefallenen Getränkeautomat saß und die Waffe auf das zerschlagene Fenster neben Caim gerichtet hatte. Er sah neben sich zu dem Jungen hoch, der den Blick auf den Boden gerichtet hatte. Was zum Teufel ging ihm durch den Kopf? Klar waren sie gerade in einer äußerst beschissenen Situation. Da konnte man sich Gedanken machen. Aber es wirkte als wären die Gedanken nicht unbedingt wegen ihrer Situation so. Keine Ahnung, aber so hatte er es im Gefühl. Seine Augen verrieten ihn. Es schien beinahe so als machte er sich wegen etwas anderem Sorgen. War es wegen der Kleinen? Was auch immer es war, er musste sich konzentrieren und mit ihnen das Ding über die Bühne bringen. Denn sonst könnte das alles noch schlimmer werden als es eh schon war. „Wir bekommen das hin. Wir müssen einfach, okay?“ Sagte Inuart zu ihm auf und Nier nickte darauf leicht abwesend. Wand seinen Blick vom Boden ab und zu Caim rüber, der bereits ebenfalls auf Position stand und neben den Fenster rechts ausharrte. Es war eigentlich simpel: Sobald ein Legion den Kopf reinsteckte, hackte er ihn ab und die Ausreißer, die drüber klettern wollten, übernahm Inuart dann aus der Ferne. Nier dagegen sollte die restlichen Fenster im Auge behalten und dort dann einschreiten wenn es nötig werden würde. Wenn sie das ohne Probleme durchziehen könnten, dann hätten sie das Ding im Sack. Aber das wundervolle an dem Unbekannten war seine Unberechenbarkeit… Inuart reichte dem Weißhaarigen plötzlich etwas rauf, so das der wieder zu ihm sah. Er reichte ihm eine Feuerwehraxt. Sie war etwas kleiner, weil ein Teil des Stiels fehlte, aber somit genau richtig um eine Art kleines Tomahawk zu sein. Mit genug Kraft konnte man damit auch ordentlich Schaden anrichten. Legion ließen sich sehr schlecht aufhalten, wenn man auf andere Teile des Körpers zielte als den Kopf. In der Hinsicht waren sie einem fiktionalen Zombie sehr ähnlich. Zerstöre das Gehirn, oder Trenne es vom Rest des Körpers und der Alptraum ist vorbei. Da sie aber so schnell waren erwies sich dies als nicht immer so einfach. Wie gesagt sie waren hartnäckig und robbten sich auch ohne Beine weiter an ihr Ziel. Alles was sie am „Leben“ hielt, wenn man das so noch nennen konnte, war etwas in ihrem Kopf. Keine Ahnung was. Wahrscheinlich war es nur ein Impuls und ein neuer Instinkt von was auch immer das für eine Krankheit war. Aber leider war es sehr effektiv wie man über die Jahre gesehen hatte. Nier nahm die kleine Axt und sah zu Inuart. „Ich denke die ist effektiver für diese Situation. Zumindest besser als deine Eisenstange.“ Damit hatte er leider recht. Der Junge nickte und sah dann vor Schreck auf und vor zu Caim, als er ein Fauchen hörte. Es hatte somit offiziell angefangen. Der erste Legion kam angerannt und schmiss sich zum Fenster. Er versuchte durch das zersplitterte Glas und durch die Lücke die von Caim geschaffen wurde, sich in das Gebäude zu drängen. Das Glas schnitt in die bleiche Haut am Bauch und hinterließ tiefe Wunden die auch gleich bluteten. Das faszinierte Inuart immer wieder. Sie waren doch angeblich tot. Aber wie konnten sie dann noch bluten? Ohne ein schlagendes Herz und einen Blutkreislauf, konnte man nicht bluten. Und dennoch taten sie es. Die dickflüssige Masse quoll aus dem Fleisch und der Legion griff fuchtelnd in der Luft zu ihnen. Er hatte Nier im Visier, oder sah ihn zumindest weil er gegenüber von ihm im Raum stand. Er krisch und fauchte nach ihm. Wollte seine Zähne in das Fleisch schlagen und ihn anstecken. Doch daraus wurde nichts. Caim war links von ihm am Fenster und holte aus. Er ließ die Klinge niederpreschen und trennte den Kopf sauber ab. Feierabend. Kurz darauf schmiss sich schon der Nächste auf den vorherigen Kadaver und wollte ebenfalls rein. Inzwischen konnte man sie auch schon deutlich hören. Man hörte sie heulen und Jammern. Es verwandelte sich in Kreischen als sie sich dem Laden näherten und förmlich Schlange standen. Die die nicht an das offene Fenster konnten, rannten an anderen Stellen des Gebäudes gegen die Scheiben und Wände. Die Ersten schmissen sich auch schon gegen die verbarrikadierte Tür und es schepperte laut, so das Nier erschrocken dahin sah. Und nun verstand Inuart noch besser den Ernst der Lage. Es waren viele. Scheiße es waren verdammt viele. Er konnte sie von links und rechts hören. Durch die Wände hören. Noch nie zuvor hatte er so engen Kontakt mit einer berüchtigten Horde gehabt. Hatte nur von ihnen gehört oder sie im Fernsehen gesehen, als es den noch gab. Und nun verstand er auch was das Militär damals erlebt haben musste. Den blanken Horror. Das Kreischen, Heulen und Fauchen machte einen verrückt. Nun wusste er wie schlimm es war einer Horde zu begegnen. Das war nicht mehr natürlich. Alles an ihnen war so unnatürlich. Es war als würden sie aus einer anderen Welt kommen. Der nächste Kopf eines Legion rollte in den Raum und Inuart sah wieder zu Caim. Reagierte sofort und schoss einem Legion, der sich über einen anderen drängeln wollte, sauber in die Stirn und beendete damit sein Leid. Kaum als der zur Seite klappte sah Inuart bereits die Schar nur für einen Bruchteil einer Sekunde die da draußen auf sie wartete…Er hatte noch nie so viele gesehen. Und wenn er ehrlich war…sah es verdammt mies aus für sie. Caim erledigte den Nächsten. Zum Glück hatten Legion die Angewohnheit sich nach einer Weile In Asche aufzulösen. So musste er sich keine Sorgen machen dass sein Plan nicht weiter so gut funktionieren würde. Er musste nur hoffen dass ihm nicht die Kraft ausging, denn Köpfe abschlagen ist nicht so einfach. Inuart sah zu seinem Kumpel und brüllte, über das Kreischen der Legion hinweg: „Ich will dir ja nicht den Tag vermiesen Caim, aber das sind verdammt viele da draußen!“ Der schlug einen weiteren Kopf ab und fauchte dann zu ihm rüber: „Bilde dir nichts darauf ein! Mein Tag war auch ohne deine Aussage eben schon scheiße genug!“ Sofort und überraschend sprang ein Legion auf den Kadaver und gelangte zum Schrecken des Dunkelhaarigen fast in den Laden! Er wich einen Schritt zurück, weil der Legion nach ihm griff und ihn sogar erwischen würde, aber dann zuckte dieser schreiend auf und sackte schließlich zusammen. Machte Caim die Sicht frei auf Nier, der dem Biest in den Hinterkopf geschlagen hatte und mit der Axt auf der anderen Seite des zerbrochenen Fensters stand. Er sah Caim entschlossen an und nickte. Ohne Witz…der Junge hatte ihn vielleicht gerade gerettet. Also zumindest vor einer unangenehmen Situation gerettet und nicht mehr versteht sich. „Bist ja doch zu was zu gebrauchen.“ Sagte Caim zu ihm kühl rüber und beide sahen erschrocken hinter Nier zu einem Fenster das splitterte. Einer der Legion wollte da rein, doch die vernagelten Bretter davor hielten ihn noch davon ab. Er griff zwischen diesen mit den Armen durch und krisch. Ewig würden die nicht halten. Inuart schoss ein weiteres Mal auf einen Legion der vor ihm ins Visier kam und beendete dessen Leid. Caim dagegen ging wieder auf seine Position und brüllte zu Nier: „Kümmer du dich um den Ausreißer da hinten! Ich mache hier weiter!“ Der Junge nickte nur und rannte zu dem Fenster hinter sich am Ende des Ladens. Es war etwas weiter höher im Raum, so das er auf eine Theke steigen musste um überhaupt da ran zu kommen. Er wusste was er zu tun hatte, auch ohne dass ihm Caim das sagen musste. So kam er oben an, fing seine Balance und holte mit der Axt in der rechten Hand aus. Er schlug dem Monster beide Arme sauber ab und es fiel kreischend von dem Fenster weg und dahinter in die Seitengasse. Dort lag es auf dem Rücken und wand sich spastisch. Sie empfanden keinen Schmerz, aber offenbar Verwirrung wenn sowas passierte. Und es war als würde ihr Programm kurz aufhören zu funktionieren. Nier wartete noch kur ab ob sich ein weiterer an dieses Fenster verirren würde. War aber nach einigen Sekunden offenbar nicht der Fall und er sah wieder zu den anderen Beiden rüber. Sie kämpften tapfer weiter und hielten ihre Position. Doch Nier konnte ihnen ansehen das es enger wurde. Caim verließen immer mehr die Kräfte und er atmete schon sichtloch schwerer. Inuart überprüfte immer wieder sein Magazin und seine Munition schwand. Die Schlinge zog sich langsam aber sich zu. Es waren…zu viele Legion. Hinter ihm krachte plötzlich ein weiterer Legion an das Fenster und holte den Weißhaarigen erschrocken aus seinen Gedanken. Er wich leicht den grabschenden Händen nach hinten aus und fiel fast vor Schreck von dem Tresen runter auf dem er stand! Doch fing er sich gerade so noch und sprang freiwillig runter. Sah zum Fenster vor sich hoch, wo das Monster versuchte rein zu kommen. Er schüttelte den Kopf. Drehte sich langsam und sah sich um. Es waren zu viele…Er, sah wie in Zeitlupe, was alles um sich herum passierte. Der Legion hinter ihm am Fenster, was Caim tat und weiter versuchte zu töten, Inuart der immer wieder mal schoss und nervös schien, wie hinter Caim an der anderen Seite des Laden bereits gegen die Holzbretter über den Fenstern gehämmert wurde und wie schrecklich laut es war. Sie waren überall um sie herum. Sie hatten den kompletten Supermarkt belagert und würden bald eindringen. Es war nur eine Frage der Zeit. Und wenn das passierte dann würden sie alle…sie würden in den Keller kommen und Yonah… „HEY! Reiß dich zusammen!!“ Nier erwachte und sah zu Caim der zu ihm gebrüllte hatte. Schwer zog dieser die Klinge vom Boden hoch die voller Blut verschmiert war. Er war langsam auch erledigt, das konnte er nicht verbergen. Hatte sicherlich schon extrem viele getötet und sie kamen einfach immer weiter. Ein weiterer Legion lag wieder im Fenster und Inuart schoss ihn weg. Caims und Niers Blicke ruhten aufeinander. Es waren nur Sekunden in denen der Jüngere spüren konnte das dieser Mann kämpfte bis zum bitteren Ende. Es hätte ihn auch gewundert wenn es nicht so gewesen wäre. „Mach deine Arbeit! Oder geh in den Keller zu deiner Schwester! Ich brauche hier niemanden der Löcher in die Luft starrt! Mach dich nützlich oder vom Acker!“ Und dann holte er wieder auf und schlug erneut einen Legion nieder. Seine Kraft ließ nach und er brauchte inzwischen zwei Schläge um den Kopf abzutrennen. Er gab nicht auf. Egal wie eng es wurde er würde nicht aufgeben. Eher starb er bei dem Versuch und im Kampf, als sich hinzusetzten und es geschehen zu lassen. Das lag nicht in seiner Natur. Und auch nicht in der von Nier. In der Hinsicht waren sie sich sehr ähnlich… „Caim es sind zu viele!!“ Brüllte Inuart und sah neben sich auf den Getränkeautomaten wo seine Munition lag. „Ich habe kaum noch Munition!!“ Er hatte wirklich nur noch gute 5 Schuss und dann war Feierabend. Und zu allem Übel sprang nun doch, obwohl es lange gehalten hatte, das Glas der beiden Eingangstüren. Nier sah erschrocken hin und registrierte die Horde von Monstern die sich immer weiter gegen die Türen drückte und bald alles was sie blockierte aus dem Weg geschoben haben würde. Und dann war es vorbei. Dann würden sie wie eine Flutwelle in den Laden strömen und es gab kein Entrinnen…Und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er sah einfach alles in Zeitlupe. Sah wie Caim und Inuart weiter verzweifelt kämpften. Das Pochen seines eigenen Herzens war alles was er noch hören konnte. Seine Ohren waren für all den Lärm und das Chaos um ihn unempfänglich geworden. Ihm wurde heiß und so ließ er plötzlich die kleine Axt aus seinen Händen gleiten. Das Scheppern des Metalls ließ Caim rüber sehen und er sah mit etwas Schrecken zu wie der Junge sich von der Stelle bewegte und mitten in den Raum lief. Langsam und wie in Trance vor Angst. Ihm wurde bewusst dass sie ein Problem hatten. Er sollte kämpfen! Er musste kämpfen oder sie waren alle im Arsch! „NIER!“ Fauchte er rüber. „Nimm die verfluchte Axt und kämpfe!!“ Ein Legion biss nach Caim und der hielt die Machete schützend vor sich. Das Monster biss in die Klinge und der Dunkelhaarige stellte sich mit seinen letzten Kräften vor das Loch des Fensters und hielt sie draußen. Hielt sie vom Eindringen damit ab. Inuart sah ihn erschrocken an und regte sich endlich. Er kam hoch auf die Beine und rannte, mit der Waffe in der Hand, zu seinem besten Kumpel hin. Er drückte sich von hinten an ihn und gab ihm mit Halt. Caim schien verwirrt und brüllte: „Was machst du da?! Schieß lieber weiter! Ich schaffe das schon!“ „Das schaffst du niemals allein!! Und ich habe keine Munition mehr!!“ Sie hielten beide dagegen und Caim musste plötzlich etwas lachen. Nur leicht und kurz, aber er tat es. Tat es wegen dieser beschissenen Situation in der sie waren. Es hätte echt nicht schlimmer werden können. So sollte es enden? So elend? In diesem Drecksloch? Er schüttelte den Kopf und stemmte weiter gegen die Masse die rein wollte, als er sprach: „Du…hast mir echt die Woche versaut Inuart. Das weist du hoffentlich.“ „Echt jetzt?!“ Brüllte Inuart und stemmte ebenfalls weiter gegen den Rücken seines besten Freundes. Er wollte nicht sterben. Aber es war okay. Immerhin starb er nicht alleine. So egoistisch das auch klang. Nier dagegen war in der Mitte des Raumes angekommen. Er drehte sich langsam und mit einem müden Blick zu den Legion die versuchten durch die Eingangstür einzudringen. Er sah sie genau an…Diese Kreaturen. Wenn er sie sah regte sich etwas in ihm. Es war schon immer so. Es war seit zwei Jahren so. Bei jedem Einzelnem regte sich etwas tief in seinem Innern. Doch es war noch nie so intensiv wie in dem Moment. Es waren so viele…und jeder einzelne heizte das Feuer ein das in ihm loderte. Das tief in seiner Brust brannte und er einfach freilassen wollte. Sie waren verflucht. Sie waren der Tod. Und vor allem waren…sie seine Feinde. Sie wollten alle töten. Caim, Inuart und Yonah…Und Nier reichte es. Vielleicht waren sie der Tod…aber er war das Feuer. Sein Herz schlug von Sekunde zur Sekunde schneller und das Feuer brannte in ihm. Es fing an ihn zu verschlingen. Und seine Gedanken wurden dunkel. Er konnte sie kaum noch fassen. Sie entglitten ihm. Alles was menschlich in ihm war…es fühlte sich an als würde es ihm entgleiten wenn er diese Monster sah. Er spürte wie sein Körper um ihn herum zerfiel und starb. Es fühlte sich an als würde seine menschliche Hülle um ihn zerfallen und sein Blick wurde bösartig. Er fletschte die Zähne und knurrte. Und in jener Sekunde hatte er alles vergessen was ihn ausmachte. Alles was ihn menschlich machte. Und vor allem…hatte er das Versprechen an Yonah vergessen. Und so geschah es das er es schließlich brach. „Ich vergebe…niemals…Ich vergebe…niemals…“ Sagt er plötzlich sehr leise zu sich selbst. Wie in Trance, als wären es nicht seine Worte. Als wären es Erinnerungen die Ausgesprochen wurden. Caim hatte es vernommen. Nicht was er sagte…sondern was der Junge ausstrahlte. Er sah links neben sich zu dem Jungen rüber. Und war erschrocken. Strahlte das wirklich Nier aus? Er konnte es spüren. Eine Bosheit und einen Hass wie er ihn noch nie wahrgenommen hatte. Man konnte den Blutdurst und das Blutrünstige förmlich riechen und Caim war erschrocken. Dieser Junge…Es war bei ihm schlimmer als es Caim je erlebt hatte. Schlimmer noch…als bei ihm selbst. Inuart schien das auch wahrzunehmen und sah in die selbe Richtung in die auch Caim sah, als er fragte: „Was ist los?!“ Doch dann sah er ebenfalls was passierte…und er war genauso erschrocken darüber wie Caim. Nier ließ seine Finger durch eine klauenartige Bewegung laut knacken und grinste plötzlich bösartig über beide Ohren. Es war ein Blick des Wahnsinns den er aufgesetzt hatte. Man dachte er würde anfangen zu lachen, aber dies tat er nicht. Er brüllte zu den Legion: „IHR WERDET BRENNEN!“ Und dann rissen alle Ketten und der Damm brach endgültig. Alles was ihn hielt war weg. Er war frei. Lange hatte er sich zurückgehalten. Lange hatte er das Feuer in sich versucht zu löschen. Doch er konnte es nicht. Er war machtlos dagegen. Nein…das war seine Natur. Und er ließ ihr endlich freien Lauf und brach sein Versprechen was er Yonah gegeben hatte. Er brach es um sie zu beschützen. Das würde man denken. Aber so war es nicht. Sonder er tat es…weil er es wollte. Und kurz darauf krisch der Junge. Er brüllte auf vor Wut und Schmerz und ging auf die Knie. Umschlang sich dabei selbst und zitterte. Er hatte vergessen wie sehr es schmerzte. Jeder Knochen in seinem Körper schmerzte. Er hörte sie brechen und das Feuer in ihm brannte noch heißer und verbrannte sein Fleisch. Und dann schrie er. So laut wie schon lange nicht mehr und beide Jungs sahen zu ihm. Verstanden nicht was los war. Inuart dachte er würde einen Anfall haben oder so, aber dann passierte etwas womit sie nie gerechnet hätten. Etwas was nicht sein konnte. Sie sahen wie die Kleidung des Weißhaarigen an den Ärmeln zerriss. Seine Haut wurde sehr bleich und an den Armen schossen Knochen raus. Es wuchsen neue Knochen und die wurden immer länger. Die Hände verformten sich und aus den Fingern rissen Klauen aus der Haut und wurden größer. Zwischen den neuen Knochenauswüchsen wuchs eine dünne Flughaut und aus dem unteren Teil des Rückens rissen weitere Knochen und wurden immer länger. Haut formte sich darum und am Ende sah es aus wie ein…Schwanz? Seine Arme wurden zu blassen Flügeln und der Junge wurde immer größer. Verformte sich weiter und schrie wie am Spieß dabei. Es musste höllisch wehtun. Durch die ganzen Wunden und das Wachsen neuer Gliedmaßen floss Blut aus ihm und er saß in einer Lache seines eigenen Saftes. Alles verzerrte und verzog sich an ihm. Auch sein Schrei am Ende, der tief und laut wurde und schließlich ein Brüllen einer Bestie war. Und in Schrecken sahen die zwei Menschen zu ihm hin und erkannten etwas dort saß…was aber nicht sein konnte. Was nicht existieren konnte. Sie sahen…einen Drachen. Einen schneeweißen Drachen, mit langen, grauen Hörnern am Hinterkopf und einem leichten grauen Fell das sich den Rücken runter zog und bis an das Ende des Schwanzes, der dort eine Klinge besaß. Die Klauen an den Füßen und Flügelarmen waren gelblich und er saß einfach nur da. Hatte die Augen geschlossen. Inuart und Caim sahen nur stumm zu ihm. Waren geschockt von dem Anblick. Aber es erwartete auch keiner von ihnen dass sie jetzt über den wortwörtlichen „Drachen“ im Raum sprachen, denn kurz darauf öffnete dieser seine schwarzen Augen die beide eine rote Iris besaßen und eine Schlitzpupille wie eine Schlange. Und dann brüllte er und streckte seine Flügel dabei. Caim und Inuart sahen und fühlten den Luftsog der sich um das Maul der Bestie aufbaute, das leicht geöffnet war und wussten irgendwie was passieren würde ohne jemals einen ECHTEN Drachen gesehen zu haben. Doch konnten sie nicht von ihrer Position abweichen! Es wurde stärker und stärker und dann warf der Drache seinen Kopf in den Nacken und holte aus. Jeder wusste was kam. Und als er wieder vorschnelle und das Maul weit aufriss…krachte es auch schon. Es wurde hell und sie schlossen die Augen. Hitze breitete sich in dem Laden aus und Funken flogen danach durch die Luft. Er hatte einen Feuerball geschossen…Genau an den Eingang des Ladens. Das Ergebnis, was die Jungs dann erblickten, war ein verschwundener Vordereingang und nur noch ein großes Loch klaffte dort, dass glühte und brannte. Quatsch nur Vordereingang war weg, Teile der Wände fehlten und auch alle Legion waren zu Asche verbannt die sich dahinter gesammelt hatten. Eine gewaltige Feuerspur hatte sich bis raus auf die Straße in den Boden gebrannt und beide Jungs hatte es auch noch von den Füßen gehauen. Ehrlich gesagt hatte es ALLE von den Füßen gehauen, selbst die Legion die noch vorher versucht haben sich durch das Fenster zu kämpfen wanden sich nun neben dem Laden am Boden und wollten wieder hoch. Es war der Luftdruck gewesen der sie umgerissen hatte. Das zeigte was für eine Power der Angriff hatte. Und was für eine Zerstörung er verursachte war danach ja schwer zu übersehen. Caim war der Erste der von seinem Rücken hoch kam und sitzend zu dem Drachen sah der vor wenigen Sekunden noch ein Junge gewesen war. Er sah die Flammen die im Zorn an den Seiten des Mauls flackerten und brannten, heißer als alles andere auf dieser Welt. Sah das böse knurren und die gefletschten Zähne und fühlte es sogar in seinem Körper so tief vibrierte es. „Was zum Teufel…“ Sagte er leise und konnte seine Augen nicht von diesem Biest lassen. Wie es da stand. Umgeben von seinen Flammen die langsam loderten und einige Möbel des Ladens verschlangen. Die weißen Schuppen die im Licht der Flammen leuchteten und funkelten wie Diamanten. Und die Augen die so voller Bosheit und Hass waren…das es wunderschön und anziehend wirkte. Caim verschlug es die Sprache. Noch nie…hatte er etwas Schöneres gesehen. Der Drache sah nicht mal zu ihm rüber und rannte auf beiden Beinen und mit den Flügeln zusammengefaltet aus dem Laden. Floh aus dem Loch das er selber in die Wand vor sich gerissen hatte und kam raus ins Freie. Dort blieb er oben an der Treppe stehen und brüllte. Derweil versuchten dich die restlichen Legion rechts von ihm, die durch das Fenster wollten, wieder auf die Beine zu kämpfen. Er blickte nur kurz hin und holte dann mit seinem Schwanz aus. Mit voller Wucht ließ er ihn auf die dort liegenden Legion niederschmettern. Es waren 5 an der Zahl und jedem zertrümmerte er mit dem Hieb alle Knochen im Leib. So das sie zwar noch lebten, aber nicht mehr aufstehen konnten. Danach wand er sich ab und rannte vor sich die Treppe runter. Spannte seine Flügel und erhob sich in die Lüfte. Als würde man einen Vogel aus dem Käfig lassen genoss er jeden Flügelschlag der ihn höher in die Lüfte hob. Zu lange war es her gewesen. So kreiste er über der Straße wenige Meter über den Boden und sah die ganzen anderen Legion dort die nun wieder aufstanden. Den Rest der Horde und die zu ihm hoch krischen. Und er brüllte zurück. Inuart kam endlich auch wieder zur Besinnung und fasste sich an die rechte Schläfe. Sein Kopf hämmerte als würde jemand darin neu sanieren. Als er wieder klarer wurde sah er zu Caim neben sich, der endlich aufgestanden war und noch immer auf die blutige Stelle sah an der Nier vorher gesessen hatte. Wie in Faszination sah er hin. Das fiel Inuart auf, der sich auch endlich erinnerte und aufschrie: „Ach du scheiße! Das kann nicht sein!“ Dann sprang er auf die Beine und rannte zu dem Loch in der Wand rechts vor ihm. Stand auch draußen und lehnte sich etwas stützend neben sich an die Wand. Das konnte nicht sein. Es…es gab keine Drachen! Und dennoch sah er einen. Sah ihn wie er über den Legion kreiste und sie in einem Meer aus Flammen ertränkte. Am Ende auf den Boden donnerte und somit sogar einige Legion unter sich zerquetschte und brüllte. Abgrundtief brüllte, als wäre er in einer Tobsucht. Seine Klauen rissen sich in das Fleisch seiner Opfer unter sich und dann näherten sich ihm Legion von hinten. Mit einem einfachen Hieb seines Schwanzes fegte er sie gegen die Autos und Hauswände um sich. Noch nie zuvor hatte Inuart so eine Wut gesehen. Nicht mal bei Caim. Der inzwischen neben ihn kam und sich den rechten Arm hielt. Er hatte sich diesen böse angehauen und er tat noch etwas weh, aber es brachte ihn nicht davon ab weiterhin fasziniert und verzaubert dem Massaker zuzusehen was der Drache veranstaltete. Es war wunderschön… „Das gibt es nicht…Es gibt keine Drachen.“ Sprach Inuart. „Und doch räumt hier gerade einer gewaltig auf.“ Antwortete Caim und sein bester Freund sah zu ihm. War…verstört als er das Lächeln auf den Lippen des Dunkelhaarigen sah dem das alles zu sehr zu gefallen schien. Dieser Blick von Caim…jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Besonders als er dann noch sagte: „Hast du jemals etwas Schöneres gesehen um Legion zu töten?“ Das konnte er nicht ernst meinen…oder? Dann sah er rechts von sich die verkrüppelten Legion liegen. Sie lagen da zusammengefaltet und versuchten dennoch noch nach ihnen zu greifen. Das war die Definition von Hartnäckig. Inuart nahm Caim die Machete aus der Hand und rammte sie einem nach dem Anderen in die Stirn um sie endlich zum Schweigen zu bringen. Was ihn aber erschrak war…er hatte sie nicht getötet. Der Drache hatte sie nicht getötet sondern sie leidend liegen lassen. Das war grausam. Das war…nicht Nier. Und dann kam er wieder neben Caim und sah links von sich in den Laden rein. Sah jemanden aus den Schatten auf sie zukommen…Es war Yonah. Sie hatte sich nach dem lauten Knall doch tatsächlich aus dem Keller gewagt und wollte wissen was los war. Hatte plötzlich ein sehr ungutes Gefühl bekommen und dieses hatte sie nicht enttäuscht. Das sie überhaupt genug Kraft hatte verwunderte Inuart sehr. Sie kam langsam und sich mit Schrecken umsehen auf sie zu. Sah die Zerstörung um sich und das Feuer. Und sie wusste…was passiert war. Sie hatte dies verhindern wollen, aber nun war es passiert und sie musste sich der bitteren Realität stellen. So kam sie näher zu den Jungs und sah nur weiter nach vorne. Bis sie zwischen den Beiden stand und auf die Straße vor sich sah. Sah was dort passierte und es stach ihr einen Dolch ins Herz das zu sehen. Zu sehen wie der netteste Junge den sie kannte einfach in Tobsucht um sich schlug. Wie sich einige Legion in seinen Beinen verbissen hatten und Nier sie einfach brüllend von sich riss und weg warf. Er spie nicht mal mehr Feuer. Er schlug nur noch in Rage um sich. Als würde er es genießen zu zerfleischen, zertrümmern, brechen und im Blut der Legion zu baden. Er spürte nicht mal mehr den Schmerz, auch wenn sie ihn bissen. Er fühlte nichts mehr. Nur noch Zorn. Und Yonah fasste sich mit beiden Händen an die Brust und fing an zu zittern. Sie wollte ihn nie mehr so sehen… Caim ignorierte sie nicht und sah sie schließlich auch an. Doch im Gegensatz zu Inuart sagte er nichts zu ihr. Sein Kumpel fasste sie sanft an einer Schulter und sprach: „Warum bist du hier oben?! Es ist gefährlich für dich Yonah!“ Sie aber sah nicht zu ihm und schlurzte. Sah weiter zu ihrem Bruder in seiner Tobsucht als sie sprach: „Ich…ich wollte ihn nie wieder so sehen…“ Und da stellte Caim die Ohren auf und sprach lauter zu ihr: „Was?! Das heißt du wusstest davon?! Willst du mir sagen dass er sich hätte jederzeit verwandeln können und es nie getan hat?! Obwohl er wusste wie sehr die Kacke am Dampfen war?!“ Inuart sah zu ihm und fauchte: „Hey! Komm mal wieder runter!“ Aber Caim fuhr gleich wieder hoch und brüllte zu ihm: „Ich soll runter kommen?! Er hat unser verdammtes Leben riskiert obwohl er es locker damit schützen konnte! Er hätte von Anfang an alle in Stücke reißen können aber musste erst warten bis alles eskalierte! Und da soll ich mich nicht aufregen?!“ Yonah sah zu ihm und sprach lauter und traurig: „Er wollte das nicht! Du verstehst das nicht! Er ist nicht er selbst!“ Caim sah zu ihr. „Ja das sehe ich! Denn er ist ein verdammter Drache!!“ „Das meine ich nicht!“ Jammerte Yonah zurück. Keiner von den Beiden konnte das verstehen. Verstehen wie er sich fühlte. Wie es ihm immer ging nachdem er sich verwandelt hatte. Sie aber schon und…Caim machte einen Schritt näher zu ihr und sprach laut: „Gibt es bei dir auch etwas was wir wissen sollten?! Willst du dich nicht auch gleich verwandeln und ihm helfen?! Wie es eine gute Schwester tun sollte!? Los! Geh und hilf deinem Bruder! Los verwandel dich!“ „Ich kann nicht! Ich bin nicht wie er!“ Das wagte Caim zu bezweifeln, doch Inuart sprach zu der Kleinen, die dann auch zu ihm hoch sah: „Wie meinst du das?“ Sie kam aber nicht dazu sich zu erklären, denn sie hörte plötzlich ihren Bruder brüllen. Alle hörten ihn tief und wütend brüllen und sahen somit zu ihm. Der Drache stand noch immer auf der Straße vor ihnen. Vielleicht gute 5 Meter entfernt und es kamen immer mehr Legion auf ihn zugerannt. Es waren so viele. Ohne ihn würden sie das nie überleben, dass wurde ihnen nun auch endlich bewusst. Nier litt. Er war so in Tobsucht und brannte innerlich und er fühlte wie das Feuer aus ihm raus wollte. So spreizte er seine Schwingen und erhob sich mit einem mächtigen Schlag in die Lüfte. Einige Legion hingen noch an seinen Beinen, weil sie sich dort verbissen hatten, aber er schüttelte sie ab und die klatschten auf den Boden unter ihm. Seine ganzen Beine waren blutig und zerbissen. Es war faszinierend. Er fühlte offenbar keinen Schmerz. Und noch interessanter war: das die Legion so auf ihn fixiert waren. Warum waren sie so auf diesen Drachen fixiert? Das fiel Inuart sofort auf. Keiner achtete auf die Menschen oben am Laden. War es weil er größer war? Nein, so simpel konnte es nicht sein. Aber was dann? Und dann sahen sie wie sich wieder ein Luftsog an dem geöffneten Maul des Drachen bildete. Es schien als würde es ein größerer Feuerball werden als vorher! Die Jungs wussten sofort was passieren würde und das war schlimm! Aus der Entfernung konnte keiner wissen was passierte! So schnappte sich Inuart Yohna und hob sie hoch, trug sie in den Laden um in Deckung zu gehen und sprach laut: „Er wird Feuer spucken!“ Yonah aber sah über seine Schulter hinter zu ihrem randalierenden Bruder und brüllte zu ihm: „Nicht! NIER! NIER HÖR AUF! NIER!“ Und dann war Inuart schon in der hintersten Ecke des Raumes in Deckung gegangen und drückte das Mädchen schützend an sich. Schloss dabei die Augen denn gleich würde es knallen, aber nicht so dass es allen gefiel. Caim dagegen sah noch kurz zu. Es war faszinierend. Aber dann wurde ihm auch klar dass es gefährlich werden würde und er ging in den Laden und ebenfalls hinter der Theke von Yonah und Inuart in Deckung. Und kurz darauf gab es einen Knall. Er war so unmenschlich und laut. Es war ähnlich wie wenn eine Bombe einschlagen würde und es vibrierte auch genauso stark. Straub und Dreck fiel von der Decke durch den Knall und das Beben was erzeugt wurde und es war still…Es war verdammt still geworden. Alles was man noch hören konnte waren in der Ferne Schläge. Laute Flügelschläge in der Luft waren zu hören und Caim sah über die Theke. Nicht rührte sich, so das er über sie kletterte und auf den Ausgang zulief. Der Griff von Inuart löste sich leicht um Yonah und sie machte die Augen ebenfalls wieder auf. Sah ihn mit Schrecken an und löste sich dann von ihm. Nutze die Sekunde um zu fliehen. In Sekunden war sie auf den Beinen und rannte von ihm weg. Rannte sogar an Caim vorbei und aus dem Laden. Sie blieb draußen stehen und sah sich voller Schrecken um. Ein…ein kleiner Krater hatte sich auf der Straße gebildet. Genau dort wo der Feuerball eingeschlagen war und genau da drüber flog der weiße Drache und sah runter. Keiner der Legion, die überall verstreut und verbannt lagen, rührte sich mehr. Ein widerlicher Geruch von verbranntem Fleisch hing in der Luft und diese Knisterte sogar. Rauch quoll vom Boden zum Himmel und der Drache brüllte. Er brüllte laut und im Zorn. Und Yonah sah ihm nur zu. Das war…nicht ihr Bruder. Er würde niemals sowas tun. Er hatte doch versprochen… Aber dann sah sie wie er sich langsam vom Himmel herab ließ. Er sah schwach und erschöpft aus und landete auch so auf den Hinterbeinen. Es dauerte auch nur wenige Sekunden und der Drache brach zusammen, was einen Schlag gab. Er lag mitten auf der Straße und rührte sich nicht mehr. Es hatte zu viel Kraft gekostet. Es hatte an ihm gezerrt und das sorgte dafür…dass er die Form nicht mehr halten konnte. Der regungslose Körper wurde immer kleiner und verformte sich. Yonah hatte das schon mal gesehen und wusste was passierte. Er verwandelte sich zurück. Und kurz darauf sah sie ihn auch schon. Sah einen Jungen mitten auf der Straße liegen wo vorher der Drache war. Sah Nier dort liegen. Sein langes, weißes Haar war offen und hing an ihm runter und auch über seine Schulter nach vorne. Er lag seitlich. Völlig ohne Kleidung und sich nicht bewegend. Sie fing an zu weinen und rannte zu ihm hin. Jeder Schritt kostete sie Kraft aber sie musste dennoch zu ihm. Ließ sich nicht abbringen. Sie schrie seinen Namen laut und kam endlich bei ihm an. Kniete sich neben ihn und rüttelte an seiner Schulter auf der er nicht lag. Sie bekam aber keine Antwort. Er war bewusstlos. Caim war auch endlich draußen angekommen und sah zu den Geschwistern runter. Es war vorbei? Einfach so? Inuart kam neben ihn und sah nun auch was passiert war. Konnte es sogar nicht fassen. Er war wieder ein Junge. Wie…wie war so etwas möglich? Und während ihm viele Fragen durch den Kopf rannten lächelte Caim nur. Er konnte nicht anders. Wer hätte das gedacht? Waren ihnen die Götter zugewandt? Sowas würde Inuart vielleicht denken, aber nicht er. Er sah darin etwas ganz anderes. Eine Sorge mehr, ganz ohne Zweifel und etwas was er noch abschätzen lernen musste. Aber auf der anderen Seite: hatten sie vielleicht die beste Waffe der Welt gefunden. Nun musste man nur noch dafür sorgen…dass sie gehorchen würde. Kapitel 4: The wild Dreams of a deluded Child --------------------------------------------- Wie lange war es bereits her? Vielleicht waren es gerade mal Stunden, oder einige Tage, aber sie hatte definitiv ihr Zeitgefühl verloren. Das kleine Mädchen wanderte ganz allein durch ein großes Gebäude. Einzelne trübe Sonnenstrahlen schimmerten durch die Löcher der großen Eingangshalle in der sie sich befand. Staub tanzte glitzernd umher und wurde nur durch das Licht sichtbar. Obwohl man sich nicht mehr sicher sein konnte ob es wirklich nur Staub war oder nicht vielleicht Asche. Asche der Verstorbenen und vorher verwandelten Menschen. Aber dennoch wirkte es wunderschön und beruhigend. Wie es im Licht schwebte und langsam zu Boden glitt. Es strahlte eine Ruhe aus. Eine Ruhe die sie vor dem Untergang der Menschheit nicht gekannt hatte. Vorher war alles laut und hektisch gewesen. Nun ist alles still und einsam. Traurig, aber auch irgendwie erlösend. Und während sie so durch die Halle lief, was früher mal eine wundervolle und schöne Eingangshalle eines Hotels gewesen sein musste, wurde ihr kalt. So das sie sich über die Oberarme rieb und schniefte. Selbst die dicke Jacke spendete ihr kaum noch Wärme und der Hunger befeuerte diesen Zustand noch weiter. Wenn man Hunger hatte fror man schneller. Nie hatte sie diesen Worten ihrer Eltern geglaubt, aber nun verstand sie es und sah es ein. Jetzt wo sie hunger litt verstand sie es. Etwas was vorher nie der Fall gewesen war. Vorbei an alten Sitzplätzen und über einen kaputten, vergilbten Teppich, lief sie auf den Anmeldetresen vor sich zu. Dieser stand direkt neben einer gewaltigen Treppe rechts, die in die oberen Stockwerke und zu Zimmern führte. Der Teppich, der früher rötlich gewesen zu sein schien, war nun durch den Dreck und die Asche nur noch ein Schatten seiner Selbst. Vergilbt und gräulich lag er die Treppe hinauf. Zu Staub zerfallen waren all der Prunk und die Pracht der goldenen Tage, als die Menschen noch dominant auf der Erde regierten. Es wirkte wie vergessen. Und während sie weiter die Treppe rauf starrte…fragte sie sich was andere denken würden. Was würden andere Lebewesen denken? Denken wenn sie die Ruinen der Menschheit fanden. Würden sie nach ihnen forschen? Würden sie sich dafür interessieren dass einmal der Mensch existierte? Menschen taten sowas. Aber was würden andere Spezies denken? Außerirdische zum Beispiel, wenn es sie gab. Würden sie die Menschheit erforschen? Oder würden sie einfach in Vergessenheit geraten? Dinge über die sie nachdachte. Aber nichts davon konnte ihren Hunger stillen, also schüttelte sie den Gedanken ab und lief um den Tresen herum. Es ging ihr mies. Wenn sie nicht bald etwas zu essen fand, könnte sie schon darauf zu schwach sein um überhaupt essen zu suchen. Sie fühlte schon jetzt wie ihre Knochen schwerer wurden. Und der Hunger an ihren Kräften nagte. So zog sie eine Schublade auf und suchte. Sie suchte nach Schlüsseln für das Hotel. Gezielt suchte sie den Schlüssel für die Küche. Am besten wäre ein Schlüsselbund mit großer Auswahl. Doch nichts dergleichen war zu finden, egal wie viele Schubladen sie aufriss. Auch an der Wand links von ihr hingen keine Schlüssel mehr am Brett. Offenbar hatten da welche die Selbe Idee gehabt wie sie. So seufzte das arme Kind und setzte sich auf den Boden. Traurig und den Tränen nahe umschlang sie ihre beiden Beine und krümmte sich zusammen. Sie hatte hunger. War seit zwei Tagen allein und einsam. Und sie vermisste ihre Eltern. Das hätte nicht passieren dürfen. Sie hätte sie nicht allein lassen dürfen. Sie allein zu lassen war fast dasselbe als würde man sie umbringen. Sie kam allein nicht zurecht. Sie…sie wollte es auch nicht. Aber ein Urinstinkt hielt sie am Leben und brachte sie dazu weiterzukämpfen und nach Essen zu suchen. Dieser nannte sich: Überleben. Etwas was jeder von der Geburt an in die Wiege gelegt bekam. Und das quälte sie besonders. Sie wollte nur noch Frieden und Ruhe. Nicht mehr allein sein und zu ihren Eltern, die bereits im Himmel waren. So hoffte sie zumindest. Letztendlich schlichen ihr doch Tränen aus den Augen und sie weinte leise und bitterlich. Doch ein Geräusch riss sie aus den Gedanken und ließ sie aufblicken und prompt still werden. Sie schniefe und sah links neben sich. Dort war ein Gang, direkt hinter dem Tresen wo sie saß und dieser schien in die hinteren Bereiche für das Personal zu führen. Das Geräusch kam aus dieser Richtung und sie stand auf. Obwohl alles in ihr schrie in die andere Richtung zu gehen, ihr logischer Verstand ihr das sagte, hatte sie dennoch die Neugier gepackt und sie lief langsam, auf den Zehenspitzen auf den Gang zu. Die Tür war kaputt und lag lose an der Wand links am Rahmen angelehnt. Etwas hatte sie aus den Angeln gerissen, auf geschmettert und so gelassen. Aber das war ewig her. Das verrieten der Staub und das Moos auf dem Holz der Tür. So lief sie rein in den Gang und sah dann rechts von sich diesen runter. Er war nicht sonderlich lang und hatte am Ende eine T-Kreuzung nach rechts und links. Das Klappern in der Ferne wurde immer lauter. Sie konnte es als Klappern nun erkennen und nicht mehr nur als dumpfe Schläge. Vorsichtig lief sie an der linken Wand entlang und fasste sich nervös mit der rechten Hand an die Brust, während die Linke sie an der Wand stützte. Sie war wahnsinnig. Das war ihr klar. Aber sie musste wissen was das war. Vielleicht waren es ja Menschen die ihr helfen könnten? Die Hoffnung hatte sie zumindest. Und falls es etwas war was sie töten würde, dann war ihr das auch irgendwo tief im Innern egal. Sie hatte keine Lust mehr allein zu sein. Nach wenigen Schritten kam sie an der Kreuzung an und blickte links und rechts von sich zu den Türen. Rechts war eine Verschlossene. Aber die links, bei ihr auf der Seite, war offen und sie sah dahinter die Küche. Sie hatte die Küche gefunden. Und zu ihrem Glück konnte sie einfach rein spazieren und nach Essen suchen! Doch zuvor musste sie wissen was das für ein Geräusch war, dass definitiv aus der Küche kam. Inzwischen klang es nach dem Scheppern von Metall. Als würde man eine Pfanne gegen anderes Metall schlagen. Sie glaubte aber nicht das dort drin jemand kochen würde, dass wäre unlogisch. Nicht in diesen Zeiten und nicht so laut. Aber vielleicht suchte dort auch jemand Essen und sie konnte sich mit ihm zusammen tun! Mit etwas mehr Mut, aber dennoch zittrigen Beinen, lief sie in die Küche. Gebückt und versteckte sich hinter einem Ofen. Die Küche war groß und mehrere Öfen, Kochflächen und Arbeiterplatten waren aneinander gereiht. Es wirkte alles sehr amerikanisch und das in Japan. Es wirkte wie eine große amerikanische Hotelküche. Und so schlich sie weiter, im Schutz der Geräte, tiefer in die Küche hinein. Das Geräusch wurde immer lauter. Aber nun fiel ihr auf das es sehr unkoordiniert war. Es hatte keinen Rhythmus. Es schien wahllos zu passieren. Es war also nicht von einer Maschine verursacht. Und als sie am Ende der Reihe, in der Hocke und gebückt rechts um die Ecke sah…wusste sie auch endlich was das Geräusch verursachte. Und zu ihrem Schrecken war es nicht das was sie gehofft hatte. Sie sah einen Legion. Dieser Mann, blass und verwandelt stand an einem Herd vor sich und hatte ihr den Rücken zugewandt. Er trug eine zerfetzte Hose und kein Oberteil mehr, so dass sie seine bleiche Haut, wie Schnee und die Adern darunter sehen konnte. Keine Haare auf dem Kopf zeigten dass er schon lange verwandelt war. Die Augen komplett rot mit getrocknetem Blut. Das Monster stand da einfach nur und haute sich stöhnend und dumm immer wieder den Kopf gegen eine Pfanne, die über dem Herd hing und dadurch wackelte. Es schien als würde das Wackeln ihn anziehen. Was Sinn ergab denn sie gingen nach Geräuschen und Bewegungen wenn sie diese sahen. Dies hatte einen hypnotisierenden Effekt auf es. Es griff sogar mit der Hand langsam danach und brachte es wieder zum bewegen. Ein Kreislauf aus dem es sich nicht zu befreien schien. Das Mädchen war so erschrocken von der Kreatur das sie langsam zurück wich und wieder in Deckung. Doch leider war sie so abgelenkt gewesen…das sie den Löffel nicht bemerkte der hinter ihr am Boden lag. Und so passierte das Schlimmste überhaupt…sie trat dagegen. Und als das Metall schrecklich laut klirrend über den Steinboden fegte hatte sie mehr Aufmerksamkeit als sie es jemals in ihrem Leben haben wollte. Der Legion brüllte und drehte sich blitzartig um. Ein schriller und markerschütternder Schrei hallte durch die Küche und ließ das Kind auf der Stelle erstarren. Aber nicht lange und sie rannte blind und in Panik los. Der schlimmste Fehler den sie aus Reflex tun konnte. Der Legion sah sie und rannte ebenfalls los. Er sprang nach vorne und schepperte auf die Küchenfläche hinter der sich das Mädchen versteckt hatte. Riss löffel und Pfannen, die darüber hingen herunter und machte einen schrecklichen Lärm damit, als er sich über die Fläche riss und auf der anderen Seite auf den Boden donnerte. Nun auf der selben Seite war wie das um ihr Leben rennende Mädchen. Und während sich das Monster wieder hoch kämpfte, zwischen Löffeln und Pfannen die schepperten, passierte etwas noch schlimmeres für das Kind…sie rutschte aus. Sie rutschte auf einer kleinen Pfütze, neben einer Spüle rechts von ihr, aus und knallte mit der Nase nach vorn auf den kalten Boden vor ihr. So kam sie nicht mehr schnell genug hoch. Ihr Bauch tat weh und ihr rechtes Knie, durch den Sturz, ebenfalls. So drehte sie sich zitternd und mit blanker Angst in den Augen auf den Rücken und sah halb sitzend zu dem Monster vor ihr. Welches nicht weit entfernt war und sich inzwischen wieder auf die Beine gestellt hatte. Es sah zu ihr rüber. Das Mädchen wusste nicht ob es überhaupt etwas sah durch diese blutigen Augen, aber dennoch fixierte es sie an und sie spürte den Blick auf sich ruhen. Und während sie es ansah fühlte sie erstaunlicher Weise noch etwas anderes als Angst…es war Mitleid. Es konnte nichts dafür dass es so war. Und sie wünschte sich ihm helfen zu können. Menschen heilen zu können von dieser Krankheit. Aber sie war nur ein Kind. Ein einfaches Mädchen. Sie konnte nichts tun. Aber das war nicht mehr von Bedeutung. Denn der Legion kam bereits auf sie zugerannt und würde sie infizieren. Und dann würde sie seine Sicht vielleicht selber endlich verstehen…und was ihre Eltern nun erlebten. Doch etwas passierte. Es kam nicht dazu. Sie wurde verschont und der Legion konnte sie nicht mehr erreichen. In dem Bruchteil einer Sekunde schepperte von rechts etwas über die Arbeitsfläche aus Metall. Es riss den Legion zu Boden und dieser schrie auf. Schlug hecktisch um sich und versuchte den Angreifer zu packen, der sich mit ihm über den kalten Boden wälzte und ebenfalls brüllte. Es wurde ein lautes und wirres Knäul aus Schreien und Kämpfen, dem sie nur verwirrt und erschrocken zusah. Sie konnte nicht mal wirklich registrieren was da passierte. Es war so surreal. Und dann sah sie den Legion am Boden. Sah wie er unter dem fremden Angreifer lag und versuchte nach ihm zu schnappen und zu greifen. Doch dieser hielt ihn eisern unter sich und saß fest auf ihm. Hatte den Legion mit beiden Händen fest am Hals im Griff. Aber dann kam er runter und…biss zu. Er biss dem Legion in den rechten Teil der Kehle und zerrte. Riss und zerrte daran das Blut floss. Unmengen von Blut. Und das ging solange weiter, zwischen Schreien und Brüllen des Legion, bis der sich nicht mehr regte...und ein Kopf auf den Boden donnerte. Der Kopf der abgerissen wurde. Und dann wurde es still. Unheimlich still und sie sah nur noch starr vor sich. Sah den toten Legion und den Fremden der über diesen noch immer verweilte und heftig atmete. Ebenfalls nach unten sah und das Mädchen nicht eines Blickes würdigte. Aber sie sah…sah IHN ganz genau. Es war ein Junge. Er war definitiv älter als sie, aber sehr schlank. Seine Haut war so hell wie ihre und sein langes Haar hing struppig über seine Schultern. Es…es war schneeweiß. Das konnte sie sehen zwischen all dem Blut mit dem er überströmt war. Was seinen kompletten Körper bedeckte der…sie wurde leicht rot... der nackt war. Er trug gar nichts! Nur frisches und etwas getrocknetes Blut bedeckte ihn. Und es dauerte nicht lange, da ließ der Junge von dem Legion ab und donnerte ihn auf den Boden unter sich. Blieb aber noch über ihm sitzen. Doch sein Kopf…drehte sich langsam zu dem Mädchen rüber. Und dann sah er sie wohl endlich und sah sie an. Er sah sie einfach nur still an. Noch immer schwer atmend und sein Blick wild, schon fast animalisch. Aber als das Mädchen seine Augen sah, diese wunderschönen hellblauen Augen, die sie noch immer ansahen…da hatte sie keine Angst. Sie fühlte dass er ihr nichts tun würde. Sie waren wild und animalisch…aber sie strahlten zugleich eine fürsorgliche Wärme aus, was das Mädchen erst nicht verstand. Schließlich kam er von dem toten Legion runter gekrochen und einige Zentimeter auf sie zu. Doch weit kam er nicht, denn er brach plötzlich zusammen und lag seitlich auf dem Boden. Das Mädchen wusste nicht warum, aber der Mut und die Sorge packten sie und führten dazu dass sie auf die Beine kam und zu ihm rannte. Neben ihm auf die Knie fiel und sprach: „Hey! Geht es dir gut?! Hey! Hey!“ Sie fasste ihn sanft an der Schulter…sie war sehr warm. Er glühte als würde ein Feuer in ihm brennen. Doch es schien nicht so als ob er krank wäre. Diese Wärme schien natürlich zu sein. Und als er sich noch immer nicht regte sprang sie wieder auf und rannte zurück zum Anmeldetresen. Dort hatte sie einige Decken gesehen und zog sich unter diesem eine heraus. Klopfte Staub und Spinnennetze davon ab und rannte wieder zu ihm zurück. Er hatte sich noch immer nicht geregt und so legte sie sanft die Decke über seine nackte Haut. Versteckte endlich den entblößten Körper darunter und sie konnte auch etwas lockerer werden. Sie hatte noch nie zuvor einen nackten Jungen gesehen. Und obwohl sie gerade mal 10 Jahre alt war machte ihr dieser Anblick schon etwas Unbehagen. Was auch nicht verwunderlich war, denn wenn sie ihn nun genauer ansah…war er ein hübscher Junge. Irgendwo unter dem ganzen Blut das ihn bedeckte. Was war nur passiert? Sie sah das Blut an ihm und vieles davon…war nicht von dem Legion eben, soviel stand fest. Es war ihr nicht geheuer. Sie sollte sich umdrehen und gehen. Aber das konnte sie nicht. Sie wollte nicht ehrlich gesagt. Er war der erste Mensch den sie nach dem Tod ihrer Eltern getroffen hatte und noch dazu hatte er sie eben gerettet. Sie konnte und wollte ihn nicht liegen lassen und verschwinden. Und so verweilte sie bei ihm. Saß neben ihm am Kopf und wartete ab was passieren würde. Stunden später erwachte der Junge auch endlich aus seinem Schlaf. Das Mädchen saß ihm nun gegenüber und wartete gespannt darauf was er tun würde. Würde er sie auch anfallen? Die Angst hatte sie und war genau deshalb auf Abstand gegangen als er anfing sich zu rühren. Doch nichts der Gleichen passierte. Er blinzelte nur und hob den Kopf an. Sah sich um und dann zu dem Mädchen vor sich. Er sah sie nur an. Seine Augen müde und verwirrt. Als wüsste er nicht wo er war. Konnte das sein? Sie winkte ihm freundlich zu und lächelte vorsichtig und leicht dabei. Fragte: „Hallo…Geht es dir besser? Wie fühlst du dich?“ Aber der Junge antwortete ihr nicht und setzte sich aufrecht. Wickelte sich instinktiv in die Decke ein, so dass man ihn darunter nicht sehen konnte und sah sich um. Er schien…so verwirrt. Er sah sich um wie ein Neugeborenes das zum ersten Mal die Welt um sich sah. Was das Mädchen noch komischer fand. Das bildete sie sich doch nicht ein, oder? Und dann fragte sie noch mal: „Geht es dir besser?“ Und da sah er wieder zu ihr. Schwieg. Ob er sie überhaupt verstand? Vielleicht war er ja Amerikaner oder Europäer und verstand kein Japanisch. Aber kurz darauf nickte er leicht und sie war erleichtert das er sie offenbar doch verstand. Und dennoch musste sie einfach fragen: „Verstehst du mich?“ Worauf er sie nur weiter an sah. „…Ich verstehe dich.“ Sprach er dann darauf. Er hatte eine so wunderschöne Stimme. So wie er eben geantwortet hatte war sie sehr sanft und melodisch, noch dazu sehr beruhigend in ihrem Ton gewesen. Sie fühlte sich schon leicht berührt bei dem Ton. War es das was man Schmetterlinge im Bauch nannte? Hatte sie einen kleinen Crush auf ihn? Sie schüttelte den Gedanken ab und zeigte auf sich mit der rechten Hand. Er behielt sie genau im Auge als sie das tat und lauschte ihr als sie dann sprach: „Danke dass du mich gerettet hast. Ich…ich bin Yonah. Wie…wie ist denn dein Name?“ Er sah von ihr weg und man konnte sehen wie seine Blicke wieder durch den Raum huschten. Langsam, aber sie taten es. Er schien so fremd zu sein. Was genau suchte er? Aber dann sah er wieder zu ihr und schwieg. Schwieg eine kurze Zeit bis er dann sanft und wie in Trance antwortete: „…Nier…“ Caim lief den zerstörten und teils verbrannten Laden auf und ab. Schon etwas genervt sah ihm Inuart dabei zu, der sich inzwischen auf dem Tresen hinten neben der Kellertür niedergelassen hatte und diese bewachte. Es machte ihn nervös das der Dunkelhaarige so in Gedanken und geladen auf und ab lief. Caim war nicht die Person die so in Gedanken abdriftete und über Dinge großartig nachdachte. Er war mehr der Impulsive und DAS war überhaupt nicht seine Art. Daher die Nervosität. Inuart wollte nicht wissen was in dem seinem Kopf abging. Aber es hatte sicherlich mit Nier zu tun. Und mit seiner Verwandlung. Was auch okay war, denn sowas hatte keiner jemals erlebt. Geschweige denn davon dass es normal war. Doch Caim seine Aussagen vorhin hatten Inuart beunruhigt… Der Junge und seine Schwester waren im Keller untergebracht. Inuart hatte Nier von der Straße getragen und beide da unten hin verfrachtet. Erstmal das sie sich erholen konnten und dann noch das sie sichergestellt waren, bis sie wussten was sie mit ihnen tun sollten. „Alter, würdest du bitte damit aufhören? Wenn du so weiter machst haben wir bald tiefe Furchen im Boden.“ Sprach er schließlich zu Caim rüber der erstaunlicherweise auch sofort stehen blieb und zu ihm sah. Auch nicht lange fackelte und antwortete: „Sag mir nicht du machst dir keine Gedanken.“ „Natürlich mache ich die mir Caim! Wer würde das nicht tun? Aber auf und ab laufen macht mich nur noch nervöser als ich es eh schon bin! Deswegen würde ich dir danken wenn du das sein lässt und ich wieder einen klaren Gedanken fassen kann dadurch!“ „ICH mache dich nervös damit?! In dem Keller liegt ein verdammter Junge der sich in einen Drachen verwandeln kann! Aber ICH mache dich nervös?!“ „Ich habe gesagt: DU machst mich NOCH nervöser als ich es schon bin! Ich weis dass da unten ein Junge liegt, den es gar nicht geben dürfte! Und was wir jetzt machen sollten ist herauszufinden wie wir damit umgehen!“ „Wie wir damit umgehen?! Da muss man nicht lange darüber nachdenken! Hier gibt es nur zwei Optionen: Leben oder Sterben!“ Er zeigte ihm, mit zwei Fingern der rechten Hand, diese Optionen an. „Bitte was!? Du willst es dir wirklich so einfach machen?!“ „Genau das mache ich! Er hat diese Optionen: entweder er fügt sich und beugt sich unserem Willen oder er wehrt sich und ich bringe ihn um! Mehr gibt es da nicht zu diskutieren!“ Inuart sprang bei der Aussage vom Tresen runter und machte einige Schritte auf Caim zu. Bis er vor ihm zum Stehen kam und sprach: „Sich unserem Willen fügen?! Was zum Teufel meinst du damit?!“ Caim verschränkte die Arme vor sich. Der Geruch von verbranntem Fleisch der Legion, der im Raum hing, schien ihn nicht sonderlich zu stören, als er antwortete: „Du bist doch sonst immer der Schlaue. Überleg doch mal! Weist du eigentlich was wir da unten im Keller haben?! Wir haben eine verdammte ultimative Waffe gegen Legion da unten! Wenn wir lernen sie richtig einzusetzen kann uns keiner was anhaben!“ Inuart wurde sichtlich sauer. „Hörst du dich eigentlich selbst reden?! Wir finden heraus das es neben uns und den Legion noch eine andere Spezies gibt und das erste was du sagst ist: mach ne Waffe draus?!“ „Tse, was willst du denn machen? Einen Streichelzoo öffnen?“ „Mit ihm reden!? Ihn genauer kennenlernen und herausfinden warum er so anders ist?! Hast du vielleicht auch nur eine Sekunde mal darüber nachgedacht das er auch ein Mensch ist?!“ „Entschuldige aber der Gedanke ist mit verflogen als er sich in einen verschissenen Drachen verwandelt hat!“ „Dann ist er für dich nun nur noch ein Monster?!“ „Eines von vielen, ja.“ Caim packte seine Machete und lief in Richtung der Kellertür. „Und wenn er schlau ist, macht er besser genau das was ich ihm sage.“ Doch noch bevor er die Tür erreicht hatte, stellte Sich Inuart genau vor diese und versperrte ihm damit den Weg nach unten. Zu seiner Überraschung sah ihn Caim nicht mal besonders wütend an, sondern sprach nur: „Geh zur Seite.“ „Das werde ich nicht Caim…Du bist nie so gewesen. Warum machst du das? Seit ich dich kenne warst du immer ein gutherziger Mensch. Bis zu dem Tag an dem Furiae gestorben ist zumindest. Und ich weis das dieser Mensch auch noch tief in diesem Labyrinth aus Hass und Zorn in dir ist. Ich glaube fest daran! Du hast dich nur verirrt. Du bist mein bester Freund und ich möchte nicht sehen wie du dich zu einem Monster verwandelst! Deswegen bitte ich dich: Bitte mach nicht noch mehr Fehler! Lass uns einfach mit den beiden da unten reden und sehen was passiert.“ Caim sah ihn nur an. Sein bester Freund was? Fährt er jetzt wirklich diese Schiene und will ihn mit dem Klischee überzeugen? War er wirklich so dumm? Dieser Mensch den er meint…war lange schon tot. Zusammen mit seiner Schwester. Er hatte ihn selber und mit purer Absicht getötet. Weil man nur so überleben konnte. Inuart sollte ihm danken das er sich verändert hat, denn nur so hielt Caim sie beide am Leben. Er würde sich nicht mehr ändern. Aber ihm viel etwas auf: wenn er so weiter machte würde sich Inuart nur immer und immer wieder nervig dazwischen stellen. Vielleicht konnte man das ganze auch geschickter lösen und bekommen was man wollte…Indem man mitspielte und so tat. Er würde Inuart in Sicherheit wiegen und dennoch tun was er für richtig hielt. Und er hatte da auch schon eine Idee… So seufzte er und steckte die Machete weg. Man musste da geschickt rangehen… „Was schlägst du denn vor?“ Fragte er schließlich und Inuart sah ihn erstaunt an. Hatte es…funktioniert? War er endlich zu ihm durchgedrungen? Es war zu schön um wahr zu sein, aber er nahm es dankend an und entspannte sich endlich wieder etwas. Caim machte den Eindruck dass er es ernst meinte. Und der Dunkelhaarige bemerkte an seinem Gegenüber…dass er ein verdammt guter Schauspieler war. „Ich denke wir reden erst mal mit ihnen. Ich denke nicht das Nier uns was tun würde. Ich meine dann hätte er uns vorhin doch auch angegriffen, oder?“ „Hat er das nicht?“ „Nein hat er nicht. Er ist gezielt gegen Legion vorgegangen und das finde ich sehr interessant. Ich würde gerne mehr über ihn erfahren.“ „Dann machen wir es mal nach deiner Art. So wie vorher auch und wodurch wir immer von einem Schlamassel in den Nächsten rutschen.“ Er sagte das bewusst etwas genervter und Inuart konnte ihm das nicht mal übel nehmen. Er hatte ja recht. Wegen ihm haben sie die Zwei gefunden und auch wegen ihm wurden sie überhaupt der Gefahr einer Horde ausgesetzt, weil er den beiden helfen wollte. Es führte schon alles auf ihn zurück. Aber dennoch bedauerte er das nicht. Sie sind Zeugen von etwas geworden was man nur aus Märchenbüchern kannte. Einen echten lebenden Drachen hatten sie gefunden. Auch wenn er so komplett anders war wie in den Büchern. Und er wollte mehr über ihn erfahren. Wurde er so geboren? Oder wurde er vielleicht sogar in einem Labor gezüchtet? Alles Dinge die er erfahren wollte, wenn es möglich war. Für Caim dagegen stand die Sache bereits fest. Der Junge konnte nur ein Experiment sein. Da hat jemand versucht ne Waffe zu erschaffen und das kam dabei raus. Also warum sollte man diese Waffe nicht nutzen? Und Caim wusste auch schon wie. Und so begaben sie sich runter in die Höhle des Löwen. Und jeder Schritt die Treppen runter verursachte Inuart Unbehagen. Wie sollte er das Thema ansprechen? Einfach locker bleiben? Wie würde der Junge reagieren? Würde Caim sich wirklich zusammenreißen? Aber er durfte nicht weiter darüber nachdenken, sonst würde er ausflippen. Und so kamen sie unten an und sahen auch schon die Beiden. Nier schien endlich wieder bei Bewusstsein zu sein und saß neben seiner Schwester auf einem der Schlafsäcke. Er war eingewickelt in einer Decke, was daran lag dass er komplett nackt war. Seine Verwandlung hatte seine Kleidung zerrissen und nun brauchte er erst mal wieder etwas Passendes. Er sah müde und erschöpft aus, aber noch fit genug um zu sprechen und sich auf zu setzten. Und was Caim und Inuart sofort aufgefallen war, vorhin als sie ihn hier runter brachten…waren seine Wunden. Er hatte keine Wunden. Er wurde als Drache sichtlich verletzt und gebissen ohne Ende, aber keinerlei Wunden waren an seinem menschlichen Körper danach zu sehen. Was zum Teufel war das? Niemand konnte sich das erklären. Es ging auf jeden Fall nicht mit rechten Dingen zu. So wie alles an diesem Jungen. Nier hatte die beiden genau im Auge und Yonah hatte ihm das Haar bereits wieder geflochten und hochgesteckt, so dass er einen leichten Pferdeschwanz hatte. Genauso wie vorher. Sie sah auch endlich um ihn herum, da sie noch hinter ihm war und sah die zwei Männer vor ihnen stehen, wenn auch auf Abstand. Ohne zu zögern und mit der Kraft die sie wieder durch die Medikamente erhalten hatte, kam sie um ihren Bruder herum gekrochen und setzte sich vor ihn. Schützte ihn zu Abwechslung und sprach lieb: „Bitte tut ihm nichts! Er ist kein böser Mensch!“ Nier sah sie erstaunt an. Das war das erste Mal dass sich Yonah schützend vor ihn stellte. Normalerweise war es genau anders herum. Ihm wurde warm dabei um das Herz, da sie sich so für ihn einsetzte. Genau wie er es für sie tat. Caim machte einen Schritt näher und blieb stehen, als er sprach: „Ich bezweifel ob er überhaupt ein Mensch ist.“ „Er wird niemanden hier etwas tun!“ Sprach Yonah schon der Verzweiflung nahe. Das konnte man klar und deutlich aus ihrer Stimme hören und das tat Nier weh. Sie musste ihn nicht verteidigen! Das musste sie nicht. Sie sollte sich nicht damit belasten. So das er sie an sich drückte und zu ihr sprach: „Es ist okay Yonah. Es wird alles gut.“ Sie schmuste sich an ihn und wollte am liebsten weinen vor Sorge um ihn. Aber sie tat es nicht und riss sich zusammen, weil sie wusste dass es ihm nur noch mehr Kummer bereiten würde. Sie wollte ihn auch nicht belasten. Deswegen schwieg sie und verbarg ihr Gesicht an seiner Kehle. Lauschte dabei seinem Herz das erstaunlich ruhig schlug. Er hatte keine Angst und beruhigte nun auch sie damit. Sein Puls beruhigte sie. Caim sah sie nur an und sprach zu Nier: „Wird es das?“ Nier sah ihn an. Der selbe wütende und angespannte Blick wie im Kaufhaus als sie zusammen unterwegs waren. Er hasste ihn, daran bestand kein Zweifel. Aber das war auch okay. Caim wollte nicht das er ihn mag…er musste nur gehorchen. Wenn ein Tier nicht gehorchen wollte…dann musste man ihm eine Leine anlegen. Und Caim wusste schon genau was diese Leine sein würde. Er fuhr fort: „Ich meine was dachtest du denn was passieren würde? Vor allem nachdem du uns gezeigt hast WAS du wirklich bist. Dachtest du ernsthaft wir würden dir keine Fragen stellen und nicht misstrauisch werden? Diesen Braten hast du dir selber eingebrockt.“ „Ich habe euer verdammtes Leben damit gerettet! DEIN verdammtes Leben damit gerettet, obwohl ich es hätte nicht tun müssen! Es ist mir egal was du von mir denkst! Yonah ist sicher und das wird sie auch weiterhin bleiben! Auch vor dir!“ Amüsant. „Unser Leben gerettet? Sei ehrlich: das war doch nur ein glücklicher Nebeneffekt. Du wolltest nur das Mädchen schützen. Deshalb ist dir die Hutschnur geplatzt. Wir waren dir doch egal. Aber das ist schon okay. Ich nehme diese…glückliche Fügung gerne an. Ich meine warum auch nicht? Immerhin weis ich jetzt womit ich es zu tun habe…“ Nier hasste ihn so sehr. Inuart schritt endlich ein und kam näher zu den beiden am Boden. Er war ehrlich und freundlich. Kam auf Augenhöhe und hockte vor ihnen als er sprach: „Ich bin dir dankbar dafür. Mir ist egal weshalb, aber du hast mein Leben gerettet durch deine Aktion. Doch habe ich soviele Fragen und ich würde gerne wissen ob du mir diese beantworten könntest. Ich habe noch nie zuvor jemanden wie dich gesehen.“ Nier sah ihn an und drückte Yonah fester an sich, als er angespannt sprach: „Und das wirst du auch nicht. Ich bin der einzige meiner Art.“ „Interessant. Und woher weist du das?“ „Ich habe bisher noch keinen anderen gesehen.“ Eine schlichte und einfache Antwort, aber die Wahrheit. Und darauf fiel Inuarts Blick sofort auf Yonah. Sie hatte auch sowas erwähnt. Aber wenn sie Geschwister waren, warum war das dann so? Müsste sie nicht auch dieses…naja GEN haben? Das ergab keinen Sinn. Sowas würde doch bestimmt von Generation zu Generation weitergebeben werden, oder? Nier bemerkte seinen Blick auf Yonah und sofort fuhr der Beschützerinstinkt wieder in ihm hoch. Er war noch etwas schwach, aber bereit zu kämpfen wenn es sein musste! Inuart zeigte auf Yonah mit der rechten Hand und Nier zuckte leicht auf. Hielt aber inne als er bemerkte dass es nur ein Zeigen war. Er war an der Kante zum Angriff. Inuart merkte das und versuchte sanfter zu reden: „Yonah sagte das sie nicht wie du ist. Sie kann sich also nicht verwandeln. Aber ihr seid doch Geschwister. Ist es etwas was nur du vererbt bekommen hast? Verzeih mir wenn ich dich so löchere, aber ich bin einfach interessiert an all dem. Ich habe sowas mir nicht mal in meinen kühnsten Träumen erträumt. Also ich meine mal einen echten Drachen zu sehen.“ Caim stand nur an der Seitenlinie und sah ihnen zu. Für ihn gab es da nichts zu besprechen. Ihn interessierte nichts davon. Er musste auf seinen Moment abwarten. Und Nier wollte nicht antworten. Es ging ihn ehrlich gesagt nichts an und…Aber Yonah drückte sich plötzlich von ihm weg und setzte sich neben ihn. Sah Inuart an. Wenn er es nicht tat, dann würde sie reden. Sie wollte einfach ehrlich sein. Und sie vertraute ihm. Er war ein guter Mann. „Das liegt daran weil wie keine echten Geschwister sind.“ „Yonah!“ Sprach Nier laut und sah sie dabei an. Aber sie lächelte nur zu ihm zurück. „Es ist okay Nier. Man kann ihm vertrauen.“ Schon aber das Problem war jemand anderes im Raum, der das auch alles mitbekam. Er wollte nicht das Caim etwas davon erfuhr. Aber das war nun vom Tisch. Er traute diesem Kerl nicht weiter als er ihn werfen konnte und das wäre nicht weit. Yonah…sie war einfach zu vertrauensselig. Das hatte sie schon bei ihm bewiesen. So sah sie wieder zu Inuart und der schien nicht sonderlich überrascht. „Ja das dachte ich mir. Ihr geht zwar herzlich wie Geschwister miteinander um, aber wenn man genauer hinsieht kann man es erkennen. Ihr seht euch kaum ähnlich. Angefangen bei der Haarfarbe und nach der Drachen-Aktion war es offensichtlicher. Aber wie kommt es das ihr so zusammengewachsen seid? Wie habt ihr euch kennengelernt?“ „Er hat mich gerettet. Er hat mich vor zwei Jahren vor einem Legion gerettet. Meine Eltern…es tut mir Leid Inuart, aber ich habe dich etwas belogen vorhin.“ Er erinnerte sich an die Geschichte mit ihren Eltern und das Nier krank gewesen wäre und es ihn deshalb nicht erwischt hätte. Nach genauerem drüber Nachdenken fällt ihm auch auf das es sehr offensichtlich eine Lüge gewesen ist. Aber das war okay, sie hatte je ihre Gründe und diese waren ein Drache im Raum. Den man vor allem nicht mehr weg reden konnte. Sie sprach weiter: „Meine Eltern wurden wirklich von Legion angegriffen und verwandelt. Ich bin entkommen und habe zwei Tage später dann Nier getroffen. Er hat mich gerettet. Ich brauchte Hilfe und er half mir. Und ich wusste dass auch er Hilfe brauchte und half ihm indem wir zusammen blieben. Mehr ist es wirklich nicht.“ Sie ließ bestimmte Details bewusst aus, aber nichts von dem was sie sagte war gelogen. Sie wollte niemanden beunruhigen indem sie erzählen würde dass sie Nier nackt und animalisch getroffen hatte wie er einem Legion den Kopf abbiss. Das würde nicht weiter helfen. Aber auch bis heute…hatte sie sein Verhalten damals nicht verstanden. Und er konnte es ihr auch nicht erklären, weil er sich nicht mehr daran erinnern konnte. Er konnte sich erst an alles erinnern, als er danach wach wurde und sie sah. Das war seine erste Erinnerung und das machte ihr bis heute…Angst. Doch sie wusste das er ein guter Mensch war, also war das alles für sie nicht mehr so wichtig. Er hatte das mehrmals bewiesen seit zwei Jahren. Caim schaltete sich plötzlich ein: „Was für eine süße Geschichte. Er half mir, ich half ihm Bullshit. Aber wie auch immer: erklärt uns lieber Mal WARUM du dich verwandeln kannst! Soweit ich es auf dem Schirm habe ist das nämlich etwas was Menschen nicht können.“ Nier sah sauer zu ihm rüber. Er wollte platzen. Tat er auch teils, aber nicht gerne so feurig und wütend wie er es gewollt hätte: „Woher soll ich das wissen?!“ Caim sah ihn an und fauchte: „Ganz einfach weil DU der verdammte Drache bist! Wieso weist du nicht WIESO du dich verwandeln kannst?!“ Er war so aggressiv und aufbrausend. Und da gingen dem Weißhaarigen auch die Pferde durch. Er stand mit all seiner Kraft schlagartig auf und lief zu dem Dunkelhaarigen rüber. Hielt sich weiter mit der Decke bekleidet und stapfte wütend auf ihn zu. Inuart sah die Lage schon eskalieren und kam ebenfalls hoch, genau wie Yonah, aber da war Nier auch schon vor Caim und fauchte zu ihm hoch, weil er einen halben Kopf größer war als er: „Woher weist du bitte wie du deine Hände bewegst?! Du machst es einfach! Und so ist das auch bei mir! Ich kann es dir nicht erklären und selbst wenn ich es wüsste wärst du der LETZTE dem ich es verraten würde! Es geht dich einen Scheiß an! Und wir werden nicht länger bleiben damit du es überhaupt verstehen musst!“ Caim sah ihn an. Dieser Blick…Da war wieder dieser taffe und freche Blick in seinen wütenden Augen. Dieses Gefühl was den Älteren schaudern ließ. Aber nicht vor Angst oder Wut. Nein. Vor Gefallen. Er mochte diese Art. Dieses selbstsichere und freche. Dieser törichte Mut den er an den Tag legte und der dafür sorgte dass er die Klappe soweit aufriss. Und es war komisch, doch genau DAS brachte sein Blut etwas zum kochen. Es war wie vorhin. Vorhin als er diesen Drachen gesehen hatte. Diesen Zorn, diese Wut und den Hass in jeder Bewegung des Tieres. Es versetzte ihn in Wallung. Diese Anmut die er in seinem Zorn und jeder Bewegung darin ausstrahle. Und auch in der Sekunde, wo er diesen Jungen so nah vor sich hatte, dass er ihn förmlich riechen konnte. Es gefiel ihm. Sein Geruch war anders. Er war nicht voller Schweiß und Angst. Er war nicht so wie Menschen ihn hatten. Er war dezent und blumig. Wie nicht von dieser Welt. Und wenn er ihn so nahe an sich sah, ihn roch und diese zornige aber zugleich betörende Stimme hörte…da regte sich etwas in ihm was er dachte nie fühlen zu können. Er wollte diesen Jungen packen und ihm zeigen wo sein Platz war… Doch riss er sich zusammen und lächelte ihn nur leicht böse an. „Ich denke es wäre besser wenn du dich noch etwas ausruhen würdest. Meinst du nicht auch? Du kannst ja kaum auf den Beinen stehen und somit auch nicht die Kleine beschützen. So schnell kommst du hier also noch nicht weg…“ Nier sah ihn an. Dieses…dieses miese Arschloch. Er wusste und hörte an seiner Art worauf er hinaus wollte. Das war eine höfliche Art zu sagen: Du bist unser Gefangener solange du nicht fit bist. Und das kotzte ihn an…weil es leider stimmte. Er wollte Caim den Hals umdrehen…Inuart kam neben die Beiden und sprach dann: „Caim hat in der Hinsicht recht: du bist noch schwach und solltest dich erholen. Keiner wird dir etwas tun. Oder Yonah. Das verspreche ich dir. Ich denke ihr solltet euch erst einmal ausruhen. Ich versuche währenddessen Kleidung für dich aufzutreiben.“ „Ich suche für ihn Kleidung.“ Sagte Caim plötzlich und Inuart sah verwirrt zu ihm. Der Dunkelhaarige sah dann wieder zu Nier und lächelte weiterhin leicht fies. „Ich meine es wäre so rum besser. Immerhin vertrauen sie dir mehr als mir. Nicht war Nier?“ Sprach der zu dem Jungen vor sich und der warf ihm nur weiter einen düsteren Blick zu. Bis sich der Ältere abwand und den Keller verließ. Er lächelte den ganzen Weg nach oben zum Laden. Er wusste genau was er zu tun hatte. Und was funktionieren würde. Es war zu einfach. Michael saß auf der Lichtung und sah weiterhin zum Himmel hinauf. Es war ewig her das er seine Schwingen erhoben hatte und durch die Lüfte flog. Aber obwohl es so lange her war, wusste er noch genau wie es sich anfühlte den Wind in den Wolken zu spüren. Doch seit seiner Verletzung hatte er kein Bedürfnis mehr zu fliegen. Und seit das große Sterben anfing erst recht nicht mehr. Der Himmel hatte seine Farbe nicht mehr verändert. Er wurde Woche um Woche dunkler und rötlicher. Die Welt ging unter. Es war nicht mehr zu stoppen. Er sah danach rüber zu dem Jungen den er unter seinen Flügel genommen hatte. Dieser saß weiter entfernt von ihm an einem Lagerfeuer und schien essen zu machen. Michael hasste Menschen und alles was mit ihnen zu tun hatte. Seiner Meinung nach waren sie das Schlimmste was der Erde passieren konnte. Doch die Kochkünste dieses Jungen überraschten ihn sehr und es schmeckte wirklich köstlich. So wie ihn auch dieses Kind überraschte. Immer wieder aufs Neue. So bewegte er sich langsam, auf den Hinterbeinen und mit zusammengeklappten Flügeln zu dem Jungen rüber und setzte sich zu ihm ans Lager. Dieser sah kurz von seinen gebratenen Fischen zu dem Drachen auf und lächelte. Bis er dann die Nase wieder in den Kochtopf steckte und weiter das Gemüse umrührte. Es durfte nicht über dem Feuer anbrennen. Er war ein guter Koch und es roch auch sehr gut. Das konnte der Drache nicht leugnen. Und er sah ihm weiter aufmerksam dabei zu, obwohl er in Gedanken versunken war. Dieses Kind..würde auch sterben. Es war nur eine Frage der Zeit. Alle Menschen würden sterben…Der Junge bemerkte das der strenge Blick der geflügelten Echse auf ihm ruhte und fragte dann zu ihm hoch: „Alles okay Michael? Normalerweise ist es dir doch egal wie ich koche, Hauptsache es schmeckt am Ende.“ Er schnippte damit den Drachen aus seinen Gedanken und er sah ihn, ohne die Mimik zu verziehen, einfach an. „Hm? Wie meist du das Junge?“ „Naja du beobachtest mich so genau beim kochen wie du es noch nie getan hast. Muss ich mir Gedanken machen?“ Fragte er frech und lachte kurz dabei. „…Du solltest dir deshalb nicht den Kopf zerbrechen Kind. Es gibt wesentlich wichtigere Dinge.“ Der Junge sah ihn an. Schien verwirrt über diese Worte. „…Was ist denn los? Du bist heute noch ernster und weiter weg als sonst mit deinen Gedanken.“ Der Drache sah ihn einfach nur an. Ja. Es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Und je mehr Tage ins Land zogen…umso unentschlossener wurde Michael. Es gingen ihm viele Gedanken durch den Kopf. Und er wusste noch nicht was er tun sollte oder ob es überhaupt sinnvoll war. Sein Tod rückte näher. Er konnte es fühlen. Drachen starben nicht am Alter. Aber durch Wunden. Und seine Wunde…war so schlimm dass sie ihn langsam umbrachte. Doch sagte er dem Jungen nichts davon. Aber je näher sein Tod kam…umso näher kam die Entscheidung die er zu fällen hatte. Und er wusste nicht welche das sein würde. Er schnaufte schließlich und sprach: „Wie ist eigentlich dein Name Junge?“ Der Junge war nun noch verwirrter als sonst. Sie kannten sich bereits seit 2 Wochen und er hatte ihn nie nach seinem Namen gefragt. Sagte ihm mal das Namen Schall und Rauch wären und damit unnötig. Aber er selbst besaß ja als Drache auch einen Namen. Was den Jungen wunderte. Er lächelte kurz. „Woher das plötzliche Interesse?“ „Hmm…Ich habe dir meinen Namen verraten. Noch nie hat einer deiner Art meinen Namen gehört, oder durfte dieses Wissen sein Eigen nennen. Nun dachte ich mir es ist unhöflich dich immer nur: Junge oder Kind zu rufen.“ „Unhöflich? Michael du bist ein Drache. Benimm dich auch wie einer und zeig mir das dir Menschen egal sind, haha.“ Das war ein kleiner Scherz gewesen. Er war froh dies von dem Drachen zu hören. „…Ich bin nur unhöflich wenn ich keinen Respekt vor einem Lebewesen habe das definitiv unter mir steht. Aber du Kind…du bist anders. Ich respektiere dich. Der einzige Mensch den ich jemals respektieren werde. Und deshalb erfrage ich deinen Namen. Wirst du ihn mit mir teilen?“ Er respektierte ihn? Das war…schön zu hören. Vor allem da er noch nie von jemand respektiert oder geachtet wurde. Nur immer verabscheut oder ausgenommen. Das von einem Drachen zu hören erfüllte ihn mit Stolz. Aber er schüttelte dann den Kopf. „Ehrlich gesagt…habe ich keinen Namen. Nicht das ich mich erinnern könnte. Ich war schon immer einfach nur ich. Mir war es egal ob ich einen Namen hatte oder nicht. Obwohl es vielleicht ganz schön gewesen wäre einen zu bekommen. Das hätte mir gezeigt dass ich jemanden etwas bedeute. Aber ich bin okay damit keinen zu haben. Sorry das ich dir nicht meinen Namen sagen kann.“ Der Drache legte seinen Schwanz um das Lagerfeuer herum. Er war so lang das es locker ging und der Junge sich setzen und nach hinten an diesen lehnen konnte. Weiter zu dem Drachen auf sah der neben ihm saß und zum Feuer des Lagers sah. Es schimmerte in seinen dunklen Augen, als er antwortete: „Wirklich? Das ist ein Jammer. Viele Lebewesen die leben verdienen den Tod und manche die sterben verdienen das Leben. Die Welt ist voller Ungerechtigkeiten. Dir keinen Namen zu geben ist eine davon. Du hättest einen verdient.“ Der Junge sah lächelnd zu ihm rauf und sprach fröhlich: „Dann gib du mir doch einfach einen! Dann wäre ich der erste Mensch der einen Namen von einem Drachen bekommen hat! Das hat doch auch was, oder? Hehehe!“ Michael sah zu ihm runter. Sah ihn nur eine Weile an und sah zu wie das Kind dann anfing den gebratenen Fisch zu essen, den er sich vom Feuer wegholte. Und erstaunlicherweise…wusste er einen der perfekt passen würde. Er sah wieder zum Feuer und blickte in die Flammen, die immer stärker entflammten während seine eigene Flamme im Innern erlosch. Langsam, leise und schmerzhaft. So das er sprach: „Wenn ich einen weis…dann gebe ich dir bescheid…Junge ohne Name…“ „Wo hast du Nier kennengelernt?“ Fragte Inuart die kleine Yonah die rechts neben ihm saß. Sie saßen nun schon eine Weile oben im Laden und bewachten zusammen das riesige Loch vor ihnen in der Wand das Nier dort reingerissen hatte. Das Loch was er als Drache in den Eingang gesprengt hatte und die Sicht auf eine leere Straße offenbarte. Ihr Bruder war kurz nachdem Caim abgezogen war eingeschlafen und Yonah hatte das Gefühl ihn auch einfach mal in Ruhe zu lassen. Es war selten dass er so erschöpft war und einschlief während sie noch wach blieb. Das zeigte wie viel Kraft er verbraucht hatte mit seiner Verwandlung. Und sie genoss es auch mal die Beschützende der beiden zu sein und auf ihn aufpassen zu können. Meist war das ja nicht der Fall. Zudem mochte sie Inuart. Man konnte gut mit ihm reden und er war sehr lieb. Er reichte ihr einen Keks und sie sah vor sich als sie anfing zu erzählen: „Ich habe ihn vor zwei Jahren in einem Hotel getroffen. Ich weis nicht mehr welches es genau war und wo, aber dort hat er mich vor einem Legion gerettet.“ Inuart lächelte. „Das klingt nach ihm.“ Sie nickte glücklich. „Ich habe ihn wirklich sehr lieb. Auch wenn er nicht mein echter Bruder ist, so fühlt es sich für mich genau so an. Ich wollte schon immer einen großen Bruder haben. Als Einzelkind ist das nicht ganz so ungewöhnlich denke ich. Und als ich ihn näher kennen lernte, sah wie hilfsbereit und lieb er ist, da wusste ich das er der Bruder war den ich schon immer wollte. Er behandelte mich wie eine kleine Schwester. Also fingen wir auch an uns so zu nennen. Er hat so ein gutes und großes Herz. Und dafür liebe ich ihn.“ Inuart konnte aus ihr hören das sie ihn wirklich sehr lieb hatte. Ihre Stimme allein sprach Bände. Er biss in einen Keks und fragte danach: „Ich weis das sollte man eine Dame nicht fragen, aber ich bin eben nur ein dummer Mann und frage deshalb dennoch frech: Liebst du ihn wie einen Bruder oder doch vielleicht mehr als das? So wie einen festen Freund?“ Sie sah ihn leicht beschämt an und schubste ihn dann frech. Das war das erste Mal das sie sowas gemacht hatte und Inuart war erstaunt über ihre Art. Kleine freche Zuckermaus. Dann kicherte sie kurz und schüttelte den Kopf. „Nein natürlich nicht. Ich liebe ihn wie einen Bruder. Ich habe mich auch schon gefragt ob ich mehr möchte. Besonders jetzt nach zwei Jahren und wo ich älter werde. Aber mir ist klar geworden das es so besser ist. Ich kann ihn jetzt nicht mehr lieben wie eine Frau einen Mann. Nicht weil er zur Hälfte ein Drache ist, sondern weil er zu lange schon mein Bruder ist.“ Das verstand Inuart. Und es war auch gut so. Zur Hälfte ein Drache…er legte die rechte Hand an sein Kinn und überlegte. Wie war das nur möglich? Er hatte noch so viele Fragen an Nier. Aber wenn er schon nicht beantworten konnte WIE er sich verwandelt, woher sollte er dann wissen wieso er das überhaupt kann? Wahrscheinlich würde es nichts bringen ihn zu befragen und löchern. Auch weil er nicht so der Typ war andere in Bedrängnis bringen zu wollen. Das war mehr Caim sein Ding. Caim…Er war noch immer etwas beunruhigt wegen ihm. Seit Nier sich verwandelt hatte stimmt etwas mit dem Dunkelhaarigen nicht. Und es war wirklich besser das er nach Kleidung suchte und nicht Inuart. Das hatte er wirklich vorher nicht bedacht und schämte sich dafür. Er kam auch zu dem Entschluss dass man Nier und Caim nicht allein lassen sollte. Da war etwas zwischen ihnen. Er konnte es nicht genau fassen WAS es war, aber es machte ihn nervös dass sie sich am liebsten jedes Mal an die Gurgel gehen wollten. Sie allein zu lassen wäre ein Fehler. Es muss etwas passiert sein als sie allein unterwegs waren. Es konnte nichts anderes sein, denn ab da spürte er zum ersten Mal diese Spannung zwischen ihnen. Yonah sah ihm an das er nachdenklich war und riss ihn mir einer Frage aus seinen Gedanken: „Über was denkst du nach?“ Er sah zu ihr. „Hm? Ach über so einiges ehrlich gesagt. Vor allem frage ich mich wie so etwas wie Nier überhaupt existieren kann. Menschen verwandeln sich nicht einfach mal so in Drachen. Das weist du auch. Aber warum kann er sowas?...Du meinst er wäre zu Hälfte ein Drache. Bist du dir da sicher? Wenn das so wäre dann könnte er ein Hybrid sein.“ Sie legte den Kopf schief. Dieses Wort hatte sie noch nie gehört. „Was ist denn ein Hybrid?“ „Das ist eine Mischung aus mehreren Lebewesen. Bei Nier wären das ein Mensch und ein Drache. Doch damit so etwas existiert müsste es reine Drachen gegeben haben und das bezweifel ich. Vielleicht ist er aber auch ein Experiment gewesen. Ein Lebewesen was in einem Labor künstlich erschaffen wurde. Das klingt plausibler als das es mal Drachen gab.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen.“ Aber tief im Innern hatte sie Angst dass es vielleicht doch sein könnte. Auch wenn sie das Gegenteil sagte. Wenn sie allerdings an ihn zurück dachte, daran dachte wie sie ihn das erste Mal getroffen hatte, dann schienen diese Ideen gar nicht mal so fern. Er wirkte wild und wie ein Tier. Aber nach dem Angriff war er ein ganz normaler Junge gewesen und von dieser Wildheit nichts mehr da. Sie verstand das nicht. Aber wollte auch nicht weiter darüber nachdenken. Keiner konnte wissen woher er kam. Diese Frage konnte vielleicht nur Nier selber beantworten. Als sie ihn damals mal gefragte hatte, woher er kam, konnte er ihr darauf nicht antworten. Er wusste es nicht. Zumindest sagte er es so. Sie fand das schon sehr komisch. Aber sie hatte auch gehört dass Menschen an einer Krankheit leiden können wodurch sie wichtige Dinge vergaßen. Man nannte es Amnesie. Und sie dachte dass dies vielleicht auf ihn zutraf. Das er was schlimmes gesehen oder sich den Kopf angehauen hatte und deshalb alles weg sei. Und sie wollte ihn nicht damit belasten, also ließ sie es ruhen. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen dass er sie anlog und nicht die Wahrheit über seine Herkunft sagte. So war er einfach nicht. Inuart aß noch einen Keks und zuckte mit den Schultern. „Es ist eigentlich nicht wichtig woher er kommt. Es wäre interessant zu erfahren, aber es ändert ja nichts an der Situation. Oder das die Welt jetzt schlagartig eine bessere wird. Vielleicht sollte man einige Geister einfach in der Flasche lassen, was?“ Sie sah zu ihm und fragte: „Werdet ihr uns wegschicken? Du und Caim?“ „Wegschicken? Ich werde niemanden wegschicken. Ich würde euch gerne bei uns behalten. Das Problem sind dein Bruder und Caim. Die kommen auf die bescheuerten Ideen.“ Yonah sah traurig auf den Boden vor sich. „So kenne ich ihn überhaupt nicht…Ich habe noch nie erlebt wie Nier so unruhig und wütend einem Menschen gegenüber war wie er es zu Caim ist. Er ist eigentlich ein friedvoller Junge und kämpft nur wenn es keine andere Möglichkeit gibt. So aufbrausend Caim gegenüber zu sein, dass passt nicht zu ihm.“ „Vielleicht macht er ihn nervös? Ich meine das wäre eine Erklärung. Caim ist kein friedlicher Kerl mehr. Er ist automatisch ungesellig und feindselig anderen gegenüber. Vielleicht knallt das so gegen Nier seine hilfsbereite Art. Die Zwei haben definitiv ein Problem miteinander. Und ich denke das sollten sie in den Griff bekommen, ansonsten könnte das mit unserer Gruppe schwer werden. Und ich hätte euch gern bei uns.“ Yonah sah überrascht zu ihm auf und er lächelte sie nett an. Worauf sie dies erwiderte. Es war ein schöner Gedanke. Eine größere Gruppe und mehr Schutz. Wie eine Familie. Inzwischen wurde es wieder dunkel und sie warteten weiter auf Caim. Und seit langem war es mal wieder eine friedliche Stille. Auch keine Legion waren in der Ferne zu hören. Es war schön. Nier saß auf dem Schlafsack und sah seine Hände an. Noch immer hatte er die Decke über seine Schultern geworfen und so nach vorne hängend das ihm nicht kalt wurde und man nichts darunter sah. Meist war dies aber nicht der Fall, also das ihm kalt wurde. Er kannte Kälte nicht mehr wirklich. Das Feuer, das in ihm brannte, hielt ihn immer warm. Er konnte sich nicht mal mehr daran erinnern wann ihm das letzte Mal kalt war. Ehrlich gesagt konnte er sich an verdammt wenig erinnern. Erinnerungen, die noch lebhaft waren, waren die der letzten zwei Jahre in denen er Yonah kannte. Alles andere davor war verschwommen und wirkte wie ein Traum. Er sah in seinen Träumen Dinge die er nicht verstand. Bilder die sich wie Erinnerungen anfühlten, aber nicht seine sein konnten. Gefühle die er kannte ohne sie erlebt zu haben. Er war sehr durcheinander. Und immer wenn diese in ihm aufblühen schob er sie beiseite und wollte sie vergraben. Aber sie krochen immer wieder aus dem tiefsten Teil seiner Seele hoch. Und es fiel ihm immer schwerer diese zu vergraben. Er wollte das nicht. Er hatte Angst vor dem was sie ihm sagen wollten. Yonah…alles an das er sich frühestens erinnerte war sie. Wie sie vor ihm saß und er sie kennengelernt hatte. Und das war alles was für ihn zählte. Und sein Name. Sein Name war etwas woran er sich erinnerte. Aber wer hatte ihm diesen Namen gegeben? Er wusste ihn sofort als Yonah ihn danach fragte. Aber woher? Es war wie eine Erinnerung. Eine die sehr wichtig war. Seine Hände zitterten. Ihm war wie gesagt nicht kalt und dennoch zitterten sie. Und er wusste genau warum…Er hatte es wieder getan. Er hatte sein Versprechen gebrochen und sich verwandelt. Etwas was er nie wieder tun wollte. Denn jedes Mal konnte er sich nicht daran erinnern. Er wusste nicht was er getan hatte, bis er wieder als Mensch aufwachte. Er wusste dass er sich in einen Drachen verwandelte, allein weil Yonah ihm das schon mal gesagt hatte. Aber in der Regel wusste er nie was er in dieser Gestalt anstellte und deshalb wollte er sich nicht mehr verwandeln. Die Angst Yonah vielleicht zu verletzten war zu groß. Doch er musste es tun. Nein…etwas in ihm wollte das tun. Es war als würden sich Ketten lösen und ihn frei lassen. Als würde eine Last von seinen Schultern fallen. Aber die letzte Verwandlung…hatte ihn erschrocken. Er konnte sehen was er tat. Zum ersten Mal konnte er seine Taten sehen und…konnte es nicht stoppen. Er war ein Gefangener in seinem eigenen Körper gewesen und sah nur dabei zu welches Chaos er anrichtete. Bis ihn seine Kräfte verließen und er bewusstlos wurde. Es war schlimmer als jemals zuvor. Nicht Herr seines Körpers zu sein war ein schreckliches Gefühl. Und genau deswegen zitterte er gerade. Er bekam Angst vor sich selbst. Was war er? Warum war er so? Er hatte sich diese Fragen auch schon öfters gestellt, aber er wusste es nicht. Vielleicht würde er es auch nie erfahren. Aber das war auch egal. Alles was zählte…war sich selber unter Kontrolle zu haben. Er durfte nie mehr die Kontrolle verlieren. Er durfte sich nie mehr verwandeln. Yonah zur Liebe. Er hatte sie schreien hören. Hatte gehört wie sie nach ihm geschrien hatte als er randalierte. Und er schrie nach ihr. Aber er konnte es nicht stoppen. Er konnte SICH einfach nicht stoppen… Er ballte die Hände vor sich zu Fäusten und verzog schmerzhaft das Gesicht. Schloss die Augen. Er war kein Monster! Er hatte sich unter Kontrolle! Das würde nie mehr passieren! Nie mehr! Das Scheppern der Kellertür riss ihn aus seinen Gedanken und er machte die Augen auf. Sah nach vorne und zu der Treppe. Das war bestimmt Yonah. Er durfte sich nicht anmerken lassen dass er Sorgen hatte. Also atmete er schnell aus und wieder tief ein. Beruhigte sich und zog die Decke enger an sich. Doch wer da die Treppe runter kam passte ihm überhaupt nicht. Es war sogar das schlimmste Szenario das möglich war…Es war Caim. Der Dunkelhaarige kam locker die Treppen herab und sah zu dem Weißhaarigen rüber, der schon anfing sich zu verkrampfen. Er hatte keine Angst vor ihm. Aber er fühlte sich dennoch nicht wohl allein mit ihm zu sein. Wieso war er überhaupt allein? Wo waren Yonah und Inuart? Und als er unten an kam, sah Nier das er etwas über der rechten Schulter liegen hatte. Es sah aus wie… „Tolle Wachen hast du da oben. Die Zwei sind eingepennt, aber zumindest hinter dem Tresen. Wie bescheuert kann man eigentlich sein?“ Sprach er zu Nier. Yonah und Inuart waren eingeschlafen?! Und er ließ sie oben einfach allein?! Er wollte dies gerade genau so sagen aber da zog Caim auch schon das von seiner rechten Schulter und warf es dem Jungen zu, der dies überrascht fing. Es war Kleidung. Er sah sie an und dann zu dem Älteren hoch, der sprach: „Zieh das an. Es ist nicht viel, aber ich denke als Drache solltest du nicht so schnell frieren. Is nur so ein Gefühl.“ Und dann lehnte er sich neben der Treppe an die kalte, graue Wand und verschränkte die Arme vor sich. Sah den Weißhaarigen an und schien darauf zu warten dass er sich umzog. Nier sah auf die Kleidung und wieder zu ihm hoch. War das sein Ernst? Würde er einfach da stehen bleiben und ihn weiter anstarren? Ihm zusehen wie er sich umzog? Allein der Gedanke bereitete ihm Unbehagen und er sprach: „Könntest du dich wenigstens wegdrehen?“ Caim lächelte etwas frech. „Oh was ist denn? Sind wir so viel Prinzessin das wie uns nicht vor einem Mann umziehen können?“ „Darum geht es nicht! Wie würdest du es finden wenn man dir etwas wegglotzen würde?!“ „Verarsch mich nicht, ich weis genau was los ist.“ Nier sah ihn verwirrt an und Caim fuhr fort: „Ich weis warum du dich so anstellst. Es war eigentlich offensichtlich. Schon in der Einkaufshalle war es offensichtlich, oder als ich dich in der Apotheke auf den Tresen genagelt hatte.“ „Ich weis nicht wovon du sprichst.“ Sprach Nier. Aber dieses mal war es schon kleilauter als vorher. Was daran lag das plötzlich wieder Unbehagen in ihm hoch kroch. Es war als…würde eine alte Wunde aufreißen. Aber warum? Caim dagegen blieb ruhig aber direkt: „Du weist genau was ich meine. So wie du dich verhältst, so verhält sich nur jemand der schon mal Sex hatte. Und der offenbar nicht so toll oder gewollt war. Ich nehme an du warst das Mädchen in der Situation, oder? Du hast Probleme deinen Körper zu zeigen und du erstarrst quasi zu Stein wenn sich dir jemand zu sehr nähert der keine Frau ist…Weis die kleine Yonah davon? Also das du offenbar überhaupt nicht auf Mädels stehst? Würde ihr vielleicht das Herz brechen, oder?“ Im Nu war der Weißhaarige wieder auf hundert und sprang auf die Beine. Noch immer bekleidet mit der Decke und ließ die Kleidung, die ihm gegeben wurde, auf den Sack unter ihm fallen. Er fauchte: „Das stimmt nicht! Laber nicht so einen Müll!“ „Ach ist das so?“ Fragte sein Gegenüber und kam langsam näher. Und schlagartig wurde Nier ruhig. Je näher der Dunkelhaarige kam umso nervöser und schreckafter wurde er. Was war nur los? Warum reagierte er so auf ihn? Er hatte definitiv keine Angst vor ihm. Das war es nicht. Aber warum reagierte sein Körper so? Das ergab keinen Sinn! Er fühlte wie sich jeder Muskel in ihm verkrampfte und er dort stand als müsste man nur einen Schuss abgeben und schon würde er um sein Leben rennen. Was war dieses Gefühl das seinen Magen nach unten zog und sein Herz schneller rattern ließ? Vor allem mit jedem Schritt den Caim näher auf ihn zu machte. Er verstand das nicht. Und sein Gegenüber machte auch keine Anstalten anzuhalten. Er sah das Nier sich wieder verkrampfte und festgenagelt auf der Stelle stand. Es war klar: Er wurde mal vergewaltig. Nur so konnte er sich das erklären. So verhielten sich Opfer einer Vergewaltigung wenn sie einer ähnlichen Situation ausgesetzt waren. Doch es war interessant das Nier offenbar so fühlte, obwohl Caim nichts der Gleichen vor hatte. Aber was ihn erfreute war…das es funktionierte. Er hatte den Jungen schon jetzt an der Angel. Nun musste er ihn nur noch an Land ziehen und ihm die Leine anlegen… So kam er vor ihn und sah auf ihn herab. Sprach dabei: „Du bist aber ganz schön nervös und still wenn ich dir so nahe komme. Wohl nur Zufall was?“ Nier sah ihn nicht mal an. Er sah auf den Boden. Starr und abwesend. Er konnte sich nicht bewegen. Er wollte, aber sein Körper rührte sich nicht. Warum rührte er sich nicht?! Fest hatte er die Decke an sich gezogen und verbarg seinen nackten Körper dahinter. Er schlotterte. Er schlotterte am ganzen Leib. Es war Angst. Dieses pure Gefühl in ihm war reine Angst. Und sein Bauch verkrampfte sich zusätzlich bei jedem heißen Atem den er von seinen Gegenüber fühlte und dann gegen seine Haut glitt… Als würde sich sein Bauch an etwas Schlimmes erinnern. Caim sah ihn eine Weile an und bemerkte das nichts mehr passieren würde. War klar. Er beugte sich kurz runter und hob die Kleidung auf die er mitgebracht hatte. Hielt sie dem Jungen dann vor die Nase und sprach: „Zieh dich endlich an verdammt.“ Und dann legte er sie auf die eine Schulter des Weißhaarigen und wand sich ab. Und in der Sekunde erwachte der Junge aus seiner Starre und sah Caim überrascht nach. Er…er drehte sich weg? Er wand sich von ihm ab? Und er blieb dann sogar mit dem Rücken zu ihm gewandt stehen und schien zu warten. Was…was war er nur für einer? In der einen Sekunde war er das größte Arschloch überhaupt und in der Nächsten wurde er schon fast zu nett. Das verstand Nier nicht. Was…wollte er von ihm? Doch er nutzte die Minute und ließ die Decke von seinen Schultern gleiten. Er drehte sich ebenfalls mit dem Rücken zu seinem Gegenüber und fing an sich anzuziehen. Er hatte nur simple Kleidung. Ein hellgraues, langärmeliges Oberteil, eine kniehohe kurze, weiße Hose und graue Stiefel. Dazu weiße Socken und eine Unterhose natürlich auch. Es war genug um sich zu bekleiden und sich darin wohl zu fühlen. Zuerst zog er die Hose und alles dazu an. Und kaum als er sie oben hatte riskierte Caim doch tatsächlich einen Blick, weil es ihm zu lange dauerte. Er sah einen Rücken der zarte Muskeln besaß und die Haut weich und hell schimmerte. Er sah einen Rücken, wie er ihn noch nie gesehen hatte. Er…fand Gefallen an diesem Anblick. So sehr das er sich gleich wieder ab wand und den Kopf schüttelte. Er war echt erbärmlich. Schon lange keinen Sex mehr gehabt und schon fand man jeden fremden Rücken gleich geil oder was? Widerlich. Doch das Gefühl blieb noch etwas in seiner Brust. Es war wie Flattern… Als Nier fertig war drehte er sich um und sah dem Älteren in den Rücken. Er mochte ihn noch immer nicht…aber das eben war sehr nett gewesen. Und das nahm er froh an. Und ihm brannte einen Frage auf den Lippen. Eine die er einfach stellen musste: „Warum machst du das? Was soll das alles?“ Caim reagierte darauf und drehte sich zu ihm um. Lehnte sich wieder locker neben sich an die Wand und gab ihm eine Antwort: „Ich habe gesehen wozu du fähig bist.“ „Was?“ „Ich gebe es zu…in dem Einkaufsgebäude habe ich das alles mit dir gemacht, weil es mir Spaß machte. Ich weis das irgendwas an mir dich beunruhig. Das kann ich auch jetzt noch fühlen. Und das gefiel mir. Ich hatte einfach nur Spaß daran dich zu quälen, da lagst du nicht mal falsch.“ Und im Nu mochte ihn Nier wieder weniger. Dieses blöde Arschloch. „Und vorhin…Erst wollte ich dich töten, weil ich keine Ahnung habe was du eigentlich bist. Doch dann hatte es bei mir: „Klick“ gemacht und ich hatte eine Idee. Warum sollte man sowas wie dich einfach aus Angst töten? Wo man doch so viel mehr mit dir anfangen kann. Du bist nützlich in Zeiten wie diesen.“ Nier erstarrte förmlich als er das hörte und wusste nicht mehr was er sagen sollte. Er…wäre nützlich? Und als diese Erkenntnis sank, er verstand was hinter diesen „netten“ Worten wirklich lag, Was sie eigentlich bedeuteten, brachte er unsicher hervor: „Wie meinst du das…?“ Caim lächelte böse. „So wie ich es sagte. Du bist doch nicht blöd. Ein Drache als Haustier ist die perfekte Waffe gegen alles was da draußen existiert. Mit dir muss sich unser einer kaum noch Gedanken machen. Du kannst einfach alles in Stücke reißen und das nur auf Kommando.“ Und da dämmerte es dem Jungen endgültig böse und er sah ihn erschrocken an. „…Du willst mich als Haustier halten?! Damit ich kämpfe gegen wen und wann wenn du es willst?!“ „Bingo.“ Kam es ihm entgegen und der Ältere schnipste mit der rechten Hand dabei. Nier schüttelte gleich den Kopf und fauchte ihn an: „Niemals! Du spinnst doch! Du bist krank! Ich lasse mich nicht von dir wie einen Hund an die Leine legen! Ich bin auch ein Mensch! Ich werde dir niemals gehorchen und du kannst nichts dagegen tun! Ich werde DICH in Stücke reißen wenn du es versuchst!“ Oho, da hatte wohl jemand wieder seine Lebensgeister gefunden, was? Zeit ihm diese wieder zu nehmen…Caim kam von der Wand weg und machte einen Schritt auf Nier zu. Dieses Mal aber blieb dieser stehen und sah ihn leicht gebückt und verdammt sauer an. Mutig mutig. Er würde ihn töten. Nier würde ihn töten. Am besten so schnell wie möglich und dann mit Yonah fliehen! Und dann blieb Caim stehen. „Ich mache dir einen Vorschlag: DU bist ein braver kleiner Drache und gehorchst mir wenn ich es verlange und als Gegenleistung…lasse ich klein Yonah am Leben. Klingt fair oder?“ Und da fiel dem Weißhaarigen alles aus dem Gesicht und ein Schrecken machte sich darauf breit als Caim aus seiner Jackentasche die Medikamente hervorzog die Yonah noch nehmen musste um wieder vollständig gesund zu werden. Er wedelte kurz damit und ließ sie dann wieder in der Tasche verschwinden. Er hatte sie sich vorhin geschnappt als die Kleine schlief. Hatte sie ihr aus der Jacke genommen. Er brauchte dieses Druckmittel nur gerade, denn bald würde sie wieder auf den Beinen sein. Aber danach nahm er einfach ihr Leben als Geisel und nicht ihre Gesundheit. Das würde schon klappen. Mit Yonah hatte er Nier an der Leine. Sie war seine Leine. Daran bestand kein Zweifel. Der Junge vor ihm knurrte plötzlich wütend und sprach leise, fast erstickend: „Wenn du Yonah auch nur ein Haar krümmst dann…“ „Dann was?!“ Kam es laut von seinem gegenüber und Nier zuckte auf dabei. Es war sehr laut und einschüchternd gewesen. Und komischerweise…wirkte es. Er sah den Jüngeren böse an. „Was willst du dann tun, hm?! Sie ist dein verdammter Notharken. Alles was dich am Leben hält, oder? Ich kann dir so schnell alles nehmen, du hättest keine Chance das zu verhindern! Also wenn du willst das ihr nichts passiert gehorchst du ab jetzt schön artig und setzt deine Fähigkeiten dafür ein um für mich zu kämpfen!“ Das konnte er nicht ernst meinen. Das konnte er einfach nicht! Nier schüttelte den Kopf und sprach lauter zurück: „Ich kann nicht! Selbst wenn ich wollte! Ich kann es nicht kontrollieren! Ich würde jeden in meinem Umfeld in Gefahr bringen!“ Aber Caim schien das so ziemlich egal zu sein. „Dann streng dich an und lerne es zu kontrollieren. Du bist doch ein schlauer Junge. Du schaffst das schon. Und ich persönlich…ich stehe auf den Gedanken einen verdammten Drachen auf Abruf und an der Leine zu haben. Der alles für mich in Flammen aufgehen lässt wenn es mir nicht passt…“ Nier zitterte vor Wut. „I-Ich bin kein Bluthund den du auf jeden loslassen kannst!“ „Oh doch das bist du. Oder ist dir Yonah nicht wichtig?“ Und dann packte er Nier blitzschnell am Kragen des Oberteils und zog ihn näher an sich. Zog ihn so nahe das sie sich fast im Gesicht berührten und sahen sich nur an. Sie konnten beide den Duft des anderen wahrnehmen und der Jüngere hielt dem Blick des Älteren mutig stand, obwohl die Angst in ihm nagte. Caim genoss es so die Kontrolle über jemanden zu haben. Vor allem wenn dieser jemand so hübsch und einzigartig war…Und dann sprach er fast hauchend zu ihm: „Und jetzt ruh dich aus. Wir müssen morgen ein neues Versteck finden. Das hier hast du ja ordentlich zerschlagen, oder? Also sei ein guter Junge und ruh dich aus. Du wirst es brauchen…“ Und dann ließ er ihn los und wand sich von ihm ab. Nier dagegen sah ihm nach. Sein Herz hämmerte vor Zorn. Sein ganzer Körper zitterte und er biss sich sogar auf die Lippe. Sprach dann ihm nach: „Ich hasse dich. Und eines Tages werde ich dich töten. Verlass dich darauf.“ Caim sah auf der Treppe, über seine linke Schulter zu ihm hinter und lächelte weiterhin böse. „Das ist okay. Ein Hund an der Leine muss seinen Besitzer nicht mögen…er muss nur gehorchen.“ Und dann lief er weiter und verschwand aus dem Keller. Kaum als die Tür zuschlug ließ sich Nier auf die Knie sinken. Er saß am Boden und musste sich einen Schrei unterdrücken. Er war so wütend. Noch nie war er so wütend! Aber nach kurzer Dauer…überwältigte ihn ein anderes Gefühl. Und dieses war Trauer. Und dann Verzweiflung. So das er doch tatsächlich anfing zu weinen. Die Tränen rannten ihm die Wangen hinab und prasselten sanft auf den kalten Boden unter ihm. Und dann keuchte er ein Wimmern aus sich heraus und vergrub sein Gesicht hinter seinen Händen. Ließ die Tränen einfach laufen. Noch nie hatte er geweint. Er konnte sich nicht daran erinner jemals geweint zu haben, seit er Yonah kannte. Und dennoch fühlte es sich vertraut an. Es fühlte sich natürlich an. Also ließ er die Tränen weiter laufen. Er wollte es nicht. Er wollte das alles nicht und war verzweifelt. Fühlte sich in einer Sackgasse und mit dem Rücken zur Wand. Aber er würde für Yonah alles tun. Was bedeutete er müsste erst mal mitspielen. Aber gleichzeitig würde er ihn suchen…Den Weg suchen sich aus den Klauen dieses Tyrannen zu befreien. Und wenn er ihn gefunden hatte…dann würde er ihn töten. Er würde Caim töten…Und zum ersten Mal spürte er etwas in sich. Etwas was er noch nie außerhalb seiner Drachengestalt gespürt hatte…Und das war Hass. Kapitel 5: Break Time --------------------- Bereits früh am Morgen fingen sie an ihre Sachen zu packen. Inuart war es noch immer sehr unangenehm gewesen das er mit Yonah einfach eingepennt war. Zu Recht hatte ihm Caim danach den Kopf gewaschen und ordentlich zur Schnecke gemacht. Sowas ging einfach überhaupt nicht. Aber woher kam das so plötzlich? Das war ihm noch nie passiert. Vermutlich lag es an dem stressigen Tag das sie so müde waren. Yonah war eh wegen ihrer noch kurierenden Krankheit außen vor, aber er war gestresst und fertig gewesen von diesem Ansturm der Legion Horde. Immerhin passierte so ein Ereignis nicht jeden Tag. Doch egal was der Grund auch war, dass durfte nicht noch mal passieren. Bis auf Caim, der oben schmiere stand, waren alle unten im Keller und packten ihr sieben Sachen. Oder eher mehr die Sachen von Caim und Inuart die sie in all den Jahren gefunden hatten und die sich als nützlich erwiesen. Das Meiste davon war natürlich Proviant und Medizin. Hier konnten sie nicht mehr bleiben. Nier hatte volle Arbeit geleistet und den Laden über ihnen gut zerkleinert und ihn leider dadurch offen für Angriffe gelegt. Genau deshalb mussten sie sich was Neues suchen. Inuart war ihm aber nicht böse deswegen. Es wirkte für ihn wie ein Neuanfang, der dringend nötig gewesen war. Vielleicht fanden sie neue Orte und Möglichkeiten dadurch und davon war er ein riesen Fan. Er hasste es immer das Selbe zu tun, auch wenn es sicher war. Man sah es ihm nicht an, aber er war der Abenteuerlustige von ihnen beiden. Caim wollte nur stur überleben, aber Inuart wolle erleben. Deswegen war das alles eine willkommende Abwechslung für ihn. Und während er die großen Dinge wie: Schlafsäcke und kleine Gerätschaften einpackte und in einen großen Rucksack zum Wandern verstaute, kümmerten sich Nier und Yonah um kleine Sachen wie: Essen, Medizin und Hygieneartikel. Doch während Yonah alles fröhlich, gestärkter und wesentlich besser einpackte als noch vor Tagen, sah Nier nicht so fit aus. Er wirkte nicht wie das blühende Leben. Er war sehr langsam und wirkte so abwesend wie schon lange nicht mehr, wodurch es kam das sich seine kleine Schwester um ihn sorgte. Ob er sich noch immer Vorwürfe machte? Wegen der Sache mit der Horde? Es war doch alles gut gewesen und jeder hatte es überstanden. Er hatte sie doch alle gerettet, auch wenn er sich eigentlich nicht mehr verwandeln sollte. Also warum machte er sich solche Gedanken? Sie sah zu ihm rüber und schaute zu wie er langsam Essen in einen Rucksack packte. Sein Blick war schwach und er schien definitiv nicht bei der Sache zu sein, denn er warf einfach nur in den Sack ohne zu sortieren. Er war definitiv sehr weit weg mit seinen Gedanken. So das Yonah seufzte und zu ihm rüber kam. Sie kniete sich neben ihn und nahm ihm den Rucksack weg. Das ließ ihn auf blinzeln und er sah verwirrt zu ihr. Sie lächelte nur und räumte wieder alles aus. Sprach danach: „Du musst das schon richtig machen Dummerchen. So verschwenden wir doch nur Platz. Das weist du doch.“ Sie sagte das alles sehr lieb und süß, aber Nier nickte und wusste das es doof von ihm gewesen war. Sie wusste es…sonst würde sie das nicht gerade tun. Sie wusste dass es ihm schlecht ging. Und er wusste dass er sich mit dem schlampigen Einräumen verraten hatte…aber er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Er seufzte und sprach dann schwach lächelnd: „Hast ja Recht Yonah.“ Dann nahm er ihr wieder den Rucksack weg und sortierte langsam und richtig ein, um Platz zu sparen natürlich. Sie sah ihn dabei an. Leicht traurig. Sie wusste ihn bedrückte was. Aber sollte sie ihn einfach so fragen? Sorgen machte sie sich ja schon…Sie musste schließlich einfach. „Über was machst du dir Gedanken?“ Er sah sie dennoch überrascht an. Wie…? Das kam sehr direkt von ihr. Aber dann schnaufte er etwas erleichtert und lächelte schwach auf den Rucksack unter sich, den er auch aufgehört hatte einzuräumen in jener Sekunde. Ihr konnte er einfach nichts vormachen, was? Und sie loswerden in der Hinsicht auch nicht. Sie würde weiter nachfragen, besonders wenn sie mal angefangen hatte. Dann schüttelte er sanft den Kopf und antwortete: „Ist das so offensichtlich?“ Sie lächelte ihn kurz an. „Du bist nicht sonderlich gut darin es zu verbergen Nier.“ Das hatte sie schon mal zu ihm gesagt. Er biss sich leicht innerlich deswegen in den Hintern. Warum bekam er das nicht in den Griff? Er musste echt daran arbeiten. Aber da die Sache nun so offensichtlich war…was sollte er ihr sagen? Die Wahrheit? Sollte er ihr sagen dass ein tyrannischer Psychopath sie als Geisel genommen hatte und sie töten würden wenn er ihm nicht gehorchte? Nein, nein das konnte er nicht. Sie würde schreckliche Angst bekommen und sich Vorwürfe machen. Und er dann auch weil er sie in Angst versetzt hatte. Aber er konnte sie auch nicht wirklich anlügen. Er wollte es auch nicht. Yonah war für ihn alles. Er liebte dieses Mädchen als wäre sie wirklich seine Schwester. Nie wollte er sie bewusst anlügen…Aber hatte er nun eine Wahl? Eigentlich hatte er die. Man hatte immer eine Wahl. Und er entschied sich schließlich für eine… „Was ist denn los?“ Fragte sie ihn erneut und dieses Mal klang es etwas traurig, so dass er wieder zu ihr sah. Ihr in das Gesicht sah das traurig war. Nein. Er wollte sie so nicht sehen. Also lächelte er schnell, wenn auch leicht aufgesetzt und sprach: „Ich mache mir Sorgen was heute auf uns zukommen könnte. Ich meine wir gehen da raus und suchen für uns alle ein neues Versteck. Wer weis wem wir alles begegnen werden? Mir ist klar geworden das ich heute erneut wieder die Ohren spitzen muss um dich zu beschützen Yonah. Ich möchte nicht wieder in eine Horde laufen, verstehst du?“ Es tat ihm weh. Er log sie bewusst an, auch wenn es nur eine halbe Lüge war. Er sorgte sich wirklich um das was er eben gesagt hatte. Aber eigentlich Sorgte ihn das Thema mit Caim. Es zerriss ihn innerlich. Er wollte kein Haustier für dieses Monster sein. Und erst reicht kein dressierter Killerwachund in Form eines Drachen! Und noch dazu kam: das er sich nicht kontrollieren konnte! Was sollte er tun? Was sollte er tun wenn Caim von ihm verlange zu kämpfen und er sich nicht verwandeln konnte?! Oder wenn er es nicht schafft die Kontrolle in seiner anderen Gestalt zu behalten?! Was würde dann aus Yonah werden?! Caim würde sie umbringen wenn er nicht…! Sanft fühlte er wie seine rechte Hand gefasst wurde und er erwachte aus seinen Angstvisionen. So sah er zu seiner Hand und sah die zarte, leicht kleinere von Yonah auf seiner liegen. Wodurch er dann aufsah und ihr ins Gesicht. Sie lächelte ihn hoffnungsvoll an und legte den Kopf etwas schief. Allein damit schaffte sie es schon ihn aufzumuntern. Und dann erst recht mit ihren Worten: „Es wird alles gut werden. Das sagst du doch auch immer zu mir. Ich denke dass alles aus einem bestimmten Grund passiert. Und ich denke es war Schicksal das wir Caim und Inuart getroffen haben. Ich fühle mich seit langem wieder mal wie in einer Familie. Ich bin die kleine Schwester und habe einen tollen, großen, gutherzigen Bruder. Inuart ist wie eine liebevolle Mama, mit der ich über alles reden kann. Und noch oben drauf bekam ich einen grummeligen und strengen Papa, hehe.“ Damit meinte sie offensichtlich Caim. Obwohl Nier ihn eher als Psychopath mit Aggressionspotenzial sah. Sie hatte offenbar echt Gefallen daran gefunden. Yonah war schon immer ein sehr familienbezogener Mensch gewesen. Schon als er sie kennenlernte. Sie sprach oft von ihren verstorbenen Eltern. Egal wie sehr es weh tat. Allein der Gedanke an die Vergangenheit erhellte sie. Das sie jetzt so empfand war nicht ungewöhnlich. Das war es was sie sich immer wieder gewünscht hatte. Wenn er ihr doch nur die Wahrheit sagen könnte… Sie fasste seine Hand etwas stärker. „Und ich bin mir sicher auch dir würde es besser gehen wenn du allem eine Chance gibst und daraus versuchst das Beste zu machen.“ „Es ist nicht das ich es nicht versuche Yonah, aber…“ „Ich denke er mag dich sehr.“ Verwirrt sah er sie an. „Wer?“ Sie lächelte. „Na Caim. Ich denke er mag dich sehr.“ Als sie das sagte musste er sich ein Lachen verkneifen. Ein verzweifeltes Lachen. Das war so weit von der Realität entfernt, man konnte nur verzweifelt darüber lachen und den Kopf schütteln. Caim und ihn mögen? Eher fällt morgen ein Meteorit vom Himmel und schlägt genau über ihnen ein. Oder die Erde hörte auf sich zu drehen. Das war so absurd. Er schüttelte auch den Kopf schließlich und sah von ihr weg. Runter auf den Rucksack vor ihm. „Nein das tut er nicht Yonah. Davon bin ich überzeugt.“ „Woher weist du das?“ „Ich weis es einfach, okay?“ „Ich denke nicht. Er mag dich ganz bestimmt. Ihr seit euch so ähnlich und ich denke ihr würdet euch besser verstehen wenn ihr dem eine Chance geben würdet.“ Er sah wieder zu ihr. Wäre wirklich so, wenn der eine einem nicht aus heiterem Himmel mit dem Tod der geliebten Schwester drohen würde! Und einem wörtlich sagt: dass er nur einen Bluthund will! Allein wenn er nur daran dachte wurde er wieder sauer! Aber er riss sich zusammen und sprach: „Wir sind uns überhaupt nicht ähnlich Yonah. Und das tut auch nichts zur Sache. Er mag mich nicht und ich mag ihn nicht. Was auch okay ist, immerhin muss ich ihn ja nicht heiraten oder so. Ich kümmere mich nur um dich und wenn es hilft hier bei ihnen zu bleiben, dann werde ich wohl in den sauren Apfel beißen müssen.“ „Also…bleiben wir bei ihnen?“ Fragte sie vorsichtig und ihm viel es unglaublich schwer zu antworten: „Ich…denke fürs Erste ist das okay…“ Sie sah ihn erstaunt an und Nier sah wie sich ihre Mimik immer mehr aufhellte und sie ein strahlendes Lächeln am Ende aufgelegt hatte, als sie dann sprach: „Wirklich?! Wir bleiben bei ihnen?! Danke! Danke das freut mich sehr!“ Und dann sprang sie an ihn dran und umarmte ihn stürmisch um den Hals. Er lief kurz rot an und lächelte schließlich. Drückte sie sogar zurück. Er konnte einfach nichts anders. Er liebte es wenn sie so lächelte und glücklich war. Sie war es so selten…Aber dann drückte er sie wieder von sich weg und sagte zu ihr, während er sie noch an den Oberarmen gepackt hatte: „Du musst mir nur versprechen schnell wieder gesund zu werden. Das ist alles was ich möchte. Okay Yonah?“ Sie nickte schnell und hecktisch mit dem Kopf auf und ab. Sie wirkte als hätte sie einen Zuckerschock erlitten, dabei waren es nur Glückshormone. Aber beides erzielte die selbe Wirkung wie es aussah. Sie war aufgebracht vor Freunde und hyperaktiv. Weshalb sie auch gleich auf sprang und sprach: „Ich helfe jetzt Inuart, ja? Ich freue mich so sehr! Ich sage ihm gleich das wir bleiben!“ Aber nicht für lange Yonah! Schoss es ihm durch den Kopf, aber er brachte diese Worte einfach nicht heraus. Er konnte nicht. Wollte ihr nicht die Laune verderben. Und so schnaufte er und räumte weiter den Rucksack ein. Derweil schossen ihm die Worte der Kleinen durch den Kopf. Er musste schmunzeln. Heh, er mochte ihn was? Kompletter Blödsinn. Alles was Caim an ihm mochte war dass er einen Drachen an der Leine hatte und den auf andere hetzten könnte. Es war so schäbig. Und er musste da mitmachen. Innerlich zerriss ihn das. Man sah es ihm vielleicht nicht an, aber Nier war fast ein Pazifist. Er kämpfe sehr selten und wirklich nur dann wenn es absolut nötig war. Wenn man in der Klemme steckte oder so. Was komisch war denn das biss sich mit seiner anderen Natur…Mit der die er als Drache an den Tag legte. In dieser Gestalt spürte er es. Es war wie ein Rausch. Es gefiel ihm Dampf abzulassen und zu kämpfen. Er genoss es Legion in Stücke zu reißen. Und genau das machte ihm Angst. Da war etwas in ihm…etwas was er nicht kannte. Eine andere Seite die er nicht kannte. Die wild und bösartig zu sein schien. Etwas was er nicht war. Und diese Seite wollte sich Caim zu Nutze machen. Er war so widerlich. Aber Nier würde schon einen Weg finden da raus zu kommen. Und dann konnte sich der Kerl auf was gefasst machen. Dann konnte es echt passieren…das er es genießen würde ihn zu töten. Es schmerzte noch immer. Schwer auf den Beinen schleppte sich der Junge über den Marktplatz einer alten Stadt. Die letzte Arbeit hatte doch mehr Kraft und Anstrengung gekostet als er es sich vorstellen konnte. Es war nicht unüblich das er öfters in die Burgstadt ging um dort nach Arbeit zu fragen, denn immerhin musste von irgendwo ja das Gold kommen um Essen zu kaufen. Also nahm er jeden Job an den er bekommen konnte. Und das war für einen Jungen von seiner Statue nicht immer einfach. Viele Arbeiten, besonders welche für kräftige Männer, konnte er nicht erledigen. Er bekam nicht mal die Chance dazu. Also nahm er alles andere was sich anbot. Es war von leichter Feldarbeit, bis zu Babysitten, bis hin zum Warenverkauft für einige Stunden, oder sogar Blumen pflücken. Er war zu einem Mädchen für alles geworden. Und viele der Arbeiten machten ihm auch Spaß. Er genoss es mit Menschen zu arbeiten und zu helfen. Zu wissen das sie glücklich waren wenn er half und das er auch dafür etwas Gold bekam. So funktionierte Arbeit. Und ganz selten bekam er dann auch mal kniffligere Aufgaben. Eine hatte er so eben erledigt gehabt. Und das war Jagen. Er war seit Stunden draußen im naheliegenden Wald unterwegs gewesen und hatte ein Reh verfolgt und erlegt. Dieses schleppte er eben noch zum Metzger und bekam dafür sein Gold. Aber es ist etwas passiert, womit er nicht gerechnet hatte…er lief einer kleinen Gruppe von Räubern über den Weg. Sie hatten ihn umstellt und wollten ihm sein Reh wegnehmen. Sich sogar noch danach an ihm vergehen. Sowas war nicht unüblich. Doch geschickt und ausdauernd wie er war hatte er sie überlistet und bezwungen. Mit seinem Schwert hatte er sie niedergestreckt. Er mochte es nicht Menschen zu töten, weil er ja selber eigentlich Menschen mochte, aber diese ließen ihm keine andere Wahl. Es waren schlimme Zeiten geworden. Und in diesen Zeiten wurde ihm bewusst…wie ähnlich es sich doch anfühlte Menschen und Tiere zu töten. Es war fast das Selbe… Seit das Imperium von A nach B zog und dabei Blut vergoss waren die Menschen misstrauischer und ebenfalls böser geworden. Es gab selten Städte die noch nicht betroffen waren. Es war wie eine Krankheit die sich über das Land Midgard ausbreitete. Und es wurde dadurch auch schwerer Arbeit zu finden. So hatte er das Reh abgeliefert, aber für einen weiteren Preis als nur Gold. Er war verletzt worden. Es war nicht schlimm und nicht tief, aber er hatte sich im Kampf mit den Räubern verletzt. Eine kleine Wunde klaffte an der linken, unteren Seite seines Torsos, in der Höhe des Bauchs. Inzwischen blutete es auch nicht mehr, aber es schmerzte noch etwas. Ein Pfeil hatte ihn dort erwischt. Er konnte von Glück reden dass es der Pfeil von Räubern war. Diese waren in der Regel nur gespitzte Stöcke und keine Pfeile an deren eisernen Spitze sich Harken befanden und die sich dann in der Wunde festkrallten. Was bedeutet er konnte den Pfeil einfach rausziehen. Glück im Unglück und noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen, würde man sagen. Doch von dem Gold konnte er sich nun Medizin kaufen gehen, damit sich die Wunde nicht entzünden würde. Was bedeutete: er war wieder bei Null angekommen. Und was auch hieß: Er brauchte wieder einen Job. Und das obwohl er verletzt war, denn sonst gab es kein Abendessen. So lief er zum nächsten Heiler und kaufte sich dort einen kleinen Sack, handgroß, voll mit Kräutern gegen die Entzündung die auf jeden Fall kommen würde. Als er wieder aus dem Laden kam und den Sack rechts an seinen Gürtel band, sah er wie ein kleines Mädchen über den Platz vor ihm rannte und um Hilfe bat. Sie war vielleicht gerade mal 7 Jahre oder so, aber keiner schenkte ihr Gehör. Das passierte auch immer öfter: die Menschen ignorierten sich. Aber er war nicht so. So lief er auf das kleine Mädchen zu. Sie war nicht mal ärmlich gekleidet in einem rosa Kleid und mit ihren langen braunen Haaren die schön geflochten im Wind wehten. Sie kam aus einem reichen Haus, keine Frage. Als er zu ihr kam, sah sie ihn verwirrt an. War offenbar verwundert das man auf sie reagierte und so fragte er sie lieb: „Hey. Alles okay? Kann man dir helfen?“ Sie sah ihn an. Ihr Blick hing erst etwas an seiner Wunde im Bauch, aber dann sah sie wieder hoch und sprach panisch: „Es geht um Fluffy! Meine kleine Fluffy ist den Hang am Fluss runter gerutscht und jetzt kommt sie nicht mehr hoch! Ich habe Angst sie zu holen weil es so tief ist! Und ich kann nicht schwimmen! Aber keiner will meiner Fluffy helfen!“ Der Junge lächelte. Ja das mit dem Schwimmen war auch so ne Sache bei ihm. Er hatte es auch nie gelernt und mied es wie der Teufel das Weihwasser. „Ich helfe ihr gerne. Wo genau ist das denn? Kannst du mich hinbringen? Dann hole ich sie wieder hoch.“ Sie lächelte ihn strahlend an und weinte dabei. „Danke! Oh vielen Dank! Komm hier lang!“ Und so führte sie ihn raus aus der Stadt und nicht weit entfernt zu dem Fluss in der Nähe. Und er verstand auch schon bald das Problem. Der Fluss lag etwas weiter unten in einer Schlucht. Und er hatte eine reißende Strömung. Sie brachte ihn aber an einen Hang der nicht gleich eine Schlucht war, also niedriger und dort sah er dann runter. Sie zeigte hin und sprach: „Da! Da ist sie! Kannst du ihr helfen? Bitte! Meine arme Fluffy!“ Er sah runter und erkannte Fluffy. Er musste etwas schmunzeln. Er dachte an einen Hund oder eine Katze, aber was er da sah…war ein kleines, gelbes, flauschiges Küken. Unfassbar. Ein kleines, gelbes Küken hopste am Hang herum und kam nicht mehr rauf. Schon etwas witzig. Und hinter dem Tier die brausende Strömung nur einige Zentimeter vom Boden entfernt. Es piepste laut und immer wieder panisch. Der Junge sah beruhigend zu dem Mädchen und sprach: „Ich bin gleich wieder da.“ Und dann machte er sich an den Abstieg. Es war nicht mal schwer, auch wenn seine Wunde ihn leicht behinderte und ärgerte dabei. Dennoch kam er langsam unten an und fasste sich das kleine Küken. Er stopfte es in seine Hosentasche, aus der es weiter piepte und machte sich dann wieder auf den Weg nach oben, was etwas anstrengender war. Es ergab Sinn warum ihr keiner half. Keiner wollte ein Küken retten und sich einer Gefahr deswegen aussetzten. Und das sie nicht kletterte war auch verständlich. Sie kam aus reichem Haus. Wusste sicherlich nicht mal wie man richtig kletterte und trug ein unpassendes Kleid dafür. Sie war also aufgeschmissen alleine. Aber das war schon okay. Er hatte ja das Problem gelöst. Und so kam er wieder oben an und lächelte. Langsam zog er das Küken aus seiner Hosentasche und reichte es mit beiden Händen dem Mädchen. Es piepte laut dabei und hüpfte als würde e sich freuen seine Mama wieder zu sehen. „Hier. Alles okay.“ Sagte der Junge und das Mädchen nahm ihm das Küken ab und hielt es ebenfalls in den Händen. Sie lächelte ihn weinend an und sprach überglücklich: „Oh danke! Wie kann ich dir nur danken? Du bist so lieb!“ Aber er schüttelte den Kopf und winkte ab. „Alles okay. Kommt gut nachhause und passt auf euch auf.“ Und so nickte das Mädchen und rannte wieder zurück zur Burgstadt. Er sah ihr noch kurz nach. Schnaufte. Er hätte sie um Gold beten können. Davon hatten sie bestimmt eine Menge. Aber das war nicht seine Art. Dieses kleine Mädchen brauchte Hilfe und er würde sie nicht für sowas ausnehmen. Vor allem nicht ein unwissendes Kind weil es sein Küken verloren hatte. Da war er einfach zu gut für. Schmerzhaft fasste er sich an seine Wunde und sah hin. Sie blutete wieder leicht. Hatte sie sich beim Klettern wohl aufgerissen. Aber es war nicht viel. Es war okay. Und er hatte heute noch einiges zu tun. Die Wunde musste also warten. Und so lief er wieder in die Stadt und überlegte wo er noch Gold auftreiben könnte. Die meisten Menschen lehnten ihn aber kurz darauf schon ab. Egal wen er fragte. Und er wusste auch warum…Sie sahen seine Wunde. Sie wollten dass der Job schnell und effizient erledigt wurde und nicht von einem Verletzten der Zeit brauchte und dadurch verhindert wurde. Es war nervig und ärgerte ihn. Und während er da auf dem großen Platz stand…kam ihm eine Idee. Er hatte dies schon mal gemacht und hatte sich geschworen dies nie mehr zu tun. Aber hatte er eine Wahl? Diese Menschen…waren rücksichtslos. Sie würden ihn nicht abweisen, egal wie schwer er verletzt war. Immerhin brauchten sie ihn nicht fit…nur ausdauernd. Und das war etwas was er konnte, auch mit der kleinen Wunde. Und so schluckte er und fing an zu zittern. Wie auf Kommando, wenn er nur daran dachte, schlotterte sein Körper am ganzen Leib. Wollte ihm damit sagen dass er es nicht tu soll. Das er es sich noch mal überlegen sollte. Aber er musste. Er brauchte Gold für Nahrung. Und eigentlich…war es leicht verdientes Gold. Er musste ja nicht viel tun. Also schleppte er sich mit schweren Schritten zu seinem Ziel. Je näher er dem Viertel kam, umso schwerer wurde sein Körper und verkrampfte sich. Musste sich anstrengen seine Füße vom Boden zu erheben. Es fühlte sich an als würde die Erde ihn stärker anziehen. Er wollte nie mehr dort hin. Und als er in die Gasse im Viertel abbog, diese Treppe runter lief und ihr weiter folgte, hatte er das Gefühl er müsste brechen. Es zog seinen Magen nach unten und ihm wurde schlecht. Erinnerungen schossen in ihm hoch und er drückte sie weg. Er konnte sie nicht gebrauchen. Er würde nicht umkehren. Also weg damit. Und so kam er an einer Tür an, klopfte laut gegen das feste Holz und wartete. Nur wenige Minuten danach öffnete sich diese auch schon und ein großer Mann sah ihn verwirrt an. Er spuckte neben sich auf den Boden, eine schwarze Masse und sprach in einer brummigen, tiefen Stimme: „Was?“ Der Junge sah ihn an und sprach kleinlaut: „Ich bin wegen Arbeit hier.“ Der Mann schien nicht zu wissen was das sollte und sprach: „Was willst du? Junge für meine Bar tanzen nur hübsche Mädchen und keine garkeligen Jungs! Mach dich vom Acker bevor ich…!“ „Ich bin nicht deswegen hier.“ Sprach der Junge noch immer kleinlaut und der Mann sah ihn weiter an. Dann schien er zu verstehen und verzog das Gesicht verachtend. Machte ein abfälliges Geräusch und brüllte dann in den Laden hinter: „Hey Belgard! Ich glaube du hast Besuch!“ Und dann stampfte er weg und legte die Sicht frei auf einen schmierigen Laden. Eine Bar in der Männer sangen und halb nackte Frauen für sie tanzten und sie bedienten. Der Junge schluckte bei dem Anblick und blieb an der Stelle verwurzelt stehen. Und dann kam auch schon jemand auf ihn zu. Es war ein normal großer Mann mit langen, blonden Haaren. Er war stark gebaut, aber kein Rüpel, sondern wirkte wie jemand der Klasse hatte. Er schien erfreut zu sein, als er den Jungen an der Tür erkannte und sprach genauso erfreut und mit einer männlichen Stimme zu ihm: „Na sie mal einer an….Hätte nicht gedacht dich mal wieder zu sehen. Das freut mich.“ „Ich bin wegen Arbeit hier…“ Drückte der Junge aus sich heraus. Hörte sich an als würde er gleich ersticken. „Bist du das ja?“ Bekam er als Antwort die sehr erfreut und schmierig klang… Und dann reichte er dem Jungen die Hand und der musste sich stark überwinden diese zu nehmen. Was er dann auch tat und in den Laden förmlich gezerrt wurde. Er fühlte sich so schwer. Und genauso leblos und schlaff ließ er sich willenlos nach oben schleifen. Alles zog in Schemen an ihm vorbei. Er bekam nichts mehr mit. Es war nicht wichtig. Bis er schließlich in einem Zimmer auf einem Bett saß und auf den Boden sah. Dieses Zimmer war mit Kerzenlicht beleuchtet und kein schmuddeliges Zimmer. Es war sauber und frisch. Still saß er da und der Mann kam schließlich neben ihn und setzte sich dazu. Er roch sauber. Aber seine Absichten waren es nicht…Er fummelte an dem hochgesteckten Haar des Jungen herum. Etwas was dieser getan hatte seit er das erste Mal hier war. Seit dem Tag steckte er sich das Haar hoch. Er konnte es nicht ertragen sein eigenes Haar auf den Schultern zu spüren…Nicht mehr. Doch mit einer Handbewegung löste der Mann geschickt das Band und das strahlend schöne, weiße Haar fiel herab und auf die Schultern des wunderschönen Jungen. Der Junge erschauerte dabei vor Angst und Ekel. Aber er konnte nichts tun. Und saß einfach nur weiter da und starrte zittrig auf den Boden, als der Mann zu ihm flüsterte: „Wieso hast du es denn hochgesteckt? So steht es dir doch viel besser. So wunderschönes Haar…Es freut mich das du hier bist…Es freut mich sehr…“ Und mit einem sanften Ruck wurde der Junge nach hinten gedrückt und ergab sich still seinem Gegenüber. Er ließ alles über sich ergehen. Er empfand keinerlei Gefühl dabei. Hatte gelernt das abzuschalten. Egal wie heftig es wurde. Nur Abscheu und Ekel empfand er am Ende gegen sich selbst…Besonders als alles vorbei war und er nackt da lag. Zusammengekauert und leise weinte, während seine Wunde wieder anfing zu bluten. Inuart übernahm die Vorhut und lief mit seiner Karte in den Händen langsam vor allen vorneweg. Es war komisch das man im Jahr 2009 noch mit einer Papierkarte herumlaufen musste. Wäre die Welt nicht vor 5 Jahren untergegangen, wäre es üblicher mit einer Karte auf dem Handy durch die Straßen zu laufen. Da aber die Welt unter gegangen war und es kein Internet oder großartig mehr Strom gab, war er froh diese Karte zu besitzen. Und wären die Umstände nicht so ernst könnte man dies alles für einen kleinen Familienausflug halten. Nier lief nicht weit hinter Inuart mit seiner Schwester und hielt sie an der rechten Hand. Er sah sich aufmerksam um und hielt die Ohren auf nach Legion. Seit sie losgegangen waren war er auf Empfang. Ihr durfte nichts passieren. Um keinen Preis und das nahm er sehr ernst. Caim, zu guter letzt, übernahm die Nachhut. Jeder war mit einem Rucksack ausgestattet und bepackt liefen sich schon seit einer guten Stunde über Stock und Stein. Über zerstörten Asphalt, umgebrochene Strommasten und andere Dinge. Es war früh am Morgen, aber der Himmel war schon hell genug das sich kein Legion mehr großartig draußen aufhielt. Sie neigten ja eher dazu nachts auszuschwärmen. Was also dafür sorgte dass die Gruppe sich auf den Straßen bewegen konnte und sie das Innere von zertrümmerten, oder sogar noch stehenden Gebäuden mieden. Dennoch liefen sie nicht einfach locker über die Straßen, sondern hielten sich eher gedeckt an den Gehwegen und hinter Autos. So stark die Gefahr der Legion auch war, es gab auch noch andere Gefahren die zu beachten und allgegenwärtig waren. Und das waren andere Menschen. Es war nicht unüblich das noch andere Überlebende versuchen würden an Proviant und Munition zu kommen indem sie andere Menschen ausraubten oder gar töten. Jeder war sich selbst der Nächste geworden. Und deshalb drängte Caim auch so darauf einen Drachen an der Leine zu haben. Das war einer seiner Hauptgründe. Das konnte jeder verstehen nur nicht den anderen Grund. Und dieser war: der Geschmack der totalen Macht natürlich. Nier und Yonah hatten in den zwei Jahren Glück nicht großartig Menschen zu begegnen. Bösen zumindest nicht. Sie trafen mal eine Gruppe und mit denen kamen sie auch gut zurecht. Aber diese wurde von Legion überrannt und Nier schaffte sie beide gerade noch so raus. Von da an hielt er es für besser auf sich selbst gestellt zu sein. Er konnte Yonah so besser beschützen. Verließ sich nur auf sich. Das war damals auch das erste Mal das er sich vor ihren Augen verwandelt hatte. Und faszinierender Weise hatte sie auch keine Angst vor ihm gehabt. Sie wollte ihn nie mehr so aggressiv und wütend sehen. Aber Angst hatte sie vor seiner Drachengestalt keine. Sie fand ihn sehr schön in dieser Gestalt. Dennoch bevorzugte sie sein menschliches Aussehen. Nier dagegen war erschrocken von sich gewesen. Er wusste selber nicht das er über diese Fähigkeit verfügte… Sie wanderten eine lange Hauptstraße hinab und Inuart machte plötzlich halt. Er hatte seine Augen noch immer auf die Karte gerichtet und überlegte wo es am sinnvollsten wäre hin zu gehen. Sein schlagartiger Stopp brachte auch die Anderen zum stehen und Yonah sah ihn verwirrt an. Nier dagegen sah sich weiter um. Er behielt ganz genau die Gebäude um sich herum im Auge. Wenn er auch nur eine kleine Bewegung sah schlug er Alarm und würde sich über Yonah werfen! Caim war da etwas lockerer drauf. Aber auch er behielt die Umgebung im Auge. Er war fasziniert wie aufmerksam der Weißhaarige doch war. Instinktiv passte er auf und war wachsam. Das beeindruckte ihn. Und er fragte sich immer wieder woher dieser Junge diese ganzen Fähigkeiten erworben hatte. Dieses wachsame und kämpferische…dass waren Eigenschaften wie sie beim Jagen oder im Kampf gebraucht wurden. Aber ein moderner Japaner hatte sowas in der Regel nicht mehr. Wenn er sich das alles in 5 Jahren so perfekt angeeignet hatte, dann zollte er ihm dafür schon Respekt. Er würde es nie zugeben…aber Nier schien darin vielleicht sogar besser zu sein als er selbst. Und er musste Yonah echt dafür danken. Danken das sie existierte. Denn ohne sie könnte er niemals diesen Hybriden so perfekt an der Leine halten. Yonah löste sich von der Hand ihres Bruders, was diesem erst nicht gefiel, er sie aber dennoch gewähren ließ und so kam sie neben Inuart. Sah auf seine Karte und fragte dann: „Wo gehen wir eigentlich hin?“ Was berechtigt war. Inuart hatte nicht gesagt wo sie hin wollten und war einfach losmarschiert. Meinte nur: er hätte eine Idee. Und nach dieser Aussage waren sie ihm alle einfach gefolgt. Als sie ihn das fragte, sah er zu ihr rüber und antwortete ihr: „Ich wollte zum Ohkubo Krankenhaus. Schau mal:“ Er zeigte ihr die Karte und erklärte: „Wir befinden uns gerade hier: Belle Salle Shinjuku Grand Hall. Wenn wir weiter der großen Straße folgen kommen wir schließlich zur Nishishinjuku Poststelle. Von da an ist es noch ein Stück zum Krankenhaus. Ich dachte das wir in diesem Krankenhaus noch Medikamente finden würden um unseren Vorrat aufzustocken und in der Nähe ist eine große Sprachschule in der wir und vielleicht niederlassen könnten. Sie liegt direkt an den Eisenbahnschienen.“ Nier kam näher und sah auch auf die Karte. Frage dann: „Und was ist das Problem? Warum bleibst du stehen?“ Inuart sah ihn an. „Weil ich weis das vor vielen Jahren, genau nach dieser Poststelle, eine Schlacht herrschte. Die haben dort böse das Gebiet bombardiert als die Legion alles überrannten. Zwischen der Poststelle und dem Japan Electronics College ist ein riesiger Spalt gerissen worden, durch den nun ein reißender Fluss strömt, der bis ins Meer fließt. Was bedeutet wir können dieser Straße nicht mehr lange folgen.“ Caim erinnerte sich daran. Es war im Fernsehen bevor alles dunkel wurde. Er kam auch näher und stellte sich neben Yonah. So dicht das Nier es sah und ihm sehr unwohl dabei wurde. Er wollte ihn anspringen… Aber er verkniff es sich, als der Ältere seinen besten Kumpel fragte: „Hast du eine alternative Route?“ Inuart zeigte auf die Karte und zeigte es somit allen. „Wir könnten hier entlang: Wenn wir da vorne nach links abbiegen kommen wir nach einigen Metern weiter nach Osten zur Daichigakuen High School. Von dort gehen wir durch das Schulgelände und dann weiter zum Broadway Dance Center. Dort könnten wir versuchen über den Spalt zu kommen und auf die andere Seite rüber zum Ohkubo Krankenhaus. Ich bin mir ziemlich sicher das dort der Spalt weniger breit ist. Wollen wir wieder zurück zum Japan Elektronics College müssten wir wieder über den Spalt, also würde ich vorschlagen wir sehen wie es im Krankenhaus aussieht und bleiben auch gegeben falls lieber dort. Aber das entscheiden wir dann spontan.“ Das klang wie ein Plan mit dem Caim leben konnte. Doch da gab es ein großes ABER. Er nahm Inuart kurz die Karte ab und sah sie sich genauer an. Dann schnaufte er kurz lachend und hatte ein leichtes Problem mit der Situation. Das war nur EIN Problem, aber das sprach er gleich an. Inuart überhörte nicht den Klang seines Freundes. Er sah zu ihm und fragte: „Ich kenne dieses Schnaufen von dir. Was passt dir nicht?“ „Wenn wir da rüber gehen, wo du aktuell lang willst, dann kommen wir gefährlich nahe an der Okubo Station vorbei.“ „Und?“ Caim sah ihn an und gab ihm stumm die Karte wieder. „Ich hab einige Gerüchte über die Station gehört und möchte eigentlich einen großen Bogen um sie machen. Inuart nahm die Karte und sah ihn unwohl an. „Welche Gerüchte?“ „Als wir vor einigen Jahren mit dieser Fanatiker-Gruppe unterwegs waren, habe ich so einiges über diese Station gehört. Angeblich sollen sich da Menschen niedergelassen haben die…sagen wir mal nicht so nett sind wie wir.“ Nier sah ihn ungläubig an. Was? Es ging noch schlimmer als Caim? Das konnte er seit gestern nur schwer glauben…Inuart wusste plötzlich worauf er hinaus wollte und lachte nur leicht verachten darauf. „Tse, ich bitte dich! Ich weis was du meinst. Du meinst diese Verrückten die sich angeblich aus Wissenschaftlern zusammengetan haben und meinen sie müssten noch immer versuchen die Welt zu retten. Wie nannten die sich? Die Watcher, oder? Das ist doch Schwachsinn Caim! Wir wissen alle das die Wissenschaftler und die Ärzte die Ersten waren die aus Japan ausgeflogen wurden. Und das noch bevor die Krankheit nach China kam. Keiner von denen ist mehr hier. Das sind wenn dann nur Spinner die so arm dran sind wie wir und sich als etwas größeres ausgeben um ihre Taten zu rechtfertigen.“ Caim aber blieb ernst. Auch weiterhin. Und das obwohl er den etwas verharmlosenden Ton von Inuart wahrnahm. „Mir egal welche Art von Spinner das sind. Ich möchte nicht mit denen in Konflikt geraten. Erst recht nicht wenn ich nicht weis mit wie vielen wir es dann zu tun bekämen. Ich bin zwar kein Feind eines Kampfes, aber ich bin nicht lebensmüde und renne in einen den ich nicht gewinnen kann. Und vor allem bei dem ich die Lage nicht kenne.“ Das war unglaublich weise dafür dass er so ein Arschloch ist. Das waren zumindest die Gedanken von Nier zu dem Thema. Dennoch war er noch wegen etwas anderem fasziniert…Er könnte auch einfach alles auf eine Karte setzten und sich dem Risiko aussetzten…indem er einen Drachen von der Leine ließ. Nier erstaunte es das er offenbar dies nicht waghalsig versuchte zu nutzen. Woher kam das? Innerlich erfreute und beruhigte ihn das aber. Und er konnte dem leider nur zustimmen. Er wollte Yonah nicht der Gefahr aussetzten von fremden Menschen angegriffen zu werden. Also nickte er schwach zustimmend und sprach: „Ich denke auch dass es klüger wäre Abstand zu halten. Wir sollten erst mal sehen das wir über diesen Spalt in der Erde kommen und dann sehen wir weiter.“ Inuart sah ihn freundlich an und sprach: „Wenn du dich in einen Drachen verwandelst könntest du uns locker drüber fliegen!“ Nier schüttelte den Kopf. „Ich werde das nicht mehr tun. Mal abgesehen davon dass ich es nicht kontrollieren kann. Ich bringe uns nicht bewusst in Gefahr.“ Da hatte er recht und das sah der Orangehaarige auch ein. Es war erstaunlich dass er etwas nicht kontrollieren konnte was ganz offensichtlich ein Teil von ihm war. Wie konnte denn sowas nur sein? Immerhin konnte Inuart auch entscheiden ob er jetzt läuft oder nicht. Es war nicht so das sein Körper mal einfach sagte: Nö mache ich nicht. Das ergab einfach keinen Sinn. Es musste mehr sein als nur einfach seinen Körper zu verändern und sich zu bewegen. Es hatte etwas Magisches an sich. Nur das es keine Magie gab. Als wäre seine Verwandlung ein Zauber den er nicht kontrollieren könnte. Wie in Märchenbüchern. Fakt war: es gab noch so vieles was man über ihn lernen könnte. Und er hoffte das vielleicht auch zu können. Er wollte mehr über Nier erfahren. Wie er funktionierte und woher er kam. Sicher hatte er gesagt es wäre nicht wichtig. Aber in kitzelte schon die Neugier und der Wissensdurst. Wäre er früher entdeckt worden, bevor die Welt unter ging, oh mann was wäre er für eine Attraktion geworden. Wissenschaftler aus aller Welt wären gekommen um ihn zu untersuchen und zu beobachten. Vielleicht hätten sie sogar versucht ihn auseinander zu schnippeln, oder ihn zu verpaaren um mehr seiner Art zu erschaffen. Allerlei kranker Scheiß. Vielleicht war es besser das Nier jetzt erst als Drache in Erscheinung getreten ist und nicht vor der Apokalypse. Aber…er hatte doch schon davor gelebt. Vor dem Untergang. Also laut seiner Aussage war er 18 Jahre alt. Hat er es also wirklich geschafft so lange seine andere Hälfte zu verbergen? Das war doch…komisch. Caim setzte sich als Erster in Bewegung und sprach dabei: „Na los kommt schon. Oder wir stehen heute Abend noch hier.“ Da sprach er ein wahres Wort und sie folgten ihm alle. Zumindest so lange bis Inuart mir der Karte wieder die Führung übernahm und Caim erneut die Nachhut. Alles hatte wieder seine Ordnung. Und mit dieser Ordnung ging es weiter in Richtung der Daichigakuen High School. Und mit Caim, der einen üblen Nachgeschmack im Mund hatte wegen Inuart seinem Plan. Der Weg verlief weiterhin ruhig und ohne große Probleme durch die zerstörten Straßen in Shinjuku. Und die Gruppe genoss es mal ohne große Sorge um Essen oder Angreifer durch die Straßen zu wandern. Aber Caim sah das alles weiterhin nicht so locker. Er behielt es noch eine Weile für sich, aber er würde Inuart definitiv in der Schule darauf ansprechen. Es war nicht die Okubo Station wegen der er sich die meisten Sorgen machte…es war das Krankenhaus an sich, welches ihr Ziel war. Und als sie endlich vor der Schule angekommen waren. Inuart die kleine Yonah und Nier in das Gebäude leitete und er noch kurz vor der Tür blieb, da sprach ihn Caim auch endlich drauf an. Er fasste seinen Kumpel an der rechten Schulter und sprach: „Ich muss mal mir dir reden. Alleine.“ Inuart sah ihn kurz an…und nickte dann. Sie liefen einige Meter von der Eingangstür der Schule weg und blieben an der Straße davor stehen. Schließlich fragte der Orangehaarige: „Was gibt’s?“ Caim sah ihn an und verschränkte die Arme vor sich. Er tat das immer. Es war eine Art von Schutz und Abwehrhaltung seinem gegenüber. Inzwischen war es seine normale Haltung geworden. „Du willst wirklich ins Ohkubo Krankenhaus?“ Inuart nickte einfach. „Ja natürlich. Ich ab doch gesagt warum. Ich denke das es da noch einiges gibt was wir holen können und vielleicht ist es kein so schlechter Ort um da erst mal zwischen zu lagern. Es ist groß und hat mehrere Stockwerke. Noch dazu liegt es gut übersichtlich.“ „Hmhm. Aber wir könnten auch in das Haruyama Memorial Krankenhaus. Es liegt näher und ist nicht ganz so groß.“ Inuart verstand nicht ganz was das sollte. Warum war Caim plötzlich so dagegen? „Was ist dein Problem? Sicher ist es kleiner und genau deswegen ist es weniger geschützt und hat auch weniger wo man was abgreifen könnte. Wieso sagst du mir das?“ Und dann ließ Caim die Bombe fallen. Eine die Inuart eigentlich kennen sollte… „Weil du uns genau auf Ground Zero zusteuerst, deshalb. Und das finde ich nicht so cool.“ Und endlich verstand sein bester Kumpel. Ach das war es? Da war was dran. Er erinnerte sich. Aber er hätte nicht gedacht das Caim wegen sowas so Abstand von diesem Ort halten würde. „Das ist doch inzwischen egal.“ „Ist es das? Falls du dich nicht mehr wirklich daran erinnern kannst, oder vielleicht auch willst, frische ich dir hier mal dein Gedächtnis auf: Das war das erste Krankenhaus wo ein Legion dokumentiert wurde. Da hat alles angefangen und du verlangst wirklich dass wir genau dort hingehen?“ „Caim das ist doch völlig egal. Legion sind inzwischen überall. Du denkst doch nicht wirklich dass sich ausgerechnet in dem Krankenhaus eine Horde aufhält nur weil es Ground Zero ist, oder? Vor allem nicht nach all den Jahren. Das ist doch kompletter Blödsinn.“ Caim schien aber weiterhin nicht besonders angetan von der Idee zu sein. Inuart seine Argumente waren ihm zu einfach. „Ich möchte diese Tatsache nicht beiseite schieben und so tun als würde sie nicht mehr existieren. Wir reden hier von einem Krankenhaus wo eine neuartige Seuche das erste Mal dokumentiert und untersucht wurde. Ein Krankenhaus das obendrein auch noch ordentlich Geld besaß.“ Inuart verzog die Augenbrauen verwirrt enger. „Worauf willst du hinaus?“ „Ich kann mir gut vorstellen dass in so einem Krankenhaus mehr gemacht wurde als nur Kranke behandeln. Vor allem nach dem man dort eine Quarantäne-Station im Keller hochgezogen hat und das Labor für seine Zwecke nutzte.“ Inuart lachte kurz auf. Er wusste worauf Caim hinaus wollte. „Ach komm schon! Du willst mir doch nicht allen Ernstes verklickern dass das Militär in dem Krankenhaus Experimente an Menschen gemacht hat die infiziert waren! Und vielleicht dabei noch was anderes erschaffen hat! Alter das ist Science-Fiction! Sowas gibt es nicht! Jetzt komm mal wieder auf den Boden der Tatsachen.“ „Bis gestern dachten wir auch noch das Drachen Märchen sind. Und heute haben wir einen Jungen bei uns der sich in einen verwandeln kann. Ist das auch Science-Fiction für dich? Ich halte momentan nichts mehr für unmöglich nachdem ein verdammter Drache in meinem Laden stand.“ Inuart wurde daraufhin still. Da hatte der Dunkelhaarige ein verdammt starkes Argument rausgehauen. Also es war nicht übel. Wenn es Drachen gab, also Nier existierte, dann war die Regierung auch in der Lage super Legion oder so in einem streng geheimen Labor zu züchten. Oh mann das hörte sich alles so verrückt an. Wann genau waren sie noch mal in einen Film gefallen? Hatte er was verpasst? Es viel ihm schwer aber…er musste nachgeben. Caim hatte recht. Es war zu vieles passiert was keinen Sinn ergab. Vorsicht war besser als Nachsicht. „Du hast recht Caim. Vielleicht sollten wir doch unser Glück lieber im Haruyama Memorial Krankenhaus versuchen. Das ist vernünftig.“ Er lächelte darauf kurz, weshalb ihn der Ältere vor ihm kurz einen verwirrten Blick zuwarf. „Du kannst ja doch sehr vernünftig sein. Finde ich gut das du uns alle nicht in Gefahr bringen willst.“ Oh mann…Caim sah ihn nur stumm an und wand sich dann ab. „Ich möchte mich nicht in Gefahr bringen du Trottel.“ Kam es muffig aus ihm und er lief wieder hoch zu der Schule. Inuart sah ihm etwas nach und schnaufte aus. Ein Blick der Erleichterung lag in seinem Ausdruck. Er konnte versuchen es so gut wie möglich zu verstecken…aber offenbar kam der gutherzige Mensch immer mal wieder durch. Ob die zwei Kids der Grund dafür waren? Inuart hoffte es ehrlich gesagt. Und dann folgte er ihm. Nier und Yonah standen dagegen in der Eingangshalle der Schule und sahen auf eine Menge an Spinten. Es war üblich und normal so viele dort zu haben, denn dort konnten die Schüler ihre Schuhe ausziehen und ordentliches, sauberes Schuhwerk für das Gebäude anziehen. Yonah erinnerte sich noch gern an die Zeit zurück als sie noch zur Schule ging. Als alles noch normal war. Andere Kinder die mit ihr lachten und genauso lernen mussten wie sie. Das hätte sie niemals gedacht, aber sie vermisste die Schule. Es wirkte so lange her und verloren. Neugierig war sie aber dann als sie ihren Bruder sah der den Spinten leicht verwirrte Blicke zuwarf. Erneut wirkte es so als hätte er sowas noch nie gesehen. Aber das konnte einfach nicht sein, oder? Als er dann eine kleine Tür davon öffnete und hinein sah, kam Yonah auf ihn zugelaufen. Direkt neben ihm blieb sie stehen und er sah sie dann erschrocken an und machte den Spint wieder zu. Er fühlte sich offenbar etwas ertappt. Die Kleine blieb aber lieb und sprach: „Du hast auch schon lange keinen Spint mehr gesehen, oder Nier?“ Als sie das sagte wand er seinen Blick ab und sah den Spint vor sich an. „Ja…ist lange her.“ Er sagte das so…monoton und traurig. Und zum ersten Mal hatte Yonah das Gefühl ihn fragen zu müssen. Sie waren gerade alleine und das wollte sie nutzen. Eigentlich wollte sie es nicht. Aber es musste sein. Sie konnte diese Tatsache nicht mehr lange vor sich herschieben. „Nier…kann ich dich mal was fragen?“ Er sah wieder zu ihr und lächelte schwach und ehrlich. „Du kannst mich alles fragen Yonah. Das weist du doch.“ Sie sah ihn an…Zögernd. Und dann brachte sie das aus sich raus, was sie schon lange plagte: „Kann es sein…das du nichts davon kennst? Oder das du dich an nichts mehr erinnern kannst?“ Und da sah er sie doch tatsächlich etwas erschrocken an und in der Sekunde wusste sie dass sie voll ins Schwarze getroffen hatte. Nun konnte er nichts mehr leugnen, denn ab dann wäre es eine Lüge. Eine weitere Lüge…Das stand außer Frage. Und nun war sie noch gespannter was er zu sagen hatte. Doch er sagte erst mal nichts und sah wieder vor sich ins Leere. Man sah ihm an das er nicht ganz wusste was er sagen sollte und überlegen musste. Aber schließlich entschied er sich für die Wahrheit und vor allem für die Ganze und Ungeschmückte. Er sah sie nicht mal an, als er antwortete: „Würdest du mir glauben…wenn ich dir sage dass ich so keine Ahnung von vielen Dingen habe?“ Sie legte ihre Hände an ihre Burst und fragte: „Wie meinst du das?“ Er holte Luft und erzählte: „Ich kenne kaum etwas. Ich weis nicht wofür diese Spinte hier sind. Ich habe noch nie zuvor von Ampeln gehört. Erst als du es mir gezeigt und erklärt hast. Ich kenne Apotheken nicht. Nichts aus dieser Stadt kommt mir bekannt vor und…und ich kann dir nicht mal sagen warum. Alles was ich jetzt kenne, kenne ich erst seit ich bei dir bin. DU hast mir das alles beigebracht. Und das verstehe ich nicht. Ich weis wer ich bin. Ich weis meinen Namen und ich weis wie alt ich bin. Aber ich fühle mich dennoch so fremd in dieser Welt und das macht mir Sorgen. Wer bin ich Yonah? Wo…komme ich her? Irgendetwas stimmt nicht mit mir Yonah…“ Er sah wieder zu ihr als er diese letzten Fragen und die eine Aussage stellte und sie sah ihn nur traurig an. Das…das konnte sie ihm auch nicht sagen. Und so langsam hatte sie den Gedanken dass sich ihr Verdacht vielleicht bestätigen könnte…Und deshalb sagte sie es ihm: „Weist du…ich habe mal von einer Krankheit gehört die man: Amnesie, nennt.“ Nier sah sie weiterhin an. Auch davon hatte er nie gehört. „Ist sie schlimm?“ „Sie sorgt dafür dass man vergessen kann wer man ist. Man bekommt sowas durch ein Trauma, oder wenn man sich den Kopf böse angehauen hat. Das Gehirn arbeitet dann nicht richtig und man muss diese Erinnerungen wieder finden. Ich denke…dass dies bei dir der Fall sein könnte Nier…Als ich dich kennen gelernt habe warst du sehr verwirrt. Du hast dich umgesehen als würdest du nichts um dich herum kennen. Als würdest du nicht hier her gehören. Als wärst du gerade erst geboren worden. Und ich denke das könnte was mit einer Amnesie zu tun haben.“ Ja er erinnerte sich. Yonah hatte ihm gesagt wie sie ihn getroffen hatte und das er sich nicht daran erinnern konnte war erschreckend. Er drehte sich zu ihr und sprach: „Kann man sowas heilen?“ Sie nickte. „Ich denke schon. Aber ich weis nicht wie. Meine Mama sagte mal dass die Erinnerungen von alleine wieder kommen. Meist wenn der richtige Auslöser kommt. Vielleicht musst du nur etwas Bestimmtes sehen oder finden und alles kommt sofort wieder…Du wirst schon wieder. Mach dir keine Gedanken. Ich bin bei dir und passe auf dich auf. Ich bringe dir alles bei was du nicht weist! Und wie gesagt: vielleicht macht es dann irgendwann mal: „Klick“ bei dir und alles ist wieder da!“ Sie sagte das mit einer aufmunternden und fröhlichen Art und lächelte dabei zu ihm. Oh Yonah…sie war zu gut zu ihm. Er war froh sie getroffen zu haben. Er konnte sich echt glücklich schätzen. Und so lächelte er sanft zurück und nahm sie dann in den Arm. Er wollte sie einfach drücken und sie schmuste sich auch an ihn. Er war so schön warm. Sie liebte es. Er war wie seine eigene kleine Sonne. Caim und Inuart sahen das, als sie in das Gebäude kamen und blieben an der Tür stehen. Ließen sie einfach in Ruhe und sahen nur hin. Inuart lächelte und machte dann schließlich Schritte nach links weg und den Gang daneben runter. Wollte sehen ob es sicher war. Aber Caim blieb stehen. Er hatte die letzte Zeit nicht geschlafen und so langsam wurde er etwas müde. Er wollte sich ausruhen…aber konnte nicht die Augen von diesem Anblick vor sich zerren. Er sah wie die Zwei sich umarmten…und fühlte etwas in seiner Brust. Es quälte ihn und sorgte für Schmerzen…Denn er sah plötzlich sich und seine Schwester dort stehen. Und ihm wurde wieder bewusst…wie sehr er sie vermisste. Caim rannte durch die Straßen. Er hörte um sich den Himmel donnern und grollen und rannte weiter die breite Hauptstraße vor sich runter. Asche fiel wie Schnee vom Himmel. Er war voller Dreck und Blessuren. Atmete schwer und hatte die blutige Stange in der rechten Hand. Und er rannte. Rannte einfach weiter. Wusste nicht mal warum er rannte, oder woher er die ganzen Blessuren oder das Blut an seiner Waffe hatte. Aber er wusste er muss rennen. Durfte nicht stoppen. Und dann sah er vor sich etwas auf der Straße liegen. Etwas was…nicht sein konnte. Er sah…Er rief nach ihr. Brüllte ihren Namen dass er durch die leeren Straßen hallte. Wie ein totes Echo. Er brüllte nach seiner Schwester. Brüllte ihren Namen. Furiae. Er sah sie dort liegen und rannte weiter zu ihr. Er liebte sie so sehr. Sie da liegend zu sehen tat ihm schrecklich weh. Sie war voller Blut und regungslos. Er musste zu ihr! Er musste sie retten! Doch je näher er kam umso mehr veränderte sie sich. Ihre Form änderte sich und nach gefühlten endlosen Minuten kam er keuchend und schwer geschafft bei ihr an. Als hätte er einen endlosen Marathon hinter sich stand er da und sah auf sie herab…Sah herab und sah sie nicht mehr…Es war wie in einem Wimpernschlag, auf die Sekunde genau, etwas anders. Jemand anderes lag vor ihm auf dem kalten Asphalt der Straße. Die Kleidung teils zerrissen und beschädigt. Die weiße Haut darunter verletzt und blutig. Das Gesicht mit Blut besudelt und die Augen leblos und blass. Das Blau getrübt. Und er stand da und sah in Schrecken vor sich...Und dann konnte er nicht anders. Sein Körper bewegte sich von alleine. So ließ er die Stange fallen und sie schepperte laut auf den Boden er kam schnell auf die Knie. Fasste den leblosen Körper sanft und hob ihn an sich hoch. Schlaff hing er in seinen Armen und regte sich nicht. Der Puls war verschwunden. Die Atmung hatte gestoppt und die Augen sahen in die Leere vor sich. Hinauf zum Himmel, der immer dunkler wurde und schließlich in ein reines Rot überging. Das Donnern über ihnen war nicht mehr zu überhören und unerträglich. Und Caim konnte nicht anders als den Namen der Person zu rufen die er da in den Armen hielt. Schwach und leblos schlaff in seinen Armen hing wie eine abgenutzte Puppe. Zart und wunderschön zugleich. Panisch und verzweifelt rief er immer wieder den Namen und wollte ihn aufwecken. Aber er regte sich nicht. So das er zart mit der rechten Hand über die Wange strich und das Blut sich dabei verzog. Er durfte nicht tot sein! Nicht schon wieder! Er wollte nicht schon wieder versagt…! Und erneut schrie er den Namen des Jungen der ihn nicht mehr hören konnte. Er war fort…Nier war fort. Und kurz darauf brach der Himmel über ihm zusammen und helle, blitzende Wolken zeigten sich in einem blutroten Himmel über ihm. Und er konnte es hören: Schreie, Rufe, Lachen, Weinen, Jammern, Stöhnen, alles zur selben Zeit. Und dann hörte eine Glocke. Er hörte eine Glocke im selben Takt laut und tief läuten. Immer und immer wieder. Unaufhörlich. Eine Glock die nicht aus dieser Welt war. Und als sich ein dunkler und gewaltiger Schatten von rechts neben ihm erhob, sah er hin. Drückte Nier dabei fest und noch immer schützend an sich und sah voller Schrecken auf die Gestalt die sich vor ihm erhob. Eine gewaltige Gestalt die sich in der Ferne aus dem Boden erhob und der Oberkörper sich aufrichtete. Graue Haut war zu sehen. Eine Figur aus Stein. Blank und ohne Züge. Und sie sah zu ihm runter. Sie riss den Mund weit auf, so das eine lange und unmenschliche Zunge sich entblößte und sie schien dabei zu lachen. Aber nichts war zu hören. Kein Geräusch entwich der steinernen Kehle des Wesens, das höher war als andere Gebäude. Es beugte sich vor zu ihm und Caim hörte eine Stimme in seinem Kopf. Eine Stimme zwischen dem ganzen Läuten und dem Ende der Welt, dem man nun nicht mehr entkommen konnte. Die Stimme klang wie Gesang. Und dann wurde alles Schwarz. Alles hörte auf zu existieren und er konnte es hören. Die Stimme in seinem Kopf: „Wenn der letzte und erste Drache stirbt, wir sein Gesang das Ende einläuten und die Menschen werden vernichtet. Die Welt wird vernichtet. Alles Leben wird vernichtet. Und nur WIR bleiben. Nur WIR…Sprich nicht über uns. Male nicht über uns. Schreibe nicht über uns. Forme uns nichts. Singe nicht über uns. Rufe nicht unseren Namen…Das Ende ist gekommen. Frohlocke.“ Erschrocken und aus seinem Schlaf gerissen wachte Caim auf. Er atmete verdammt schnell und sah sich wild im Raum um sich um. Musste erst mal realisieren wo er genau war. Aber als dies einsetzte wurde er ruhiger. Er war in einem Klassenzimmer. Und er erinnerte sich: Sie waren hier her gekommen damit er etwas Ruhe finden konnte. Und er war doch tatsächlich eingeschlafen, obwohl er eigentlich nicht wollte. Die Müdigkeit hatte ihn leider besiegt. So wurde er wieder ruhiger und konzentrierte sich auf seine Atmung. Sie war sehr schnell. Zu schnell und er schwitzte leicht. Es lag an diesem Traum. Er kannte Alpträume. Sie suchten ihn ständig heim seit Furiae gestorben war. Aber dieser…hatte sich anders angefühlt. Er wirkte so real. Und er war bizarr gewesen. So genau konnte er sich auch nicht mehr daran erinnern. Sein Verstand war schon dabei es aus seinen Erinnerungen zu verbannen, was bei Träumen normal war. Dennoch nagte etwas in ihm. Er konnte sich an eine Sache sehr genau erinnern und das war komischerweise nicht seine Schwester, die schon langsam anfing aus seinen Gedanken zu verblassen…es war Nier. Er sah ihn noch klar vor sich, als wäre er wirklich da gewesen. Als wäre es wirklich passiert. Sah den leblosen und gerissenen Körper in seinen Armen liegen. Das Blut das sein Gesicht herablief und auf den Boden darunter tropfte. Aber warum? Warum, von allen die er kannte, war es dieser Rotzlöffel der Furiae ersetzte? Das Bild ging ihm nicht aus dem Kopf. Es…es tat ihm weh. Warum tat es ihm weh? Er schüttelte den Gedanken ab und beugte sich im Sitzen vor. Stützte seinen Kopf mit der rechten Hand an der Stirn. Er saß am Boden und hatte seine Waffe neben sich an der Wand links stehen. Er war offenbar allein im Raum. Wahrscheinlich war Inuart in der Nähe unterwegs und durchsuchte die Räume. Tat etwas was er eigentlich niemals tun sollte. Aber wo waren der Knirps und das Mädchen? So sah er sich wieder um. Nichts Besonderes. Nur ein altes und zerstörtes Klassenzimmer mit umgeworfenen Stühlen und Tischen. Er musste aber erst mal Aufstehen und kam schwer hoch. Nicht weil er noch müde war…sondern weil ihm immer noch der Schreck in den Gliedern saß. Dieser Traum…machte ihm zu schaffen. Er schämte sich dafür. Warum ließ er sich so mitreißen? So kam er an das Fenster rechts neben sich und sah raus in den Hof. Sie waren im ersten Stock und er sah vor sich den zerstörten Innenhof der Schule. Nichts war zu sehen. Kein Legion und kein anderes Lebewesen. Und dann hörte er die Tür hinter sich öffnen. Die Tür des Klassenzimmers und er sah schnell hin. Hatte schon gefasst und bereit seine Stange neben sich gegriffen und warf einen bösen Blick zu der Person die in den Raum kam…Es war Nier. Und zu seiner Überraschung…statt sauer oder genervt zu sein…war er erleichter in dieses Gesicht zu sehen. Zu sehen das es ihm gut ging. Was war nur mit ihm los? Es konnte ihm egal sein was dem Bengel passierte! Warum…reagierte er so? Dicht hinter dem Jungen kam auch seine kleine Schwester in den Raum. Natürlich war sie nicht unbeaufsichtigt. Sie war auch die eine die die Tür hinter ihnen schloss. Von Inuart wie gesagt keine Spur. Nier bemerkte den bösen und leicht erschrockenen Blick von dem Älteren und wusste nicht ganz was er davon halten sollte. Es ließ ihn sogar sofort abbremsen und an der Stelle stehen. Er blieb lieber etwas auf Abstand. Nur Yonah schien fröhlich und zutraulich und lief einfach weiter auf Caim zu. Vorbei an ihrem Bruder, der sie erst packen wollte, aber es nicht mehr schaffte. Und während sich der Ältere wieder abwand und aus dem Fenster zum Hof sah, kam Yonah direkt links neben ihn und sah ihn nett an. Sie lächelte und fragte dabei: „Konntest du etwas ausschlafen?“ Er wusste erst nicht wie er auf so viel Höflichkeit und Fürsorge antworten sollte. Blieb aber dann dennoch bei seiner unnahbaren Haltung und verschränkte wieder die Arme vor sich, kurz nach dem er die Stange wieder neben sich gestellt hatte. Er ging nicht mal auf ihre Frage ein und sprach: „Wo ist Inuart?“ Yonah legte den Kopf etwas schief. „Er ist gleich wieder da. Sieht sich zwei Klassenräume an.“ Antwortete sie ihm schließlich und sah ihn weiter an. Er aber würdigte sie keines Blickes. Aber etwas fiel ihr auf…er wirkte nervös. Oder wohl eher unruhig. Etwas war passiert und hatte ihn aufgekratzt. Hatte er einen bösen Traum gehabt? Es konnte ja nichts anderes sein. Es sei denn er war schon länger wach und es war etwas anderes passiert. Aber mal abgesehen davon fühlte sie auch dass er innerlich unruhig war. Seine Atmung war nicht ganz so ruhig wie vorher. Sie hatte aber etwas Angst ihn zu fragen, da er ja doch sehr schroff war. Also ließ sie es stecken und lief still zu ihrem Bruder hinter, der beide die ganze Zeit GENAU im Auge hatte. Sobald Yonah diesem Mistkerl zu nahe kam, wurde er aufmerksam wie ein ausgehungerter Schießhund. Er musste nur eine falsche Bewegung machen und Nier explodierte. Die Kleine kam bei ihm an und er fasste sie sanft um die Schultern, drückte sie dabei näher an sich und sprach besorgt: „Geht es dir gut?“ Sie sah etwas verwirrt zu ihm auf. Das verstand sie nicht ganz. Er hatte sicher etwas anderes gemeint, aber durch seine Frage fiel ihr es schlagartig wieder ein! Als hätte man sie gestochen suchte sie plötzlich ihre Jackentaschen ab und sprach dann mit einem leichten Schrecken im Gesicht: „Oh nein!“ Als sie das laut sagte sah sogar Caim kurz über seine linke Schulter zu ihr nach hinten. Nier war auch erschrocken und fragte besorgter als vorher: „Was?! Was ist los Yonah!?“ Sie sah ihn wieder an und er malte sich schon das schlimmste aus. „Ich habe meine Tabletten verloren! Ich muss sie doch einmal am Tag nehmen! Was machen wir denn jetzt?!“ Sprach sie leicht aufgebracht und Nier entspannte sich dagegen etwas. Ach das war es. Stimmt ja, dass wusste sie ja nicht. Caim hatte ihr die Tabletten aus der Tasche geklaut als sie schlief und diese als Druckmittel benutzt. Das sie jetzt sich aber Sorgen machte diese verloren zu haben fand er auch nicht gut. Es machte ihn wütend. Erst mal atmete er aber erleichter aus, dachte etwas schlimmeres wäre der Fall und dann sprach er: „Das ist schon okay Yonah. Wir werden sicher…“ „Hier. Ich hab welche für dich.“ Sprach plötzlich Caim aus der hinteren Ecke, am Fenster, zu ihnen. Beide sahen zu ihm und besonders Nier war erstaunt als e sah wie der Ältere einige Tabletten lose in der linken Hand hielt und sie zu der Kleinen in ihre Richtung reichte. Yonah lächelte und riss sich von ihrem Bruder los, der dem Ganzen nur erstaunt zusah. Er sah wie sie zu ihm hin lief und die Tabletten dankbar nahm. Caim ihr sogar aus seinem Rucksack eine Wasserflasche reichte und sie damit die Tabletten besser schlucken konnte. Sie tat das alles und bedankte sich danach freundlich und dankbar. Und Nier sah dem allen weiter nur zu. Er war fassungslos. Er sah wie vorsichtig und für seine Verhältnisse sogar recht nett Caim mit Yonah umging. Sein Blick war auch plötzlich weniger hart gewesen und kühl. Er ging…herzlicher mit ihr um. Und der Weißhaarige erkannte den Mann nicht der da seiner Schwester Tabletten angedreht hatte. Was war denn mit Caim los? War er freundlicher wenn er mal ausgeschlafen hatte? War es so einfach? Wohl eher nicht. Und dann wand sich Yonah von ihm ab und lief an das andere Ende des Klassenzimmers. Sie fand dort eine Wand mit Bildern, gezeichnet von Kindern und sah sich diese erstaunt an. Sie liebte Zeichnungen und ließ sich schnell davon ablenken. Caim hatte ihr noch nachgesehen, aber dann packte er die Wasserflasche wieder ein. Es war Nier auch aufgefallen das er ihr lose Tabletten gab. Was bedeutete er behielt die Packung bei sich. Und das bedeutete dass sie noch immer in seiner Gewalt und seine Geisel war. Alles klar…die Lage war noch immer ernst für Nier. Da aber Yonah gerade beschäftigt war, nutzte er die Situation und lief zu dem Älteren rüber, der inzwischen wieder aus dem Fenster zu dem Hof vor ihnen sah. Stellte sich rechts neben ihn und sah auch runter zum Hof. Sie waren leicht auf Abstand, aber dicht genug das Nier flüstern konnte und Caim das hören. So sagte er zu ihm: „Es ist nett dass du vor Yonah so schauspielst, aber ich kenne dein wahres Ich.“ Der Ältere sah nicht mal zu ihm und verzog kurz den Mundwinkel zu einem Lächeln. Er war amüsiert über diese Aussage. Er wusste ja dass er ein guter Schauspieler war und das zu hören schmeichelte ihm leicht. „Ist das so, ja?“ „Du kannst Yonah was vor machen, aber mir nicht. Du hast mir gezeigt was für ein Monster du wirklich bist. Und ehrlich gesagt hätte ich nie gedacht das es etwas schlimmeres als die Legion geben könnte. Aber dann bist du aufgetaucht. Wie man sich doch irren kann…“ Etwas Schlimmeres als die Legion…Als er diesen Satz sagte sah Caim doch tatsächlich rechts zu ihm rüber. Er sah den Jungen neben sich stehen und wie er auch weiterhin zum Hof runter starrte. Und dann zogen ihm wieder diese Bilder durch den Kopf. Diese Bilder aus seinem Traum. Er sah Nier tot in seinen Armen liegen. Sah den roten Himmel und hörte die Stimmen darin schreien. Und dann sah er diese riesige, steinerne Gestalt die bizarr zu ihm runter gebeugt war und den Mund offen hatte. Alles raste innerhalb von Sekunden vor seinem Auge vorbei. Es überfiel ihn und er schüttelte plötzlich den Kopf schnell und wand sich dann ab. Fasste sich sogar danach an die Stirn. Sein Kopf hämmerte leicht. Seine Bewegungen waren so offensichtlich gewesen, dass es Nier im Augenwinkel gesehen hatte und sich zu ihm umdrehte. Ihn fragend ansah. Und ihm fiel auf…das Caim nicht gut aussah. Es sah aus als hätte er Schmerzen im Kopf. Was war mit ihm? Der wusste es aber selber nicht. Diese Bilder…er bekam diese Bilder nicht aus dem Kopf. Doch er fing sich wieder und stellte sich normal und gefasst hin. Sah in die Ferne vor ihnen und sprach dann: „Ich denke es gibt immer was schlimmeres…nicht wahr?“ Nier verstand nicht was er damit sagen wollte. Er war selber verwirrt von der Situation. Und das nur weil dieser Kerl vor ihm, der für ihn eigentlich ein Arschloch war…plötzlich nicht mehr wie eins wirkte. Er wirkte plötzlich anders auf ihn…Und wie Yonah vorher auch…so konnte auch Nier spüren das etwas nicht stimmte. Etwas belastete Caim. Und wie aus dem Nichts fragte der plötzlich komisch interessiert: „Und du bist wirklich der Einzige deiner Art?“ Nier sah ihn an. Wusste erst nicht wie er damit umgehen sollte. Aber ihm rutschte doch einfach instinktiv die Wahrheit raus: „Ich denke schon. Ich habe noch keinen anderen gesehen. Ich weis auch nicht warum ich das kann, falls du fragen solltest…Und warum fragst du überhaupt? Ich bin dir doch eh scheißegal.“ Caim sah nur mit den Augen kurz zu ihm und dann wieder vor sich. Er wusste selber nicht warum er das plötzlich fragte…Doch dann zuckte er mit den Schultern und sprach abweisend: „Was für ein Jammer, was?“ Und dann wand er sich komplett ab, als hinter allen die Tür zum Klassenzimmer erneut aufging. Er drehte sich um und sah Inuart, der langsam in das Zimmer kam und hinter sich die Tür schloss. Er winkte Caim zu sich und der lief auf ihn zu. Nier sah ihm nur nach. Er war heute sehr komisch. Aber es stand weiterhin fest dass er ihm nicht trauen würde. Dennoch fragte er sich was passiert war. Denn es war etwas passiert als Caim schlief und alle draußen waren. Nur was…? Er sah wieder neben sich aus dem Fenster und ihm fiel etwas auf. Etwas sehr gutes ehrlich gesagt... Caim kam bei Inuart an und er fing auch schon gleich an zu fragen: „Wo warst du?“ „Ich habe mir mal einige Teile des Gebäudes angesehen. Es sind keine Legion hier, also sollte der Teil der Schule sicher sein, so wie auch der Innenhof. Ich würde aber nicht in den Keller gehen, nur zur Sicherheit.“ Caim schüttelte den Kopf genervt. „Du weist genau das du keine Alleingänge machen sollst! Wie oft soll ich dir das noch sagen?! Du hast keine Munition mehr und bist schlecht im Nahkampf! Ohne mich bist du fast komplett aufgeschmissen! Das war dumm und unbedacht!“ Er sprach das leise, er wusste selber nicht warum, aber Inuart schüttelte das alles nur mit der Rechten Hand ab und sprach beruhigend: „Alles easy. Es ist nichts passiert und ich war vorsichtig.“ Es hätte aber was passieren können…Inuart war erstaunt über die Sorge die ihm Caim offenbar entgegen war. Wusste aber nicht das Caim es hasste wenn etwas nicht so lief wie er wollte. Und das eben war nicht abgesprochen gewesen. Er schnaufte. War nun eh egal. „Hat es sich wenigstens gelohnt?“ Inuart nickte. „Wie gesagt: das Gebäude ist sicher. Ich konnte auch etwas Werkzeug und einige Schokoriegel finden die nicht abgelaufen waren. Und du konntest dich etwas erholen. Das ist ja auch viel wert.“ Nach dem was Caim geträumt hatte hätte er sich gewünscht lieber weiter wach zu bleiben… „Wir sollten noch etwas hier bleiben und uns erholen. Vielleicht sogar bis morgen warten und hier übernachten. Wäre eigentlich klüger. Morgen früh können wir dann direkt weiter.“ Caim schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist mir zu riskant.“ „Das Gebäude ist sicher Caim. Wir bleiben einfach hier und verbarrikadieren uns. So wie im Laden auch.“ „Das hier ist eine Mausefalle Inuart. Wenn wir hier im ersten Stock überfallen werden gibt es kein Entkommen. Wir können nicht aus dem Fenster springen ohne uns zu verletzten und frontal durch diese Tür kann man uns überrennen. Sorry aber das sehe ich anders.“ Inuart sah zu der Tür hinter sich und zu dem Fenster vor an dem Nier stand und weiter raus sah. Danach sah er wieder zu Caim. „Wer sollte denn eine Schule einnehmen wollen? Geschweige denn sich hier freiwillig rumtreiben?“ Das fragte er nicht wirklich, oder? „Es müssen nur Legion im Keller sein, den du ja nicht überprüft hast und diese schwärmen dann nachts nach oben. Ruck zuck sind wir nicht nur in der Unterzahl sondern auch eingekesselt! Das ist mir zu riskant, wir ziehen weiter.“ Er wollte nicht schon wieder in eine Diskussion mit Caim kommen. Nicht schon wieder. Aber offenbar blieb ihm nichts erspart. So machte sich Inuart schon bereit was zu sagen. Aber dann wurde er plötzlich unterbrochen. Unterbrochen von einer Stimme die laut sprach: „Hey schaut mal!“ Alle sahen rüber zu Nier, der das laut gesagt hatte und auf das Glas vor sich zeigte. Auf etwas zeigte was er draußen vor dem Fenster und im Hof sehen konnte. Yonah kam sofort zu ihm gerannt und sah aus dem Fenster runter zum Hof. Sie wusste nicht ganz was er meinte, aber als die Anderen sich dazu gesellten und auch alle raus sahen, wurde es offensichtlich. Nier sah auch wieder hin und sprach: „Vielleicht sollten wir unseren Vorrat vorher noch etwas auffüllen.“ Er meinte den Teich mitten im Innenhof. Er hatte offenbar Luchsohren und mitbekommen was die zwei Älteren besprachen. Und Inuart fand die Idee nicht mal schlecht. „Das ist eine gute Idee.“ Caim sah zu ihm. „Wirklich? Sieh dir das rottige Ding an.“ Der Teich sah wirklich etwas verwachsen und lange nicht mehr gepflegt aus. Früher war es sicher mal ein Schülerteich gewesen um den sich die Schüler kümmerten und pflegten. Es war nichts ungewöhnliches das Klassen sich um etwas in der Schule kümmern mussten. Sei es Putzen, Haustiere wie Hamster oder ein Teich mit Fischen. Mit Eintreten der Apokalypse war das hinfällig geworden, aber dennoch fand Inuart die Idee gut. Er sah zu Caim. „Das hat nichts zu heißen. Diese Schülerteiche haben meist ein eingebautes Filtersystem das Jahre lang hält und nicht gewechselt werden muss. Sofern die Leitungen noch funktionieren läuft das Ding auch noch. Was bedeutet der Teich hat klares, oder trinkbares Wasser und vielleicht auch noch Fische. Wir könnten unser Wasser auffüllen und Fische fangen zum essen.“ Caim schien trotzdem nicht überzeugt. „Ich esse doch keine Fische aus nem Schülerteich.“ Inuart zuckte. „Dann ess einfach weiter unser Dosenfutter. Ich denke Yonah und ich gehen angeln, oder Yonah?“ Sie sah strahlend zu ihm und sprach auch so: „Wirklich?!“ Inuart nickte lächelnd. „Klar! Ich zeige dir wie das geht. Sofern dein Bruder nichts dagegen hat.“ Er sah zu Nier der etwas verdutzt zu ihm hoch sah. Er sollte das entscheiden? Oh okay…Aber bevor er was sagen konnte kam Yonah um Inuart herum und stellte sich flehend vor ihren Bruder. Wollte wirklich Erlaubnis bei ihm einholen und sprach zuckersüß: „Nier, biiiittte? Bitte bitte darf ich?!“ Er sah sie an. Oh mann. Und dann nickte er etwas erleichtert und schnaufend. Natürlich sagte er nicht: nein zu ihr. Nicht zu diesem Gesicht. Sie hatte ihn schon etwas um den Finger gewickelt. Fiel ihm so langsam auf. „Na gut Yonah. Aber pass auf dich dabei auf, ja? Du bist noch krank und ich will nicht das du dich verkühlst!“ Sie lachte und sprang ihn kurz an. Drückte ihn und antwortete: „Yay! Danke!“ Und dann wand sie sich wieder an Inuart: „Können wir gleich runter?“ „Klar. Nicht eine Sekunde später.“ Antwortete dieser und sie liefen zusammen zu der Zimmertür. Und lustiger weise blieben Nier und Caim nebeneinander stehen und sahen beide, mit verschränkten Armen vor sich, ihnen nach und schüttelten gleichzeitig den Kopf etwas genervt. Sie hatten es echt nicht leicht. Mussten auf die beiden aufpassen das nichts passieren würde, während diese im Teich nach Fischen angelten. Große Brüder hatten es nicht leicht…Caim war noch genervter als der Jüngere. Und dann sahen sie sich beide an. Hatten beide aus dem Augenwinkel gesehen wie sie zeitgleich den Kopf geschüttelt hatten und sahen sich deshalb an. Sahen sich einfach nur an und schwiegen. Bis Nier der Erste war der den Blick abwand und den Kopf wegdrehte. Er war leicht errötetet und folgte dann stumm Inuart und Yonah. Im war das peinlich gewesen. Denn es hatte sich kurz etwas bestätigt was Yonah vorhin gesagt hatte…Nämlich dass sie sich ähnlich wären. Und das wollte er nicht glauben. War nur Zufall gewesen…Caim sah ihm nach und schüttelte erneut den Kopf. Was für ein Kindergarten. Wann war er noch mal zum Kindergärtner geworden? Er schnappte sich seine Stange an der Wand und folgte ihnen endlich auch. Und als sie unten angekommen waren stand Yonah wie ein aufgeregtes Kind am Teich und starrte in diesen. Sie konnte bereits die Fische sehen, die im Vielleicht hüfthohen Wasser in der Trübe herumschwammen. Sie waren vielleicht so groß wie ihr Unterarm, aber die meisten noch kleiner. Es waren Karpfen und Caim wunderte sich das wirklich etwas in diesem Teich überlebt hatte. Zu Abwechslung hatte sein bester Freund mal recht gehabt. So vertraute er seinem Urteil und füllte alle ihre Wasserflaschen auf. Bei ihrem Weg nach unten hatten sie in einer Toilette mal angehalten um zu überprüfen ob das Wasser noch funktionierte. Natürlich nicht. Die Leitungen waren entweder zerstört worden oder der Tank leer und logischerweise nicht mehr nachgefüllt in dem nächsten Werk in der Nähe. Also blieb nur Wasser vom Teich. Und kaum als er diese Aufgabe erfüllt hatte, wand er sich auch etwas ab und stand Abseits. Hatte die Umgebung im Blick. Einer musste ja aufpassen während der Kindergarten im Wasser planschte… Inuart saß auf einem Stein, nahe vom Teich und baute seine Angel auf, während ihm Yonah genau dabei zusah. Sie verstand das alles nicht, aber er wusste ja was er tat, also war es egal was sie verstand oder nicht. Und Nier stand neben seiner kleinen Schwester und sah ins Wasser. Es waren vielleicht gerade mal 20 Fische und nur 5 davon waren kein Happen sondern es wert gefangen zu werden…Lohnte es ich wirklich zu angeln? Er war sich nicht sicher, aber Yonah machte es froh, also drückte er mal genervt ein Auge zu. Was noch blöder war: der Teich war nicht mal groß. Eigentlich musste man nicht mal angeln. Man könnte einfach so rein springen und die Fische fangen. Würde sicherlich auch klappen. Und schließlich holte Inuart mit der Angel aus und warf sie ins Wasser. Yonah setzte sich neben ihn und sah ihm dabei zu. Es hieß warten…aber nach einiger Zeit wurde es echt langweilig und es passierte einfach nichts. Das war das Wesen vom Angeln, aber Yonah hatte sich das interessanter vorgestellt. Nach 20 Minuten, ohne Erfolgt, seufzte sie etwas und sprach: „Das ist ja langweilig.“ Sie sagte das so süß das Nier, der nicht weiter weg rechts auf einem anderen Stein saß, kurz auf grunzen musste und sich das Lachen verkniff. Der Ton von ihr war einfach genial gewesen. Leicht genervt aber dennoch höflich. Und genauso sah sie auch aus. Es war köstlich. Inuart schmunzelte auch etwas und sprach weise und älter: „Nicht alles kann man erzwingen. Manchmal braucht es auch Geduld. Du wirst mir danken wenn wir später Fisch essen können.“ Aber so langsam zweifelte Yonah daran ob überhaupt etwas anbeißen würde, so wie die Lage war zumindest. Sie seufzte laut und umschlang ihre beiden Beine vor sich. Legte ihr Kinn auf ihre Knie. Ihr war sooo langweilig. Nier, der im Schneidersitz saß, sah zu ihr als sie sprach: „Wir werden nie etwas angeln. Und heute Abend gibt es keinen Fisch.“ Sie ließ total den Kopf hängen. Hatte sich schon so sehr auf Fisch gefreut und nicht auf Dosenfutter…Und Nier sah wieder zum Teich vor sich. Dann wieder zu Yonah und wieder zum Teich. Und dann lächelte er. Denn plötzlich hatte er einen Geistesblitz. Warum eigentlich nicht? Er kam schlagartig auf die Beine und zog die Stiefel aus. Und als er anfing sich sogar die Ärmel hochzukrempeln, sah Yonah endlich zu ihm rüber und realisierte was er tat. Dennoch verstand sie nicht ganz. Sie legte den Kopf schief und sah auf, hob den Kopf dabei von ihren Knien und fragte rüber: „Was machst du da großer Bruder?“ Der aber lächelte stumm weiter und war nun bereit. Auch Caim sah bei Yonah ihren Worten zu ihnen hinter und sah den Weißhaarigen dort stehen. Er runzelte selber die Stirn. Was hatte er vor? Inuart war auch gespannt und sah hin. Doch dann erlöste Nier alle vor Ort und grinste zu Yonah rüber. Er sprach dabei: „Ich sorge für Abendessen! Halt dich fest Yonah!“ Und kaum als er das gesagt hatte sprang er in den Teich! Wasser sprang auf und es klatschte laut. Alle sahen erschrocken zu ihm. Keiner hatte damit gerechnet. Der Junge stand im Teich und die Fische schwammen panisch um ihn herum. Versuchten zu fliehen, aber ihr Revier war nicht sonderlich groß und so endeten sie meist wieder vor seinen Füßen. Yonah sah zu ihm und ihre Mimik wurde immer breiter, bis sie schließlich lachte über ihren Bruder, der noch immer im Wasser stand und wie eine Katze versuchte die Fische um sich zu schnappen! Manchmal so ungeschickt das er ganz abrutschte und bis zur Burst im Wasser versank! Natürlich machte er das mit Absicht. So war es geplant. Er lachte dabei und rief zu Yonah: „Ich kriege sie schon noch! Pass auf Yonah! Einige kommen auch zu dir! Schnapp sie dir!“ Er wedelte mit den Armen im Wasser und scheuchte so die Fische zu Yonah rüber. Und das kleine Mädchen sah vor sich ins Wasser und versuchte zögerlich nach den glitschigen und aufgebrachten Fischen zu greifen. Sie lachte tief aus dem Herzen und schrie auch immer mal wenn sie einen glitschigen Fisch berührte und er ihr entglitt. Aber sie hatte so viel Spaß wie lange nicht mehr. Und sogar Inuart musste lachen und legte die Angel beiseite. Scheiß drauf! Er versuchte auch welche zu schnappen und schaffte es sogar. Griff sich einen nach dem Anderen und legte sie hinter sich auf den Boden, wo sie zappelten und nicht mehr weg konnten. Nier war von oben bis unten patschnass und schmiss sich inzwischen ohne Rücksicht im Wasser von links nach rechts. Er hatte auch Spaß. Und er war glücklich wenn Yonah glücklich war, das befeuerte ihn noch mehr. Es lief alles super gut. Alle hatten Spaß. Und dann sah er unter sich, während er im Wasser still kniete, einen kleinen Fisch vorbei schwimmen. Instinktiv hatte er ihn anvisiert…etwas kam in ihm hoch und er schnappte zu! Und als er wieder hoch kam hatte er einen Fisch gefangen. Er hatte in zwischen den Zähnen, wo er zappelte und sich wehrte, so das er kurz den Kopf schüttelte und den Fisch etwas riss dabei. Und als er fertig damit war sah er zu Yonah, die ihn etwas erschrocken ansah in der Sekunde. Und während sie ihn so ansah…wurde Nier bewusst was er da getan hatte. Noch immer tat. Er hatte wie ein Tier…einen Fisch gefangen. Und er wurde selber leicht erschrocken. Er wusste nicht warum er das getan hatte. Es kam so über ihn. Doch gerade als er den Fisch fallen lassen wollte, sich schämte, zeigte Yonah auf ihn und fing an herzhaft zu lachen. Und das sorgte dafür dass er lächelte und nicht aufhörte. Er behielt ihn im Mund und schloss die Augen. Grinste mit dem Fisch zwischen den Zähnen zu ihr rüber. Und er fühlte sich richtig gut. Er fühlte sich normal und akzeptiert. Es war schön. Und während sie alle Spaß hatten und erfolgreich essen besorgten, sah Caim zu ihnen. Schüttelte den Kopf und sah Nier mit dem Fisch da sitzen. Und er…konnte sich doch tatsächlich ein kurzes Schmunzeln nicht verkneifen. So ein Spinner. Schon süß was er so für die Kleine machte. Das…erinnerte ihn an sich und seine Schwester. Caim hatte sich für Furiae auch immer zum Klassenclown gemacht, egal wo sie waren. Immer wenn sie traurig oder gelangweilt war machte er dies für sie. Er sah sich…kurz selber in der Sekunde. Und wenn er diesen Jungen da so sah, sah wie er sich im Wasser wälzte nur um seine Schwester zum Lachen zu bringen…da wurde Caim warm in der Brust. Nier brachte schließlich durchs Wasser kriechend, was aussah als würde er schwimmen, seiner Schwester den Fisch zwischen den Zähnen. Wie ein paddelnder Hund der ein Stöckchen brachte. Sie nahm ihm diesen ab und er lächelte zu ihr hoch, sie dann zu ihm herab und hielt den toten Fisch fest in den Hände, als sie sprach: „Danke. Das ist lieb von dir.“ „Jetzt hast du auch einen gefangen Yonah.“ Antwortete er nett und legte den Kopf mit geschlossenen Augen etwas schief. Sie lächelte ihn weiter an. Er war so lieb. Er tat das alles für sie um sie zum Lachen zu bringen. Das wusste sie. Und das liebte sie so an ihm. Dann zeigte sie Inuart fröhlich den Fisch und er lachte ebenfalls und nahm ihr diesen ab um ihn zu dem Rest der stolzen Beute zu legen. Und Caim sah nur weiter zu. Sah die Drei da am Teich und stand weit abseits von ihnen. Stand so weit weg als würde er nicht dazu gehören. Inuart lachte und erklärte ihnen etwas. Yonah lachte und hielt sich dabei an die Brust. Und Nier war weiter im Wasser bis zum Hals und sah zu Inuart auf. Lauschte. Und Caim sah ihn an. Sah diesen Jungen an der nicht existieren durfte. Sah diesen Jungen der eigentlich ein Monster war. Ein Hybrid. Aber…so verhielt sich eigentlich kein Monster. Was er da sah war ein Junge der alles tat um ein Mädchen zum Lachen zu bringen das er als seine Schwester akzeptiert hatte. Ein Junge der sich in einen nassen Teich warf und darin rumsprang wie ein Köter um dem Mädchen ein Lächeln auf die Wangen zu zaubern das er liebte. Sich komplett zum Affen dabei machte…und dennoch so glücklich dabei wirkte. Er war fasziniert von diesem Jungen. Dieser Junge der ihn in der Sekunde an sich selbst erinnerte, als er noch jünger war. Und der es schaffte die Stimmung zu lockern und wieder etwas Leben in diese leblose und kalte Welt brachte. Auch wenn es nur für einige Minuten war. Er schaffte es das Herz eines Mädchen zu erwärmen…und sogar leicht das von Caim…der sich dann für eine Sekunde schlecht fühlte…Wenn er daran dachte was er ihm vorher an den Kopf geworfen hatte und ihn erpresste, wurde ihm unwohl. Doch schnell riss er sich wieder zusammen. Es war nötig. Das alles war nötig…um zu überleben. Und er sah wieder zu Nier. Sah ihn einfach nur an. Diesen…seltsam schönen Jungen. „Wenn der letzte und erste Drache stirbt, wir sein Gesang das Ende einläuten und die Menschen werden vernichtet.“ Er sprach das sehr leise zu sich selbst…und er wusste nicht mal wieso er das tat und woher es kam. Er hatte es vergessen… Kapitel 6: No I in Team ----------------------- Ich bin ein Fremder. Denn ich bin nicht von dieser Welt. Ich habe einen Namen, doch habe ich mich verändert und jetzt kann ich nicht mehr derselbe bleiben. Und ich bin ein Verlierer, was bedeutet dass ich schon einmal verloren war und verloren habe. Doch ich bin gern ein Monster, wenn das bedeutet, dass ich missverstanden werde. Denn es lebt in mir und ich kann es nicht verbergen. Das Feuer in mir steigt stetig an. Und ich bin gern ein Verräter, wenn das bedeutet dass ich mich gegen mich selbst richten muss. Ich kann es nicht leugnen, es ist wie ein Aufruhr in mir und ich kann ihn nicht ruhig halten. Aber jetzt habe ich etwas gefunden. Ich bin davon umzingelt und kann den Klang hören. Wie Engel die mit millionen Stimmen singen. Das Ende ist da wo wir beginnen. Es kriecht zurück und findet uns, auch wenn wir davor davon laufen. Denn das Ende beginnt da wo wir anfangen zu leben. Wo gebrochene Herzen heilen und wieder anfangen zu schlagen. Doch werde ich dort allein sein? Oder bist du bei mir? In dem Moment wo dein Wesen zerfällt und mit mir eins wird… Caim war der Einzige der noch wach war. Er saß oben am Fenster des Klassenzimmers und sah nach draußen. Es war schon wieder dunkel geworden und die Stille, die über den Innenhof der Schule fegte, war eine Wohltat. Er hätte es nie gedacht, aber er vermisste die Hektik und die Lautstärke der alten Welt nicht. Autos die Tag ein und aus über die Straßen donnerten, dass Geräusch von Ampeln oder Strommasten die summten, die blinkenden Lichter in der Dunkelheit die von Reklamen oder Geschäften kamen und die vielen Menschen die sich jeden Tag durch die Straßen Tokyos drängten und schubsten. Nichts davon vermisste er. Am wenigsten die Menschen. Er hatte viel in seinem Leben durchgemacht. Und wenn er dabei etwas gelernt hatte, dann das Menschen schrecklich sein konnten. Grausamer als manch ein anderes Wesen auf dem Planeten. Als er klein war war es für ihn nicht unüblich sich zu wehren und zu prügeln. Kinder taten sowas. Besonders gerne Jungs. Es gehörte zu der Natur des Menschen einen Krieg vom Zaun zu brechen wegen kleiner Belanglosigkeiten. Es war fast so…als wäre den Menschen langweilig geworden und als müssten sie sich beschäftigen. Noch dazu wurden sie immer gieriger nach Geld und Macht. Er wusste nicht mal mehr wie oft er sich geprügelt hatte, vor allem wegen den verschiedensten Gründen. Aber er wusste noch genau warum er sich prügelte. Und in den meisten Fällen war es für seine Schwester gewesen. Oder um Inuart zu helfen. Er neigte schnell dazu die Fäuste sprechen zu lassen, als die Worte aus dem Mund. Weshalb er als Kind auch immer als Raufbold oder als „schwieriges“ Kind bezeichnet wurde. Die Lehrer und Erzieher rissen sich nicht gerade darum sich um ihn zu kümmern. Er war ein Problemkind. Er war schnell aufbrausend und aggressiv. Aber…war er deswegen gleich böse? Viele bezeichneten ihn als „böses“ Kind. Aber was genau war „böse“? Was fiel unter die Definition: böse? War man das gleich nur weil man kämpfte? Weil man sich wehrte oder etwas beschützte? Weil man eine andere Meinung hatte? Oder weil man nicht mit dem Strom schwamm? Damals hatte er sich das noch gefragt. Heute war es ihm egal. Es war in dieser Welt nicht mehr wichtig. Nur wer überlebte war wichtig. Und das hatten offenbar viele Menschen verstanden. Nach genug Jahren war das nicht unüblich. Und genau DAS machte sie so gefährlich. Draußen tanzten die Schatten der Blätter und spielten in der Dunkelheit. Der Wind wehte etwas stärker und Caim sah weiter einfach nur in die Ferne und die Leere des Innenhofs vor sich. Früher hatte er vor sowas Angst gehabt. Kinder hatten meistens Angst vor den Schatten und der Dunkelheit. Es war das Unbekannte, was darin lauerte, welches ihnen Angst einjagte. Heute war es gleich, aber doch anders. Caim hatte keine Angst mehr vor der Dunkelheit…aber immer noch vor dem Unbekannten. Es war ein natürlicher Instinkt davor Angst zu haben. Etwas was in die Wiege gelegt wurde und von der Geburt an nie verschwindet. Das Unbekannte…Für ihn sind das heute besonders die Taten von Menschen. Er mied Fremde weil sie unberechenbar geworden waren. Legion waren am Anfang auch beängstigend. Jeder hatte Angst vor dieser Krankheit. Das lag daran das sie neu war und man sie nicht kannte. Aber nach einer Weile wurde aus dem Unbekannten etwas was man abschätzen und verstehen konnte. Legion wurden und waren bis heute berechenbar. Sie machten immer das Selbe und wenn man das verstanden hatte, dann verschwand auch die Angst vor ihnen. Aber Menschen…waren unberechenbar. Sie konnten denken und planen. Und das war eine gefährliche Eigenschaft die sie Legion voraus hatten. Und am Ende…waren auch weiterhin für Caim die Menschen das schlimmere Übel. Für ihn war die Geisel der Menschheit…die Menschheit selbst. Er sah links neben sich vom Fenster weg und zu dem Lagerfeuer, was mitten in den Klassenraum gebaut wurde, hin. Die Flamme fackelte nur noch ganz schwach und um sie herum saßen alle anderen und schliefen tief und fest. Inuart lag seitlich und war mit einer Decke eingewickelt. Er sägte wieder ganze Wälder im Traum nieder. Zumindest hörte sich sein Schnarchen so an. Ihm gegenüber saßen der Knirps und seine Schwester. Sie war an ihn angelehnt und mit einer Decke, über die Schultern, zugedeckt worden. Beide schliefen tief und fest. Um sie alle herum ein Schlachtfeld von Essensresten. Da der Fang im Schülerteich so erfolgreich gewesen war, hatten sie alle ordentlich Fisch zum Abendessen gehabt. Hatten diese auf Stöcke gestochen und gegrillt. Noch gewürzt mit ihrem Proviant und sich dann ordentlich die Bäuche vollgeschlagen. Kein Wunder das sie alle so müde waren. Das kannte man ja: fressen und dann gleich danach pennen. Das strengte ja an. Und so voll hatten sie sicher schon lange nicht mehr ihre Mägen füllen können. Caim dagegen hatte verzichtet. Er aß lieber Dosenfutter. Meist Dosenfleisch und Gemüse. Es machte ihm aber auch nichts aus. Er war kein Gourmet und war demnach auch mit simplen Dingen zufrieden. Er sah weiter in die Runde und schüttelte kurz den Kopf. Die sollten sich mal selber sehen. Vollgefuttert und alle am pennen als wäre die Welt völlig in Ordnung. Und er hielt wache und sorgte dafür dass ihren Ärschen auch nichts passierte, während sie nichts Besseres zu tun hatten als zu schlafen. Ob er sauer war weil er wach sein musste? Überhaupt nicht. Nach dem Alptraum am Mittag…war er erst mal nicht mehr so versessen darauf zu schlafen. Er wusste nicht warum, aber er war noch immer etwas erschrocken von dem Traum. Er saß noch leicht in den Gliedern, so dass er sich dafür sogar schämte. Ließ sich wie ein kleines Kind von einem Alptraum erschrecken…Erbärmlich. Yonah zuckte plötzlich im Schlaf einmal heftig auf und weckte damit ihren Bruder, an dem sie noch immer gelehnt lag. Nier blinzelte kurz mit den Augen und sah sich verwirrt und müde um. Realisierte aber dann das sich die Kleine neben ihm bewegt hatte und musste darauf sanft lächeln. Vorsichtig strich er ihr über die Stirn und einige Haare beiseite. Er war sehr sanft dabei und weckte sie nicht. Sie schlief noch immer fest und das sollte auch so bleiben. Also hob er sie vorsichtig an und rückte zur Seite. Konnte sie dann sanft auf den Boden legen und deckte sie ordentlich mit der Decke zu. Sie schmatzte im Schlaf und er sah sie lieb an, kam dann noch mal kurz zu ihr runter und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. Er hatte nicht bemerkt das Caim ihm dabei zusah und war dann etwas ertappt, als er aufsah und zu dem Älteren rüber, der ihm noch immer vom Fenster einen ernsten Blick zuwarf. Aber kurz darauf wand er diesen auch schon ab und sah wieder aus dem Fenster und raus. Nier runzelte die Stirn verdutzt. Okay…kein dummer Spruch oder so? Er war überrascht. Und dann kam er auf die Beine hoch und streckte sich kurz. Doch genau als er das tat sprach Caim leise zu ihm rüber, um die Anderen nicht zu wecken: „Du solltest weiter schlafen. Müde kann ich dich morgen nicht gebrauchen. Wird ein harter Tag.“ Nier streckte sich verwirrt fertig und sah ihn dann an. War das…seine Art zu zeigen dass er sich sorgte? War ja auch egal. Was kümmerte es ihn? Aber ihm fiel dennoch auf das Caim noch immer unruhig war. Er saß zwar still dort, aber er schien sehr abwesend und nachdenklich. Er spürte die Unruhe die er innerlich hatte. Er konnte es nicht erklären, einfach nur spüren. So machte er dann leise Schritte um Yonah herum und lief auf den Braunhaarigen zu. Bis er dann etwas auf Abstand bei ihm am langen Fenster des Klassenzimmers war und sich ebenfalls auf die Fensterbank vor der Scheibe setzte. Zu ihm rüber sah und sprach: „Du könntest auch Schlaf gebrauchen. So wie du wirkst zumindest.“ Warum hatte er das gesagt? Nier war selber etwas verwirrt über sich selbst. Immerhin war der Kerl vor ihm nicht gerade jemand um den man sich sorgen sollte. Nicht nach der Sache mit der Erpressung. Und dennoch schien es in seiner Natur zu sein sich zu sorgen und helfen zu wollen. Egal zu wem…Wie nervig. Er nervte sich selbst. Dann kratzte er sich kurz am Hinterkopf und sah dann auch raus auf den Hof. Nichts war dort zu sehen, außer Dunkelheit. Und wenige Stellen die das Mondlicht erhellte natürlich. Caim ihm gegenüber lächelte nur für eine Sekunde bei Nier seinem Satz. Dieser Bengel…er war schon unglaublich. Er drohte ihm seine Schwester zu töten und dennoch ließ er so einen Satz ab, von dem man denken könnte dass er sich Sorgen machte, obwohl es nicht sein sollte. Das amüsierte ihn kurz. Und er wusste nicht warum er einstieg, aber er sprach aus Reflex: „Ich hatte heute Mittag genug schlaf für ne Woche…Ich bin nicht noch mal scharf darauf.“ Da sah Nier wieder verwirrt zu ihm. Was? Was meinte er denn damit? Und so hatte er das Gefühl dass sich der leichte Verdacht, das Caim wahrscheinlich schlecht geschlafen hatte, bestätigen würde. Ein böser Traum? Er wirkte nicht wie jemand der sich davon aus der Fassung bringen ließ. Konnte es sein? Wenn musste das ja ein Brüller gewesen sein, wenn es einen Kerl wie ihn zum Wanken brachte. So sah er wieder nachdenklich weg und raus auf den Boden des Innenhofs. Und er wusste nicht warum er das sagte…er tat es einfach: „Ich…ich habe auch manchmal Alpträume…“ Caim sah nur mit den Augen zu ihm rüber und lauschte. „…Ich habe das Gefühl die wollen mir sagen wer ich bin…Zumindest fühlt es sich manchmal so an…Ich weis ja auch nicht. Ich kann Yonah auch nichts davon erzählen, sie würde sich nur unnötig Sorgen machen…Was ich damit sagen will ist:…ich weis wie es ist wenn Träume einem durch Mark und Bein gehen. Und sie einem Angst machen…“ Und da sah Caim komplett zu ihm und drehte den Kopf auch so. Es klang so schwer. Die Worte des Weißhaarigen waren sehr schwer. Schon fast erstickend. Caim war ja kein Monster. Er konnte hören wenn jemand Leid in seiner Stimme hatte. Und genau das hörte er aus Nier. Und…er kannte das nur zu gut. Dieses Beben in der Stimme wenn man Zorn oder Trauer unterdrückte und sich zusammenreißen wollte. Als Kind hatte er das oft gehabt. Und auch als Furiae starb war es lange präsent gewesen. Er sah ihn einfach an. Und sah wie er da saß. Die Beine angewinkelt und mit den Armen umschlungen. Der Blick zum Boden gewandt. Und Caim wusste nicht warum, aber so wie Nier da saß, so im Mondlicht saß…war er wunderschön. Sein Haar schimmerte silbern im weißen Licht und es wirkte als würde es leicht leuchten dabei. Strahlte heller als der Mond selbst und seine klaren und kühlen Augen funkelten dabei. War es Trauer die er darin schimmern sah? Seine Haut war wie Elfenbein und seine Statur zart und grazil. Er war…eigentlich ein hübscher Junge. Unnatürlich hübsch. Wie nicht von dieser Welt. Und wenn er sprach…dann klang es melodisch und sanft im Ton. Als Caim diese Fakten durch den Kopf brausten, spürte sein Gegenüber dass ein Blick auf ihm ruhte und so sah er zu ihm. Schien etwas verwirrt in der ersten Sekunde, aber bemerkte dann wie sich ihre Blicke trafen…und aneinander kleben blieben. Und zum ersten Mal sah Nier Caim genauer an. Nicht nur flüchtig oder schnell abwenden von ihm. Er sah ihn genau an…Und er bemerkte auf einmal dass sein Gegenüber eigentlich gar nicht so schlecht aussah. Er wirkte in der Sekunde auch nicht mehr so bösartig und widerlich auf ihn. Er war…ganz normal. Er sah einen normalen erwachsenen Mann. Sehr gut und muskulös gebaut. Was Nier im Licht des Mondes genau sehen konnte, weil Caim nur ein schwarzes und sehr enges T-Shirt trug. Es betonte seinen Oberkörper sehr. Meist war dies versteckt unter der schwarzen Jacke die er darüber trug. Aber nun konnte man es sehen. Er hatte starke Gesichtszüge, aber keine hässlichen sonder stolze. Und endlich realisierte Nier auch…das Caim blaue Augen hatte. Er hatte die dunkelbraunen Haare struppig kurz und den Pony nach vorne ins Gesicht, aber dennoch konnte man die Augen klar sehen. Braune Haare und blaue Augen…das war selten…und wunderschön. Sie stachen im klaren Kontrast schön von seiner Haarfarbe ab… Er lief kurz etwas rot an und wand dann schnell wieder den Blick von ihm ab. Genau in dem Moment, als ihm klar wurde was er da für Gedanken ausgepackt hatte. Wo kam das denn her? Er sollte nicht gutaussehen! Er sollte ihn hassen und nicht anhimmeln! Und dennoch tat er es in der Sekunde… Caim bemerkte das schnelle Wegsehen seines Gegenübers und wand sich dann auch ab. Sah wieder in die Nacht hinaus. War vielleicht auch besser so…Er hatte momentan nur Scheiße im Kopf. Allein das er Nier so anders sah machte ihn nervös…Warum machte es ihn nervös? Er räusperte sich und sprach: „Träume vergehen mit der Zeit. Und sie sind nicht real. Sie sollten uns nicht vom Wesentlichen ablenken. Das mache ich nicht…Und das solltest DU auch nicht.“ Nier nickte nur zustimmend und sah ihn weiter nicht an. Sein Herz schlug gerade sehr schnell und er war deswegen verwirrt. Wurde er krank? Er konnte sich den schnellen Puls nicht erklären…und auch nicht das Kribbeln im Bauch…Caim beendete: „Wir müssen im Hier und Jetzt bleiben. Und wir müssen bleiben WER wir im Hier und Jetzt gerade sind. So einfach ist das.“ Da hatte er recht. Aber das war nicht immer so einfach. Und dennoch musste Nier kurz lächeln, während er noch fester seine Beine dabei umschlang. Es war komisch, aber er fühlte sich gerade unglaublich erleichtert. Er wusste auch wieso…Das war das erste Mal gewesen. Das erste Mal in dem sie miteinander gesprochen hatten…ohne sich anzuschreien, oder zu bedrohen. Bereits früh am Morgen hatten sie die Schule verlassen. Inuart war mit dem Vorschlag von Caim einverstanden gewesen und sie machten sich auf den Weg zum Haruyama Memorial Krankenhaus. Dort konnten sie sicher auch ihre Vorräte etwas auffüllen und das Gute war: direkt nebendran war das Japan Electronics College. Dort konnten sie sich sicherlich gut einrichten. Er wollte es zumindest zu der neuen Basis machen, denn es lag günstig. Umgeben von einem Krankenhaus im Norden und einen Gemischtwarenladen dem 7-Eleven in der Nähe. Auch war der Fluss dich bei ihnen. Der der sich gebildet hatte nachdem dort alles bombardiert wurde. Dort ergab sich also auch eine Gelegenheit immer angeln zu können. Es war an sich ein guter Plan und lag sehr optimal. Vielleicht konnten sie sich da ein Zuhause aufbauen. Für Inuart fühlte sich der Gedanke aber noch immer komisch an. Was…war zuhause nun eigentlich? Selbst in dem Supermarkt hatte er sich nie richtig zuhause gefühlt. Seit die Welt untergegangen war fühlte er sich nirgends mehr zuhause. Und er fragte sich oft: ob sich das ändern würde, wenn die Welt sich erholte. Wenn die Legion verschwanden und man wieder bei Null anfing. Die Menschen sich wieder erhoben und neu organisieren mussten. Würde das seine Leere füllen? Würde ihm das ein neues Zuhause geben? Er fühlte sich seit dem Tod von Furiae sehr leer und verlassen. Doch seit Yonah und Nier bei ihnen waren…ging es ihm jeden Tag besser. Er bekam wieder Freude am Leben. Das mit dem Teich in der Schule…das war Freude gewesen. Das war LEBEN für ihn. So wollte er das am liebsten. Mit Menschen zusammen leben und Freude am Leben haben. Nicht nur stur von einen in den nächsten Tag überleben. Er wollte selber immer Kinder. Und nun war es fast so als hätte er eine kleine Tochter und einen Sohn bekommen. Wobei er Yonah mehr wie seine Tochter sah. Nier fühlte sich weniger an wie ein Sohn. Lag aber auch daran das er ein Hybrid war und sich in der Regel vor ihnen abschottete. Er war mehr wie der Freund seiner Tochter, oder so. Schon witzig das er überhaupt an sowas dachte und so fühlte. Fakt war: er war glücklich wie es gerade lief. Und er wollte dass diese Gruppe zusammen blieb und alle sicher waren. Und er hoffte das im Japan Electronics College zu erreichen. Sobald sie dort eintrafen. Sie liefen die lange Straße hinab und Yonah sah rechts neben sich zu Inuart auf. Links von ihr lief Nier und Caim dackelte wieder hinterher und hielt erneut wache. Was nicht bedeutete das Nier es nicht tat. Auch er war weiterhin wachsam. Die Kleine fragte dann schließlich: „Wo gehen wir denn jetzt genau hin? Noch immer zum Ohkubo Krankenhaus?“ Inuart sah zu ihr und schüttelte den Kopf. „Kleine Planänderung: Wir gehen zum Haruyama Memorial Krankenhaus. Das liegt am Ende dieser Straße. Dauert also nicht mehr so lange.“ Er zeigte die lange Straße hinunter und Yonah sah dort entlang. Nier aber runzelte die Stirn und wand seinen Blick zu Inuart. Fragte: „Was war denn an dem vorherigen Plan nicht gut?“ Das machte ihn schon nervös. Er mochte es nicht wenn sich so schlagartig was änderte. Erst recht nicht wenn er einer der Letzten war der das mitbekam. Inuart sah das ein und sprach: „Caim hatte die Idee. Und er hat mich auch überzeugt. Das Haruyama liegt näher, was bedeutet der Weg dort hin ist kürzer und wir laufen weniger Gefahr in Legion oder andere Überraschungen zu rennen. Und es ist näher an dem Ort wo ich unser neues Lager aufschlagen möchte. Also sind das nur Vorteile.“ Und die Idee kam von Caim? Nier war überrascht. Erneut. Er sah hinter sich zu dem Braunhaarigen, der weiter ihnen folgte und mehr die Umgebung im Auge hatte als sie. Er war…vielleicht doch nicht SO schlecht wie Nier dachte. Er hoffte es zumindest. Hoffte dass er die Kurve bekam und aufhören würde ihn mit Yonah zu erpressen. Allein das er sowas vorschlug zeigte doch dass er sich sorgte. Nur um wen war die bittere Frage… Dann sah er wieder vor und sie liefen weiter. Doch nach einer Stunde, als sie dann endlich vor dem Krankenhaus standen…traf sie alle der Schlag. So das sie einfach davor standen und es anstarren mussten…Es war zerstört. Das Gebäude war zerstört und lag in Trümmern und teils umgefallen an ein anderes Gebäude dran. Es stand offensichtlich fest dass man dort nichts mehr holen konnte. Und das passte Caim noch weniger als Inuart. Er kam neben den Orangehaarigen und der war sichtlich schockiert als er sprach: „Das ist nicht gut.“ Caim sah kurz zu ihm und verschränkte die Arme. „Wirklich? Was hat dir das verraten? Der Zustand des Gebäudes?“ Inuart sah zu ihm und wurde etwas ernster: „Das ist keine Zeit für dumme Sprüche Caim! Ich meine: DAS ist definitiv ein Problem!“ Er zeigte dabei auf den Trümmerhaufen vor ihnen und Caim sah hin. Blieb aber weiterhin erstaunlich ruhig und antwortete: „Ich sehe da kein Problem. Wir überspringen einfach die Phase und gehen direkt weiter zu deiner Traumbasis. Ein Gefahrenpol weniger auf der Liste heute.“ Aber Inuart schien nicht begeistert von der Idee. Er wurde richtig laut dabei. So das Nier zu ihm sah und Yonah kurz umarmte und rechts an sich ran zog. Er machte das instinktiv. Da kam der Beschützer wieder in ihm hoch. „Wir können das nicht überspringen! Yonah braucht einen neuen Verband am Arm und ich habe nichts mehr zum Wechseln!“ Da war was dran. Sie trug ihn nun schon seit zwei Tagen und er musste mal gewechselt werden. Eigentlich schon früher, aber Inuart wollte das noch etwas hinauszögern, eben weil er nichts mehr hatte. Caim zuckte wieder mit den Schultern. „Verbände bekommt man in jeder kleinen Apotheke, oder in Gemischtwarenläden. Ich sehe weiterhin kein Problem darin.“ „Du verstehst das nicht! Es ist nicht nur der Verband! Ich habe auch keine flüssigen Antibiotika mehr! Das was man spritzen muss! Sowas bekommt man nur im Krankenhaus! Es ist nicht nur für Yonah! Auch wir brauchen das vorrätig! Also komm mir nicht so Caim!“ Und da verfinsterte sich nun doch die Mine des Älteren und er sah Inuart nicht begeistert an. Nier hatte das Gefühl das es gleich knallen würde, aber nicht das es allen gefiel, also machte er mit Yonah mal einen Schritt weiter weg von Schlachtfeld. Sicher war sicher. Sie verzog auch das Gesicht unwohl und drückte sich an ihren Bruder. Beide sahen zu den Älteren und sahen bereits den Blitz. Und als nächstes kam ja bekanntlich der Donner…Und den ließ Caim dann auch von der Leine. Er sprach lauter, aber noch erstaunlich gefasst für seine Verhältnisse: „Was?! Und wann hattest du vor mir das zu sagen!? Wenn einer von es benötigt hätte oder was?!“ Aber Inuart gab nicht klein bei. Er war selber geladen und genervt. Stand seinen Mann und machte sogar einen Schritt weiter vor Caim, als er sprach: „Ich dachte ich könnte das HIERMIT einfach unter den Tisch fallen lassen!“ Er zeigte wieder auf das Krankenhaus links von ihm, weil er sich ja zu Caim gedreht hatte. Yonah hatte ihn noch nie so aufgebracht gesehen, seit sie ihn kannte zumindest. „Hast wohl nicht bedacht das die auch weiter vor dem Spalt rumgebombt haben was?!“ Sprach Caim etwas leichter aufgebracht. Er meinte damit natürlich das Militär damals. Aber Inuart schüttelte wehemend den Kopf bei der Aussage. „Das ist nicht davon! Da hat jemand später ordentlich Hand angelegt! Aber es ist mir auch egal wie! Das Gebäude ist ein Schutthaufen und wir haben nicht mehr genug Medizin!“ Doch erneut wurde der Dunkelhaarige wieder stumm. Caim wand sich plötzlich, ohne weiter drauf ein zu gehen, von ihm ab und lief direkt auf Nier und Yonah zu. Er kam stumm näher und instinktiv drückte Nier seine Schwester fester an sich. Er sah ernst aus. Und Nier war plötzlich bereit ihn anzufallen. War auf alles gefasst. Doch dann tat der Ältere etwas, womit er nicht gerechnet hätte. Er griff sich in die rechte Jackentasche und holte zwei Tabletten heraus. Es war die Medizin die Yonah nehmen musste. Und die reichte er ihr dann plötzlich auch und sprach erstaunlich neutral: „Hier. Du hast die heute noch nicht genommen.“ Was…war mit ihm los?! WER war das vor ihnen?! Caim konnte es nicht sein. Oder? Sogar Yonah war überrascht davon. Positiv überrascht und sie löste sich von Nier. Nahm die Tabletten und fing an diese in den Mund zu nehmen und zu schlucken. Kurz darauf lächelte sie und nickte dankend. Sagte dann auch: Danke. Caim wand sich dann wieder ab und sah zu dem Krankenhaus, oder den Resten davon. Nier sah ihm nach und in den Rücken. Wer…wer war er? In einem Moment war er das größte Arschloch auf dieser Welt und in dem Nächsten wurde er geradezu ZU zahm. Und das war nicht das erste Mal gewesen. Es war schon mal passiert. Gestern, als er Yonah auch die Medizin gegeben hatte. Nier wurde einfach nicht schlau aus ihm. Und ihm wurde klar…dass dieser Mann da drüben, mehr Fassetten hatte als man ihm im ersten Moment ansah. Er wirkte wie ein Rätsel. Und darin waren sie sich wieder ähnlich. Sie waren beide nicht leicht zu verstehen und jeder hatte seine Rätsel an sich, die es zu knacken gab. Obwohl Nier doch etwas komplizierter war. Das ganze Drachen-Ding… Inuart legte beide Hände an seine Hüfte und drehte sich zu Caim um. Spuckte es aus: „Dann müssen wir doch ins Ohkubo Krankenhaus.“ Und da sah Caim sofort zu ihm rüber und sprach lauter: „Vergiss es! Ich setzte keinen Fuß in dieses verfluchte Krankenhaus!“ „Wir haben keine andere Wahl Caim!“ „Man hat immer eine Wahl! Und ich werde da nicht rein gehen!“ Nier sah abwechseln zu ihnen und drückte Yonah wieder an sich, die auch zusah. Verfluchtes Krankenhaus? Nier glaubte nicht das es wirklich so verflucht war wie er sagte. Also das es darin spukte oder so. Nein, er meinte das anders. Aber was meinte er damit? „Such dir jemand anderen für dein Himmelfahrtskommando!“ Fauchte dann wieder Caim und Nier schaltete sich endlich ein: „Was ist denn mit dem Krankenhaus?!“ Er sagte das etwas lauter. Lag auch daran das er schon leicht genervt von den Beiden vor sich war. Und die Lautstärke an sich gerade auf einem hohen Niveau gehalten wurde. Sie stritten und er stand nebendran und wusste nicht mal warum genau. Das nervte ihn und er wollte Antworten. Sie schwiegen auf der Stelle beide und sahen zu ihm. Keiner wusste erst was er sagen wollte. Inuart weil er Yonah nicht verängstigen wollte und Caim weil er dachte es wäre nicht seine Aufgabe. Doch als Inuart einfach nichts sagte, machte er es wohl oder übel zu seiner Aufgabe und sah zu Nier. Der sah ihn ernst an und sprach erneut: „Ich will wissen was los ist.“ Und Caim schnaufte. Warum nicht? Er sollte eingeweiht sein. „Das Ohkubo Krankenhaus ist Ground Zero.“ Nier sah ihn verwirrt an und Caim verstand auch sofort dass der Junge keine Ahnung hatte was das bedeutete, also klärte er ihn auf: „Das bedeutet es ist der Ort an dem alles anfing.“ „So genau wissen wir das nun auch nicht.“ Sprach Inuart kleinlaut zu sich selber und wand sich ab. Nier aber konzentrierte sich weiter auf Caim, der weiter erzählte: „Es war das erste Krankenhaus in dem Patienten mit dem White Chlorination Syndrom identifiziert wurden und man versucht hat sie dagegen zu behandeln. Also der Ort wo die Krankheit das erste Mal entdeckt wurde.“ Nier sah ihn an und verstand nicht ganz. Er wusste nicht wie die Krankheit hieß, aber er wusste welche gemeint war, logischerweise. Doch noch verstand er nicht warum Caim so einen Aufstand machte. White Chlorination wurde nicht durch die Luft übertragen. Also würden sie nicht in eine große Ansteckungszone rennen…Oder? Caim machte einen heftigen Aufstand deswegen. Sogar für seine Verhältnisse. Doch das erzählte dann Inuart, der dabei auch etwas genervt klang und mit verschränkten Armen zu ihnen sah. „Caim denkt das in dem Gebäude eine ganze Horde von Legion sein könnte. Was auch Sinn ergibt. Die haben sich all die Jahre nur da versteckt um auf uns zu warten.“ Caim sah zu ihm und zeigte sauer auf ihn. Er hörte den Sarkasmus in der Stimme seines Freundes und das fuchste ihn. Er sprach darauf: „Verarsch mich nicht Inuart! Du weist genau was mein Problem ist!“ „Welches denn?“ Fragte Nier neutral und Caim sah wieder zu ihm. Er wirkte so…ernst und besorgt. Was konnte es nur sein? Und endlich fing Caim an die ganze Sache zu erklären die ihn besorgte: „Menschen sind schrecklich neugierig. Und sie zögern nicht zu experimentieren wenn sich eine Gelegenheit ergibt. Da bin ich mir sicher…Ich weis das die in diesem Krankenhaus eine Quarantänestation im Keller hochgezogen haben. Dort wo auch ihre Labore sind. Und ich habe die Befürchtung dass die da mehr gemacht haben, als nur zu versuchen Kranke zu heilen. Vielleicht haben die an den Kranken geforscht und schlimmeres da unten erschaffen. Und das Risiko etwas noch gefährliches freizusetzten, dass möchte ich nicht eingehen!“ Also machte er sich Sorgen um etwas was er nicht mit Genauigkeit wusste. Das war…sehr voraussehend von ihm. Vielleicht auch etwas zu steif, aber dennoch nicht schlimm. Es war gut vorsichtig zu sein. Da war er also erst mal bei ihm. Doch es wirkte als hätte er vor einen Gespenst angst, von dem er nicht mal wusste ob es überhaupt existierte. Aber Nier verstand dass dieses Krankenhaus offenbar kein toller Ort war. Noch weniger als er offenbar vorher gewesen ist. Aber eine Frage stellte sich ihm: „Aber was ist die Alternative?“ Und damit traf er den Nagel auf den Kopf. 100 Punkte für Kandidat Drachenjunge. So das alle verstummten. Es war eine geniale Frage gewesen. Was WAR die Alternative? Und das sprach er auch aus: „Ich meine: was ist denn die Alternative? Wir haben keine Medizin mehr, so wie ich das verstanden habe. Eine die wir benötigen. Dieses Krankenhaus könnte uns das geben. Ich nehme an das Nächste ist weiter weg?“ Inuart nickte. „Mehrere Stunden.“ Nier sah wieder zu Caim. „Ich bin auch nicht davon begeistert. Ich verstehe deinen Punkt und ich hoffe darauf dass du dich irrst. Aber wenn wir diese Medizin für uns und für Yonah brauchen, dann müssen wir in den sauren Apfel beißen und das tun. So schwer es auch ist.“ Caim sah ihn an. Nier sagte das sehr beruhigend aber ehrlich und entschlossen. Er war…unglaublich mutig. Oder einfach nur Töricht? Aber egal was er war…Caim gefiel das weiterhin nicht und wand seinen Blick zu Yonah, die etwas weiter abseits stand und sie besorgt beobachtete. Dann sah er wieder zu dem Jungen vor sich und sprach: „Du bringst sie absichtlich in Gefahr. Das ist dir bewusst?“ Nier schüttelte den Kopf. „Werde ich nicht.“ Er sah zu Inuart. „Du sagtest: hier in der Nähe wäre der Ort für unser neues Lager?“ Inuart nickte und dann sah der Weißhaarige wieder zu Caim. Er hatte einen Plan. „Wir bringen Yonah dort zuerst in Sicherheit. Wenn sie sicher ist, machen wir uns auf den Weg zum Krankenhaus. Dort holen wir was wir brauchen und gehen wieder zurück.“ Interessanter Plan. Aber Caim war noch immer nicht überzeugt. Er wollte sein Leben ehrlich gesagt nicht für sowas aufs Spiel setzten. Doch wenn er genau darüber nachdachte…ohne Medizin setzte er auch sein Leben aus Spiel. Er musste sich nur mal böse verletzten und dann ging es los. „Du weist schon das es ein ganzes Stück ist bis zum Krankenaus? Wir werden mehrere Stunden weg sein. Du willst sie solange allein lassen? In einem fremden Gebäude? Du bist waghalsiger als ich dachte.“ Nier gefiel das selber nicht. Aber es war noch immer besser als Yonah dort hin zu zerren und sie einer größeren Gefahr auszusetzten, sollte diese existieren. Und es war nicht das erste Mal das Yonah für mehrere Stunden auf sich selbst gestellt war. Caim kannte sie da schlecht. Nier war oft allein unterwegs und suchte Vorräte, während seine Schwester auf ihn wartete. Es wäre also eigentlich nichts Neues. Und ihr ging es auch schon wesentlich besser als noch vor zwei Tagen. Dennoch bemerkte Caim den unsicheren und nachdenklichen Blick seines Gegenübers und bohrte noch weiter: „Es könnte dort sehr gefährlich werden. Eskalieren sogar. Und ich rede nicht nur von Legion, oder anderen Monstern die es vielleicht dort im Labor geben könnte. Ich rede auch von Menschen die uns nichts Gutes wollen werden. Dessen bist du dir bewusst?“ Nier überlegte erstaunlicherweise nicht sehr lange und sah entschlossen zu ihm hoch. Er nickte. „Yonah weis wie man auf sich selbst aufzupassen hat. Sie hat schon öfters allein auf mich gewartet bevor wir euch trafen. Sie kann das. Und ich…ich werde mit allem fertig werden …wenn ich muss.“ Caim wusste was er meinte. Er wollte offenbar seine Verwandlung ausnutzten. Wenn er sich dort in einen Drachen verwandeln würde, wären sie schon mal vor anderen Gefahren sicherer. Aber…waren sie dann auch sicher vor ihm? Ein verlockender Gedanke nichts desto trotz. Er wollte gerne mal wieder diese Bestie sehen, die der Junge in sich verbarg…Hatte Gefallen daran gefunden…Er musste bescheuert sein. Er nickte plötzlich und schnaufte. Dann sah er zu Inuart und sprach: „Dein Plan ist kompletter Scheißdreck.“ Und dann sah er wieder zu Nier. „…Aber vielleicht haben wir ja Glück und ich irre mich mal im großen Stil…“ Sprach er noch zu Ende. Und damit war die Entscheidung gefallen. Also ging der Plan so: Yonah in das Japan Electronic College bringen, die Hütte Legion und Überfall fest machen und dann rüber zum Ohkubo Krankenhaus um dort sein Leben aufs Spiel zu setzten. Erneut…Mal jeden Tag was Neues, oder? Er wand sich ab und lief los. „Na kommt schon. Das Mädchen schafft sich ja nicht allein zum Unterschlupf.“ Es ging alles sehr schnell und sie hatten nach wenigen Minuten das Gebäude erreicht. Das Japan Electronics College war ein großes und hohes Gebäude. Und zu ihrem Glück war es noch in Takt und komplett Legion frei. Sicher war es in keinem besseren Zustand als manch andere Gebäude nach so vielen Jahren. Aber immerhin stand es noch und war beziehbar. So hatten sie daraufhin das Gebäude komplett auf den Kopf gestellt. Von oben bis unten und jeden Raum. Das hatte deswegen auch etwas länger gedauert. 2 ganze Stunden um genau zu sein. Immerhin wollten sie absolut sicher gehen und sich die beste Option zum Rückzug suchen. Diese fanden sie im zweiten Stockwerk. Dort war ein großer Besprechungsraum und dort konnte man sich auch gut einrichten. Er hatte eine Tür die zur Außenwand des Gebäudes und zu einer Notfallfeuerleiter führte, die man ausfahren konnte. Und sie funktionierte auch manuell. Besser konnte es nicht sein. Den Keller hatten sie auch gefilzt und zur Sicherheit verbarrikadiert. Legion bevorzugten Keller für den Tag. So nahm man ihnen einen Ort zum Lauern weg. Und das Besprechungszimmer hatten sie ebenfalls abgesichert. Yonah würde dort nichts passieren. Und als sie das Gebäude verließen. Yonah dort oben zurück ließen…hatte Nier endlich mal das Gefühl man hätte ihm eine Last von den Schultern genommen. Jetzt musste er sich nur auf sich konzentrieren und sie war in Sicherheit. Sofern sie still da oben blieb, würde sie keiner finden. Sie hatte von Inuart sogar ein Buch bekommen, damit konnte effektiv sie die Zeit totschlagen bis sie wieder da waren. Ihr würde nichts passieren. Aber dennoch sollten sie sich beeilen. Und so begann der lange Marsch zum Ohkubo Krankenhaus. Sie mussten ja erst mal über den gewaltigen Riss im Boden, der sich auch einige Meter weiter weg von ihrem Unterschlupf befand, drüber. Dazu machten sie es wie ursprünglich geplant und liefen nach Norden zum Broadway Dance Center und der Wohnanlage darum. Sie mussten östlich davon über die Sobu Linie. Dort fuhr früher die Bahn, aber genau dort war auch inzwischen der Riss entstanden. Wenn sie dort waren würden sie einen Weg über den Abgrund suchen. Doch zuerst mussten sie durch den Wohnbezirk durch. Sie liefen schon eine Weile und Inuart spürte so langsam seine Beine intensiver. Er war es nicht gewohnt so lange zu laufen. Meist war er der Jenige der zurückblieb und Stellung hielt, während Caim die Gebäude filzte. Das war also schon ordentlicher Sport für ihn den er nicht gewohnt war. Nier auf der anderem Seite schien überraschenderweise echt gut klar zu kommen. Was Caim erstaunte. Der Kleine war offenbar sehr ausdauernd. Doch da stellte sich ihm wieder die Frage: wo hatte er das erworben? Er musste schon öfter und länger unterwegs gewesen sein, um nach so langem Marschieren noch immer fit zu erscheinen. Und als sie so die Seitenstraße und zwischen den Wohnhäusern lang liefen, stellte ihm Caim auch direkt die Frage unverblümt: „Wo hast du das gelernt?“ Nier lief in der Mitte der Drei und sah links zu Caim hoch, der diese Frage offensichtlich an ihn gestellt hatte. Er war etwas verdutzt. „Was meinst du?“ Caim redete auch nicht lange um den heißen Brei herum: „So lange zu marschieren. Ich meine ich bin drei Jahre älter als du und mache das auch demnach schon länger und intensiver, weil ich auch so viel Sport gemacht habe bevor die Kacke am dampfen war. Inuart schwächelt ja schon leicht. Aber du steckst das gekonnt weg. Daher frage ich mich woher du das hast.“ Nier sah wieder vor sich und überlegte…Das wusste er ehrlich gesagt nicht. Er hatte sich nie darüber Gedanken gemacht. „Ich meine ich habe gesehen dass auch ein Hybrid wie du sein Limit hat. Als du dich in deiner Drachengestalt verausgabt hast konnte ich sehen das auch du nicht unendlich ausdauernd bist.“ Sprach Caim weiter, aber Nier konnte ihm dennoch keine Antwort darauf geben. Es ergab aber Sinn. Er war kein großer Sportler. Und es war nicht so das er sich groß daran erinnern konnte was vor zwei Jahren war. Was vor seinem Leben mit Yonah gewesen ist. Aber Caim hatte recht. Von irgendwo musste er das können…Ob er früher viel Sport getrieben hatte? Er wusste es einfach nicht. Aber es würde passen. Und er dachte wieder an das Thema mit der Amnesie, was Yonah angesprochen hatte. Er hoffte dass sich dies wieder legen würde. Er wollte schon gerne wissen…wer er war. So zuckte er mit den Schultern langsam und antwortete ehrlich: „Ich kann es dir nicht sagen.“ Und das verwirrte Caim. So das er weiter bohrte: „Du weist es nicht? Man wird doch wohl wissen ob man viel Ausdauersport betrieben hat oder nicht.“ Und das fiel auch Inuart auf. Nun da Caim es erwähnte besonders…Er sah zu den Weißhaarigen neben sich runter und fragte: „Mal so neben die Tüte gekotzt: Kann es sein das du unter Amnesie leidest?“ Caim sah zu Inuart und dann wieder zu Nier. Das…ergab Sinn. Alles was sie von dem Jungen bisher wussten waren Aussagen wie: er wusste es nicht, oder er hat keine Ahnung. Er war sehr schwammig mit seinen Aussagen und unsicher. Das ergab absolut Sinn und Caim wunderte sich das er nicht selber mal auf die Idee gekommen war. Lag aber wohl auch daran das es ihm egal gewesen war. Doch warum…war es das jetzt nicht mehr? Was hatte sich geändert? Nier zuckte erneut mit den Schultern. „Yonah sagte das auch mal zu mir. Und es ergibt Sinn. Ich kann mich nur an die Dinge erinnern die ich mit ihr in den zwei Jahren erlebt habe. Ich habe keine Ahnung was davor war. Ich hoffe dass sich diese Amnesie auch wieder legt. Vielleicht weis ich auch dann warum ich so anders bin.“ Na toll. Nicht nur das sie einen Hybriden an ihrer Seite hatten, nun hatten sie auch noch einen der unter Amnesie litt und nicht mal das volle Potenzial seiner Kräfte erahnen konnte! Das war schon…etwas nutzlos. Das wurde Caim langsam auch bewusst. Und ihm wurde nun auch klar warum der Junge sich so verhielt wie er sich verhielt. Und warum er das gestern Abend zu ihm gesagt hatte. Das Thema mit den Träumen, die ihm angeblich sagen wollten: WER er sei. Nun verstand er diese Aussagen. Dieser Junge hatte keinen Schimmer wer und was er war. Er war quasi wie ein Neugeborenes, das man vor zwei Jahren in diese Welt geworfen hatte. „Hast du dir vielleicht mal den Kopf angehauen? Kannst du dich daran erinnern?“ Fragte Inuart, aber Nier schüttelte nur den Kopf. „Nein. Ich kann mich an nichts erinnern…Aber ich habe manchmal das Gefühl das ich einige Dinge einfach weis. Und das ist es was ich nicht verstehe. Ich wusste meinen Namen. Es war das Erste was ich Yonah sagen konnte, ohne lange darüber nachzudenken. Ich wusste in instinktiv. Genau wie Dinge die natürlich sind. Das ich weis welches Geschlecht ich habe, oder wie ich mich zu bewegen habe.“ Interessant. „Also weist du Dinge die jedes Tier von Geburt an kennt, oder sich danach erwirbt. Was bedeutet du hast Grundwissen, aber deine Erinnerungen an dein vorheriges Leben ist weg. Also das was vor den zwei Jahren war. Das ist komisch. Ich weis dass man bei einer Amnesie einzelne Dinge vergisst. Die Familie, oder den Namen, oder vielleicht sogar wie man Auto fährt. Das man aber seine Vergangenheit vergisst, dass ist komisch. Zumindest von dem was du erzählst klingt es so. Sowas habe ich noch nie gehört.“ Und als Inuart das feststellte fiel es Caim auch wieder auf…Nier wusste nicht was eine Apotheke war. Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Dieser Junge hatte damals keine Ahnung gehabt und offenbar wusste er auch nicht mal was Tabletten sind, oder welche Medikamente er da in der Hand hielt. Man musste ihm Dinge erklären die jeder wusste und was normal war. Konnte das wirklich eine Amnesie auslösen? Es wirkte beinahe so als wäre er wirklich nicht von dieser Welt, oder aus diesem Zeitalter. Aber er wollte nicht über den Hai springen und Vermutungen in den Raum werfen. Wenn er jetzt anfangen würde, dass Nier ein Zeitreisender Drache vom Planeten Jupiter war um die Welt zu erobern, dann konnte er auch gleich im Ohkubo Krankenhaus bleiben und sich eine Gummiweste anziehen. Das war dann doch schon alles sehr weit hergeholt. Aber er stimmte Inuart mit einem Nicken zu…Das war alles sehr komisch. Dann aber fasste der Orangehaarige dem Jungen auf die eine Schulter und sprach beruhigend: „Aber: kommt Zeit kommt meist auch Rat. Vielleicht macht es irgendwann einen Schlag und du weist wieder alles. Ich würde mich da nicht verrückt machen. Solange du weist wie man isst und wie man pinkelt ist alles okay.“ Er versuchte die Situation etwas aufzulockern und schaffte es auch leicht. Nier schmunzelte kurz und schnaufte aus. Er hoffte ja selber mal Antworten zu finden. Und seine Träume ließen ihn einfach nicht los. Es waren nicht nur diese seltenen Träume, die sich so echt anfühlten, als wäre er dort gewesen. Es waren auch die Gefühle die er spürte. Sein Körper der instinktiv reagierte und er nicht mal wusste warum. Er hasste es zum Beispiel seine Haare offen zu haben. Wenn sie seine Schultern berührten bekam er einen Ekel und er wusste nicht wieso. Weshalb er immer die Haare hoch und geflochten hatte. Wollte sie sich auch mal abschneiden, aber Yonah wollte das nicht. Sie sagte er hätte so schönes und langes Haar und es wäre eine Schande es abzuschneiden, also ließ er es. Hatte sich mal wieder von dem Mädchen breitschlagen lassen. Oder wie bei der Sache mit Caim. Wenn er sich ihm näherte zog sich automatisch sein Körper zusammen. Alles verkrampfte sich leicht und der Bauch tat ihm besonders weh. Das waren Dinge die er nicht verstand. Oder es vielleicht verstehen wollte? Es war als würde sich sein Körper an etwas erinnern an das sein Kopf sich nicht erinnern konnte. Oder vielleicht auch wollte? Caim hatte was von Sex erzählt. Konnte das sein? Er wusste natürlich was Sex war. Und wie eine Paarung ablief. Doch er wüsste nicht wieso und was das damit zu tun haben sollte. Und der Gedanke dass er freiwillig mit Männern geschlafen hatte gefiel ihm nicht besonders. Er fühlte sich unwohl dabei. Sollte das bedeuten dass er auf dasselbe Geschlecht stand? Wenn er so darüber nachdachte hatte er für Yonah solche Gefühle nicht übrig. Er liebte sie. Daran gab es nichts zu rütteln. Aber nicht wie ein Mann eine Frau liebt. Er liebte sie wie eine kleine Schwester und wollte sie beschützen. Nie hatte er den Drang verspürt mit ihr schlafen zu wollen. Ihm wurde eher unwohl wenn er daran dachte dass mal jemand anders das bei Yonah versuchen würde. Er würde an die Decke gehen!...Ja, das waren mehr Gedanken die ein großer Bruder hegen würde und nicht ein Verliebter. Er suchte einen Vergleich… Und dann wurde ihm komisch wenn er an gestern Abend dachte. An den Moment dachte als er und Caim sich angesehen hatten. Das Gefühl was er dabei empfunden hatte. Es war ganz anders als das Gefühl was er für Yonah hatte, wenn sie sich ansahen. Es fühlte sich kribbelnd und intensiver an. Ihm wurde auch warm. Und er hatte das Gefühl als wollten die Blicke seines Gegenübers ihn ausziehen. Auch wenn das nicht der Fall war. Und das machte ihm Sorgen. Hatte Caim vielleicht recht gehabt? Hatte er früher Sex mit Männern gehabt und verhielt sich deswegen so? Stand er auf Männer?! Er schüttelte den Gedanken ab. Und das so schnell wie möglich. Konzentrierte sich wieder auf die Straße vor ihnen. Das war genug Kopfgerammel für einen Tag. Und wie auf Befehl ertönte plötzlich ein lautes Geräusch. Sofort erstarrten alle an Ort und Stelle und sahen sich hektisch um. Nichts war zu sehen. Es hörte sich aber für Caim an als würde man eine Tonne rumtreten. Im Laufe der Jahre erkannte man bestimmte Objekte am Klang. Das war normal. Da es in Japan aber keine Mülltonnen im klassischen Sinne gab, die im Hof oder vorm Haus standen, musste es etwas anderes sein. Dennoch waren sie angespannt und liefen rechts an die Seite an einen hohen Holzzaun, durch den man nicht sehen konnte. Sie gingen dort in Deckung und standen mit dem Rücken daran. Inuart sah weiter die Straße links und rechts rauf, die sie gelaufen waren. Nichts. Weder hinter ihnen hatte sich was angeschlichen, noch vor ihnen kam was. Woher kam dieses Geräusch? Inuart sah zu Caim, der den rechten Finger vor seinen Mund hielt, als Geste zu schweigen. Und dann schlich er kurz an dem Zaun lang und weiter den Weg vor den sie eh gehen wollten. An der kommenden Kreuzung, je näher er ihr kam, konnte er schon hören wie das Geräusch lauter wurde. Und er konnte noch mehr hören…Als er dann kurz und vorsichtig um die Ecke sah bestätigte sich auch schon sein schlimmes Szenario: Es waren Legion. Und nicht gerade wenige. Kein Vergleich mit der Horde von vor Tagen, aber noch immer zu viele. Zu viele um Radau anfangen zu wollen. Und er sah auch endlich woher das Geräusch kam. Er lag nicht ganz falsch wie sich zeigte: Sie traten sich schon fast gegenseitig immer wieder eine Tonne aus Metall zu. Es war eine Tonne in der Kinder offenbar Spielzeug für den Sandkasten gelagert hatten. Sowas hatten sie damals auch. Meist stand die im Garten hinter dem Haus. Sie waren in der Gasse und kickten sich diese immer wieder zu. Aber nicht wie im Fußball sondern eher schwach und aus Versehen. Blasse, haarlose Gestalten und sogar einige mit Haaren standen dazwischen. Frisch infizierte. Und jedes Mal fauchten sie gegen die Tonne und traten sie wieder weg, so dass ein anderer darauf reagierte und dasselbe tat. Es bewegte sich und machte Geräusche und das aktivierte sie. Aber sie wussten dass sie es nicht anstecken konnten, also bissen sie nicht danach sondern waren nur aggressiv dagegen. Sie beschäftigten sich damit eigentlich selbst. Waren da nicht die hellsten Birnen im Leuchter. Caim kam wieder leise und langsamer zurück zu den anderen Beiden und Inuart flüsterte: „Was ist?“ Caim sah zu ihm. „Legion. Und nicht gerade wenige.“ „Willst du mich verarschen?!“ Sprach Inuart leise zurück und über Nier hinweg. „Sehe ich so aus?!“ Kam es darauf schroff von Caim zurück. Das war keine Situation um ihn zu verarschen! Er war empört das Inuart sowas gesagt hatte. Als wäre er ein blutiger Anfänger. Inuart sah an ihm vorbei. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Er teilte auch gleich warum er ein Problem mit der Situation hatte: „Das hat uns gerade noch gefehlt. Wir müssen genau die Gasse runter.“ Nier sah zu ihm auf. „Können wir nicht zurück und einen Umweg nehmen?“ Fragte er bewusst, aber Inuart schüttelte den Kopf. „Das dauert nur länger und ich weis nicht ob wir weiter zurück über den Riss kommen. Er wird breiter je mehr wir zurück gehen.“ Schöne Scheiße. Da lief das mit der Schule glatt und nun gab es dafür ein anderes Problem. Er überlegte. Zurück war keine Option. Einfach weiter gehen? Und weiter vorne in eine Gasse abbiegen? Wäre ein Versuch wert, aber wer wusste was da auf sie lauerte? Er wollte ungern vom Plan abweichen. Nier sah von ihm weg und hinter sich den Holzzaun hoch. Er war höher als alle hier vor Ort, aber vielleicht konnten sie ja…Er wand sich an Caim und fragte leise: „Was ist wenn wir über den Zaun klettern? Können wir vielleicht durch die Gärten die Legion meiden?“ Die Idee war nicht mal so doof und Caim sah ihn an. Dann neben sich den Zaun rauf. Das könnte wirklich klappen. Diese Häuser waren dich an dicht gebaut und alle Gärten auf derselben Seite und von einem Zaun abgetrennt. Wenn sie über jeden drüber kamen, könnten sie ihnen vielleicht wirklich entgehen. Im Notfall könnte man in den Häusern vielleicht kurz Schutz suchen. Oder sogar Proviant wenn die Türen offen waren. Was hatten sie schon zu verlieren? Caim wollte nicht in einen Kampf mit sechs Legion geraten. Erst recht nicht in einem Wohngebiet und die Gefahr bestand dass er noch mehr mit dem Krach anlocken könnte. Oder vielleicht sogar Menschen auf sie aufmerksam machte. Also sah er wieder zu Nier und dann über diesen zu Inuart. „Vielleicht nicht mal so schlecht.“ Inuart sah dann auch zu dem Zaun hinter sich und dann wieder zu Caim. Nickte. „Lass es uns versuchen.“ Sprach der Orangehaarige. Es war die beste Option die sie bisher hatten. Und so wand sich Caim an den Weißhaarigen und sprach zu ihm: „Wir machen eine Räuberleiter. Ich hebe dich hoch und du siehst nach ob die Luft im Garten rein ist. Sollte sie das sein, kletterst du drüber und rührst dich nicht vom Fleck. Inuart und ich schaffen es auch allein rüber. Klar?“ Nier nickte und ließ sich dann von Caim hochhieven. Er stand mit einem Fuß auf den Händen des Älteren und sah über den Zaun. Er konnte eine Sandgrube sehen. Ein normaler Sandkasten, den er aber nicht als diesen erkannte. Spielzeug lag verteilt in diesem. Schaufeln und Förmchen. Dann sah er noch einen Rasenmäher, den er auch nicht kannte und Stühle die auf dem Boden lagen. Es war nichts zu sehen. Kein Legion. Die Luft war rein. Also sah er runter zu Caim und nickte ihm zu. Danach schwang er sich hoch und über den Zaun. Kam wie auf Samtpfoten auf dem Rasen, auf der anderen Seite des Zauns an und sah sich in der Hocke um. Sein Aufprall hatte niemanden angelockt. Und so blieb er an der Stelle und wartete dass die anderen Zwei rüber kamen. Was sie auch gleich taten. Sie kletterten locker und erstaunlich leise über den Zaun und kamen dann auf dem Rasen auf. Natürlich etwas schwerer, weil sie größer und schwerer waren als Nier. Caim sah sich um. Es war wirklich nichts zu sehen. Aber dennoch nahm er seine Stange vom Rücken und wollte vorbereitet sein. Inuart fasste sich auch seine Machete und Nier sah abwechselnd zu ihnen. Er kam sich plötzlich...sehr nackt zwischen ihnen vor. Ihm fiel auf das er keine Waffe hatte. So kam er hoch und wand sich an Inuart: „Ich brauche auch eine.“ Er zeigte auf Inuart seine Machete und der folgte seinem Blick. Doch bevor er was sagen konnte sprach Caim links von Nier: „Lieber nicht.“ Der sah etwas entsetzt und genervt zu ihm und legte Protest ein: „Blödsinn! Ich kann viel besser helfen wenn ich auch ne Waffe habe! Wie soll ich euch denn sonst den Rücken decken?!“ Er flüsterte das natürlich, aber Caim schüttelte nur den Kopf und antwortete: „Du deckst mir meinen Rücken nicht. Den decke ich mir selber.“ Dieser blöde…! Aber Inuart reichte ihm plötzlich ein kleines Kampfmesser und Nier sah es verwirrt an. Caim schnaufte und war nicht davon begeistert. Inuart aber, mal wieder die Stimme der Vernunft, sah ein dass es Blödsinn war und sprach dann: „Du kannst gerne meinen Rücken schützen. Is mir viel lieber als nichts zu haben.“ Und so nahm Nier die Waffe in die rechte Hand und fühlte sich endlich sicherer. Danke. Wenigstens einer der ihm was zutraute. Und dann machte Caim auch schon den ersten Schritt auf den Rasen vor sich und lief leise und etwas gebückt voraus. Eigentlich sollten sie so schnell wie möglich in den nächsten Garten flüchten, der ihnen gegenüber lag. Weg von den Legion, die noch immer laut und deutlich vor dem Haus zu hören waren. Aber sein Blick fiel auf das große Haus links von ihnen und er hatte eine Idee. Es war nicht leicht für Inuart Munition zu finden. Seit dem Vorfall mit der Horde war er blank an Munition. Vielleicht ergab sich hier ja eine Option welche zu finden. Es war nicht wie in Amerika wo jeder gute Amerikaner eine Waffe zuhause hatte. Es wäre blöd das zu denken. Aber Zeiten änderten sich und vielleicht hatte der Besitzer vor der Apokalypse ja vorgesorgt. Einen Versuch sollte es wert sein. Und ansonsten nahm mal vielleicht noch andere nützliche Dinge mit. Er wollte Inuart nicht noch länger mit der Machete rumlaufen lassen. Das grenzte ja an blankem Selbstmord. Also sah er zu ihm hinter und nickte zu dem Haus. Sein bester Freund verstand auch gleich und folgte Caim in die selbe Richtung, als der auf das Gebäude zusteuerte. Nier sah das und verstand nicht. So blieb er kurz verdutzt stehen und sah ihnen nach. Ihm gefiel das nicht! Sofort holte er auf und fasste Inuart mit der freien Hand am Ärmel. Sprach: „Was soll das?! Wir sollten weiter!“ „Wir sehen kurz nach Proviant. Dauert nicht lange und ist eine gute Gelegenheit.“ „Wollt ihr mich veralbern?! Auf der Straße, vor dem Haus, stehen Legion!“ „Die bemerken uns nicht wenn wir leise sind.“ Und damit wand sich Inuart ab und folgte weiter Caim. Die wollten ihn doch verarschen! Sicher ist es eine Möglichkeit was zu finden, aber nicht wenn die Gefahr direkt vor der Tür lauerte! So sprach er etwas lauter zu Caim vor: „Caim das ist bescheuert! Lass uns weiter gehen!“ Der aber drehte sich schnell um und machte die Geste still zu sein zu dem Jungen. „Nur schnell rein und wieder raus Knirps.“ Kommt schon! Jeder wusste dass es NIE so einfach war! Doch er ließ sich nicht abbringen und kam schließlich an der Hintertür des Hauses an. So überprüfte er sie…Sie ließ sich öffnen. Na was ein Glück. Und dann schob er sie auch schon auf und blickte hinein. Nier schüttelte den Kopf. Das war Wahnsinn. Er hatte kein gutes Gefühl dabei. Sollten sie nicht ein Team sein?! Es gab kein ICH in Team! Und genau das machte der Dunkelhaarige gerade. Er entschied etwas und die anderen sollten spurten. Als Caim sah, dass die Küche sicher war, kam er langsam rein und Inuart folgte ihm still in das Gebäude. Die Küche sah schrecklich aus. Sie wurde definitiv auf den Kopf gestellt. Aber etwas irritierte ihn. Inuart fiel das auch sofort auf. Und er war nicht mal ne Minute in der Küche gewesen. Noch bevor Nier hinter ihm ebenfalls in die Küche kam und die Tür weit hinter sich auf ließ, fiel es ihm auf: Die Sachen lagen verstreut herum. Schubladen waren aus den Schränken gerissen und allerlei Sachen lagen auf dem Boden. Aber keine Messer oder Besteck. Als hätte man das bewusst zu Verteidigung mitgenommen. Aber was Caim speziell auffiel…es lag kein Staub über den Sachen. Alles was aus den Schränken gerissen wurde ect. war nicht voller Staub. Was bedeutete es lag noch nicht lange so. Und das bedeutete das…jemand erst vor kurzem hier…Er bekam einen Schreck und sah hinter sich. Wollte rufen: raus hier! Aber kam nicht mehr dazu. Denn plötzlich stand da jemand. Jemand stand direkt hinter Nier und versperrte den Weg nah draußen. Der junge Drache sah erschrocken hinter sich und sprang dann instinktiv zurück und zu Inuart, der bereits schon seine Machete erhoben hatte, so wie Caim seine Stange. Aber das würde nichts bringen, denn der Typ an der Tür richtete bereits eine Waffe auf sie. Es war eine normale Pistole und er lächelte etwas fies. Er war gekleidet als komme er aus dem Militär, aber das war nur Fassade. Caim sah ihm sofort an dass er ein Plünderer war. Das konnte man ihm ablesen. Und dann sprach der Mann, leise, aber doch etwas lauter als der Rest: „Na was haben wir denn hier für eine drollige Versammlung? Was Jungs?“ Und kurz nach dem er das gesagt hatte, kamen weitere Männer um die Ecken der Zimmer geschlichen und zeigten mit Waffen auf sie. Einer stand an der Tür zum Bad und der Andere an der zum Wohnzimmer. Inuart sah sich um. Klare Erkenntnis: Sie waren umzingelt. Es schienen aber auch nur drei zu sein, so wie sie auch. Aber wesentlich brutaler und schroffer als sie. Sie sahen aus als hätten sie schon einiges durchgemacht. Ihre Kleidung dreckig und teils auch zerrissen. Und Nier fiel auf das einer von ihnen einen kleinen Bart am Kinn hatte und eine Narbe über das rechte Auge. Er sah unfreundlich und grimmig aus. Er stand an der Tür zum Wohnzimmer und hatte eine AK-47 in den Händen. Klare Sache: die haben einen Militärposten geräumt gehabt. Nur so kamen sie an solche Waffen ran. Und genau dieser starke Typ machte einen Schritt in die Küche und sprach dann zu dem an der Hintertür: „Sieht aus als haben wir Gäste Jungs. Sei doch so gut und mach die Tür zu. Wir wollen doch nicht gestört werden, oder?“ Und der Andere gehorchte ihm. Kam rein und schloss die Tür leise hinter sich. Der Mann mit der Narbe war offensichtlich der Anführer. Es gab daran keine Zweifel mehr. Caim stand zu ihm gewandt, Nier und Inuart waren an seinem Rücken und behielten jeder einen weiteren Fremden im Auge. Und innerlich ärgerte sich der Dunkelhaarige dass er nicht auf den Knirps gehört hatte. Und das er in so einen simplen Hinterhalt geraten war. Nier konnte es sich in dem Moment einfach nicht verkneifen und sprach etwas genervt: „Nur schnell rein und wieder raus, was Caim?“ Der sah über seine Schulter sauer zu dem Knirps hinter sich und fauchte: „Das hilft nicht weiter!“ „Ach sag bloß?!“ Kam es wieder muffig von Nier, so das Inuart einstieg und sprach: „Könnt ihr mal aufhören?! Wir haben andere Probleme!“ Der Anführer der Fremden schien sehr amüsiert über das was er vor sich sah und sprach auch genau so die Worte: „Ohhhhh, gibt es Ärger im Paradies? Hört lieber auf Mami da drüben.“ Er zeigte auf Inuart. Wusste nicht dass er neuerdings die Mami von dem Haufen war. „Legt eure Waffen ab.“ Befahl dann der Fremde und Caim sah zu ihm. Sah ihn mit einem Blick an der töten könnte. Und er wurde genauso scharf begutachtet wie er es auch tat. Es ging darum die Situation einzuschätzen. Und leider stellte sich heraus dass ihre Chancen nicht sehr gut standen. Von der Menge her wären sie kein Problem. Drei gegen Drei. Aber dummerweise hatte jeder der Mistkerle eine Feuerwaffe und sie waren nur mit Nahkampfwaffen ausgerüstet. Inuart seine leere Waffe auf dem Rücken zählte nicht mit. Sie drückten ab bevor Caim auch nur einen Muskel bewegen konnte. Dessen war er sich bewusst. Was sein gegenüber ihm auch aus dem Gesicht ab zu lesen schien. Er grinste und sprach: „So wie du aussiehst bist du wohl der Anführer? Oder zumindest der der hier am meisten Ahnung hat wie aussichtslos eure Situation ist. Ich sage es noch mal: WAFFEN runter!“ Er der Anführer? Wenn das so wäre dann wären sie nicht hier. Aber keiner hatte auf ihn gehört. Das War Inuarts bescheuerte Idee gewesen auf eine kleine Weltreise zu gehen! Nier und Inuart sahen über ihre Schultern zu Caim. Keiner wollte sich kampflos geschlagen geben…aber es war die weisere Entscheidung. Als ließ Caim die Stange fallen und sie donnerte auf den Boden. Dann hob er die Hände hinter den Kopf und stellte sich gerade hin. Er musste mitspielen. Musste auf eine Lücke hoffen und warten. Was anderes blieb nicht übrig. Und so tat das Inuart auch schweren Herzens und schließlich Nier. Sie legten ihre Waffen auf den Boden. Machten es dann Caim nach und hielten sich die Hände hinter den Kopf. Der Fremde Anführer grinste und sprach dann: „Na also. War doch nicht so schwer, oder?...Und jetzt schön langsam ins Wohnzimmer mit euch. Kniet euch vor die Couch. Schön in einer Reihe.“ Sie gehorchten und Caim lief zuerst vorne weg. Ihm folgte Nier und dann Inuart, bis sie schließlich vor der alten und modrigen Couch ankamen und sich davor auf die Knie begaben, noch immer dabei die Hände hinter dem Kopf hatten. Sie waren Gefangene, daran bestand kein Zweifel mehr. Und Nier hoffte innig das Caim und Inuart einen Plan hatten, denn er hatte keinen. Er war nur froh das Yonah nicht dabei war. Wenigstens DAS konnte er ihr ersparen. Aber er durfte hier nicht sterben! Das würde er nicht zulassen! So knieten sie da und sahen auf. Die drei Fremden hatten sich auch vor ihnen hingestellt. Oder zumindest zwei. Der der den Hintereingang blockiert hatte saß gemütlich auf dem Sessel rechts von ihnen und spielte an dem Messer von Nier rum. Machte sich damit die Fingernägel sauber und pfiff. Arrogant bis zum geht nicht mehr. Der Anführer stand derweil direkt vor ihnen und sah sich die Menschen an die in sein Versteck gekommen waren. Er beäugte jeden genau. Aber am meisten blieb sein Blick auf Nier hängen. Er hatte noch nie einen Jungen mit weißem Haar gesehen. Nier war in der Hinsicht leider auch sehr auffallend. Er stach automatisch von allen am meisten hervor. Und dann sprach der Mann: „Schön dass ihr uns einen Besuch abstattet. Wir fingen schon an uns zu langeweilen, nicht wahr Jungs?“ Wand er sich an die anderen Zwei und die kicherten und nickten nur abwechselnd. Caim konnte es nicht stecken lassen. Das lag nicht in seiner Natur und so sprach er ernst: „Was denn? Ihr drei könnt euch nicht alleine beschäftigen? Dabei habt ihr doch die besten Voraussetzungen dafür.“ Sexuelle Anspielungen... nicht gut! Inuart sah ihn erschrocken an. Spinnt er?! Warum riss er so die Klappe auf?! Das Letzte was sie nun gebrauchen können waren wütende Geiselnehmer mit Knarren! Nier zuckte auch etwas zusammen bei der Aussage und schloss die Augen. Dieser Blödmann. Und natürlich reagierte der Anführer der Typen auch gleich und lief vor Caim. Sah auf ihn herab und kam dann auf seine Höhe in die Hocke. Fuchtelte mit einer Pistole in der Hand vor der Nase des Braunhaarigen herum und hatte die AK-47 dem rechten Typen gereicht, der die dann auch nutze und auf Caim zielte. Der Kerl vor ihm sprach: „Oh? Jemand mit Humor? Ich muss schon sagen: ich respektiere Männer die im Angesicht der klaren Unterlegenheit die Fresse aufreißen und Sprüche kloppen können. Du hast Eier, dass muss ich dir lassen. Hast Mumm. Oder bist du einfach nur dumm?“ Caim sah ihn genau an. Er lächelte böse. „Leg die Waffe weg und ich zeige dir wie viel“ Mumm“ ich habe…“ Er machte es nur noch schlimmer! Nier, der rechts von ihm war, würde ihm am liebsten in den Arsch treten! Was sollte das?! Warum muss er jetzt denn Mann raushängen lassen?! Der Fremde vor Caim aber grinste nur ganz kurz und kam dann wieder vor ihm hoch auf die Beine. Sprach runter: „Ich denke nicht. Ich bin überrascht jemanden in meinem Viertel zu sehen. Was führt euch hier her? Plündern? Abenteuer? Langeweile?“ Und das war der Moment in dem sich Inuart endlich mal angesprochen fühlte und er die Situation vielleicht etwas entspannen konnte. Vor allem da Caim es ja offenbar nicht wollte, oder konnte! Er sah rüber und sprach: „Wir sind nur auf der Durchreise. Wir hatten nicht vor etwas mitzunehmen. Wir suchten nur Schutz vor den Legion, die vor dem Haus sind. Mehr nicht.“ Naja das war nur teils richtig. Sie wollten schon was aus dem Haus klauen. Aber warum die Pferde scheu machen? Er ließ den Teil einfach weg. Der Blick des Anführers richtete sich auf ihn und rechts neben Inuart sagte der mit Nier seinem Messer plötzlich lässig: „Die labern Scheiße Boss. So wie jeder andere auch.“ Inuart war erstaunt wie laut er sprach. Hatte er keine Angst dass die Legion sie hören könnten? Aber wahrscheinlich war das Haus gut abgedichtet. Wenn die länger hier lebten wussten sie das offenbar. Alle Fenster waren auch zu. Die Legion konnten sie nicht hören. Nicht wenn sie in Zimmerlautstärke sprachen. Der Typ auf dem Sessel, der mehr aussah wie ein Chinese, als Japaner, sah zu seinem Boss und sprach: „Ich bin der Meinung wir sollten sie umlegen.“ Und dann spielte er mit dem Messer vor seiner Kehle rum und machte eine Durchtrennen-Anspielung. Das war genau das was keiner hören wollte. Und Nier verstand nicht wie man einfach sowas sagen konnte! Es ging hier um Menschenleben und der Typ sprach es aus als würde er ein Insekt zertreten wollen! Als wäre es eine Lappalie! Und während er das sagte, sah Nier wie der Typ hinter dem Anführer ihn genau beäugte. Es war der dunkelhäutige von ihnen. Wahrscheinlich Afrikaner. Er sprach dafür aber echt gut Japanisch. Also es schien zumindest ursprünglich nicht seine Muttersprache gewesen zu sein. Er machte Nier Unbehagen. Er sah ihn an als wollte er ihn mit den Augen ausziehen. Beäugte ihn von oben bis unten. Und da war es wieder…dieses Gefühl im Bauch. Die Angst die in ihm hochkroch. Schon wieder…Der Kerl kam dann auch zwei Schritte näher und klopfte seinem Boss, der Japaner war, auf die rechte Schulter. Der sah verwirrt zu ihm und dann nickte der neben ihm zu Nier runter und sprach: „Hey sieh dir den mal an, Boss. Ich wusste nicht das man heute noch Zeit dafür hat seine Haare zu färben um gut auszusehen.“ Sein Boss sah wieder zu Nier runter und der erschrocken zu ihm hoch. Er mochte das nicht. Er mochte das so überhaupt nicht! All die Aufmerksamkeit die auf ihm lag. Und dann musterte ihn der Anführer der Mistkerle genauer und kam sogar vor ihm runter in die Hocke. Sah ihn sich genauer an. Nier sah ihn nicht an. Sein Blick war schlagartig auf den Boden gesunken und er wollte sich ablenken. Caim sah zu ihm rüber…und wurde nervös. Er mochte den Blick nicht den der Kerl dem Weißhaarigen zuwarf. Er mochte ihn so gar nicht. Inuart auch nicht und warf sich sofort wieder ein. Sprach: „Wir lügen nicht! Lasst uns einfach gehen und ihr seht uns nie wieder! Wir wollen keinen Ärger!“ Das war unglaublich naiv. Jeder wusste dass es nicht mehr so einfach war. Der Chinese mit dem Messer kam neben ihm etwas auf dem Sessel vor und grinste, sprach frech: „Und wer sagt dass WIR keinen wollen?“ Inuart sah erschrocken in das fiese grinsende Gesicht vor sich. Das war nicht gut. So eine Aussage machte ihm wirklich sorgen. Was waren das für Clowns!? Warum waren sie so…?! Aber der Anführer ignorierte seinen Kumpel und fasste stattdessen Nier rechts am Ohr in das weiße Haar. Der zuckte mit dem Kopf zur Seite vor Schreck und sah ihn dann sauer an. Nicht. Er hasste das. Sein Gegenüber grinste wegen der Reaktion nur und sprach dann: „Das ist deine natürliche Haarfarbe. Faszinierend. Sowas ist sehr selten…Und sehr schön.“ Er sagte dass mit einem Ton der dem Jungen einen Schauer über den Rücken jagte. Und Caim links daneben noch mehr. Und es war komisch. Je angespannter die Situation für Nier wurde, umso angespannter wurde Caim daneben. Er konnte sich das nicht mal erklären. Wusste nicht wieso. Es war als würde die Nervosität des Jungen auf ihn umleiten und ihn auch betreffen. Aber wieso? Und während ihm das auffiel, fasste der Typ wieder dem Weißhaarigen in die Haare und der bewegte seinen Kopf weg. Und kurz darauf wurde er fest am Kinn gepackt. Es kam so schnell und überraschend, das Nier vor Schreck die Arme runter machte und die Hand fest packte, die ihn am Kind gepackt hatte und dort zudrückte. Versuchte diese von sich zu lösen, was aber nicht funktionierte. Der Kerl zwang ihn damit sein Gegenüber anzusehen und sprach: „Es ist nicht sehr höflich sich seinem Gastgeber zu wiedersetzten. Hat dir das keiner beigebracht?“ „Lass mich los!“ Fauchte Nier. Aber es war irgendwie nicht selbstsicher. Es wirkte leicht wie ein Flehen in der Wut. Aber das Gegenteil war dann der Fall. Der Typ griff noch fester zu und zog ihn näher an sich ran, sprach dabei: „Du bist ja ganz schön aufmüpfig. Das gefällt mir. Hast ja richtig Feuer im Arsch, was?“ Und warum auch immer, aber Caim platzte der Geduldsfaden. Er sah zu ihm hin und sprach ernst und bestimmt laut: „Hey! Ich bin der Anführer der Gruppe! Wenn du ein Problem hast, dann regel das mit mir und lass ihn in Ruhe!“ Nier blickte zu ihm rüber. Er…er schützte ihn? Noch nie hatte er erlebt wie ihn jemand schützte. Ein anderer Mensch ihn in Schutz nahm. Jemand der nicht Yonah war. Als er das hörte…flatterte sein Herz kurz auf. Aber sicherlich lag das nur an der Aufregung und wegen der Angst vor dem Arschloch, das ihn noch immer im eisernen Griff hatte. Und nicht wegen Caim. Der Japaner sah wegen der Lautstärke zu Caim und hielt Nier weiter am Kinn fest, der auch aufgehört hatte sich aus dem Griff befreien zu wollen. Es brachte nichts und es drohte zu eskalieren. Und ehrlich gesagt: wollte Caim das auch so. Wenn sich jemand austoben wollte, dann an IHM. Denn er hatte das hier zu verantworten! Soviel Ehre hatte er dann schon und stand dazu. Er sollte gegen ihn gehen und Nier da aus dem Spiel lassen. Er wusste genau wo das hinführen würde und…und seltsamerweise versuchte er das zu verhindern. Lag wohl daran das er keinen Drachen im Wohnzimmer haben wollte, falls Nier die Kontrolle verlor vor Angst. Wäre nicht das erste Mal. Das musste es wohl sein. Aber der Kerl sah nur amüsiert zu Caim rüber…und dann ließ er doch tatsächlich den Weißhaarigen los, der sich auch gleich das Kinn danach rieb und böse zu ihm sah. Immerhin hatte das schon mal funktioniert. Er sah Caim an. „Ach bist du das? Schien erst so als wolltest du das nicht zugeben. Oder irre ich mich? Erstaunlich wie schnell sich doch Dinge ändern, wenn man den richtigen Anstoß hat, nicht wahr?...Ich muss zugeben ich war erst nicht sehr erfreut über euren Besuch. In all den Jahren…trifft man ne Menge an beschissenen Leuten. Den Meisten geht man aus dem Weg und den Rest den tötet man einfach. Nichts Besonderes. Der Stärkere regiert und lebt. DU hast das verstanden.“ Er zeigte dabei auf Caim mit der Waffe. Und dann lächelte er zu ihm rüber. Und seine Waffe zeigte auf Nier. „Aber ER hier, hat das noch nicht verstanden. Und weist du was er nicht verstanden hat?...Gehorsam. Das man einem gehorcht der klar über einem steht. Und der die Zügel in der Hand hat. Und ich denke du weist was man macht…wenn man was nicht verstanden hat, oder? Man bringt es einem bei…“ Und als er das sagte konnte Caim nicht mal, so schnell im Schrecken, realisieren was Sache war. Erst als der Kerl plötzlich Nier fest am rechten Arm packte und ihn mit auf die Beine zerrte. Ihn fest im Griff hatte und der anfing sich zu wehren! Auf den Arm schlug der ihn fest gepackt hatte und brüllte: „Lass mich los!“ Und dann fing er an gegen den Kerl zu treten und sich in seinem Griff zu winden. Wollte sich befreien, aber der sah nur weiter böse zu Caim und ignorierte diese verzweifelten Befreiungsversuche des Kleinen. Es kostete ihn nicht mal sonderlich viel Kraft den Kleinen in Schach zu halten. Man sah ihm an das er Spaß hatte und dann sprach er wieder zu Caim, der ihn erschrocken ansah: „Siehst du?! Er hat es noch immer nicht verstanden! Ich denke es wird Zeit dieses hübsche Küken zu bändigen und ihm zu zeigen wo sein Platz ist!“ Und er zog einmal stark an Nier seinem rechten Arm, so dass er vor Schmerz aufbrüllte. Und in der Sekunde war Caim, wie aus Reflex, plötzlich auf Absprung. Der Kerl machte ihn absichtlich wild und wütend! Aber…warum wirkte es? Es konnte ihm doch scheiß egal sein…Inuart sah zu ihm hoch. Sah wie Nier sich noch immer wehrte und nicht aufgab. Sogar vor kam und in den Arm des Typen biss. Der aber keine Reaktion zeigte. Er wehrte sich echt mit Händen und Füßen, so das Inuart sprach: „Alter komm schon! Mach keinen Scheiß! Der Kleine hat dir nichts getan!“ Caim wollte in der Sekunde auf die Beine. Worte der Besinnung brachten hier nichts mehr. Mit ihnen reden war verlorene Lebensmüh. Er wollte die Aufregung nutzten, aber dummerweise passte der Typ hinter dem Arschloch sehr gut auf und hob die AK-47, zielte auf den Braunhaarigen und sprach: „Überleg dir das lieber Freundchen!“ Und Caim blieb wütend auf den Knien. Sah ihn sauer an und dann wieder zu dem Arschloch das Nier im Griff hatte, der inzwischen schon verzweifelter versuchte sich zu lösen. Er hatte Angst. Keine Frage. Man konnte sehen wie sie langsam in ihm hoch kroch. Und das war berechtigt. Er wusste es. Genau wie Caim. Er wusste was der Typ mit ihm tun würde. Jeder im Raum wusste es. Spätestens als der Kerl zu seinen Jungs sprach: „Behaltet sie im Auge. Wenn sich einer auch nur rührt…tötet sie beide. Aber bitte ohne Waffen, wir wollen doch die Legion nicht wild machen. Ich…zeige diesem Bengel hier mal wie man nach langer Zeit „Spaß“ haben kann…Ach was sage ich da? Ich habe schon lange nicht mehr sowas schönes gesehen und will das einfach mal ausnutzen!“ Und dann lachte er dabei böse. So sehr das sich die Anderen sogar einstimmen mussten und mit lachten. Und Caim sah ihn nur sauer an. Sah wie Nier sich plötzlich nicht mehr rührte vor Schreck und nur starr auf den Boden sah. Realisierte was der Japaner gesagt hatte und es im Kopf angekommen war. Er stand einfach nur da. Caim sah ihn an…Nicht jetzt…Wehr dich verdammt! Das flog Caim durch den Kopf. Es war dieselbe Situation die beide auch in der Apotheke gehabt hatten. Der Junge erstarrte und man konnte alles mit ihm machen. Es war der gleiche Blick den er drauf hatte in jener Sekunde. Das war nicht gut. Nicht jetzt. Er musste sich zusammenreißen! Und dann zerrte der Fremde Nier auch schon davon. Zerrte ihn zu der Treppe die ein Stockwerk weiter nach oben führte. Und der ließ sich kurz ziehen. Wehrte sich nicht…Aber dann wachte er schlagartig wieder aus seiner Starre auf und stemmte sich dagegen. Fauchte: „Los lassen! LASS MICH LOS! LASS MICH!“ Er schlug wieder auf den Arm ein der ihn gepackt hatte und wand sich gegen den Fremden. Dieses Mal war es aber nicht mehr gefasst, es war instinktiv panisch. Er wusste was kam. Er wusste es ganz genau. Selbst wenn ihm das nicht gesagt wurde. Er konnte es fühlen. Und es jagte ihm eine scheiß Angst ein. Es riss alles in ihm nieder und dort blieb nur noch Angst. Und es war noch mehr…Als würde sich etwas aus seiner Vergangenheit bei ihm melden. Als würde er das kennen. Es kennen davon gezerrt zu werden und dann…Und weder Caim noch Inuart konnten was tun. Wenn sie sich auch nur leicht regten hieß es: Licht aus. So sahen sie ihm hilflos nach und in Caim seinem Gesicht konnte man die Wut sehen. Die Wut dass er in dieser Situation nichts unter Kontrolle hatte! Und vor allem…das er das zu verantworten hatte. Er hatte sie in dieses Haus gebracht! Nier wollte weiter, aber er hatte nicht gehört! Und nun wurde er wegen ihm…! „Oh so feurig! Mal sehen ob du das gleich auch noch hast wenn ich dich zähme! Ich hoffe doch, denn ich habe nichts gegen einen wilden Ritt!“ Sprach der Japaner plötzlich zu Nier runter und Inuart rief: „Nier!! Lass ihn in Ruhe!!“ Worauf der Weißhaarige noch mal zu ihnen hinter sah. Zu ihnen sah während er langsam schon die Treppe raufgezerrt wurde. In seinen Augen lag Angst. Und er flehte damit dass man ihm half. Er war kämpferisch, aber selbst er konnte sich nicht aus dem Griff lösen. Er war zu stark und eisern. Und plötzlich fühlte er sich wie ein schwaches kleines Mädchen das gegen ihren Willen zum Sex gezwungen wurde. Sich nicht wehren konnte. Hilflos war. Eines konnte ihn noch retten: Er könnte sich verwandeln! Aber er wusste nicht wie! Und das war das Problem. Es passierte einfach! Er war also in der Klemme und konnte absolut nichts tun. Und so schrie er hinter: „Inuart!!“ Und dann wand er seinen Blick auf Caim. Zögerte…aber brüllte dann doch schließlich Hilfe suchend rüber: „…Caim!!“ Und als der Braunhaarige diesen verzweifelten und nach Hilfe rufenden Schrei hörte…da regte sich was in ihm. Es war wie…wie damals. Seine Vergangenheit prasselte über ihn ein. Wie damals…wenn seine Schwester nach ihm rief. Die Stimme voller Angst und Hilflosigkeit. Es war derselbe Klang, wie in dem Moment als sie niedergeschossen wurde...Und es machte ihn rasend. Es legte einen Hebel in ihm um. Doch er blieb dennoch sitzen. Er war wütend, aber nicht blöd. Er musste sitzen bleiben, auch wenn es ihm schwer fiel. Tot konnte er nicht helfen. Aber es brannte in ihm. Und dann tat er etwas…was er niemals von sich gedacht hatte. Nie mehr gedacht hätte zu tun. Er rief: „NIER!“ Er rief seinen Namen. Rief ihn in Wut und Sorge. Und dann waren sie auch schon aus der Sicht und nach oben verschwunden. Und Caim sein Herz raste vor Wut. Das Pochen von seinem Puls und das rauschen des Blutes war alles was er noch hören konnte. Er sah die Typen um sich herum an. Sie lachten. Sie lachten weil ein Junge vergewaltigt werden würde. Sie waren…Monster. Menschen waren Monster…Und dann tauchte etwas Dunkles in ihm auf. Und er fühle…Blutdurst. Er wollte sie töten. Er wollte jeden in diesem verdammten Zimmer töten. Inuart natürlich nicht, aber wenn er dazwischen kam…zwischen ihn und seine Beute…Und Inuart neben ihm konnte das fühlen. Er sah zu Caim und schluckte. Sah diesen bösen Blick. Von da an wusste er es. Er würde nichts Gutes im Schilde führen, sobald er einen Weg fand sich loszureißen. Und den suchte er schon. Er sah wie sich Caim umsah. Nach einer Lösung suchte. Und die musste schnell her. Denn Nier hatte nicht viel Zeit. Oben warf der Kerl bereits Nier vor sich in ein Zimmer. Hart schlug er auf dem Teppichboden auf und keuchte dabei vor Schmerz. Doch noch bevor er sich seitlich liegend umdrehen konnte, sah er schon wie die Tür zugeworfen wurde. Sie ins Schloss fiel und der Kerl sie abschloss. Jeder Fluchtweg ausgemerzt. Er war gefangen. Gefangen und allein. Und ihm wurde klar: das er allein mit der Situation fertig werden musste. So sah er erschrocken, aber sofort danach wütend, zu dem Kerl vor sich auf, der ihn gierig und böse lächelnd beäugte. Fing sogar schon an seine Jacke auszuziehen und warf sie neben sich dann auf den Boden. Nier sah dem zu, aber wurde wieder der ernsten Lage noch mehr bewusst als er sah was sein gegenüber machte. Der wollte an seinen Reißverschluss an der Hose und… „Das werde ich sehr genießen. Man sollte nicht wählerisch sein in diesen Zeiten. Aber ich muss zugeben du bist so hübsch…wenn du die Haare offen hättest könnte man dich auch für ein Mädchen halten.“ Und als wäre es ein Startschuss gewesen sprang Nier plötzlich auf die Beine und machte einige Schritte von ihm weg. Fauchte ihn an und ging in Kampfstellung dabei: „Fass mich nicht an!! Bleib weg von mir!“ Er war bereit sich nicht kampflos zu ergeben! Aber sein Gegenüber schien nicht sonderlich überzeugt und sprach verspottend und selbstsicher: „Sonst was? Was willst du tun, hm? Du bist ganz allein hier oben mein Hübscher. Hilfe wird keine kommen. Du könntest es wesentlich leichter haben…wenn du einfach freiwillig die Beine breit machst…Ich werde es dir so gut besorgen, dass du nicht mehr aufhören willst! Das du mich anflehst weiter zu machen!“ Und dann rannte er auf den Weißhaarigen los. Es fing also an. Nier aber sah das kommen und wich aus Reflex in der letzten Sekunde nach links aus. Es ging so schnell und instinktiv, dass der Fremde überrascht war und ins Leere fiel. Also er wollte sich auf Nier fallen lassen, aber landete stattdessen auf dem Bett. Der Junge nutzte die Gelegenheit und spurtete zur Tür. Riss an dem Griff rum. Verdammt! Fest verschlossen! Er wusste das, aber er hatte dennoch gehofft dass sie mit etwas Ruckeln nachgeben würde. Er war verzweifelt und das war eine Aktion daraus. Doch als es nichts brachte drehte er sich schnell um und stand mit dem Rücken wortwörtlich zur Wand, auch wenn es eine Tür war. Er sah wie der Kerl wieder aufstand und sich zu ihm umdrehte. Er leckte sich über die Lippen und kam langsam auf ihn zu. Er schien Gefallen daran zu haben was passierte. Aber damit war er allein. Nier knurrte ihn böse an und stand wieder bereit zum Ausweichen. Er brauchte einen Plan. Lange würde das nicht gut gehen. Entweder ging ihm die Puste aus, oder, was er eher dachte, die Panik würde ihn in die Knie zwingen. Die er schon in sich zurück halten musste und das mit aller Kraft. „Sehr schön…So kommt das Blut doch gleich mehr in Wallung! So muss das sein! Wie in den guten alten Zeiten! Mann muss darum kämpfen sich paaren zu dürfen! Das Weibchen erobern und dann einnehmen. Genau so will ich das…“ Er beäugte Nier wieder gierig und ekelhaft, so das dieser am liebsten brechen wollte. Dieses perverse Schwein. Niemals würde er sich von ihm…Kurz vor ihm blieb der Typ stehen und sah ihn weiter an, sprach dann lustvoll: „Es ist wirklich schade das du kein Mädchen bist…Wir hätten ein schönes Kind bekommen können…“ Er war so widerlich! „Leck mich du Arschloch!!“ Schrie Nier dann plötzlich in blanker Wut und im Ekel. Noch nie waren solche Worte seiner Kehle entwichen. Nun war es endlich mal soweit gewesen. Auch wenn das nichts brachte und die Situation nicht beendete. Und dann stürze der Typ wieder auf ihn zu. Dieses Mal wusste er aber das Nier ausweichen wollte und versuchte ihn abzufangen. Wurde aber nichts. Der Junge bückte sich weg und trat ihm in die Magengegend, worauf dieser auf keuchte. Er regte sich auch nicht wegen des Tritts und das nutzte Nier um an ihm vorbei zu rennen und sah sich um. Er brauchte was! Ein Stück Holz oder eine Vase! Irgendwas um sich zu wehren! Und nach hektischem Umsehen fand er auch was. Er sah eine Vase und rannte hin. Sie stand auf einem Schrank in der rechten Ecke und er wollte diese als Waffe benutzen. So kam er schnell an und fasste sich diese. Doch kurz als er sich umgedreht hatte bekam er auch schon einen heftigen Schlag ab! Er wurde an der Wange geschlagen und fiel zu Boden. Jammerte kurz auf, als ihn der Hieb traf und musste sich wieder sammeln. Als er das getan hatte sah er auf. Sah wie sich der Typ über ihn beugte und ihn mit einer Hand am Hals Packte. Drückte ihn zu Boden und fing mit der Anderen bereits an seine Hose zu öffnen. Nier bekam schlecht Luft und kniff deswegen die Augen halb zusammen. Blickte mit halb geschlossenen Augen nach rechts und sah die Vase dort liegen. Er streckte seinen Arm aus. Schwer griff er nach dieser und holte damit aus! In der nächsten Sekunde schepperte Glas und es zerbrach am Kopf des Angreifers. Fiel neben ihm zu Boden und der Griff um den Hals löste sich. Nier keuchte und rollte sich seitlich weg. Kam zittrig auf die Beine und hustete kurz, während der Andere vor Schmerz stöhnte, sich den Kopf hielt und Flüche sprach die besser nicht genannt wurden. Und während er das tat sah sich der Weißhaarige wieder um und stolperte wieder zur Tür rüber. Er musste raus. Er konnte nicht mehr. Er musste…Und langsam überkam ihn die Panik. Sie fing an ihn zu lähmen und erschöpfte ihn. Lange würde er… Und dann wurde er auch schon am Nacken gepackt und nach vorne gedrückt. Nier krachte auf die Knie und jammerte kurz auf. Seine Nase küsste kurz den Boden, aber er stütze sich mit den Armen gegen den Druck von hinten und kam leicht vom Boden weg. Er fühlte wie er nicht mehr komplett hoch kam und sein Oberkörper stabil nach vorne gedrückt wurde. Er war…in einer sehr ungünstigen Position. Sein Hintern leichter erhöht im Gegensatz zum Oberkörper. Er hörte lautes Keuchen und Stöhnen hinter sich. Was daran lag das dem Kerl noch die Wunde am Kopf wehtat und er blutete. Aber dennoch ließ er den Jungen nicht los und sprach sauer, aber dennoch voller Lust: „Du…bist ein richtig freches, kleines Ding, was? Kämpferisch. Das mag ich sehr…Aber jetzt wird es Zeit das wir mal spielen was ICH möchte!“ Nier konnte überhaupt nicht so schnell reagieren wie es passierte…Und in der Sekunde erstarrte er. Es war als würde ein Blitz in ihm einschlagen und er konnte sich nicht mehr bewegen. Er konnte es fühlen und das allein reichte schon. Es reichte um ihn endgültig zu lähmen und zum schlottern zu bringen. Und dann spürte er es…spürte wie sein Haar auf seine Schultern fiel. Der Kerl hatte ihm das Haar geöffnet und warf die zwei Haargummis zur Seite. Und da klappte Nier auch schon komplett zusammen und lag auf dem Bauch. Es war schlagartig. Er hatte keine Kraft mehr und konnte sich nicht halten. Der Wille war verschwunden. Aus ihm gesaugt. Er war erstarrt und starrte nur noch ins Leere vor sich. Und das alles nur weil sein eigenes Haar ihn berührte. Es damit etwas in ihm wachrüttelte was er vergessen hatte. Und er sah Bilder. Sah sie vor seinem inneren Auge. Er sah sich selbst. An einem Ort den er nicht kannte. Sah wie ihm das Haar geöffnet wurde und ein Mann ihn dann… Der Kerl über ihm sah ihn nur an. Oh? Er legte sich endlich freiwillig hin? Dann konnte der Spaß ja losgehen. Und er würde es so sehr genießen dieses Raubtier zu zähmen. Nier dagegen lag einfach nur da. Eine Träne rannte ihm aus dem rechten Augenwinkel und er wusste nicht wieso. Er hatte es vergessen. Er…er konnte sich nicht erinnern. Er wollte sich nicht erinnern! Doch gerade als er endgültig aufgeben wollte fiel ihm etwas ein. Und dann war etwas plötzlich da. Die Bilder verschwanden und er sah jemand anderen. Jemanden mit dem er nicht gerechnet hätte. Und wo er sich niemals vorstellen könnte ihn in so einer Situation zu sehen… Er sah Caim. Er sah die Szene in der Apotheke. Als er ihn auf den Tresen genagelt hatte und ihm so nah war. Und dann wie er ihn los gelassen hatte. Ihn ansah und einen Satz sagte der Nier…plötzlich wieder Stärke gab. Er sagte: „Wenn du leben willst…solltest du schnell lernen das von eben abzuschalten…Wenn du vor dem Falschen erstarren solltest, ist das dein Untergang.“ Und genau dieser Satz holte ihn wieder zu Besinnung. Legte den Schalter um und weckte den letzten Kampfgeist in ihm den er noch besaß. Drehte sich wütend um. Er knurrte sauer und verzog das Gesicht wütend. Und dann haute er nach oben um sich. Traf sogar die Wange des Feindes dabei. Trat auch immer wieder zu und brüllte: „NIMM DEINE HÄNDE VON MIR, DU SCHWEIN!!“ Der letzte Funken den Caim zum aufflackern und brennen gebracht hatte ließ ihn noch mal hochfahren. Wer hätte das gedacht? Und so wehrte er sich und es entstand ein Handgemenge. Und als Nier dann dem Kerl zwischen die Beine trat und offenbar einen Volltreffer erzielt hatte…da war Schluss mit Lustig. Das fand der Japaner über ihm gar nicht witzig und er holte aus. Er schlug dem Jungen in den Magen und Nier keuchte auf. Es war so fest gewesen und sollte lähmen…was es leider auch tat. Nier jammerte danach und hielt sich den Bauch. Es tat schrecklich weh. Es lähmte ihn stark und er sah schmerzverzerrt über sich. Sah wie der Kerl ihn dann am Haarschopf packte und den Kopf nach hinten zog. Nier schrie wieder vor Schmerz, weil es an den Haaren zog, aber hielt sich noch immer den Bauch dabei. Es tat so weh…er hatte solche Schmerzen. „Du hast verloren! Füg dich endlich!“ Und dann kam der Kerl runter und riss mit seiner freien Hand beide Hände des Weißhaarigen über dessen Kopf. Nagelte sie dort mit seinem Gewicht, das er durch die Hand erzeugte, fest und löste den Griff um den Haarschopf. Und dann fing er an zu tun…was er die ganze Zeit schon machen wollte. Und Nier schrie. Schrie einen Namen von dem er dachte es wäre der Letzte den er brüllen würde… Caim und Inuart waren unten weiter auf den Knien und suchten noch immer eine Lösung für ihr Problem. Ihnen rannte die Zeit davon. Nier rannte die Zeit davon. Zumindest wenn sie ihn möglichst vor einer Vergewaltigung schützen wollten. Die definitiv versucht werden würde. Und Caim saß still da und wartete. Voller Zorn und schnaufend saß er da und beobachtete den Typen vor ihm. Den Kerl der die ganze Zeit schon die Waffe auf ihn gerichtet hatte. Er wollte ihn töten. Er wollte so sehr sein Blut vergießen…Sein Gegenüber fühlte den Hass von Caim, aber er blieb locker und hielte weiter auf ihn. Und die Gelegenheit, dieses Arschloch zu töten, ergab sich dann auch passend darauf. In genau der Sekunde…als ein Schrei durch das Haus hallte, der von oben kam. Und als dieser ertönte…erstarrte Caim förmlich. Inuart war auch schockiert deswegen…aber es ging ihm nicht so sehr in die Knochen wie Caim. Denn in ihm weckte es etwas noch viel tiefer Sitzendes. Es war…derselbe Ton. Es hörte sich an wie damals…Nein…Nein das konnte nicht sein. Es hörte sich an wie…wie damals als seine Schwester nach ihm schrie. Als Furiae nach ihm brüllte. Dieser Schrei voller Angst und Verzweiflung. Und es war auch dasselbe Gefühl gewesen, welches ihn nun überkam. Es war…dasselbe Wort: „CAIM!!“ Donnerte es durch das Haus. Sie hörten wie Nier es geschrien hatte. Und Caim sah auf. Er war wie in Starre. Die Augen voller schrecklicher Erinnerungen die ihm durch den Kopf rannten. Erinnerungen an seine Schwester. Und er wusste nicht wieso, aber er flüsterte zu sich selbst: „…Furiae…“ Es kam so aus ihm raus. Er konnte es nicht kontrollieren. Seine Schwester, sie…Der Chinese mit dem Messer sah rüber zu der Treppe und sprach etwas belustigt: „Scheint ja mal endlich zur Sache zu gehen!“ Dann sah er zu Caim und Inuart und sprach verspottend zu ihnen: „Nach welchem von euch beiden Arschlöchern brüllt er noch mal? Hahaha!“ Und Inuart platze der Geduldsfaden in dem Moment! Er machte etwas, was man ihm nie zugetraut hätte: er stand schnell auf. Aber erstarrte gleich wieder als der Mistkerl mit der Waffe, vor Caim, zu ihm rüber zog und dabei brüllte: „Auf die Knie Arschloch!!“ Er wollte abdrücken, doch da preschte Caim vor und riss ihn zu Boden. Das war er gewesen, sein Moment. Der auf den er gewartet hatte! Und Inuart hatte ihn endlich ausgelöst. Der Kerl brüllte und Caim riss ihm die Waffe aus der Hand. Warf sie weg und schlug auf ihn ein. Er schlug ihm immer und immer wieder mit den Fäusten ins Gesicht, so dass es langsam blutig wurde. Und er dachte nicht daran aufzuhören. Der Andere Kerl, dieses miese Stück mit dem Messer von Nier, sah erschrocken hin und konnte so den angreifenden Inuart nicht mehr aufhalten! Der Verpasste ihm einen ordentlichen Kinnharken und brachte ihn somit dazu die Waffe fallen zu lassen. Sie schepperte auf den Boden und der Typ daneben. Dann rannte Inuart zu der Waffe des Kerls, den Caim noch vor wenigen Sekunden entwaffnet hatte und hob sie auf. Er zielte auf das Arschloch am Boden, das sich wieder aufrappelte und das Messer zog. Aber es gleich lieber wieder sein ließ, als er den Lauf der Knarre auf sich sah. Er nahm die Hände hoch und Inuart rief: „Waffe runter Drecksbeutel!“ Er war nicht gut im Fluchen. Der Kerl machte das aber und sah ihn sauer an. Das Messer donnerte wieder auf den Boden und Inuart blickte kurz zu Caim der…der noch immer auf den Anderen unter sich einschlug. Er kniete über ihm und schlug immer weiter auf das Gesicht ein. Hörte nicht auf und schien dabei zu grinsen. Böse und blutrünstig. Was Inuart erschrak. Er sprach dann zu ihm rüber: „Caim! Es reicht! Er ist tot!“ Das hatte er schon mal zu ihm gesagt. Damals als er den Legion so vermöbelt hatte. Dass er dies auch bei Menschen tat…war erschreckend. Und es wirkte erneut als dieser tatsächlich wieder aufhörte und der Braunhaarige dann auf sah, schnell dabei atmete. Sah wieder auf den Toten unter sich runter und spuckte dann noch mal neben ihn. Doch für mehr war keine zeit. Ihm wurde mit Schrecken bewusst das er sich zu viel Zeit gelassen hatte! So kam er schnell rüber und nahm das Messer neben dem anderen Typen an sich. Er rannte los zu der Treppe und sprach zu Inuart hinter: „Lass das Arschloch nicht aus den Augen!!“ Und dann verschwand er die Treppe hoch. Nahm Stufen sogar doppelt und seine Gedanken kreisten. Drehen sich immer wieder um dieselbe Achse und kamen zum selben Wort zurück. Welches durch seinen Kopf hämmerte. Furiae. Furiae. Furiae. Er war so aufgeladen und in der Vergangenheit, dass er komplett vergessen hatte, dass da oben nicht seine Schwester lag und in Gefahr war. Nur noch Beschützerinstinkt trieb ihn an. Er wollte seine Schwester retten, die nach ihm schrie. Er konnte sie nicht wieder im Stich lassen! Und so kam er oben an und sah nach rechts. Sah am Ende des Gangs eine Tür die verschlossen war. Logischerweise musste er dort hin. Zu dieser rannte er sofort und schmiss sich im Zorn dagegen. Schrie den Namen seiner Schwester dabei. Immer und immer wieder, bis diese nachgab. Er riss sie aus dem Schloss und fiel etwas in den Raum dabei. Fing sich aber wieder und sah vor sich. Doch was er da sah…war nicht seine Schwester. Er wurde von einem Typen, dem Anführer der Bande, angesehen, der die Hose bereits geöffnete hatte. Sich gerade an der Person unter ihm zu schaffen machen wollte. Kam aber nicht mehr dazu, weil er Caim im Schreck anstarrte und ihn erstarren ließ. Und unter ihm war…Nier. Es war Nier der auch zu ihm rüber sah. Er war mit beiden Händen über dem Kopf festgenagelt und konnte sich nicht wehren. Eine fremde Hand ruhend auf seiner Hüfte und wollte ihm gerade die Hose runter streichen. Der Braunhaarige sah sein schnelles Atmen und das Zittern dabei. Er sah zu Caim und sprach schließlich flehend zu ihm: „Hilf mir…“ Er klang erstickend und weinerlich dabei. Er hatte auch Tränen in den Augen vor Angst und Schrecken. Und als wäre ein Signal gewesen, rannte Caim los und brüllte dabei. Es kam aus reflex. Er konnte nicht anders. Er riss das Arschloch von Nier runter und schmiss ihn zur Seite. Da er mit der offenen Hose etwas im Nachteil war, kam er nicht mehr dazu auf die Beine zu kommen. Caim kam seltsam stolz und überlegen zu ihm rüber gelaufen. Er hatte die totale Macht. Das sah man ihm an und er genoss es. Er sah zu dem Mistkerl vor sich und zückte das Messer. Dieser wollte ihn noch davon abbringen. Fing an zu stammeln dabei. Doch nichts erreichte ihn. Er war ein Monster und Monster musste man töten…Und dann tat er was getan werden musste und tötete ihn. WIE sollte man besser nicht wissen. Es war nicht schön. Aber präzise. Und dann stand er da und atmete schneller. Sah auf das was er getan hatte und lächelte kurz. Geschah ihm recht…Er hatte noch schlimmeres verdient. Doch dann riss es ihn aus seinem Blutrausch und er erinnerte sich an Nier. Sah zu ihm hinter und seine Mine veränderte sich von bösartig zu neutral. Nier dagegen saß einfach nur zittrig an derselben Stelle und hielt sich die Hände an die Brust. Er kniete, konzentrierte sich auf seine Atmung, die sehr schnell und unruhig war. Er versuchte sich zu beruhigen. Aber es ging nicht. Es ging einfach nicht. Seine Haare… Als sich nichts tat kam Caim zu ihm gelaufen und dann runter auf die Knie. Kniete sich neben ihn und schluckte. Er…er war nicht gut in sowas. Was sollte er jetzt genau tun? Was hatte er…bei seiner Schwester immer gemacht? Er versuchte sich zu erinnern. So versuchte er es und sprach: „Geht es?“ Man merkte dass es schwer aus ihm raus kam und er nicht mehr wusste wie sowas funktionierte. Sich um andere offen zu sorgen. Und dann realisierte er endlich das der Junge vor ihm das Haar offen hatte. Noch nie hatte er ihn so gesehen. Nur kurz nach seiner Rückverwandlung von seiner Drachengestalt. Er sah schön aus mit offenen Haaren. Wild und ungezähmt. Doch er bemerkte dass etwas nicht stimmte. Und das war nicht nur die versuchte Vergewaltigung von eben. Er sah wie Nier sich plötzlich panisch neben ihm umsah. Er suchte etwas. Er sah sich auf dem Boden um und sprach zittrig und völlig neben der Rolle, die Hände an die Brust gedrückt: „I-ich kann nicht…Ich…meine…Ich kann nicht…meine Haare…“ Seine Haare? Weil sie offen waren? Caim wusste plötzlich was er meinte und sah sich auch auf dem Boden um. Er suchte seine Haargummis. Klare Sache. Und es war erschreckend dass Nier offenbar ohne sie nicht klar denken konnte. Doch warum? Zum Glück sah er sie auch schon gleich und griff links neben sich nach diesen. Hob sie auf und reichte sie stumm dem Weiß haarigen, der diese auch gleich zittrig an sich nahm. Versuchte sich plötzlich hektisch die Haare zusammen zu binden aber…aber bekam es einfach nicht hin. Er war so zittrig und neben der Spur, dass er immer wieder abrutschte und los ließ. Es war ein trauriger Anblick. Einen dem man schwer standhalten konnte. Nier war apathisch. Er bekam es einfach nicht hin und ließ dann auch noch beide Haargummi fallen. Er konnte einfach nicht mehr. Er saß dann nur noch zittrig auf den Knien und sah auf den Boden vor sich. Sprach hilflos: „I-ich kann nicht…ich kann…nicht…“ Und dann konnte er plötzlich etwas fühlen. Da er so abwesend gewesen war, nicht realisierte was um ihn geschah, bemerket er auch nicht das Caim neben ihm verschwand. Sondern merkte es erst als dieser hinter ihm kniete und…anfing ihm die Haare zu flechten. Nier saß einfach nur starr da und sah überrascht auf den Boden vor sich. Die ganze Angst war aus seinem Gesicht verschwunden und er blieb still sitzen. Fühlte nur. Fühlte wie sanft und ordentlich Caim das Haar bearbeitete und unten mit einem Gummi festigte. Und es schließlich, zum Abschluss, höher ansetzte und dort oben, am Hinterkopf, noch mal mit einem Gummi festigte, damit es nicht mehr seine Schultern berühren konnte. Und Nier saß nur da und sah regungslos auf den Boden. Realisierte, nein, versuchte zu verstehen was passiert war. Hatte…er das wirklich gerade getan? Für…ihn? Und endlich regten sich wieder die Lebensgeister in ihm und er sah über seine rechte Schulter zu Caim hinter, der ihn auch nur kurz ansah…aber dann den Blick wieder abwand und aufstand. Ihm war wohl peinlich zumute. Hatte etwas getan was er eigentlich nicht tat. Nier sah ihm nach. Sah wie er einige Schritte weg machte und mit dem Rücken zu ihm stand. An der Tür stehen blieb. Er…er verstand nicht. Warum machte er das? Warum war er so zu ihm? Er dachte er würde ihn hassen. Ihn nur benutzen wollen wie ein Tier an der Leine. Aber das eben…das war das Gütigste was er jemals getan hatte seit sie sich kannten. So…behandelt man doch niemanden der einem egal war. Und dann fasste er sich an den geflochtenen Zopf. Er war…gut gemacht. Stramm und sauber. Woher konnte er das? Sein Blick fiel wieder zu Caim, der plötzlich sehr leise und in Gedanken sprach: „Als großer Bruder…lernt man sowas. Vor allem wenn man eine kleine Schwester hatte…“ Seine Schwester? Und dann lief er stumm los und verließ das Zimmer. Ließ Nier völlig alleine dort am Boden sitzen, der ihm weiter nachsah. Der nicht wusste wie ihm geschah. Es waren in den wenigen Minuten, seit sie in diesem Haus waren so viele Dinge passiert. Er wusste nicht mal mehr wie er sie einzuordnen hatte. Es ging alles so schnell. Aber eines wusste er. Eines wusste er ganz sicher…das er Caim plötzlich mehr mochte. Und das lag nur an einer Sache: Nicht weil er ihn eben vor einer Vergewaltigung gerettet hatte…sondern wegen seinem Akt der Güte. Er sah das Nier wegen seinen Haaren litt…und er hatte dieses Leid von ihm genommen. Er hatte geholfen. Und das war etwas was er zu tiefst respektierte und ihn froh stimmte. Machte ihn glücklich. Es…es brachte sein Herz zum klopfen. So stark dass er es im Hals fühlen konnte. Es war ein schönes Gefühl…Eines was er noch nie gespürt hatte. Und das ausgerechnet bei ihm. Ausgerechnet bei: „…Caim.“ Sprach er leise und sah auf seine Brust und seine Hände die dort ruhten. Und so schlimm es auch war was passiert war…Am Ende war er froh gewesen in dieses Haus gegangen zu sein. Denn sonst hätte er niemals diese Güte von Caim erlebt. Den Menschen gesehen den er mit allen Mitteln verzweifelt versuchte unter seiner harten Schale zu verstecken…Und dafür war er dankbar. Es stimmte. Es gab kein ICH in TEAM. Caim hatte das gezeigt. Auch wenn er es vielleicht erst nicht wollte. Kapitel 7: No Man´s Village --------------------------- Es war schon eine Weile her. Sie kannten sich bereits seit einer geraumen Zeit und hatten ein gewisses Band der Freundschaft zueinander geknüpft. Auch wenn das auf den ersten Blick recht ungewöhnlich wirkte. Dieses Paar ungewöhnlich wirkte. Was dort saß und zeigte das es möglich war, auch wenn keiner das wahrhaben wollte. Es war nicht normal das Menschen und Drachen Freunde wurden. Verdammt, man hat alles dafür getan das es niemals so werden würde. Drachen hassten Menschen für ihre Dummheit und den Drang zu zerstören. Menschen jagten Drachen aus Furcht vor ihren Kräften. Und dennoch saß ein Junge an dem Bauch des weißen Drachen und kümmerte sich vorsichtig um die dort noch immer heilende Wunde. Diese Wunde von der der Drache niemals erzählt hatte WOHER er sie bekam. Michael war keiner der viel über seine Vergangenheit sprach. Und das war auch nicht verwunderlich. Er hatte zu lange gelebt und zu vieles gesehen und das Meiste davon wollte er auch wieder vergessen. Konnte er aber nicht. Es hatte sich in seinem Verstand festgezapft wie ein Blutegel an einer frischen Wunde. Nagte an seinem Verstand und schwächte ihn. Aber immer wenn er dieses Menschenkind sah, dann ging es ihm besser. Dieser Junge schaffte es in ihm ein Gefühl auszulösen was er dachte verloren zu haben. Und das war Lebensfreude. Aber genau in dem Moment…wo er wusste dass er sterben würde. Es war ein grausamer Scherz. Aber einer mit dem er sich abfinden musste. Der Junge hatte die Wunde gepflegt und sah neben dem liegenden Drachen hoch. Sah ihn freundlich an und sprach: „Sie ist fast wieder verheilt. Vielleicht noch einige Tage und dann ist sie verschwunden.“ Aber Michael sah ihn nur stumm an. Denn er wusste dass dies nur die halbe Wahrheit war. Lange hatte das Kind sich um ihn gekümmert. Seine Wunde gepflegt und ihn gefüttert. Und lange hatte er es ihm verschwiegen. Vielleicht…war nun die Zeit gekommen um es auszusprechen. Und um ihn vorzubereiten auf das was unvermeidbar war. „Sie wird niemals vollständig heilen. Wird mich noch etwas weiter quälen. Aber…aber sie wird mich auch befreien. Und dafür sollte ich dankbar sein.“ Der Junge kam näher an den großen Kopf und legte seinen verwirrt schief. Fragte: „Was meinst du damit?“ Und zum ersten Mal…fühlte sich der Drache schlecht. Er fühlte sich schlecht weil er diesem Jungen nie gesagt hatte was passieren würde. Das er die Wunde völlig umsonst gepflegt hatte und nicht verhindert konnte das er sterben würde. Und das tat ihm leid. Er hätte nie gedacht…dass er sowas wie Leid empfinden könnte. Er lebte so viele Millennia schon. Hatte so viel gesehen und erlebt…Dinge getan…aber nun spürte er Leid gegenüber einem Menschen. Von allen Wesen die er traf und sogar tötete…war es ein Menschenkind dem er sich öffnete. Und so bekam er auch nur schwer diese Worte aus sich heraus: „Ich werde sterben Junge. Alles was du getan hast war sinnlos. Das Gift, was ich durch diese Wunde bekam, ist bereits tief in mir verankert. Es gibt keine Heilung. Es wird mich langsam aber sicher töten. Ich sterbe seit dem Moment an dem wir uns kennengelernt haben. Es ist unvermeidbar.“ Der Junge sah wieder zur Wunde und dann erneut zu dem Kopf des Drachen. Er schien sichtlich betroffen über diese Worte und sah ihn traurig an. Aber dennoch schien er gefasst. Und es tat der fliegenden Echse nur noch mehr leid. Er fühlte sich, als hätte er diesen Jungen ausgenutzt. Obwohl das nicht der Fall war. Alles, was das Kind getan hatte, wollte es freiwillig tun. Güte die Michael nicht kannte. „Warum…hast du mir das nie gesagt?“ Und das war eine berechtigte Frage. Warum hatte er nichts gesagt? Er hätte all das nicht machen müssen, wenn es eh kein Entkommen vor dem Tod gab. Also was war der Grund? Doch Michael wusste diesen nur zu gut. Und er antwortete ehrlicher zu ihm, als er es jemals zu jemand anderen getan hatte: „Weil ich deine Gesellschaft genossen habe. Und dachte du würdest mich dann sofort verlassen.“ Und das war die reine Wahrheit. „Ich lebe schon so lange Kind. In all den Millennia, die ich existiere, habe ich so vieles gesehen und erlebt. Vieles davon war schrecklich und grausam. Vieles was ich getan habe war grausam und egoistisch. Dadurch hatte ich nie den Mut mich auf andere einzulassen. Nicht mal auf meine eigene Art. Und so verbitterte ich. Habe mich vor der Welt versteckt und meine Schwingen nur erhoben um zu zerstören. Das Einzige was mir noch das Gefühl gab am Leben zu sein. Und alles was ich darauf noch im Herzen hatte…war Einsamkeit. Doch dann habe ich dich getroffen. Du hast dich mir mit einer Güte und Hilfsbereitschaft genähert, die ich niemals erfahren hatte. Und als mir klar wurde, dass ich anfing mich an dich zu gewöhnen, da hätte ich dich abfackeln müssen. Das sofort unterbinden sollen. Aber ich konnte es nicht. Du warst genauso einsam wie ich es bin. Ich sah mich selbst in dir. Und deshalb konnte ich es nicht.“ Der Junge kam direkt vor ihn gelaufen und setzte sich vor sie Schnauze die am Boden lag und die großen, dunklen Augen, die ihn weiter ansahen. Das Kind lächelte sanft und sprach: „Du wolltest noch mal etwas fühlen nicht wahr? Etwas was du nie zuvor gefühlt hast und das noch bevor du stirbst.“ Doch der Drache schüttelte den Kopf. „Nein. Das hat damit nichts zu tun….Wir Drachen sind unsterblich. Das weist du auch. Nur Verletzungen oder Gifte können uns töten. Ob das ein Fluch oder ein Segen ist wusste ich nie zu beantworten. Doch etwas was du nicht wissen kannst ist: das ein Drache im Moment seines Todes einen Wunsch frei hat. Das ist etwas was nur wir wissen. Und was wir noch nie mit jemanden geteilt haben.“ Der Junge runzelte die Stirn verdutzt und fragte: „Einen Wunsch?“ Michael nickte. „Dieser Wunsch ist uns von den Göttern, die uns erschufen, gegeben worden. Er ist mächtiger als alles andere auf dieser Welt. Und jeder Drache nutzt ihn um wiedergeboren zu werden.“ „Wirklich?! Dann ist das Problem doch aus der Welt! Du kannst dich einfach mit deinem Wunsch retten und wir können…!“ Er schien plötzlich sehr euphorisch und sprang auf vor Freude. Doch Michael schüttelte nur den Kopf. Er musste ihm da die Suppe versalzen. „Es ist nicht so wie du denkst Junge. Wenn ein Drache stirbt bekommt er einen Wunsch. Mit diesem Wunsch kann er sich wiederbeleben. Aber nicht als der der er einst war. Das ist Bestandteil einer Wiedergeburt. Man wird erneut geboren, aber als jemand völlig anderes. Als ein anderes Individuum. Ich werde derselbe Drache körperlich sein. Aber nicht der Selbe von meinem Herzen und meinem Verstand her. Ich bin dann jemand völlig anderes…Ich bin dann ein neuer Drache.“ Und der Junge verstand. „Also…ist es weiterhin als würdest du sterben. Du stirbst, so oder so. Der Drache der du bist stirbst auf jeden Fall…Macht dir das Angst?“ Ob ihm dass Angst macht…Das war eine weitere interessante Frage. Er hatte nie darüber nachgedacht. Über vieles, besonders seit er wusste das der Tod an ihm nagte, aber nie über die Angst davor. „Nie habe ich darüber nachgedacht. Es war mir egal. Doch seit ich dich kenne...Mir war es egal was aus mir werden würde, sobald ich sterben und wiedergeboren werden sollte. Aber seit ich dich kenne…fürchte ich mich davor. Ich würde…einen Freund verlieren. Meinen einzigen Freund. Und den Einzigen für den ich jemals etwas gefühlt habe, was nicht gleich Abscheu und Hass war. Und zum ersten Mal…weis ich nicht was ich tun soll.“ Der Junge lächelte traurig. Er war froh diese Worte aus dem Maul des Drachen zu hören und kam näher an dieses ran. Er fasste die Schnauze mit beiden Händen und drückte seinen Kopf dann gegen die warmen und rauen Schuppen auf dieser. Lächelte weiter. Er war glücklich zu hören dass er einen Freund hatte. Auch wenn dieser…bald sterben würde. Er nahm das sehr gefasst auf. Michael bewunderte das. Erneut. Und dann sprach der Junge etwas was ihm aufgefallen war: „Aber…aber wenn ihr euch wiederbeleben könnt…warum gibt es dann immer weniger von euch?“ Er löste sich von dem Drachen und sah ihm in die Augen. Und das war eine Tatsache. Drachen wurden immer weniger in diesen Landen. Er konnte sich die Antwort schon denken, als er das Starren des Drachen vor sich sah. Und Michael beantwortete ihm das: „Weil viele sich wünschen zu sterben…Wir verlieren unser altes Leben, aber Teile davon sind tief in unserem Blut verankert. Es ist wie ein Echo, das hallt und aus dem tiefsten Innern nur schwach erklingt. Es flüstert uns Dinge zu. Dinge aus unserem früheren Leben. Doch können wir uns nie wirklich daran erinnern. Nur fühlen wie es war. Wage Erinnerungen. Und viele ertragen diesen Schmerz und die Gefühle nicht, die sie nicht zuordnen können. Einige sind sogar verrückt geworden deshalb. Wurden zu Daemon und verloren sich in Brutalität und Wildheit. Verloren sich selbst. Und die meisten weisen Drachen…wählen ihren Wunsch mit bedacht. Weise Lebewesen wählen den Frieden vor dem Kampf. Aber weisere Lebewesen wählen erst gar nicht geboren zu werden.“ Der Junge sah ihn weiter traurig an. Die Frage tat ihm im Herzen weh. Aber er stellte sie: „Was…was wirst du wählen Michael?“ Und der weiße Drache wusste genau was er zu sagen hatte. Auch wenn das Ende aller Tage bevor stand. Etwas auf die Menschen zu kam, was nur die Drachen wussten und nicht verhindert werden könnte. Er wusste dass dieses Kind auch sterben würde. Und dennoch wünschte er sich nur eines: „Ich wünsche mir meinen Frieden Kind. Doch bevor es soweit ist…möchte ich noch die restliche Zeit mit dir verbringen. So lange wie mein Körper es mir gestattet…“ Sie näherten sich endlich dem Ende des Wohnviertels. Als sie über einen zerstörten Bahnübergang liefen, der über den gewaltigen Riss führte welcher sich an den Schienen entwickelt hatte, waren alle noch immer still. Vieles war passiert seit sie in diesem Haus anderen Menschen in die Falle gegangen waren. Vieles über das keiner mehr reden wollte, als sie endlich das Haus verlassen hatten. Inuart lief weiter vorne und sah immer wieder besorgt zu Nier hinter, der dicht hinter ihm lief und somit zwischen ihm und Caim, der die Nachhut bildete. Er war still. Aber das war auch okay, denn er hatte offensichtlich genug Scheiße in dem oberen Zimmer erlebt. Genug was erst mal verdaut werden musste. Inuart konnte nicht mal sagen was passiert war, weil es ihm keiner erzählt hatte. Doch er akzeptierte den Fakt und machte einfach weiter. Während Caim dem Jungen zur Hilfe eilte, hatte er den Letzten des Packs von Arschlöchern, den Chinesen, im Auge behalten und bewacht. Der hatte immer wieder versucht ihn zu überzeugen ihn gehen zu lassen, aber Inuart ging gar nicht erst darauf ein. Und kurz darauf war Caim auch schon wieder hinter ihm aufgetaucht. Er kam die Treppe runter und Inuart hatte ihn schon lange nicht mehr so abwesend und schockiert gesehen. Er wollte fragen was passiert sei, aber dazu kam er nicht, denn Caim lief in die Küche, holte seine Stange und schlug im nächsten Moment auch schon auf den wehrlosen Chinesen ein. Inuart war so geschockt darüber, dass er nur erstarrt dabei zusah und nichts tat. Er hielt einfach weiter mit der Waffe auf den Fremden, der tot und mit offenem Schädel bereits am Boden lag und auf den noch immer wütend eingeschlagen wurde. Und das obwohl er bereits sowas von tot war. Caim fand kein Ende. Und er sah so wütend aus. Noch wütender als sonst. Doch als er endlich aufhörte, rechts rüber sah und genau wie Inuart dann Nier erblickte, der erschrocken am Anfang der Treppe stand…da wand er sich still ab und wollte gehen. Entfernte das Blut von dem kalten Metall seiner Waffe, nämlich an der Kleidung des Toten und lief dann weg. Langsam in die Küche und raus aus der Tür durch welche sie in dieses Haus gekommen waren. In diesen Alptraum gestolpert waren. Und seit dem hatte niemand mehr was gesagt. Inuart wollte, aber traute sich nicht, denn manchmal ist Schweigen Gold. Er wollte nicht noch mehr alles aufreiben und daraus Probleme beschwören die nicht sein mussten. Also ließ er es. Sie liefen eine Weile durch ein weiteres Wohnviertel, auf der anderen Seite des Risses und kamen dann Richtung Südosten an einer Kreuzung an. Nach Osten führte sie zum Hello Work Shinjuku. Das war das offizielle Arbeitsamt in Shinjuku, zumindest in dem Teil in dem sie sich befanden. Und nach Süden ging es zum: Tomoni Gemischtwarenladen. So entschloss sich Inuart lieber diese Route zu nehmen. Dort konnten sie vielleicht auch noch was zu essen abgreifen. Oder vielleicht sogar ganz kurz Rast machen. Das würde allen sicherlich gut tun. Und vielleicht auch etwas mehr Ruhe in die Runde bringen, denn Inuart fühlte das etwas Spannung erzeugte. Er konnte sich auch denken was es war. Oder WER. Caim stellte nicht mal mehr Ansprüche und folgte einfach, ohne zu hinterfragen, den Wegen die Inuart einschlug. Offenbar hatte er zu viele andere Dinge im Kopf und keinen Platz mehr für diese Entscheidungen. Nicht das er jemals viel Dinge hinterfragt hatte, aber in der letzten Zeit hatte sich das gehäuft. Eigentlich ging er nur immer mit rein um zu töten. Egal wo hin es auch ging. Er wollte nur töten und überleben. Die taktischen Aspekte überließ er immer seinem Freund. Doch was hatte sich geändert? Warum fing er mehr an selber mitzudenken bei solchen Themen? Als sie vor dem Tomoni standen, konnte man bereits dahinter, in leichter Ferne, das Ohkubo Krankenhaus sehen. Es war sehr markant mit seinen hohen Gebäuden und nicht zu verpassen. Es sah aber genauso schrecklich aus wie der Rest der Stadt. Es war aber zum Glück nicht zerbombt oder schlimmeres. Zumindest von ihrem Standpunkt aus. Was schon mal gut war. Und noch dazu war es ein Katzensprung dahin. Dennoch schlug er vor zuerst in den Tomoni Laden zu gehen und dort etwas zu rasten. Keiner wiedersprach ihm und sie folgten nur lautlos mit hinein. Sie hatten die Rast nötig nach dem langen Marsch und der Aktion mit den Fremden. In dem Laden war es, nicht sonderlich überraschend, dreckig und dass es wie ausgeraubt wirkte. Obendrein noch dazu auf den Kopf gestellt. Doch auch an solchen Orten konnte man noch nützliche Gegenstände finden. Und während Inuart anfing hinter dem Tresen rechts zu suchen, stand Nier nur da und sah sich um und Caim schüttelte den Kopf und ging wieder aus dem Laden raus. Fühlte sich nicht in der Stimmung dazu. Er ging aber nicht weit. Stellte sich direkt vor die Glastür des Ladens und hielt Wache. Vielleicht war das auch besser so. Er war genug geladen. Das hatten sie gesehen. Er war so skrupellos geworden, dass er einfach ohne mit der Wimper zu zucken und ohne Vorwarnung über einen Menschen herfiel. Sicher war das ein mieser Kerl vorhin gewesen. Aber was wenn er das auch bei anderen tat? Sie nicht mal mehr aussprechen ließ und gleich kurzen Prozess machte? Er wurde unberechenbarer. Und das fand Inuart noch erschreckender als jemals zuvor. Er schlug das Leben aus diesem Menschen als wäre er nichts. Als wäre er noch weniger wert als ein Legion. Grausamkeit die keine Grenzen kannte…Nier sah dann zu Inuart und war endlich der Erste der wieder anfing zu sprechen: „Glaubst du wirklich das wir hier noch was finden?“ Er klang wieder normal. Der Schock von vorhin war ihm nur noch leicht in den Gliedern verankert und er hatte sich gut davon erholt. Zu seinem eigenen Erstaunen sogar. Er hätte nicht gedacht dass er das so locker abschütteln würde. Immerhin war das keine Lappalie gewesen. Er war einer Vergewaltigung von der Schippe gesprungen. Er sollte darüber schockierter sein…warum war er es nicht? Inuart sah auf und drehte sich dann um, so das er mit dem Rücken zu Nier stand und anfing die Schränke an den Wänden aufzumachen. „Du wirst erstaunt sein was viele Menschen für Dinge liegen gelassen haben.“ Nier sah ihn kurz an und wand dann den Kopf rechts rüber. Er sah raus zu Caim, der noch immer still da stand und den Blick in die Ferne gerichtet hatte. Er…er hatte sich noch überhaupt nicht bei Caim bedankt. Dafür bedankt dass er ihn vor diesem Menschen gerettet hatte. Doch irgendwie…traute er sich nicht wirklich. Er konnte nicht erklären warum, aber er hielt es für das Beste etwas Abstand zu halten. Er wollte ihn nicht bedrängen. Er war sehr aufgewühlt. Das konnte er spüren. Und ihm selber schossen so einige Fragen durch den Kopf. Was passiert war…das weckte Fragen in ihm. Und eine ganz besonders… „Aha! Bingo!“ Sprach Inuart laut und Nier sah erschrocken zu ihm hin. Er sah wie der Ältere eine Dose Pfirsiche aus dem Schrank zog und dazu noch weitere Gewürze. Es war nicht allzu viel, aber besser als nichts. Er stellte das vor sich auf den Tresen und fing auch schon an die Dose am Griff aufzuziehen. Die Pfirsiche darin waren noch frisch und er holte sich gleich ein Stück raus und aß es. Lecker und erfrischend. Dann sah er zu Nier und zeigte mit einem Nicken runter auf die Dose vor sich, sprach: „Hier. Du kannst auch etwas vertragen.“ Und da hatte er recht. Also kam der Weißhaarige näher und nahm sich dann auch vorsichtig ein Stück aus der Dose. Aß es und war erstaunt über den süßen Geschmack. Er hatte noch nie Pfirsiche probiert. Meist nur Fleisch aus der Dose, oder selber welches Gejagt auf den Straßen. Er war mehr der Fleischfresser. Keine Ahnung warum. Aber das schmeckte ihm auch sehr gut. Also nahm er sich noch eins und Inuart ließ ihn einfach machen. Er stellte seinen Rucksack neben sich ab und verstaute derweil die Gewürze darin. Und während Nier weiter aß, brannte diese Frage in ihm. Und er musste sie einfach stellen. Hoffte das Inuart ihn etwas aufklären könnte… „Ich denke über die Gewürze wird sich Yonah auch freuen, oder Nier? Ich denke an ihr könnte vielleicht ein kleiner Koch verloren gegangen sein, wenn man ihr die Chance gibt.“ Wohl eher nicht. Nier musste schmunzeln, wenn auch nur kurz. Yonah konnte überhaupt nicht kochen. Sie war schrecklich darin. Sie hatte ihren Bruder mal fest vergiftet, zumindest fühlte er so, als sie versucht hatte Rehfleisch mit Kürbis zu kombinieren und das alles nur halb roh und nicht gut gekocht war. Ihm wurde schlecht wenn er nur daran dachte…Aber nun endlich ergriff er seine Chance: „Inuart…“ Und als er seinen Namen so langsam aussprach, wand der Ältere seinen Blick wieder zu ihm und war überrascht. Überrascht über diesen ernsten und leicht unsicheren Ton den er hörte. Man sah Nier an das er was auf dem Herzen hatte, allein weil er auf die Dose vor sich starrte. Und endlich stellte er auch seine Frage: „…Was ist mit Caims Schwester passiert?“ Und als er das sagte, war es als würden tausend Ziegelsteine auf den Orangehaarigen niederprasseln. Es traf ihn unerwartet und hart. Einfach weil…er hatte ihm nie davon erzählt. Die Einzige die es wusste war Yonah. Und sofern sie nichts gesagt hatte, dann konnte es nur Caim gewesen sein. Aber wann? Vorhin als er sie oben nicht sah? Er war etwas überrumpelt und kratzte sich kurz am Hinterkopf dabei. Oh mann, wie sollte er das Thema angehen? Er entschied sich erstmal für eine Gegenfrage: „Woher weist du von seiner Schwester?“ Er sprach das leise und vorsichtig. Nier flüsterte auch. Sie hatten offenbar beide Sorge das Caim es hören könnte. Auch wenn er weiter weg war. „Er hatte vorhin was erwähnt…Und jetzt frage ich mich: warum ist sie nicht hier?“ Inuart schnaufte. Was sollte er großartig dazu sagen? Er hatte es Yonah erzählt, dann konnte er es auch Nier sagen. Und hoffen das Caim das nicht raus bekam und ihm nicht dafür den Arsch auf riss. Er holte Luft und fing an in Gedanken zu erzählen, stützte sich dabei nach vorne auf den Tresen mit den Armen: „Ihr Name war Furiae. Sie war etwas jünger als Caim und starb einige Jahre nach dem Ausbruch der Apokalypse…Sie wurde nicht von Legion getötet sondern von Menschen. Es war bei einer Schießerei als wir uns mit einer Gruppe von Fanatikern aufhielten. Und Caim hat sich nie dafür vergeben dass er es hat soweit kommen lassen. Sie war alles für ihn. Und als sie starb war es…naja es war als würde etwas mit ihr gestorben sein. Etwas von ihm. Als wäre seine Güte mit ihm gestorben und sein Herz. Er war danach nie mehr der Selbe. Und wir sprachen auch nicht mehr darüber. Furiae war auch für mich wichtig gewesen. Sie war meine Freundin. Dennoch hat Caim das niemals gehen lassen wie ich. Ich konnte irgendwann weitergehen und damit leben. Aber er blieb einfach stehen. Seine Schwester vor ihm zu erwähnen ist keine gute Idee und ich würde dir auch davon abraten. Da bewegt man sich auf verdammt dünnem Eis bei ihm.“ Also…war er ein gebrochener Bruder. Nun ergab das auch alles Sinn. Seine abweisende Haltung gegenüber Fremden und die Tatsache das im Andere egal waren. Menschen hatten ihm seine Schwester genommen…Aber interessant war: Er war ihm doch ähnlicher als er dachte. Jetzt nicht in dem vorherigen Aspekt, aber genau wie er wusste auch Caim wie es war eine kleine Schwester zu haben. Nur hatte er diese verloren und kannte den Schmerz des Verlustes. Hatte ihn offenbar niemals überwunden. Er litt also noch immer… So sah er wieder rüber und raus zu dem Braunhaarigen. Nier sah ihn traurig an. Er…war doch nicht so kalt und skrupellos wie er sich gab. Und endlich erklärte es auch warum er meist so nett zu Yonah gewesen war. Ihr immer wieder Medizin gab, obwohl er sie angeblich ja als Geisel hatte. Weil er ebenfalls mal ein großer Bruder gewesen ist. Und dieser Mensch steckte noch in ihm. Er würde kein kleines Mädchen einfach sterben lassen. Nicht so. Oder war das nur Wunschdenken? Inuart sah auch zu Caim und sprach: „Er trägt unglaublich viel Trauer in sich. Er hat mehr durchgemacht als du es dir vielleicht vorstellen kannst. Ich meine…Was für ein Mann wird man, wenn man alles verloren hat was einem wichtig war? Ich denke DAS wird aus einem.“ Er zeigte dann noch zusätzlich auf Caim. „Man wird ein Schatten seiner selbst und vergisst wer man eigentlich ist. Und man sucht sich einen neuen Lebenszweck. Aber Caim hat den nie gefunden. Und wenn, dann hoffe ich weiterhin dass es nicht Gewalt und Tod ist.“ Denn das tat er leider sehr gerne. Töten und gewalttätig sein. Und Nier verstand ihn nun besser…und war froh darüber. Endlich konnte er mal leicht hinter die Kulisse sehen und wissen was ungefähr los war. Er konnte ihn besser einschätzen Und er war froh zu wissen: das er sich nicht geirrt hatte. Da war noch etwas Güte in ihm. Es war ein Hauch und brach kaum durch, aber es war da. Er hatte es selber gesehen. Gefühlt, als Caim ihm die Haare geflochten hatte und ihm damit half. Doch was sollte er daraus mitnehmen? Warum sollte ihm das wichtig sein? Sicher verstand er ihn nun besser, aber was brachte ihm das? Es war nicht seine Aufgabe ihn zu retten… „Hast du nie versucht ihm das zu sagen?“ Fragte Nier dann und Inuart schüttelte beschämt den Kopf. „Ich habe es oft versucht. Aber irgendwann gibt man einfach auf, verstehst du? Er hat sich so in seinem Zorn verloren, dass ich mich auch nicht mehr getraut habe. Ich schäme mich dafür. Ehrlich. Aber ich denke nur Caim kann das selber beenden. Nur wenn er will. Ich kann ihm nicht helfen und das musste ich akzeptieren. Ich versuche es immer mal wieder leicht. Keine Ahnung ob es wirkt. Wohl eher nicht.“ Er war also genauso müde wie Caim selbst. Keiner hatte mehr Lust zu kämpfen. Zumindest nicht auf dem Terrain was das Thema zu Furiae anging. So sah er wieder auf den Tresen vor sich. „Danke Inuart. Ich werde nichts sagen.“ Sprach er dann an ihn gewandt und nickte dankend dabei. Und dann sah er wieder zu Caim. Er war…also ein Bruder. Was für eine Art Bruder er wohl gewesen ist? Sicher könnte er das von Inuart auch erfahren, aber er wollte nicht noch aufdringlicher und neugieriger sein als er es schon war. Er machte sich da selber ein Bild von. Und wenn er an vorhin zurück dachte…dann könnte er ein sehr fürsorglicher und lehrender Bruder gewesen sein. Ein Beschützer sogar. Das würde passen. Einer der für seine kleine Schwester gegen die stärksten Dämonen kämpfte. Er musste darauf plötzlich kurz lächeln. Über die Erkenntnis. Heh…so wie er. Yonah hatte recht. Sie waren sich doch etwas ähnlich. Inuart sah Nier wieder an. Das war vielleicht auch endlich sein Moment um selber mal Antworten zu bekommen. Also fragte er: „Sag mal…was ist da oben passiert?“ Aber da musste Nier nicht lange drüber nachdenken. „Er hat mir geholfen. Er hat mich vor dem Arschloch gerettet das mich hoch zerrte. Mehr nicht.“ Und mehr wollte er auch nicht erzählen. Er behielt lieber die Dinge für sich. Man musste nicht alles erzählen und es war auch nicht so wichtig das zu erzählen. Das war etwas zwischen ihm und Caim. Inuart sah ihn an. Dann vielleicht eine andere Frage, die auch sehr interessant war: „…Warum hast du dich nicht verwandelt?“ Nier sah ihn wieder an. Etwas leicht erschrocken. „Ich meine du hättest sie doch in Stücke reißen können, wenn es drauf an kommt. Warum hast du es nicht getan? Kannst du es wirklich nicht kontrollieren? Deine Sicherheit hing doch davon ab. Ich denke da hätte es funktionieren können, oder?“ Aber Nier wusste es selber nicht. Wenn er sich verwandelt wollte, dann brannte dieses Gefühl in seiner Brust. Es war wie Feuer und wurde stärker. Aber er hatte das nicht gehabt. Und er wusste auch nicht was es auslöste. Es kam von selbst. So schüttelte er nur Stumm den Kopf und sprach: „Ich weis es nicht….Keine Ahnung…“ Und so langsam mussten sie auch weiter. Denn je länger sie warteten, umso schneller wurde es Abend. Und zum Abend wollten sie wieder bei Yonah sein. Caim war sehr erleichtert darüber gewesen das sie um die Okubo Station herum weg waren. Besonders das es alles ohne große Probleme ablief. Als sie über den Spalt liefen machte er sich schon Sorgen das die nächsten Arschlöcher, von der Station in der Nähe, aus ihren Löchern gekrochen kamen und sie in dem Viertel dahinter ebenfalls attackieren würden. Wenn war das nämlich ihr Revier. Doch das blieb ihnen erspart. Es war allgemein von da an ein sehr ruhiger Ablauf gewesen. Nicht mal Legion trafen sie auf dem Weg. Was aber die Situation nicht besser machte. Sie waren da draußen. Keine Frage. Nur wusste man nicht wo. Sie konnten in jedem Gebäude lauern. Und er hoffte dass es im Krankenhaus nicht der Fall sein würde. Noch nie hatte er so sehr gehofft sich zu irren. Und es würde sich bald zeigen ob er recht hatte oder nicht…denn sie waren da. Bereits vor dem Krankenhaus konnten sie eine gewaltige Absperrung sehen. Es war ein Checkpoint vom Militär, was wohl daran lag dass man es mit einer gefährlichen Krankheit zu tun hatte. Keiner kam aus dem Gebäude raus oder rein ohne gefilzt zu sein. Die Quarantäne ging schon los, bevor man die Station im Krankenhaus überhaupt erreicht hatte. Und so kam es schließlich das vor ihnen, die Straße rechts und links hinauf, viele Militärautos standen und Straßensperren errichtet wurden. Natürlich waren fast keine Leichen mehr zu sehen. Wenn sie mal Skelette von Soldaten sahen, dann waren das Opfer von anderen Menschen gewesen und nicht von Legion. Da es ja bekannt war das Legion Asche verpufften nach ihrem Tod. Und als sie auf den Checkpoint zuliefen, der eigentlich nicht mehr als eine Absperrung mit einem Zelt war, da sah Nier rechts von dem Zelt etwas an der Mauer, die das Krankenhaus umgab, niedergeschrieben. Es wurde dort mit einer Sprühdose angemalt. Er lief davor und legte dann den Kopf schief. Interessant. Er konnte es zwar nicht lesen, aber es sah nicht freundlich aus und war auch sicherlich keine Kunst. Als er den Jungen weglaufen sah kam Inuart dann rechts neben ihn und las laut vor was an der Wand stand: „Gebt uns unsere Rationen. Helft uns. Wo ist unser Heilmittel?“ Caim dagegen wand sich von ihnen ab und lief schon mal in das Zelt rein, was sie vom Hof vor dem Krankenhaus trennte. Ihn interessierte das nicht. Nier allerdings schon. Da er sich an nichts erinnern konnte wollte er wissen was damit genau gemeint war. „Warum hat man diesen Menschen nicht ihr essen geben? Also denen die das geschrieben haben?“ Inuart sah ihn an. Er schien traurig über die Tatsache, sie war simpel und genauso grausam und dann schnaufte er kurz und erklärte wie er das sah: „Weil es irgendwann nicht mehr genug gab. Und das war ein Fakt. Und viele darauf auch nicht in der Lage waren sich selber welches zu besorgen. Weist du Nier…aus solchen Dingen entstehen Aufstände. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Den Menschen wird etwas versprochen und dann wird es nicht gehalten. Oder man erfindet wieder eine neue Lüge um die alte Lüge aufrecht zu erhalten. Man hält die Menschen hin. Aber das ist ein Selbstzerstörer. Denn je länger man Menschen hinhält und ihnen das verweigert was sie wollen, umso schneller werden sie aufmüpfig. Und am Ende wehren sie sich und nehmen alles selbst in die Hand. Nehmen sich einfach das von dem sie denken es würde ihnen zustehen. Der Premierminister unseres Landes und das Militär konnten sich nicht um die Legion UND die Aufständischen gleichzeitig kümmern.“ Nier sah zu ihm. „Also überließ man die Menschen einfach sich selbst?“ „Nein das würde ich nicht sagen Nier. Man hat versucht den Menschen zu helfen. Immerhin ging es ja um die Rettung der Menschheit vor einer Seuche. Aber so wie es nun mal ist…naja…es bleiben immer welche auf der Strecke. Du opferst einige um die Mehrheit zu retten. Das war schon immer so. Und die die geopfert werden sollten fanden das natürlich nicht so geil. Und wenn sich keiner mehr um sie kümmert und sie sich verlassen fühlen, dann nehmen sie ihr Leben selbst in die Hand. Egal was man tut es führt zu Konflikten. Es gibt niemals den EINEN richtigen Weg denke ich. Wichtiger ist es mit seinen Entscheidungen leben zu können.“ Nier sah wieder vor sich auf die Schrift. Und dann fragte er: „Denkst du die Regierung hat die richtige Entscheidung gefällt? Mit dem was sie taten?“ Wenn man sich so umsah konnte Nier das nämlich persönlich nicht glauben. Die Menschen waren verkommen und sich selbst überlassen. Die Welt zerstört von dem was er hörte. Es konnte nicht die richtige Entscheidung gewesen sein. Oder? Inuart sah auch wieder vor und schnaufte erneut. Lächelte aber dann auch kurz. Er würde sich gleich anhören wie ein alter Opa: „Das weis ich nicht…Aber ein weiser Mann sagte einst mal zu mir: Gut und Böse lässt sich schwer definieren. Denn auch ein guter Mensch kann böse Dinge tun. Er muss nur fest davon überzeugt sein dass das was er tut das Richtige ist. Und schon ist es für ihn persönlich das Gute…Weist du…ich lebe und meine Freunde leben. DAS ist für mich der richtige Weg. Ich mache alles dafür dass es so bleibt. Auch wenn ich dafür böses tun muss. Zumindest würden es andere als böse sehen. Doch für mich ist es das Gute. Wie siehst du das?“ Der Junge neben ihm nickte nur langsam. Wusste erst nicht was er antworten sollte. Da war etwas Wahres dran. Für ihn waren diese Fremden vorhin böse gewesen. Das was sie taten war für ihn böse. Aber für sie war es vielleicht das Richtige. Sie fühlten so. Wer hatte also am Ende recht? Es kam zu einem interessanten Punkt…und der nannte sich: Ansichtssache. Aber in einer Welt voller Regeln und Gesetzte war Ansichtssache etwas was kein Mensch wollte. Kein Mensch der was zu sagen hatte wollte das natürlich. Regierungschefs oder Könige. Man sollte gleich denken und handeln. So wie der es wollte der oben saß. Denn wenn ein Volk gleich dachte, so dachte wie man selbst wollte, dann war es kontrollierbarer. Und was da auch gut funktionierte war die Angst. Wenn man Menschen in Angst und Schrecken versetzte, dann griffen sie nach jedem Notseil das man ihnen zuwarf. Besonders wenn sie keine Ahnung hatten und vertrauten das man ihnen damit helfen würde. Doch sollte man dann seinen Teil nicht erfüllen…dann kam der Zorn. Und nach einer Weile wandelt sich dieser in Ungehorsam. Und dann sah jeder nur noch seine Wahrheit und handelte auch nach dieser. Wenn du keinem mehr vertraust, dann vertraust du dir nur noch selbst. Und das konnte schlimme Folgen haben. Nier schüttelte den Gedanken ab. Aber es war egal geworden. Es gab keine Regierung und keinen mehr der was zu sagen hatte. Zum ersten Mal waren die Menschen frei und frei zu tun was sie wollten. Zumindest hatte er das Gefühl. Ein Gefühl von dem er sich fragte woher er es kannte. Immerhin konnte er sich an nichts dergleichen erinnern. Nicht an die Welt die vor Zwei Jahren gewesen war… „Die Welt ist ziemlich kaputt denke ich.“ Antwortete er schließlich ehrlich auf Inuart und der sah wieder zu ihm runter. Das war wohl war. Und dennoch: „Die Welt war früher schon kaputt gewesen. Nur war es nicht so leicht zu erkennen. Meist braucht es ein Ereignis. In unserem Fall die Legion, damit die Menschen die Fehler und Macken im System erkennen. Aber meist ist es dann auch schon zu spät…Der Mensch hat leider die Angewohnheit den Abgrund erst zu sehen wenn er kurz davor ist reinzufallen.“ Und während sie sich abwanden und Caim folgten, durch das Zelt liefen und raus auf den Vorhof dahinter kamen…da dachte Nier weiter nach. Über das was Inuart gesagt hatte. Wenn er so hörte wie die Menschen vor dem Ausbruch der Seuche waren, dann fragte er sich ob es nicht vielleicht etwas Gutes an der Sache mit den Legion gab. Nicht falsch verstehen! Er hasste Legion! Aber die Tatsache dass die Menschen so korrupt waren und es noch immer sind, machte ihm Bauchschmerzen. Also es war ja nicht NICHTS passiert. Der Untergang der Welt kam in Form der Legion angekrochen und die Menschen hatten offenbar nichts Besseres zu tun als sich nebenbei noch selbst das Leben schwer zu machen. Sich selbst noch zu bekriegen dabei. Warum machte man sowas? Sollte man nicht eigentlich zusammenhalten? Konnte man nicht nur gemeinsam das Problem lösen? Aber auch das spielte keine Rolle mehr. Die Menschen hatten sich für einen Weg entschieden und das was sie um sich sahen war das Ergebnis davon. Zerstörung, Einsamkeit und Misstrauen. Nicht die Hölle auf Erden. Aber auch kein sehr angenehmer Ort mehr. Und je näher sie dem Eingang kamen umso vorsichtiger und gebückter liefen sie. Caim war schon weiter vorne und auf Grund dessen auch der Erste der an der großen Doppelglastür an kam und vorsichtig in die Eingangshalle dahinter spähte. Aber er sah sich nicht nur um, er lauschte auch noch. Und vorerst konnte er nichts hören. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass er dennoch vorsichtig in die Halle schlich und sich aufmerksam umsah. Er erkannte so viele Dinge, die definitiv zeigten was an diesem Ort für ein Kampf gewesen ist. Er sah leere, fahrbare Liegen mit Schnallen zum befestigen der Patienten. Dann Unmengen von zerstreuten Dokumenten am Boden, Schusslöcher in den Wänden, was auf ein Gefecht deutete und vereinzelt mal ein Skelett eines Menschen aus dem Militär. Arme Seelen die sich auch weiterhin noch fest an ihre Waffe klammerten, als müssten sie weiter kämpfen und dürften keine Ruhe haben. Als Inuart und Nier ihm leise folgten und das ebenfalls sahen, wurde dem Weißhaarigen ganz anders zu Mute. Es tat ihm leid diese Menschen so zu sehen. Diese armen Kerle die ihr Leben verloren hatten. Etwas was völlig unnötig gewesen wäre. Er verzog das Gesicht traurig. Und wenn er das alles sah…wünschte er sich was ändern zu können. Aber er war nur ein Junge. Was konnte er schon tun, wenn es nicht mal die ganze Menschheit geschafft hatte? Das war dann doch reines Wunschdenken. Caim ließ das dagegen alles kalt. Er kam an dem großen Anmeldetresen an und sah sich um. Sicher war nichts zu sehen und zu hören. Sollte eigentlich auf Nummer Sicher gehen. Tat das aber nicht. Stattdessen hatte er eine Idee. Er wollte was testen. Also sah er vor sich und hob ein altes und totes Telefon aus der Ladestation. Warf dann einen Blick zu Inuart rüber, wirkte schon etwas fies dabei, der auch sofort wusste was der Kerl mit dem Telefon in der Hand vor hatte. Er blieb stehen und schüttelte energisch den Kopf. Sprach dann auch etwas gedämpft: „Nicht! Lass den Blödsinn!“ Aber Caim zuckte nur mit den Schultern lässig nach oben und sprach dann gemein: „Hey dann könnten wir sicher sein.“ Was aber keiner wusste war: das Caim nur bluffte. Er verarschte Inuart und wollte die Reaktion von ihm sehen. Also deutete er an das Telefon zu werfen und hob den Arm in der er es hielt. Schon kam der Orangehaarige angerannt und nahm es ihm schnell ab. Legte es wieder auf den Tresen und sprach wütend, aber gedämpft: „Bist du bekloppt?! Was soll das?! Wills du alle auf uns aufmerksam machen?!“ Also doch. Er bekam ein schmutziges Lächeln von seinem besten Freund und der sprach dann auch genauso fies: „Ach? Ich dachte es sollen hier angeblich keine Horden von Legion auf uns lauern? Warum also die Angst? Doch nicht mehr so sicher Klugscheißer?“ Nier sah abwechselnd zu den Beiden und stand weiter vor ihnen in der Mitte der Eingangshalle. Caim wollte damit offenbar testen ob Inuart sich seiner Sache sicher war und offenbar war er dies nicht, sonst hätte er ihn nicht davon abgehalten. Oder er war einfach vorsichtig, was an sich ja nichts falsches war. Er verstand das. Aber er fand dennoch dass es ein ziemlich beschissenes Verhalten von Caim gewesen war. Aber war das so überraschend? Es war immerhin Caim. Wenn Nier eines wusste, dann das er mehr gemein als nett war. Also überraschte ihn das nicht wirklich. Dennoch war das unnötig gewesen. Das war wieder ein perfektes Beispiel für den Mensch. Anstatt sich zu helfen und zusammen zu halten, fuchsten sie sich gegenseitig. So schüttelte er den Kopf und kam näher, als Inuart verteidigend zu Caim sprach: „Was ist falsch daran kein Risiko einzugehen?!“ „Ach ja? Kein Risiko eingehen?! Interessant das du dass jetzt sagst wo wir schon längst einem Risiko ausgesetzt wurden!“ „Warum fängst du JETZT damit an Caim?!“ Das war eine berechtigte Frage und auf die schien der Braunhaarige auch nicht antworten zu wollen. Er wand sich nur sauer ab und lief nach links, neben dem Tresen, einen Gang hinab. Nier und Inuart sahen ihm nur nach. Er verhielt sich wieder sehr aggressiv seit diesem Vorfall vorhin. „Was ist sein Problem?“ Fragte Nier, aber das konnte sich Inuart auch nicht erklären. Es waren Dinge passiert die ihn eigentlich nie so angreifen würden. Und dennoch verhielt sich Caim als wäre vorhin etwas Schreckliches passiert und als habe er gelitten. Was so überhaupt nicht für ihn sprach. Und keiner wusste wegen was es auch so gewesen sein sollte. Immerhin konnte ihm keiner in den Schädel sehen. Er schnaufte genervt und lief dann los. Lief an dem Weißhaarigen vorbei und sagte dabei: „Ich denke er regt sich jetzt künstlich über alles auf. Und das nur weil er noch immer sauer ist.“ Ja aber worüber genau war er denn sauer? Das war auch etwas was sich Nier fragte. Caim ließ sich nicht wirklich in die Karten sehen, also wusste auch keiner was so wirklich in seinem Kopf abging. Wie sollte man da das richtige tun um ihn nicht zu ärgern? Und dann folgte Inuart seinem Kumpel den Gang hinab. Nier stand noch kurz etwas da. Also hierß das: er suchte momentan bewusst Streit? Wie bescheuert war das denn? Offenbar war das sein Ventil um Dampf abzulassen, wenn auch ein bescheuertes. Aber immerhin etwas. Das war gut zu wissen, denn dass würde bedeuten er hält lieber etwas mehr Abstand zu ihm. Und dann lief er auch los und folgte in den Gang. Das Krankenhaus war allgemein in einem üblen Zustand, keine Frage. Nicht nur das es durch die Jahre sichtlich alt und staubig geworden war, es war auch noch schrecklich zerstört und verwüstet worden. Keines der Patientenzimmer sah mehr so aus als könnte man es jemals wieder brauchen und benutzen. Betten waren umgeworfen, Papier überall auf dem Boden verstreut und Gläser mit Medikamenten lagen zerstört herum. Noch dazu fing die Vegetation an sich langsam alles zurück zu holen was die Menschen eingenommen hatten. DAs war nicht nur im Krankenhaus so, sondern allgemein auf den Straßen. In dem einem Zimmer war sogar ein Baum, neben dem Haus rechts, in ein Zimmer gewachsen, indem er seinen Ast durch das Fenster geschlagen hatte. Auch Moos fing dort am Boden an zu wuchern. Die Natur holte sich alles zurück und es zeigte erneut dass sie den Menschen nicht brauchte. Und das war auch etwas dessen Caim sich immer mehr bewusst wurde. Er war selber ein Mensch aber er hasste ja bekanntlich Menschen. Also war es nicht wunderlich dass ihm solche Gedanken von Zeit zu Zeit durch den Kopf jagten. Und auch war er kein Heiliger. Noch weniger glaubte er an Gott. Aber wenn er sich richtig erinnerte, dann hatte doch angeblich Gott alles geschaffen oder? Zumindest hatte er das mal gehört. Er wusste nur nicht mehr woher. Gott erschuf alles und befand es als gut…nur den Menschen nicht. Warum den Menschen nicht? Er wusste es: Weil Menschen Abschaum waren. Und so unfertig wie sie angeblich waren, so verhielten sie sich auch. Der Mensch hatte den Drang zum Zerstören und Verseuchen. Und Caim war der festen Überzeugung dass der Mensch an allem Schuld war was auf der Erde schief lief. Er schämte sich manchmal dafür einer zu sein. Aber was sollte er da schon gegen machen? Er spielte die Rolle die er zu spielen hatte. Und das war: ein Mensch sein und mit seiner Existenz schaden. So war es ja bestimmt, oder? Also warum davon abweichen? Er kam am Ende des Gangs wieder als erster in einem großen Wartebereich an und sah sich um. Es war erneut nichts zu hören und zu sehen. Der große Raum war so leer wie alles andere in dem Krankenhaus. Zumindest was Leben anging. Müll lag genug herum und auch andere zerstörte Gegenstände. Und als Inuart ihn aufgeholte hatte, rechts neben ihm ankam und sich ebenfalls umsah, da wusste er bereits was zu tun war. Er lief weiter und links zu einem weiteren Anmeldetresen den er erspäht hatte. Das war der Anmeldebereich für die Stationen. Also um zu erfahren wohin man verlegt werden sollte. Er lief dort herum und fing dahinter an nach etwas zu suchen. Riss Schubladen und Schränke dabei auf. Caim wusste nicht was das sollte, aber es juckte ihn auch nicht, also blieb er einfach stehen, verschränkte die Arme und sah auf den Boden. Lauschte in die Ferne und der Stille. War erneut wachsam. Nier kam derweil links von ihm an und sah sich auch um. Sah was vor ihm in dem großen Wartebereich zu erblicken war. Und es gefiel ihm wieder nicht. Er sah kurz erschrocken drein, denn neben den umgeworfenen Möbeln wie einer Couch, Tischen und Mülleimern, sah er noch anderes auf dem Boden liegen…es waren Skelette. Verstorbene Menschen und zu seinem Schrecken…nicht irgendwelche. Caim sah links zu ihm runter und beobachtete ihn auch weiter still, als der Weißhaarige plötzlich in den Raum lief und zu einem verstorbenen Pärchen, dass neben der umgefallenen Couch saß. Sie lagen angelehnt an diese und das eine Skelett hatte das Andere in den Armen…das eindeutig kleiner gewesen war. Traurig kam er davor auf die Knie und sah sie an. Sie trugen keine Kleidung von Soldaten sondern weiße Kleidung die sich ähnlich sah. Mutter und Kind? „Das waren keine Soldaten. Es waren normale Bürger.“ Sprach er zu ihnen und sah sie weiter traurig an. Und während er das tat, fing doch tatsächlich der Braunhaarige an sich zu bewegen und kam langsam rechts neben ihn. Er sah ebenfalls auf die Verstorbenen, aber sagte nichts dazu. Er stand einfach nur da. Und Nier sah dann zu ihm hoch. Sprach: „Sie waren nicht infiziert…Warum tut man sowas?“ Klar denn sonst wären die Leichen nicht hier. Caim sah zu ihm. „Das ist der Mensch.“ Kam es plump. Nier war erschrocken über diese Aussage, denn sie kam sehr kalt und gleichgültig aus seinem Gegenüber. Als wäre es nichts. Als wäre es normal. Und genau das war es ja auch für den Älteren. Er hatte sich daran gewöhnt und auch nichts mehr dagegen. Die Zeiten dass er den Menschen nachweinte waren vorbei. Schon lange. Er sprach weiter: „Ich muss dir ja wohl nicht erklären wie der Mensch funktioniert, oder? Er hat vor etwas Angst, also tötet er es bevor es ihn töten kann. Meist ohne es vorher verstehen zu wollen. Erst schießen und dann fragen.“ Nier war schockiert deswegen. „Aber das waren andere Menschen gewesen!“ „Ja und? Wo ist da der Unterschied? Soldaten kamen hier rein, sahen einen Haufen Legion der über Menschen herfiel und es wurde einfach geschossen. Du kannst in der Situation nicht unterscheiden wer infiziert war oder nicht, dafür war einfach keine Zeit. Und dann mäht man halt einfach alles nieder was vor einem steht.“ „Das ist aber nicht richtig!“ Caim sah zu ihm. „Doch war es. Hätte der Schütze gezögert wäre er vielleicht gestorben. Also hat er das Richtige getan um am Leben zu bleiben: Er hat geschossen. Manchmal ist es halt einfach so simpel. Es heißt: Töten oder getötet werden. Du hast es doch selber vorhin gemerkt. Hast es gespürt, oder? Aufgeben oder wehren. Und du hast dich gewehrt. Es gibt nur Schwarz oder Weiß in allen Situationen des Lebens. Je früher du das akzeptierst umso besser.“ Nier sah ihn einfach nur still an. Er meinte die Situation wegen der Vergewaltigung...Aber dann schüttelte er den Kopf und kam wieder hoch. Sah auf den Boden vor sich. Er konnte nicht glauben dass es so einfach war. „Es gibt auch etwas dazwischen. Ich bin zum Beispiel so.“ Er meinte damit definitiv seine Art. Er war ein Hybrid. Also etwas zwischen Mensch und Drache. Aber Caim sah das nicht so einfach. Das war für ihn dann doch nicht so simpel. Also wand er sich von dem Kleinen ab und sprach noch dabei leise zu ihm: „Und genau deswegen bist DU nicht normal…“ Und Nier wusste nicht wieso, aber als er das sagte war es als würde man ihm einen Dolch in das Herz schlagen. Es tat weh. Es tat weh zu hören dass man nicht als „normal“ angesehen wurde. Gesagt zu bekommen das man anders war. Falsch war und nicht gewollt. Als ob er sich das ausgesucht hätte so zu sein! Als hätte er eine Wahl gehabt!...Hatte er die? Er war in der Sekunde so verwirrt über sich selbst. Warum machte ihn der Gedanke so sauer? Warum sprach er als hätte er keine Wahl gehabt? Er konnte sich doch an nichts erinnern, also woher kam diese Wut und Wortwahl? Doch er holte sich schnell wieder aus diesen Gedanken heraus und faltete die Hände vor seinem Gesicht, schloss die Augen und stand still. Er zollte Respekt. Er betete für sie. Das sie an einem besseren Ort waren. Caim sah noch mal rechts zu ihm hinter und sah das. Sah wie der Junge offenbar für die Toten betete. Er schnaufte leicht verachtend. Und er konnte es sich einfach nicht verkneifen und sprach: „Zu wem du auch immer versuchst zu beten…lass es einfach. Er wird dich eh nicht hören und erst recht nicht helfen, weil er nämlich nicht existiert. Sowas wie Gott gibt es nicht. Das ist nur eine Entschuldigung um sich an Hoffnung zu klammern, dass einer dir helfen wird, wenn du es selber nicht schaffst.“ Nier hörte schlagartig auf und sah links zu ihm hinter. „Woher willst du das denn wissen?“ Sprach er schon fast etwas sauer und ungläubig. Aber Caim blieb erstaunlicherweise ruhig und sprach dann abgewandt: „…Weil er mir nie zur Hilfe kam. Egal wie oft ich darum gefleht und gebettelt habe.“ Und damit war für ihn auch das Thema beendet. Aber für Nier nicht, der sich zu ihm umdrehte und ihm traurig nachsah. Er hörte Wut und Trauer in der Stimme des Älteren. Offenbar hatte er die Hoffnung verloren dass er Hilfe bekommen würde. Egal wer es auch sein würde. Ob Gott oder nicht. Und Nier konnte sich schon denken warum er so war. Nein…Er wusste es genau… Caim kam wieder zu Inuart an den Tresen, der sich auch erhoben hatte und alte Akten durchforstete. Und er hatte sogar etwas Glück dabei gehabt. So legte er einen großen Ordner auf den alten und staubigen Tresen vor sich und schlug weiter darin rum. Sein bester Kumpel sah ihm dabei zu und sprach dann in seiner typischen abwehrenden Tonart: „Sag nicht: dass wir umsonst hier sind." Inuart schüttelte den Kopf und zeigte mit der rechten Hand auf eine Seite vor sich. „Nein zum Glück nicht. Schau mal hier: Ich habe das Lagerverzeichnis gefunden. Hab mal gehört dass es mehrere im Krankenhaus geben sollte, damit man immer den Überblick über die Medikamente hat. Hier steht: das Lager B genau das hat was wir brauchen. Das wäre also da vor rechts um die Ecke und gleich die erste Tür rechts. Sollte nicht verschlossen sein.“ Na das hoffte er doch. Er zeigte Caim wo lang und dieser folgte der Wegbeschreibung. Ohne lange darüber nachzudenken sprach dieser: „Dann warte du mit dem Knirps hier. Ich bin gleich wieder da.“ Und so machte er sich auch schon los und Inuart sah ihm verwundert nach. So hilfsbereit? Naja wohl eher weil er schnell wieder raus wollte. Caim war ja von Anfang an dagegen gewesen herzukommen, dass er das also jetzt machte war nicht unbegründet. Und während er das tat konnte Inuart weiter blättern ob er noch weitere interessante Sachen finden konnte. Caim war stark genug um auf sich selbst zu achten. Doch Nier sah das wohl nicht so. Er sah wie Caim an ihm einfach vorbei lief und sprach dann: „Ich komme mit dir.“ Er hatte auch gehört was die Zwei besprochen hatten und wollte helfen. Und er wollte ebenso so schnell wie möglich wieder zu Yonah zurück, also war das die bessere Entscheidung. Aber Caim schien nicht davon geistert zu sein. Er schüttelte den Kopf, lief weiter und sprach dabei: „Du bleibst hier. Ich kann nicht auch noch auf dich aufpassen.“ Bitte was?! Der Junge dachte sich verhört zu haben, aber leider war das nicht der Fall. Er sah muffig zu ihm und schnauzte: „Es geht schneller wenn ich helfe! Und ich kann gut auf mich selber aufpassen! “ „Hab ich vorhin gesehen.“ Kam es kühl zurück. Bewusst, da er wusste dass er damit einen Nerv treffen würde. Und das tat er auch. Nier wusste was er damit gemeint hatte und erstarrte kurz. Dafür…konnte er nichts. Er wusste selber nicht was los gewesen war. Er hätte den Vergewaltiger vorhin locker zerlegen können. Aber etwas Unbekanntes zerrte an ihm. Es kam tief aus seinem Innern. Es lähmte ihn und er wurde in dem Moment zu einem kleinen, unbeholfenen Mädchen. Es war schlimm genug und das Caim noch extra darin rumstocherte machte es nicht besser. Es tat echt weh. Und so stand er einfach da und sah ihm nach. Sah wie er rechts um die Ecke verschwand. Er war unglaublich. Unglaublich abweisend und kalt. Inuart hatte das gehört, nur gehört weil er ja noch auf die Unterlagen vor sich sah. Er sprach: „Wenn du magst kannst du mir helfen Nier.“ Und so kam es das er wieder aufsah und...allein war. Verwirrt sah er sich um. Der Junge war verschwunden. Und eigentlich hätte er sofort das Verzeichnis zuschlagen müssen und nach ihm suchen. Doch er tat das nicht, denn er konnte sich vorstellen was los war und wohin Nier verschwand. Also schnaufte er leicht und suchte wieder unter sich weiter durch die Liste der Medikamente. Nier und Caim hatten was zu besprechen. Vielleicht war es gut sie mal allein zu lassen. Auch wenn ihm tief im Innern sein Bauchgefühl was anderes sagte. Caim öffnete die Tür rechts von sich langsam und lauschte hinein. Nichts zu hören. Bisher war er sehr froh über die Tatsache dass der Ansturm an Legion ausgeblieben war und keine Horde sie überfiel während sie nach Medikamenten suchten. Dennoch wurde er nicht schlampig und ging strikt nach Plan A vor. Plan A war: Reingehen und aufmerksam und wachsam nach dem suchen was man brauchte. Plan B kam danach und sagte: das man weiter machte und sich wehren würde wenn Gefahr drohte, sofern man nicht von zu vielen umzingelt war. Plan C sorgte dafür dass man die Beine in die Hand nahm und rannte wenn es aussichtslos war. Und Plan D…darüber wollte er nicht mal nachdenken. Das kam nur im Fall eines Bisses vor… So machte er die Tür auf und lief langsam in den Raum. Nichts zu sehen. Es war ein Lagerraum und er schloss die Tür dabei leise hinter sich. Kalt und einsam. Doch was er sah gefiel ihm erst überhaupt nicht und wahrscheinlich auch dann noch immer nicht wenn er anfing zu suchen. Er sah leere Regale. Das war ein Lager für Medikamente und allem was ähnlich war. Links und rechts standen, an den Wänden entlang, Regale die so breit waren wie die Wände und darin wurde alles gelagert. Doch er sah bereits das vieles fehlte und lief auf das vor sich links zu. Sah sich um und wühlte. Nichts. Nichts was er zumindest gebrauchen konnte. Jemand hatte schon ordentlich zugeschlagen. Das roch nach ner Pleite und gefiel ihm überhaupt nicht. Ihm war nicht wohl dabei zu wissen dass er als Mensch so sehr auf Medikamente angewiesen war. In all den Jahrhunderten hatten die Menschen verlernt zu überleben. Man musste nur in einem Wald nicht achtsam sein und an einem Baum rütteln, es fällt dir ein Ast auf den Kopf und verursacht ne Platzwunde und schon ging das Theater los. Keiner wusste mehr was er ohne Medikamente tun sollte. Und seit Jahren plünderten sie auch hauptsächlich Fertigfutter. Was passierte wenn alles zu Neige ging? Was irgendwann passieren würde. Sicher konnten sie Angeln, aber an Essen zu kommen war in der Regel nicht einfach. Jagen war nicht einfach und mit Beeren oder Pilzen kannte er sich nicht aus. Der Mensch…war weich geworden. Hilflos wie ein Kind und das hatte er absichtlich so anerzogen bekommen. Von der Wirtschaft erzogen bekommen. Es war erschreckend. So zog er wieder eine leere Schachtel hervor und warf sich hinter sich weg. Es nervte ihn nur noch. Das alles war reine Zeitverschwendung. Er schrak auf als er links von sich die Tür öffnen hörte und sprang gleich ein Stück davon weg. Schnappte sich seine Stange und sah bereit zu der Tür. Doch es war nur Nier der herein kam und ihn kurz etwas verwirrt ansah. Zu der gezückten Waffe sah und dann wieder hoch in Caim sein Gesicht. Schnell verstand. Dann sprach er etwas genervt: „Droh mir nicht mit diesem Ding.“ Und er kam rein und schloss die Tür leise hinter sich. Caim steckte die Waffe wieder weg und schnaufte super genervt. Dieser sture Esel. Er hatte ihm doch gesagt dass er wegbleiben soll. Dann stellte er sich wieder lockerer hin und sprach rüber: „Naja ich war bereit zu töten was durch diese Tür kommt. Sei froh das ich es nicht versucht habe.“ Nier sah ihn nur unbeeindruckt an und machte sich dann rechts zu dem Regal neben sich. Sah dabei noch zu Caim und sprach: „Hättest du es versucht hätte ich mich gewehrt. Und ich hätte es dir nicht einfach gemacht.“ Und dann fing er an auf seiner Seite nach etwas zu suchen was für ihn wichtig aussah. Caim sah ihm dabei zu und verschränkte die Arme. Mal abgesehen davon dass er die Worte des Älteren ignoriert hatte, was versuchte er da? Er wusste doch eh nicht wonach er suchen sollte. Aber den Teil dass er es ihm nicht leicht gemacht hätte den kaufte er ihm doch etwas ab. Es stand außer Frage dass der Kleine kämpfen konnte. Er hatte es selber gesehen. Sicher würde auch er etwas brauchen um ihn in die Knie zu zwingen. Aber schaffen würde er es sicher. Es war nur eine Frage der Zeit. Nier war vielleicht flink und schnell, aber sicherlich nicht so ausdauernd wie Caim und robust noch dazu. Und bei einem Ausdauerkampf würde er ihn locker besiegen. Wenn der Kleine sich allerdings verwandelte, dann sähe das alles anders aus. Und Caim hatte sich das schon mal gefragt: Könnte er einen Drachen erlegen? So wie die Drachentöter aus Inuart seinen Geschichten? Er wusste dass seine einzige Chance Nier zu töten darin bestand, wenn er ihn erwischen würde bevor er sich verwandelt. Er musste diesen Plan im Hinterkopf haben, falls der Knirps was versuchen würde. Er würde ihn töten bevor er auch nur auf die Idee kam sich zu verändern. Und auch die Verwandlung sah lange und schmerzhaft aus, das war also auch ein gutes Fenster um zuzuschlagen. Er hatte das alles für den Notfall bedacht. Aber dennoch hätte er ihn lieber an der Leine. Und während er daran dachte…fiel ihm etwas ein. Nier sah sich eine Packung verwirrt an und hörte dann wie Caim hinter ihm fragte: „Warum hast du dich vorhin nicht verwandelt?“ Und bei der Frage erstarrte der Kleine in seiner Position. Schon wieder. Da war diese Frage schon wieder. Inuart hatte sie ihm auch gestellt. Und auch hier wusste er nicht wie er antworten sollte. WAS er antworten sollte. Denn er wusste es nicht. Caim machte einen Schritt näher. „Also ich hätte mich ja verwandelt und sie zu Asche verbrannt, wäre ich DU gewesen. Aber dir schien wohl nicht danach zu sein. Das war ganz schön bescheuert von dir und ich würde gerne wissen warum.“ Das wusste er selber. Aber was sollte er tun? Er wusste ja nicht wie er sich verwandelt sollte. Und so stand er einfach weiter da und sah in das leere Regal vor sich. Caim bemerkte das und lief links von sich den Raum rauf. Sah den Jungen nicht mal mehr an, als er sprach: „Du bist echt der mieseste Drache von dem ich je gehört habe.“ Und als er das sagte rüttelte es Nier aus seiner Starre und er sah verwirrt zu ihm. „Was?“ Fragte er auch genauso verwirrt und Caim blieb dann auf der anderen Seite des Raumes stehen. Stand gute 2 Meter entfernt vor Nier und sah ihn wieder an. Noch immer stand er sehr abweisend und mit verschränkten Armen vor sich da. Ließ keine Blöße zu und war abwehrend. Passte zu ihm. Und dann sprach er: „Ich meine es wie ich es sage: Du bist der mieseste Drache von dem ich je gehört habe. Ich meine sieh dich an…“ Er zeigte mit der rechten Hand an Nier rauf und runter, so dass dieser ihm mit dem Kopf folgte und nicht wusste worauf er nun genau hinaus wollte. Was das Thema überhaupt sollte. Aber so wie Caim nun mal war, sprach er auch nicht durch die Blume und spuckte es aus: „Du bist überhaupt nicht wie man sich Drachen eigentlich vorstellt und wie sie dargestellt wurden. In den Kinderbüchern werdet ihr als feuerspeiende Ungeheuer bezeichnet. Ihr seit gierig, rücksichtlos, grausam, erbarmungslos und verbrennt einfach alles was euch in den Weg kommt. Ihr interessiert euch nicht für die Probleme der Anderen sondern nur für euch selbst. Nur für die verdammte Asche die ihr auf den Feldern zurücklässt wenn ihr sie verbennt. Ihr seid immer die bösen in den Geschichten. Und dennoch stehst du hier und bist komplett anders, als alles was wir über Drachen erzählt bekommen haben. Du bist ehrlich gesagt dagegen erbärmlich.“ Nier sah ihn genervt an. „…Ja, danke dass wir mal darüber gesprochen haben. Es tut mir nicht mal leid dass ich nicht in dein perfektes Bild eines Drachen passe. Oder das ich nicht der Killerwachhund bin den DU gerne hättest! Aber ICH habe Inuart und dich in dem Laden vor der Horde gerettet! Fall du das vergessen haben solltest! Vielleicht solltest du mir mal dankbar dafür sein!“ Aber Caim schüttelte aber auch schon gleich den Kopf. „DU hast uns nicht gerettet. Was uns gerettet hat war der Drache in dir. Nicht DU.“ Nier wurde langsam aber sicher sauer. Und da die Wut immer mehr anstieg spuckte er plötzlich etwas aus was er eigentlich lieber für sich behalten wollte. Es kam so über ihn: „Was willst du eigentlich von mir?! Was soll dieses blöde Gerede?! In der einen Sekunde gibst du mir das Gefühl dass ich dir scheiß egal bin und in der Nächsten bist du komplett anders! Plötzlich hilfst du mir und gibst mir das Gefühl das ich dir nicht egal bin! Also WAS willst du von mir?!“ Und da schien Caim plötzlich selber etwas erschrocken und sah ihn auch so an. Mit dieser Offenheit hatte er nicht gerechnet und obwohl er sauer war war Nier nicht sonderlich laut dabei. Hatte offenbar im Hinterkopf das man in einem Krankenhaus lieber nicht brüllen sollte. Besonders nicht in der Apokalypse. Und Caim fiel selber auf…das Nier teils recht hatte mit seinen Argumenten. Das was vorhin passiert war…warum hatte er das getan? Er hätte es nicht tun sollen. Er hätte den Jungen am Boden sitzen lassen sollen und gehen. Aber dennoch hat er es getan. Hatte das Gefühl es tun zu müssen. Ihm das Haar zu flechten und ihm zu helfen. Das war ein Fehler gewesen. Da war…wieder zu viel an die Oberfläche gekommen. Etwas von dem er dachte es getötet zu haben. Aber warum? Und als er einfach so still da stand und sich dann plötzlich wieder zu einem Regal abwand, da platzte Nier der Kragen. Nicht so. Er sollte sich nicht wieder abwenden! Er machte einen Schritt näher auf ihn zu und sprach lauter und noch etwas wütend: „…Ich bin nicht SIE, okay?!“ Und da erstarrte der Ältere auf der Stelle und sah erschrocken vor sich in das Regal. Nier erschrak selber bei seinen Worten und schluckte. Er hatte…Mist gebaut. Eben mit diesen Worten. Und die Tatsache das Caim noch immer still da stand bestätigte ihm das alles nur. Wie vorhin auch. Das war der Blitzschlag und dann kam der Donner. So dass kurz darauf sich der Ältere auch schon umdrehte und sichtlich verwirrt und sauer fragte: „Was?“ Aber Nier ließ sich nicht abbringen. Nicht mehr. Dafür hatte er schon zu viel getan. Er atmete ein und sprach dann selbstsicher zu ihm: „Ich bin nicht SIE.“ Caim machte einen Schritt auf ihn zu und fragte: „Wie WER?“ Und Nier machte plötzlich auch einen Schritt auf ihn zu. Nicht dieses Mal. Er würde nicht wieder feige zurückweichen. Er hatte keine Angst vor ihm. Und man musste ihm vielleicht endlich mal ordentlich einen verpassen damit er aufwachen würde!...Aber wovon aufwachen? Und dann sprach er: „…Inuart hat mir von Furiae erzählt und…“ „NIER!“ Sprach Caim plötzlich unglaublich laut und unterbrach damit den Satz des kleineren, der ihn erschrocken ansah. Und Caim ließ auch nicht länger auf sich warten. Er war wütend und seine Stimme klang etwas erstickend dabei als er sprach: „…Du bewegst dich gerade auf VERDAMMT dünnem Eis!“ Aber anstatt mehr zu tun kam nichts mehr. Er sah ihn nur sauer und eindringlich an, aber der Weißhaarige ließ sich nicht mehr abbringen. Er fühlte…an etwas dran zu sein. Er konnte etwas spüren und er wusste dass er sich nicht abbringen lassen durfte. Nichts jetzt wo er so nah dran war. So nah dran war etwas mehr zu erfahren über sein Gegenüber. Also schluckte er und kam wieder einen Schritt näher. Doch als er stehen blieb wirkte er nicht mehr aggressiv oder aufmüpfig. Er legte einen teils besorgten und einfühlsamen Blick und Ton auf, als er sprach: „Es tut mir leid was mit deiner Schwester passiert ist Caim. Ich…ich kann mir vorstellen wie schlimm dieser Verlust sein muss. Wenn ich Yonah verlieren würde…ich wüsste auch nicht was ich tun sollte. Ich würde…“ „Du hast doch keine Ahnung was VERLUST ist!“ Sprach Caim sehr laut zu ihm zurück und Nier erschrak darauf. Er wusste nicht was er dazu noch sagen sollte. Denn…denn es stimmte. Er wusste nicht was Verlust bedeutet und wie es sich anfühlt. Er konnte sich nicht daran erinnern sowas mal erlebt zu haben. Er hatte da kein Recht mit zu sprechen. Also schwieg er und sah auf den Boden vor sich. Er schmunzelte kurz verzweifelt und traurig zu sich selbst. Heh…das hatte er mal wieder toll hinbekommen. Er hätte es nicht so eskalieren lassen dürfen. Hätte ruhig bleiben sollen. Aber er konnte nicht. Er fühlte helfen zu können. Er wollte helfen, auch wenn er das eigentlich nicht sollte. Sie waren in gewisser Weise beide große Brüder. Und er dachte damit vielleicht eine Verbindung schaffen zu können. Eine Verbindung zueinander. Auch…wenn er nicht wusste warum. Caim sollte ihm egal sein. Aber nach der Sache vorhin. Nach dieser liebevollen Geste…konnte er nicht mehr. Er wollte ihn näher kennen lernen. Er wollte versuchen einen Eingang zu diesem Menschen zu finden. Aber Caim machte es ihm wirklich nicht leicht. Er war so sehr auf Abwehr und Wut getrimmt, dass er keine Lücke für Nähe zuließ. Zu niemanden und für niemanden. Es war komisch. Nier war von ihnen beiden derjenige der eigentlich einem Tier ähnlicher war. Also er konnte sich in einen Drachen verwandeln, deshalb. Aber dennoch war Caim der bei dem Nier das Gefühl hatte er musste zu einem wilden Tier Vertrauen aufbauen. Er sollte es lassen. Doch er wusste nicht genau warum er es nicht tat. Er hatte keine Ahnung von all dem Zorn und Bedauern was Caim mit sich trug seit er seine Schwester verloren hatte. Er hatte kein Recht mitzusprechen oder zu fühlen. Zumindest sah Caim das so. Er schluckte und sprach leiser: „…Ich wollte dir nur helfen.“ Von ein auf die andere Sekunde lief Caim plötzlich sehr schnell auf ihn zu und der Junge sah erschrocken auf. Dachte dass gleich etwas passieren würde. Alles mögliche. Ein Schlag oder sonst was geisterte ihm durch den Kopf. Aber nichts dergleichen war der Fall. Caim lief an ihm vorbei und sprach sauer: „Ich brauche einen Drachen der kämpft und keine männliche Heulsuse die ich vor einer Vergewaltigung retten muss!“ Und damit wand er sich erneut ab und ging aus dem Raum. Schlug die Tür hinter sich zu und ließ Nier erneut allein zurück, der nur da stand und vor sich auf den Boden sah. Dieser Satz hatte ihn härter erwischt als er es eigentlich sollte. Er ließ ihn zu sehr an sich heran und stand einfach nur weiter da. Der letzte Satz immer und immer wieder durch seinen Kopf ratternd. Über den er einfach nicht hinweg kam. Und sie näherten sich einfach nicht. Es war wie zum erliegen gekommen. Caim kam draußen wieder bei Inuart am Tresen an. Dieser hatte vorher schon aufgesehen als er Schritte gehört hatte und sah verwirrt an Caim vorbei, fragte dabei: „Wo ist Nier?“ Aber der Braunhaarige musste nicht mal antworten, denn da kam der Kleine auch schon um die Ecke und wieder zu ihnen. Man sah es ihm nicht an, aber er fühlte sich innerlich beschissen. Alles dank der Sache mit Caim im Lagerraum. Dennoch blieb er cool und stellte sich wieder zu ihnen. Caim ignorierte ihn komplett und sprach dann: „War alles umsonst. Hier ist nichts zu finden. Das Lager war komplett geplündert.“ „Nicht ganz.“ Sprach Inuart und zeigte ihm plötzlich eine Seite mit einer langen Liste an Medikamenten. „Das ist die Liste des Lagerraums A. Die haben ein Lager unten im Untergeschoss, dort wo die OP-Räume sind…und die Quarantänezone. Wir könnten schnell runter und…“ „Nein.“ Sprach Caim sofort kalt und protestierend und sah weiter auf die Liste dabei. Inuart dachte sich das schon und versuchte ihn zu beruhigen. „Caim es wird schon nichts passieren. Ich sagte doch bereits das es unwahrscheinlich ist dass da unten eine Horde nur auf uns wartet.“ Genau, weil das bis jetzt immer so war...Caim ließ sich nicht überzeugen. Er blieb eisern. „Und ICH sagte bereits dass ich dort nicht hingehen werde! Wenn du das unbedingt machen willst dann mach es alleine und ohne mich! Ich lege hier die Füße und hoch warte ne Stunde. Wenn du bis dahin nicht wieder da bist, verschwinde ich von hier alleine.“ Und das schien sein letztes Wort zu sein. Inuart sah ihn erschrocken und ungläubig an. „Das ist nicht dein Ernst.“ „Mein voller Ernst.“ Kam es kalt zurück und dann lief er weg und stellte sich die Couch zurecht. So ließ er auch gleich Taten sprechen. Ohne Witz. Er setzte sich dort seitlich drauf und legte die Füße hoch. Nier sah ihn auch nur fassungslos an. Er war furchtbar. So egoistisch und er schämte sich plötzlich dass er versucht hatte mit ihm Freundschaft zu schließen. So dass er den Kopf schüttelte und zu dem Älteren lief, wenige Meter vor der Couch stehen blieb und fassungslos sprach: „Ist das wirklich dein Ernst?! Du bleibst hier und legst die Füße hoch während du deinen besten Freund allein runter in die Zone schickst?!“ Caim sah ihn nicht mal an und lehnte sich zurück. Kreuzte die Arme hinter seinem Kopf und schloss die Augen arrogant dabei. Er lag da als würde er Urlaub machen. Aber eigentlich machte er nur einen auf bockiges, stures Kleinkind mit der Aktion. Nier war noch immer fassungslos von der Aktion. Und er bekam als Antwort: „Er soll machen was er für richtig hält. Das mache ich jetzt auch. Und wenn er denkt er muss da runter, dann soll er das tun, aber ohne mich. Ich habe heute oft genug meinen Hals riskiert. Meinen Hals riskiert für einen Irren der denkt er müsste zwei Gören adoptieren und nun auch noch bemuttern. Und vor allem für ein Rotzgör dass sich nicht mal gegen einen Menschen wehren kann, obwohl es sich in einen verfluchten Drachen verwandeln könnte. Ich bin nicht euer Babysitter verdammt noch mal.“ Inuart kam um den Tresen herum und blieb erstaunlich ruhig für solche harschen Worte. Nier aber nicht so. Er platzte mal wieder. Was auch daran lag dass er von vorher noch aufgerieben war. Er machte einen Schritt näher und fauchte dann: „Du bist ein schrecklich egoistisches Arschloch, weist du das eigentlich?!“ Caim sah ihn weiter nicht an und zuckte mit den Schultern. „Es ist mir scheiß egal was du von mir hältst. Lieber bin ich ein lebendiges Arschloch, als ein toter Samariter.“ Sprach er dann kühl und es war nicht mal gelogen. Und genau das machte die Situation so unerträglich. „Genau das zeichnet Egoisten ja auch aus!“ Fauchte Nier wieder und Inuart wusste warum der so gutherzige Junge so aus der Haut fuhr…es ging hier um seine Schwester. Sie machten das ja hauptsächlich Yonah zur Liebe und wenn Caim nichts tat war es für Nier so als würde ihm Yonah scheiß egal sein. Was es wahrscheinlich auch war, so schlimmes sich auch anhörte. Caim setzte sein Leben nicht für Yonah aufs Spiel. Soviel stand fest. Aber Nier tat dies ohne zu zögern. Also trat er plötzlich wütend neben sich einen Stapel Papierblätter in Aufruhr und sprach dann erneut zu dem Älteren: „Aber mach du was du willst! Ich gehe jetzt da runter und hole Yonah ihre Medizin!“ Und als er das sagte und sich abwand, obwohl er nicht mal wusste wohin er musste, sah Caim zu ihm rüber und sprach: „Mach dich nicht lächerlich. Du findest nicht mal alleine hin, geschweige denn da wieder raus. Und du hast noch obendrauf keine Ahnung was du holen musst.“ Nier blieb stehen und sah zu ihm hinter. „Was kümmert es dich?! Kann dir doch egal sein! So wie alles andere auch! Glaub mir ich weis auch ohne dich was in deinem Schädel abgeht! Du wolltest uns von Anfang an nicht in deiner Nähe haben! Und das war für mich auch völlig okay, bis meine kleine Schwester anfing diese verdammte Gruppe zu mögen und mich angefleht hat zu bleiben!“ Und da sahen beide zu ihm. Das zu hören war interessant. Inuart freute sich darüber, aber was Caim dachte wusste man nicht. Also man konnte es ihm nicht ablesen. Nier war sehr aufgebracht. Er atmete etwas schneller und sah wütend zu ihnen. „Ich weis nicht warum, aber Yonah ist gern bei euch! Ich denke sie fühlt sich endlich mal wieder wie in einer Familie und ich wollte ihr das nicht nehmen! Ich würde alles tun um dieses Mädchen glücklich zu sehen! Dieses Mädchen hat nur in Angst und Trauer gelebt seit sie ihre Familie verloren hat!“ „Und da hast du schon den ersten Fehler begangen.“ Sprach Caim plötzlich neutral und setzte sich wieder normal hin. Richtete sich dabei zu dem aufgebrachten Weißhaarigen. Nier verstand nicht was er damit meinte. Inuart übrigends auch nicht. „Was?“ „Bist du taub? Ich sagte: da hast du bereits den ersten Fehler begangen. Du hast nämlich die Probleme des Mädchens zu DEINEN Problemen gemacht. Du hast das alles zu sehr an dich rangelassen und hast nun das Gefühl du musst alles tun damit es ihr gut geht. Und du wirst auch weiterhin alles tun damit es ihr gut geht. Nur wirst du sie damit nicht retten können. Was glaubst du wie lange du das durchziehen kannst, hm? Wie lange? Wie lange wird es dauern bis sie von einem Legion gebissen wird? Hm? Und das nachdem sie vielleicht schon geschlagen, oder vergewaltigt wurde.“ Nier schüttelte den Kopf. An sowas wollte er nicht denken. Er sprach lauter: „Du hast doch keine Ahnung! Ich werde sie beschützen! Ich muss sie beschützen!“ „DU lässt sie nur langsam sterben.“ Und als Caim das sagte wurde Nier schlagartig ruhig vor Schock. Diese Worte trafen ihn sehr tief. Sie waren so erbarmungslos und scharf wie eine Klinge die niederschnellte. Aber für Caim war das die Wahrheit. Es lag doch auf der Hand. Dieses Kind würde sterben. Sie konnte sich allein nicht wehren oder helfen. Ohne Nier würde sie nicht mal ne Woche durchhalten. Sie war zu sanft und lieb. In dieser Welt starben genau diesen Menschen als erstes. Und das war etwas was dieser Hybrid wohl nicht einsehen wollte. Oder konnte. Dann hob Caim den Arm und zeigte nach rechts von sich. Er zeigte ins Leere, aber sprach dazu: „Sieh raus auf die Straßen. Unsere Welt brennt nicht, sie IST verbrannt! Und auf diesen Straßen hat sie keine Chance mehr! Du klammerst dich so sehr an sie, weil du denkst sie würde ohne dich sterben, oder? Das ist richtig. Sie wird ohne dich sterben. Verdammt sie hält nicht mal ne Woche durch ohne dich! Aber weist du was ich eher denke? Das DU dich mehr an sie klammerst weil DU SIE brauchst! SIE ist dein verdammter Notharken und das weist du genau! Wenn ihr etwas passiert dann weist du nämlich nicht was du tun sollst, nicht wahr?!“ Und da stand er plötzlich auf und lief einige Schritte auf Nier zu, bis er dann auf Abstand stehen blieb. Inuart wollte ihn aufhalten. Aber er hielt es für das Beste das nicht zu tun. Egal was auch beider Intentionen bei diesem Gespräch war…er fühlte das es richtig war. Es war vor allem wichtig dass sie so sprachen. Er wusste das einfach. Und der Weißhaarige sah weiterhin Caim einfach nur an und hörte was der von sich gab. Auch in der Sekunde als er so nah vor ihm war: „Und weist du was das Erbärmliche an der Sache ist? Das du so viel mehr sein könntest aber dir diese Ketten selber angelegt hast…Und das offenbar aus purer Absicht...Wovor hast du Angst?“ Nier sah ihn weiter an und schüttelte dann langsam den Kopf, als er antwortete: „Das kann jemand wie DU nicht verstehen…“ Caim kratzte sich kurz über die Nase und sprach selbstsicher: „Soll ich dir sagen was ich glaube? ICH der das ja NICHT verstehen kann...Du denkst das sie diejenige ist die dich menschlich macht, nicht wahr? Und du hast Angst dass wenn du sie verlierst, du auch deine Menschlichkeit verlierst, oder?“ Und er hatte voll ins Schwarze getroffen, denn Nier sah ihn nur erschrocken und leicht traurig vor Wut an. Er konnte nicht wissen wie sich das anfühlte. Nicht zu wissen wer man war oder woher man kam. Zu wissen dass da ein Monster in seinem Blut lauerte und er dieses nicht kontrollieren konnte. Das Yonah alles war was in ihm das Feuer entfachte weiter gegen dieses Monster zu kämpfen und es nicht gewinnen zu lassen! Nicht zuzulassen dass es seinen Körper übernahm und er die Kontrolle verlor! Sich in einer wilden Natur verlor die er nicht haben wollte! Und er fühlte es so oft. Dieses Gefühl in ihm brennen. Dieses Gefühl töten zu wollen. Alles zu verbrennen. Und das machte ihm Angst. Er hatte solche Angst vor sich selbst. Und ohne Yonah würde er…er würde sterben. Sie hatte ihn gerettet an jenem Tag. Einfach weil sie da war. Weil sie den Menschen in ihm aufgeweckt hatte. So muss es gewesen sein. Nachdem was Yonah ihm erzählt hatte, wie er gewesen war, musste es einfach so sein. Und er wollte nicht wieder ein Monster werden und sich an nichts erinnern können. Er brauchte sie… Er schüttelte den Kopf sauer und sah dann zu Inuart. Fragte: „Können wir los?“ Er wich dem Thema komplett aus. Was dafür sorgte das Caim nur verachtend das Gesicht verzog und selbst leicht den Kopf dabei schütteln musste. Und als Nier dann zu Inuart lief, an Caim vorbei lief, sprach dieser: „Du bist einfach erbärmlich.“ Nier blieb deshalb kurz stehen und sprach ohne zu ihm zu sehen: „Vielleicht. Aber immerhin bin ich kein herzloses Monster, so wie du.“ Und dann folgte er Inuart und beide machten sich auf den Weg zum Untergeschoss. So kamen sie nach einer Weile in einem Treppenhaus an und machten sich bereit zum Abstieg. Inuart war sich ziemlich sicher dass da unten nichts passieren würde, aber dennoch mussten sie achtsam sein. Caim war eigentlich immer das Erdmännchen das brüllte wenn es Gefahr witterte oder erspäht hatte, aber nun war er nicht dabei, also mussten sie selber auf der Hut sein. Und er sah das Nier noch sehr aufgewühlt war wegen der Sache eben. Er lief auch so abwesend neben ihm, was Inuart die Sache nicht leichter machte. Er konnte ehrlich gesagte beide Seiten verstehen. Er verstand das Caim kalt und egoistisch geworden war, nach der Sache mit Furiae und das diese Wunde offenbar niemals verheilen würde. Dennoch gab es ihm nicht das Recht jeden wie Dreck zu behandeln der sich um ihn sorgte. Und er verstand auch das Nier alles für Yonah tun würde. Sie war wirklich sein Rettungsring. Da hatte Caim recht gehabt, dass war aber auch nicht schwer zu erraten gewesen. Dem Jungen das allerdings so zu sagen war ziemlich rabiat und erbarmungslos. Zu ehrlich für Inuart seinen Geschmack. Es war wirklich faszinierend. Immer wenn Nier und Caim miteinander sprachen stritten sie sich. Und dennoch hatte Inuart das Gefühl als würden sie sich umeinander sorgen, obwohl sie böse dabei stritten. Sogar Caim schien sich zu sorgen. Das er eben diese Standpauke gehalten hatte war der Beweis. Also man konnte es so sehen. Als wollte er sie alle davon abhalten da runter zu gehen. Als wollte er sie mit seinem Verhalten davon abbringen. Dachte er wirklich soweit? Oder meinte er wirklich alles was er tat und sprach genau so und war einfach nur ein Blödmann? Fakt warallerdings: es hatte Nier getroffen. Und er musste sich langsam wieder konzentrieren. Also stupste ihn Inuart leicht verspielt mit der Schulter an und bekam somit Aufmerksamkeit. Nier sah ihn an und der Ältere sprach zu ihm: „Nimm dir das nicht so zu Herzen. Es mag zwar komisch klingen, aber er macht das weil er sich um dich sorgt. Also zumindest glaube ich daran.“ Nier sah wieder vor sich auf die Treppen, die sie bereits runter liefen und sprach etwas verachtend: „Oh ja. Ich merke es vor allem jedes Mal an der Tatsache wie er mich dabei niedermacht wenn er sich angeblich um mich sorgt. Schwer zu übersehen.“ Inuart schmunzelte kurz. „Er ist nicht einfach.“ „Was du nicht sagst.“ Kam es genervt von Nier. „Aber er ist ein guter Kerl…Irgendwo unter dem RIESEN ARSCHLOCH das da drauf sitzt. Er…er hat einfach nur vergessen wie er eigentlich immer war.“ „Und das wäre?“ Nier klang immer mehr genervter je länger sie sprachen, aber Inuart blieb ruhig und antwortete: „Unbeugsam und mitfühlend.“ Und da sah der Junge wieder zu ihm und Inuart lächelte. Sie liefen weiter die Stufen runter und dabei sprach der Orangehaarige: „Er war der impulsivste Mensch den ich kannte. Und suchte auch oft Streit. Aber er tat das alles immer, weil er wollte dass es besser wird. Weil er nicht akzeptieren konnte das gewisse Dinge passierten und waren wie sie waren. Er hat viele Entscheidungen getroffen weil er das Beste wollte. Auch für Furiae. Doch das feuerte so sehr auf ihn zurück, dass er sich selbst verloren hat. Er hat sich nie davon erholt was mit ihr geschah. Doch ich kann dir sagen: ich habe nie einen feineren Kerl getroffen als ihn. Er ist schroff und ehrlich und das schätze ich an ihm. Denn er lügt einen in der Regel auch nicht an. Doch meist sind sein Herz und sein Mund schneller als sein Hirn. Und dann passieren solche Dinge wie eben. Das ist auch der Grund warum ich ihn nicht aufgebe, weil ich weis das er anders sein kann.“ Nier sah wieder vor sich und seufzte kurz. Es war komisch, aber es beruhigte ihn etwas diese Worte zu hören. Und er sprach wieder viel lockerer: „Er ist ein Arschloch.“ „Oh ja und wie.“ Kam es frech von Inuart zurück und der lachte kurz auf. „Aber ein Arschloch auf das man sich verlassen kann.“ Sprach Inuart noch nach. Doch wenn Nier sich so umsah schien das nicht so zu sein. Er hatte sie allein gehen lassen. Saß vermutlich da oben und machte nichts außer seine eigene Haut zu schützen. Und das konnte ihm Nier nicht vergeben. Nicht nach dem Schlag dem er ihm verpasst hatte. Das mit Yonah. Sie kamen unten an und bereits am Ende der Treppe konnten sie es sehen. Es sah aus wie ein Eingang vor dem Eingang. Dort konnten sie eine Schleuse sehen die aus Gummi aufgebaut war. Am Eingang war ein Biohazard-Zeichen zu sehen, was auf eine biologische Gefahr deutete. Sie waren also an der Quarantänestation angekommen. Offenbar hatten sie wirklich das ganze Untergeschoss zur Station mit der größten Gefahr gemacht. Ein Reißverschluss, der verschlossen war, stellte den Eingang zu Station da und Inuart lief darauf zu. Vorsichtig öffnete er ihn von unten nach oben. Und kaum als er offen war kam ihnen eine Brise entgegen. Es roch schrecklich so das Nier sich kurz die Nase zuhalten musste. Und auch Inuart verzog das Gesicht unwohl und nicht gerade erfreut. „Riechst du das auch?“ Fragte Nier, obwohl die Frage blöd war. Natürlich roch er es. Inuart nickte und sprach: „Jap. War schon lange keiner mehr hier gewesen.“ Inuart kannte diesen Geruch. Aber er wunderte sich dass dieser so stark vertreten war. Nier sah ihm das Nachdenken an und kam näher, stand dann links neben ihm und fragte: „Was ist?“ Und darauf spuckte Inuart seine Gedanken auch aus: „Ich kenne diesen Geruch. Das ist Ammoniak. Das ist etwas was man riechen kann wenn es sehr dreckig ist. Ganz besonders Urin enthält auch Ammoniak und man kann das besonders gut riechen wenn er länger steht. Es ist ein farbloses, stechend riechendes Gas, welches in hoher Konzentration akute Vergiftungserscheinungen nach sich ziehen kann. Aber warum ist das hier?“ Nier sah zu dem Eingang vor sich. „Ist das stark genug um uns zu töten?“ Inuart schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist noch okay. Ich denke nicht dass es töten kann. Vergiftungserscheinungen sind unter anderem: Übelkeit oder Durchfall. Ich komme mir nur vor wie an einigen Stellen damals in der Gosse. “ Und dann schritt er rein in den Gummigang und Nier folgte ihm. Inuart verstand das nicht. Wie konnte noch so ein intensiver Geruch von Ammoniak sein? Wenn hier nicht jemand regelmäßig zum Pinkeln herkam dann war das unmöglich. Und der Eingang war zu gewesen, also konnte das nicht sein. Vor allem da der Reißverschluss auch voller Staub war. Hier war seit Jahren keiner mehr gewesen. Also woher kam der Geruch? Es war ein Abbauprodukt des Körpers. Erst dachte er an das Horrorszenario das wirklich eine Horde Legion auf sie warten würde. Aber Legion produzierten diesen Geruch nicht mehr. Legion rochen nach nichts. Sie waren so geruchslos wie sie tot waren. Also konnte das nicht sein. Und es machte ihn ehrlich gesagt unruhig nicht zu wissen woher dieser Geruch kam. Er öffnete die große Tür um in das Stockwerk zu kommen und Nier folgte ihm rein. Und da drinnen war der Geruch noch beißender. Für Nier erst mal so schlimm das ihm die Augen leicht tränten und er sich den Arm vor Mund und Nase hielt, dabei hustete. Auch Inuart wurde schlecht und er sah sich um. Was war hier los? Er machte die Taschenlampe an und konnte nichts sehen. Keiner war da. Aber die Station sah schlimm aus. Sie war schlimmer zerstört und dreckig als alles was er jemals gesehen hatte. Und es war wirklich Dreck. Er konnte lange Dreckschleifspuren auf dem hellen Boden vor sich sehen. Die Wände waren befleckt und dunkler deswegen und er sah Schusslöcher in den Wänden. Sicherlich von dem Kampf gegen Legion. Aber er sah keine Leichen. Während oben ab und zu mal viele Skelette herumlagen war hier nichts zu sehen gewesen. Das verwirrte ihn sichtlich. Nier lief neben ihn und sprach: „Ekelhaft. Woher kommt nur dieser Geruch? Lass uns schnell zum Lager und dann weg hier.“ Er atmete inzwischen wieder etwas normaler und wagte sich sogar den Arm wieder runterzunehmen. Inuart nickte und zeigte nach links den Gang runter. „Da lang. Ist nicht sehr weit.“ Und dann machte er sich los. Auch auf dem Weg dahin wurde ihm bewusst wie chaotisch und zerstört die Ebene war. In einigen Räumen, in die er beim Vorbeigehen sehen konnte, gab es sogar einen Rohrbruch und der abgesenkte Boden hatte sich mit Wasser gefüllt, so dass eine gewaltige Pfütze entstand. Auch tropfte gelegentlich Wasser von der Decke. Steril war nichts mehr in diesem Stockwerk. Es war dreckig, unordentlich, zerstört und chaotisch. Der Kampf gegen die Legion musste hier höllisch gewütet haben. Selbst der Gang durch den sie liefen war komplett mit Schusslöchern übersät. Aber wie vorher auch: keine Leichen. Was bedeutete: es mussten damals Massen an Legion in den Gängen gewesen sein. Denn sonst gäbe es Überreste. So war er sehr froh nichts zu hören. Und das würden sie wenn eine Horde in der Nähe wäre. Sie waren nicht zu überhören mit ihrem Stöhnen und Heulen. Dennoch wurde Nier auch unwohl wenn er sich umsah. Noch nie hatte er so ein Szenario gesehen. Und mal abgesehen davon fühlte er sich nicht wohl. Ihm wurde warm und er konnte es sich nicht erklären warum. Dennoch ignorierte er es, lief dich links von Inuart und sprach: „Was ist hier nur passiert?“ „Das was überall passiert ist. Nur halt mit mehr Legion.“ Und das war eine ehrliche Antwort. Es konnte nichts anderes gewesen sein. Die untere Ebene wirkte wie ein Schlachtfeld. Und Nier fühlte sich erneut überhaupt nicht gut. Es brach plötzlich über ihn wieder ein. Er hatte so einen schrecklichen Druck im Kopf. Es fühlte sich an als würde er anziehen und als würden sich dadurch die Wände nähern. Und da war ein Summen. Nur leicht und schwach, aber es war da. Klingelte in seinen Ohren. So dass er sich mit der linken Hand an den Kopf fasste und kurz diesen schüttelte. Dann ging es ihm leicht besser. War vielleicht ne Verspannung oder so. Aber warm war ihm noch immer. Und auch das kam sicherlich davon dass sie im Keller waren und die Luft dort stand. Er dachte sich weiterhin nichts dabei und folgte Inuart. So das er mit ihm zusammen endlich an der Tür zum Lagerraum ankam. Sie war links von ihnen in der Mitte des Gangs. Vorsichtig öffnete dieser sie und spähte hinein. Und der Anblick erfreute ihn sofort. Es war endlich mal ein Lichtblick nach der ganzen Scheiße die sie durchmachen mussten auf dem Weg hier her. Bingo. Keiner war zu sehen und zu hören. Und der Lagerraum war voll! Er sah die Medikamente und kam sich vor wie im Himmel. So das er erfreut hineinlief und sofort zu den Regalen. Zog augenblicklich seinen Rucksack aus und fing an zu sammeln und zu lesen. Nier stand derweil zwischen Tür und Angel. Also nicht ganz im Lagerraum und teils noch im Flur. Er hielt damit die Tür offen und lehnte sich rechts an den Rahmen. Das Dröhnen in seinem Kopf wurde etwas unangenehmer und er rieb sich über die rechte Schläfe. Grummelte leicht in der Ferne, als Inuart sprach: „Perfekt! Hier ist alles was ich brauche! Ich wusste es würde sich lohnen!“ Und er fing sofort an weitere Sachen in seinen Rucksack zu packen, den er rechts neben sich auf dem Boden stehen hatte. Es war unglaublich. Er war so froh dass sie so viel gefunden hatten und noch mehr! Und dennoch verstand er es nicht ganz. Warum war soviel noch da? Sie waren doch bestimmt nicht die Einzigen gewesen die auf die Idee gekommen waren, oder? Logischerweise hätten auch andere Menschen hier her kommen sollen wegen Medizin. Konnten andere wirklich den Keller einfach so übersehen haben? Es musste wohl sein, denn der Reißverschluss des Quarantäne-Checkpoints war komplett unangetastet. Es war niemand hier gewesen oder reingekommen. Naja, besser für sie. Und als er die letzte Ampulle mit Antibiotika in seinen Rucksack verstaute sah er mal kurz zu Nier rüber…der noch immer da stand und sich die Schläfe rieb vor Schmerz. Endlich fiel Inuart das auch auf und er fragte: „Hey, alles okay?“ Nier sah erschrocken zu ihm rüber und nickte unsicher. „Ja…also ich denke die Luft bekommt mir hier unten nicht so gut. Ich bekomme Kopfschmerzen.“ Inuart roch und sah hoch zur Decke. Das konnte sein. Sie Luft stand wirklich sehr stickig und das Wasser, der Morast und der Ammoniakgeruch waren nicht ohne. Wenn Nier seine Nase auch nur ein Bisschen empfindlicher sein sollte, dann machte ihm das sicher mehr zu schaffen als Inuart. Das waren diese leichten Vergiftungserscheinungen von denen er gesprochen hatte. Er sah wieder zum Jungen. Ermutigte ihn mit den Worten: „Ich bin gleich fertig. Gib mir noch 5 Minuten. Ich möchte nichts hierlassen was wir gebrauchen können. Bringst du mir noch deinen Rucksack?“ Er wollte mehr einpacken logischerweise. Nier nickte und warf ihm diesen rüber, so das Inuart in auffing. Der Kleine wollte sich nicht bewegen. Ihm war leicht schwindelig. Er wollte nur stehen bleiben und sich entspannen…doch plötzlich wurde er von links an der Schulter gepackt und erschrak! Er riss sich instinktiv los und zückte das Messer was Inuart ihm geschenkte hatte, von seinem Hosenbund hervor! Holte damit drohend aus und…sah Caim plötzlich neben sich stehen. So das er inne hielt und schnell und erschöpft atmete, allein wegen der Kopfweh was an ihm zerrte. Caim sah das Messer vor sich und blieb völlig ruhig. Sprach dann: „Steck den Zahnstocher weg, oder du bekommst richtig Probleme.“ „Du?“ Fragte Nier sichtlich verwirrt und Inuart sah nun auch Caim an der Tür stehen. Er hatte den Tumult vorher gehört und war deshalb ebenfalls aufgesprungen. Aber nun beruhigte er sich wieder und sprach erfreut zu seinem Kumpel rüber: „Ach wie schön ein vertrautes Gesicht.“ Nier steckte die Waffe wieder weg und fragte sichtlich verwirrt: „Was machst du hier? Wie hast du uns so schnell gefunden?“ „Er ist wohl seinem Gespür gefolgt.“ Sprach Inuart und Caim sah zu ihm rüber. Dann aber fing er wieder an einzupacken. Caim stand wieder sehr abweisend und mit verschränkten Armen da. „Die Nase hat dafür völlig gereicht.“ Kam es locker von ihm. Was stimmte. Der Geruch vom Untergeschoss war nicht zu überriechen. Und Nier sah ihn nur weiter an. Er war erstaunt. Er war wirklich gekommen. Und das obwohl er sich doch so angestellt hatte. Aber warum nur? Woher dieser erneute Sinneswandel? Er rieb sich noch mal über die rechte Schläfe schmerzhaft und wollte etwas sagen. Aber Caim kam ihm zuvor und beäugte ihn genau. Sprach plötzlich: „Ist was?“ Der Junge sah ihn überrascht an. „Was? Naja ich war überrascht da du doch gekommen bist und…“ „Das meine ich nicht.“ Sprach Caim sofort und zeigte auf Nier seine auffällige Bewegung mit der Hand an der Schläfe. Er roch instinktiv dass mit dem Jungen etwas nicht stimmte und dieser verstand nun auch was Sache war. Er winkte das aber locker ab und antwortete: „Es ist nichts. Ich habe nur leicht einen Druck im Kopf. Die Luft ist wahrscheinlich zu stickig.“ Du Luft war zu stickig? Es stimmte das sowas Kopfschmerzen verursachen könnte, aber müsste es dann nicht bei allen so sein? Zugegeben Caim war kein Arzt aber dennoch konnte er sich das gut vorstellen. Es klang logisch. So beäugte er den Jungen noch kurz etwas misstrauisch und sprach dann: „Ist das so, ja?“ Inuart hievte seinen Rucksack wieder auf seinen Rücken und lief mit dem von Nier an ein anderes Regal und während er auffüllte sprach er zu Caim rüber: „Das kann gut sein. Wenn seine Nase empfindlicher ist als unsere wäre das möglich.“ Caim sah zu ihm. „Denkst du wirklich dass es so simpel ist?“ „Hey, DU bist doch immer der der meint: alles wäre simpel. Warum sollte das hier plötzlich nicht so sein?“ Da hatte Inuart ein Todschlagargument rausgehauen, aber der Braunhaarige war davon noch immer nicht überzeugt. Vielleicht war es für einige paranoid, aber für Caim war es mehr Intuition die ihn leitete. Und diese sagte ihm dass etwas nicht stimmte. Inzwischen bereute er es schon wieder mal den Babysitter machen zu müssen und ihnen überhaupt gefolgt zu sein. Er hätte mit seinem Hintern oben bleiben sollen. Wusste selber nicht genau warum er ihnen gefolgt war. Aber vielleicht musste er sich doch etwas leicht eingestehen. Und das könnte die Erklärung sein…nämlich das er aus Sorge gefolgt war. Ich meine: konnte man ihm das verübeln? Nier war nicht in der Lage sich zu verwandeln wenn es drauf ankam und Inuart war von Natur aus unbeholfen und fast wehrlos. Ohne ihn waren sie aufgeschmissen. Und eigentlich wäre das nicht sein Problem…wenn Inuart nicht sein Freund wäre. Und das hatte ihn runter bewegt. Deshalb war er hier. Und den Weißhaarigen so zu sehen gefiel ihm nicht. Es war wie eine böse Vorahnung. Und von denen hatte er viele in letzte Zeit. Und keiner wollte auf ihn hören. Und als Nier plötzlich an ihm vorbei sah und zu einer Wand rechts neben ihnen, da wusste Caim das etwas ganz und gar nicht stimmte. Man sah es ihm förmlich an. Der Weißhaarige sah die Wand hinter dem Älteren voller Schrecken an und sprach: „Hey…Was ist das?“ Er zeigte dort hin und Caim drehte sich um. Da es dunkel war zeigte er mit der Taschenlampe hin und der Schein enthüllte etwas was ihm noch weniger gefiel. Und was keinen Sinn ergab. Neugierig und verwirrt näherte er sich der Wand und sah sie sich genauer an. Streckte seinen linken Arm aus und strich mit der Handfläche vorsichtig über die rauen und tiefen Risse die dort zu sehen waren. Sie verliefen horizontal an der Wand entlang. Und es waren nur drei Stück. Groß und sehr lang. Das konnte nicht sein. Sie waren zehn Zentimeter breit und verdammt tief in die Wand geschlagen. Er kannte nichts was sowas machen konnte. Nier kam neben ihn und sah sie sich auch an. Sprach: „Ich habe die vorher überhaupt nicht gesehen. Was kann sowas auslösen?“ Caim strich erneut drüber. Die Kanten waren sehr scharf und spitz in das Gestein gerissen und wenn man nicht aufpasste könnte man sich selber daran verletzten. Er zuckte mit den Schultern und ließ die Hand wieder sinken. „Ich kann es dir nicht sagen. Das sind keine Spuren die durch Möbel oder Menschen in die Wände gerissen wurden. Und Legion können sowas auch nicht machen.“ Nier sah die Spuren weiter an…Und ihm fiel etwas auf. Der erste Blick. Es wirkte wie… „Sehen fast aus wie Klauenspuren, oder nicht?“ Er sagte das einfach instinktiv. Aber das konnte nicht sein. Kein Tier das Caim kannte hatte solche gewaltigen Klauen. Selbst wenn sich ein Bär an diesen Ort verlaufen hatte, was unmöglich war, war das niemals die Spur eines Bären. Es war zu gewaltig. Und unruhig, wie Caim in solchen Situationen gern war, drehte er sich weg um etwas zu überprüfen. Der Stahl seiner Taschenlampe zischte suchend umher in der Dunkelheit. Und zu seinem Schrecken bestätigte sich was er dachte finden zu können. Denn über dem Türrahmen des Lagers konnte man wieder diese drei Risse in den Wänden sehen. Sie zogen sich hoch bis an die Decke. Sie waren etwas weiter hinten, als die auf der gegenüberliegenden Seite, aber sie sahen identisch aus. Und so unmöglich es auch erscheinen mochte…die Worte von Nier waren vielleicht nicht mal so falsch. Mit etwas Fantasie könnte man denken dass etwas seine Klauen in die Wände geschlagen hatte und sich damit durch den Gang zerrte. Und als ihn dieser Gedanke traf wurde ihm noch unwohler. Er sah hinter sich mit der Taschenlampe. Sah den Gang hinab, den er hochgelaufen kam und es fiel ihm auf…Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Diese Spuren waren den ganzen gang hinab in Abständen. Als wäre wirklich etwas Großes hier lang gekrochen. Das konnte nicht sein. Sowas gab es nicht…Dennoch wand er sich wieder ab und sah zu Nier, dem der besorgte Blick nicht entgangen war und fragte: „Was ist los?“ Dabei fasste er sich kurz wieder mit Schmerzen an die Schläfe. Der Ältere schüttelte leicht den Kopf und sprach: „Wir müssen hier sofort weg.“ „Was? Warum denn?“ Fragte der Kleine noch, aber Caim ignorierte ihn komplett. Er lief zu der Lagerraumtür und öffnete sie. Inuart war noch immer dabei Medikamente in den Rucksack zu räumen und währenddessen sprach der Braunhaarige laut zu ihm rüber: „Wir müssen sofort hier weg!“ Was seinen besten Freund im Raum verwirrte und er zu ihm rüber sah. Es waren nicht die Worte die er gesagt hatte, sondern wie er sie gesagt hatte. In seiner Stimme klang wirklich Unbehagen und Sorge rüber. Vielleicht sogar ein kleiner Hauch von Angst? Und allein das ließ Inuart unruhig werden und er kam wieder aus der Hocke vor dem Regal hoch und sah zu ihm rüber. Obwohl er nicht wusste warum Caim so besorgt sein müsste, machte er schon instinktiv den Rucksack zu und fragte: „Wieso? Ist deine Horde aufgetaucht?“ Es rutschte ihm so raus. Er wusste selber nicht wieso er das gesagt hatte, aber er konnte es sich nicht verkneifen. Doch zu seinem Glück hatte Caim keine Zeit sich mit ihm zu streiten wegen so einer Lappalie. Er kam rein und nahm Inuart ohne lange zu fackeln den Rucksack von Nier ab, den er in den Händen hatte, lief dann damit zurück zu Nier und warf ihm diesen zu. Er stand im Türrahmen und konnte diesen erschrocken gerade noch so fangen und sah Caim verwirrt an. Der dann zu dem Weißhaarigen fauchte, auch wenn es eigentlich Inuart galt: „Ich hab keine Zeit für den Scheiß! Wir gehen!“ Und er machte sich auch schon aus dem Lagerraum raus und lief an Nier vorbei in den Flur. Inuart folgte ihm auch sofort und kam ebenfalls raus. Die Tür flog hinter ihm zu, weil Nier aus dem Türrahmen verschwand und mitten im Gang hinter ihnen stand. Inuart sprach laut zu Caim, der beiden den Rücken zugewandt hatte und noch immer davon lief: „Was ist denn los?!“ Und der Braunhaarige stoppte, drehte sich auf der Stelle um und sah zu ihnen hinter. Er wollte anfangen zu motzen und zu meckern, was er ja gut konnte, aber verkniff sich das als er drohend mit dem Finger auf Inuart zeigte und die Worte ihm…einfach im Hals stecken blieben. Ihm stecken blieben weil er Nier sah. Der Junge hatte sich inzwischen wieder den Rucksack angezogen, aber sah überhaupt nicht gut aus. Er wirkte sehr blass und das obwohl er schon eine sehr helle Haut hatte und er sah erschöpft aus. Hielt sich mit der rechten Hand den Kopf vor Schmerzen und hatte beide Augen zusammengekniffen dabei. Seine Atmung war auch sehr tief vor Schmerz. Es ging ihm offenbar überhaupt nicht gut. Inuart hatte das noch nicht gesehen, weil er etwas vor Nier stand. Aber Caim sah es genau. So das er fragte: „Was ist los Knirps?“ Obwohl das: „Knirps“ kam, fragte er sichtlich besorgt, so dass Inuart auch zu dem Weißhaarigen sah und ebenfalls entdeckte was los war. Er kam besorgt auf ihn zu und legte die rechte Hand auf die rechte Schulter des Kleinen, der erst nicht reagierte und noch immer schnaufte vor Schmerz und das Gesicht verzog. Er hatte offenbar schlimme Kopfweh. Auch er fragte noch mal was genau los wäre und bekam keine Antwort. Und da regte sich doch tatsächlich Caim und kam wieder schnell zu ihnen hinter. Er schob Inuart leicht zur Seite und stellte sich direkt vor den Jungen. Was den Anderen etwas verwirrte und dann tat es Caim Inuart fast gleich. Aber anstatt Nier sanft zu berühren packte er ihn einmal ganz kurz und kräftig an der linken Schulter. „Nier!“ Sprach er dabei laut und schaffte es mit dieser Kombination wirklich den Jungen aus seiner Trance zu holen und der sah ihn erschrocken und wie aus dem Schlaf gerissen an. Sein Kopf hämmerte noch immer und er fasste sich erneut weiter an die linke Schläfe, aber er war wieder ansprechbar. Er sah auch wie dicht ihm Caim gekommen war und sah zu ihm auf. Ihm wurde auch bewusst dass er seinen Namen gesagt hatte. Normalerweise nannte er ihn ja nicht bei seinem Namen. Wenn er das tat…dann war es aufrichtig und in ernsten Situationen. Dann sah er sich kurz etwas orientierungslos um, was seinem Gegenüber nicht entgangen war und er fragte: „Was ist los? Reiß dich gefälligst zusammen!“ Und da sah ihn der Weißhaarige wieder an und sprach fast atemlos: „Sie sind hier.“ Inuart und Caim sahen sich verwirrt an und dann wieder zu Nier. Sie sind hier? Inuart fragte sichtlich angespannt: „Wer ist hier?“ Er dachte an Legion oder andere Menschen. Alles ging ihm durch den Kopf. Und Nier sah zu ihm, wirkte schrecklich erschrocken und verängstigt von ein auf die andere Sekunde. Etwas stimmte nicht. Etwas stimmte so überhaupt nicht und das besorgte Caim. Dieser Junge wusste mehr als sie. Das war offensichtlich. Sie sollten sofort verschwinden. Und dann sprach Nier: „Ich weis nicht…Aber ich kann sie hören. In meinem Kopf…Sie sind so wütend, verwirrt und zornig…So viel Hass. Ich spüre welchen Hass sie in sich haben. Es sind so viele…Stimmen in meinem Kopf.“ Er schien plötzlich etwas zu wanken und Inuart hatte Sorge er müsste ihn auffangen. Caim ließ sich aber davon nicht abbringen und harkte aufgebracht und besorgt nach. Er sprach laut: „Von wem sprichst du?! Nier es ist wichtig da du dich jetzt…!“ Er wollte sagen: dass er sich zusammen reißen soll. Aber dazu kam er nicht denn etwas schnitt ihm die Worte ab. Brachte ihn dazu die Worte in seinem Hals stecken zu lassen und sich fast daran zu verschlucken. Er sah entsetzt den Jungen vor sich an, der ebenfalls erstarrt da stand und mit Schrecken in den Augen. Und sogar Inuart lief kreidebleich an…als sie alle das Geräusch hörten das durch die komplette untere Ebene des Krankenhauses fegte. Wie ein Donnern und Grollen. Dieses Geräusch, welches ein markerschütternder Schrei gewesen war. Er war erst sehr hoch. Es könnte eine Frau gewesen sein. Aber je länger dieser Schrei war umso tiefer und verzerrter wurde er und hörte sich nicht mehr nach einer Frau an. Es war so laut und unmenschlich, dass es sich anhörte als würde ein Monster an diesem Ort lauern. Als wären sie in die Höhle eines Drachen gelaufen. So erbarmungslos und laut dass sogar die Menschen konnten hören wie es voller Zorn hallte. Blutrünstig und bestialisch. Und kurz darauf Stille. Kalte und schneidende Stille. Worauf Caim an Nier vorbei sah. Sah über ihn hinweg und den langen und dunklen Gang hinab, der sich vor ihnen ausbreitete wie ein tiefer Schlund. Inuart sah auch dort hin, schlotterte…nur Nier traute sich nicht. Er hielt sich nicht mehr den Kopf. Die Schmerzen waren schlagartig verschwunden und es tat so gut. Es war gut wenn der Schmerz nachließ. Und dennoch fühlte er sich nicht besser. Dann konnten sie alle etwas hören. Es war das Geräusch von Metall das Riss und schrie, Beton der bröckelte als würde sich eine gewaltige Masse auf sie zu bewegen. Und Caim hob endlich die Taschenlampe und leuchtete den Gang hinab. Zuerst konnte niemand was sehen. Es war nur dieses schreckliche Geräusch, als würde sich der Teufel persönlich nähern. Es versetzte sie alle in Unruhe und Angst. Und es war nicht gelogen: Caim hatte Angst. Er hatte vor nichts Angst. Aber was auch immer da auf sie zukam…jagte ihm eine scheiß Angst ein. Noch nie hatte er etwas Ähnliches gehört. Es war ein Geräusch wie nicht von dieser Welt. Sein Herz schlug voller Aufregung und Adrenalin fing an ihn für den Sprung bereit zu halten. Inuart kam derweil leise und näher an Caim ran, flüsterte, noch immer den Blick erstarrt den Gang hinunter gebannt, zu ihm: „Was zum Teufel ist das…?“ Und Caim sprach ebenso zurück: „Wir hätten nie hier her kommen sollen…“ Er hätte sagen können: Ich habe es ja gesagt, aber was brachte das noch? Sie waren in der Scheiße drin und nun mussten sie lebendig da raus finden. Und was immer da auch in der Dunkelheit auf sie zukam…es hatte nicht Gutes im Sinn. Es konnte nichts Gutes im Sinn haben denn hörte sich genauso an. Und endlich traute sich Nier sich umzudrehen und alle starrten den Gang hinab. Und kurz bevor Caim vorschlagen wollte endlich zu verschwinden, tauchte auch schon etwas in ihre Sicht ein. Es kam am Ende des Gangs rechts um eine Ecke. Zuerst konnten sie es nicht deuten, da der Strahl von der Taschenlampe nicht sehr weit reichte und nach hinten hin schwächer wurde. Es nicht genug beleuchtete. Doch es war gewaltig. Das was um die Ecke lugte war gewaltig, zumindest nur dieser Teil. Es hing etwas über den Boden und sah auf die Entfernung aus wie ein Kopf. Ein länglicher Kopf, wie die Schnauze eines Krokodils. Im Schatten sah es so aus und lange Zähne waren zu sehen im offenen Maul. Doch als es sich dann zu ihnen wand. Noch ein Stück um die Ecke gekrochen kam…da sah die Lage ganz anders aus. Es rammte seine rechte, vordere Klaue in die Wand neben sich und zog sich teils um die Ecke. Es riss das Maul auf und zischte. Es klang wie ein tiefes Zischen einer Schlange. Und jede Atmung hörte sich auch so an. Bis die Taschenlampe es enthüllte, in all seiner grotesken Pracht. Das war kein Krokodil das man ausgesetzt hatte und es zu groß wurde, wie das in Amerika gern der Fall war…dass waren Menschen. Dieses Ding…Es hatte die Form eines Krokodilkopfes angenommen, aber er bestand aus Menschen. Menschen die eine Masse geformt hatten und man noch Teile von ihren Köpfen, Armen und anderen Gliedmaßen sehen konnte. Die Zähne waren Knochen, Rippenknochen der Menschen aus denen es entstanden war. Gott es mussten Unmengen in dem Geschwür stecken, die dieses Monster formten. Unmengen von geistlosen Kadavern die leise aus den Köpfen jammerten und sogar noch vereinzelt zuckten. Alles an dieser Kreatur war versschmolzen aus Menschen. Auch die Vorderbeine mit den Klauen. Es bestand nur aus Fasern, Muskeln und Knochen. Es hatte keine Augen und keine Nasenlöcher. Und dennoch gab es ihnen das Gefühl als könnte es sie genau sehen riechen. Und während sie noch immer einfach da standen, ihre Köpfe versuchten zu erkennen was sie da sahen, dachte Inuart wirklich er wäre in die Höhle eines Drachen gestolpert. Dieses Monsters vor ihnen, was man als Drachen sehen konnte mit viel Fantasie, kam immer näher. Und als es ihren Gang endlich komplett betreten hatte mit seiner Masse, einen schrecklichen Laut von sich gab als würden 100 Menschen aufschreien und daraus ein tiefes Heulen entstand, da wussten sie das sie die Beine in die Hand nehmen mussten und rennen! Und das tat Caim auch. Er war der Erste der sich losreißen konnte. Der dazu die Kraft hatte, im Gegensatz zu den Anderen. Er schubste Nier an und rief: „LAUFT!“ Und dann rannte er los. Riss alle mit seinen Worten aus ihrer Starre. Inuart rannte auch sofort los, zusammen mit Nier der sich ebenfalls endlich mit seinem Blick losreißen konnte. Aber er fühlte sich nicht wohl. Es ging ihm furchtbar und er hatte das Gefühl zu verbrennen. Er glühte innerlich. Aber es war anders. Es fühlte sich anders an als sonst. Die Schmerzen im Kopf waren wieder da. Caim wollte nicht wissen was das für ein Ding war. Alles was wichtig war war zu entkommen. Und so kam er als erster an der Schleuse nach draußen an und sah zu den Anderen. Er hielt das Gummi der Schleusentür auf und sprach: „Raus hier!“ Inuart bremste neben Caim ab. Doch anstatt raus zu rennen hielt er die rechte Schulter seines Freundes fest und sprach aufgebracht: „Wir können nicht einfach gehen!“ Caim kam sich vor wie im falschen Film. Er sah ihn an, als hätte ihn eine Schlange in den Hintern gebissen. Er sah ihn ungläubig an und fauchte: „Was?! Schwing deinen Arsch hier raus, oder ich helfe nach!“ Aber Inuart schüttelte den Kopf. Er hatte Angst, keine Frage, aber er konnte nicht einfach gehen. Es gab einen Grund dafür. Er zeigte hinter sich, ohne hinzusehen und sprach: „Wir können dieses Ding nicht einfach hierlassen!“ „WAS?! Bist du bescheuert?!“ „Caim ich meine es ernst! Wenn wir jetzt verschwinden sieht es genau wo wir hingehen! Es wird uns folgen und kommt dann raus an die Oberfläche! Wir lassen dieses Monster dann auf die Welt los!“ Auf die Welt los lassen?! Warum musste der Kerl immer so viel denken?! Caim fauchte zurück: „Ja und?! Ist das mein Problem?!“ „Es ist unser aller Problem!! Was ist wenn es eine Krankheit mit sich schlepp?! Ich meine sieh es dir doch an! Wer weis was es mit sich trägt!“ Caim musste kurz verzweifelt lachen bei der Aussage und wurde dann wieder ernst: „Heh, wovor hast du angst? Das es die Menschen verseuchen könnte?! Ich denke das ist in unserer aktuellen Lage der Menschheit nun auch scheiß egal!!“ Aber das war es nicht. Zumindest nicht nach dem was sich Inuart zusammengesponnen hatte. „Was ist wenn es ins Meer gerät?! Oder wenn es die Pflanzen und Tiere verseucht?! Es könnte unsere Nahrungsquellen vernichten! Wenn es unser ökologisches System bedroht haben wir ALLE ein Problem!!“ „Das kannst du nicht wissen!!“ „Ich will es aber auch nicht riskieren Caim!! Das könnte ne verdammte Biowaffe sein!!“ Und er hatte leider recht, so schwer es dem Braunhaarigen auch fiel das zu akzeptieren. Sie hatten etwas aufgeweckt was lieber im Tiefschlaf hätte bleiben sollen. Und er hätte normalerweise einfach alles überdacht und dann entschieden was für ihn das Beste wäre. Aber in der kurzen Zeit, in der das Monster immer näher kam und sich durch den Gang hinter ihnen zerrte, hatte er dafür einfach keine Zeit mehr. Er wusste wie schlimm das werden könnte wenn Inuart recht hatte. Wenn es die Erde verseuchte, dann waren die Legion das geringste Problem. Legion konnte man umgehen oder töten, eine verseuchte Erde oder einen Ozean mit Fischen nicht. Die Erde war ein verdammter Kreislauf und alles kam wieder, früher oder später, bei ihnen an. Also was hatte er für eine Wahl? Er spielte nicht gerne russisches Roulette mit seinem Leben. Und das tat er wenn er das Ding entkommen ließ. Aber wie sollten sie es töten?! Das Ding war fast so groß wie der verdammte Gang durch den es seinen Kadaver zerrte! Und es sah nicht nach einem normalen Lebewesen aus bei dem man das Herz oder die Lunge zerstörte und das Ding wäre gegessen! Verdammt hatte es überhaupt Organe?! Er wusste es nicht! Und so zögerte er kurz und sah hinter. Sah zu dem Wesen und dann wieder zu Inuart. Es fiel ihm schwer und er seufzte…Und schließlich nickte er. Und Inuart war froh darüber. So froh man sein konnte wenn man gegen ein Monster kämpfen musste das einen mit einem Happs verschlingen könnte. Er schloss die Schleuse schnell vor ihnen. Zog den Reißverschluss zu und sprach zu Caim: „Ich danke dir mein Freund.“ Ja ja so wie immer. „Danken kannst du mir wenn wir nicht sterben bei deiner bescheuerten Aktion!“ Sprach Caim und er sah sich um. Suchte nach einem anderen Weg. „Wir brauchen erst mal etwas Luft und einen Plan!“ Inuart zeigte schlagartig rechts von Caim den Gang entlang und sprach: „Da lang! Suchen wir einen Raum in dem wir uns verstecken können!“ Es war das Beste was sie erst mal tun konnten. Und so rannte der Orangehaarige auch schon los. Aber Caim blieb stehen kurz nach dem er losgesprintet war. Ihm fiel etwas auf…Wo war Nier? Und so drehte er sich um und sah hinter sich. Sah zu dem Gang wo sich noch immer das Monster durch zerrte und bedrohlich näher kam, wenn auch langsam. Es hatte offenbar keine Hinterbeine, deswegen zerrte es sich voran. Doch was ihn mehr schockierte war…das Nier einfach nur da stand. Er stand wenige Meter vor dem Gang und hinter ihm das Monster und starrte einfach nur geradeaus. Er starrte ins Nichts und regte sich nicht mehr. Caim sah ihn erschrocken an. Und war dann auch wieder sichtlich genervt. Nicht schon wieder! Nur ein verdammtes Mal! Er rannte zu dem Jungen hin und der stand einfach weiter da fühlte Feuer in sich. Nier brannte innerlich. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er hatte das Gefühl er würde ertrinken. Er bekam schlechter Luft und klappte dann auf die Knie. Fasste sich mit beiden Händen an den Kopf und verzog das Gesicht schmerzhaft. Krümmte sich zusammen vor Schmerz. Sein Kopf tat so weh. Er schmerzte so schrecklich. Diese Stimmen waren überall. Er konnte so viele Stimmen in seinem Kopf hören. Er hörte sie weinen und jammern, brüllen und fluchen, lachen und jubeln, es machte ihn wahnsinnig. Und sie kamen alle über ihn. Sie überrannten ihn wie eine Flutwelle und er drohte darin zu ertrinken. Und er wusste woher sie kamen…Sie kamen alle von dem Monster. Sie waren alle da drin. Er konnte jeden Menschen in dieser Masse hören. Jeden der dem zum Opfer fiel. Und es wurde ihm einfach zu viel. Seine Sicht fing an zu verschwimmen. Und noch bevor Caim bei ihm ankam brüllte er vor Schmerz und ließ sich kurz darauf erschöpft zu Seite fallen. Er brach zusammen. Seine Welt wurde schwarz und er verlor das Bewusstsein. Caim kam bei ihm an und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. Er fasste ihn und hob ich leicht an. Sah dass der Junge das Bewusstsein verloren hatte und rief darauf laut: „Nier! Nier!!“ Rüttelte ihn dabei, aber es war vergebens. Doch dann passierte etwas. Für den Bruchteil einer Sekunde, änderte sich das Bild vor seinen Augen. Das was er vor sich sah wurde ausgetauscht gegen etwas was er längst vergessen hatte. Etwas was er verdrängt hatte. Er sah Nier tot und blutig in seinen Armen liegen. Auf der grauen Straße draußen und dann war er wieder im Hier und Jetzt. Er blinzelte, schüttelte kurz den Kopf und er erinnerte sich. Das war wie in seinem Traum. Dieser Traum den er vor Tagen hatte. Dachte ihn bereits vergessen zu haben. Doch dafür war nun keine Zeit. Er riss sich zusammen und sah auf. Sah wie das Monster fast bei ihnen war und schon nach ihnen schnappte. Ein übler Gestank von Ammoniak und süßlicher Verwesung kam ihm entgegen. So packte er Nier und hob ihn auf die Arme. Kam danach hoch und rannte weg. Gerade noch rechtzeitig dass dieses Monster daneben schnappte. Wütend brüllte es hinter ihm her, als er ihm durch die Lappen ging. Doch Caim ließ sich nicht beirren und rannte weiter. Er bog in den Gang in den Inuart verschwunden war und sah diesen auch ganz weit hinten am Ende in Türen sehen. Er schien was gefunden zu haben und winkte ihn herbei. Rief: „Hier hinten! Ich hab was!“ Das Heulen hinter Caim wurde immer wütender und lauter und peitschte ihn noch mehr an schneller zu rennen. Und so kam er in Rekordzeit mit Nier in den Armen bei Inuart an und rannte in den Raum, dessen Tür sein Freund offen hielt, rein. Und dann kam Inuart auch rein. Er schlug die Tür zu und verriegelte sie manuell von innen. Nutzte dafür das Codeschloss direkt rechts oben neben der Tür und gab eine vierstellige Kombination ein. Woher er die wusste? Keine Ahnung. Aber er hielt einen Zettel dabei in der Hand. Vielleicht hatte er diesen daneben gefunden. Caim hatte keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Die elektrische Tür gab ein schließendes Geräusch und Caim sah verwirrt zu Inuart, fragte: „Wie ist das…?“ „Notfallgeneratoren im Operation- und Laborbereich sind normal. Auch wenn das Licht nicht mehr geht so sind alle anderen Dinge separat vom Hauptgenerator angeschlossen!“ Was stimmte. Wenn es einen Stromausfall gab sollte das so sein das alle Patienten noch versorgt werden können und Kühlschränke mit Blutspenden und anderen Dinge auch weiter gekühlt bleiben. Also funktionierten auch noch die Türen, denn das gehörte auch zur Sicherheit. Clever. Inuart hatte das bedacht und wusste Bescheid. Er war in der Hinsicht sehr wertvoll. Hatte mal in einem Krankenhaus geholfen bevor alles den Bach runter ging. Daher wusste er solche Dinge. Inuart warf dann einen Operationstisch um und benutzte ihn als Versteck. Er war breit und sie konnten sich beide dahinter verstecken. So setzte er sich dahinter und nahm seinen Rucksack vor sich zwischen die Beine und Caim kam neben ihm mit Nier in den Armen ebenfalls in Deckung. Der Orangehaarige nahm dem Jungen den Rucksack ab, damit er besser liegen konnte. Dann drückte Caim den Jungen an sich. Er machte das instinktiv. Und sah dann nach hinten. Lauschte ob das Monster näher kam. Sie mussten nun absolut still sein. Sie wussten nichts über dieses Wesen. Konnte es riechen? Oder hören? Wie nahm es sie überhaupt wahr? Inuart sah dann zu Nier und fasste ihm besorgt an die Stirn. Wann war er zusammengebrochen? Der Junge atmete aber normal, doch war er unglaublich heiß. Er glühte. Das war überhaupt nicht gut. War er krank? So schlagartig? Das konnte er sich nicht vorstellen. Also was war los? So sah er zu Caim, der den Jungen noch immer an sich gedrückt hatte und fragte: „Warum ist er…?“ Aber Caim zischte ihn an, als Geste still zu bleiben und sie lauschten beide. Sie konnten es nicht sehen, weil sie in Deckung waren, aber sie konnten es hören. Konnten hören wie sich das Monster immer weiter von ihnen entfernte und es leiser wurde. Es war egal wohin, aber Hauptsache erst mal weg. Und als nichts mehr zu hören war entspannten sie sich auch alle etwas und Inuart kam vor Caim. Er kniete und fühlte Nier seinen Puls. Checkte ihn ab. „Sein Puls ist okay. Aber seine Körpertemperatur ist erhöht.“ Caim sah ihn an. „Liegt vielleicht daran dass er ein Drache ist und Feuer spucken kann.“ „Ja vielleicht…Was ist passiert?“ Caim zuckte mit den Schultern. „Ich hab keine Ahnung. Als du losgerannt bist stand er einfach nur da und starrte ins Nichts. Er wirkte als hätte ihn der Schlag getroffen und dann klappte er auch schon auf die Knie und hielt sich erneut den Kopf. Kurz darauf war er auch schon bewusstlos.“ Inuart sah fragend zu Nier runter. „Er hielt sich wieder den Kopf? Dann hat das vielleicht was mit dem zu tun was er vorhin gesagt hatte. Also das er meinte Stimmen hören zu können…Meinst du er konnte die Menschen in dem Monster hören?“ Es war nur ein Verdacht von Inuart, mit dem er aber voll ins Schwarze getroffen hatte. Es aber zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste. Caim zuckte darauf nur. „Und selbst wenn er den Allmächtigen selbst in dem Ding gehört hat, es ist mir scheiß egal! Wenn ich ihm nicht mal wieder geholfen hätte wäre er jetzt tot! Sieh also zu das du ihm hilfst damit er nicht noch mal so ne Scheiße abzieht!“ Sieh also zu das du ihm hilfst…Inuart sah ihn muffig an. „Entschuldige mal ich bin kein Hexer! Und ich bin auch kein Arzt! Und erst recht nicht ein Drachenarzt! Ich habe keine Ahnung wie sein Körper überhaupt funktioniert! Wenn ich ihm Tabletten gebe weis ich nicht wie er darauf reagiert! Vielleicht töten sie einen Menschen nicht, aber ich habe keine Ahnung wie sie auf ihn wirken könnten! Das ist nicht so einfach!“ Caim schüttelte sichtlich genervt den Kopf. Sowas hörte er überhaupt nicht gern. „Meine Güte dann schmier ihm halt Wick VapoRub oder so auf die Brust, aber tu was!“ Inuart verzog die eine Augenbraue genervt hoch und sprach: „Wirklich? Man merkt das du keine Ahnung von Medizin hast.“ Und es war Caim auch sonderlich egal. Er war der Mann fürs Kämpfen und nicht die Krankenschwester. Dafür war sein Freund zuständig. Und während Inuart erneut Nier seine Stirn berührte, um die Temperatur abzuschätzen, sah Caim wieder hinter sich zu dem umgefallenen Tisch und sprach: „Was verdammt noch mal war das gewesen?“ Inuart zog die Hand von Nier und kramte dann einen Lappen aus seinem Rucksack. Er machte ihn mit Wasser aus seiner Trinkflasche nass und legte ihn auf die Stirn des Jungen. Kühlte sie damit. Dann sprach er in Gedanken: „Keine Ahnung…Auf den ersten Blick würde ich sagen es sah wie ein Amalgam aus.“ Caim sah zu ihm und fragte: „Und jetzt bitte noch mal dass ich es verstehe. Ein was?“ Inuart sah wieder zu ihm und von Nier weg. Er seufzte. „Du hast echt gepennt in der Schule, was? Als Amalgam werden im weiteren Sinne nicht umkehrbare Vermischungen anderer Stoffe bezeichnet. Meist die Legierung mehrerer Metalle. Im übertragenen Sinne werden als Amalgam auch Mischungen unterschiedlicher Begriffe, Ideen, Kulturen oder Traditionen bezeichnet. Also wenn sich etwas vermischt was dann nicht mehr zu trennen ist. Das kann man hier auch ganz gut auf dieses Wesen übertragen.“ Also eine Mischung aus mehreren Menschen die nicht mehr zu trennen waren. Caim schüttelte den Kopf. „Du bist ein wandelndes Lexikon der Merkwürdigkeiten.“ „Nein, ich habe einfach nur in Chemie aufgepasst…Das war auf jeden Fall das Erste was ich sah, als dieses Ding um die Ecke kam und deine Taschenlampe es enthüllte. Es wirkte als wären mehrere Menschen darin verwachsen. Als hätte ihre Mischung ein neues Wesen geformt…“ Ja kein Scheiß. „Wie ist sowas möglich Inuart? Das Ding ist definitiv kein Legion.“ „Nein ist es nicht. Ich habe keine Ahnung wie sowas sein kann. Aber jetzt erklärt sich auch der Ammoniakgeruch hier unten und warum er so stark ausgeprägt ist. Dieses Ding ist ein Lebewesen Caim.“ „Heh, ja so will es sich gern nennen.“ Und dann regte sich Nier plötzlich unter ihnen und beide sahen zu ihm. Er grummelte und verzog das Gesicht schmerzhaft. Und endlich öffnete er die Augen. Er musste einige Male blinzeln, bis er wieder klar sah, aber dann sah er auch schon in das Gesicht von zwei Männern die einfach die größten Idioten für ihn waren. Seit er sie kannte gab es nur Probleme. Inuart lächelte ihn aber auch gleich freundlich an und sprach: „Schön dass du wieder da bist. Geht es dir besser?“ Nier fasste sich mit der rechten Hand an die Stirn und nahm den nassen Lappen runter. „Besser“ war ein Wort das zu sehr an die große Glocke gehängt wurde. Er sprach etwas muffig und mit kurz geschlossenen Augen: „Ich fühle mich als hatte mich eine Herde Kühe überrannt.“ Das Dröhnen war aber besser geworden und er öffnete wieder die Augen. Sah zu Caim und bemerkte plötzlich…dass dieser ihn auf seinem Schoß und noch immer in den Armen hatte. Als hätte man ihm eine geknallt war er schlagartig wach und setzte sich schnell aufrecht. Drückte sich von Caim weg und sprach muffig und etwas beschämt: „Lass mich los!“ Caim ließ auch sofort ohne Kommentar los und Nier fiel neben ihm auf den kalten Boden mit einem Ruck. „Nichts lieber als das.“ Sprach er locker und kam endlich wieder auf die Beine. Nier sah ihn sauer an und rieb sich kurz am Hinterkopf, den er sich am Boden angehauen hatte wegen der Aktion und schwieg dann. Wie peinlich. Wie war er in seine Arme gelangt? Er hatte nach dem Flur einen Blackout gehabt und konnte sich an nichts mehr erinnern. Und während er da saß und sich den Hinterkopf rieb fiel ihm etwas auf…er roch nach ihm. Caim sein Geruch haftete plötzlich etwas an ihm. Was durch die Nähe entstanden war. Und zu seinem Entsetzten…roch er angenehm. Inuart sah von Caim zu Nier und fragte noch mal: „Geht es dir wirklich gut? Caim sagte du bist schlagartig zusammengebrochen. Willst du uns erklären was los ist?“ Nier sah zu ihm. Erklären…Was sollte er erklären? Er wusste selber nicht was los war. Mal wieder. Also sagte er einfach was er wusste: „Mir geht es viel besser. Aber je näher mir dieses Ding kam, umso mehr fühlte ich mich schlecht. Ich erinnere mich nur noch daran dass ich viele Stimmen hören konnte. Ich glaube…sie kamen aus diesem Ding. Aber ich konnte nicht genau hören was sie sagten. Es war alles so durcheinander und so viele. Einige wahnsinnig und andere traurig…Warum konnte ich sie hören? Habt ihr nichts gehört?“ Damit bestätigte sich schon einmal der Verdacht von Inuart. Also konnte Nier wirklich was hören. Aber wieso? Er schüttelte auf den letzten Satz des Jungen den Kopf. „Wir haben nichts gehört. Das ist interessant…“ Und während Inuart sich in interessanten Überlegungen verlor, stand für Caim nur eine Sache fest: dieses Ding war mehr als das was es zu sein scheint. Und es war gefährlich. Offensichtlich. Aber wenn Nier wirklich etwas darin hören konnte, dann stimmte etwas ganz gewaltig nicht. Vor allem da es keinen anderen in dem Raum betraf. Doch was konnte das nur sein? Und da sie sich jetzt dafür entschieden hatten das Ding zu töten, mussten sie nur noch herausfinden wie man es töten konnte. Mit ihren Waffen war das allerdings zum Scheitern verurteilt. Und während er so darüber nachdachte, sah Nier auf seine Hände vor sich. Er saß im Schneidersitz und starrte sie einfach nur an. Die ganzen Schreie und Worte, die er im Monster gehört hatte, hallten noch in seinem Schädel. Er konnte alles Mögliche hören. Durcheinander und verwirrt. Aber eines traf ihn ganz besonders. Etwas von dem er das Gefühl hatte ER wurde damit angesprochen. Das es ihm galt…Und das war das Wort:...MAMA. Kapitel 8: Reckless Bravery --------------------------- Purpur leuchtet der Himmel wie ein Traum. Die Lieder die wir gemeinsam sangen, waren so sanft wie eine Brise. Endlose Felder waren unsere Heimat und ich sehne mich nach jenen Tagen. Ich rufe diese Gebete in den Himmel, sehe dein Gesicht vor mir und alles wird schwer. Trage diese Erinnerungen in mir. Gedanken einer Seele durch Liebe gefärbt. Sieh wie mir Flügel wachsen, ich hoch fliege und das Leid unter mir stirbt. Dabei brenne ich in einem Becken aus Feuer und werde von Ihnen beobachtet. Beobachtet wie ich in Ihrem gnadenlosen und purpurnen Himmel tanze. Schaue so tief in die Dunkelheit dabei. Dort drinnen finde ich die Zerstörung die ich suche. Was ich vor mir sehe ist der Abgrund einer weitentfernten Vergangenheit. Was ich vor mir sehe sind diese unheimlichen, schrecklichen kalten Augen. Was ich vor mir sehe ist ein Traum von einem sanft geweckten Lamm. Der Raum zwischen Geräuschen ist ein Riss. Niemand erreicht meine Haut und darf diese berühren. Dieser Raum zwischen Geräuschen ist ein Riss aus blutroten Narben. Wenn ich bete werde ich zu heiß zum berühren. Wenn ich schreie entreißt es mir meine Stimme. Wenn ich lebe erwecke ich damit einen verzerrten und verrückten Tanz. Ich werfe meine Traurigkeit davon und verliere mein Herz. Vergewaltige damit meine Gedanken. Wenn ich nur weiterschreiten könnte, würde alles gut werden. Aber was ich trage. Dieser Herzschlag. Er ist anders. Ich möchte nur Stille. Wo ist mein Schutz? Wo ist mein Feuer? Wo ist mein Herzschlag geblieben? Diese Stille…gehört allein mir. Wie lange waren sie jetzt schon allein in der Stille? Vielleicht seit einigen Minuten, aber es fühlte sich inzwischen an wie Stunden. In der Dunkelheit des Untergeschosses machte das keinen Unterschied mehr. Es glitt an einem vorbei und es war auch nicht mehr von Bedeutung. Zeit war kein Faktor mehr in der Situation. Die Geräusche und das Fauchen des Monsters waren bereits verschwunden und gaben somit den Weg frei etwas zu tun und zu handeln. Etwas gegen dieses Monster zu tun, welches für sie persönlich aus dem Abgrund der Hölle gekrochen kam um sie zu besuchen. Zumindest sah es körperlich so aus als würde es aus der Hölle kommen. Solch ein Wesen konnte einfach nicht existieren und dennoch tat es das. Und so langsam kam sich Caim vor als müsste er alles was er über seine Realität wusste aus dem Fenster kippen und einfach vergessen. Und er meinte so wirklich: ALLES. Es fing vor Jahren mit dieser Krankheit an, die wie aus dem Nichts gekommen war und Menschen in untote Killermaschinen verwandelte. Bald darauf brach weltweit Krieg aus. Er war überall und man konnte ihm nicht entkommen. Menschen gegen Legion und Menschen gegen Menschen. Und am Ende lebten sie in einer Postapokalypse wo es keinerlei Dinge mehr gab die sich an menschliche Gesetzte hielten. Und als wäre dies nicht genug gewesen, tauchte Jahre danach auch noch plötzlich ein Junge auf der sich in einen verdammten Drachen verwandeln konnte und warf damit noch mehr seine Realität aus dem Fenster. Und nun waren sie in einem Krankenhaus und trafen auf ein Monster das allen biologisch entdeckten Gesetzen der Menschen und der Natur einen Strich durch die Rechnung machte und einfach existierte, obwohl das nicht sein konnte. Es konnte nicht sein das Menschen miteinander verschmolzen und sich daraus eine neue Lebensform bildete! Sowas gab es nicht! Und dennoch lauerte genau solch ein Wesen draußen vor der Tür des Labors und zerrte sich jämmerlich und voller Zorn durch die Gänge der dunklen Quarantänestation. Das konnte alles nur ein Scherz sein. Ein verdammt übler Scherz. Und Caim fragte sich zwei Dinge dabei: Wann wache ich auf? Und: Wann war ich in den Kaninchenbau aus Alice im Wunderland gefallen? Und er hatte das Gefühl das es immer tiefer ging je weiter er schritt. Also immer schön weiter in das Kaninchenloch hinein…Ab wann ergab diese Welt keinen Sinn mehr? Wann fing das an? Aber das wusste er genau und konnte sich das selber beantworten…Seit dem Moment wo die Seuche anfing zu wüten…Oder? Ihm schossen diese Gedanken durch den Kopf während er neben der noch immer verriegelten Labor-Tür stand und sich dort an die Wand lehnte. Mit verschränkten Armen vor sich auf den Boden sah und sich in seinen Gedanken verlor. Er lauschte aber dennoch nach draußen. Es war sehr still geworden und er konnte dieses Monster auch nicht mehr hören. Entweder war es zu weit weg, oder es saß irgendwo und lauerte. Oder schlief im besten Fall. Aber konnte sowas überhaupt schlafen? Er hatte keine Ahnung. Konnte dazu nur spekulieren. Nier saß derweil auf einer Kante von Labortischen, die an den Seiten des Raumes waren und sah zu Inuart neben sich runter. Sah ihm aufmerksam dabei zu was er machte. Seit die Luft etwas reiner wurde hatte der Orangehaarige sich zur Aufgabe gemacht herauszufinden was eigentlich vor sich ging. Obwohl er noch immer den Horror in seinen Gliedmaßen spüren konnte, so hatte er auch eine gewisse Faszination an dieser Kreatur gefunden. Und die meiste Frage die er sich stellte war: Wie war sowas möglich? Noch nie hatte er etwas im Ansatz ähnliches gesehen oder davon gehört. Sicher gab es das Phänomen der siamesischen Zwillinge. Wo zwei Körper in einen verwachsen waren. Aber das war etwas was vor der Geburt und im Entwicklungsstadium der Kinder passierte. Also im Mutterleib. Was zu schrecklichen Entstellungen führte. Oder es gab den Fall das ein Zwilling seinen anderen genetisch im Mutterleib absorbierte und damit zwei genetische Stränge haben könnte. So einen Fall gab es mal in Amerika und das war sicherlich kein Einzelner. Die Frau bekam zwei Kinder und keines ihrer Kinder hatte ihr Erbgut. Sie hatten das Erbgut ihrer absorbierten Zwillingsschwester, von der sie überhaupt nichts wussten. Und das führte dazu dass die Eierstöcke das Erbgut der Schwester hatten und nicht ihres. Diese Frau war eine genetische Chimäre. Aber das da draußen im Gang war etwas völlig anderes. Eine andere Art von Chimäre. Konnte es sein? Konnte es sein das Caim recht behalten würde und hier an Menschen experimentiert wurde? Es wäre schrecklich das zu erfahren…aber inzwischen auch nicht mehr von der Hand zu weisen. So hatte er sich in allen möglichen Patientenakten verloren und suchte nach Laborberichten die vielleicht halfen etwas Licht in die Sache zu bringen. Doch bisher war das ohne großen Erfolg gekrönt. Oder mehr: es war vieles niedergeschrieben worden und er sah bisher kein Muster oder was wichtiges darin. Etwas was Sinn ergab. So fand er viele Akten in denen dokumentiert wurde wie es den Patienten ging bevor sie starben. Viele Tode davon konnten auf eine Infektion von Legion zurückgeführt werden. Hunger, Blässe, Schwindel und dann Aggressivität. Das waren die Folgen eines Bisses. Aber wichtiger und neu war: meist wiesen diese Menschen auch eine Veränderung im Blut auf, was Inuart bisher als einziges sehr interessant fand. Es schien als würde sich eine Art von Bluthochdruck und ein schnellerer Puls kurz vor der Verwandlung bemerkbar machen und dann krachte das Immunsystem zusammen. Der ganze Körper fuhr schlagartig runter, wie bei einer Herzattacke, nur viel schneller und hörte dann auf zu arbeiten. Und es dauerte unterschiedlich lang, aber schließlich kamen sie alle als Legion zurück. Und so wie es den Anschein hatte besaßen sie nicht nur keinen Puls mehr, sondern auch kein richtiges Blut. Es sah danach aus und roch auch danach, aber die Konzentration und Zusammensetzung war vollkommen anders. Wie in einem Film mit Zombies. Und was besonders auffiel: Es bestand zusätzlich aus einem unbekannten Element das sie in den Akten „Maso“ tauften. Und keiner konnte sich erklären was es war und wie der Körper es bildete. Das Blut der Legion war dunkler und neigte beim Trocknen dazu schwarz zu werden. Das hatten sie selber auch schon bei Legion gesehen. Maso war offenbar ansteckend. Weshalb ein Biss des Infizierten und Blut dieser Kreaturen einen krank machte. Doch erst nach der Verwandlung schien es ansteckend zu werden. Aber was war Maso genau? Woher kam es und wie produzierte es der Körper? Er war kein Arzt oder Wissenschaftler, aber da er selber etwas in einer Klinik gearbeitet hatte verstand er zumindest die Basis davon. Und sein Wissensdurst wurde angeregt wenn er sowas las. Nier sah weiterhin zu ihm runter. Da eine lange Zeit nichts passiert war und er sich auch wieder besser fühlte, dachte er vielleicht mal fragen zu müssen wie es weiter geht. Es half natürlich auch dass die Schmerzen in seinem Kopf besser wurden und fast nicht mehr da waren. Nur noch ein leichtes Summen und ein kleiner Druck waren übrig. Und so fragte er: „Was machst du da eigentlich?“ Als diese Frage fiel, sah der Ältere wieder von der Akte auf und kurz zu Nier rüber. Es war aber nicht sonderlich lange und dann sah er wieder vor sich auf die sauber vor ihn gelegten Akten von Patienten. Wie sollte er das erklären? Am besten ehrlich und was er selber verstand. Und so fing er an: „Ich suche nach einer Lösung. Ich denke wenn wir wissen womit wir es zu tun haben, dann können wir auch dagegen vorgehen…Ich habe hier etwas Interessantes herausgefunden.“ Er hob eine Akte hoch und drehte sich mit ihr um, lehnte sich dann mit seinem Hintern gegen den Tisch auf dem auch Nier saß. Caim spitze für eine Sekunde die Ohren deswegen und sah sogar zu ihnen rüber. War gespannt was das sein könnte. Er war froh über jede Antwort die Sinn ergab in dieser Welt des Chaos. Und dann fing Inuart an: „Ich hab mir so meine Gedanken gemacht und dachte ich fange an in den Akten der Patienten zu suchen die hier zuletzt behandelt wurden. Ich kann nicht sagen ob es alle sind, aber von denen die ich habe waren interessante Punkte herauszubekommen. So habe ich auf die Datierung dieser Akten geachtet und mir viel auf das alle einige Wochen nach dem Ausbruch von White Chlorination in unserer Bevölkerung eingeliefert wurden.“ Er sah auf die Akte vor sich. Es war die Liste der kompletten Patienten aus der Woche von der er gerade sprach. Und es war wirklich auffällig. Sicher war die Seuche bis dahin noch nicht richtig erforscht oder gemeldet. Immerhin fing es gerade erst an. Er ging die Akte weiter durch während er sprach: „Diese Patienten wurden mit unterschiedlichsten Problemen eingeliefert. Erst mal nichts Ungewöhnliches. Einige wegen Verstauchungen und andere mussten operiert werden. Zu dem Zeitpunkt war das mit der Seuche noch nicht so schlimm gewesen. Wahrscheinlich lagen viele mit der Krankheit noch oben bei den anderen Patienten und keiner wusste genau was eigentlich los war. Wie auch immer: Diese Patienten wurden eben hier untergebracht und dann sogar teils stationär hier unten gehalten und behandelt. Aber eine Sache fand ich sehr auffällig…“ Caim sah ihn weiter an und fragte: „Und das wäre?“ Inuart sah zu ihm. Und das was er gleich sagen würde, hatte ihn wirklich verdutzt. „Sie hatten alle die gleiche Blutgruppe. Was kein Zufall sein kann, denke ich.“ „Ja und? Was ist jetzt daran so besonders?“ Da hatte Caim recht, aber er hatte nicht das gesehen was sein Freund auf dieser Liste entdeckt hatte. Inuart sprach: „Wäre es auch wahrscheinlich nicht…wenn sie nicht alle AB gehabt hätten.“ Und da wurde auch sein bester Freund etwas hellhöriger. Alle hatten AB? Das klang allerdings schon sehr auffällig. Es war nicht ungewöhnlich das viele Menschen dieselbe Blutgruppe hatten, aber wenn sie alle AB besaßen, was die seltenste Blutgruppe war, dann stach das besonders hervor. Das konnte kein Zufall sein. So kam er näher und stellte sich neben Inuart, nahm ihm die Liste ab und las noch mal selber drüber. Nicht das er ihm nicht vertraute, aber er musste es einfach selber sehen. Und es stand wirklich da: Alle hatten AB als Blutgruppe. Was zum Teufel? Er sah dann zu Inuart rüber und sprach: „Okay…das ist wirklich auffällig.“ Nier aber verstand nichts davon und musste sich nun einschalten: „Warum ist das auffällig?“ Caim sah zu ihm und übernahm Inuart seinen Job. Er erklärte es Nier so gut wie er das mit seinem Halbwissen konnte: „Weil das eine verdammt seltene Blutgruppe ist.“ Und das war auch schon alles was er an Wissen dazu hatte. Doch Inuart schaltete sich dennoch nochmal zusätzlich ein: „Die Blutgruppe AB ist in einer Bevölkerung der unseren maximal mit fünf Prozent vertreten. Das ist nicht gerade viel wenn man es mit Blutgruppe 0 von 43 Prozent und A mit 41 Prozent vergleicht. Was uns so stutzig macht ist einfach die Tatsache: das in einem Vorkommen von maximal fünf Prozent in der Bevölkerung dennoch so viele Patienten hier ankamen die genau diese Blutgruppe hatten und alle hier unten aufbewahrt wurden. Das kann kein Zufall sein. Zumindest glaube ich nicht daran.“ Okay dem konnte der Weißhaarige folgen. Das war wirklich sehr auffällig. Er meinte: Wie viel Glück musste man haben um so viele Menschen mit dieser seltenen Blutgruppe an einen Ort zu bekommen? Sie quasi hier zu lagern? Nein, da glaubte Nier auch nicht mehr an einen Zufall. Er runzelte die Stirn und antwortete dann: „Aber wie ist sowas möglich? Haben die hier bewusst nach Menschen mit dieser Blutgruppe gesucht?“ Und da sprach der Kleine endlich mal Caim seine Sprache. Die Sprache der Verschwörung. Der war sich nämlich absolut sicher dass das der Fall sein musste. Er verschränkte die Arme und sah Inuart an, der wieder zu überlegen schien und dabei auf die Liste sah die er Caim wieder abgenommen hatte. Wo war die Verbindung? Es musste eine geben. Und er war sich sicher dass es ihnen weiterhelfen könnte zu verstehen. Verstehen was hier los war. Während er so weiter die Liste auf und ab ging…fiel ihm plötzlich was auf. Es traf ihn plötzlich wie ein Schlag. Aber ja! Wie konnte er das nur übersehenen haben? Er sah leicht erschrocken drein und sprach: „Moment mal…kann das sein?“ Er sah hinter sich auf den Tisch und zu den Patienten-Akten. Das konnte nicht sein…oder? Und dann wand er sich um und legte die Akte neben die Unterlagen vor sich hin. Fing wieder an in den Unterlagen zu blättern. Es waren die Laborberichte. Nier und Caim sahen ihm zu, bis der Braunhaarige fragte: „Was? Was kann sein? Hast du was entdeckt?“ „Vielleicht.“ Sprach Inuart und suchte weiter in den Berichten und blätterte wild darin rum. Caim wusste allerdings nicht was das sollte. Und eine Frage stellte sich ihm zu dem ganzen Thema ohnehin: „Und selbst wenn du was Interessantes gefunden haben solltest: Hilft uns das bei dem Monster weiter?“ Das war die entscheidende und berechtige Frage die gestellt wurde. Es konnte ihnen doch egal sein was die mit Patienten der Gruppe AB vor gehabt hatten. Vielleicht wollten die sich ne illegale Blutbank aufbauen, oder Spender finden für Reiche. Aber wenn es was mit dem Monster zu tun haben sollte dann wäre das ein anderes Thema… Und da tippte Inuart plötzlich fest auf den Bericht vor sich und sagte etwas lauter: „Das gibt es doch nicht!“ Nier und Caim haben sich beide kurz durch sein Verhalten erschreckt, aber waren natürlich sofort bei ihm als er den Satz rausgehauen hatte. Sahen ihn interessiert an und warteten darauf dass er sie aufklären würde, was er dann auch noch tat. Er sah abwechselnd zu ihnen und blieb dann final auf Caim hängen, sprach: „Ich gebe es nur ungern zu Caim…aber ich glaube du hattest recht.“ Der Braunhaarige sah ihn etwas verdutzt an dabei. Mal abgesehen davon dass er sich etwas angegriffen fühlte. Inuart stellte es ja so hin als würde er NIE recht haben. Dabei hatte Caim allein in den letzten Tag oft recht gehabt. Das kratzte schon etwas an ihm. Er schob es aber erstmal beiseite und sprach: „Was? Womit? Spuck es endlich aus!“ „Mit dem was du vor einigen Stunden gesagt hattest. Du hattest den schlimmen Gedanken gesponnen: dass die hier vielleicht mit Menschen experimentiert haben könnten. Und wenn ich das so sehe…dann ist das wahrscheinlich der Fall gewesen.“ Jetzt kamen sie der Sache doch näher. Auch wenn Caim nicht ganz mochte in welche Richtung es ging. Er hatte da sogar gehofft sich zu irren. Nur in diesem Fall. Inuart zeigte wieder auf den Bericht vor sich und sah auch auf diesen runter. „Einige Tage, bevor diese Patienten hier ankamen, wurde dem Krankenhaus eine unbekannte Blutprobe zugestellt. Kein Absender ist verzeichnet. Was komisch ist denn eigentlich muss man das machen. Sie hatten diese analysiert und auf Grund dessen nach Patienten Ausschau gehalten die genau dieselbe Blutgruppe aufwiesen wie das was ihnen vorher geschickt wurde. Und das war Blutgruppe AB.“ Wieder AB… „Warum nennst du es eine unbekannte Blutprobe?“ Fragte Caim verdutzt. „Wie gesagt: Weil sie nicht wussten woher die Probe kam. Es steht hier nicht verzeichnet wer der Spender war oder woher sie kam. Oder vielleicht wollte keiner dass man das erfährt…Ich weis nicht ob du das wusstest, aber wenn man Blut spendet muss man genau darauf achten das die Blutgruppen zueinanderpassen. Sicher gibt es bei einigen die Möglichkeit etwas zu kreuzen, aber in der Regel sollten die Blutgruppen passen. Das hat was mit dem Aufbau um die Blutplättchen ect. zu tun, damit sie sich nicht abstoßen oder als feindlich erkannt werden und eine Abwehrreaktion entstehen könnte. Organspenden funktionieren auch so.“ Oh mann. Das war ja wie im Biologierunterricht. So das Caim den Kopf schüttelte und dann etwas genervter fragte: „Worauf willst du jetzt genau hinaus? Geb mir hier keinen Unterricht in Biologie und sag mir was los ist!“ Inuart reichte ihm sofort eine Akte rüber. Nur eine. Und sein gegenüber nahm diese an und sah hinein. Blätterte darin herum Es war die Akte eines jungen Mädchens, gerade mal 12 Jahre alt. Sie war wegen einer Magenverstimmung eingeliefert worden. Zumindest stand es so in der Akte. Nichts Auffälliges. Doch dann sah er noch etwas im Anhang und er starrte länger drauf. Das war…Er verstand…Und Inuart sah Caim im Gesicht an dass es offenbar auch geklickt hatte und wusste worauf er hinaus wollte. So sah er erwartungsvoll seinen besten Freund an und der dann von der Akte auf, sprach dabei etwas erleuchtet: „…Ihr Name war Louise…Sie wartete nebenbei auf eine Blutspende. Sie hatte Leukämie.“ Inuart nickte und sprach: „Normalerweise spendet man von der Familie Blut bei Leukämie. Einfach weil die Wahrscheinlichkeit höher ist das die Gruppen passen und es weniger Abstoßungen geben könnte, eben weil es innerhalb der Familie ist. Wenn allerdings kein Verwandter passt zum spenden, oder mehr lebt, dann versucht man da anders heranzukommen. Und dann habe ich hier diesen Laborbericht zu der unbekannten Blutprobe, von der keiner wusste woher sie kam.“ Er hielt sie hoch und zeigte sie allen. „Sie haben mit dem gesammelten Blut von anderen Menschen experimentiert. Sie mit der unbekannten Blutprobe AB kombiniert. Daraus haben sie einen Trunk erstellt und diesen dann an das Mädchen mit Leukämie gespendet.“ Nier sah ihm verwirrt in den Rücken. Blut mischen? Ein Mädchen das sehr krank gewesen war? Er verstand nur die Hälfte von dem was sie sagten, aber zu dem was er verstand fragte er dann: „Warum sollten sie sowas tun?“ Inuart sah zu ihm hinter. Aber Caim gab die Antwort die mehr als offensichtlich war: „…Weil sie Menschen sind und einfach experimentiert haben…Sie haben Blut von anderen Menschen derselben Blutgruppe gesammelt. Wahrscheinlich haben sie sie noch überzeugt Blut zu spenden, nachdem sie hier eingeliefert wurden. Dieses Blut haben sie dann mit der Probe der unbekannten Blutprobe vermischt um sie zu strecken…Weist du was an der Probe anders war?“ Er stellte diese Frage an Inuart der dann wieder zu ihm sah und mit dem Laborbericht etwas wedelte. „Zuerst habe ich es nicht verstanden. Aber dann ging mir ein Licht auf. Diese Probe kam eine Woche vorher rein bevor sie anfingen Blutproben von Spendern derselben Gruppe zu sammeln. Also hatten sie eine Woche lang zeit die Probe zu analysieren. Ich bin nicht der Profi im Lesen von Laborwerten und Unterlagen, aber in dieser konnte ich zumindest sehen dass sie abnorme hohe Werte bestimmter Enzyme hatte und das sie nicht über dasselbe Enzym verfügte wie alle anderen Blutproben mit der sie verglichen wurde. Alle anderen Blutproben hatten ein unbekanntes Enzym in sich was die Laboranten noch nie zuvor gesehen hatten. Und es schien sich im Krankenhaus zu häufen…Egal welcher Patient auch kam, oder Mitarbeiter…sie hatten alle dieses Enzym im Blut. Welches sie später Maso tauften. Und diese Menschen waren wohlgemerkt nicht krank. Sie hatten einfach eine neue Mutation im Blut und keiner wusste woher die kam. Und nach einer Woche…hatten es alle im Krankenhaus.“ Das klang unheimlich. „Haben sie sich mit White Chlorination angesteckt?“ Fragte Caim gezielt aber Inuart schüttelte den Kopf. „Nein. Wie gesagt: keiner war krank. Es war einfach als…als würde die Menschheit mutieren. Zumindest steht das in diesem Bericht so. Dieses Enzym bildete sich automatisch in Menschen, denn keiner konnte sich daran erinnern gebissen worden zu sein, oder das er mal krank war. Es war einfach da. Und es ging auch nicht mehr weg. Und dann kamen sie auf die Idee die unbekannte Blutprobe zu testen und sie einem Patienten zu verabreichen. Vielleicht wollten sie damit testen ob das unbekannte Enzym, namens Maso, dadurch in dem Patienten verschwinden würde. Anscheinend hatten sie Angst davor. Sonst hätten sie nicht versucht es los zu werden. Was logisch ist, denn keiner will ein Enzym von dem er nicht weis was es auslösen könnte und woher es kam.“ „…Und du denkst da ist was schief gelaufen…So schiefgelaufen wie: ein Monster im Labor losgelassen schiefgelaufen?“ Sprach Caim und Inuart nickte. „Ich weis nicht warum aber etwas stimmte mit dieser Blutprobe nicht. Es muss etwas bei diesem Mädchen ausgelöst haben und so ist dieses Ding draußen im Flur entstanden. Anders kann ich es mir nicht erklären. Und ich schieße jetzt vielleicht über das Ziel hinaus, aber ich könnte mir gut vorstellen dass alle Menschen, die mit dem Patienten Null kombiniert sind, vielleicht auch dieselbe Blutgruppe hatten wie er.“ „AB.“ Sprach Caim in Gedanken während er zum Boden sah. Und erschreckenderweise ergab das vielleicht sogar Sinn. Als er Nier vorhin gerettet hatte, wollte dieses Ding nach ihm schnappen. Nicht nach Nier, sondern nach ihm. Erst als er näher kam biss und fuchtelte es nach ihnen. Und das war kein Zufall…denn er hatte auch AB als Blutgruppe. Er sah Inuart wieder an. „Das könnte sogar sein. Als dieses Ding vorhin im Gang war und ich Nier geholfen habe, hat es erst angefangen zu schnappen und auszuticken als ich näher kam.“ Inuart verstand und sprach laut: „Stimmt! Du hast ja auch Blutgruppe AB!“ Die Blutgruppe…Es kam wirklich auf die Blutgruppe an. Inuart hatte A. Also müsste es an ihm kein Interesse zeigen. Herausfinden wollte er das aber ehrlich gesagt nicht. Lieber vorsichtig sein. Doch das ergab noch immer keinen Sinn. Sie waren doch nicht in einem Horrorfilm! Menschen verwandelten sich nicht einfach mal in riesige Monster! Und erst recht nicht in welche die andere Menschen auffraßen und daran wuchsen! Aber sie hatten auch einen Drachen im Team, also drauf geschissen. Alles war möglich. Er sollte sich echt damit abfinden dass das die neue Normaltät war. Und keine wo einem Sonnenschein und Regenbögen aus dem Arsch schossen. Aber etwas anderes beunruhigte ihn noch mehr als das Ding da draußen. Er sah sich im Labor um und fragte dann Inuart: „Kennst du dich mit dem Zeug hier aus?“ Inuart sah sich auch um und dann wieder zu seinem Freund. „Kommt darauf an. Was hast du vor?“ Caim sah wieder zu ihm. „Wärst du in der Lage uns allen Blut abzunehmen und zu schauen ob wir auch dieses unbekannte Enzym namens: „Maso“ haben?“ Nier sah ihn interessiert an als er das von sich gab. Warum? Was hatte er vor? Und genau diese Frage stellte ihm dann auch Inuart: „Warum willst du das wissen?...Also ich denke schon. Wenn ich alles zum Blutabnehmen finde und ein funktionierendes Mikroskop mit genug Tiefe, dann wäre das möglich. Ich hab hier zumindest die Vorlage wie dieses Enzym aussieht. Also finden könnte ich es.“ „Dann mach dich an die Arbeit. Ich suche nach dem Mikroskop in den Schränken und du holst alles zum Blutabnehmen.“ Und damit machte Caim sich auch schon an die großen Laborschränke und suchte darin. Inuart sah ihn erst noch etwas verdutzt dabei zu, bis er sich dann endlich fing und auch anfing zu suchen. Alles klar…Caim wollte Sicherheit. Er war sichtlich besorgt. Nier sah den beiden nur dabei zu. Er konnte da eh nichts tun. Er konnte allgemein da nicht viel machen, da er von sowas keine Ahnung hatte. Also saß er einfach weiter auf dem Tisch und sah auf den Boden vor sich. Er…er hatte schon Angst. Er wusste nicht woher er das wusste, aber es fühlte sich an als wäre der Drache in ihm in seinem Blut. Würde Inuart etwas an ihm sehen was anders wäre? Also in seinem Blut? Das machte ihm Sorgen. Wollte er überhaupt wissen was Sache war? Unentschlossen saß er da und ließ dies durch seinen Kopf rattern. Und als Inuart alles gefunden hatte, so wie auch Caim konnte es losgehen. Nachdem Caim das Mikroskop aufgebaut hatte, war er auch bereits der Erste der Blut abgenommen bekam. Er stellte sich auch nicht dabei an. Warum auch? Und dann nahm sich Inuart selber Blut ab. Er markierte alle Ampullen mit ihren Namen und kam schließlich zu Nier, der noch immer da saß wo er vorher auch gewesen hatte und weiter auf den Boden starrte. Erst als der Ältere auf ihn zukam wachte er auf und sah ihn an. Er bekam ein Lächeln zugeworfen und wurde gefragt: „Bist du soweit?“ Doch Nier schien sich nicht sicher zu sein. Er nickte etwas zögerlich und sah dann wieder auf den Boden vor sich. Was seinem gegenüber nicht unbemerkt blieb und er seufzte. Er konnte sich vorstellen was los war. Und als er vor ihm stand sprach er leiser und nett: „Du musst nicht wenn du nicht magst. Ich überlasse das dir.“ Doch der Weißhaarige riss sich dann zusammen und nickte noch mal mit dem Kopf. Atmete aus und sah ihn dann wieder an. „Doch. Es ist okay.“ Nier schien besorgt zu sein…Aber warum? Der Junge zog sich dann den rechten langen Ärmel hoch und krempelte ihn weiter oben fest. Und so ging es los: Inuart zog etwas um den zarten Oberarm fest und klemmte ihn leicht ab. Das war um besser die Venen zu sehen und das konnte man bei Nier seiner hellen Haut besonders gut. Und während Inuart schließlich die Nadel bereit machte und die Ampulle zum Auffangen des Blutes zückte, da wurde dem Kleinen schon ganz anders. Er schluckte und fühlte sich nicht wohl. Er hatte eben bei Caim kurz gesehen was passierte und wie man Blut abnahm und es gefiel ihm nicht. Es sah aus als würde es wehtun, auch wenn Caim nicht gezuckt hatte. Und als Inuart mit der Nadel näher an die Haut kam, sah er förmlich wie der Junge sich verkrampfte und genau hinsah. Er schmunzelte als er das sah. Alles klar. Nier hatte Angst vor Nadeln. So sah er den Jungen an und sprach beruhigend: „Es ist völlig okay. Du spürst gleich einen kurzen Stich und dann ist es auch bald geschafft. Das geht ganz schnell. Vielleicht wäre es besser wenn du wegsiehst. Dann geht das meist auch ohne Probleme.“ Nervös nickte der Junge und sah weg. Man merkte das Inuart Ahnung von sowas besaß und er mal in einer Klink geholfen hatte. Er wusste wie man Blut abnahm und wie man Patienten zu beruhigen hatte. Und er war froh das in dem Moment einsetzen zu können. Und als er merkte dass der Junge nicht mehr hinsah setzte er auch an und ließ die Nadel in die helle Haut gleiten. Nier zuckte leicht dabei auf und grummelte. Er mochte das nicht. Er fühlte sich nicht gut. Doch er riss sich zusammen, atmete weiter und versuchte sich mit dem langsamen Atmen zu beruhigen. Kniff sogar die Augen zusammen und hoffte dass es bald vorbei war. Derweil fing Inuart das laufende Blut mit der Ampulle ein. Es floss sehr gut und es sah gesund aus. Und schnell hatte er was er brauchte und zog die Nadel wieder raus. Hielt einen Tupfer stark drauf und presste zu. Das hielt er für gut 2 Minuten so und dann hob er an und sah dass es nicht mehr blutete. Alles okay. Nier saß noch immer wie erstarrt da und hatte nicht mal bemerkt das es vorbei war. So das Inuart das Band um den Oberarm löste, ihn an stupste und frech sprach: „Schon vorbei du harter Kerl.“ Und dann wand er sich mit der Probe ab und machte sich an die Arbeit. Nier blinzelte wieder mit den Augen und sah auf seinen Arm hinab. War überrascht. Das…war schnell gewesen. Und es tat nicht mal wirklich weh. Er rieb sich noch etwas über die Stichstelle und krempelte dann wieder seinen Ärmel runter. Sah wie Inuart bereits am Tisch stand und anfing Caim seine Blutprobe zu untersuchen. Er brauchte definitiv seine Ruhe dafür. So sah der Junge sich um und erspähte Caim, der wieder ganz am anderen Ende des Raumes stand und in Gedanken verloren war. Er sah auch wieder auf den Boden dabei. Erneut grenzte er sich selber aus. Oder wollte er einfach seine Ruhe? Und Nier kam da so ein Gedanke…So stand er auf und lief zu ihm rüber. Er war gerade mal einen halben Meter rechts von ihm entfernt und stellte sich auch an die leere Wand. Sah auch nur auf den Boden vor sich und wusste nicht wie er anfangen sollte. Er wollte was sagen, aber suchte den Anfang. Es fiel ihm komischerweise schwer. Doch er sah schließlich zu dem Älteren rüber und sprach leise: „Danke…Also…das du mir vorhin geholfen hast…meine ich.“ Er hatte sich nicht für die Aktion bedankt. Und er hatte das Gefühl dies tun zu müssen. Es gehörte sich einfach so. Nein…er wollte es so. Denn weil er nicht reagiert hatte musste Caim ihm wieder mal helfen. Und so langsam war er es leid immer gerettet zu werden. Vorher war das nicht so oft gewesen. Also als er und Yonah noch alleine unterwegs gewesen waren. Echt verrückt…damals schien es einfacher. Caim reagierte erst nicht wirklich. Blieb weiterhin still und sah auf den Boden. „Ich brauche kein Dankeschön. Sieh lieber zu besser auf dich zu achten. Damit wäre mir mehr geholfen.“ Kam es schließlich doch aus dem Braunhaarigen und Nier nickte nur und sah etwas erfreut vor sich auf den Boden. Er war froh. Einfach weil Caim das mal nicht sauer gesagt hatte, sonder sehr neutral und ohne voreingenommen und verurteilend zu sein. Das war sehr viel wert für den Kleinen. Sowas simples konnte ihm schon den Tag etwas verbessern. Es kam vielleicht immer anders an, aber Nier war eigentlich keiner der Krawall wollte. In letzter Zeit hatte er sich oft gehen lassen und war sehr schnell sauer geworden. Normalerweise war er sehr ruhig und nett. Hilfsbereit und achtsam. Doch seit er in dieser Gruppe war und seit dem ersten Tag an dem Caim und er sich kennengelernt hatten, bekam er das Gefühl sich wehren zu müssen. Was auch daran lag das Caim über hin herfiel wie ein Falke auf eine Maus und dabei immer wieder auf ihn einhakte, egal in welcher Situation. Er gab ihm von Anfang an keine Chance. Weder ihm noch Yonah. Und das hatte der Junge natürlich bemerkt und fing an so sauer und beweisend zu werden. Aber er spürte dass ihn das schrecklich unter Druck setzte. Es quälte ihn und machte ihn schwerer. Sowas kannte er nicht. Er hatte immer das Gefühl er musste auf der Hut sein in seiner Nähe. Und das strengte ihn schrecklich an. Es…es machte ihn im Innern sauer. Und als er wieder zu Caim sah stellte er ihm erneut eine Frage. Eine Einzelne und die ihn interessierte, denn es war ihm persönlich aufgefallen… „…Warum nennst du mich eigentlich nicht bei meinen Namen?“ Caim sah ihn darauf neutral an. Was sollte das denn bedeuten? Er hatte ihn doch schon öfter bei seinem Namen gerufen. Nier sprach weiter und somit verstand der Ältere es dann auch: „ Du rufst mich immer mit gemeinen Spitznamen. Aber das machst du nur wenn keine Gefahr droht. In anderen Situationen machst du das. Kannst du…mir das erklären?“ „Was denn? Bedrückt dich das?“ Kam es etwas frech von dem Braunhaarigen und Nier sah plötzlich etwas schüchtern und überrumpelt wieder auf den Boden vor sich. Lief er leicht rot an dabei? Sofort kam aber sehr abwehrend und verneinend von ihm: „Nein! Also…mich nervt es halt. Ich habe einen Namen. Und er ist nicht: Knirps.“ Es war ihm aufgefallen das Caim ihn nur mit seinem Namen rief wenn es gefährlich wurde oder Gefahr im Verzug war. Also immer in ernsten Situationen. Und meist in denen wo er ihn aus seinen Gedanken reißen musste. Aber nie sprach er ihn in normalen Gesprächen so an. Und…eigentlich sollte es ihm egal sein. Aber das war es komischerweise nicht. Er mochte den Klang wenn der Braunhaarige ihn mit seinem Namen rief. Was schon seltsam war. Und Caim wusste genau warum er das tat und hatte auch keine Scheu es zu sagen: „Ich habe dich bisher nur mit deinem Namen aus deinen Starren bekommen. Das war der einzige Grund warum ich das getan habe. Sonst wirst du ihn auch nicht von mir hören und weist du warum?“ Deshalb fragte er ja! Er sah wieder zu ihm und schüttelte den Kopf. Nun war er gespannt. Wenn sowas kam wie: Weil ich dich hasse, oder weil du halt ein Knirps bist, dann würde Nier richtig beleidigt sein. Und dann wollte er auch erst mal nichts mehr von ihm hören. Aber die Antwort die er bekam…erstaunte ihn. Caim sprach: „Du musst es dir erst verdienen. Ich spreche Leute nur mit ihren Namen an wenn ich sie irgendwie respektiere. Und du hast dir noch keinen Respekt bei mir verdient. Wirst du wahrscheinlich auch nie. Ich meine es sei denn du würdest ein richtiger Drache werden und mir zeigen das du meinen Respekt verdient hast. Aber das denke ich eher weniger…Du hast du zu viel schiss. Wie soll ich jemanden respektieren…der sich nicht mal selbst respektiert?“ Und diese Worte brachten Nier doch echt zum Nachdenken. Sich selbst respektieren…Machte er das wirklich nicht? Okay er hatte Angst vor sich, aber hatte das was mit: „keinem Respekt“ zu tun? Er verstand das nicht. Wie sollte er…? Inuart hatte dagegen an einem anderem Brötchen zu knabbern. Er stand noch immer am Tisch vor seiner Arbeit und…oh junge war das ne Nummer. Er seufzte so laut auf dass jeder es hören konnte und alle automatisch zu ihm vor sahen. Es sie aus ihrer Konversation riss. Sie sahen wie er gekrümmt vor dem Mikroskop stand und sich mit beiden Händen an dem Tisch abstützte. Er sah geknickt aus…Was nichts Gutes bedeuten konnte. So das Caim gleich zu ihm rüber lief und sich links neben ihn stellte. Er sah die Arbeit vor Inuart seinen Augen und fragte dann: „Was ist los Inuart?“ Er klang sichtlich besorgt, wenn auch gefasst wie immer. Doch Inuart antwortete ihm erst mal nicht und sah weiter vor sich auf die Blutproben und auf seine ersten zwei Ergebnisse. Was dazu führte das sein bester Freund ihm von links einen Stups gab und dieser ihn aus der Starre riss. Er sah Caim an und man konnte Inuart ablesen dass er sichtlich erschrocken war, wenn auch nicht am Rande der Unruhe. Er war noch sehr gefasst für seine Verhältnisse. Und erneut fragte ihn sein Freund, wenn auch etwas ernster als vorher: „Was ist los?“ Aber er konnte sich schon leicht vorstellen was los war. Er hoffte aber sich zu irren. Inuart legte los und Nier kam derweil rechts neben ihn und wollte auch wissen was los war. Etwas stimmte nicht. Das spürte auch er. Es war offensichtlich. Inuart hob den Zettel hoch, auf den er sein Ergebnisse geschrieben hatte und sprach dann, noch immer mit etwas Schrecken in der Stimme: „Wir…wir sind positiv. Du und ich zumindest.“ Er sagte das zu Caim und der sah ihn einfach nur an. Es traf ihn kurz wie ein Hammerschlag. Wurde noch stiller als vorher in diesem Labor und es schien einen zu erdrücken. Was? Sie waren positiv? Sie hatten es in sich? „Also hast du es in uns gefunden?“ Fragte Caim und Inuart nickte. „Hab ich. Wir beide haben auch Maso in unserem Blut…Ich verstehe das einfach nicht. Wir sind beide nie von Legion verletzt worden, oder mit ihrem Blut in Kontakt gekommen. Das…das ergibt einfach keinen Sinn.“ „Wird es uns krank machen?“ Fragte Caim. „Das weis ich nicht! Ich habe keine Ahnung für was es ist!“ Caim sagte erst mal nichts dazu und sah an Inuart vorbei zu Nier, der auch sichtlich erschrocken war das zu hören. Er stand ganz starr da und Caim fragte sein gegenüber: „Und er? Ist er ebenfalls mit Maso infiziert?“ Und zum Schrecken aller…schüttelte Inuart den Kopf. „Nein. Nier ist sauber. Er hat kein Maso in seinem Blut. Aber die Zellstruktur seiner Blutkörperchen ist ungewöhnlich, sowas habe ich noch nie gesehen.“ Das konnte nicht sein. Das ergab doch keinen Sinn. Also das sie Maso hatten. Aber das mit Nier schon. Das sein Blut anders war dass war das Einzige was Sinn ergab. Immerhin konnte er sich in einen Drachen verwandeln. Da war es irgendwie logisch das er körperlich „anders“ sein musste. Doch was ihn nun auch besorgte war: das Maso in seinem und Inuarts Blut. Wie konnte das sein? Wo sollten sie sich das eingefangen haben? Es musste doch so sein oder? Immerhin mutieren Menschen nicht einfach mal so, das hatte Inuart selber gesagt. Was zum Teufel war mit dieser Welt nur los...? Der Weißhaarige kam besorgt neben Inuart und fragte: „Ist das normal? Also das mein Blut anders ist? Bin ich krank? Es tut mir so leid.“ Er war auch erschrocken über die Tatsache. Aber er hatte momentan mehr seinen Blutzustand im Kopf der ihn sorgte. Inuart sah ihn etwas verwundert an. Wieso fragte er sich das? Es war doch offensichtlich woran das lag. Oder hatte er vor etwas anderem angst? Er sah zu dem Kleinen und sprach: „Ich kenne mich mit deiner Spezies nicht aus, aber ich gehe mal davon aus das liegt daran weil du zur Hälfte ein Drache bist. Das würde erklären warum dein Blut anders aufgebaut ist als unseres. Was ich aber mehr wissen will ist: warum du kein Maso hast. Es ist fast wie…“ „…Wie die Blutprobe die sie geschickt bekommen hatten, oder?“ Sprach Caim für ihn fertig und Inuart nickte ihm zu. Wie die Probe die das Krankenhaus bekam. „Ja. Genau das dachte ich auch. Aber das kann nicht sein. Nier ist noch nie hier gewesen und woher sollten sie sein Blut haben?“ Caim sah ihn etwas verwundert an. Das überraschte ihn nun. „Ähm, von vor seinem Blackout? Er kann sich ja angeblich an nichts mehr erinnern was vor zwei Jahren war. Vielleicht daher?“ Nier sah zu ihm und sprach plötzlich laut: „Das kann nicht von mir sein!“ Er klang ziemlich unsicher und verzweifelt, so dass Inuart ihm sofort Rückendeckung gegen Caim gab. Er konnte sich das auch nicht so einfach erklären. Er wollte auch nicht dass es stimmt. Dass wäre ja dann ein MÄCHTIGER Zufall. Nein. Nein an solche Zufälle glaubte Inuart auch nicht. Nier musste von seinem Alter her damals ein Kind gewesen sein, also vor diesen zwei Jahren. Warum ist innerhalb dieser Zeit niemanden sein besonderes Blut aufgefallen? In 18 Jahren hatte man bestimmt schon mal eine Blutabnehme gehabt, oder lag im Krankenhaus. Nein, Nier konnte nicht der Ursprung dieses Blutes sein. Und das sagte er auch zu Caim genau so: „Es kann nicht von ihm sein. Denk doch mal nach: Er soll in 18 Jahren nicht ein einziges Mal zu Blutabnahme gewesen zu sein? Und jedes Baby bekommt nach der Geburt das Blut analysiert wegen der Blutgruppe und allem. Da müsste es spätestens aufgefallen sein. Nein, Nier ist nicht der Ursprung dieser unbekannten Probe gewesen.“ Caim sah kurz zu Nier und dann wieder zu Inuart. Okay das ergab Sinn. Er kaufte ihm die Story ab. „Das ergibt Sinn…Aber willst du mir verklickern dass es da draußen noch MEHR von dem Knirps seiner Rasse gibt?!“ „Ich weis es nicht! Es könnte gut sein, aber das sind nur Vermutungen! Doch sicher bin ich mir nicht! Ich meine wenn das wirklich so wäre: Warum haben wir dann in all den Jahren nie einen anderen Drachen gesehen?“ Sie drehten und wanden sich im Kreis. Es ergab einfach alles keinen Sinn. Das Maso in ihren Körpern und nicht in dem von Nier. Die Ideen die sie erschufen, um sich alles zu erklären und es am Ende dann doch keinen Sinn ergab. Es war zum verrückt werden. So das Caim schnaufte und wieder auf den Tisch neben sich sah. So schrecklich diese Erkenntnis auch war, sie half ihnen im Moment nicht weiter. Weshalb er erstmal schweren Herzens alles zur Seite schieben musste. Für später. Jetzt mussten sie sich erst einmal einem anderen Problem widmen, sonst drehten sie wirklich noch alle durch. So sah er wieder zu Inuart und sprach: „Das ist jetzt auch erst mal egal. Wir können später noch darüber reden. Aber jetzt sollten wir uns erst mal überlegen wie wir dieses mutierte Miststück da draußen erledigen.“ Caim hatte recht, dass sah auch sein bester Freund ein. Sie konnten sich wirklich später noch Gedanken über ihr Blut machen und versuchen nach einer Erklärung zu suchen…Falls es diese überhaupt gab. Das Problem da draußen war erst mal wichtiger. Eins nach dem Anderen. Er nickte und klopfte neben sich leicht mit der rechten Hand auf den Tisch. Sprach danach: „Du hast recht. Wir müssen es töten. Es darf niemals hier raus.“ Nier hatte von all dem nichts mitbekommen. Wann hatten sie das denn entschieden? Zu dem Zeitpunkt schien sein Blackout bereits angefangen zu haben. Deswegen sah er sie verwirrt abwechselnd an. Sie wollten das Monster töten? Auch jetzt noch? Er stellte sich neben beide und sprach sichtlich verwirrt: „Was? Ihr wollt es töten? Obwohl ihr wisst das es ein kleines Mädchen war?!“ Ja genau. Das Zauberwort in seinem Satz war: WAR. Sie sahen zu Nier. Was sollte die Aktion denn jetzt? War er sich nicht dem Ernst der Lage bewusst, oder war er einfach nur so dumm und naiv? Er platzte leicht. Caim schüttelte sichtlicher genervt den Kopf und sprach dann ernster und mit seiner typischen kalten Art: „Was hattest DU denn vor? Hm? Wolltest du da raus gehen und sie „bitten“ nett zu uns zu sein? Das sie sich zusammen reißen soll und wir hier friedlich zusammen raus wandern? Hand in Hand?“ Er sagte das sehr sarkastisch und fies, aber Nier sah ihn sauer an und sprach: „Das meinte ich nicht! Aber vielleicht finden wir eine andere Lösung als immer gleich Gewalt!“ „Oh klar warum nicht?! Sollen wir vorher noch mal mit ihr in die Waschanlage und sie danach schick kleiden während sie uns versucht aufzufressen?! Ihr vielleicht noch Blumen pflücken?! Und dann schauen ob sie sich der Welt anpassen kann?! Hörst du dir eigentlich selbst zu was du da für einen Müll von dir gibst?! Das ist ein Monster und das muss vernichtet werden!“ Fauchte Caim zurück uns es eskalierte wieder zwischen ihnen. Erneut. Nier war sich bewusst das es nicht so einfach sein würde. Aber man konnte doch nicht seine Probleme nur mit Gewalt und Tod beenden. Das durfte nicht die Lösung sein! Er fauchte zurück zu dem Älteren: „Das passt zu dir! Kaum wenn etwas unerklärlich erscheint willst du es sofort töten! Deine Antwort auf alles ist Gewalt! Was bist du nur für ein Mensch?!“ Ja genau. Er WAR ein Mensch…Caim drehte sich zu ihm und sie standen sich nun genau gegenüber. Die Show musste weiter gehen. Caim fauchte zurück: „Einer der dir zum dritten Mal den verdammten Arsch gerettet hat! Was ich übrigens nicht hätte tun müssen! Und wenn DU mal dein Hirn einschalten würdest, als immer nur mit dem Herz zu denken, dann wüsstest du selber dass es die EINZIGE Lösung ist! Du bist so emotional, ich könnte kotzen!“ „Und du bist so...so…so erbarmungslos! Du hast keinerlei Mitleid in dir!“ „Warum auch wenn es mich umbringen würde?! Ich bin kein beschissener Samariter!“ „Ich weis nicht mal was das ist!“ „Ja und ist das MEIN Problem?!“ Es war ein Hin und Her. So konnte das nichts werden und endlich hatte Inuart sich überwunden und fand dass es genug war. Diese zwei Streithähne, oh mann…Er drückte die Zwei auseinander und sprach erstaunlich ruhig und bestimmt zu ihnen: „Ihr seid beide bescheuert. So wie immer. Ich zankt euch wie ein altes Ehepaar und es wäre echt zum lachen, wenn es nicht so verdammt traurig wäre. Wir haben wichtigeres zu tun als uns zu streiten!“ Dann sah er abwechselnd zu ihnen und sie sahen ihn nur stumm an. Bis Nier und Caim sich fast zeitgleich voneinander wegdrehten und mit den Rücken zueinander standen. Beide hatten die Arme verschränkt und die Augen geschlossen. Jap, wie kleine Kinder. Was ein wunderschönes Bild. Sarkasmus. Sie vertraten beide einen anderen Standpunkt. Nier in seiner offenbar unendlichen Güte und Hoffnung wollte wieder mal nichts unversucht lassen. Wogegen Caim mit seinem Zorn und seiner Art mit der Axt zuzuhauen und keine Fragen mehr zu stellen, den anderen Standpunkt vertrat. Er war ein Mann der Tat und ohne lose Enden. Er machte gerne einen Harken hinter Angelegenheiten. Und das am besten schnell und leider mit Gewalt als Hilfsmittel. Sie waren so unterschiedlich. Und dennoch hatten sie eines gemeinsam: Einen Dickkopf. Und jeder wollte mit diesem durch die Wand. Mann das war echt anstrengend. Aber er musste in dieser Situation dem Braunhaarigen zustimmen. So leid es ihm auch tat. Also sah er zu Nier und sprach ruhiger: „Es tut mir leid Nier, aber Caim hat in der Situation recht.“ Nier sah zu ihm. Nicht sauer oder böse. Es war Trauer in seinen Zügen zu lesen. Und irgendwie schien er das im Innern auch zu wissen. Wollte es nur nicht akzeptieren. „So sehr ich auch deinen Standpunkt verstehe, es ist zu gefährlich. Wir wissen nicht was dieses Ding unserer Umwelt antun könnte. Es ist die sichere Variante. Auch wenn Caim das hätte „netter“ erklären können…“ Sprach er und sah etwas stechend seinem besten Freund in den Rücken, der dann schroff antwortete, ohne zu ihm zu sehen: „Das Rotzgör hatte auch sein Hirn einschalten können. Dann müsste man nicht immer alles erklären.“ Er stichelte wieder. Nier sah ihn wütend an, aber verkniff sich jeglichen Kommentar. Das war ein Teufelskreis und dann noch einer in dem Caim sich gerne für immer aufhalten würde. Zumindest kam es so rüber. Der Streit würde nie enden mit Caim. Erst recht nicht wenn er antworten würde. Also schluckte er seine Wut runter und wand sich wieder von beiden ab. Wenn auch trauriger. Sie konnten das nicht verstehen. Sie hatten nicht gehört…was er gehört hatte. Und so beugte er sich wiederwillig dieser Entscheidung. Caim dagegen war erfreut dass ihm Inuart beistand und sprach neutral dann zu ihm: „Wie können wir etwas töten von dem wir keine Ahnung haben? Wir wissen nichts über seine Biologie. Hat es überhaupt Organe? Ein Herz das wir zerstören könnten? Lässt es sich vergiften oder ersticken? Hast du einen Plan Inuart?“ Und ehrlich gesagte hatte er den. „Ich bin mir nicht ganz sicher. Wie kann man das auch sein in solch einer Situation? Aber ich denke wenn wir wirklich auf Nummer Sicher gehen wollen…dann ist Verbrennen die einzige Methode die von Erfolg gekrönt sein könnte.“ „Wie kommst du darauf?“ Fragte Nier und Inuart sah wieder zu ihm. „Ganz einfach: Weil Feuer absolut sicher ist. Je nach Temperatur verbrennt Feuer einfach alles. Und da es sich um mehrere Menschen handelt, gehe ich mal davon aus dass der Großteil ihrer Genetik noch immer menschlich ist und einen Menschen kann man verbrennen. Kling simpel, aber ist sicherer als zu versuchen es zu vergiften oder so. Ich weis nicht ob es dagegen immun sein könnte. Feuer ist endgültig.“ Feuer…Wenn es doch nur so einfach sein könnte. Nier sah auf den Boden vor sich. Und Caim zu ihm. Er beobachtete ihn für einige Sekunden und so wie er ihn da stehen sah…wusste er dass auf ihn wieder mal kein Verlass sein würde. Kein Drache der für sie das Monster zu Asche verbrannte. So seufzte er sichtlich genervt und wand sich wieder an Inuart: „Du weist nicht zufällig wie man einen Flammenwerfer baut, oder?“ Das war ein genervter Witz. Wenn auch ein schlechter in der Situation, denn er war noch mehr verzweifelt gestellt worden. Aber sein gegenüber ging tatsächlich darauf ein: „Ich bin leider kein MacGyver. Ich kann nicht aus einem Rohr und weiteren Sachen einfach einen Flammenwerfer bauen. Aber das wäre ziemlich cool. Dann wäre ich der coolste Typ auf dem Planten, oder?“ Er sagte dass etwas lockerer und leicht verspielt. Es war schön, denn er versuchte die trübe Stimmung etwas aufzulockern. Doch er wurde sehr schnell auch wieder ernster und sprach: „Das einzige was wir machen könnten wäre aus Chemikalien etwas zu bauen. Wir könnten nach leicht entflammbaren Chemikalien suchen und diese dann auf das Monster werfen. Mit einem Feuerzeug dann entfachen und hoffen das es gut brennt.“ Das war schon mal ne Idee. Aber Caim hatte damit ein Problem. Und das wäre: warum mussten sie sich sowas ausdenken, wenn sie einen verfluchten Drachen bei sich hatten!? Kurz darauf konnte es Caim auch mal wieder nicht lassen und sprach dann fuchsig zu Nier: „Na was für ein Glück das wir einen Jungen haben, der sich auf Kommando in einen Drachen verwandeln kann und dann einfach alles abfackelt. Nicht wahr Knirps?“ Er war so ungerecht. So ein Arsch. Und das ließ ihn Nier auch gleich spüren, der noch immer von vorher sauer auf ihn war: „Du hast doch überhaupt keine Ahnung!“ „Dann erklär mir wo das verdammte Problem ist?! Verwandel dich einfach, mach den Job, randalier meinetwegen danach noch etwas und alles ist okay! Aber du stellst dich an wie eine Henne beim Pissen! Was muss man den machen dass du endlich mal aus der Hüfte kommst und über deinen verfluchten Schatten springst?! Soll ich dir vielleicht ein Lagerfeuer bauen und einige Liedchen mit dir darum trällern?! So wie in beschissenen Kinderfilmen?!“ Er war wieder sehr wortgewand an dem Tag, was? Und definitiv sauer und genervt. Wozu hatten sie einen Drachen, wenn er nicht von Nutzen war?! Und er hatte inzwischen auch gemerkt dass das Drohen mit dem Tod von Yonah nichts mehr bringen würde. Erstmal weil Inuart auf sie achtete und nun selber Medizin hatte sie zu behandeln. Und das Mädchen sollte, ehrlich gesagt, nicht wegen der Dummheit dieses unfähigen Bengels sterben! Sterben würde sie auch alleine und ohne das Caim nachhalf. Davon war er überzeugt. Nier fauchte ihn an: „Ich werde mich nicht verwandeln! Egal wie sehr du dich auch auf den Kopf stellst und mich beleidigst! So funktioniert das nicht!“ „Ja, das wäre ja auch sonst zu einfach du Jammerlappen! Ich kenne keine anderen Drachen, aber falls es noch mehr von deiner Sorte geben sollte, dann bist du dagegen echt ne Schande!“ Okay. Zeit für nen Cut. Und Inuart trat wieder dazwischen und sprach lauter: „Leute es reicht jetzt! Verdammt noch mal! Ihr seid unmöglich! Besonders du!“ Er sah zu Caim und der wand sich ab. „Wenigstens bin ich kein Feigling. Und das ganz ohne Superkräfte.“ Und dann lief er weg und suchte in den Schränken nach Chemikalien die brennen würden. Machte selber endlich den Anfang, denn sonst standen sie noch morgen dort. Zum Glück waren die Chemikalien alle so gekennzeichnet das man sehen konnte welche schnell brannten oder überhaupt brannten. Da würde er auch alleine was finden. Außerdem hatte er die Diskussion mit diesem Weichei von Hybrid satt. Er bekam das Kotzen wenn er noch länger mit ihm reden würde. Wie konnte man nur so feige sein?! Und genau das meinte er vorhin mit: Respekt. Nier würde niemals von ihm mit Respekt behandelt werden. Eher fiel der Mond vom Himmel oder die Erde stand still. Nier dagegen sah auch nicht mehr zu ihm. Caim war so ein Arschloch! Er hatte doch überhaupt keine Ahnung wie es für ihn war! Es war nicht so einfach wie er das dachte! Er wusste ja nicht mal wie er sich verwandeln konnte! Noch dazu kam das Gefühl sich zu verlieren und das machte ihm Angst. Er hatte jedes Mal danach das Gefühl als würde er einen weiteren Teil seiner Menschlichkeit verlieren. Und das Risiko ging er nicht mehr ein. Nie wieder. Da war er bockig. Aber aus Angst getrieben. Inuart fasste ihn auf die rechte Schulter und sprach: „Wir schaffen das auch ohne deine Verwandlung. Es ist okay.“ „Ja, aber es würde verdammt einfacher sein!“ Brüllte Caim aus dem Off zu ihnen und Nier zuckte zusammen vor Wut. Dieser…! Und kurz darauf zog der Braunhaarige auch ein Glas aus dem Schrank und beäugte es genauer. Es war Schwefelkohlenstoff. Dieser ist flüssig und eignete sich gut zum Werfen in dem Glas in dem er aufbewahrt wurde. Da er so intensiv auf dieses Glas starrte kam Inuart zu ihm und sah es sich auch an. Das war komisch. Er sah in den Schrank und entdeckte noch mehr Gläser davon. Warum hatten sie sowas hier? Schwefelkohlenstoff ist ein Lösungsmittel für Fette, Harze, Gummi und Kautschuk. Es wurde in der Infrarot-Spektroskopie eingesetzt, da es keine störende Wasserstoff- oder Halogenbanden hat. Also etwas womit man die Wechselwirkungen von Molekülen mit elektromagnetischen Feldern erkennen konnte. Warum war das in einem Krankenhaus? Er nahm eine Flasche aus dem Schrank und sah sie an, so das Caim zu ihm sah und sprach: „Könnte das funktionieren?“ Inuart nickte. „Es ist extrem schnell zum brennen zu bringen. Also es wird seine Aufgabe erfüllen. Ich habe für jeden von uns beiden ein Feuerzeug dabei. Jetzt müssen wir dieses Monster nur noch finden und uns überlegen wo wir es am besten abfackeln.“ Caim sah ihn verwirrt darauf an. „Was meinst du mit: Wo? Sobald wir es sehen wird es gegrillt.“ Doch Inuart konnte dem nicht zustimmen. Das war nicht so leicht. Und so sah er Caim wieder an und antwortete: „Wir können es nicht einfach mal so abfackeln. Wenn wir es hier im Gebäude machen, dann brennt die ganze Hütte ab.“ „Und? Willst du dich hier häuslich niederlassen oder was?“ Er sprach das etwas verachtend. „Nicht deswegen. Aber wenn du hier alles niederbrennst bringen wir uns auch selber damit in Gefahr. Außerdem hat jedes Krankenhaus Gastanks gelagert und wenn die uns um die Ohren fliegen, dann explodiert das ganze Haus! Es muss nur etwas in der Luft sein und es gibt einen Funken der alles sofort entzündet. Dann schaffen wir es nicht mal raus zu kommen wenn das ganze Untergeschoss innerhalb einer Sekunde brennt!“ Ja guter Einwand. Das war keine so kluge Idee. Er sprach hier von dem schlimmsten Szenario und das würde bedeuten: Adios Muchachos. Nein das war wirklich keine gute Idee. Und er überlegte. Caim war erneut genervt. Wie konnte es so schwer sein ein Monster mal einfach in Brand zu setzten?! Es war doch so einfach! Aber Inuart hatte recht. Vorsicht war besser als Nachsicht. Einen Ort…einen Ort…Und da kam ihm eine Idee. Er schnippte mit der linken Hand und sprach dann zu seinem Freund: „Das ist doch das Untergeschoss eines Krankenhauses. Gibt es hier nicht normalerweise auch eine Notfallstation? Wenn es die gibt, dann müsste es auch ein Parkhaus geben wodurch der Notarzt direkt hier runter fahren kann ohne durch das obere Stockwerk gehen zu müssen.“ Inuart sah ihn an…und verstand. Ja! Hey das war keine schlechte Idee! Und es ergab völlig Sinn. So ein großes Krankenhaus musste einen Notfalleingang für Notfälle haben die durch ein Auto hier ankamen. Dort ging auch ein Luftzug, also war die Wahrscheinlichkeit dass dort Gase in der Luft standen eher gering. „Das ist eine gute Idee Caim. Wir locken es einfach in die Tiefgarage und geben ihm da den Rest. Dort haben wir auch genug Platz um Abstand zu halten und uns frei zu bewegen. Lass mich kurz überlegen…“ Er legte die rechte Hand ans Kinn. Er musste nachdenken wo die Station und der Gang zur Tiefgarage sein konnten. Logischerweise müsste es entgegen des Treppenhauses hier runter liegen. Einfach vom Aufbau her. Also mussten sie hier raus und dann nach rechts laufen. So sollten nicht den Fehler begehen und einfach daran glauben das da schon was sein würde. Also mussten sie das erst überprüfen. Und das schlug er auch vor: „Theoretisch müsste der Eingang rechts liegen. Also wenn wir hier raus gehen nach rechts und irgendwo gegenüber der Treppe hier runter in Untergeschoss. Ein Notfall muss schnell behandelt werden. Sich dann durch einen Vorraum mit Patienten zu kämpfen wäre unlogisch. Also meidet man das und baut ihn wo anders hin. Ich würde vorschlagen wir überprüfen das besser. Was bedeutet….“ „Einer muss raus und nachsehen während das Vieh da draußen um jede Ecke lauern kann.“ Beendete Caim und schnaufte. Ja das war der Fall…Hatten sie eine andere Wahl? Sie könnten das hier in den Gängen riskierten. Es gab eine andere Wahl. Aber die wollte man nicht. Also kratzte sich der Braunhaarige am Hinter Kopf und sprach: „…Ich mache das. Ich bin leiser und habe mehr Erfahrung in sowas.“ Das stimmte wohl. Er war gut dafür gemacht. Und da die Entscheidung fest stand sah Caim noch mal kurz zu Nier rüber. Sah wie er vor den Akten am Tisch stand und darin rumblätterte. Auch wenn er keine Ahnung hatte machte er das. Wahrscheinlich um sich abzulenken. Er war noch immer sauer dass sie überhaupt so weit denken und handeln mussten, nur weil dieser Knirps es nicht auf die Reihe bekam sich zusammenzureißen. So schnaubte er und sprach mit dem Blick zu Inuart: „Du bleibst hier und kommst nicht raus bevor ich wieder da bin. Lass den Knirps nicht aus den Augen. Ich werde nicht lange brauchen.“ Was dachte er denn? Das Nier weglaufen könnte? Was sollte denn der Satz? Danach lief er sofort zu der Tür des Labors und Nier sah deshalb zu ihm. Er hörte die Schritte und sah verwundert hin. Er sah wie der Ältere sich an die Tür stellte und Inuart ihm kurz darauf diese mit dem Passcode öffnete. Ein flüchtiger Blick. Es war ein kurzer Blick den Caim dem Weißhaarigen zuwarf und dann schlich er auch schon raus und verschwand rechts um die Ecke. Nier verstand das nicht. Was sollte dieser Blick? Und dann schloss Inuart auch schon die Tür und sperrte ab. Ihm war nicht wohl dabei Caim alleine da raus zu schicken. Aber er wusste auch dass es besser war. Zu viele machten zu viel Lärm und wenn man was suchte war das mehr als ungünstig. So konnte er nicht mehr machen als seinen Freund die Daumen drücken und auf ihn vertrauen. Caim war ein Profi in der Hinsicht. Er bekam das schon hin. Nier aber schien verunsichert und kam auf ihn zu, so das Inuart sich um drehte und zu ihm sah. War da…Sorge in seinen Augen? In Nier seinen Augen? „Wo geht er hin?“ Erstaunlich dass er das wissen wollte. Und das war es was Inuart immer wieder faszinierte. Wenn sie zusammen waren schlugen sie sich die Köpfe ein als würden sie sich aufs Blut hassen. Aber sobald einer von den Beiden auch nur außer Sichtweite war, kam es rüber als würde sich der Eine um den Anderen sorgen. Was für eine Art Beziehung war das nur? Eine Art von Hassliebe? Nein. Liebe war da definitiv nicht vorhanden. Es war einfach nur komisch. Und Nier sorgte sich. Das konnte man sehen. „Wir werden das Ding in der Tiefgarage erledigen. Dort ist mehr Platz und es ist sicherer. Caim ist raus um nach dem Eingang zu suchen. Wir warten einfach bis er wieder da ist und dann geht’s weiter.“ Das hatte Nier nur flüchtig was gehört während er in den Akten rumschnüffelte und nichts davon lesen oder verstehen konnte. Nicht mal die Bilder und Diagramme sagten ihm was. Irgendwie wünschte er sich langsam doch lesen zu können. Es würde ihm sicher helfen. Vielleicht nahm er das mit Yonah mal in Angriff, sobald sie raus waren und wieder bei ihr. Er vermisste sie plötzlich sehr. Aber er sah erstaunt weiter zur Tür. Und Caim hatte sich wirklich freiwillig dazu gemeldet allein da raus zu gehen? Er war…unglaublich mutig. Doch Inuart hatte noch eine Frage die er Nier stellen wollte. Eine die ihn seit vorhin nicht los ließ… „Du konntest dieses Ding wirklich in deinem Kopf hören? Konntest du…verstehen was es sagte?“ Der Junge sah ihn einfach an. „Ich… Es waren so viele gewesen. Es hörte sich an wie mehrere Stimmen. Als könnte ich jeden Menschen darin hören. Und die Meisten haben nur geschrien oder geweint. Aber eine Stimme konnte ich deutlicher hören. Sie war sehr hoch und sprach nur das Wort: Mama.“ Mama…Warum das Wort? Aber es war interessant zu erfahren dass Nier offenbar wirklich etwas hören konnte. Aber warum? War das so ein Drachending? „…Gedankenlesen kannst du aber nicht, oder?“ Sprach Inuart etwas locker und Nier lächelte sogar kurz darauf. Er wusste plötzlich genau warum Yonah ihn so mochte. Inuart hatte einfach die Fähigkeit andere zum Schmunzeln zu bringen und er wollte immer nur das Beste für alle. Er war eine gute Seele, wenn auch etwas unsicher in einigen Situationen. Er war der Gegenpol zu Caim, der dagegen sehr rücksichtslos war. Und er mochte den Orangehaarigen auch sehr. Aber…aber bei ihm klopfte sein Herz nicht so sehr wie bei Caim. Es war nicht die ganze Zeit. Aber in einigen Momenten war das schon passiert und Nier hatte keine Antwort darauf. Es waren nur Blicke die das ausgelöst hatten. Wenn er ihn kurz ansah, oder ihm einen stillen Blick zuwarf. Das erste Mal was das passiert in der Schule. Als sie am Fenster saßen und sich ansahen. Warum war das nur so? Und warum klopfte sein Herz wieder schneller wenn er nur daran zurück dachte. Es war Caim! Er sollte nicht solche Gefühle bei ihm auslösen! Nicht so ein egoistischer Mistkerl! Und dann tauchte da noch ein anderes Gefühl auf, wenn er darüber nachdachte…Wut. Das war doch…seltsam. Er fasste sich an die Brust. Dort wo sein Herz schneller schlug und sprach dann zu Inuart: „Nein natürlich nicht. Ich weis auch nicht warum das bei diesem Wesen der Fall ist.“ Genauso wie er nicht wusste warum er so für Caim fühlte. Wenn er es nicht besser wüsste könnte man denken er wäre verknallt oder so. Was aber nicht der Fall war. Warum sollte man auf jemanden wie Caim stehen? Er war grausam, egoistisch, skrupellos und ein Arschloch. Und dennoch pochte sein Herz wieder schneller…wenn er an das im Klassenzimmer zurückdachte. Wenn er daran dachte wie sanft er seine Haare berührt und sie geflochten hatte in diesem Zimmer im Haus. Jede Berührung…sie kribbelte wie er es noch nie erfahren hatte. Und in diesem Moment der Güte…war es als hätte er sich verliebt. Was es natürlich nicht war! Und er schüttelte den Kopf. Er musste aufhören daran zu denken, denn es machte ihn nur verrückt. Er stand nicht auf Männer! Ein leises Klopfen riss sie beide aus den Gedanken und sie sahen zu der Tür. Sofort machte Inuart die Tür auf und ließ Caim rein. Nier sah ihn an und musste plötzlich aufatmen. Es ging ihm gut. Ein Glück…Moment! Warum diese Gedanken? Er dachte wieder zu viel! Stoppte sich sofort. Und so kam der Ältere rein und Inuart schloss die Tür. Fragte: „Und? Hast du was erreicht?“ Caim nickte. „Hab ich. Es gibt einen Gang zu einer Tiefgarage, nicht weit von hier. Und sie ist gewaltig. Zumindest von dem was ich sehen konnte, als ich raus sah.“ Das klang sehr gut, dann konnten sie sich ja auf den Weg machen. So nickte Inuart und lief rüber zu den Gläsern mit Schwefelkohlenstoff und nahm sich vier heraus. Sie waren gerad so groß dass er alle in die Arme nehmen konnte und wieder zu ihnen kam. Er deutete Caim an sich welche zu nehmen und das tat er auch. Nahm sich zwei und sprach dann verwirrt, als er sie ansah: „Du und ich nur jeweils zwei? Bist du dir sicher dass es funktionieren wird?“ „Glaub mir: das Zeug brennt lichterloh. Und vor allem lange. Das reicht definitiv.“ Und dann sah Caim zu Nier, der auch gleich wieder beleidigt weg sah als Reaktion darauf. Doch nichts konnte dem Älteren gerade mehr egal sein. Er wand sich wieder an Inuart: „Lasst uns gehen. Ich möchte das glatt über die Bühne bringen und endlich wieder raus hier.“ Was jeder verstehen konnte. Doch vorher musste noch was erledigt werden. So lief Inuart rüber zu dem Tisch mit den Unterlagen und stellte die Gläser kurz ab. Dann nahm er sich noch einige Akten und Berichte und stopfte sie in seinen Rucksack. Er wollte sich später noch mal genauer in alles rein lesen. Vielleicht fand er noch mehr heraus, oder sah Verbindungen. Schloss den Rucksack danach und hievte ihn wieder auf den Rücken. Im selben Atemzug hatte er noch die zwei Feuerzeuge herausgezogen. Es waren Sturmfeuerzeuge. Diese klappte man auf und sie brannten weiter, selbst wenn man sie warf. War schade sie im Kampf aufgeben zu müssen, aber so war das nun mal. Sie würden neue finden. So drehte er sich um und warf eines Caim zu, der es mit der rechten Hand fing und die Flaschen mit dem linken Arm weiter hielt. Dann steckte er es ein und lief zu der Tür. Ignorierte völlig den Weißhaarigen, als er an ihm vorbei lief. Er war durch mit ihm und wollte nichts mehr hören. Erst mal nicht mehr. Und das war Nier natürlich aufgefallen. Er sah ihm muffig nach und folgte dann, bis alle vor der Tür standen und Inuart sprach: „Wir müssen weiterhin sehr leise sein, da wir nicht wissen wo es ist. Wir schleichen zu der Tiefgarage und dann besprechen wir wie es weiter geht.“ Aber etwas war ihm nicht entfallen und er sah zu Nier. Fragte: „Bekommst du das hin?“ Nier sah ihn an. Er wusste was gemeint war. Fragte das so präzise und genau. Es war wegen dem Thema mit der Ohnmacht vorhin. Was auch berechtigt war. Er nahm ihm das nicht übel. „Es geht mir gut. Wirklich. Ich schaffe das.“ Und das war noch nicht mal gelogen. Er konnte nichts hören und alles war okay. Kein Summen oder Brummen im Kopf was Schmerzen verursachte. Lag es vielleicht daran dass dieses Wesen da draußen schlief? Wenn man schlief konnte man nicht sprechen oder nachdenken. Alles in der Kreatur musste verstummt sein. Und selbst wenn es wieder auftauchen würde, dieses Mal würde er sich zusammenreißen und dagegen ankämpfen. Das mit der Bewusstlosigkeit passierte ihm nicht noch mal. So nickte er und Inuart zurück. Er verließ sich auf ihn und vertraute. Aber Caim ging lieber auf Nummer Sicher und machte das nicht. Er hielt sich an seinen Plan, den er im Notfall für sich ausgedacht hatte. Und dann schritten sie auf den Flur hinaus. Es war weiterhin unheimlich Still auf dem Flur in im Untergeschoss. Sie konnten wirklich nichts hören und schlichen hintereinander her in der Dunkelheit. Caim führte sie an, da er wusste wo es lang ging und hatte dabei die Taschenlampe an. Er leuchtete auf den Boden vor sich. Er wollte nicht zu weit in die Fern leuchten und vielleicht etwas aufwecken dabei. Ihm war auch aufgefallen das kein Legion zu sehen war. Nicht mal in der Tiefgarage. Was ihn erstaunte. Das waren eigentlich beliebte Orte für diese Bastarde. Aber hier mieden sie es. Lag das vielleicht an dem Monster? Hatten sie Angst? Legion hatten sowas nicht. Aber warum waren sie nicht da? Es war gut, aber sehr merkwürdig. Nach mehreren Ecken und Gängen konnten sie auch endlich die große Doppeltür sehen die raus in die Garage führte. Sie war aus Metall und stand leicht offen. Nur einen Spalt das man sie nicht aufschrieben musste. War auch besser so, denn das Kreischen von verrosteten Angeln würde alles und jeden hier unten wecken. Sie drückten sie sich vorsichtig durch den Spalt und kamen dahinter in die Garage…die schlimm aussah. Mal logisch darüber nachgedacht: Warum ist das Monster nicht durch die Garage geflohen? Nutze den Weg rauf in die Freiheit. Aber dafür gab es eine Erklärung: es war der riesige Riss im Boden. Denn so ab der Hälfte des Geländes vor ihnen, konnte man einen gewaltigen Erdspalt sehen, der sich von links nach rechts zog. Dahinter war der Weg nach draußen und man sah Licht. Es war also noch nicht dunkel geworden. Aber das erklärte alles. Es war eine Trennung zwischen dem unteren Bereich und dem Weg nach oben. Keine Ahnung wie er entstanden war, aber vielleicht war es einfach eine Plattenverschiebung, ausgelöst durch den Krieg und der Bomberrei vor Jahren. Er sah auch viele zerschossene und zerstörte Autos. Einige hingen auch leicht in den Spalt rein. Und allein die Stützpfeiler des Hauses waren zerschossen worden. Dort hatte ein Kampf getobt und sicherlich wussten sie auch schon gegen was. Und das waren nicht die Legion gewesen. Durch den Spalt rankten sich bereits Moos und Gestrüpp von unten in die Garage. Immer wieder interessant wie die Natur sich alles zurückholen wollte. Aber auch hier waren keine Leichen zu sehen. Weswegen Inuart daran dachte dass dieser Spalt vielleicht extra gemacht wurde, um das Biest aufzuhalten und in den Jahren die Natur mehr daraus gemacht hatte. Hörte er sogar Wasser in der Ferne? Also nicht nur das welches von der Decke tropfte. Er dachte einen Fluss zu hören. Rauschen in der Ferne. Sie kamen komplett in die große Halle und standen dann im Kreis. Bis Nier fragte: „Wie geht es nun weiter?“ Doch dieses Mal hatte nicht Inuart sondern Caim einen Plan gehabt. Kampf war doch mehr sein Fachgebiet. Er verschränkte die Arme und zeigte mit dem Kopf auf die einzelnen Stützpfeiler. Keiner verstand erst was er wollte, bis er sprach: „Die können wir als Schutz nehmen. Seht ihr die zwei umgerissenen Betonpfeiler da?“ Ja die konnten sie sehen. Sie lagen jeweils einer rechts und links umgefallen auf dem kalten Boden. Waren früher umgefallene Stützpfeiler der Garage gewesen. „Das sind unsere Checkpoints. Inuart: Du versteckst dich hinter dem rechts und ich dann hinter dem links von hier. Von da aus können wir es von beiden Seiten bewerfen und ordentlich einseifen. Auf mein Kommando wirfst du. Und sobald jeder beides geworfen hat, werfen wir gleich unsere Feuerzeuge hinterher. Dann sollte das Ding brennen und wir machen uns vom Acker.“ Kein Raum für andere Spielereien. Inuart verstand schon. Strikt nach Plan A. Aber etwas war ihm aufgefallen und nicht nur ihm, auch Nier. Der Caim weiter ansah und verwirrt fragte: „Und was soll ich tun? Du hast mich mit keiner Silbe erwähnt.“ Was er tun sollte? Sich in einen verdammten Drachen verwandelt und seinen Job machen! Aber das würde nicht passieren, also hätte er gerne das er irgendwo in einer Ecke saß und ihm nicht auf den Sack ging, oder in die Quere kam. Doch leider hatte er eine andere Verwendung für ihn. Und die war leider auch wichtig damit alles klappen würde. Er sprach seufzend: „DU bist der Köder.“ Nier zeigte auf sich und schien nicht sonderlich erfreut darüber. „Ich bin was?!“ Dieser Bengel… „Bist du taub? Du bist der Köder! Ich brauche jemanden der das Monster zwischen uns locken kann und das ist dein Job. So schwer es mir auch fällt und glaub mir das tu es, ich würde das nicht tun wenn es eine andere Möglichkeit gäbe als mich auf dich verlassen zu müssen. Aber die gibt es nicht. Also muss ich wohl auch mal in den sauren Apfel beißen. Wenn du es zwischen Inuart und mich gelockt hast, gehst du auf Abstand. Es sei den du willst mit abfackeln, dann bleib ruhig stehen.“ Er sollte der Köder sein?! Warum musste er das tun?! Er protestierte: „Warum muss ICH das sein!? Du bist doch der mit der attraktiveren Blutgruppe für das Ding! Warum stellst du dich nicht als Leckerbissen da hin und lockst es an?! Ich nehme die Flaschen und zünde es an!“ Caim schüttelte sofort etwas verspottend und lachend den Kopf. Antwortete: „Vergiss es. Niemals gebe ich dir das Zeug in die Hand. Du fackelst mich noch mit ab, bei deiner Schusseligkeit! Du bist der Köder und punkt! Und jetzt mach dich an die Arbeit und endlich mal nützlich du Rotzlöffel.“ Und damit wand er sich ab und lief zu seiner Deckung. Nier sah ihm in den Rücken. Es war vielleicht echt besser dass er nicht die Flüssigkeit bekam. Ihn abzufackeln war plötzlich so verlockend in dem Moment…Dann spürte er wie Inuart ihm den Rucksack abzog und wegnahm. Verwirrt sah ihn Nier an und bekam als Antwort: „Der würde dich nur stören.“ Ja vermutlich. Oh junge. Warum machte er das noch mal genau? Etwas was er eigentlich überhaupt nicht tun wollte? Er wollte nicht gegen dieses Monster kämpfen. Er hörte noch immer das Mädchen da drin. Was sollte er nur tun? Er wollte ihr helfen. Aber da nun beide über seinen Kopf hinweg entschieden hatten, ohne ihn einzuweihen, musste er wohl nachgeben. Er wollte ja auch mal nachhause. Inuart machte sich auf zu seinem Versteck und positionierte sich auch dahinter. Und als beide in Stellung waren und Nier das sah, lief er genervt zwischen die Beiden und drehte sich dann zu der großen Doppeltür hinter ihm. Sah rüber und seufzte. Er wusste nicht was er tun sollte. Sein Kopf brummte nicht, was bedeutet das diese Wesen offenbar nicht aktiv war. So sah er zu Caim rüber, der über die dicke Säule sah und zuckte mit den Schultern. Sprach etwas genervt: „Und jetzt? Wie soll ich es denn bitte anlocken? So klappt das doch niemals.“ Beide sahen ihm weiter dabei zu, wie er einfach nur da stand und schwiegen. Bis Nier einfach mal genervt anfing im Kreis zu laufen und lauter sagte: „Hey. Ich bin hier. Hallo? Ich bin so hilflos und möchte gefressen werden. Schmecke bestimmt gut.“ Er sagte das so in einer ungläubigen und monotonen Stimme dass Caim platzte. War das sein verschissener Ernst?! Er regte ihn so auf! Wütend kam Caim etwas höher aus seinem Versteckt und fauchte: „Willst du mich verarschen?! Geh am Besten noch mal schnell Blumen pflücken damit die Dame auch einen Grund hat nicht komplett von dir enttäuscht zu sein, wenn sie hier her kommt um dich zu fressen!! Vielleicht können ihr wenigsten die Blumen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern!!“ Und es ging wieder los. Es war langsam wirklich egal was einer sagte, sie fanden immer einen Grund sobald der Andere die Klappe aufmachte. Sie stritten erneut. Und Inuart wurde dessen langsam wirklich müde. Wie ein altes Ehepaar…Nier fauchte zurück: „Was soll ich denn deiner Meinung nach machen Klugscheißer?!“ „Was weis denn ich?! Schalt mal dein Hirn ein! Tanz im Kreis und sing ein Lied dabei! Oder heul einfach laut herum! Das kannst du doch am Besten du Jammerlappen!“ „Du blödes Arschloch! Ich komm gleich rüber und…!“ Und da ertönte ein lautes Kreischen! Es hallte wieder durch die ganze untere Ebene und sie konnten die Vibration in den Gelenken spüren, die durch den Boden zu ihnen hallte. Es war endlich wach und wusste das sie hier waren. Und witziger weise mussten Nier und Caim nur laut genug streiten um das zu erreichen. Hat mal endlich geholfen dieser Scheiß. Zumindest in der Situation. Sofort duckte sich Caim wieder weiter runter und er so wie auch Inuart sahen zu der großen Doppeltür rüber. So dann auch Nier, der plötzlich sehr angespannt einfach da stand und ebenfalls hinsah. Sie konnten es alle hören. Die verschiedenen Stimmen, die lauter krischen und heulten. In allen Tonlagen. Es war wie in einem Horrorfilm. Und je näher es kam…umso unwohler fühlte sich wieder der Weißhaarige. Schlagartig fing das Brummen in seinem Kopf an und er fasste sich kurz an die Stirn. Schüttelte den Kopf und holte sich zurück. Riss sich zusammen. Aber es reichte schon das Caim dies bemerkte und sauer zu ihm sah. Ein letztes Mal fauchte: „Ich schwöre es dir: wenn du jetzt wie ne Jungfrau in Nöten zusammen brichst dann…!“ „Werde ich nicht!“ Fauchte Nier zu ihm rüber, ohne ihn anzusehen. Das wird er nicht. Nicht dieses Mal. Und Caim hasste sich dafür dass er diesen Plan anwenden musste. Auf Nier war einfach kein Verlass. Wenn er zusammenbrach, ging alles den Bach runter. Dann mussten sie improvisieren und Caim konnte dieses Mal nicht so schnell mal vor springen und den Jungen retten. Wenn er lag, dann lag er. Keiner kam ihm zur Hilfe. Und dann krachte auch schon die Doppeltür vor ihnen auf und das Monster quetschte sich hindurch. Was für eine widerliche Masse. Es blieb sogar teils mit einem Körper an scharfen Kanten der Metallrahmen hängen und riss sich tiefe Wunden in die rote und fleischige Haut dabei. Es blutete, aber es war unempfindlich für diesen Schmerz geworden. Zog sich einfach weiter rein und sah dann Nier. Und es brüllte ihn an. Brüllte mit vielen Stimmen von Menschen und riss das Maul dabei aus, so dass man die Rippenknochen, die nun als Zähne fungierten, sehen konnte. Und in dem helleren Raum konnten sie es besser erkennen. Besonders Nier, der ihm direkt gegenüberstand. Es sah schrecklich aus. Schlimmer als in der Dunkelheit. Die langen und wulstigen, tumorartigen Arme rissen Spuren mit den Klauen in den Boden und zerrten den Kadaver über diesen. Die Beine waren nur Lappen aus Haut die es hinter sich her zog und ein kleiner knubbeliger Schwanzansatz war zu sehen. Der Rest bestand nur aus Oberkörper und zu großem Kopf ohne Augen. Die lange Krokodilschnauze sabberte und es tropfte auf den Boden. Es hatte den Jungen gesehen und kroch auf ihn zu. Bisher lief aber alles nach Plan. Es hatte sich nur auf Nier fokussiert. Der es auch die ganze Zeit über anstarrte. Er war einfach erschrocken von dem Anblick. Das sollte mal…ein kleines Mädchen gewesen sein? Dieses Monster? Es kam immer näher. Und je näher es kam umso mehr konnte man die Verwesung riechen und das Ammoniak. Wovon lebte es? Wie ernährte es sich? Vielleicht fraß es sich ja selber, das könnte das fehlende Hirnteil erklären. Doch selbst wenn: wie konnte es so viele Jahre hier existieren? War es…etwa unsterblich? Konnten Alter und Verfall es nicht töten? Inuart hoffte das es Feuer aber schaffte. Und sie machten sich beide bereit. Jeder öffnete leise seine Gläser und wartete auf den Richtigen Moment. Es musste noch viel näher kommen. Und es näherte sich bedrohlich weiter dem Weißhaarigen. Der es noch immer nur anstarrte. Das Pochen und Brummen in seinem Kopf wurde wieder lauter und je näher es kam, umso mehr hörte er sie wieder. Hörte die jammernden Seelen in dem Monster heulen. Er solle eigentlich anfangen nach hinten zu weichen…aber er tat es nicht. Er stand einfach weiter da und starte es an. Es fauchte und krisch nach ihm und kam noch einen Ruck näher dabei. Und dann konnte er es wieder gang genau hören. Er hörte…ein Mädchen. Und als er sie hörte. Sie weinen hörte, da wusste er dass sie nichts dafür konnte! Das musste das kleine Mädchen sein das verwandelt wurde! Dem das gegen ihren Willen angetan wurde! Sie konnte nichts dafür! Caim sah nervös zu Nier. Er würde das verhauen. Er sah es doch schon wieder! Aber bevor er nachdenken konnte was nun passieren sollte…da machte Nier etwas Unerwartetes…Er machte einen Schritt auf das Monster zu und beide Jungs sahen ihn erschrocken an. Was hatte er vor?! Nier war aber klar im Kopf. Er wusste was er tat und dann blieb er stehen und sprach zu dem Monster, das noch immer krisch und nicht mehr weit entfernt war: „Hör damit auf Louise! Du bist doch noch immer da drin, oder?! Ich kann dich hören Louise!“ Und schlagartig…blieb das Monster stehen. Er verharrte an seinem Ort und in einer starren Position, als es zu ihm sah und das Maul noch immer geöffnet hatte. Es sabberte weiter und das Atmen zischte, wie bei einer Schlange, weiter aus der gewaltigen Kehle. Hatte er…sie erreicht? Er sah es weiter an und sogar Caim und Inuart waren erschrocken über das was sie sahen. Wieso hatte es gestoppt? Es war doch nur ein hirnloser Fleischhaufen! Oder? Und so sahen sie sich nur an. Nier und das Monster, welches mal ein kleines Mädchen gewesen war. Und welches offensichtlich noch immer da drin war. Wenn auch nur Erinnerungen. Sie war es gewesen. SIE hatte ihn: Mama gerufen. So das Nier schluckte und sprach: „Du bist noch da drin…nicht wahr? Und du kannst mich verstehen, oder?“ Das Wesen sah ihn nur weiter an. Und es war komisch, aber nachdem er nach ihr gerufen hatte, war der ganze Kadaver ruhig geworden. Keine der anderen Seelen jammerte mehr. Nur die leblosen Köpfe, die aus ihm ragten bewegten noch den Mund zuckend auf und zu. Dies war aber nur aus Reflex. Da war keiner mehr drin. Leere Augen sahen sich um und fokussierten niemanden mehr an. Sahen sich um als würden sie Geister sehen. Das waren nur Hüllen. Sogar im Rachen der Kreatur konnte er sie sehen. Augen und Köpfe. Arme die aus ihrer Seite herausragten und nicht ihr gehörten. Menschliche Arme. Es war ein schreckliches Bild. Und mitten in dem Chaos aus Fleisch…war ein kleines Mädchen. Das Herz dieser Kreatur. Und dann zuckte es auf. Fing an wie verrückt zu vibrieren und man konnte hören wie sich Fleisch verzog und Knochen brachen. Erschrocken sah Nier zu wie aus einer Stelle hinter dem Kopf, also am Nacken, sich was veränderte. Etwas herauswuchs. Und noch erschreckender war es…als es die Form eines Oberkörpers eines Mädchens annahm. Mit langen Haaren, die aus Fleisch gebildet waren. Und sie hatte Augen. Grelle und gelbe Augen, die sie langsam öffnete und zu ihm runter sah. Keine Pupille, nur grelles Gelb starrte Nier an. Sie war komplett rot, wie der Rest des Körpers auch. Keine Züge von Weiblichkeit oder Gefühl waren zu erkennen. Und dann legte diese Gestalt den Kopf nach rechts schief. Sah ihn an und fing an den Mund zu bewegen. Das gab es nicht. Es kamen Geräusche aus diesem Ding. Es war sicherlich Louise die da an die Oberfläche kam und versuchte zu kommunizieren. Sie sprach eine Sprache. Aber eine die Inuart nicht kannte. Und als sie Worte von sich gab, offensichtlich zu Nier sprach und der plötzlich darauf antwortete, da verstand keiner der Jungs mehr was los war. Der Weißhaarige sprach: „Nein…Ich bin nicht deine Mutter. Du irrst dich. Du bist durcheinander Louise. Du musst dich beruhigen.“ Er sagte das sehr sanft zu ihr. Aber Caim sah Nier erschrocken an. Was war da los? Konnte er sie wirklich verstehen? Und dann sah er wieder zu diesem abartigen Geschöpf das da aus dem Kadaver ragte, dessen Maul darunter noch immer sabberte und zischte. Und während Inuart keine Ahnung hatte was das für eine Sprach war, fiel Caim etwas auf. Er kannte diese Sprache. Es hörte sich an wie Latein, aber war dennoch anders. Und er erinnerte sich woher er das wusste: dank seiner Schwester. Furiae hatte damals Latein lernen wollten und er hatte ihr dabei geholfen und sie abgefragt. Sie erzählte immer wie sehr sie diese Sprache liebte. Und das sie es nur aus einem Grund lernen wollte: sie wollte zu Engeln sprechen können. Aber diese Sprache war nicht wirklich Latein. Um zu Engeln zu sprechen musste man noch mehr wissen. Die Engelssprache war dem Lateinischen ähnlich. Und er dachte darüber nach…ob das nicht genau das war was er hörte. War diese Sprache von dem Monster…die Sprache der Engel? Eine erweiterte Form von Latein? Doch warum sprach sie das und warum…konnte Nier sie verstehen? Doch nachdem Nier zu ihr gesprochen hatte. Sagte dass sie sich irrte. Da wurde das Monster wieder kurz laut und brüllte. Es war nur ganz kurz und sie sprach dann weiter. Es hörte sich wütend an von der Tonlage her. Und Nier lauschte und schüttelte den Kopf. Er schien erschrocken dabei. Und dann antwortete er laut: „Nein! Ich bin nicht wie du! Ich bin nicht deine Mutter!“ Denn er hatte ihre Worte klar und deutlich verstanden. Sie sagte zu ihm: „Aber du bist wie ich! Du verstehst meine Sprache und mein Leid! Bleib bei mir Mama! Ich habe dich so sehr vermisst! Wir können für immer zusammen sein! Wenn du ein Teil von mir bist, bleiben wir für immer zusammen! Verlass mich nicht Mama! Verlass mich nicht!! Mach mich ganz!!“ Und danach brüllte sie erneut und fasste sich dabei an den Kopf. Der menschliche Teil, der aus ihr ragte, tat dies. Und das Maul unter ihr fing wieder an zu sabbern und beißen. Und als sie näher kam und Nier einen Schritt hinter sich machte, da reagierte plötzlich Caim. Er sah wie der Weißhaarige keinerlei Anstalten machte wegzurennen und immer wieder den Namen des Mädchens rief. Was bezweckte er damit?! Er sollte verschwinden! Und als sie zu nahe war, da musste etwas getan werden. Er wusste nicht warum…aber es war als bewegte sich sein Körper von selbst. So kam er wiederwillig aus seinem Versteck und warf die erste Flasche auf das Monster. Die Flüssigkeit ergoss sich über die eine Seite von dem großen Maul und es brüllte wütend zu Caim rüber. Er hatte die Aufmerksamkeit der Bestie. Erschrocken sahen Inuart und Nier zu ihm. Warum hatte er das getan?! So hatte er sich gezeigt und war nun auf dem Schirm der Kreatur. Er sah zu Nier rüber und fauchte: „Mach dich vom Acker!!“ Und dann lief das Monster auf ihn zu. Es ließ schlagartig von Nier ab und wollte zu Caim. Nur mit der Absicht ihn zu verspeisen. Roch die selbe Blutgruppe in ihm. Genauso wie sie es auch bei den anderen Menschen getan hatte. Es gab ihr das Gefühl sich heilen zu können. Das sie komplett werden würde. Ihre Leere und ihren Hunger stillte…Wenn sie ihn fraß. Sie war so wütend und einsam. Und sie zog sich schneller auf ihn zu. War fast bei ihm und Nier schrie nach Caim: „Nein! Caim!!“ Er hatte ihn in diese Situation gebracht! Er hatte es verbockt! Caim machte sich bereit und wollte noch die zweite Flasche werfen. Danach das Feuerzeug entzünden und den Spuk beenden! Doch noch bevor das Monster ihn erreichen und er seinen Plan umsetzten konnte, passierte etwas Unglaubliches. Aus einer Seite von dem Monster, rechts neben ihrer noch immer menschlich raus ragenden Gestalt, tauchte etwas auf. Es war ein Tentakel der sich aus dem Fleisch formte und mit Schrecken sahen Inuart und Nier wie er sich ausdehnte. Immer länger wurde. Und wie er dann nach vorne schoss und auf Caim zielte. Es spielte sich wie in Zeitlupe ab und Nier sah dem voller Schrecken zu. Er zischte genau auf den Braunhaarigen zu. Doch weil dieser sich rechtzeitig bewegte und realisierte was passieren würde, verfehlte der Angriff leicht sein Ziel…Aber nur leicht. Und dann ertönte ein Geräusch von Haut die zerrissen wurde. Und sie sahen beide Caim. Sahen wie etwas in seiner rechten Schulter streckte und sich tief in das Fleisch gebohrt hatte. Wie sich der Tentakel mit seiner Spitze in Caim verbissen hatte und diesen nach hinten zu Boden riss. Er die zweite Flasche und das Feuerzeug fallen ließ und alles neben ihm landete. Die Flasche sogar auslief. Die Flüssigkeit sich auf dem Boden verteilte und er dann schrie. Er schrie kurz vor Schmerz und fasste sich mit beiden Händen das das Geschwür das sich in ihm verbissen hatte und dort verweilte. Ihn auf den Boden drückte dadurch. Er wollte es entfernen, aber es klappte nicht. Kurz darauf sickerte auch schon Blut aus seiner Wunde und tränkte seine Jacke und das Shirt darunter mit Blut. Auch seine Hände leicht. Es tat schrecklich weh. Und er versuchte es erneut zu lösen. Und als Nier diesen Schrei hörte…diesen Schrei voller Schmerzen…da pochte sein Herz. Es pochte einmal sehr stark und er sah erschrocken hin. Fing leicht an zu zittern dabei. Das war…das war seine Schuld gewesen. Er hatte…Und etwas kroch in ihm hoch…es war Zorn. Inuart kam ebenfalls aus seinem Versteck und schrie rüber zu Caim. Er brüllte voller Schrecken dessen Namen und war ebenfalls an der Stelle erstarrt. Nicht Caim! Er durfte nicht sterben! Er wollte nicht noch mal jemanden verlieren der ihm was bedeutete! Nicht wieder! Und so warf er eine seiner Flaschen und brüllte nach dem Monster. Erst eine und dann die Andere. Beide knallten gegen es und verteilten die Flüssigkeit auf dem Fleisch. Aber es regte sich nicht. Es war völlig auf den blutenden Caim fokussiert, den es noch immer festgenagelt hatte und der sich wand vor Zorn und Schmerz. Weiter versuchte sich zu lösen. Aber es steckte zu tief in seinem Fleisch. Derweil zückte Inuart sein Feuerzeug und bekam es nicht an. Es…es ging nicht an! Scheiße! Und Nier stand nur da. Sah wie Caim um sein Leben kämpfte und das Monster näher auf ihn zurückte. Es nach ihm gierte und ihn fressen wollte. Ihn mit sich vereinen wollte. Und er sah das Monster. Sah wie es sabberte und fauchte und Louise nur lachte. Doch dann sagte sie etwas…was Nier brechen würde. Sie sprach in der fremden Sprache: „Ich habe hunger. Solch einen hunger. Ich will fressen. Ich will ganz werden. Ich werde dich verschlingen!“ Und als er das hörte…brach der Damm in ihm. Nichts hielt ihn mehr zurück. Es war vorbei. Nier sein Herz klopfte erneut stark. Es pochte ihm bis zum Hals. Es tat weh. Es brannte so sehr in ihm. Zorn. Feuer. Wut. Hass. Er hatte ihm das angetan. Er hatte Caim in Gefahr gebracht. Er würde sterben. Er würde sterben wenn er nichts tun würde! Und diese Gedanken zerstörten ihn innerlich. Alles brach zusammen. So das er erstarrt auf die Knie fiel und leblos nach oben sah. Schwach entwich es seiner Kehle: „Nicht…du kannst nicht…Niemals…Du kannst nicht…NEEEINN!!“ Brüllte er aus dem tiefsten Innern seiner Seele und sah über sich. Kniff die Augen zusammen und der Schrei hallte. Hallte durch den ganzen Keller und verzog sich. Er wurde sehr schrill und tat Inuart in den Ohren weh, weshalb er diese zuhalten musste und erschrocken zu Nier rüber sah. Und auch Caim sah verwirrt und schmerzhaft zu ihm rüber. So auch Louise auf dem Rücken ihres Körpers. Der Weißhaarige schrie immer noch das „NEIN“ und zog es unglaublich lang. Und dann wurde seine Stimme tiefer. Feuer brannte und verbrannte seinen Körper innerlich. Er spürte wie er sich erneut verlor. So viel Zorn, Angst, Trauer. Er konnte dem nicht mehr standhalten. Es riss ihn alles weg und aus der Realität. Seine Welt wurde dunkel. Aber es war ihm egal. Es war nicht mehr zu halten. Und seine Stimme ging über in ein Brüllen. Ein unmenschliches Brüllen das immer lauter und tiefer wurde…während er seine Gestalt veränderte. Aber dieses Mal war es anders. Als er sich das letzte Mal verwandelte, riss sein Körper sichtlich auf und es wuchsen ihm die Eigenschaften eines Drachen. Doch jetzt erstrahlte er in einem hellen Licht und man sah wie er sich verformte. Inuart sah Symbole auf der strahlenden Gestalt von Nier. War das…das celestische Alphabet? Nier wurde sogar etwas größer als noch beim letzten Mal. Und als das Licht verschwunden war und man wieder Sicht auf ihn hatte, da saß ein völlig anderer Drache im Raum als letzte Mal. Er war noch immer weiß, aber seine Hörner waren weiterhin gelblich, aber dieses Mal länger und breiter am Hinterkopf. Sein Schwanz war in einem tiefen Schwarz und wies Risse auf, durch die es hellblau leuchtete wie Licht, als würde er glühen. Wie aufgerissenes Gestein sah es aus und verwischte sich am Ende des Schwanzes immer mehr wieder in weiße Schuppen. Die Innenseiten seiner Flügel waren Schwarz und kräftigere Schuppen schützen seine Haut und seinen Rücken, an dem auch schwarzes Fell entlang fuhr. Er saß auf seinen beiden Beinen und bewegte sich nicht. Bis sich plötzlich seine Augen öffneten und feuriges Rot schimmerte. Und dann brüllte er im Zorn. Warf den Kopf nach vorne und brüllte zu Louise. Diese schien erschrocken und fauchte zurück. Ließ von Caim ab und entfernte den Tenakel aus seinem Fleisch, wodurch er endlich aufatmen konnte. Er fasste sich an die Wunde und sah ihn. Es war ein ordentliches Loch, aber nicht tödlich. Es blutete nur wie sau. Und dennoch sah er sofort zu Nier rüber. Sah ihn. Da war sie wieder…diese wunderschöne Kreatur. So anmutig wie tödlich. Er war noch schöner als beim letzten Mal. Und er hatte sich endlich wieder verwandelt. Ohne mit der Wimper zu zucken und ohne Vorwarnung donnerte der Drache auf beiden Beinen auf das Monster vor sich zu. In blinder Wut und noch bevor dieses sich umdrehen konnte, riss Nier es schon zu Boden und biss darauf ein. Biss in den Arm der ihm nahe war und zerrte daran. Blut spritze und Louise schrie. Sie so wie auch das Maul unter ihr. Doch der Drache ließ nicht ab. Er biss noch fester zu und riss an ihr. Er wollte sie zerfleischen! In Stücke reißen! Und es fühlte sich so gut an! Doch dann rollte Louise sich zur Seite und riss Nier mit sich. Sie rollten etwas weiter und waren ein kämpfendes Knäul. Beide brüllten und Nier hatte sich komplett in dem Fleisch verbissen wie ein Pitbull. Schmeckte Blut und Schwefelkohlenstoff in seinem Maul dabei. Aber es störte ihn nicht. Er wollte nur töten und zerfleischen. Seine ganze Welt drehte sich darum. Und sein Zorn peitschte ihn an weiter zu machen. Inuart nutzte diesen Moment und rannte zu Caim rüber. Sah aber noch mal zu den beiden Giganten rüber die kämpfen. Warum sah so Nier anders aus als letztes Mal? Damals wirkte er mehr wie ein Jungdrache. War er etwa gewachsen? War seine Drachenform gewachsen? Aber wieso? Und dann kam er bei Caim an, der inzwischen saß und weiter zu Nier sah. Er war so…gebannt. Dieses wunderschöne Biest was er da sah… „Caim!“ Sprach Inuart und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. Sofort zog er seinen Rucksack ab und suchte nach Desinfektionsmittel und nach einem Verband. Er musste sich um die Wunde kümmern. Aber Caim reagierte überhaupt nicht auf ihn. Auch nicht als er anfing die Wunde zu säubern und zu verbinden. Was Inuart nicht gefiel. Warum war er so gebannt von dem was er sah? Und Caim sah noch immer den beiden Monstern zu. Sah zu wie sie sich fetzten. Und Nier schubste sie wirklich herum. Er war sichtlich im Vorteil und der Stärkere von ihnen. Er riss mit seinen Beinklauen tiefe Wunden in das Fleisch unter sich und Biss in die obere Seite der Krokodilschnauze. Und Louise schrie. Sie schrie als hätte sie Schmerzen und wackelte herum. Wollte sich lösen aber war völlig überrumpelt. Im Gegensatz zu Nier…Für ihn war sie ein Krüppel. Er sah sie als Krüppel an. Sie war eine Schande!! Sie war nicht wie er!! Er war ein Drache!! Sie war eine Abart! Er musste diese Abart töten!! Sie durfte es nicht besitzen!! Sie war das Blut des Drachen nicht würdig!! Und dann kam er von ihr runter und riss sie über den Boden. Riss sie mit seinem Biss über den rauen Stein. Wischte förmlich den Boden mit ihr und donnerte sie dann neben sich in ein Auto. Und dann in ein Anderes…Und wieder in ein Anderes. Er schmiss sie rum wie einen Gummiball zum spielen. Sie war nichts gegen ihn. Und Caim war fasziniert von dieser Kraft. Aber zugleich merkte er dass etwas nicht stimmte. Er kam zu sich und bemerkte…die Gewalt. Den Zorn und den Hass in jeder Attacke. Schlimmer als letztes Mal. Auch Inuart sah das und ließ von Caim ab. Hatte ihn verbunden und sah wie Nier weiter auf Louise einprügelte. Immer und immer wieder zubiss und sie fetzte, auch mit seinen Klauen an den Schwingen. Er riss ihn ein gewaltiges Stück Fleisch aus dem Rücken und sie schrie, während er es kalt zur Seite spuckte und wieder zu biss. Er war blutüberströmt. Er war wie…wie ein Berserker. Ohne Mitgefühl und Skrupel. Und dann sprach Inuart: „Warum tut er das? Er…er spielt mit ihr. Er lässt sie bewusst leiden. Er quält sie.“ Und ab da wusste auch Caim das etwas ganz und gar nicht stimmte. Nier war noch viel gewalttätiger als letztes Mal. Damals war es als würde er das aus Verteidigungsgründen tun. Aber das…das war nicht nur Gewalt. Das war Grausamkeit. Er machte das aus purem Vergnügen. Es machte ihm Spaß zu quälen. Und das war…das war nicht Nier. Caim seine Gesichtszüge veränderten sich in das Erschrockene über, als er sah welche Grausamkeiten dieser Drache da veranstaltete. Und nicht weil er was gegen Grausamkeiten hatte…sondern weil das ein Junge tat der sowas niemals tun würde. Und er kannte den Knirps langsam genug um das zu wissen. Dieses Weichei, das lieber nett und hilfsbereit war, selbst zu den größten Monstern. Selbst zu ihm…Und dann sprach er leise, aber so das es Inuart hörte: „…Das ist nicht Nier.“ Inuart sah zu ihm und sah den Schrecken in Caims Gesicht. „Das ist er nicht…Er würde sowas niemals tun…Er muss damit aufhören!“ Sprach Caim erneut und kämpfte sich schwer auf die Beine. Er hatte es realisiert. Seine Schulter schmerzte und er fasste sich mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht an diese. Und etwas ging ihm durch den Kopf. Etwas was er nie von sich gedachte hatte…Das er mit daran schuld war. Und er verstand es. Er hatte ihn so unter Druck gesetzt. Immer und immer und immer wieder. Das alles..war auch sein Chaos. Das war teils seine Saat die er gesät hatte. Inuart kam auch hoch und stützte ihn leicht, sprach dabei: „Nicht! Du musst auf deine Wunde achten Caim!“ „Er muss damit aufhören!“ Sprach Caim wieder laut und sah vor sich zu dem Drachen. Sah wie Nier das Monster wieder gegen eine Wand donnerte und der Asphalt der Wand abbröckelte dabei. Sie war blutüberströmt und hinterließ einen blutigen Fleck hinter sich an der hellen Wand. Sogar als sie abrutschte und auf den Boden sackte. Und auch der Drache war voller Blut. Aber es war nicht seins. Langsam kam er wieder neben sie. Bedrohlich und knurrend. Zischend wenn er das Maul aufmachte beim Atmen. Es war dasselbe erschreckende Geräusch was auch Louise von sich gegeben hatte. Jeder Atemzug war wie das tiefe Zischen einer Schlange. Eines wütenden Raubtiers. Und seine Augen funkelten auch so. Da war kein Mensch mehr. Es war nur noch ein…Monster. Inuart sah zu Caim und war verwundert über dessen plötzliche Sorge. Und so fragte er auf die Aussage von Caim vorher: „Was meinst du damit?“ Und der sah weiter zu Nier. Er konnte sich nicht mehr von ihm losreißen. Antwortete: „Er zerstört sich gerade selbst. Es muss damit aufhören bevor es kein Zurück mehr gibt!“ Und endlich verstand er warum der Junge sich nicht verwandeln wollte. Er war so dumm gewesen. Er hatte ihn gehört aber nicht ZUGEHÖRT. Er hätte die Angst hören und akzeptieren müssen! Hätte verstehen müssen warum Nier solche Angst vor sich selbst hatte! Aber er hat das alles weggefegt! Hielt es für Schwachsinn! Aber nun sah er warum. Sah was aus dem gutherzigen Junge wurde der…der plötzlich nur noch ein gewalttätiges Monster war. Und wenn er nicht aufhörte, dann verlor er vielleicht seine komplette Menschlichkeit! Yonah war nicht hier um ihnen zu helfen. Sie mussten ihm helfen. ER musste ihm helfen! Denn ER hatte das mit verbockt. So sah er zu Inuart und sprach entschlossen: „Geh du in Deckung!“ Sein Freund sah ihn verwirrt an. „Was?! Aber warum?! Was hast du vor?!“ Und dann hörten sie auch schon ein erstickendes Gebrüll und sahen beide vor. Nier hatte sich in Louise verbissen und zerrte an ihr. Ihr ganzer Körper war zerfetzt. Das rechte Bein herausgerissen und sie lag blutig da. Und nun hatte er sich in ihrem Auswuchs am Nacken verbissen. Unter ihrem menschlichen Teil des Körpers und sie schrie. Sprach in ihrer Sprache zu ihm und fasste an das Maul des Drachen dabei. Und er konnte sie noch immer hören. Konnte verstehen was sie sagte. Doch er war blind für diese Worte. Nichts kam mehr zu ihm durch. Sie flehte und sprach:“Warum tust du das Mutter? Warum tust du mir weh?“ Aber als sie spürte wie er dann an ihr riss und sie fühlte wie das Leben sie verließ…da wurde ihr was klar. Und sie hörte auf sich zu wehren. Wurde glücklich. Sie…sie war frei. Er hatte sie befreit. Sie war ihm…dankbar. Sie konnte heim. Weg von dem Leid das sie erlitten hatte all die Jahre… Und dann, mit einem starken Ruck, riss er sie von ihrem Körper und beendete das Leid dieses Mädchens. Für sie war es eine Art der Erlösung, aber für Nier…war es ein unglaubliches Gefühl der Macht. Er genoss es das warme Blut zu fühlen und es erregte ihn. Er spuckte die Reste aus und brüllte vor Triumph. Machte einige Schritte zurück und holte mit dem Kopf aus. Und dann spie er Feuer. Er fackelte sie lange und gnadenlos ab. So dass das Fleisch knistere und stank. Jeder im Raum konnte es riechen. Und als er fertig war schrie er wieder vor Zorn. Die Flammen brannten so hell und der Schwefelkohlenstoff half besonders gut nach. Beide Jungs sahen das. Und Caim wusste er musste handeln. Er sah wieder zu Inuart und sprach aufgebracht: „Jetzt versteck dich endlich!“ Inuart sah zu ihm. „Warum?! Es ist vorbei!“ „Oh nein das ist es nicht! Er wird sich gleich umdrehen und dann sind wir an der Reihe! Ich kenne diesen Blick den er hat. Das ist der Blick von jemanden der Spaß am töten hat! Und er wird weiter machen! Er ist in einem Rausch! Also versteck dich gefälligst!“ Inuart sah kurz zu Nier, der noch immer mit dem Rücken zu ihnen gewandt war und dann wieder zu Caim. Das konnte er doch überhaupt nicht wissen! Aber… „Du musst dich auch verstecken!“ Kam es dann flehend von ihm doch Caim schüttelte selbstsicher den Kopf. „Das kann ich nicht.“ „Was?! Sei doch nicht bescheuert! Warum?!“ „Weil ich mit daran schuld bin! Und ich hasse es das jetzt sagen zu müssen: aber nun ist es meine Aufgabe ihm da raus zu helfen! Ich weis was er gerade durchmacht! Ich…ich bin noch immer da wo er gerade ist…“ „Er wird doch töten Caim!“ Aber leider verstand Inuart seinen Freund. Wusste was er meinte. Er meinte den Zorn. Der dunkle Ort an dem sich Caim noch immer aufhielt nach dem Tod seiner Schwester. Er hatte sich nie vergeben und besänftigte sich selbst mit Gewalt und Zorn. Aber Nier würde das zerstören. Denn er war anders als Caim. Er hatte ein zu gutes Herz. Und das drohte gerade zu sterben. Und so sehr er auch dagegen war…Inuart war froh zu sehen das Caim sich offenbar doch um den Jungen sorgte. Dennoch schüttelte er den Kopf. „Du bist verletzt. Ich kann dich nicht alleine…“ „Ich kann mich besser schützen wen ich nicht auf dich aufpassen muss! Und jetzt versteck dich endlich du Trottel!“ Warum wurde er immer gleich so persönlich? Und dann rannte er auch schon los und Inuart rief erschrocken seinen Namen hinterher. Er war verrückt! Was konnte er schon gegen einen Drachen ausrichten?! Dennoch er hörte auf Caim und verkroch sich hinter der Säule. Sah über diese rüber und zu ihnen. Er durfte nicht sterben. Er war so ein Idiot! Caim dieser Trottel! Und der rannte weiter zu dem Drachen, der noch immer auf den verbrannten Kadaver vor sich sah. Er war auf alle Vier gekommen. Stütze sich mit den Flügelarmen am Boden vor sich und fauchte den Kadaver an. Sein glühender Schwanz zuckte von links nach rechts und Caim war fast bei ihm. Er wusste wie es ihm gehen musste. Caim kannte diesen Zorn und er kannte es wenn dieser einen überrannte und alles in Besitz nahm. Jeden deiner Gedanken und Handlungen. Und obwohl er dies nicht tun musste…machte er es zu etwas persönlichen und wollte zum ersten Mal aufrichtig helfen. Und das ausgerechnet bei diesem Bengel. Dieser Bengel…der ihn mehr ins Herz starrte als sonst einer den er kannte. Und so kam er links neben einer Säule an, nicht weit hinter Nier und brüllte zu ihm: „Heeeyy!!“ Und als er das brüllte drehte sich der Drache auch gleich blitzartig erschrocken um und brüllte. Er war noch immer auf allen Vieren und sah Caim. Aber er war so blind vor Zorn…dass er ihn in der Sekunde nicht erkannte. Er sah nur einen Menschen vor sich und brüllte tief und blutrünstig. Und Caim konnte es kur darauf schon hören. Er hörte es im offenstehenden Maul vor sich. Ein Zischen und ein tiefes Einatmen. Spürte wie Luft eingesogen wurde. Und er wusste instinktiv was kommen würde. Er hatte das bereits erlebt. Also sprang er nach rechts neben sich und hinter die Säule. Kurz darauf passierte es auch schon: Flammen schossen links und rechts neben ihm vorbei. Nier hatte versucht ihn im Zorn zu verbrennen. Es war verdammt heiß und Caim hielt die Luft an. Für drei Sekunden strömten Flammen so hell wie Licht an ihm vorbei und dann war es auch schon erledigt. Er hörte den Drachen laut durch das halboffene Maul atmen. Es zischte und er geiferte. Wie ein Raubtier und Biest lauerte an der Stelle und wartete auf den Menschen. Vorsichtig, aber entschlossen, kam Caim wieder um die Säule herum. Er konnte nicht oft hintereinander Feuer speien. Das hatte er bereits beobachtet und nutzte es nun. Er zog seine Stange vom Rücken, auch wenn er wusste dass sie eh nichts brachte, um Dominanz und keine Angst zu zeigen. Er kroch nicht vor diesem Biest. Er kroch und kauerte vor niemanden! Er war Caim! Und er hatte vor nichts Angst! So blieb er stehen und sah den Drachen ernst und selbstsicher an. Nier war nicht weit vor ihm und noch immer auf allen Vieren. Er zischte und sabberte, stellte sich leicht seitlich zu Caim, aber mit dem Oberkörper zu ihm gerichtet. Hatte ihn genau im Blick. Er sah die Waffe in der Hand des Menschen und fauchte kurz. Und Inuart sah die Beiden…Es war wie in diesen alten Geschichten. Wie die legendären Ritter die sich tapfer vor Drachen stellten um diese zu bekämpften. Das…das gab es doch nicht. Als würden die Mythen wahr werden. Und er saß klapprig hinter einer Säule und sah nur zu. Er war, im Gegensatz zu Caim, echt erbärmlich. Er hätte nicht den Mut dazu. Aber er war auch kein Verrückter der weder an das Gute noch das Böse glaubte! Oder sich nicht vor Tod und Teufel fürchtete! Denn so war Caim. Die Zwei starrten sich einfach nur an. Drache und Mensch. Zwei Lebewesen die unterschiedlicher nicht sein konnten, egal auf welchem Level. Doch Caim hatte keine Angst vor ihm. Er sah diesem Drachen in die funkelnden roten Augen, die voller Zorn schimmerten und zuckte nicht mal. Er kannte diesen Blick so gut…Doch als Nier dann plötzlich sehr langsam und wie eine Katze schleichend auf ihn zukam, da machte Caim doch einige Schritte zurück. Nicht aus Angst, aber Abstand war dennoch besser. Allein um im Notfall reagieren zu können. Und als er das weiterhin tat sprach er dabei: „Du kannst aufhören. Es ist niemand mehr hier den es sich zu töten lohnt.“ Doch das sah der Drache offenbar nicht so. Er erinnerte sich an den Schmerz und den Hass. So fauchte er laut und dann hörten Caim und Inuart etwas, was sie nicht für möglich gehalten hatten: „ICH HASSE DICH!! ICH HASSE ALLES!!“ Hörten sie plötzlich Nier seine Stimme war laut in ihren Köpfen. Der…der Drache sprach zu ihnen. Nier kommunizierte wirklich über Telepathie zu ihnen! Das gab es doch nicht! Oder zumindest sowas in der Art denn sie konnten ihn beide hören. Da er sein Maul nicht dazu bewegte musste es sowas sein. Er erstaunte sie immer wieder. Aber sie waren beide erschrocken über das was er gesagt hatte. Er hasste ihn…Er meinte Caim. Offensichtich. Und dann brüllte der junge Drache wieder laut: „SO VIEL HASS! SO VIEL LEID! ES GIBT NICHTS GUTES IN DIR!! ES GIBT NICHTS GUTES IN MIR!!“ Er sagte das so voller Zorn und in einer wehleidigen Stimme, dass Caim verstand. Er verstand es endlich. Dieser Junge…war…Der Drache stoppte vor ihm und so tat es auch Caim. Doch er bemerkte dass er nicht weit hinter sich den Spalt im Boden hatte. Er stand mit dem Rücken zu einer dunklen Klippe. Er war in die Enge gedrängt und er lächelte kurz frech. Welch eine Ironie. Er hatte Nier immer bedrängt…und nun bedrängte er ihn. Stellte ihn mit dem Rücken zur Klippe und zwang ihn so damit den Drachen anzusehen. Er konnte sich nicht mehr abwenden. So wie er es immer tat. Er war gestellt. Denn sollte es so sein. Und er sah wieder zu dem Drachen vor sich, der wütend hinter sich mit dem Schwanz von links nach rechts zuckte und tief und schwer atmete vor Zorn. Doch dieses Mal war es anders. Caim sah ihn. Und er sah neben sich auf die Stange in der Hand. Dann wieder zu Nier vor. Er wusste was er zu tun hatte… „Ich weis das ich das größte Arschloch bin das auf dieser Erde wandert.“ Inuart sah zu ihm. Was hatte er vor? Er klang so…ehrlich dabei. Sowas aus Caim seinem Mund? Er dachte dass er niemals solche Worte von ihm hören würde. Und der Braunhaarige sprach weiter zu der Bestie vor sich: „Und ich weis dass ich viele Fehler gemacht habe in meinem Leben. Ich habe mich von den Menschen abgewandt und mein eigenes Ding durchgezogen. Denn in den Menschen sah ich nur Verderben und Leid. All das was sie mir angetan haben konnte ich nicht vergeben. Habe ich noch immer nicht…Doch dann kam da ein Junge in mein Leben…Ein Junge dem ich am liebsten jedes Mal den Hals umdrehen wollte, wenn er anfing Hoffnung zu verteilen und an das Gute in jedem glaubte…Er mir das Gefühl gab das doch nicht alles verloren war. Und ich wollte diesen Jungen zum Schweigen bringen! Er sollte mir nicht das Gefühl geben das alles wieder gut wird! Und erst recht nicht wollte ich das er mich aus meinem Abgrund riss in dem ich mich so wohl fühlte nach dem Tod meiner Schwester! Und deswegen schlug ich immer wieder auf ihn ein. Ich hasste ihn dafür. Ich…hörte ihm nicht mehr zu.“ Und der Drache vor ihm starrte ihn nur weiter zornig an. Caim wusste nicht mal ob Nier ihn überhaupt hören konnte, aber das war ihm auch egal. So sah er wieder auf seine Waffe neben sich und dann wieder zum Drachen. Tat etwas was er noch nie zuvor getan hatte…Er ließ sie fallen. Er entwaffnete sich selbst und wollte nicht kämpfen. Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er nicht kämpfen und reden. Wollte das Problem nicht mit Gewalt lösen. Mal abgesehen davon dass er eh keine Chance hatte. Das Metall klirrte lauft auf den Boden und hallte durch die Garage. Und der Drache sah das. Er sah es und wirkte erstaunt. Dieser dumme Mensch entwaffnete sich. Warum wollte er nicht kämpfen?! Warum?! Es machte ihn zornig und er knurrte so tief, dass das Dröhnen in Caim seinem Körper spürbar war. Doch er regte sich nicht. Er sah Nier nur weiter entschlossen an und sprach dann auch genau so und teils sogar sanft: „Aber jetzt bin ich hier. Ich bin hier. Und ich höre dir zu. Ich höre dir zu…Nier.“ Und bei dem Namen stockte der Drache kurz. Er…er kannte diesen Namen. Tief in seinem Innern kannte er ihn. Das war…sein Name. Im Zorn hatte er ihn vergessen. Es gab nur noch Hass und Zorn und Tod. Aber nun war da ein Name…SEIN Name. Und Caim sprach lauter weiter: „Ich bin hier! Und ich kenne den verdammten Ort in dem du gerade feststeckst! Er wird dich umbringen wenn du weiter machst! Du bist nicht dafür gemacht ein Mörder zu sein! Du bist nicht das Monster was du denkst zu sein! Für das du dich hältst! Ich bin hier! Inuart ist hier! Er ist doch dein Freund, oder?! Und Yonah! Erinnerst du dich nicht an deine Schwester?! Was würde sie sagen, wenn sie dich so sehen würde!? Du würdest ihr das Herz brechen! Und ich…ich gehe nicht weg! Ich höre dir zu! Ich sehe dich! Also reiß sich verdammt noch mal zusammen und werd wieder klar im Kopf Nier!!“ Und bei diesen Worten regte sich etwas in seinem Herzen. Im Herzen des Drachen. Namen…So viele Namen…Caim…Inuart…Yonah. Yonah! Seine kleine Schwester! Er erinnerte sich! Er liebe sie so sehr! Sie war seine Stütze! Sie war das was ihn am Leben hielt und ihm Mut machte! Was hatte er…was hatte er getan?! Und dann schüttelte er den Kopf. Brüllte er kurz darauf. Er tat es aus Schmerz, weil sein Kopf ihm so weh tat. Es fühlte sich an als…als würden die Ketten sprengen die ihn eingesperrt hielten. Die Ketten des Hasses. So schlug er noch mal fest mit den Schwanz auf den Boden und brachte alles zum wackeln. Er spürte wie er…frei wurde. Und die Ketten sprangen und verschwanden. Nier seine Augen veränderten plötzlich ihre Farbe. Das Rot verschwand und machte Platz für ein wunderschönes Hellblau. Er blinzelte und kam wieder zu sich. All der Hass er war…weg. Inuart kam hinter der umgefallenen Säule hervor und sah erschrocken zu ihnen. Hatte er es geschafft?! War er zu ihm wirklich durchgedrungen?! Dieser verdammte Irre! Aber im positiven Sinne. Und auch Caim sah ihn erleichtert an. Dieser blöde Idiot. Endlich war er wieder da… Doch etwas schreckliches passierte darauf…Weil der Drache so laut gebrüllt hatte, wich Caim kurz zurück, auch durch das Wackeln…verlor er darauf den Halt. Und in der nächsten Sekunde fiel er rückwärts. Rückwärst in den Abgrund hinter ihm. Er schrie nicht mal, sondern sah nur erschrocken nach vorne. Sah zu Nier und fiel für den wie in Zeitlupe. Inuart brüllte Caim seinen Namen und rannte ebenso langsam los. Alles spielte sich vor den Augen des Drachen so ab. Doch sofort realisierte er was mit Caim passierte und sah ebenfalls erschrocken zu ihm sah. Noch immer als Drache. Und als der Braunhaarige aus der Sicht war, tiefer fiel…da regte sich Nier! Er rannte auf seinen beiden Drachenbeinen los und brüllte aus Sorge: „CAIM!!“ Und dann sprang er, ohne zu zögern, hinterher. Er sprang mit in die Tiefe der Schlucht und versuchte ihn zu erreichen. Verschwand mit ihm in der Dunkelheit. Inuart kam am Rande der Klippe auf die Knie. Er sah zu ihnen runter und brüllte ihrer beiden Namen. Fing an zu weinen und brüllte weiter. Es war ihm egal ob er gehört wurde oder nicht. Es war ihm egal. Er wollte sie nicht verlieren! Sie konnten nicht tot sein! Und während er immer weiter rief und rief und keine Antwort bekam, nur die Schwärze unter sich sah…bemerkte er nicht das er beobachtet wurde. Ein Mensch hatte ihn, in weiter Ferne mit einem Scharfschützengewehr, im Visier. Er lag auf dem Bauch und wollte abdrücken. Doch er ließ es schließlich. Er konnte nicht mehr schießen und verschonte ihn. Nicht nach dem was er gesehen hatte. Und das war ne Menge gewesen und sehr interessant. Er war gekleidet wie beim Militär und er fasste sich dabei ans rechte Ohr. Fing an mit jemanden zu reden: „Alpha hier…Ich habe was zu berichten…Was? Das werden sie mir niemals glauben Omega. Ich bin gleich zurück und dann sprechen wir darüber…Over and out.“ Und dann erhob er sich und verließ die Tiefgarage über denselben Weg den er gekommen war. Hoch über die Rampe und raus auf die Straßen. Und Inuart weinte weiter. Weinte über den Verlust seiner Freunde. Seiner Familie. Und Yonah…Yonah wusste nichts von all dem. Sie saß in ihrem Raum, mit einem Buch in den Händen und sah dann verwirrt rechts neben sich aus dem Fenster. Sie legte den Kopf schief. Es war komisch. Es war als…als würde sie ein Lied hören… Das Lied der Katastrophe verwandelt Männer in Bestien. Aus den Nieten der Zeit gerissen werden Menschen aus dem Kreislauf der Wiedergeburt verbannt. Die Flügel der Apostel flattern vorbei mit den Wünschen des dunklen Gottes. Die Chronisten der Wahrheit flüstern aus der Ferne. Ein gebrochenes Herz bleibt mit der Stimme der schwarzen Blume im Ohr zurück. Die schwarze Blume singt von Dingen die niemals gemacht werden sollten. Von verbotenen Gedanken. Bedauern, eingefroren in einem Herzen aus Eis, tanz in diesem Alptraum. Eine vom Tod ungebundene Form des Nichts taucht blutgetränkt aus dem Wald der schwarzen Blume auf. Gekleidet in weißen Schwingen der Hoffnung. Da um die abscheuliche Blume des Tabus zu zerstören. Die schwarze Blume singt zu blutgetränkten Gebeten. Ihr Lied wird nicht aufhören, bis der Tag der Beichte gekommen ist. Wenn diese Katastrophe die Straßen der Stadt trifft, werden Menschen und Träume zerbrechen. Um diesen sich wiederholenden Zyklus zu beenden, geht die weiße Schwinge los um den verbotenen Gesang und die schwarze Blume zu vernichten. Verpaart mit dem Auserwählten des sterblichen Fleisches an ihrer Seite… Kapitel 9: Just You and Me -------------------------- Ich habe das Gefühl das ich die Hoffnung verliere. In meinem Körper und in meiner Seele zugleich. Und der Himmel, er sieht plötzlich so unbekannt aus. Und wenn die Zeit stehen bleibt, das Schweigen beginnt alles zu übertönen, dann sind meine Schreie nicht mehr zu hören. Sag mir Gott…bestrafst du mich? Ist das der Preis den ich für meine vergangenen Fehler bezahlen muss? Dies ist mein Lied der Erlösung. Ich brauche dich jetzt mehr denn je. Kannst du mich hören? Denn ich schreie so laut. Auch wenn meine Worte bedeutungslos erscheinen mögen. Es fühlt sich an als würde ich die ganze Welt auf meinen Schultern tragen. Ich wünsche mir dass ich irgendwie jeden von uns retten könnte. Aber die Wahrheit ist: ich bin nur ein Junge. Vielleicht wird mein Traum aber dennoch wahr, wenn ich weiter daran glaube. Vielleicht erwacht er dann zum Leben. Nach allem dem ich mich stellen musste, sind dennoch alle Lebenszeichen weggespült worden. Aber ich kann immer noch eine sanfte Brise spüren. Doch egal wie sehr ich auch betete…die Zeichen des Krieges sind noch geblieben. Und Leben an sich…ist nun mein Feind geworden. „Du musst durchhalten! Es ist nicht mehr sehr weit! Bitte! Bitte halte durch! Es wird alles wieder gut! Ich verspreche es dir! Wenn du nur noch etwas durchhältst wird alles gut! Ich kann da vorne schon den Ausgang sehen! Wir haben es gleich geschafft! Bitte geh nicht! Wenn ich dich verliere…dann habe ich keinen Grund mehr zu leben! Du bist alles für mich…Bitte verlass mich nicht…Lass die Augen auf…Bitte! Ich brauche dich! Bitte nicht…FURIAE!!“ Erschrocken wachte Caim aus seinem Traum auf. Immer der gleiche. Und immer tat er aufs Neue weh. Dieser Traum…Erneut hatte er seine Schwester in seinen Armen sterben sehen…Sah sie leblos dort liegen und nach ihr schreien. Überall war Blut und das Geräusch von Schüssen hallte um ihn herum. Egal wie tief er diese Erinnerungen auch vergraben wollte, sie kamen immer wieder hoch. Jagten ihn. Warum verfolgte ihn dieser Traum so sehr? Und was noch komischer war: warum zog er Parallelen zu dem Bild mit Nier? Das Bild wo...Nier genauso blutig in seinen Armen lag. Was ebenfalls mal ein Traum gewesen war…Doch danach war noch etwas anderes gewesen. Er konnte sich nicht mehr genau daran erinnern. Wusste nur noch dass es schrecklich gewesen war. So schüttete er den Kopf. Es wurde klarer. Verdrängte die Erinnerung dabei. So atmete er unglaublich schnell und jeder Atemzug verursachte ihm Schmerzen. Er fühlte sich mies. Als wäre ein verdammtes Auto über ihn gefahren und er konnte sich nicht mal das Nummernschild merken um zu wissen wer es gewesen war der ihn anfuhr. Jeder seiner Knochen schmerzte und er blieb einfach weiter liegen. Musste sich noch einige Minuten erholen. Zumindest bis er wieder das Gefühl hatte aufstehen zu können. Doch am schlimmsten brannte seine Schulter. Die Stichwunde. Die Wunde blutete nicht mehr unter dem Verband, aber sie machte immer noch klar dass sie da war. Kein Wunder denn sie war auch sehr tief. Auch seine Sicht war noch etwas verschwommen und er musste mehrfach blinzeln um sie zu klären. Bis es etwas geklappt hatte. Denn leicht verschwommen konnte er vor sich einen steinigen Boden sehen. Erde und ganz viel Moos, welches dazwischen wuchs und gedeihe. Das Plätschern eines Flusses war ebenfalls zu hören, wenn auch in der Ferne. Es war nicht dunkel. Etwas erhellte den Raum, aber er wusste nicht was es war. War noch zu schwach um es herauszufinden. Und je klarer er wurde, umso mehr konnte seinen Körper hören und spüren. Fühlte sie wie ein Wrack. So blinzelte erneut und sprach leise, noch immer liegend, weil sein Körper so schwer war: „Wo…wo bin ich?“ Er hatte offenbar das Bewusstsein verloren gehabt und keine Ahnung wie er an diesen Ort gelang war. So lag er weiter seitlich da und sah sich nur mit dem Kopf um. Langsam hin und her. Und dann sah er links über seine Schulter etwas. Es versperrte die Sicht und schützte ihn wie ein Zelt über seinem Kopf. Kurz darauf nahm er etwas anderes deutlich wahr…Er hörte er ein Atmen. Es war sehr tief und es dröhnte hinter ihm nach vorne. So das er schließlich doch die Kraft fand sich wenigstens auf den Rücken zu drehen und nach links von sich zu blicken. Jeder Knochen schmerzte, aber es wurde auch mit jeder Minute besser. Was er allerdings dort sah…verschlug ihm die Sprache. Im Nu war er wach gewesen und sah das Wesen neben sich leicht erschrocken an. Er fand peitschend wieder all seine Kräfte und raffte sich auf, wenn auch leicht unter Schmerzen. Kam auf die Knie und rutschte etwas weiter nach hinten. Sah es an…Es war ein Drache. Er lag neben einem Drachen, der ebenfalls bewusstlos zu sein schien. Sein tiefes Atmen dröhnte und vibrierte in Caim seiner Brust. Wie kam er…? Und dann verstand er es. Die Erinnerung kam langsam zurück. Er hatte ihn gerettet. Sofort konnte er sich komplett an das erinnern was passiert war. Er war gefallen. Er war in diese verdammte Schlucht hinter sich gefallen und der Drache sprang ihm nach. Dieser schneeweiße Drache der dort lag hatte ihn gerettet. Nein…Nier hatte ihn gerettet. Dieser Drache war Nier. Er muss ihn im Fallen aufgefangen und mit seinem Körper offenbar geschützt haben. Vor jeder Klippe und Felsen die er sonst bestimmt erwischt hätte. Das würde auch erklären warum er sich nicht regte. Er war auch durch den Aufprall bewusstlos geworden. Aber er schien keinerlei Verletzungen zu haben. Zumindest keine die er äußerlich sehen konnte. Und ihm wurde klar, dass er so die Chance hatte ihn genauer zu begutachten. Er war wunderschön. Noch nie hatte Caim ein anmutigeres und kräftigeres Wesen gesehen. Es strahlte Stärke und Anmut mit jeder Faser seines Körpers aus. In seinen Augen…war es ein perfektes Lebewesen. Und weil er sich nicht halten konnte, fasste er neugierig an die schuppige Haut neben dem langen Hals. Sie war an einigen Stellen rau, aber im Grunde eher weich. Wie bei einer Schlange. Und während er dort die Hand verweilen ließ, konnte er den starken Puls unter der Haut donnern hören. Er war ruhig und stark. Was ein gutes Zeichen war. Also muss es ihm gut gehen. Warum…erleichterte ihn das alles? Er war erleichtert zu wissen dass es Nier gut ging. Wann…war das denn passiert? Wann fing er an sich um ihn zu sorgen? Und als er ihn so berührte, zischte ihm nebenbei eine Erinnerung plötzlich durch den Kopf. Er erinnerte sich an die Sache in der Apotheke, kurz nach dem sie sich kennengelernt hatten. Sah es wieder vor sich…wie er den Jungen auf die Theke gedrückt hatte und ihm so nahe war. Ihre Körper sich so nahe gewesen waren dass…Sein Herz machte kurz einen Hüpfer und er riss sich wieder aus seinen Gedanken. Aufhören! Was sollte das?! Und dann ließ er mit der Hand von dem Drachen ab und sah zu dem Kopf. Sah wie die Augen geschlossen waren und er noch immer schlief. Er hatte ihn gerettet…Nier hatte ihn wirklich gerettet… Was auch langsam mal Zeit wurde. Also das er sich für die ganzen Rettungsaktionen von Caim revanchierte. War ja wohl das Mindeste… Und dann sah er sich um. Sah wie er auf dem rechten Flügel des Drachen saß und der Andere ihn wie ein Zelt über ihm in Schutz nahm. Okay, dann hatte er noch mehr getan als ihn zu retten. Er schien ihn noch zu schützen und zu wärmen. Denn von dem gewaltigen Drachen kam eine unglaubliche Wärme her. Er strahlte sie aus jeder Faser aus. Was Caim aber nicht ganz verstand: warum war er noch so? Warum lag noch immer ein Drache neben ihm? Sollte er durch Erschöpfung nicht wieder normal werden? War er noch nicht erschöpft? Vorsichtig und vielleicht auch etwas verrückt sich einem Drachen zu nähern der ihn vorhin noch töten wollte, kam er näher an den Kopf des Drachen und sah ihn an. Strich sanft unter dem Auge die schuppige Haut entlang. Und dann fragte er lauter, aber nicht zu laut: „Kannst du mich hören?...Nier? Hey Nier!“ Er konnte es. Denn kurz darauf regte sich der Drache auch schon. Ein lautes Grummeln entwich seiner Kehle und er schmatzte kurz mit dem Maul auf und zu. Seine müden Knochen kamen langsam in Fahrt, so dass sich auch sofort die Augen schwach öffneten und er mit diesen halb verschlossen vor sich ins Nichts sah. Caim allerdings war erstaunt. Seine Augen…sie waren nicht mehr rot. Sie waren in demselben Blau, was auch seine menschliche Gestalt hatte. Und man konnte in diesem Blau eine schlitzartige, schwarze Pupille sehen. Was zum Teufel ging hier vor? Das war nicht normal. Oder war DAS hier normaler als die roten Augen? Und dann hob der Drache müde seinen Kopf vom Boden und sah zu Caim rüber. Ihre Blicke trafen sich und der Mensch konnte fühlen dass dies nicht mehr ein Unbekannter, oder Monster hinter den Augen war. Das was er sehen konnte war Nier. Er sah es ihm in den Augen an. Es waren die Selben treudoofen Augen wie immer. Mit denen er dann auch blinzelte und müde sprach: „Caim…? Was ist passiert…? Geht es dir gut?“ Ob es ihm gut ging? Das war wirklich eine Frage die ihn sorgte? Interessant. Caim konnte die Stimme wieder in seinem Kopf hören. Es war nicht so als würde die Echse vor ihm dazu das Maul bewegen, vielleicht etwas den Kopf, aber aus seiner Kehle entwich kein einziges Wort. Es war alles in seinem Kopf zu hören. Telepathie. Langsam kam er von dem Flügel, auf dem er gelegen hatte, unter sich, runter. Stand auf und machte einige Schritte davon nach hinten. Er fühlte sich besser und konnte wieder stehen. Nur seine Schulter zickte noch etwas rum. Er hielt sich mit der einen Hand noch über die schmerzende und verbundene Wunde an der Schulter und sah den Drachen nun etwas weiter weg vor sich. Ihm fiel auf: er war schon ziemlich groß. Jetzt erkannte er erst mal das Ausmaß seiner Größe, vorher hatte er da nie so wirklich drauf geachtet. Nier sah ihn noch immer liegend an und bemerkte den abcheckenden Blick seines Gegenübers, so dass er den Kopf etwas seitlich legte und fragte: „Was ist los? Stimmt etwas nicht?“ Ob was nicht stimmte? Er hatte es wohl noch nicht realisiert was los war. Und das sagte Caim ihm dann auch, wenn noch etwas erschöpft und verwundert: „Ob etwas nicht stimmt? Mir geht’s gut, aber was ist mit dir?“ Nier sah ihn noch immer verwirrt an. Es war witzig, aber man konnte in dem schuppigen Gesicht wirklich Emotionen ablesen und sehen was er dachte oder fühlte. Komisch das ein Drache sowas hatte. Daher erkannte Caim auch die Verwirrung in der Fratze vor sich. „Mit mir? Was soll mit mir sein?“ Und da erinnerte sich Nier schlagartig an das was passiert war! Bilder der Erinnerung rasten an ihm gedanklich vorbei. Es war wieder alles da von dem Sturz. Sofort fand er wieder all seine Lebensgeister und kam laut und schnell hoch. Er saß auf der Stelle, auf seinem Hintern und sprach laut: „Ah! Ich erinnere mich! Wir sind gefallen! DU bist gefallen! Und ich bin dir dann gefolgt! Ich bin auch gesprungen! Und ich konnte dich gerade noch fangen! Aber ab dann weis ich nichts mehr! Geht es dir gut?! Bist du verletz?! Wie haben wir das eigentlich überlebt?! Wir sind so tief gefallen und..!“ So wie er da saß wirkte es irgendwie süß. Dieser große und gefährlich aussehende Drache saß da auf seinem Hintern wie ein kleines Kind. Sein Schwanz wedelte von links nach rechts wie der eines Hundes und er gestikulierte mit den Flügeln beim erklären. Er verhielt sich wie ein Mensch. Was wohl daran lag das der Kopf und das Herz eines Menschen da drin waren. Doch Caim war sehr schnell genervt von dem Riesenbaby das da vor ihm saß und nicht aufhörte Fragen zu stellen, so dass er tief einatmete und dann fauchte: „Halt endlich mal die Klappe!“ Er zeigte dabei auf den Drachen vor sich. Und schlagartig machte das Nier auch und zuckte zusammen. Er sah den genervten Caim vor sich an und ihm fiel plötzlich auf…dass er so niedrig war. So klein. Also er musste zu ihm runter sehen und das verwirrte ihn. Doch sein Gegenüber sprach gleich weiter: „Wie soll ich klar denken, wenn du die ganze Zeit rumheulst?!“ Und Nier sah ihn weiter an… „Ähm…Caim?“ „Was?!“ „…Warum…bist du plötzlich so klein?“ Und der Mensch sah ihn etwas ungläubig und erschrocken dabei an. War das echt sein Ernst?! Offenbar hatte er nicht mehr realisiert dass er ein verdammter Drache war. So das Caim den Kopf schüttelte vor Entsetzten und dann sprach: „Willst du mich verarschen? Schau mal an dir runter du Trottel!“ Etwas verdutzt sah ihn Nier an. An sich runter sehen? Nebenbei war er auch etwas beleidigt weil Caim wieder so böse mit ihm sprach. Dennoch tat er das was ihm gesagt wurde und sein Blick fuhr an sich herab…Es wurde sehr still für einige Sekunden. Man hörte nur noch das Plätschern von Wasser im Hintergrund. In seinem Gesicht zeichneten sich Angst und Schrecken ab und er atmete schneller. Es war laut und deutlich zu hören. Dann hob er seine Arme und sah die Klauen an der Stelle wo seine Finger sein sollten. Drei spitze Klauen und weiter hinab gingen sie schließlich in Flügel über. Sah seinen Bauch der grau und groß war. Seine Füße die ebenfalls aus drei einzelnen Klauen bestanden und seine Haut die dazu weiß und Schuppig war. In seinem Kopf ratterte es voller Schrecken hin und her und er stand Sekunden danach auf. Auch wenn sein linkes Bein etwas weh tat. Aber das realisierte er kaum durch die Panik. Er fasste sich mit den Klauen an den Flügeln überall hin und tastete sich ab. Fühlte wie sein Gesicht länger geworden war und er nun eine Schnauze besaß. Dabei sprach er immer wieder erschrocken: „Nein…Nein nein nein, dass kann doch nicht…!“ Und dann sah er verwirrt hinter sich und sah seinen langen Schwanz von rechts nach links wedeln, wie als würde er sagen: Hallo hier bin ich! Und das gab ihm dann endgültig den Rest. Er brüllte auf: „Whhhaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhh!!!!“ Brüllte wie ein kleines Mädchen dass eine Spinne gesehen hatte und fing an voller Panik auf dem Platz vor sich und hinter Caim, im Kreis zu laufen. Er lief um Caim herum und schrie immer und immer wieder. Versuchte dabei die Haut von sich zu ziehen, als würde er nur ein Kostüm tragen und der Mensch sah ihm verstört und genervt dabei zu. Wow…was machte er da?! Nier lief immer weiter im Kreis und schrie: dass es aufhören soll. Oder: Was ist hier los? Wie ein Mantra. Obwohl ihm sein linkes Bein schrecklich wehtat machte er einfach weiter und hatte den Schmerz vergessen. Und Caim sah ihm nur zu, bis er schließlich laut sprach, ohne den Drachen aus dem Blick zu lassen: „Hey jetzt komm mal wieder runter! Hey! Nier du musst…! Hey!!“ Aber der Drache hörte nicht zu und verfiel immer mehr in seine Panik. Rannte immer weiter und brüllte wie ein Baby. Caim ließ von seiner Wunde an der Schulter ab und faste sich mit der rechte Hand an die Stirn und unter sein Haar. Oh mann…Sprach leise zu sich selbst: „Okay so wird das nichts.“ Er musste den Trottel zur Besinnung bringen. Also sah er sich um und fand auch schon was womit er vielleicht seine Aufmerksamkeit bekommen konnte. Und während Nier weiter schrie wie ein Baby und nicht klar denken konnte, spürte er dann plötzlich wie ihm von hinten ein großer Stein an den Kopf donnerte und er blieb stehen. Er verschluckte sich etwas an seinem Schrei dabei und musste dann husten. Sah danach aber zu Caim, der verdammt sauer aussah und dann ebenso wütend auf ihn zu stampfte. Da der Drache etwas gebückt dastand und den Kopf weiter nach unten hängen hatte, konnte Caim an diesen rankommen und fasste ihn fest mit beiden Händen, zog ihn näher an sich heran und fauchte den Drachen direkt ins Gesicht: „JETZT HALT DIE KLAPPE! Reiß dich gefälligst zusammen!!“ Und kurz darauf donnerte der Drachen, wie aus Reflex, mit seinem Hintern auf den Boden und saß wieder da. Als hätte ihm Caim ein Kommando wie: SITZ gegeben. Er kam wirklich emotional etwas runter und Caim ließ den Kieferknochen der Bestie wieder los. Verschränkte die Arme vor sich und maulte weiter: „Jetzt bist du endlich mal klar in deiner Drachengestalt und dann rennst du rum und heulst wie ein Riesenbaby!!“ Weil er so stinkig war holte er auch mit dem rechten Bein aus und trat gegen das linke große Bein von Nier. Dass das wehtat. Der jammerte darauf sofort auf und sprach: „Auauauau! Das tut doch weh! Warum bist du so gemein zu mir?!“ Fasste sich mit den Flügelarmen an das Bein und pustete, als Caim sprach: „Gegenfrage: warum gehst du mir so auf den Sack?!“ „Du bist gemein Caim! Du bist so ge…“ „Warte mal…Dir tut das Bein weh?“ Sprach Caim plötzlich viel entspannter und ernst. Er verschlug Nier damit erneut die Sprache und der sah zu ihm runter und beobachtete ihn genau. Sah wieder Mensch an das Bein des Drachen lief, dass ja wehtat und dann sanft daran fasste. Und obwohl Nier dicke Schuppen hatte, so konnte er die sanfte Berührung dennoch fühlen. Es tat sehr gut…So schwieg er und genoss das sanfte Streicheln über seine Haut. Zumindest bis Caim abließ und es nur ansah. Das Gesicht unwohl verzog. Er war also doch verletzt. So sah er wieder links zu dem Drachen hoch und fragte: „Du kannst es aber noch bewegen, oder?“ Nier nickte. „Hm hm. Aber es tut weh wenn ich das mache.“ Auch das noch. Hoffentlich hatte er sich nicht so schlimm verletzt. Was Caim nicht gebrauchen konnte war ein Riesenbaby mit einem verstauchten Bein. Tragen konnte er ihn nämlich definitiv nicht. Aber warum verwandelte er sich nicht mehr zurück? Noch mal: das letzte Mal passierte die Rückverwandlung als er zu erschöpft war. War er etwa noch nicht an seinem Limit? Oder konnte er es nun vielleicht doch kontrollieren? Es gab nur einen Weg das rauszufinden… „Hey Caim? Meinst du es ist sehr schlimm?“ Fragte Nier unsicher und hob noch mal leicht sein Bein. Es tat weh. Wahrscheinlich noch mehr als vorher weil er eben so im Kreis gerannt war. Das war dumm. Aber er war halt komplett dem Panikmodus verfallen gewesen. Noch nie zuvor war er in seiner Drachengestalt klar bei Verstand. Nie konnte er sich daran erinnern was er zu der Zeit machte. Und seine Erinnerungen fingen auch erst ab da wieder an wo Caim fiel. Alles davor war nicht da. Was war nur alles passiert? „Kannst du dich zurück verwandeln?“ Verwirrt sah der Drache zu ihm runter und legte den Kopf etwas schief als Caim das gefragt hatte. „Ähm…naja wenn ich wüsste WIE hätte ich es schon längst getan…Oh nein! Was ist wenn ich mich nie mehr zurückverwandeln kann?!“ Caim seine Mine verzog sich schon wieder in das Genervte. Bitte nicht. Er fing wieder an panisch zu werden. Zumindest klang seine Stimme schon so, denn sie wurde am Ende wieder höher in ihrer Tonlage. Er trat ihm gleich wieder gegen das Bein wenn er so wieder anfing! Nier sah wieder über all an sich herum und sprach dabei: „Wie soll ich mich denn mit der Größe verstecken?! Ich passe ja nicht mal mehr mit euch in ein Zimmer!...Ah! Was soll Yonah denken wenn sie mich so sieht?!“ „Sie wirds verkraften. Hat dich ja schon öfters so gesehen. Und da ihr eh nie Sex haben werdet ist das also eh egal.“ Kam es sehr locker von Caim, aber Nier fand das nicht witzig! „Lass das! Das hat doch damit nicht zu tun! Ich will wieder normal sein! Was mache ich nur Caim?!“ „Das fragst du mich?! Ich bin der der mit einem Drachen im tiefsten Keller feststeckt! Und dann noch mit einem der keine Ahnung hat wie er eigentlich funktioniert! Denkt mal jemand an mich?!“ Nier sah ihn sauer an wegen den Sätzen. „Du bist so ein Arschloch! Ich habe dir eben das Leben gerettet!“ „Wenn ich beim Sturz draufgegangen wäre müsste ich mir jetzt nicht dein Gejammer anhören! Da wäre ich lieber tot!“ Und sie stritten erneut. Es war egal wie Nier dabei aussah, ob Drache oder Mensch, Caim fand immer einen Grund um sich mit ihm zu streiten. Aber etwas war anders. Etwas hat sich sehr verändert, auch wenn der Drache es nicht bemerkte…Caim war anders zu ihm. Sicher hatte er noch immer den schroffen Ton und das Fiese an sich, aber er berührte den Drachen ganz anders. Seit dem was er oben an der Klippe zu Nier gesagt hatte, hat er sich verändert. Er sah den Knirps vor sich. Er hörte ihm zu. Und er sorgte sich sogar leicht um ihn. Und es sorgte ihn dass er einen Drachen mit einem angeknackten Bein vor sich sah der keine Ahnung hatte wie er sich wieder zurückverwandeln konnte. Er konnte ihm nicht helfen. Weder mit seiner Rückverwandlung noch mit dem Bein. Solange er in dieser Gestalt war erst recht nicht. Aber vielleicht konnten sie doch etwas Nützliches aus der Situation herausholen. Wenn Nier schon nicht laufen konnte, dann konnte er aber fliegen. Was bedeutete er könnte sie wieder hoch zu Inuart und… „Ich möchte nicht für immer so bleiben! Ich möchte wieder ein Mensch sein!“ Heulte Nier schon fast zum Himmel hoch. Das war das Schlimmste was ihm passieren konnte. Er wollte nicht anders sein als der Rest. Nicht noch mehr anders sein, als er es eh schon war. Nie wollte er ausgeschlossen werden. Er hatte Angst davor. Und als er sich alle möglichen Horrorszenarien durch den Kopf donnern ließ…geschah es plötzlich: Er fing an zu leuchten und Caim machte einen Schritt zurück vor Schreck. Was zum..?! Das Licht hüllte den Drachen komplett ein. Erneut waren da wieder diese komischen Symbole. Engelssprache im hellen Licht. Und Nier sah zu dem Menschen dabei. Ob wohl er sich wunderte sprach er nichts und man sah wie er immer kleiner wurde. Wie sich seine Gestalt verformte und er sich veränderte. Und als das Licht wieder aufhörte zu schimmern und man Nier wieder sehen konnte, da saß da ein Junge. Nämlich der den man kannte. Er saß wieder als Junge vor dem Braunhaarigen und blinzelte ihn verwirrt an. Sofort floh sein Blick auf seine Hände. Sie waren wieder da! Seine menschlichen Hände waren zurück! Er begutachtete sie von allen Seiten und sah wieder komplett auf sich hinab. Er war wieder normal! Doch etwas war anders. Und das fiel Caim auch sofort auf. Da saß dasselbe Rotzgör wie immer vor ihm. Aber anstatt das er nackt war, wie beim letzten Mal nach der Rückverwandlung, saß er bekleidet dort. Er trug aber nicht das was er vorher angehabt hatte. Seine Haare waren wieder hochgesteckt und geflochten wie immer. Nichts war da anders. Aber seine Kleidung war interessant. Er trug offenbar ein weißes, langes Oberteil und eine kurze ebenso weiße Hose. Doch über das Oberteil hatte er sowas wie eine mittelalterliche, dunkelgraue Tunika, die an der linken und rechten Seite offen war und ihm nur bis knapp über den Bund der Hose ging. Sie war in einem schönen dunkelgrau und schöne Verzierungen waren am unteren Rand dieser zu erkennen die hellgräulich schimmerten. Auch trug er lange und graue Stiefel bis kurz unter die Knie, darüber sah man nackte Haut. Er sah aus wie aus einer anderen Zeit. Sowas hatte Caim noch nie gesehen. Aber es stand ihm verdammt gut. Und zum ersten Mal…fand Caim ihn hübsch. Etwas…hatte sich in ihm verändert. Er sah Nier plötzlich ganz anders… Der Weißhaarige sah zu ihm und sprach laut und erfreut: „Ich bin wieder ich! Es hat geklappt!“ Ja das sah er. Aber wie hatte er das gemacht? „Weißt du woran das lag?“ Fragte Caim ihn und der Junge schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung! Aber ist doch egal! Ich bin wieder ein Mensch!“ „Du verdammter, blöder Idiot!!“ Fauchte ihn Caim plötzlich an und kam näher. Stellte sich genau vor ihn und sah runter während Nier verdammt erschrocken und verwirrt aufsah. Warum war er wieder so sauer?! Konnte dieser Mann auch mal nicht sauer sein?! Was hatte er denn jetzt wieder falsch gemacht?! Doch Caim erleuchtete ihn gleich mit lauter Stimme: „Du hast wieder mal nicht dein Hirn benutzt! Wie sollen wir denn ohne deine Flügel wieder nach oben zu Inuart kommen! Hast du auch nur eine Sekunde mal darüber nachgedacht?!“ Oh…Nier sah sich an und realisierte das. Etwas unschuldig und hilflos grinste er Caim dann an und sprach danach: „Das ist mir wohl entfallen, hehe…“ „Du machst mich noch verrück!“ Es machte es nicht gerade besser das Nier diesen Satz gesagt hatte. Im Gegenteil, es brachte Caim nur noch mehr auf die Palme! Dieser trottelige, dumme Anfängerdrache! Er lief einige Schritte von dem Jungen weg und fasste sich mit der rechten Hand an die Stirn. Das konnte doch einfach alles nicht wahr sein. Nicht nur das sie Inuart völlig alleine im Krankenhaus gelassen hatten, sie saßen auch noch hier im Nirgendwo fest und hatten keinen Drachen mehr der sie auf denselben Weg rausbringen könnte wie sie hier ankamen! Konnte es echt noch schlimmer werden?! „AU!“ Hörte er dann plötzlich Nier hinter sich brüllen und sah erschrocken hin. Jap, es konnte schlimmer werden. Immer musste er den Teufel an die Wand malen…Er sah wie der Junge auf den Knien war und sich mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck das linke Bein hielt. Dasselbe an dem Caim vorher gewesen war. Also doch. Er war verletzt und offenbar nicht gerade wenig. Er kam auf den Weißhaarigen zu und dann vor ihm in die Hocke, sah zu dem Bein und fragte neutral: „So schlimm ja?“ Nier sah auf und zu ihm. „Ich muss mir bei dem Sturz sehr wehgetan haben. Nicht nur das mein Bein noch schlimmer schmerzt als vorher und ich es kaum mehr bewegen kann, auch mein Körper fühlt sich so schlapp an und meine Knochen tun etwas weh.“ Dann hatte er sich bei dem Sturz doch einiges geprellt. Aber mehr innerlich. Mist. Caim hatte sich sowas schon gedacht, aber nicht gehofft. Gehofft das er sich irrte. Er sah zu dem Bein und fasste es dann vorsichtig mit beiden Händen an. Tastete es ab und suchte den Grund für die Schmerzen. Er war darin nicht so gut wie Inuart, aber etwas konnte er schon. Nier verzog das Gesicht schmerhaft und ließ ihn einfach machen. Er war erstaunt dabei. Caim war so…sanft und vorsichtig. Es war wie damals mit den Haaren. Als er ihm diese geflochten hatte. Sanft strich Caim mit der rechten Hand das Bein des Jungen entlang und tastete ab. Es tat schon weh. Aber wenn der Dunkelhaarige seine Haut berührte…war der Schmerz fast wie weggefegt. Es war schon komisch. Warum fühlte er so? Und warum schlug ihm das Herz wieder bis zum Hals? Er lief leicht rot an und sah ihm einfach nur weiter zu. Behielt den Älteren genau im Auge. Jede seiner Bewegungen…Doch als Caim an eine Stelle weiter unten am Knöchel fasste, zuckte Nier stark auf, selbst durch die Stiefel. Es tat weh! Und er jammerte kurz: „Aua! Nicht da!“ Caim hörte auf und sah an die Stelle am Knöchel. Seufzte. Das hatte er sich schon gedacht. Wahrscheinlich war der Knöchel verstaucht. Solange es aber nur DAS war dann war es einigermaßen okay. Man konnte sagen: mit einem blauen Auge noch mal davon gekommen. Das hätte wesentlich schlimmer sein können bei dem Sturz aus der Höhe. Also musste seine Drachenhaut sehr robust sein. Hatte vielleicht das Schlimmste dabei abgefangen. Glück im Unglück. Er sah dem Jungen ins Gesicht und der zurück. „Du hast dir offenbar etwas angeknackst, oder so. Hast noch mal Schwein gehabt, dass hätte schlimmer ausgehen können.“ „Es tut aber dennoch weh.“ „Sei nicht so ne Memme.“ Nier verzog das Gesicht muffig. Wie gemein…Caim stand wieder auf und sah sich um. Da konnte man erst mal nichts machen. Das Bein brauchte Ruhe um sich zu heilen. Musste eigentlich noch gestützt werden. Am besten mit einem Verband, aber er hatte nichts dabei. Das hatten alles Inuart und Nier eingepackt. Konnte man nichts machen. Da musste Nier jetzt vorerst durch. Und endlich machte er sich mal genauer ein Bild von der Umgebung. Es war interessant. Sie waren in einen Spalt unter dem Krankenhausparkplatz gefallen, aber dennoch waren sie unten in einer Art Höhle gelandet. Wie kam die hier her? Sie konnte eigentlich nur früher schon hier gewesen sein und der Spalt hatte den Weg zu ihr eröffnet. So sah er einen großen Raum und viele scharfe Klippen und Steine um sich herum. Und nicht weit hinter Nier floss sogar ein kleiner Fluss, leise und sanft. Er floss nach rechts von ihnen. Da sie aber unter der Erde waren konnte er nicht wissen in welche Himmelsrichtung dieser floss. Das machte er immer oben an Gebäuden in Tokyo fest um sich zu orientieren. Auch sah er um sich Moos und Pflanzen wachsen. Keine Blumen, nur Sachen die in der Dunkelheit wuchsen. Aber ehrlich gesagt war es nicht mal wirklich dunkel. Und als er hoch sah wusste er auch warum: Er sah Gestein das leuchtete. Es erhellte den Raum über ihnen und schien bis nach unten. Deswegen also, deswegen wuchs hier unten auch etwas. Es war geradezu magisch und leuchtete in einem weißen Licht. Er wusste nicht mal dass es sowas gab. Dann sah er wieder zu dem Fluss. Sie könnten versuchen diesem zu folgen. Das wäre ne Möglichkeit. Doch nicht mehr heute. Es wurde sicherlich bald dunkel draußen und dann wollte er nicht auf den Straßen sein wegen der Legion. Und Nier brauchte Ruhe. Nicht nur wegen seinem Bein, auch weil er sich oben gegen dieses Monster sehr verausgabt hatte. Caim sah ihm das an. Selbst jetzt, wenn er wieder zu ihm hinter sah, konnte er es sehen. Konnte sehen wie er schwach atmete und kaputt aussah. Was bedeutet: Sie müssten hier übernachten. Er seufzte und sprach: „Wir bleiben erst mal hier. Morgen suchen wir dann einen Weg hier raus.“ Als er das sagte sah ihn Nier erschrocken an. Was?! Hier übernachten!? Und das bis morgen?! Das passte ihm überhaupt nicht. So schüttelte er energisch den Kopf und stützte sich mit den Armen vor sich am Boden ab. Er saß aber noch immer und sprach laut zu Caim vor: „Erst morgen?! Das können wir nicht machen Caim! Ich habe Yonah versprochen das wir heute wieder zurückkommen! Sie wird schreckliche Angst bekommen! Wir müssen gehen!“ Der Ältere drehte sich zu ihm um. Seine Stimme mit einem ersten Ton erfüllt: „Wir gehen nirgends hin. Du bist verletzt und musst dich ausruhen. Inuart wird schon wieder zu ihr gehen und dort einige Tage warten ob wir wieder kommen. Ich kenne ihn. Er geht immer nach dem Schema vor.“ „Und was ist mit Yonah!? Sie weis nicht dass wir noch leben! Sie wird sich schreckliche Sorgen um mich machen! Ich muss sie wissen lassen dass es mir gut geht!“ „Du kannst ja nicht mal stehen.“ „Doch kann ich!“ Und da versuchte sich der Junge aufzurappeln. Er kam wieder auf die Beine aber verzog auch schon wieder das Gesicht vor Schmerz. Und kurz darauf klappte er wieder zusammen. Sein Bein konnte sein Gewicht nicht mehr halten. Es brannte wie Feuer und tat weh. Also lag er auf dem Bauch und schnaufte müde. Nein. Er musste aufstehen. Er musste zu Yonah. Verzweifelt versuchte er es wieder erneut und Caim drehte sich komplett zu ihm um. Verschränkte die Arme und ließ ihn machen. Er musste sich selbst in die Realität holen. Da konnte er Nier nicht helfen. Also ließ er ihn weiter machen bis er aufgeben würde. Die Einsicht musste von selbst einsetzten. Doch Nier schaffte es nicht mal mehr bis auf die Beine. Bereits auf den Knien tat ihm alles schon weh und er fiel wieder nach vorne auf den Boden. Wurde mit jeder Sekunde schwächer. Er schrie kurz auf vor Schmerz und blieb dann einfach liegen. Sein Körper vibrierte vor Wut über sich selbst. Er zitterte. Nein. Nein er durfte nicht aufgeben! Und so sprach er zu sich selbst und raffte sich mit dem Oberkörper leicht auf: „Steh auf…Du musst aufstehen…Yonah…Ich muss zu Yonah! Steh auf verdammt!“ Er fauchte sich selbst an. Gab sich selber die Sporn. Aber es brachte nichts. Er klappte wieder erschöpft zusammen und atmete schwer am Boden entlang. Fühlte nun endlich was Caim ihm schon angesehen hatte…er war erledig. Er war so geschafft und ihm tat alles weh. Noch nie war er so erschöpft und verletzt gewesen. Und es kotzte ihn an. Er sah verzweifelt und wütend einfach nach vorn und sprach dann: „Bitte…Ich muss zu Yonah…“ Caim sah nur weiter zu ihm und erblickte das Elend. Normalerweise würde er sich an sowas erfreuen, aber dieser Anblick löste nichts der gleichen in ihm aus. Er sah ihn an und fühlte…Mitleid. Dieser Junge versuchte echt alles für das Mädchen, dass er als seine Schwester ansah, zu erreichen. Rührend. Er schüttelte dann den Kopf und sprach: „Du bist fertig für heute. Akzeptier das einfach.“ Doch das war nicht so leicht. Nier sprach laut und verzweifelt zu ihm rüber: „Du verstehst das nicht! Bitte! Ich muss zu ihr! Ich muss zu meiner Schwester!“ „Ich verstehe das sehr gut du Blödmann!“ Er konnte das wirklich verstehen. Er hatte auch mal eine kleine Schwester gehabt… Und als er das zu Nier lauter und sichtlich sauer gesprochen hatte, sah der Weißhaarige vom Boden aus zu ihm und schien verwundert. Caim sah ihn noch etwas ernst an, aber lief dann plötzlich los und kam direkt auf ihn zu. Kaum als er bei ihm war kam er neben ihn und half ihm hoch. Nein…er half nicht nur, er hob ihn sogar hoch und trug ihn plötzlich weg. Trug ihn wie eine Prinzessin in den Armen und lief hinter in eine Ecke. Nier sah ihn dabei nur erstarrt an und wurde leicht rot. Warum…machte er das? Er brachte damit nur wieder sein Herz dazu schneller zu schlagen. Er sollte das nicht tun. Bitte nicht…Es war ihm unangenehm. Caim empfand aber nichts dabei und setzte ihn dann vorsichtig in einer Ecke auf weiches Moos. Und Nier sah ihn nur weiter errötet dabei an. Er war wie erstarrt und Caim schien etwas verdutzt wegen diesem Blick der ihm zugeworfen wurde. Es war ein…leicht anhimmelnder Blick. Was sollte der Blödsinn? Ihm wurde unwohl und er hielt dem nicht mehr stand. So das er wegsah und nach Steinen suchte. Kleine Steine mit denen er ein Lagerfeuer bauen konnte. Moos zum Brennen hatte er genug. Und etwas Holz lag auch um sie herum. Wo kam denn Holz her? Aber war auch egal. Er sprach: „Du bleibst hier mit deinem Arsch hocken und schonst dich. Ich mache uns ein Lagerfeuer.“ Und als er dann weg ging und Steine sammelte kam Nier auch schlagartig wieder zu sich. Er sah verwirrt auf den Boden und schüttelte den Kopf. Haute sich mental selber ins Gesicht und trat sich in den Arsch dabei. Was war nur los mit ihm? Wieso himmelte er ihn eben so an? Und warum schlug sein Herz immer noch als wäre er einen Marathon gerannt? Er war doch nicht etwa…? Sofort schüttelte er wieder den Kopf. Nein. Nicht darüber nachdenken! So sah er ablenkend zu seinem verletzten Bein und verzog das Gesicht traurig. Das hatte er wieder mal toll hinbekommen. Hatte sich verletzt obwohl er Caim helfen wollte. Und nun saßen sie hier fest und konnten nicht zu Inuart und Yonah zurück…Er hasste sich gerade etwas. Aber auch andere Gedanken kam ihm, als er auf das Bein sah und dann an sich herab: woher…kannte er die Kleidung? Sie kam ihm bekannt vor? Aber er erinnerte sich nicht woher. Und warum konnte er sich zurückverwandeln und trug Kleidung? War dass Magie gewesen? Gab es sowas? Caim kam wieder bei ihm an und fing an das Lagerfeuer zu bauen. Er zog vorher seinen Rucksack aus und wühlte darin rum. Zog etwas Essen in Dosen hervor und eine Wasserflasche. Beides stellte er rüber zu Nier und sprach: „Fang du schon mal an. Ich bringe erst das Holz zum brennen.“ So legte er die Steine in einen Kreis und machte Moos und Holz in die Mitte. Nier sah derweil das Essen vor sich an. Er…teilte mit ihm? Inuart hatte noch den Rucksack des Weißhaarigen, also auch alles an Proviant was er dabei hatte. Und so nahm er vorsichtig die Wasserflasche in die Hände und sah dann Caim zu. Er sah wie der Ältere Moos und Holz zwischen viele größere Steine gelegt hatte und mit zwei Steinen in seinen Händen aneinander schlug. Da er kein Feuerzeug mehr hatte musste er es auf die altmodische Art versuchen. Und er hatte sogar Glück. Er schlug einige Funken und brachte das alte Holz und Moos zum brennen. Im Nu hatten sie auch ein ordentliches Lagerfeuer. Und man sah Caim auch an dass er sehr stolz auf sich war. Er hatte ein leichtes Schmunzeln im Gesicht. Kam sich aber auch vor wie ein Urzeitmensch der zum ersten Mal Feuer gemacht hatte. Nier dagegen gefiel das Schmunzeln. Sofort setzte sich sein Gegenüber auch vor das Lagerfeuer und seufzte aus. Griff dann vorbei und nahm sich eine Dose, die vor Nier seinen Körper lag, weg. Machte bei dieser den Deckel auf und holte sich zwei Gabeln aus dem Rucksack. Einen warf er Nier vor die Beine und mit dem Anderen fing er an das Dosenfleisch aus der Dose zu essen. Sah kurz zu dem Weißhaarigen rüber der noch die Flasche in seinen Händen anstarrte. Okay… „Willst du was trinken, oder lieber nur das Wasser anstarren? Und ess gefälligst was.“ Sprach er dann zu Nier und der sah wieder zu ihm. Fühlte sich kurz ertappt und fing dann an die Flasche aufzuschrauben und trank einen Schluck. Das Wasser tat seiner Kehle gut und er seufzte danach sehr laut. Drehte die Flasche wieder zu und sah vor sich in das Feuer. Er sah nicht gut dabei aus. Man sah ihm Trauer an. Das er in Gedanken war. Caim sah das. Nier sprach plötzlich tatsächlich in Gedanken versunken zu ihm: „Du hattest recht.“ Caim schluckte runter und sah zu ihm. Er schmunzelte kurz frech und antwortete: „Das habe ich sehr oft. Und immer wieder sind alle überrascht deswegen.“ Doch Nier reagierte darauf nicht, sah ihn weiterhin nicht an und fuhr fort: „Ich bin wirklich erbärmlich…Ich habe Yonah versprochen am Abend wieder da zu sein und das kann ich nicht halten…Und ich habe mich von diesem Japaner herum schupsen lassen wie ein kleines Mädchen. Er hätte mich vergewaltigt wenn du nicht gekommen wärst. Und das Schlimme ist…ich hätte ihn locker erledigen können. Aber ich konnte es nicht. Ich war so voller Angst gewesen und ich kann nicht mal sagen warum. Es war als…als hätte ich mich an was erinnert. Und es lähmte mich…“ Caim aß noch einen Happen und sah ihn weiter an. Das alles zu hören…das war schon mal ein guter Schritt. Er sah ein dass er Fehler gemacht hatte. Aber die Art wie er das sagte gefiel ihm nicht. Und so sprach er zu dem Kleinen rüber: „Einsicht ist der erste Weg zu Besserung. Aber ich denke du gehst selbst zu hart mit dir ins Gericht. Du wirkst immer wie ein aufgescheuchtes Reh. Versuchst immer alles richtig zu machen und zu helfen. Und ich denke dass genau DAS dich fertig macht und für deine Fehler sorgt. Du tust ja gerade so als dürftest du keine Fehler machen…Jeder macht Fehler. Doch damit muss man klar kommen. Es gibt leider nicht den einen richtigen Weg. Also hau nicht selber so auf dich ein Nier.“ Und er aß weiter. Das waren sehr schlaue Worte gewesen und Nier sah erstaunt zu ihm rüber. Aber er sah nicht wegen der weisen Worte so zu ihm…sondern wegen was anderem. Und als sein Blick auf dem Älteren ruhte, merkte dieser das und sah wieder zurück. Schluckte sein Essen runter und sprach: „Was? Was ist?“ Nier lächelte plötzlich sehr sanft zu ihm und sprach: „Du…du hast mich bei meinem Namen genannt.“ Ja…Und? Caim zuckte mit den Schultern. „Und?“ „Das hast du noch nie in solch einer Situation gemacht.“ Da hatte der Junge recht. Und obwohl er es nicht zugab wusste Caim genau warum er das tat…Nier hatte es sich verdient. Er hatte dem Menschen das Leben gerettet, obwohl er es nicht hätte tun müssen. Noch nicht mal Inuart hatte das geschafft. Und deswegen…hatte Nier seinen Respekt gewonnen. Wenn auch nur solange wie er es verdiente. Er würde ihm das aber nie sagen und sah wieder auf seine Dose und aß einfach stumm weiter. Der Drachenjunge verstand und lächelte noch etwas zu ihm rüber. Das war ihm Antwort genug. So war er halt. Er war nicht so offen mit Gefühlen. Aber das war ok. Nier war das sehr viel wert gewesen. Und es machte ihn froh. Sowas simples das ihn froh machte… „Danke. Du kannst ja doch sehr nett sein, wenn du magst.“ Sprach er noch leise und etwas frech zu Caim rüber, so dass der plötzlich schnaubte, leicht rot anlief und etwas beschämt zu ihm rüber sprach: „Hör auf mir Honig ums Maul zu schmieren und ess endlich was!“ Und der Weißhaarige nickte und fing ebenfalls an aus der Dose vor sich zu essen. Es war okay. Das war halt Caim. Und es reichte ihm dass er offensichtlich etwas beschämt deswegen gewesen war. Und während sie da still saßen und ihr essen aßen…fühlte sich Nier sehr wohl. Es war komisch. Er dachte sie würden sich an die Gurgel gehen, wenn sie lange allein sein würden. Aber seit sie allein waren…fühlte er sich plötzlich auch wohler. Er machte sich Sorgen um Inuart und Yonah. Sehr sogar. Aber allein mit Caim zu sein…das gefiel ihm gerade auch sehr. Es gab nur: dich und mich in dem Moment… Und so saßen sie beide weiterhin einfach da und aßen. Die Helligkeit in der Höhle veränderte sich nicht, also konnte man schwer feststellen wann es draußen dunkel war oder nicht. Man musste auf das Gefühl vertrauen. Keiner wusste auch wie lange sie ohnmächtig gewesen waren. Es könnten Stunden gewesen sein. Also im Grunde: keiner hatte einen Überblick über die Zeit. Aber Caim war sich noch immer sicher dass es noch nicht der nächste Tag sein konnte. Hatte das im Gefühl. Er legte die Dose neben sich auf den Boden und streckte sich kurz. Seine Knochen taten nicht mehr ganz so weh und seine Wunde verheilte auch weiterhin gut. Nur noch Stechen und Schmerzen an der Stelle, aber wesentlich besser als vorher. Und ohne Jacke merkte er nun auch langsam die Kälte. Er besaß ja keine mehr, weil Inuart ihm die ausgezogen hatte um ihn zu verarzten. Zumindest wenn er sich von Lagerfeuer entfernte bemerkte er die Kälte deutlicher. Er war wer weis wie tief unter der Erde und das nur mit einem T-Shirt oberhalb bekleidet. War schon nervig. So rieb er sich über die Oberarme und bekam dadurch wieder Aufmerksamkeit von Nier, der das gesehen hatte. Der Junge schluckte runter und sprach dann etwas besorgt: „Alles okay? Frierst du?“ Caim konnte nichts mit solch einer Freundlichkeit anfangen. Ehrlich gesagt irritierte sie ihn sogar sehr. So sehr das er nur plump nickte und zu ihm sprach, während er weiter das Feuer vor sich im Auge behielt: „Geht schon. Es könnte schlimmer sein.“ Nier war verwundert über die Sache. War er wirklich so taff, oder machte er das als Selbstschutz? Wollte sich mal wieder keine Blöße geben, oder? Sah deshalb nachdenklich und leicht traurig von ihm weg. Sowas…kannte er nicht. Seit er sich erinnern konnte, war ihm nie kalt gewesen. Als Drache hatte er wohl eine höhere Körpertemperatur als Menschen. Zumindest ergab das Sinn durch das Feuer in ihm. Und ihm wurde in der Sekunde wieder bewusst wie anders er doch war. Und er fragte sich immer wieder: warum das so war. Warum war er ein Hybrid? Er hoffte das mal herauszufinden. Wollte wissen woher er kam und warum er so war. Es ließ ihn einfach nicht locker. Und was ihn auch nicht locker ließ…war die Sehnsucht nach Yonah. Er fühlte sich nicht wohl dabei. Einfach zu wissen dass sie keine Ahnung hatte das es ihm einigermaßen gut ging und er lebte. Das sie allein in diesem dunklen Gebäude saß und auf ihn wartete. Es nagte sehr an ihm. Und Caim sah ihm das erneut an. Sah diesen nachdenklichen Blick. Es konnte nur um Yonah oder seine Drachengestalt gehen, was anderes gab es nicht. Mann war das nervig. Aber verstehen konnte er das schon irgendwo. Und dann tat Nier etwas Ungewöhnliches. Er wusste selber nicht woher das kam, aber er hatte plötzlich das Bedürfnis dazu. So sah er weiter zu dem Lagerfeuer vor sich und fing an zu reden: „Sjool paran moy'hi. Ar jar'ruk noy' sin. Dha gya'left tal fooyryuu. Malich fuide aslaat erensboiye. Yool ta tiera hareiku hare. Falan leiu hoo. Yool migietta ya krokran. No hai khai'meri kara. Yool ta tiera hareiku hare. Falan leiu hoo. Yool migietta ya krokran no hai yama. Tei khai'meri kara. Dhai iirah jyou.“ Nur das es kein Reden war. Er sprach nicht…er sang. Ganz leise und mehr für sich selbst, so dass man es schwer über das Knistern des Feuers hören konnte. Und dennoch sah Caim zu ihm. Denn er konnte es dennoch hören. Es war komisch. Verwunderte ihn. Es klang wie Latein, aber dann doch wieder nicht. Wie eine Art von Chaossprache. Und als der Junge sein Lied verstummen ließ, sprach Caim neugierig zu ihm rüber, sah ihn auch dabei an: „Was war das denn?“ Nier kam zu sich und sah leicht erschrocken zu ihm rüber. Hatte er…so laut gesungen dass es Caim gehört hatte?! Ihm wurde das schlagartig peinlich und er sah schnell weg und neben sich auf den Boden. Oh mann wie unangenehm. Und dann auch noch vor Caim. Dennoch gab er ihm eine Antwort. Eine ehrliche Antwort: „…Das habe ich zu Yonah immer gesungen. Also wenn sie schlecht einschlafen konnte. Es schien sie zu beruhigen, also habe ich mir das angewöhnt.“ Für die Kleine also wieder… „…Weist du was es bedeutet?“ Und der Braunhaarige war ehrlich und sichtlich interessiert daran. Doch Nier schüttelte nur den Kopf. „Ich weis es nicht. Ich weis auch nicht woher ich das habe. Ich wusste es einfach. Es war einfach eines Abends da und ich sang es Yonah vor.“ Für Caim hörte es sich nach der Engelssprache von vorhin an. Nach derselben Sprache was dieses Monster gesprochen hatte und Nier offenbar verstand. Doch wenn es so war…warum verstand er die Worte nicht die er sang? Sichtlich irritiert und neugierig kam er vor, wärmte er etwas seine Hände am Feuer und sprach: „Es klingt wie dieselbe Sprache die dieses Monster vorhin zu dir gesprochen hatte. Nur eines wundert mich: da hast du sie offenbar verstanden. Und hier verstehst du dein eigenes Wort nicht. Schon komisch, oder?“ Nier sah wieder zu ihm. Wirklich? Er hatte auf eine andere Sprache reagiert und geantwortet? Das hatte er überhaupt nicht gemerkt. Für ihn klang es als würde Louise normal sprechen. Aber offenbar war das bei Außenstehenden nicht so gewesen. Louise…Was war nur passiert? Er konnte sich nicht erinnern. Aber er würde fragen. Definitiv. Aber nicht in dem Moment. Denn dass er sie verstand warf noch mehr Fragen auf. Warum verstand er eine andere Sprache ohne zu wissen dass er sie kann? Er entdeckte so viele Dinge an sich…von denen er nichts wusste. Und dennoch gelang er dadurch keinerlei Erkenntnis wer er nun eigentlich war. Oder woher er das alles konnte. Es war zum verrückt werden. So nickte er dem Braunhaarigen nur zögernd zu und sah wieder vor sich ins Feuer. Er hatte noch viel zu lernen und herauszufinden. Vor allem über sich selbst. Caim sah noch kurz zu ihm rüber. Sah wie der Weißhaarige wieder ins Feuer starrte. Und konnte sich denken was abging. Dann wand er sich wieder mit dem Blick ab und stocherte mit einem Stock im Feuer vor sich herum. Entfachte es etwas mehr dabei. „…Ein großer Bruder zu sein ist nicht leicht, was?“ Sprach er dabei an die Flammen gerichtet und Nier sah erstaunt zu ihm. Ein großer Bruder zu sein? Woher kam das denn nun wieder? Und Caim fuhr fort, spannte ihn nicht lange auf die Folter: „Mann muss sich immer um die kleine Schwester sorgen und sie vor allem beschützen…Es hängt wie ein Damoklesschwert über dir und du kannst nichts dagegen tun. Denkst immer wieder über sie nach. Und wenn du es nicht schaffst dich um sie zu kümmern…dann zischt es auf dich herab und zerstört alles an was du geglaubt hast.“ Da klingelte es plötzlich in ihm. Nier wusste sofort was er damit meinte…So war es ihm wohl bei seiner Schwester ergangen. Also als sie noch lebte…Und dann als er sie verlor. Es war erstaunlich zu sehen wie er noch immer an dieser Vergangenheit klammerte. Doch Nier konnte das nicht so einfach. Wie musste das sein wenn man keine Vergangenheit hatte an die man sich klammern konnte? Nichts zu haben. Keine Erinnerungen zu haben die man des Nachts besuchen konnte. Er wusste es nicht. Das blieb ihm verwehrt. Auf der anderen Seite: wie war es wenn man eine hatte? Abends einzuschlafen und über sein Leben nachzudenken das schon lange vergangen war. Wenn er Caim so ansah dann tat es Nier weh das zu sehen. Zu sehen wie sich jemand bewusst selber zerstörte. Wer litt also schlimmer? Caim wegen seiner Vergangenheit oder Nier wegen keiner Vergangenheit? Und er konnte es sich einfach nicht mehr unterdrücken. Er musste ihn einfach fragen: „Was ist eigentlich passiert Caim? Also…mit deiner Schwester?..Ich weis dass es mich nichts angeht! Aber ich möchte es dennoch gerne verstehen lernen.“ Er möchte den Menschen vor sich verstehen und kennenlernen. Das wünschte er sich sehr. Warum auch immer. Und Caim schwieg auch nur und stocherte weiter im Feuer herum. Einige Minuten lang ohne sich zu regen. Da wurde Nier schon klar dass er nicht mit ihm darüber sprechen würde. „…Es ist meine Schuld dass sie gestorben ist.“ Kam es dann plötzlich aus ihm. Caim sprach dies in Gedanken versunken und hörte auf im Feuer zu stochern. Er starrte nur noch hinein und Nier lauschte ihm einfach still und ruhig, denn der Ältere sprach weiter. Erzählte ihm was passiert war. Was aus seiner Sicht passiert war. Sah seine Vergangenheit im Feuer aufflackern. Und es fiel ihm unglaublich schwer. Das hörte man in seiner Stimme: „…Furiae war für mich das was Yonah für dich ist. Sie war nicht nur meine kleine Schwester, sie war auch meine Verantwortung. Mein persönliches Zentrum für mein Gleichgewicht…Ich habe mich immer für sie verantwortlich gefühlt, schon als kleiner Junge. Sie war meist die Stille und hat nicht viel gesprochen. Aber wenn sie dann mal was sagte, waren es immer Worte der Hoffnung. Sie war das was mich am Leben erhielt. Was mir einen Sinn gab weiter zu machen. Und als unsere Eltern bei der Seuche umkamen, da wusste ich dass ich sie noch mehr beschützen musste. Als Menschen anfingen andere Menschen zu bombardieren für das Wohl anderer Menschen. Nie sollte ihr etwas passieren. Ich tat alles dafür…Aber auch ich habe Fehler gemacht. Und einer dieser Fehler…führte zu ihrem Tod. ICH hatte mich dafür entschlossen mich mit einer Gruppe von Fanatikern einzulassen. Auch wenn ich das da noch nicht wusste. Ich dachte es wäre das Beste für Inuart, Furiae und mich. Doch dann kam diese Razzia in unserem Versteck. Das Militär fiel über uns her wie eine Heuschreckenplage. Und es wurde nur noch geschossen und geschrien. Ich konnte es hören, obwohl ich nicht im Lager war. In der Kanalisation schallte das noch mehr. Ich war unterwegs gewesen und kam erst zu spät an. Als ich ankam donnerten noch immer Schüsse umher und ich sah das Militär das einfach überall war und nicht aufhörte den Abzug zu drücken. Ich kam an als…Inuart sie bereits in den Armen hielt und ich die Schusswunden sah. Ich nahm sie ihm ab und sah sie vor mir…Fünf Löcher. Sie wurde fünfmal angeschossen und ich dagegen hatte keinen einzigen verdammten Kratzer! Das war der widerlichste Scherz den ich jemals erleben durfte. Sie hatte das nicht verdient! Ich sollte der sein der angeschossen wurde und nicht sie! Sie war das netteste Mädchen das ich kannte. Sie wollte nie was Böses. Und ich Mistkerl war fit und munter, der es doch so viel mehr verdient hatte. Kurz darauf trug ich sie in meinen Armen dort weg. Ich wollte sie in ein Krankenhaus bringen, aber wir schafften es nicht mal aus der Kanalisation heraus bevor sie…Sie starb in meinen Armen. Und wie immer hatte sie nichts Großes gesagt. Sie hatte mich nur angelächelt und war froh dass es mir gut ging. Sagte: Pass auf dich auf…Das waren ihre letzten Worte die sie zu mir sagte. Und als sie starb, brach für mich auch eine Welt zusammen. So wie es bei dir wahrscheinlich auch der Fall sein könnte, wenn Yonah was passieren würde. Und ich wollte nicht mehr leben. Ich wollte es beenden. Ich sah keinen Sinn mehr in meinem Leben. Aber Furiae wollte das ich weiter mache. Auf mich aufpasse. Also habe ich mich daran festgehalten und machte weiter. Es war mein einziger Weg von da an gewesen.“ Es war unglaublich wie stark er dabei war. Er weinte nicht und verzog nicht mal die Mine vor Trauer. Er hatte das wohl abgelegt in all den Jahren. Dennoch konnte man in seiner Stimme ein leichtes Zittern hören. Es machte ihm irgendwo zu schaffen darüber zu reden und in die Vergangenheit einzutauchen. Und Nier sah ihn nur an und…und wurde traurig. Endlich konnte er etwas verstehen was in diesem Mann vor ging. Und wie er das gesagt hatte, zeigte auch schon dass er mehr war als er von sich preis gab. Ihre Liebe zu ihren Schwestern war das was sie verband. Worin sie sich besonders ähnlich waren. Und nun gab es auch Sinn warum er so sehr auf sich achtete und lieber andere über die Klippe springen lassen wollte als sich selbst. Er wollte die letzten Worte seiner Schwester ehren… Und als Caim dann wieder schwieg, sich nach hinten setzte und einfach weiter auf das Feuer sah…da konnte Nier nicht anders. Etwas trieb ihn dazu das zu tun. Etwas tief in seiner Seele. So stellte er die Dose mit dem Essen vor sich ab und legte die Gabel daneben. Vorsichtig und mit einem noch schmerzenden Bein kam er um das Lagerfeuer herumgekrochen, auf allen Vieren wohl gemerkt, und setzte sich links neben Caim. Der hatte das natürlich bemerkt und ihn beobachtet. Sah den Jungen nun neben sich und verstand nicht was das sollte. Der Trottel sollte sich doch schonen. Doch bevor er fragen konnte was los war, machte der Weißhaarige etwas was ihn zum stocken brachte und erstarren ließ. Seine Worte im Hals stecken blieben…Nier lehnte sich nach rechts an ihn dran. Er war so nah dass er sich einfach nach rechts an den Älteren dran lehnen konnte und dann die Augen schloss. Es war als würde er sich an ihn schmusen. Und Caim verwirrte und schockierte das zugleich. So konnte er irgendwie nichts sagen oder machen und sah nur zu dem Jungen neben sich runter, der seinen Kopf auf die eine Hälfte seiner Brust gelegt hatte und nun dort ruhte. Und ehrlich gesagt…wollte er das nicht. Etwas stimmte nicht mit ihm, dass fühlte er sofort. Sein Herz fing an schneller zu schlagen und Unwohlsein machte sich in ihm breit. Nein. Er wurde nervös. Warum wurde er nervös? Und auch Nier, obwohl er das von sich aus getan hatte, wurde nervös. Noch nie war er jemanden so nahe gewesen. Also niemanden außer Yonah. Er schluckte und hörte dann etwas was ihn seltsamerweise beruhigte…es war Caim sein Herzschlag. Und er wusste nicht warum, aber er hörte dass es auch schneller und stärker schlug. Es war so ein angenehmes Geräusch. Er verlor sich darin… Caim riss sich dann aber zusammen und sprach zu dem Jungen runter: „Hey. Ich bin kein Teddybär! Mach dich vom…!“ Doch Caim verstummte als ihm auffiel das der Junge neben ihm offenbar eingeschlafen war. Das gab’s doch nicht. Das war echt schnell gewesen. Innerhalb von Sekunden. Als hätte man ihn bewusstlos geschlagen. Allein daran sah man dass er sehr erschöpft war von diesem Tag. Caim seufzte. Na toll. Was sollte er jetzt machen? Eigentlich wäre ihm das egal und er würde ihn einfach wachrütteln, oder wegschupsen. Aber der Junge brauchte seinen Schlaf. Er hatte heute genug getan und sich diesen verdient. Und so ließ er es ihm mal durchgehen…Seufzte wieder lauter und sah vor sich zum Feuer. Merkwürdig…Er war etwas weiter davon entfernt und dennoch war ihm plötzlich nicht mehr kalt. Weswegen er wieder zu Nier sah, der tief und fest an ihm schlief. War das wegen ihm? Er strahlte noch immer so viel Wärme aus. Genau wie in seiner Drachengestalt. Heh. Er war seine eigene kleine Heizung, was? Deshalb machte es ihm wohl auch nichts aus in kurzen Klamotten herumzurennen. Naja, dann hielt er ihn die Nacht über noch zusätzlich etwas warm. Konnte ihm nur recht sein. Er sah den Jungen weiter an und sein Blick verharrte auf ihm. Warum sah er ihn so? So anders. Er wirkte so…wunderschön wie er da schlief. So zart und unschuldig. Obwohl er wusste dass er es faustdick hinter den Ohren haben konnte. Und er konnte sich auch nicht erklären woher das kam, aber wenn er Nier sah…war es fast wie bei Furiae. Er bekam das wage Bedürfnis ihn zu beschützen. Schließlich schüttelte er leicht den Kopf und sah wieder zum Feuer vor sich. Verbannte die Gedanken erneut. Es brannte noch immer, aber die Flamme wurde schon schwächer. Er musste also nachlegen. Und irgendwie hatte er das Gefühl…es würde eine lange Nacht werden. Ein lauter Schlag weckte den weißen Drachen aus seinem Schlaf und er sah verwirrt links neben sich. Obwohl er immer schwächer wurde, konnte er sich noch aufraffen. Auch hierfür. Weshalb er sich setzte und sich schüttelte. Die Müdigkeit loswerden wollte. Danach sah er den Jungen mit dem weißen Haar wie er voller Wut einen Sack auf den Boden donnerte und dann noch mal dagegen trat. Wütend, was sehr ungewöhnlich für ihn war. Normalerweise hatte der Knabe eine Seele so sanft wie ein Lamm. Wie eine undschuldige Jungfrau. Sichtlich verwirrt sah er ihm weiter zu. Immer und immer wieder trat er gegen den Sack, bis er endlich mal aufhörte und sich dann sauer daneben auf einen Stein setzte. Er schien plötzlich weniger wütend, mehr verzweifelt. Und da ihm der Junge nicht mehr egal war, fragte der Drache: „Was soll all der Radau mein Junge? Was ist passiert?“ Der weißhaarige Junge sah zu ihm rüber und sprach sehr aufgebracht: „Das ist einfach nicht fair!“ „Das Leben an sich ist nicht fair.“ „Ich meine das ernst Michael! Ich gebe mir immer so viel Mühe! Ich tu und mache was mir gesagt wird und arbeite hart für mein Gold! Und ich schaffe meine Aufträge! Aber dieser…! Dieser Mistkerl! Ich sollte für eine Elfe einen Auftrag ausführen in dem ich einen wilden Eber erlegen sollte um seine Hauer zu besorgen. Und plötzlich kommt da von der Seite so ein Kerl mit einer Fee als Paktpartner und nahm ihn mir weg! Sie hat ihn dann dafür genommen weil er durch den Pakt stärker ist als ich! Das ist nicht fair! Das war mein Auftrag!“ Michael sah ihn nur an. Daher wehte also der Wind. Gebrochener Stolz und Ehrgeiz. Dummheiten der Menschen. Aber auch Drachen kannten diesen Stolz, dass war leider auch in ihnen tief verwurzelt. So schnaubte er und antwortete: „Vielleicht war es besser so. Ein großer Eber ist nicht gerade ein Gegner den man leicht auf die Schulter nehmen sollte. Besonders als Mensch. Von deiner Statue und deiner Kraft her wäre er dir Meilen überlegen. Es wäre töricht sich diesem Tier zu stellen. Kein Gold der Welt kann dein Leben ersetzten, oder ist das wert.“ „Aber ich wollte diesen Job so sehr! Sie wollte nur die Hauer! Wir hätten das Fleisch also behalten können und was zu essen gehabt! Aber weil ich so ein Schwächling bin habe ich ihn nicht bekommen!“ Er klang erneut sehr verletzt und sauer. Dieses Kind war ein guter Junge. Doch auch er neigte oft dazu zu übertreiben und nicht zu sehen was wichtig war. Für Michael persönlich riskierte er sein Leben zu sehr. Und das manchmal auch ohne Rücksicht auf Verluste. Es war als würde er nicht erkennen und akzeptieren wollen wo seine Grenzen lagen. Das konnte gefährlich werden mit der Zeit. Je öfter er weiter machte ohne Rücksicht. Etwas schwach erhob sich der Drache und kam näher. Der Junge sah ihm an dass er schwächer wurde und bald sterben würde. Es machte ihn traurig das zu sehen und zu wissen. Und dann legte sich Michael um ihn herum und sah rechts neben ihm zu ihm runter. Es war ihm wichtig das zu sagen: „Du gehst mit dir viel zu hart ins Gericht. Du bist ehrgeizig und hast das Herz am rechten Fleck. Aber du musst auch lernen wo deine Grenzen sind. Das ist sehr wichtig. Wenn du das nicht lernst, dann riskierst du es dich zu verletzten, oder vielleicht sogar zu sterben. Du wächst noch. Und wenn du älter bist kannst du besser kämpfen. Dann bist du stärker und schlauer…Ich wünschte ich könnte sehen was für ein prachtvoller Krieger aus dir werden wird.“ Das mit dem Verletzten stimmte. Er hatte sich schon mal bei einer Jagt verletzt und dann musste er das Gold für Medizin ausgeben um diese zu behandeln. Da hatte der Drache leider recht und das fand er blöd. Etwas beschämt kratze sich der Junge dann am Hinterkopf. Aber wegen dem was Michael zu letzt gesagt hatte: Er und prachtvoll? So hatte er sich nie gesehen. Mehr in das andere Extrem. Er sprach: „Ich bin nichts von dem was du denkst Michael. Ich bin nicht prachtvoll.“ „Hm? Ist das so? Ich sehe einen hübschen jungen Menschen vor mir. Und dieses Küken wird irgendwann ein großer und anmutiger Schwan werden. Jemand wie du wird garantiert jemanden finden der dich so liebt wie du bist und auch akzeptiert. Aber du bist ein Dickkopf und zu hilfsbereit, dass du dadurch deine Grenzen nicht erkennst. Jemand der dich etwas an die Leine nimmt und zügelt wäre nicht schlecht. Du hast manchmal zu viel Feuer in dir. Und das obwohl du kein Drache bist.“ Er lachte dabei kurz und tief durch die Kehle und der Junge schubste ihn an. Beschämt und etwas motzig. „Lass das!“ Aber dennoch war er froh das zu hören. Er war dankbar mit Michael befreundet zu sein. Und der Gedanke dass er sterben wird…machte ihm sehr zu schaffen. Er vermisste ihn schon jetzt, obwohl er noch da war. Inzwischen konnte er sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Er war die letzte Zeit immer da. Es war wie wenn man nachhause kam und wusste dass einer auf jemanden wartet. Er…war nicht mehr einsam. Und dann sank seine Stimmung und der Drache merkte das. Legte den Kopf schief und wartete ob der Junge was dazu sagte. Und WAS er sagte. Was dann auch darauf geschah. Er klang traurig und leicht bettelnd dabei, als er die Worte sprach: „Bitte lass dich wiederbeleben Michael…Ich…ich möchte nicht mehr allein sein. Ich möchte…dich nicht verlieren…“ Michael sah ihn weiter stumm an. „Wenn ich mich wiederbelebe wirst du das aber. Ich bin dann jemand anderes…Ihr Menschen seit von Natur aus egoistische Lebewesen. Ich kann dich verstehen. Aber du musst akzeptieren dass ich gehen möchte. Ein Leben an deiner Seite, ohne mich zu erinnern dass du es bist, dass möchte ich nicht. Kind…Ich habe lange genug gelebt. Und ich möchte meinen letzten Wunsch dafür einsetzten etwas Gutes für dich zu tun.“ Erstaunt sah ihn der Junge an. „Wirklich? Aber…aber ich möchte nur dich behalten. Das ist alles was ich mir wünsche.“ Alles was er sich wünschte… „Hab Geduld. Du wirst es erleben. Ich habe lange darüber nachgedachte und mein Entschluss steht fest. Ich weis was ich mir wünschen werde.“ Doch das war eine Lüge. Eine Lüge um das Kind zu beruhigen. Er stupste danach das Kind mit der Nase an und der lachte darauf. Dann fasste er die Nase an der Schnauze mit beiden Händen und legte seinen Kopf darüber drauf. Schloss die Augen dabei und lauschte. Lauschte dem Atmen des Drachen. Und dem kräftigen Herzschlag. Es beruhigte ihn. Und auch Michael machte die Augen zu und entspannte sich. Nie hätte er gedachte dass er einen Menschen wertschätzen lernen würde. Und wie immer auch die Zukunft aussehen würde…er wollte dass es für diesen Menschen eine glückliche war. Er wollte ihn beschützen. Kurz darauf ließ der Junge ihn auch wieder los und sprach: „Ich muss mich langsam mal fertig machen.“ „Wie kommt es? Du bist doch gerade erst zurück gekommen. Überanstrenge dich nicht mit so viel Arbeit.“ Aber der Weißhaarige stand auf und streckte sich genüsslich. Er war noch fit. Hatte den Tag über noch nicht viel gemacht außer Pflücken und Eskortierten, was mehr Spaziergänge waren. Erstaunlich das in der Zeit des Krieges dieser noch nicht ganz bei ihnen angekommen war. Das war gut…Und als er fertig war sah er den Drachen nett an und sprach auch endlich wieder etwas froher: „Alles halb so wild! Ich habe noch den Auftrag einige Dämmerknospen zu sammeln und sie dem Heiler in der Stadt zu bringen. Sie wachsen hier ganz in der Nähe, aber erst wenn es dämmert. Ich komme also etwas später heute zurück. Aber mach dir keine Sorgen.“ Michael sah ihn weiter stumm an… „Des Nachts ist es gefährlich in diesem Wald. Besonders da immer mehr Menschen gewalttätig werden und das Böse sich langsam erhebt. Das Böse…was so alt ist wie wir Drachen es sind. Ich kann dich hier in der Nacht beschützen. Aber nicht wenn du alleine da draußen bist.“ Er machte sich Sorgen. Aber der Junge beschwichtige ihn gleich und sprach: „Es wird mir nichts passieren Michael! Ich komme locker mit Banditen klar. Also mach dir keine Gedanken…Ich muss jetzt aber auch los. Wir sehen uns nachher!“ Er rannte ohne den schweren Sack los und winkte dem Drachen noch mal zu bevor er im Wald verschwand. Doch Michael war nicht wohl dabei. Er mochte diesen Menschen wirklich sehr. Er war wie ein kleiner Bruder um den man sich sorgen musste. Und den man beschützen wollte. Doch das Böse erhob sich immer mehr und zwang ihn dazu noch mehr auf den Jungen aufzupassen. Doch er starb. Wie konnte er ihn noch danach schützen? Es musste eine Lösung her denn…leider hatte das Böse die Fähigkeit die Menschen zu beeinflussen. Es machte sie aggressiv und schmerzlos. Und die ganz schlimmen Fälle…hatten rote Augen wie Dämonen aus der Hölle. „Hilf mir! Lasst mich los! Fasst mich nicht an!! Nein! Nicht!! Bitte nicht! Hilfe!! Hilfe!! MICHAEL!!“ Zittrig und mit leichten Tränen in den Augenwinkeln wachte Nier auf. Ein Alptraum hatte ihn aus seinem Schlaf gerissen und geplagt. So sah er sich hektisch und zittrig um. Er lag auf dem Bauch und realisierte wo er war. Der Traum, an den er sich nicht mal mehr erinnern konnte, hatte ihn durcheinander gebracht. Er hörte sich selbst im Schlaf schreien. Konnte sich aber nicht mehr ganz an die Worte erinnern. Nur das er nach Hilfe schrie… So lag er da und atmete schnell, sah das erloschene Lagerfeuer vor sich und konzentrierte sich darauf seine Atmung zu beruhigen. Er war am Lager. Stimmt. Er war schlagartig neben Caim eingeschlafen. Und so rollte er sich auf die rechte Seite und kam dann so langsam auf seinen Hintern und blieb sitzen. Verzog noch mal das Gesicht vor Schmerz. Er wusste woher dieser kam und sah zu seinem verletzten Bein. Es tat immer noch etwas weh. Verdammt. Er hatte gehofft dass es heute besser sein würde. Und so sah er sich wieder um. Er war verwirrt. Nirgends in der Höhle war Caim zu sehen. Er lag nicht mal ums Lager. Was dafür sorgte dass er etwas unruhig wurde und sich weiter hektisch umsah. Er fühlte sich plötzlich so…allein. Er bekam Panik und wollte nach ihm brüllen, aber konnte sich dass dann verkneifen, denn er sah ihn endlich. Der Braunhaarige kam nicht weniger Meter vor ihm rechts auf ihn zugelaufen. Er trug nicht mal seinen Rucksack mit sich. Wo war er nur gewesen? „Endlich wach? Wurde auch langsam mal zeit.“ Sprach Caim und beäugte Nier etwas genervt. Er fuhr wieder seine normale Schiene. Er hatte ihm am Lagerfeuer zu viel gesagt und inzwischen wusste er nicht ob das die richtige Entscheidung gewesen war. Warum hatte er sich überhaupt diesem Bengel geöffnet? Das nervte ihn leicht und so kam er neben dem Jungen in die Hocke und sah zu dem verletzten Bein. Nier folgte seinem Blick kurz und sah dann wieder zu ihm auf. „Was macht dein Bein?“ Fragte Caim ernst. Er meinte das nicht mal böse, auch wenn das so klag, aber er musste halt wissen was los war und wie er damit umgehen musste. So das der Weißhaarige etwas den Kopf schüttelte und taff sprach: „Es geht wieder. Ich kann laufen.“ Aber so wirklich glaubte ihm das sein gegenüber nicht und er stellte sich wieder auf. Sah mit verschränkten Armen zu ihm runter und sprach: „Ach echt? Na dann komm hoch und wir können los.“ Nier verzog etwas die Mundwinkel nervös. Natürlich hatte er etwas gelogen. Es war nicht mehr ganz so schlimm wie vorher, aber ob er wirklich wieder einwandfrei laufen könnte, dass wusste er nicht. Dennoch ließ er sich nicht aus der Fassung bringen und schnaubte. Vorsichtig erhob er sich mit den Armen und kam auf alle Viere. Atmete noch mal aus und stellte erst das rechte Bein auf und gab sich einen Ruck um hoch zu kommen. Trat auch mit dem Linken auf und stand da. Er riss sich zusammen nicht zu schreien. Es tat höllisch weh. Ein furchtbarer Schmerz zischte durch sein ganzes Bein und ließ es sogar leicht zittern dabei. Er fühlte wie seine Kräfte in diesem Bein ihn langsam verließen. Also würde er nicht mehr lange stehen bleiben. Caim sah ihn nur weiter stumm an und wartete. Er roch doch schon was los war und es nervte ihn noch mehr. Man musste kein Arzt sein um zu sehen dass dieser Junge sich gegen den Schmerz verbissen auf den Beinen hielt. Er schnaubte. So ein verdammter Dickschädel. Mutete sich mehr zu als er konnte. Aber dann schmunzelte er etwas frech und sprach: „Na dann können wir ja los, was?“ Und legte er seine rechte Hand kraftvoll auf die linke Schulter des Jungen und drückte ihn bewusst etwas nach unten. Ließ sie dort verweilen und baute Druck auf. Und Nier schrie innerlich. Sein Bein tat so höllisch weh, aber er verkniff sich wirklich zu schreien und zog die Luft scharf ein. Hielt sie in seiner Brust gefangen und atmete nicht mehr aus. Es tat weh. Es tat weh. Es tat weh! Und da Caim ihm das ablesen konnte, legte er noch mal ne Schippe drauf und schlug mit der Hand auf die Schulter dabei. Drückte bewusst nach unten. So das es passieren musste: der Junge brüllte auf vor Schmerz und klappte zusammen! Krachte auf die Knie vor dem Älteren und fing sich mit den Händen am Boden vor sich ab. War wieder auf allen Vieren. Derweil sah ihn Caim einfach nur stumm an. Sah wie der Kleine schnell atmete und dazu musste er einfach schnauben, weil er so genervt war. Er verschränkte wieder die Arme vor sich und platze endlich nach unten: „Dachtest du echt: du kannst mich verarschen?! Wow. Ich wusste ja dass du blöd bist. Aber dass du SO saublöd bist hätte ich nicht gedacht! Welchen Teil von: Was macht dein Bein? hast du nicht verstanden?! Wie kann man so dickköpfig sein?!“ „Was sollte ich denn machen?!“ Fauchte Nier von unten hoch, obwohl er noch immer auf den Boden vor sich sah. Und Caim schwieg. Ließ ihn einfach sprechen. Der Junge klang furchtbar verzweifelt und schniefte auch kurz. Es kotzte ihn an. Er wollte wieder normal laufen können. Er hasste es auf andere angewiesen zu sein. Und er wusste nicht mal warum das so war. Er hasste es einfach. So sprach er weiter: „Ich musste doch wieder fit sein! Wenn ich es nicht bin, dann sehen wir Yonah noch länger nicht! Ich kann sie nicht noch länger im Stich lassen! Ich muss zu ihr zurück!“ Das war nicht sein verschissener Ernst, oder? Caim schüttelte einfach nur den Kopf. „Du hast es echt nicht verstanden, oder?“ Nier sah endlich verwirrt zu ihm hoch und setzte sich seitlich dabei hin, um den schmerzenden Druck aus seinem Bein zu nehmen. „Was?“ „Du hast nicht verstanden was Sache ist! Du reißt dir für die Kleine wieder ein Bein aus, obwohl das unnötig ist! Inuart wird wieder bei ihr sein und es geht ihr gut! Denk doch verdammt noch mal an dich und nicht immer erst an die Anderen! Du kennst deine Grenzen wohl nicht, was?! Du bist so lächerlich!“ Nier verzog den Mund muffig und fauchte dann leicht entblößt zu ihm: „U-Und du bist ein Arschloch! Ich kann nicht einfach…!“ Doch dann musste er verstummen. Verschluckte die Worte wegen dem was er vor sich sah. Was Caim tat. Der Ältere hatte den Rucksack wütend neben Nier abgestellt und sich dann plötzlich vor ihm in die Hocke begeben. Aber nicht wie immer…sonder mit dem Rücken zu ihm. Sah über seine linke Schulter hinter und sprach genervt, aber ehrlich: „Zieh den Rucksack da auf. Und dann kommst du auf meinen Rücken. Ich muss dich wohl oder übel tragen.“ Er wollte ihn tragen? Nier sein Herz machte einen unbekannten Hüpfer, denn er nicht deuten konnte. Was war nur in ihn gefahren? Erst erzählte er von seiner Schwester und dann wollte er ihn tragen? So fiel Vertrauen und Hilfsbereitschaft war Nier gar nicht von ihm gewohnt. Er sah diesen starken Rücken vor sich und wollte wirklich drauf klettern, aber etwas hielt ihn davon ab und er schüttete leicht den Kopf. Wusste schließlich auch was es war. Der Grund war die Wunde des Älteren die ihn zögern ließ. Er sprach dabei: „Ich kann nicht. Deine Schulter…Du bist auch noch immer verletzt.“ Oh mann nicht das schon wieder. Wollte er nun seine Schwester sehen oder nicht?! Dieser Bengel…Caim war nur verwundet und kein verdammter Krüppel! Er schien nicht so erfreut und antwortete ernst: „Meiner Schulter geht es gut! Im Gegensatz zu dir kenne ich meine Grenzen. Und jetzt pack dir den Rucksack auf und schwing deinen Hintern auf meinen Rücken, bevor ich es mir anders überlege und dich hinter mir her schleife!“ Nier sah ihm noch einige Sekunden und in das wunderschöne blaue Auge vor sich, was er sehen konnte und nickte dann stumm. Wenn er es so wollte. So zog er sich schnell den Rucksack von Caim über den Rücken, zog ihn zurecht und krabbelte dann auf den Rücken vor sich. Umschlag mit seinen Armen den Hals und Nacken und fühlte wie Caim ihn dann erst an den Hintern fasste und hoch kam. Schließlich aber seine Griffe von dort zu den Beinen glitten und dort Halt fanden. Das linke Bein tat kurz etwas weh, aber Nier hatte das so schnell vergessen, einfach weil ihn der Ältere trug und ihm unwohl wurde durch diese Nähe. Aber mehr wohlig unwohl, wie als wäre er ein verliebtes, kleines Mädchen. Und er konnte ihn riechen. Er war mit seinem Kopf neben Caim seinen links und konnte ihn gut riechen. Er roch so gut…Es war ein anderer Duft als bei Yonah und bei Inuart. Doch er wusste nicht genau was es war was ihm so gefiel. Der Ältere rüttelte und wand sich noch mal zurecht, so das er den Kleinen gut tragen konnte und lief dann los. Sprach dabei noch leicht genervt: „Und ich würde an deiner Stelle nicht viel reden. Es könnte sonst sein das mich meine Kräfte verlassen.“ Und er ihn fallen lassen würde. Alles klar, schon verstanden. So ging die Reise ins Ungewisse auch schon los. Sie hatten wirklich beide keine Ahnung wo sie nun genau waren, aber im Gegensatz zu Nier hatte Caim einen Plan. Er war nämlich vorher, als der Kleine noch schlief, etwas auskundschaften gewesen. Wenn auch nicht weit entfernt, aber so konnte er rausfinden dass der kleine Fluss, der nach rechts floss, in einen langen Tunnel mündete und der noch weiter ging. Es war vielleicht ein Weg nach draußen. Also würden sie dem erst mal folgen. Eine bessere Option gab es noch nicht. So folgte er rechts neben dem Fluss dem Weg und kam in einen Tunnel. Er war nichts sonderlich hoch aber hoch genug das man keine Klaustrophobie bekommen konnte. Und dank den leuchtenden Steinen war er auch hell genug. Nier schwieg und sah sich nur um während er so getragen wurde. Die Steine faszinierten ihn wirklich sehr und es gefiel ihm. Brachte ihn auch leicht zum Lächeln. Er wünschte das Yonah das sehen könnte. Sowas hat sie bestimmt auch noch nie gesehen. Und er wollte ihr deswegen gerne einen mitbringen. So fasste er rechts neben sich an die Wand und zog im Vorbeigehen einen kleinen Stein heraus der locker gewesen war. Sah ihn erstaunt in seiner Hand an und lächelte. Caim hatte das natürlich gemerkt, indem kurz leichter Wiederstand da gewesen war und sprach dann: „Was willst du mit dem Stein? Unnötigen Ballast kann ich nicht gebrauchen. Wer ihn weg.“ „Der ist für Yonah. Er wird ihr sicherlich gefallen.“ „Und ich sagte: werf ihn weg.“ Caim schüttelte etwas genervt den Kopf. Mal abgesehen von diesen kindlichen Steine sammeln war es etwas anderes was ihn mehr nervte als dieses Verhalten. Es drehte sich wieder alles nur um dieses Mädchen. Um Yonah. Mann wie konnte man nur so eingenommen sein? Es nervte ihn immer mehr, je mehr er davon mitbekam. Auch wenn er verstand woher das kam. Immerhin war das bei ihm und Furiae auch so gewesen. Und dennoch nervte es ihn. Yonah nervte ihn. Warum auch immer. Nier hatte nur Augen für dieses Mädchen. Schnell steckte der Weißhaarige den Stein in seine rechte Hosentasche und sprach: „Mir egal was du denkst. Ich möchte ihn mitnehmen.“ „Und laufen möchtest du auch gleich, oder?“ Drohte ihm Caim genervt aber lief einfach weiter in die Dunkelheit vor sich. Instinktiv krallte sich Nier vorsichtshalber etwas mehr an den Schultern seines Trägers fest. Man konnte ja nie wissen. Caim aber hatte keine Zeit für diesen Kram. Ihn besorgte mehr ihre allgemeine Schutzlosigkeit. Der Drachenjunge war nicht mehr in der Lage zu kämpfen. Erstmals wegen seinem Bein, weil es hier zu eng war für seine Größe und zu guter letzt: weil er nicht wusste wie er sich verwandeln sollte. Die gleiche Leier. Und Caim selbst hatte sich vorhin vor Nier freiwillig entwaffnet, war demnach also auch waffenlos. Das waren keine guten Aussichten und deswegen musste er lauschen und sich auf Legion konzentrieren, falls welche an dem Ort lauerten. Noch dazu sah er nicht sonderlich weit. Die ganze Situation war schlecht und zu unsicher. Aber sie mussten da durch, denn kein anderer Weg führte von der Höhle hinter ihnen weg oder vielleicht raus. Je weiter die leuchtenden Steine vor ihm in der Ferne lagen, umso weniger leuchteten sie und es wurde dunkler. Erst wenn er näher kam wurden sie heller. Als würden sie auf ihre Wärme reagieren und dann anfangen richtig zu leuchten. Aber wahrscheinlich bildete er sich das nur ein. Und so liefen sie einige Minuten und sagten einfach beide nichts. Und Nier fiel es dann auf wie schwer es ihm fiel nichts zu sagen. Er hatte noch einige Fragen an den Älteren und eine davon brannte besonders. So verging die Zeit immer mehr und er platzte schließlich doch. Frage leise in dem Tunnel vor sich: „Caim?...Was ist als Louise geworden? Was ist passiert bevor du gefallen bist?“ Der Ältere sah einfach weiter vor sich und antwortete erst mal nicht. Er wusste es wirklich nicht mehr? Aber das war nicht ungewöhnlich, denn als Drache war er noch nie bei Bewusstsein gewesen. Aber das er sich so an GARNICHTS erinnerte, nicht mal an ein Gefühl, war echt seltsam. So langsam kam es rüber, als würde ein anderer als Drache übernehmen. Als wären da zwei Personen in ihm. Oder einfach ein Monster ohne Verstand das übernahm…Bis auf vorhin. Da war das nichts mehr so und er fragte sich warum. Was hatte dafür gesorgt dass der Junge plötzlich die Kontrolle hatte. So über alles was seine Gestalt betraf. Nier rüttelte kurz an seiner Schulter und riss ihn aus seinen Gedanken dabei, so dass er über seine Schulter zu dem Jungen hinter sah und der besorgt fragte: „Können wir darüber reden?“ Uffff…Hatte er ne andere Wahl? Er würde eh weiter nerven wenn er es nicht tat, er kannte den Jungen inzwischen, er war Profi im nerven. Dann sah er wieder vor sich und sprach: „Wie war das noch mal mit dem: die Klappe halten?“ Er wollte ihn einfach fallen lassen. Aber bei seinem Glück krallte der Junge sich dabei um seinen Hals und würde ihn somit erwürgen! Also ließ er das und schnaubte. Und dann sprach ehrlich: „Was soll passiert sein? Wie immer: Du bist ausgerastet und hast sie getötet. Und nicht mal schäbig wenn ich das so sagen darf. Du hast den verdammten Boden mit ihr aufgewischt. Ich war beeindruckt von deiner Kraft...“ Also doch. Das hatte Nier sich schon gedacht und seufzte. Er hoffte aber dass es nicht so gewesen war. Aber was hätte auch anderes dabei rauskommen sollen? Sie wussten nicht wie man ihr helfen könnte und der Tod war…war unvermeidbar gewesen. So sehr er es auch nicht wollte. Und Caim hatte mal wieder Recht gehabt. Wenn Nier nicht wieder versucht hätte zu helfen, dann wäre Caim nicht verletzt worden und alles wäre nicht eskaliert. ER hatte den Mist gebaut und deswegen waren sie hier. Das wusste er und musste es nicht mal gesagt bekommen. Er fühlte sich mies. Er hatte echt die Angewohnheit andere in Gefahr zu bringen. Das war ihm schon öfter aufgefallen, aber er wollte es nie glauben. Wenn man bei ihm war…war man in Gefahr. „…Aber zugleich war ich besorgt wegen deinem Hass.“ Vollendete Caim und Nier sah erstaunt zu ihm. Was? Er war…besorgt? „Wie meinst du das?“ „Ich habe schon viele Menschen mit Hass in den Augen gesehen. Aber der Hass in deinen Augen war bodenlos. Erschreckend bodenlos. Und je länger du auf dieses Monster eingeschlagen hast, umso mehr fühlte und SAH ich wie du dabei warst dich selber zu zerstören. Du kanntest kein Ende mehr. Und nachdem du dieses Monster getötet hattest, hättest du uns als nächstes getötet. So aufgebracht warst du gewesen. Also habe ich das einzige Dumme getan was ich tun konnte…“ „Und das…wäre?“ Er war erschrocken über das was er hörte, aber er war noch mehr interessiert was als nächstes kommen würde. Caim sprach: „…Ich hab mich dir entgegen gestellt und deinen Hass auf mich konzentriert. Ich wollte Inuart keiner Gefahr aussetzten, also habe ich dein Feuer zu mir gelenkt und deine Aufmerksamkeit gleich mit. Du hast auch versucht mich zu verbrennen. War ne knappe Kiste. Aber dennoch…ich weis nicht wie, aber irgendwie bin ich zu dir durchgedrungen und habe dich wachgerüttelt…Ach ja und du mich gleichzeitig von der verfluchten Klippe!“ Nier sah ihn nur weiter an. Still und in Gedanken. Er…er hatte ihn…Dann musste er sanft lächeln. Er erinnerte sich an einige Dinge verschwommen. Wie Caim zu ihm gesprochen hatte und ihn damit an Yonah und alle anderen erinnerte. Und wie er sagte…er würde ihm zuhören. Es war wieder da. Und es machte ihn froh. „…Du hast mir geholfen. Du wusstest nicht mal ob es funktionieren würde und hast dich dennoch der Gefahr ausgesetzt um mir zu helfen. Um mich vor mir selber zu beschützen.“ Ja das war wohl die Intension dahinter gewesen aber…Caim lief leicht rot an und sah grimmig vor sich. Sprach verteidigend: „Naja SO war das nicht genau gewesen! Du spinnst dir da wieder Mädchenträume zusammen! Mein Prinz hat mich mit der Kraft der Liebe gerettet und so! Bah! Zum kotzen. Ich habe doch gesagt dass es auch für Inuart war! Eigentlich sogar mehr für ihn! Weil der Trottel kann sich ja nicht richtig schützen!“ Nier schmunzelte. Okay das war schon etwas süß. Caim war das peinlich und er versuchte sich mit Ausflüchten zu retten. Aber der Weißhaarige hatte ihn durchschaut und war…glücklich darüber. Caim war…netter als er selber wahrscheinlich wusste. Das hatte er schon öfters gesagt und bemerkt. Aber damit wollte er es auch erst mal belassen. Noch mehr Nettigkeit würde Caim sicherlich überfordern. Und so liefen sie weiter den Tunnel hinab. In der Hoffnung das es dort wieder nach oben ging. Und keiner sagte mehr ein Wort. Und es war ein sehr langer Marsch durch die Dunkelheit des Tunnels vor ihnen gewesen. Keiner wusste wie lange sie inzwischen von dem Lagerplatz weg waren oder wie viel Uhr es war, aber das hatte auch vorerst keine Bedeutung mehr. Weder für Nier und noch weniger für Caim. Und noch mehr als der Weißhaarige wollte sein Träger ihre Ärsche aus dieser Dunkelheit bringen. Doch als dies endlich in Sicht war…konnte keiner glauben was sie gefunden hatten. Caim sah das Ende des Tunnels und war überrascht das er dort Licht sehen konnte. Licht? Grelles und kaltes Licht? Sie waren so viele Meter unter der Erde, woher kam das Licht? Es war ja nicht so als hätte er gespürt dass sie aufwärts gegangen wären, denn das hätte man gemerkt. Selbst ein großer Spalt über ihnen, durch eine Schlucht, dürfte nicht so intensives Licht erzeugen. Es verwirrte ihn sichtlich. Aber er hatte auch gleich seine Antwort. Sobald er aus dem Tunnel treten würde… Und dadurch dass sie lange durch schwaches Licht von den Steinen in der Dunkelheit umhergewandert waren, mussten beide erst mal blinzeln und sich an das grelle Licht vor ihnen gewöhnen, dass auf sie niederschlug. Nier schloss komplett die Augen und Caim hatte sie halb zusammengekniffen. Konnte kaum was sehen, aber viel wichtiger: Er konnte nichts hören. Weder einen Legion noch etwas anderes lebendes. Was er aber hörte war der Wind der durch die Höhle vor ihnen pfiff wie das Heulen eines Geistes und den Fluss links neben sich. Laut dem Heulen musste es eine engere Höhle sein, denn der Wind pfiff durch die Spalten. Doch als sich der Nebel lichtete, der noch auf ihren geblendeten Augen lag, konnten beide vor sich etwas sehen womit sie nicht gerechnet hätten, besonders Caim. Natürlich verstand Nier am wenigsten was sie vor sich sahen, aber Caim wusste es…und konnte es nicht glauben. Etwas verwirrt und extrem vorsichtig lief er einige Schritte nach rechts vom Fluss weg und sah sich genau um. „Was ist das?“ Fragte der Weißhaarige über die rechte Schulter seines Trägers, der aber nicht antwortete. Das…wüsste er selber gerne. Oder sagen wir mal so: Er WUSSTE was er da sah…aber das ergab keinen Sinn. Aber mal wieder: Was ergab überhaupt noch Sinn? So schritt er einfach weiter und blieb dann einige Meter davor stehen. Sah es sich um und Nier ebenfalls. Was Caim dort sah…war eine Forschungsstation unter einem großen Zelt. Sie standen auf einem leeren Platz, zwischen dem Fluss hinter ihnen und der Station vor ihnen, die offenbar mit einem Tunnel, an der Wand dahinter, nach oben verbunden war. Vielleicht verbunden zu einem anderem Gebäude? Was zum Geier was los? Das Licht, welches sie geblendet hatte, entstand durch einen Strahler der noch immer Strom hatte und noch mehr waren im Raum verteilt und erhellten diesen. Das war wie Inuart es gesagt hatte: Einige spezielle Gebäude hatten sowas wie Notstrom und der konnte sich Jahre lang halten. So sah er die vielen Tische und Geräte mit denen man offenbar an etwas geforscht hatte. Und da Nier lange keine Antwort auf seine Frage bekommen und er von den Dingen vor sich keine wirkliche Ahnung hatte, rüttelte er leicht an den Schultern von Caim und fragte noch mal besorgt: „Weist du was das alles ist?“ Endlich sah der Ältere auch kurz zu ihm hinter und dann wieder vor. Hatte seine Aufmerksamkeit. So das dieser antwortete: „Das ist eine Forschungsstation. Die haben hier offenbar an etwas geforscht.“ „Okay…an was nur?“ „Werden wir gleich heraus finden.“ Und das sagte er nicht aus Interesse, sondern weil er nicht wieder in etwas rein rennen wollte was ihn umbringen könnte! Er wollte vorbereitet sein. Was auch immer die an diesem Ort in der Tiefe erforscht haben, es war weit aus den Augen der Öffentlichkeit und somit konnte es nichts Gutes gewesen sein. Auch als er bereits darauf zuschritt, links und rechts neben sie allerlei Sachen sah wie: leere Waffen, Kabel, Generatoren und zerstreute Unterlagen, fiel ihm noch etwas auf: Er sah ein Logo das er nicht kannte. Es war auf den Kisten, den Utensilien und sogar auf den Flaggen oben am Zelt, die schlaff hingen und selten im Wind wehten. Es sah aus wie ein dünnes Tier auf einer Blume und einem Schriftzeichen dahinter. Ihm sagte das alles nichts. Er kannte dieses Logo nicht. Und so kam er unter das aufgebaute Zelt und blieb stehen. Sah sich um. Es waren Überall unterlagen zerstreut und ehrlich gesagt hatte er kein Bock zu lesen was an dem Ort passiert war, doch Vorsicht war besser als Nachsicht. Auch hatte er dafür eigentlich keine Zeit, denn Nier sein Bein musste behandelt werden, noch bevor es auf die Idee kam schlimmer zu werden, oder sich zu entzünden. Dennoch wollte er etwas haben um später Inuart davon zu erzählen. Vielleicht sogar noch mal her zu kommen wenn ihn der Wahnsinn ritt. So sah er rechts neben sich und lief an einen Tisch, drehte sich um, so das Nier sich absetzten konnte und sprach: „Lass los. Du kannst dich hier hinsetzten.“ Es war hoch genug das der Junge nicht mit den Beinen aufkam und sie einfach locker hängenbleiben könnten. Aber das hatte Caim nicht vor. Das wäre nämlich nicht gut. Und zuerst nickte der Weißhaarige und ließ los. Kam auf dem Tisch mit dem Hintern an und blieb dort sitzen, so das Caim endlich wieder eine Last von den Schultern und dem Rücken hatte und sich kurz einrenkte vom vielen Tragen. Danach wand er sich um und kam näher an Nier. Er hob mit dem linken Arm beide zarten Beine gleichzeitig an und drehte mit dem Rechten Nier von sich weg. Drehte ihn so auf dem Tisch, dass der Junge komplett drauf saß und beide Beine auf dem Tisch hatte. Das verletzte Bein musste entlastet werden und im Hängen würde das nicht passieren, also drehte er ihn so und der Weißhaarige sah ihn verwirrt dabei an. Ließ es einfach mit sich machen. Dann zeigte Caim auf das linke Bein des Kleinen und sprach: „Lass es still da liegen. Es sollte nicht mehr belastet werden. Du bleibst so hocken und ich sehe mich hier kurz um.“ Er meinte damit den Platz unter dem großen Zelt. Zumindest deutete er das so mit seinem Kopf an. Und ohne sich groß zu wehren stimmte ihm der Junge nickend zu. Er wusste das Caim ihm helfen wollte und er wollte das auch zu seinem Interesse nicht in Gefahr bringen, also gehorchte er. Dennoch sah er sich kurz unsicher um und fragte Caim hinterher, da er schon einige Schritte neben ihm an einen anderen Tisch gelaufen war: „Und was soll ich machen wenn wir von jemanden angegriffen werden?“ Berechtigte Frage. Caim nahm sich einen Ordner und ließ ihn schnell in den Händen durchblättern. Antwortete darauf neutral: „Fang an zu jammern, oder sei nett zu ihm. Das kannst du doch gut. Wenn er schlau ist gibt er bei beiden Optionen sofort auf.“ Nier warf ihm einen genervten Blick rüber und sprach dann auch so: „Ha ha sehr witzig.“ Doch das Problem löste der Ältere schnell, als er den Order wieder ablegte und darunter einen etwas längeren Viehtreibapparat sah. Sah ihn verdutzt an und hob ihn mit der rechten Hand hoch vor sich. Interessant. Es war etwas was man nutzte um Tiere mit einem Schock zu erschrecken und anzutreiben, oder still zu sein. Also auch gern was zum foltern, wenn man so wollte. Er sah aus wie ein langer Stab mit einem Doppelharken an der Spitze durch den die Elektrizität ausgesendet wurde. Vorsichtig hielt er ihn in der rechten Hand und drückte ihn am Knopf rechts an…er hatte wirklich noch Saft. So das er kurz zurrte und aufblitzte an der Spitze. Würde funktionieren. Dann machte er ihn wieder aus und warf ihn zu Nier rüber auf den Tisch. Der erschrak natürlich weil es unvorbereitet kam. Der Stab kam gerade so auf dem Tisch an, dass der Weißhaarige ihn hinter sich erreichen konnte und ihn verwirrt in der Hand hielt. Ihn ansah und dann verwirrt rüber zu Caim. „Was soll ich damit?“ Sein Gegenüber sah über seine rechte Schulter zu ihm hinter und sprach: „Das ist ein Stock dem man gewöhnlich zum Viehtreiben benutzt. Damit kannst du dir die Legion vom Hals halten wenn du den Kopf triffst.“ Erneut verwirrt sah der Weißhaarige den Stab an und legte den Kopf schief. Sowas gab es? Was für ein komisches Gerät. Doch gerade noch, bevor er an die Spitze fassen konnte, schaltete sich Caim ein und sprach: „Das würde ich lassen. Der erzeugt an der Spitze einen Elektroschock. Stark genug um Schmerzen zu verursachen und zu lähmen wenn man das länger macht.“ Und sofort zuckte Nier mit der Hand zurück und sah zu Caim. Gerade noch mal rechtzeitig. Caim hätte das zulassen können, einfach aus Spaß und Bosheit, aber er hatte es nicht getan…Also war es eine Art von Folterinstrument? Warum lag das hier rum? Und nicht nur Nier stellte sich diese Frage, auch Caim war die bereits gekommen. Vielleicht wäre es aber besser das nie zu erfahren und einfach so schnell wie möglich zu verschwinden. Caim ging nicht weiter darauf ein und sprach nur abschließend: „Mit dem Knopf an der Seite machst du ihn an. Wenn dir ein Legion zu nahe kommt einfach an den Kopf halten. Sie spüren keinen Schmerz, aber zucken können sie noch ganz gut. Es wird ihn kurz außer Gefecht setzten.“ Und mehr gab’s da nicht zu sagen. Damit ließ er den Drachenjungen dann allein. Er selbst hatte aber noch nichts gefunden um sich zu wehren wenn es drauf ankommen würde. Darüber konnte er sich aber Gedanken machen wenn sie gehen wollten. Sicherlich fand er dann noch etwas was er gebrauchen könnte zur Verteidigung. Was war das nur für ein Ort? Er war definitiv älter und verlassen worden als es anscheinend zu heiß wurde mit den Legion, aber er schien nicht so alt und noch mehr benutzt worden zu sein als das Krankenhaus vorher. Zumindest sahen die Sachen wesentlich weniger gebraucht aus. Also es war schwer auszumachen, aber es wirkte so, wenn auch nur minimal. Das machte er, wie gesagt, an den Zuständen des Lagers und seiner Sachen die dort zu sehen waren aus. Was ihm aber besonders nicht gefiel…waren die Risse im Zelt. Es waren definitiv Kratzspuren. Aber nicht so groß das er sich wieder Gedanken um ein Monster machen musste. Das könnten definitiv Legion gewesen sein. Mussten es gewesen sein. Dennoch beunruhigte es ihn erneut. Diese Spuren konnten nur entstanden sein, weil Legion und Menschen hier gekämpft hatten. Aber warum nur? So suchte er weiter in den Berichten und Haufen von Blättern vor sich nach etwas was logisch klang und womit er was anfangen könnte. Oder Inuart vielleicht später etwas anfangen könnte. Und vielleicht sogar noch mehr in Erfahrung brachte. Inzwischen war Caim schon so weit das er es für wichtig hielt sowas, wie diesen Ort, ernst zu nehmen. Nachdem was mit diesem Monster im Krankenhaus passiert war gang er nicht wieder ein Risiko ein. Er war nun offen für alle Szenarien, so krank sie auch sein mochten. Menschen hatten für ihn mal wieder gezeigt dass sie schlimmer waren als die Legion. Das was sie mit dieser Louise gemacht hatten war der beste Beweis dafür gewesen dass die Grausamkeit und die Neugier der Menschen keine Grenzen kannten. Wer war die eigentliche Plage auf der Welt? Der Mensch oder die Seuche? Und dann fiel ihm etwas in die Hände. Etwas in einem Klemmhefter, was einen komischen Titel hatte. So das er die Stirn runzelte und es genauer ansah. Ein Dokument war in dem Hefter. Er las sich selber sehr leise den Titel vor: „Projekt: Göttin…Was zum Teufel?“ Schnell blätterte er durch das Dokument durch, aber sah nichts an Bildern die er interessant fand, oder verstand. Inuart wäre nun echt nützlich gewesen. Aber der Titel klang komisch. Es jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Und obwohl es ihm nicht gefiel klang es nach etwas was er besser mitnehmen sollte. Also klappte er den Hefter zu und wollte wieder zu Nier, doch dann sprang noch etwas anderes ihm ins Visier, noch bevor er sich komplett zu Nier gewandt hatte. Weshalb er den hefter wieder ablegte. Und das was er danach fand…sagte ihm sogar etwas. So wischte er einige Blätter, auf dem Tisch vor sich, über dem Logo weg, was er vor sich sah und konnte den Namen daneben lesen. Den Name der Organisation lesen, der offenbar die Station gehört hatte. Das gab es doch nicht. Und nun erinnerte er sich auch wieder an das Logo. Er hatte es doch schon mal gesehen, aber es war so lange her, dass er sich nicht mehr bewusst daran erinnerte. Er sprach laut genug, so das Nier es auch hören konnte und zu ihm sah: „Da kann nicht sein…Hermelin?“ Er schien sichtlich erschrocken darüber, aber warum nur? „Was ist? Kennst du dieses Wort?“ Aber was komisch war…Nier kam es auch bekannt vor. Er dachte das auch mal gehört zu haben. Oder verwechselte er das? „Kein Wort, ein Name. Es ist der Name einer Organisation die damals die Regierung Japans ins Leben gerufen hatte als die Seuche los ging. Zumindest hab ich von da an von ihnen im Fernsehen gehört.“ Nier wusste nicht was ein Fernseher war, aber lauschte dennoch weiter gespannt. Caim fuhr fort: „Die sind damals in der Glotze auf und ab gelaufen. Die Regierung hatte sie eingestellt um sich dem Problem mit der Krankheit anzunehmen. Sie waren offenbar sowas wie eine Seuchenkontrolle und ein Gesundheitsamt zu gleich. Nur aus Wissenschaftlern bestehend. Was haben die hier gemacht?“ „Was ist aus ihnen geworden?“ Fragte Nier neugierig und etwas beunruhigt. Es gefiel ihm nicht wie Caim über sie sprach, als wären sie gefährlich gewesen. Der Ältere sah zu ihm. „Das weis keiner so genau. Inuart und ich haben gehört dass sie offenbar aufgegeben haben nach einem Heilmittel zu suchen und kurz darauf hat man nie mehr etwas von ihnen gehört.“ Aber konnte es sein? Nur weil man nichts mehr von ihnen gehört hatte, heiß dass ja nicht das sie alle tot waren. Diese Station bewies es eigentlich perfekt. Waren die abgetaucht? Und wenn ja…warum? Doch sein Blick fuhr neben diesen Gedanken rechts an Nier vorbei und ihm fiel etwas auf. Etwas was ihm erst nicht bewusst gewesen war…Da war ein Vorhang. Es war ein Vorhang hinten in der Ecke aus hellem Plastik, der nicht mal im Wind wehte wegen dem Gewicht und woran er…Blut sehen konnte. Den Blick weiter fest darauf gelegt und an Nier vorbei laufend kam er dem Vorhang näher. Nier verstand nicht was los war und sah ihm nach. Und dann realisierte er auch erst diesen Vorhang und sah ihn erschrocken an, als er das Blut darauf sah. Besonders erschrocken war er aber, als er sah wie Caim sich dem näherte ohne eine Waffe! So das er sprach: „Caim du bist nicht bewaffnet!“ Der blieb stehen und sah zu ihm hinter. „Wenn ein Legion hier wäre, dann hätte er uns schon längst angegriffen, oder wir hätten ihn gehört.“ Das war Fakt. Und damit lief er weiter und Nier drehte sich mit Schmerzen auf dem Tisch um, so dass er zu ihm sehen konnte ohne sich den Nacken zu verrenken. Und als Caim leise und vorsichtig an dem Vorhang ankam war es offensichtlich: das Blut war getrocknet und sehr alt. Es konnte sich durch das Plastik des Vorhangs nicht natürlich auflösen und klebte an diesem wie Rost fest. Was auch immer passiert war, es war lange her gewesen. So das er ihn erleichtert zur Seite schob und einen Blick hinein riskierte. Doch was er da vor sich sah, war selbst für ihn ein Bild des Grauens. Er sah Leichen die schrecklich entstellt auf Tischen festgeschnallt und noch immer an Apparaturen verkabelt waren. Medizinische Geräte wie Puls und Blutdruckmesser ect. Diese waren auch noch an, zeigten alle an das die Leichen logischerweise tot waren, aber das ohne das schrille und nervende Piepen. Hatten sie hier an Menschen geforscht die krank gewesen waren? Doch viel schlimmer waren…die Käfige am Ende des Raumes. Er sah drei große Käfige, wo locker ein großes Pferd reinpassen konnte. Nicht nur in der Höhe sondern auch in der Breite könnte es sich locker darin umdrehen und bewegen. Warum…waren dort Käfige? Sie waren alle natürlich leer und nur von einem führte trockenes Blut am Boden weg. Führte zu einer Leiche eines Wissenschaftlers die links mit einem Klippboard im Arm an dem Zelt lag. Es sah aus als…wäre dort etwas ausgebrochen und hatte randaliert. Ein Legion? Nein. Dann würde der Wissenschaftler nicht mehr dort liegen. War es schon wieder etwas anderes gewesen? So wie… Wie aus dem Nichts sprang ihn plötzlich von rechts etwas an! Und da Caim nur halb in dem Raum gewesen war, riss ihn das Wesen nach hinten zurück in das Zelt von Nier und der erschrak auf dem Tisch. Ein lautes Krachen von Caim seinem Aufschlag auf den Boden vermischte sich mit dem Geräusch von Knochen die knackten und dann sah der Weißhaarige wie etwas über Caim saß und der es mit beiden Händen von sich drücken und es gerade so noch halten konnte. Er dagegen tapfer und mir aller Kraft ankämpfe. Es war ein Legion der nach ihm biss und krallte. Das Knacken kam von dem Kiefer der Kreatur, als es immer wieder zuschnappte, weil der sich offenbar ein und ausrenkte dabei. Wie konnte das sein?! Wo kam der Legion her?! Caim hatte ihn nicht gehört und der Legion hatte auch nicht auf sie reagiert! Warum also war er plötzlich…?! Doch dann sah er es genauer über sich, während er das Biest weiter von sich hielt. Es lag auf der Hand warum der Überraschungsangriff kam: Es war blind. Das Monster besaß keine Augen mehr. Noch dazu schrie es nicht, weil ihm offenbar die Stimmbänder entfernt wurden, was er an einer Narbe am Hals erkennen konnte. Und die Ohren waren weg und verschlossen. Es hatte ihn offenbar nur realisiert wegen dem Luftzug des Vorhangs, als er nach drinnen sah. Aber auch ein blindes und taubes Huhn findet mal ein Korn. Das war da leider der Fall. Es biss weiter verwirrt um sich und Caim musste echt aufpassen das es ihn nicht in die Hände oder so biss, eben weil es so unkontrolliert war. Ein Biss und es war aus. Nier derweil schrie nach ihm und wollte sofort hin. Sein Bein aber machte ihm einen Strich durch die Rechnung weil es so schrecklich weh tat. Dann sah er sauer hin. Nicht jetzt! Er musste helfen! So dass er wieder verzweifelt und erschrocken zu Caim vor sah. Er musste ihm die Waffe zuwerfen! Realisierte aber dann: Er war zu weit weg. Wenn er Caim den Stab einfach zuwarf, dann könnte er ihn verfehlen oder zu weit weg werfen! Und dann war er weiterhin aufgeschmissen! Also machte er das Einzige was er für richtig hielt in dieser Sekunde: Er musste hin. So biss er die Zähne zusammen und kroch etwas über den großen Tisch. Es fiel ihm nicht leicht und er zerrte das eine Bein mehr hinter sich her, während er mit dem anderen sich bewegte. Als er an der Kante angekommen war fasste er sich noch mal ans verwundete Bein und brüllte zu Caim, der kaum mehr weit weg von ihm war: „Caim! Hier! Der Stab!“ Streckte ihm diesen nach vorne dabei. Caim sah zu ihm auf und wusste nicht wie er danach fassen sollte. Es war gut gemeint, aber so völlig nutzlos. Ließ er auch nur eine Sekunde den Legion mit einer Hand los, dann biss dieser sich in ihm fest. Es wäre unvermeidbar ab dem Punkt. So das er den Kopf schüttelte und laut sprach: „Vergiss es! Das bringt nichts!“ Und Nier sah ihm das auch am Blick an. Aber durfte nicht aufgeben! Er musste es weiter versuchen! Er musste! Und so hielt er weiter den Stab vor und wedelte etwas damit, streckte sich noch weiter über die Tischkante nach vorne dabei. Erneut rief er: „Versuch es noch mal! Bitte!“ Caim aber musste mit beiden Händen kämpfen um sich das Monster vom Leib zu halten, also machte er nicht was Nier sagte und versuchte erneut den Legion wegzudrücken. Es war fast unmöglich. Der hatte sich an ihm festgezapft wie ein Blutegel! Aber zum Glück noch nicht wortwörtlich. Nier dagegen sah das Caim es nicht versuchte und bekam Angst. Angst dass er gebissen werden würde! Was sollte er nur tun?! Er rief wieder nach dem Älteren und lehnte sich dabei endgültig zu weit nach vorne, so dass es passieren musste…Nier verlor den Halt und krachte nach vorne vom Tisch herunter. Es gab ein lautes Scheppern wegen der Sachen die er mit sich riss und er landete sehr schmerzhaft am Boden. Doch nicht nur das, etwas Schweres fiel zugleich auf sein verletztes Bein und er schrie deswegen kurz auf, hielt sich dann das linke Bein mit beiden Händen. Der Stab dagegen lag vor ihm am Boden. Es tat weh! Es tat höllisch weh! Er war so ungünstig mit seinem Bein auf eine Stange des Tischbeins, die horizontal war, auf geknallt, dass sein Bein noch mehr schmerzte als vorher. Und dann fiel auch noch das Gewicht von etwas was er nicht kannte voll auf das Bein und machte es schlimmer. Ihm wurde auch etwas schwindelig vor Schmerz und warm. Caim sah das mit Schrecken und schrie den Namen des Jungen: „Nier!“ Dieser Idiot! Er sollte sich doch nicht…! Der Schmerz überrannte Nier förmlich. Er stieg von seinem Bein aus überall in den Körper und haftete sich dort fest. Es wurde unerträglich. Doch er ließ das nicht noch weiter ausarten. So schlug er sich selbst kurz auf die rechte Wange und holte sich zu Besinnung. Mit verbissener Mine sah er vor sich, fasste den Stab und machte ihn an. Reichte mit diesem vor zu Caim und traf, dank der Länge des Stabs, den Legion am Kopf und der zuckte augenblicklich auf. Saß über Caim und zuckte wild und spastisch. Was die Sekunde war, dass der Ältere ihn von sich trat und aufatmen konnte. Und ohne zu zögern kam er auf die Beine, dann an das Monster dran und trat immer wieder mit dem rechten Bein auf den Kopf des Legion ein. So lange bis der nachgelassen hatte und der Legion sich als Resultat nicht mehr bewegte. Es vorbei war. Caim atmete schwer. Das war verdammt knapp gewesen und ein gewaltiger Schreck noch dazu. So nah war er der Gefahr eine Ansteckung noch nie gewesen. So knapp wollte er es nie kommen lassen. Er sah das Vieh vor sich an…Dieser Legion war offenbar ein Überbleibsel von einem Versuch der Organisation gewesen. Was auch immer die damit erreichen wollten, offenbar mussten sie viele seiner Sinne dafür abschalten, zeigte sich an den Verstümmelungen. Aber das war erst mal egal. Er wand sich sofort wieder um zu Nier und sah diesen auch schwer atmend, vor Schmerz, am Boden liegen. Er hatte auch den Stab nicht mehr in der Hand und schien zu zittern. Hielt sich auch das linke Bein mit einer Hand. Der Ältere sprang schnell zu ihm hin und kam auf die Knie neben ihn. Fasste den Jungen an der oberen Schulter, weil er seitlich lag und fragte doch tatsächlich laut und besorgt: „Nier!! Du Trottel du solltest doch…!! Was ist los!?“ Der sah zu ihm hoch und zitterte noch immer leicht. Es tat ihm weh, dass konnte auch Caim spüren. Er hatte gesehen wie unglücklich der Kleine mit dem Bein aufgekommen war und befürchtete das Schlimmste. Nier war nicht mal mehr richtig in der Lage ihm zu antworten und sprach nur mit Schmerzen: „E-es…es tu weh! Es tut s-so weh!“ Und als er das hörte, zog Caim sofort vorsichtig den Stiefel etwas nach unten und sah auch schon das Problem. Mist. Verdammter Mist! Es war nicht mehr zu übersehen. Man konnte sehen wie der Knochen im Unterschenkel etwas ab stand und die Haut nach außen wölbte. Verdammt! Er hatte sich den Unterschenkel gebrochen. Definitiv. Also war offenbar, durch den Sturz vorhin in die Schucht, da eine Fraktur gewesen und die war nun endgültig gebrochen. Erstaunlich das er überhaupt vorher stehen konnte, aber das Thema war nun offiziell vom Tisch. Das war mit dass Schlimmste was passieren konnte für sein Bein. Er wusste das Nier als Drachenjunge eine schnellere Regeneration hatte. Das hatte man gesehen wie die Verletzungen als Drache schnell verheilten. Deswegen sollte er eigentlich sein Bein schonen so gut es ging. Das könnte nun aber auch ein Problem werden. Wenn der Knochen im Bein falsch zusammenwuchs dann würde es schief enden und dann konnte er vielleicht wirklich nie mehr laufen! Es musste gerichtet werden, aber er kannte sich damit nicht aus! Verdammt! Wo war Inuart nur wenn man ihn brauchte?! Meckern brachte aber nichts. Nun lag es aber an ihm etwas zu tun. Und das Erste was er tun musste…war zu verschwinden. Er hob den Jungen sanft in seine Arme und trug ihn samt Rucksack zu dem Gang der nach oben in ein Gebäude zu führen schien. Es musste einfach so sein, wo kam denn sonst der Strom her? Aber was sollte er dann tun?! Er konnte Nier nicht lange mit solchen Schmerzen durch die Gegend tragen! Jede Sekunde zählte! „Scheiße!“ Sprach er laut. Dieser dumme Bengel! Er hatte ihm das Leben gerettet, obwohl er auf sich hätte achten sollen! Warum war er immer so verdammt hilfsbereit?! Warum achtete er nie auf sich selbst!? Caim war voller Wut auf den Jungen in seinen Armen. Aber zugleich…fürchtete er um ihn. Wenn er besser aufgepasst hätte dann wäre Nier…Er stockte. Was…war das? Er machte sich selber Vorwürfe deshalb? Er kritisierte sich selbst? Was war mit ihm los…? Und während diese Einsicht sank hörte er plötzlich Schritte. Er hörte schnelle und laute Schritte die aus dem Gang heraus kamen, den er gerade rein wollte und die immer lauter wurden, also näher kamen. Erschrocken sah er dort hin. Das würde noch fehlen. Es durften nicht noch mehr Legion kommen! Er konnte weder sich noch Nier gerade effektiv beschützen! Dennoch kam er schnell in die Knie, fasste den Stab zu seinen Füßen und hielt den etwas nach vorne, obwohl er Nier noch dabei hielt. Kampflos würde er nicht aufgeben. Niemals! So machte er sich bereit. Die Schritte kamen immer näher und es war schließlich unglaublich was da aus der Dunkelheit des Gangs vor ihm auf der Fläche erschien. Jemand hart abbremste und sich umsah. Er konnte es nicht glauben und sah die Person vor sich erschrocken an. Ja genau, es war ein Mensch. Kein Legion, aber vielleicht auch nicht besser. Und es war nicht Inuart oder jemand den er kannte. Dort stand ein etwas ärmlich gekleideter Mann. Er trug einen alten und langen hellbraunen Mantel mit Kapuze und sah dann zu ihnen. Sicherlich war er gerade so im Alter ab Anfang 30 angekommen, also etwas älter als Caim. Seine Haare waren kurz und Blond und er sah sie erschrocken an, als er sie erspäht hatte. Instinktiv machte Caim einige Schritte zurück und sprach bedrohlich: „Wer bist du! Mach dich vom Acker!!“ Nier lag weiter zittrig in seinen Armen und schien etwas weg zu sein. Der Schmerz hatte ihn inzwischen überrannt und vernebelte seine anderen Sinne. Es gab nur noch diesen Schmerz in seinem Bein, der inzwischen weit aus schlimmer überall in seinen Körper ausgestrahlt war. Der Fremde vor ihnen machte aber eine sehr ungewöhnliche Bewegung. Anstatt nach einer Waffe oder etwas anderem zu greifen…nahm er die Hände hoch, als wollte er beschwichtigen und sich ergeben. Als wollte er ihnen nichts Böses. Was er dann auch sprach und in einer ruhigen Stimme: „Ihr müsst keine Angst haben! Ich möchte euch nichts tun! Ich habe den Lärm gehört und dachte jemand braucht Hilfe!“ Doch Caim glaubte ihm kein Wort und fauchte: „Was bist du: Ein verfluchter Rettungsdienst!? Verarsch mich nicht und verschwinde!!“ Er war unglaublich aggressiv und beschützend in der Sekunde. Was ihm selber aber gar nicht auffiel. Aber nicht bei seinem Gegenüber. So kam das zumindest bei dem Fremden an, der weiter ruhig blieb und dann auch sah weshalb der Braunhaarige vor ihm so aufgebracht war. Es war wegen dem Jungen den er in den Armen hielt. Er sah den Weißhaarigen schwach und mit Schmerzen im Gesicht auf den Armen des Mannes liegen. Jung und gebrechlich. Vielleicht gerade mal 15 Jahre oder so. Er war sehr blass und sah nicht gut aus. Musste schreckliche Schmerzen haben, laut dem Gesichtsausdruck den er hatte. Es war ein schmerzendes Bild. Selbst für den Fremden, der schon immer ein Herz für Kinder hatte. Caim sah diesen fixierten Blick auf Nier und wurde noch lauter und aggressiver. Als hätte er den Instinkt sofort noch mehr hochzufahren. Es machte ihn unruhig zu sehen wie er den Kleinen ansah. Und wäre Nier nicht so verletzt, dann wäre der Fremde schon längst tot! Er fauchte: „Ich sagte: VERSCHWINDE!!“ Alles rieb sich auf und eskalierte. Und Caim machte es nicht gerade besser mit seiner Art. Doch der Fremde blieb erstaunlich ruhig und sprach dann wieder an Caim gewandt: „Er ist schwer verletzt, oder? Ich kann euch hier raus bringen! Ich habe mein Lager in der Nähe und hier ist es nicht sicher! Dort kann ich ihn verarzten! Es wird bald dunkel und dann kommen die Unheiligen wieder in die Tiefe zurück! Und vielleicht noch schlimmeres!“ Doch Caim ließ nicht locker: „Ja genau! Und kaum sind wir da töten uns deine Kumpel! Denkst du ernsthaft ich renne einfach so blind in ein Nest voller Schlangen?!“ Da hatte er ein sehr gutes Argument. Caim hatte keinen Grund dem Mann vor sich zu vertrauen. Er konnte lieb und nett wirken, aber dann die schlimmste Sorte von Mensch sein. Einer der sich an Kindern vergriff, oder andere im Schlaf ermordete. Und das sah sein Gegenüber offenbar ein. Vorsicht war sehr gut. Er verstand das und sprach beschwichtigend: „Ich verstehe dass Ihr kein Vertrauen in mich habt. In dieser Welt wäre es dumm das nicht zu tun. Doch ich möchte euch wirklich nur helfen. Ihr müsst versuchen mir zu vertrauen. Dein kleiner Freund sieht überhaupt nicht gut aus und wenn die Unheiligen kommen, dann kannst du dich nicht wehren, wenn du ihn noch dabei beschützen musst. Ihr SOLLTET mir einfach vertrauen. Ich bitte euch. Ich möchte nicht noch mehr verlieren, weil ich nicht helfen konnte.“ Er klang so ehrlich dabei. Und Caim wusste nicht warum, aber er fühlte sich plötzlich hin und her gerissen. Sein innerer Schweinehund befahl ihm nicht zu vertrauen und ihn zu töten. Aber sein Herz sagte ihm was anderes. Und das lag nur wieder an Nier. Sein Blick fuhr zu ihm runter. Er lag schwach und zittrig in seinen Armen. Und ohne Hilfe würde es ihm bald noch schlechter gehen. Je länger er wartet umso schlimmer wurde es. Es war schwer. Also traf er mit dem Herzen eine Entscheidung und hoffte sie nicht bereuen zu müssen. Es fiel ihm unglaublich schwer. Aber er tat es für Nier. So sah er wieder zu dem Fremden auf und sprach entschlossen: „Führt mich hier raus. Aber wenn du mir auch nur das Gefühl gibst, dass etwas nicht stimmt, dann leg ich dich ohne zu zögern um! Verstanden?!“ Natürlich hatte sein Gegenüber das verstanden und nickte dankbar. Was er auch wirklich war. Es machte ihn froh wieder helfen zu können. Und sie hatten Hilfe sehr nötig. Vor allem der Jüngere in den Armen des Braunhaarigen. Dann winkte er sie zum dem Gang hervor und lief zuerst rein, sprach dabei: „Schnell! Es geht hier lang! Wir müssen raus sein bevor die Schwingen des Todes erwachen!“ Alter verrückter Kauz. Er sprach echt komisch, aber Caim war das egal gewesen. Er folgte dem Fremden und war froh diesen vor sich zu haben, denn im Notfall kam er zuerst zum Zug um ihn zu töten. Dennoch hoffte er irgendwo das nicht tun zu müssen. Wenn er ihnen wirklich helfen könnte, dann war er ein gesendetes Geschenk. Nicht für Caim. Aber für Nier. Dann konnte alles besser ausgehen als vorher. So rannten sie die Stufen in der halben Dunkelheit hinauf. Während es draußen immer dunkler wurde und die Nacht herein brach. Und in der Finsternis des Untergrunds hinter ihnen etwas drohte zu erwachen. Böser als sie es nur erahnen konnten. Und verdammt hungrig. Es spreizte seine hellen Schwingen und machte sich bereit die Nacht zu terrorisieren... Soweit ich zurückdenken kann, habe ich mich immer wieder auf dem Schlachtfeld wiedergefunden. Ich habe wirklich sehr lange gekämpft. Schon bevor es den Menschen gab. Egal ob ich wach war oder geschlafen habe, sogar in meinen Träumen kämpfte ich. Wie viele unzählige Jahre war es her? Ich erinnere mich nicht mal mehr an die genaue Anzahl der Feinde, die ich besiegt habe. Was es für Feinde waren. Oder die eigentlichen Gründe warum ich zu kämpfen begann. Die Zeit blieb nie stehen und hat alles verdunkelt. Seitdem hatte ich bei zahlreichen Gelegenheiten mit anderen zusammen gekämpft. Genauer gesagt: gab es auch welche die es auf sich genommen hatten auf mich aufzupassen. Nicht das ich Hilfe gebraucht hätte! Auch anderen Drachen gegenüber war ich so abwesend und kalt, obwohl das Feuer hell in mir, zu der Zeit, brannte. Ich traf mal einen Artgenossen im strahlenden Rot. Und obwohl Sie für einen Drachen ein furchtbarer Wichtigtuer war und ich ihr aus Höflichkeit von Anfang an meinen Namen gegeben hatte, schwieg sie und erzählte mir nie den Ihren. Um fair zu sein: alle alten Drachen neigten dazu, verschlossen zu sein. Als ich sie mal direkt danach fragte, sagte sie mir: es liege nicht in der Natur eines wahren Drachen, seinen Namen preiszugeben. Aber was genau soll das bedeuten? War ich unnormal? Ich habe es nie erfahren. Und ich habe sie nie wieder gesehen. Und damit verschwand auch dessen Bedeutung. Es gab nur noch mich, den Kampf und die Macht. Das Gefühl, stärker zu werden, ist angenehm. Diese Stärke zu zeigen ist tapfer. Es ist berauschend Feinde zu besiegen. Von ihnen verletzt zu werden, ist ärgerlich und zu sehen, wie ein Verbündeter verletzt wird, erfüllt einen mit Trauer. Sind das nicht alles natürliche Arten zu fühlen? Bedeutet altern, schwerfällig und gebrechlich zu werden? Und ich wurde alt und merkte es. Und am Ende meines Lebens lernte ich ihn kennen. Dieser Junge war anders. Er war ein gutherziger Narr. Entschuldigte sich bis zu seinem letzten Atemzug. Welchen Grund gab es für ihn, mich um Vergebung zu bitten? Ich habe ihm immer gesagt dass ich aus diesem Kreis raus wollte. Aus diesem Kreis in dem sich Dinge wiederholen…So stand ich eine Zeitlang da und betrachtete ihn in einer Art Benommenheit. Ich wusste ganz genau, wie zerbrechlich Menschen waren, wie schnell sie sterben würden, und doch … fand ich am Ende den größten Hass gegen mich selbst. Gegen den der am Schluss immer ein Gefühl des Verlustes bekam und zurück blieb. Ich erinnerte mich in der Sekunde an seine Augen. In ihnen sah ich Freude dass ich Menschen in mein Herz gelassen habe. Ob sie gewinnen oder verlieren einfach alles, was den Menschen erwartet, ist der Tod. Selbst wenn sie kurz nach Ruhm greifen, ist es nur ein Wimpernschlag. Wie bedeutungslos ist dann menschlicher Konflikt an sich? Aber ist es das wirklich? Gilt das, was ich gesagt habe, nur für Menschen? Welchen Sinn hatte der Kampf, den wir Drachen führten? Rückblickend kamen mir selbst die Alten, die ich so aufregend fand, nostalgisch vor. Aber am Ende war es das Gleiche. Egal wie sehr ich auch kämpfte…nichts blieb mir. Es wurde nichts gewonnen. Doch ich wollte das ändern. Ich wollte dem eine neue Chance geben. Das Rad neu erfinden. Und somit tat ich etwas…was noch nie jemand zuvor getan hatte…und stieß mich dabei freiwillig in die Hölle. Für einen Menschen, dessen sterbliches Leben doch so unbedeutend war im Rad der Zeit. Kapitel 10: A Mountain to high ------------------------------ Er sah ihr genau dabei zu. Sah wie sie im Park auf der Wiese umher rannte und so tat als könnte sie fliegen. Flatterte mit ihren Armen, sang dabei wie ein Singvogel und wirkte zart wie ein Schmetterling. Ihr braunes, mittelanges Haar wehte im Wind und die Sonne schien hell an diesem Tag. Es war Sommer und die Vögel zwitscherten von den Bäumen zu ihr herab. Das Licht der Sonne war hell und warm. Und der Vogelgesang hallte durch den ganzen Park. Sie genoss den Gesang indem sie mit ihrem einstimmte. Sie liebte Vögel. Besonders weiße Tauben. Sie sahen so unschuldig und rein aus. So wie sie selbst auch immer war. Und in der Ferne wurde sie beobachtet. Ihr Aufpasser verglich sie oft mit einer weißen Taube des Friedens. Wenn mehr Menschen so wie seine kleine Schwester wären, dann gäbe es keinen Krieg auf der Welt. Genau er, der große Bruder…Weiter entfernt saß er auf einer Schaukel und hatte sie präzise im Blick. Achtete das ihr nichts passieren würde. Auch im Alter von acht Jahren passte er auf sie auf. Es war seine Aufgabe. Sein Leben geworden. Und er war froh darüber. Sie gab ihm das Gefühl zu leben und das alles besser werden würde. Besonders da ihre Eltern kaum Zeit für sie hatten, weshalb sie auf sich selbst gestellt waren. Sie in der Familie noch alles waren was ihnen geblieben. Und natürlich ihr bester Freund, der noch etwas länger im Ausland leben musste wegen seinem Vater. Doch als er seine kleine Schwester plötzlich fallen sah, sprang er wie von einer Spinne gebissen schlagartig von der Schaukel runter und rannte zu ihr hin. Rief ihren Namen und sie lag einfach weiter mit dem Gesicht im Rasen. Sie war gestolpert und liegen geblieben und sein Herz raste dabei. Hatte sie sich verletzt?! Ging es ihr gut?! Und als er ankam half er ihr sanft auf die Knie. Sie sah etwas erschrocken an sich herab, aber soweit hatte sie keine Schrammen oder Kratzer. Einzig ihr weißes Kleid war völlig mit Grasflecken überseht und sie verzog das Gesicht traurig. Erneut fragte ihr Bruder ob alles mit ihr in Ordnung sei und sie nickte endlich darauf. Sie hatte sich nicht wehgetan, aber ihr Kleid…Und dann weinte sie. Nicht laut, aber dennoch stark. Es war ihr Lieblingskleid und ihre Mutter würde sauer sein wenn es dreckig war. Davor hatte sie angst. Was sie auch ihrem Bruder sagte mit der jaulenden Stimme eines Hundewelpen. Der aber hielt sie noch an beiden Oberarmen fest und sah sie einfach nachdenklich an. Suchte eine Lösung ohne dass sie es merkte. Er sah sich auch dabei um. Und dann wusste er was zu tun war. Wusste wie er helfen konnte. Wie es ihr besser gehen würde. So ließ er sie los und lief kurz weg. Seine Schwester blieb einfach sitzen und weinte weiter in ihre Hände. Es wollte nicht aufhören. Ihre Schusseligkeit machte ihr zu schaffen. Und meist war es ihr Bruder der alles auf sich nahm. Doch sah sie wieder auf, als sie hörte wie ihr Bruder wieder vor ihr kniete und sie ansprach. Noch mal rieb sie ihre Tränen aus den Augen und blinzelte, sah auf eine wunderschöne Kirschblüte die ihr Bruder ihr entgegenhielt. Sie war sogar ganz schön groß und er lächelte sie sanft an als sie aufsah. Kurz darauf sagte er etwas sehr nettes zu ihr. Etwas was ihr Herz berührte. Und dann steckte er ihr die Blüte in das hellbraune Haar und sie blinzelte mit ihren blauen Augen, die in demselben schönen Blau waren wie die ihres Bruders. So kräftig wie der wolkenlose Himmel an einem sonnigen Sommertag. Er nahm sie schließlich in seine Arme und drückte sie fest an sich. Wärmte und behütete sie. Spendete ihr Trost. Sprach sanfte Worte zu ihr und strich ihr sogar über das Haar. Sagte zu ihr: das alles wieder gut wird und das er es auf seine Kappe nahm. Das er schuld an ihrem Sturz war. Das er sie beschützen würde. Erneut. So wie er es schon immer getan hatte und auch tun würde. So sehr sie ihn nicht in Probleme reinbringen wollte, als sie das hörte lächelte sie und drückte sich zurück an ihn. Atmete seinen Duft tief ein. Er war sehr beruhigend. Roch schon immer gut. Und er war der beste Bruder auf der ganzen Welt. Egal wie gemein ihn alle anderen nannten, oder was sie von ihm hielten, sie wusste wie er wirklich war. Wie er tief in seinem Herzen war, was er aber äußerlich niemals zeigte. Nur ihr. Weshalb sie ihn nie verlassen würde, egal wie alt sie wurden. Und als sie dort weiterhin so saßen, in der Sonne und der Stille des Parks, sagte er etwas zu ihr was sie nie vergessen würde. Er sagte ihr: dass er sie liebt. So wie ein Bruder seine Schwester zu lieben hatte. Eng und hilfsbereit. Immer für sie da zu sein. Doch sie fühlte anders. Sie liebte ihn auch…aber es fühlte sich anders an. Nur wusste sie nicht wieso. Es war bereits dunkel. Sie waren wirklich einen ganzen Tag unten in der Höhle gewesen, wo sie versucht hatten einen Ausweg zu finden. Nie wäre Caim auf die Idee gekommen das so viel Zeit vergangen war. Das sie so lange gebraucht hatten was zu erreichen. Und vor allem so lange geschlafen hatten. Doch es war glasklar als er draußen dem Fremden hinterher rannte und er den Himmel sah. Nicht nur das es dunkel war, auch dicke Regenwolken versperrten die Sicht auf den Mond. Was schon an sich faszinierend war. Es hatte schon sehr lange nicht mehr geregnet, er wusste nicht mal mehr wann es das letzte Mal gewesen war. Und nun schüttete es wie aus Eimern! Seit der Seuche hatte sich komischerweise auch die Welt verändert. Das Klima und auch die Tag und Nacht Zyklen. Die Sonne war komplett von Wolken bedeckt und das Tag ein und aus. Als würde die ganze Welt die Menschen hassen und ebenso wie die Legion versuchen sie los zu werden. Aber zum Glück rannten sie vorerst im Trockenen. Denn wie sich herausstellte waren sie, nicht weit entfernt vom Krankenhaus, in einer Schule angekommen. Das Labor, welches im Untergrund lag, war versteckt in einer Schule. Keiner Grundschule, aber dennoch in einer verdammten Schule. Kaum als sie das Ende der Treppe erreicht hatten, schob der Fremde einen Schrank zu Seite und sie kamen in einen Abstellraum im Keller für die Sporthalle. Und kurz darauf rannten sie auch schon durch die verwüstete Sporthalle. Überall lagen Trainingsgeräte herum und Matten. Waren voller Staub und Dreck. Einige Stellen sogar voller Moos und durch die Fenster wuchsen bereits Kletterpflanzen. Ein ziemlicher Endzeitanblick. Aber Caim fragte sich derweil etwas anderes: Warum war dieses Labor versteckt gewesen? Es war offensichtlich dass es keiner finden sollte und eine verlassene Schule war perfekt dafür. Was hatte die Organisation da unten gemacht? Hatten sie vielleicht doch nicht aufgegeben nach einer Heilung zu suchen und wurden nur nicht mehr von der Regierung unterstützt? Suchten sie auf eigene Faust nach einer Lösung? Kaum als sie draußen waren, rannten sie über die Wege des Schulhofs, die alle mit Dächern bedeckt waren. Demnach wurden sie auch weiterhin nicht nass. Der Regen prasselte auf die Steine über und neben ihnen auf den Hof. Es war ein beruhigendes Geräusch und in der Ferne hörte man sogar leichten Donner. Doch ihre Reise endete nicht in der Schule. Ganz und gar nicht. Caim dachte das der Kerl dort sein Lager hatte, aber dem war offenbar nicht so. So verließen sie die Schule und rannten über die breite Straße vor ihnen. Dem Braunhaarigen fiel auf dass die Umgebung schrecklich zerstört gewesen war. Überall lagen zerstörte und halb versunkene Autos in den Straßen und zwischen verschobenen Platten des Bodens unter ihnen. Strommasten waren umgefallen oder geknickt und Häuser zerstört. Noch nie hatte Caim eine so zerstörte Umgebung gesehen. Nicht mal annähernd in ihrer Ecke damals. Es musste im Krieg ganz schön an diesem Ort gewütet haben. Der Krieg gegen die Legion musste hier heftig gewesen sein, zumindest wenn man sich umsah und seiner Fantasie freien Lauf ließ. Er hatte davon gehört, also dass einige Bereiche schlimmer litten als andere, aber es noch nie selbst gesehen. Es war grauenhaft. Man kam sich offiziell wie am Ende der Welt vor. Und dass er durch den Regen lief machte es nicht besser. Ohne Schutz und nur mit einem kurzärmligen Shirt bekleidet wurde ihm zwar etwas kalt, aber er sorgte sich mehr um Nier, denn den konnte er nicht bedecken und vor dem Wasser schützen. Er durfte sich nicht noch erkälten! Dann war er so gut wie tot. Doch zum Glück war der Weg nicht mehr lang gewesen und sie erreichten schon bald einen Hügel. Ja ohne Witz. Es war ein großer Hügel aus Erde gewachsen, der auf einem alten Spielplatz zwischen Häusern entstanden war. Wahrscheinlich durch den Krieg und die Risse im Boden. Es wuchs sogar schon Gras über alles und Moos auch. Und darauf sah er ein altes Flugzeug liegen. Es steckte mit dem vorderen Teil tief in dem Hügel und sie waren somit ein Ganzes geworden. Es sah nach einer alten Passagiermaschine aus. Wurde vermutlich damals von Himmel geholt, warum auch immer. So sah er einen abgerissenen Flügel und sie war ordentlich verkratzt und dreckig. Und als er sah wie der Fremde den Hügel rauf ging, da wusste Caim das sie seinen Unterschlupf gefunden hatten. So kämpfte er sich auch nach oben und der Fremde zog dann einen alten Vorhang beiseite, den er offensichtlich selber dort angebracht hatte, weil die Tür des Flugzeugs fehlte. Caim ging hinein und schüttelte sich erst mal wie ein Köter der aus dem Regen kam. Es war gut aus dem Nass zu sein, nur noch etwas kühl. Währenddessen ging der Fremde an ein Lagerfeuer direkt vor ihnen im länglichen Raum und machte es mit einem Feuerzeug sofort an, wand sich danach wieder ab und suchte weiter hinten im Flugzeug nach etwas. Er rief dabei zu Caim: „Legt den Jungen erst mal auf meinen Schlafplatz ab! Ich bringe euch gleich Tücher zum trocknen.“ Caim sah ihm unsicher dabei zu. Aber Nier ablegen war erst mal keine schlechte Idee. So lief er nach rechts am Feuer vorbei und sah ein gut gepolstertes Bett, oder eher mehr zwei Matratzen die aufeinander lagen und eine warme Decke, sogar ein Kissen war dabei. Wow. Lebte ja fast wie ein König in der heutigen Zeit. Dann kam er auf die Knie und legte Nier sacht in das Bett, besonders bei den Beinen gab er acht. Stützte sie so sanft er konnte auf die weiche Matratze. Der Junge hatte sich nicht mehr geregt seit sein Bein gebrochen war und wirkte sehr müde und schwach. Erschöpft traf es wohl besser. So lag er nur da und atmete schnell. Hatte die Augen halb verschlossen. Er musste schlimme Schmerzen haben, wenn er nicht mal mehr sprach. Obendrein war er nun auch noch nass und fror sicherlich. Es war ein bitterer Anblick. Doch erstaunlicherweise hielt er sich taff für seine zarte Statur. Er war doch ein zäher Hund. Hätte man ihm nie zugetraut. Und dann kam Caim rechts von sich neben das Kopfende und sah zu dem Fremden rüber. Misstrauisch. Aber war überrascht als der wirklich mit zwei Handtüchern zum Abtrocknen an kam. Er reichte sie vorsichtig Caim entgegen und sprach: „Macht ihn erst mal trocken. Dann sehe ich mir seine Wunde an.“ Zögernd und mit einem scharfen Blick nahm er die Tücher entgegen und wartete noch kurz, ließ den Fremden nicht aus den Augen. Doch als der sich dann neben das Feuer vor ihm setzte und geduldig wartete dass Caim etwas tat, fragte sich dieser: Warum? Was hatte er davon ihnen zu helfen? Warum half er überhaupt? In dieser Welt war das verdammt dumm gewesen. Hatten sie echt so viel Glück das sie in einen verdammten Samariter rein gerannt waren? Doch obwohl er noch immer unsicher war, drehte er sich halb zu Nier um und fing an ihn abzuwischen und etwas zu trocknen. Besonders das nasse Haar. Aus dem Augenwinkel sah er den Fremden noch sehr genau, dass war seine Absicherung. Und er würde schneller reagieren, wenn der was vor hatte, darauf konnte der wetten. Der blonde Mann sah ihm etwas zu und bemerkte das. Dieser junge Mann war sehr misstrauisch. Aber das war okay, wenn man die Umstände in Betracht zog. Und als Caim fertig war und anfing sich die Haare wenigstens abzutrocknen, sprach der Fremde zu ihm: „Darf ich seine Wunde sehen? Ich habe viele Hilfsmittel und Medikamente, ich kann ihn bestimmt behandeln.“ Caim sah ihn scharf zwischen dem Handtuch an, was er noch immer an seinem Kopf fest hielt. Was plante der Kerl? So freundliche Menschen fielen nicht einfach mal vom Himmel. Und in der Regel war nichts umsonst im Leben. Erst recht nicht bei Menschen. So trocknete er sich fertig ab und sprach dann muffig: „Du lässt deine Hände von ihm.“ Es hatte einen bedrohlichen Unterton als er das sagte, der dem Fremden nicht entgangen war. Der blieb aber weiterhin sehr höflich und sprach darauf: „Ihr seid eine zu tiefst misstrauische Person. Ich verstehe das. Ihr müsst schreckliches durchgemacht haben. Aber bitte vertraut mir. Ich möchte wirklich nur helfen…Man sieht es mir vielleicht nicht mehr an, aber ich habe in einem Schrein gearbeitet, hier in Shinjuku. Ich war dort Priester und Heiler. Ich möchte euch wirklich nichts Böses.“ „Da kann ja jeder aus dem Wald kommen und sagen er wäre der Förster. Warum sollte ich euch vertrauen?“ Das war ein Argument. Doch Nier fing plötzlich neben ihm an zu grummeln und kniff die Augen zusammen, verzog das Gesicht schmerzhaft dabei. Und besiegelte damit eigentlich den Grund. Seine Schmerzen wurden schlimmer und er fror noch zusätzlich, was man an seinem Zittern sehen konnte und wie er die Decke mehr an sich zog. Zum ersten Mal in seinem Leben…fror er. Was nichts Gutes bedeutete, dass verstand auch Caim sofort und fasste ihm auf die Stirn. Ein Schreck fuhr durch seinen Körper…Er hatte Fieber. Egal wo man ihn anfasste, dort war der Junge kühl, aber die Stirn war sehr warm und das als einzige Stelle. Das war nicht gut. Er sah wieder zum linken Bein des Weißhaarigen, das unter der Decke war…Also hatte sich das Bein vielleicht schon entzündet? War vorher schon entzündet gewesen und durch den Bruch wurde es schlimmer? Das war verdammt schlecht. Der Blonde sah den besorgten Blick und hatte Caim genau beobachtet. Also war etwas an dem Bein? Dann sprach er noch ein Mal mutig und sanft rüber: „Ihr müsst mir nicht trauen. Aber vielleicht solltet Ihr es ihm zur Liebe vielleicht tun. Ich kann ihm sicher helfen, wenn ihr mich lasst.“ Caim sah ihn erneut scharf an. Er…er wusste es nicht. Er wusste erneut nicht was er tun sollte. Er war gespalten. Und nichts hasste er mehr als unentschlossen zu sein. Zumindest an sich. Aber eines wusste er auf jeden Fall: wenn er nichts tat, dann würde Nier vielleicht sterben. Und er selbst konnte ihm nicht helfen. Also…musste er es mit etwas Vertrauen versuchen. Etwas was er eigentlich nie mehr machen wollte. Aber offenbar musste. So nickte er zögernd und der blonde Mann kam näher gerückt. Das war für ihn ein Startzeichen. So kniete er ebenfalls vor dem Weißhaarigen und zog sanft die Decke zur Seite, konnte direkt auf das Bein sehen dass an der Matratzenkante zu ihm lag. Und noch vorsichtiger zog er den Stiefel des Kindes aus und sah auch sofort, über dem weißen Socken, was das Problem war. Schmerzhaft verzog er die Mundwinkel. Der verstellte Knochen unter der zarten und hellen Haut sprach Bände. Und der dicke Bluterguss, mit der Schwellung darum noch mehr. Dann sah er dem Jungen ins Gesicht. Er schwitzte, war blass und hatte wahrscheinlich einen Schock erlitten. Wenn nicht sogar Fieber durch die Entzündung im Bein. Dann sah er wieder zu dem verletzten Bein und sprach: „Er hat sich den Knochen im Unterschenkel gebrochen…das müssen schlimme Schmerzen sein.“ „Sag mir etwas was ich noch nicht weis.“ Kam es kalt und genervt von Caim. Er war angespannt wegen der ganzen Situation, denn wenn Nier starb, dann war es wegen ihm. Weil er in die Schlucht gefallen war und der dumme Bengel hinterher sprang! Mal wieder ohne seinen Kopf einzuschalten! Damit kam er seltsamerweise überhaupt nicht klar…Der Mann sah wieder zu Caim und sprach: „Ein Bluterguss ist völlig normal und die Entzündung auch. Der Körper versucht zu heilen. Die gute Nachricht ist: es war ein sauberer Bruch. Soweit ich es sehe. Wäre er gesplittert würde das ganz anders aussehen. Aber die schlechte Nachricht ist: Ich muss den Knochen wieder zusammenbringen und dann fixieren. Mache ich das nicht dann wird dein kleiner Freund wahrscheinlich schnell sterben. Das Bein würde nicht mehr gerade zusammenwachsen und er könnte darauf das Sprunggelenk nicht richtig bewegen, damit schafft er es nicht weit gegen die Unheiligen, oder andere Gefahren.“ Also sollte das sowas wie: Glück im Unglück, sein? Darauf hätten alle verzichten können. Caim verzog das Gesicht wütend und besorgt zugleich, als er zu Nier sah und der noch immer die Augen verschlossen hatte und nur dahin vegetierte. Er war so hilflos. Wirkte so hilflos wie er da lag. Und so wie es aussah musste Caim nun entscheiden was getan werden müsste. Alle Verantwortung lag bei ihm. Etwas was er aber nie haben wollte. Nie wieder nach Furiae zumindest. Aber zumindest glaubte er nun dem Fremden das er ein Priester und Heiler war. So wie er sprach und was er wusste, musste das so sein. Wenn einer Nier helfen konnte…dann wohl er. Also nickte er stumm und sah dann wieder zu dem Fremden. „Hast du alles da um ihn zu behandeln?“ Der Mann nickte zurück. „Ich kann den Knochen wieder in die richtige Position bringen und dann alles stabilisieren. Ebenso kann ich sein Fieber senken und die Entzündung behandeln. Ich habe alles da was er braucht. Euch war Gott sehr gnädig. Euch beiden. Er hat euch zu mir geführt um sein Leben zu retten.“ Naja Gott ließ Caim da mal aus der Gleichung. Er nannte das ja persönlich: Glück. Etwas was sie die letzte Zeit oft hatten. Doch er wollte nicht anfangen sich zu streiten ob es Gott gab oder nicht. Nicht wenn ein Priester den Bengel behandeln sollte. Keine gute Idee. Und der Mann wartete offensichtlich auf die Bestätigung dass er helfen durfte. Zumindest sah er Caim so an, der das merkte und dann sprach: „Dann tu bloß dein bestes. Wenn er stirbt, mache ich dich dafür verantwortlich.“ Was hart und ungerecht war, aber das ließ der Mann nicht an sich ran. Caim war aufgebracht und er brauchte jemand um ihm die Schuld zu geben, wenn etwas schief ging. Ganz normale menschliche Aktionen. Der Fremde lief sofort los und suchte alles beisammen was er brauchen konnte. Derweil machte Nier kurz die Augen auf und blinzelte. Offenbar war er endlich wieder etwas klar im Kopf und sah zu Caim auf, der zu ihm runter sprach: „Du hast das Talent dir immer Auszeiten zu nehmen, wusstest du das?“ Und er klang etwas erleichtert dabei. Der Schmerz hatte kurz nachgelassen und gab dem Weißhaarigen wieder etwas kraft antworten zu können, so das er schwach sprach: „Wo…wo sind wir?“ „Wenn du nichts hast, aber Glück hast du. Ein Priester hat uns gefunden und der wird dein Bein behandeln.“ Ein Priester? Also einer der Heilen konnte? Woher wusste Nier das? Er wusste was ein Priester war…Aber was ihm mehr ablenkte war die Tatsache…das Caim einem Fremden vertraut hatte. Und das wahrscheinlich um ihm zu helfen. Er…er machte sich langsam. Er veränderte sich. Aber warum? Niemals hätte Nier von Caim gedacht, dass er einem Fremden mal vertrauen würde. Doch das hatte er getan. Für ihn getan. Und dann wanderte sein Blick rüber zu dem Fremden, der wieder bei ihnen war und neben sich alle Sachen für die Behandlung abstellte. Er sah nett aus. Wenn auch etwas älter als Caim, aber dennoch nett und freundlich. Er strahlte sowas ruhiges aus. Der Blonde warf dem Jungen ein sanftes Lächeln zu und sprach dann ebenso: „Hab keine Angst. Es wird eine harte Behandlung werden, aber ich bekomme dich wieder komplett gesund. Wie fühlst du dich?“ Nier sah ihn nur an. Also für Caim sah es aus als wäre Nier von einem Auto überfahren worden, aber die Frage war ja nicht an ihn gestellt. Der Weißhaarige sprach schwach: „M-mir…mir ist kalt…Und ich habe das Gefühl dass i-ich…gleich einschlafe…“ Das war gut möglich. Sein Körper war sehr ausgezerrt und müde. Vielleicht war es sogar besser wenn er bewusstlos werden würde. Denn die kommende Behandlung…wurde ohne Schmerzmittel wirklich heftig. Dann sprach er noch Mal zu dem Kind: „Es wird alles gut. Das ist völlig normal. Du hast viel durchgemacht und dein Bein macht es gerade schlimmer, weil es gebrochen ist. Aber das bekomme ich wieder hin. Vertrau mir.“ Gebrochen? Deshalb tat es so sehr weh. Nier verstand. Und dann kam der Mann etwas über das gebrochene Bein und sah wie er es am besten anfassen sollte, um es wieder zu richten. Sah es aus allen Winkeln an. Es war wirklich ein sehr sauberer Bruch. Das war sehr gut. Nier dagegen warf ihm einen nervösen Blick vom Liegen aus, zu. Seine Atmung wurde auch schneller und panischer, so dass es sogar Caim bemerkte und sprach: „Hey! Komm wieder runter.“ Aber der Junge dachte nicht mal daran. Nicht würde ihn beruhigen. Er konnte es nicht abschalten. Denn er bekam das unangenehme Gefühl dass es gleich schlimm werden würde. Das es schmerzen würde. Und erneut sah ihm der Dunkelhaarige das an. Instinktiv wollte er etwas tun. Wollte helfen, aber wusste nicht wie. Woher das auch immer kam. Seltsamerweise…wollte er ihn mit den Armen umschließen und wegdrehen von dem Anblick seines Beines. So wie er es bei seiner Schwester gern getan hatte. Doch er konnte nicht. Etwas…hielt ihn auf. Hielt ihn zurück. Und dann hatte der Fremde gefunden was er suchte und wusste wie er das anzugehen hatte. Er nickte und sah dann nach links zu den Beiden, die ihn beide ansahen. Einer erwartungsvoll und der Andere panisch. So sprach er zu ihnen: „Wir können dann anfangen…Setzt ihr euch bitte hinter den Kleinen und stützt ihn?“ Caim zeigte auf sich, obwohl die Frage sichtlich an ihn gestellt gewesen war. Er sollte bitte WAS machen? Und so sah sein Blick auch aus, als er fragte: „Was soll ich tun?“ „Ihr setzt euch direkt hinter ihn und stützt ihn. Also er setzt sich etwas an euch gelehnt mit dem Rücken zu euch und ihr sprecht ihm gut zu und haltet ihn fest, wenn es sein muss. Und du setzt dich bitte schon mal vorsichtig auf Kind.“ Erneut: Er sollte WAS tun?! Das Szenario spielte sich in seinem Kopf ab und irgendwie…war ihm das unangenehm. Das war ja wie wenn der Mann sich bei einer Geburt hinter die Frau setzte und ihr dabei die Hand hielt! Warum um alles in der Welt sollte er das tun?! Doch als Nier neben ihm kurz wimmerte, wimmerte nur weil er sich leicht bewegte…da wusste Caim wieso. Er würde ausrasten vor Schmerzen. Wenn so was Kleines schon weh tat, dann wurde das Richten des Bruchs gleich super lustig. Er würde schreien wie am Spieß…und sich vielleicht noch schlimmer weh tun dabei. Wenn er sich zu sehr wand, dann machte er es vielleicht NOCH schlimmer. Und…und er hatte die Verantwortung. Nier war ein hilfloses Küken in der Situation und Caim musste wohl oder übel auf ihn aufpassen. So viel Pflichtbewusstsein hatte er dann doch. Und nach wenigen Minuten schnaubte er aus und krabbelte hinter den Weißhaarigen, der sich erschrak und nach hinten sah, als er fühlte wie er nach hinten leicht gezogen wurde und schließlich an Caim angelehnt saß. Er war zu schwach um richtig darauf zu reagieren und sagte nichts…aber dennoch wurde er noch etwas röter und sah wieder vor sich zu seinem Bein. Er sollte das nicht tun…er war viel zu nahe…Und als er dann noch schlagartig von hinten in zwei starke Arme geschlossen wurde…hatte Nier das Gefühl sein Herz hätte für eine Sekunde ausgesetzt. Er starrte weiter nach vorne und sagte erschrocken nichts. Fühlte wie Caim ihn stark an sich drückte und dann neutral sprach: „Wenn du anfängst rum zu zappeln, machst du es nur noch schlimmer. Wäre ne scheiß Idee.“ War das die Ausrede für die Umarmung? Nier sagte weiterhin nichts und starrte noch immer nach vorne. Sah wie der Fremde einige Sachen neben sein Bein legte um dieses dann damit zu stützten, wenn er fertig war. „Wenn du schreien musst, dann schrei. Wenn du das Gefühl bekommst dich winden zu müssen, dann tu es. Aber ich werde dich daran hindern, egal was du auch versuchst. Ich kann dich nicht noch verletzter gebrauchen…Ich passe auf dich auf.“ Bekam der Weißhaarige in sein rechtes Ohr geflüstert und erschauderte dabei. Sein Herz klopfte wie verrückt. Er…passte auf ihn auf? Sein Herz beruhigte sich nicht mehr. Wollte sich nicht mehr beruhigen. Doch es lag sicherlich nur an der Panik wegen der Behandlung…Es konnte nichts anderes sein…Und auch Caim wusste nicht welches Pferd ihn da geritten hatte, dass er sowas von sich gab. Es kam einfach so aus ihm raus. Es fühlte sich an wie damals…Dann sah der Blonde vor ihnen zu Caim und machte sich bereit. Nahm Position an dem verletzten Bein an, fasste es sanft von zwei Seiten und sprach zu Caim: „Ich werde bis drei zählen. Und bei drei richte ich es mit einem Ruck. Dann solltet ihr ihn gut festhalten.“ Er war sich ziemlich sicher dass der Kleine schreien und sich winden würde. Ohne Betäubung und Schmerzmittel wurde das gleich richtig Scheiße. Darüber war sich jeder im Klaren…wahrscheinlich sogar Nier. Und dann nickte Caim und gab damit das Okay. Obwohl nichts okay war. Der Weißhaarige wollte am liebsten abhauen und Caim alles hinter sich bringen. Der Kleine hatte genug gelitten für eine Woche. Es ging los. Der Fremde fing an zu zählen. Er zählte sehr langsam abwärts und mit jedem Buchstaben wurde Nier zittriger vor Angst und Caim machte sich auf den Knall gefasst. Fasste ihn schon fester. Sein einer Arm hatte Nier fast um den Hals umschlungen und der Andere um den Rest des Torsos. So dass beide Arme des Kleinen eingesperrt waren dadurch. Wenn er anfing sich zu winden, konnte er nicht um sich schlagen und sich nicht wehdrehen. Das würde Caim verhindern. Um jeden Preis. Und dann war der Mann bei der letzten Zahl angekommen und atmete noch mal schwer aus. Entschuldigte sich innerlich bei Gott für das was er nun tat und sprach dann: „…Drei!“ Und dann zog er zu. Er richtete den gebrochenen Knochen, von beiden Seiten, mit einem starken Ruck wieder zusammen und ein schreckliches Knacken erfüllte den Raum um sie herum. Doch die Stille blieb nicht. Und wie auf Kommando, nur eine Sekunde danach…schrie Nier auch schon los. Er schrie und fing an sich zu winden und das nicht mal schäbig. Nutze all seine verbliebende Kraft dafür. Sogar der Fremde musste die Beine an den Knöcheln fest auf die Matratze drücken, damit er auch wirklich völlig still blieb und nichts schlimmer machte. Sogar Tränen rannten dem Kleinen aus den Augen dabei vor Schmerz. Und der Junge schrie weiter. Er hörte nicht auf zu schreien und dachte er würde durchdrehen. Es tat so weh. So schrecklich weh. So sehr dass es sich sogar in seinem Kopf anfing zu drehen vor Schmerz. Und Caim ließ ihn weiterhin nicht los. Kämpfte darum ihn nicht los zu lassen und drückte ihn fest an seine Brust. Der Fremde schrie dabei Nier zu: dass alles gut wäre und der Schmerz bald nach ließe. Aber für den Kleinen fühlte es sich nicht so an. Es wurde immer schlimmer. Und er brüllte und krisch so sehr das auch Caim laut zu ihm sprach: „Es ist okay! Hey! Es ist vorbei! Alles okay Nier! Es ist vorbei!“ Immer und immer wieder, aber der Junge war taub für Worte geworden. Ihm wurde plötzlich so heiß. Heiß vor Schmerz und Qual und er merkte wie der Schmerz sein Denken ausschaltete. Es gab nur noch Schmerz…den er loswerden musste. Und Caim fühlte darauf auch schon WIE Nier diesen loswerden wollte. Es war stechend in der ersten Sekunde, aber dann wurde es immer mehr reißend und tat echt weh. Er kniff sogar ein Auge kurz zusammen und sah zu dem Jungen vor sich runter. Sah das Blut an seinem Oberarm runter laufen und bemerkte was der Drachenjunge da tat…Er hatte sich verbissen. Er hatte sich wirklich in Caim seinem Arm verbissen und biss immer mehr zu, je stärker die Wellen des Schmerzes wurden. Der Kiefer wurde immer härter zusammengepresst. Er versuchte damit Herr seines Schmerzes zu werden und sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Und es tat echt weh. Er biss sehr stark zu. Offenbar brauchte er das. Der Blonde sah erschrocken zu und wollte was tun, aber Caim fauchte in seinem Schmerz: „Es ist okay!“ Der Fremde stoppte und sah sie nur an. Caim sah zu seinem Arm und zu Nier, der noch immer zubiss und wimmerte dabei vor Schmerz. Der Anblick…tat ihm weh. Das er so leiden musste…war auch seine Schuld gewesen. Noch nie hatte er den Jungen so leiden sehen. So verletzlich und wehrlos. Er sprach erneut, dieses Mal sogar mehr mit Schmerzen: „Wenn ihm das hilft…ist es okay.“ Und das war es wirklich. Es war besser er verbiss sich in dem Oberarm des Älteren, als dass er sich vielleicht ausversehen die Zunge abbiss weil er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Es war okay…Und etwas anderes kroch derweil in Caim hoch. Etwas was er tief in sich vergraben hatte. Nie wieder spüren wollte. Doch es war wieder da. Überrannte ihn und er reagierte deshalb. Da Nier sich nicht mehr wirklich stark wand vor Schmerz, sondern nur noch zubiss und sich mit den Händen sogar in den Arm krallte, in den er biss, konnte Caim ihn mit dem freien Arm an sich drücken. Er tat das sogar instinktiv sehr vorsichtig und sanft. Und mit der Hand des gebissenen Arms…fuhr er dem Weißhaarigen ebenso sanft durch das Haar und streichelte es. Es war nass und schwer, aber unglaublich weich. Und es schimmerte wunderschön im Licht des Lagerfeuers. So neigte er seinen Kopf runter auf den von Nier und sprach mit geschlossenen Augen leise zu ihm: „Es ist alles gut. Alles wird wieder gut F…“ Er ertappte sich dabei was er sagen wollte und schluckte diesen Namen sofort runter. Das war nicht richtig. Wieso kroch das nur hoch? Das hier…das war nicht seine Schwester. Aber warum…tat er das dann bei ihm? Warum umarmte er Nier und wollte ihn beschützen? Was war nur los bei ihm? Der Fremde dagegen sah noch etwas zu, aber machte sich danach sofort an die Arbeit, als er merkte dass der Dunkelhaarige alles unter Kontrolle hatte. Er stabilisierte das Bein mit zwei Stöcken, rechts und links, dann verband er die, so das sie halten würden und am Schluss trug er noch vorsichtig Salbe auf das Bein auf. Salbe gegen die Entzündung und den Bluterguss. Und dann wurde alles komplett verbunden. Damit war das was er tun konnte abgeschlossen. Der Rest lag nicht mehr in seiner Macht und nur der Weißhaarige war ab jetzt für sein Schicksal verantwortlich. Es konnte also anfangen zu heilen. Aber er war sich sicher dass alles gut werden würde. Der Kleine war sehr taff und hart im nehmen, dass sah er sofort. Dann sah er noch mal zu den Beiden vor. Der Weißhaarige hatte sich noch immer verbissen, aber man merkte langsam wie der Biss sich lockerte. Und spätestens als die Hände nachließen und vom Arm runter glitten, da war es klar dass er sich langsam wieder entspannte. Vielleicht sogar zu sehr, denn dann ließ er plötzlich von ein auf die andere Sekunde komplett los. Der Biss löste sich und Nier sackte förmlich in Caim zusammen, der das erschrocken realisierte und so auch zu ihm runter sah. Es kam so plötzlich. Er lag schwach in seinen Armen. Und mit einem blutenden Arm und einem gesunden hielt er den Jungen an sich gedrückt und sprach dann laut: „Nier! Nier!“ Er machte sich aufrichtig sorgen. Es war schön das zu sehen. Derweil tastete der Blonde am Bein des Jungen und fühlte einen stabilen Puls. Er atmete erleichtert aus. Es war alles gut. Das war eine Ohnmacht. So sprach er auch gleich beruhigend: „Es ist okay. Er ist nur bewusstlos. Seine Atmung und sein Puls sind stabil. Es ist sogar besser so, dass er bewusstlos ist, denn dann hat er keine Schmerzen fürs Erste und sein Körper kann sich erholen.“ Fakt war: Eine Ohnmacht war sowas wie ein Shutdown des Körpers. Wenn es ihm zu viel Schmerz, oder Stress wurde, dann fuhr er einfach runter, das nannte man dann: bewusstlos. Also gehörte es zum Selbstschutz. Man musste halt nur achten dass er weiterhin gut atmete und Luft bekam, dann wurde das schon. Caim sah zu dem Fremden. Er schien erleichtert zu sein und legte Nier dann sanft wieder auf die Matratze. Fand den Moment sich von ihm zu lösen und ihn gehen zu lassen. Deckte ihn danach sogar zu und strich ihm noch mal über die Stirn, die noch immer heiß war. Sein Körper war auf Hochtouren und regenerierte sich. Ob er über den Berg war oder nicht, konnte keiner wissen, dass musste sich zeigen. Aber das Bein war wieder gerichtet und konnte ordentlich heilen. Doch bis es geheilt war…musste man ihn weiter beschützen. Entspannt seufzte der ältere Mann aus und lief rüber zu Lagerfeuer. Er setzte sich davor und fing an zu beten. Caim sah ihm verwirrt nach. Das brachte doch eh nichts, aber was solls. Wahrscheinlich bedankte er sich bei Gott das alles gut ging. So ein Schwachsinn. So ließ er von Nier ab und blieb weiter neben seinem Kopf sitzen. Sein Blick fuhr auf seinen Arm runter. Er war ganz schön zerbissen. Es war ein sauberer aber heftiger Biss gewesen, so dass es noch immer blutete und den Arm runter lief. Der Kleine hat zugebissen wie ein Pitbull. Und dennoch tat es Caim kaum weh. Sicher pulsierte es und war heiß, aber er steckte den Schmerz gut weg. Dennoch wollte er es nicht riskieren dass die Wunde verdreckte, also griff er nach der Mullbinde neben dem Bein von Nier und verband sich mit dem Rest den Arm. Es war sehr stümperhaft gemacht, aber es würde ausreichen. Gab vielleicht sogar ne schöne Narbe. Danach sah er zu dem Fremden, der dann mit beten fertig war und zu ihm lächelte. Er sprach: „Ich bin sehr dankbar jemanden geholfen haben zu können. Das macht mich froh.“ Dann sah er noch mal kurz zu Nier. „Er wird wieder gesund. Das Fieber sollte man noch im Auge behalten, aber im Notfall habe ich auch etwas da um es zu senken.“ Er hatte ja offensichtlich eine kleine Apotheke angehäuft, was? Caim verschränkte die Arme vor sich schützend. Also ging er wieder auf Abwehr. Eigentlich…sollte er sich bedanken, aber das war einfach nicht seine Art, also ließ er es. Aber Dank war auch nicht notwendig für den Fremden. Das er helfen konnte war das Wichtigste für ihn. Als Mann Gottes und Heiler war ihm immer das Wohl und die Hilfsbereitschaft seinen Patienten gegenüber wichtiger als ihr Dank. So wärmte er sich die Hände am Lagerfeuer und sprach dann mit dem Lagerfeuer im Auge: „Verzeiht dass ich mich noch nicht vorgestellt habe, aber es musste alles sehr schnell gehen. Mein Name ist: Leonard Melnyk. Wie ist Euer Name?“ In all der Aufruhe war das wirklich untergegangen und es gehörte nicht zum guten Ton eines Priesters. Aber es ging nun mal nicht anders. Caim dagegen sah ihn scharf an. Deswegen also. Er verstand. Hatte sich schon gewundert. Ein Japaner war er definitiv nicht, allein wegen der blonden Haare und seiner Gesichtszüge. Sicherlich war er hier her gezogen, bevor alles den Bach runter ging. Sein Name war auch nicht typisch japanisch. Er war also ein Ausländer gewesen. Aber so gesehen hatte Caim auch nicht den typischen japanischen Namen. Eigentlich keiner. Aber er wollte mal nicht so sein, also sagte er ihm seinen Namen: „Caim…Mein Nachname spielt keine Rolle mehr. Ich werde mich nicht dafür bedanken was ihr getan habt, aber ich nehme es gern an.“ Leonard lächelte sanft. „Das habe ich auch nicht von Euch erwartet. Ihr seid ein starker Mann mit einem starken Willen. Sehr unbeugsam und misstrauisch. Aber wahrscheinlich hat euch genau das am Leben erhalten, oder? Mir steht es nicht zu andere Menschen zu belehren und ihnen zu sagen welchen Weg sie einschreiten sollten. Das entscheidet nur Ihr selbst und Gott gibt euch vielleicht auch Hinweise dafür.“ Gott ja? „Ich bin nicht gläubig. Wenn es wirklich einen Gott gibt, dann macht er seinen Job echt scheiße.“ Nier war behandelt, also sprach er wieder offener. Es gab keinen Grund mehr sich zurück zu halten. Griff der Alte an, dann waren seine Tage gezählt. Caim würde ihn schnell umlegen. Doch Leonard reagierte nicht beleidigt darauf, sondern mehr traurig. „Habt ihr das Gefühl dass er euch im Stich gelassen hat?“ Caim schnaubte und musste sich das Lachen verkneifen. Im Stich gelassen? Wohl eher kaum. „Sagen wir mal so: Wenn ich nach ihm rief, war er unauffindbar. Deswegen weis ich dass er nicht existiert. Würde er das, dann wäre die Welt wohl nicht untergegangen, oder?“ Der Blonde setzte sich am Feuer zurecht und sah dann zu Caim rüber. Antwortete: „Gott ist nicht da um unsere Probleme zu lösen. Er gab uns den freien Willen. Damit ist er nur noch ein Beobachter und gibt uns Hinweise wenn wir sie benötigen. Es bleibt uns überlassen was wir tun werden. Aber hat er euch eben nicht geholfen? Wir haben uns getroffen und konnten so das Leben dieses Jungen retten.“ „Sowas nennt man Glück.“ „Ich denke es war Schicksal. Gott wollte nicht dass dieses Kind stirbt und deswegen haben wir uns gefunden. Darüber sollten wir dankbar sein.“ Gott wollte das so, ja? Kompletter Schwachsinn. Es gab keinen einen wahren Gott. Und auch nichts anderes in die Richtung. „Was auch immer…“ Caim glaubte einfach nicht daran und fertig. Wichtig war einfach nur dass Nier wieder gesund wurde. Auch wenn das bedeuten würde, dass sie einige Tage hier bleiben mussten. Doch ehrlich gesagt wollte er einfach nur wieder zurück zu Inuart. Egal wie. Auch wenn es dumm war. Er wollte nicht länger diesem Prediger über Gott zuhören. Es nervte ihn. So stand er plötzlich auf und wollte etwas frische Luft schnappen. Musste raus aus dem göttlichen Mief. Nier schlief, also konnte er mal schnell raus vor das Flugzeug. Und er hatte inzwischen genug gesehen um zu wissen das dem Kleinen hier nichts passieren würde. So lief er zu dem Vorhang und der Priester sah ihm erschrocken nach. Es war noch immer dunkel draußen und weiterhin prasselte der Regen erbarmungslos vom Himmel auf die Erde und die kalten Häuser um sie herum. Auch das Flugzeug, in dem sie waren, hielt den Regen zwar ab, aber man konnte ihn deutlich auf das alte Metall donnern hören. Doch Leonard schien beunruhigt. Sprach dann zu Caim: „Wo wollt Ihr hin?“ „Meinen Kopf von Gott säubern lassen.“ Kam es spöttisch und kalt von Caim. Doch Leonard schüttelte den Kopf und sprach mit sichtlicher Sorge: „Ihr solltet nicht des Nachts raus gehen. Es ist gefährlich in dieser Gegend.“ Caim sah zu ihm hinter und zuckte mit den Schultern. „Es ist überall gefährlich wegen der Legion. Also macht es keinen Unterschied.“ „Ich rede nicht von den Unheiligen die mir Sorge bereiten…“ Die Unheiligen. Sowas konnte nur eine Bezeichnung für Legion von einem Gläubigen sein. Aber dennoch wurde Caim hellhöriger und ließ von dem Vorhang ab. Etwas anderes besorgte den Mann? Dank Louise wurde er offener für das Thema und kam langsam auf Leonard zu. Der behielt ihn im Blick und am Ende saß Caim neben ihm am Lagerfeuer und sprach: „Von was dann?“ „Ihr schenkt mir Euren Glauben?“ „Nein. Aber ich habe genug gesehen um in der Hinsicht vorsichtiger zu sein. Also wovon spricht du?“ Leonard sah von Caim weg und in das Feuer vor sich, dass hell flackerte. Man sah ihm plötzlich an dass er Angst hatte. Worum es auch immer ging, der Mann hatte etwas gesehen was ihn zu tiefst erschüttert haben musste. Vielleicht sogar seinen Glauben erschüttert hatte. Was in einer Welt voller Legion schon nicht leicht war. Doch der Blonde wusste was er gesehen hatte. Sah es noch immer vor sich, als wäre es gestern gewesen. Und dann fing er an zu erzählen: „Es…es fing vor einem Jahr an. Es müsste ungefähr ein Jahr her sein, vielleicht auch länger. Ich bin auf der Suche nach Nahrung gewesen und machte mich auf den Weg in einen Supermarkt nicht weit von ihr. Da ich aber den Tag über dabei war Medizin zu suchen, kam ich erst gegen Abend dazu mich auf den Weg zum Supermarkt zu machen. Als ich dort ankam setzte die Dämmerung schon aus und es ging über in die Nacht. Mir war bewusst wie schlimm es war nachts unterwegs zu sein, aber das Risiko ging ich ein, denn sonst hätte ich hungern müssen. Ich war naiv und stur in der Hinsicht. Als ich fertig war und alles hatte was ich wollte, machte ich mich wieder vorsichtig auf den Weg hier her…Und genau da passierte es. Zuerst war es nur ein Heulen in der Ferne. Ein Heulen wie ich es noch nie von einem Menschen oder Tier gehört habe. Es war unmenschlich, aber gleichzeitig klang es wie ein Gesang…Es jagte mir einen Schauer über den Rücken. Und ich fühlte mich schlecht. Also ging ich in Deckung und versteckte mich in einem Bus in der Nähe. Kurz darauf ertönen laute Schläge. Flügelschläge zogen an dem Bus vorbei in dem ich mich versteckte und ich traute mich weiterhin nicht diesen zu verlassen. Etwas flatterte um mein Versteck herum und anstatt des Gesangs war ein lautes Kreischen da und es betäubte meine Ohren förmlich damit. Es war sehr laut gewesen. Ich weis nicht wie lange ich dort im Dunklen kauerte, aber irgendwann verschwand es und ließ mich in Ruhe. Und als ich mich endlich wieder raus traute…fand ich nur das hier um den Bus herum…“ Er zog unter der Kiste, auf der er saß, etwas hervor. Es schimmerte weiß im Licht des Lagerfeuers und leuchtete etwas durchsichtig dabei. War länglich und spitz. Eine weiße Feder? Zumindest sah es so aus auf den ersten Blick. Aber anders als alle anderen Federn, war diese seltsam. Sie war viel zu groß für einen einheimischen Vogel. Eigentlich zu groß für überhaupt einen Vogel den es gab. Leonard reichte sie Caim und dieser nahm sie vorsichtig an. Erblickte sie genauer und fuhr an der Feder rechts leicht entlang. Und kurz darauf zuckte er auch schon und sah auf seine Handfläche, mit der er an der Feder entlang gestrichen war…Er blutete. Es war ein sauberer, aber nicht sehr tiefer schnitt in der Haut zu sehen. Was zum…? Er konnte sich an der Feder schneiden. Wie als würde sie aus kleinen Klingen bestehen. Sowas gab es doch überhaupt nicht. Caim sah zu Leonard und sprach: „Ich kann mich an ihr schneiden…Seit wann kann man sich an einer Feder schneiden?“ Verwirrt sah er den älteren Mann an, welcher ihm kurz darauf vorsichtig wieder die Feder abnahm und sie im Licht ansah. Offenbar wusste er dass sowas passieren könnte und starrte sie wie in Trance an. Es war als wäre wer wieder da. Wieder in jener Nacht als er sie gefunden hatte. Und er hatte Angst. „…Ich habe nie gesehen was es gewesen ist. Aber es ist noch immer da draußen. Manchmal höre ich den Gesang mitten in der Nacht. Er geht mir durch Mark und Bein und ich komme mir wie ein kleines Kind vor dass Angst vor der Dunkelheit hat…Da ist etwas draußen in diesem Teil der Stadt. Es kleidet sich mit dem Gewand eines Dieners von Gott, aber es verhält sich nicht so…Sind wir vielleicht so sehr in den Abgrund gefallen? Haben wir so sehr gesündigt dass nun sogar Gott sauer auf uns ist und uns seine Engel schickt zur Bestrafung? Können Engel so böse sein?“ Er glaubte doch nicht wirklich dass dies eine Engelsfeder sein sollte? Dass es da draußen ein Monster gab dass sich als Engel verkleidete und dann auf ahnungslose Beute herabstürzte in der Tiefe der Nacht, klang inzwischen glaubhafter. Verrückt oder? Und dennoch…diese Feder existierte und war unnormal. Caim glaubte ihm in einem Punkt: Er hatte etwas gesehen das gefährlich war, ohne Zweifel. Aber ein Engel war es ganz bestimmt nicht. Engel sahen auch viel grotesker aus, als manche überhaupt wahrhaben wollten. Sie sind nicht die niedlichen Kinder mir den fluffigen Flügeln. Sie sind angeblich Wächter und Krieger Gottes und mussten deswegen auch angsteinflößend aussehen. Das hatte er von seiner kleinen Schwester mal gehört. Den Aberglaube mal beiseite geschoben: etwas war wirklich da draußen…Und es war definitiv kein Legion und kein Engel. Wenn dann eher eine Art von Dämon. Oder einfach ein Monster. „…Das hat nichts mit Engeln zu tun…Das ist nur ein weiterer Fehler. Mehr nicht…“ Kam es von Caim leise. Damit bezog er sich auf Louise…So schnaubte er danach und sah auf seine leicht blutende Handfläche. Das hatte gerade noch gefehlt. Es hörte sich nach einem weiteren Monster an. Waren sie wirklich an dem Punkt angekommen das nun auch Monster existierten neben den Legion? Woher kamen diese Monster? Waren das nun Mutationen von Legion oder…war der Mensch wieder an allem Schuld? Hatten SIE diese Wesen erschaffen? Es wäre nicht ungewöhnlich dass der Mensch bei seinem Untergang noch etwas mithalf. Wenn untergehen dann schon richtig. Mit allem Scheiß der dazu gehörte. Danach sah er zu Nier rüber, der noch immer tief schlief, oder mehr bewusstlos war…Wer hätte gedacht das ein Drache mal das geringste Problem sein könnte mit dem sie sich befassen mussten… Und während sie da einfach weiter saßen, Leonard die Feder begutachtete, regnete es draußen noch immer in Strömen. Inzwischen donnerte es sogar schon heftiger und nach der Gruselgeschichte blieb Caim doch lieber im Trockenen. Oder mehr weil er einfach trocken bleiben wollte, denn der Regen war heftiger geworden und schwerer. Und dennoch drang etwas in ihr Ohr. Beide saßen da und konnten es hören. Es zerriss die regnerische Atmosphäre und donnerte über sie hinweg. Schallte durch den ganzen Himmel, so das Caim und Leonard augenblicklich beide erstarrten. Trotz des Donners und des Regens konnte man ein diabolisches Schreien höre, dass in die Nacht hallte. Es war wie in einem Horrorfilm. Nur waren sie mitten drin und er wurde real. Instinktiv und erschrocken sprang Caim auch schon eine Sekunde später auf und rannte rüber zu Nier. Stellte sich schützend vor ihn und sah zu dem Vorhang der raus in die Nacht führte. Es war wieder etwas was er unbewusst getan hatte. Wo sein Körper sich von alleine bewegte und nicht auf ihn hören wollte. Was auch immer durch diesen Vorhang kommen wollte, er würde nicht kampflos aufgeben. Und sogar Leonard, der ihn nun ansah, konnte Unruhe und leichte Nervosität in den Augen des jungen Mannes sehen. Das konnte er sogar verstehen. Wenn man das zum ersten Mal gehört hatte, musste das schrecklich sein. Doch auch ihm jagte es immer wieder aufs Neue einen Schauer über den Rücken. So sah er kurz zu dem Vorhang hinter sich und lauschte. Das Schreien hatte aufgehört und man hörte nur wieder die Geräusche der Natur. Danach sah er wieder zu Caim und sprach beruhigend: „Es wird uns nichts passieren.“ Caim sah zu ihm. „War das dein Engel? Hört sich für mich eher nach einer Ausgeburt der Hölle an.“ Leonard nickte langsam zustimmend zu ihm. „Ich kann Euch nicht sagen woran es liegt…Aber mir ist aufgefallen dass ich sicher bin, solange es mich nicht sieht. Es ist mehr wie eine Wachdrohne. Jede Nacht fliegt es über sein Revier und scheint etwas zu suchen. Wahrscheinlich Beute. Doch noch nie habe ich es gesehen, immer nur gehört. Es ist sehr schnell und ich traute mich auch nie wirklich raus…Ich traf mal einen Mann vom Militär. Gewährte ihm Zuflucht für 2 Tage und in der Nacht des letzten Tages wollte er dann los. Ich sah wie ihn der Gesang dieses Wesens davon riss und er wie in Trance diesem folgte…“ „Worauf willst du hinaus?“ Caim spürte das er auf was hinaus wollte. Und es interessierte ihn was das sein könnte. Vielleicht war es sogar von Vorteil. Leonard sah wieder zum Feuer und schnaufte. „Ich vermute mal es ist wie eine Sirene, aus den alten Geschichten der Seefahrer. Es lockt Opfer mit Gesang aus seinen Löchern. Ein Gesang der so betörend ist, dass man ihm nicht wiederstehen kann und es dies nutzt um Beute anzulocken. Dank des Regens können wir ihn nicht hören, aber die Schreie dagegen schon. Als ich damals den Gesang das erste Mal hörte fühlte ich mich nicht gut. Ich hatte Kopfweh und meine Beine gaben langsam nach. Auch wenn ich ihn jetzt noch höre ist es so. Und es wird besser je weiter er weg ist. Ich schlafe auch nur noch mit Ohrstöpseln. Daher vermute ich dass es hilft sich vor dem Gesang zu schützen. Wenn es sein Opfer gefunden und gelähmt hat, stürzt es auf seine Beute herab wie eine Harpyie und tötet es.“ Er schläft mit Ohrstöpseln? Das war verdammt leichtsinnig. Wenn er nichts hörte im Schlaf, konnte man ihn leicht überfallen und töten. Doch wenn Caim sich so umsah, dann wusste er auch wie Leonard das verhinderte überfallen zu werden. Offenbar hatte er weiter hinten den Schlüssel für das Cockpit, das ja tief im Hügel vergraben lag. Dort bunkerte er sich einfach ein und schloss ab. Simpel aber effektiv, sonst würde der alte Mann nicht hier sein um zu labern. Doch alles was Caim über das Ding gehört hatte klang sehr fantastisch und unglaublich. Aber hey, er hatte einen Jungen bei sich der sich in einen Drachen verwandelt konnte und er hatte das etwas gesehen was sich mal Louise nannte. Also glaubte er ihm auch eine Geschichte über eine fliegende Sirene, die auch noch offenbar ein gefallener Engel sein könnte und obendrein Menschen so wie Legion fraß. Ach ja und wie eine Eule jagte sie auch noch mitten in der Nacht. Übertrieben, aber was soll`s. Caim fand es aber sehr interessant dass er noch nie etwas von diesem Wesen gehört hatte, geschweige denn den Gesang oder die Schreie. Er kam ja von weiter her und offenbar terrorisierte dieses Wesen nur diese Gegend und hatte ein sehr kleines Jagdrevier. Dann hatten sie wohl Glück gehabt nicht hier her gekommen zu sein. Unwissend hätte das böse enden können, so wie bei dem Militärfutzi. Und da sie eh nie nachts auf Wanderschaft gingen und im Keller schliefen, war es noch klarer warum sie davon nicht mitbekommen hatten. Sie waren abgeschirmt gewesen. Und sogar das Schulgebäude, in dem sie mal übernachtet hatten, hatte Schalldämpfende Wände und Scheiben gehabt, was daran lag um nicht abgelenkt zu werden beim Unterricht. War offenbar so ein neuer Tick für Schulen geworden um das Lernen zu verbessern. Schade dass dann nun nicht mehr wichtig war, was? Kompletter Bullshit wenn man ihn fragen würde. Aber wie gesagt: auch bei der Schule ergab das Sinn. Und sie lag noch immer weiter außerhalb dieses Bezirkes. Caim wusste nicht mal genau wie weit sie sich vom Krankenhaus überhaupt entfernt hatten in dem Tunnel darunter. Das kam auch noch dazu. Sie konnten sonst wo sein. Stunden von Inuart und Yonah entfernt. Aber eine Frage stellte er sich dennoch…Er sah zu Leonard und fragte: „Warum bist du noch hier? Vor allem wenn du weist dass dieses Monster da draußen lauert. Das ist schon ziemlich dumm und gefährlich, oder?“ Leonard sah wieder zu ihm. „Ich…ich kann nicht so einfach fortgehen. Mich abwenden…von etwas das ich freigelassen habe.“ Okay das war unerwartet. „Du hast es frei gelassen? Wo?“ „In jenem Bereich in dem ich Euch gefunden habe. Ihr müsst wissen…ich war nicht zufällig da. Ich suchte Antworten und Lösungen an diesem Ort…Damals, als ich Medizin gesucht habe, bin ich in dieses Lager gekommen. Ich wurde von dem Menschen dort gefangen genommen und sie stellten mir verschiedene Fragen. Keine ihrer Fragen konnte ich ihnen beantworten und so wollten sie mich los werden. Ich fand meine Chance zu fliehen und habe dabei für Chaos gesorgt. Gott hab Mitleid mit mir, ich höre noch immer ihre Schreie in meinem Kopf. Hörte wie sie von Unheiligen angegriffen wurden und von noch viel schlimmeren Dingen. Die Nacht darauf hörte ich zum ersten Mal diese Kreatur. Das war als ich in den Supermarkt wollte…Was auch immer für unmenschliche Versuche diese Menschen dort gemacht haben, ich bin mir sehr sicher dass dieses Wesen geschickt wurde um sie zu bestrafen.“ Wohl eher haben sie es erschaffen und im Chaos ist es ihnen entwischt. Gott hatte bei der Sache nichts damit zu tun. Es entkam und biss seinem Schöpfer in den Arsch. Dann war es also DAS gewesen was aus dem Käfig entkommen war, den er dort unten fand. Es musste so sein. Den Käfig mit der Blutspur. Konnte es dieses Projekt „Göttin“ gewesen sein? Was hatten die Menschen da wieder erschaffen…? Nun ärgerte Caim sich doch, dass er die Akte hat liegen lassen. Er sah zu Nier, der noch immer schlief, auch ruhiger schlief. Einen Schlaf den er sich verdient hatte und den Caim behüten würde. Dann sprach er zum Abschluss: „Dieses Ding wurde nicht von deinem Gott geschickt um sie zu bestrafen…Wenn es eine Strafe ist …dann dafür das man Gott spielen wollte…“ Denn genau das hatte man auch bei Louise versucht. Und Caim war sich sicher was er zu tun hatte. Egal was auch kam, er würde mit Nier verschwinden. Das war nicht sein Kampf. Und er brachte nicht, für einen weiteren Fehler von bekloppten Wissenschaftlern, den Weißhaarigen und sich selbst in Gefahr. Leonard wollte dafür gerade stehen? Dann konnte er gern bleiben, aber Caim kratzte die Kurve. Sobald es Nier besser ging…machten sie sich weg von diesem Ort und zurück zu Inuart. Auf das alles hier scheißend. Er wusste nicht wo er war. Stand allein in einer völligen Leere und schwarzer Dunkelheit und sah sich um. Dunkelheit soweit er sehen konnte. Und egal wie weit er lief, oder wie sehr er auch schrie, keiner konnte ihn hören. Keiner von denen nach denen er rief zumindest. Er war allein…Nier war allein. Doch als er wieder stehen blieb und traurig vor sich auf den Boden sah…erreichte ihn eine Stimme. Sie war sehr tief, klang sogar böse dabei und sprach aus der Dunkelheit zu ihm, so dass er wieder aufsah als sie sprach: „Du kannst dich nicht erinnern…oder?“ Nier sah sich weiterhin verwirrt um. Versuchte den Ort zu finden woher die Stimme kam, aber es änderte sich nichts. Sie kam einfach von überall zu ihm. Fixierte sich also auf die Dunkelheit vor sich und fragte: „Was?“ „Du weist nicht wer du bist. Aber ich weis wer du bist…Denn ich gab dir deinen Namen.“ „Meinen Namen? Wovon redest du? Wer bist du?“ Die Dunkelheit vor ihm schwieg und er sah sich wieder um. Es war einige Sekunden still, aber dann fing die Stimme wieder an zu sprechen: „Ich bin du. Und du bist ich.“ Und in der Sekunde veränderte sich die Stimme und wurde höher. Sie klang nicht mehr so tief und böse wie vorher, sondern mehr erwachsen und wie die eines jungen Mannes. Fast wie…eine erwachsene Version seiner Stimme. Ein großer Schatten entsprang aus der Dunkelheit vor ihm und flimmerte im purpurnen Licht vor seinen Augen. Er nahm eine gewaltige Gestalt vor ihm an. Eine die Nier nicht erkennen konnte, aber zu der er dennoch aufsah. Ihm wurde sehr unwohl. Und die Stimme sprach weiter. Weiter in ihrem starken und doch zarten Ton einer unwiderstehlichen Stimme: „Du hast vergessen wer du bist. Aber das ist völlig normal. So war das schon immer. Das ist ein Teil davon. Ein Teil von uns. Doch ich bin dennoch hier…Flüster dir leise Dinge zu.“ Nier verstand nicht was hier los war. Ging es nicht noch kryptischer? „Was meinst du damit?! Wer bist du?! Was bist du?! Was bin ICH?!“ Und er zeigte dabei auf seine eigene Brust. Er sagte das sehr verzweifelt, denn das war er auch. Er klang wie jemand der keine Ahnung von sich selbst hatte. Genauso wie es war…Die Gestalt vor ihm schwieg. Und obwohl man nichts an ihr erkennen konnte, hatte Nier doch das Gefühl sie würde ihn genau im Auge haben und beobachten. Ihn mit einem Blick durchbohren. Und kurz darauf sprach sie zu ihm: „…Ich bin du. Nur kannst du dich nicht an mich erinnern. An UNS erinnern. Wer wir wirklich sind. Und selbst wenn das niemals passieren wird…werde ich immer hier sein. Ich bin in deinem Blut. Flüster dir Dinge zu. Helfe dir dich zu erinnern. Weise dir den Weg. Aber nur wenn du wirklich bereit für dich bist, wirst du dich an alles erinnern. Du bist voller Schmerzen…Und wir ebenso. Ich beschütze dich. Ich habe dich schon immer beschützt. Und wenn du soweit bist…dann kannst du mich vergessen. Und dann gibt es nur noch deinen Namen. Und all die Weisheit die über das Blut vererbt wurde…Du bist mehr als du glaubst. Wir sind mehr als du glaubst. Dein Leben ist sehr wichtig…“ Und dann fing die schattige Gestalt plötzlich an sich aufzulösen. Sie erstrahlte im purpurnen Licht vor ihm und Nier musste die Augen zusammenkneifen und schützte sie auch mit der Hand vor seinem Gesicht. Versuchte was zu erkennen. Er sah nur einen Umriss. Er sah jemanden im Licht stehen. Etwas Großes. Und es fühlte sich an…als würde er diese Gestalt kennen. Der Name lag ihm auf der Zunge, aber er wusste es einfach nicht mehr! Er wollte ihn rufen, aber er konnte nicht! Er erinnerte sich nicht! „Erinnere dich…mein Junge.“ Nier versuchte nach der Gestalt im Licht zugreifen und schrie noch dabei: „WARTE! GEH NICHT!!“ Als die Vögel draußen anfingen zu zwitschern öffnete Nier langsam seine Augen. Sein Kopf tat ihm noch immer weh und er fasste sich mit der rechten Hand an die pochende Stirn. Verzog das Gesicht schmerzhaft. Als wäre sein Kopf in einer Presse gewesen. Verdammt tat das weh! Danach blinzelte er einige Male und sah links neben sich. Er war an einem fremden Ort. Die letzte Nacht war ihm nur noch wage in Erinnerung und alles war mit einem Nebelschleier überzogen und wirr für ihn. Er erinnerte sich an sein verletztes Bein. Sah nun auch zu diesem runter. Sah den Verband und wusste dass er offensichtlich behandelt wurde. Ja…Ja das wurde er. Seine Erinnerungen kamen dazu zurück. So konnte er sich erinnern, dass sein Bein gebrochen war und Caim ihn festhalten musste. Genau. Er musste ihn halten, damit er nicht zappelte. Somit erinnerte er sich auch wieder an die Schmerzen. Sie waren schrecklich gewesen. Er dachte noch nie schlimmere Schmerzen gehabt zu haben in seinem Leben. Doch…warum war er sich da nicht mehr so sicher? Er schüttelte den Kopf und sah nach links. Der blonde, fremde Mann saß am Lagerfeuer und machte bereits essen. Es roch sehr gut…es gab Fisch. So das der Junge schnüffelnd die Nase etwas hob. Es roch einfach so gut. Nier sah die aufgespießten Fische auf Stöcken im Feuer knuspern und braten. Da bekam man echt hunger dabei. Und dann sah der Fremde auch zu ihm, hatte realisiert das er wach war und lächelte freundlich. „Guten morgen. Ich hoffe doch du hast gut geschlafen du tapferer kleiner Kerl.“ Er war nicht klein…Aber das verkniff Nier sich und setzte sich langsam auf. Er nannte ihn bestimmt tapfer, wegen der Behandlung des Beins…Nun zog er sacht sein Bein etwas zu recht und rieb sich kurz mit der linken Hand über die Augen. Als er sie dann auf die Decke sinken ließ, in die er noch eingewickelt war, sah er wieder zu dem Mann und sprach: „Wo ist Caim?“ Er sprach es so münde und blinzelte noch einige Male bis er dann endlich wacher war. Witzig dass das Erste wonach er fragte Caim war. Es wäre vor einiger Zeit noch unvorstellbar gewesen. Der Mann zeigte auf die Fische und sprach: „Er war schon heute Morgen sehr fleißig. Hat diese Fische gefangen und besorgt nun noch etwas mehr. Er ist ein sehr netter Kerl. Sagte ich soll ja gut auf dich aufpassen, oder er würde mich umbringen.“ Dann lachte er ganz kurz und Nier sah etwas leicht genervt zu ihm rüber. Das war mal wieder so typisch Caim. Immer mit Drohen und dem Kopf durch die Wand. Aber dennoch war er überrascht über die Fische. Er war echt losgelaufen und hatte Fisch gefangen. Das Lebensmittel bei dem er sich in der Schule noch angestellt hatte. Woher kamen nur diese ganzen Sinneswandel bei ihm? Mochte er…ihn vielleicht insgeheim?...Nein, ganz sicher nicht. Aber es tat dennoch gut zu hören dass er sich offenbar sorgte. Nur drohen musste er doch nicht gleich immer dabei. Nier wollte aufstehen und zu dem Mann laufen, aber merkte sofort das sein Bein nicht mitmachte. Er verzog das Gesicht voller Schmerz und sah wieder zu seinem Bein. Verdammte Hacke. War er froh wenn das vorbei war. Und auch der Fremde hatte das gesehen und sprach gleich rüber: „Du musst noch liegen bleiben. Es wird Zeit brauchen bis es verheilt ist. Aber du hattest sehr viel Glück. Es war ein sauberer Bruch und ich konnte den Knochen wieder richten.“ Ja das hatte Nier gemerkt. Tat dennoch höllisch weh. Er fasste sich dabei sanft auf das Bein und streichelte drüber. „Wie heißt ihr denn eigentlich?“ Fragte er schließlich und sah wieder zu dem blonden Mann rüber. Der stand plötzlich auf und verbeugte sich stehend sehr höflich vor ihm. Danach setzte er sich wieder und antwortete: „Mein Name ist Leonard. Und wie heißt du mein Freund?“ „Nier.“ Bekam er als Antwort und das sogar wieder fröhlicher und mit munterer Stimme. Man sah ihm an dass er langsam wieder wacher wurde und sich wohlfühlte. Nur an solchen kleinen Dingen wie der Stimmlage oder einem Lächeln, welches er nun auch sanft aufgesetzt hatte. Leonard sah was für ein hübscher Junge er doch ist. Daran gab es keine Zweifel. Besonders seine Haarfarbe war bezaubernd und noch nie hatte er sowas gesehen. Und dann lächelte er freundlich zurück und sprach: „Nier…Das ist ein ungewöhnlicher und schöner Name. Aber er steht dir sehr gut.“ Sicherlich konnte man sich nun darüber streiten welcher Name seltener ist oder welcher nicht, aber dennoch war auch der Weißhaarige davon überzeugt dass sein Name sehr ungewöhnlich war. Aber er erinnerte sich nicht wer ihm diesen gegeben hatte. Eigentlich konnte es ja nur eine Mutter gewesen sein, an die er sich nicht mehr erinnerte. Das lag zumindest nahe. Sein Name…irgendwie sagte ihm das was…Was war noch mal damit? Hatte er wieder geträumt? Er erinnerte sich nicht. Der Vorhang zu Nier seiner Linken wurde plötzlich beiseite geschoben und er sah ein vertrautes Gesicht. Caim kam natürlich rein und hatte seinen Rucksack über die rechte Schulter gelegt. Kaum als er drin war schlich sein Blick erst mal zu Leonard, aber kurz darauf auch schon zu Nier rüber, der etwas beschämt lächelte und winkte. Und das nicht ohne Grund. Sicherlich durfte er sich gleich wieder sowas anhören wie: deinetwegen sind wird hier. Oder: Du bist so ein Idiot. Nier wartete nur darauf eine mit Wörtern geschellt zu bekommen. Doch nichts der gleichen passierte. Stattdessen kam der Dunkelhaarige weiter rein und legte den Rucksack neben Leonard an das Lagerfeuer. Ohne jemanden zu antworten und stumm, lief er dann zu Nier rüber und der sah ihn nur an. Er sah den ernsten Blick auf dem Gesicht des Älteren und fragte sich was wieder los war. Was er nun zu hören bekam. Doch Caim kam direkt vor ihm in die Hocke und fasste sanft auf die Stirn des Weißhaarigen, der ihn nur erschrocken ansah und ebenfalls schwieg. Es waren nur Sekunden in denen Caim die Hand an der Stirn hatte, doch sie war schön warm und er so sanft dabei, dass Nier einfach nur schwieg und ihn ansah. Und als sie seine Stirn verließ, war es als würde man ihn aus seiner Trance reißen und er blinzelte auf. Caim sprach neutral zu ihm: „Wenigstens ist das Fieber wieder gesunken. Wie geht es dir? Und sag mir nicht wieder: alles ist okay.“ Dann sah er ihn nur weiter an und Nier musste sich kurz das Lachen verkneifen. Er lächelte aber nur und schüttelte kurz den Kopf. Sah ihn wieder an und sprach: „Es geht mir besser als gestern. Gut so?“ „Das kaufe ich dir sogar ab.“ Sprach sein gegenüber und kam wieder auf die Beine. Er wand sich um und lief wieder zu dem Vorhang nach draußen. Alle sahen ihm verwirrt nach, bis er sie erleuchtete und sprach: „Ich habe noch Holz besorgt. Bin gleich wieder da.“ Dann sah er noch mal am Vorhang zu Nier hinter und fügte hinzu: „Iss gefälligst, wenn du noch nichts gegessen hast. Ich racker mich hier nicht umsonst ab!“ Und dann verschwand er auch schon hinter dem Vorhang und aus der Sicht aller Beteiligten. Ließ die mit großen Augen zurück. Das war…nett auf seine Art und Weise gewesen. Während Nier noch weiter zum Vorhang sah, pflückte Leonard sich schon einen Fisch aus dem Feuer und legte ihn auf ein geschnitztes Holzbrett. Als er das gemacht hatte, sah er einfach in Caims Rucksack und fand dort viele gute Sachen vor. Er war fleißig gewesen. Hatte also den Supermarkt erreicht und noch Kräuter und weiteres essen besorgt. Er war wirklich zuverlässig und fruchtlos. So zog er dann einige Gewürze hervor und würzte den Fisch vor sich. Legte noch einen Apfel dazu und nahm sich dann eine kleine Flasche Wasser. All dies balancierte er dann zu dem Jungen rüber und setzte sich neben ihn auf den Boden. Nier erwachte und sah zu ihm. Sah wie ihm das Brett mit dem Essen gereicht wurde und Leonard sprach: „Du hast ihn gehört. Lass es dir schmecken.“ Überrascht nahm der Junge das Bett an und sah auf dieses herab, was er auf seinen Schoß abgestellt hatte. Es roch so unglaublich gut. So sehr dass ihm schon das Wasser im Mund zusammen lief. Mal nichts Kaltes aus der Dose. Er würde sich das definitiv schmecken lassen! Doch bevor er anfing zu essen, sah er noch zu wie Leonard neben ihm aufstand und wieder zu den Fischen am Lagerfeuer ging. Anfing mehrere auf einem anderen Brett zu stapeln. Als er das sah fiel ihm auch auf was Caim alles besorgt hatte. Und war fasziniert, da es nicht gerade wenig war. Nicht nur musste er sehr früh schon losgegangen sein um zu fischen, sondern war auch noch Holz holen und anderes Essen aus einem Laden besorgen. Er war so fleißig gewesen, so kannte man ihn überhaupt nicht. Und das bevor der Weißhaarige überhaupt wach wurde. Nier war positiv überrascht. Und dann sah er wieder auf sein Brett runter. Er lächelte. Auch wenn Caim das nie zugeben würde…er tat das für Nier. Das wusste der Kleine einfach. Es fühlte sich so an. Leonard sah das Lächeln, als er zufällig rüber sah und musste auch kurz sanft lächeln. „Er ist ein guter Mann.“ Aufmerksam sah Nier zu ihm rüber. „Hm?“ „Dein Freund Caim. Er ist ein guter Mann. Er ging bereits sehr früh los um dir Nahrung zu besorgen und das ganz alleine. Das ist sehr mutig und selbstlos. Würde man überhaupt nicht denken so wie er sich gibt.“ Ein guter Mann…Caim ein guter Mann. Das war so ein Unterschied wie Nacht und Tag. Zumindest hätte er damals so von ihm gedacht. Inzwischen war er sich aber auch dessen bewusst. Sich bewusst dass unter dieser harten und abwehrenden Schale ein Mensch war der sehr fürsorglich und liebevoll sein konnte. Man musste es nur aus ihm raus kitzeln und ihm Zeit geben…Oder? Nier hatte das Gefühl nicht mal wirklich was dafür getan zu haben. Caim machte das…ganz von allein. Es war nicht so das er sagte: Hey mir werden gleich die Knochen gerichtet, also halt mich mal und drück mich ganz fest und sanft an deine Brust und tröste mi…Er schlug sich plötzlich schlagartig ins Gesicht so das es leicht klatschte. Leonard sah wieder von seinem Lagerfeuer auf und schien verwirrt. Nier saß einfach nur da und rieb sich kurz die linke Wange. Das hatte echt gezogen. Leonard fragte sichtlich verwirrt: „Alles okay?“ Schnell sah Nier zu ihm und sprach: „J-ja! Alles klar! Da war nur eine Stechmücke!“ Eine Lüge. Und die kaufte ihm der Blonde auch in der ersten Sekunde ab. Aber nicht mehr als er dann sah wie Nier da saß und auf sein Brettchen vor sich starrte. Sichtlich in Gedanken versunken war. Und das zu recht. Wie…wie kam er wieder auf sowas? Ihm war wieder einfallen was passiert war. Es war verschwommen gewesen wegen der Schmerzen, aber er erinnerte sich schwach daran. Erinnerte sich wie Caim ihn gehalten hatte. Ihn von hinten umschlungen hatte und ihm versprach…Er versprach auf ihn aufzupassen…Noch nie hatten ihn Worte so sehr berührt wie diese. Nicht mal von Yonah. Und als er noch immer nicht angefangen hatte zu essen räusperte sich Leonard und riss Nier aus seinen Gedanken. Er sah zu dem blonden Mann und der zeigte auf das Brettchen auf dem Schoß des Jungen. Ja klar. Essen. Es wurde mal zeit. Und so fing er an zu essen. Und es war eine Gaumenfreude. Besonders der Fisch war lecker und gut gewürzt. Er hätte sich darin rumrollen können. Oder noch zwei mehr nehmen. Er wurde beobachtet und sein Beobachter sprach dann sanft: „Ihr mögt ihn sehr, nicht wahr?“ Wen? Den Fisch? Warum nicht? Aber dann sprach Leonard weiter: „Also ich meine Caim.“ Nier verschluckte sich fast an seinem Fisch und hustete danach. Klopfte sich mit der rechten Faust auf die Brust und kam dann wieder zur Besinnung. Er lief leicht rot an und sprach abwehrend rüber: „Caim?! Nein! W-wird sind nur Freunde! Eigentlich sind wir nicht mal das, sondern nur per Zufall zusammen geraten! Wir arbeiten nur zusammen bis wir wieder bei meiner Schwester und seinem Freund sind! Mehr nicht!“ Ach so war das also, ja? Leonard lächelte weiter und sprach dann, während er die Fische bearbeitete: „Ach so. Naja er scheint euch sehr zu mögen.“ Nier sah plötzlich traurig vor sich auf den Boden neben den Matratzen. Seine Stimmung schwang sofort in eine andere Richtung und als er sprach, sah Leonard wieder zu ihm. Hörte die Trauer in der sanften Stimme, die sehr gedämpft sprach: „Er mag mich nicht…Ich bin ihm nur eine Last. Bereite ihm nur Probleme…Ohne mich wäre er sicherlich besser dran. Ohne mich würden wir nicht hier stecken und er müsste sich nicht um mein gebrochenes Bein kümmern. Wegen mir ist er in dieser Lage.“ Leonard sah ihn an…Wow, da ging aber einer sehr heftig und hart mit sich selbst ins Gericht. Er hörte ihm an dass dieser Junge sehr große Selbstzweifel hatte und vielerlei Sorgen besaß. Er wollte offenbar niemanden zu Last fallen und sah sich selber oft als den Schuldigen für alles an. Das ein Junge seines Alter sich so selbst zerstörte, wie in dem Moment…war besorgniserregend. Das hörte sich nach einer harten und qualvollen Vergangenheit an. Dieses Kind musste viel durchgemacht haben. Denn irgendetwas löste bei ihm dieses Verhalten aus. Und meist waren das Traumata die nie verarbeitet wurden. Man nicht geschafft hatte diese zu überwinden. Und das in so einem zarten Alter. Er schätzte ihn gerade mal 15 oder 16 Jahre alt. Doch dann sprach er zu Nier: „So sah er aber gestern Nacht nicht aus.“ Da sah Nier wieder vom Boden auf und erstaunt zu ihm rüber. „Was?“ „Naja so sah er gestern nicht aus. Du kannst dich vielleicht nicht mehr an alles erinnern, aber ein Mann der jemanden nicht leiden kann, geht nicht so mit dir um wie er das gestern getan hatte. Er schien mir sichtlich besorgt um dich. Ich…ich hätte nie gedacht das ich einen Mann wie ihn treffen würde in dieser Welt. Einen Mann der so hart und stark wirkt, dies einfach überall ausstrahlt und dann auf der anderen Seite so zärtlich und sanft mit dir umgeht wie gestern. Ich hätte nie gedacht dass jemand so aggressiv und sauer dich so sanft berühren kann. Und vor allem an deiner Seite bleibt und dich im Schlaf behütet. Er ist eine wirklich treue Seele, wenn man das bei ihm hart verdient hat. Ich habe eine gute Menschenkenntnis. Allein durch meinen Beruf schon. An ihm ist mehr dran, als er zeigt.“ Das stimmte. Es stimmte einfach. Caim hatte ihn sanft berührt und gepflegt. Er hat ihm beigestanden und geholfen. Und es überraschten Nier doch tatsächlich diese einen Worte….Das er ihn behütet hat. So fragte er neugierig und unsicher: „Caim hat…mich behütet?“ Das konnte nicht sein. Von welchem Caim sprachen sie da?! Dem Arschloch? Dem Mistkerl der ihn mit dem Tod von Yonah erpresst hatte? Der ihn immer anmachte und niederschlug? Sich immer nur um seinen Mist kümmerte und ihm andere egal waren? DAS war der Caim den er kannte! Warum… sollte er sich verändert haben? Warum nur? Es gab öfters Momente in denen er dachte Caim wäre netter als er tut. Er glaubte es zu sehen und zu fühlen. Aber…aber war das vielleicht alles nur gespielt? Machte er das nur weil er wieder schnell zurück wollte? Ja…das klang mehr nach ihm…Leonard nickte auf seine Frage zurück: „Er hat die ganze Nacht neben euch gesessen und kein Auge zugemacht. Ist nicht von deiner Seite gewichen und hat über dich gewacht. Ich bin beeindruckt wie stark er ist und was er heute Morgen schon alles geleistet hat. Er müsste eigentlich sehr müde sein.“ Er hat was getan? Was war nur in ihn gefahren? Was trieb ihn an so zu sein? Das ergab doch alles keinen Sinn mehr. Er hasste ihn doch! Nier war sich sicher das Caim ihn hasste! Er musste ihn hassen. Allein schon weil er sie oft in Probleme brachte! Allein weil er das mit Louise verbockt hatte und sie deswegen hier waren! Er war…so durcheinander. Wusste nicht mehr was er denken sollte. Der Vorhang des Flugzeugeingangs öffnete sich und beide sahen hin. Caim kam mit einer Menge an Feuerholz, unter dem linken Arm, wieder zu ihnen rein und legte es hinter Leonard an die Metallwand. Völlig stillschweigend nahm er sich einfach einen Fisch von dem Brett vor Leonard und kam rüber zu Nier. Setzte sich neben ihm auf den Boden und vor die Matratze, als er anfing zu essen. Nier sah ihm in den Rücken. Schon wieder. Er machte es schon wieder…Setzte sich schützend vor ihn. Nur in seine Nähe um ihn zu bewachen. Oder bildete er sich das wieder ein? Caim schlang den Fisch förmlich runter und sah dann hinter zu dem Weißhaarigen. Sah das der Apfel noch auf dem Brett lag und sprach dann zu ihm: „Du brauchst Obst damit du wieder fit wirst. Also futter ihn gefälligst.“ Nier sah ihn nur an und nickte dann stumm. Griff sich das Obst und fing an zu essen. Es war süß und schmeckte sehr gut. Wie damals die Pfirsiche. Doch der Apfel war noch besser. Er war saftiger und frisch. Wo hatte er diesen nur her? Man sah Nier an dass es ihm gut tat Obst zu essen. Er hatte ein kleines Schmunzeln im Gesicht dabei. Immerhin etwas. Jetzt musste nur noch sein Bein schnellstmöglich heilen. Was hoffentlich bei ihm als Drache nicht so lange brauchte. Brüche verheilten Monate lang, je nach Schwere grad natürlich. Doch Caim war sich sehr sicher, dass sie es auch so zu Inuart schaffen würden. Selbst wenn er ihn den ganzen Weg tragen musste. Ob er das Risiko aber einging, wusste er persönlich nicht. Nachts schwirrte ein Geist mit Federn über diesen Bezirk hu nun her und Tagsüber konnten es Legion oder im schlimmsten Falle Menschen sein die ihnen das Leben erschweren würden. Doch er persönlich wollte ungern an diesem Ort verweilen. Es lag nicht an dem Priester…sondern an dem Gespenst da draußen. Es machte ihm Unbehagen. Was wenn dieses Ding doch nachts anfing in ihr Lager zu schleichen? Er war nicht genug bewaffnet um sich einem Monster zu stellen. Vor allem einem das fliegen konnte. Nicht mehr. Und Nier war zu schwach, selbst wenn er sich auf Kommando verwandeln könnte würde das nichts bringen. Es war echt eine Zwickmühle. Drei Tage…Inuart verbrachte meist drei Tage in ihrem Lager, wenn sie getrennt werden würden. So war das abgesprochen gewesen. Danach könnte er weiter ziehen und denken Caim wäre tot. Damit hatten sie noch einen Tag Zeit um wieder zurück zum Lager zu kommen…Also mussten sie morgen am Besten da sein. Was bedeutet…sie müssten heute los. Doch konnte er das Nier zumuten? In dem Zustand? Eigentlich sollte ihn das nicht kümmern. Und dennoch tat es das. Er war hin und her gerissen, auch wenn er das sehr gut verbarg. Leonard kam mit dem Brett voller Fische auf sie zu und reichte es Caim runter, als Geste sich noch ruhig etwas zu nehmen. Der tat das auch, aber nicht für sich. So reichte er auch kurz darauf den Fisch zu Nier hinter und legte ihm diesen auf sein Brettchen auf dem Schoß. Etwas überrascht sah ihn der Junge an und danach aß er ihn aber auch schon freudig auf. Er wollte gerne noch einen Fisch haben. Umso besser. Dachte vor allem nicht zu sehr über die Geste nach. Und während er aß sah Caim wieder zu Leonard zurück, der sich vor ihn auf den Boden gesetzt hatte, das Brett neben sich legte und dann sprach: „Was habt Ihr als nächstes vor? Ihr könnt gerne so lange bleiben bis sein Bein wieder verheilt ist.“ Das war ein schönes und nettes Angebot, aber auch eines was der Braunhaarige nicht annehmen wollte. Es lag einfach daran dass Inuart sonst weiter zog und sie keine Ahnung hatten wohin. Zudem würde er die Kleine mitnehmen und Caim wollte keinen nervenden Drachen an seiner Seite haben der dann immer wieder anfing rum zu heulen weil Yonah weg wäre. Das tat er sich selbst nicht an. Doch ehrlich gesagt wusste er noch immer nicht was er machen sollte. Doch wenn, dann tendierte er mehr dazu einfach zu gehen. Allein schon wegen dem Vieh das hier sein Unwesen trieb. Doch eigentlich war der Tag noch lang und sie konnten sich überlegen was zu tun war. So sollte man denken. Aber alles schien darauf hinaus zu laufen, dass sie in der Dämmerung von hier verschwanden. Noch bevor das Biest aufwachte und sie zu Inuart konnten bevor es zu spät war. Sicher gab es auch seine Vorteile in der Nacht zu gehen. Allein weil mehr Legion draußen unterwegs waren rannten sie nicht in die Gefahr Menschen zu begegnen. Und vor Menschen hatte Caim mehr Sorge als Legion. Legion waren, im Gegensatz zu Menschen, berechenbar. Sie machten immer das Selbe. Waren demnach auch leichter zu umgehen Aber Menschen konnten denken und das Risiko wollte Caim nicht eingehen. Sie stellten Fallen und lauerten, im schlimmsten Fall, in Häusern mit Waffen. Da versuchte Caim lieber sein Glück bei den Legion im Schutz der Dunkelheit. Vor allem mit einem Verletzten im Schlepptau. „Wir werden heute Nachmittag verschwinden. Am besten in der Dämmerung.“ Nier schluckte runter und sah wieder links neben sich zu Caim, als der das gesagt hatte. Er wollte wirklich schon gehen? Das war sehr gut. Zum ersten mal waren sie einer Meinung. Er musste so schnell wie möglich wieder zu Yonah. Also er war voll auf seiner Seite mit der Entscheidung. Doch Leonard schien plötzlich besorgt und sprach: „Ihr wollt wirklich so spät aufbrechen? Trotz der Gefahr in der Nacht?“ „Bis dein Monster aufwacht sind wir schon lange aus dem Bezirk raus.“ Antwortete Caim und Nier sah verwirrt und abwechselnd zwischen den Beiden hin und her. Was hatte er noch mal verpasst? Welches Monster? Beunruhigt legte er dann den Fisch auf das Brettchen und sprach zu ihnen: „Welches Monster?“ Er schien sehr nervös und laut Leonard sollte das auch besser so bleiben, dann was da draußen lauerte war schlimmer als jeder Legion. Doch Caim blieb dagegen ruhig und sprach ehrlich zu Nier: „Es treibt sich hier angeblich nachts ein fehlgeschlagenes Experiment von der Hermelin Organisation herum. Zumindest denke ich dass es eins ist. Aber das ist schon okay. Wir sind weg bevor es aufwachen wird. Zerbrich dir also jetzt bloß nicht wieder den Kopf daran!“ Er sollte sich nicht den Kopf daran zerbrechen?! Was sollte er denn tun wenn er hörte dass ein weiteres Monster neben Louise existierte?! Genau so einen Blick warf er ihm dann auch zu, als Caim über seine rechte Schulter zu ihm hinter sah. Einen Ausdruck der Fassungslosigkeit. So schüttelte Nier den Kopf und sprach danach: „Warte mal kurz…du willst mir sagen dass es noch ein Monster wie Louise da draußen gibt?! Wie lang habe ich den geschlafen dass ich davon nichts mitbekommen habe?!“ „Leider nicht lange genug…“ Sprach Caim genervt leise zu sich und fauchte dann aber auch wieder: „Willst du wieder zu deiner kleinen Schwester oder nicht?!“ Das war das Todschlagargument. Er packte es wieder mal aus. „Natürlich will ich das! Aber wenn hier so ein Monster rumrennt dann müssen wir es wieder aufhalten! So wie Inuart es gesagt hatte! Es könnte doch für die Umwelt gefährlich werden!“ Caim schüttelte den Kopf. Nicht schon wieder! Er konnte es echt nicht mehr hören! Dieses verdammte Einmischen in andere ihre Probleme! Dennoch blieb er ruhig, obwohl er platzen könnte und antwortete gefasst: „Es ist nicht wie das was wir gesehen haben. Offenbar hat es Federn und jagt nur nachts nach Legion und Menschen. Und außerdem ist es nicht unser Problem!“ Da hatte er wohl leider Recht. Es war nicht ihr Problem. Aber konnte man sich einfach so abwenden und weiter zulassen dass es Menschen töten würde? Eigentlich…hatte Nier allen Grund Menschen nicht helfen zu müssen. Nach dem was in dem Haus passiert war erst recht nicht. Diese fast gelungene Vergewaltigung. Aber war es deswegen richtig einfach alle über einen Kamm zu scheren? Leonard über diesen Kamm zu scheren? Er war eigentlich der Beweis dafür dass es nicht richtig war. Er hatte ihnen geholfen, er war einer der netten Menschen auf dieser Welt. Nier konnte sowas nicht einfach aus dem Stehgreif entscheiden und sich ohne länger darüber nach zu denken abwenden. Caim aber schon und das war seine Meinung: Sie gehen und ließen Leonard sich selbst wenn er bleiben wollte. Noch dazu wollte er sich nicht um noch ein Maul mehr kümmern dass gefüttert werden müsste, wenn sie ihn mitnahmen und er zu Gruppe gehörte. Darauf hatte er kein Bock. Einer mehr, ein Problem mehr. So einfach war die Rechnung für Caim. Nier dagegen sah zu Caim und sprach etwas fassungslos: „ Er hat uns geholfen. Er hat mir geholfen. Und du willst dich einfach wieder abwenden und gehen? Wie kannst du so sein, nach allem was er für uns getan hat?“ Es nervte einfach nur noch. Er nervte Caim so sehr, dass er sofort aufstand und mürrisch von ihnen weg lief. Bloß weg aus dieser Wolke von Naivität. Er lief genau auf den Vorrang zu und drehte sich dann noch mal zu Nier um, sah ihn sauer an, sprach ernst und abschließend: „Das ist mein letztes Wort! Du bist auf mich angewiesen, also habe ich auch das Sagen! Deswegen gehen wir später auch los. Ich bin es leid immer auf andere achten zu müssen!“ Und damit wand er sich endgültig ab und verließ das Wrack. Nier sah noch erschrocken zu dem Vorhang hin, durch den er verschwunden war. Erneut…Da war er wieder…der Caim den er kannte. Er wurde aus ihm einfach nicht schlau und das machte ihn inzwischen wütend. Er wollte am liebsten das Brettchen hinterher werfen, aber riss sich zusammen. Stattdessen aß er seinen Fisch einfach stumm weiter und unterdrückte seinen Zorn in sich. Dieser verdammte Dickkopf. Dieser Blödmann! Er wollte ja auch so schnell wie möglich wieder zurück! Allein wegen Yonah. Aber Leonard einfach im Stich zu lassen, obwohl er ihnen so sehr geholfen hatte, dass fand Nier nicht richtig. Und noch schlimmer war dass er wegen seiner Gefühle verwirrt war. Wie sollte er fühlen? Er hatte so vieles in sich. Mal verabscheute er den Braunhaarigen und dann fühlte er sich wieder zu ihm hingezogen. Benahm sich wie ein verliebtes Mädchen. Er wusste selber nicht mehr wo er nun genau dran war. Weder an sich noch an Caim. Und das frustrierte. Er durfte sich nicht in ihn…er wollte das nicht. Aber… Der blonde Mann schien Caim seine Worte nicht so ernst zu nehmen wie der Junge vor sich. Er war gerührt dass man ihm offensichtlich dankbar war, zumindest von einer Seite, aber wenn man einfach gehen würde, wäre es auch okay. Er half Menschen und nahm sie nicht aus oder wollte etwas dafür. So schnaufte er und legte das Brett mit den fertigen Fischen neben Nier auf den Boden, so dass dieser sich noch was nehmen konnte wenn er wollte. Dann sprach er sanft zu dem Kind wovon er überzeugt war: „Du bist seine Priorität und nicht ich. Es ist gut so. Er möchte dich sicherlich nur wieder in Sicherheit wissen.“ Ja genau…Nier sah das nicht so und deswegen sprach er auch: „Der einzige den er in Sicherheit wissen will, ist er selber. Ich bin so ein Idiot…“ Er klang schon wieder sehr geknickt dabei, so dass der Mann vor ihm seufzen musste. Der Fall war für Leonard inzwischen schon klar und er würde an jedem Zweifeln der es nicht so sah oder bemerkt hatte was da los war. Hach ja, manchmal brauchte es einfach etwas Zeit um zu verstehen. Junge Liebe brauchte immer etwas Zeit. Und so stand er dann auf und lief zu einem seiner Pappkartons rüber, die neben der Tür zum Cockpit standen. Er wühlte etwas in ihnen herum, zwischen Magazinen und anderen Unterlagen. Doch dann fand er was er suchte und zog es heraus. Es war ein großes und altes Buch, und darauf lagen noch weitere Bücher und Magazine. Damit kam er wieder zu Nier und der sah verwundert zu ihm, als er den Stapel vor dem Jungen seiner Matratze ablegte. Was sollte das denn? Leonard lächelte ihn im Stehen an. „Mach dir nicht zu viele Gedanken. Schone dich lieber noch und entspanne etwas. Ich habe hier einige Bücher in denen du gerne lesen kannst. Vielleicht lenkt dich das etwas ab.“ Okay. Naja besser als sich über Caim den Kopf zu zerreißen. Nier nahm eines der Bücher auf seinen Schoß, nachdem er das Brettchen beiseite gestellt hatte. Er schmunzelte und musste sich das verzweifelte Lachen verkneifen. Das würde bestimmt helfen, wenn er lesen könnte. Aber er wollte auch nicht unhöflich sein, also nickte er und blätterte in einem Buch herum, während Leonard sich umdrehte und zum Cockpit ging. Er konnte vielleicht nichts lesen, aber wenigstens gab es hier und da mal Bilder die er ansehen konnte. Und es faszinierte ihn wirklich sehr, vor allem ein Magazin über Mode, das er danach nahm. Als würde man in eine fremde Welt blicken. Er war erstaunt wie die Menschen sich so vor der Apokalypse gekleidet hatten, oder mit welchen Mitteln sie warben und sie damit verkaufen wollten. Alles Dinge von denen er keine Ahnung hatte, besonders bei den Parfüms, was er ja nicht kannte. Er fragte sich ob es was zum trinken sei, mit Geschmack, weil es in einem Glas aufbewahrt wurde. Und auch die verschiedenen Kleider und Kleidungen die er sah fand er interessant. Bei manchen fragte er sich sogar wieso man sowas tragen wollte. Einiges sah sehr unbequem aus. Und als er eine Seite weiter halb nackte Frauen mit Unterwäsche sah, blätterte er schnell weiter. War etwas rot dabei gewesen. Peinlich. Warum zeigte man sowas freiwillig? Doch dann wurde es wieder besser. Die nächsten Seiten kamen und er sah sich Kleider von Frauen an. Nicht speziell die Kleider sondern die Damen. Ihm fiel etwas an ihnen auf…sie waren alle so schlank. Yonah hatte mal erzählt das es alles damals in Hülle und Fülle gab, also auch Essen. Wieso also waren diese Frauen so schlank? Er konnte nur glauben dass sie absichtlich nichts aßen um so schlank zu bleiben, also das sie hungerten. Das war seiner Meinung nach bescheuert. Warum aß man nichts wenn es doch genug davon gab? Nur für das Aussehen? Er schüttelte den Kopf. Einige Menschen waren echt bekloppt. Und dann war er mit dem Magazin durch und legte es beiseite, sah auf dem Stapel neben sich ein altes und dickes Buch liegen, welches er sich als nächstes griff. Er hatte genug Zeit zum todschlagen. Mit seinem Bein ging er nirgends hin und war an das Bett gefesselt. Doch als er das Buch aufblätterte wusste er schon dass es nichts Gutes werden würde. Er sah nur Text. Konnte aber ja nicht lesen. Also war es uninteressant. Aber dennoch blätterte er darin einfach weiter und blieb dann auf seiner Seite stehen…die seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Vielleicht war es doch interessanter, als er dachte. Dort sah er nämlich ein Bild auf der linken Seite. So groß wie die Seite war es und…und er wollte wissen was dort drin stand. So sah er zu Leonard und rief rüber: „Leonard?“ Der hörte den Ruf und sah aus seinem Cockpit raus. Wo er eben noch einige Medikament zählte und überprüfte. Er stellte sie vor sich in einen Kasten und stand dann auch gleich schon auf, kam zu dem Jungen gelaufen, der auf das Bild auf der Seite vor sich im Buch zeigte und dann ehrlich sprach: „Was steht hier? Was bedeutet das? Ich…ich kann nicht lesen.“ Zuerst schien der Blonde etwas verwundert. Ein Junge in seinem Alter der nicht lesen konnte? Das war an sich schon seltsam in ihrer heutigen Zeit. Doch es gab sicherlich Gründe dafür und die meisten modernen Japaner konnten kein Altjapanisch lesen. Er war dem aber noch mächtig. So schmunzelte er und kam neben Nier auf die Matratze, nahm das Buch in seinen Schoß, das sehr alt und groß war und sprach dann: „Das ist ein sehr altes und kostbares Buch…Es war das Einzige was ich aus meinem Tempel, in dem ich arbeitete, noch retten konnte, nachdem die Welt anfing zu brennen. Alles andere wurde vernichtet im Krieg. Weist du Nier…es ist ein Buch über alte Geschichten unserer Welt und wie sie angeblich früher mal gewesen ist. Aber keiner ist sich so wirklich sicher ob es wahr gewesen ist oder nicht.“ Nier sah von ihm weg und wieder auf das Bild im Buch. Auf diesem Bild war eine alte Zeichnung die wohl eine Steppe zeigte mit Kühen und Bauern. In der Ferne sah man ein Schloss und im Himmel daneben…eine fliegende Kreatur die Feuer spie. Einem Drachen sehr ähnlich nur sehr komisch gemalt und die Seiten waren auch alt und vergilbt. Das…das war kein Zufall. Und genau das zog Nier so an und faszinierte ihn. Wie Drachen abgebildet waren in dem Buch. Sie sahen sehr furchteinflößend aus und gefährlich. Ihm wurde unwohl dabei. Leonard sprach weiter: „Damals ging man davon aus dass die alte Welt noch von Magier erfüllt gewesen ist. Es gab fliegende Schiffe, singende Wälder, magische Wesen und Menschen die mit Magie kämpfen konnten und mit dieser auch Monster beschworen. Da man aber nie Beweise dafür gefunden hat, wie Skelette von magischen Wesen oder Magie an sich, hält man das alles für Fantasie und Aberglaube.“ Fantasie und Aberglaube…Nier sah einfach weiter den Drachen im Bild an und faste sanft mit der rechten Hand darauf. Fuhr mit den Fingern an dem Drachen entlang und sprach dann: „Ich frage mich wie es wohl gewesen ist…wie SIE damals gewesen sind.“ Leonard sah zu ihm. „Wenn es sie jemals gab…Meine Kollegen sahen das immer als Aberglaube an. Aber ich dachte nicht so. Ich hatte mir oft vorgestellt wie es wohl gewesen sein könnte. Eine Welt in der Drachen am Himmel flogen und Magie existierte. Ob wir das alles vielleicht nur vergessen haben? Wir Menschen vergessen vieles über die Zeit. Auch gerne mal wichtige Dinge. In diesem Buch stehen viele Sachen drin, als wäre es wirklich so gewesen und sogar sehr detailliert erklärt. In meiner Freizeit habe ich es oft gelesen und studiert, ich wurde sogar deswegen teils verspottet. Sie nannten mich den Abergläubigen-Priester.“ Nier nahm die Hand von dem Bild und sah wieder zu Leonard neben sich auf. „Steht in diesem Buch auch etwas über Drachen? Also wie sie gelebt haben oder so.“ Leonard lächelte. Er war froh mit einem Menschen darüber reden zu können der sichtlich daran interessiert zu sein schien und ihn mal nicht für verrückt hielt. Also war er völlig in seinem Element und sprach erfreut: „Aber natürlich steht etwas darüber drin. Das waren immer meine Lieblingsseiten. In ihnen wurde oft über Drachen gesprochen. Drachen hatten damals offensichtlich eine sehr wichtige Funktion, aber diese ist leider nicht hier drin beschrieben worden. Sie waren stark und eitel, hielten sich meist als etwas Besseres als alle anderen Lebewesen. Man sagte ihnen sogar nach dass sie unsterblich waren und nur starben wenn sie getötet, vergiftet oder schwer verletzt wurden. Und einen Satz fand ich höchst interessant. Das sie nämlich immer und immer wieder als Wächter beschrieben wurden.“ „Als Wächter von was?“ „Das steht hier leider nicht drin, aber ich glaube es könnten Kammern mit Gold oder Königreiche gewesen sein. So wie in allen Geschichten, oder? Es steht hier: Solange ein Drache existiert, ist die Welt gesegnet.“ Die Welt war gesegnet? Nier sah wieder zu dem Bild mit dem Drachen vor ihnen und dieser Satz ratterte ihm im Kopf rauf und runter: Solange ein Drache existiert, ist die Welt gesegnet…Was sollte das bedeuten? Hatte es überhaupt etwas zu bedeuten? Oder waren das nur Märchen? Zog er sich da gerade etwas auf dem Hintern? Er wusste ja nicht mal ober er ein solcher Drache überhaupt war. So wie sie in diesem Buch beschrieben wurden. Nichts davon passte zu Nier. Er war weder eitel, noch eingebildet oder hielt sich für was Besseres. Und stolz erst recht nicht. So ein Drache war er einfach nicht. Aber er war ja auch ein Mensch. Konnten sich diese auch in Menschen verwandeln? Aber vielleicht waren das wirklich nur Märchen, so wie Leonard sagte und ihm immer wieder gesagt wurde. Keine Ahnung…Vielleicht klammerte Nier sich nun auch oft verzweifelt an etwas um herauszufinden wer er war. Sah vielleicht auch Gespenster deswegen. So seufzte er und dann sprach der Mann neben ihm: „Ich hätte gerne mal einen gesehen…einen Drachen. Nur um zu wissen ob die Geschichten wahr sind…Wer möchte nicht mal einen echten Drachen sehen, oder?“ Er sagte das sehr fröhlich und Nier sah zu ihm hoch. Lächelte ihn ab, aber auch etwas traurig dabei. Doch wusste er selber nicht warum. Ja…wer wollte das nicht? Jeder wollte doch bestimmt mal gerne einen Drachen sehen…Sogar Nier. So sah er wieder zu dem Bild und fühlte sich plötzlich so schwer. Schwer um sein Herz, so das er mit der rechten Hand dort hin fasste. Warum auch immer und woher das auch immer kam, er fühlte sich plötzlich sehr traurig…wenn er dieses Bild vor sich sah. Und das war berechtigt. War er…wirklich der Einzige? Gab es nur ihn und keinen anderen von seiner Sorte? Noch nie zuvor hatte er sich darüber Gedanken gemacht, aber nun passierte es einfach. Er war auch ein Mensch aber…dennoch fühlte er sich sehr einsam…Und das weil er auch ein Drache war. Der Einzige. Und da war noch etwas neben seiner Trauer, was ihn plötzlich überfiel…Einsamkeit. Caim saß derweil draußen, etwas weiter unten am Hügel, auf einem Stein und schnitzte mit seinem Kampfmesser an einem Stock herum. Er wusste selber nicht warum er das tat. Wahrscheinlich weil es ihn einfach beruhigte und er sich somit von Nier ablenken konnte. Riss einfach nur Fetzen aus dem Stock, ohne Muster. Denn er war immer noch genervt wie hilfsbereit und dumm der Junge einfach war. Leonard hatte sich seine Folter selbst ausgesucht und nun sollte er auch alleine da durch. Sie würden ihm nicht helfen. Das war nicht ihre Aufgabe. Aber Nier tendierte wieder dazu es zu ihrer zu machen und das kotze ihn an! Doch es war egal was der Kleine wollte, Caim hatte das sagen und fertig. Da konnte sich Nier auf den Kopf stellen. Es gab nur eine Möglichkeit wie er dass alles noch mal überdenken würde… So hatte er nach Minuten einfach einen Stock komplett zerschnitten und warf ihn vor sich weg. Das Kampfmesser, welches er dafür benutzte, hatte er von Leonard bekommen. Der alte Mann hatte nicht viel an Waffen, aber die paar Teile die er besaß waren okay und von guter Qualität. Er schien mehr ein Sammler zu sein, denn man konnte sich nicht vorstellen dass ein Priester eine Machete benutzen würde. Auch wenn es inzwischen angebracht wäre. Immerhin war der Braunhaarige nicht mehr komplett unbewaffnet. Er hielt es vor sich, zwischen den Beinen und sah es sich von allen Seiten an. Aber mehr weil er in Gedanken war. Er konnte noch immer nicht vergessen was er letztens getan hatte. Das in der letzten Nacht mit dem Bein von Nier. Und besonders noch das was er mit Nier gemacht hatte…Wie er ihn an sich gedrückt und behütet hatte. Ihm sanft durch das Haar glitt und wie schön es im Licht funkelte. Wie sanft es war…Wieso ging ihm das nicht aus dem Kopf? Auch fiel ihm auf das er sehr oft wegen dem Thema mit Yonah inzwischen an die Decke ging. Oder leichter an die Decke ging als vorher. Allein wenn er daran dachte wurde er schon wieder mies gelaunt. Wenn er daran zurück dachte wie sie lachte und wie nahe sie und Nier sich standen. Wie er sie beschützte und sie anlächelte. Er könnte kotzen…Schon wieder. Er tat es schon wieder. Was war nur los mit ihm? Es sollte ihm alles eigentlich egal sein. So wie früher. Da war es noch leichter gewesen. Er griff sich mit der rechten Hand an die Stirn und schnaufte aus. Er kam sich immer mehr wie in einem Irrenhaus seiner Gefühle vor. Vor einigen Tagen war alles noch so normal gewesen. Er stand auf, kämpfte um sein und Inuarts überleben. Sie töteten Legion und der nächste Tag kam und so ging es immer weiter und weiter…Sehr monoton. Seid sie Nier und Yonah bei sich hatten wurde alles komplizierter. Aber so war das wenn man mit anderen Menschen in Verbindung stand, es wurde komplexer und wirrer. Das war normal. So war das alte Leben auch gewesen. Man ging zur Arbeit und setzte sich mit anderen Menschen auseinander. Man arbeitete um zu leben. Es war wie in der jetzigen Zeit nur zivilisiert, aber jeder Tag ein Kampf ums Überleben. Und ehrlich gesagt…bevorzugte Caim die neue Welt. Keiner Sorgen wegen seines Aussehens, oder wie er mit anderen Sprach. Keine Sorgen um eine Arbeitsstelle und um andere Bewerber. Und keinen psychischen Stress. Kein gendern und kein gar nichts. Man war frei. Man hatte andere Sorgen, aber mit denen kam er besser klar als einem Chef in den Arsch kriechen zu müssen um seinen Job behalten zu dürfen. Lieber nahm er es mit Monstern und Legion auf, als sich mit Menschen auseinandersetzten zu müssen. Doch etwas brachte ihn aus seinem Konzept. Und das war Nier. Dieser Junge machte etwas mit ihm. Und…noch wusste er nicht was er davon halten sollte. Oder wie er damit umgehen sollte. Ob er das wollte. Vor ihm ertönte ein Geräusch aus der Gasse zwischen zwei Häusern und er sah erschrocken auf. Und noch bevor er was sah, oder weiteres hörte, ging er schon hinter dem Stein in Deckung, auf dem er gesessen hatte. Das Geräusch klang wie ein Scheppern einer Dose, die über den Boden getreten wurde und Caim nahm sein Kampfmesser bereits in die Hände. Bereit zum töten. Vorsichtig sah er danach über den Stein und sah nichts. Die Gasse vor ihm lag im Schatten, aber das hinderte ihn nicht daran weniger gut zu sehen. Er sah wirklich nichts, aber da waren auch genug Steine um sich zu verstecken oder Deckung zu finden. Nicht gut. Und er selbst fühlte sich wie auf dem Präsentierteller hinter dem Felsen und mitten in einem Park. Also musste er was tun und das tat er auch. Es war waghalsig. Er atmete langsam aus und rannte dann aus seiner Deckung. Direkt vor zu der Gasse und an die Hauswand rechts. Gerade so das er danach in die Gasse sehen konnte, wenn er wollte. Hielt sein Messer bereit. Lauschte. Was auch immer es war, es war kein Legion, den Caim hörte kein Heulen oder Schlurfen. Und das machte ihn nervöser. Dann war es ein Mensch. Und eines stand fest: Egal wen er dort rumschleichend fand…es war sein letzter böser Fehler gewesen. Und so wartete er. Hörte. Hörte langsame und schleichende Schritte die Näher kamen und passte ab. Was ein Anfänger, der wusste nicht mal wie man leise schlich. Er passte weiter ab wann er zuschlagen musste. Wann die Schritte nahe genug waren. Und als dann endlich der Zeitpunkt gekommen war, schnaufte er und sprang um die Ecke! Es ging alles so schnell. Sofort packte er ein Handgelenk das eine Waffe nach oben hielt und drückte fest zu. Mit der anderen Hand packte er einen Kragen und machte dann einen starken Ruck an sich vorbei. Er zerrte den Fremden mit sich und donnerte ihn dann mit einem Schlag auf den kalten Steinboden unter ihnen. Da kam seine pure Kraft zum Vorschein. Der Fremde stöhnte auf und Caim trat ihm die Waffe aus Reflex aus den Händen, kam runter und hielt sein Messer an die Kehle…an die Kehle von einem Gesicht das er kannte und das ihn panisch ansah. Der unter ihm hob die Hände hoch und sprach: „Ich ergebe mich!“ Und Caim sah ihn nur an. Atmete schneller und musste dann schmunzeln. Und endlich realisierte auch der Kerl unter ihm, wer da über ihm kniete und ihn drohte zu töten. Er sah Caim erstaunt an und konnte es nicht glauben. Der übrigens auch nicht. Sie sahen sich nur stumm an und dann sprach Caim spöttisch runter: „Hatte nichts anderes von dir erwartet. Du bist laut, kein Kämpfer und dann gibst du auch noch auf du Weichei.“ Dennoch war er sehr froh ihn zu sehen, trotz der harschen Worte. Er zog das Messer von der Kehle und kam von dem Besiegten runter, der noch immer am Boden war, sich aufrecht setzte und zu Caim hoch sah. Offenbar noch immer erschrocken war wen er da vor sich sah. Bis er dann das Gesicht erleichtert und froh verzog und sprach: „Ich hätte nie gedacht dass ich mal so froh sein würde dich zu sehen Caim.“ Und da reichte Caim ihm die Hand…und zog Inuart auf die Beine hoch. So das sie voreinander standen und sich nur ansahen. Und wer hätte es gedacht…Caim war weiterhin sehr froh ihn zu sehen, auch wenn er nur leicht schmunzelte. War vor allem auch stolz das er seinen Biss nicht verloren hatte. Der Angriff von ihm war perfekt gewesen. So legte man jemanden aufs Kreuz. Und da umarmte ihn Inuart plötzlich sehr stürmisch und klopfte ihm dabei auf den Rücken. Etwas erschrocken stand Caim einfach nur starr da und sah nach vorne. Sowas hatte Inuart noch nie gemacht und der Braunhaarige hatte deswegen auch nicht damit gerechnet. Er war etwas überrumpelt. Dann sprach Inuart aber auch sehr aufgelöst und erleichtert: „Ich dachte du wärst tot du Arschloch! Als ich euch in die Schlucht fallen sah, dachte ich es wäre vorbei! Ich…ich bin so froh das ich mich geirrt habe.“ Dann ließ er auch schon wieder von Caim ab und hatte noch weiter seine Hand auf die rechte Schulter seines Gegenübers gelegt. Der Braunhaarige schnaubte nur: „Mich wundert es mehr dass du noch lebst, bei dem was du alles nicht drauf hast.“ Danke für das Vertrauen. Aber dennoch lächelte Inuart ganz kurz und schnell. Wusste dass alles wieder beim alten war. Und er war froh darüber. Seit er Caim aus den Augen verloren hatte, wusste er nicht was er tun sollte. Als hätte man ihm seinen Bruder genommen. Er geisterte etwas durch die Gegend. Hatte Yonah besucht und sich dann wieder auf die Suche gemacht, nach was auch immer. Nach einer Lösung suchte und vor allem wegen...Er sah sich um und ihm fiel etwas ein. Fragte dann Caim was lange überfällig war: „Was ist mit euch passiert? Wo ist Nier?! Geht es ihm gut?!“ Caim nickte und zeigte hinter sich zu dem Wrack des Flugzeugs. „Es geht ihm gut. Hab ihn mal geparkt. Brauchte ne Auszeit von seinem Unsinn.“ Inuart lachte leicht. „Das wundert mich gar nicht. Wie habt ihr es nur geschafft zu überleben? Ich dachte ihr zerfleischt euch nach fünf Minuten, oder so.“ Ja das fragte sich der Braunhaarige selber. Also warum das noch nicht passiert war. Inzwischen wäre er sogar offen dafür. Caim lief an die rechte Wand und lehnte sich gegen diese. Inuart sah ihm dabei zu und dann fing er an zu erzählen: „Eigentlich würde ich sagen: frag bloß nicht. Aber du hast einiges verpasst mein Freund…Nier hat mich im Fallen gefangen und mit seiner Drachengestalt gerettet. Aber durch den Fall und viele Aufprälle hat er sich dadurch das Bein verletzt. Er konnte nicht wirklich laufen und wir mussten einen Weg aus der Schlucht finden, in die wir gefallen waren. Wir fanden auch einen Weg hinaus, nur konnte Nier sich, wie gesagt, nicht bewegen und ich musste ihn auch noch tragen.“ Oh mann der arme Kerl. Er musste mal freundlich sein. „Doch der Weg nach draußen führte durch ein Forschungslager.“ Inuart sah ihn aufmerksam und erschrocken an als er das hörte. „Bitte was?! Ein Forschungslager? Mitten im Untergrund?“ Er war nicht blöd. Er wusste dass es nicht normal war und nichts Gutes bedeuten konnte. Caim nickte und fuhr fort: „Ich weis nicht an was die da geforscht haben, aber inzwischen bin ich mir ziemlich sicher was es sein könnte…Jedenfalls wurden Nier und ich von einem Legion angegriffen und der Knips hat sich das Bein dadurch komplett gebrochen. Dieser alte Kerl namens Leonard tauchte dann aus dem Nichts auf und hat uns darauf gefunden. Hat sogar Nier sein Bein darauf behandelt. Er ist ein alter Priester aus einem Schrein hier in der Nähe. Tja und jetzt sind wir hier angekommen wo ich dich flachgelegt habe.“ Hörte sich alles so überhaupt nicht nach Caim an. Er vertraute einem Fremden? Wow, er musste sich im Sturz wohl den Kopf angeschlagen haben, was? „Ganz schön was los gewesen bei euch. Aber ich würde gerne noch mehr wissen und sehen wie es Nier geht. Meinst du dieser Leonard lässt mich auch in sein Versteck?“ Caim schnaufte genervt. „Wenn der könnte ließe er jeden Menschen rein den er finden kann.“ Und somit liefen sie zum Wrack des Flugzeugs hinter ihnen. Nier war so glücklich Inuart wiederzusehen. Kaum als der Orangehaarige in das Wrack rein kam, erstrahlte der Kleine sofort und freute sich wie verrückt. Schon lange war er nicht mehr so froh gewesen einen Menschen zu sehen wie Inuart. Er war so glücklich gewesen dass ihm nichts passiert war und er musste ihn auch deswegen drücken bis zum geht nicht mehr. Und das sogar erstaunlich stark, obwohl er noch geschwächt war. So sehr dass Inuart irgendwann anfing sich zu lösen, da er schwer Luft bekam, auch wenn er sich noch sehr darüber freute. So saß er neben Nier und lernte auch Leonard endlich kennen. Nach einigen Wortwechseln verstand er sich auch gleich super mit dem Blonden und es wurde herzlicher. Was nicht überraschend kam. Das war so typisch Inuart eben. Der schaffte es immer schnell ein Band zu Menschen zu knüpfen, wenn diese ihm eine Chance gaben natürlich. Und als Caim ihn fragte: wieso er sich in der Gegend rumtrieb, weiter weg vom Krankenhaus, da wusste Inuart erst nicht wie er das erklären sollte. Komischerweise wand er sich sehr um eine Aussage und beendete es mit einem: es war Zufall gewesen. Das machte Caim aber sehr stutzig. Und vorsichtig. Was verheimlichte er? Es gab derweil viel anderes zu besprechen und viel zu erklären. Inuart war sehr fasziniert und erfreut über alles was er erzählt bekommen hatte. Bis auf den Teil mit Nier seinem Bein natürlich, denn da hoffte er das es alles wieder schnell verheilen würde. Aber er war sich ganz sicher: Nier seine Drachen-Gene würde da sicherlich etwas helfen. Es ging bestimmt schneller als bei Menschen, denn das hatten sie ja schon erlebt. Aber was ihn besonders faszinierte war der Fakt dass Nier in seiner Drachengestalt bei Bewusstsein gewesen war. Was auch immer Caim ausgelöst hatte, es hatte funktioniert und das war sehr gut. Da hatte der Sturkopf mal was richtig gemacht, obwohl es erst an Wahnsinn angrenzte. Sich einfach vor einen Feuer speienden Drachen zu stellen der in Rage war. Dazu brauchte man echt Eier. Doch der letzte Teil ihrer Gespräche besorgte ihn sehr. Und sie sprachen noch immer darüber… „Warte mal. Ihr wollt mir wirklich sagen dass da draußen ein Monster des Nachts herumfliegt und Menschen frisst? Eines mit Federn? Und angeblich ist es aus der Forschungsstation die in einer Schule versteckt war abgehauen? Und ich dachte unser Monster in der Quarantänestation war schon heftig genug und nur ein Einzelfall.“ Sprach Inuart und sah zu Caim rüber, der rechts von ihm neben dem Lagerfeuer saß und links daneben war Leonard. Der Blonde war nicht ganz im Themadrin, da er nichts von Louise wusste, aber er wollte auch nicht nachharken. Ihn ging ja nicht alles was an und man sollte die Vergangenheit manchmal auch ruhen lassen. Caim sprach dann offen und ehrlich: „Ich wollte mit Nier die Kurve kratzten. Allein wegen dieser Sache. Aber da du nun hier bist, denke ich es ist das Beste wenn wir noch mal zu diesem Labor in der Schule gehen. Ich habe da ne Akte gesehen. Ich wollte sie für dich mitbringen, aber als sich alles überschlagen hat und es hektisch wurde habe ich sie dort liegen lassen. Ich denke du kannst mehr damit anfangen und dann entscheiden wir was zu tun ist.“ Nier sah erstaunt zu Caim. Was? Was war denn da los? Dann hatte er also doch noch vor zu helfen? Oder zumindest dachte er offensichtlich darüber nach. Vorhin klang es aber noch als wollte er unbedingt abhauen. Als wäre das alles nicht ihr Problem gewesen und man ließe es einfach hinter sich. Kam dieser Sinneswandel nun durch Inuart? Es musste so sein. Wenn Caim jemanden vertraute, dann war es definitiv Inuart. Sie kanten sich lange genug dafür und sowas verband. Und als der Orangehaarige nickte, sah Nier neben sich zu ihm und stellte ihm eine sehr wichtige Frage, die ihn schon quälte seid der Ältere reingekommen war: „Inuart. Wie geht es Yonah? Geht es ihr gut?“ Der Ältere sah zu ihm runter und lächelte freundlich. Hatte sich schon gewundert wann diese Frage endlich auftauchen würde. „Sie ist versorgt und es geht ihr gut. Ich habe ihr gesagt dass ich euch holen werde. Sagte ihr nichts von dem Sturz. Jetzt bin ich auch froh dass ich es getan habe, denn euch geht es gut. So muss ich sie nicht weiter anlügen.“ Und als Nier das hörte fiel ihm ein Stein vom Herzen. Er atmete erleichtert aus und konnte sich endlich wieder etwas beruhigen. Yonah ging es gut…ein Glück. Er machte sich schon die schlimmsten Szenarien aus. Wie sie weinte und nach ihm schrie. Wie sie trauert und verzweifelt. Das es ich aber gut ging war so wundervoll. Und er konnte es kaum abwarten sie wieder zu sehen. Er würde sie fest in seine Arme schließen und knuddeln. Doch Caim gegenüber schnaufte nur wieder genervt, als er Nier seine Reaktion sah. Diese Erleichterung auf seinen Zügen sah…Und dann sprach er in die Runde: „Wie auch immer. Inuart wir machen uns sofort auf den Weg. Leonard du passt auf Nier auf bis wir wieder da sind.“ Sehr bestimmt und befehlend sagte er diese Worte. Und damit stand er auf und lief zu seinem Rucksack neben Inuart, machte den bereit und zog ihn auf. Sie hatten nicht den ganzen Tag zeit. Zur Dämmerung sollten sie wieder zurück sein. Auch Inuart stand wie auf Kommando dann auf und streichelte Nier noch mal kurz über die Haare, so dass er sanft lächelte dabei. Er war sehr froh dass es allen gut ging. Besonders Yonah. Was sein Gemüt auch gleich erhellte. Und so ungern er sie auch alleine zur Schule gehen lassen wollte, dann konnte er wenigstens noch etwas in Büchern stöbern und Leonard ihm Lesen beibringen. Denn das hatte er vorher getan und Nier machte dass Spaß. Er fand es schön Lesen zu lernen. Außerdem war Caim dann auch weg. Seit gestern Nacht war ihm unwohl wen sie allein waren. Doch so wie es aussah hatte Leonard andere Pläne. Er saß noch etwas da und sah zwischen den Dreien hin und her. Er verstand die Dynamik und wie es in der Gruppe ablief. Aber er merkte auch wie einige Personen, in bestimmten Situationen, reagierten. Besonders sah er zwischen Caim und Nier hin und her. Da schien etwas überhaupt nicht mehr zu stimmen. Und da hatte er eine Idee. Manchmal musste man jemanden zu seinem Glück helfen indem man ihn ins kalte Wasser warf. Und das würde er mal tun. So stand er dann auf und sprach: „Ich werde mit Inuart gehen.“ Alle sahen verwirrt zu ihm rüber. Besonders Caim. Der dann auch gleich fragte: „Was? Wieso sollte ich das zulassen? Du kannst dich viel besser um Nier sein Bein kümmern.“ Und genau daher wehte der Wind und deshalb tat Leonard das was er tat. Er spürte das Caim dem jungen Nier aus dem Weg gehen wollte. Und das er offenbar sehr verwirrt zu sein scheint. Offenbar wusste er nicht was er fühlte, oder wie er handeln sollte. Und eigentlich sollte sich der Priester da auch raus halten, aber er konnte einfach nicht. Er hatte im Gefühl das es beiden helfen könnte. Und er war da um Menschen zu helfen. Sie waren wie zwei Pole die sich abstießen, obwohl man einen nur drehen musste, damit sie sich endlich anziehen würden. Und er hatte im Gefühl das dieser Pol Caim sein könnte. Da der sich am meisten sträubte und verschloss. Und das es ihnen beiden dann wesentlich besser gehen würde. Sie hatten dringend etwas zu besprechen. Und dafür brauchten sie Sicherheit und etwas Zweisamkeit. Leonard hatte sogar schon die perfekte Antwort für Caim: „Ich habe Nier sein Bein bereits neu verbunden und behandelt. Ihr könnt wesentlich besser auf ihn aufpassen als ich und ich kenne mich hier in der Gegend besser aus als Ihr. Ich bringe Inuart dort hin ohne auch nur einem Unheiligen zu begegnen.“ Das war noch nicht mal gelogen. Er kannte diesen Bezirk wie seine Westentasche. Wusste somit also genau wo er langschleichen und Dingen aus dem Weg gehen konnte, allein weil er schon nicht kämpfte. Und Nier sein Bein hatte er wirklich schon behandelt. Den Verband gewechselt und mit Salbe eingerieben. Doch etwas viel ihm dabei auf…das Bein sah viel besser aus und die Schwellung war fast verschwunden. Als…als würde es schneller heilen. Aber das konnte nicht sein. Und damit erhob er sich und lief zu dem Orangehaarigen. Inuart stimmte dem freundlich zu. Jemanden dabei zu haben der sich auskannte war eine gute Idee. Wer nicht gesehen wurde der musste auch nicht kämpfen. Und Caim schien etwas müde zu wirken. Also eine Lösung von der alle profitieren konnten. „Das klingt wirklich nach einer guten Idee. Wir sind auch schneller wieder da Caim und du könntest sicherlich auch mal ne Pause gebrauchen.“ Er sah zu Caim dabei und der ihn nur etwas überrumpelt an. Sicher hatte er seit letzte Nacht nicht mehr geschlafen, aber daran war Nier ja schuld! Er hatte mehr Pause wenn er nicht in der Nähe des Drachen war! Warum kapierte das keiner?! Er wollte nicht wieder mit ihm alleine sein und auf ihn aufpassen! Allerlei komische Dinge passierten dann! Und damit meinte er nicht das Monster auftauchen würden oder so. Das war ihm sogar noch lieber! Sondern das er selber anfing sich komisch zu verhalten und Dinge tat die er niemals tun oder sagen würde! Nier sah ebenfalls weg und war nicht so froh mit dieser Lösung. Doch seltsamerweise protestierte er nicht mal deswegen. Obwohl der Gedanke wieder mit Caim allein zu sein ihn plötzlich nervös machte. Nicht wütend sondern nervös. Seit gestern Nacht war das so…Und bevor Caim etwas sagen konnte, schnitt ihm Inuart freundlich das Wort ab und lief neben ihn, fasste ihm auf die Schulter und sprach: „Wir sehen uns bevor es dunkel wird!“ Und dann verschwand es aus dem Wrack. Es wirkte schon fast fluchtartig. Was es auch war. Er wollte nicht Caim seinen Zorn und das Meckern abbekommen. Leonard kam danach neben einen noch etwas perplexen Caim, der einfach nur da stand und versuchte zu realisieren was sie gerade mit ihm machten. Sie hatten sich gegen ihn verschworen diese Kröten! Der Blonde lächelte dann aber sanft und kam etwas näher an Caim sein Gesicht, als er ihm zuflüsterte: „Ich denke ihr habt einiges zu besprechen. Und es wird euch gut tun.“ Und somit verschwand auch er raus zu Inuart der bereits auf ihn wartete. Ließ zwei zurück die echt ein Problem mit der Situation hatten. Und nichts dagegen tun konnten. Als sie den Hang runter liefen, rückte sich der Blonde seinen Mantel zurecht und Inuart sprach rechts zu ihm: „Er wir mich umbringen wenn wir wieder zurück sind.“ „Ja das befürchte ich für uns beide.“ Sprach Leonard etwas lachend und sie machten sich auf den Weg zur Schule. Kaum als der Vorhang zugefallen war stand Caim noch weiter auf der Stelle und starrte ins Leere vor sich. Na toll. Wieder eine Situation in die er eigentlich nicht reingeworfen werden wollte. Wie er das hasste. Er hatte gehofft Nier endlich an jemand anderen abdrücken zu können, besonders nach dieser Situation letzte Nacht. Seit dieser Umarmung. Denn seit dem hatte er nämlich das Problem mit ihm zu reden. Oder eher mehr: er wusste nicht mehr wie er mit all dem umgehen sollte was passiert war. Caim hasste es für Nier verantwortlich zu sein und sich um ihn kümmern zu müssen, eben weil der noch zusätzlich verletzt war. Aber als er ihn gestern in den Armen hielt, ihn schützte und behütete, ihm beistand…da wurde ihm selbst warm in der Brust und er wusste nicht wo er dieses Gefühl einordnen sollte. Es verwirrte ihn immer mehr. Hasste er ihn nun, oder mochte er ihn? Und noch schlimmer war…das es sich ähnlich anfühlte wie bei Furiae. Es ging in dieselbe Richtung…aber intensiver. Und das verstand er nicht. Was sollte das bedeuten? Als er sich aus seinen Gedanken riss, sah er rechts über seine Schulter zu Nier hinter, der ihn auch ansah und man ihm ansehen konnte das ihm ebenfalls unwohl war. Naja…dann waren sie ja schon mal zu zweit. Aber auch Leonard seine letzten Worte nervten Caim. Als ob er und Nier was zu besprechen hatten…Kompletter Blödsinn! Er lief dann endlich von dem Vorhang weg und setzte sich vor dem Lagerfeuer auf einen Kasten. Auf demselben Kasten unter dem die Feder lag. Dann zückte er das Kampfmesser und fing an es mit einem Wetzstein zu wetzen, der neben dem erloschenen Lagerfeuer lag. Obwohl das Feuer aus war, kam genug Licht von hinten hinein. Zwischen dem schlappen Vorhang leuchtete es durch und auch die milchigen und kleinen Fenster des Flugzeugs, links und rechts, ließen Licht herein. Und als Nier sah wie Caim sich abwand und sich selbst beschäftigte, tat das der Junge dann auch. War sicherlich besser so. Er griff sich wieder das alte Buch neben sich und schlug es auf. Blätterte darin rum und sah sich die verschiedenen Bilder an. Diese alten Bilder auf denen Drachen und andere Dinge abgebildet waren. Und er träumte. Träumte vor sich hin wie es damals wohl gewesen war. Ob es wirklich so gewesen war. Ob es normal war dass Drachen über den Himmel flogen? So wie bei Vögeln auch? Und erneut überkam ihn die Einsamkeit. Je länger er Bilder von Drachen sah, umso einsamer fühlte er sich plötzlich. Ihm war nie bewusst geworden was es bedeutete der einzige seiner Art zu sein. Doch wenn das wirklich der Fall war…würde ihn jemals jemand verstehen? Verstehen wie es ihm ging, oder welche Last er auf sich trug? Die Last alleine zu sein mit seinem Dasein? Und was wäre wenn er auch unsterblich war? So wie es in diesem Buch stand. Würde er…dann irgendwann allein sein? Wenn die Menschen ausstreben würden…war er dann allein auf dieser Welt? Und das machte ihm plötzlich Angst. So das er etwas schneller anfing zu atmen und das Bild unter sich traurig ansah. Ein Bild von einem Drachen, der eine Kuh fraß und über ein Feld flog. Er sah dieses schuppige Wesen einfach nur an. War er…bestraft worden? War es seine Strafe allein zu sein? Eine Strafe für etwas woran er sich nicht erinnern konnte? Er…er wollte nicht alleine sein. Und da rannte ihm eine Träne aus dem rechten Augenwinkel. Schnell und heiß rannte sie seine zarte Wange hinab und er rieb sich auch gleich instinktiv weg. So schnell das es Caim nicht auffiel. Aber dennoch sah dieser zu ihm rüber, wenn auch nur aus dem Augenwinkel. Er bemerkte das dicke und alte Buch in das der Junge starrte und war plötzlich interessiert. Es sollte ihm eigentlich erneut egal sein… „Du kannst doch nicht lesen. Warum also das Buch?“ Nier sah zu ihm und dann wieder muffig weg auf das Buch vor sich. Darauf antwortete er nicht. Er war wirklich nicht in der Stimmung dazu. Und das bemerkte Caim. Bemerkte das Ablocken von ihm und sah so komplett zu ihm rüber. Drehte den Kopf hin und sah auf das Buch. Verdammte Neugier. So legte er den Schleifstein vor sich vor das Lagerfeuer und steckte das Messer an seinen Gürtel. Danach lief er zu Nier rüber und setzte sich rechts von ihm auf die Matratze. Erschrocken sah der Junge zu ihm, als er das Wackeln des Stoffs unter sich fühlte und wusste nicht was das sollte. Doch Caim nahm ihm dann auch schon das Buch weg und sah es sich an. Sah das Bild vor sich in den Händen…Er hielt das Buch nur mit einer Hand und mit dem anderen Arm stützte er sich rechts hinter sich ab. Er saß also sehr lässig dort. Doch Nier fühlte sich innerlich etwas beengt dabei, dennoch blieb er sitzen wo er war. Nicht das er sich wirklich wegbegeben könnte durch seinen Bruch. Und dennoch fühlte das Bein sich schon besser an als die Nacht vorher. Es tat nicht mehr weh. Nach wenigen Sekunden bemerkte Caim auch schon worauf der Junge gestarrt hatte und konnte sich auch denken warum…Er seufzte. Dann sah er wieder zu Nier und der schnell weg. Also doch…auch ihm ging es anders seit der letzten Nacht. Ihn schien es auch zu bedrücken, oder zu verwirren. Das erleichterte den Braunhaarigen irgendwie etwas. Er dachte er wäre der Einzige gewesen. Aber nun fiel es ihm deutlich auf, dass es nicht der Fall war. So legte er dem Jungen wieder das Buch auf den Schoß und der war erstaunt darüber. Sah ihn aber noch immer nicht an. Caim ihn dagegen schon. „Denkst du wirklich dass du damit etwas ändern oder herausfinden kannst?“ Fragte er schließlich unglaublich ruhig, so dass der Weißhaarige doch wieder den Mut fand zu ihm zu sehen. Er sah ihn so…besorgt an. Und dann sprach Caim weiter: „Es kann dir nicht sagen wer du bist. Das kannst du nur selber herausfinden.“ Seine Worte hatten so einen sanften Ton. So ungewöhnlich von ihm. Aber allein das gab Nier wieder mehr Mut um Antworten zu können. Er hatte das Gefühl…als würde Caim ihm zuhören. Egal was er nun von sich gab. Als würde es auf einer anderen Ebene bei seinem Gegenüber ankommen. Auf einer wo er ihn ernst nahm. Er fragte: „…Denkst du es gab sie wirklich? Genau so wie sie hier gezeigt werden?...Wenn das so ist: wo sind dann alle anderen? Warum gibt es nur noch mich? Ich wünschte ich könnte mich endlich erinnern wer ich bin. Ich komme mir…wie ein altes Artefakt vor. Wenn dieses Buch die Wahrheit sagt dann bin ich das wohl auch. Bin ich…wirklich der Letzte?“ Er machte sich schon wieder viel zu viele Gedanken. So das Caim den Kopf leicht schüttelte. Er hatte wirklich die Eigenschaft sich immer selbst zu geißeln und niederzuschmettern, was? Stand er darauf? Brauchte er das vielleicht? Warum…bestrafte er sich so sehr selbst? Woher kam dieser Drang sich immer und immer wieder selbst zu bestrafen? Denn das machte er definitiv. Caim hatte noch nie sowas selbstzerstörerisches gesehen wie Nier. Besonders der letzte Satz des Jungen: bin ich wirklich der Letzte? Warum kümmerte ihn das? So zuckte er mit den Schultern und sprach: „Keine Ahnung. Ist das denn so wichtig?“ Nier sah ihn dann nicht mehr an und auf das Bild vor sich auf dem Schoß. Gab Caim damit eine indirekte Antwort, nämlich das er nicht reden wollte Doch so leicht ließ der Ältere sich nicht abwimmeln. Er wusste auf was dass alles hinaus lief. Es kam wieder auf die Schiene der Einsamkeit. Nier hatte Angst alleine zu enden und seine Menschlichkeit verlieren zu können, deswegen hing er auch so an Yonah. Deswegen machte er immer so ein Theater. Er war nicht frei. Er legte sich damit selber in Ketten und quälte sich. Und da war noch etwas was ihm aufgefallen war. Schon gestern in der Höhle…Da war kein Stolz, sondern nur Abneigung und Demut. Nier war nicht stolz auf den Fakt das er auch ein Drache war. Er schien es sogar zu verabscheuen, sei es aus Angst oder anderen Gründen. Das sah man immer wieder daran dass er sich nicht freiwillig verwandeln wollte. Oder sogar rumheulte, weil er gerade kein Mensch war, so wie gestern. Er war sofort wieder erleichtert gewesen als er wieder als Mensch auf dem Boden saß. Und das war eindeutig. Dieser Junge wusste nicht wer er war. Nicht weil er sich nicht erinnern konnte, sondern auch wegen seinem Körper. War er Drache oder Mensch? Und das konnte auch dazu führen…das er seinen Körper vielleicht sogar hasste. Was, wenn Caim ehrlich war, er selbst überhaupt nicht verstehen konnte. Und als Nier ihm einfach nicht antwortete sprach er: „Ich kann dich einfach nicht verstehen Nier.“ Und da sah der Junge verwirrt zu ihm auf. „Was?“ „Ich kann dich nicht verstehen! Du sitzt hier wie ein Häufchen Elend und machst dich selber nieder, obwohl du dafür keinen Grund hast! Sie dich doch mal genauer an! Du bist anders, ja okay, aber du bist deswegen doch nicht scheiße! Eigentlich bist du so viel mehr als wir Menschen! Du kannst dich in einen verdammten Drachen verwandeln und aus allem Kleinholz machen! Du speist Feuer, du kannst fliegen und du heilst dich viel schneller als wir! Jeder würde darum betteln so wie du zu sein! Aber du sitzt hier und schämst dich dafür kein Mensch zu sein! Suchst einen Sinn in deinem Körper, aber das ist doch völliger Schwachsinn! Sei doch mal stolz darauf ein Drache zu sein! Statt dich selber wie die Pest zu behandeln und dich zu hassen! Wie kann man nur so bescheuert sein!?“ Nier sah ihn einfach nur weiter stumm an. Es war erstaunlich das es Caim offenbar so emotional traf, wo auch immer. So klang er zumindest. Er war…erleichtert. Irgendwie löste es in dem Jungen Erleichterung aus und es tat gut diese Worte zu hören, auch wenn Caim sie typisch sauer und genervt rüber brachte. Er versuchte ihn aufzubauen. Er sollte…stolz auf sich sein? So hatte er das noch nie gesehen. Und jetzt, wo Caim das erwähnte, wurde ihm das auch bewusst…er mochte seine Drachenseite nicht. Er verleugnete sie und wollte sie los werden. Wollte normal sein. Aber wie oft hatte er sie damit schon gerettet? Und vielleicht klappte es deswegen nicht so wie er es gern hatte. Vielleicht hatte er deswegen nie Kontrolle über sich als Drache gehabt…weil er es von sich weggeschoben hatte und es nicht als einen Teil von sich akzeptieren wollte. Es ergab Sinn…und es war unglaublich das Caim ihm das erst sagen musste, um es selber zu verstehen. Der Typ…dem andere doch eigentlich scheiß egal waren. Der Ältere sah ihn auch weiterhin nur an. Stur und leicht sauer. Und in seiner Emotion rutschte ihm noch etwas unkontrolliert heraus: „Du bist naiv, gutherzig und unglaublich dumm.“ Danke. Sehr aufmunternde Worte. Da hatte der Weißhaarige eigentlich wieder genug. „Aber du hast nichts an dir was du verstecken müsstest. Du siehst gut aus und du kannst dich wehren wenn es drauf ankommt. Was willst du mehr?“ Nier lief etwas rot an. Er…er sah gut aus? Hatte er das wirklich gerade gesagt? Warum sagte er sowas zu ihm? Und auch Caim schien bewusst geworden zu sein was er gesagt hatte und sah dann von ihm weg. Es war wieder passiert. Genau deswegen wollte er nicht mit dem Jungen allein sein. Dann rutschte ihm immer etwas raus, was er sonst niemals sagen würde! Allein die Gedanken tauchten dann schon auf! Mal abgesehen davon dass er dem Jungen gerade sehr viel gut zugesprochen hatte und ihm aufmuntern wollte damit. Sowas war doch nie sein Ding gewesen…Er räusperte sich etwas beschämt und beendete: „Hör einfach auf dir und mir damit auf den Sack zu gehen und akzeptier einfach wer du bist.“ Akzeptieren wer man war…Danach stand er auch neben ihm auf und renkte sich etwas den Rücken wieder ein, auch wenn es nur war um von seiner Beschämung abzulenken. Er lenkte sich selbst ab und wollte den Gedanken wegschieben. Gerade in dem Moment…fühlte er sich Nier wieder zu nahe. Denn wenn ehrlich war…sah er zu oft sich selbst in dem Augen des Weißhaarigen… Danach machte er einige Schritte von der Matratze weg und lief rüber zum Vorhang. Offenbar wollte er raus. Nier sah das und fing sich selber auch wieder aus der Situation. Und er wusste nicht warum aber…aber er wollte bei ihm sein. Also wollte er mit raus. So das er das Buch zu schlug und neben sich auf den Boden legte. Entschlossen fasste er sein verletztes Bein und zog es von dem Bett runter. Es tat…kaum noch weh. Caim öffnete dabei den Vorhang und sprach, ohne hinter zu sehen, nach hinten: „Ich fange noch etwas Fisch für heute Abend. Du bleibst einfach…“ „Ich komme mit!“ Rief Nier laut und verwirrt sah Caim zu ihm hinter. Erstarrte förmlich vor Schreck, als er sah wie der Junge wieder auf zwei Beinen stand, wenn auch etwas klapprig. Muffig und selbstbewusst stand er da und riss sich zusammen nicht nachzugeben. Sein Bein schmerzte kaum noch, es musste schon wieder gut verheilen, nachdem Leonard alles gerichtet hatte. Das hatte offenbar geholfen und seine Genetik natürlich auch. Dennoch sprang Caim zu ihm rüber und stützte ihn aus Reflex mit beiden Händen an den Oberarmen. Er tat es schon wieder…Motzte ihn aber dennoch an: „Was soll der Scheiß?! Du sollst mit deinem verdammten Bein liegen bleiben! Warum kapierst du das einfach nicht?!“ „Weil ich stur bin!“ Sprach Nier entschlossen zu ihm auf und erstaunt wurde er darauf angesehen. Da war…so viel Entschlossenheit in seinem Blick. Soviel dass man es nicht von ihm gewohnt war. Und das…das gefiel Caim sehr. Nier sprach weiter: „Du hast recht: Ich bin naiv. Aber ich bin auch ein verdammter Dickkopf, wenn es sein muss! Es ist nicht das ich nicht auf dich hören will! Ich kann aber nicht einfach nebendran sitzen und sehen wie andere leiden oder sterben und dann einfach weiter Däumchen dabei drehen! Ich möchte helfen und beschützen! Ich bin einfach schon immer ein Beschützer gewesen! Das hab ich irgendwie im Blut! Und es tut mir auch nicht leid was ich in der Forschungsstation getan habe! Denn hätte ich nichts getan, dann wärst du vielleicht gestorben! Und ich lasse nicht zu das andere sterben, nur weil ich ein verkrüppeltes Bein in der Minute hatte! So bin ich nicht!“ Nein…so war er wirklich nicht. Er war einfach unglaublich. Und es löste etwas in Caim aus das so von ihm zu hören…War es das was man: Stolz nannte? Stolz auf jemand anderen zu sein? Genau das war es. Dieser Junge lehrte ihn wieder so viele Gefühle, die er einfach vergessen hatte. Alles was er nach Furiae vergessen und abgetötet hatte. Doch es war nicht fort. So sehr er auch versucht hatte es auch sich zu verbannen, tief in seinem Innern waren diese verwelkten Pflanzen der Gefühle noch da und Nier brachte sie langsam wieder zum wachsen und erblühen. Etwas dessen Caim sich noch nicht bewusst war. Sondern nur leichte Spuren davon bemerkte, wenn diese an die Oberfläche drangen… Er schnaufte genervt. Was sollte er da noch großartig tun? Nier würde ihm weiter auf die Nerven gehen und sich wieder das Bein brechen, wenn er nichts tat. Also sah er sich flüchtig um und fand eine Lösung. Ließ von dem Jungen ab und ließ ihn einfach an der Stelle stehen, der ihm verwirrt nachsah als der Ältere hinter zum Cockpit lief. Hatten seine Worte funktioniert? Vielleicht sollte er öfters mal so auf die Kacke hauen, wenn das so gut zog. Und dann kam Caim auch schon mit etwas wieder. Es war die Angel zum Fischen und er warf sie Nier zu, der sie auch gerade noch fing. Dann sprach der Ältere: „Bringt eh nichts mit dir zu diskutieren. Ich hab da auch keine Lust drauf.“ Also war das ein: Ja, zum Mitkommen. Nier hatte die Angel gerade erst gefangen und spürte eine Sekunden später wie er von Caim auf die Arme gehoben wurde. Erneut in seinen Armen lag wie eine Prinzessin und sich dann nach draußen tragen ließ. Und dieses Mal machte es ihm nichts aus. Er…er gewöhnte sich schnell daran. Was wohl auch damit zu tun hatte…das er Caim doch mochte. Da war er sich nun sicher. Etwas von dem er es nie für möglich gehalten hatte. Er dachte immer der Ältere wäre ein gewaltiger und nicht zu erklimmender Berg vor dem er stand. Wie er sich doch geirrt hatte. Alles brauchte manchmal einfach seine Zeit. Und so auch Caim. Zeit und eine Chance… Draußen wurde es auch langsam Nachmittag und Caim setzte Nier auf einem Felsen ab, der neben einem Bach lag. Dieser Bach war offenbar durch die ganze Zerstörung des Umfelds und der Witterung in den letzen Jahren entstanden. Keine Ahnung wo er her kam und wohin er führte oder mündete. Das Wichtigste war: es gab darin Fische. Und nicht gerade wenige. Nier sah sie schon von seinem Felsen aus, wie sie sich darin rumtummelten und hielt noch weiterhin die Angel in der Hand. Nur beim zusehen bekam er schon hunger. Inuart hatte vorhin die letzten zwei Fische gegessen und Nier hatte nichts dagegen nachher noch welche zu essen. Und dann nahm ihm Caim die Angel auch schon ab und wühlte im Kies unter ihnen nach toten kleinen Fischen, oder im Dreck daneben nach Würmern. Nier sah ihm genau dabei zu. Er kannte Angeln nicht. Denn er hätte sich einfach in den Bach geworden und versucht die Biester so zu schnappen. Was sicher nicht vom Erfolg gekrönt gewesen wäre. Und als Caim endlich einen Wurm fand, ihn an den Harken hing und selbst nach Stunden noch nichts gefangen hatte, da verlor er echt langsam die Geduld. Am Morgen hatte das noch sehr gut geklappt, aber es war als würden diese Mistviecher daraus gelernt haben und den Harken meiden. Also musst etwas anderes her. Er saß neben Nier auf dem großen Felsen und starrte wütend in das Wasser vor ihrer Nase unter ihnen. Der Weißhaarige fand das sehr amüsant, aber wollte lieber nichts dazu sagen, sonst gab es nämlich ein Gewitter und das zog von Caim aus los. Also schwieg er weiter und gähnte mal ganz kurz. Aber auch das hatte Caim im Augenwinkel schon gereicht das er die Leine aus dem Wasser holte und maulte: „So ein Scheißdreck! Ich bin kein verdammter Angler verdammt!“ Er war sichtlich sauer. Aber wie er da saß und noch immer mit der Schnur kämpfte und dabei Wörter motzte, die nicht genannte werden durften, musste Nier sich das Lachen verkneifen und schmunzelte nur. Nein er war wirklich kein Angler. Er sollte lieber beim Kämpfen bleiben. Aber so leicht gab Caim nicht auf. Die Fische würden ihn kennen lernen! Und so gab er den Kampf mit der Schnur auf und zückte plötzlich sein Messer. Verwirrt sah Nier neben sich zu ihm und fragte sich dabei in Gedanken: was er denn nun vor hatte? Caim murmelte leise wütend zu sich selbst: „Ihr könnt was erleben. Schluss mit Lustig.“ Und dann fing er an die Spitze der Angel zu bearbeiten. Er machte so lange mit seinem Messer daran rum und schnitzte, bis es nur noch eine scharfe Spitze war und er sie stolz vor sich hielt. Er hatte aus seiner Angel einen Speer gemacht…typisch Caim. Kurz darauf donnerte er auch von dem Fels runter und kam im Kries recht davon auf. Nier sah wie er an den Rand es Bachs lief und mit dem Speer rechts über seine Schulter ausholte und etwas im Wasser anvisierte. Er zielte auf einen großen Fisch, der sanft da auf der Stelle schwamm und dann warf er los! Die Spitze donnerte durch das Wasser und blieb dann im Matsch stecken. Caim zog ihn wieder raus und…hatte den Fisch zappeln und aufgespießt an der damaligen Angel. Er grinste breit, zeigte auf den Bach mit dem linken Arm und brüllte triumphal: „Hah! Ihr dachtet ihr könntet mich verarschen was?! Aber nicht mit mir!! Ich werde es euch zeigen ihr Drecksviecher!!“ Dann zog er den Fisch ab, donnerte ihn mit dem Kopf auf einen Stein, um ihn zu töten und legte ihn dann neben sich in den Kies. Verdutzt sah ihm Nier dabei zu…und dann schmunzelte er lieb und unterdrückte sich wieder das Lachen. Er wollte Caim nicht damit verunsichern. Sondern ihn einfach mal…er selbst sein lassen. Denn so wie er sich in der Sekunde anstellte, wirkte er wie ein achtjähriger, überheblicher Junge der zum ersten Mal einen Fisch gefangen hatte. Und das wir irgendwie süß. Nur das Fluchen war etwas übertrieben dabei. Aber wenn man etwas an ihm nicht ändern könnte, dann war es offenbar das lose Mundwerk. Und Nier genoss es einfach ihm dabei zuzusehen. Es war ein schöner und entspannter Anblick…Caim einfach mal offen und ehrlich zu sehen. Ohne irgendwelche Hintergedanken und Sorgen. Außerdem war er überrascht dass er ihm diese Seite offenbarte und ehrlich zeigte. Wieder etwas womit Nier nicht gerechnet hatte. Aber es…war schön. Das zeugte doch von Vertrauen, oder? Aber er sah auch den Verband am Arm des Älteren... Das war er gewesen... Er hatte ihn gebissen in der letzten Nacht. Er schämte sich dafür. Die Sonne verzog sich schon hinter eines der Hochhäuser und Caim sah dort hin. Es wurde spät…warum waren Inuart und Leonard noch nicht zurück? Ihnen war sicherlich nichts passiert, aber sie ließen sich zu viel Zeit. Danach sah er wieder auf seine Beute. Inzwischen hatte er vier Fische mit seinem Speer gefangen und hielt es erst mal für genug. Er konnte auch wieder aus der Dose essen und die Anderen bekamen dann Fisch…Moment mal…Hatte er sich für andere hier hingestellt und gefischt?! Bekam nicht mal selber was ab?!...Was war er freundlich heute. Zum kotzen. Somit kratzte er sich am Hinterkopf und Nier schmunzelte zu ihm runter, sprach dann endlich mal: „Ich hätte meinen gern gebraten, der Herr!“ Er sprach das etwas frech und Caim sah zu ihm auf, weil es doch ein etwas größerer Fels war. Er verzog das Gesicht muffig und fauchte dann: „Und du bekommst ihn gleich um die Ohren geschlagen du Rotzbengel! Sehe ich aus wie ein verdammter Diener?! Steht das auf meiner verschissenen Stirn?!“ Caim zeigte mit der rechten Hand auf seine Stirn dabei. Er fand das überhaupt nicht witzig. Allein weil er nichts von dem Fraß abbekam! Und dafür die ganze verschissene Arbeit! Die Sonne ging bedrohlich unter, weshalb er auch nicht mehr fangen konnte. Sie sollten lieber rein bevor dieses Monster da draußen aufwachen würde. Eigentlich erst wenn die Sonne weg war, aber besser zu früh als zu spät. Doch Nier kicherte nur etwas in sich. Es war okay das er so rummaulte. So war er eben…Und er wollte ihn ja auch bewusst ärgern mit der Aussage eben. Fühlte sich einfach danach. Es ging ihm sehr gut. Und in der Sekunde wünschte er sich…dass der Tag nicht aufhören würde. Nur er und Caim an dem Bach…Es war echt schön. Doch da erstarrte Caim plötzlich vor ihm und sah nach rechts in die Ferne. Es kam sehr plötzlich und Nier legte den Kopf etwas schief als er das sah. Was war…denn los? So kannte man ihn ja überhaupt nicht. Und der Ältere regte sich auch plötzlich nicht mehr, so dass Nier ihn das dann auch fragte: „Hey? Ist irgendwas? Caim?“ Der sah dann wieder zu dem Weißhaarigen. Er schien nicht sonderlich froh zu sein und schien das Gesicht kurz zu verziehen dabei. Hatte er Kopfweh durch die Rage eben? Schüttelte sich sogar den Kopf kurz, als müsste er sich besinnen und sprach dann: „Hörst du…das nicht?“ Nier verstand nicht. „Was? Was meinst du?“ Caim sah wieder von dem Weißhaarigen weg und in die Ferne, als er sprach: „Es hört sich an wie…Gesang.“ Gesang…? Er spitze die Ohren und…konnte es auch hören. Es war sehr wage und nur schwer auszumachen, aber endlich hörte er es auch. Hohe Töne und die oft nach unten fielen, einige Oktaven niedriger. Immer im rhythmischen Wechsel Es klang sehr traurig und…und beunruhigend zugleich. Jagte Nier einen Schauer über den Rücken. Wer sang da? Und woher? Aber das erschreckende war…es kam näher. Man hörte dies weil es lauter wurde. Und als würde die ganze Welt den Atem anhalten war alles verschwunden. Keine Grille die zirpte und kein Blatt wehte im Wind. Es war unheimlich erschreckend. Unnormal und Nier fühlte Bosheit. So viel Bosheit und Wut kam auf sie zu. Warum konnte er das plötzlich spüren? Er sah zu Caim, dem es plötzlich nicht sehr gut zu gehen schien. Er hielt sich nämlich auf einmal die rechte Schläfe und verzog das Gesicht unwohl. Das war wegen dem Gesang. Verdammt der Gesang…der war von diesem Monster. Es war wie Leonard es gesagt hatte. Und es wurde schlimmer je näher es kam. Aber es war doch noch nicht mal dunkel! Warum schon so früh?! Schnell holte er sich aber wieder zur Besinnung und sah zu Nier, der ihm einen besorgten Blick zuwarf. Nicht schon wieder. Er sollte sich nicht wieder…Caim rannte zu ihm und ließ Fisch und Speer einfach zurück. Im Nu war er auf dem Stein oben und hob Nier auf die Arme. Sein Kopf donnerte vor Schmerz und tat immer mehr weh. Als wäre er in einem Schraubenstock der sich zudrehte. Der Gesang und das Heulen wurden immer lauter. Verhinderten dass er sich gut konzentrieren konnte dabei. So kam er mit Nier auf den Armen vom Stein runter und sah diesen an. Schien verwirrt dabei, denn Nier… „Geht es…dir gut?“ Fragte Caim ihn schließlich und der Junge nickte besorgt zu ihm hoch. Was war wieder los? Dieser Gesang dröhnte und schmerze ihm in den Ohren. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er platzen! Aber dieser Junge hing in seinen Armen und schien…nichts zu merken. War er…immun gegen diesen Gesang? Er schien ihm wirklich nichts aus zu machen. Doch da er nicht mehr wirklich klar denken konnte, dachte er auch nicht mehr darüber nach. Er musste zurück. Hoch zu dem Flugzeug und aus der Schusslinie! Bevor ihn dieses Wesen sah! So machte er einige Schritte, doch blieb wieder starr und mit Schmerzen im Kopf stehen, als ein gewaltiger Schatten über ihnen vorbei zischte. Es war schnell gewesen und der Windzug danach stark, so dass es alles aufwehte, auch ihre Haare etwas durcheinander gerieten. Und obwohl Caim wusste nicht hin zu sehen, er einfach weiter gehen sollte…machte er es nicht. Das Heulen und der Gesang hatten aufgehört und er drehte sich langsam, auf der Wiese, nach rechts um…als er etwas dort aufdonnern und landen hörte. Es spielte sich alles wie in Zeitlupe für ihn ab. Er wusste selber nicht wieso. Nier dagegen sah das Ungeheuer bereits und konnte seinen Blick nicht davon reißen. Es schockierte ihn. Nicht so sehr wie Louise allerdings. Louise war abartig gewesen und erschreckend anzusehen. Dieses Monster aber…wirkte unnatürlich schön und grotesk zugleich. Doch es war nicht gut. Es war böse, dass fühlte der Drachenjunge. Es strahle das aus jeder Faser aus. Und dann hatte Caim sich vollständig umgedreht und beide sahen dieses Wesen an. Es hatte sich neben dem Bach, vielleicht sechs Meter von ihnen niedergelassen und saß einfach da. Sein ganzer Körper war abgewandt von den beiden Jungs und zu Wasser vor sich gedreht. Hatte sie noch nicht mal registriert und saß nur da. Bis es sich mit einem Oberköper vorbeugte und offenbar etwas Wasser trank. Es trank Wasser, wie jedes andere Lebewesen auch… Sie konnten weder den Oberkörper noch den Kopf sehen, weil es sich auf zwei gewaltigen Schwingen abgestützte hatte und diese die Sicht darauf versperrten. Gewaltige weiße Schwingen, die aus Federn bestanden und im Licht der Abendsonne orange schimmerten. Sie waren eigentlich strahlendweiß und wunderschön. Und es schien als würde es ein Federgewand bis zu den Beinen haben…welche es nicht hatte. Statt der Beine stützte es sich auf einen riesigen Schwanz ab. Ein Schwanz der mehr wie der von einem Skorpion aussah nur wesentlich länger war und an den Rändern entlang Stacheln besaß. An der Spitze dann einen großen Stachel aufwies. Nervös und spastisch zuckte der leicht in verschiedene Richtungen und am Rücken der Kreatur waren gleich noch mal vier weitere Auswüchse, die aber mehr glatten Tentakeln glichen im ebenso, wie der Schwanz, dunklen Braun. Und es war wie Caim es sich gedacht hatte: das war kein Engel…sondern ein Dämon der sich als einer ausgab. Nier krallte sich unbewusste mit der rechten Hand schützend an Caim seine Brust und flüsterte leise: „Wir müssen hier weg…bitte lass uns hier weg…Es ist…böse. Es ist abgrundtief böse…Ich kann das spüren.“ Er war sichtlich verängstigt wegen der Kreatur vor ihnen, die noch immer trank und sie noch nicht bemerkt hatte und Caim stimmte ihm lautlos nickend zu. Das wusste er auch ohne es zu fühlen. Es sah schon nach nichts gutem aus. So ein Wesen konnte nicht existieren. Und doch war es hier. Genau wie Louise es gewesen war. Und Caim glaubte daran, dass wieder mal Menschen da mitgeholfen hatten. Es war ja nicht so das Monster einfach durch Löcher in diese Welt fielen! Obwohl das sicherlich auch nicht mehr so abwegig sein würde. Alles war möglich geworden in dieser Hölle in der sie lebten. Und dann machte er langsam einen Schritt nach hinten. Sanft und vorsichtig lief er rückwärts den Hang hinauf. Er wollte das Ding nicht aus den Augen lassen. Denn wenn es sie sah und er das nicht mitbekam, fiel es von hinten einfach über sie her und würde sie töten. Er behielt es lieber im Auge. Es schien auch noch immer zu trinken und Nier fing an etwas zu schlottern. Er fühlte sich überhaupt nicht wohl in der Nähe dieser Kreatur. Sie machte ihm Angst. Seine Sinne sind seit seiner letzten Verwandlung schärfer geworden. Etwas was ihm schon vorher aufgefallen war. Allein beim Essen. Und nun fiel es ihm wieder auf bei diesem Monster. Denn es roch nicht nur nach Bosheit und faulem Fleisch…es roch auch nach Mensch. Was es sicherlich mal gewesen war… Und dann er hob diesen Wesen plötzlich leicht seinen Oberkörper über das Wasser. Sie konnten nicht sehen was es tat…aber dafür hören. Es schnüffelte. Es war sehr laut geworden und schnüffelte in der Umgebung etwas…Es konnte die zwei Jungs riechen. Weshalb es sich auch ganz langsam, wie in einem Horrorfilm umdrehte und den Oberkörper zu ihnen wand. Es die Zwei sah die sich heimlich davonschleichen wollten. Sie endlich realisiert hatte. Und Nier sah es erschrocken an. Es war als würde ihm das Herz in die Beine rutschen, als dieses Wesen sie ansah und ihnen einen kalten und irren Blick zuwarf. Einen Blick aus dem Gesicht…eines Menschen. Nier sah wie es nun komplett aussah, so wie auch Caim. Es hatte den Oberkörper einer Frau. Zumindest konnte man einen nackten Busen, ohne Brustwarzen sehen und einen menschlichen Kopf. Die Federn zogen sich von den Armen hoch bis über die Schultern und hörten da dann auch auf, so wie auch unter dem fehlenden Bauchnabel dies stoppte. Es hatte feminine Züge, aber es war keine Frau mehr. Es war geschlechtslos. Es wirkte nur wie eine Frau. Und obwohl es im Gegensatz zu Louise nicht chaotisch ansah…war es für Nier wesentlich schlimmer. Denn man sah deutlich dass es mal eine normale Frau gewesen war. Und er wollte nur noch weg. Weg bevor es auf sie zustürmte und sie angriff! Doch Caim…bewegte sich keinen Zentimeter mehr. Er stand einfach nur da und sah das Wesen starr vor sich an. Sah wie es sich langsam komplett zu ihnen drehte. Abgestützt auf seinen beiden langen Armen, die voller tödlicher Federn waren und der Schwanz zuckte und klapperte wie der einer Klapperschlange. Es hatte sie im Visier und es würde sicherlich angreifen. Es war nur eine Frage der Zeit. Dennoch bewegte er sich einfach nicht weiter. Sah es voller Schrecken an. Und als es einen Schritt näher zu ihnen machte, sie wirr und boshaft ansah, da sah Nier zu Caim auf und sprach: „Caim?! Wir müssen verschwinden! Sofort! Caim!?“ Doch er konnte nicht…Er konnte einfach nicht. Was er da sah…konnte nicht sein. Das war einfach unmöglich und er fühlte wie er innerlich zerrissen wurde. Wie sein Verstand keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte und er auch anfing zu zittern. Und Nier verstand einfach nicht was los war. Er rüttelte immer mehr an ihm herum und sprach seinen Namen. Doch nichts geschah. Er war nicht mehr hier. Caim war ganz wo anders. Das sagte auch sein erschrockener und starrer Blick zu dem Monster vor ihnen. Und als er dann weiter sprach…erschlug es auch Nier wie ein Hammerschlag. So das er ihn erschrocken ansah, als Caim sprach: „Das kann nicht sein…Das kann nicht…“ Das Monster machte einen Schritt näher und Caim sprach das Wort aus, was Nier mit erschlug…Denn er kannte es genau. „…Furiae?“ Und sofort sah der Weißhaarige schnell zu dem Monster rüber. Was?! Das konnte nicht sein! Dieses Wesen sah wie…wie seine Schwester aus?! Und Caim sah es genau. Ihre blauen Augen, ihre hellbraunen Haare, die etwas länger geworden waren, aber er erkannte sie an ihren Gesichtszügen. Sie war es…es war seine kleine Schwester. Sie war zu einem… Und dann stockte das Monster plötzlich weiter vor ihnen und fing an den Mund zu öffnen. Erneut ertönte der Gesang von vorhin. Und er bohrte sich in Caim seinen Schädel wie ein verdammter Dolch. So schlagartig und gnadenlos, dass er mit beiden Händen an seinen Kopf fassen musste vor Schmerz und Nier auf den Boden fallen ließ. Der Schrie kurz auf, als er den Boden berührte und lag dann vor Caim auf der Wiese. Ihn beeinflusste der Gesang weiterhin nicht. So sah er erschrocken zu ihm hoch und schrie: „Caim! Caim wir müssen hier weg!! Caim!!“ Doch der Ältere konnte ihn nicht hören. Er fasste sich noch immer an den Schädel und schrie dabei. Es tat furchtbar weh und es ließ einfach nicht nach. Und je länger es ging, umso mehr spürte er wie sein Verstand zerbrach. Wie er keine Kontrolle mehr über sich hatte…Und dann gab es einen Knacks in seinem Kopf. Etwas zerriss in seinem Verstand und er sah erschrocken vor sich zu dem Monster. Es waren Sekunden. Sekunden in denen der Gesang aufgehört hatte und alles still wurde. Nier zu Caim sah und bemerkte dass dieses Monster, was seiner Schwester ähnlich sah, von ihm an fixiert wurde. Und wie still er dabei war. Es machte Nier angst. Etwas stimmte nicht. Warum machte Caim nichts mehr? Doch als dieser dann leblos über ihn hinweg schritt und sich wie in Trance dem Monster näherte, da bekam Nier Panik und sah ihm nach. Er lag nun auf dem Bauch und brüllte panisch nach ihm: „Caim!! Was machst du denn da?! Das ist nicht deine Schwester!! Caim!!“ Aber er reagierte nicht auf ihn. Er sah nichts anderes mehr, nur noch seine Schwester. Er sah sie vor sich. Sah wie sie nach ihm winkte und freundlich lachte dabei. Ihn rief dass er näher kommen sollte. Er hatte sie so vermisst. So sehr…Ihr ging es gut. Und Nier brüllte wieder nach ihm. Sah wie dieses Ding seine vier Tentakel nach Caim ausfuhr, der sich immer mehr dem Biest näherte und wusste das er endlich was tun musste. So raffte er sich zusammen und kämpfte sich auf seine Beine. Das Linke tat noch weh, aber er kam wieder hoch. Er musste zu Caim! Er musste ihn wachrütteln und beschützen! Denn er sah dass er in einer Art von Trance war. Sicherlich ausgelöst von dem Gesang. Dieser Gesang hatte etwas mit ihm angestellt! Was es auch war, er musste es brechen! Und so kämpfte er sich langsam und schmerzhaft humpelnd nach vorne, Caim hinterher und rief: „Caim nicht!! Wach auf!!“ Doch es tat sich nichts. Caim war gefährlich nahe vor dem Monster und Nier schrie wieder einmal laut seinen Namen. Dieses Mal aber schien es das Monster zu nerven und es fauchte schrill und kreischend zu dem Drachenjungen hinter. Dabei holte es plötzlich mit seiner rechten Schwinge aus und ließ sie nach vorn zischen! Setzte sie danach wieder ab. In der nächsten Sekunde kam ein heftiger Windstoß, der Nier traf und ihn etwas ins Straucheln brachte. Aber dass war sein geringstes Problem. Denn er spürte den Schmerz, der durch deine Brust jagte. So das er aufschrie und auf die Knie kam. Sah an sich herab…und sah zwei scharfe Federn in seiner Brust stecken. Eine gefährlich nahe am Herz vorbei und die Andere kurz darunter. Zum Glück nicht besonders tief, aber tief genug um ihn leicht Blut spucken zu lassen und er keuchte, röchelte und sich an die Federn fasste. Sie schnitten in seine Hände und er konnte sie nicht entfernen. Sie taten höllisch weh. Stecken wie Messer in ihm und so klappte er nach vorn und seitlich hin. Hustete und röchelte weiter. Mit einer schmerzverzerrten Mine sah er dann vor sich und sah wie Caim völlig neben der Spur vor dem dämonischen Engel stand. Es ihn ansah und die vier Auswüchse länger wurden, Caim schließlich umschlossen und ihn fesselten. Nier hustete und sprach schwach: „N-Nicht…Geh…Ni…C-Caim...“ Und er kämpfte sich erneut schwach auf die Knie. Es tat weh. Seine Brust brannte wie Feuer und sein Bein war ebenfalls nicht verheilt. Er bekam einfach keine Schonzeit um sich ordentlich zu erholen. Aber er musste weiter machen! Er musste sich verwandeln! Nur so konnte er Caim retten! Er musste…Er sah nach vorne. Seine Sicht verschwamm leicht vor Schmerzen und er blinzelte sich zur Besinnung zurück. Verzog den Mund zu einem Knurren und kroch einige Zentimeter weiter auf allen Vieren auf sie zu. Hustete und keuchte dabei. Verwandel dich!...Doch es passierte nichts. Und Caim wurde derweil komplett gefangen. Nier sah wie dieses Monster ihn geschnappt hatte und hinter sich auf den Rücken schnallte, genau da wo die Auswüchse waren. Sie hatten ihn fest im Griff und Caim tat rein gar nichts. Er war gebrochen und Nier schwerer verletzt. Dennoch gab der Weißhaarige nicht auf. Wollte sich verwandeln, aber wusste nicht wie. Es klappte einfach nicht. War er…zu schwach? Das Furiae-Monster sah noch mal zu dem verwundeten Drachen rüber und starrte ihn nur an. Und Nier zurück. Es…es hatte kein Interesse an ihm. Wollte ihn nicht mal töten. Offensichtlich hatte es das was es wollte. So spreizte sie ihre Schwingen und erhob sich vom Erdboden. Der Wind zog über Nier hinweg und er fauchte ihnen nach, während das Biest langsam immer höher in den Himmel stieg: „Nicht…bleib…hier…Gib ihn mir zurück…gib mir…Caim zurück...!“ Und dann machte es einen starken Flügelschlag und zischte davon. Hoch in den Himmel und in die Ferne. Der untergehenden roten Sonne entgegen. Nier sah ihnen nach. Keuchte und hustete erneut Blut. Nicht…Nicht…Und er kam schwer wieder auf die Beine. Reichte mit der rechten Hand hoch in den Himmel. Immer wieder sagte er den Namen des Menschen den er verloren hatte. Immer und immer wieder leise und schwach. In dieselbe Richtung in die sie noch flogen. Und er knurrte, war verzweifelt, seine Wunden bluteten und dann brüllte er schwach und voller Sorge: „CAIM!!“ Endgültig gaben seine Kräfte nach. Er klappte seitlich nach vorne und lag einfach nur da im Gras. Atmete schwer und hasste sich selbst. Er durfte nicht aufgeben. Er wollte nicht! Doch er konnte sich nicht rühren. Sein Körper war wie gelähmt. Es war als hätte man ihm…etwas genommen. Ihm etwas aus seinem Herzen gerissen. Und er fing an vor Zorn zu weinen, ließ dabei die Tränen einfach nur laufen und konnte sich nicht bewegen. Es tat so weh. Seine Brust tat so weh, seine Wunden, sein Bein. Aber nichts davon…kam an den Schmerz ran den er über all dem zusätzlich spürte. Den Schmerz in seinem Herzen…als hätte man ihm den Menschen entrissen…den er liebte. Und er konnte nichts dagegen tun. Was er mit einem lauten und verzweifelten Schrei zugab. Ein Berg den er nicht erklimmen konnte... Kapitel 11: Flowers for the Broken spirit ----------------------------------------- Wie die scharlachrote Nacht, die das Licht verhüllt. Du kannst darin versuchen deine Angst zu verbergen. Du kannst versuchen zu lügen mein Liebster. Träum ruhig weiter von dieser Lüge. Breite sanft deine blutbefleckten Flügel aus. Wie ein gefallener Engel, getrieben vom Wind der Zeit wirst du dich erheben. Man wird treiben und am Ende vielleicht fallen. Wie eine Göttin, die in die sternenklare Nacht geht, umarme ich dich für die Ewigkeit und fliege mit dir zum Himmel. Was ist die Lüge? Was ist die Wahrheit? Was soll ich glauben in meinem Leben? Am Anfang sehe ich die schwarze Blume im Regen atmen. Sehe wie sie versucht bis an den Rand des Lichts zu wachsen das mich umhüllt. Doch werde ich stattdessen die weiße Blume mit meinen Flügeln ergreifen. Und wir werden das Ende sehen. Wir werden der Anfang und das Ende sein. Gemeinsam in den Himmel fliegend. Mit gewaltigen Schwingen erhob sich das Wesen in die Lüfte und flog in den Abendhimmel davon, der in einem purpurnen und trüben Orange leuchtete. In der Ferne konnten sie es gerade noch sehen, als es sich erhob und weg flog, womit alle voller Schrecken an der Häuserreihe um den Park herum standen. Waren komplett erstarrt und nicht mehr in der Lage sich zu bewegen. Ihre Blicke hingen an diesem Monster. Etwas was keiner jemals zuvor gesehen hatte. Ein Ungeheuer mit weißen Flügeln aus Federn und einem Schwanz wie der eines Skorpions. Es krisch noch immer, selbst in der Ferne. Und auch Leonard sah es zum ersten Mal in seiner vollen Pracht. Somit war auch ihm klar, dass es definitiv kein Engel oder göttliches Wesen sein konnte. Es war wie Caim gesagt hatte: ein Dämon. Und besonders das kleine Mädchen hinter ihm schlotterte schrecklich bei dem Anblick. Auch sie schien noch nie etwas vergleichbar Schlimmes gesehen zu haben und sah weiterhin voller Schrecken zum Himmel rauf dabei. Dieser Mann auf dem Rücken der Kreatur…war das…? Sie drückte sich an Inuart der neben ihr stand und der war noch erstarrter als alle anderen, denn er erkannte, im Gegensatz zu den Anderen, Caim auf dem Rücken der Bestie. Fest umschlungen und wehrlos hing er da und keinerlei Regung kam von ihm. Doch schien er nicht tot zu sein, denn bisher sah Inuart keine sichtbaren Wunden. Er hoffte es fürs Erste mal. Aber es war Tatsache dass er entführt wurde. Oder mehr: verschleppt. Was für ihn der Moment der Klarheit war und er sich von dem Mädchen riss. Im Rennen zückte er die Waffe von seinem Rücken runter. Er rannte von ihnen weg und lud derweil sein Scharfschützengewehr nach, wofür er endlich wieder Munition hatte, kam auf die Knie, direkt neben dem plätschernden Bach und zielte dem Wesen nach. Es war aber schon zu weit weg. Keine Chance mehr da ran zu kommen. Wenn er einfach schoss könnte er vielleicht seinen besten Freund erwischen. So entfloh ihm nur ein verzweifeltes Knurren und er fauchte leise ein: Scheiße. Dabei nahm er die Waffe wieder runter und schüttelte den Kopf. Wie konnte das alles nur passieren?! Leonard und das Mädchen kamen erneut zu ihm gerannt, bis sie neben ihm standen und Inuart nicht eine Sekunde zögerte. Er fragte den Blonden wütend: „Wie konnte das passieren?! Du sagtest sie kommt erst des Nachts heraus!“ Aber Leonard wusste da selber keine Antwort darauf. Weshalb er auch nur schockiert und langsam den Kopf schüttelte, seinen Blick noch immer in die Ferne gerichtet, als er sprach: „I-Ich weis es nicht. Ich habe das noch nie zuvor erlebt.“ Hatte er sich geirrt? Kam sie doch schon zur Dämmerung hervor und er hatte das nur nie gemerkt? Nein das konnte einfach nicht sein aber…hatte er alle in falsche Sicherheit gewogen? Sogar sich selbst? Was hatte er nur getan? Ihn überkamen Schuldgefühle und Selbstzweifel wegen der Sache. War wegen ihm ein Mann verschleppt worden? Doch ehrlich gesagt wusste keiner mehr was er tun sollte. War Caim wirklich fort? Würde er vielleicht sogar sterben? Inuart biss sich selber in den Hintern wegen der Aktion. Sie hätten nicht so lange weg bleiben dürfen! Vielleicht wäre Caim dann…Was sollten sie nun machen?! Er wusste selber nicht was zu tun war! Noch nie zuvor hatte er eine solche Entscheidung fällen müssen ohne Caim. Sollten sie sofort nach und sich in Gefahr bringen? Oder sollten sie ihn im Stich lassen und sich schützen? Diese Auswahl zerriss ihn innerlich. Das Mädchen hinter Leonard sah sich derweil weiter um, denn sie suchte jemand völlig anderen. Lange hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Und nach dem was Caim eben passiert war da hoffte sie das Nier nicht auch…Doch dann sah sie ihn! Nicht weit von ihnen, den Hang hinauf, lag er bereits im Gras und rührte sich kaum noch. Er lag da wie tot und ihr Herz hörte kurz auf zu schlagen bei dem Anblick. Auf die Entfernung konnte sie aber auch nicht sein Zittern sehen, welches durch die Schmerzen ausgelöst wurde die er hatte. Nier seine Atmung war noch immer angestrengt und er spürte dass er zu viel Kraft verloren hatte. Die letzten Tage hatten ihn völlig vernichtet. Doch noch schlimmer als das war die Wut untätig gewesen zu sein. Er…er konnte nicht verhindern dass Caim mitgenommen wurde. War zu schwach gewesen und das brannte und schmerzte mehr als alle seine Wunden zusammen. Nier war am Ende. So sollte man denken. Und dennoch regte sich etwas in seinem geschundenen Körper. Etwas hatte anfangen zu brennen, zu entflammen und das war der Wille weiter zu kämpfen. Er wollte nicht aufgeben und Caim im Stich lassen. Egal welche Gründe sie auch an diesen Punkt gebracht hatten. War es nun seine Schuld oder was auch immer, er würde nicht zulassen das jemand aus seinem Umfeld stirbt! Vor allem nicht Inuart, Yonah und Caim. Sie waren…seine Familie geworden. Und das gab er nicht mehr auf! So riss er sich zusammen und kam vor Schmerz keuchend auf die Knie. Musste sich allerdings noch immer mit den Armen vor sich abstützen. Er keuchte und atmete schneller, sah an seine Brust runter. Die Federn steckten noch immer in ihm und saugten sich mit Blut voll. Sie mussten raus, sie mussten… „NIER!!“ Hörte er plötzlich eine bekannte Stimme nach ihm rufen und er sah schnell vor sich hoch. Sah die Person auf sich zu rennen, während er sich hinkniete und einfach so verweilte. Ehrlich gesagt konnte er nicht glauben wen er dort sah. Was auch sein erschrockener Blick offenbarte den er ihr zuwarf. Es war Yonah. Yonah war wirklich hier und rannte den Hügel zu ihm hoch. Sie sah schrecklich besorgt aus und hatte ihn nach wenigen Sekunden auch schon erreicht. Weinte leicht dabei und wollte sich an ihn drücken, doch hielt sie inne, als sie die zwei Dinger sah die in der Brust ihres Bruders steckten. Sie kam vor ihm auf die Knie und sah ihn wehleidig an. Das Gesicht errötet und leise Tränen die sich aus ihr schlichen. Sie atmete ebenfalls schnell. Versuchte zittrig an die Federn fassen zu wollen, aber zögerte. Nein…Niemals wollte er sie so sehen und dennoch war es passiert. Und er wollte sie ebenfalls umarmen, sie trösten, doch sein Körper machte nicht mit. Er konnte sich einfach nicht bewegen. So sprach er nur leise und mit erschrockenem Blick zu ihr: „Y…Y-Yonah? W-Was machst du…?“ Weiter kam er aber nicht denn sie sah weiterhin voller Sorge und Schrecken die Federn an, welche in ihm steckten und wollte nun doch dort hin fassen. Sie wollte sie entfernen, aber Nier reagierte sofort mit Schrecken und sprach etwas lauter, wenn auch angestrengt zu ihr: „N-Nicht Yonah! Die sind gefährlich! Du…Du verletzt dich sonst auch noch!“ Und damit hatte er nicht unrecht. Hatte es am eigenen Leib erfahren müssen. Er hatte vorher schon versucht diese zu fassen und selber zu entfernen, dabei schnitt er sich aber noch zusätzlich in die Handflächen. Das waren rasiermesserscharfe Klingen in seinem Fleisch, auch wenn sie nicht so aussahen. Die Kleine hielt schreckhaft inne nach dem lauten Warnen ihres Bruders. Aber man sah Yonah an das sie unbedingt helfen wollte. Immer wieder hob sie die Arme und wollte da dran um sie zu entfernen. Doch im Nachhinein war es vielleicht so besser. Wenn sie in ihm steckten, dann kam nicht die Gefahr dass er verbluten würde. Zog man sie raus konnte er sich noch mehr verletzten und alleine war keiner da um ihn zu behandeln. Die Fleischwunden zu schließen. Er sah Yonah dabei weiter an. Wie sie verzweifelt versuchte zu helfen. Es tat ihm weh. Es tat ihm so weh sie so zu sehen und er wollte sie einfach trösten. Auch am liebsten in die Arme schließen und was zu ihr sagen. Oder einfach so etwas zu ihre sagen…doch er konnte nicht. Warum konnte er das nicht? Er fand einfach keine tröstenden Worte für sie. Er war sehr aufgebracht und durcheinander. Warum waren seine Gedanken…seine Gedanken nur noch bei Caim? Normalerweise war das doch anders herum. Er machte sich immer Sorgen um Yonah, aber nun sorgte er sich um den Braunhaarigen. So sollte er doch eigentlich froh sein das es Yonah gut ging und er sie wieder sah. Woher sie auch immer kam. Doch es ging einfach nicht. Er machte sich solche Sorgen um Caim. Was wenn er bereits getötet wurde?! Doch daran durfte er eigentlich nicht mal denken… „Tut es sehr weh?!“ Fragte Yonah ihn aufgebracht und sah zu ihm auf, wodurch Nier wieder aus seinen Gedanken gerissen wurde und zu ihr runter sah. Es brauchte etwas aber dann schüttelte er den Kopf und antwortete: „E-es…es könnte besser sein…Aber es geht schon Yonah…“ Was keine Lüge war um sie zu trösten. Er fühlte sich mit jeder Sekunde wieder stärker. Doch woher kam dieses Gefühl? Seine Wunden schmerzten kaum noch und ihm wurde warm. Bekam das Gefühl als könnte er Bäume ausreißen. Und auch sein Bein fühlte sich besser an. Doch so sah er überhaupt nicht aus. Yonah sah ihm an dass es ihm schlecht ging. Ob körperlich oder seelisch allerdings wusste sie nicht. Als ihr Bruder aber dann den Kopf senkte und auf seinen Schoß unter sich sah…wusste sie sofort dass er seelisch litt. Sein Blick, der voller Trauer war, den Mund den er verzweifelt verzog und das leichte Zittern das dann kam, alles bestätigte das er schrecklich litt. Und Yonah fragte sich…konnte das wirklich wegen Caim sein? Und dann sprach Nier plötzlich runter: „I-Ich…ich habe versagt…Ich…“ Yonah sah ihn wieder ins Gesicht so gut sie konnte und fragte traurig: „Was?“ Und dann hörte sie das kurze Schlurzen von ihrem Bruder vor sich. „Ich habe ihn im Stich gelassen!“ Und als er das laut gesagt hatte, waren auch endlich Leonard und Inuart bei ihnen angekommen und erschrocken kam der Priester gleich neben ihm runter, sah sich die Federn in dem Fleisch des Jungen an und sprach entsetzt: „Du bist verletzt! Beweg dich nicht so viel!! Ich hole schnell was um sie zu entfernen!“ Und dann sprang er wieder auf und rannte zum Flugzeug hoch. Nier musste dringend behandelt werden, oder er holte sich vielleicht eine Blutvergiftung. Leonard brauchte eine Zange zum Greifen der Federn und dann etwas um die Wunden zu behandeln! Inuart aber verharrte an seinem Platz hinter Yonah, sah Leonard nur kurz nach und dann wieder zu Nier runter. Fragte dann besorgt und ernster: „Was ist passiert Nier?! Wieso hat es Caim..?!“ „Weil ich ihm nicht helfen konnte!!“ Sprach der junge Drache dann aufgebracht und laut schreiend aus seiner Kehle. Aber nicht voller Wut sondern voller Trauer und Leid das man es in jeder Tonlage seiner Stimme hören konnte. So sah Yonah ihm das auch an. Er litt schrecklich unter der Tatsache nicht geholfen zu haben. Sowas…hatte sie noch nie bei ihm gesehen. Nier war zwar besorgt aber immer sehr nach innen reserviert und zeigte es nicht so impulsiv und stark nach außen. Und das egal in welcher Situation. So war er noch nie gewesen…Nicht mal bei ihr. Sanft fasste sie ihm auf eine der beiden Hände, die einfach nur in seinem Schoß lagen und sah dort hin. Und dann…wurde es dort nass. Tropfen für Tropfen. Sie konnte nicht glauben was sie sah. Eine Träne. Und dann noch eine und noch eine. Und eine Träne war auf ihren Handrücken gefallen und kullerte auf ihrer Haut weiter herab, so das sie ihm ins Gesicht sah. Zwischen seinem stubbeligen Pony konnte sie seine Augen sehen. Er weinte. Es waren kräftige und dicke Perlen die sich in seinen Augenwinkeln aus Wasser gebildet hatten. Seine Wangen waren sogar errötet dabei, bis weitere Tropfen sich aus seinen Augen schlichen und seine heißen Wangen hinab rannten. Yonah war schockiert von diesem Anblick. Und wie gesagt: so hatte sie ihn noch NIE gesehen. Besonders deswegen brach es ihr das Herz ihn so zu sehen. Sogar Inuart direkt hinter ihr war erstaunt über das was der Kleine tat. Immerhin hatten Nier und Caim sich immer nur am Kopf gehabt und sich angebrüllt. Den Jungen jetzt so wegen dem Älteren weinen zu sehen war unglaublich. Noch unglaublicher als einen Drachen am Himmel zu sehen, ehrlich gesagt. Von allen hier aus der Gruppe…heulte er wegen dem größten Mistkerl von allen rum. Weinte um ihn. Was war nur passiert als sie alleine gewesen waren? Etwas musste sie näher zueinander gebracht haben, oder? Sonst würde Nier nicht so reagieren. Der Weißhaarige schluckte schwer und jammerte laut auf seinen Schoß vor sich: „Ich hätte ihm helfen müssen! Dieses Vieh stand einfach da und ich konnte nichts tun! Sie hat irgendwas mit ihm gemacht und ich konnte es nicht verhindern! Ich habe ihn im Stich gelassen! Er hat mir immer und immer wieder geholfen und ich habe ihn einfach im Stich gelassen!!“ Und dann kniff er die Augen zusammen vor Leid und weinte einfach weiter. Er konnte es nicht mehr stoppen. Er wollte es auch nicht mehr stoppen. Caim würd sterben und das war alles seine Schuld! Und je mehr er darüber nachdachte und sich darin verlor, umso mehr wurde er schwächer und konnte keine Kraft mehr finden um aufzustehen. All der Wille von vorher wurde weniger. Er ging wieder mit sich zu hart vor Gericht und verlor sich in Zweifel. Yonah sah das und fasste mit beiden Händen die seinen, sprach dabei sanft zu ihrem weinenden Bruder: „Inuart erzählte mir dass du verletzt bist. Es ist also nicht deine Schuld Nier. Du konntest das nicht verhindern. Bitte nehm die Schuld nicht auf dich.“ „Yonah hat recht. Du konntest mit deiner Verletzung nichts dagegen tun.“ Stimmte Inuart ihr zu und schnallte sich wieder seine Waffe auf den Rücken dabei. Es war unnötig das Nier sich so selbst geißelte. Doch der Weißhaarige war nicht damit fertig. Er sah zu Inuart rauf, wodurch der auch klar sein Gesicht sehen konnte. Sehen konnte wie leicht errötet und verheult der Junge vor ihm war. Und das wegen Caim…Erneut: Er hatte nicht gedachte jemanden mal so sehr wegen Caim weinen zu sehen, außer sich selbst vielleicht wie vor einem Tag. Und dann von allen war es Nier. Das schockierte ihn sichtlich. Der Junge sprach laut zu ihm hoch: „Wir müssen ihr nach! Wir müssen ihm helfen!“ Und er wollte doch tatsächlich auf die Beine kommen, klappte aber gleich wieder zusammen dabei. Er war eben ein Sturkopf. Wusste das er nicht konnte, aber wollte mit seinem Kopf durch die Wand, komme was wollte. Aber nicht nur das sein Bein noch wehtat, sondern auch weil die Federn noch in seinem Fleisch steckten und rissen, kam er nicht hoch. Wenn er sich bewegte wurde es viel schlimmer. Er verzog das Gesicht schmerzhaft und Yonah fasste ihm besorgt auf beide Schultern, sprach dabei: „Nicht Nier! Du bist doch verletzt! Bitte hör doch einfach auf!“ Inuart sah den Jungen vor sich nur an. Er war…so entschlossen. Dieser Junge war wesentlich entschlossener Caim sofort hinterher zu rennen, trotz seiner Verletzungen, als es Inuart selber war. Ein Junge der Caim nicht mal so lange kannte wie er selbst und er stand da und zögerte noch. War allein bei dem Gedanken gelähmt. Er hatte Angst. Was wenn sie sie fanden und Caim war…? Was war er nur für ein Freund? Dann kam aber auch Leonard wieder angerannt und kniete rechts fast komplett vor Nier. Sah sich dann noch mal die Federn in der Brust genauer an und sprach erleichtert: „Wow du hast wirklich Glück gehabt. Die Eine war dicht am Herz vorbei.“ Und er zeigte auf die oberste Feder im Fleisch. Inzwischen blutete es nicht mehr, aber das würde es wieder sobald er diese entfernt hatte. Er musste das vor allem langsam und behutsam machen, auch wenn es sehr weh tat, weil diese Federn Wiederharken hatten und wenn man schnell zog diese dabei nur noch größere Wunden rissen! Aber er hatte schon das richtige Werkzeug dafür. So schnappte er sich aus seiner Tasche eine kleine Zange und Nier sah das, während Inuart zu dem Weißhaarigen lauter sprach: „Wir können nicht einfach ins Blaue rennen! Wir müssen uns erst was überlegen!“ Es klang logisch, aber dennoch versuchte er damit auch seine Unsicherheit und Angst zu entschuldigen. Nier sah von Leonard seiner Zange weg und bei der Aussage wieder zu Inuart. Er schien erschrocken über das was der Orangehaarige gesagt hatte. Wollte er ihn etwa im Stich lassen?! Er schüttelte leicht den Kopf und sprach dann: „Aber wir müssen schnell was tun! Er könnte sterben während wir hier reden!“ Er klang sehr verzweifelt dabei und aufrichtig. Er war aufrichtig besorgt und Yonah…musste plötzlich leicht schmunzeln vor Freude, als sie ihn so sah. Nicht wegen der Lage in der sie sich befanden…sondern weil sie etwas an ihrem Bruder festgestellt hatte. Etwas was sie sich schon länger gedacht und es sogar mal geschmückt aussprach…Nun bestätigte es sich nur noch mehr. Sie glaubte langsam daran…dass ihr Bruder verliebt war. Und für manche würde es komisch klingen, aber sie fand das Caim und Nier gut passen würden. Auch wenn sie nicht genau festnageln konnte warum. Sie merkte aber dass die beiden sich gegenseitig gut taten. Caim wurde offener und Nier zutraulicher und entschlossener. Jungs waren manchmal doch etwas blind für bestimmte Hinweise die für Liebe oder Zuneigung sprachen. Aber sie hatte das schon öfter gesehen. Nicht nur bei Nier, sondern auch bei Caim. Spezielle Blicke die er ihm zuwarf… Inuart fauchte zurück: „Denkst du ich weis das nicht?! Ich möchte ihm auch helfen! Aber wenn wir einfach losrennen, ohne Plan, dann bringen wir uns auch noch in Gefahr!“ Leider hatte er da recht, so ungern Nier das auch einsah. Und so schwer es ihm auch fiel. Aber er wand seine Aufmerksamkeit wieder von Inuart ab und sah zu Leonard, als er bemerkte wie nahe er mit der Zange in der Hand, der untersten Feder im Torso kam. Der Blonde war selber erstaunt dass der Junge noch so viel Kraft hatte um zu fauchen und zu diskutieren wie es weiter gehen sollte. Wenn er selber so Klingen in seinem Körper hätte, wüsste er nicht ob er die Kraft hatte da noch zu reden. Dieser Junge war faszinierend. Und Leonard wusste noch nicht mal was davon das Nier ein Hybrid war. Dies erklärte nämlich seine leichte Robustheit und schnellere Regeneration. Das hatte man ihm bisher komplett, zur Sicherheit, verschwiegen. Und ohne es selbst gesehen zu haben, würde es auch sehr unglaubwürdig klingen. Leonard würde ihnen nicht glauben das Nier ein Halbdrache war. Kein Mensch mit klarem Verstand würde das. Sanft fasste der Priester dann mit der Zange die unterste Feder und Nier zuckte auf. Er sah runter und keuchte kurz vor Schmerz, dass hatte nämlich dann doch mal gezogen. Yonah fasste seine Hände stärker, wollte ihm Trost schenken und das Gefühl das er nicht alleine war. Dann sah Leonard zu ihr und sprach ernst: „Yonah. Sobald ich die Feder entfernt habe, nimmst du bitte sofort eines der Mulltücher dort und drückst es fest auf die Wunde drauf. Es wird nämlich wieder anfangen zu bluten. Danach verbinde und desinfiziere ich die Wunde. Bei der Oberen machen wir das dann auch so.“ „Ist er sehr schlimm verletzt?“ Fragte sie dann besorgt und bekam als Antwort von dem Blonden: „Wenn sein Herz oder wichtige Arterien darum verletzt wären, dann könnte er nicht so laut reden und diskutieren. Er würde Schwäche zeigen, aber das tut er nicht. Es ist also alles soweit okay. Aber die Wunden müssen dennoch gut behandelt werden.“ Es beruhigte sie das zu hören und sie sah entschlossen zu der Wunde ihres Bruders. Zu der mit welcher sie als ersten anfingen. Leonard nickte und sprach dann zu Nier: „Ich muss sie langsam entfernen. Sie haben Wiederharken und ich möchte dich nicht noch mehr verletzten, oder sogar abrutschen. Es wird also wehtun.“ Nier schniefte noch einmal und riss sich dann zusammen. Also nickte er und sprach: „Kann nicht schlimmer werden als das gebrochene Bein zu richten.“ Das war wohl wahr. Nichts kam an diesen Schmerz heran. Und das war für Leonard auch das Zeichen anzufangen. So fing er langsam an an dem Stiel der Feder zu ziehen und sie rutschte Stück für Stück aus dem Fleisch, das dabei wieder anfing zu bluten. Nier biss die Zähne zusammen und keuchte etwas im Wechsel zum leichten Stöhnen. Die Federn waren sehr lang und zum Glück nicht weit in seinen Körper eingedrungen. Mehr als die Hälfte stand raus. Wären sie komplett in ihn gefahren, dann könnte er vermutlich tot sein. Was bestätigte das dieses Monster ihn nicht töten wollte, sondern versuchte ihn aufhalten. Er sollte offenbar nicht näher kommen. Warum tat sie das bei einem Jungen wie ihm? Als hätte sie Angst vor ihm gehabt. Und dann verließ die Feder endlich seinen Körper und Nier atmete etwas erleichtert und keuchend auf. Leonard warf sie neben sich auf den Boden und sofort ging Yonah an die Wunde und drückte dagegen, was wieder für den Jungen schmerzte, aber er sich zusammen riss nicht zu brüllen. Er wollte sie nicht erschrecken damit und sie denken lassen sie machte was falsch. Sofort schnappte der Blonde sich Desinfektionsmittel und ein Tuch zum Abtupfen der Wunde. Er sagte Yonah wegzugehen und tupfte die blutende Wunde ab. Kaum als das Mittel die Wunde berührte krisch Nier aber dann doch, blieb aber weiterhin taff in seiner Position sitzen. Riss sich zusammen. Es brannte ganz schön. Und kurz darauf Klebte der Priester ein dickes Wundpflaster auf die Stelle, dass auch etwas Druck erzeugte. Mehr konnte er nicht tun, aber es würde helfen. Zum Glück war die Kleidung weit genug gerissen, dass er so behandeln konnte. Ihn noch vorher auszuziehen wäre katastrophal geworden. Und dann ging es weiter zur nächsten Wunde. Während sie die zweite Feder zogen stand Inuart daneben und machte sich Gedanken wie sie das mit Caim angingen. Nie wollte er ihn im Stich lassen. Es musste etwas getan werden und er musste seine Furcht vor dem Ergebnis wegschieben. Egal welches das auch sein mochte. Er hatte sich in dem Labor genug durchgelesen um damit etwas anfangen zu können. So wusste er nun dass es ein Monster war welches von der Hermelin Organisation erschaffen wurde und das um erneut herauszufinden, ob man gegen White Chlorination immun werden könnte. Allein zu hören dass es diese Organisation gewesen war…das war schon schlimm genug. Denn auch er kannte sie noch von früher und hatte nichts Gutes über sie gehört. Nebenbei hatte er auch herausgefunden wie dieses Monster offenbar kämpfte. Angeblich konnte es mit seinem Gesang Menschen manipulieren und ihnen Bilder von vertrauten Dingen vorgaukeln. Vielleicht sogar Menschen die man verloren hatte. Eine Art von Hypnose? Auf jeden Fall lockte es damit seine Beute heran und verschlang diese dann. Wenn das aber wirklich so der Fall war…warum hatte es dann Caim entführt? Warum die Arbeit und die Abwechslung? Hatte es sich vielleicht doch weiterentwickelt und bevorzugte nun etwas anderes? Doch im Gegensatz zu Louise schien es leichter zu töten zu sein. Laut dem Bericht, den er gelesen hat, hatte es nämlich einen Herzschlag und einen Blutkreislauf. Also konnte man es töten oder vergiften. Es schien nicht so unangreifbar wie Louise. Vielleicht griff es deswegen aus dem Hinterhalt an, weil es das wusste. Es war Selbsterhaltung. Doch schrecklicher war einfach…das sie wieder mal einen Menschen dafür benutzt hatten um sowas zu erschaffen. Auch wenn nirgendwo stand wen und wie sie es erschaffen hatten. Nichts davon konnte man finden…Und dann war da noch die Sache mit dem Soldaten gewesen. Was auch noch nicht geklärt war und er noch nichts davon erzählt hatte. Den den er vorher gesehen und in diesen Bezirk verfolgt hatte… Nier war derweil komplett behandelt worden und starrte vor sich auf den Schoß, als Leonard noch die letzte Wunde verband. Im gingen verschiedene Sachen durch den Kopf. Neben Caim noch ein weiteres Thema…Er hatte bisher noch nichts dazu gesagt, wusste auch nicht wie er es sagen sollte. Konnte es nicht erwähnen dass…dass dieses Monster angeblich aussah wie Caim seine Schwester. Er wusste selber nicht ob es überhaupt stimmte, aber wenn Caim das sagte, musste ja was dran sein, oder? Wie sollte er das Inuart sagen? Er wusste einfach nicht was er machen sollte… Yonah kam, nachdem der Blonde fertig war, endlich an ihren Bruder ran und drückte ihn sanft. Saß dicht an ihm und schmuste sich an seine Brust. Sie wollte ihm Trost schenken. Noch immer konnte sie hören wie schnell und aufgebracht sein Herz raste. Erst beruhigte sie es zu hören dass es schlug. Einfach weil es ein Zeichen war das er lebte. Und dann dachte sie sich warum es so schnell schlug…Er machte sich schreckliche Sorgen um Caim. „Wir werden ihn finden.“ Sprach sie dann leise zu ihm hoch und Nier sah erstaunt zu ihr runter. „Was?“ Yonah sah ihn hoffnungsvoll in die Augen und sprach entschlossen: „Wir werden ihn finden! Und wir werden ihn retten! Mach dir keine Sorgen um ihn. Alles wird gut Nier!“ Als sie diese Sätze raus brachte, entschlossener als sie es jemals zuvor gewesen ist, sahen wirklich ALLE zu ihr hin und waren erstaunt über dieses Mädchen. Besonders ihr großer Bruder. Sie sah ihn mit solch einer Zuversicht an und einem entschlossenen Blick. Und er sah nur zurück. Bis er nach einigen Sekunden seinen erstaunten Blick in einen umwandelte der sehr stolz schien und dankbar zugleich. Er musste dabei sogar sanft lächeln. Sie war so gut zu ihm. Und dann umschlang er sie endlich und drückte sie fest an sich. Ließ seinen Kopf auf ihrem ruhen und schloss die Augen als er sprach: „Oh Yonah…“ Es kam so voller Trauer und dennoch mit leichtem Glück aus ihm gehaucht. Er musste nichts mehr sagen. Sie wusste dass er dankbar dafür war und musste dann auch etwas lächeln. Es würde alles schon gut werden…Oder? Und auch Inuart schmunzelte kurz und sprach dann frech: „Das denke ich auch. Wir…wir holen ihn schon zurück…Wahrscheinlich geht er dem Monster gerade schon tierisch auf den Sack! Hey, vielleicht bringt es ihn ja freiwillig zurück!“ Das war eine kindische Vorstellung. Aber es war besser als ihn schon für tot abzustempeln. Inuart hatte sich entschieden: Sie würden Caim suchen und retten. Er war sein bester Freund. Er hatte ihn mehrmals in diesen fünf Jahren den Arsch gerettet. Wurde Zeit das er das auch mal im vollen Ausmaß tat. So wusste er auch schon den perfekten Plan. Man musste ihn nur noch umsetzten. Es war dunkel und alles was er hörte war das Pochen seines eigenen Herzens. Schreckliche Schmerzen donnerten noch immer durch seinen Schädel und zwangen ihn noch etwas länger die Augen geschlossen zu halten. Er fühlte sich so schwach. Noch nie hatte er sich so schwach gefühlt in seinem Leben. So nutzlos… Und während ihm das klar wurde sah er weiterhin nur Dunkelheit vor seinen verschlossenen Augen. Wusste dass er sie öffnen sollte. Aber er wusste auch dass er sich dazu zwingen musste, doch fand er keine Kraft dafür. Je länger er in der Dunkelheit verbachte, umso mehr kehrten seine Sinne zurück. Sein Körper erholte sich langsam. So fühlte er wieder Kribbeln und Gefühl in seinen Fingern und spürte dass er sie leicht bewegen konnte. Auch sein Geruch kam wieder. Aber seine Nase rümpfte sich sofort danach. Etwas roch schrecklich um ihn herum. Er kannte diesen Geruch allerdings. Faulig und teils sogar süß, wie unreifes Obst nur wesentlich schlimmer. Und dazu gesellte sich der Geruch von faulem Fisch. Nur vereinzelt, aber er war erschlagend. …Woher kam das alles? Es fiel ihm gerade nicht ein. Was war passiert? Er erinnerte sich nicht. Eigentlich…wollte er nur weiter schlafen und nicht mehr aufwachen. Er fühlte sich nicht wohl. Etwas war passiert. Etwas Schreckliches. Aber was? Sein Verstand war wie leergefegt und gelähmt. So dass er sich nicht mal mehr an Namen erinnerte. Er besaß keine Gegenwart und keine Vergangenheit mehr in seinem Kopf. Einfach alles war weg. Auch an seinen Namen konnte er sich nicht mehr erinnern. Alles war…so unbedeutend geworden. Das Gefühl der Nutzlosigkeit über kam ihn und er wollte nicht mehr. Alles erschien sinnlos. Aber in der Sekunde, als er endgültig aufgeben wollte, einfach nur dem Drang nach Stille nachgab…da erschlug ihn etwas. Ein Ruf der in seinem Verstand hallte. Dieser klatschte ihm so heftig eine dabei, dass er langsam wieder zu sich kam. Jemand schrie nach ihm. Er kannte diese Stimme. Hörte sie nach ihm schreien. Seinen Namen rufen. Schwache Worte drangen zu ihm: „N-Nicht…Geh…Ni…“ Doch wer war es? Diese Stimme war so sanft und schwach. Aber ihr klang war bezaubernd und ließ etwas ihn ihm erwachen. Etwas regte sich in seiner Brust bei dem Klang. Gefühle die er nie kennengelernt hatte. Und er wollte mehr von dieser Stimme hören. Sie sollte…lustvoll seinen Namen rufen. Sie sollte ihm gehören. So rief sie erneut seinen Namen. Aber dieses Mal voller Angst und Sorge das ihm… „CAIM!!“ Er riss die Augen auf und erschrak. Sofort war er wieder bei Bewusstsein und musste registrieren was passiert war. So bekam er das Gefühl als wurde er aus einem Traum gerissen. Sah sich danach panisch um, auch wenn alles noch verschwommen war. Seine Atmung wurde schneller und sein Puls ebenso. Es war keine Panik die ihn überfiel, aber Unbehagen weil er nicht mehr wusste was passiert war. Diese Stimme die ihn gerufen hatte, hatte ihn aus der Dunkelheit gezerrt. Ihn gerettet. Und nach wenigen Sekunden erinnerte sich wer es gewesen war. Kannte die Stimme. Es war Nier gewesen. Er hatte nach ihm gerufen als… Caim wollte sich bewegen, aber bemerkte dass es einfach nicht ging. Etwas hielt ihn an Ort und Stelle. Etwas was er noch nicht durch seine Sicht erkennen konnte. Aber kurz darauf kam er endlich komplett zu sich. Das donnern in seinem Kopf war gewichen und er sah wieder klar, auch wenn er noch einige Male blinzeln musste bis der Effekt komplett nachgelassen hatte. Seine kompletten Erinnerungen waren wieder da und sein Verstand erholte sich. Zwar konnte er sich nicht bewegen, aber einige Sekunden danach verstand er auch endlich wieso. Sah erschrocken an sich herab…Er war eingesponnen. Etwas hielt ihn am Boden. Eine rosarote, zähe Flüssigkeit, die schon an einigen Stellen anfing zu verhärten, klebte ihn am Boden fest. Besonders an seinen Beinen merkte er das, weil er diese überhaupt nicht mehr rühren konnte. Es hielt ihn auf den kalten Marmorboden unter ihm festgenagelt und erneut versuchte er sich zu winden. Nichts gab wirklich nach, aber der Oberkörper und die Arme waren noch leicht unter der Masse zum Bewegen fähig. Es war als wurde er in einen Kokon eingewickelt, nur das sein Kopf halt komplett raus ragte. Das Zeug, was ihn umschlossen hatte, war nur bis zu seinem Hals gesponnen. Und es roch unangenehm. Mist! Wie konnte das noch mal passieren?! Er…! Er erinnerte sich. Augenblicklich fiel es ihm wieder ein. Sie waren auf dem Hügel gewesen und dieses Ding das aussah wie…wie seine Schwester fing wieder an zu singen. Es schmerzte in seinem Schädel und vor Schmerzen ließ er sogar Nier aus seinen Armen fallen. Sein Kopf wurde danach sofort komplett leer. So wusste er nicht mal mehr was passiert war und dennoch konnte er in der Leere Nier nach ihm schreien und rufen hören. Doch kurz darauf war wirklich alles weg gewesen. Er wusste nicht wie er an diesen Ort gekommen war, oder wo er genau war. So sah er sich von seiner Position aus um. Er lag wirklich am Boden und direkt hinter ihm war ein nicht fertig gebauter Pfeiler für das Haus in dem er sich befand. Das Dach über seinem Kopf fehlte. Nicht das es zerstört oder eingerissen worden war, sondern es fehlte einfach so schon. Offenbar war er in einem nicht vollendeten Gebäude untergebracht worden. Eine Baustelle? Der dunkle Himmel war deutlich über ihm zu sehen und der Mond schien in aller Pracht mit seinem kalten, weißen Licht auf die Umgebung nieder. Es war schon Nacht? Wie lange war er bereits weg gewesen? Als dieses Monster ihn schnappte war es doch noch mitten am Anfang der Dämmerung. Wenn er so lange weg gewesen ist…was ist dann aus Nier geworden? Oh Gott hatte dieses Monster ihm vielleicht etwas angetan, als er weggetreten war?! Was wenn sie ihn schwer verletzt oder getötet hatte?! Er war noch immer verwundet gewesen und konnte nicht mal weglaufen, selbst wenn er es versuchen würde! Seine Gedanken kreisten plötzlich um den Jungen den er zurückgelassen hatte. Es musste ihm einfach nichts passiert sein! Es durfte nichts passiert sein! Ihm durfte nichts…passiert sein? Wo kam das denn her? Fakt war: es gab nur eine Möglichkeit das herauszufinden…er musste fliehen. So fing er angestrengt an sich oberhalb zu winden, aber nichts rührte sich. Dieses klebrige Zeug war nicht zu zerreißen. Wäre auch wunderlich gewesen, denn mit Sicherheit war es dafür da die Beute festzuhalten. Caim sah auf sich herab. Dieses Zeug…Warum wurde er überhaupt gefangen gehalten? Sollte dieses Wesen, was seiner Schwester ähnlich sah, nicht eher versuchen ihn zu töten? Das klang zumindest logischer. Er brauchte einen genauen Überblick über die Situation. Und sein Blick kam wieder vor sich. Endlich sah er sich mal genauer vor sich um. Nichts. Das Biest war nicht da. Offenbar ausgeflogen? Aber er…erstarrte. Das…das war nicht einfach nur eine verlassene Baustelle…das war ein Nest. Der Kälte nach zu urteilen lag dieser Bau, in dem er lag, etwas höher über dem Boden. Wahrscheinlich war es ein abgebrochenes Hochhausprojekt gewesen, bevor die Seuche endgültig in voller Härte zuschlug. Um ihn herum sah er weitere Säulen und halb stehende Hauswände die ebenfalls mit diesem klebrigen Zeug umhüllt oder angespritzt waren. Es hing sogar teils wie blutige Adern an den Wänden entlang. Doch da hörte der Horror noch lange nicht auf. Denn dort sah er sie auch…andere wie ihn. Andere Menschen die dasselbe Pech hatten wie er, nämlich jenes verschleppt worden zu sein. So sah er mehrere Leute an den Wänden und welche wie er am Boden eingesponnen hängen. Komplett verteilt vor ihm auf der Fläche. Nur mit dem Unterschied das diese nicht mehr am Leben waren. Daher also der Geruch. Er wusste doch dass er ihn kannte. So sah er verfaulte und mumifizierte Leichen in dem Klebezeug hängen. Opfer von diesem Wesen…Also entführte sie Menschen an diesen Ort und fraß sie dann hier? Doch was ihm besonders auffiel…es waren alles Männer. Nicht das er das Zubehör sah, sondern er machte es an der Knochenstruktur und an der alten Kleidung fest. Sie tötete Männer… Es konnte einfach nicht sein. Dieses…dieses Wesen konnte nicht seine Schwester sein. Es sah ihr ähnlich, sah wirklich aus wie sie, aber das war unmöglich. Furiae war weg. Sie war tot. Man konnte Tote nicht zurück holen! Wenn man etwas nicht bezwingen konnte…dann war es der Tod. So sah er in Gedanken wieder sie Szene vor sich ablaufen. Sah wie diese Kreatur sich am Bach zu ihnen gedreht hatte und ihn an fixierte. Ihre Augen kaum an derselben Stelle verweilten und in den Augenhöhlen wild umher zuckten. Es war abscheulich. Furiae war tot. Das war alles nur ein Zufall. Und egal was auch dahinter stecken mochte, er musste als Erstes von diesem Ort weg. Wenn er es nicht tat, würde er so enden wie die Typen um sich herum. Sein Messer! Das war die Idee! Er erinnerte sich dass er das Messer von Leonard noch bei sich hatte. Es hing an seinem Gürtel. Vielleicht könnte er damit entkommen! Und während er sich noch mal umsah, sah ob die Luft wirklich rein war, da erkannte er jemanden, der am anderen Ende des unfertigen Raumes, da herum hing. Diese Person war genauso eingesponnen wie er, nur mit dem Unterschied, dass er nicht so tat aussah wie der Rest der Crew. Und es war wirklich so gewesen denn nach wenigen Sekunden regte dieser sich auch wieder und sah sich schwach um. Allerdings war er nicht an den Boden festgeklebt, sondern an einem Stützpfeiler des Gebäudes. Ein junger Kerl, vielleicht etwas jünger als Caim und er sah sich erschrocken um. Er hatte keine besonderen Merkmale, außer das er sich umsah als würde er in der Höhle des Löwen sein. Was nicht mal so falsch war. Man sah ihm die Panik in den Augen an und dann sah er Caim, bemerkte dass der auch wach war und schrie laut: „Was ist hier los?! Wo bin ich?!“ Caim verzog den Mund grimmig und fauchte dann zurück: „Halt die Klappe! Sei gefälligst ruhig, oder willst du schneller sterben?!“ Da war was dran. Vielleicht war das Biest in der Nähe und er würde es auf sie aufmerksam machen. Sofort verstummte der verängstigte Fremde vor ihm und schlotterte nur noch. Caim dagegen hatte sich was überlegt um zu fliehen. Er konnte seine Beine nicht mehr bewegen, weil das Zeug bereits verhärtet war, aber seinen Oberkörper und seine Arme noch. So regte er den linken Arm, auf dem er nicht seitlich lag und versuchte an seine Hüfte zu kommen. Es war nicht leicht und mit viel bewegen und winden verbunden, aber dann hatte er das kleine Kampfmesser gefasst. Packte es fest mit der Hand und schnaufte erst mal. Gut das er es nicht verloren hatte im Flug. Wenn er sich noch etwas mehr wand könnte er sich vielleicht mit diesem befreien. Und so versuchte er das und erreichte nach einigen Windungen im Innern des Kokons etwas, fing an mit dem Messer etwas zu schneiden. Es ging nicht schnell, aber er merkte dass er sich ablöste. Mit etwas mehr Zeit würde er sich sicherlich… Sein Gegenüber schrie plötzlich wie am Spieß auf und Caim sah erschrocken wieder von sich rauf und zu ihm rüber. Er hatte fast einen Herzstecker bekommen so voller Angst und Panik war der Schrei gewesen. Sein Herz klopfte sogar schneller dadurch und es brauchte auch nicht lange bis er verstanden hatte was den Typen so kreischen ließ. Das Monster war wieder da. Über ihnen erhob sich ein Schatten aus dem Nichts und verdunkelte damit den Mond, so das kein Licht mehr zu ihnen drang bis es sich setzten würde. Die Silhouette war dieselbe von dem Monster das er vorher gesehen hatte. Lange weiße Schwingen, darüber ein Menschlicher Torso mit Kopf und schließlich der lange Schwanz eines Skorpions zeichneten sich ab. Es war wirklich wieder da. Langsam kam es vom Himmel herab und Caim fühlte jeden Windstoß der Flügelschläge über sein Gesicht fahren. Und dann donnerte es hart auf den Boden zwischen ihm und dem Fremden, der noch immer schrie bei dem Anblick der Bestie. Auch Caim war erschrocken. Im weißen Licht des Mondes war es besser zu sehen als vorhin. Kalt und surreal saß es da. Er war noch immer erschrocken dass es aussah wie Furiae. Es war viel größer als ein normaler Mensch, sonst hätte es ihn nicht locker hier her schleppen können, aber dennoch besaß es das Gesicht seiner Schwester. Was ihm auch auf fiel…es hatte die Augen geschlossen. Vorhin war das noch nicht so gewesen. Und dennoch schien es genau zu wissen woher das Geschrei kam und wo alles um sie herum stand, denn sie krabbelte mit ihren Flügelarmen über den Boden und stolperte über kein bisschen Geröll oder trat auf die Toten unter sich, als sie sich auf den Schreienden zubewegte. Offenbar waren die Sinne sehr gut ausgeprägt und die Augen nicht mehr von Nöten. Somit lief es genau auf den Kreischenden zu, der allerlei Sachen brüllte. Unter anderem auch Betteln und Flehen, dass er nicht sterben wollte. Doch dieses Ding schien taub dafür. Was vor allem unheimlich war, war dieses gelassene Lächeln auf dem Gesicht dieser Kreatur. Es verzog keine Mine bei dem was es tat und lächelte sanft dabei. Wo kam es so plötzlich her? Vielleicht war es auf einem erfolgslosen Beutezug gewesen. Oder es hatte vielleicht Hunger und kam deshalb zurück. Caim wollte es nicht herausfinden und schnitzte weiter langsam den Kokon von innen kaputt. Sah dabei allerdings dem grausamen Spektakel vor sich zu. So sah er wie das Monster vor dem kreischenden Kerl ankam und ihn offenbar beäugte, wenn auch mit geschlossenen Augen. Er schrie und brüllte weiter dabei, wollte sich lösen, aber ohne Waffe wurde das natürlich nichts. So war er ihr wehrlos ausgeliefert, als er sie weiterhin anflehte ihn nicht zu töten und sie ihn nur ansah. Legte sogar einmal den Kopf dabei schief, als könnte sie ihn verstehen. Was aber sicherlich nicht der Fall war. Und dann krisch es. Es krisch ihn laut an und riss das Maul abartig weit dabei auf, so dass man scharfe Zähne sehen konnte und Geifer ihr dabei aus dem Maul lief. Offenbar war die Geduld mit dem Schreien des Typs am Ende. Es war ein ohrenbetäubendes Geräusch und fuhr Caim durch Mark und Bein. Vor allem weil er die Stimme seiner Schwester darin hören konnte. Aber das konnte einfach nicht sein. Er durfte nicht daran denken. Danach zog sie langsam wieder das Maul zu und sah den Kerl vor sich weiter stumm an. Es war sehr still geworden in dem Moment und einzig das Klappern von ihrem Skorpion-Schwanz war laut zu hören in der Dunkelheit der Nacht. Caim sah wie er bedrohlich hinter ihrem Rücken hin und her zuckte und aufgestellt war. Und man konnte sofort ahnen dass sie damit nichts Gutes vorhatte. Welches sich in der nächsten Sekunde bewahrheiten würde. Es war ein Windzug. Ein schneller und unerwarteter brutaler Windzug, der durch den Raum fegte. Hervorgerufen durch das schnelle Bewegen ihres Schwanzes. Und dann ein widerliches Geräusch. Das Geräusch von Röcheln mit Blut im Mund. Caim sah erschrocken vor sich und sah genau was dieses Ding getan hatte. Was jedem blühen würde, der hier in dem Nest ankam und offenbar auch allen hier passiert war und keiner mehr davon berichten konnte. So sah er wie der Fremde nicht mehr brüllen konnte und einen schwarzen Stachel in seinem Bauch, hoch zur Brust, stecken hatte. Dieser war aus dem Schwanz der Kreatur gekommen und sie sah ihn weiterhin leblos und kalt an dabei. Und kurz darauf sah man wie der Fremde starb. Wie ihm langsam aber sicher alles Blut aus dem Körper gesaugt wurde und er zusammenfiel. Die Haut wurde trockener und blass. Was Caim aber nicht sah war, dass der Stachel präzise das Herz punktiert hatte und von dort all das Blut aus dem Körper sog. Allerdings wusste er nun wie es sich ernährte. Es ernährte sich von menschlichem Blut und wenn er sich nicht rasch beeilte…war er der Nächste. So schnitt er schneller, mit dem kleinen Radius den er frei hatte und sah dabei weiterhin angespannt der Situation vor sich zu. Es war noch immer an dem Kerl dran und er hatte es fast geschafft. Er fühlte wie er immer mehr Bewegungsfreiheit im Kokon genoss und er bald überlegen musste wie er aus diesem Raum rauskam ohne das sie wieder anfing zu singen. Der Gesang hatte ihn gelähmt, dass war ihm klar geworden. Also musste er zusehen dass er verschwand wenn sie nicht da war oder nicht auf ihn achtete, wie gerade in dem Moment. Er war fast durch! Doch musste innehalten und sofort aufhören zu schneiden…denn das Wesen zog den Stachel aus ihrem toten Opfer und sah langsam zu ihm hinter. Die Augen noch immer verschlossen dabei. Caim erstarrte vor Schreck. Hatte sie es bemerkt? Hatte sie gehört wie er sich befreite?! Oder war er nun der Nächste? Sie sah ihn aber weiter einfach nur mit diesem leeren Gesichtsausdruck an und dann drehte sie ihren Kopf wieder zu dem Opfer eben vor sich. Es ging blitzschnell und man hörte ein schreckliches Reißen. Aß sie ihn nun doch auf?! Den Moment nutzte Caim und schnitt den Kokon durch. Er kam an seine Beine und befreite somit auch diese innerhalb von Sekunden. Schwach sprang er auf die Beine und fand wieder Halt. Er musste weg! Er musste so schnell wie möglich weg! Da sie sich aber plötzlich wieder zu ihm umdrehte hatte er voller Schrecken durch ihr Gesicht realisiert, das es keinen Sinn mehr hatte schleichen zu wollen, also gab er Gas! Caim rannte so schnell ihn seine Beine tragen konnten auf ein Treppenaus zu, das vor ihm durch einen Eingang sichtbar war. Sein Herz pochte und er peitschte sich selber innerlich an schneller zu rennen! Doch wenige Meter vor dem Treppenhaus…brachte ihn etwas von den Beinen. Riss ihn von den Beinen und klatschte ihn an den nächsten Stützpfeiler links von ihm. Er war gefangen. Erneut war er in ein blutiges Netz gehüllt und stand festgeklebt an dem Pfeiler hinter sich. Es war frischer und tropfte noch leicht dabei. Wegen dem Aufprall hatte er sein Messer auch fallen gelassen und seine Arme waren ebenfalls durch das weiche Zeug befestigt. Nun war er endgültig gefangen. Nichts was er tat könnte ihn aus dieser Lage befreien. Game Over. Sauer zerrte mit dem Armen am Netzt herum und versuchte sich von dem Gestein hinter sich zu befreien. Er wollte dennoch nicht kampflos aufgeben. Knurrte und wand sich weiter. Dabei sah er zu dem Monster weiter vor sich. Es stand einfach noch am selben Platz und hatte den Schwanz auf ihn gerichtet gehabt. Blut tropfte aus diesem und er verstand. Sie hatte damit auf ihn geschossen. Sie nutzte das Blut auch dafür um diese Netze zu spannen, daher dieser abartige Geruch den er kannte. Es war altes und faulendes Blut, oder auch Eisengeruch. Was ihn hielt war offenbar das umgewandelte Blut des Typen den sie gerade getötet hatte. Während er sich weiter wand drehte sich das Monster wieder von ihm weg und biss erneut in den Leblosen Kadaver vor sich. Ein gewaltiges Reißen beendete die Aktion die sie da tat und mit gesenktem Haupt wand sie sich von dem Toten ab und lief rüber zu Caim, dem immer unwohler wurde. Mit jedem Schritt den sie näher kam, bekam er es mit der Furcht zu tun. Es war noch schlimmer, als bei Louise, denn hier war er gefesselt und wehrlos. Alles was er tun konnte war auf ihre Gnade angewiesen zu sein und die würde er mit Sicherheit nicht bekommen. Dieses Ding war von Menschen erschaffen worden. Und am Ende hat diese „Göttin“ keinem ihre Gnade geschenkt. Nicht den Menschen die sie erschaffen hatten…und auch nicht ihm. Schritt für Schritt schliff sie sich über den Boden mit ihren Flügelarmen und kam ihm näher. Und als sie nur wenige Zentimeter von ihm entfernt war konnte Caim es bereits riechen. Er roch den Duft des Todes. Sie stank nach dem Blut ihrer Opfer, was sie offenbar durch alle ihren Poren ausdünstete. Sie stank schrecklich. Erschrocken und leicht knurrend sah er sie an. Sah wie sie ihren Kopf hob und ihr ganzes Gesicht voller Blut verschmiert war. Doch wesentlich erschreckender war, dass sie etwas im Maul hatte. Hatte sich mit ihren spitzen Zähnen in etwas Großes verbissen. Es war Fleisch. Und Caim wusste auch woher das gekommen war. Es bedurfte keinerlei Erklärung dafür. So sahen sie sich nur an. Sie sah ihr so ähnlich. Sie sah aus wie Furiae. Doch er konnte sich nicht wirklich auf das Gesicht von ihr konzentrieren, weil ihr Schwanz dahinter von links nach rechts zuckte. Er machte ihn nervös. Sie würde auch blitzschnell angreifen. Ihm diesen Stachel in seine Brust rammen und alles Blut aussaugen. Und er selbst hing rum und wartete nur darauf dass seine Zeit ablief. Erstaunlicherweise machte er keinem einen Vorwurf im Angesicht des Todes. Weder Inuart und Yonah, noch Nier. Sie konnten nichts dafür dass er in dieser Lage war. Normalerweise tendierten Menschen dazu jemanden zu finden der schuld an ihrem Dilemma hatte. Aber…aber das kam ihm nicht in den Sinn. Wenn er an etwas in der Sekunde dachte…dann war es die Hoffnung dass es allen gut ging. Und seltsamerweise…besonders Nier. Warum war es dieses Gesicht, von allen Fratzen die es da draußen gab, das Eine…das er noch einmal sehen wollte? Das dumme und treudoofe Gesicht dieses Hybriden…der ihm das Leben gerettet hatte. Das Monster tat aber weiterhin nichts. Es sah ihn einfach nur an. Sah ihn mit dem Stück Menschenfleisch im Kiefer an. Bis sie plötzlich näher kam und dann endlich etwas tat…etwas vollkommen Unerwartetes. Sie…sie reichte es ihm. Mit einem sanften nach vorne Nicken, reichte sie ihm das Stück in ihrem Maul und er sah es erschrocken an. Was tat sie da? Wollte sie ihn füttern? Angewidert wand er seinen Kopf weg und verzog da Gesicht bösartig dabei. Knurrte auch noch dazu. Und erneut versuchte sie ihm das Fleisch zu reichen und kam noch näher an seinen Mund dabei, so das Caim in die andere Richtung wegzog und fauchte: „Verpiss dich!!“ Als er das brüllte zuckte sie sogar zurück und sah ihn weiterhin mit geschlossenen Augen an. Niemals. Niemals würde er menschliches Fleisch essen. Eher ließ er sich umbringen! Doch dem Wesen schien das nicht zu passen und sie machte eine schnelle Bewegung nach vorne. Erreichte in Sekunden mit ihrem Kopf den seinen und drückte ihm das trockene Zeug auf den Mund. Und er schmeckte es voller Schrecken. Trockenes Fleisch und musste würgen dabei. Sie ließ los und kurz darauf spuckte auch er das Stück weg und zu seinen Füßen runter. Keuchte dabei angewidert und fauchte dann zu ihr: „Eher sterbe ich als dieses Zeug zu essen!!“ Das schien sie nicht zu verstehen und legte den Kopf schief. Sie wollte ihn doch nur füttern Warum aß es nicht? Das machte sie wütend. Ihr Schwanz fing bedrohlich an zu klappern. Dasselbe Geräusch wie vorhin, bevor es den Jungen getötet hatte. Und Caim sah sie nur weiter sauer an. Etwas Blut war an seinem Mund verteilt, durch das Stück Fleisch, aber er hatte keine Furcht mehr. Er war nur noch angewidert und…verwundert zugleich. Warum tat es das? Es griff ihn nicht an und schien ihn füttern zu wollen. Was wollte es denn sein? Die Mutter Teresa die sich um arme Seelen kümmerte, die sie selbst entführt hatte?! Es widerte ihn an. So das er noch mal spuckte um den ekeligen Geschmack aus dem Mund und von den Lippen zu bekommen. Und sie tat weiterhin nichts. Doch schien sie wieder runter zu kommen. Das Klappern des Schwanzes hatte aufgehört und sie kam noch mal näher an sein Gesicht heran. So das er es von ihr weg zog. Aber das schien ihr egal zu sein. Langsam öffnete sie ihr Maul, was Caim hörte ohne es sehen zu müssen. Würde sie ihm den Kopf abbeißen? Dann hoffte er nur dass es schnell gehen würde. Doch ein leises Geräusch dang zu ihm. Eines das sein Blut zum gefrieren brachte und er erstarrte dabei. Nein…Nicht. Er wollte es nicht wieder hören. Es zerstörte seinen…Und sie sang leise dasselbe Lied in sein Ohr wie vorhin. Dabei spürte er wie seine Verstand wieder abschaltete. Er anfing sich zu winden und zu schreien: dass sie aufhören soll. Es tat ihm weh. Sein Verstand fing an zu brechen und es tat so weh. Er fing an wieder zu vergessen und fühlte wie Müdigkeit über ihn hereinbrach. Er vergaß Gesichter, Namen, so vieles. Er wollte nicht vergessen und schlafen. Nicht wieder. Und dann versuchte er sich verzweifel an einer Sache festzuklammern. An einem Namen und ein Gesicht. Er wollte es nicht vergessen…Aber dann brach sein Wille und er verlor das Bewusstsein. Hing in dem klebrigen Netzt wie eine leblose Puppe und schlief mit halbgeschlossenen, leeren Augen, während das Monster aufhörte zu singen und sich von ihm abwand, dann ihre Flügel spreizte und sich in die vom Mondlicht erhellte Nacht erhob. Auf der Suche nach weiterem Futter für ihren Partner. Sie waren nun schon seit einer langen Zeit am Laufen. Nier wusste nicht wie lange es schon war, aber es konnte ihm nicht schnell genug gehen. Und obwohl die Dunkelheit sich bereits über alles in Japan gelegt hatte, verspürte er keine Angst sondern Entschlossenheit. Er wusste was der Plan war und wusste auch was er zu tun hatte. Vieles in ihrem Plan kam auf ihn an und das nur aus einem Grund. Und während sie einfach weiter die Straße lange liefen, ging Nier noch mal alles im Kopf durch, was sie besprochen hatten. Sah es alles vor sich. Nachdem er behandelt worden war, hatte sie sich alle zu einem Krisengipfel zusammengetan und im Flugzeug den Plan zur Rettung von Caim beschlossen. Das er noch lebte war eine gute Chance und das alles nur von dem was Leonard gesagt hatte. Er hatte ihnen nämlich erzählt dass dieses Wesen ein Nest haben muss. Er hatte schon öfter gesehen wie es Männer einfach verschleppte und einmal war er sogar gefolgt. Somit wusste der Blonde wo das Nest war und wenn man Caim suchte, dann würde er dort sein. Ob er noch lebte hing allerdings daran wie schnell sie dort sein würden. Weswegen auch keiner mehr wirklich zögern wollte. Inuart hatte geplant was zu tun war und Nier war der Hauptbestandteil dieses Plans. Keiner wusste wie er das genau schaffte, aber der Kleine hatte es inzwischen wieder drauf zu laufen, es war einfach unglaublich. Leonard selber konnte seinen Augen nicht trauen, aber fragte auch nicht wirklich wie das sein konnte. Yonah versuchte im zu erklären dass ihr Bruder etwas Besonderes sei und schneller wieder gesund wurde als normale Menschen. Tat das um den Fakt zu verheimlichen dass er ein Hybrid war. Sie deckte ihn damit. Etwas was Leonard auch nicht verstand, denn sowas konnte es einfach nicht geben. Und dann war da noch das kleine Detail, dass Nier anmerkte, von dem keiner bisher was wusste…er war immun gegen den Gesang der Bestie. Er hatte gesagt dass sie ihn nicht damit betören konnte und er auch keine Schmerzen dabei bekam. Was für Leonard noch weniger Sinn ergab. Wieso konnte der Junge sowas? War es etwas Genetisches? Und wenn ja, was genau? Und an seiner Immunität hing der ganze Plan. Yonah blieb natürlich zurück. Nier wollte sie keiner Gefahr aussetzten und musste sie fast irgendwo anketten damit sie nicht mitkam. Sie hatte sich sehr gewehrt. Aber am Ende sich doch damit abgefunden. Doch etwas in ihr brannte auf in dem Moment. Etwas was sie noch nie gefühlt hatte, nicht in der Intensität zumindest. Sie war es leid immer zurückbleiben zu müssen. Etwas quoll in ihr hoch und das schon seit einiger Zeit. Sie…sie wollte auch was bewirken können. Doch dazu war sie nicht in der Lage. So dachte sie zumindest und so kam es von anderen rüber. Das…das frustrierte sie sehr. Es keimte weiter in ihr und wuchs heran. Zu einer Blüte deren Ausmaß keiner wissen konnte, weil sie nicht darüber sprach. Leonard war der Part der sie zu dem Nest brachte und Inuart der der Mal in Caim seine Fußstapfen trat und auf alle aufpassen musste. Nachdem er im Labor, wo sie vorher gewesen waren, wieder Munition gefunden hatte, traute er sich das auch mehr zu als nur mit einer Machete. Er hatte wieder genug Schuss um alle Angreifer klingeln zu lassen, wenn es drauf ankam. Doch wie gesagt war Nier sein Part der Wichtigste und alles ruhte auf ihm…denn er musste da rein. Es war besser ihn auf das Nest anzusetzen, als jemanden der sich von Gesang betören ließ. Natürlich sollte, im besten Falle, das Monster nicht da sein, aber darauf konnten sie sich nun mal nicht verlassen. Und so kam der Weißhaarige ins Spiel. Der sich inzwischen auch wieder wie neu geboren fühlte. Etwas war nach seiner Wut und seiner Verzweiflung in ihm passiert. Mit seinem Körper passiert. Seine Wunden heilten viel schneller. So dass er wieder in der Lage war ohne Stütze und Verband zu laufen. Es war sehr zuvorkommend…aber auch sehr erschreckend für Nier selbst. Denn es war wieder etwas Neues erwacht von dem er nichts gewusst hatte. Es gab so vieles an seinem Körper was er nicht verstand. Was besaß er noch und wo genau endete sein Potenzial? Was war das Ausmaß seiner Fähigkeiten? Wenn er sich erinnern könnte wer er ist…dann fände er vielleicht endlich die Lösung. Zurück auf der Straße lief Inuart dich neben Nier, der den Kopf im Laufen auf den Boden gerichtet hatte und sichtlich in Gedanken versunken war. Leonard lief einige Meter vor ihnen und führte sie durch die verzweigten und zerstörten Straßen dieses Bezirks. Was auch sehr gut war denn Inuart kannte sich an diesem Ort nicht aus. So weit er wusste hatte er seit Jahren nicht mehr das Gebiet um ihren Supermarkt verlassen. Davor schon, als alles noch am untergehen war, aber als sie mal dort angekommen waren, nach Furiaes tot, waren sie einfach dort geblieben. Es gab nichts anderes mehr da draußen für sie. Nichts weiter als zu den Orten, wo sie sich Verpflegung her geholt hatten, zu gehen. Genau wie Caim hatte er auch noch nie so einen zerstörten Bezirk gesehen. Als hätte hier nicht nur ein Krieg gegen Legion sondern auch zwischen Menschen stattgefunden. Was sehr komisch gewesen wäre. Warum sollte man um diesen Bezirk kämpfen wollen? Es müsste wenn dann etwas wertvolles hier gewesen sein, dass es sich lohnte dafür überhaupt kämpfen zu wollen. Doch wenn er sich so umsah, wusste er nicht was es gewesen war. Wenn war es auch sicherlich nicht mehr erkennbar. So sah er wieder zu Nier, der weiterhin in Gedanken versunken war. Und er war neugierig also fragte er: „Über was denkst du nach?“ Nier sah erschrocken links zu ihm auf. „Was?“ „Du bist so tief in Gedanken versunken, ich war neugierig und wollte gerne wissen was deine Aufmerksamkeit von der Straße ablenkt.“ Wie sollte er ihm das nur erklären? Das mit Furiae hatte er immer noch nicht erwähnt. Er konnte es einfach nicht. Was wenn Inuart dann auf die Idee kam Caim im Stich zu lassen? Nein. Nein das Risiko ging er nicht ein. Aber würde es überhaupt bestehen? So seufzte er und sprach über das Offensichtlichste: „Sieh mich an…Ich hatte mir vor zwei Tagen das Bein gebrochen, bin von Federn wie Messer gelöchert worden und dennoch kann ich bereits wieder laufen und fühle mich fit. Macht dich das…nicht auch besorgt?“ Inuart schüttelte den Kopf. „Wir wissen doch dass du eine hohe Regeneration hast. Und vielleicht hat dein Wille das alles noch angekurbelt. Also dein Wille helfen zu wollen. Ich finde das ist ne wahnsinnig gute Fähigkeit. Es hat dir noch keiner gesagt, aber ich bin sehr froh jemanden wie dich dabei zu haben. Man fühlt sich irgendwie…sicherer.“ Damit meinte er den Drachen in ihm. Sicherlich war es das. Es war sicherer wenn man einen feuerspuckenden Drachen an seiner Seite hatte, obwohl Nier noch hart daran arbeiten musste das alles so hinzubekommen wie er gern wollte. Und vor allem die Angst vor sich abzuschütteln war schwer…Die er noch immer irgendwo vor sich selbst hatte. Der Ältere klopfte ihm kurz ermunternd auf den Rücken. Er wusste das es nicht das Einzige war, was Nier durch den Schädel ratterte. Und er wollte gerne mehr von dem anderen Thema hören: „Du machst dir noch immer Vorwürfe wegen Caim, oder?“ Fragte er dann vorsichtig und Nier zögerte auch nicht lange und nickte leicht dabei. Sprach so leise dass Leonard davon nichts mitbekam: „Wenn ich mich verwandelt hätte…dann hätte ich ihm helfen können. Aber es ging nicht. Es ging einfach nicht und ich konnte nur da liegen und zusehen wie er vor meinen Augen verschleppt wurde. Ich…ich habe das Gefühl als hätte ich ihn im Stich gelassen.“ Er sah wieder vor sich auf die Straße. Sein Blick betrübt und besorgt. „Was wenn ich…mich wieder nicht verwandeln kann wenn es drauf an kommt? Oder wieder die Kontrolle verliere?“ „Warum sollte das passieren? Du hast es doch schon einmal geschafft und jetzt wirst du es einfach wieder tun. Aber darüber machen wir uns erst mal keine Gedanken. Unser Plan baut nicht darauf dass du dich verwandeln musst, sondern dass du alleine rein gehst und nach ihm suchst. Danach erstattest du Bericht und wir sehen weiter.“ Und über mehr sollte man noch nicht nachdenken. Ob Caim lebte oder nicht war erst mal nicht Bestand dieses Parts. Je nach dem wie es dann aussah…ging es weiter. Leonard blieb vor ihnen auf der Straße stehen und sah rechts neben sich zu einem Gebäude hoch. Es kam so plötzlich dass Inuart fast in ihn gerannt wäre und hart bremsen musste. Dass er die Waffe vor sich hielt machte es nicht besser. Er schnaufte etwas genervt und kam dann neben den Blonden, sprach: „Sorry ich hab deine Bremslichter net gesehen!“ Doch dann folgte er dem Blick des Blonden und sah ebenso wie Nier, der rechts von Leonard stand, ein gewaltiges Hochhaus rechts vor ihnen stehen. Also es schien mal so als sollte es eins werden, aber es wurden die Bauarbeiten abgebrochen, sicherlich wegen der Seuche. So war der obere Teil offen und es stand wie eine Ruine da mit Stahlträgern und Stangen die aus dem Beton standen. Dieses Ding war ohne fertig zu sein schon gute 15 Meter hoch was ungefähr sechs Stockwerke aufweisen musste. Wenn Nier nach ganz nach oben musste, war es ein kleiner Weg ohne Aufzug. Aber es war okay, es hätte wesentlich schlimmer werden können. Und dann zeigte auch Leonard auf dieses Gebäude und sprach dabei zu ihnen: „Dieses Gebäude ist es. Ich sah es öfters da oben Landen. Da müsste das Nest sein.“ Müsste? Hoffentlich hatte er recht. Aber was er vorher gesagt hatte klang plausibel. Wenn es da öfter landete dann war dort etwas und ein Nest war nicht auszuschließen. Nier schluckte. Das war ganz schön hoch. Er mochte es damals schon nicht in dem Schacht aufwärts zu klettern. Sicherlich war das schlimmer im Vergleich einige Stufen hoch zu steigen, aber allein der Gedanke so weit oben zu sein…Er hatte leichte Höhenangst. Was ne Schande war, denn als fliegender Drache sollte man so nicht sein. Aber nichts würde ihn aufhalten da rein zu gehen. Wenn Caim da oben war, dann würde er ihn finden und helfen. Also schnaufte er und sprach entschlossen zu Inuart rüber: „Also? Wie gehen wir vor?“ Inuart sah ihn aber nicht an und blickte um sich. Überlegte dabei. Der Basisplan war klar, aber an den Details mussten sie noch arbeiten, was allerdings erst vor Ort ging, wenn sie sehen wie es dort aussah. Und nun sah er es und überlegte. Er sah dass dieses Hochhaus ganz schön zerbombt war. Einige gewaltige Löcher klafften an den Seiten der verschiedenen Stockwerke und der Wind pfiff in diese rein. Es war nur noch ne alte Ruine. Einstürzten würde sie nicht, es sei denn man schmetterte etwas hart dagegen. Wenn Nier als Drache dagegen donnerte, dann würde das Gebäude sicherlich nachgeben. Aber das stand nicht auf der Agenda. Vor dem Gebäude standen einige alte und zerstörte Autos die Straße entlang. Das war ein guter Platz um in Deckung zu gehen. Der Mond spendete genug Licht, dass sie alles auf den Straßen klar sehen konnten und er wollte sich lieber an einem Auto positionieren wo er sehen konnte wenn ein Legion auftauchte und sie angriff. Nicht das welche aus den Schatten auf sie zugesprungen kamen und keiner rechtzeitig reagieren würde. Also war ihre Position schon mal klar. Er nickte zu Nier und sprach dann an alle: „Seht ihr das Auto da vorne?“ Sie sahen alle hin und nickten. „Lasst uns erst mal dort Schutz suchen.“ Sprach Inuart und lief schnell hin. Die Anderen folgten ihm in demselben Tempo über die große Kreuzung und hinter das gelbe Auto, das leblos dort stand. Kaum als sie sich dort in Deckung gebracht hatten überprüfte Inuart seinen Lauf und zählte schnell seine Munition. Genug, ein Glück. Dann schloss er den Lauf wieder und sah an Leonard vorbei, der in der Mitte saß und zu Nier dahinter. Er schien sichtlich angespannt, was er auch sein durfte, denn er musste gleich alleine in das Hochhaus gehen. Da er aber wieder fit war, konnte er sehr gut auf sich selbst achten, selbst wenn dort Legion lauern sollten. Was auch keiner außer dem Kleinen und Yonah wusste war…er war immun gegen Bisse der Legion. Erneut: er hatte so viele Immunitäten, dass es doch echt komisch war. Warum war er gegen alles was den Menschen schadete immun? Lag es wirklich nur an seinem Blut? Und dem Fakt dass er offenbar kein Maso darin hatte? War es so simpel? Inuart sprach dann zu ihm: „Hier ist der Plan Nier: Leonard und ich werden hier draußen, hinter diesem Auto, bleiben und nach Legion Ausschau halten. Hier haben wir eine gute Deckung und können durch das Mondlicht sehen wenn einer auf uns zugekrochen kommt. Ich habe meinen Schalldämpfer aufgesetzt und schalte ihn lautlos aus, damit ich keine Horde anlocke. Du gehst da rein und suchst nach Caim. Ich vermute mal das Nest müsste ganz oben sein. Sei vorsichtig und je nach dem was du dann findest…kommst du zurück und sagst bescheid, dann sehen wir weiter.“ Nier nickte, aber Leonard schien noch besorgt, so dass er fragte: „Was ist wenn wir von einer Horde überrannt werden? Du schickst den Kleinen dann in eine Mausefalle! Er kann aus dem Gebäude nicht mehr fliehen!“ „Im Gegenteil, er ist dort sicherer als wir. Wenn wir die Aufmerksamkeit auf uns ziehen, haben die kein Interesse zu ihm in das Gebäude zu rennen, vor allem wenn sie ihn nicht sehen. Aber ich möchte es auch nicht so weit kommen lassen. Wir gehen hier hammerhart nach Plan A vor. Retten Caim und dann überlegen wir wie wir dieses Miststück von Monster loswerden. Du bleibst bei mir Leonard und achtest auf die Umgebung mit mir.“ Dann fasste er an seinen Rucksack nach hinten und zückte eine Taschenlampe. Diese reichte er rüber zu Nier und der nahm sie an. Inzwischen wusste er ja was es ist und wie man damit umging. Und kaum als er sie hatte reichte ihm der Ältere noch eine Waffe. Die Machete die Caim eigentlich bei sich haben sollte. Vorsichtig nahm der Weißhaarige auch diese an und sah auf sie herab. Er hatte noch nie sowas in der Hand gehabt mit der Intension damit töten zu wollen. Eigentlich verteidigte er immer nur. Aber nun…würde er angreifen und Caim retten. Und es fühlte sich gut an. So nickte er und sah wieder auf, hatte sie in der rechten Hand und sprach: „Ich komme zurück sobald ich ihn gefunden habe. Haltet hier die Stellung! Im Notfall rennt ihr weg! Ich komme schon zurecht!“ Daran hatte Inuart keine Zweifel und nickte ihm leicht schmunzelnd zu. Doch bevor der Kleine losrennen konnte, hielt Inuart ihn noch mal am Ärmel fest und Nier sah verwirrt zu ihm. Der Ältere zückte etwas aus seiner rechten Hosentasche und reichte es dann zu ihm. Es war eine kleine schwarze Box. So in der Größe für Ringe. Er sprach: „Hier. Wenn Caim da oben ist, dann müssen wir ihm das verpassen sobald wir ihn rausholen.“ Nier nahm es an und verstand nicht. Aber wenn es helfen würde, dann war es okay. So nickte er und wand sich dann ab, rannte schnell über die Kreuzung zu dem Gebäude rüber in das er musste. Dabei verstaute er die Box in einer seiner Hosentaschen. Er rannte etwas geduckt und von Auto zu Auto um Deckung zu haben. Wollte nicht riskieren dass ihn ein Legion aus den Schatten beobachtete und auf dumme Ideen kam. So kam er dann in wenigen Sekunden danach an der großen türlosen Pforte des Hochhauses an und sah sich vorsichtig nach rechts und links um. In den Schatten der Straßen um ihn standen keine Legion. Erst mal alles klar. So sah er zu der Taschenlampe in seiner rechten Hand und machte die mit einer Fingerbewegung an. Der helle Strahl fiel in den vorderen Teil des Gebäudes und Nier lief bewaffnet und vorsichtig rein. Kaum als er drinnen war sah er, durch den Strahl der Taschenlampe, den Staub durch die Gegend wirbeln. Es tanzte vor seinem Auge und er sah sich um, blieb dabei stehen. Es war alt und unbenutzt. Keine Möbel oder was anderes war zu sehen. Es war ein unfertiges und leeres Gebäude und lediglich Pflanzen und Moos rankten sich über die Steine und die Wände um ihn. Kämpfen sich zurück was ihnen vorher gehört hatte. Sein Lichtstrahl fuhr durch alle Ecken um ihn. Nichts. Kein Legion und er atmete aus. Suchte dann mit den Augen die Treppe nach oben und fand sie auch schließlich, so dass er sich langsam auf sie zubewegte. Er durfte nichts überstürzen. Es brachte ihm nichts wenn er oben an kam, wo Caim sein sollte und er mehrere Legion im Nacken hatte. Lieber sollte er leise sein und sie alle ausschalten um den Weg nach unten zu sichern. Wenn kein Legion mehr da war, dann konnten sie schneller aus dem Gebäude fliehen. Eine simple Rechnung. Und während er die Stufen hinauf lief, fühlte er sich anders. Es fühlte sich wieder an wie früher. Damals als er und Yonah noch allein unterwegs gewesen waren. Sie meist im Lager blieb und er allein alles für sie suchte. Wie oft war er allein patrollieren gewesen und hatte Vorräte gesucht in den zwei Jahren? Er wusste es nicht mehr. Aber er wusste dass er das am Besten konnte wenn er allein war, denn dann musste er sich nur um sich sorgen. Als hätte man ihm eine Last von den Schultern genommen. Er verstand es nun endlich. Nun da er in einer Gruppe war fühlte er den Unterschied. Und endlich verstand er auch Caim. Warum hatte er nur nie daran gedacht? Caim war lieber allein, aus demselben Grund weshalb auch Nier lieber allein unterwegs war. Nämlich weil es einfacher war sich dabei nicht um andere sorgen zu müssen. Er kam im ersten Stock an und sah links um die Ecke. Ein großes Loch klaffte in der Hauswand und der Wind zog hinein, doch konnte er sonst nichts weiter sehen. Das Stockwerk war auch sauber. Und das ging noch eine Weile so weiter. Bis er dann im fünften Stockwerk ankam und erneut um die Ecke an der Treppe sah. Blitzschnell zog er aber dann wieder seine Taschenlampe aus der Sicht und stand mit dem Rücken zur Wand….Legion. Und auch noch zwei gleichzeitig. Geistlos taumelten sie durch das Stockwerk und zwischen den Wänden der Räume umher, die noch nicht existierten. Was sollte er tun? Er musste sie töten, ganz offensichtlich, aber wie sollte er das anstellen? Wenn er es riskierte dass ihn auch nur einer der Beiden sah, würde einer danach auf jeden Fall anfangen zu kreischen und dann vielleicht noch mehr auf den Straßen anlocken, denn immerhin war es mitten in der Nacht! Damit brachte er dann Inuart und Leonard in Gefahr! Also musste das Ganze leise passieren. Er musste sie lautlos und präzise töten. Er überlegte. Legion starben wenn man ihren Kopf angriff. Wenn er also leise von hinten in den Kopf einschlagen würde, oder zustach, so präzise das es sofort tötete, dann wurde der Andere nicht auf ihn aufmerksam. Es musste schnell und perfekt sein, denn Legion hatten die Angewohnheit zu schreien wenn sie im Sterben lagen und sich noch wehrten dabei. Allein das würde genügen Krach machen. Er nickte entschlossen. Lautlos und tödlich. Verstanden. Das bekam er hin. Er sah wieder vorsichtig um die Ecke. Es hatte den Vorteil dass das Licht des Mondes so hell schien in der Nacht und es Vollmond war. So kam durch das Loch in der Hauswand genug Licht herein damit er was sehen konnte. Und inzwischen hatten sich seine Augen auch schon an die Dunkelheit gewöhnt. So das die hinteren Ecken auch kein Problem mehr waren, also dort wo es kein Licht gab. Er sah den Ersten von der Hauswand und dem Loch weglaufen und nervös zucken dabei. Sie jammerten und stöhnten beide sehr leise. Also auch wenn Nier den Anderen nicht sah, so konnte er ihn mit seinem Gehör orten. Legion sahen nicht besonders gut, aber dafür hörten sie umso besser. Nier hatte alle Vorteile in der Hand und machte den ersten Zug. Langsam kam er um die Ecke und schlich sich von hinten an den ersten Legion an, der einen Gang hinauf lief und dabei weiterhin spastisch zuckte. Gebückt und leise wie eine Katze schlich der Junge näher, bis er in der perfekten Position war. Der Legion war größer als er, aber das störte ihn nicht sonderlich. Nier legte die Taschenlampe leise auf den Boden. Mit dem Lichtstrahl blockierend nach unten. Machte sie aus. Er brauchte beide Hände für das was folgen sollte. Und dann sprang er! Er sprang an den Rücken des Legion und umschlang mit dem linken Arm den Hals des Monster, klammerte wie ein Affe auf dem krüppeligen Rücken und holte mit der Machete nach hinten aus. Dann stach er zu! Sauber glitt das Eisen durch den ganzen Kopf nach vorne und beendete lautlos das Thema. Das Wesen klappte nach vorne zusammen und plumpste fast lautlos auf den kalten Boden vor ihnen. Nier fing sich und blieb auf den Beinen und in der Hocke über der Leiche stehen. Schnaufte aus vor Erleichterung. Das lief sehr gut. Besser als erwartet. Vorsichtig lief er zurück und hob wieder die ausgeschaltete Taschenlampe auf. Er durfte sie nicht benutzen, dass Licht würde ihn verraten. Und dann lauschte er. Wo war der Nächste? Und er hörte ihn schon. Es kam von vorne und langsam schlich er an der Mauer rechts von sich entlang, bis er um diese, ebenfalls nach rechts, sehen konnte. Dort stand der andere Legion und hatte nichts von allem mitbekommen. Perfekt! Er stand dort und sah auf eine Bauarbeiter Kiste vor sich herab. Stöhnte und geiferte nur auf das Plastik. Nicht das er noch erkannte was es war, aber es wirkte erst so. Es war ein weiblicher Legion. Nur war dies allein durch ihren Busen zu erkennen, von denen einer aus dem aufgerissenen Top hing. Ihre Haut war bleich und weiß, ihre Augen mit trockenem Blut gefüllt. Dann wand sie sich ab und humpelte den Gang hinab, die Chance für den nächsten Streich war gekommen. Nier folgte leise und wollte dieselbe Show abziehen wie vorher auch. So legte er im Schleichen die Taschenlampe ab und machte die Machete in seiner rechten Hand bereit. Kurz und präzise, wie immer. Und als er dicht genug war, sprang er auch den Legion an! Wie vorher auch: er klammerte mit beiden Beinen um den Torso kurz über der Hüfte und schlang den linken Arm um den Hals. Holte aus…Aber sie wand sich plötzlich zuckend und er rutschte fast weg. Konnte sich noch durch die Hand am Hals halten und hochziehen. Aber sie würde brüllen! Sie machte sich schon bereit und Nier tat mit einem Fletschen der Zähne das Einzige was er in dem Moment für das Beste hielt…Er hielt sie auf. So stütze er sich mit dem rechten Arm an ihr ab und holte mit dem Linken aus…er stopfte ihr damit das Maul. Ohne zu zögern biss der Legion zu und Nier verzog schmerzhaft das Gesicht. Sie verbiss sich in seinen Unterarm. Doch durch den Biss konnte sie nicht mehr schreien und Nier bekam die letzte Chance das zu beenden. Am Besten noch bevor sie ihm den Arm ab riss! Er holte mit der Machete aus und stach von oben nach untern vertikal die Klinge in den Schädel. Damit erwischte er auch seinen Arm nicht. Es gab ein unangenehmes Geräusch und der Legion ließ von seinem Arm ab, öffnete den Kiefer dabei, klappte zusammen und Nier fiel rechts neben dem Kadaver auf den Hintern. Ein kurzer Schmerz für ihn, weil er unsanft landete, aber dafür war sie tot und er legte die Waffe beiseite. Fasste sich schmerzhaft den linken Arm und sah ihn an. Der Biss war tief und blutete. Doch das war okay, denn nach wenigen Sekunden…fing die Wunde wieder an zu heilen. Es…es schockierte ihn. Was war mit ihm los? Schnelle Regeneration schön und gut, aber dass war selbst für ihn erschreckend schnell gewesen. So sah er nur weiter dabei zu. Bis sie komplett verschlossen war und man nichts mehr davon erkannte. Wie bei seinem Bein…keinerlei Spuren das er verletzt gewesen war. Wirkte wie gerade frisch geboren. Er gruselte sich vor sich selbst. Doch er nahm es an. Wenn dies ihm half Caim zu retten und alle besser zu beschützen…dann war es ein Geschenk das er gern annahm. So nickte er entschlossen und fasste sich wieder mit der rechten Hand die Waffe neben ihm. Kam hoch auf die Beine und lief zurück zu dem Treppenhaus. Im Hinlaufen griff er sich noch die Taschenlampe vom Boden und machte sie an. Er war fast da. Nur noch das nächste Stockwerk. Je mehr Treppen er nach oben in den sechsten Stock nahm, umso unwohler wurde ihm. Nach wenigen Metern merkte er es bereits. Es roch plötzlich sehr bitter und widerlich. Es stank geradezu je näher er kam. Und als etwas unter seinen Füßen, in der Dunkelheit, zu matschen anfing, da machte er halt und sah vor sich. Bekam einen Schreck und ging wieder eine Stufe runter. Die Stufen vor ihm…wurden rot. Der Strahl seiner Taschenlampe schlich sie langsam die Stufen vor ihm rauf und Nier sah sie voller Schrecken an. Das war…es sah aus wie Blut. Aber es wirkte zäher und fester als Blut. Mehr wie Gefäße, oder Adern. Was war hier los? Nun bestätigte sich aber definitiv dass da oben etwas anders war. Das war nicht normal was er erblickte und wiederwillig kam er wieder auf die Stufe vor sich. Das Matschen war wieder da und jeder Schritt widerte ihn an. Er musste sich sogar das Würgen zurückhalten denn er roch ja besser und der Gestank tat seiner Nase weh. Es roch nach Blut. Das war unverkennbar. Aber es war ein komischer Blutgeruch. Er hatte eine etwas andere Note an sich. Eine unbekannte die Nier nicht festlegen konnte. Und weiter oben sah er dann endlich Licht. Er hoffte dass ihm frische Luft entgegen kam, aber mit dem Wind zog derselbe Gestank zu ihm, wie in diesem Treppenhaus. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Und als er vorsichtig oben ankam bestätigte sich diese Sorge auch sofort. Erschrocken stand Nier an dem Ausgang und sah vor sich ein Schlachtfeld. So konnte er nur noch zitternd da stehen und alles betrachten. Sein Hirn versuchte zu verstehen was da vor ihm war, aber konnte es erst nicht alles fassen. Er sah Menschen. Er sah tote Menschen an den Wänden hängen und am Boden liegen. Alle waren sie eingesponnen aus diesem abartigen Zeug dass sich die Stufen im Treppenhaus hochgeschlängelt hatte. Das Mondlicht gab dem allem einen schrecklich kalten Hauch und enthüllte jedes ekelhafte Detail an den Opfern und der Umgebung. Es war wie…wie ein Alptraum. Und wenn er sich vorstellte das Caim hier… Er bekam Angst und kam vorsichtig in das Nest herein. Sah sich um. Das Monster war nicht da. Sehr gut, somit war der beste Fall in Kraft getreten. Und zu seinem Glück musste er auch nicht lange suchen…denn er sah ihn schon. Er sah Caim. Er hing nicht weit von dem Treppenhaus entfernt an einer Säule rechts von ihm. Nier sah ihn erschrocken an. Er…er hing so leblos…Sofort ließ er die Taschenlampe und die Machete instinktiv fallen und rannte zu ihm hin. Sein Herz pochte, sein Puls donnerte sein Blut durch seine Venen und sein Verstand drehte sich im Kreis. Bitte sei nicht tot! Bitte sei nicht tot! Rannte es auf und ab in seinem Kopf, bis er an Caim ankam und sich fast an ihn warf. Er war in derselben Substanz eingesponnen wie alle anderen und Nier fühlte sofort seinen Puls, rechts am Hals, als er leise und besorgt sprach: „Caim! Caim hörst du mich?! Caim!“ Ein Glück er hatte einen Puls. Damit war er noch mal rechtzeitig gekommen. Ihm…war nichts passiert und diese Erkenntnis brachte seine Beine dazu zu wackeln und ließ ihn auf die Knie klappen. Es erschlug ihn wie ein Hammerschlag und machte seine Beine zu Pudding. So das er nur noch zittrig da saß und auf den Boden vor sich sah. Es ging ihm gut…Es ging ihm gut…So das er dies erst mal einige Sekunden sacken lassen musste. Dann schüttelte er sich aus der Starre und kam wieder auf die Beine hoch. Sah sich die Situation genau vor sich an. Caim war fest eingesponnen, aber darum konnte sich Nier mit der Machete kümmern. Allerdings müsste er vorsichtig schneiden um ihn dahinter nicht zu verletzten, was auch etwas dauern würde. Doch zuerst musste er ihn aufwecken. Denn wenn er ihn so befreite, klappte der Ältere einfach nach vorne und tat sich noch zusätzlich weh. So sah er ihm wieder ins Gesicht und fasste sanft mit beiden Händen die Wangen des Bewusstlosen. Er sah ihn traurig dabei an und sprach: „Caim! Caim ich bin hier! Du musst auf wachen! Hörst du mich denn nicht? Caim, bitte!“ Doch Caim rührte sich vor ihm einfach nicht. Er atmete nur schwach und sah starr und mit halbgeschlossenen Augen auf den Boden vor sich. Er war völlig weggetreten und Nier wusste nicht was er tun konnte. Er war am Leben, aber wo war er genau? Wohin hatte es seine Seele gerissen? Sein Blick war so leer und zeigte damit dass sein Verstand gebrochen worden war. Der Junge versuchte ihn leicht zu rütteln und rief nach ihm, aber nichts brachte etwas. So das er schnell anfing zu verzweifeln. Was sollte er nur tun? Leichte Tränen bildeten sich wieder in seinen Augenwinkeln wegen seiner Unfähigkeit und er sah sich um. Noch waren sie alleine, aber für wie lange noch? Das Biest konnte jeder Zeit zurückkehren. Er musste ihn wach bekommen! So sah er ihn wieder an und schluckte. Vielleicht würde er ihn so zurückbekommen wie Caim es bei ihm getan hatte. Also tat er etwas…was er noch nie getan hatte. Vor allem noch nie vor IHM getan hatte. Und so schluckte er erneut und sprach sanft und leise zu ihm: „Es tut mir leid. Es tut mir so leid Caim. Bitte wach doch auf…Du hast so viel für mich getan und ich…ich war nicht für dich da als sie dich angriff. Ich…ich dachte du wärst ein herzloser Mistkerl dem ich völlig egal bin. Du gabst mir immer wieder dieses Gefühl aber…aber das ist nicht so, nicht wahr? Du sorgst dich um jeden aus der Gruppe und versuchst zu helfen wo du nur kannst, nicht wahr? Ich war zu engstirnig um das zu sehen. Ich war so wütend und sauer auf dich dass mir überhaupt nicht auffiel wie sehr…wie sehr ich dich doch mag Caim.“ Er schüttete ihm sein Herz aus, aber noch immer regte sich der Ältere nicht. Er wirkte so als würde er…kaputt sein und nicht mehr zu reparieren. Doch Nier gab nicht auf und verzog das Gesicht wütend und traurig zugleich. Sah sich um und sah seine Machete. Sofort rannte er hin und hob sie auf. Kam wieder zurück und fing einfach an ihn los zu schneiden. Er gab nicht auf! Er würde ihn fangen und tragen wenn es sein müsste! Egal was passierte! Er ließ ihn nicht hier! Und während er vorsichtig schnitt sprach er weiter, mit einer leicht erstickenden Stimme: „Du denkst du bist ein egoistisches Arschloch, aber ich weis wie du wirklich bist! Du hast es mit oft genug gezeigt! Du bist wirklich ein Arschloch! Aber keines das ich zurücklassen würde! Du bist so viel mehr in deinem Herzen, wenn du es einfach mal zugeben und dafür stehen würdest! Nur einmal deinen verdammten Stolz dabei vergessen würdest! Ich habe dir nicht dein Leben gerettet, nur damit du hier und jetzt stirbst! Verarsch mich also nicht du mieses, dickköpfiges Großmaul! Wag es ja nicht!“ Er bemerkte nicht wie er leicht lauter dabei geworden war und endlich gab das schleimige Zeug, nach vielen Schnitten der Klinge, vor ihm nach. So sah er auf und langsam klappte der Ältere auf ihn zu, so dass Nier die Waffe beiseite warf und ihn mit beiden Armen auffing und mit ihm auf die Knie ging. Da Caim größer war, hing er mit dem Kopf locker über Nier seiner linken Schulter und hing allgemein schlaff auf ihm, so dass der Junge etwas Kraft aufbringen musste um ihn halten zu können. Bis er ihn vor sich ordentlich knien hatte und Caim einfach weiter an im verweilte. Sich nicht regte und Nier ihn dann in die Arme schloss so gut er konnte. Er umschlag dann den Nacken des Älteren und sprach mit geschlossenen und traurigen Augen weiter: „Es ist nicht deine Schuld…Nicht deine Schuld was mit Furiae passiert ist…Du konntest doch nichts dagegen tun…Und ich auch nicht. Ich konnte dir nicht helfen. Ich weis dass es nicht meine Schuld war, aber ich komme damit einfach nicht klar. Ich…ich will nicht das Menschen verletzt werden und ich nur tatenlos daneben sitzen muss. Und ich wollte nicht…das man mir jemanden wegnimmt der mir etwas bedeutet. Ich möchte niemanden mehr verlieren Caim…Auch dich nicht. Ich habe doch nichts mehr außer diesem Leben hier. Ich weis nicht wer ich bin und woher ich komme. Und das ist okay solange ich euch habe...Du warst für mich da und hast an mich geglaubt obwohl es keinen Grund dafür gab! Du hast mich zurück geholt! Ich lasse dich nicht hier! Und wenn es sein muss werde ich dich hier eigenhändig raus zerren Caim!“ Dieser Name der laut gesagt wurde…Er kannte ihn. Und da reagierte plötzlich etwas in Caim. Etwas in dem leblosen Kadaver der da halb auf dem Jungen lag. Er spürte wie sich wieder etwas in ihm rührte. Wie wieder Leben in ihm aufblühte und er konnte die Wärme des Kleinen spüren. Er kannte…diese Wärme. Erinnerte sich aber nicht woher. Es fiel ihm so schwer sich zu bewegen. Aber diese Stimme die zu ihm sprach…sie war so sanft und stark zugleich. Eine unwiderstehliche Stimme, der man sich nur schwer entziehen konnte. Sie rief seinen Namen. Er erinnerte sich wieder an seinen Namen. Caim…Doch wer rief ihn da? Wem gehörte diese Stimme die sein Herz wieder anfangen ließ schneller zu schlagen? Er erinnerte sich nicht. Aber er wusste was er zu tun hatte. Er musste sich regen. Sich bewegen und zeigen dass er verstand. Zeigen dass er leben wollte. Sie sollte ihn wärmen. Diese Wärme sollte ihn wärmen und wieder Leben einhauchen. Und so tat er etwas instinktiv. Etwas was offenbar lange überfällig gewesen war…und woran er sich nicht mehr erinnern würde. So fühlte Nier endlich eine Bewegung von dem Älteren und sah erleichtert zu dem starken linken Arm rechts von sich runter, der langsam anfing sich zu erheben. Er hatte es geschafft! Er kam wieder zu sich! Keine Ahnung was ihn in der Standpauke aufgeweckt hatte, aber Hauptsache er kam wieder zu sich! So sah er erleichtert zu dem Älteren hoch, der sich von seiner Schulter erhoben hatte und ihn aus noch immer leicht leeren Augen ansah. Beide Arme bewegten sich an den Seiten des Jüngeren entlang und fuhren hoch. So hoch das beide ihn ab der Hüfte umschlingen konnten. Einer fuhr sogar noch höher…bis hinter den Nacken. Dort konnte die Hand dann ruhen… Das war der erste Schritt. Aber das wurde wieder. Nier wusste das er wieder werden würde, denn Caim war ein zäher… Sein Atem stocke. Und sein Herz…setzte in jener Sekunde aus. Caim hatte ihn schlagartig im Licht des Vollmondes stark gepackt. Der Arm um seine obere Hüfte zog enger und die Hand an seinem Nacken packte fest zu. Drückte ihn nach vorne und besiegelte etwas was nie hätte geschehen dürfen. Was eigentlich nicht sein konnte und dennoch war es passiert. Und Nier…er saß nur erschrocken da und konnte sich nicht rühren. Ihm wurde schrecklich warm. Es war als würde man, in der Sekunde, alles Leben aus ihm saugen und man konnte mit ihm tun und machen was man wollte. Er konnte sich nicht mehr wehren. Und so saßen sie da. Beide im Licht des Vollmondes in einer klaren Nacht, an dem unromantischsten Ort den es auf der Welt gab und küssten sich… Oder mehr wurde Nier geküsst, denn Caim hatte ihm diesen aufgedrückt. Er hatte ihn so eisern umschlungen und fest im Griff, dass selbst wenn Nier dazu in der Lage gewesen wäre, er sich nicht hätte befreien können. Und so ließ er sich einfach küssen. Spürte die Wärme und den Geschmack seines Gegenübers auf seinen Lippen und wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Er roch intensiv und schmeckte gut…Zugleich fühlte es sich an als würde sein Herz brechen. Und er erinnerte sich…er kannte es geküsst zu werden. Er erinnerte sich an widerliche Küsse, doch wusste nicht mehr woher. Doch dieser Kuss…war anders. Er war dagegen wunderschön und er fing langsam an diesen zu genießen. Seine Augen schlossen sich zu Hälfte und Röte machte sich auf seinen Wangen breit. Ausgelöst durch die Hitze in ihm und den schnellen Herzschlag, welches drohte aus seiner Brust zu krachen. Alle Abwehrgeschütze in ihm fuhren runter und wollten diesen Eindringling rein lassen. Er sollte näher kommen. Näher als es jemals einer tun durfte. Näher als er es jemals jemanden erlaubt hatte und auch wollte. Er war offen für ihn. Und egal was auch passieren würde, aber in dieser Trance…würde er instinktiv alles mit sich machen lassen. Er war ihm verfallen und Caim durfte einfach alles tun was er wollte… Doch der Kuss löste sich und er sah Caim nur weiter an. War selber schwach und verfallen…bis er langsam wieder zu sich kam. Es ihn aus seiner Trance riss und er blinzeln musste um wieder klar zu werden. Ihm danach bewusst wurde…was er getan hatte. Augenblicklich schlich sich eine knallige Röte auf sein gesamtes Gesicht und er sah Caim beschämt und erschrocken an. Er hatte ihn…Er wurde…sie hatten sich…Ratterte es durch seinen Kopf und dann passierte es auch schon. Es war ein Reflex. Es ging so schnell wie ein Wimpernschlag und ein lautes Klatschen hallte durch die Nacht. Gefolgt von einer unheimlichen Stille. Nier saß da und atmete schnell und beschämt immer wieder ein und aus, zog seine Arme schützend an seine Brust, während Caim ein dicker roter Fleck auf der linken Wange wuchs und er sich dann schlagartig den Kopf schütteln musste. Diese Klatsche hatte so sehr gesessen dass es ihn doch glatt aus seiner Leere riss und er wieder im Hier und Jetzt war. Er schrie auf und fasste sich mit der linken Hand an die Wange, mit der rechten Stützte er sich am Boden neben sich ab und fauchte in seiner gewohnten Art: „Verdammte Scheiße!! Autsch!! Was sollte das denn du elender Idiot?!“ Er knurrte und blinzelte danach aber verwirrt auf. Wusste erst nicht mal wen er da anschrie. Doch dann erkannte er Nier vor sich, der noch immer errötet war und selber erstaunt schien was da vor seinen Augen passiert war. Hatte…seine Backpfeife echt geholfen? Moment mal…War das alles gewesen um ihn zurück zu holen?! Er kam sich plötzlich so verdammt dumm vor! Er hatte ihm sein Herz ausgeschüttet, weil er dachte es würde helfen, dabei war ne Klatsche genug! Arrrgh!! Er war so ein Trottel!! Er wollte sich in Grund und Boden schämen und einfach nur auflösen dabei. Erst dieser Kuss aus dem Nichts und dann die Tatsache dass er umsonst voll aufgedreht hatte. Er war so peinlich. Der Ältere würde sich sicherlich nicht mehr daran erinner, aber Nier dafür und das war schlimm genug. Es quälte ihn leicht. Caim erkannte derweil Nier genauer vor sich und sprach dann ebenso verwirrt: „Nier? Wie kommst du denn hier her? Wie bist du…?“ Aber weiter kam er nicht denn ihm tat die Wange erneut weh und es holte somit auch seinen Zorn wieder zurück. So verzog er das Gesicht schmerzhaft und fauchten den Weißhaarigen vor sich dann an, nachdem er verstanden hatte das er die Backpfeife verteilt hatte: „Hast du blöder Knirps nichts Besseres zu tun als mit eine zu klatschen?!! Versuch es doch nächstes Mal lieber erst mit Reden bevor du anfängst um dich zu schlagen du blöder Hosenscheißer!! Willst du mich umbringen verdammt?!!“ Nier blinzelte und sah ihn verwirrt an. Das…das war nicht sein Ernst. Und dann wurde er auch sofort sauer und fauchte zurück: „Du bist doch der Volltrottel von uns beiden!! Was lässt du dich auch von einem Hühnchen betören und entführen du Blödmann!! Wegen dir musste ich den ganzen Weg hier rauf rennen, mich mit Legion anlegen, nur um dir deinen bescheuerten Arsch zu retten!! Ich hätte dich auch einfach hier lassen können du Arschloch!!“ „Das wäre sogar besser gewesen!! Dann hätte ich wenigsten meine Ruhe von dir und seinen saublöden Ideen und deiner noch nervigeren Stimme!!“ Es war wieder soweit. Sie stritten sich. Und das nachdem was gerade passiert war. Es schien wieder alles beim Alten zu sein. Es wäre so perfekt gewesen und man sollte weiter machen…Doch nachdem Caim das gesagt hatte machte Nier einen Schwung nach vorne und umarmte ihn stürmisch um den Hals. Es kam aus dem Nichts und Caim erstarrte an Ort und Stelle. Ließ sich einfach drücken und hörte wie der Junge sanft und erleichtert in sein Ohr sprach: „Ich bin so froh dass dir nichts passiert ist…“ Und Caim sah nur vor sich auf den Boden. Und instinktiv…umarmte er ihn sacht zurück. Was war das nur für ein Gefühl? Egal was es war…es sollte nicht mehr gehen. Es...fühlte sich gut an. Und er erinnerte sich an dieses Gefühl. Das letzte Mal hatte er es bei seiner Schwester gehabt. Als sie ihn auch so umarmt hatte. So sanft und voller Sorge. Es war das Gefühl…geliebt zu werden. Das sich jemand um dich sorgte und dich nicht verlieren wollte. Etwas was er vergessen hatte. Wie konnte er so ein Gefühl nur vergessen und es nicht mehr haben wollen? Das fragte er sich in jener Sekunde und deswegen ließ er den Jungen auch erst Mal nicht mehr los. Er genoss dieses Gefühl noch weiter und schloss die Augen leicht dabei, als er leise antwortete: „Du gehst mir tierisch auf die Nerven…Nier.“ Doch diesem war das egal. Er ließ erst mal nicht los und drückte sich noch fester an ihn. Es war ihm egal was er von ihm dachte. Ob er ihn nervte oder für eine Heulsuse hielt. Es war ihm egal woher dieser Kuss auch gekommen war. Ob es ein Reflex war oder nur Verwirrung, es war einfach alles egal. Denn Nier war etwas bewusst geworden und dass war das Entscheidende….Er mochte Caim sehr. Und er wollte ihn nicht mehr verlieren. Wortlos ließ er dann von ihm ab und sie knieten noch voreinander. Der Jüngere sah zu ihm hoch und Caim zu ihm runter. Er schien…erleichtert. So hatte er sich ja das schlimmste ausgemalt für den Kleinen, als er bewusstlos wurde. Aber Nier war hier. Es war ihm also nichts passiert. Dieses Monster hatte ihn nicht umgebracht. Das entspannte ihn sehr. Doch wenige Sekunden danach fiel ihm etwas auf. Er sah das linke Bein des Jungen und es war…es war nicht mehr verbunden. Diese Erkenntnis erschrak ihn und er fragte sich wie lange er weggewesen sein konnte, dass inzwischen Nier sein Bein wieder verheilt war. Und genau diese Frage stellte er ihm dann auch. Zeigte dabei auf das Bein. „Dein Bein ist verheilt…wie lange war ich weg gewesen?“ Nier sah zu seinem Bein und dann wieder zu ihm hoch. Stimmt ja. Da gab es was zu erklären. „Du warst einige Stunden weg. Mein…Mein Bein ist, nachdem du entführt wurdest, schneller verheilt. Ich weis auch nicht woher das kam. Ich…ich war sehr wütend gewesen als sie dich verschleppt hat. Ab da fing es dann an.“ Er war wütend? Interessant. Vielleicht hatte es wirklich damit etwas zu tun. Man kannte es ja das man im Schmerz oder in der Wut einen Adrenalin-Schub bekam. Vielleicht hatte dies seine Regeneration beeinträchtigt und sie angekurbelt. Das war nicht mal so dumm und von der Hand zu weisen. Auch sah er die teils zerrissene Kleidung des Jungen an der Brust und die Pflaster auf der Haut darunter. Wunden. Woher hatte er die? Vorsichtig fasste der Ältere an die Stellen und Nier erstarrte, sah ihm einfach nur zu dabei und schwieg. Caim ließ seine rechte Hand auf dem Pflaster neben dem Herzen ruhen und sprach: „Du bist verletzt worden? Diese Wunden sind mir neu.“ Nier sah ihn nur an. Er…er erinnerte sich wirklich an nichts. Nichts nur das er das mit den Federn nicht mitbekommen hatte, er reagierte auch nicht auf das was vor kurzem passiert war. Er sprach nicht über ihren Kuss. Den der Ältere ja von alleine losgetreten hatte. Er konnte sich wirklich an nichts erinnern… Der Weißhaarige nickte und entfernte dann die Hand von dem Pflaster, auf dem sie geruht hatte. Es war okay. Vielleicht war es besser so dass er sich nicht erinnerte. Denn damit würde sich etwas bei ihnen ändern. Sie würden anders miteinander umgehen und es würde für eine Peinlichkeit zwischen ihnen sorgen. Sie waren sich näher gekommen und das wollte Nier wegen eines dummen Kusses nicht aufs Spiel setzten. Also würde er schweigen. Caim durfte es einfach nicht wissen. So sah er zu ihm hoch und sprach neutral und entschlossen: „Das ist nichts! Wir müssen aber jetzt von hier verschwinden! Eigentlich sollte ich nur sehen ob du hier bist und dann Inuart und Leonard Bescheid geben. Aber jetzt habe ich dich schon befreit und wir können einfach gehen!“ Er lenkte ab. Klarer Fall. Aber wovon genau? Etwas sagte ihm dass es nicht von den Wunden ablenken sollte. Doch spielte er einfach mit und war ehrlich überrascht das Leonard und Inuart auch hier waren. Aber wenn er sich umsah konnte er sie nicht sehen, was er auch ansprach: „Die Zwei sind auch hier?“ Nier stand als Erster auf und Caim folgte ihm dann auch hoch. Seine Beine waren noch leicht klapprig, als wäre er aus einer Narkose erwacht, oder einem bösen Alptraum. Doch das legte sich wieder schnell und er hatte Fuß gefasst. Stand sicher auf den Beinen. Nier antwortete ihm dann: „Ja, aber nicht hier oben. Sie halten unten Ausschau nach Legion und decken uns. Da ich immun gegen ihren Gesang bin, hielten wir es für das Beste dass nur ich hier hoch komme und dich suche.“ Caim wand seinen Blick vom chaotischen Umfeld ab und sah erstaunt zu Nier. „Du bist was? Ihr Gesang kann dir nichts anhaben?“ Der Junge nickte und dann fiel es ihm wieder ein. Natürlich! Er durfte das nicht vergessen! So zog er aus seiner einen Hosentasche die kleine, schwarze Box von Inuart hervor. Zeigte sie Caim und sprach: „Wir können später darüber reden! Hier! Das sollte ich dir von Inuart geben. Er meinte es würde dir vielleicht helfen.“ Verdutzt nahm Caim die kleine Schatulle an. Ungünstiger Moment für nen Antrag Inuart, dachte er spaßig, aber dann machte er sie auf und war erstaunt. Das gab es doch nicht. Wow…er hatte echt wieder mal an alles gedacht. Typisch Inuart halt. So sah er ein Paar von Ohrstöpseln in der Schatulle liegen und nahm sie heraus, dann warf er die Box weg und Nier sah verwirrt nach. Er warf sie weg? Was waren das für kleine, schwarze Dinger die Caim in der Hand hatte? Der schmunzelte kurz und schnaufte dabei. Sprach: „Der Mistkerl denkt doch echt an alles. Gut ihn zu haben.“ Noch nie hatte er offen und ehrlich gesagt dass es gut war Freunde zu haben. Oder zumindest erst mal Inuart. Das erstaunte Nier, der aber noch weiter auf die schwarzen Dinger starrte, so das Caim es bemerkte und sprach: „Das sind Ohrstöpsel du Blödmann. Nicht der heilige Gral.“ Den letzten Satz weil der Junge sie ansah als wären sie was Besonderes. Nier sah ihn an. Ohrstöpsel? Ah okay, er verstand. Sie waren also dafür da um ihn vor Geräuschen zu schützen. Und so sah er auch wie Caim sie sofort in seine Ohren steckte und sprach: „Alles werden sie nicht abdecken, aber wenn es hilft mich länger auf dem Kurs zu halten, dann nehm ich es an.“ Caim erinnerte sich dass Leonard erwähnte hatte dass er Ohrstöpsel benutzte um sich von ihrem Gesang etwas abzuschotten, besonders im Schlaf. Daher hatte Inuart diese also. Ein Glück ehrlich gesagt, denn er wollte nicht wieder seinen Schädel aufgeknackt bekommen. Und als er fertig war gab er Nier kurz einen Daumen hoch und sprach zu ihm: „Sag mal was.“ Nier nickte und sprach: „Kannst du mich hören?“ Caim sah plötzlich so erleichtert aus und sprach tiefenentspannt: „Hach das ist so herrlich nicht deine nervige Stimme zu hören.“ Bitte was?! Er stichelte den Weißhaarigen und es wirkte auch, so dass dieser leicht wütend gegen das rechte Bein des Älteren trat und fauchte: „Du bist so ein Arschloch!“ „Na was für ein Glück das ich dich nicht hören kann!“ Bekam er als Antwort, obwohl er Nier schon leicht gedämpft hören konnte. Er ärgerte ihn aber halt zu gerne. Das war etwas was man ihm einfach nicht nehmen konnte. Und das machte ihre Bindung auch aus. Sie stichelten sich, hassten sich, aber kamen dennoch wieder zusammen. Wenn man es so nahm war es fast wie eine Hassliebe. Aber wer hatte mehr Spaß in dieser Hassliebe? Wahrscheinlich Caim. Das würde aber auch keinen wundern, aber Nier noch mehr nerven. Doch dann zog ein starker Windzug über sie hinweg und brachte sie beide leicht zum taumeln dabei. Caim sah als erster zu Himmel hinauf und erblickte diesen mit Schrecken in den Augen. Wenige Sekunden danach sah er den Schatten. Sie war hier… Und als der gewaltige Schatten sich über beide erhob, sah auch Nier endlich zum Himmel hinauf und erkannte das Monster welches sich mit wunderschönen weißen Schwingen am Nachthimmel erhoben hatte, die im Licht sogar leicht durchsichtig wirkten. Es sah von oben zu ihnen runter und behielt sie im Auge wie ein Falke eine Feldmaus. Sie war…noch schrecklicher als Nier sie in Erinnerung hatte. Im Licht des Mondes wirkte sie wie ein gefallener Engel, geschickt vom Teufel persönlich um sie zu töten. Instinktiv machte Caim einige Schritte nach hinten und sah sich um. Suchte nach einer Waffe und sah diese dann auch links neben sich am Boden. Es war Inuart seine Machete. Das war es also wie Nier ihn befreit hatte. Sofort kam er runter und hob diese auf. Fasste sie fest am Griff und stellte sich schützend vor Nier. Und dieser sah ihn verwirrt an. Warum stellte er sich vor ihn? Warum schütze er ihn? Caim war doch der der am wenigsten gegen dieses Monster gefeit war! Und dennoch stellte er sich hin und schütze Nier… Mit einem ernsten Blick und einer erhoben Waffe vor sich, stand Caim weiterhin da und lief langsam mit Nier rückwärts. Währenddessen kam das Wesen vor ihnen immer weiter runter und begann einen sanften Landeanflug direkt vor ihnen. Nicht eine Sekunde wand es seinen Blick von Caim und dem Eindringling ab, der versuchte sich hinter ihm zu verstecken und den sie bereits gehört hatte. Seinen Herzschlag gehört hatte. Sie spürte ihn, auch ohne dass sie ihn sehen musste. Denn sie hatte gute Ohren und sah in der Dunkelheit den Puls und das Herz vor sich hell schlagen. Sah jede Vene durch den Körper führen, als hätte sie einen Röntgenblick bei dem jeder Vampir neidisch werden könnte. Und so kam sie an. Erstaunlich sanft landete sie ohne viel Krach zu machen und das trotz ihrer Größe. Stützte sich wieder mit ihren Flügelarmen ab und faltete die Schwingen nach hinten dabei. Ihr Blick weiterhin auf Caim gerichtet, der langsam nervös wurde. Sicher war er geschützter gegen ihren Gesang, aber das würde auch nicht lange halten. Und allein der Anblick…das etwas ihn ansah was seiner Schwester so ähnlich sah, machte ihn unsicher. Er dachte dabei an vorhin zurück. Sie hatte versucht ihn zu füttern. Jeden armen Bastard hatte sie ohne zu zögern in diesem Nest kaltblütig und ohne Skrupel getötet. Warum nicht auch ihn? Was war an ihm so besonders? War das wirklich…seine Schwester? Sie fing leise an zu ihm zu singen und bemerkte das Caim nicht auf sie reagierte. Das verwirrte das Wesen und damit hörte es wieder auf. Sehr gut, die Ohrstöpsel wirkten genug dass sie freiwillig mit dem Gesang aufhörte. Das war das Beste Szenario. Doch es zeigte auch dass sie intelligent war. Beide sahen zu ihr rüber und bemerkten wie sie mit ihren Auswüchsen am Rücken plötzlich etwas vor sich ablegte. Es war nicht verwunderlich dass es ein Mensch war. Erneut ein Mann und er schien noch immer von ihrem Gesang betäubt zu sein. Sie hatte eine weitere erfolgreiche Jagd gehabt. Und das schien sie nicht verheimlichen zu wollen. So stand sie einfach weiter da und starrte Caim an. Zuckte dabei mit dem Schwanz nervös von links nach rechts, bis dieser anfing zu klappern. Da war es wieder. Dieses Geräusch machte sie nur wenn sie damit angriff. Es war wie bei der Klapperschlange eine Warnung und Vorhersage zugleich. Das nämlich gleich ein Streich folgen würde. Und so war es auch. Blitzschnell zischte der skorpionartige Schwanz nach vorne und der Stachel grub sich in ihr Opfer vor ihren Armen. Sie saugte ihn aus und Nier sah dem nur erschrocken zu, Caim allerdings kannte das schon von vorhin. Der Weißhaarige war schockiert. Also doch. Er hatte wirklich Blut gerochen. Das was er um sich sah, hatte sie wahrscheinlich auf diese Art und Weise erschaffen. Sie ernährte sich von Blut und baute sich daraus einen Bienenstock in dem sie die Königin war. Grauenhaft. Als sie fertig war, den Stachel aus dem leblosen Körper zog und diesen dann mit der rechten Klaue von sich wegwarf, machte sie auch schon einen langsamen Schritt auf sie zu. Und das war der Moment in dem Nier reagierte. Caim…Sie wollte wahrscheinlich wieder Caim. So kam er hinter dem Älteren hervor und stellte sich schützend vor ihm. Er drehte den Tisch herum und tauschte die Seiten aus. Somit stand er mit beiden Armen seitlich von sich gestreckt vor Caim und der sah ihn erstaunt an. Nier dagegen warf einen etwas unsicheren, aber dennoch starken Blick dem Monster entgegen. Und Caim sah ihn an, dass er sich nicht wegbewegen würde. „Dieses Mal beschütze ich dich.“ Sprach der Kleine dann entschlossen und wand dabei seinen Blick nicht von dem Monster vor sich ab. Caim sah ihn nur weiter erstaunt an. Er schütze ihn? Er wollte ihn beschützen? Noch nie hatte jemand das für ihn getan, was auch daran lag das Caim gut auf sich selbst aufpassen konnte und niemanden brauchte dafür. Dennoch war es schön sowas zu hören…wenn auch etwas unrealistisch. So sprach er: „Was willst du tun? Ihr freundlich zureden?“ Es klang leicht verspottend, aber Nier ließ sich nicht davon abbringen und antwortete: „Du verschwindest so schnell du kannst! Sie ist hinter dir her und ich verschaffe dir Zeit zu entkommen! Ich komme in ein oder zwei Stunden dann nach!“ Caim schüttelte den Kopf und fauchte: „Nein, du kommst in ein oder zwei Teilen nach mit der bescheuerten Idee! Ich werde hier nicht verschwinden! Es muss aufgehalten werden und ich muss wissen…!“ „Das ist nicht deine Schwester!“ Sprach Nier dann sehr laut und sah über seine linke Schulter nach hinten. Caim erstarrte bei der Aussage. Der Weißhaarige hatte ihn durchschaut. Er wusste dass Caim wissen wollte ob dies Furiae war oder nicht. Aber das herauszubekommen, nur um dann Gewissheit zu haben, war in dieser Situation dumm und einfältig! Und das ließ er nicht zu! Nier war sich aber in Wirklichkeit auch irgendwo sicher dass sie es war. Doch er wollte Caim helfen und nicht in Zweifel oder Gefahr stürzen, also sagte er sowas. Er sah ihn noch immer entschlossen an und fuhr fort: „Ich weis nicht wie lange ich sie hinhalten kann! Ob ich es überhaupt kann! Aber ich werde nicht wieder daneben stehen und zusehen wie sie dir etwas antut!“ Er war…so ein Trottel. Der Kleine war unglaublich bescheuert. Vor allem wenn er dachte das Caim einfach den Schwanz einzog und sich geschlagen davon machte. Nein das lag nicht in seiner Natur. Er würde sich dem Biest stellen. Er brauchte Antworten und stur würde er die auch bekommen. Da war er sich sicher. So wollte er wieder neben den Kleinen kommen, aber dann erfüllte ein lautes Kreischen den Raum, so dass beide erschrocken nach vorne sahen. Dieses Monster kreischte und heulte laut gegen den Vollmond und sah danach wieder zu Nier rüber. Und plötzlich war etwas an ihr anders. Ihre Augen waren wieder offen. Wirr suchten diese in alle Richtungen den Raum ab und Nier hatte das Gefühl dass sie sie dennoch sah, auch wenn die Augen nicht auf die Jungs fokussiert waren. Sie brauchte diese Augen wahrscheinlich überhaupt nicht. Es machte sie nur unheimlicher mit diesem wirren Blick und den zuckenden Augen. War sie wütend? Machte sie das deshalb? Denn man konnte ihr auch ansehen wie sie die Federn aufplusterte und alle sträubte die sie an ihrem Körper hatte. Noch dazu zuckte der Schwanz schneller durch die Luft hinter ihr. Ihre langen Finger mit Klauen gruben sich in das Fleisch ihres Nestes unter ihr und sie öffnete das Maul leicht, so das Nier gefletschte, spitze Zähne sehen konnte. Sie machte sich dominanter. Größer und bedrohlicher. Und für Caim wirkte es besonders sehr komisch. So wirkte sie auch damals am Bach als sie Nier sah. Es musste also wegen ihm sein. Zeigte sie Dominanz und machte dem Kleinen klar dass dies ihr Reich war? Warum sollte sie sich von ihm bedroht fühlen und wegen was? Sie musste spüren was Nier wirklich war, nur das war die plausibelste Erklärung für das Verhalten. Sie hatte womöglich sogar Angst vor ihm. Doch keiner wusste was sie wirklich empfand. Sie empfand Rivalität. Dieser Junge vor ihr machte sie wütend und er wollte ihr diesen Mann wegnehmen! Und das ließ sie nicht zu. Sie würde ihn in Stücke fetzten! So krisch sie erneut und Caim kam neben Nier, sprach zu ihm rüber: „Sie darf nicht weg! Wir müssen sie aufhalten und stoppen!“ Nier sah zu ihm hoch. Aber um sie zu stoppen mussten sie sie töten…War Caim das auch selbst bewusst? Dennoch nickte er entschlossen und sprach: „Du solltest lieber verschwinden Caim! Ich regel das schon!“ „Nicht allein du Idiot! Sie wird mir nichts tun! Vorhin hatte sie versucht mich zu füttern, daher bin ich wahrscheinlich sicherer als du! Mit dir scheint sie aber echt ein Problem zu haben!“ Er sah Caim erschrocken an. Was? Sie hatte ihn versucht zu füttern? Warum sollte sie das tun? Was es vielleicht doch seine Schwester? Doch mit einem Part behielt der Ältere recht, sie hatte Probleme mit Nier, denn Plötzlich kam sie auf sie zugekrabbelt und das nicht mal langsam. Sie krisch noch immer und hatte das Maul weit geöffnet. Doch ihr Ziel war der Weißhaarige, denn sie bewegte sich mehr mit dem Kopf zu ihm. Sie wollte ihn beißen und zerfetzten! Es ging so schnell, dass in der letzten Sekunde Caim den Kleinen noch beiseite schubste und das Monster zwischen ihnen ins Leere biss. Nier schlug hart auf dem Boden auf und kam gleich wieder auf die Beine. Musste er auch, denn das Biest wand sich komplett zu ihm. Caim sah das. Wie gedacht: sie war voll auf den Weißhaarigen fixiert! Caim kam ebenfalls wieder auf die Beine und rannte dann zu ihr hin. Er brüllte und holte weit mit der Machete aus, traf dann das rechte Handgelenkt zwischen den Federn und brachte es dort zum bluten. Etwas verdutzt und wegzuckend sah die Kreatur zu ihm runter und schüttelte sich kurz dieses schmerzende Handgelenkt, doch nichts Weiteres folgte. Sie griff ihn nicht an. Stattdessen hob sie ihn mit derselben Hand hoch und warf ihn einige Meter weg, als wäre er eine nervige Fliege und mischte sich in zu wichtiges ein. Caim krachte gegen den feuchten Boden und rutschte noch kurz etwas dabei. Als Nier das sah rief er kurz seinen Namen, aber konnte nicht weiter an ihn denken, denn er brauchte seine Aufmerksamkeit wieder bei dem Monster vor sich, das ihn ansah und wieder das Maul mit den dolchartigen Zähnen langsam öffnete. Er sah sie an und spürte Hass. Es war dasselbe unwohle Gefühl was er damals am Bach gehabt hatte. Dasselbe Gefühl was ihn einschüchterte. Sie hasste ihn und er wusste nicht mal genau warum. Offenbar sah sie in ihm eine Bedrohung, aber wofür? Nier war unbewaffnet und drehte sich schnell weg, nahm die Beine in die Hand und lief in Deckung. Das Monster krisch und folgte ihm hektisch auf den Vorderbeinen. Schliff sich hinter ihm her und über den Boden. Der Junge rannte um eine Säule und die Bestie krachte dann wenige Sekunden danach voll in diese rein, riss sie nieder und laute Schläge ertönten von Beton und Marmor der zu Boden fiel. Auch Metall knirschte in dem Pfeiler den sie zerstört hatte. Dennoch sah Nier im Rennen hinter sich und sah wie sie sich aus dem Gestein und Geröll wütend erhob und ihm wieder folgte. Sie blutete am Kopf, doch anscheinend war sie so in rage, dass nichts sie aufhielt. Nicht mal der eigene Schmerz. Sie blutete…was bedeutet man konnte sie töten. Sie ernährte sich wie jedes andere Wesen auch. Sie brauchte Wasser und Nahrung, auch wenn es Blut zu sein schien. Und wenn er sich verwandeln würde…dann könnte er sie sicher vernichten. Doch spürte dieses Wesen überhaupt die Hitze seiner Flammen? Es gab nur einen Weg das rauszufinden. Er musste sich verwandeln. Aber er wusste nicht wie. Er konnte es noch immer nicht bewusst. Es passierte einfach in bestimmten Situationen wenn er… Caim kam derweil wieder auf die Beine und sah ihnen nach. Sah wie der Kleine um sein Leben rannte und das Wesen ihm nach. Das würde nicht ewig so gut gehen wie gerade und er musste sich was einfallen lassen! Da er sich nicht darauf verlassen konnte das Nier seine Drachengestalt annahm, musste ein weiterer Plan her. Aber was? Er sah sich um und konnte nichts finden um dieses Wesen zu töten! Um seine Schwester zu…Er erstarrte. Seine Schwester…Er sah sie vor sich. Sah die Erinnerung wie sie damals im Gras gespielt hatten und sie er zählte wie sehr sie Vögel liebte. Sie lachte dabei so glücklich und man hätte damals nie gedacht dass sie Jahre später so ein schrecklicher Tod ereilen würde. Sie war alles für ihn gewesen. Er…er liebte sie. Immer wenn er an sie zurück dachte, erinnerte er sich an das kleine Mädchen das er mehr liebte als alles andere. Sie würde niemals jemanden was antun. Das was Nier da jagte…das war nicht seine Schwester. Doch war sie es überhaupt jemals gewesen? Wie sie sich verhielt…es musste sie sein. Vorhin war sie da drin gewesen! Und dann sah er wie Nier von ihr erwischt und mit einen gewaltigen Schlag ihrer rechten Hand gegen eine Wand gedonnert wurde. Der Junge krisch auf und kam unsanft am Boden an. Keuchte. Jetzt…Es musste jetzt sein. Er musste sich verwandeln oder er war tot! Und Caim würde…So sah er auf. Sah sie direkt vor ihm stehen und wie sie die Zähne fletschte. In voller Absicht ihn damit in Stücke zu reißen. So öffnete sie ihr Mal erneut sehr langsam und Nier setzte sich hin, knurrte sie böse an und würde nicht nachgeben. Er würde sie töten! Sie würde Caim nie wieder etwas antun! „FURIAE!!“ Donnerte eine Stimme durch die Nacht und brachte danach eine schreckliche Stille mit sich. Als würde die Zeit stehen bleiben, sah dieses Monster Nier starr an und regte sich nicht mehr. Auch der Junge verstand nicht was los war und sah an ihr vorbei und zu Caim, der entschlossen da stand und den Namen seiner Schwester gebrüllt hatte. Er hatte sie…wirklich bei diesem Namen gerufen. Und sie schien darauf zu reagieren, denn kurz danach drehte sie sich langsam mit dem Oberkörper zu ihm hinter und verschloss das Maul mit den spitzen Zähnen. Auch ihre Augen schlossen sich wieder und sie sahen sich nur beide an. Sie reagierte…Das konnte einfach nicht sein. Caim konnte es nicht glauben. Wenn sie wirklich nur ein Monster war, das zufällig aussah wie seine Schwester, dann würde der Name dem Wesen egal sein. Doch das war er nicht. Sie kannte diesen Namen. Daran gab es keine Zweifel. Es war seine Schwester da drin. Und mit der Aktion hatte er Nier noch mal geholfen, aber die ganze Aufmerksamkeit lag wieder auf Caim, der einfach weiter stehen blieb, als sie sich dann komplett zu ihm umdrehte. Und weil er sie gerade hatte…trieb ihn die Neugier dazu etwas zu sagen: „Bist du es wirklich Furiae?“ Nier kam langsam wieder hoch und schlich hinter dem Biest davon. Rechts rüber und in die Nähe von Caim, wenn auch weiter links von ihm hinter einen Pfeiler. Dort ruhte er erst mal etwas und musste Luftholen. Er sah dem allem zu. Sah wie dieses Wesen auf Caim reagiert hatte und sie sich nur ansahen. Was dachte er sich dabei? Auch wenn es so wirkte es konnte nicht seine Schwester sein! Sie war doch verstorben. Tote konnte man nicht wieder zurückholen! Das war eine Regel die man nicht brechen konnte! Caim machte einen Schritt näher zu dem Wesen und blieb dann weiter auf Abstand stehen. Sie hatte ihn genau um Blick und zuckte mit dem Schwanz umher. Er sprach traurig aber entschlossen: „Ich war nicht für dich da Furiae. Ich war nicht für dich da als du mich am Meisten gebraucht hast. Und ich habe viele Fehler gemacht die zu deinem Tod geführt haben. Aber was auch immer mit dir in diesem Labor getan wurde, dass bist nicht du!“ Sie sah ihn weiter stumm an. Es war verrückt…als würde sie ihn verstehen. Aber ob sie es konnte oder nicht, einer tat das auf jeden Fall und das war Nier. Er verstand was Caim da gerade machte…er befreite sich von einer Last die ihn seit Jahren quälte. Er konnte sich nämlich nicht selber vergeben und sich entschuldigen. Bei seiner Schwester entschuldigen. Er riss gerade die Ketten der Vergangenheit von sich und versuchte weiter zu gehen. Er war…viel stärker als Nier in der Sekunde. „Ich habe versagt Furiae. Und wegen mir bist du jetzt zu diesem Ding geworden. Aber ich mache das wieder gut. Ich bin jetzt hier und ich…ich helfe dir. Ich werde dir den Frieden bringen den du verdienst Furiae…Es tut mir leid.“ So machte er seine Waffe bereit. Er wollte sie töten. Nur das konnte ihr Frieden bringen und es war besser als ein Dasein als Monster. Nier sah ihn traurig hinter dem Pfeiler an und verzog den Mundwinkel dabei nach unten. Denn er konnte genau spüren was los war. Und als Caim ihm dann einen Blick zuwarf…verstand der Junge diesen nicht. Warum…sah er so zu ihm? Machte er das wegen…ihm? Furiae sah den Blick den Caim dem Weißhaarigen zuwarf und verstand sofort was gemeint war. Dieser Blick…etwas in ihrem verwirrten Verstand ließ sie sich an diesen Blick erinnern. Es war der Selbe den sie damals von ihm geschenkt bekam. Sie sah wie er ihr diesen zugeworfen hatte und dann sagte: das er sie liebt. Und diesen Blick warf er ihm zu? Diesem weißhaarigen Jungen? Dieses Ding was ihr den Liebsten wegnahm?! Das dufte er nicht! Wenn sie ihn nicht bekam…dann bekam ihn keiner!! So krisch sie wieder erneut und riss das Maul weit dabei auf, so das Nier und Caim erschrocken zu ihr sahen. Wut brannte in ihr, der Junge konnte das spüren und alles was von der Schwester übrig geblieben war, war nun verschwunden. Dort herrschte nur noch Hass und Zorn auf alles und jeden. Und wie ihn Zeitlupe sah Nier wie sie die rechte Schwinge erhob. Es war…wie damals. Wie damals am Bach. Caim wusste nicht was als nächstes kam, aber Nier dagegen schon. Und so wie es aussah zielte sie auf…Er bekam einen Schreck und sah rüber. Sie zielte auf Caim! Sie würde Federn werfen und ihn damit versuchen zu töten! Und sein Körper bewegte sich von alleine in dem Moment. Er verließ die Sicherheit seines Pfeilers und rannte zu Caim rüber, der noch immer zu seiner mutierten Schwester sah, die offenbar versuchte ihn zu töten. Und Nier rannte, rannte so schnell er konnte und sein Herz schlug ihm bis zum Hals dabei. Nie wieder. Nie wieder. Er würde nicht zulassen das ihm was passiert. Er würde ihn beschützen. Und so warf er sich vor den Älteren. Stand direkt vor ihm und Caim sah ihn erschrocken an. Alles spielte sich langsam vor ihm ab, obwohl es nur Sekunden waren. Er sah Nier, sah ihn wie er ihn erschrocken ansah und er seinen Namen brüllte: „CAIM!“ Und dann flogen die Federn. Klingen die gezielt auf sie zuflogen und alle ihr ursprüngliches Ziel verfehlten …Aber dafür in dem anderen Fleisch einer anderen Person enden würden. Und Caim wollte das nicht. Er wollte Nier umschlingen und ihn retten. Doch dazu kam es nicht mehr…denn es wurde sehr hell. Helles Licht blendete seine Sicht vor ihm und er kniff die Augen zusammen. Es ging alles so schnell und Nier hörte sein Herz lauter schlagen. Es donnerte schneller und die Wärme breitete sich erneut in ihm aus. Eine Wärme die er sehr gut kannte. Sie war da…genau als er sie brauchte. Furiae wich zurück durch das Licht und kreischte dabei etwas. Es blendete sie. Und auch Caim sah nichts mehr. Erst als er die Augen wieder öffnen konnte, weil das Licht nachgelassen hatte, sah er was passiert war. Er sah erschrocken auf und erkannte vor sich eine gewaltige helle Wand. Doch es war nicht nur eine weiße Wand…sie bewegte sich auch leicht. Und dann verstand er…es war keine Wand und er sah hinter sich auf. Sah dort hin wo er ein lautes Atmen hörte und Wärme spürte. Sah hoch und erkannte den stolzen, weißen Drachen der ihm wieder das Leben gerettet hatte. Sah Nier der ihn gerettet hatte. Er hatte sich verwandelt und ihn damit beschützt. Mit dem rechten und gewaltigen Flügel, denn diesen hatte er als Schild benutzt und damit jede einzelne Feder abgefangen. Diese fielen zum Boden. Waren nicht mal in der Lage gewesen sich durch die schuppige Haut zu bohren, da sie zu dick war. Und das an einem Flügel, der von Natur aus dünner war als der Rest des Körpers. Ihre Federn konnten ihm nichts mehr anhaben. Damit war es offiziell mit dem Rumwerfen der Federn vorbei. Wütend und schnaufend warf der Drache Furiae einen grimmigen Blick zu und fletschte leicht die Zähne dabei. Sein Schwaz zog leicht und aufgebracht von links nach rechts hinter ihm und als Nier seine eine Schwinge zur Seite zog stand er einfach da. Stand prächtig und mit halb geöffneten Flügeln hinter Caim. Wie ein persönlicher Leibwächter der dazu noch Feuer spucken konnte. Seine Augen waren nicht rot, sondern in Blau. Es war also wirklich Nier da drin. So das Caim leise sprach: „Du…hast mich gerettet.“ Nier sah nicht zu ihm, aber er konnte die Stimme des Drachen in seinem Kopf hören, die ernst sprach: „Caim, bist du verletzt?“ Der schüttelte langsam den Kopf als Antwort. War fasziniert über diesen starken Drachen der da hinter ihm stand und wie ein trainierter Pitbull nur darauf wartete das Kommando zum Angriff zu bekommen. Dies war der Drache der ihm gefiel. Genau dieser hier. Nicht dieses weinerliche Riesenbaby vor einigen Tagen. Sondern dieser stolze und starke Drache. Der endlich in der Lage war bei klarem Verstand zu bleiben. Dann machte er einige gewaltige Schritte vor Caim und kam auf alle Viere, sah Furiae weiterhin grimmig an und sprach zu dem Älteren dabei hinter: „Caim, ich halte sie auf. Du verlässt derweil das Gebäude und gehst runter zu Inuart!“ Der Ältere schüttelte den Kopf und fauchte: „Du Idiot! Du weist nicht mal ob du genug Kraft für sie hast! Sie ist gefährlich!“ Nier sah ihn weiter nicht an und antwortete locker und sogar mit Stolz in der Stimme: „Dann werden wir mal sehen ob sie stark genug ist und gegen mein Drachenfeuer ankommt!“ Er war so anders. Caim sah erstaunt zu ihm hoch und konnte nicht fassen was er da hörte. Wer war das? Nier konnte das einfach nicht sein. Der Junge der immer Selbstzweifel hatte brachte nun plötzlich solche hochmütigen und frechen Worte heraus? Stolze Worte? Was war mit ihm passiert? Woher kam diese Entschlossenheit? Und er erinnerte sich. Nier sagte er würde ihn beschützten. War das der Funke der dem Feuer half sich voll zu entflammen? Das…gefiel ihm. Kurz darauf krisch Furiae auch wieder in blinder Wut und Nier erwiderte das mit einem lauten Donnern deines Gebrülls. Und kurz darauf war er auch schon der Erste der auf sie zu rannte und sich in voller Wucht gegen sie warf. Caim ging sofort in Deckung und sah auf Entfernung zu ihnen. Es war ein Kampf der Titanen. Nier war sichtlich etwas größer als Furiae, wenn auch nur leicht, aber das bedeutete nicht dass er damit automatisch einen Vorteil hatte. Dennoch fegte er sie mit seinem starken Kopf und Hals von den Beinen und schmiss sie gegen eine Wand dahinter. Sie krisch und schlug mit den Flügeln nach ihm, als er näher kam, so das Nier stoppte um nicht getroffen zu werden. Nur weil die Federn nicht durch seinen Panzer kamen, hieß das nicht das er unverwundbar war. Sie konnten noch immer seine Augen verletzen, oder das Innere des Mauls. Sie lag etwas unter ihm und schien wehrloser zu sein durch den Aufprall. Nier nutzte dies und holte tief Luft. Er würde das Elend mit einem Feuerstoß beenden und Caim dadurch retten! Und so holte er weiter tief Luft und drückte mit seinen Klauen der Flügelarme ihre Schwingen zu Boden, so dass sie nur zappelte und krisch. Und als er dann mit dem Kopf vor kam um Feuer zu speien, um das alles zu beenden…passierte nichts. Caim erschrak und auch der Drache war erschrocken…Wo war das Feuer? Warum spie er kein Feuer?! Es kam nur leichter Rauch aus seiner Kehle und das hatte ihn so überrumpelt, dass Furiae dies nutzte um sich zu befreien. So holte sie mit ihrem Schwanz aus und riss den Drachen von den Füßen. Nier plumpste hin und der gefallene Engel kam wieder hoch, sie ging erst mal auf Abstand und visierte ihn am Boden an. Nier strampelte noch etwas und war kurz davor wieder hoch zu kommen. Warum war das passiert? Wo war sein Feuer?! Und dann hörte er das Klappern. Dasselbe Klappern das Furiae immer von sich gab wenn sie… Er sah erschrocken zu ihr rüber und sah wie sie den Schwanz aufgestellt hatte und klapperte. So konnte er nicht schnell genug reagieren und sah den Stachel aus der Schwanzspitze schnellen und kurz darauf auch auf ihn zu. Ein Stich. Ein böser und schmerzhafter Stich brachte ihn zum Schreien und er sah an sich runter. Sah wie der Stachel sich in seinen Bauch gebohrt hatte und sich leicht bewegte. Sie hatte nicht das Herz erwischt und kam von der Länge des Stachels auch nicht dort hin. Aber es würde auch so klappen. Und danach fühlte Nier es auch schon…sie zapfte ihm Blut ab. Erschrocken sah Caim hin und schrie nach Nier. Der darauf auch wieder die Kraft fand und sich mit dem rechten Klauen des Flügels den Stachel aus dem Bauch zog, Furiae dann mit den Hinterbeine wegtrat so das sie sauber gegen einen Pfeiler knallte und ihn nieder riss dabei. Schnell kam er auf seine beiden Hinterbeine und keuchte kurz. Okay. Sie war also weiter mit dem Stachel in der Lage ihn zu verletzten, da musste er also aufpassen. Und es war dazu noch erschreckend wie schnell sie ihn dabei aussaugen konnte. Er fühlte leichte Schwäche von einem kurzen Angriff. Wäre das länger gewesen hätte sie ihn komplett ausgeblutet. Sie riss sich wieder aus dem Geröll und warf wütend mit den Steinen um sich und langsam…konnte Caim es fühlen. Er spürte wie das Gebäude unter seinen Füßen litt und rumpelte. Wenn sie so weiter machten würden sie es vielleicht zum Einstürzten bringen! So sah er hinter sich zu der Treppe und…erschrak. Das was. Er kam nun offiziell nicht mehr aus diesem Stockwerk. Dein Stein den Furiae eben geworfen hatte…er hatte die Treppe blockiert, oder eher mehr den Eingang zum einstürzten gebracht. Es gab kein Entkommen mehr für ihn aus diesem Stockwerk. Nier sah zu ihm rüber und fauchte besorgt: „Warum bist du noch hier?! Verschwinde!“ Caim sah zu ihm und brüllte zurück: „Wie denn du Schlaumeier?!“ Dabei zeigte er zu der Treppe und der Drache bekam auch einen Schreck. Nein…er war gefangen! Was bedeutete er musste das so schnell wie möglich beenden bevor…Doch dann hörte er es auch schon, dass Rumpeln unter seinen Füßen. Sie waren zu schwer. Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Steinschlag und ließ ihn erschrocken runter sehen. Der Boden gab langsam durch ihren Kampf nach! Und wenn das passierte, dann hatte Caim ein Problem! Furiae hatte derweil auch erkannt das sie an diesem Ort nicht im Vorteil war. Nier war kräftiger und sie sehr ungeschickt auf ihren zwei Armen, die alles waren womit sie sich fortbewegen konnte. Deswegen tat sie was sie für richtig hielt. Sie würde alles einreißen und aus der Luft angreifen. Dort war sie im Vorteil. Der Himmel gehörte ihr. Also krisch sie erneut und war mit Geröll um sich. Nier sah zu ihr und war erstaunt dass sie ihn nicht traf, sie warf für ihn ins Leere. Doch Caim verstand dagegen was los war. Er erschrak und brüllte im Schrecken zu dem Drachen: „Oh scheiße…NIER!! Sie versucht das Gebäude zum einstürzen zu bringen!!“ Er sah zu ihm. Sie versuchte was?! Was ne miese Nummer! Aber das ergab Sinn. Sofort sah er wieder zu ihr vor und rannte dann auf sie zu. Er musste sie stoppen! Wollte sich gegen sie schmeißen, aber Furiae sah das kommen, so machte sie einen starken Windstoß mit ihren Schwingen und bremste ihn leicht aus, so dass sie sich danach in die Lüfte erhob und Nier einfach weiter rannte. Er krachte gegen die Mauer dahinter und brachte noch mehr zum Einstürzen. Caim schlug sich auf die Stirn. Wie ein Elefant im Porzellanladen! Oder als saß er im Glashaus und warf mit Steinen! Was ein Trampel! Wenige Sekunden kam er aber wieder zu sich und schüttelte das Geröll von sich runter, sah zu Caim und dann um sich. Es rumpelte immer mehr und der Boden gab langsam unter dem Drachen nach, so dass er etwas panisch hin und her hopste um den Rissen auszuweichen, aber machte es damit nur noch schlimmer. Furiae war in die Lüfte am Nachthimmel verschwunden und Caim fauchte zu Nier: „Hört damit auf du Trottel!! Du machst es nur noch schlimmer!!“ So blieb der Drache nicht weit vor ihm starr auf der Stelle stehen und sah unter sich. Es knackte und rumpelte. Der Boden war erledigt um sie herum und nichts konnte den Einsturz mehr verhindern. Er würde das sicher überstehen aber was war mit Caim?! So sah er zu ihm und sprach laut: „Caim! Der Boden! Was soll ich…!?“ „Ich überlege!!“ Fauchte er zurück und sah sich um. Es gab nichts zu tun. Der Weg hinunter war für ihn versperrt, also saß er schon mal fest. Doch vielleicht gab es noch eine andere Lösung. Eine die er nicht besonders gut fand. Aber offenbar hatte er keine andere Wahl. So sah er wieder zu dem Drachen und der schien auf eine Lösung zu hoffen. Stand er da etwas unbeholfen mehr auf einem Bein als auf beiden und Caim sprach: „Es gibt nur einen Weg für mich hier raus.“ Er sah zu Nier und rannte dann zu ihm hin. Caim konnte sich wegen seines Gewichts normal bewegen, also nutzte er das und rannte weiterhin auf den Drachen zu, der nicht ganz verstand was das sollte. Bis er neben dem Weißen ankam und auf dessen Schwanz sprang. Verwirrt sah Nier über seine linke Schulter zu seinem Schwanz nieder und sprach verwirrt: „C-Caim?! Was machst du da?!“ Der kletterte aber ohne zu antworten einfach weiter bis er auf der Hüfte war und hoch kam zum Rücken. Verbissen klammerte er sich dort in das bisschen graues Fell, was zwischen Nacken und Hüfte den Rücken runter glitt. Er war so positioniert das Nier ihn nicht mehr ganz so gut sehen konnte, wegen dem Winkel und der fragte dann erneut: „Was machst du da?! Das tut weh!“ Er spürte wie sich der Ältere an seinem zarten Fell festklammerte und das war auch gut so, denn nur das konnte Caim vielleicht am Leben halten. Diese Idee war aber eigentlich so bescheuert dass er dafür einen Orden danach bekommen musste, nämlich für die dümmste Selbstmordkation aller Zeiten! Als er genug Halt hatte und etwas aufrecht saß, sah er zu dem dummen, schuppigen Gesicht vor sich und fauchte: „Nach was sieht es denn aus du Blödmann?! Du packst jetzt deine Flügel aus und bringst und hier raus!“ Nier zuckte zusammen bei der Aussage vor Schreck und sah ihn auch so an. „I-Ich s-soll was?!“ „Fliegen du Trottel! Fang endlich an zu fliegen!!“ Und Caim rupfte an dem Fell rum. Er sollte fliegen?! Das konnte er doch nicht einfach so! „A-Aber ich weis doch nicht wie! I-Ich kann nicht fliegen Caim!“ Antwortete er unsicher und etwas panisch. Caim stöhnte leicht weil er genervt war. Da war wieder das verdammte Riesenbaby! So das er wieder fauchte: „Na klar kannst du fliegen, wozu hast du sonst die Flügel?! Du bist ein Flugdrache und keine Seeschnecke!! Als fang endlich an zu flattern du Blödmann!!“ Nier schüttelte energisch den Kopf und sprach dabei: „Ich kann nicht! Ich kann das nicht! Was ist wenn ich etwas falsch mache?! Wenn ich gegen ein Haus fliege und wir beide dann abstürzen?! Ich würde dich töten damit!! Ich kann das nicht Caim!! Und…und ich hab doch Höhenangst!!“ So sah er wieder nach vorn und kniff die Augen zusammen. Caim sah ihn baff an. Bitte was?! “Willst du mich verarschen?! Du bist ein Drache der fliegen kann! Wie kann man da gleichzeitig Höhenangst haben verdammt noch mal?!“ Aber dann fiel ihm ein dass er auch ein Mensch war. Er war als Mensch an den Boden gebunden. Und da er viel mehr in der Gestalt verbrachte ergab das alles auch einen Sinn. Da dachte der Mensch in ihm wieder viel zu viel nach. Und nicht nur dass, es war auch die Angst vor seinen Entscheidungen und die Konsequenzen die damit einhergingen. Er wollte Caim nicht in Gefahr bringen, weil er eine Panikattacke bekam im Fliegen. Doch hier zu bleiben bedeutete auch den Tod! Also wollte er wenigstens mal sein Glück mi dem Drachen versuchen. Er sah Nier weiter in den Nacken und wusste was er zu tun hatte. So sprach er viel ruhiger und ernst zu ihm: „Du denkst viel zu viel nach.“ „Hm?“ Nier sah wieder zu ihm hinter. „Du denkst einfach zu viel nach! Du solltest viel mehr dein Hirn ausschalten und es einfach machen! Dinge versuchen und nicht immer gleich den Teufel an die Wand malen! Findest du es gut in Angst zu leben Nier?! Ich gehe nicht freiwillig in den Tod auf diesem Dach! Ich habe mich entschieden dir zu vertrauen! Also tu uns beiden jetzt den Gefallen und schalte endlich mal dein Hirn ab und sei ein verdammter Drache!! Fang endlich an frei zu sein und flieg!!“ Das war es. Er dachte wirklich zu viel nach. Dass er vorhin kein Feuer spucken konnte, dass er sich nicht traute zu fliegen…das waren alles Dinge die ein Drache eigentlich können sollte. Das machte einen Drachen aus. Aber er selbst sah sich nicht als Drache und deswegen klappte es nicht. Doch wenn er das nicht tat…dann starben sie vielleicht beide. So sah er von Caim weg und zu dem Nachthimmel vor sich. Sah die Sterne und den Vollmond. Wie war es wohl…zu fliegen? Sich in den Himmel zu erheben und den Wind zu spüren. Er schloss die Augen und spürte den Wind. Fühlte wie er um seine Nase strich und unter seine Schwingen, die einen leichten Auftrieb dadurch bekamen. Es fühlte sich so…vertraut an. Und da war das Gefühl von…Vermissen. Er vermisste es zu fliegen und er fragte sich nicht warum. Es war einfach da und instinktiv spreizte er seine Flügel und spürte den Wind in diesen. Es war schön. Oben im Himmel…würde er anders sein. Denn fliegen zu können…bedeutete Freiheit. Caim sah neben sich zu den Flügeln und dann wieder vor zu Nier, der noch immer nichts getan hatte. Doch er bekam das Gefühl dass gleich etwas passieren würde…und er hoffte nicht einen Fehler gemacht zu haben. Er konnte sich besseres vorstellen als in den Tod zu stürzen. Und dann bewegte sich die Schwingen kräftig neben ihm und verursachten zusätzlichen Aufwind. Und Nier folgte einfach nur seinem Instinkt und genoss den Wind. Und so sprang er in die Luft und hob ab. Schnell und stark flog er steil nach oben und dem Himmel entgegen. Hatte noch immer die Augen dabei geschlossen und flog einfach nur. Caim krallte sich weiterhin an ihm fest und hatte auch die Augen zu. Und dann waren sie hoch genug und unter ihnen krachte der Boden des Stockwerks zusammen. Wie ein Kartenhaus klappte danach das gesamte Gebäude in sich zusammen, so das Inuart und Leonard erschrocken dort hin sahen. Sie hatten einige Legion getötet als Nier weg war und den Radau oben gehört, aber die Legion dummerweise auch und so kamen mehr von ihnen auf die Straßen. Mit dem Einsturz des Hochhauses kamen bestimmt auch noch genug danach vorbei. Inuart hatte aber genug Munition für alle. Sie sahen hoch und erblickten den weißen Drachen im Mondlicht. Der wunderschön dabei schimmerte. Inuart wusste sofort das es Nier war, aber Leonard…war verzaubert. Er traue seinen Augen nicht und stand aus der Deckung auf. Sah zum Himmel und sprach leise zu sich selbst: „Die Geschichten sind wahr…es gab sie doch…Die Hüter der alten Welt.“ Nier öffnete wieder seine Augen und blinzelte. Auch Caim machte es ihm gleich und sah sich um. Sie waren so weit oben und er sah alles um sich herum. Er sah das zerstörte Tokyo, wie er es noch nie gesehen hatte und der Wind pfiff durch sein Haar. Und obwohl es einen mit Trauer erfüllen sollte, zu sehen wie diese einst mal mit Menschen gefüllten Straßen tot und leer waren…fand er dennoch den Anblick wunderschön. Hier oben fühlte er sich plötzlich frei und er atmete die kühle Nachtluft dabei ein. Und er wusste das dies ein Anblick war…den er nie mehr vergessen würde so lange er lebte. Nier fing dann aber plötzlich an zu zappeln und krisch. Zerstörte die Ruhe mit seiner Panik, als er schrie: „Whaa! Ich fliege! Wir fliegen! Was soll ich tun?! Wie kann ich steuern?!“ Caim krallte sich fester in dem Fell fest und fauchte dann: „Du hast die Flügel, nicht ich!! Bleib locker verdammt!!“ „Locker?! Wie soll ich denn locker bleiben wenn ich nicht weis wie man steuert?!“ Das war`s, sie waren tot…Und so wankte er etwas mit dem Körper herum und Caim sah sich schon mit dem Trottel abstürzen. Doch dann hörten sie Kreischen. Es war das Kreischen von Furiae und beide sahn erschrocken hinter sich. Sie kam hinter einem anderen Hochhaus hervor geprescht und genau auf sie zu. Sie war schnell! So schnell das Nier sich gerade noch fallen lassen konnte, um ihr auszuweichen und sich danach wieder fing. Ihm war das Herz in den Bauch gerutscht durch die Aktion, aber nicht nur ihm. Caim war etwas blass durch die Aktion geworden und froh wenn er wieder Boden unter den Füßen hatte. Mit Nier zu fliegen glich an Selbstmord. Der Drache sah vor sich und bemerkte wie schnell Furiae flog. Sie bewegte sich grazil und ohne Probleme durch den Himmel wo er sich dagegen wie ein Brett im Wasserlauf vorkam! Caim sah auch wieder auf und erblickte seine Schwester in der Ferne. Es sah aus als wollte sie eine Wende machen und wieder auf sie zufliegen. In dem Status wie Nier momentan war, genügte nur ein Tackle und er flog nach unten zum Boden. Stürzte beide in den Tod. So setzte er sich aufrecht hin und sprach zu dem nervösen Drachen unter sich: „Hey! Reiß dich gefälligst zusammen Nier! Sie kommt zurück!“ „Ja das sehe ich! Aber ich weis nicht was ihn tun soll! Sie wird mich rammen und dann fallen wir!“ „Dann fang an richtig zu fliegen! Du bist doch nicht aus Zucker! Du bist ein Drache! Flieg richtig und spei Feuer! Wehr dich!“ Furiae kam bedrohlich näher und Nier schluckte. Okay. Okay er musste sich zusammen reißen. Caim zählte auf ihn und es ging hier um Leben und Tod! Das war kein Spiel verdammt! So brüllte er: „Caim! Halt dich fest!!“ Und kurz bevor Furiae in ihn krachen konnte, machte Nier geschickt eine Rolle nach rechts und drehte sich dabei in der Luft. Caim hatte sich festgekrallt und überstand somit die verrückte Ausweichaktion dieses Irren. Nier kam wieder in eine normale Position und klar mit seiner Sicht, dann schüttelte er kurz den Kopf um den Schwindel los zu werden. Wenige Sekunden danach grinste das Drachenmaul und er sprach stolz: „Ich bin ausgewichen! Hast du das gesehen Caim!? Das war der absolute Wahnsinn!“ In Caim seinem Kopf hatte es auch aufgehört sich zu drehen und er schüttelte ihn ebenfalls danach, sah hinter sich und bemerkte wie Furiae wütend krisch und wieder zu einer Wende ansetzte. Sie kam zurück. Er sah vor zu Nier und fauchte: „Ich war dabei du Blödmann! Aber langsam wird es mal zeit anzugreifen! Sie kommt zurück!!“ Nier sah verwirrt hinter sich und sah ebenfalls das der Engel wieder auf sie zusteuerte. Er krisch kurz vor Schreck auf und machte einen Sturzflug rein aus Instinkt heraus. Zog die Flügel en an den Körper und stieß mit der Nase zuerst in die Tiefe. Somit verfehlte sie ihn wieder und Nier nutzte den Aufwind um wieder hoch zu kommen und sich zu fangen. Spreizte die Flügel wieder von sich und glitt nach oben. Er lächelte. So langsam hatte er den Dreh raus! Und Caim bald nichts mehr im Magen. Und wenn würde er sowas von auf Nier kotzen! Der Drache flog wieder ruhiger und sprach erfreut: „Das ist so cool! Ich werde noch ein richtiger Profi!“ „GREIF AN VERDAMMT!!“ Fauchte Caim am Ende seiner Geduld angekommen und schlug mit der rechten Hand auf den Hinterkopf des Drachen, was dieser auch merkte und kurz auf jammerte deswegen. Wenn er nicht langsam mal an fing sich zur Wehr zu setzten waren sie noch morgen hier! Und Caim sein Mageninhalt nicht mehr nach der nächsten Rolle! Doch Nier fühlte sich nun vertrauter mit dem Fliegen und drehte um. Es wurde wirklich zeit zurück zu schlagen. Und als Furiae wieder gerade auf ihn zuflog und er sie ansah, da kam der Drache in ihm hoch. Wie ein Falke hatte er sie anvisiert und nutzte seine Chance auf einen Angriff. Er holte mit dem Kopf aus und es kam einfach so aus ihm. Er spie einen Feuerball danach nach vorne. Und dieser verfehlte auch nicht sein Ziel. Furiae schrie und wurde an der rechten Schulter, dicht neben dem Kopf getroffen, so dass sie ablenken musste. Ihre eine Schwinge streifte den Drachen aber noch am Bauch, doch seine Schuppen waren zu hart und sie kam nicht damit durch. Das Feuer verkohlte ihre Federn an der Schulter und etwas den Flügel darunter. Ein Treffer, aber kein Schwerer. Caim war sehr überrascht dass Nier endlich mal Feuer gespuckt hatte und sah hinter sich seiner brennenden Schwester nach. Dabei sprach er: „Na wer hätte das gedacht? Vielleicht machen wir ja doch noch nen echten Drachen aus dir Nier.“ „Ist sie erledigt?“ Fragte Nier und Caim schüttelte den Kopf. Sah wie sie wieder aufhörte zu brennen und wieder auf sie zusteuerte. „Nein. Aber sie kommt mal wieder zurück!“ „Okay! Halt dich fest, ich wende!“ Und das tat er auch. Er machte eine Wende nach links von sich und Caim hielt sich mit einer Hand am Fell fest. Es war fast wie ein Pferd zu reiten, nur weiter oben in der Luft und so langsam…bekam er auch den Dreh raus. Er spürte wie der Drache sich unter ihm bewegte und wenn er sich wand, dann legte sich Caim einfach mit in die Kurve und unterbrach so nicht den Flow. Sie fingen schon bereits an wie eine Einheit zu fliegen. Und es war ein tolles Gefühl für beide. Nier hatte plötzlich keine Angst mehr abzustürzen, weil Caim ihm vertraute und Caim krallte sich nicht mehr an Nier, weil er spürte dass er besser flog. Sie profitierten von einander. Das nannte man eine Einheit. Sie stützten sich gegenseitig. Furiae krisch wieder und machte plötzlich in der Luft halt. Sie schwebte auf einer Stelle und beide sahen verwirrt zu ihr. „Was hat sie vor?“ Fragte Nier und Caim antwortete: „Nichts gutes, so viel steht fest.“ Und dann fing sie vor ihnen an ihre Tentakel aus dem Rücken nach vorne zu wenden, direkt über ihren Kopf und es schien als würde sie damit zielen. Doch als beide dies realisierten war es bereits zu spät gewesen. Dicke Stacheln schossen aus ihnen. Aus jedem Auswuchs kam einer, geformt aus geronnenem Blut und sie flogen so schnell das Nier kaum ausweichen konnte vor Schreck. Er wich zweien gerade so noch aus, einer verfehlte ihn komplett, aber der Dritte traf ihn in die rechte Schulter und grub sich durch die harte Haut. Nier schrie auf, aber behielt sich dennoch in der Luft mit aller Kraft. Caim erschrak als er das sah und fasste mutig mit beiden Händen den Stachel. Zögerte nicht eine Sekunde und zog ihn aus dem Fleisch. Warf ihn danach in die Tiefe unter ihnen. Nier blutete und Caim fragte lauter nach vorn: „Nier! Alles okay?!“ Der nickte und keuchte nur ganz kurz im Satz: „Ja…Alles okay! Das war aber verdammt knapp! Ich wusste nicht das sie das kann!“ „Ich auch nicht.“ Und Caim sah wieder vor. Was für ein…Ungeheurer hatten die Menschen aus ihr gemacht? Sie flog noch immer auf derselben Stelle und Nier nutzte das um auf sie zu schießen. Er spie weitere Feuerbälle und einige trafen sie sogar, so dass sie auf krisch und wieder schnell wegflatterte. Sie brannte und man sah ihr an dass sie schwächer wurde. Und es tat Caim weh. Er wusste das es besser und das Richtige war sie zu töten. Aber…aber das war auch seine Schwester dort. Sie war noch da drin, dass hatte er vorhin gemerkt. Aber war sie noch sie selbst, oder ein Sklave ihrer neuen Gestalt? So flog sie weiter im Kreis und Nier ihr nach. Sie fixierten sich mit ihren Blicken und jeder versuchte dem Anderen seinem Angriff zuvor zu kommen, wenn dieser einsetzten würde. Deshalb hatten sie sich genau im Blick. Sein Feuer machte genug Schaden bei ihr, aber es reichte einfach nicht. Dazu traf er sie zu wenig um ordentlich zu schaden. Und Caim wusste das es langsam mal enden sollte. Nier schien auch etwas schwächer zu werden, denn er flog etwas langsamer und weniger geschmeidig. Die Wunde machte ihm doch zu schaffen, auch wenn sie sich bereits regenerierte. Das schien auch Kraft zu kosten. Seine Regeneration war also nicht unfehlbar. Sie hatte auch ihre Macken. Es musste eine Lösung her…Und er wusste auch schon welche. So machte er etwas komplett Verrücktes. Er zog die Machete von seinem Bund und hielt sie in der rechten Hand, während er sich mit der Linken weiter im Fell festkrallte. Dann sprach er: „Ich hab nen Plan.“ Nier sah auf und lauschte. „Hm? Welchen?“ „Es kling komplett bescheuert und komplett verrückt aber du musst mir nun einfach vertrauen Nier. Wenn wir so weiter machen wirst auch du irgendwann keine Kraft mehr haben, daher müssen wir es drauf ankommen lassen.“ „Worauf ankommen lassen?“ Caim zögerte kurz und antwortete: „Lass sie kommen. Geh mit ihr direkt auf Kollisionskurs.“ Nier sah kurz zu ihm hinter und sprach erschrocken: „Was?! Aber damit bringe ich dich doch in Gefahr!“ „Du musst mir vertrauen Nier! Drossel dein Tempo und gewähre ihr sich wenden zu können. Wenn sie dann auf uns zufliegt, mach das Selbe und geh voll dagegen! Sobald du in sie geknallt bist, verkeilst du dich in ihr und ich gebe ihr den Rest!“ „Wie denn?! Nicht mal mein Feuer konnte sie bisher töten!“ Caim sah zu Furiae vor… „Sie war mal ein Mensch. Sie muss essen und trinken, was bedeutet sie hat einen Kreislauf und ein schlagendes Herz. Wenn ich nah genug an ihr dran bin, kann ich mit der Machete ihr Herz durchbohren!“ „Caim das ist Wahnsinn! Das ist zu gefährlich!“ „Es ist unsere einzige Chance! Du musst mir vertrauen!“ Es ging Nier nicht um das Vertrauen. Er vertraute ihm…aber er wollte nicht das Caim der Eine war der seine Schwester umbrachte. Das war eine Bürde die Nier ihm nicht aufbürden wollte. Er könnte Yonah auch nicht töten wenn es sie gewesen wäre. Doch er sah etwas in Caim seinen Augen, als er kurz zu ihm hinter sah…Es war Entschlossenheit. Dieser Mann war entschlossen seine Schwester zu Ruhe zu betten. Es war seine Aufgabe…weil er es verbockt hatte. So stimmte ihm der Drache wiederwillig mit einem Nicken zu und sprach: „Ich werde es noch bereuen auf einen Mann gehört zu haben der nicht mal Tod noch Teufel fürchtet.“ Caim grinste. Das nahm er definitiv als Kompliment entgegen. Und dennoch spürte er danach das Nier leicht zitterte im Flug. Er war sich unsicher und schien Angst zu haben. Doch das musste er nicht, denn es musste einfach klappen. Es würde klappen. Also schnaufte er und tat etwas Ungewöhnliches. Er ließ das Fell im Flug los und streichelte mit der freien Hand über die rechte Seite von Nier seinem Hals, der das sofort spürte und leicht erschrak. Was machte er da? Er…schenkte ihm Sicherheit? Streichelte er ihn deshalb? Es fühlte sich so schön an. Er genoss es. Und dann sprach Caim zu ihm dabei vor: „Es ist okay. Vertrau mir…Und jetzt hol sie dir!!“ Dann fasste er wieder das Fell und Nier drosselte wie auf Kommando sein Tempo. Er ließ Furiae etwas Abstand und sie konnte sich wenden. Schrie dabei und steuerte dann genau auf ihn zu. Sie wollte ihn rammen, das war perfekt und somit machte sich auch Nier bereit und gab Tempo nach vorne. Er brüllte ein wildes Drachengebrüll und war entschlossen zu gewinnen. Caim gab ihm den Mut und war bei ihm. Und kurz darauf krachte es. Sie prallten zusammen und beide Titanen krischen und brüllten dabei in der Luft. Caim konnte sich durch den Aufprall gerade noch halten und verzog den Mund dabei zu seinem Knurren. Der Druck war immens gewesen. Und dann sah er wie Nier sich neben Furiaes Kopf rechts in die Schulte verbiss. Blut spritze und seine Monsterschwester krisch dabei, fuchtelte mit ihren Flügeln und peitschte mit dem Schwanz gegen den des Drachen. Nier ging noch mehr auf Sicherheit und krallte sich mit seinem Krallen an den Füßen in die Bauchregion des Monsters. Hatte sie fest im Griff dadurch und weil keiner mehr mit den Flügeln schlug begann der freie Fall nach unten. Caim kletterte dabei etwas an Nier hoch und kam auf dessen linke Schulter. Er war auf der Höhe von Furiae ihrer Brust und sah sie noch mal an. Sah wie sie krisch und ihr unmenschliches Maul weit aufgerissen hatte. Allein dadurch wusste er…dass es das Richtige war. So biss er die Zähne traurig zusammen und holte mit der Machete aus. Und kurz danach glitt sie in die zarte Haut der Brust und verfehlte nicht ihr Ziel. Und dann wurde es still. Sie schrie nicht mehr, als hätte es ihr die Sprache verschlagen. Caim hörte ein Herz vor sich schlagen, das immer langsamer wurde. Sie starb. Er sah zu seiner Schwester, die den Blick zu ihm gewandt hatte und sprach mit leichten Tränen in seinen Augen zu ihr: „Es tut mit leid…Schwester.“ Kaum als die Klinge die Brust verlassen hatte und Nier keine Gegenwehr mehr spürte ließ er den Nacken und die Schulter in seinem Maul los. Es war vorbei…Doch dem war nicht so. Furiae holte mit dem Stachel ihres Schwanzes weit aus und rammte ihn noch mal mit aller Kraft in die untere linke Bauchseite des Drachen, der dann brüllte. Und somit löste er sich komplett von ihr und sie fiel. Nier hielt sich noch schwach in der Luft und sah unter sich. Genau wie Caim. Sie sahen wie der Engel vom Himmel viel und einfach nichts mehr tat. Langsam aber sicher sich dem Boden näherte. Bis es einen gewaltigen Schlag gab und sie auf einem Arbeitskran der Baustelle nebendran donnerte. Der Druck riss diesen auch noch nach unten und er stürze mit ihr zusammen nieder. Ein Donnern als beide auf dem Boden ankamen und das nicht weit weg von Inuart und Leonard. Die auch erschrocken hinsahen. Es war vorbei. Sie hatten gewonnen. Der Alptraum war zu Ende. Die ganze Zeit hatten die zwei Junges von unten den Luftkampf beobachtet hatten und nun sahen sie den Kadaver, der wenige Meter auf einem Geröllhaufen lag. Er regte sich nicht mehr. Und Nier schwebte noch mit den Flügeln auf derselben Stelle. Bis er merkte das er schwächer wurde und ebenfalls anfing langsam zu sinken. Da er nicht wusste wie man im Tempo landete machte er das eben so und glitt nach unten. Caim sah zu der Seite des Drachen links von sich. Er sah die Wunde und das Blut. Sie hatte ihn noch böse erwischt beim Abgang. So das er zu dem Kopf sah und fragte: „Geht es?“ Nier nickte schwach und sprach: „Wenn ich am Boden bin…geht es mir bestimmt besser…Das war genug Fliegen für eine Woche.“ Caim musste bei der Antwort schmunzeln. Er war…unglaublich stolz auf Nier. So stolz wie noch nie zuvor. Heute hatte er mehrmals gezeigt, dass ein Drache in ihm schlummerte. Und ein verdammt zäher und hübscher noch dazu. Einer der das Herz am rechten Fleck hatte. Und so wie er nun war, verglich Caim ihn mit den Drachen aus den alten Büchern und Märchen. Ein Kämpfer und ein Beschützer. Es gab nicht mehr viel Unterschied… Und endlich landete Nier nicht weit weg von dem Kadaver neben dem Geröllhaufen. Caim stieg ab und war noch nie so froh wieder Boden unter den Füßen zu haben wie in dem Moment. Er warf die Klinge neben sich auf den Boden und sah auch schon wie Inuart und Leonard zu ihnen gerannt kamen. Inuart steckte die Waffe auf den Rücken und drückte Caim erst mal fest. War so froh ihn zu sehen. Dann ließ er wieder ab und sprach: „Geht es dir gut alter?“ Caim nickte und nahm die Ohrstöpsel raus. Warf sie weg denn sie wurden nicht mehr gebraucht. „Wäre eng geworden wenn es noch ein Monster von der Sorte gäbe.“ Kam es lässig und Inuart wusste dadurch das alles okay war. Leonard dagegen sah zu Nier in seiner Drachengestalt hoch und der zu ihm runter. Noch atmete er schwer wegen der Wunde, aber sie heilte bereits wieder ab. Und kurz darauf ging der Blonde auf die Knie, faltete die Hände, senkte sein Haupt und fing an zu beten. Er betete den Drachen vor sich an und Nier schüttelte nur den Kopf, sprach dann per Telepathie zu ihm: „Das ist nicht nötig. Ich bin kein heiliger Drache oder so.“ Leonard sah bei der Stimme verwirrt zu ihm auf und wurde dann Zeuge wie Nier sich im hellen Licht wieder in seine menschliche Gestalt zurückverwandelte. Es stand wieder der zarte Junge vor ihm, dem er das Leben gerettet hatte und lächelte ihn an. Seine Kleidung war wieder ganz und seine Wunden verheilt. Dennoch stand er etwas schlaffer da und hielt sich die vorher noch gestochene Wunde am Bauch mit einer Hand. Dann sprach er: „Ich bin nur ein Junge. Mehr nicht.“ Doch Leonard sah ihn glücklich an und fing wieder an zu beten. Weinte sogar dabei. Ein Traum von ihm war in Erfüllung gegangen…Er durfte einen Drachen sehen. Und er hatte ihn sogar gerettet. Die Legenden waren wahr. Er hatte nie daran gezweifelt und immer gehofft. Doch etwas rüttelte hinter ihnen im Geröll und alle sahen erschrocken hin. Caim fasste sich sofort wieder die Machete vom Boden und stellte sich schützend vor alle. Nier war direkt hinter ihm. Und dann lief der Braunhaarige nach vorne. Dicht gefolgt von seinem Drachen. Inuart blieb bei Leonard und zückte auch wieder die Waffe. Er traute sich nicht an die Bestie ran…und vielleicht war es auch besser so. Denn so würde er niemals die traurige Wahrheit erfahren. Caim und Nier kamen nebeneinander bei Furiae an, die am Boden und auf dem Bauch lag. Sie sah zu ihnen hoch und man merkte das sie am sterben war. Ihr Herz schlug sehr langsam und es wurde immer weniger. Caim musste sich die Tränen unterdrücken und sah sie nur an. Sie hatte das nicht verdient. So legte er die Klinge auf den Boden und kam an ihren Kopf. Kniete sich hin und strich ihr über den Pony und die Stirn. Sah sie traurig dabei an und sie öffnete die Augen und sah zu ihm hoch. Zum ersten Mal sah sie nicht wirr mit den Augen. Sie war klar im Kopf. Sie sah ihn an. Und dann sprach der Ältere zu seiner kleinen Schwester: „Ich wusste das du es bist…Es tut mir leid Schwester. Ich wollte dir immer sagen wie sehr es mir leid tut dass ich an dem Tag nicht bei dir war. Du hast das alles nicht verdient. Aber nun ist es okay. Du kannst ruhen. Du kannst den Frieden finden den du verdient hast kleine Schwester. Aber ich kann noch nicht folgen. Ich…ich habe hier noch Menschen die mich brauchen.“ Nier sah ihm in den Rücken und verzog auch das Gesicht traurig. Und er wollte Caim das nicht alleine durchstehen lassen, also kam er links neben ihn und kniete sich an auch den großen Kopf von Furiae. Er lächelte zu ihr runter und sprach sanft: „Ich passe auf ihn auf. Das verspreche ich dir. Du kannst gehen Furiae.“ Sie sah doch tatsächlich kurz zu ihm rüber und dann wieder zu ihrem Bruder…der weinte. Zum ersten Mal sah sie ihren Bruder weinen. Und so auch Nier, der selber die Tränen nicht mehr halten konnte bei dem Anblick. Doch Caim strich weiter über ihre Stirn. Er blieb bei ihr, bis sie gegangen war. Das war alles was er noch für sie tun konnte. Ihr Geborgenheit geben und sich verabschieden. Und sie sah ihn weiter an. Erinnerte sich an alles was sie mit ihm erlebt hatte. Sah ihr Leben an ihr vorbei ziehen. Und all das Glück was sie durch ihn erlebt hatte. Sie sah ihn als Kind zu ihr lachen… Und dann hob sie leicht ihren linken Flügel und näher an ihren Bruder dran. Offenbarte ihm etwas was er nicht gesehen hatte. Was sie ihm schenken wollte. Und er sah eine weiße Blume zwischen ihren Federn stecken, welche er langsam annahm und verwirrt ansah. Er kannte diese Blume nicht. Aber er wusste was sie bedeutete. Es war wie in ihrer Kindheit. Sie war gefallen. Aber dieses Mal reichte sie ihm eine Blume und nicht er ihr. Er weinte einfach weiter und sah zu ihr runter. Die unnatürliche Blume in der Hand und hörte wie ihr Herz aufhörte zu schlagen. Und dann war es vorbei. Sie war weg. Sie war frei. Und sie war glücklicher als je zuvor. Ihrem Bruder würde es gut gehen…Denn er hatte einen wundervollen Partner gefunden. Caim konnte den Schmerz nicht beschreiben der sein Herz gerade zerriss und er weinte einfach nur noch und kniete dort elendig im Dreck. Er konnte es nicht stoppen. Und Nier sah ihn an. Es tat ihm so weh ihn so zu sehen und er wusste nicht wie es ihm nun gehen musste. Aber er wusste was er zu tun hatte und was ihn vielleicht aufmuntern würde. So fasste er sanft mit der rechten Hand nach der Blume in Caim seinen Händen und zog diese sacht heraus. Was den Älteren weckte und er links zu Nier sah…gerade noch rechtzeitig als dieser ihm die Blume sacht ins Haar steckte und sanft lächelte. Traurig lächelte und zu dem erstarrten Caim sprach: „Sie hat dich geliebt. Selbst als Monster hast sie dich noch erkannt und geliebt. Aber es ist okay. Nicht nur sie ist nun frei…sondern auch du. Du bist frei Caim…“ Er war frei von seiner Last und sah Nier nur an. Dieser Junge…ohne ihn wäre alles nicht passiert. Ohne ihn wäre er nie in diese Schlucht gefallen, hätte nie Leonard getroffen und wäre nie seiner Monsterschwester über den Weg gelaufen. Und er…war noch nie dankbarer dafür in seinem Leben gewesen. So schnellte er vor und umarmte Nier, der einfach nur erschrocken da saß und dann auch gleich die Augen schloss und sich zurück an ihn drückte. Ihm dabei über den Rücken rieb. Und Caim wusste was er zu sagen hatte. Es war schon lange überfällig. So sprach er, während sich neben ihnen der Körper seiner toten Schwester in Asche auflöste, Worte die Nier niemals vergessen würde und tief in sein Herz schloss. „Ich danke dir…Nier.“ Denn ohne ihn…hätte er niemals die ungewöhnliche Gelegenheit bekommen sich bei seiner Schwester entschuldigen zu können. Und er hätte sich niemals von den Ketten reißen können, die sein Herz umschlossen hatten. Nach Jahren…konnte Caim endlich wieder frei atmen und bekam Luft. Und das hatte er nur diesem Jungen zu verdanken, der so anders war als alle anderen. Und den er… sehr zu schätzen gelernt hatte. Zum ersten Mal…war er froh Nier bei sich zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)